Bom und Ali reisen nach Bali



In der Wüste Varants ist es heiß. Ist jetzt nicht besonders verwunderlich, erleuchtend oder interessant, aber das ist wohl mein meistgedachter Gedachte, wenn ich mit meinem mit Wasser beladenen Kamel durch die Wüste ziehe. Er ist banal und er bringt die Welt nicht weiter, aber er treibt mich zum Durchhalten. Hier in Varant ist es halt heiß, da hilft kein Heulen und kein Meckern, das ist unumstößlich und das soll mich auch nicht vom Reisen abhalten. Und wenn es doch unumstößlich ist, kann ich nicht nicht einfach auf einen kühlen Tag warten, um dann zu reisen, dann muss ich bei Hitze reisen und dann ist auch egal. Der schönste Ort auf Erden muss doch der sein, an dem ich nicht reisen muss, weil mein Beruf dort überflüssig. Gleichzeitig sollte man sich dort nicht wie in Nordmyrtana und Normar den Arsch abfrieren müssen und naja, ich steh halt nicht so auf grüne Auen, also kommt Südmyrtana auch nicht in Frage. Auf den südlichen Inseln soll angeblich auch kein Wassermangel herrschen, allerdings tut das Klima dort meiner Gesundheit nicht so gut, Tropen gehn halt einfach mal gar nicht. Da soll es ja auch noch besonders fiese Krankheiten geben. Das ist nichts für einen Wüstenfuchs wie mich. Hier kann man vergiftet werden und man kann verdursten, aber krank wird hier man wenigstens nicht und das ist doch die Hauptsache.

Wie ihr seht, war Ali ein Varantiner Wasserhändler, der durch die Wüste zog und an alle Wasser verkaufte, die keines hatten und nah am Verdursten waren. Viel Geld verdient er nicht dabei, aber das ist ihm nicht so wichtig, schließlich will er etwa Nützliches tun und keine Zierdolche mit Elfenbeingriffen oder ähnlichen Unfug verkaufen. Außerdem reichte das Geld immer noch voll und ganz zum Überleben und zur Sicherung des Nachschubs, immerhin befanden sich die meisten seiner Kunden in Not und Kunden in Not kann man schon mal mehr abknöpfen als Kunden ohne Not. Ali wusste seine bescheidenen Wuchereien auch wunderbar mit seiner Moral in Einklang zu bringen, schließlich bezahlten seine Kunden nicht nur für das Wasser, sondern auch dafür, dass Ali weiterhin Bedürftigen Wasser bringen konnte. Außerdem liebte Ali wie alle anderen Varanter das Geld und ein Geschäft ohne Verdienst ist kein Geschäft. Insofern verwundert es auch nicht, welch ungewöhnlichen Preis er vom halb verdursteten Ork Bomruk genannt Bom forderte...

Ein unschöner dunkler Fleck war zwischen den Dünen aus rötlichem Wüstensand zu sehen. Auf natürlichem Wege konnte dieser Fleck nicht dort hin gelangt sein, unschöne dunkle Flecken kommen nicht natürlich in roten vor. Der unschöne dunkle Fleck musste also von einem denkenden Lebewesen hinterlassen worden sein, die Tiere der Wüste waren reinlich und vergruben ihre Scheiße und ihre angefressenen Kadaver. Wenn sie schon keinen Spaß mehr daran haben durften, so durften das die Fliegen auch nicht. Vernünftig denkende Lebewesen ordneten sich in zwei Kategorien ein: Sklaven und Freie. Gut möglich, dass das ein Sklave war, schließlich war es ja nicht ungewöhnlich, ungehorsame Sklaven ohne Nahrung und Wasser in der Wüste auszusetzen, sollte sich doch jemand Andres mit denen rumärgern. Die Klapperschlangen, Skorpione und eventuell auch Sklavenjäger würden schon ihren Spaß mit den Ausgesetzten haben und die Ausgesetzten viel Spaß mit ihnen.
Ebenfalls nicht unüblich war es, wenn die Vorräte einer Karawane knapp wurden, einfach zum größeren Wohl einen Sklaven zu opfern, damit es weniger Mäuler zu stopfen galt und im absoluten Ernstfall den Sklave selbst als Speis und Trank zu verwenden. Dies wurde zwar von Seiten der noblen Varanter als Barbarei angesehen, aber erstens zeigten die meisten Varanter Verständnis, wenn es zu solch extremen Situationen kam und zweitens barg die Wüste viele Geheimnisse und würde sicher auch noch zwei drei weitere wahren.
Man durfte aber nicht ausschließen, das dort ein freies Lebewesen lag, schließlich konnte jeder Mal etwas zu wenig Nahrung auf eine Reise mitnehmen, ein Schlangennest aufstören oder über einen Stein stolpern und sich böse das Genick brechen.
Es war ein Freier, ein freier Ork, der fast fast völlig vom Leben befreit dehydriert auf dem Boden lag. Dieser freie Ork war nicht nur aus von Fern aus gesehen ein unschöner dunkler Fleck, denn auch aus der Nähe sah selbst für Orkmaßstäbe höchst unschön aus. Da hatte Jemand mächtig eins auf die Fresse gekriegt.
Um die Blutergüsse und Wunden des Orks konnte Ali sich zwar nicht kümmern, schließlich war er kein Heiler, aber Dehydration war sein Spezialgebiet. Nachdem er nachgeprüft hatte, ob der Ork noch lebte, und selbstverständlich war das Ergebnis positiv, nahm Ali einen seiner Wasserschläuche und flößte dem Ork soviel ein, bis dieser aus seiner Ohnmacht erwachte und sich erbrach. Drei Liter Wasser am Stück hält selbst ein Ork nicht aus. Immerhin behielt der Magen des Orks ganze anderthalb Liter für sich, während die anderen Anderthalb im Wüstensand versickerten. Eine gute Quote.
Ali ließ dem Ork noch ein wenig Zeit sich zu erholen, dann holte er sein Geschäftsbuch heraus und verzeichnete feierlich den Verkauf von drei Litern Wasser an den Ork... „Wie heißt du?“, fragte Ali den Ork fragend.
„Ich heiße Bomruk, Bom bei meinen Freunden und meinen Feinden. Und du?“, antwortete der Ork ein wenig hustend krächzend.
„Ali. Du hast drei Liter getrunken, das macht dann... Wieviel Geld hast du dabei?“, fragte Ali mit seinem unbarmherzigen Geschäftsblick.
„Fünfundzwanzig Golmünzen, Herr.“
„Gut, das macht dann fünfundzwanzig Goldmünzen. Möchtest du vielleicht noch etwas Vorräte kaufen oder reichen dir die anderthalb Liter bis zur nächsten Stadt?“. Ali hatte nun auch seine Geschäftsstimme aufgesetzt, der Ork trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und übergab Ali einen Geldsack. Kurz darauf sah er ein, dass das ein Fehler gewesen war, denn nun konnte er keine Vorräte an Wasser mehr kaufen und die nächste Stadt war noch weit entfernt. Aber nun war es zu spät, um noch zu feilschen Geschäftsstimme, Geschäftsblick und Geschäftsgrinsen Alis sagten im väterlich sanft: „Hab keine Angst, ich habe eine Lösung für dein Problem: Du kommst mit mir und darfst von meinem Wasser trinken. Ich will ja Niemanden hilflos in der Wüste liegen lassen. Dafür... äh ja, dafür... Du darfst drei mal raten.“
„Verliere ich meine Ehre?“, fragte Bom entsetzt.
„Nein, viel schlimmer“, antwortete Ali lächelnd.
„Muss ich mit dir... Äh... das öhm... Nachtlager teilen? Es gibt ja solche Menschen, die...“, druckste Bom von einem Fuß auf den anderen tretend und sichtlich angewidert ob seiner Gedanken herum.
Ali antwortete nur laut lachend: „Nee, lass ma stecken, du bist ja selbst für einen Ork hässlich. Ganz zu schweigen von den Krankheiten, die man beim Verkehr mit Orks und Tieren kriegen kann... Ich hab da schon Geschwüre gesehen, die... Lassen wir das lieber, ein drittes Mal, darfst du noch raten.“
„Ha, ich weiß es! Ihr verlangt keinen Preis von mir, immerhin hab ich euch schon viel zu viel bezahlt. Fünfundzwanzig Goldmünzen wären vielleicht bei zehn Litern gerechtfertigt gewesen und mehr werd ich auf der Reise nicht brauchen“, antwortete Bomruk begeistert, mit freudiger Stimme.
„Mein lieber Herr Bomruk, so verlockend es auch ist, meinem Drang, gutes zu tun, nachzugeben, so schlecht macht sich das in meinem Geschäftsbuch. Ich kann es mir nicht leisten, keine Bezahlung von dir zu verlangen. Da du ohne mich sterben würdest und kein Geld mehr hast, schlage ich vor, du kommst mit mir und zwar als mein Sklave. Dafür wirst du dann von mir mit Wasser und Nahrung versorgt werden und in Bakaresh angekommen, werde ich dich verkaufen. Mangels der nötigen Geräte kann ich dich zwar noch nicht als Sklaven brandmarken, aber falls du versuchen solltest wegzulaufen, hab ich immer noch die Leine, an der ich dich halten werde und falls du versuchen solltest, dich loszureißen, hab ich noch einen vergifteten Dolch und einen Bogen samt Giftpfeilen mit mir. Ich würde es mir an deiner Stelle also lieber zweimal überlegen, bevor ich fliehe. Ich bin ein guter Stecher und ein guter Schütze.“ Jetzt war es also raus. Bom schnaubte zwar angewidert vom varantinischen Geschäftssinn, ließ sich aber bereitwillig ein metallenes Halsband mit daran befestigter Hundeleine umlegen. Kurz darauf bedeutete ihm ein Tritt in den Rücken, aufzustehen, und kaum hatte er es getan, spürte er schon die kalte Spitze eines Dolches in Herzgegend.
„Keine Angst, das Gift dringt nicht durch deine ledrige Orkhaut, allerdings soll dich der Dolch an meinen ausdrücklichen Hinweis erinnern, nicht zu fliehen. Na, was ist? Gehen wir?“, sagte Ali freundlich und bedeutete seinem Kamel mit einem Pfiff, ihm zu folgen. Gemeinsam wanderten die drei ungleichen Reisegefährten gen Bakaresh.

Damit jetzt kein falsches Bild von Ali entsteht, möchte ich noch mal betonen, das dieser keinesfalls skrupellos war. Er hätte Bom mit sich feilschen lassen und ihm dann für das restliche Geld noch genug Wasser für den Weg zur nächsten Oase gegeben, aber Bom hatte nun einmal gar nicht versucht zu feilschen, wo es doch allgemein bekannt war, dass Varantiner Händler für gewöhnlich so unverschämt hohe Preise nannten, dass sie den Handelspartner zum Feilschen geradezu provozierten und selbst nicht im Geringsten glaubten, man würde ihnen die Ware zum erstgenannten Preis abkaufen. Bomruk hatte das eigentlich auch gewusst, dennoch hatte er aus einem hirnrissigen Ehrgefühl heraus sofort eingeschlagen. Einem Menschen, der einem das Leben gerettet hat, darf man doch ruhig mal nen Gefallen tun. Nun musste Bom den Preis für die Rettung seines Lebens teuer bezahlen, denn beim zweiten Angebot Alis hatte er nicht mehr feilschen können, da er außer seines Lebens nichts mehr von Wert besessen hatte. Es zwar nicht so, dass Ali ihn dort liegen gelassen hätte, hätte er sich nicht in die Sklaverei begeben wollen, allerdings hätte Ali einfach gewaltsam versklavt und im Falle einer Weigerung, zu trinken, ihm gewaltsam Wasser eingeflößt. Es hätte Ali Gewissensbisse verursacht, Bom nicht am Leben zu erhalten so gut er konnte, allerdings hatte er auch noch seine Händlerehre und er gedachte nicht, sie zu brechen. Ein Geschäft, dass ihm keinen Vorteil brachte, hätte ihn zum Gespött seiner Kollegen gemacht und wer in Varant die Händler einmal gegen sich hatte, der konnte gleich seinen Besitz verschenken und sich in die Sklaverei begeben.
Es war auch nicht so, dass Bom besonders an der Freiheit gehangen hatte, schließlich hatte die Freiheit ihn erst in diese Misere gebracht. Vor lauter Freiheit hatte er in Ben Erai seinen Auftraggeber, einen Schwarzmagier der Assassinen, der ihn als Leibwache eingestellt hatte, um ein paar Wertsachen erleichtert, vor lauter Freiheit war er daraufhin Hals über Kopf geflohen, ohne sich um die Verpflegung und die Richtung seiner Flucht Sorgen zu machen. Vor lauter Freiheit hatte er sich seine Vorräte nicht vernünftig aufgeteilt, vor lauter Freiheit hatte er zur Verkleinerung der Traglast alles, was er beim Magier stibitzt hatte, weggeworfen, war dann vor lauter Freiheit immer durstiger geworden, vor lauter Freiheit schließlich in Ohnmacht gefallen und hatte vor lauter Freiheit für Wucherpreise Wasser gekauft, bis Bomruk endlich vor lauter Freiheit seine Freiheit verkaufte, und auf einmal lief alles viel besser. Er brauchte sich nicht mehr um seine Verpflegung zu sorgen, verirrte sich nicht mehr und hatte aufgrund seiner strammen Muskeln gute Chancen auf eine Arbeitsstelle als Schwerstarbeiter. Das war immerhin interessanter, als den lieben langen Tag so nen doofen Schwarzmagier zu bewachen, bei dem sich sowieso niemand traute, ihn umzubringen. Insofern sah Bomruk einer strahlenden Zukunft entgegen und als die Sonne untergegangen war, passierte Ali das gleiche.
Gut, die strahlende Zukunft, die Ali sah, sah ein kleines bisschen anders aus als die Bomruks, allerdings war sie mindestens genau so strahlend, und zwar buchstäblich. Als die Sonne nämlich untergegangen, die Nachtlager vorbereitet waren und Ali sich auf den Rücken legte, um die Sterne zu beobachten, sah er den neusten Werbegag der führenden balinesischen Reisegesellschaft: Die Sterne hingen nicht wie üblich starr am Himmel sondern flogen in komplizierten Bahnen, bis sie schließlich eine Leuchtschrift formten. Diese Leuchtschrift versprach strahlende Zukunft und teilweise würden die Versprechen auch erfüllt werden, Bom würde seine Schwerstarbeit kriegen und Ali das angenehme Klima samt sauberem Trinkwasser und ohne grüne Auen. Die Leuchtschrift sagte:
Ist ihnen Varant zu trocken, die südlichen Inseln zu südlich, Khorinis zu grün, Myrtana zu groß und Nordmar zu kalt? Dann kommen sie doch einfach nach Bali, dem persönlich auf sie zugeschnittenen Inselparadies im Westen.
Nächste Überfahrt: in einer Woche gen Mittag von Bakaresh aus
Preis: 200 Goldmünzen pro Person
Nachdenklich betrachtete Ali die Buchstaben. Das hörte sich genau richtig an, aber als echter varantiner Geschäftsmann hinterfragte er die Ehrlichkeit dieses Geschäfts. Er persönlich hatte von Bali noch nie etwas gehört und es könnte sich genau so gut als einsamer Felsen im Meer herausstellen, auf dem man dann elendig verhungern durfte. Er nahm sich vor, in der Bibliothek Bakareshs Nachforschungen über diese Insel zu betreiben, aber zuerst fragte er seinen neuen Weggefährten Bom, der gerade damit beschäftigt war, den Horizont anzustieren, es konnte schließlich nicht schaden, zu fragen, im schlimmsten Fall wusste der Ork nichts.
„Hast du jemals von einer Insel namens Bali gehört?“, fragte Ali also neugierig.
Mit leuchtenden Augen erzählte Bom, was er von seiner Großmutter gehört hatte: „Bali! Das ist ein wunderbares Stück Land. Meine ´Großmutter stammt von dort und als Kind hat sie mit immer Geschichten von dort erzählt. Der Himmel dort ist blau, aber nicht zu blau, die Luft dort ist klar und frísch, riecht aber nicht nach Meer, die Bäume wachsen bis zum Himmel und man kann dort durch die Luft fliegende Fische angeln. Wenn du von A nach B willst, setzt du dich einfach auf einen der Kürbisse, die so groß sind wie ein Hund, und schon rollt dieser dorthin und nimmt dich mit! Essen und Trinken wächst auf Bäumen und hat man es sich genommen, wächst es sofort wieder nach. Wie oft hat man sich hierzulande schon beschwert, dass es kein Geldscheißerchen gibt, dort gibt es eins...“
„Warum nehmen die Geld für die Überfahrt, wenn die dort Geld genug haben?“, fragte Ali misstrauisch.
„Das liegt daran, dass die Leute misstrauisch werden, wenn etwas nichts kostet. Außerdem hält man sich mit solch einem hohen Preis den meisten Abschaum von der Insel fern, schließlich wär Bali ja komplett überfüllt, wenn jeder Bettler ganz einfach dorthin könnte, um sich den Bauch vollschlagen zu lassen. Nicht das wohlhabende Menschen dort was Anderes machen würden, aber es reicht halt nicht für alle und der hohe Preis sowie die Ungewissheit sieben schon die meisten Unwürdigen aus.“
„Warum wollen die überhaupt, dass neue Leute dahin kommen, wenn der Platz sowieso schon knapp ist?“
„Das liegt ganz einfach daran, dass Geschlechtsverkehr, der zur Fortpflanzung dient, dort verboten ist. Er darf nur der reinen Lust wegen durchgeführt werden, gut, wenn sich die Partner lieben, geht das auch noch in Ordnung, aber Bälger sind dort einfach unerwünscht. Niemand dort hat Lust, denen die Windeln zu wechseln oder so. Außerdem soll so verhindert werden, dass irgendwann alle Inselbewohner miteinander verwandt sind. Die genetische Vielfalt muss erhalten bleiben, also wird jede schwangere Frau auf den Kontinent verbannt. So erging es auch meiner Großmutter und meine Mutter, ihre Tochter, ist nur nicht nach Bali gefahren, weil die Kinder von Bewohnern oder ehemaligen Bewohnern die Insel nicht betreten durften. Ich hatte einfach nicht genug Geld, um mir die Überfahrt leisten zu können, obwohl ich ansonsten herüber dürfte.“
Nachdenklich kratzte Ali sich am Kopf, er glaubte Bomruk und seine Erklärungen für die Merkwürdigkeiten der Überfahrt klangen vernünftig und einleuchtend. Auch hatte der Ork, ohne dass Ali hätte nachfragen müssen, erklärt, warum seine Großmutter denn von dort fort gegangen war, wenn das denn so ein Paradies war. Ebenfalls erfreulich war es für Ali, zu hören, dass man dort anscheinend sein Leben lang bleiben konnte, wenn man wollte, und dass man, wenn man gehen wollte, bloß eine der ehernen Regeln dort brechen musste, um verbannt zu werden. Festsetzen würde man ihn dort also nicht. Er entschloss sich, einfach das Personal des Überfahrtsschiffes zu befragen, ansonsten konnte ihn nicht mehr viel bremsen, er hatte die heiße Wüste und die nah am Verdursten stehenden Leute dort nun wirklich satt. So ein Urlaub mit der Option zum dauerhaften Aufenthalt, wär schon nicht schlecht. Mal was Anderes!

„Äh, also ich werde dafür bezahlt, dir zu sagen, Bali sei super, deswegen hast du den falschen Menschen gefragt“, antwortete der Typ von der Reisegesellschaft gelangweilt.
„Und ist es denn super? Was ist deine persönliche Meinung dazu?“, antwortete Ali überrascht, „Würdest du sie mir sagen, wenn ich dir unauffällig fünfzig Goldstücke zustecken würde?“
„Aber sicher doch, immer her mit dem Geld“, entgegnete der Herr freundlich und nahm unauffällig das Bestechungsgeld entgegen, „Es ist super dort! Mein Name ist übrigens Peter.“
Ali traute Peter zwar immer noch nicht so richtig über den Weg, aber er hatte auch keine Lust, den Angestellten der Reisegesellschaft noch länger zu befragen, wenn Jemand nach zwei Stunden zermürbender Befragung und mehreren Bestechungsgeldern immer noch sagte, es sei super, dann durfte man ihm so langsam auch mal glauben. Außerdem hatte Ali eine unglaubliche Abenteuerlust und wollte nicht noch mehr Zeit mit Gerede verschwenden, stattdessen machte er dem Angestellten ein Angebot: „Also... Ihr braucht doch nicht zufällig Rudersklaven, ich habe hier einen kräftigen, zähen Ork, der problemlos sechs Stunden am Stück schafft und dann nach einer Stunde wieder topfit ist. Wenn er also dreimal täglich vier Stunden rudert und die elf Stunden, die dann nach Abzug der Pause und der Arbeitszeit noch übrig bleiben, reichen ihm dicke zum Schlafen, Essen und Entspannen. Natürlich verschenke ich dieses außerordentlich hochwertige Produkt nicht einfach so, schließlich muss ich ja auch meinen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen. Ich würde denken, fünfhundert Goldmünzen und eine Einzelkajüte für die Überfahrt sollten eure Finanzen doch nicht allzu sehr belasten, im Vergleich zu dem Nutzen, den er euch bringt. Ich meine, er ist voller Enthusiasmus und wollte schon immer mal Schwerstarbeit mit sklavischen Arbeitsumständen verrichten, immerhin ist das etwas, was ihm Spaß macht, außerdem hat er sowieso schlechte Erfahrungen mit der Freiheit gemacht, er wird also nicht mucken, wenn ihr ihn in ein enges, fensterloses Kabuff einsperrt, solange ihr ihm nur genug zu essen und zu trinken gebt, sonst stirbt er euch noch weg. Er ist aber bloß ein bescheidener Ork mit einem robusten Orkmagen, ihr könnt ihm also, wenn nichts Anderes da ist, ruhig Salzwasser geben. Er erträgt es still und fügsam. Na, ist das nicht ein Angebot?“
„Das ist es in der Tat, wurde der Ork von der Insel verbannt, oder ist er der Sohn eines Inselbewohners oder eines ehemaligen Inselbewohners?“, fragte Peter misstrauisch, schließlich war er um die genetische Vielfalt auf Bali besorgt.
„Nee, ist er nicht, seine Großmutter wurde aus Bali verbannt, aber er ist sauber, und zwar nicht nur im übertragenen Sinne. Auch sonst achtet er sehr auf gepflegtes Aussehen und wäscht sich regelmäßig (wenn man ihn denn lässt), um seine Mitmenschen nicht mit seinem unangenehmen Orkgeruch zu stören. Sie sehen er ist nicht nur ein hervorragender Schwerstarbeiter, sondern auch ein kultiviertes und angenehmes Individuum. Klingt das nicht umwerfend?“, warb und warb der ehemalige Wasserhändler und zukünftige Balibewohner weiter, als er schließlich fertig war, warf Peter ihm nur ein schweres Geldsäckchen zu, nickte und murmelte etwas von Kajüte Nr 19.
Ali nutzte indes die Zeit vor der Abfahrt, um sich komplett neu einzukleiden, und kam mit aufwendiger ganz und gar orangener Kleidung zum Schiff zurück wo er sich die nächsten vierzehn Tage in seiner Kajüte einschloss und erst am Tag der Ankunft wieder ins Sonnenlicht trat.
Er langweilte sich nicht so allein in seiner Kajüte während der einmonatigen Überfahrt, er langweilte sich ganz und gar nicht, naja zumindest langweilte er sich im Mittelteil nicht, denn außer am Abfahrts- und am Ankunftstag schlief er die ganze Fahrt durch. Gut, bei den Mahlzeiten, die ihm dreimal täglich durch eine Art Katzenklappe gereicht wurden, zeigte er dass an ihm zwar ein Schlafwandler aber absolut kein Feinschmecker verloren gegangen war. Bei seinen schlafenderweise eingenommenen Mahlzeiten brachte er das Kleckern, das man von kleinen Kindern kennt, auf eine neue Dimension. Er schaffte es Kleidung, Bettzeug, Wände, Boden und (und das vermochten wirklich nur die aller wildesten Kinder) sogar die Decke komplett einzusauen. Als er schließlich am Ankunftstag aufwachte, erschrak er, zu was sich die teilweise mehrere Wochen alten Speiseresten weiter entwickelt hatten und das im sprichwörtlichen Sinne. Das Zeug, mit dem die Wände bekleckert waren, sah wirklich aus, wie man sich zweite dritte Entwicklungsstufe Sleimas vorstellt. Für Leute die Sleima nicht kennen: Die Wände waren mit einem schleimigen lila bis grünlichem Etwas bedeckt, auf dem an einigen wie Pusteln Schimmelpilze der widerwärtigsten Art wuchsen.
Ali machte sich gar nicht erst die Mühe, darüber nachzudenken, hier sauber zu machen, stattdessen erhob er sich fluchtartig aus seinem vollgeschissenen Bett, wischte seinen Körper behelfsmäßig mit den nicht ganz so schmutzigen Stellen der Bettdecke ab, schlüpfte in seine wie durch ein Wunder sauber gebliebene neue Kleidung, öffnete die Tür ohne allzu viel von dem den Raum beherrschenden Glibber zu berühren und verließ fluchtartig die Einzelkajüte.
Kaum dass er seine Kajüte verlassen hatte, blickte er noch einmal zurück und eine überwältigende Übelkeit überkam ihn. Es gelang ihm einfach nicht, die hochkommende Magensäure wieder herunterzuschlucken und so rannte er so schnell wie möglich am Bett, wo er schon mehrere andere sah, denen scheinbar ähnlich gegangen war.
Heroische Anstrengungen aufbietend schleppte sich der ehemalige varantiner Wasserhändler Schritt für Schritt zur Reling, und obwohl das Schaukeln des Schiffes die Kotze noch mal zusätzlich hochschaukelte, erreichte er die Reling ohne den zum Deckschrubben verdonnerten Matrosen die Arbeit wesentlich zu erschweren. Für diese Kunstfertigkeit und diese eiserne Disziplin im Kampf gegen die Magensäfte erntete Ali einigen Applaus, der sich, nachdem das Gröbste raus war, erleichtert und auch ein wenig geschmeichelt lächelnd im Schneidersitz auf den Boden setzte und sich wie Bolle auf die Insel freute.

Boms Erzählungen über die Insel stimmten, oder zumindest stimmte der Teil, der von den Bäumen berichtete, die bis in den Himmel ragten. Genauer gesagt waren diese riesigen Bäume das Einzige, was aus dieser Entfernung aus durch den Nebel von der Insel zu sehen war. Spektakulär waren die zwar allemal und sie bedeuteten auch Wasserreichtum, allerdings beantworteten sie nicht die Frage nach der Schönheit der Insel, von der Bom Ali so viel vorgeschwärmt hatte. Längere Zeit starrte Ali noch auf die Bäume, während sich sein Magen allmählich wieder beruhigte, und versuchte mit dem Blick die Nebelschleier zu durchdringen, um auch mal was Anderes als nur Bäume zu sehen, bis plötzlich aller Nebel verschwand und den Blick auf einen orangenen Sandstrand mit daran anschließenden gelb-orangenen Salzwiesen frei gab. Schafe mit regenbogenfarbenem Fell drängten sich auf diesen Salzwiesen und fraßen soviel sie konnten, bis ein etwa hundgroßer gelber Kürbis mit eingeschnitzten Gesicht sie von dort vertrieb, schließlich sollten die Dinger nicht die ganze Salzwiese wegfressen. Schwer verwundert über die Kürbishirten suchte Ali die Landschaft nach weiteren Merkwürdigkeiten ab und wirklich entdeckte er, im orangenen Sand schlecht sichtbar, weitere gelbe etwa hundgroße Kürbisse, die aufgeregt über den Strand rollen. Naja, das sei wohl einfach Bali, dachte sich Ali achselzucken und ließ sich anschließend auf traditionelle Art ausbooten.

„Willkommen auf Bali, meine Damen und Herren, ich hoffe die Fahrt verlief angenehm... Keine Sorge die Sklaven werden eure Kabinen schon wieder in Ordnung bringen, wozu hat man sie denn sonst? Wir wollten einfach sicher gehen, dass ihr Passagiere euch auf der Fahrt nicht langweilt und haben entsprechende Medikamente in euer Essen gemischt, aber nun zum wichtigeren Teil meiner Ansprache: Die Insel hier wurde vom großen Kürbis geschaffen, diesen großen Kürbis werdet ihr niemals zu sehen bekommen, denn er befindet sich auf dem höchsten Punkt der Insel hinter dem undurchdringlichen Wald, der sich wie ein Ring um den Berg zieht, auf dessen Spitze der große Kürbis lebt. Er ist deshalb so undurchdringlich, da die Bäume kein Sonnenlicht hindurch lassen und sich im Dickicht allerlei lichtscheues Getier verbirgt, das gerne beißt und sehr sehr giftig ist. Außerdem wachsen dort tückische Dornbüsche, die, wenn ihr mal kurz nicht aufpasst, ihre Ranken sanft um eure Beine schlingen und dann fest zupacken. Es ist unmöglich, euch danach je wieder aus dem Griff dieser Dornbüsche zu befreien und die giftigen Viecher mit den Spitzen Zähnen, die riechen es, wenn Jemand von den Büschen gefangen wurde, und kommen angekrochen, um diesem Jemand den Garaus zu machen. Das Gift des sonnenscheuen Kriechgetiers lähmt euch erst und bereitet euch anschließend vierundachzig Stunden lang erst ganz sachte sich dann aber stetig steigernde Schmerzen, sodass ihr spätestens ab Stunde zwölf Höllenqualen erleiden müsst. Ich rate euch also, zu eurem eigenen Schutz dem Wald fern zu bleiben, schließlich wollen wir ja keine zahlenden Touristen verlieren.
Der restliche Teil der Insel, ist ein bisschen freundlicher. Der Wald grenzt den Nordteil der Insel ab, im Westteil, in dem ihr euch gerade befindet, sind die offiziellen Stellen. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr sie gern einem unserer Beamten stellen, sofern die Beantwortung der Frage gesetzlich erlaubt ist, wir dürfen ihnen schließlich nicht Alles erzählen, denn Manches muss zum höheren Zwecke geheim halten. Nicht jeder ist es Wert, die tieferen Geheimnisse dieser Insel zu erfahren. Im Südteil, dem größten Teil dieser Insel, befinden sich eure Schlafquartiere und euer Freizeitbereich, in diesem Teil werdet ihr euch also am Häufigsten aufhalten. Im Osten befinden sich die Sklavenquartiere und ich sage euch schon mal im Voraus: Ihr wollt da nicht hin! Die Sklaven haben einfach, wie es bei Sklaven halt so üblich ist, ansteckende Krankheiten. Zu eurem eigenen Schutz solltet ihr da nicht hin gehen. Außerdem haben die Sklaven äußerst schlechte Manieren und wissen nicht angemessen mit euch umzugehen, aus diesem Grund ist das Sklavenlager durch einen magischen Zaun, der sich nicht erklimmen lässt und jeden Sklaven, der ihn berührt, in Ohnmacht fallen lässt, abgegrenzt.
Das wäre erst mal der grobe Überblick über die Insel, kommen wir nun zum Speziellen. Hier im Westviertel gibt es neben dem Strand, an dem wir uns befinden, den Gerichtshof, die Gärten, die Küche samt Speisesaal, die Polizeiwache, das auswärtige Amt, das Innenministerium, die Geldfabrik und diverse Kulturangebote. Fangen wir mit den Gärten an: Sie dienen der Ernährung der hiesigen Bevölkerung und der Touristen und die herrlichsten Früchte wachsen an ihnen. Auch wachsen einmal geerntete Früchte über Nacht wieder nach und verderben nicht, sodass man das ganze Jahr lang ernten kann. Ihr Fleisch ist nicht zu fest und nicht zu matschig, sie sind im richtigen Maße süß, im richtigen Maße sauer und aus ihnen lassen sich die herrlichsten Speisen kochen und die wohlschmeckendsten Säfte pressen. Aber auch für tierische Nahrung ist gesorgt. Die Lämmer dort auf den Salzwiesen haben das wohl zarteste Fleisch, das ihr in dieser Welt essen könnt, und unsere Köche wissen mit ihm wahre Wunderwerke zu vollbringen... Sie werden begeistert sein von den feinen Kompositionen aus unseren Kräutern, Gewürzen, Früchten und Lämmern, die in ihrer Qualität weltweit einzigartig sind. Ich sage euch, euer Begrüßungsmahl wird euch Hören und Sehen vergehen lassen! Niemals in eurem Leben habt ihr bisher solch eine Kost genossen.
Wenn ihr euch einmal langweilt, könnt ihr gerne unsere kostenlosen Kulturangebote besuchen. Meistens finden diese in unserem Freilufttheater statt und reichen von Konzerten über Theater bis hin zu Lesungen. Unser Orchester ist begnadet und an kreativen Köpfen mangelt es uns auch nicht. Sie müssen wissen, dass wir einige ganz erstaunliche Talente auf unserer Insel haben, die es verstehen, selbst den größten Banausen zu Tränen zu rühren.
Das auswärtige Amt ist die einzige unserer Regierungsstellen, die von Menschen geführt wird, in den restlichen Institutionen arbeiten nur wir Kürbisse. Es ist jedem von euch Touristen gestattet, dort eine Arbeit anzunehmen, die darin besteht, die Überfahrten zum Kontinent zu organisieren, im Ausland für unsere Insel zu werben (manche von euch sind sicher in den Genuss unserer Leuchtreklame gekommen) und die diplomatischen Beziehungen zu den Königreichen der Außenwelt zu hegen und zu pflegen. Dies ist ausschließlich die Aufgabe von Menschen, denn welcher König will schon mit einem Kürbis verhandeln, welcher Mensch lässt sich durch einen Kürbis anwerben, auf diese Insel zu kommen? Um die Menschen anzulocken, muss man denken wie die Menschen und das könnt ihr Menschen immer noch selbst am besten.
Das Innenministerium nimmt liebend gerne eure Verbesserungsvorschläge und Anregungen, was das Leben auf der Insel angeht, entgegen und nimmt sich diese zu Herzen. Wenn ihnen ein bestimmtes Etablissement fehlt, sagen sie es uns nur! Wenn sie ihr Abendessen eine Stunde früher einnehmen wollen, sagen sie es uns nur! Wenn ihnen die Sonne mittags zu hell ist, sagen sie uns nur. Wir haben ein offenes Ohr für ihre Probleme und helfen ihnen bei deren Lösung!
Außerdem hat das Innenministerium die Aufgabe, ihre Fragen, die sie beschäftigen individuell zu beantworten. Allerdings müssen wir, wie ich leider zugeben muss, über manche Dinge schweigen, bitte habt Verständnis dafür, denn es dient einem höheren Zweck.
Die Polizeiwache und den Gerichtshof werdet ihr nur von innen sehen können, wenn ihr ein Verbrechen begeht und ich hoffe inständig, dass dies nicht der Fall sein wird. Anklagen nehmen wir nicht entgegen, nur Verbrecher, die ihr Verbrechen vor den Augen eines Kürbisses begangen haben, werden festgenommen und vor Gericht gebeten. Die Polizeiwache mitsamt Gefängnis ist nur für Polizisten zugänglich und wer in diesem Gebäude arbeitet, darf es auch nicht verlassen, um die Ergebnisse der Verhöre vor den Augen der Allgemeinheit zu verschließen. Um die Person des Verbrechers zu schützen, soll Niemand erfahren, was für schlimme Verbrechen dieser begangen hat. Nach dem Geständnis werden die Verbrecher durch einen geheimen Tunnel in den Gerichtshof geleitet, wo dann der nicht öffentliche Prozess stattfindet, bei dem der Angeklagte sein Geständnis wiederholt und mit der lebenslangen Verbannung von der Insel bestraft wird, alle Verbrechen werden mit der lebenslangen Verbannung von der Insel bestraft. Anschließend wird der Täter dann wieder ins Gefängnis gebracht, bis das nächste Schiff zum Kontinent aufbricht, auf dem er dann die Insel für immer verlässt. Achtet die Gesetze dieser Insel, damit euch das nicht auch passiert!
Als nächstes kommt in meiner Ausführung das Südviertel an die Reihe. Es besteht aus der Entspannungszone, wo auch eure Schlaflager sein werden, den Sportplätzen, dem Strand und dem Tanzklub.
Schlafen werdet ihr auf sanftweichen Grasmatten im Schatten junger Bäume und mit Blick auf den Sternenhimmel. Wenn sie ein konventionelles Bett, ein Dach über dem Kopf oder sonst einen Sonderwunsch haben, können sie dann gerne zu uns ins Innenministerium gehen. Wir erfüllen deine Sonderwünsche. Ansonsten werdet ihr euch wohl euer eigenes Bild über das Südviertel machen und es wird kein schlechtes Bild sein!
Da nun zu den vier Vierteln alles gesagt wurde, was ihr wissen solltet, übergebe ich euch nun diesen magischen Lageplan, auf dem ein Pfeil in der Farbe eurer Wahl immer eure aktuelle Position sowie eure Blickrichtung anzeigt, beende meinen Vortrag und bitte euch, wenn ihr denn Fragen habt, diese auch zu stellen, während wir uns auf den Weg zum Speisesaal machen, wo schon euer erstes Mittagsmahl hier auf euch wartet, zu dem ich euch alle herzlichst einlade“, redete und redete und redete ein besonders wichtigtuerischer Kürbis, dem die Touristen gebannt lauschten. Sie waren hochgespannt und was die hohe Kunst der Rhetorik anging, hatte der Herr Kürbis seine Hausaufgaben gemacht. Lediglich auf Alis Gesicht war ein leichter Schatten von Sorge zu sehen, aber dieser kam ob der großen Vorfreude über die Wunder Balis in Existenznot. Trotzdem war die Sorge immer noch stark genug, um Ali die Frage stellen zu lassen, die ihm so sehr auf dem Herzen lag. „Sie haben gesagt, alle Gesetzesbrecher würden mit der lebenslänglichen Verbannung von der Insel bestraft werden, aber wie lauten denn eigentlich die Gesetze? Ich möchte nicht, dass ich aus Unwissenheit eine Straftat begehe und von der Insel geworfen werde, also möchte ich wissen, was hier als Straftat gilt, damit ich meine Gesetzestreue beweisen kann“, fragte Ali den Kürbisbeamten also auf dem Weg zum Speisesaal.
Entschuldigend antwortete dieser mit seinem starren Grinsen: „Es tut mir Leid, aber das ist genau eine der Fragen, auf die ich ihnen keine Antwort geben darf. Unsere Gesetze unterliegen dauernden Änderungen, sodass das, was ich ihnen jetzt erzähle, beim Mittagessen wieder nichtig sein kann. Was jetzt noch erlaubt ist, kann Morgen hochverboten sein und umgekehrt. Wir möchten nicht, dass Jemand aus dem Glauben heraus, es sei erlaubt, weil er das ja von mir gesagt bekommen hat, eine Straftat begeht. Wir möchten, dass die Leute bei ihren Taten auf ihren Instinkt hören, der sich im Ideal immer nach dem Wind der Gesetzeslage dreht, während das Gedächtnis immer nur die damalige Gesetzeslage aufzeigt. Denke einfach bei jeder deiner Taten über die möglichen Konsequenzen für unsere gemütliche Inselgesellschaft nach. Wenn diese negativ sein könnten, begehe die Tat einfach nicht, denn sie wäre wahrscheinlich strafbar. Haben sie nun verstanden, warum Niemand die Polizeiwache oder den Gerichtshof betreten darf?“
Ali ging ein Licht auf und der Schatten schwand mit einem letzten traurigen Säufzer aus seinem Gesicht. Strahlend stirnrunzelnd antwortete er: „Ja, das habe ich. Danke für die ausführliche Erklärung. Dann darf ich, wenn mir mein Instinkt sagt, ich dürfe es, hier auch ein Kind zeugen? Ich frage, weil die Großmutter meines ehemaligen Sklaven deswegen von der Insel verbannt wurde.“
„Wie gesagt, darf ich dir die momentane Rechtslage nicht verraten, allerdings hat dieses Gesetz unabhängig davon, ob es zur Zeit existiert oder nicht, sein Für und Wider, weshalb es sowohl kein generelles ewig geltendes Verbot als auch keine generelle ewig geltende Erlaubnis geben kann, auf dieser Insel ein Kind zu zeugen. Für das Verbot spricht, wie du sicherlich bereits erfahren hast, die genetische Vielfalt, für die Erlaubnis die... nenne ich es einfach 'demografische Autarkie'. Im Falle eines Verbotes ist übrigens auch nicht für alle Zeiten eindeutig geklärt, ob die Bestrafung nur die Mutter treffen soll oder beide Eltern treffen soll. Nur den Vater zu bestrafen, wäre ja Unsinn, da das Kind dann ja trotzdem auf Bali geboren werden würde, was ja im Falle des Verbots gerade verhindert werden soll. Dafür, beide zu bestrafen spricht, dass das Kind ja zusammen von Beiden gezeugt wurde, dafür, nur die Mutter zu bestrafen, dass die genetische Vielfalt ja schon erhalten bleibt, wenn nur die Mutter verbannt wird. Die Gesetzgebung ist mit einem ständig neuen Abwägen der Vor- und Nachteile sowie der ständigen Betrachtung des Problems aus immer neuen Blickwinkeln beschäftigt und schlägt mal diesen mal jenen Kurs ein, verfolgt aber letztendlich das Ziel eine perfekte, ewig geltende Regelung zu schaffen, die dann ohne schlechtes Gewissen veröffentlicht werden kann. Bis dahin musst du bei solch heiklen Fragen auf dein Gewissen, deinen Sachverstand und dein Unterbewusstsein hören, denn es können nicht alle der drei falsch liegen“, lamentierte der Kürbis, der sich anscheinend wunderbar darauf verstand, selbst den größten Unsinn zu rechtfertigen, und wandte sich anschließend von Ali ab, um ihm zu bedeuten, dass er genug von seinen Fragen hatte. Ali ließ allerdings nicht locker und stellte seine nächste Frage: „Wofür braucht ihr eigentlich die Sklaven?“
„Da hast du dieses Mal wieder eine Frage gestellt, die ich dir nicht beantworten darf. Dieses Mal hängt es aber nicht mit ideologischen Gründen zusammen, sondern mit der Geheimniswahrung. Entschuldige, aber ein gerade frisch angekommener Tourist, ist es einfach nicht würdig, das große Geheimnis unserer Insel zu erfahren und würde ich dir verraten, wozu wir die Sklaven brauchen, würde ich ebendies tun. Ich kann dir aber stattdessen verraten, warum wir Menschen versklaven: Es gibt ein Gesetz, und dieses Gesetz ist wie das Gesetz, das Straftäter lebenslänglich verbannt werden, unabänderlich, das besagt, dass Leute, die die Insel unberechtigt betreten, sofort bis an ihr Lebensende versklavt werden. Sklaven ist es zum Beispiel verboten, die Insel zu betreten, da Sklaverei von uns nach außen hin nicht toleriert wird, also wird jeder Sklave, auch jeder freigelassene, der die Insel betritt, von uns versklavt. Eine andere Gruppe, denen es verboten ist, die Insel zu betreten, sind lebenslänglich verbannte, weshalb es auch manchmal vorkommt, dass ein Straftäter, wenn er nach seinem Prozess zu lange in der Zelle bleibt, weil lange Zeit kein Schiff ausläuft, rückwirkend für das Betreten der Insel versklavt wird. Das sind zwar noch nicht alle Fälle eines unerlaubten Betretens der Insel, allerdings sind die weiteren sowieso geheim weil provisorisch. Weiterhin wird versklavt, wer versucht, die Insel widerrechtlich zu verlassen. In diesem Punkt ist die Gesetzgebung allerdings noch sehr weit am Anfang, sodass ich dir leider keine Auskünfte darüber geben darf, in welchem Fall das Verlassen widerrechtlich ist und in welchem nicht. Wir tappen dabei sogar so weit im Dunkeln, dass ich nicht mal Andeutungen machen darf, unter welchen Umständen das Verlassen der Insel widerrechtlich sein könnte. In diesem Fall rate ich dir auch nicht, auf Gewissen, Verstand und Instinkt zu hören, sondern einfach gar nicht erst zu versuchen, die Insel zu verlassen, da die Rechtslage hier, wie gesagt, sehr heikel ist. So, wir sind fast da, wenn sie noch eine Frage haben, besuchen sie uns im Innenministerium“, trug der Kürbis nun mit hörbar gereizter Stimme vor.
„Ich denke meine letzte Frage können sie mir noch beantworten“, sagte Ali lächelnd zum Kürbis, der drauf und dran war, sich davon zu machen, „Wie sieht es hier denn mit Sanitäranlagen aus?“
Der Kürbis, der schon eine weitere schwierige Frage erwartet hatte, atmete erleichtert auf und antwortete freundlich auffordernd: „Immer raus damit! Unsere freundlichen kleinen Helferlein werden es schon richten... Und zwar in Null-Komma-Nichts!“ und zur Menge „Seht unseren Speisesaal und lasst es euch schmecken!“ Danach verschwand der Kürbis schnell und überließ die hungrigen Touristen ihrer ersten Mahlzeit auf der Insel.
Was die Mahlzeit angeht, hatte der Kürbis wirklich nicht zu viel versprochen: Sie ließ lang vergessene Träume wieder zum Leben erwachen, lockerte Geist und Zunge, versprach selbst Gourmetzungen ganz andere Maßstäbe und machte auf die eine Art satt, wie es nur die besten Speisen tun können. Dieses selten wohlig warme Gefühl im Bauch ließ die Touristen alles je ihnen zugefügte Leid vergessen und hinterher argwöhnen, ob da nicht einer der Köche ein wenig mit bestimmten stimmungsfördernden Medikamenten experimentiert hatte.
Auch was die Sanitäranlagen anging, hatte der Kürbis Recht behalten. Ali hatte sich kaum in die Hose gemacht, da war die Flüssigkeit auch schon verschwunden, ohne dass irgendjemand einen peinlichen nassen Fleck an seiner Hose gesehen hätte. Komfortabler konnten die unangenehmen kleinen Bedürfnisse des Menschen nicht in den Griff gekriegt werden.

Neben dem Essen und den komfortablen Bedingungen in Sachen Ausscheidungen und Abfallentsorgungen (den brauchte man auch nur in die Ecke zu schmeißen und schwupps war er weg) erfreute sich Ali in den nächsten Tagen noch an einer unglaublich gemütlichen Schlafstätte, einem unglaublich schönen Strand voller netter Leute ohne überflüssige Bademode, jeder Menge fremdartiger aber spaßiger Sportarten und zwischenmenschlichen Kontakten, wie sie sein sollten. Aber an dieser Stelle muss ich wirklich ein großes Aber setzen, denn Ali fragte sich die ganze Zeit mehr oder weniger unterschwellig, was zum Teufel Bom gerade machte und was zum Teufel bitteschön hinter diesem Wald mit den Bäumen bis zum Himmel war und wie zum Teufel er beides erfahren konnte. Mit der Zeit nahmen diese Fragen einen immer größeren Teil seiner Gedanken ein und irgendwann konnte er einfach nicht mehr still am Strand liegen und sich am Anblick seiner Mitmenschen erfreuen sondern musste einfach die Antwort erfahren. Ali war normalerweise nicht neugieriger als es sich finanziell rechnete, aber die Finanzen spielten auf dieser Insel aufgrund der Geldscheißerchen keine Rolle, also rechnete sich eigentlich jede Form von Neugier, sofern er dadurch nicht von der Insel verwiesen werden würde. Eines Tages fasste er sich also ein Herz und ging nach Osten zum Sklavenlager, wo er gedachte, auf mindestens eine seiner Fragen eine Antwort zu finden. Er fand dann schließlich auch beim Besuch des Sklavenlagers oder zumindest des Zaunes drum herum die Antwort auf eine seiner Fragen, allerdings nicht beim ersten, sondern erst beim vierten Besuch. Bei diesem vierten Besuch beim unerklimmbaren, magischen Zaun sah er zufällig Bom auf der anderen Seite des Zaunes. In heller Aufregung rief Ali ihm zu, er solle doch näher kommen und tatsächlich kam näher. Nach einer auf Alis Seite freudigen, auf Boms Seite eher gleichgültigen Begrüßung fragte Ali: „Na, was machst du so als Sklave?“
„Nichts“, antwortete dieser schlicht.
„Warum das?“, fragte Ali stirnrunzelnd. Er konnte nicht glauben, dass die Sklaven nichts machten, dann wären sie ja überflüssig, und Ali glaubte nicht, dass alles auf der Insel irgendeinen tieferen Sinn hatte, als einfach bloß zu existieren.
„Ich wurde noch nicht zur Arbeit kommandiert, das darf jeder hübsch einer nach dem Anderen und wer einmal zur Arbeit geht, kehrt nie wieder ins Sklavenlager zurück. Morgen bin ich an der Reihe und werfe jetzt noch einen letzten Blick auf die Freiheit, bevor ich bei irgendeinem Knochenjob elendig verrecken darf. Danke, dass du mich an die Insel verkauft hast“, sagte der Ork giftig, „Und? Was machst du gerade so? Bumst sicher mit allerhand feinen Leuten herum und schlägst dir den Bauch voll.“
Ali guckte schuldbewusst ins Leere und schwieg eine Weile, bis ihm plötzlich eine Idee kam. Mit einem seligen Lächeln im Gesicht, wie man es halt unwillkürlich macht, wenn man einen Geistesblitz bekommt, holte er langsam und ohne Eile seinen rasiermesserscharfen Dolch hervor und schnitt ein orkgroßes Loch in den unscheinbar wirkenden Maschendrahtzaun. Mit einer einladenden Geste bedeutete er dem Ork auszutreten, was dieser auch grenzenlos verblüfft, aber doch peinlich darauf bedacht, den Zaun nicht zu berühren, dann auch tat, bis er schließlich dümmlich erfreut grinsend auf der anderen Seite Ali an den Hals fiel. Dass es so einfach sein würde, hätte er wirklich nicht gedacht. Der Zaun mochte zwar unerklimmbar sein und jedem, der ihn berührte, in Ohnmacht fallen lassen, aber einem geeigneten Werkzeug war nicht gewachsen.
„So Bom, du bist jetzt frei. Was hältst du davon, wenn wir mal schauen, wo die ganzen Sklaven so hin verschwinden, ich denke das ist hinter dem Wald, oder?“, sagte Ali strahlend und Bom wollte schon ebenso strahlend bejahen, da schnarrte eine Stimme hinter ihnen: „Ja, das ist es, ansonsten... äh ja, ansonsten...“
Erschrocken drehten sich die Beiden um und erblickten einen sichtlich verwirrten Kürbis, der wirr vor sich hin redete. „Äh, die Gesetzgebung hat es für unmöglich gehalten, dass ein Sklave flieht, dementsprechend kann ich jetzt nichts gegen deine Flucht unternehmen, vor allem, da ihr Sklaven außerhalb der Arbeitszeit Freizügigkeit auf der Insel genießt und sie auch nutzen könntet, wenn bloß der Zaun nicht wäre. Die Gesetzgeber sollten sich lieber mal drum kümmern, dass man nicht ausbrechen kann, aber lieber wollten sie sich noch mal genauer darüber unterhalten, ob man bei den Menschen lieber auf Autarkie oder genetische Vielfalt achten sollte. Wie ich deiner Sklavennummer entnehme, würdest du Morgen deinen Dienst antreten und damit deine Freizügigkeit verlieren, wodurch du gegen ein Gesetz verstoßen würdest, was die lebenslängliche Verbannung deiner Person zur Folge hätte. Da du dich schon befreien konntest wenn auch mit fremder Hilfe, wirst wohl auch mit fremder Hilfe einen Weg durch unseren Wald finden, was ja eigentlich nicht verboten ist, da im Normalfall jeder sterben würde, der es versucht, aber wenn wir im Zaun eine Sicherheitslücke haben, so haben wir auch eine im Wald, sodass ihr etwas zwar nicht Verbotenes aber absolut nicht Erwünschtes tun könntet. Und wenn man euch beide verbannen würde, könntet ihr der ganzen Welt erzählen, dass unser Geheimnis hinterm Wald liegt und ihr könntet ihnen erzählen, wie man da durch kommt. Ha! Ihr kennt sicher schon so eure Wege. Würde man euch versklaven würdet ihr die anderen Sklaven gegen uns aufhetzen und dem wütenden Sklavenheer hätten wir nichts entgegenzusetzen. Also müssen wir euch töten, das ist rechtlich aber nur zulässig, wenn ihr unser Geheimnis schon gesehen, denn Wald also schon durchquert habt. Ich muss es also zulassen, ja euch sogar dazu bewegen, den Wald zu durchqueren, damit die Situation zu unseren Gunsten gelöst werden kann. Und wenn ihr es nicht schafft, den Wald zu durchqueren, dann ist auch gut, denn dann seid ihr ebenfalls tot. Na gut, dann macht mal!“, so das große und vor allem ergebnislose Lamento des Kürbisses. Es hatte die beiden Reisegefährten weder in ihrer stillschweigenden Übereinkunft, das Geheimnis der Insel zu lüften, bestärkt, noch geschwächt, obwohl der anscheinend sehr marode Zustand der Gesetzgebung Balis ihnen einiges Gelächter und einen heiteren Weg zum Wald bescherte.
Bevor Ali und Bom aber zum Wald aufbrachen, brach Ali zwei Äste von einem nahebei stehenden Baum ab und ließ sich von dem Kürbis nach einiger Überzeugungsarbeit zur Küche bringen, wo er die beiden Äste am Herdfeuer entzündete. So mit bewaffnet konnte gar nichts mehr schief gehen, sodass sie nun mit Fackeln den düsteren Wald betraten, der im Fackelschein gar nicht so düster und vor allem nicht gefährlich war. All das ach so giftige Getier floh vor dem Fackelschein, denn es war solch helles Licht nicht gewohnt und die Dornbüsche, die hatten selbst viel zu viel Angst vor dem Feuer, um sich an den beiden Reisenden zu vergreifen. Kein Dornbusch brennt gern, selbst wenn er dabei noch ein anderes Lebewesen mit in den Tod reißen kann.
Obwohl ungefährlich und nicht so furchteinflößend wie erwartet, beeindruckte der Wald die beiden Wanderer tief. Durch diesen Wald zu gehen war, wie durch endlos sternlose dunkle Neumondnacht zu wandern und mit jedem Schritt in der Dunkelheit verloren sie ein Teil ihres Zeitgefühls. Dennoch verloren sie nicht das Ziel aus den Augen, denn hier stellte es sich als ein Segen heraus, dass der Kürbis am ersten Tag die magischen Lagepläne verteilt hatte. Der rote Pfeil, der Alis Position anzeigte, befand sich zwar schon außerhalb der Karte, zeigte aber immer noch fabelhaft die Blick- und damit die Marschrichtung des varantiner Wasserhändlers an, sodass sie dem Ende des Waldes und damit dem Eingang des geheimnisvollen Nordviertels der Insel immer näher kamen.
Als sie dann schließlich aus der Dunkelheit traten, war das ein ziemlicher Schock für die beiden. Das helle Sonnenlicht blendete sie selbst noch mit geschlossenen Augen und sie brauchten mehrere Minuten, bis sie sich an das plötzliche Tageslicht gewöhnt hatten.
Als dies geschehen war, öffneten die beiden langsam ihre Äuglein und durften einen Blick auf einen Berg werfen, auf dessen Spitze ein riesiger orangener Kürbis mit einem riesigem grinsenden Kürbisgesicht und einer kleinen aber gerade deshalb so auffälligen Weihnachtsmütze thronte. Aus den Augen des Kürbisses drang einladend warm flackernder Feuerschein und um ihn herum rieselte Schnee. Der Ork und der Varanter konnten sich nicht genug an dem Kürbis satt sehen, bis eine laute, unfreundliche Stimme zu ihren Füßen sie auf den Boden zurück holte. Diese unfreundliche Stimme gehörte einem garstigen, wohnzimmertischgroßen und warzigen giftgrünen Kürbis, dem man ein besonders hämisches Grinsen eingeschnitzt hatte. Natürlich unterbrach die Stimme nicht nur die Betrachtung des großen Kürbis, nein sie sagte sogar etwas: „Was macht ihr hier? Die nächsten Sklaven sollten eigentlich erst Morgen kommen. Dann seid ihr wohl sicher die Lücke in unserer Gesetzgebung. Nun wir grünen Kürbisse sind gar nicht erfreut, dass ihr erst ein Schlupfloch im Zaun und dann eines im Wald gefunden habt, aber das werden wir bei der Krisensitzung dann genauer besprechen. Da ihr hier außerplanmäßig eintrefft, dürft ihr auch noch nicht beim Bestellen der Kürbisfelder helfen, das würde ja alles durcheinander bringen, aber wie ich sehe, ist einer von euch sowieso Morgen dran. Na so einen Eifer lob ich mir ja, schon einen Tag zu früh an der Schlachtbank erscheinen. Ich kann dir allerdings keinen schnellen Tod versprechen, wir müssen unsere Sklaven hier so richtig schächten, damit wir möglichst viel Blut von ihnen auffangen können. Und du, du magst zwar kein Sklave sein und eignest dich deshalb nicht zur Bewässerung der Kürbisse, weil du nicht in unseren Plan passt, aber mit deinem Messer siehst du mir aus wie ein fähiger Schnitzer. Kannst du bitte mein Grinsen an den Rändern ein wenig ausbessern, dein Vorgänger hat da ein wenig gestümpert. Wegen dem werde ich nie zu einer Party eingeladen, weil mein Grinsen den meisten Gastgebern nicht fröhlich genug und damit stimmungshemmend wird.“
Ali hatte sich inzwischen abgewöhnt, sich über die Insel und die Kürbisse zu wundern, zog sein langes Messer aus der Scheide, ließ es noch ein wenig in der Sonne blitzen und ging dann rasch zum Werk. Die kleineren Schmerzensschreie des Kürbisses überhörend, schnitt er ihm ein bezauberndes Lächeln ins Gesicht, woraufhin sich der große grüne nun nicht mehr ganz so hässliche Kürbis sich mit bezauberndem Lächeln bedankte und in viele kleinere Stücke zerplatzte. Siedend heiß viel dem Assassinen ein, dass sein Dolch ja vergiftet war und das Gift dem Kürbis wohl nicht gut bekommen war, allerdings weinte er dem garstigen Gemüse nicht besonders nach, denn das mit der Schlachtbank, dem Schächten und der Bewässerung des Kürbisfeldes, das kreisförmig um den Berg angelegt war, hatte sich gar nicht gut angehört und Ali war froh, dass Bom und ihm das nun erspart blieb. Statt sich schlachten und ausbluten zu lassen beziehungsweise an Kürbissen herumzuschnitzen, machten sich die beiden Reisegefährten auf den Weg, den Berg zu erklimmen. Wenn einer ihnen Antworten auf ihre Fragen geben konnte, dann war das der große Kürbis. Er hatte das alles hier verzapft, also sollte er auch Bescheid wissen und zur Not konnte Ali ihm immer noch mit seinem Messer das Grinsen ausbessern und anschließend mit Bom ein Schiff kapern und von Bali fliehen.
Der Aufstieg auf den Berg war nicht lang und beschwerlich, nein es war sogar so, dass jeder Schritt ein kleines bisschen leichter war als der vorherige, als würden sie nicht gegen die Schräge ankämpfen, sondern von ihr nach oben getragen werden. Schließlich kamen sie nach einiger Zeit, die wie im Fluge vergangen war, oben am Krater an, in dem der Kürbis ruhte und den beiden Bergbesteigern gerade noch genug Platz ließ, um ihn umrunden zu können, ohne den Krater verlassen zu müssen. Da der Kürbis nichts sagte oder machte wurden Bom und Ali ganz unruhig und stapften schüchtern über die dünne Schneedecke, die sich im Krater gebildet hatte. Der Krater war wohl der einzige Teil der Insel, an dem es schneite, was die Ali und Bomruk allerdings gar nicht merkten, denn sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, unruhig von einem Bein auf das Andere zu treten.
Schließlich erlöste der Kürbis sie mit freundlicher, tief brummender Stimme von ihrer Verlegenheit und bat sie, doch bitte einzutreten, woraufhin Ali fragte, wie das denn von statten gehen solle. Leicht genervt antwortete der Kürbis daraufhin: „Immer rein da in meinen Mund oder seht ihr etwa irgendwo eine zum Hereinschlüpfen besser dazu geeignete Körperöffnung, die mir bisher entging? Naja so über die Jahre kann es schon mal geschehen, dass sich hier und da witterungsbedingt ein paar Lücken in der Außenhaut auftun, allerdings hätte ich das, glaube ich, bemerkt.“
Zögerlich und auch ein wenig ängstlich, Bomruk und Ali trauten dem Kürbis nicht ganz und rechneten damit, das Maul würde sich nach dem Betreten für alle Zeiten schließen, krochen die beiden in das Maul und fielen auf der anderen Seite sanft auf ein Bett aus von Kerzen erleuchtetem, weichem Kürbisfleisch. Als sie sich Beide hingesetzt hatten, räusperte sich der Kürbis und sprach: „Ihr seid die erste menschliche Gesellschaft seit etwa tausendunddreihundert Jahren. Insofern hatte ich viel Zeit über eventuelle Fragen eventueller Besucher und deren Antworten nachzudenken, ich bitte euch also, mich nicht zu unterbrechen und mit euren Fragen zu warten, bis ich mit meiner Geschichte fertig bin. Alles begann damit, dass irgendjemand meinen Samen auf einem kleinen Eiland mitten im Meer einpflanzte. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, blieb es nicht lange beim Samen und schließlich ging ein Kürbis daraus hervor, ein prächtiger orangener Kürbis. So ganz allerin auf dem Eiland wurde es mir schnell langweilig und ich wollte das Meer betrachten, aber dafür fehlten mir die Augen, ich wollte mich mit dem Wind unterhalten, aber dafür fehlte mir der Mund.
Als eines Tages ein schiffbrüchiger an meinem bescheidenen Eiland strandete, erkannte dieser sofort bei meinem Anblick meine Wünsche und schnitzte mir das Gesicht, das ihr heute noch sehen könnt. Auf jeden Fall freundete ich mich nun, da ich reden konnte, mit ihm an und verbrachte viele freudige Stunden in Gesprächen und viele stille Stunden mit der Beobachtung des Meeres, wenn der Schiffbrüchige schlief (Ich selbst schlafe ja nicht). Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich geärgert habe, als diese Riesenbäume gepflanzt wurden, um den Blick aufs Meer zu versperren, aber dazu werde ich später noch kommen. Auf jeden Fall fing er aber eines Tages damit an, mithilfe einer improvisierten Axt ein paar Bäume zu fällen und sich ein Boot samt Rudern daraus zu zimmern. Er schwärmte noch vom Festland und gelobte feierlich mich mitzunehmen, doch eines Abends kam er aus irgendeinem mir völlig unbekannten Grund über seine Vergangenheit und sein Leben als Druide auf dem Festland erzählen. Er kam bei der Schilderung des Druidenlebens so sehr in Fahrt, dass er, um seine Macht zu beweisen, einen Zauber auf mich wirkte, der mich auf meine jetzige Größe wachsen ließ. Größe klingt zwar immer gut, aber als er dann mit mir auf seinem Boot weg fahren wollte, stellte er fest, dass ich durch seinen Zauber viel zu groß geworden war und selbst wenn ich auf das Boot gepasst hätte, es durch mein riesiges Gewicht zum Kentern gebracht hätte.
Als Entschuldigung für das nun nicht mehr haltbare Versprechen fragte er mich, wie ich denn gerne leben würde und schuldbewusst wie er war, wirkte er einen Zauber, der die Insel nach meinem Willen formte. Dadurch entstanden nicht nur die Gärten, Salzwiesen und so weiter, sondern auch die Insel vergrößerte sich und unter mir wuchs dieser Berg empor, um einen weiten Blick über das Meer und die Insel zu gewährleisten. Mit Tränen in den Augen fuhr er also ab und ließ mich alleine mit all dem Druidenzauber und wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wurde ich furchtbar einsam.
Eines Tages jedoch wurde wieder Jemand angespült, dieses Mal war der Kerl nicht halb so freundlich wie der Druide. In seinen Augen brannte ein wahnsinniges Feuer und er blickte sich dauernd um als verfolge ihn Jemand. Außerdem brabbelte er wirres Zeug und sprang wild auf der Insel herum. Auf jeden Fall sah er in mir wohl so was Ähnliches wie einen Gott oder so, er warf sich des öfteren vor mir nieder und flehte in Sprachen zu mir, die er wohl selbst erfunden hatte, so fürchterlich klangen die. Auf jeden Fall kam der Kerl eines Tages doch wirklich auf die Idee eine kleine Kuhle in der Erde zu buddeln, einen meiner Kerne dort hinein zu tun und sich anschließend mit einem furchtbar spitzen Stein die Pulsadern aufzuschlitzen, sodass der Kürbiskern mit seinem Blut besudelt zu einem im Vergleich zu mir kleinen gelben Kürbis, der sich frei auf Bali bewegen konnte, heran wuchs. Dem Wahnsinnigen gelang es irgendwie, seine Arme zu verbinden und bald schon hatte er dem unschuldigen gelben Wesen eine fürchterliche Fratze eingeschnitzt, die dieser bis an sein Lebensende noch behalten sollte. Doch damit nicht genug, der Typ gewöhnt sich wirklich an, das absolut jedes Jahr einmal zu machen und dann am Ende seines letzten Lebensjahres setzte er dem die Krone auf: Er nahm sein Herzblut dafür und verblutete direkt über dem eingepflanzten Kürbiskern, aus dem einer dieser grässlichen grünen Kürbisse entstand. Da dieser kein Gesicht hatte und nicht reden konnte, war das nicht ganz so schlimm, aber wie sich zeigte, konnte er Magie anwenden.
Mir zitterte bei dem Gedanken was dieses verdorbene Wesen so alles anstellen könnte, wenn es erst mal sehen könnte, war dann aber immer wieder beruhigt, wenn ich bei all meinen abenteurlichen Spekulationen auf den Gedanken kam, dass das Ding ja wahrscheinlich nie ein Gesicht erhalten würde. Andererseits langweilte ich mich seit dem Tod des Verrückten furchtbar, denn die gelben Kürbisse waren kaum vernunftbegabt und damit auch keine befriedigenden Gesprächspartner. Tief in meinem Innern hegte ich den Wunsch nach richtiger menschlicher Gesellschaft und irgendwie muss der Wind diesen Wunsch einem guten Geist zugetragen haben, der ihm im Glauben, Gutes zu tun, Folge leistete, in Wirklichkeit aber nur Übel über diese Insel verbreitete. Auf jeden Tag landete eines Tages ein Schiff voller ausgehungerter Piraten auf meiner Insel und nachdem die sich erst die Bäuche im Garten vollgeschlagen hatten, fingen sie nach einigen Flaschen Rum aus Lust und Laune an, dem grünen Kürbis eine Fratze zu schneiden. Dem unschönen Erscheinungsbild des grünen Kürbisses angemessen merkte man der Fratze dann auch an, dass ein sturzbetrunkener Mensch diese geschnitzt hatte, aber das war wahrlich kein Trost, denn kaum hatte er ein Gesicht, überredete er mithilfe von Magie einen der Piraten dazu, mithilfe des Herzblutes eines ihrer gefangenen einen neuen grünen Kürbis zu erschaffen und blöd wie sie waren, willigten sie ein. Auf jeden Fall wimmelte es bald auf der Insel nur noch so von diesen garstigen Biestern und die Piraten zogen regelmäßig los, um neue Herzblutlieferanten zu entführen.
Es nahm kein Ende, bis ich mich schließlich eines Tages dazu herab ließ, den Kürbissen mal eine gehörige Standpauke zu verpassen. Die gelben Kürbisse hätten fast auf mich gehört, doch verfügte ich im Gegensatz zu den Grünen über keine dunkle Magie, sodass die Gelben schnell wieder eines anderen überzeugt wurden. Damit keiner der gelben Kürbisse in meinen Einflussbereich, also in Hörweite, kommen konnte, Pflanzten sie diesen fürchterlichen dunklen Wald mit den Bäumen bis zum Himmel und erzählten den Gelben Ammenmärchen über dessen Gefahren, die dort angeblich lauerten. Gut, im Laufe der Jahre nistete sich dort die ein oder andere Scheußlichkeit ein, aber anfangs war das gelogen mit den giftigen Tieren und den Dornbüschen. Vielleicht haben sie ja ein klein wenig nachgeholfen bei der Evolution, aber auf jeden Fall waren Gelbe und Piraten nun vor meinem schlechten Einfluss geschützt und damit ging der Spaß erst wirklich los. Die Piraten wurden zu Beamten des auswärtigen Amtes und warben überall Touristen an, hier her zu kommen und am Besten gleich noch ein paar Sklaven mitzubringen und damit war der Nachschub an Blut gesichert (die Kerne wachsen sowieso immer wieder nach).
Mit den Touristen lernten die grünen Kürbisse auch die Gelben zu schätzen, denn so ein grünes warziges Biest konnte jedes noch so schöne Urlaubsparadies stören und somit die Laune der Touristen und damit das Ansehen im Ausland schädigen. Außerdem waren die gelben Kürbisse hervorragende Handlanger, die die Anweisungen der Grünen schnell und ohne zu fragen ausführten. Es bildete sich also die jetzige Hierarchie: Die grünen machen die Gesetze und schicken sie telepathisch an die Gelben, die sich um Einhaltung und Ausführung kümmerten und wegen des absurden Perfektionsstrebens der Grünen konnte bis Heute noch kein vollständiges Gesetzbuch veröffentlicht werden. Diese hirnrissige Idee, das Gesetz erst zu veröffentlichen, wenn es perfekt geworden ist, hängt mit der Ideologie zusammen, den gesunden Mittelweg zu finden. An dieser Suche nach dem Mittelweg ist ja eigentlich Nichts schlimm, aber die Grünen führen das ad absurdum. Sie wolle gleichzeitig optimal sähen können, optimal den Nachschub an Sklaven und Touristen sichern und natürlich gleichzeitig vor der Welt verschleiern, was mit den Sklaven passiert. Was mit denen passiert, könnt ihr euch inzwischen wohl denken, falls ihr es nicht könnt: Sie liefern das Blut und kümmern sich um die Schnitzereien, die die Kürbisse benötigen. Viel interessanter ist es eigentlich, was zum Teufel die Touristen hier eigentlich sollen. Nunja, ohne den Tourismus würde ab und zu ein Sklavenschiff zum Kontinent fahren, um dort Sklaven käuflich zu erwerben oder in seltenen Fällen auch zu entführen. Geld hat Bali zwar genug, aber die Grünen sind sich nicht sicher, ob die Sklaverei auf dem Festland nicht eventuell einmal verboten werden wird. Es lässt sich nicht verleugnen, dass gewisse politische Strömungen auf das Verbot der Sklaverei abzielen und dann will man gut vorbereitet sein. Dann müssten die Menschen alle entführt werden und das würde Argwohn wecken und es steht außer Frage, dass irgendwann einmal ein Schlaufuchs von Detektiv oder Polizist den finsteren Machenschaften der Grünen auf die Schliche kommen wird und dann haben sie den Salat. Wenn erst einmal bekannt wäre, dass Bali Menschen vom Kontinent versklavt, dann hätten wir hier ganz schnell Kriegsschiffe vor der Tür. Um die Blutversorgung auch bei einem plötzlichen Verbot der Sklaverei vernünftig aufrecht zu erhalten, brauchen die Grünen die Touristen, auf die im Notfall zurückgegriffen werden kann. Es werden ja jetzt schon teilweise klammheimlich Touristen versklavt.
Gut, jetzt mögen die Touristen zwar einen Sinn ergeben, aber der Sinn der Verbannungen ist immer nicht geklärt. Der Sinn der Verbannungen liegt darin, dass sie eine unglaublich gute PR-Maßnahme sind. Dadurch wird gleichzeitig suggeriert, dass Störenfriede auf Bali nicht toleriert werden, und außerdem erfahren viele Leute erst durch die Erzählungen von den Verbannten über die Wunder Balis, was die Verbannungen zum wichtigen außenpolitischen Mittel macht. Außerdem ist es ein wunderbarer Vorwand, eine Person zu versklaven, wenn sie sich trotz Verbannung noch einmal auf die Insel wagt und man kann sich sicher sein, dass es Niemanden stört, wenn ein gemeiner Gesetzesbrecher versklavt wird.
Gelehrte Biologen werden sich jetzt wundern, was die Notwendigkeit des Blutes und des Herzblutes angeht, schließlich wachsen Kürbisse auch ohne Blut. Damit haben sie zwar Recht, aber die so entstehenden Kürbisse sind einfach nur ganz normale geistlose und nicht sprachbegabte Kürbisse, wie von den Grünen schon mehrfach erprobt wurde. Auch wurde bisher noch keine Substanz gefunden, die man als Blutersatz hätte nehmen können. Daraus schließen die Grünen, dass da mit dem Blut wohl ein schwarzmagischer Prozess gefördert. Bei normalem Blut leichter, bei Herzblut stärker. Außerdem sind ja die Kürbisse alles andere als unsterblich, die ältesten grünen Kürbisse werden vielleicht vierunddreißig Jahre alt, die gelben leben noch kürzer und auch ich werde irgendwann sterben. Dadurch braucht man auch wirklich einen nicht endenden Nachschub an Blut. Das Blut zu konservieren und aufzubewahren funktioniert da auch nicht, weil es seine magischen Fähigkeiten nur entfalten kann, wenn es frisch entnommen wird.
Ich hoffe, ihr habt durch meine Erzählung nun hinreichend erfahren, wie diese Insel entstanden ist, wie die hiesige gesellschaftliche Ordnung sich herausbildete und was der ganze Sinn hinter all dem ist, das war ja wohl auch der Grund, warum ihr diesen Berg bestiegen habt. Wenn ihr glaubt, jetzt einfach so von der Insel verschwinden zu können, dann muss ich leider eines Besseren belehren. Die Grünen haben euch zwar bisher noch nichts getan, allerdings liegt das nur daran, dass die Rechtslage noch nicht sicher war, als ihr noch jenseits des Waldes wart, und sie sich nun nicht trauen, euch in meinem Einflussbereich zu töten, da sie mich ebenso wie der Verrückte für eine Art Gottheit halten, sie glauben ja auch wirklich, ich hätte diese Insel geschaffen und den Kürbis zu Herrschaft über alle anderen Lebewesen auserkoren. Solange ihr den Wald nicht betretet, ich also ein wachsames Auge auf euch habe, werden sie euch kein Haar krümmen. Allerdings werden sie versuchen, euch mit allen Mitteln davon zu überzeugen, den Wald zu betreten. Gebt dem auf keinen Fall nach, wenn ihr nicht so enden wollt wie damals der Verrückte Schiffbrüchige!
Euch bleibt also gar nichts übrig, als bis an euer Lebensende bei mir zu bleiben und mir Gesellschaft zu leisten. Verhungern werdet ihr nicht, denn ich habe jede Menge nachwachsendes Kürbisfleisch für euch, an dem ihr euch gerne bedienen könnt. Langweilig wird euch auch nicht werden, denn ich bin auch jenseits meiner alten Geschichten ein äußerst interessanter und gebildeter Gesprächspartner, außerdem könnt ihr euch Diesseits des Waldes schön austoben und auch praktische Aufgaben werde ich euch geben können. Du da! Du Ork siehst doch kräftig aus und bist es auch, oder? Schlag mir mal ne Tanne, Heute ist Weihnachten...“