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Matthias von Ibenburg
»Ärgerlich,« denkt Matthias, als Hugen ihm zunickt, dass er seine Frage verstanden habe sich jedoch abwendet und Schlafen legt. Der großgewachsene Mann hatte sich das einfacher vorgestellt. Bei dem ersten Kampf bei der Mühle hatte der Zwerg ja gesagt: »Hugen Grummelbart ... Schulde euch mein Leben!«
Doch jetzt, jetzt muss ich warten, nicht mal einen Blick hat er auf das Schwert werfen können. Kann jetzt nicht zu Utram gehen, denn könnte dieser schmieden, müsste ich Hugen etwas vorflunkern, das ist das Fazit seiner Überlegungen. Also geht er etwas durch die Reihen und staunt, wer alles auf Deck ist. »Richtige Krieger, von denen man sich eine Kniff abschauen kann, die Rondra für ihr Handeln ausgewählt haben, sind nicht dabei«, stellt er fest. Ein Gaukler, Zwerge, Frauen, ein Goblin und ein junger Mittelländer zählt er durch. »Dielbrack hat recht,« sagt er laut, als dieser zu ihm mit einem Schmunzeln sagte: »Mal sehen, wie Du es dem Grafen beibringst.«
Bei einem Blick in die Segel erkennt Matthias, dass diese nicht mehr von einer Briese gefüllt werden und beschließt zum Kapitän zu gehen. »Wo ist er hin, der Wind?« fragt er Dielbrack. »Er hat gedreht. Kommt auf dem Großen Fluss öfters vor, wenn man an einer Ortschaft vorbeikommt, dass ein Wechsel stattfindet.« »Ach so,« sagt Matthias, »Graf Growin hat keine Termine genannt, dann wird es schon passen.« Der Kapitän ergänzt noch, als Matthias im Gehen ist: »Ja, es wird länger dauern. Wir machen nur noch geringe Fahrt so gegen den Wind.«
Matthias setzt sich auf eine Kiste, nimmt sein Schwert, zieht es aus der Scheide von dunklem, geprägten Leder, die zudem in einer silbern funkelnden Metallhülse, dem Ortband, endet. Er mag das Geräusch, wenn die fünf Spann lange Waffe aus der Scheide gezogen wird. Die Klinge aus geschmiedeten Stahl, verziert mit Ziselierungen in der Hohlkehle um Buchstaben victorious fängt einen Lichtstrahl und wirft diesen über das Deck der Thalaria zurück. Es stimmt einfach alles an dem Schwert, denkt sich Matthias und seufzt, als sein Blick auf die deformierte Parierstange fällt. Diese hat auf jeder Seite zwei Parierringe. »Eselshuf werden diese genant, es ist dafür ein guter Begriff«, denkt er sich. Auch der Knauf, der als Löwenkopf geformt ist, Griff und Klinge zusammenhält, reflektiert das Sonnenlicht. Er spürt zudem die Macht des Schwertes, kennt die Verführung das mit einem Geflecht aus Silberband und Leder versehene Heft immer und immer wieder greifen zu wollen.
»Ärgerlich, ärgerlich,« sagt er zu sich, schaut noch einmal hoch in die schlaffen Segeln und denkt zurück an den Kampf bei der Mühle, seinen Sprung auf die Assel ... Doch dann ergreift das Schlagen des Wassers an die Bordwand der Thalaria, das wenige Wiegen des Schiffes, die monotonen Geräusche von ihm Besitz, sein Kopf sinkt auf die Brust und die ruhigen Atemzüge verraten einem guten Beobachter, er ist eingeschlafen.
Geändert von SpyceV (02.07.2010 um 15:40 Uhr)
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