Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 3 von 21 « Erste 12345671014 ... Letzte »
Ergebnis 41 bis 60 von 401
  1. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #41
    Knetmaster  Avatar von Wombel
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Neverhood
    Beiträge
    30.486
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline
    Eine leichte und angenehm kühle Brise die in einer kleinen Böe vom Meer herauf wehte erfasste den Adepten und holte ihn aus einer tiefen Meditation heraus.
    Er schlug die Augen auf, zog seine Adepten Robe ein wenig fester um die Schultern und erblickte einen atemberaubend schönen Sonnenaufgang.

    Die letzten Tage hatte der Holzfäller viel zu tun gehabt.
    Auf seiner kleinen Lichtung hatte sich die letzten Monate überhaupt sehr viel getan. Neben seiner komplett renovierten Werkstatt und dem erweiterten Holzlager war unter anderem auch ein kleiner Platz mit Übungspuppen für Kämpfe mit dem Stab entstanden. Der Boden rings umher war von den beiden Männern zunächst mühsam eingeebnet, und anschließend durch Strandsand, feinem Rindenmulch und Sägemehl zu einer Art Lehmboden verfestigt worden. Es schien außerdem fast so, dass Lex die Vernichtung von heranwucherndem Unkraut zu seiner persönlichen Lebensaufgabe auserkoren hatte. Zu guter Letzt war in den letzten Tagen eine weitere Konstruktion hinzugekommen, auf die Wombel ganz besonders stolz war. Lex und er waren mit dem Bau eines kleinen Schmuckstücks, eines kleinen, quadratischen Pavillons beschäftigt gewesen. Eine kleine, nach allen Seiten offene, mittels Holzdach geschützte Plattform, welche ein paar Meter abseits der beiden anderen Gebäude von den beiden Männern zurecht gezimmert wurde.

    Den Standort für das kleine Häuschen hatte Wombel mit größter Sorgfalt gewählt.
    Nur an dieser einen Stelle der kleinen Lichtung sah man auf einen großen Küstenstreifen und gleichzeitig hinüber bis zu den Stadtmauern von Setarrif. Der Untergrund war nach einer gedrungenen, felsigen Kante steil abschüssig und erinnerte an ein paar Stellen fast an eine kleine Steilküste.
    Zunächst wurde ein kleines, rechteckiges, etwa drei mal vier Meter großes Fachwerk ein paar Meter vom Rand zur Kante entfernt hingestellt und mit einigen langen Eisenzapfen im Untergrund verfestigt. Das Holz der Sichtbalken hatte Wombel zunächst mit seinem neuen Hobel fein säuberlich geglättet und anschließend mit einem groben Keilerfell auf Hochglanz poliert. Anschließend wurde von den beiden eine solide Dachkonstruktion auf das Fachwerk montiert. Das Dach selbst ragte rundum etwa einen Meter über die Grundkonstruktion heraus.

    Auf das Dach war Wombel besonders stolz.
    Er hatte einige dunkle Eichendielen schräg nach hinten abfallend auf die Grundkonstruktion gesetzt und diese Dielen mit liebevoll ausgeschnitzten, quadratischen, hellen Birkenschindeln gedeckt. Der Clou an der pfiffigen Konstruktion war, dass mittels zwei kleiner Scharniere und zweier Hebel die Schräge des Daches variiert werden konnte. Je nach Wind, Sonne und Wetterlage konnte man dort entweder Schutz vor Wind oder Regen nehmen, oder bei geöffnetem Dach auch die Sonne genießen.
    Ein weiterer Glanzpunkt war der Boden.
    Als Untergrund hatte der Holzfäller massive Eichenbalken verlegt, um die Konstruktion schwer und satt auf dem Untergrund zu verankern. In der Mitte hatte der Holzfäller einen etwa anderthalb Meter in Durchmesser großen, wunderschön runden, fein zurecht gesägten, dunkel schimmernden Baumstumpf montiert, welcher sich lediglich eine Handbreit aus der finalen Bodenkonstruktion hervorhob. Zu guter Letzt wurden schmale Dielen unterschiedlicher Hölzer auf die Unterkonstruktion verlegt und auch im inneren des Bauwerks alle Hölzer mit Fellstreifen auf Hochglanz poliert. Wie ein kleiner, dunkler, fast bernsteinfarbener Altar hob sich der runde Stumpf mitten im Pavillon leicht aus dem polierten Holzboden hervor.
    Bei den finalen Arbeiten musste Wombel feststellen, dass das Bauwerk seine Erwartungen bei Weitem übertroffen hatte. Zwar war der Pavillon nicht sonderlich groß, aber die klaren, kerzengeraden Formen, die edlen, verschieden schimmernden, auf Hochglanz polierten Hölzer und der darin hervorstehende dunkle Altar machten das Gebilde zu einem echten Schmuckstück.

    Dafür war der Pavillon gemacht worden. Nur für diesen einen Zweck.
    Wombel saß im Schneidersitz auf dem dunklen Altar in der Mitte des Pavillons, hatte seinen Stab über seine Knie gelegt und meditierte. Er hatte es zunächst nicht glauben können, aber die Tipps von Kilijan hatten sich als wahre Offenbarungen herausgestellt. Kilijan hatte unter anderem angeregt, sich bei der Meditation vollständig zu entspannen und dies gelänge wohl am besten in einer angenehmen und ruhigen Umgebung. Nun auf dem Rund sitzend, rings umgeben von wunderschön verarbeitetem Holz, in der Stille des morgendlichen Sonnenaufgangs war es ihm erneut gelungen tief in Meditation zu versinken. Und endlich war es auch dem Adepten gelungen etwas in seinem Kampfstab zu erfühlen. Nachdem er den Stab mit der neuen Hobelklinge nun endlich geglättet, die Kanten abgefast und einige Kerben in den vier Griffbereichen eingelassen hatte, beschloss er keine weiteren Änderungen am Holz selbst mehr vorzunehmen.
    In die Griffkerben hatte er zu guter Letzt noch sein teuerstes Leder eingearbeitet.
    Glatt wie Glas. Griffig an den richtigen Stellen. Hart wie Stahl. Und er konnte darüber hinaus mit dieser Waffe umgehen.
    Tief zufrieden ließ er seine großen Finger über das weiße Holz streichen.

    „Zeit, meinen Freund Kilijan mal wieder aufzusuchen.“ Brummte er leise vor sich hin.
    Außer einer Handvoll gerader Äste, die Wombel für Stiele seiner Werkzeuge behalten wollte war der besondere Baum fein säuberlich verarbeitet und in handliche Stücke zerlegt worden, welche nun im Holzlager auf Kilijan warteten.
    Die Sache war nicht ganz einfach gewesen, aber die neue Hobelklinge hatte ihm hierbei gute Dienste geleistet. Er beschloss die nächsten Tage wieder nach Setarrif aufzubrechen um seine Schulden bei Kilijan zu begleichen und mit ihm über Magie zu sprechen.

  2. Beiträge anzeigen #42
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
    Registriert seit
    Nov 2002
    Ort
    überall und nirgendwo
    Beiträge
    7.081
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Darjel schaute zu. Der stumme Beobachter mit den grossen Augen, der staunend jede Bewegung seiner Mutter in sich aufzusaugen schien. Er sah das leicht verklärte Lächeln, das sich auf Redsonjas Züge legte, als sich die vier Klingen zum ersten Mal gleichzeitig küssten. Es musste richtig sein, wenn es sie glücklich machte, war die logische Schlussfolgerung eines Kinds, auch wenn er sich später nicht an diese Gedanken erinnern würde.

    Die Bewegungen Redsonjas wirkten leicht und geschmeidig, gleich einer Tänzerin entging sie den Angriffen ihrer Schülerin, die viel gelernt hatte. Dennoch stand sie, wie all ihre Schüler, am Anfang einer langen Zeit, in der sie all diese Manöver in die Instinkte übergehen lassen musste und die sie vor Büchern verbrachte, um noch einige weitere Möglichkeiten zu erschliessen. Dass sie allerdings jemals in einen derartigen Zustand kam, wie ihre Lehrmeisterin gerade war zu bezweifeln, denn sie verschmolz mit den Waffen, schien jeden Angriff zu spüren und reagierte manchmal wie es in keinem Lehrbuch stand. Von gewissen Bewegungen war sogar abgeraten. Dennoch und trotz der vermeintlichen Lücken in ihrer Deckung, vermochten ihre schnellen Arme die Hoffnung der Schülerin ihre Lehrmeisterin auf dem falschen Fuss zu erwischen immer wieder zu zerstreuen. Auch als sie für einen Moment die Augen schloss, kämpfte ihr Körper und die Schwerter weiter. Das war ihr Leben. Der Kampf, der diesen einmaligen Rausch brachte und das Verlangen nach Blut. Der Grund, warum sie seit Jahren versuchte nicht selber gegen ihre Schüler zu kämpfen, denn es war zu süss, zu verlockend, zu tödlich.

    Sie lächelte noch immer, als sie die Schweisstropfen auf Myras Stirn sah. Ihre Schülerin wusste nichts vom Ernst der Lage. Sie glaubte geprüft zu werden. Sie musste sich eine harte Probe vorstellen, doch hätte sie danebengegriffen, wären die Schwerter der Lehrmeisterin durch sie hindurch geglitten. Kein Anzeichen verriet das. Redsonja besass nicht die Augen einer Wahnsinnigen, an denen man irgendetwas hätte ablesen können. Mit Mühe und Not schaffte es die Schülerin den kritischen Moment zu überstehen und würde niemals erfahren in welcher Gefahr sie geschwebt hatte. Erst danach bekam sich die Lehrmeisterin wieder in den Griff. Sie lockte die Schülerin spielerisch aus der Reserve, als wäre gar nichts gewesen.
    Geändert von Redsonja (27.03.2012 um 19:46 Uhr)

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #43
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.881
     
    Gor na Jan ist offline
    Der Gor Na war darauf vorbereitet gewesen, dass die Reise durch Argaan eine interessante werden würde, doch der Facettenreichtum des östlichen Teils der Insel imponierte selbst jemandem, der glaubte, schon alles gesehen zu haben. Hätte er nicht zielstrebig seine Route gen Setarrif gehalten, er hätte unzählige Möglichkeiten gefunden auf zahlreichen Wegen von seinem Pfad abgekommen auf der Suche nach Abenteuern, Schätzen und Entdeckungen... in seinen jüngeren Jahren... und vielleicht eines Tages wieder. Doch dieser Zeit konnten ihn weder der Anblick des Kastells, der ihn nicht wenig mit einem Gefühl der freudigen Bekanntheit erfüllte, noch die bedrohliche Schlucht nördlich davon oder der erstaunliche Dschungel von seiner Route abbringen. Und dies hatte nicht zuletzt dazu geführt, dass sich Setarrif schon am frühen Nachmittag vor dem Gor Na erstreckte.

    Eine Vielzahl an Eindrücken überwältigte den Templer, so dass er inne halten musste, um die Stadt etwas genauer zu betrachten. Sie war nicht anders als prunkvoll zu beschreiben, was trotz seiner Abneigung gegenüber derartiger Protzerei auf gewisser Weise seinem ästhetischen Empfinden schmeichelte. Das Marmor, die Kuppeln, es wirkte alles schweigend majestätisch und gleichzeitig schreiend fremd. Eine derartige Architektur hatte er in dieser Form noch nie gesehen. Er rätselte, ob Teile davon sich nicht in Varant niedergeschlagen hatten, doch um diese Frage zu beantworten, reichte sein Gespür für Architektur nicht aus. Er ließ den Palast und andere monumentale Gebäude außer Acht und betrachtete stattdessen die Menschen etwas genauer. Vielleicht kam es nur ihm so vor, doch es erschien, als würden auf jeden normalen Bürger ein oder zwei Männer und Frauen kommen, die in irgendeiner Weise das Kriegshandwerk zu beherrschen schienen. Die Akademie, die das Interesse des Templers erweckt hatte, schien ihren Einfluss in der Population widerzuspiegeln.

    Jan zuckte mit den Schultern und ließ ein indifferentes Seufzen erklingen, dessen Natur er sich selbst nicht so recht erklären konnte. Dann machte er sich an den Abstieg, denn all diese Eindrücke hatte er noch aus der Ferne auf sich wirken lassen. Er wusste nicht, wie die Wachen am Tor in Kriegszeiten, in denen sie sich vermutlich noch immer befanden, auf einen Fremden reagieren würden. Doch er ließ sich überraschen. Wenn sie ihn passieren ließen, würde sein Weg erst mal in die nächste Taverne führen, sofern seine Neugier ihn nicht doch sofort zu seinesgleichen zog. Auch davon ließ er sich überraschen und setzte seine Reise fort.

  4. Beiträge anzeigen #44
    Burgherrin Avatar von Myra
    Registriert seit
    Apr 2006
    Ort
    Sumpffee aus dem Wald
    Beiträge
    1.343
     
    Myra ist offline
    Mit noch nie zuvor von ihre erlebter Leichtigkeit führte Sonja die Klingen, die immer wieder auf Myra niedergingen. In einem Moment glaubte die Grünhaarige nach und nach ihre Lehrmeisterin etwas in Schach zu halten, doch bereits im nächsten überfiel sie ein Klingensturm. Das Problem dabei war die Unvorhersehbarkeit. Obwohl die Rothaarige wesentlich konzentrierter zu kämpfen schien, konnte die Schülerin es dieser nicht ansehen. Die Lehrmeisterin schien gelassen wie immer zu sein. Ein möglicher Grund sie und ihre Angriffe zu unterschätzen, auch wenn das der Schneiderin nie in den Sinn gekommen wäre.
    Nun blieb ihr aber keine Zeit sich auf irgendwelche Bewegungen aus dem Buch zu verlassen, sondern sie hatte das Gefühl überleben zu müssen. Statt anzugreifen parierte Myra einen Schlag nach dem anderen oder wich zur Seite aus, um für einen kurzen Moment verschnaufen zu können. Dies war kein gewöhnlicher Übungskampf. Redsonja schien voll in ihrem Element zu sein, was es der jungen Sumpflerin schwer machte, sich zu beweisen. Denn sie glaubte nicht, dass sie sich als würdige Kämpferin zeigen würde, wenn sie nur parierte. Aller Gefahr zum Trotz war es wohl an der Zeit ihrer Lehrmeisterin wirklich die Stirn zu bieten. Lange würde sie diesen Tanz eh nicht mehr unbeschadet überstehen können. Jetzt musste sie sich ganz, auf sich selbst und nicht auf irgendwelche Theorien verlassen.
    Myra wich zur Seite aus und holte gleich zu einem Schlag mit der rechten Hand aus. Während ihr Schlag, wie zu erwarten war, pariert wurde, drehte sie sich um die eigene Achse, zog dabei das rechte Schwert mit, holte aber auf der anderen Seite weit und kräftig mit dem linken aus. Rücklings schlug sie nun zu und drehte sich weiter, um nicht mit dem Rücken zu ihrer Lehrmeisterin zu stehen. Das Schwert in der rechten Hand hatte nun genug Schwung, um auch ohne viel Kraftaufwand einen schweren Treffer landen zu können. Laut klirrte das Metall als die Waffe auf die beiden ihrer Lehrmeisterin traf. Bevor Sonja sie aus der Parade heraus wegstoßen konnte, stach Myra probeweise mit der Linken nach vorn. Sie verfehlte die Rothaarige nur knapp.
    Durch diesen Fehlstoß war selbstverständlich der Weg wieder für Redsonja geöffnet, die die Grünhaarige sofort mit einer Flut von Angriffen wieder zurückdrängte. Aber die Sumpflerin hatte nicht vor aufzugeben.

  5. Beiträge anzeigen #45
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Die goldenen Kuppeln von Setarrif waren zwar ein bisschen zu sperrig, um sie mitgehen zu lassen, doch sie waren eine echte Alternative zum tristen Grau der Steinstapel vom Gebirge. Edon und Selina hatten die Stadt um die Mittagsstunden erreicht und hatten ihre eigenen Wege eingeschlagen. Als erste Amtshandlung eines Menschen, der sich in Setarrif befand, brachte Edon das Steinchen, welches Anlass für den reichlich grauen Trip ins Gebirge war.

    Und nun konnte es auch schon wieder mit dem Alltag losgehen. Der kleine besuch in Thorniara hatte Edon chronologisch erst mal ein ganzes Stück nach hinten verschoben, als erstes wollte er es genießen wieder bei all den unbeobachteten Geldbeuteln zu sein, die sich in einer reifen Ernte der Unvorsicht darboten.

    Hier konnte einem das Leben doch gleich viel besser gefallen, als auf schneeverwehten Gipfeln.

  6. Beiträge anzeigen #46
    Schwertmeisterin Avatar von Keala
    Registriert seit
    Jul 2010
    Ort
    Man sieht sich immer zweimal.
    Beiträge
    782
     
    Keala ist offline
    »Ich dachte, ich sei mit einem Papageien besser dran als mit einer Elster, aber ich sehe, das eine gleicht dem anderen. Gib das zurück!«
    Der Papagei landete auf dem Bettpfosten und betrachtete das Goldstück in seiner Klaue, dann krächzte er Kea eine Antwort zu, die er zweifellos in der Gespaltenen Jungfrau aufgeschnappt hatte, immerhin war er sonst nie über längere Zeit in einer Taverne gewesen.
    »Xanthippe!«
    Kea wusste, dass er nicht wirklich sprechen konnte, vielmehr ahmte er nach, was er hörte und gab es wieder, wenn er es passend fand. Dass es hauptsächlich Flüche und Schimpfwörter waren, war ihm sicherlich auch nicht bewusst. Oder dass er seine Waffengefährtin gerade ein zanksüchtiges Weib genannt hatte. Diese versuchte soeben, die Beleidigung nicht ernst zu nehmen. Eigentlich wollte sie dem Vogel nicht hinterherjagen, sondern schlafen. Sie war diese Nacht wieder losgewesen, wie schon zwei Nächte zuvor, aber diesmal war es nervenaufreibender gewesen. Der Grund dafür, dass sie es getan hatte, war nicht nur der Nervenkitzel. Es war ein Selbsttest gewesen, sie wollte wissen, wie es um ihr Gewissen stand, seit Faring, seit der Strandung mit Nigel, Manuele, Seisuke und Stella. Das Ergebnis vermochte sie nicht zu deuten. Es hatte sie alle Tricks und Mühen gekostet, Aaron zu berauben, aber die Tatsache, dass sie dazu fähig war, einen Gefährten zu berauben, war irgendwie beunruhigend. Früher hätte sie einmal Gewissensbisse gehabt, einen solchen Vertrauensbruch zu begehen, jetzt dagegen ... machte sie sich merkwürdigerweise keine Sorgen. Irgendwohin war Aaron ihr ja immer noch fremd. Das war genau der gleiche Trick wie der, den sie beim Töten verwendete. Nicht in die Augen schauen und das Gewissen ausschalten. Sie hatte mehr Gold, mehr war daran nicht dran.
    Der Vogel kam auf ihre Schulter geflogen und schien ihr mit der Kralle das Goldstück zurückzugeben. Umgehend steckte sie es in den Goldbeutel, den sie in ihrem Reisesack trug. Es wäre auffällig, wenn ihr Geldbeutel so plötzlich so voll wäre. Was den Einbruch selbst anging ... sie hatte es getan, weil sie lange Zeit die Möglichkeit gehabt hatte, Joshuas und Aarons Schlafgewohnheiten zu studieren. Sie hatte gemerkt, dass Aaron einen recht leichten Schlaf hatte, und dieses Wissen hatte sie als Voraussetzung genommen, die Tat zu begehen. Auf dem Markt hatte sie sich Handschuhe besorgt und den kleinen Finger ausgestopft, falls sie irgendwo Abdrücke hinterlassen hatte, würde er nicht auf sie kommen - er wusste, dass ihr ein Finger fehlte. Nach der Sache mit der Bezahlung wusste sie auch, wo er sein Gold aufbewahrte. Sie hatte sich stets im Schatten gehalten, sich beim Schleichen so klein wie möglich gemacht und es besonders langsam angehen lassen, um absolut kein Geräusch zu erzeugen. Eine schweißtreibende Sache, aber es hatte funktioniert. Dann hatte sie sich so leise wie nur irgend möglich mit der Beute wieder vom Acker gemacht, obwohl sie ahnte, dass Aaron vielleicht vom Schließen der Tür aufgewacht war.
    Nun war sie um sein restliches Gold reicher und würde seine Reaktion abwarten. Vielleicht wütete er ja wie Manuele, das war amüsant gewesen, aber auch nur, weil sie die Beute einem anderen untergeschoben hatte. Allerdings würde Aaron sich nicht erdreisten, ihre Sachen zu durchsuchen, insofern drohte keine Gefahr. Faren würde das schon zu unterbinden wissen, immerhin wollte er ja wohl kaum, dass seine Sachen durchsucht würden.
    »Bei Beliars haarigem Hintern!«
    »Ach gib Ruhe«, murmelte Kea, gähnte und beschloss, sich erstmal in den Schankraum zu verziehen.
    Etwas Waffentraining würde ihr mal wieder guttun. Oder sie könnte Aaron ein wenig testen, wobei sie sich fragte, wie. Ein Papagei wäre sicher kein Grund, ihn einen Baum hochzujagen. Und Rascal hatte bisher Aaron zumindest nicht gebissen. Auf jeden Fall hatte sie nicht vor, ihm zu sagen, dass sie ihn testen wollte. Es sollte sich einfach ergeben, das wäre nach Keas Meinung zumindest die beste Variante. Nur dämlich, dass Aaron nicht vor einem dahergelaufenen Kneipenschläger flüchten würde.

  7. Beiträge anzeigen #47
    Schwertmeister Avatar von Madlen
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    779
     
    Madlen ist offline
    Freiheit war der Tropfen, der einem das Gefühl gab erlöst zu werden. Man konnte sie wie einen Sanften Wellengang genießen oder sie konnte einen auch wie ein Hurrikan niederdrücken. Zu viel war nicht gut und zu wenig auch nicht. Man musste genau das richtige Mittelmaß finden.
    Aber man brauchte Freiheit, sie half einem durch das Leben…sie ließ einen sagen was man wollte…tun was man wollte…essen was man wollte…aber sie konnte einen auch erdrücken und einsperren. Der Gedanke an Freiheit! Was ist Freiheit? Die vorher aufgezählten Dinge oder sogar noch mehr? Nein, nein, das kann es nicht sein…aber was ist Freiheit dann? Ist der Mensch selber Freiheit, ist er die Personifizierung von Freiheit? Nein, Mensch ist Mensch…er kann Freiheit verkörpern, muss es aber nicht. Aber was dann, was ist Freiheit?
    Freiheit ist Freiheit…klar und einfach: Es ist eine Charaktereinstellung, nur wer an Freiheit glaubte, war auch frei…aber wie glaubte man daran?
    Als Madlen über diese Dinge philosophierte hörte sie Stimmen…Stimmen die kämpften. Nachdem sie den Geräuschen gefolgt war, sah sie zwei Personen vor sich. Und natürlich kamen sie der jungen Frau sofort bekannt vor. Die eine war…wie heißt sie doch gleich noch...Myra und die anderen…die andere Kämpferin war diejenige Person, die Madlen schon lange Zeit vergeblich gesucht hatte: Redsonja.
    Um die beiden nicht zu stören, blieb die Jägerin am Rande des Platzes stehen und ließ ihre Kapuze noch aufgesetzt, da der Nieselregen wieder einsetzte, der das ganze Land schon seit Tagen fest in seiner Hand hielt.

  8. Beiträge anzeigen #48
    Kämpfer Avatar von Iain
    Registriert seit
    Feb 2012
    Ort
    Setarrif
    Beiträge
    326
     
    Iain ist offline
    "NIEMALS...!", schrie die alte Fischer und lief wutentbrannt nach Hause, während seine Familie zurückblieb. Iain ballte die Hand zur Faust vor Zorn über die Sturheit seines Vaters während Mutter und Schwester betrübt zu Boden blickten. "Ich geh nach Hause und versuche ihn zu beruhigen", sprach seine Mutter. "Kommst du mit Lynn?" Die blonde Frau blickte in die Augen des jungen Mannes und nickte nur. Iain war es Recht, er brauchte ein paar Minuten für sich. Als die Schritte der beiden verklungen waren ließ sich der Bärtige nieder, ließ die Beine vom Pier baumeln und blickte erneut auf den Quell ihres Streits. Den heftige Sturm am Vormittag hatten die beiden Männer relativ unbeschadet überstanden was man von dem kleinen Kahn nicht sagen konnte. Das ohnehin schon stark geschundene Fischerboot war mit Mühe und Not und unter erheblichen Anstrengungen nach Hause gekommen. Sein Vater wollte natürlich nichts von einer professionellen Reparatur oder - Adanos behüte - einem neuen Boot hören. "Familie...Generation...Eigenverantwortung...teuer...unersetzbar", waren einige der Schlagwort die der alte Herr gebrüllt hatte. Wie immer hatten sich die beiden Frauen heraus gehalten und stumm auf eine Einigung gehofft. Es hatte häufiger Streit gegeben seit sein großer Bruder die Familie verlassen hatte, doch diesmal war es besonders ausgeartet. "Was soll ich nur machen...", murmelte Iain betrübt, die Wut allmählich abebbend.

  9. Beiträge anzeigen #49
    Veteran Avatar von Aaron
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    600
     
    Aaron ist offline
    Die Tür flog fast aus den Angeln, als Aaron sie gewaltsam öffnete und einen Schritt hinaus trat. Natürlich war da nichts zu sehen - das hatte er auch gar nicht vermutet. Wer ihn jetzt sah, machte sich vermutlich so seine Gedanken. Hose, Schuhe und Wams hatte er schon an, das Langschwert gefährlich blitzend in der Hand. Bei dem Krach war selbst Joshua aus seinem Schlaf aufgeschreckt.

    "Aaron, verdammt, ist Krieg oder so?" Die sarkastische Frage blieb unbeantwortet.
    "Aaron, wa..."
    "Sieh zu, dass du fertig wirst, wir gehn."
    "Was? Wieso, aber..."
    Weiter kam er nicht, denn der breitschultrige hatte ihm kurzer Hand die Klamotten über den Kopf geworfen, damit er endlich begann. Hatten ihn seine Sinne also doch nicht getäuscht. Es war nicht die Tür eines unvorsichtigen Nachbarn gewesen, die geklackt hatte, nein es war die eigene Türklinke in der Hand eines äußerst geschickten Diebes gewesen. Wer auch immer es gewesen war, der verstand sein Handwerk. Der Soldat aus Rhobars Reihen, in denen er noch nie gestanden hatte, warf sich die Jacke über, steckte das Schwert zurück und nahm den Schild in die linke Hand. "Bezahl den Wirt, ich geh vor."
    "Verdammt, Aaron, ich bin ein armer Schlucker, du hast doch das ga..."
    "Ich habe nichts mehr."
    und damit verließ er das Zimmer und bewegte sich in Richtung Schankraum um von da aus die Tür zu verlassen.
    Wer den kräftigen Kerl mit grimmiger Miene erblickte, eilte sich aus dem Weg zu kommen, bis schließlich auch die Wirtshaustür krachend aufflog und die festen Schritte den steinernden Boden erreichten.
    Kurz blieb er dort stehen, dann machte ihn ein flatterndes Geräusch aus dem Innenraum auf etwas aufmerksam. Kea und Kea standen, bzw. flogen plötzlich neben ihm.

  10. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #50
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Feb 2010
    Beiträge
    2.016
     
    Gath ist offline
    Das Meer.
    Wie hatte Gath es doch im Sumpf Schwarzwasser vermisst!
    Diese endlose Weite sich langsam in der hinter ihm untergehenden Sonne orange färbte. Irgendwo da hinter dem Horizont lag das Festland und ein Stückchen weiter nach rechts lag Khorinis, seine Heimat.
    Der junge Bootsbauer saß in der Nähe der Anlegestelle einfach nur am Wasser und ließ die Beine über den Rand baumeln. Einfach so, ziemlich weit weg von Schwarzwasser.
    Die Frage war nur: Warum war er eigentlich hier? Warum hatte er vom Kastell aus nicht den Rückweg nach Schwarzwasser angetreten, sondern hatte beschlossen, dass letzte Wegstück, dass ihm zur Umrundung der Insel noch fehlte, zurückzulegen und den durchaus nicht ganz ungefährlichen Weg nach Setarrif zu bestreiten?
    Natürlich hatte Gath nicht die komplette Strecke zu Fuß zurückgelegt, denn da war ein Wald dazwischen und viel Weg, den wollte er auf keinen Fall alleine zurücklegen. Nein, er war auf seinem Weg auf eine Fischerhütte gestoßen und gegen einen kleinen Gefallen - das Versprechen, das Boot des Fischer zu reparieren, sollte er mal Probleme haben - und ein bischen Geld hatte ihn dieser den Weg bis nach Setarrif mitgenommen, sodass er sich seit langer Zeit mal wieder auf dem Wasser befunden hatte.
    Seit gestern Abend war er nun auch hier, in Setarrif, hatte sich mal wieder in der Taverne eingemietet - und festgestellt, dass die Tavernen, wo auch immer man war, sich nicht so sehr unterschieden, nur dass das Klientel hier irgendwie etwas anders war. In das alte, umgebaute Lagerhaus hatte er noch nicht direkt zurückkehren wollen, denn dazu wollte er sich erstmal mit Manuele treffen und fragen, wie es hier eigentlich stand. Er hatte zwar sein Werkzeug wiederbekommen, aber leider keine Post und damit auch keinerlei informationen, wie es hier aussah.
    Die Frage blieb: Warum war er hier?
    Einfach nur für diesen Moment, um die Füße baumeln zu lassen?
    Wahrscheinlich nicht.
    Vielleicht, um die Erkenntniss zu gewinnen, dass Schwarzwasser, so sehr ihm die Leute dort auch gefielen, nie wirklich seine Heimat werden würde, denn dazu fehlte einfach das Meer.
    Aber das war wahrscheinlich auch nur ein Nebeneffekt.
    Am ehesten noch, weil er mal wieder seine Freunde hier besuchen wollte.
    Doch von denen hatte er noch niemanden hier gesehen.

    Das änderte alles nichts, dass er jetzt hier war - wenn auch wahrscheinlich nicht allzu lange, denn er wollte Rekhyt in Schwarzwasser auch nicht ewig warten lassen - und dann konnte er eben so gut mal die Stadt erkunden. Oder was hieß erkunden? Er konnte sich mal umschauen, schauen, was sich wo verändert hatte.
    Und wo fing ein junge Bootsbauer mit so einem Rundgang an? Selbstverständlich am Hafen - oder eher der kleinen Anlegestelle der Stadt - auch wenn er dafür einmal an der Kaserne vorbei musste - dem Gebäude, bei dessen Bau er fleißigst mitgewirkt hatte und nach dessen Baumeister er eigentlich mal suchen müsste, schließlich war dieser ja angeblich wieder aufgetaucht und Gath interessierte es durchaus, wo dieser damals hinverschwunden war, Selina hatte dazu nicht viel zu sagen gehabt - und durch das Händlerviertel hindurch, in dem es im Wesentlichen so aussah wie immer.
    Kurze Zeit später kam er den kleinen Weg mit den paar Treppen zum "Hafen" hinunter und blickte abermalls zwischen den vielen, teilweise etwas schäbigen Hütten, auf das Meer. Fischerviertel sahen doch wirklich überall auf der Welt gleich aus, sie waren nur unterschiedlich groß. Wie von selbst schritt Gath zwischen den Behausungen hindurch, auf den Pier und hin zu dessen vorderem Ende, am wunderschön orangenen Wasser - an dem ein irgendwie etwas geknickt aussehnder junger Mann saß.
    Ganz langsam ging er weiter und setzte sich schlussendlich neben den Kerl - nicht so nah, dass es aufdringlich gewesen wäre - und blickte enspannt in die Runde - und erblickte dabei einen möglichen Grund, warum der Herr eventuell nicht gerade in allerbester Laune war: Vor ihm lag ein kleines Boot im Wasser, dass definitiv schonmal bessere Zeiten gesehen hatte. Und das verdammt große Mühen dabei hatte, noch alle Kanten über Wasser zu halten. Rausfahren konnte man damit auf keinen Fall mehr, das Ding würde ja sogar sinken, wenn nur mal vernünftiger Seegang aufkam...
    "Das ist nicht zufällig dein Boot, oder?", fragte Gath einfach mal ganz unverbindlich.

  11. Beiträge anzeigen #51
    Kämpfer Avatar von Iain
    Registriert seit
    Feb 2012
    Ort
    Setarrif
    Beiträge
    326
     
    Iain ist offline
    Iain fuhr erschrocken zusammen und wäre beinahe ins Wasser gerutscht als neben ihm eine Stimme erklang. Hastig drehte er den Kopf auf der Suche nach dem Quell der Stimme und erblickte einen schlacksigen Kerl, der deutlich jünger war als er selbst. "W....was...?", stotterte der Braunhaarige. Er brauchte einen Moment um sich vom dem Schrecken zu erholen und die letzten Überreste des Tagtraums aus seinen Gedanken zu vertreiben ehe er die Frage für voll nahm. "Achso...ja das ist mein, also unser Familienboot...oder besser war es." Zurück in der Realität wurde er schnell wieder betrübt ob der schlechten Aussichten für seine Familie. Sie waren auf den Kahn angewiesen. "Du kennst nicht zufällig jemanden, der ein günstiges Fischerboot verkaufen möchte, denn ich fürchte mein Vater wird, trotz allen Beteuerungen, das hier nicht mehr selbst retten können....sturer Esel." Wann ist der eigentlich hier hergekommen? Ein Blick in den Himmel offenbarte ihm dass er hier wohl schon viel länger saß als gedachte. Clemens wird mich morgen umbringen. Doch Iain war ohnehin nicht in der Stimmung sich den Abend mit geizigen, bis aufs Blut feilschenden Händlern herumzuärgern.

  12. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #52
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Feb 2010
    Beiträge
    2.016
     
    Gath ist offline
    Wie Gath vermutet hatte: Der Kerl war wirklich etwas geknickt aufgrund des nicht besonders gut aussehenden Bootes.
    Was jetzt nicht weiter verwunderlich war, denn wenn seine Nussschale so aussehen würde... Wobei: Woher wollte er eigentlich wissen, dass sein Boot nicht genau in diesem Moment genau so aussah? Immerhin lag das Teil höchstwahrscheinlich in Bakaresh - vielleicht auch irgendwo anders. Er würde wirklich mal Post verschicken müssen und mal nachfragen.
    "Bist du dir sicher, dass das Boot wirklich nicht mehr zu retten ist?", fragte er nochmal vorsichtig nach. Und dabei hielt er bewusst nochmal seine Profession im Hintergrund, denn das war schon so verrückter Zufall... Er ging zum Hafen und das erste, was er fand, war potentielle Arbeit. So wie es aussah, würde er wohl doch noch eine Weile in Setarrif bleiben. Und vorher nochmal reisen müssen, denn er brauchte seine Werkzeuge, die Manuele ja sinnvollerweise nach Schwarzwasser karren lassen hatte...
    "Und vor allem: Warum schaut das Ding eigentlich so aus?", es war mit Sicherheit nicht ganz unwichtig, warum ein mehr oder minder schwimmender Untersatz nicht mehr in Schuss war, denn dann konnte man vielleicht etwas reparieren - und der junge Herr sah nicht gerade arg wohlhabend aus.
    Während die beiden so am Meer saßen, ging hinter ihnen langsam die Sonne unter und schnitt die Berggipfel des Weißaugengebirges, wodurch es auf einmal erheblich kälter wurde. Vor allem, wenn man den frischen Wind von der See nicht mehr gewöhnt war, weil man im sumpfigen Wald gesessen war.

  13. Beiträge anzeigen #53
    Kämpfer Avatar von Iain
    Registriert seit
    Feb 2012
    Ort
    Setarrif
    Beiträge
    326
     
    Iain ist offline
    Die frische Meeresbrise durchfuhr seine dünnen Kleider und ließ ihn frösteln. Den Blick starr auf das Boot gerichtet begann er zu erzählen. Er wusste gar nicht wieso, das war gar nicht seine Arte, doch es sprudelte einfach aus ihm heraus. Er berichtete dem unbekannten Fremden von seinem Tagewerk. Morgens raus fahren, abends zurück, seit Generationen das selbe Boot gehütet wie einen Schatz. "... und das ist es auch. Unser ganzer Besitz. Wir sind darauf angewiesen. Was wäre denn ein Fischer ohne Boot?", beendete der junge Mann die Geschichte. Das Reden hatte ihn beruhigt und sein Trübsinn verflog und nun fiel ihm auf wie unhöflich er gewesen war. "Entschuldige, wenn ich dich überrumpelt hab. Ich bin Iain und wie du ja gehört hast Fischer der Stadt, seit Geburt und bis zum Tode...", sprach er an den schlaksigen Kerl gewandt. "Es wäre mir natürlich schon am liebsten wenn man es reparieren könnte, aber ich fürchte das Schlimmste - der Sturm heute Morgen war heftig."

  14. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #54
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Feb 2010
    Beiträge
    2.016
     
    Gath ist offline
    Irgendwie schien Gath durchaus en Nerv eines recht verzweifelten Kerls getroffen zu haben, denn dieser fing auf seine freundliche Nachfrage, wie das Boot in diesen mieserablen Zustand gekommen war, an, seine halbe Lebensgeschichte vor ihm auszubreiten.
    Nicht, dass Gath das nicht verstand, denn bis auf wenige Detaills, die er wirklich fast immer für sich behielt, hatte er manchmal durchaus ähnliche Tendenzen.
    Und angesichts dieser Situation war die Gemütslage seines Sitznachbarn durchaus verständlich: Er war Sohn eines relativ armen Fischers und das Boot - der ganze Stolz der Familie, wie das bei Fischern nunmal so war - war etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, bei dem Mistwetter, das heute früh geherscht hatte...
    Irgendwann bemerkte der junge Kerl dann doch, wie er sich eigentlich gerade verhielt und entschuldigte sich erstmal wortreich, woraufhin er sich dann auch mal Vorstellte: Iain hieß er. Und er hielt es für unwahrscheinlich, dass an diesem Boot noch etwas zu retten war.
    "Naja, ich wäre mal bezüglich deines Bootes nicht ganz so pessimistisch.", widersprach ihm Gath, "Zumindest Teile kann man immer verwenden, solange ihr nicht ernsthaft damit auf Grund gefahren seid, und den Rest kann man wieder richten."
    Er hatte diesen Satz mit solcher Überzeugung gesprochen, dass er gleich einen schrägen Blick einfing.
    "Aber ich bin fast genau so unhöflich wie du: Ich bin Gath, Kriegsflüchtling aus Khorinis, und - so verrückt sich das ganze auch anhören mag - Bootsbauergeselle. Das hieße, dass ich euch durchaus helfen könnte, dieses Boot wieder in Stand zu setzen, oder im Zweifelsfall ein komplett Neues konstruieren könnte, solange ihr mir sagt, wie es aussehen soll. Und so unglaublich viel Geld würde ich dafür auch nicht verlangen, denn erstens weiß ich sehr wohl, dass man als Fischer in der Regel nicht wirklich großartig verdient und deswegen nicht großartig bezahlt, zweitens weiß ich, wie es ist, wenn man kein Geld hat und drittens lässt sich über Bezahlungen immer verhandeln."

  15. Beiträge anzeigen #55
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
    Registriert seit
    Nov 2002
    Ort
    überall und nirgendwo
    Beiträge
    7.081
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Die Lehrmeisterin entspannte sich langsam wieder, das Adrenalin liess nach. Sie kämpfte noch immer anders, als andere, doch hatte sie sich langsam wieder unter Kontrolle. Sie tauschten noch ein paar weitere Schläge ab. Myra gab sich wenig Blösse, allerdings lag ihre Stärke in einem Kampf wie dem gegen die Lehrmeisterin eindeutig noch in der Verteidigung. Wenn sie anzugreifen versuchte, dann konnte Redsonja sie noch zu weit hervorlocken. Allerdings sagte sie nichts dazu, denn es wäre dumm gewesen diesen kämpferischen Geist zu bremsen. Was noch eine Schwäche war, konnte bald zu einer Stärke werden. Trotzdem lag eine Gefahr darin die eigenen Möglichkeiten zu überschätzen, aber diese Erfahrung musste jeder selber machen.

    Nun lächelte Redsonja wirklich.

    "Das ist genug."

    Schloss sie zufrieden und stoppte ihre Waffen, froh darüber die dunklen Klingen endlich einzustecken, denn sie wollte vor den Augen ihres Sohns kein Blut vergiessen und das war verflucht knapp gewesen. Allerdings erfüllte es sie auch mit einem gewissen Stolz, denn sie hatte es rechtzeitig unter Kontrolle bekommen. Nun bereits zum dritten Mal.

    "Wenn du Fragen hast, dann kannst du jeder Zeit zu mir kommen. Auch wenn du ein interessantes Buch über Schwertkunst gefunden hast. Ich bin sehr daran interessiert. Auch neue Stile kennen zu lernen, denn keiner hat jemals ausgelernt. Du musst dir aber erstmals andere Gegner suchen, denn was dir fehlt ist Praxis."

    Sprach sie, wie sie glaubte würde es von einer Lehrmeisterin erwartet werden, die alles unter Kontrolle hatte. Innerlich zitterte sie dennoch. Daher war sie froh Madlen am Rand des Hinterhofs zu erkennen und winkte ihr freudig zu. Dann ging auch gleich noch die Tür auf und Taeris kam hinzu.

    "Du kommst zur richtigen Zeit. Wir haben etwas zu begiessen."

    Mit diesen Worten nahm sie Darjel aus dem Korb, bündelte das Kleid darunter zurecht und folgte den anderen in die Wirtsstube, wo sie auch gleich Sergio erkannte. Taeris setzte sich zu ihm an den Tisch, die anderen taten es ihm gleich.

  16. Beiträge anzeigen #56
    Kämpfer Avatar von Iain
    Registriert seit
    Feb 2012
    Ort
    Setarrif
    Beiträge
    326
     
    Iain ist offline
    Iain wäre beinahe wieder ins Wasser gefallen, als der Neuankömmling seinen Beruf offenbarte. Adanos - ist das ein Zeichen? Es war beinahe zu schön um war zu sein. Ein Mann vom Fach und er machte ihm Hoffnungen auf eine bezahlbare Dienstleistung. Clemens würde ihm jetzt eine Standpauke halten, dass man solch verlockenden Angeboten nachhaken musste, doch er war nicht in Stimmung zum feilschen, dass konnte er später noch. Bei solch einer großen Aktion war ohnehin ein Kostenvoranschlag nötig. "Du glaubst also dass man da noch was machen kann?", fragte der Fischer, immer noch etwas ungläubig. "Wie lange würde das denn dauern und was muss alles gemacht werden", sprudelte es aus ihm heraus, ehe ihm die auffiel wie dumm diese Fragen waren. "Entschuldige so spät in der Nacht kannst du das sicherlich nicht nur von einem kurzen Blick beurteilen. Bist du noch länger in der Stadt?", fragte Iain hoffnungsvoll. Vor seinem inneren Auge fuhr er bereits auf einem nagelneuen, fünfzig Fuß langen Fischerboot, dessen riesiges Segel sie über die Meere schnellen ließ und in ferne Gestaden führte.

  17. Beiträge anzeigen #57
    Chosen One Avatar von Taeris
    Registriert seit
    Oct 2002
    Ort
    im Minental
    Beiträge
    6.368
     
    Taeris ist offline
    Taeris grüßte den alten Bekannten knapp. Eine weitere Die-Welt-ist-aber-auch-so-klein-Begegnung. Er wunderte sich nicht mehr darüber. Stattdessen orderte er Bier für den ganzen Tisch, als er an der Bedienung vorbei kam und ließ sich schließlich neben den anderen nieder.

    "Und was gibt´s zu begießen?"

    fragte er in die Runde und nahm beiläufig seinen Bierkrug entgegen, der in jenem Moment vor ihm auf den Tisch wanderte.

  18. Beiträge anzeigen #58
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Edon hatte mal wieder ein paar Geldbeutel mehr in der Tasche. Die kleine Luke unter einer kleinen Hütte im Viertel der Kleinbürger schien doch recht verlässlich als Unterschlupf zu sein.

    Von Berufs wegen hatte sich Edon jedoch darauf gedrillt, nicht allzu viele Geldbeutel bei sich zu tragen, doch seine aktuelle Finanzsituation liess es zu, dass er ein paar davon direkt wieder verbrauchen konnte. Und da sich hier wahrscheinlich kein Glücksspieler mit Drachenblut über wasser halten würde, lohnte es sich nicht, diese eben erwähnten Geldbeutel dort auf den Kopf zu hauen. Stattdessen schlug Edon den Weg zur Taverne ein, in der er im Regelfall jedoch nicht allzu viel Geld daließ, da es seine Angewohnheit war, sich seine Getränke bei irgendwem mit aufschreiben zu lassen.

    Die Taverne war standesgemäß gut gefüllt, wobei ein kleiner Tisch sich ein wenig aus der masse abhob, an welchem eine bunt zusammengewürfelte Truppe saß, von denen einige augenscheinlich Krieger waren. Die meisten von diesen als stehlenswert einzustufenden Leuten hatten Klingen bei sich.

    edon war zwar eigentlich her gekommen, um seinen Besitz zu verkleinern anstatt zu vergrößern, doch die Schwerter reizten ihn schon, war er doch selber auf der Suche nach einem.

    Edon schlich sich unauffällig an dem Tisch vorbei und streckte ungesehen die Hand nach einer der Klingen aus, die eine rothaarige Frau hinter sich um den Stuhl geschnallt hatte. Im Vorbeigehen versuchte Edon die Riemen des Schwertes zu lösen, doch als er kurz die Hand nach dem Griff ausstreckte, blickte er auch schon in das Augenpaar der vermeindlichen Besitzerin.

    "Guten Abend die Damen und Herren, lasen sie sich nicht in ihrer Unterhaltung stören."


    ​Edon hätte sich vielleicht besser im Herausreden schulen sollen, die Möglichkeit der Flucht war ein bisschen absurd.

  19. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #59
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Feb 2010
    Beiträge
    2.016
     
    Gath ist offline
    "Also was an diesem Boot nicht mehr taugt, kann man wahrscheinlich nicht mal morgen bei Tageslich so spontan sagen. Dafür müsste man sich schon wirklich reinstellen, aber ich glaube, dabei hohlt man sich nicht nur nasse Füße, sondern danach muss das Ding auch noch geborgen werden... Das wäre nicht umbedingt im Sinne des Erfinders. Viel sinnvoller ist es, das Boot erstmal aus dem Wasser zu hohlen und irgendwo aufzubocken. Danach kann man es untersuchen. Ich befürchte mal spontan, dass nicht mehr als einige der Spanten und der Kiel erhalten blieben werden - vielleicht noch einen Teil der Spanten, aber das kann man wirklich erst sagen, wenn man sich das ganze ganz genau angeschaut hat.
    Und wie lange das ganze dauern würde, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Kommt auch ein bisschen darauf an, wie viele Mitarbeiter ich habe und wie gut wir an Holz und dergleichen kommen.", ekrlärte Gath erst einmal lang und breit.
    "Aber um mal auf deine wichtigste Frage zurückzukommen: Ja, ich hatte eigentlich vor, noch ein Weilchen hier zu bleiben, immerhin habe ich hier eigentlich eine Werkstatt. Das Problem ist nur: Ich habe hier zur Zeit keine Werkzeuge, da die in Schwarzwasser liegen - einige Tagesreisen von hier entfernt. Das hieße ich müsste mir erstmal einen Karren organisieren und die Reise zweimal auf mich nehmen. Das dauert ein bischen und es kostet auch. Es sei denn, du kannst mir irgendeine Transportmöglichkeit organisieren.", fuhr er fort.
    "Und da hast du im Prinzip auch schon das wesentlichste Argument der Preisgestaltung: Ich wälze vor Allem alle Beschaffungskosten auf euch ab. Wie es dann mit einer weitreichenderen Bezahlung meiner Arbeitskosten steht, ist verhandelbar, aber das Material nicht. Das schieße ich höchstens vor."

  20. Beiträge anzeigen #60
    Schwertmeisterin Avatar von Keala
    Registriert seit
    Jul 2010
    Ort
    Man sieht sich immer zweimal.
    Beiträge
    782
     
    Keala ist offline
    Kaum war sie im Schankraum, ging das Theater auch schon los. Aaron wirkte wütend, als er durch den Schankraum rausstürmte, Joshua dagegen taumelte verwirrt und meckernd hinterher. Kea grinste und folgte Aaron, der Papagei raschelte mit den Flügeln.
    »Schwachkopf!«
    Die Wächterin verdrehte die Augen. Nun, da der Papagei zu wissen schien, was er mit diesen Nachahmungen machen konnte, wandte er sie anscheinend gern an. Sie war an Marktfrauen vorbeigekommen, die den Papagei vulgär fanden, und an Männer, die sich fast totgelacht hatten, wenn er seine Flüche zum besten gab. Aber was sollte man machen? Kea war nun einmal keine Frau der feinen Gesellschaft.
    »Die hat er in der Gespaltenen Jungfrau aufgeschnappt, da durfte er in den Schankraum. Du wirkst aufgebracht. Lass uns ein Stück gehen, körperliche Betätigung wirkt beruhigend.«
    Kea ließ Aaron gar keine Möglichkeit, zu antworten oder soch zu widersetzen, sie packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. Hätte er es wirklich draufangelegt, hätte er sich natürlich losreißen können, aber offenbar war dem nicht so. Sie brachte ihn in den äußeren Teil Setarrifs, nahe dem nördlichen Stadttor. Es brauchte Wachen in der Nähe, um das umzusetzen, was sie vorhatte.
    »Wie gesagt, körperliche Betätigung wird helfen ... Wachen! Hier ist ein Spion aus Thorniara! Er wollte König Ethorn ermorden! Hilfe!«

Seite 3 von 21 « Erste 12345671014 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide