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    Cheshire Cat  Avatar von Superluemmel
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    Superluemmel ist offline
    Unsichtbare Hände, bereit, ihn in die Tiefe zu stoßen und ein klatschnasser Holzbalken, der durch die Neigung des Turms kaum Halt bot. Sheyra stand noch immer auf ihrem Balken, die Augen geschlossen, als würde sie schlafen. Wie war sie nur dort hochgekommen?
    Vermutlich hing die Antwort ebenso mit der Frage zusammen, warum sie nicht schon längst abgestürzt war. In dem Fall konnte er gut darauf verzichten. Doch wie sollte er sie wieder dort runterbekommen?
    Oder überhaupt zu ihr. Es gab keinen direkten Weg. Die Treppe war hinüber, zusammgestürzt, und selbst die Außenmauer des Turms wies klaffende Löcher auf. Vermutlich reichte ein Steinwurf, um sie vollständig zusammenbrechen zu lassen. Klettern... Selbstmord, bei dem Regen.
    Das ist Wahnsinn in Reinstform.
    Er balancierte nach vorne, zum Ende des Balkens. Unten warteten sechs Meter freier Fall. Rechts gab es einen Vorsprung, wahrscheinlich Reste der eingestürzten Treppe, etwas höher gelegen. Frost ging in die Knie, schob die Füße vorsichtig auf dem Balken nach vorne, um beim Absprung nicht abzurutschen. Er sprang, bekam die Kante zu fassen, fand mit dem Fuß ein Mauerstück, an dem er sich abstützen konnte und zog sich nach oben.
    Wohin jetzt?
    Die Stufen waren nicht mehr als eine Plattform, die an der Außenmauer hängengeblieben war. Hier gab es kein Weiterkommen. Vier, vielleicht fünf Meter schräg gegenüber von ihr befanden sich einige weitere Querbalken. Zu weit, für einen Sprung. Doch die Außenmauer war schief, genau wie der Rest des Turmes. Es gab keinen anderen Weg.
    Er nahm Anlauf, lief ein Stück an der Wand hoch und dann an ihr entlang, fühlte, wie die Schwerkraft ihn in den Abgrund reißen wollte, lief weiter, weiter, dann kam der Balken in Sicht, er verlor an Schwung, schnappte nach Luft und sprang ab.
    Ein Knacken, der Balken ächzte und zitterte unter seinem Aufprall. Er zog sich hoch, versuchte sich aufzurichten und kämpfte um sein Gleichgewicht, als der hintere Teil unter seinem Fuß wegbrach. Der ganze Balken wackelte und knarzte. Frosts Blick sprang umher. Eine Fahnenstange, verbogen, verrostet – das konnte klappen.
    Der Balken brach vollends durch, als er sprang. Metall quietschte unter seinen Handschuhen, der Schwung trug ihn nach vorne und nach oben wie einen Akrobaten am Reck – die Stange löste sich und auf einmal befand er sich wieder im freien Flug. Die Turmmauer kam auf ihn zu, während sich die Welt absurd langsam überschlug. Geistesgegenwärtig riss er die Stange nach oben und rammte sie zwischen das alte Mauerwerk. Funken stoben, die Stange verhakte sich, er blieb mit pochendem Herzen hängen.
    So verrückt die gesamte Aktion ausgefallen war – er hatte es fast geschafft. Er zog sich ein Stück höher, suchte mit den Füßen Halt und stieß sich ab. Der Turm überschlug sich erneut – diesmal rückwärts – er sah einen Steinsims auf sich zukommen, streckte die Hände aus und bekam die Kante zu fassen. Von hier aus konnte er den Balken erreichen, auf dem Sheyra nach wie vor unbewegt stand. Immerhin schien dieser Balken stabil genug, um nicht gleich wieder durchzubrechen.
    „Sheyra, ich bin gleich da!“, rief er, um seine Balance kämpfend.
    Hier oben war der Griff des Windes fest und bitterkalt. Jeder Schritt war ein Kampf gegen das Wetter und den Turm selbst. Er mochte nicht wissen, wie Sheyra hierher gelangt war.
    Als er den Balken zur Hälfte überquert hatte, drehte sich Sheyra um. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, doch sie schien ihn durch die Lider hindurch geradewegs anzublicken.
    „Ich kann sie hören“, flüsterte Sheyra. „Die, die nicht mehr von hier fort können.“
    „Nicht bewegen!“ Er streckte die Hand nach ihr aus. „Ich hol dich hier runter. Bleib einfach ganz ruhig stehen. Wir schaffen das schon.“
    „Frost!“
    Das war Shilendra. Sie stand unten, am Fuß der Treppe und gestikulierte wild in Richtung Himmel.
    „Sieh nach oben!“
    Der Himmel hatte sich geöffnet. Ein schmales, ovales Auge, in dem die Schwärze brodelte.
    „Shilendra, verschwinde von hier! Das ist Arjak! Du musst -“
    Der Satz ging in einem Donnerschlag unter. Irgendetwas Dunkles fuhr vom Himmel herab – wie ein Blitz, nur ohne Licht. Eine tiefschwarze Säule aus Nebel, die mitten in den Turm hineinstürzte und alles, was sie berührte, verschlang. Sie riss den Balken einen halben Schritt vor Frost ab und mit sich in die Tiefe.
    “Sheyra!“
    Doch sie war nicht mehr da. Stattdessen trieben Fetzen, wie von schwarzem Rauch durch die Luft. Wo sich das Fundament des Turmes befunden hatte, klaffte nun ein großes, dunkles Loch wie der Schacht eines Brunnens. Nebelschwaden stiegen aus der Finsternis auf und begannen das Mauerwerk zu zersetzen, wo sie es berührten.
    Der Einschlag schien dem Turm den Rest gegeben zu haben. Die Mauern bröckelten und weinten Tränen aus losen Steinen. Ein Teil der gegenüberliegenden Außenwand löste sich und brach in sich zusammen. Der Balken unter Frosts Füßen erzitterte.
    „Sentinel!“, rief Frost, die Tränen zurückhaltend, „Macht, dass Ihr hier wegkommt! Der ganze Turm fällt in sich zusammen. Flieht, so lange Ihr es noch könnt!“
    Sheyra, dachte er, Ich werde dich finden. Ich weiß, dass du noch lebst.
    Ein letztes Durchatmen, dann ließ er sich fallen. Noch im Fallen blitzten die Klingen auf, schienen sich zu berühren – doch dann wurde er vom Nebel verschluckt.

  2. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #382
    Drachentöter Avatar von kire
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    kire ist offline
    Grandof reichte den beiden Männern ihre gebundenen Felle, welche sich beide ohne zu zögern überzogen. Zwar fühlte es sich ein wenig straff an, doch die Schnüre würden sich wahrscheinlich mit der Zeit noch lockern. Kire nahm einen letzten Bissen von seinem Fleisch und richtete sich auf.
    »Wie ihr meint«, entgegnete Grandof mit einem innerlichen Grinsen und tat es dem Drachenjäger gleich. Martinos nahm sich noch eine große Fleischkeule für den Weg mit, danach verließen sie allesamt die Höhle und überließen sich wieder den eisigen Schneestürmen.
    Das weiße, jedoch schon leicht verdreckte Bärenfell zeigte sofort seine Wirkung. Obwohl ihm der Wind noch immer die Lippen erfrieren ließ, fühlte er sich bei weitem nicht mehr so kalt an. Einige Momente stapften sie fast ziellos durch den Schnee und verließen sich dabei ganz auf die Route, die Grandof für sie vorgesehen hatte. Nach den Ereignissen der letzten Tage vertrauten die beiden Krieger dem Nordmann blind, auch wenn Kire bereits innerlich Antipathien gegenüber ihrem Führer hegte. Doch das erschien ihm noch normal. Der Drachenjäger ließ sich nie gerne von anderen Leuten vorschreiben, was er zu tun hatte. Auch wenn seine Meinung die Falsche war, würde sich das Kire nie eingestehen und stattdessen lieber auf seinem Recht pochen.
    »Im Grunde gibt es zwei verschiedene Arten von Orks«, begann Grandof geheimniskrämerisch, sodass die ihm Folgenden schnell hellhörig wurden. »Zum einen die eher wilden Orks, die nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden können und grundlos jeden angreifen, der auch nur ansatzweise nicht die Gestalt eines Orks hat.«
    Bisher nichts neues für Martinos und Kire.
    »Man erkennt sie vor allem an ihren unglaublich großen Waffen. Manche ihrer Äxte sind so groß, dass selbst zwei kräftige Söldner sie nicht führen können. Von ihrer Kleidung ist nur das Nötigste vorhanden. Die Wurzeln dieser Orks liegen noch in ihrem Urvolk. Sie sind vermutlich unendlich dumm, dafür jedoch unglaublich stark und zudem fast resistent gegenüber Kälte und Frost.«
    Während sie Grandof folgten, schielte Kire derweil unauffällig auf den magischen Kompass und stellte fest, dass ihre Fährte dem Weg nach Süden inzwischen leicht abwich. Der Drachenjäger dachte sich im Moment jedoch nichts dabei und ließ das Amulett wieder in seine Tasche gleiten.
    »Die anderen kann man schon als zivilisiert bezeichnen. Sie sind zwar schwächer, jedoch sehr viel intelligenter als die wildere Variante. Es gibt sogar einige Magier unter ihnen, Schamanen genannt, die in prachtvollen weißen Gewändern durch ihre noch prunkvolleren Tempel marschieren. Die Schamanen übernehmen die geistige Führung der Orklager und lenken die Angriffe der dümmlichen Krieger.«
    Kire hörte dem Nordmann interessiert zu, gleichzeitig schaute er sich in der Gegend um und stellte fest, dass diese weit rauer war als die Wälder, die sie soeben hinter sich gelassen hatten. Irgendwie war er fasziniert von dieser Gegend und all den Geschichten, die Grandof ihnen erzählte, trotzdem musste er zugeben, dass ihn das Wissen ihres Begleiters überraschte. Woher wusste man nur so viel über seinen Feind?
    »Ihr solltet nun vorsichtiger sein«, Grandof hielt plötzlich inne, um sich an die beiden Krieger zu wenden, »wir haben inzwischen die gefährlicheren Gegenden betreten. Hier halten sich meist die wilden Orks auf. Sie kennen keine Gnade, also solltet ihr auf der Hut sein. Die weißen Felle werden euch dabei helfen, nicht so schnell entdeckt zu werden.«
    Der Nordmann wandte sich wieder von den Kriegern ab und setzte sich in Bewegung. Martinos und Kire folgten ihm zunächst ohne Widerworte.

  3. Beiträge anzeigen #383
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Sentinel ist offline
    Das klapprige Holzgestell, welches rund zwei Meterweit von der Turmseite entfernt hing und eigentlich eine Art Rettungsplattform sein sollte, wurde zum Verhängnis. Es vergingen keine zwei Sekunden nach Frosts Warnung, da krachte einer der Steine auf die Holzkonstruktion, auf der Sentinel stand. Holz splitterte und regnete in die Tiefe, Sentinel war abgesprungen. Doch wie er im Flug feststellen musste zu spät. Das Holz hatte ihm nicht genügend Widerstand geboten um sich wirklich abzustoßen. Sein Körper klatschte gegen die nass-kalte Turmwand und seine Hände griffen nach der Kannte zur obersten Plattform. Er konnte sie greifen, doch das hochziehen war unmöglich. Er spürte wie sich der grob gehauene Stein sich in sein Fleisch schnitt, doch er konnte nicht loslassen. Er musste sich doch hochziehen um über die Treppe zu fliehen, sofern er nicht vorher vom einstürzenden Turm zerquetscht werden würde.
    Keine zwei Sekunden später wusste, er dass dieser Plan nicht aufgehen würde. Die Mauern bebten, überall brachen Steine heraus und fielen in die Schwärze.
    Plötzlich ging ein Beben durch seine Finger; der Stein an dem er sich festklammerte, rutschte immer weiter weg vom Turm.
    Er wird runterfallen, schoss es Sentinel durch den Kopf. Der einzige Weg ist der über die Turmwand. Der Gardist blickte hinab, nichts als Dunkelheit. Absurd, er war viel zu hoch als das ein Entkommen möglich schien.
    Dann fiel er, schlitterte bestimmt drei Meter an der Wand entlang. Ein herausragender Klotz sauste an ihm vorbei und er streckte den linken Arm aus. Ein heftiger Ruck ging durch Sentinels Körper, mit nur einem Arm festhaltend baumelte er schwungvoll an dem Stein. Den Blick nach oben gerichtet erkannte er, in welch tödlicher Situation er sich befand. Die Steine kamen auf ihn zugeschossen und flogen an ihm vorbei; gerade eben der, an dem er sich vor ein paar Sekunden noch festgehalten hatte. So gut es ihm möglich war, schwang er sich um den Stein herum und packte ihn mit beiden Händen. Hastig warf er den Kopf hin und her, rechts an der Wand eine Fahnenstange. Ziemlich weit unter ihr ein Balkon. Dies war seine einzige Chance, er musste es versuchen so wie Frost es ihm vorgemacht hatte. Andernfalls würde von einem Stein erfasst und mit in die Tiefe gerissen werden.
    Schwungvoll stemmte er sich mit den Füßen von der Mauer ab und zog sich mit den Armen ein Stück weit an dem vorstehenden Stein hoch, dann stieß er sich ab. Der Flug durch die Luft kam ihm unendlich langsam vor, er hörte das Rauschen der herabfallenden Steine unglaublich dumpf an seine Ohren dringen. Dann packten seine Hände die rostige Fahnenstange; sie knickte bedrohlich nach unten doch hielt. Unter extremen Schmerzen holte er Schwung, einmal, zweimal dann überschlug er sich an der Stange und ließ los.
    Ein Schleier aus Schwarz und Grau zog an seinen Augen vorbei, er war wieder im Fallen. Die Füße nach unten schoss er wie ein Pfeil an der Turmwand hinab. Der Balkon kam immer näher, er sah schon seine Füße auf dem maroden Holz landen doch dann …
    Splitternd durchbrach Sentinel das berstende Holz des Balkons, er spürte keinen Schmerz, Nichts – er war einfach durchgebrochen.
    Der Turm befand sich jetzt schon in einer unnatürlichen Schräglage, keine Minute mehr und er würde alles vor ihm unter sich begraben.
    Sentinel kam auf, gebremst durch den ersten Balkon befand er sich nun auf einem zweiten direkt darunter. Steine zischten an ihm vorbei und die Wand hinter ihm neigte sich bedrohlich nahe. Er griff das Geländer des Balkons und lehnte sich darüber – sein Blick konnte die Schwärze durchdringen. Er konnte etwas erkennen, braun oder grün. Jedenfalls war er nicht mehr allzu weit vom Erdboden entfernt.
    Sentinel schwang sich auf das Geländer, schnaufte kurz aber tief an dann stieß er sich ab. In der Luft ruderte mit den Armen, als wollte er die Luft wie Wasser zur Seite drängen.
    Der Boden kam näher. Noch zwei Meter – einen Meter … Sentinel ächzte. Trotz des weichen Waldbodens fühlte es sich an, als ob seine Kniescheiben bis zum Becken durchgestaucht worden waren. Doch im Vergleich mit dem was er erblickte als er sich auf den Rücken drehte, war dies zu verschmerzen.
    Der Turm stand diagonal zum Erdbogen – jedenfalls für wenige Augenblicke. Dann riss seinen steinerne Haut in der Mitte auf und er fiel samt dem Inneren.
    Augenblicklich war Sentinel wieder auf den Beinen, die Schmerzen in Selbigen hatte er verdrängt. Er musste weg! So schnell er konnte hastete er von der Burg fort, immer weiter auf die Bäume vor ihm zu.
    Hinter ihm schwoll der Lärmpegel zu einem bombastischen Grollen an. Das Geräusch das entstand, als der Turm auf dem Boden aufkam und die Burg unter sich begrub war unbeschreiblich. Ebenso die Druckwelle, Sentinel machte einen Hechtsprung, krabbelte hinter einen Baum und rollte sich zusammen.
    In den darauf folgenden Minuten beherrschten fliegende Trümmer und Staubwolken das Geschehen.
    Doch davon bekam der Gardist nicht mehr allzu viel mit, die Augen zugekniffen und die Ohren zugepresst drückte er sich auf dem Boden gegen den Stamm einer alten Eiche.

  4. Beiträge anzeigen #384
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Sentinel ist offline
    Sentinel sah und hörte nichts, dennoch wusste er dass der Sturm vorüber war. Kein Stein und kein Holz war mehr in der Luft, einzig und allein der Staub wachte über dem gigantischen Trümmerhaufen.
    Er hielt noch ein paar Momente in seiner zusammengekauerten Haltung inne, dann löste er ganz langsam die Hände von den Ohren und öffnete die Augen. Es war still, nur von über der Wolkendecke war ein dunkles Brodeln zu hören. Ebenso langsam erhob sich der Gardist, gestützt von dem Baumstamm in seinem Rücken richtete er sich auf. Er spürte keine körperlichen Schmerzen, aber in ihm machte sich eine schreckliche Leere breit.
    Es war ein Bild – schrecklich und mystisch zugleich – als Sentinel zwischen den Bäumen hervor durch die Rauchschwaden auf den Berg aus Steinen zuschritt. Er vermochte es nicht einzuschätzen wie hoch der Trümmerhaufen sich vor ihm aufbäumte, es war auch nicht wichtig. Wo war Frost, Sheyra und Shilendra? Das war es was er wissen wollte.
    Er erklomm die kantigen Steine ein Stück weit, dann blieb er stehen. Zu seinen Füßen lag ein geborstenes Holzbrett. Sentinel bückte sich danach und hob es hoch, und lies es in seiner Hand rotieren. Nach ein paar Sekunden packte er so fest zu, das die Kanten sich in sein Fleisch gruben. Er schleuderte das Brett weit weg, das helle Klappern hallte von den Steinen wieder.
    „FROST?“
    „SHEYRA?“
    Oft, sehr oft schrie er die Namen aus. Doch irgendwann versagten sein Hals und der Rauch ihm die Stimme. Mehr als ein Echo waren die Antworten auch nicht gewesen. Das Schlucken viel ihm unglaublich schwer. Sie mussten tot sein. Er hatte Frost das letzte mal ganz oben in der Mitte des Turms gesehen, die Steine mussten ihn begraben haben – genauso wie Sheyra.

    Sentinel wusste nicht wie lange er dort auf den Überresten der Ruine stand. Irgendwann jedoch schritt er hinunter. Seine Füße trugen ihn weiter in den Wald, weg von der Ruine, weg von Rynthal. Er konnte hier nichts mehr tun, nur sich selbst retten. Er blickte hinauf in den Himmel. Schwarze Schleier, immer neue Formen bildend waberten weit über ihm.
    Sentinel senkte den Blick wieder und schritt weiter voran, auf seiner Wange eine einzelne Träne.

  5. Beiträge anzeigen #385
    Veteran Avatar von Martinos
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    Martinos ist offline
    Die Drei Gefährten überquerten eine weite Ebene. An beiden Seiten der Ebene, waren große Gebirgsketten zu sehen. Martinos sah sich noch einwenig um, doch war hier in diesem Gebiet, in dem die Wilden Orks leben sollten, nichts weiter zu sehen, wohin man auch sah, sah man nichts als Schnee und Eis. Selbst Waldstriche waren nicht mehr vorzufinden, zwar stand hier und da, noch eine einzelne Kiefer, aber das war dann auch schon alles. Je weiter sie voran kamen desto kräftiger und kälter schlug ihnen der Wind ins Gesicht. Martinos dankte Innos, dass sie jetzt die Fellkleidung trugen, diese schützte sie einigermaßen vor der Kälte.
    Der Söldner fragte sich langsam, wie man in dieser Frostigen Einöde überhaupt leben konnte. Noch dazu war er auf den Anblick, der Stadt Fjalla gespannt. Wenn man Grandof glauben schenkte, musste seine Heimatstadt, eine ziemlich große Festung sein – wahrscheinlich war dies auch die bessere Bezeichnung - als Stadt.

    Da die drei jetzt Feingebiet betreten hatten, achteten sie auf jede Kleinigkeit, was sich jedoch als Schwierig herausstellte, als es wieder einmal, dass Schein angefangen hatte. Wortlos lief Grandof voraus, dicht gefolgt von dem Drachenjäger und dem Söldner.

    Die Reise über die Ebene war recht Ereignislos, bis zu dem Augenblick, als der Nordmann plötzlich stoppte und die Hand hob. Martinos und Kire blieben sofort stehen. Der Söldner lauschte in die Stille und hörte dumpfe Schritte, die langsam näher kamen. Der Schwarzhaarige zog langsam sein Schwert, Grandof winkte jedoch sofort ab und somit lies er die Klinge, wieder zurück in die Scheide verschwinden.

    >>Los! Legt euch auf den Boden und betet, dass dies keine Orks sind!<<,

    flüsterte der Nordmann leise zu den beiden Kriegern. Alle drei legten sich vorsichtig und möglichst ohne weiter Geräusche zu machen, auf den weichen Schneeboden. Die Schritte kamen näher… näher… dann konnte man einen Trupp Orks erkennen, die wenige Meter vor den drei Gefährten halt machten.

  6. Beiträge anzeigen #386
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Ein dumpfer Knall, darauf liess ein Beben alles erzittern. Poltern, rollen, Schreie. Das Schwert, welches eben noch auf Redsonja eingedrescht hatte, fiel klirrend zu Boden, das Geschirr zerschellte auf selbigem. Danach kehrte Totenstille ein und eine üble Vorahnung beschlich die ehemalige Söldnerin. Wie erstarrt stand sie da. Frost. Ging es ihr durch den Kopf. Nein, das darf nicht sein. Frost. Gleichzeitig hatte sie die Gewissheit, dass etwas geschehen sein musste. Sie zitterte leise vor sich hin und bemerkte nicht, wie Ferol beruhigend auf sie einredete. Auch als er sie am Arm packte und mit sich zerrte, liess sie es einfach willenlos über sich ergehen.

    Wie bei allem gab es auch bei ihr die Ruhe vor dem Sturm. Jener seltsame Moment, wo die Zeit stillzustehen schien. Danach wurde es gefährlich, doch so weit war es noch nicht.

    Draussen hatte es aufgehört zu hageln, stattdessen regnete es dicke Tropfen, aber Redsonja bemerkte dies in ihrer Lethargie nicht. Sie wurde mitgeschleppt, sodass ihre Beine nur noch laufen mussten. Ferol war im Vergleich zu ihr gefasst. Er hatte erkannt, dass dies vielleicht ihre einzige Chance sein würde zu entkommen und nutzte dieses Wissen auch. Die junge Frau hingegen war wieder in ihre Welt abgetaucht. Ihre Hand ruhte auf dem Knauf ihres Schwertes und es war nur eine Frage der Zeit, wie lange es dauern würde, bis sie es aus der Halterung riss und den Nächstbesten attackierte.

  7. Beiträge anzeigen #387
    Ehrengarde Avatar von Ferol
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    Ferol ist offline
    Es war kalt. Und dunkel. Monoton rauschend hallte das Trommeln der großen Regentropfen in den Ohren des Sölders wieder, während er auf ein nahes Waldstück zueilte. Als dunkle Schemen hoben sich die Baumwipfel von dem wolkenbedeckten Nachthimmel ab, er musterte sie kritisch. Doch eigentlich war es nicht das, was bevorstand, sondern das, was zurücklag, was seine Gedanken wieder einmal ins Rasen gebracht hatte. Ein unendlicher Strom an Fragen und Gedankenfetzen drohte ihm klare Gedanken zu vernebeln und ihm im Kopf niederzuringen. Bisher hatte er versucht, sie zu unterdrücken und hatte es geschafft, einen klaren Kopf zu behalten. Er hatte sich innerlich abgesondert und war gefasst geblieben, zumindest soweit Ferol das beurteilen konnte. Zumindest glaubte er noch zu spüren, wie seine vor Kälte tauben Finger den Arm Redsonja umklammerten und er sie so hinter sich herzog. Denn die Lehrmeisterin schien verstört. Ihr Gesicht schien ausdruckslos, apathisch und gedanklich abwesend zugleich. Es waren die Ereignisse gewesen, die sich überschlagen hatten. Ferol schob den Gedanken mit Mühe in den Hinterkopf. Nur noch bis zu den Bäumen. Er stemmte sich gegen den eisigen Wind, der ihnen entgegenschlug und sah durch einen verschwommen Schleier die dunklen Baumreihen langsam näher rücken. Er spürte nicht den kalten Regen, der unaufhörlich auf ihn einprasselte, spürte nicht die Anstrengung, die ihm jeder Schritt bereitete, und die stetig wuchs. Nur noch bis zu den Bäumen. Es war das einzige, dem er in seinem Kopf Einzug gewährte. Doch sein Blick verschwomm immer mehr. Die Sekunden verstrichen und kamen ihm dabei wie Minuten vor, verzweifelt merkte er, wie sie immer langsamer zu werden schienen.
    Da passierte es. Er konnte die zahlreichen Gedanken nicht länger verbannen, etwas schien seinen Kopf zu sprengen. Er sah nichts mehr, stürzte in abgrundtiefe Schwärze und spürte dumpf, wie er an einem Baumstamm hinabglitt. Seine Finger hatten den Arm Redsonjas verloren. Er hörte nichts außer seinem keuchenden Atem und dem Regen. Dem Regen, der ihn unwillkürlich frösteln ließ. Sein Schädel brummte, alles schien sich zu drehen. Erst als das Schwindelgefühl abgeklungen war, wagte er, die Augen zu öffnen. Einen Moment mussten sie sich noch an die Dunkelheit gewöhnen, dann fand er sich ganz eindeutig an einen Baum gelehnt auf dem feuchten Boden wieder. Das lange Haar klebte ihm am Kopf, er strich es aus dem Gesicht. Die Ereignisse hatten sich überschlagen. Erst der Kampf gegen Geister, dann dieses Beben. Ferol war es vorgekommen als wäre ein Bauwerk, eine Burg oder gar ein kleiner Berg in sich zusammen gestürzt. Genau hatte er es nicht definieren könnten. Das einzige, woran er gedacht hatte, war in diesem Moment die Chance zur Flucht beim Schopf zu packen und der alten Ruine zu entfliehen. Zum einen war sie ihm mitsamt der Geister immer skurriler geworden, zum anderen hatte er schlicht und einfach befürchtet, das alte Gemäuer würde dem donnernden Beben nicht lange standhalten können und dem anderen, was auch immer es war, nachfolgen und einstürzen. So hatte er die verstört wirkende Redsonja gepackt und war eilends nach draußen geeilt, wobei er versucht hatte, vorerst alles aus seinem Kopf zu verbannen, was nur alles verlangsamen würde. Doch damit hatte er nicht gerechnet. Noch nie hatte ihn ein solcher Schwächeanfall überkommen. Noch immer fühlte er sich wie benommen und seine Gedanken schienen keinen klaren Sinn ergeben zu wollen, nur Bruchstücke ihrer rasten in seinem Kopf umher und verwirrten ihn.
    Ächzend stemmte er sich hoch und kam auf die Beine. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie ausgelaugt sein Körper war, wie seine Gelenke schmerzten. Kurz gesagt er fühlte sich elend. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er Redsonja in der Nähe unbeschadet vorfand, auch wenn sie immer noch etwas abwesend wirkte. Dass sie ihr Schwert zog, bemerkte er zu spät, hatte er dies doch keineswegs erwartet und war das Schaben der Klinge im Rauschen des Regens untergegangen. So blieb ihm nur zurück zu weichen und die Verwunderung, dass sie sich als Ziel ihn ausgesucht hatte. Wieder eine Übungseinheit? Und gerade jetzt? Er konnte es sich schwer vorstellen, zudem bemerkte er etwas in ihren grünen Augen, das gänzlich anders wirkte. Ernst. Er zog ebenfalls sein Schwert, tauchte unter einem ihrer Schläge hinweg und sah ihr kurz ins Gesicht.
    „Was soll das?“, bekam er ächzend hervor während er merkte, dass die Erschöpfung an ihm nagte. Doch sie hörte nicht auf, schien ihn nicht gehört zu haben. Der Söldner parierte einen Schlag und wich zurück, gleichzeitig hörte er ein verräterisches Knacken im Unterholz neben sich. Er wandte den Kopf und blickte flüchtig nach der Ursache.
    „Rangor?!“

  8. Beiträge anzeigen #388
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Arjak. Frost.

    Bilder vermischten sich, Erinnerungen kamen hoch. Alles überfiel sie auf einmal. Sie nahm nichts mehr wahr, was um sie herum passierte. Eine Gestalt drosch auf eine andere ein, die sich mit Mühe und Not zu erwehren versuchte. Sie sah niemanden kommen. Sie fühlte nichts als Schmerz und Vergänglichkeit.


    Schon zum dritten Mal in ihrem Leben oder genauer gesagt seid sie Frost begegnet war, verlor Redsonja vollkommen die Kontrolle über ihr Handeln und driftete in eine Welt fern der unseren ab. Sie spürte die Klinge nicht, welche ihren Arm ritzte, sie fühlte keine Nässe auf ihrer Haut uns sie sah nicht, wie Rangor und Sentinel herbeistürzten. Ferols Leben hingegen hing an einem dünnen Faden, denn leider hatte die junge Frau ihre Schwertfertigkeiten bei dieser Gelegenheit nicht verloren.

  9. Beiträge anzeigen #389
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Sentinel ist offline
    Äste und Zweige schlugen ihm ins Gesicht und hinterließen blutige Kratzer. Sein Atem ging schnell, mit jedem Zug schaufelte er große Mengen an kalter Luft in seine brennende Lunge. Er musste rennen, immer schneller; nur fort von hier.
    Sentinel wusste nicht wohin und wie lange schon, für ihn zählte nur Abstand gewinnen und das so schnell wie möglich. Er wollte gar nicht darüber nachdenken oder das Geschehene aufarbeiten – nur rennen und mit der Geschwindigkeit Gedanken verdrängen.
    Kalter Schweiß rann ihm Stirn und Oberkörper hinab, nichts außer einer einfachen Kleidung aus Wildleder trug er am Leib. Seine Garderüstung und noch viel schmerzvoller – sein Umhang waren begraben worden. Begraben wie alles andere, wieder alle anderen …

    Dann plötzlich drang ein ungewohntes Geräusch an seine Ohren. Kein Rauschen des Windes, kein Rascheln von Blättern. Es war das Klingen von Metall. Rasch versteckte sich Sentinel hinter einem der nahen Bäume, er konnte Personen ausmachen – drei an der Zahl. Meter für Meter schlich er sich im Schatten weiterer Stämme näher an das Geschehen heran. Als er nah genug war, um die Fremden zu identifizieren, glaubte er seinen Augen nicht.
    Es handelte sich um seine ehemalige Ausbilderin, ihren Schüler und den zweiten Söldner vom Hof.
    Ein Übungskampf? Nach wenigen Sekunden war klar, dass es das nicht war. Redsonja beharkte ihren Schüler auf eine unglaublich gnadenlose und tödliche Art und Weise, wie es Sentinel noch nie an ihr erlebt hatte. Sie ist nicht bei Sinnen …
    Ein Donnerschlag zerriss die Luft.
    Noch während sein Echo verklang, stand der Gardist mitten im Geschehen. Er drängte Rangor aus dem Weg, Redsonja holte zum Schlag auf ihren Schüler aus.
    Funken stoben in den schwarzen Nachthimmel als die Schneide der Gildenlosen auf die Sentinels traf. Mit großer Kraft wurden die beiden Klingen gegeneinander gedrückt, der Gardist tat es nur um sein Leben zu schonen, genau nach diesem trachtete die Rothaarige offenbar in ihrem Wahn.
    Ein Blitz durchzuckte den Himmel und erhellte das Firmament. Sentinel schielte nach oben, was er dort sah, verdeutlichte ihm abermals das er keine Zeit verlieren durfte. Er musste handeln. Jetzt!
    Mit der einen Hand das Schwert weiter gegen Redsonjas drückend, packte er mit der zweiten ihren Schwertarm. Er griff hart und fest zu; ihre Gesichter waren sich so nahe, dass sie die einzelnen Poren auf der Haut erkennen konnten. Sentinel drückte ihren Schwertarm weg von sich und zu Boden. Es schien eine endlose Zeit zu dauern, doch schließlich hatte er Erfolg.
    Schwer atmend sackte der Körper der Gildenlosen auf ihrem Schwert zusammen, ihr Haupt gesenkt.
    Sentinel steckte seine Waffe weg und packte Redsonja an beiden Armen.
    „Was tust du?“, fragte er. Seine Stimme war nicht aufgebracht, jedoch von ungewohnter Festigkeit und Härte. „Ist dir eigentlich klar in welcher Situation wir uns befinden?“
    Keine Antwort, vermutlich nicht.
    „Wir müssen hier weg und zwar sofort. Wenn wir verweilen, werden wir sterben!“, langsam, sehr langsam hob sich der Kopf und gab die grünen Augen preis.
    „Tut was ihr für richtig haltet, ich werde meinen Weg nun fortsetzen“, endete Sentinel.
    Kaum zu glauben das hier ein ehemaliger Schüler mit seiner ehemaligen Ausbilderin redete. Sentinel löste seinen Griff von ihren Armen und machte zwei Schritte zurück. Er blickte die Gruppe vor ihm an und wartete, jedoch nicht lange.

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    Ehrengarde Avatar von Rangor
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    ................................... Nordmar Rang: ................................ Orkjäger
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    Rangor ist offline
    Die klare, eisige Nachtluft strömte durch die Lunge. Ein Glück, dass dies noch geschehen konnte.
    Keine Minute später hätte der Wanderer die Ruine verlassen dürfen.
    Er hatte sich nach draußen geschleppt, entkräftet und nur noch von dem Willen geleitet der Sache hier endlich den Rücken zukehren zu können. Der Wille hatte sich als lebensrettend erwiesen.
    Rangor wusste nicht genau was passiert war, oder warum doch nachdem ein ohrenbetäubender Knall die Nacht erfüllt hatte, hatte der Turm der ehemaligen Festung nicht mehr standhalten können und das Gemäuer unter sich begraben. Doch wie die Ruinen in sich zusammenfielen, so schwand die Schwäche aus dem Körper des Söldners. Die kalte Luft die er atmete, der peitschende Regen, schienen die Last fortgespült, die ihn bedrückt hatte. Keine dicken mauern mehr, die ihn einengten. Die Fesseln schienen gesprengt.

    Nun jedoch war seiner Flucht ein Abbruch getan. Sentinel, Ferol und Redsonja hatten seinen Weg gekreuzt, kurz nachdem der Turm donnernd zerfallen war und schnell hatte der Glatzköpfige erkannt, dass es kein freudiges Wiedersehen werden würde.
    Aus der Ferne hatte er sie gesehen, Ferol erschöpft an einen Baum gelehnt und Sonja fast apathisch neben ihm stehend. Selber unbemerkt geblieben war er näher gekommen und hatte mit angesehen wie die Gildenlose wie aus dem Nichts ihren Schüler attackiert hatte, mit einem Jähzorn und einer Kraft die man eigentlich nur dem ärgsten Feind offenbaren konnte. Die Aufregung hatte jegliche Müdigkeit oder Schwäche vertrieben und ihn zu den Kämpfenden sprinten lassen, um zu verhindern, wie Ferol von Sonja in Stücke geschlagen werden würde. Im selben Moment hatte Sentinel den Weg zu ihnen gefunden. Wohl aus gleichem Grund, und der Miliz hatte es geschafft Sonja ruhig zu stellen, hielt sie fest.

    Schwer atmend stand Rangor nun im Regen. Schaute verbissen, und doch fragend und irritiert zwischen den drei anderen umher. Redsonja, die mit leerem Gesicht da stand, Sentinel, der sie mit seinem griff schon fast erdrücken musste und Ferol, mit vor Schock geweiteten Augen an einem Baum lehnend.
    Was bei den Göttern spielte sich hier ab. Frost, Sheyra und Shilendra wie vom Erdboden verschluckt, Redsonja, die irre auf Ferol losgegangen war und sich nun seltsamer denn je benahm.
    Ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht seltsam friedlich, fast ausgeglichen. Hin und wieder zuckten einzelne Gesichtspartien. Schlagartig änderte sich dann das Gesicht, schaute wieder erschreckend und hasserfüllt drein, um sofort wieder umzuschwenken und ruhig zu erscheinen, als würde etwas in ihr kämpfen. Der Drang erneut die Klinge zu erheben und etwas, was sie davon abzuhalten versuchte. Wieder schüttelte Sentinel ihr an den Schultern.
    Nutzlos, unwissend fühlte sich Rangor, der die Szenerie mit ansah. Wie ein Schauspiel zog sie an ihm vorbei und er war ein Zuschauer, unfähig einzugreifen und nur zum Verfolgen verurteilt. Hilflosigkeit überkam ihn. Er konnte es nicht länger, der Dunkelheit strotzen die sie alle umgab, nicht länger gegen sie ankämpfen. Und doch musste etwas getan werden.
    Erneut durchzuckte ein Blitz die Nacht und erhellte die dunkle Umgebung kurz und kurz sah Rangor im Licht das Bild, der sich losreißenden Rothaarigen.
    Wieder ein Blitz. Wieder ein Bild, wie sich Sonja auf Sentinel stürzte.
    Im nächsten Licht eines Blitzes sah man die Klinge funkeln, die hoch erhoben in der Hand der Gildenlosen über Sentinel gen Himmel geregt war, jederzeit bereit um dem Milizen das Leben auszulöschen.
    Der Fuß Rangors traf Redsonja hart im Gesicht, stürzte sie von Sentinel hinunter der sich sofort aufrappelte. Fast hätte er zu langsam gehandelt, gelähmt vom Schrecken der Situation. Wieder Glück gehabt.
    Aus dem Schlamm des Waldbodens drückte sich langsam Sonja hoch. Der Fußabdruck des Wanderers war noch im Gesicht zu sehen. Doch wieder kein Zeichen von Agressivität. Ein leichtes Lächeln auf dem Mund und die Augen geschlossen, regungslos, doch die drei Gefährten trauten dem Frieden nicht. Rangors Klinge glitt mit leichtem Schaben aus der Scheide unter dem Mantel hervor. Sentinel hatte sein Schwert ebenfalls wieder gefasst und von hinten trat der noch immer schwer atmende Ferol heran.
    Zu gerne hätte Rangor gefragt, was Sonja zugestoßen war doch brachte er kein Wort über die Lippen. Etwas in ihm forderte ganze Kraft und Aufmerksamkeit. Er wusste, dass er die Klinge nicht gegen Sonja erheben können würde. Ebenso wenig wie dies ernsthaft gegen Sentinel oder Ferol zu tun.
    Wieder durchzuckte ein Blitz die Dunkelheit.
    Geändert von Rangor (22.12.2006 um 13:35 Uhr)

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Wieder erstarrte sie. Aber dieses Mal war sie nicht die Einzige, welche mitten in der Bewegung inne halten musste. Sie versuchte sich verzweifelt zu rühren, doch befolgten die Glieder keinen ihrer Befehle. Die Gedanken schäumten in ihrem Kopf, überschlugen sich und hinterliessen einen wilden Strudel. Sodass Redsonja nicht bemerkte, wie sich ihnen ein alter, bereits leicht gebeugter Mann näherte. Er war von eher breiter Statur, sein Gesicht von Falten geprägt und Ansätze einer Glatze schimmerten zwischen dem grauen Haar. Er schien keine Eile zu haben, doch seine Mine war konzentriert und ernst auf die Gefährten gerichtet.
    Vielleicht hört Ihr mir nun endlich zu.“ Erklang die tiefe, beruhigende Stimme des alten Mannes und riss Redsonja jäh in die Gegenwart zurück. Hätte sie gekonnt, hätte sie sich wohl verwirrt umgeschaut. Aber ihre Glieder verwehrten ihr weiterhin den Gehorrsam. Der seltsame Fremde lächelte die verwirrte junge Frau an und endlich fiel die Starre von ihr ab.
    Was ist geschehen?“ Sämtliche Höflichkeiten vergessend, platzte es sogleich aus ihr heraus, obwohl sie die Antwort bereits vermutete und sie gleichermassen fürchtete.
    Ihr Gegenüber nickte nur bestätigend, während seine Mine etwas zwischen Kummer und Mitgefühl ausdrückte.
    Grämt Euch nicht Redsonja. Ihr könnt nichts dafür und auch nichts dagegen tun.“ Die lieb gedachten Worte trafen die Waldstreicherin wie ein Blitz. Nichts war schlimmer, als nichts tun zu können, ausgeliefert zu sein. Dann senkte der Alte kurz seinen Blick, seine Hände zeichneten einen Kreis in die Luft und er murmelte einige Worte in einer unbekannten Sprache. Nun konnten sich auch Ferol, Sentinel und Rangor wieder rühren. Eben diese drei musterte der Alte entschuldigend.
    Es war leider nötig. Jedoch bleibt uns keine Zeit für Erklärungen.
    Er verstummte erneut und starrte konzentriert auf einen imaginären Punkt vor sich in der Luft. Gleichzeitig vollführte seine Hand eine einladende Bewegung. Sein Gesicht wirkte angespannt von der Konzentration, die er auf etwas ganz Bestimmtes zu richten schien. Schlussendlich begann die Luft vor ihnen zu schimmern und sich zu einem milchigen Nebel zu verdichten. Gebannt verfolgten die vier Kämpfer das Schauspiel.

    Zum Schluss lächelte der Fremde wieder, doch seine Stimme verriet anderes:
    Ihr habt keine Zeit, Arjak ist auch euch auf den Fersen. Ihr seid lästiges Beigemüse. Tretet in den Nebel hinein und ihr werdet euch auf Khorinis wiederfinden. Hab keine Angst vor dem, was dazwischen liegt. Und nun lebt wohl.
    Sentinel wagte es als erstes in den Nebel einzutauchen.
    Redsonja jedoch zögerte und hielt ihren Schüler zurück. „Ferol. Es tut mir Leid. Ich weiss zwar nicht genau was geschehen ist, doch steckte keinerlei Absicht dahinter. Vielleicht kannst du mir eines Tages Glauben schenken und verzeihen.“ Ihr Gesicht zeigte einen traurigen Ausdruck, als sie ihrem Schüler nachschaute. Wobei das mit dem Schüler sich inzwischen wohl erledigt hatte. Zum einen würde er sich bestimmt nicht mehr in ihre Nähe wagen, wenn sie ein Schwert zu Hand hatte, zum anderen musste er beachtliche Fortschritte im Umgang mit dem Schwert gemacht haben. Nicht nur der Kampf gegen die Goblins und sein Geschick beim Abwehren der Teller, hatten dies deutlich gemacht, sondern allem voran die Tatsache, dass er überhaupt noch am Leben war. Leider konnte sie ihm all dies nicht mehr mitteilen.

    Seid Ihr sicher, dass Ihr hier bleiben möchtet?“ Erkundigte sich der Magier nochmals eindringlich.
    Redsonja nickte nur. Sie hatte schon genug angerichtet.
    "Dann lasst mich wenigstens eure Wunden untersuchen." Er schüttelte resigniert den Kopf und machte sich auf ihre Zustimmung hin an die Arbeit.

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    Drachentöter Avatar von kire
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    Der Boden, in den Kire seine rauen Hände vergrub, war eiskalt. Die Kälte sog sich in seine Kleidung und in seine Hände und brachte seinen flachen Atem zum Erzittern. Der Brustkorb des Kriegers bebte so sehr, dass er sich selbst zwingen musste, nicht zu atmen.
    Mit verschwommenem Blick starrte Kire aus seiner Deckung hinauf. In der Ferne vernahmen sie ein lautes und regelmäßiges Trommeln. Der dichte Nebel verblendete allerdings die Sicht. Angestrengt bohrten sich seine Blicke durch das ewige Eis, das sich vor ihm erstreckte. Graue Schemen tauchten irgendwo vor seinen Augen auf und wurden von Sekunde zu Sekunde deutlicher.
    Eine Reihe von Orks kämpfte sich durch den Nebel, angeführt von zwei Riesen unter ihnen, bewaffnet mit einer noch sehr viel größeren, langstieligen Axt, die sich ohne Weiteres durch jeden Metallpanzer graben würde. Ein dritter, eher minder bewehrter Ork setzte in knappem Abstand voraus und schnitt mit einem Messer, das für Menschen wohl als Einhänder durchging, grobes Geäst beiseite, das den nachfolgenden Kriegern den Weg versperrte.
    Das Schlusslicht bildeten die Trommler, die in gleichmäßigem Takt die Schritte vorgaben, nach denen die blutrünstigen Krieger marschierten.
    Obwohl die Furcht noch kälter als das Eis durch seine Adern fuhr, konnte Kire seinen Augen nicht trauen. Niemals. Niemals hatte er jemals annähernd disziplinierte Orks gesehen, wie diese, die dort in geringem Abstand an ihnen vorbeimarschierten. Eine tödliche Mischung, den ohnehin schon äußerst widerspenstigen Biestern auch noch taktisches Verständnis zu vermachen.
    Grandof, dessen Gesichtausdruck Kire von der Seite her gut sehen konnte, schien davon jedoch völlig unbeeindruckt. Im Gegenteil, die Anspannung in ihm schien sich sogar schon gelegt zu haben. Der Drachenjäger konnte nicht fassen, was er dort sah, was dort eben an ihm vorbeigetrampelt war.
    Die Männer verharrten noch einige Momente auf dem eisigen Boden und warteten, bis die laut hämmernden Trommelschläge wieder allmählich in dem umtreibenden Sturm verebbten.
    »Das war eine Patrouille der zivilisierten Orks«, kommentierte Grandof und klopfte sich den Schnee von der Rüstung, während er sich gleichzeitig wachen Blickes versicherte, dass die Luft rein war. »Wir sind nicht mehr weit von Fjalla entfernt, deswegen sollten wir uns jetzt beeilen, bevor uns noch etwas dazwischen kommt.«
    Grandof wirkte nun ungewohnt hektisch auf den Krieger, dessen Misstrauen mehr und mehr anwuchs. Martinos nickte derweil und begann dem Nordmann zu folgen, der sie immer tiefer in die Ungewissheit führte. Kire glaubte sogar, das ihm bekannte Funkeln in den Augen des Söldners zu sehen. Es war das Blitzen der Kompassnadel, wenn man sich dem Süden, dem Ziel ihrer Reise immer weiter annäherte. Dem Drachenjäger schienen die Schmuckstücke schon lange nicht mehr geheuer, doch stark genug sein eigenes einfach davon zu werfen, war er ebenfalls nicht.
    Das beidseitige Gebirge führte die drei Männer auf einen schmalen Pfad, der nur ein Vor oder Zurück zuließ. Zurück kam für sie jedoch sowieso nicht mehr infrage, soviel stand für jeden von ihnen fest.
    Plötzlich blieb Grandof stehen und fuhr mit seinen Händen den von verschneiten Rankpflanzen bewachsenen Hang ab. Ein Nicken an die Begleiter gerichtet offenbarte eine kleine Vertiefung in der Steinwand, durch die man in das Innere des Berges gelangen konnte. Es war relativ dunkel, doch am Ende erkannte Kire ein matt schimmerndes Licht, das zeigte, dass der Tunnel nicht allzu lang sein konnte.
    »Geht voraus. Wenn wir den Tunnel durchquert haben, erreichen wir Fjalla durch einen verstecken Hintereingang.« Grandof wies mit seiner Hand in das Innere der Höhle und setzte eine ernste Miene auf. Die beiden Männer taten wie geheißen und erreichten das Ende des verdreckten Tunnels mithilfe einer von dem Nordmann entzündeten Fackel ziemlich schnell. Wie erwartet erstreckte sich vor ihnen auf der anderen Seite nichts als Eis, doch irgendetwas schien seltsam. Grandof ging nun wieder voraus und eilte einer im Nebel groß erscheinenden Gestalt entgegen.
    »Orks!«, entfuhr es Martinos aufgebracht und zog sofort das blitzende Schwert.
    »Eine Falle«, murmelte Kire und strafte den Nordmann mit zornesfunkelnden gleichsam entsetzten Blicken. Grandof, dessen eiskaltes Lächeln seine vergilbten Zähne entblößte, schien keine Anstalten zu machen, seine Waffe zum Kampf zu erheben.
    »Hol deinen Chef«, rief er stattdessen, »ich bringe ihm zwei Neue!«
    Mit von Entsetzen geweiteten Augen betrachtete Kire, was sich vor seinen Augen abspielte. Mehrere Orks liefen bereits auf die wie zu Stein erstarrten Männer zu, denen es vermutlich mit den stärksten Waffen nicht gelingen würde, die Übermacht durch den Hinterhalt zu überwinden.
    Fluchend erhob Kire seinen Speer. »Keinen Schritt weiter!«, brüllte er den nahenden Orks entgegen, die daraufhin in widerliches Gelächter verfielen.

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    Veteran Avatar von Martinos
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    Martinos ist offline
    >>Verdammter Scheiß, Verräter!!<<,

    fluchte Martinos lautstark und machte sich Kampfbereit, Gewaltlos würde er sich gewiss nicht ergeben – das würde völlig gegen seine Richtlinien verstoßen. Kire der schon mit, erhobenen Speer da stand, machte auch nicht den Anschein, als wenn er aufgeben wolle. Auch wenn es für die beiden Krieger verdammt schlecht aussah, der Söldner warf einen kurzen Blick zurück, Grandof hatte die beiden in einen perfekten Hinterhalt geführt, denn selbst von Hinten näherten sich fünf schwer bewaffnete Orks.

    >>Sieht wohl ziemlich schlecht für uns aus…<<,

    flüsterte Martinos dem Drachenjäger zu und sie stellten sich Rücken an Rücken. Die Orks die völlig anders waren, als die, die Martinos von Khorinis her kannte, kamen mit jeden vergangenen Herzschlag näher und lachten hämisch.

    Dieser verdammte Grandof! Wenn ich den in die Finger kriege!,

    dachte er sich nur voller Zorn und suchte ihn, in den Reihen der Orks, sah ihn allerdings nicht mehr. Da fiel dem Söldner noch etwas ein, der Nordmann hatte mit den Grünhäutern gesprochen, verstanden diese Orks etwa die Menschliche Sprache? Martinos wollte gar nicht erst wissen, was diese Eiswüste Fjalla’s noch so für Überraschungen, für die beiden auf Lager hatte. Aber was soll’s eins war klar – der Schwarzhaarige Söldner war mächtig wütend und würde es den Orks nicht einfach machen, ihn zu töten.

    Einer von den Orks blieb ein paar Schritt vor ihnen stehen und öffnete den Mund, um mit den beiden Kriegern zu sprechen:

    >>So ihr Maden. Ihr haben jetzt die Wahl. Legt eure Waffen einfach gleich hier und jetzt nieder und kommt mit oder wir müssen euch die Waffen wech nehmen und das würde euch sicherlich nicht, gut tun!<<

    Tatsächlich, sie sprachen die Menschliche Sprache. Aber das änderte nichts an der jetzigen Situation. Der Söldner blickte zu dem Drachenjäger, der nickte nur leicht, das sollte also das Zeichen für den bevorstehenden, blutigen Tanz sein. Martinos zückte seinen Dolch und schmetterte diesen auf den Ork, der sie gerade noch bequatscht hatte. Die Dolchklinge traf den Ork tödlich am Halse und der sackte in sich zusammen. Jetzt stürmten die anderen Orks los. Kire und Martinos wehrten sich lange und schickten sogar noch vier weitere Orks, ins Totenreich Beliars. Doch waren es einfach zu viele von den Grünfellern. Die beiden Krieger hatten keine Chance, zuerst fiel der Söldner zu Boden – Schwärze umhüllte seinen Geist und einer der Orks schleifte ihn davon, dann wurde Kire hinterrücks Bewusstlos geschlagen.

    Dunkelheit.

    Als Martinos’ Sinne langsam wieder zurückkehrten, fand er sich in einem Käfig, auf einer Holzkarre wieder. Diese wurde von einem seltsamen, Schweineartigen, Tier gezogen, dass der Söldner noch nie gesehen hatte. Es Glich einem großen Wildschwein, nur das dieses in einem langen flauschigen weißen Fell eingehüllt war und zwei große Stoßzähne hatte. Martinos sah sich weiter um, sie fuhren auf einer Straße, quer durch die Eiswüste. Überall liefen Orks und noch weitere Hänger mit Käfigen fuhren auf der Straße entlang, Martinos befand sich auf einem Gefangenenkonvoi. Jetzt suchten des Söldners Augen nach seinem Gefährten, doch von Kire war in diesem Transporter keine Spur, nur ein weiterer Gefangener lag in einer der Ecken. Dieser war so gekleidet wie Grandof und blondes langes Haar verdeckten sein Gesicht. Er rührte sich etwas und sah Martinos an, die Haare hingen ihm noch immer ins Gesicht.

    >>Na? Auch schon wach?<<,

    fragte er mit einem leichten Lächeln, Martinos beachtete ihn vorerst nicht weiter. Er Tastete sich nach seiner Ausrüstung ab und logischerweise hatten die Orks ihm alles abgenommen.

    Das Amulett?,

    schoss es ihm wie ein Blitz, durch den Kopf, sie haben ihm auch das Amulett genommen. Was sollte er jetzt machen? Doch darüber würde er sich erst später Gedanken machen, erst einmal müsste er hier rauskommen. Martinos wand sich dem blonden Gefangenen zu.

    >>Weist du wohin wir gebracht werden?<<,

    fragte der Söldner rasch und blickte nervös um sich. Der Blonde Kerl musterte ihn noch kurz und beantwortete seine Frage.

    >>Wohin wohl? Natürlich in eines der Gefangenenlager der Orks, wohin denn sonst? Sie Schicken uns zum Arbeiten, in die Minen oder sonst wohin. Warum haben die dich überhaupt geschnappt? Du schaust nicht so aus, als wen du von hier währst.<<

    >>Woher- und warum ich hier bin, ist völlig Unwichtig. Mich würde eher Interessieren, wie ich hier wieder rauskomme.<<,

    wieder sprach der Söldner und stellte auch gleich fest, dass eine Flucht sowieso nichts bringen würde, da hier überall Orkwachen rumstampften.

    >>Fliehen? Das kannst du gleich wieder vergessen, die Orks hüten ihre Gefangenen besser als ihre Augäpfel. Und hier aus diesem Käfig kommst du sowieso nicht raus, du könntest höchstens, später aus dem Lager fliehen, was ich allerdings auch stark bezweifle das eine Flucht dir gelingt.<<

    Das brachte Martinos auch nicht weiter, daher beschäftigte er sich mit dem Blondschopf nicht mehr weiters und wartete erst einmal ab. Zuerst müsste er Kire wieder finden - wenn er überhaupt noch am Leben war - und dann würde er weiter sehen. Der Söldner hoffte nur, dass die Amulette auch noch Exsistieren, nicht das die Orks sie einfach im Schnee liegen lassen haben.

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    Drachentöter Avatar von kire
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    kire ist offline
    Es kam wie es kommen musste. Noch immer hallte das widerwärtige Lachen des Nordmanns in seinem Gehör wider, noch immer hatte er die hässliche Fratze des Orks vor Augen, der allen Ernstes versuchte, ihm die kalten Stahlketten anzulegen. In jedem Moment, in dem die Kraft und das Blut noch durch seine Adern flossen, wehrte sich der Drachenjäger mit Händen und Füßen gegen das, was ihnen bevorstand.
    Die Wut, der Hass auf den Verräter und auf die Orks war unvergleichlich. Der Zorn, der sein Herz rasen und seine Augen zittern ließ, kam einer Raserei gleich. Nichts und niemand sollte ihn aufhalten können, solange bis er bewusstlos und völlig außer Kräften auf dem Boden lag.
    Gerade als Kire wutentbrannt seinen Speer in das runzelige, beharrte Fleisch eines Orks bohrte und das Blut ungehalten an seinen Händen herabfloss, donnerte ihm ein extremer Faustschlag in den Rücken, der ihn trotz gut schützender Rüstung unmittelbar zusammenbrechen ließ.
    »Es sind einfach zu viele«, glaubte er sich resignierend sagen zu hören, ehe sich seine Augen schlossen und der Schleier der Bewusstlosigkeit über ihn kam.
    »Schafft sie da rauf!«
    »Überlasst den Widerspenstigen mir!«

    Als Kire wieder erwachte und versuchte seine verklebten Augen zu öffnen, wurde er unmittelbar von eisiger Kälte gepackt. Der Drachenjäger wollte um sich greifen, um sich zu wärmen, doch seine Arme wurden von eisernen Ketten an links und rechts befindliche Gitter gefesselt. Ein für ihn unüberwindbarer Widerstand.
    Sein Blick wanderte an seinem entblößten Körper herab. Sein ganzer Oberkörper war entkleidet. Dunkelrote, blutunterlaufene Schlieren, die er nur trübe durch sein Blickfeld wahrnahm, zogen sich längs über seinen Brustkorb und seinen Rücken. Erst danach bemerkte er, dass er sich in einer Art Vorrichtung, einem Käfig befand, an dessen Boden er gefesselt war. Das kleine Gefängnis bewegte sich langsam ruckelnd durch die Eiswüste, wobei nicht mal Wind und Wetter sie zu stoppen vermochten.
    Brüllend wand Kire sich in der Kälte, die in jeder Sekunde, die er unter Bewusstsein verbrachte, wie reinstes Höllenfeuer auf seiner Haut brannte.
    Wie hatte er das bloß verdient, fragte er sich und kämpfte erneut aussichtslos gegen den Widerstand der Ketten an.
    Das Amulett!
    Hektisch wandte er seinen Kopf hin und her und suchte den Käfigboden nach dem funkelnden Stein ab, der ihnen den Weg nach Fjalla weisen sollte, und der einzige Grund für seine bisherige Reise gewesen war. Sein Blick fiel auf ein rot leuchtendes Brandmal auf seiner Schulter, dessen Umrisse seines ersten Eindrucks nach einen eingekreisten Hammer darstellten. Er fühlte sich wie Vieh, das einem Bauern zugeteilt wurde, der selbiges bald mästen und dann schlachten würde. Wie konnten diese widerlichen Bestien es nur wagen, ihn dermaßen bloßzustellen?
    Als der Krieger seinen Kopf zur Seite fallen ließ, erkannte er, dass sie bereits an einer Ansammlung von Steinhütten vorbeizogen, deren Türen und Fenstern groß genug waren, das ganze Riesen hindurchpassten. Auf den ersten Blick sah er hässliche Fratzen aus den Fenstern lugen. Auf dem zweiten stellte er fest, dass es sich um Orks handelte, die in diesen Hütten lebten. Kire traute seinen angestrengten, zu Schlitzen verengten Augen nicht. Orks in Hütten?
    Der Karren, auf dem er durch die Eiswüste gezogen wurde, kam endlich zum Stehen. Mit einem lauten Knall klappte das Gitter auf, das zuvor seinen Käfig verschlossen gehalten hatte. Einen Augenblick später stieg ein Mensch auf den Wagen und schloss mit einem vielzackigen Schlüssel die Ketten auf, die den Drachenjäger an den Käfigboden fesselten. Hoffnung blühte in ihm auf, die jedoch allzu schnell wieder verdrängt wurde. Grob packte der Kerl ihn an dem Brandmal, das seinen gestählten Oberarm zierte und zerrte ihn von dem Karren runter. Kire wollte schreien, doch die Kälte schnürte seine Lunge zu. Die Muskeln waren zu festgefroren, zu kraftlos war der Körper, als dass es ihm möglich gewesen wäre, sich aus dem festen Griff des Fremden zu befreien.
    »Lass ihn los«, brüllte ein Ork und packte nun beide Arme des Kriegers, um sie auf dessen Rücken zu verdrehen. Ein schmerzerfüllter Schrei entfleuchte dem einst so stolzen Drachenjäger, der die Schande nicht ertragen konnte und auf die Knie zusammenbrach. Der Ork hievte ihn sofort wieder auf die Beine und stieß ihn einige Schritte nach Vorne, um ihn in Bewegung zu versetzen. In der Kälte erblickte Kire weitere Männer, die hilflos der miesen Behandlung durch die Orks ausgesetzt waren. Niemand von ihnen hatte die Kraft sich zu wehren. Die Bestien waren in der Überzahl.
    Am Horizont sah er dabei schemenhaft einen majestätisch anmutenden Tempel mit verschiedenen, in den Himmel ragenden Turmspitzen. Sein Weg und der Weg vieler anderer Menschen führte jedoch in einen dunklen Stollen. So dunkel wie vermutlich auch ihre Zukunft aussah.

  15. Beiträge anzeigen #395
    Veteran Avatar von Martinos
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    Martinos ist offline
    Der Söldner konnte es nicht glauben. Diese Orks lebten tatsächlich in Steinhütten, so wie Menschen. Die barbarischen Orks die Martinos vom Minental her kannte, waren einfache Kriegsmaschinen, die nur töten konnten und jetzt das, diese Orks konnten sich mit Menschen verständigen und leben auch noch in Hütten. Er konnte einfach nicht glauben was er da sah. Der Blonde Gefangene sah den an den Stangen stehenden Söldner fragend an.

    >>Was schaust du so? Noch nie Orks in Steinhütten gesehen?<<,

    fragte der fremde Gefangene, in einem leicht ungläubigen Ton. Gesehen hatte Martinos schon viele von diesen Orkbestien, doch hatte er noch nie solch einen zivilisierten Haufen gesehen. Langsam war der Schwarzhaarige Söldner von diesen Orks ein kleines Stück faziniert, doch dass würde sich schon bald wieder legen, bald würde in ihm der Hass, auf die Orks noch größer denn je sein.

    Eisig Schlug der Wind weiter in Martinos’ Gesicht, zum Glück hatten ihm die Orks noch seine Kleidung gelassen. Die Ganzen Gefangenenwägen rollten jetzt in eine Art Vorposten ein, dort machten sie nun allesamt halt. Die ganzen Käfige wurden von Orks aufgesperrt, auch der, in dem Martinos und der Blondschopf hockten. Grob zog man sie hinaus. Der Söldner konnte kurz seine Umgebung mustern, Überall waren Gefangene – doch von Kire war nichts zu sehen. Viele große Feldzelte waren aufgestellt und ein kleiner Palisadenwall schütze das ganze Lager. Der Schwarzhaarige warf auch kurz einen Blick auf den Horizont, denn dort konnte man ein großes Bauwerk erkennen, eine Art Tempel, mit vielen hohen Turmspitzen. Martinos bestaunte das Bauwerk, dann kam ein Ork auf ihn zu und nahm ihn die Aussicht.

    >>Woher kommt ihr ganzen kleinen Menschen eigentlich? Jeden Tag kommen neue!<<,

    knurrte die Wache gestresst und musterte den Söldner, dann wand er sich zu einen der anderen Wache und fragte diese:

    >>Ist das dieser Wurm, um den ich mich kümmern soll?<<

    Die Wache nickte.

    >>Gut…<<,

    meinte der Ork und grinste über sein ganzes, Hässliche Gesicht. Dann packte er ihn am Kracken und schleifte ihn quer durch das Lager, bis hin zu einem der größeren Zelten. In diesem Zelt standen überall Streckbänke, Daumenpressen und noch viele weitere Folterwerkzeuge. Martinos wurden die letzten Klamotten vom Leib gerissen, so das er nur noch mit einer, zerissenen Hose da stand, doch lies er alles still über sich ergehen, er wehrte sich nicht und sagte kein Wort. Der Ork stellte ihn an ein Gerüst und befestigte seine Hände, jeweils an eine Kette. Anschließend fesselte man ihm die Beine. Der Söldner ahnte schon, was jetzt passieren würde. Jetzt zückte der Folterer eine sieben, Schwänzige Peitsche.

    >>So, ich bestrafe dich jetzt dafür, dass du ein paar meiner Orkbrüder getötet hast! Das hättest du nicht tun sollen.<<,

    knurrte er den Söldner an. Martinos starrte stumm zu Boden.

    Bringen wir es hinter uns...,

    dachte er sich nur und der Folterer begann. Er holte weit aus und schlug zu, die scharfen Schnürre trafen auf Martinos Fleisch und hinterließen blutrote, Striemen. Ein brennender Schmerz durchfuhr seinen Körper, doch noch blieb er ruhig, er biss die Zähne zusammen. Der Ork holte ein zweites mal aus und die Peitsche klatschte erneut auf seinen Rücken. Martinos fühlte wie seine Haut riss und warmes Blut den Rücken hinab lief, doch einen Schmerzensschrei unterdrückte er noch immer. - Klatsch - ein drittes mal - Klatsch - ein viertes mal. Sein rücken brannte so grauenvoll, doch der Söldner blieb still, zwar zuckte er immer wieder zusammen, aber schreien würde er nicht. Das störrte den Folterork wie es schien und dieser schlug noch kräftiger zu. Klatsch... Klatsch... Klatsch... mit jedem Schlag stieg in ihm der Hass auf die Orks.
    Nach dem fünfzigsten Schlag, hörte der Ork auf und Martinos hatte es geschafft, er blieb die ganze Folter über ruhig. Zwar zitterte sein ganzer Körper vor Schmerz und Zorn auf diese Bestien, doch war sein Körper zu geschwächt als hätte er jetzt einen Kampf beginnen können.

    >>Ganz schön hart, kleiner Mann. Du kommst jetzt erst einmal ins Verlies, anschließend werden wir dich zusammen, mit den anderen Menschen, in die Minen stecken.<<,

    meinte der Ork und kettete Martinos los, zuerst die Beine, dann die Hände. Als die letzte Handfessel gelöst war, viel der Schwarzhaarige zu Boden, er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Vor Schmerzen verzog er das Gesicht und kauerte sich zusammen - diese verdammten Orks, was haben sie nur mit ihm gemacht. Zwei Orks kamen ins Zelt rein und packten den am Boden liegenden Söldner und trugen ihn aus dem Zelt. Martinos war selbst das Sonnenlicht zu stark, er schloss die Augen und verlor auch gleich das Bewusstsein - und wieder einmal wurde sein Geist, von Dunkelheit umschlungen.

    Auf einmal fand sich der Söldner auf einem hohen Berg wieder. Überall war Schnee und Eis. Er sah sich um und sein Blick hielt, an einem rießigen Bauwerk inne. Er stand vor diesem Art Tempel, denn er am Horizont gesehen hatte. Auf einmal öffneten sich die Tore und ein großer Ork trat hinaus, dieser war in einem völlig weißen Mantel eingehüllt. Der weiße Ork trug in der einen Hand ein Schwert, dass aber ganz sicher nicht für Orks gemacht wurde, nein, es war ein Menschen Langschwert und Martinos bildete sich ein, diese Klinge schon einmal gesehen zu haben, die Frage war nur, wo...

    >>He... wach auf!<<,

    ertönte auf einmal eine Stimme und weckte den Söldner aus dem Reich der Träume. Langsam öffnete Martinos die Augen und fand sich in einer dunklen Kammer wieder, über ihm gebeugt war der Blondschopf von der Gefangenenkaare.

    >>Die Orks haben dich ganz schön zu gerichtet.<<,

    meinte er nur und half Martinos auf, um sich normal hinzusetzten.

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    Ritter Avatar von razorwhisper
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    razorwhisper ist offline
    Der Kopf fühlte sich an, als währe er, zum Doppelten seiner Größe angeschwollen, Schritte kamen näher, nun würde also wieder das helle Licht einer Fackel in seine Augen schmerzen zu kurz um sich daran zu gewöhnen, nur in Umrissen sah er die Gestalt die sein Essen brachte. Nur Augenblicke später wurde es wieder finster sein, und still... Stunden? Tage? Er wusste es nicht hier an diesem Ort hatte er kein Gefühl mehr für Zeit und Raum und irgend etwas vernebelte seinen Verstand. Mühsam suchte er sein Gedanken zu ordnen und doch entglitt ihm jeder klare Gedanke wieder noch ehe er ihm fassen konnte.

    Zusammen gekauert saß er in der Ecken auf den bisschen Stroh dass ihm als Lager dienen sollte, warte auf das grelle Licht, die Schüssel mit den Fraß, den schon zum Ritual geworden Fußtritt seines Wärters und die angenehme Leichtigkeit die Ihm nach einer Weile in Träume aus einer fernen, besseren Welt sinken lies,

    Seltsam, war denn dieses wohlig warme Gefühl nicht nach seine letzten Mahlzeit ausgeblieben? Und die höllischen Kopfschmerzen schienen ihm eine, wenn auch verzichtbare, Abwechslung in den seltsamen Rhythmus aus Schlaf, der vagen Erinnerung an Schläge und einer sehr weichen einfühlsamen Frauenstimme die ihn immer wieder den Himmel auf Erden versprach, wenn er nur das einen für sie tun würde.... Lee töten und an seiner Stelle die Führung des Söldnerhaufens übernehmen der auf Onars Hof herumlungerte.

    Und, so meinte er sich zu erinnern, hatte er eingewilligt in diesen doch so einfachen Plan.
    Da war sie wieder jene Stimme vor der Tür draußen wo Licht war und auch nicht jener modrige Geruch der sich schon in seiner Kleidung fest gefressen hatte.

    „Gib Mir die Schüssel“, fordert sie „deine Methode hat nichts gebracht aber Meine zeigt Wirkung.“

    razor hatte kein Ahnung was gemeint war, da öffnet sich die Tür. Mildes Licht fiel in die Zelle lagen genug wartete sie um sicher zu sein das seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Er konnte sehen das sie eine überaus gut gewachsen Frau war wohl so Mitte dreißig. Als sie sich hinunter beugte um die Schüssel vor ihn hin zu stellen war sein Blick gefangen vom üppigen Inhalt des Ausschnitt ihres Kleides.. und sie lies ihn gewähren.
    "Hier! Das bring dich wieder auf die Beine?" Sagte sie gut hörbar und dann, ihre vollen Lippen berührten fast sein Ohr flüsterte sie "Hilf mir, ich bin hier gefangen .. wie du..."
    Sie warf ihm ein Blick voller Sinnlichkeit zu ein unterdrückter Seufzer war zu hören ein Seufzer der hinwies auf die Belohnung für die geforderte Heldentat gab.

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    Drachentöter Avatar von kire
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    kire ist offline
    Nur schwach blinzelnd hatte Kire gesehen, dass einige der Gefangenen nicht in die Mine, sondern in die verschiedenen Zelte gebracht wurden. Er wusste nicht, ob Martinos auch unter ihnen war, oder ihm in die dunkle Mine folgte, doch was dort mit ihnen geschehen sollte, wollte er sich nicht ausmalen. Als er seinen mit bald schon lilafarben angelaufenen Schlieren gezierten Oberkörper betrachtete, glaubte er zu wissen, dass er diese Erfahrung schon längst durchgemacht hatte.
    Der Stollen, in den man ihn hineinstieß, ging steil hinab und besaß einen großen und geräumigen Hauptschacht, von dem viele kleine Gänge und Nebenhöhlen in alle Richtungen ausgingen. Von überall hallte das rhythmische Hacken an seine Ohren, unterbrochen von dem herrschendem Gebrüll der Orkwachen, die die kurz vor dem Erfrieren befindlichen Menschen zur Arbeit antrieben. Zumindest die Schufterei und die wenigen, an den Stollenenden angebrachten Fackeln schienen den Schürfern ein wenig Wärme zu spenden.
    »Los jetzt! An die Arbeit!«, brüllte ein Ork hinter ihm und schlug ihn mit dem Holzstiel der Spitzhacke an die raue Steinwand. Kire jedoch war viel zu schwach, sich gegen die Hände der Orks zu wehren. Er hatte ja nicht einmal bemerkt, dass er sich bereits an seinem zukünftigen Arbeitsplatz befand.
    »Das ist die Methode der Orks.«
    Nachdem der Wachmann abgezogen war, meldete sich leise zischend ein anderer Gefangener an seiner Seite zu Wort. Sein Haar hing ihm lockig über die Schultern, wurde von einer dicken Staubschicht bedeckt. Ungepflegt war nicht die richtige Bezeichnung für den langen und struppigen Bart des Mannes, der seinen ganzen Unterkiefer, aber auch den Mund überzog. Dieser Kerl musste schon seit Ewigkeiten hier unten in der Mine rackern.
    »Sie bringen die Leute hier rein, solange sie noch schwach sind. Geben ihnen nur so viel Essen und Kleidung wie nötig, damit sie auch ja nicht zu Kräften kommen. Hier hat niemand eine Chance rauszukommen. Selbst alle Schürfer zusammen könnten die Kraft nicht aufbringen, eine der Wachen umzuhauen. So erzwingen sie Respekt und Kontrolle.«
    Kire hörte nur zu und nickte. Er betrachtete die Steinwand, mitsamt dem dunklen Funkeln, dass an jeder Ecke in seine Augen stach. »Die Orks nennen es Tigrum.«
    Kire hatte von diesem Tigrum noch nie in seinem Leben etwas gehört. Die Orks ließen ihre Feinde für das Erz schuften, mit dem sie gegen die Menschen in den Krieg zogen. Kire sollte also gegen sein eigenes Volk vorgehen und konnte nicht mal etwas dagegen tun.
    Ein qualvoller Schrei hallte durch den Schacht. Erschrocken wandte Kire seinen Kopf um und beobachtete, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Der Gefangene an seiner Seite blieb jedoch unbeeindruckt.
    »Das ist nichts Besonderes mehr, wenn man jeden Tag hier unten verbringt«, meinte er, doch Kire hörte ihm kaum zu. Wie im Wahn warf er hektisch seinen Kopf in alle Richtungen, als er sich bewusst wurde, was ihm die nächsten Wochen bevorstand.
    Klatsch. Klatsch.
    Es dauerte nicht lange, da stand der einstmalige Krieger wieder halbgebeugt und schwer ächzend vor der Steinwand, auf die er mit der Spitzhacke einschlagen sollte.
    »An die Arbeit, Morra, sonst bekommst du noch mehr!«
    Der Ork zückte gerade die Peitsche zum nächsten Hieb, doch verzweifelt und vor Schmerzen ächzend hämmerte Kire bereits mit letzter Kraft auf die Steinbrocken vor ihm ein. Der Staub rieselte ihm entgegen und eine dichte Wolke vernebelte seine Augen. Doch der Drachenjäger zwang sich, weiter auf das Erz einzuschlagen, egal ob er nun irgendetwas frei schürfen würde oder nicht. Hauptsache der Ork würde sich endlich verziehen.
    Kire presste seinen Kiefer zusammen, um das Zähneklappern zu unterbinden. Innerlich wollte er weinen, wollte einfach wieder weg aus dieser frostigen Hölle, doch sein Stolz und auch die Kälte ließen kein Gefühl zu, außer den unendlichen scheinenden Schmerz.
    Wo ist Martinos, fragte er sich und warf achtlos einen kleinen Brocken Tigrums in einem neben ihm stehenden Karren, in dem sich bereits ein kleiner Berg auftürmte. Gleichzeitig betrachtete er den Gefangenen an seiner Seite mit Unverständnis. Wie konnte er nach so vielen Monaten der Gefangenschaft, der Folter durch den Feind, mit solchem Herzblut an die Arbeit gehen? Wie konnte der Mann so ruhig bleiben, wenn neben ihm Hunderte von Männer fast bis zum Tode ausgelaugt und gequält werden?
    Der Schürfer zu seiner Linken begann plötzlich wild zu husten. Ein widerliches Husten, das zunächst beinahe so klang als müsste sich der Kerl jeden Moment übergeben. Doch ihm schien langsam die Luft auszugehen. Er sank auf die Knie und begann sich wild auf die Brust zu hämmern. Urplötzlich wurde sein Gesicht völlig blass. Kire konnte nicht glauben, was er dort sah. Völlig untätig starrte er den Mann an, blieb wie zu Eis erstarrt stehen und wagte es nicht ihm zu helfen. Andere Gefangene, die dem Erstickenden zu Hilfe eilen wollten, wurden sofort von den Wachen mit großen Knüppeln zu Boden geschlagen.
    Der reglose Körper des Gefangenen blieb liegen. Erst später sollte seine Leiche mit einem der Erzkarren nach draußen gebracht werden, wo man seinen Körper mitsamt dem Tigrum in einem großen Schmelzofen zusammenschmelzen würde.
    Das waren also diese Waffen aus den Sagen. Die Schwerter, die aus dem Blut ihrer Feinde geschmiedet waren.
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Kire perplex seinen anscheinend allwissenden Nachbarn.
    »Er hat wohl zuviel Staub eingeatmet«, meinte er schulterzuckend. »Wenn man nicht aufpasst, setzen sich die kleinen Staubkristalle in den Lungen und der Luftröhre fest und bohren sich mit jedem Atemzug tiefer hinein, bis sie irgendwann die Atemwege aufreißen.«
    Entsetzt starrte der Krieger die Erzwand an.
    »Man erstickt qualvoll, also pass beim Schürfen ein bisschen besser auf.«
    Der Kerl zwinkerte ihm zu und begab sich wieder an die Arbeit. Kire tat es ihm besser gleich, wenn er nicht weitere Peitschenhiebe erfahren wollte.

  18. Beiträge anzeigen #398
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Nur mit Mühe schaffte es Redsonja ihre Tränen zurückzuhalten. „Ich bin gefährlich und grausam.“ Bemerkte sie schaudernd. Der alte Mann schwieg und dieses Schweigen sagte manchmal mehr als tausend Worte. Er musterte sie lange, schien zu überlegen.
    Dann gebt mir eure Waffen und legt sie für alle Zeiten nieder.
    Nun gab es endgültig kein Halten mehr. Dicke Tränen kullerten aus den Augen der jungen Frau. „Das kann ich nicht.
    Der Fremde nickte nur wissend. „Schade.

    Stille herrschte, als der alte Mann nochmals ihre Wunden untersuchte. Später nickte er zufrieden.
    Einst war ich so jung und töricht, wie Ihr. Jung zumindest bin ich nicht mehr. Aber ich hatte immer Glück. Dasselbe wünsche ich Euch, ihr werdet es gebrauchen können. Aber nun bitte ich Euch, verlasst diesen Ort. Er ist zu gefährlich und die Erinnerungen binden Euch zu sehr daran.
    Dann sagt mir an wessen Namen ich mich erinnern soll.
    Ernesto.“ Er lächelte verschmitzt, als Redsonja erkannte, dass dies nicht ihr erstes Treffen war.
    Danke.

  19. Beiträge anzeigen #399
    Ritter Avatar von razorwhisper
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    razorwhisper ist offline
    Sein Verstand schien etwas klarer zu funktionieren als die letzten.. Tage? Wochen? Er wusste es nicht, aber wozu auch sich damit befassen, gab es im Moment doch wesentlich wichtiger Rätsel zu lösen. Das er unter er durch irgend etwas betäubt, eher seine Handlungsfähigkeit seiner freien Entscheidung beraubt war wurde ihn von Minute zu Minute klarer. Und auch das was immer für Gebräu es war er es mit dem Essen zu sich nah, war weit über die Vermutung hinaus schon fast Gewissheit. Nur bot sich kein Lösung an, sicher konnte er wenige Tage ohne Nahrung auskommen, und Wasser war immer reichlich da, überraschen sauber sogar.
    Doch wie sich befreien, flüchten, gar Kämpfen wenn der Körper geschwächt durch das Fasten und den Kampf gegen... was auch immer man in sein Essen mischte... ihm nicht gehorchen wollte.

    Seine Gedanken wurden unterbrochen, die schweren Schritte näherten sich eine Schlüsselbund klirrte nun war auch der leichte Schritt einer Frau zu hören.

    Eine bekannte Silhouetten zeichnete sich in der Helligkeit des Türrahmens ab.
    „seltsam!? Das Licht schmerzt nicht mehr...“

    Als sie die Schüssel vor ihm auf den Boden stellte trafen sich ihre Blicke. Kurz stockte ihr Atem ihre mandelförmigen Augen weiteten sich vor Überraschung.

    „Verdammt!“ Zischte sie leise „Wie hast du es herausgefunden?“

    Eine Pause entstand, sie schien abzuwägen was zu geschehen hatte. Razors Herz begann zu rasen schlug bis hinauf in den Hals, seine Muskel spannten sich. Die beiden starrten sich an, jeder versuchte sein Chancen in dieser seltsames Situation abzuwägen. Sekunden die sich zu eine kleinen Ewigkeit dehnten.
    Dann, zu Razors Überraschung trat sie gegen die hölzerne Schale in der er sein Essen bekam, der Inhalt ergoss sich über seine Hose, befleckte den Saum ihres Kleides.

    „Du Idiot“ schrie sie ihn an. Mit eine lauten Klatschen lande ihre Hand in seine Gesicht, und nur eine Moment später traf ihr Handrücken die andere Wange. Der Stein an Ihren Ring hinterließ eine blutigen Kratzer. „Wegen dir tollpatschigen Deppen kann ich jetzt nochmal in die Küche laufen“
    Wütend stampft sie nach draußen, laut knallend fiel die Tür zu.
    „Und du! Wenn du mich nochmal so anstarrst kratz ich dir eigenhändig die Augen aus“ bekam einer der Wächter ihren gespielten Zorn ab.

  20. Beiträge anzeigen #400
    Ritter Avatar von razorwhisper
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    razorwhisper ist offline
    Nun hatte der Tag schon so etwas wie eine bekannte Struktur bekommen. Er hatte geschlafen, eher geruht, wirklicher Schlaf lies sich auf den wenigen Stroh das den Steinboden bedeckte nicht finden.
    Er nah ferne Schritt wahr, vage drangen Stimmen zu ihm durch er hört Geräusch der verschiedensten Tätigkeiten, auch wenn er sie nicht zuzuordnen vermochte, stellte er fest das sie häufiger und intensiver wurden. Dass wiederum ließ sie in vermuten das es am Morgen war.
    Dass allerdings passte nicht zu den Schritten die sich näherten, welche zweifelsfrei jener undurchschaubaren Schönen gehörten, die wohl seine einzige Möglichkeit zur Flucht war.

    Die Tür öffnete sich wie immer, nur kauerte razor nicht mehr am Boden, er stand aufrecht und auch wenn er in den dreckigen Lumpen kaum wie ein Krieger wirkte, so warf sie ihm doch einen bewunderten Blick zu. Ob dies nun Mittel zum Zweck war oder nicht interessiert razor kaum. Ihm drängte sich eher die frage auf wie er an eine Waffe kommen sollte, wenn sich denn die Gelegenheit ergäbe aus dieser Zelle zu entfliehen.

    Sie zog den Saum ihren Kleiden nach oben nur so hoch dass sie den Dolch aus ihrem Stiefelschaft ziehen konnte.
    „ Den kennt hier jeder, also mach bloß keinen Fehler.“ sie drückte ihm den die Waffe in die Hand.
    Der Ausdruck in ihren Augen zeigtet razor das sie zumindest die Absicht mit ihn zu flüchten ernst meinte.
    Ein Schatten zeichnete sich in der Zellentür ab, offensichtlich der Wächter.

    Hey!? Was geht hier vor??“ Das blanke Entsetzen war den dem fetten Kerl in Gesicht geschrieben als er erkannte in welcher Gefahr er sich gerade befand. Doch die Erkenntnis und der Fluchtversuch kamen zu spät. Razor hatte die namenlose Schöne weg gestoßen, war mit zwei Schritten an der Tür, jetzt erst griff der Halunke um sein Schwert, doch er konnte nur den Griff umfassen dann traf ihn die Faust des Veteranen mitten ins Gesicht nur einen Augenblick später traf ihn razors Ellenbogen am Kehlkopf. Wie ein Fisch am Trockenen rang der Kerl um Luft, doch es half nicht er starb einen leisen aber grausamen Tod.

    Mit razor hingegen geschah was mit den meisten Kriegern in so einer Situation geschah, Adrenalin strömte durch seine Adern. Für ihn fühlte es sich an als würde das leben pur und heiß wie das Feuer den sonnen seinen Körper durchfluten. Der Einhänder des Wächters gab schon eine brauchbare Waffe ab. Nun verschaffte er sich eine Überblick, wie vermutet war er in eine Kellergewölbe das allerdings gegen seinen Verdacht stak verfallen war. Ein Umstand der ihn noch mehr anfeuerte, somit war also kaum mit gut ausgebildeten Gegner zu rechnen, eher mit einigen marodierenden Söldnern oder Königstreuen ... egal .... ihr Blut sollte Balsam für seine Seele werden.

    Etwas das einer Holztreppe im entfernte ähnlich sah führte nach oben, brachte razor in die Reste einer bis auf die Grundmauer abgebrannten Festung. Zwischen Mauerresten war kein halbes Dutzend ausgemergelter Kerle dabei einen Karren zu beladen. Nur der Typ der beide Hände auf eine Zweihänder stützte wirkte noch am ehesten wie ein Kämpfer.
    Und das Schwert diente ihm offensichtlich als Statussymbol denn als er razor sah hob er die Waffe weit, zu weit über den Kopf, noch dazu war die Klinge schwer für ihn.
    Razor jagte den Stahl durch die Lederrüstung entriss dem Stürzenden den mächtigen Bihänder..

    Was für ein Gefühl ... sein Nackenhaare sträubten sich.... kalte und heiße Schauer durchfuhren seinen Körper. Es war, als würde pure Energie von Griff durch seine Hände direkt in seine Seele strömen.

    Ein markerschütternder Schrei, voll von Wut aber gleichzeitig auch Erleichterung hallte durch die Ruine als der Veteran auf eine hageren Kerl einschlug, der vermessen genug war ihm mit eine Zimmermannsaxt angreifen zu wollen. Nur eine Sekunde später sackte ein weiterer Hungerleider, kopflos, zusammen, der nicht schnell genug sein Waffe hatte fallen lassen.
    Der Rest des Haufens rannte gepackt von wilder Panik davon. Razor war anzusehen das er noch zu mehr Blutvergießen bereit gewesen war. Hätte er seinen Bogen gehabt hätte wohl Keiner überlebt.

    Jetzt erst kam die rätselhafte Schöne aus den Verließ nach oben, hatte sich alle Optionen offen halten wollen. Hätte wohl die Überrumpelte gespielt wenn razor versagt hätte.

    „Mein Held, wie kann ich mich nur erkenntlich zeigen...“ sie drückte sich an ihn, ihre Hand glitt unter sein zerlumptes Hemd er fasst sie am Hinter zog sie noch fester an sich
    „Succa! Wie es wohl meiner Süssen geht..“
    Sein Griff lockte sich, in den Augen der Unbekannten war so etwas wie Enttäuschung zu sehen, sie löste sich von ihm.
    „Geh einfach diesen Weg entlang, er führt dich nach Gorthar... wir hätte ohne hin nicht zueinander gepasst“
    Es klang etwas resignierend, doch der Veteran war sich sicher das die Enttäuschung bei der Fremden nicht lange anhalten würde. Ihr traute er zu das sie noch das Kopfgeld, welches gewiss auf ihr Kumpane ausgesetzte war kassieren würde.
    Auf dem Karren fand sich nach kurzer Suche auch sein gesamte Ausrüstung, auch eine brauchbare Hose, und ein sauberes Hemd fanden sich. Den Rest lies er unbeachtet zurück und ging ohne sich um zudrehen, ohne ein Grußwort den weg der leicht bergab führte.
    Geändert von razorwhisper (25.12.2006 um 16:06 Uhr)

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