[Katan]

Zeichnungen. Glorreich. Während Katan blätterte, tat sich vor ihm ein Papierpalast auf. Es war beinahe schon zu viel. Was der Schmied mit Erz und dergleichen gesagt hatte, wusste er ab diesem Moment schon fast nicht mehr. Der Graue konzentrierte sich nur mehr darauf, eine Klingenform zu identifizieren, die ihm optisch gefiel, völlig egal, ob sie irgendeinen praktischen Nutzen hatte; wenn sie in der Zettelei des Schmieds zu finden war, würde sie schon irgendwie funktionieren.
Bamm.
Mit aller gebotenen Nachdrücklichkeit bohrte Katan seinen Finger in den Tisch unter dem Papier. Das Schwert, auf das er zeigte, sah aus wie ein Schwert. Ein gerades Schwert. Er schob die Zettel in die Richtung des Schmieds.
„Das da, so eins will ich. Und wenn möglich, hätte ich gerne noch einen Satz reingraviert. Na, vielleicht so was schickes Runisches, in die Mitte, die Naht, Nut, die lange Kerbe da.“ Mehrmals tippte er auf das Bild. „Sowas Geniales wie 'Ein Ende, den Scheißkerlen'. Und schön in Runen, das verleiht dem ganzen magischen Charakter – nicht, dass es magisch sein soll, nur magisch wirken, mystisch, Ihr versteht.“
Er hatte etwas vergessen. Ach ja, Material. Darmast oder Erzbeschlagen. Erzbeschlagen war schon ungeheuerlich. Für die Aufgabe, die er bewältigt hatte, würden die Kerle ihm bestimmt kein Erz spendieren.
„Darmast“, sagte er. „Darmast hört sich gut an. Wär auch meine erste Wahl gewesen“, hustete er hinten an.

[Turang]

Turang hatte also eine unterbewusste Treffsicherheit bewiesen, von allen Magiern dieser Insel hatte er ausgerechnet den Erzdekan von Setarrif angesprochen. Nun, seine alte Lüge, dass er aus Argaan stamme, wollte Turang nicht anbringen. Zum Einen würde dieser Mann sie ohnehin als solche durchschauen und zum Zweiten wollte Turang nicht durch eine Lüge in den Dienst seines Gottes gelangen.

"Mein Name ist Turang und ich stamme von der Insel Khorinis. Dort stand ich einige Jahre unter der Lehre eines alten Wassermagiers, dessen Name in dieser Region der Welt vermutlich nie gehört wurde. Er unterwies mich in den Schriften der Gläubigen Adanos' , verweigerte mir jedoch das Studium der Magie aufgrund mangelnder Reife."


Turang hielt kurz inne, er musste an seinen alten Lehrmeister zurückdenken, der ihm, mehr als jeder Andere, geholfen hatte seinen Geist zu schärfen.

"Das ist zumindest die Geschichte meiner Jugend. Doch ihr fragtet noch meiner Motivation und das hängt eng mit dem zusammen, was ich mit Adanos verbinde. Ich möchte Novize werden, weil mir der Weg, den die Diener Adanos zu gehen versuchen, als der richtige erscheint. Das Wort Adanos war doch stets das der Weisheit und der Mäßigung. Wer versucht das Leben zu meistern, der sollte sich auf das rechte Maß besinnen, den Alles hat ein zuviel und ebenso ein zuwenig. Doch um das rechte Maß zu kennen, bedarf es des Wissens ob der Extreme. Ich versuche stets jenes Maß zu halten, doch mein Wissen reicht noch nicht tief genug, dass ich dessen immer einsichtig bin. Darum suche ich nach dem Studium des Adanos, um das Wissen, das Maß zu kennen, und die Macht, es zu halten, zu erlangen. Das ist Grund, warum ich in den Ring des Wassers treten will."

[Kilijan]

Kilijan nickte und notierte, dabei versuchend, sich von der dargebotenen Ignoranz nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Die meisten Krieger waren mit ihren Waffen verheiratet, sie wussten oft mehr darüber, als über den gesamten Rest der Welt zusammen. Dieser hier offenbar nicht. Der Schmied versuchte, sich innerlich daran zu erinnern, dass er trotzdem ein brauchbarer Kämpfer sein konnte, der die Waffe möglicherweise brauchte. ...was auch immer nötig war, um sich zu motivieren... "Euer Name?" fragte der Schmied gleichmütig, notierte, zusammen mit der Nummer der Schwertform (er hatte die Kladde an einem ruhigen Tag mal strukturiert und durchnummeriert, das machte das Leben erheblich einfacher), der Materialwahl und dem lächerlichen Schriftzug. Olirie hätte ihm vermutlich lachend die Eier abgerissen, wenn Kilijan ihm erzählt hätte, wofür er im Kloster des Zirkels im Endeffekt die Runenschriften gelernt hatte... Der Schmied erwog kurz, die Gravur in "Alles Heil der Erbsensuppe" zu ändern - außer den Magiern wäre da nie im Leben jemand drauf gekommen -, verwarf die Idee dann aber ebenso schnell wieder. Es war immer noch seine Arbeit, die davon geziert wurde. Er würde den vorgegebenen Satz schon so .. verpacken, dass er einer Waffe seiner Schmiede würdig war, ohne dem Sinn zu untreu zu werden.
"Die Hälfte des Goldes ist im Voraus zu zahlen -", der Schmied atemete tief ein, er wusste, was jetzt vermutlich für ein Affentanz folgen würde:
"- Dann brauche ich noch Eure Maße. ..Und bevor Ihr etwas sagt: Ja, das ist nötig, um jemandem ein Schwert auf den Leib zu schmieden und nein, da führt kein Weg drum herum.." Dererlei angekündigt ging der Schmied mit Messrute und den Exerzierschwertern, die zur Austarierung des idealen Waffengewichts gemacht waren, auf seinen Kunden los.

[Hyperius]

"Erst in den Orden des Wassers, später vielleicht einmal in den Kreis des Wassers. So etwas wie einen Ring des Wassers gibt es nicht.", verbesserte der junge Kartograph seinen Gesprächspartner mit ruhiger Stimme, bevor er über die gesagten Worte nachdachte. Dieser Fremde hatte zwar in der Taverne sicher einen guten Dienst getan und schien im Hinblick auf seine Vergangenheit nicht zu lügen und falls er es doch tat, hatte er zumindest Talent. In der Regel nahm der Orden des Wassers jedoch nicht einfach irgendwelche Menschen auf, die sich nicht zunächst einmal in irgendeiner Weise für die Gemeinschaft verdient gemacht hatten. Jedoch hatte der Tavernengehilfe Glück, da er wohl an den großherzigstens und offensten Wassermagier geraten war, den der Orden des Wassers hier in Setarrif zu bieten hatte. Zudem war eben jener Wassermagier ein wenig zuvor in den Stand eines Hohen Wassermagiers erhoben worden, was die Voraussetzung für Turang noch einmal ein wenig verbesserte.
"Ich denke, dass ihr eine Chance bekommen sollt, Turang. Ich werde als Fürsprecher für euch dienen und eure Aufnahme verantworten. Solltet ihr euch irgendetwas zuschulden kommen lassen, wird man sich an mich wenden. Ich werde dem Hohen Rat eure Aufnahme mitteilen und begrüße euch im Orden des Wassers. Bei Meister Cronos könnt ihr euch eine Novizenrobe abholen. Im Haus der Magier müsst ihr mal herumfragen, ob noch Plätze in einem der Gruppenzimmer der Novizen frei sind, wofür ihr euch im Zweifelsfalle auch an Schwester Selina wenden könnt, die auch für die Betreuung der Novizen und Adepten zuständig ist. Die Lektüre der Schriften Adanos' und auch die Teilnahme an Veranstaltungen der Kirche gehört in Zukunft ebenso zu euren Pflichten, wie auch anfallende Hilfstätigkeiten für den Orden hier, im Haus der Magier oder an einem anderen Ort. Solltet ihr einen Magier finden, dem ihr zur Hand gehen könnt, dürft ihr das natürlich auch gerne tun, wobei das gleiche für das Studium der Magie gilt, falls sich ein Meister oder eine Meisterin findet, die euch unterrichten will. Habt ihr soweit noch Fragen, Bruder Turang? Ich heiße euch schon einmal in der Gemeinschaft des Wassers willkommen.", kamen die warmen und herzlichen Worte über die Lippen des Hüters des Glaubens.

[Turang]

Turang hätte nicht damit gerechnet nach den wenigen Worten, die er mit dem Erzdekan gewechselt hatte, in den Orden aufgenommen zu werden, doch es gab ja immer wieder Zeichen und Wunder.

"Ich danke euch für eure Güte und Offenheit, Meister Hyperius. Ich werde mich bemühen eurem Vertrauen gerecht zu werden und ein würdiges Mitglied des Ordens zu werden. Doch ich denke, dass ich eure sicherlich kostbare Zeit genug in Anspruch nahm und werde mich bei offenstehenden Dingen an die Novizen wenden, die vor mir ihren Weg zu euch fanden. Ich hoffe,das Adanos euren Weg erhellen wird."

[Katan]

Kaum hatte sich Katan entschieden folgte auf die angenehme Stille ein weiterer Berg an Fragen, die der Graue mit „Ähs“ und „Ähms“ geschmückt beantwortete. Himmel, er wollte doch nur ein Schwert! Ein gutes, altes, zum Töten geschaffenes Werkzeug ewiger Verdammnis. War das zu viel verlangt?
„Meinetwegen“, grummelte er, hatte keine Ahnung, wie viel die Hälfte der Summe war, und schüttete einfach die Hälfte dessen, was er hatte, auf den Tisch. Mussten so um die vierhundert sein. Vielleicht ein bisschen mehr. Garantiert nicht weniger. Er hoffte, dass er das Schwert mit der Belohnung bezahlen konnte. Der Typ hatte es ihm versichert.
Der Schmied ließ ihn aufstehen und nahm ein paar Maße; ließ den Grauen die Arme heben, dann wieder senken, machte sich seine Notizen, was auch immer. Katan ließ es über sich ergehen. Der da würde schon wissen, was er tat; der da war sicher kein Verrückter. Im Anschluss auf eine Messung seiner Gesamtgröße, durfte er ein paar Schwerter schwingen, die sehr simpel geschmiedet waren.
„Woah“, machte er, als einer der Rohlinge durch die Luft sauste. Der Grauhäutige spürte fast gar nicht, dass er etwas in der Hand hielt, mit dem man kämpfen konnte – wenn man denn unbedingt musste. Ein anderes wiederum war so schwer, dass er Schwierigkeiten hatte, auch nur eine einwandfreie Angriffshaltung damit einzunehmen.
Dann bekam er es zu spüren. Etwas schwerer als das Schwert, das er besaß, aber deutlich schöner zu führen. Der Graue fühlte sich genötigt, ein paar ausgefeiltere Bewegungen damit auszuführen, um zu sehen, wie es sich ausnahm.
„Ich glaube, das hier ist gut“, sagte er nach einer halben Drehung, bei der er das Schwert gehoben und zurückgezogen hatte, als galt es, einem Gegenschlag auszuweichen, anstatt ihn zu parieren. „Das eben war auch nicht schlecht, aber ich glaube, das hier ist besser. Fühlt sich gut an.“
Er wollte gar kein anderes mehr ausprobieren.

[Kilijan]

Kilijan nickte ebenfalls. "Das sieht gut aus, würde ich jetzt auch sagen. Am besten weiß sowas normalerweise immer der Kunde selbst..." Eine letzte Notiz über das Gewicht und die Sache war gegessen. Ein kurzer Blick auf das sich auf dem Tisch verteilte Gold, das waren mit Sicherheit dreihundert Goldstücke. "Zwei bis vier Wochen, ich schicke einen Boten, wenn das Schwert fertig ist." Die Männer nickten sich zu, Katan war offenbar erleichtert, dass der Spuk jetzt endlich vorbei war. Kilijan hatte den Eindruck, der Krieger hatte erst zum Schluss, als es um die Tarierschwerter ging, wirklich Vertrauen gefasst, als er gemerkt hatte, dass tatsächlich merkliche Unterschiede vorhanden waren und dass auch kleine Unterschiede im Material große Unterschiede für den Umgang mit der Waffe machten. Auf der anderen Seite - es war ihm im Moment recht wurscht, was der Krieger glaubte oder ob er dem Schmied vertraute. Er würde eine perfekte Waffe abliefern, wie immer, und spätestens dann würde klar sein, dass es keinen Grund zur Beanstandung seiner Methoden gab.
Ein leises Klingeln und die Tür fiel ins Schloss. Kilijan schüttelte langsam den Kopf und seufzte, dann griff er sich den Besen, die Schmiede zu fegen, bevor er sie für die Nacht schloss.

[Turang]

Nach dem Gespräch mit Hyperius ging Turang durch die Anlagen des Tempels und der dazugehörige Gebäude. nachdem er das Haus der Magier gefunden hatte, stellte er sich einigen Novizen vor, welche ihn zwar größtenteils recht überrascht, doch auch freundlich begrüßten. Besonders ein junger, verschüchtert wirkender Novize erweckte Turangs Aufmerksamkeit, da er durch sein unsicheres Gebaren auffiel, woraus Turang schloss, dass er selber erst kurz vor ihm in den Orden eingetreten war. Nach der Auskunft, nach einem freien Schlafplatz wurde ihm von einigen Novizen ein Platz in einem kleineren Gruppenzimmer zugewiesen, was er mit jenem jungen Novizen teilte. Dieser stellte sich auf Turangs Frage hin unter dem Namen Arenem vor.

Eben jener schickte ihn auch zu dem Magier Cronos, der sich derzeitig im Haus der Magier aufhielt. Nach der Auskunft der Frage, wer ihn zum novizen berufen habe, lächelte dieser kurz wissend, murmelte etwas von "gutgläubigster Mensch, den er kannte" und verschwand, um eine entsprechende Robe zu holen, ein Unterfangen, dass dank Turangs hohen Wuchses einige Zeit in naspruch nahm. Als Turang die Robe und eine Vielzahl an Ratschlägen und regeln erfahren hatte, wurde er von Cronos für diesen Abend freigestellt und Turang begab sich, nach seiner eher ungewöhnlichen Erlebnisse zurück zur Taverne. Jetzt kam der vermutlich unangenehmste Teil der ganzen Prozedur: wie sollte er Sarpedon beibringen, dass er eben spontan in den Orden des Wassers eingetreten war? Kurz vor der Taverne verstaute Turang schnell die Novizenrobe in der Reisetasche, die er immer bei sich trug.

"Sarpedon! ich muss etwas mit dir bereden. ich werde meinen Aufgaben in der Taverne wohl nur noch selten nachkommen können. Ich hatte eine, sagen wir mal recht überraschende, Begegnung mit dem Erzdekan von Setarrif."

[Keala]

Der Mann hatte sie zur Tür geleitet und sie angewiesen, zu warten, während er den Anführer der Söldner holen würde. So lange wollte Kea sich zurechtlegen, wie sie ihr Anliegen formulieren wollte. Was genau ihr Anliegen eigentlich war. Der Mann ließ auf sich warten, kam aber schließlich mit einem anderen Mann zurück. Er war etwa einen bis zwei Köpfe größer als sie und hatte dunkles Haar. Am Körper trug er eine Lederrüstung, welche im Gegensatz zu ihrer allerdings vollständig war. Natürlich. In einer Stadt wie Setarrif war es einfacher, an eine vollständige, gute Rüstung ranzukommen als in einem Sumpfdorf. Der Mann stellte sich als Söldneranführer vor, wirkte allerdings ein wenig steif. Kea schob das auf ihre seltsame Gewandung. Wie oft traf man eine kleine, barfüßige, bewaffnete Frau mit einem Papagei auf der Schulter und einem fehlenden Finger? Wobei der Finger vermutlich noch nicht aufgefallen war.
»Ich bin Keala und komme aus den Sümpfen. Ich wollte meine Dienste anbieten, in der Hoffnung, mehr über den Kampf zu lernen. Ich kann bereits kämpfen, und ich kann mir notfalls auch Lüstlinge vom Leib halten, das soll nicht Eure Sorge sein. Aber ich war sowieso in Setarrif, und der Sumpf ist ein schwieriges Terrain, da lernt man gern alles, was einem irgendwie helfen kann. Eine Akademie klingt vielversprechend«, erklärte die Wächterin.
Sie erwähnte absichtlich nicht die Männer, die nach Schwarzwasser gekommen waren, denn sie wusste ja nicht, wie diese Gespräche nun ausgegangen waren und was diese Männer gewollt hatten. Auch erwähnte sie ihre Zeit als Söldnerin der Orks nicht, weil sie nicht wusste, wie Setarrif zu Orks stand. Auf dem Schiff nach Setarrif waren auch Orks gewesen, aber die konnten nun überall und der Krieg gegen die Orks wieder im Gange sein. Mal davon abgesehen, dass wohl niemand eine Deserteurin erneut zur Söldnerin machen würde.

[Sarpedon]

Sarpedon hatte sich eben noch über das Sümmchen gefreut, das von dem Schwarzmagier herausgesprungen war, als Turang mit ihm reden wollte. Ein Gespräch, das mit diesen Worten begann, bedeutete selten etwas Gutes. Zumindest hatte seine bisherige Erfahrung das so gezeigt.

"Nun, sprich frei heraus. Worum geht es genau?" Fragte der Wirt und fügte dann noch hinzu. "Aber sag mit vorweg. Hat das auch Auswirkungen auf unsere Pläne bezüglich Schmugglern." Vergewisserte er sich als Erstes sehr leise. Schliesslich sollte keiner hier das Wort Schmuggler aus dem Mund des Tavernenbesitzers hören und noch weniger aus dem eines Schwert Ethorns.

[Nigel Ascan]

Aus den Sümpfen also. Es gab also Sümpfe auf Argaan. Aber davon hatte er schon gehört, dürfte also nicht so überraschend sein. War es auch gar nicht. Viel mehr überraschte ihn die Gestalt der jungen Frau.

» Die Akademie klingt also vielversprechend, hm. Das kann man so sagen, ja. Aber so einfach wird hier niemand die Geheimnisse lüften, die in diesen Mauern liegen. Vorallem einer Fremden nicht. « entgegnete Nigel, nach wie vor ein wenig steif.

» Die Akademie ist für euch zugänglich, wenn ihr gezeigt habt, dass ihr für die Sache Ethorns kämpft. Frühestens dann! « fügte der Meister der Klingen noch hinzu, während er die kleine Piratin, wie er sie für sich auf die Schnelle getauft hatte, musterte.

Sie sah aus wie eine Kriegerin, ohne Zweifel. Und mit Sicherheit hatte sie dem ein oder anderen das Leben geraubt. Den Unterschied sah man vor allem in den Augen derjenigen. Und die Augen der kleinen Piratin waren eiskalt und glasklar.

» Aber wenn Ihr uns Eure Dienste anbieten wollt, lehne ich nicht ab. Ihr seht fähig aus, ohne Frage. Und wir können mit Sicherheit jeden fähigen Mann und jede fähige Frau im Kampf gegen die Myrtaner gebrauchen. Keala war euer Name, richtig? Schöner Name. Gehen wir etwas trinken? « fragte Nigel und kam sich sogleich komisch vor.

Es war ein Unterschied, wenn man einen männlichen Kollegen diese Fragte stellte oder einer kleinen, zierlichen Frau.

[Turang]

"Diese Reise wird so ziemlich das Einzige sein, auf das es keine Auswirkungen hat. Es geht wie gesagt, um ein Gespräch mit dem Erzdekan. Ich hatte bei ihm vorgesprochen, dass ich als Novize in den Orden Adanos' aufgenommen werde. Der Dekan ist meiner Bitte nachgekommen und hat mir Zutritt in den Orden gewährt. eigentlich hätte ich dir deswegen vorher Bescheid gegeben, wenn ich selber vorher davon gewusst hätte, nur hatte ich auf den Zeitpunkt praktisch keinen Einfluss."


Turang unterbrach kurz und musste über die Tatsache, dass ihm ein Wolf eine solch gewichtige Entscheidung abgenommen hatte, selber lächeln, da ihm zum ersten Mal wirklich bewusst wurde, was er gerade erreicht hatte: Er hatte den ersten Schritt auf dem Weg getan, den er selber stets gesehen, doch niemals erreicht hatte.

"Sagen wir einfach, auch der Ruf eines Wolfes kann ein Zeichen des Aufbruches sein."

[Sarpedon]

"Mach dir keine Gedanken, ich hätte dich sowieso bald hinaus geschmissen. Lange mache ich den Abwasch nicht mehr tagein tagaus selber."
Sprach Sarpedon mit steinerner Mine, während er sich einen Reisschnaps eingoss. Dann einen zweiten, um schlussendlich Turang anzublicken und laut los zu lachen.

"Schau nicht wie sieben Tage Regenwetter. Das war doch genau was du wolltest. Freu dich, darauf müssen wir anstossen, keine Ausreden." Er prostete dem ehemaligen Gehilfen zu. "Und natürlich hätte ich dich noch länger behalten. Bist ein feiner Kerl und jeder Zeit wieder hier willkommen. Aber nicht als Gehilfe. Da werde ich mir einen neuen besorgen, oder noch besser eine Gehilfin. Wir könnten etwas fürs Auge durchaus gebrauchen. Allerdings geht es heute nicht darum, sondern um dich. Ich bin stolz auf dich und freue mich natürlich, dass du das, was du noch begonnen hattest dennoch zu Ende bringen wirst. Auf dein Wohl!"

[Keala]

Der Söldneranführer schien sich von seiner Steifheit nicht lösen zu können. Ursachen konnte das viele haben, wenig Kontakt mit Frauen - da es vermutlich selten war, eine Frau unter den Söldnern zu treffen -, schlechte Erfahrungen mit Frauen, allgemeine Steifheit im Umgang mit anderen, irgendwas anderes. Kea war nicht hier, um die Probleme des Söldnerführers zu erörtern, das ging sie nichts an.
Von dem, was der Mann sagte, schien es, als wütete ein Krieg zwischen Setarrifern und Myrtanern. Welchen Myrtanern? Den Nomaden und Wassermagiern aus Al Shedim oder den Menschen aus Thorniara? Oder war die Delegation aus Setarrif gar nach Schwarzwasser gekommen, um ihnen den Krieg zu erklären, dem Waldvolk, das sich doch bisher nicht in deren Angelegenheiten eingemischt hatte? Als sie nach Setarrif gekommen war, hatte sie sich nur auf Schwarzwasser konzentriert, weil es hieß, es herrsche dort Frieden.
Es war Angst, die aufbrandete, aber sie beherrschte sich, zumal der Söldneranführer wollte, dass sie ihre Treue zu König Ethorn bewies. Was hieß, es musste einen Gegenkönig geben, und das hatte das Waldvolk nicht. Zumal sie von einem Krieg sicher gehört hätte, der Hauptmann wusste ja, dass sie kämpfen konnte, und hätte sie eingezogen. Der Anführer der Söldner von Setarrif fragte sie, ob sie zusammen etwas trinken gehen würden, und sie nickte. Wenn etwas vorfiel, konnte sie sich verteidigen.
»Gern. Ich erwarte nicht, dass mir sämtliche Geheimnisse gelüftet werden sollen oder so. Ihr könnt mich auch gern von der Akademie fernhalten, wenn Ihr darauf besteht, ich bin lediglich hier, um meine Fähigkeiten im Kampf zu verbessern«, erwiderte die Wächterin. »Kennt Ihr eine gute Taverne hier? Mein letzter Besuch in Setarrif ist fast ein Jahr her und dauerte nicht lang.«

[Turang]

Turang musste unwillkürlich lächeln. Sarpedon war wirklich ein interessanter Kerl. Auf dem schmalen Grat zwischen Anstand und Gaunerei verlor manch einer den Halt, doch Sarpedon hatte praktisch sein Haus darauf gebaut. Dennoch hinterließ der kurze Verweis auf ihre Unternehmung eine zunehmende Sorge: Ihm war es bisher erst gelungen einen einzigen Mann für ihre Unternehmung zu gewinnen und keine tiefergehenden Pläne besprochen. Es blieb noch einiges zu tun, bis er wirklich so weit war, dass er hätte aufbrechen können.

[Nigel Ascan]

Auf diese Frage musste Nigel kurz lachen.

» Hehe, ja die gibt es. Direkt am Königsplatz. Da is immer was los. Und sonst ist es ganz gemütlich. Ach, kommt doch einfach mit. « erwiderte Nigel ein wenig verlegen.

Verdammt, was war nur los mit ihm? Er war doch sonst nicht so. Aber diese Keala reizte ihn. Also weniger ihre Worte, sondern mehr ihre Erscheinung. Zierlich aber nicht ungefährlich.

Auf jeden Fall verließen die zwei die Akademie und spazierten durch die Stadt hin zur Taverne. Nigel ließ sich absichtlich immer mal ein wenig nach hinten fallen, um Keala von hinten ungestört zu betrachten. Aus irgendeinem Grund hatte sie seine Aufmerksamkeit vollends auf sich gezogen.

» Du willst also deine Dienste im Kampf gegen die Myrtaner anbieten? Darf ich fragen, warum?! « fragte Nigel so plötzlich, dass er total vergaß, dass er auf die Höflichkeit verzichtet hatte.

Doch bevor sie antworten konnte, waren sie an der Taverne angekommen und der Meister der Klingen hielt der kleinen Piratin die Tür auf und geleitete sie an den Tresen. Sie bestellten ihre Getränke und prosteten sich zu.

» Gut, du willst deine Kampffähigkeiten erweitern, das macht Sinn. Aber was willst du bei den Söldnern? « fragte er schließlich erneut ohne jeglichen Zusammenhang.

Irgendwie war er nervös und unkonzentriert.

[Keala]

Direkt am Königsplatz ... das Umhören hatte Faren damals übernommen, nachdem sie von Schwarzwasser gehört hatte, außerdem war das ein Jahr her, da konnte man von ihr nicht erwarten, sich an Setarrifer Kneipen und Tavernen zu erinnern. Nigel führte, auch wenn er sich hin und wieder zurückfallen, vielleicht, damit Kea den Anschluss nicht verlor. Eine nette Geste, wie sie fand.
»Ich habe schon einmal schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht. Schlechte Erfahrungen im Sinne von 'fast verbrannt worden'. Seitdem meide ich sie für gewöhnlich. Ich würde sowieso in Beliars Küche geraten, wenn die mich fangen würden«, erzählte Kea und dachte an das Brandmal an ihrem Oberarm, das sie als Eigentum Farings auswies, obwohl sie längst aus der Sklaverei entlassen und von den Orksöldnern desertiert war. "Außerdem kenne ich den Aufenthaltsort eines Mannes, den sie in ihrem ganzen Reich suchen. Der Feind meines Feindes ist mein Freund."
Im übertragenen Sinne ... Faren war schließlich auch noch lange nach ihrer Desertation ihr Gefährte geblieben, und war es wohl noch immer. Die Taverne hatten sie längst erreicht, die Getränke waren bestellt und geliefert und sie hatten sich bereits zugeprostet. Für dieses Gespräch zog Kea es vor, nüchtern zu bleiben. Der einzige Ort, an dem sie sich gehen ließe, war die Sumpflilie in Schwarzwasser, wo sowieso so ziemlich jeder ihre Geschichte kannte.
»Ich war schon mal Söldnerin, auf dem Festland. Ich weiß, wie der Hase läuft unter Söldnern, und ich bin nicht an einer Karriere an der Akademie interessiert. Schon als ich auf dem Festland Söldnerin war, bedeutete das, dass diese Myrtaner, wie Ihr sie nennt, gegen mich waren. Zumal das Verhältnis zwischen Söldner und Soldgeber weniger dauerhaft ist als das Verhältnis beispielsweise eines Mitglieds einer Akademie seinem Akademieleiters gegenüber. Ein Söldner erledigt seine Aufgabe, nimmt seinen Sold entgegen und wartet, bis er zur nächsten Aufgabe verpflichtet wird. Ich will allerdings keinen Sold, ich möchte lediglich Erfahrungen. Kampfpraktiken, die mir vielleicht für einen Kampf im Sumpf hilfreich sein könnten«, fuhr Kea fort und trank einen Schluck. »Gibt es hier viele Sturzkampfmöwen?«

[Nigel Ascan]

Was meinte sie denn damit? Natürlich gab es nur eine 'Sturzkampfmöwe', wenn sie das Gasthaus meinte. Wenn sie damit allerdings die Tiere meinte, war er regelrecht überfragt. Von einer Sturzkampfmöwe hatte er noch nie etwas gehört, geschweige denn eine gesehen.

» Ja, das sind gefürchtete Tiere hier an der Küste. Da musst du echt aufpassen. « antwortete er aber stattdessen, warum auch immer.

» Und was deine Kampftaktiken angeht: Ich bin sozusagen Spezialist im Körperumgang. Ich kann dir also zeigen, wie du klettern, fallen, schleichen und dich effektiv in bestimmten Gebieten bewegen kannst. Besonders draußen im Feld kenn ich mich aus, ebenso im Wald. Aber auch in der Stadt kann ich dir ein paar Tricks zeigen. « plauderte Nigel munter darauf los.

Und schon wieder fragte er sich, warum er dies getan hatte. Er war dermaßen unsicher. Na gut, sie hatte gesagt, dass sie mehr über den Kampf lernen will. Und dies gehörte zum Kampf, zumindest nach Nigels Verständnis.

» Und dazu musst du nicht einmal in der Akademie sein. Bei dir mach ich gern eine Ausnahme. Vorallem, wenn du uns unterstützt im Kampf gegen die Myrtaner, was ich ja schon erwähnt habe. « fügte Nigel noch munterer hinzu.

Dann besann er sich jedoch und widmete sich seiner Begleitung.

» Aber nun zu dir. Du sagtest, du kämst aus dem Sumpf aus dem Süden. Ich bin nicht von dieser Insel und habe noch nicht viel bis aus die Stadt gesehen. Was ist das für ein Sumpf, was gibts dort? « fragte Nigel schließlich, um die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.

Außerdem war er wirklich an Keala und ihre Erscheinung interessiert. Warum lief sie so herum? Bei wem war sie in Myrtana Söldnerin? Eigentlich gab es auf diese Frage nur eine Antwort, aber das wollte der Meister der Klingen nicht wahr haben. Orksöldnerin? Niemals!

[Keala]

Sturzkampfmöwen als gefürchtete Küstenvögel? Vielleicht gab es die nur an der Ostküste Argaans. Auf alle Fälle beschloss sie, mit dem Papageien noch vorsichtiger zu sein, damit er sich nicht mit einer Sturzkampfmöwe anlegte und am Ende gar noch den kürzeren zöge. Mittlerweile hing sie sehr an diesem Vogel, der immerhin so viel Vertrauen in sie zu habens schien, dass er sie verteidigte.
Abgesehen davon erwähnte der Söldneranführer - der Kea seinen Namen noch nicht genannt hatte -, dass er ein Spezialist im Körperumgang sei. Klettern, schleichen, fallen ... sie konnte sich bereits vorstellen, dass das im Sumpf nützlich sein würde. Schleichen vielleicht noch für etwas anderes, aber Kea hatte beschlossen, diebische Aktivitäten in Setarrif zu unterlassen.
»Ich kann Euch gern gegen die Myrtaner unterstützen, aber ich werde mich nicht voll und ganz Ethorn verschreiben. Ich habe mich bereits einer Sache verschrieben: Ich gehöre zum Waldvolk, das mittlerweile im Süden Argaans heimisch ist. Was die Sümpfe angeht ... es gibt dort Mücken, bestimmt zehnmal mehr Mücken als Menschen. Mitten im Sumpf befindet sich der riesige Baum Tooshoo, der jeden anderen Baum überragt und als Versammlungsort dient, aber einigen auch als Heim. Um den Baum herum wurde das Dorf Schwarzwasser auf Stegen errichtet, und die einzige Taverne da ist die Sumpflilie, in der es allerhand eklig klingende, aber leckere Speisen gibt, und Sumpfkrautbier. Allgemein wird mit dem Sumpfkraut freier umgegangen. In Thorniara ist Sumpfkraut verboten, wusstet Ihr das? Und man muss dort seine Waffen ablegen, wenn man in die Stadt will! In den Sümpfen gibt es jedenfalls Sumpfhaie, Riesenschlangen, Riesenspinnen und Blutfliegen, wahrscheinlich war das nicht einmal alles, aber man sollte sich damit möglichst nicht anlegen«, erzählte Kea und kraulte den Vogel auf ihrer Schulter. Ob sie wohl sagen sollte, dass der Fleisch fraß?

»Wie dem auch sei ... meine Kampfkraft gegen Eure Techniken, klingt das fair?«

[Nigel Ascan]

Und wieder musste Nigel lachen.

» Das klingt in der Tat fair. Ich zeige euch etwas, ihr müsst euch auch nicht Ethorn verschreiben. Mir reicht es, dass ihr gegen unseren Feind kämpft. Wobei.. eher für die Freiheit der Insel und ihrer Bewohner. Ich sehe das nämlich so, dass ein regionaler Despot besser für die Menschen ist als ein herrschsüchtiger Großkönig, der nicht genug bekommen kann. Das endet irgendwann an der Wand. « erwiderte er, mit ernster Stimme am Ende.

Aber Politik war kein Thema für eine Frau, weswegen Nigel schnell versuchte, das Thema zu ändern.

» Waldvolk also, hm?! Schwarzwasser, großer Baum. Das klingt interessant. Ich muss mal hier rauskommen, dann besuch ich dich dort. Ich hoffe, das 'Du' ist okay. « sprach Nigel, dem auffiel, dass er seinen Namen noch gar nicht genannt hatte.

Andererseits hatte sie auch nicht danach gefragt. Vielleicht war sie gar nicht daran interessiert. Aber die Höflichkeit verlangte es eigentlich.

» Ich heißte übrigens Nigel. Und was deine Ausbildung bei mir angeht. Meine Übungen erfordern körperliche Fitness und Kraft sowie Ausdauer. Es liegt an dir, das mitzubringen. Alles andere macht keinen Sinn. «, erklärte er seiner quasi neuen Schülerin im Vertrauen.

Sie hatten sich mittlerweile an Tisch mitten im Schankraum gesetzt, allerdings war sein Bierkrug mittlerweile bis zum Grund leer.

» Darf ich dich auch noch auf ein Getränk einladen, kleine Piratin? « fragte er mit einem breiten Lächeln.

Verdammt, da hatte er sie doch tatsächlich so genannt. Sein Lächeln verschwand augenblicklich. Er konnte nur hoffen, dass sie das als Spaß betrachtete und lächelte wieder, während er die Bedienung zu sich winkte.