Die Rache Des Verurteilten


"Kraft des mir verliehenen Amtes erkläre ich dich hiermit für schuldig", so lauteten die Worte des Richters.

Immer und immer wieder ertönten diese Worte in meinem Kopf und jedes Mal wurde es schlimmer.
Meine Gedanken drehten sich nur noch um diesen Augenblick.

Ich fühlte mich schwach. Meine Hände zitterten. In der eisigen Kälte zwischen vier engen Wänden verweilte ich nun
schon seit knapp drei Jahren und trotzdem war jeder Tag wie der erste. Ich roch wie jeden Morgen den alten
staubigen Steinboden. Mein Speichel war klebrig und trocken. Die Einsamkeit hatte meine Seele zerfressen und
mir jede Lebensfreude genommen. Es war eine hinterliste Intrige und sicherlich hatte der Richter etwas damit
zu tun, sonst hätte er mich gewiss nicht trotz des Beweismangels in den alten Kasten geschickt. Ich bin unschuldig!
Doch wer würde mir schon Glauben schenken, bei einem Konflikt zwischen einem Adeligen und einem alten
Burschen wie mir, der auch noch im Hafenviertel lebte. Nicht mal meine besten Freunde standen hinter mir.
Sie haben mir alles genommen, alles was ich besaß.
Sie haben mich innerlich und äußerlich zerstört. Jedoch war ich am Leben und das hätte sich auch nicht ändern,
solange ich den Drang nach RACHE verspürte. Diesem Richter sollte die Zunge vom Munde gerissen werden,
damit er kein Urteil mehr fällen könnte. Und die Götter sollten mir dabei helfen.
Jeden Abend betete ich zu Innos, um mich von meiner Last zu befreien. Und eines Tages, als meine Hoffnung
schon fast zerstreut war, kam der Tag der Erlösung. Blitze schallten über Khorinis und ließen sämtliche
Häuser in Flammen aufgehen, unzählige Gassen und Wege waren überschwommen und Bürger schrien, als
sie von den herabkommenden Wassermassen in die See gezogen wurden. Das Wasser stand mir schon bis zur
Brust und ich wusste, dass dies der Zorn des Innos war. Die Wachen ließen mich in der überfluteten Zelle zurück
und verließen ihren Posten, da das Unwetter sich so schnell nicht zurückzog und es schlimmer wurde.
Dank meiner Schlößerkenntnisse war es kein Problem für mich die Gittertore zu öffnen und mich entgültig zu
befreien. Ich nutzte die Situtation des Unwetters und bewegte mich unauffällig nach meinem Ausbruch
in das Obere Viertel wo ich mir ein sicheres Versteck zu suchen pflegte.
Nach einigen Stunden beruhigte sich die Lage und das Unwetter hatte sich zurückgezogen. Nun war der Moment
gekommen, der Moment der Rache. Der Moment, an dem ich meinen Hass befriedigen konnte.

Ich nahm einen Geschwindigkeitstrank, den ich mir zuvor bei einem Händler gestohlen hatte und trank ihn mit
vollem Genuß. Nachdem der Effekt zu wirken schien rannte ich mit voller Geschwindigkeit auf das Richterhaus
zu, gab der Wache einen starken Tritt in den Magen und zog ihm das Schwert aus der Scheide.
Nachdem ich damit Aufmerksamkeit erregt hatte und einige Paladine auf dem Weg zu mir waren, rannte ich
nach oben wo mir der Richter schockiert in die Augen blickte. Wahrscheinlich schrie er, als er mich sah;
ich weiß es nicht. Ich habe mich gedanklich so sehr in diesen Augenblick vertieft, dass ich nur noch das
Schwert ziehen und es im mit vollem Schwung in die Brust rammen konnte. Alles geschah so schnell.
Er fiel zu Boden und starrte mir ängstlich und von Schmerzen gequält in die Augen, bevor ich mit dem Schwert
in seinen Gedärmen rumbohrte bis er keinen Atemzug mehr von sich gab. Sämtliche Paladine waren auf dem
Weg nach oben. Also nahm ich des Richters Hammer, zerschlug das Fenster und sprang raus über die Stadtmauer
in den ausgetrockneten Bach und rannte in den Wald.

...ich kam nie wieder zurück.