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Eine Frage des Vertrauens
„Du kommst mir wie gerufen“ rief Cobryn quer über den Burghof und winkte, Ulrich, der auf dem Weg in die Stadt war brauchte einen Moment, bis er begriff das er gemeint war, „liegt was an“ fragte der Ritter direkt, er wusste das der Hauptmann, kein Mann umschweifender Worte war. „Das kannst du wohl laut sagen“ brummte dieser während er sein Büro betrat, „in der Stadt geht irgendwas vor sich..., die Leute spielen verrückt, die prügeln sich wegen jeder Kleinigkeit, wie die kleinen Kinder.“ „Na, dann lass sie doch“ meinte Ulrich scherzhaft, „die beruhigen sich schon wieder“. „von wegen, das hatte ich auch gedacht“ warf Cobryn ein, aber er werden immer mehr..., gestern hatten wir sogar drei Messerstechereien, die Sache ist ernster als es sich anhört“. „Verstehe, deshalb auch die vielen Wachen im Einsatz, richtig?“, „ja, aber das nutzt nicht viel“ meinte Cobryn, „die Zwischenfälle häufen sich, wenn das so weitergeht, dann ist der Kerker bald überfüllt, wir müssen etwas unternehmen“.
„Und was? fragte der Ritter, „du kennst dich doch im Hafenviertel ein wenig aus, sieh dich da mal um, dort scheint die Ursache des Übels zu sein. Ich vermute, das dort Drogen umgeschlagen werden, anders kann ich mir das nicht erklären, das die Menschen sich plötzlich so merkwürdig verhalten. „Hm“ murmelte Ulrich und kraulte sich nachdenklich seinen Bart, „klingt irgendwie logisch, ich werde sehen was ich tun kann..., gibt es sonst noch was?“ „Ich weiß nicht ob es stimmt, aber den Gerüchten zur Folge soll schon seit längerem ein verwirrter Mann durch die Stadt irren“, „und“ warf Ulrich ein, „es soll ein Paladin sein..., also einer von uns“. Ulrich nickte, „auch darum werde ich mich kümmern“, „sei vorsichtig“ gab Cobryn dem Ritter mit auf den Weg, der sich umgehend um die Angelegtheit kümmern wollte, nur kurz seine Unterkunft aufsuchte, um seinen Einhänder an sich zu nehmen, den er jedoch so gut wie möglich unter seinem Umhang verbarg.
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In der Tat war die allgemeine Stimmung im Hafenviertel eine andere als sonst, Ulrich könnte nicht erklären was es war, irgendwie schienen die Menschen verändert. Kaum Jemand der einen frohgelaunten Eindruck machte, am Wetter konnte dies nicht liegen, so schlecht war es ja nun auch wieder nicht. Anfangs dachte der Ritter er hätte eine falsche Wahrnehmung, diese Möglichkeit zog er als erstes in Betracht, schließlich hatte er kaum Zeit sich von der anstrengenden Mission zu erholen, war von den Eindrücken sicherlich noch beeinflusst. Deshalb sprach er einige Wachen und ihm bekannte Bürger an, sie alle bestätigten seinen Eindruck, selbst der olle Sunder machte sich schon Sorgen, konnte jedoch keine Auskunft darüber geben, woran das liegen könnte. Von Drogen hatte er nichts gehört, er war sich ziemlich sicher, das er der Erste wäre, der davon erfahren würde und meinte das dennoch weitere Nachforschungen anstellen würde. So war es nicht verwunderlich, das die Befragungen vieler Bürger zu keinem Ergebnis führte, Niemand wusste etwas oder hatte irgendwas gesehen, nur das etwas merkwürdiges vor sich ging, das bestätigten alle auf die ein oder andere Weise. Das Wort Wahnsinn wurde oft genannt, Sätze wie, „der ist wahnsinnig geworden“, die sind dem Wahnsinn verfallen“. Früher oder später werden alle wahnsinnig“ hörte der Ritter mehr als einmal. Ein Hinweis?, wenn ja worauf?..., vielleicht eine Krankheit, gar eine Seuche?, Ulrich wusste mit alldem nicht viel anzufangen, er gab den Wachsoldaten einige Anweisungen, danach wollte er zur Burg gehen und sich mit Cobryn beraten.
Auf halbem Wege fiel Ulrich eine Gestalt ins Auge, ein Mann in einer Rüstung, der sich mehrmals im Kreis drehte, der Ritter mutmaßte, das dieses merkwürdige Verhalten eine Art Übung sei, eine innere Stimme sagte ihm, das er das Schauspiel weiterverfolgen solle. Plötzlich stieß der Mann irgendwelche Laute aus, es hörte sich an, als wolle er ein Tier imitieren. Je länger der Ritter das Treiben beobachtete, umso suspekter wurde ihm das Ganze, sollte das der verwirrte Paladin sein, von dem Cobryn sprach?, vorsichtig näherte Ulrich sich der auffälligen Person, die ihm fremd war, zugleich bekannt vorkam – verwirrend, spielten seine Sinne verrückt? Der Mann trug einen verfilzten Bart, die Haare zerzaust, er machte den Eindruck, als wenn das letzte Bad schon eine kleine Ewigkeit her sein musste, würde der Kerl keine Rüstung tragen, dann würde die Erscheinung zu einem bettelnden Landstreicher passen. Es dauerte eine Weile, bis Ulrich sich sicher war den Mann tatsächlich zu kennen, bei Tageslicht wäre es wohlmöglich schneller gegangen, „Uncle, bist du es?“ weniger eine Frage, als eine Anrede, was hätte er sonst sagen sollen?
„Wer da? brüllte der Paladin, riß anschließend den Kopf herum und starrte den Ritter mit weitaufgerissenen Augen an, „ich bin’s, erkennst du mich nicht?“,...einige Augenblicke vergingen..., „ein Dämon“ schrie Uncle, riß sein Schwert aus der Scheide und stürmte auf Ulrich zu. „Laß den Blödsinn“ mehr konnte der Ritter nicht entgegnen bevor er der ersten Attacke ausweichen musste, Uncle-Bin schien von Sinnen, da würde gut zureden nicht viel helfen, das war Ulrich gleich klar. „Alarm“ rief Ulrich bevor er seine Waffe blankzog und versuchte den Paladin so gut es ging zu beschäftigen, zum Glück dauerte es nicht lange, bis einige Soldaten zur Hilfe eilten. Mit vereinten Kräften gelang es den tobenden Paladin zu überwältigen und zu fesseln, ein trauriger Anblick, Ulrich fühlte sich in diesem Moment garnicht wohl. Auf dem Weg zum Kerker redete Uncle wirres Zeug, von einem Kelch war die Rede, der nicht nur über ihn Verderben bringen würde, sondern über die ganze Menschheit, der Ritter hakte mehrmals nach, doch viel war aus dem Paladin nicht rauszuholen. Ein fliegendes Ungeheuer soll einen Kelch über die Stadt abgeworfen haben, den Uncle an sich nahm, später allerdings verkaufte, eine sehr fragwürdige Geschichte, Ulrich wusste nicht was er davon halten sollte, sie klang alles andere als glaubwürdig.
Andererseits passte es wunderbar ins Bild, das ein ehrenwerter Paladin sich genauso komisch, eigentlich noch schlimmer verhielt als die Anderen, vielleicht stimmte es, was Uncle erzählte. Der Ritter hatte inzwischen schon soviel Merkwürdiges erlebt, gerade was Magisches anbetraf, insofern konnte er sich schon einiges ausmalen, dies überstieg allerdings seine Vorstellungskraft. Das was im Hafenviertel vor sich ging war jedenfalls auch nicht normal, ebenso das Uncle sich dermaßen verändert hatte, das konnte nur etwas schwerwiegendes sein, was auch immer es war. Die Mutmaßung das Drogen im Spiel seien hatte sich nicht bestätigt, also warum nicht nach irgendeinem Kelch suchen?, besser als tatenlos rumzustehen. Gleich Morgen würde Ulrich sich ein paar Männer schnappen und das ganze Hafenviertel auf den Kopf stellen, selbst auf die Gefahr sich lächerlich zu machen, doch er wollte nichts unversucht lassen um diesem Mysterium auf die Spur zu kommen – wenn es denn eins gab.
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Alles hat mit diesem verdammten Kelch angefangen. Seit er ihn verkauft hatte, war alles anders. Uncle konnte die wahre Natur der Menschen erkennen und ihr innerstes kehrte nach außen. Der edelste Ritter schien nun wie eine Gestalt aus der Vorhölle, umwabert von schwarzen Flammen, die nach ihm griffen, sobald er sich näherte.
In den ersten Tagen und Wochen hatten Panik und Angst sein Handeln bestimmt. Ihn zu den abgelegen Orten in Vengard getrieben, wo er sich gleich einer Schabe verkrochen hatte. Dann aber hatte sein Verstand zu begreifen begonnen. Dies alles ist ein Zeichen Innos! Wer sonst als der edelste aller Paladine konnte die Wurzeln Beliars aus den Menschen vertreiben? So hatte seine Mission nicht klarer sein können.
Jetzt saß er im Kerker Vengards und durfte durch ein vergittertes Fenster, das kaum genug Platz bot, um eine Hand heraus zu stecken. Doch was Fleisch nicht überwinden konnte, dass wurde von Licht durchbrochen. Ein kleiner Lichtstrahl erleuchtete seine Zelle und wies ihm den gerechten Platz für das Gebet.
Ohne Hilfe werde ich diesen Ort nicht verlassen können. Innos, schick deinem Diener ein Zeichen damit ich dir wider dienen kann. Seine Lage hätte schlimmer kaum sein können. An jedem Ort hätte der Paladin mehr erreichen können, als im Kerker der Stadt zwischen Dieben, Mördern und anderem Gesocks. Womöglich würde es notwendig sein, sich scheinbar auf die Besessenen einzulassen, um in Freiheit seine Ziele verfolgen zu können. Wie viele Gefangene hatte er um Freiheit betteln hören? Unzählige. Wie viele hatten es geschafft? Die wenigsten, die gewitzten, die Könige der Heuchler!
Seine Gedanken wurden unterbrochen als ein Wärter eine Holzschüssel mit undefinierbarem Brei vor seine Füße warf, sodass sich die eine Hälfte auf dem Boden ergoss und die andere nicht nur unappetitlich, sondern auch nach einer verdammt kleinen Portion aussah. Uncle nahm es ohne zu murren hin. Seine Stunde würde kommen.
So beendete er sein Gebet und wandte sich dem Fraß zu. War mit Gift zu rechnen? Uncle traute jedem inzwischen alles zu und war so vorsichtig wie nie zuvor. Im Glauben an die Kraft seiner Gesundheit hatte er in der Nacht eine Ratte gefangen. In Hafenstädten wimmelte es von ihnen und jeder wusste, dass ein Rattenbiss den Pockentod bringen konnte.
Jetzt durfte die Ratte sich an seinem Brei genüglich tun. Die Viecher konnten Gift riechen und weigerten sich dann vehement auch nur in die Nähe von dem Teufelszeug zu kommen. Dieses Exemplar machte keine Anstalten und gab damit erste Entwarnung. Das Überleben der Ratte in der nächsten Stunde würde darüber entscheiden, ob Uncle den Brei aß oder nicht.
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Gleich in den frühen Morgenstunden hatte Ulrich versucht von Uncle-Bin weitere Informationen zu bekommen, aber es war kaum ein sinnvolles Wort aus dem Paladin herauszubekommen. Es blieb dabei, ein magischer Kelch, oder was immer auch an dem Gefäß so besonderes sein sollte, war im Umlauf, das war alles was der Ritter anschließend wusste. Cobryn konnte sich ebenfalls keinen Reim darauf machen, hielt die Durchkämmung des Hafenviertels für eine gute Idee, allein schon aus dem Grund, das durch die Präsenz der Soldaten etwas Ruhe einkehren würde. Mit etwa einem Dutzend Männer marschierte der Ritter daraufhin ins Hafenviertel, Auftrag, wenn man es so nennen wollte, einen ominösen Kelch finden – anders konnte man es nicht bezeichnen. Ulrich machte sich keine weiteren Gedanken über Sinn oder Unsinn dieses Vorhabens, sondern konzentrierte sich von nun an, auf die Suche, am Besten wäre es wohl systematisch vorzugehen, so sein Gedanke. Er gab den Männern einige Anweisungen, speziell worauf sie achten sollten, denn eine Beschreibung des Kelches gab es nicht, also musste das Augenmerk auf irgendwelche Besonderheiten gelegt werden – mehr konnte er ihnen nicht mit auf den Weg geben. Besonders motiviert sahen die Kameraden nicht aus, als sie sich in Zweiergruppen in Bewegung setzten, wer wollte es ihnen verdenken, Ulrich kam sich selbst etwas blöd vor, als er den nächstbesten Bürger auf einem außergewöhnlichen Kelch ansprach. Der Mann quittierte die Frage mit verständnislosem Schulterzucken, nicht gerade ein guter Start, aber davon wollte sich der Ritter nicht gleich beeindrucken lassen.
Nach einigen Stunden ergebnisloser Befragungen hatte er dann doch die ersten Zweifel, ob das Ganze überhaupt Sinn machen würde, die anderen Soldaten hatten ebenfalls noch keine Hinweise erhalten, zumindest nichts, mit dem sich etwas anfangen ließ – Niemand wusste etwas. Fast automatisch zog es Ulrich in Sunders Stammkneipe, einerseits um sich etwas aufzuwärmen, andererseits könne es nicht schaden den alten Seebären zu befragen, schließlich kannte der Bursche das Viertel wie kaum ein anderer. Der Zufall wollte es, das Sunder ihm fast in die Arme lief, ohne Umschweife kam Ulrich gleich zur Sache, „du weißt nicht zufällig was von einem besonderen Kelch, oder?“ „Wat meinste denn damit, willste wat schönes kaufen?..., da jibbet oben in der Stadt bestimmt bessere Sachen“, „nein, ich will nichts kaufen, ich suche..., wie soll ich es erklären..., na eben was besonderes, du weißt schon“. Sunder runzelte die Stirn, „ne, weiß isch nit, du musst schon wat deutlischer werden“, „Schmugglerware, ein Artefakt, das Ding soll magische Kräfte besitzen..., keine Ahnung wonach ich suche“. Der Seebär grinste breit, „magische Kräfte?...und sonst jeht et dir jut“ Ulrich quittierte diese Aussage mit einem giftigen Blick, „schon jut, brauchst disch nit aufrejen“. Sunder schien zu überlegen..., „hm, mit wat magischem kann isch nit dienen, aber isch kann dir sagen wer hier im Hafenviertel mit allem möglischem handelt, besonders mit Hehlerware..., aber dat haste nit von mir, ist dat klar?“ „Ich gebe dir mein Wort“, das genügte um Sunder zu überzeugen, der anschließend bereitwillig Auskunft gab, wo dieser Trödler wie er ihn nannte zu finden sei. Mit frischem Mute machte sich Ulrich wieder an die Arbeit, sammelte unterwegs sicherheitshalber ein paar Kameraden ein, wer weiß was sie erwarten würde.
Wie vermutet führte sie Sunders Beschreibung in die dunkelste Gegend des Hafenviertels, argwöhnisch wurde der Trupp von den zwielichtigen Gestalten, die hier vermehrt anzutreffen waren, beobachtet. Die Atmosphäre gespenstisch, bei Dunkelheit sollte sich hier kein Soldat alleine blicken lassen, die kalten und abweisenden Minen verrieten, das diese Bewohner wohl nicht zu den Königstreuen zählten – doch das sollte in diesem Moment nicht interessieren. „Hier muß es sein“ brummte Ulrich, eine Hütte, die man nicht unbedingt als vornehme Behausung bezeichnen konnte, ein Türklopfer war nicht vorhanden, deshalb hämmerte der Ritter mit der Faust gegen die Türe, nichts rührte sich. Ein weiterer Versuch..., nichts, „sofort aufmachen“ rief Ulrich..., keine Reaktion, das wurde ihm zu bunt, mit einem kräftigen Tritt verschaffte er sich gewaltsam Zugang zu der Hütte. Ein merkwürdig süßlich, ekeliger Geruch, stieß ihm entgegen, er kannte ihn, der Beginn von Verwesung, die Ursache war schnell gefunden, im hinteren Zimmer lag ein Mann auf dem Boden, um ihn herum eine Blutlache. Ein Dolch steckte in seinem Hals umklammert von seiner linken Hand, sah so aus, als hätte er sich selbst das Leben genommen. In der rechten Hand hielt der Mann einen Kelch, seltsam, sollte das der Gegenstand sein, nachdem sie suchten?, vorsichtig näherte sich der Ritter und schaute sich das Ding von allen Seiten an. Etwas besonderes war im ersten Moment nicht zu sehen, doch irgendetwas stimmte hier nicht..., „hörst du das auch“ fragte der Ritter einen der Kameraden. „Ja..., ein leises Surren“, aufmerksam horchte Ulrich in aller Richtungen, „es ist dieses Ding, das macht so merkwürdige Geräusche“, „und nun“ fragte Jemand aus der Runde. „Keine Ahnung“ meinte der Ritter, der kurz darauf zusammenzuckte, weil der Kelch, den der Tote in der Hand hielt, plötzlich über den Boden rollte, „am Besten machen wir kurzen Proßess“. Die Sache war Ulrich nicht geheuer, blitzschnell zog er sein Schwert und schlug auf den Pokal ein, mit der festen Absicht das Ding in Tausend Stücke zu zerlegen. Was nach einigen Hieben blieb, war die Erkenntnis, das sein Schwert einige Scharten hatte, der Kelch keinen Kratzer abbekam, stattdessen wurde das Surren lauter.
„Verdammt“ fluchte Ulrich, „das geht nicht mit rechten Dingen zu..., raus hier, wer weiß was das ist“, das ließen sich die Kameraden nicht zweimal sagen und stürmten los, gerade so, als wären sie auf der Flucht. Es dauerte einige Augenblicke bis der Ritter sich wieder gefasst hatte und halbwegs klar denken konnte, das muss sich ein Magier ansehen kam es ihm bald in den Sinn. „Du läufst zum Tempelviertel und suchst einen Magier..., aber nicht einen Novizen oder so was, am besten gleich einen Priester..., sag es ginge um Leben und Tod falls man dir keinen Glauben schenkt“. Der Soldat nickte und rannte los, was sollte der Ritter noch tun?..., absperren.., ja, absperren, keine schlechte Idee... „Du rennst zur Burg und forderst Verstärkung, wie du das machst ist mir egal..., schau, das du einige Ordensbrüder bewegt kriegst, vielleicht wissen die was zu tun ist“. Mehr wollte Ulrich nicht einfallen und hoffte, das er die richtigen Entscheidungen getroffen hatte.
Geändert von Sir Ulrich (23.11.2007 um 15:17 Uhr)
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Angenehm warme Luft umhüllte Andreas Hände und einen Teil seiner Arme. Die Blase aus warmer Luft bildete einen starken Kontrast zu den eher kühlen Temperaturen, die im restlichen Zimmer herrschten. Während er mit entspannter Miene dasaß, vergrößerte sich die Blase aus warmer Luft immer weiter und begann schließlich ihre kugelförmige Form zu verlieren und sich immer mehr in die Länge zu ziehen. Nach einer Weile umfasste die Blase sowohl seine Arme als auch die Arme von Eila, die ihrem Lehrmeister gegenübersaß und mit konzentrierten Miene auf die Luft zwischen ihnen starrte. Schließlich kühlte die Luft um die Arme der beiden Diener Innos ab und erreichte schließlich dieselbe Temperatur wie der restliche Raum. Ohne seine Arme zurückzuziehen oder Eilas Hände loszulassen, lächelte Andreas seine Schülerin an.
Nun das war doch schon einmal ein recht guter Versuch. Wie du siehst hast du die nötige Kontrolle über den Zauber. Die theoretischen Voraussetzungen sind also schon gegeben. Was dir noch fehlt ist die notwendige Ausdauer. Da du dich mit dem Schwertkampf auskennst, weist du, dass du deine Ausdauer nur verbessern kannst, wenn du weiterübst.
Der junge Priester unterbrach seine Ausführungen und wartete kurze Zeit auf mögliche Nachfragen seiner Schülerin. Als Eila jedoch keine Anstalten machte eine Frage zu stellen, nickte er ihr aufmunternd zu.
Nun gut. Dann lass es uns noch einmal probieren. Wie gerade werde ich auch dieses Mal die notwendige Kraft beisteuern. Du kannst die wieder ganz darauf konzentrieren den Zauber zu wirken.
Wie beim ersten Mal schloss Andreas die Augen und wartete bis die junge Novizin begann den Zauber zu wirken. Dann kanalisierte er selbst ein wenig Magie und leitete diese Kraft in den Zauber seiner Schülerin. Wie zuvor breitete die Blase sich aus. Bevor Eila jedoch damit begann die Blase zu verformen ertönte ein lautes Klopfen und Eila verlor die Kontrolle über den Zauber, da sie sich auf den neuen Besucher konzentrierte. Unwillig öffnete Andreas sein Augen und richtete sein Augenmerk auf den neuen Besucher.
In der Tür stand ein Mann in der Rüstung eines Ritters. Der hochrote Kopf und der schwergehende Atem waren eindeutige Anzeichen dafür, dass der Mann anscheinend eine längere Strecke recht schnell zurückgelegt hatte. Hinter dem Ritter konnte Andreas einen Adepten erkennen, der sich mit Müh und Not an dem Ritter vorbeiquetschte und sich hastig vor Andreas verneigte.
Es tut mir sehr leid Meister, aber er ließ sich nicht aufhalten.
Der junge Priester nickte nur unwillig und gab dem Adepten mit einem Blick zu verstehen, dass er gehen konnte. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ritter, der sich in er Zwischenzeit anscheinend wieder ein wenig erholt hatte
Innos zum Gruß. Was kann ich für dich tun?
Verzeiht die Störung, aber ihr müsst dringend mit mir kommen. Es geht um Leben oder Tod.
Hastig sprudelten die Worte aus dem Mund des Ritters und Andreas nickte knapp. Mit so etwas hatte er fast schon gerechnet. Schließlich verlangte sonst nur selten jemand so stürmisch Einlass. Zuerst wollte der junge Priester ablehnen, bevor er sich an seine Pflicht erinnerte. Wahrscheinlich brauchte jemand dringend die Hilfe eines Heilers und schließlich hatte er Elendium versprochen ein Auge auf das Krankenquartier zu haben. Trotzdem löste er seine Hände nur zögerlich von denen seiner Schülerin und nickte dem Ritter zu.
Nun gut ich komme. Geht voraus.
Trotz der Rüstung stürmte der Ritter mit schnellen Schritten voraus und ließ dem jungen Priester kaum die Gelegenheit zu ihm aufzuschließen.
Und wohin gehen wir?
Ins Hafenviertel. Dort ist irgendetwas merkwürdiges. Ich weiß auch nicht. Ich wurde geschickt um einen Priester zu holen.
Verständnislos blickte Andreas den Ritter an, legte dann jedoch einen Schritt zu. Der Ritter wusste anscheinend wirklich nichts genaueres, oder hatte wenigstens den Befehl nichts weiteres zu verraten.
Schweigend legten sie gemeinsam den Weg zu Hafenviertel zurück, wobei dem Priester auffiel, dass die Schritte des Ritters immer zögerlicher wurden. Was auch immer auf sie im Hafenviertel wartete jagte dem Ritter anscheinend Angst ein. Trotz der immer langsamer werdenden Schritte seines Gefährten erreichte Andreas endlich seinen Bestimmungsort. Eine Gruppe von Rittern stand in einer kleinen dunklen Gasse und sah dem Priester abwartend entgegen. Andreas trat auf die kleine Gruppe zu und sprach die Ritter und Gardisten an.
Innos zum Gruß. Ich bin Andreas Priester Innos.
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„Innos sei dank“ meldete sich Ulrich zu Wort, eigentlich wollte er das „Innos zum Gruße“ des Priesters wortgetreu erwidern, stattdessen kam wie von selbst die andere Formulierung über seine Lippen. Es war ihm fast peinlich, ließ es sich jedoch nicht anmerken, so hoffte er zumindest, „gut das ihr das seid, ihr seid schon unterrichtet? Der Priester schüttelte leicht den Kopf, „nun, wir sind uns schon mal begegnet, ihr erinnert euch, die Sache mit dem Weihrauch?, wieso der Ritter das ansprach wusste er selber nicht, es rutschte ihm einfach so heraus. Zu dämlich, das war ja nun alles andere als hilfreich oder informativ, der Priester nickte und schaute erwartungsvoll, während Ulrich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Es wollte ihn nicht recht gelingen, immer wieder lösten sich die zurechtgelegten Worte in Wohlgefallen auf, bevor er in der Lage war sie auszusprechen, war er etwas von plötzlich von Sinnen? Vielleicht hatte dieser Kelch was damit zu tun, sicher sogar, oder?, seit Ulrich ihn gesehen hatte ging es ihm irgendwie schlechter, das Atmen fiel ihm schwerer, Schwindelgefühle stellten sich ein, manchmal glaubte er, das jeden Moment seine Beine versagen würden. Alles nur Einbildung, versuchte der Ritter sich selbst zu beruhigen, gut möglich, das er sich da einfach nur in etwas hineingesteigert hatte, die Anstrengung der letzten Tage steckte ihm zudem noch in den Knochen, schließlich war er nicht mehr der Jüngste. Das wird es sein, hatte Ulrich gerade im Kopf, als ein dezentes Räuspern seine zugegeben etwas wirren Gedanken unterbrach, der Ritter schüttelte kurz den Kopf, bevor er erneut ansetzte.
„Öhm, Sir Andreas..., Meister, ach ihr wisst schon was ich meine“ stotterte Ulrich los, legte gleich wieder eine Pause ein, die er dazu nutzte eine wegwerfende Handbewegung zu machen, er war über sich selbst verärgert, weil er die einfachsten Sätze nicht rausbrachte. „Letzter Versuch“ seufzte der Ritter und holte tief Luft, „da drin liegt ein Kelch“ Ulrich stockte... „und weiter?“ sagte Andreas, der aussah, als würde er langsam ungeduldig. „Mit dem stimmt etwas nicht..., ihr solltet euch das Ding mal ansehen..., ganz schlechte Aura..., ganz schlecht“, erneut musste Ulrich seinen Kopf schütteln, damit er nicht vom Thema abwich. „Ich weiß nicht was da nicht stimmt, das Ding summt und surrt..., ein Paladin will ihn gefunden haben, aber nun liegt er hier“, Andreas schaute skeptisch. „Nein nicht der Paladin, der Kelch..., schaut einfach nach und sagt was ihr davon haltet“, Ulrich sah ein, das es wenig Sinn machte weiterzureden und beließ es dabei, in der Hoffnung, das der Priester irgendetwas mit seinem ausgesprochenem Wirrwarr anfangen konnte.
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Feuchter Dreck begann die sonst herrlich schwarzen Lederstiefel rundum zu bedecken, und einzelne schmutzige Wasserspritzer erreichten auch die Beinschienen aus Feinstahl, als Iwein angewidert durch die tiefen Pfützen schlurfte, die sich überall entlang der Gassen des Hafenviertels gleichermaßen aus geschmolzenem Schnee wie aus dem stinkenden Abwasser, für das es hier unten nicht einmal eine Gosse gab, gebildet hatten. Es war sinnlos, ihnen allen ausweichen zu wollen, und der Paladin hatte es eilig. Während sich jetzt immer mehr jener charakteristischen Gerüche des Elendsviertels miteinander vermengten und in Iweins Nase drängten, bemühte sich der Soldat, klare Gedanken zu fassen.
Ulrich unterstützen. Auf Waffeneinsatz vorbereiten.
Die Sinne des Paladins schärften sich, je mehr er sich dem beschriebenen Ziel näherte. Es lag wahrlich in der schwärzesten und schmierigsten Ecke der ganzen Stadt, weit abseits der Laternen und der üblichen Patrouillen. Iwein ließ seine Hand jetzt gar nicht mehr vom Schwertgriff und zuckte bei jedem noch so kleinen Schattenspiel zusammen. Und immer wieder überprüfte er den Sitz seines Helmes und seiner schweren Rüstung, die er vollständig trug. Warum nur war er in letzter Zeit so ängstlich geworden, verdammt? Es hatte auf der Reise nach Varant begonnen, auf der Suche nach einem weiteren der Feuerkelche. Er hatte diese für ihn recht untypische Furcht auf die Begegnung mit den Untoten geschoben, doch zu seinem Unbehagen hatte sie sich seit der Rückkehr nach Vengard vor wenigen Tagen nur immer weiter verstärkt – völlig grundlos!
Fetzen eines Gesprächs ließen den Paladin aufhorchen. Da sprachen mehrere Männer, recht hastig und wirr. Doch mindestens eine Stimme kannte Iwein, und er lenkte seine Schritte zu ihrer Quelle. Da standen dann tatsächlich sein Kamerad Ulrich, einige Stadtgardisten und … der Priester Andreas! Alle hatten sie den Blick auf eine einzelne Hütte gerichtet – die mit Abstand die schiefste und hässliche Behausung im näheren Umkreis darstellte -, hielten sich aber gleichzeitig in sicherem Abstand zu selbiger. Iwein stellte sich möglichst unscheinbar hinzu und murmelte nur ein undeutliches Wort zur Begrüßung.
»N’abend.«
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Andreas blickte skeptisch zu der baufälligen Hütte, auf die Ulrich gezeigt hatte, hinüber. Er hatte nur wenig aus dem Gestammel des Ritters entnehmen können, doch zumindest war ihm klar geworden, dass Ulrich irgendetwas in der Hütte gesehen hatte, was ihm Unbehagen einflößte. Anscheinend war es ein Kelch, obwohl der junge Priester sich nicht gänzlich sicher war, was dieser Kelch nun mit der verworrenen Geschichte zu tun hatte. Einen Moment lang keimte in ihm der Verdacht auf, dass Ulrich möglicherweise unter Drogen stand. Seine jüngsten Erfahrungen mit einem Mitglied der Stadtgarde hatte dies schließlich nahe gelegt. Doch gab es einen Unterschied. Während Silothar, oder wie der Gardist auch immer geheißen haben mochte, unsinnige Aneinanderreihungen von Worten verwendet hatte, ergaben Ulrichs Worte wenigstens ein wenig Sinn. Der Ritter schien wirklich nur sehr durcheinander zu sein.
Als ein weitrer Soldat zu der Gruppe stieß wandte Andreas kurz den Kopf. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass er auch diesen Paladin kannte. Genau wie Ulrich hatte auch Iwein den Transport des Weihrauches vor wenigen Wochen eskortiert.
Stumm nickte der junge Priester dem Neuankömmling zu, bevor er sich wieder auf den Grund seiner Anwesenheit konzentrierte.
Nun gut, dann werde ich mir das einmal ansehen.
Ohne auf die unsicheren Blicke der Gardisten zu achten, näherte der Priester sich der Hütte. Dabei konnte er hören wie Ulrich dem Neuankömmlingen auf eine ähnlich verwirrende Weise, wie schon zuvor, versuchte die Sachlage zu erläutern.
Als Andreas nur wenige Schritte von der Hütte entfernt war blieb er verwirrt stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Etwas war anders als sonst und es war nicht der süßliche Verwesungsgeruch. Diesen Geruch kannte der junge Priester, auch wenn er ihn länger nicht mehr gerochen hatte und auch nicht erwartet hatte, dass er ihn hier riechen würde. Aber das war etwas anderes, etwas das tiefer unter der Oberfläche lag. Etwas das die Luft mehr verpestete, als der Verwesungsgeruch.
Zögerlich legte Andreas die letzten Schritte bis zur Tür zurück und streckte die Hand aus, um die windschiefe Tür zu öffnen. Kurz bevor er das rissige Holz berührte zuckte er unwillkürlich zurück. Es war als ob ihm plötzlich jemand ins Ohr geschrieen habe. Andreas taumelte zwei Schritte zurück und starrte auf die Tür, die von einer gewaltigen Kraft aus den Angeln gerissen wurde und knapp an Andreas vorbeiflog. Fassungslos erblickte Andreas die wankende Gestalt, die durch die Türöffnung kam. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, das die Gestalt nur ein betrunkener Bewohner des Hefenviertels war, aber auf den zweiten Blick konnte man den Dolch der seitlich im Hals des Mannes steckte nicht mehr übersehen. Es floss kein Blut und dem jungen Priester war auf Anhieb klar worum es sich handelte. Hatte er doch schon häufiger damit zutun gehabt. Ohne die Gestalt, die nun auf die Straße wankte aus den Augen zu lassen rief er den Soldaten eine Warnung zu.
Nahezu gleichzeitig entstand eine Kugel aus magischem Feuer über der Hand des Priesters und wurde auf den Körper des Untoten geschleudert. Doch obwohl der wandelnde Leichnam in Flammen aufging wankte er doch weiter auf die Gardisten zu. Dabei schrie er mit einer durchdringenden hohen Stimme in einer Sprache, die Andreas nicht erkannte.
Die Soldaten rissen ihre Waffen empor und griffen nun ihrerseits den Toten, der auf sie zukam an. Offensichtlich ohne Schmerzen zu verspüren wankte der Leichnam in die wartenden Schwerter der Soldaten und wurde nach und nach zerstückelt. Zu seinem Entsetzen stellte Andreas fest, dass diese rabiate Vorgehen nicht ausreichte. Die einzelnen Stücke des Untoten bewegten sich noch immer vorwärts. Eine Hand kroch langsam über den Boden auf den nächsten Gardisten zu und zog sich an seinem Bein hoch.
Mit entsetzter Miene taumelte der Gardist rückwärts und plötzlich fiel die Hand von ihm ab. Es war als hätte sie eine unsichtbare Grenze überschritten. Jenseits dieser Grenze konnte sie nicht weiter existieren. Kaum hatte die Hand den Boden berührt als sie zu Asche zerfiel. Als die anderen Soldaten darauf aufmerksam wurden versuchten sie die restlichen Stücke des Untoten über eben diese Grenze zu befördern und es hatte tatsächlich den gewünschten Erfolg. Nach wenigen Minuten zerfielen auch die letzten Überreste des einstigen Hafenbewohners zu Asche.
Obwohl er die verwirrten und fassungslosen Mienen der Soldaten wahrnahm, sah Andreas davon ab ihnen die Ereignisse der letzten Minuten näher zu erläutern. Für ihn war offensichtlich, dass der Körper des Toten durch irgendeinen üblen Zauber wieder zum Leben erweckt worden war. Allerdings war dieser Zauber offensichtlich örtlich begrenzt. Möglicherweise hatte dieser Vorfall etwas mit diesem seltsamen Kelch von dem Ulrich erzählt hatte zu tun. Deshalb war es äußerst wichtig, dass er sich so schnell wie möglich mit diesem Kelch beschäftigte.
Ohne sich weiter mit den Soldaten zu befassen eilte der junge Priester auf das Haus zu. Als er es betrat spürte er deutlicher als je zuvor die unheilige Aura, die an diesem Ort vorherrschte. Tatsächlich erinnerte ihn dieses Hütte an eine von Untoten bevölkerte Höhle auf Kohrinis. Doch hier war die Aura nicht Ergebnis der Anwesenheit von Kreaturen Beliars sondern hier ging die Aura von etwas anderem aus. Fassungslos blickte er den Kelch an. Er war eindeutig die Quelle dieser Aura.
Während er den Kelch genauer betrachtete nahm Andreas noch etwas anderes wahr. Der Kelch gab nicht nur die unheimliche Aura ab, sondern er nahm auch etwas auf. Er nahm Magie auf. Das gesamte magische Gefüge um den Kelch herum war merkwürdig verzehrt und in direkter Umgebung des Pokals war es die Magie seltsam schwach.
Vorsichtig streckte Andreas seine Hand nach dem Kelch aus und berührte ihn mit einer Fingerspitze. Da sich nichts tat, nahm er den Kelch vorsichtig in die ganze Hand.
Für kurze Zeit überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl, doch noch ehe er es ergründen konnte verschwand das Gefühl wieder und Andreas trug den Kelch nach draußen.
Dort winkte er Ulrich zu sich, um dem Ritter seine Erkenntnisse mitzuteilen.
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Gestern Abend hatte Estefania seltsame Dinge beobachtet als sie zusammen mit Stevie in der Hafenkneipe gesessen hatte. Sie hatte zwar einige Biere getrunken, aber das hatte ihre Sinne nicht getrübt. Sie verabschiedete sich von dem Pirat und lauschte aufmerksam den Gesprächen der Ritter, Gardisten und sogar Paladinen, die sich an diesem Abend in ungewöhnlich großer Anzahl im Hafenviertel tummelten.
Inzwischen war es schon wieder Abend und Estefania hatte zwei Ritter, vielleicht war einer von ihnen auch schon Paladin verfolgt. Schließlich kam auch noch ein Priester hinzu. Allesamt verschwanden sie in einer ziemlich herunter gekommenen Hütte. Estefanias Neugier war sie stark, dass sie einfach nicht anders konnte als die Männer zu verfolgen. Auf Zehenspitzen schlich sie hinterher. Sie konnte alles beobachten und war starr vor Angst. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Mit ihrer ganzen Kraft stand sie mit dem Rücken an eine Wand gepresst und hatte sogar fast das Gefühl auf der anderen Seite heraus zu kommen. Als der Untote wankend auf sie und die anderen zu kam hätte sie sich am liebsten die Seele aus dem Leib geschrien, doch zum Glück kam alles anders. Estefania schloss die Augen als sie merkte das sogar noch einzelne Körperteile lebendig durch die Gegend krabbelten. Estefania bemerkte zuerst Niemand, was nicht sehr verwunderlich war denn es gab weitaus spannendere Dinge als eine kleine Diebin im Moment.
"Hey wen haben wir den da?" rief plötzlich ein Soldat und nahm Estefania ihr Schwert ab und führte sie mit ihrer eigenen Schwertspitze im Rücken zu dem Ritter und dem Paladin. Die beiden unterhielten sich gerade und der Priester kam auch gerade dazu.
"Hier, die hab ich eben da drin gefunden. Vielleicht hat sie was mit der Sache zu tun. Auf jeden Fall hat sie uns belauscht." meinte der Soldat und piesackte sie immernoch mit der Schwertspitze.
"Konntest du das mal lassen? Ich habe nichts mit diesem Untoten zu tun. Oder sehe ich so aus als könnte ich einen magischen Raum erschaffen, in dem sogar einzelne Körperteile lebendig sind?"
Mit einem Ruck drehte sie sich um und nahm sich ihr Assassinenschwert zurück. Sofort richteten alle Soldaten ihre Schwerter auf sie. Als sie das Schwert jedoch in die Rückenhalterung zurück steckte und der Paladin seine Zustimmung gab, indem er ihnen zuzwinkerte, ließen sie die Waffen sinken.
"Zu freundlich. Mit wem habe ich denn das Vergnügen? Ich bin Estefania und Edelmagd des Königs." Die diebin musste zugeben... es hörte sich schon recht seltsam an wenn sie sich so vorstellte aber was sollte sie sonst sagen, dass sie diebin war und im Leuchtturm von Ardea hauste?. Der Ritter kam ihr irgendwie bekannt vor. Es wollte ihr allerdings nicht einfallen woher sie ihn kannte.
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Nur widerwillig hatte sich Ulrich dem Priester, der den Kelch in der Hand hielt, genähert, irgendwie wurde ihm das alles zuviel, die Ereignisse überschlugen sich, ihm war schwindelig im Kopf. Er hatte Mühe sich am Riemen zu reißen, das Erscheinen des Untoten nicht dem Diener Innos zuzuschreiben, obwohl der erste Gedanke in diese Richtung ging. Seine Fantasien um den Kelch herum waren wirr, da hätte dies gut ins Bild gepasst, er kam aber letztlich zu dem Schluß, das dies doch etwas zu abwegig war, zumindest hoffte er dies. Sicher war er sich keinesfalls, aber an irgendetwas musste er sich orientieren und wenn es nur sein Verstand war, der allerdings nicht so funktionierte wie gewohnt. „Innos sei Dank“ seufzte Ulrich innerlich auf, als Andreas erklärte, das er den Kelch zu weiteren Studien mitnehmen wolle – eine Sorge weniger hatte der Ritter sofort im Sinn. Die Freude, wenn man sie überhaupt so nennen konnte währte nicht lange, denn der Priester bat darum, das Ulrich sich Morgen bei ihm melden solle, gleich stellten sich diffuse Vorahnungen ein, die der Ritter so gut es ging verdrängte. Andreas machte sich begleitet von zwei Soldaten auf den Weg und verschwand kurz darauf in der Dunkelheit.
„Und nun?“, diese kurze Frage war an Iwein gerichtet, der fast neben ihm stand und alles verfolgen konnte, die Antwort blieb der Paladin schuldig, weil schon wieder etwas unvorhergesehenes passiert war. Ulrich hatte gar nicht so genau mitbekommen was es war, jedenfalls sah er sich plötzlich einer Frau gegenüber die sich als Edelmagd vorstellte und Estefania hieß. „Eine Frau hat mir gerade noch gefehlt“, brummte der Ritter missmutig vor sich hin, „ich heiße Ulrich, und das ist mein Kamerad Iwein..., was machst du hier?..., wer hat dich geschickt?“ Die junge Frau druckste herum, das erweckte die Neugier des Ritters, der die Edelmagd nun eindringlich musterte, „ich kenne dich doch irgendwo her“ nuschelte er leise vor sich hin während ihm ein Kameraden, auf seinen Fingerzeig hin, eine Fackel überreichte. Ulrich hielt sie so, das er das Gesicht der Frau gut sehen konnte, „ich habe dich bei Bardaschs Verhandlung gesehen..., richtig?“ Estefania zögerte etwas, scheinbar war sie sich selbst nicht sicher, doch dann nickte sie, Ulrich grinste daraufhin breit, es freute ihn, weniger das er die Frau kannte, sondern mehr die Tatsache, das sein Gehirn noch zu funktionieren schien, dies hatte er zwischenzeitlich schon mehrmals in Frage gestellt.
„Leute entspannt euch, ist alles in Ordnung“ versuchte Ulrich die Kameraden zu beruhigen, die immer noch einen etwas angespannten Eindruck machten, dann wandte sich der Ritter wieder zu Estefania. „Wo steckt Bardasch?, wie ist es ihm ergangen?..., weißt du etwas näheres?, das waren im Grunde Fragen, die im Augenblick, angesichts der Geschehnisse sicherlich keine Rolle spielten, eigentlich gab es nun wirklich Wichtigeres zu tun. Dennoch kamen sie Ulrich gerade in den Sinn, warum auch immer, vielleicht wollte sein Unterbewusstsein ihm eine willkommene Ablenkung gönnen, wer weiß.
Geändert von Sir Ulrich (23.11.2007 um 23:15 Uhr)
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Das hatte Estefania gerade noch gefehlt. Der Ritter erinnerte sich an sie und fragte zu allem Unglück auch noch nach Bardasch. Sollte sie ihm erzählen dass sie ihn vor ein paar Tagen vor der Stadt gesehen hatte und nur knapp einer Vergewaltigung von ihm entkommen war? Nein, besser nicht. Das war eine Sache zwischen den beiden Dieben. Anderseits auch nicht, denn Estefania wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
"So viel ich weiß lebt er jetzt in der Wüste, bei den Nomaden, aber ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen." log sie. Bei Innos... es war nur eine klitzekleine Notlüge... schoss es durch ihre Gedanken. Wo sie doch dem Magier bei der Beichte versprochen hatte sich zu bessern. Sie sah schon kommen das daraus nichts wurde.
"Aber mal was anderes... kann ich euch irgendwie behilflich sein bei dieser mysteriösen Angelegenheit? Gut der Magier untersucht diesen Kelch wie ich mitbekommen habe. Ich könnte mich im Hafenviertel umhören, ich kenne die Leute hier ganz gut mir würden sie vielleicht eher etwas anvertrauen als einem Ritter oder einem Paladin. Bitte versteht mich nicht falsch... aber ihr wisst sicher selbst dass ich recht habe."
Estefania befürchtete sich etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. Warum sollten die beiden gerade ihr so eine Aufgabe anvertrauen. Aber wer weiß vielleicht gab es auch etwas ganz anderes für die Diebin zu tun.
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Irgendetwas schien hier doch zu picksen, das der Ergraute unegenehm berührt seinen Körper regte und grummelnde Geräusche von sich gab. Die Augen waren noch geschlossen und das Gehirn noch vernebelt, das er die Situation, in welcher er sich befand, noch nicht erfasst hatte. Es kribbelte unangenehm in der Nase, das der Zinken Bardaschs die Bewegung eines Hasen imitierte, bevor er einen lautstarken Nießer von sich gab und zu husten begann, da der aufgewirbelte Staub ihm in die Lunge ging. Hustend und keuchend schoben Bardaschs Hände irgendwas zur Seite, wärend er mit den Augen blinzelte und sie schließlich öffnete. Verwirrt blickte er sich in dem Strohhaufen um, in welchem er lag und brachte mit zappelnden Bewegungen schleunigst seine Beine frei. Schwierig war es, sich zu erheben, wenn das Material ständig unter Händen und Füßen nachgab, doch schließlich gelang ihm der Stand, das er die Umgebung erkennen konnte. „Scheiße“, flüsterte er noch, als er mit den Füßen weg rutschte und in einer wenig ansehnlich anmutenden Bewegungen aus dem Haufen kippte.
Bardasch hatte mit dem Ausstoßen seiner Gefühle garnicht mal so unrecht, war der Strohhaufen, in dem er wohl seinen Rausch ausgeschlafen hatte, wirklich mit Tiermist vermengt, das sein Körpergeruch nun wohl eine Mischung aus tierischen Ausscheidungen und Alkohol beinhaltete. Hastig krabbelte der Ergraute in einen nicht gleich einsehbaren Bereich und drückte sich dort fest an eine Mauer, wärend seine Arme nun die angewinkelten Beine umklammerten. Die Gehirnströme rasten, doch ihm wollte nicht einfallen, wie er ausgerechnet hier hin kam... mitten in das Hafenviertel einer Stadt, in der er sich nicht mehr blicken lassen durfte.
Das Letzte, an was er sich noch erinnerte war, das er sich in Ardea mit billigem Fusel eingedeckt hatte und auf dem Weg, seinen Hengst an den Zügeln führend, der Alkohol den Weg in seinen Magen fand.
Das er sich dann allerdings im bereits vollem Kopf dem Tor Vengards näherte, konnte er nicht mehr wissen. Auch fehlten die Erinnerungen daran, das er halb lallend und ohne mit der Wimper zu zucken, an den beiden Torwachen vorbei geschritten war, wobei die Wache haltenden Herren ihn nur nicht aufgehalten hatten, da sie unter der Kapuze sein Anlitz nicht sahen, sondern weil eine der beiden Wachen nicht wirklich seinen Verpflichtungen nachgekommen war. So hatte er auch nicht bemerkt, das er durch die dunklen Gassen der Stadt getaumelt war und es nur seiner mangelnden Stimme zu verdanken hatte, das man den gekeuchten und gequält ausgestoßenen Namen Estefanias nicht vernahm. Irgendwann hatte er das Hafenviertel erlangt und war Kopfüber in diesen Haufen gekippt, dessen Gestank nun an der ledernden Kleidung des Ergrauten klebte.
Erneut stieß Bardasch dieses Wort aus, welches die Umstände sehr gut umschrieb, wärend seine Augen unsicher umher blickten. Wie sollte er unbemerkt die Stadt verlassen, wenn allerhöchste Alarmstufe herrschte? Von Passanten, die nicht in weiter Ferne standen, hatte er aufschnappen können, das etwas schlimmes in der Stadt passiert sein mußte. „Die werden mich sofort aufgreifen“, murmelte der Meisterdieb vor sich hin und durchspielte in seinen Gedanken schon sämtliche Szenarien. Es war nun mal naheliegend, das er einen guten Sündenbock abgeben würde.
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Trotz des großen Feuers, das im Kamin brannte, schien die Temperatur innerhalb des Zimmers nicht höher als in einer Eishöhle zu sein. Immer wieder musste Andreas sich klar machen, dass diese Empfindung durch den Kelch ausgelöst wurde. Durch den Kelch, den er am vergangenen Abend an sich genommen hatte, um ihn zu untersuchen. Inzwischen verfluchte und segnete der junge Priester sich abwechselnd für diese Entscheidung. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er sich nicht näher mit dem Kelch und dessen merkwürdiger Aura hätte befassen müssen. Gleichzeitig war er sich aber auch darüber im klaren, was hätte passieren können, wenn der Kelch von den Gardisten mitgenommen worden wäre. Wahrscheinlich hätten diese den Kräften des Kelches weniger entgegenzusetzen gehabt, als er selbst. Nur durch die stetige Anwendung von Magie schaffte der junge Priester es bei klarem Verstand zu bleiben. Deshalb war es auch so wichtig, dass der Kelch möglichst bald verschwand und nicht nur einfach verschwand. Er musste zerstört werden. Denn leider wurden die Kräfte des Kelches immer stärker.
In der kurzen Zeit in der Andreas den Kelch untersuchte, hatte sich der Einflussbereich des Kelches immens vergrößert. Wenn der Einflussbereich am gestrigen Abend schon so groß gewesen wären, dann hätten sie den Angriff des letzten Besitzers des Kelches nicht überlebt. Inzwischen war dem Priester klar, dass der Kelch den Leichnam wieder um Leben erweckt hatte und in Folge dessen hatte der Körper unter dem Einfluss des Kelches gestanden. Aber diese Erkenntnis führte nur zu noch weiteren Fragen. Nach seinem Wissen war es völlig unmöglich, dass ein Kelch für so etwas verantwortlich sein konnte. Zudem hatte er auch noch nie von einem magischen Artefakt gehört, dass so etwas bewirken konnte. Noch zudem von einem Artefakt, dass mit der Zeit immer stärker wurde. Andreas war sich zwar noch nicht vollkommen sicher was dafür der Grund war, aber er hatte eine Vermutung. Eine Vermutung, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Die einzige Erklärung, die ihm für diesen merkwürdigen Kelch einfiel war, dass der Kelch ein eigenes Bewusstsein hatte. Aber ein Bewusstsein konnte nur ein Lebewesen haben. Die einzige Folgerung, die der Priester daraus und aus der Aura des Kelches schließen konnte, war, dass der Kelch in irgendeiner Weise durch einen Dämon oder Schwarzmagier kontrolliert wurde. Im schlimmsten Fall war der Kelch selbst ein Gefäß für einen Dämon, der nun immer stärker wurde. Im besten Fall war der Kelch nur ein äußerst gefährliches schwarzmagisches Artefakt. Was genau er war hatte Andreas noch nicht bestimmt. Bei den oberflächigen Untersuchungen, die er bisher vorgenommen hatte, war es ihm nicht möglich gewesen näheres darüber in Erfahrung zu bringen. Bevor er sich jedoch auf eine intensivere Untersuchung des Kelches einließ, wollte der Priester noch auf die Ankunft weiterer Diener Innos warten. Andreas hielt es für besser, wenn er bei diesen letzten Untersuchungen Unterstützung erhielt. Außerdem dürfte auch bald Ulrich auftauchen, um sich über den Fortgang der Untersuchungen ein Bild zu machen.
Den Blick noch immer auf den Kelch gerichtete, lehnte der junge Priester sich ein wenig in seinem Sessel zurück und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
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„Dieser verdammte Kelch“ fluchte Ulrich erneut vor sich hin, wie oft er dies schon tat wusste er nicht, es spielte auch nicht wirklich eine Rolle, jedenfalls stand fest, das dieses Ding nur Unheil brachte, ob es nun vor Ort war oder nicht. Das ganze Hafenviertel war irgendwie in Aufruhr, die Soldaten hatten Mühe die Schaulustigen auf Abstand zu halten, da half es auch nichts, das man den besonders dreisten Bürgern mit Kerker drohte, das schreckte sie nicht ab. Das Erscheinen des Untoten hatte zwangläufig die Runde gemacht und war Gesprächsthema schlechthin, die Reaktionen darauf so unterschiedlich wie es nur ging. Die Meisten waren besorgt und wollten wissen ob es im Viertel noch sicher sei, den Gerüchten zur Folge hatten einige Bürger Hals über Kopf die Sachen gepackt und sind aus der Stadt geflüchtet, eine gut nachzuvollziehende Handlungsweise – wem waren Untote schon geheuer? Andere wollten wissen, wie so was überhaupt möglich ist, eine Frage die unbeantwortet blieb, es wäre zu mühselig gewesen es zu erklären, wahrscheinlich hätten die Leute es dann immer noch nicht geglaubt. Die Schlimmsten waren aber die Sensationslustigen, die nur darauf warteten das sich erneut ein Untoter blicken ließ, sie wollten Blut sehen und wurden schon richtig aggressiv weil sich nichts in dieser Richtung tat. Auf diese Leute hatten die Wachen ein besonderes Augenmerk, die waren unberechenbar, wer wollte schon wissen, was in deren Köpfe vorging, die waren vermutlich zu manch Dingen fähig, auf die ein normaler Mensch nicht käme. Alles in allem könnte man durchaus behaupten, das die Menschenmenge zunehmend unruhiger wurde, die Sache sollte sich bald aufklären, damit nicht noch Schlimmeres passierte.
Zeit für Ulrich den Priester aufzusuchen, er hatte dies so lang wie möglich rausgezögert, weil ihm allein schon der Gedanke daran nicht sonderlich behagte, doch diese Aufschieberei war alles andere als hilfreich. Zum Glück erklärte sich Iwein bereit ihn zu begleiten, so war dieser Gang zum Tempelviertel nicht ganz so schwer. Doch bevor sich die beiden Ordensbrüder auf den Weg machten, gab der Ritter Estefania die Anweisung, so wie sie es selbst vorschlug, sich etwas in der näheren Umgebung umzuschauen, schaden konnte dies keinesfalls. Eher im gemächlichem Tempo legten Iwein und Ulrich die Strecke vom Hafen bis zum Tempelviertel zurück, wirklich eilig hatte es keiner von ihnen. Auch wenn sie es nicht offen aussprachen, so hatten sie wohl beide kein gutes Gefühl, eine Art Vorahnung, die nichts Gutes verhieß. Ein Novize führte die Kameraden direkt zu dem Gemach von Andreas, „Innos zum Gruße“ ergriff Ulrich das Wort, „was habt ihr herausgefunden?“
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Nach einer erholten Nacht, die Arachnas’ Goldvorräte auf mickrige zwanzig Goldmünzen dezimiert hatte, stand dem Schwarzen ein unglaublich großer Vorrat an neuen Möglichkeiten, sich zu bereichern, bereit. Nachdem er aufgestanden war – nur zwei bis drei Stunden nach Mittag, also noch relativ früh – hatte er sich zuerst am Marktplatz umgesehen. Sein Frühstück hatte aus einem Apfel, zwei Orangen und einem halben Laib Brot bestanden, hinuntergespült wurde mit einer Flasche Wasser und einem Krug Bier. Dieser wurde bezahlt von einer unachtsamen Einkäuferin, die nebenbei noch zwanzig weitere Goldmünzen spendete. Viel war es für die Maßstäbe von Arach noch immer nicht, aber es war immerhin ein Anfang.
Allerdings sollte es nicht bei dem Anfang bleiben. Der Akrobat hatte einen groben Eindruck vom Burggelände, oder wie das Ding auch immer hieß, wo jedenfalls nicht jeder hin durfte. Dort befanden sich die Häuser der Reichen und dazu noch die Gebäude der Garde, welche sicherlich auch nicht gerade arm war. Und wo es ein Reichenviertel gab, da gab es auch ein Armenviertel – natürlich, der Hafen. So was würde sich nie ändern, schon in Khorinis war es so gewesen. Im Hafen lebte der Abschaum.
Die Tasche und die Robe waren in einer relativ großen Truhe, die für einen kleinen Aufpreis in der Gaststätte reserviert werden konnte, verstaut. Den Schlüssel hatte Arach ebenfalls in der Truhe verstaut und das Schloss dann magisch versiegelt – so sollte es keinem gewöhnlichen Dieb möglich sein, es zu knacken. Falls sich wirklich ein fähiger Magier an Arachs Besitztümern bereichern wollte, dann würde er das schaffen können, aber das würde er auch können, wenn kein magisches Schloss auf der Truhe liegen würde. Dass etwas derartiges geschehen würde, war jedoch reichlich unwahrscheinlich.
Ohne die Robe jedoch sah Arach aus wie jeder andere Hafenbewohner auch. Dadurch, dass seine Arme nicht bedeckt waren, sogar noch eher etwas ärmer, weil er sich nicht einmal warme Kleidung leisten konnte. Tatsächlich fror den Schwarzen immens, aber das musste er wohl auf sich nehmen. Im Hafen waren, zumindest im Vergleich zu khorinischen Zuständen, verdammt viele Wachen. War hier irgendetwas geschehen oder waren die Königstreuen einfach nur paranoid geworden?
Letztendlich konnte man aber auch die Wachen umgehen, wenn man wollte. Und Arachnas wollte das. So fand er nach wenigen Minuten den Eingang in eine Gasse, die nicht beleuchtet war und keineswegs freundlich aussah. Nach einer Biegung, die sich der Schwarze nur ertastet hatte, fand sich jedoch wieder Licht – vor einem Haus stand ein Haufen Gardisten. Verflucht, was war denn mit denen los? Augenblicklich fühlte sich der Dieb unwohl. Zu viele Wachen, eindeutig. Da waren ja im Marktviertel weniger als hier. Naja, die Innostreuen waren schon immer ein etwas krankes Pack gewesen.
Arach entfernte sich wieder von der Ansammlung und streifte erneut durchs Hafenviertel. Hier musste tatsächlich irgendetwas geschehen sein – aus mehreren Gesprächen hatte der Magier die Fetzen „Zombie“ und „Untoter“ entnommen. Entweder hatte ein Feuermagier seine Experimente zu weit getrieben oder Beliar persönlich wollte sich Vengard holen. Beides besaß ungefähr die gleiche Wahrscheinlichkeit. Erneut hielt Arachnas inne, um zwei Frauen zu belauschen. Wieder entnahm er ihnen Worte wie „Beliars Kreatur“, „Paladine“ und „Aufpassen“. Es konnte noch nicht lange her sein, was geschehen war.
Als Arach sich wieder wegdrehte und eine Gasse hinter den Häusern, wo kein Mann zu sehen war, entlang wanderte, spürte er eine kalte Berührung auf der Schulter. Für eine Sekunde stockte ihm der Atem und sein Gehirn konnte nur noch ein Wort bilden – Untote! Vor Schock konnte sich der Dieb nicht bewegen, er spürte nur diese kalten Finger auf dem dünnen Stoff seiner Kleidung. Dann jedoch, und es brachte Arachs Herz schneller wieder zum einsetzten, als es ihm lieb war, denn es verursachte sogar Schmerzen, hörte er eine vertraute Stimme nah neben seinem Ohr.
Arachnas?
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Als die beiden Soldaten eintraten richtete Andreas sich auf und nickte seinen beiden Besuchern knapp zu.
Innos zum Gruß. Gut das ihr gekommen seid. Ich habe einige recht beunruhigende Neuigkeiten. Der Kelch ist äußerst gefährlich. Anfangs hatte ich fast gehofft, dass er nur ein starkes schwarzmagisches Artefakt ist, aber dem ist leider nicht so.
Andreas unterbrach sich und dachte an die Erkenntnisse, die er vor kurzer Zeit mit Hilfe einiger Mitbrüder gewonnen hatte. Gemeinsam hatten sie den Kelch auch auf magischer Ebene untersucht. In gewisser Weise hatte ihre Untersuchung viel mit dem Zauber der Astralreise zu tun. Gut konnte Andreas sich noch an diese Rune und seine Erfahrungen damit erinnern. Leider waren die Erkenntnisse, die er gewonnen hatte nicht so gut gewesen, wie er gehofft hatte.
Ein leises Räuspern riss den jungen Priester aus seinen Gedanken und brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Ein wenig verlegen zuckte er mit den Schultern.
Entschuldigt. Also war ich? Ach ja die neuen Erkenntnisse. Also ich habe gemeinsam mit einigen Mitbrüdern eine magische Untersuchung des Kelches durchgeführt. Dabei haben wir herausgefunden, dass es sich hierbei sicher nicht um ein gewöhnliches Artefakt handelt. Zunächst einmal ist der Kelch ganz sicher für das Erscheinen des Untoten von gestern Abend verantwortlich. Außerdem hat der das Verhalten des Körpers beeinflusst. Wenn man also genau gehen will, dann war das gestern kein normaler Untoter, wie man sie zumeist kennt, es war vielmehr ein gelenkter unbelebter Gegenstand. Und der Körper wurde eindeutig von dem Kelch gelenkt. Ein recht ungewöhnliches Vorkommen und so wie es aussieht liegt es daran, dass irgendein Bewusstsein an den Kelch gebunden ist. Und wenn man die Vorkommnisse in Betracht zieht, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass der Kelch mit einem Dämonen in Verbindung steht. Ob der Dämon nun im Kelch gefangen ist oder irgendwie an ihn gebunden und sich woanders aufhält kann ich nicht sagen. Aber eines ist sicher. Der Kelch sammelt Magie. Er saugt sozusagen Kraft aus seiner Umgebung und verstärkt damit seine eigene Kraft. Dadurch steigt auch der Einflussbereich des Kelches.
Andreas verstummte und sah die beiden Soldaten an. Beide war das Entsetzen über die Neuigkeiten anzusehen. Schließlich ergriff Ulrich zuerst das Wort.
Und was kann man tun? Sollte man den Kelch nicht aus Vengard wegbringen?
Der junge Priester dachte kurz nach bevor er dem Ritter die Antwort gab, die er sicher nicht hören wollte.
Es wird nicht ausreichen den Kelch aus Venard wegzubringen. Das würde das Unvermeidliche nur hinauszögern. Es ist unbedingt notwendig, dass der Kelch zerstört wird. Doch das ist nicht einfach. Der Kelch ist ein magisches Artefakt und er kann nur von dem Mann zerstört werden, der ihn hergestellt hat. Jedenfalls ist mir keine andere Kraft bekannt, die den Kelch zerstören könnte. Allerdings dürfte es nicht leicht sein den Erschaffer zu finden. Es gibt eine schwache Verbindung zwischen dem Erschaffer und dem Kelch. Aber um dieser zu folgen benötigt ihr einen Magier. Außerdem braucht ihr einen Magier, um die Reise zu dem Erschaffer überhaupt zu überstehen.
Als er die verwirrten Blicke der beiden Soldaten sah, konnte Andreas nur knapp ein Lachen unterdrücken.
Meine Brüder und ich haben es geschafft den Kelch mit einer magischen Barriere zu umgeben. Die Barriere schränkt die Auswirkungen des Kelches in gewissem Masse ein, aber da der Kelch immer stärker wird, kann diese Barriere nur dann aufrecht erhalten werden, wenn ihr ständig Magie zugeführt wird. Und selbst dann wird sie nicht lange halten.
Andreas nickte den beiden Soldaten zu und wartet auf eine Erwiderung der Beiden.
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»Verzeihung«, erhob Iwein ungläubig das Wort. Er kam sich schrecklich klein und dumm vor. »Habe ich Euch richtig verstanden, Meister? Der Kelch kann nicht von uns zerstört werden?«
»Von keiner mir bekannten Kraft, wie ich schon sagte.«
»Jaja, richtig«, gab der Paladin gedankenverloren zurück. »Verzeiht.«
Es war einfach schwer für einen Mann wie ihn, der bis jetzt mit Einsatz rohen Stahls noch immer Erfolg gehabt hatte, sich das Wirken derartiger Mächte vorzustellen. Und weil er sie sich weder vorstellen noch verstehen konnte, hegte er persönlich eine heftige Abneigung gegenüber allem, was magisch war.
»Ihr erlaubt, Meister?« Iwein deutete auf das kleine Tischchen hinter Andreas, auf dem er den Kelch erspäht hatte. »Ich ... will ihn mir nur noch mal ansehen, keine Sorge.« Er hatte nicht vergessen, was Ulrich ihm noch am gestrigen Tage erzählt hatte: Was passiert war, als er versucht hatte, das Ding mit dem Schwert einfach zu zertrümmern. Der Priester nickte. Zögerlich.
Mit einer Mischung aus Furcht, Respekt, vor allem aber heftiger Neugier näherte sich der Paladin dem Kelch. Obwohl Andreas versicherte, dass seine Kräfte zu großen Teilen magisch abgeschirmt worden waren, konnte selbst Iwein die böse Macht spüren, die von ihm ausging. Es war, als wäre er der Quelle jenes Unwohlseins der letzten Tage plötzlich ganz nahe.
Es war der zweite Kelch, den er innerhalb weniger Tage zu Gesicht bekommen hatte, und doch unterschied er sich schon rein äußerlich so vollkommen von dem Feuerkelch, den sie in Varant erobert hatten. Während der eine zwar golden, aber sehr schlicht gehalten war und wohl von niemandem, der nicht um seine Macht wusste, als besonders wertvoll erachtet worden wäre, erwies sich dieser hier als äußerst kunstvoll gearbeitet. Er war von einem matt glänzenden Dunkelgrau, fast Schwarz. Iwein hätte nicht zu sagen vermocht, ob er aus gewöhnlichem Material bestand, und er wagte auch nicht, ihn zu berühren. Er musste sehr schwer sein. Zahlreiche verschnörkelte Verzierungen waren in den Kelch gearbeitet worden. Obgleich das den Kelch in seinem bloßen Wert als Kunstgegenstand sicherlich aufgewertet hätte, empfand Iwein die Bilder in erster Linie als abstoßend und furchteinflößend. Hässliche Fratzen, ineinander verschlungene Körper von nicht identifizierbaren Monstern und Sagengestalten waren in die Schale gearbeitet worden. Wer auch immer ihn geschaffen hatte, musste einen ungewöhnlichen Geschmack hegen.
Beim Gedanken an finstere Höhlen, Dämonen und Untote realisierte der Paladin die letzten Worte des Priesters erst richtig. Er ärgerte sich über sie. Eure Reise, hatte er gesagt. Eure Reise!
»Schon gut! Ich verstehe Euch. Wir haben den Kelch ausgegraben, und nun sollen wir auch wieder zusehen, wie wir ihn loswerden, nicht wahr? Na schön«, meinte Iwein angriffslustig und von plötzlichem Tatendrang gepackt, »dann lasst uns alsbald aufbrechen. Denn wenn ich euch richtig verstanden habe, Meister, wächst die Macht des Kelches mit jeder Minute, und es kann ja zumindest nicht schaden, wenn wir ihn erst einmal von der Stadt wegschaffen. Ich schlage vor, dass wir morgen aufbrechen. Trotzdem brauchen wir doch noch mehr fähige Männer, die uns begleiten.« Und listig fügte er hinzu: »Einen Magier, wie Ihr sagtet, ebenfalls. Ich nehme an, dass Ihr selbst es sein werdet, der uns begleitet?«
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Estefania nickte Sir Ulrich zu, drehte sich um und schlenderte durchs Hafenviertel. Alles was sie in Erfahrung bringen konnte war nichts Neues für die Diebin. Sie fragte mehrere Bewohner des Hafenviertels und sie erzählten ihr von einem grausigen Untoten, der bei jeder Beschreibung um ein ganzes Stück gewachsen war. Estefania war nicht dumm und wusste ganz genau dass die Hälfte der Geschichten nur erfunden waren. Sie musste es ja wissen, denn sie war dabei gewesen.
Plötzlich entdeckte sie in einer dunklen Gasse einen Mann, der durch seinen lässigen Gang ihr irgendwie bekannt vorkam. Die Diebin schmunzelte und schlich sich von hinten an ihn heran. Sie achtete stets darauf im Schatten der Hauswände zu bleiben, sodass er sie noch nichtmal sah als er sich nervös umschaute. Endlich hatte sie ihn erreicht und berührte ihn an der Schulter. Er fuhr erschrocken herum als wäre ihm Beliar persönlich erschienen.
"Arachnas? Kennst du mich denn nicht mehr? Ich bins Estefania."
Es konnte doch nicht sein dass er sich nicht mehr an sie erinnern konnte. Nagut er rauchte ziemlich oft dieses Kraut und war demzufolge nicht immer mit seinem Geist anwesend, aber er guckte ihr ziemlich wach in die Augen. Wahrscheinlich war er aufgrund der Geschichten die im Hafenviertel etwas verwirrt oder so...
"Nun tu nicht so als wäre ich ein Geist." meinte Estefania und schnappte ihn. Sie gingen schnurstracks zur Taverne. Noch ehe er zu Wort kommen konnte hatte er schon ein Bier und einen Schnaps vor sich stehen. "Trink das und dann erzählst du mir mal wieso es dich nach Vengard verschlagen hat."
"Ach ist doch egal, sag du mir lieber was so ein süßes Mädchen wie du im Hafenviertel sucht. Bist du am Arbeiten oder ist der Ergraute in der Nähe?", fragte der dunkelhäutige Dieb und zwinkerte ihr dabei zu. Seine dunklen Augen waren schon der Hammer irgendwie. Sofort fiel es ihr wieder ein wie er damals in Silden schon mit ihr geflirtet hatte nur damals war sie nicht darauf eingegangen. Jetzt sprach allerdings nicht mehr viel dagegen... Sie lächelte ihn an und hatte das Kompliment wie ein Schwamm das Wasser auf.
"Ich hatte nur ein paar Gelegenheitsjobs, nichts Großes, aber es reicht um einen Freund zum Bier einzuladen. Nein, Bardasch ist nicht hier. Ich hoffe es zumindest."
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Amüsiert schüttelte Andreas kurz mit dem Kopf. Dieser Iwein war anscheinend auch nicht sonderlich gut auf Magier zu sprechen. Ein solches Verhalten hatte der junge Priester erst wenige Male bei Angehörigen des Paladinordens erlebt, aber möglicherweise war die Reaktion des Paladins auch auf den Kelch zurückzuführen. Trotz der Barriere war die Aura des Kelches noch immer zu spüren und im Gegensatz zu ihm konnten sich die beiden Soldaten nicht gegen den Einfluss schützen. Er blieb noch einen Augenblick still sitzen, bevor er aufstand und sich mit über der Brust verschränkten Armen vor den Paladin stellte.
Ich meinte es ganz und gar nicht so. Tatsache ist aber, dass der Kelch äußerst gefährlich ist und dringend aus Vengard fortgebracht werden muss. Dabei wird ein Magier von Nöten sein, um die Barriere aufrecht zu erhalten. Dummerweise wird dieser Magier dadurch aber auch gleichzeitig geschwächt. Er benötigt also Unterstützung. Vor allem Unterstützung von Männern, die mit dem Schwert oder ähnlichen Waffen umgehen können. Gleichzeitig möchte ich es aber auch verhindern, dass zu viele Leute von dem Kelch erfahren. Das könnte möglicherweise eine Panik unter der Bevölkerung auslösen. Deshalb wäre es am besten, wenn ihr diese Aufgabe übernehmen würdet.
Andreas machte eine kurze Pause und sah den Paladin scharf an. Dieser zeigte sich von dem jungen Priester jedoch nicht sonderlich beeindruckt und nickte nur knapp. Trotzdem gab sich Andreas mit dieser Reaktion zufrieden und ging auf die Frage des Paladins ein.
Nun zu der Identität des Magier. Ihr habt Recht, wenn ihr glaubt, dass ich dafür geeignet wäre. Nur hindern mich wichtige Gründe mich euch anzuschließen. Einer dieser Gründe ist, dass ich einen Großteil meiner Kraft darauf verwendet habe die Barriere zu errichten. Es wäre besser, wenn ein anderer meiner Brüder euch begleiten würde. Ich denke dabei an den Priester Phileas. Er ist äußerst fähig was den Umgang mit Magie angeht und wird euch sicher helfen können. Ich denke ihr werdet mit ihm zufrieden sein, oder gibt es irgendwelche Einwände?
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»Natürlich nicht!«, erwiderte Iwein sofort. Er konnte Philas sehr gut leiden. Der Priester hatte sich bereits mehrfach an Expeditionen der Garde beteiligt. Er war einer der wenigen Magier, die mehrfach und völlig selbstlos den Orden der Paladine unterstützt und sich in seine Belange eingemischt hatten, und genau dafür schätzte ihn Iwein so sehr – genau wie viele seiner Kameraden. Man mochte gut sagen können, dass er in den Reihen der Ritter und Paladine der bekannteste und beliebteste Vertreter der Innoskirche war.
Trotz dieser willkommenen Wendung entging Iwein doch nicht, dass Andreas sich gewissermaßen vor seiner Aufgabe gedrückt hatte. Verstohlen musterte er den Priester in einem der Fenster, in dem sein mattes Spiegelbild zu sehen war. Selbst wenn Philas’ Kräfte weniger erschöpft waren als die von Andreas – und auch daran zweifelte Iwein, schließlich hatte Philas sich erst vor wenigen Tagen in jenem Grab bei Al Shedim ziemlich verausgabt -, wer hätte Andreas daran gehindert, einfach zusätzlich zu Philas die Gruppe zu begleiten? Zwei Magier wären doch unter jeden Umständen besser als einer gewesen.
Es war schwierig für den Paladin, dem scharfen Blick des Priesters stand zu halten, mit dem er plötzlich konfrontiert wurde. Andreas war das ihm entgegengebrachte Misstrauen nicht entgangen. Und das Misstrauen schwand nicht. Sie waren hier allein in der Kammer des Priesters. Keine Spur von jenen anderen Magiern, mit denen er angab, den Bannzauber gemeinsam gewirkt zu haben. Wer wusste schon, ob er sich wirklich Hilfe geholt hatte, oder ob er den Zauber nicht ganz allein gewirkt hatte? Und ob der Zauber nicht mehr bewirkte, als zugegeben worden war?
Als Andreas sich wieder abwandte, tadelte sich Iwein für seine Gedanken. Er sah wieder durch das Fenster nach draußen in die Dunkelheit. Gegenüber konnte er die Mauern und Türme der Burg sich schwarz gegen den Abendhimmel abzeichnen sehen. Er fühlte sich elend. Was war nur los? Wieso all diese finsteren Mutmaßungen? Andreas war einer der höchsten Männer der Kirche, ein demütiger Diener Innos’! Konnte er ihm denn nicht einfach nur vertrauen?
Der Paladin schielte abermals verstohlen zu dem Kelch hinüber und zwang sich, sich wieder auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Es war alles gesagt, was gesagt werden musste. Auch Ulrich schien keine Einwände zu haben, Philas in das Geheimnis des Kelches einzuweihen. Doch dann, mit dem Näherrücken des Aufbruchs, fiel Iwein doch noch eine Frage ein.
»Wen ratet ihr, noch mitzunehmen, Meister? General Medin wird keine weiteren Paladine entbehren wollen. Und unerfahrene Stadtgardisten will ich nicht mitnehemen.«
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