Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 1 von 21 12345812 ... Letzte »
Ergebnis 1 bis 20 von 407
  1. Beiträge anzeigen #1
    Ritter
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    Never never land
    Beiträge
    1.897
     
    Jarvo ist offline

    myrtana Myrtana #42

    Es war der pure Psychoterror. Das Feuer hatte sich schnell ausgebreitet und in kürzester Zeit sämtliche Häuser der Siedlung ergriffen, die nun lichterloh brannten.
    Die Kinder starrten gebannt auf das nächtliche Feuerwerk, wobei die Frauen mit tränenden Augen an jene Erinnerungen dachten, die sie mit dem Dorf verbunden hatten. Niemand würde diesen Ort wieder aufbauen. Und niemand würde erfahren, dass es diesen Ort je gegeben hatte, wenn die Männer Vareks ihre Aufgabe vollenden konnten.
    Jarvo ließ seinen Blick von Dekker, zu dem Feuer, zu seinen Leuten schweifen. Es war zum verzweifeln. Hier steckten sie nun, mit einem Haufen wehrloser Farmer, der die Waldläufer dazu gebracht hatte, sich innerhalb eines Radius´ von etwas einer halben Meile in einem düsteren Wald zu verstreuen. Umgeben von einer Übermacht an wütenden, brutalen Handlangern eines Schurken, der weder Moral noch Anstand besaß, gegen seine eigenen Brüder und Unschuldige vorzugehen.
    Es gab keine Lösung, sondern nur die Hoffnung. Ein Kampf würde ihr Untergang bedeuten.
    In den Flammen des Dorfes waren nun vereinzelt Männer zu sehen, die mit gezogenen Waffen durch die Überreste schlichen und in jeden Haufen Lumpen stachen, der am Boden liegengeblieben war.
    In diesem Moment wünschte sich Jarvo nichts sehnlicher als eine große Truppenstärke mit vielen Bogenschützen, für die es ein Kinderspiel wäre, die beweglichen Zielscheiben, die so schön erleuchtet waren, abzuschießen. Ein Blick zu dem Waldläuferführer offenbarte, dass er dasselbe dachte. Er hielt seinen Bogen in der Hand, bereit ihn zu benutzen, um so viele Feinde wie möglich mit in den Tod zu reißen.
    Frauenschreie hallten durch die Nacht lösten Terror in den Ohren der Farmer aus, die sich in den Gruben versteckten. Eine kleine Gruppe, die sich auf der anderen Seite des Dorfes versteckt hatte– Jarvo konnte nicht erkennen von wem sie angeführt wurde – war entdeckt worden und kämpfte um ihr Leben…
    Vergebens, wie es den Anschein hatte. Die Männer Vareks metzelten sie gnadenlos nieder und stießen dabei nicht auf sichtbaren Widerstand.
    Das weitere Schicksal von Dekkers Leuten lag in Adananos´ Händen. Jarvo war eigentlich nicht der Typ, der einen Gott um Hilfe anflehte, doch wusste er in dieser Lage nichts Besseres zu tun. Er faltete seine Hände, formulierte mit geschlossenen Augen ein Stoßgebet und blickte erneut auf den Wahnsinn, der sich vor seinen Augen abspielte.
    Würden sie kämpfen müssen? Würden sie sterben müssen?

  2. Beiträge anzeigen #2
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Dekker zitterte, hinter sich hörte er, wie eine der Frauen lautlos schluchzte, hörte die Schreie der Frauen und das Zischen der Bolzen. Vareks Männer waren routiniert, sie wussten, wie man kämpfte und scheinbar auch wie man hinrichtete.
    Der Waldläufer wusste nicht, welcher Trupp es war, der in Vareks Hände gefallen war, oder besser in die seiner Männer. Zumindest schien keines der Kinder in der Gruppe zu sein, die so eben die Reise zu Adanos antrat.
    Dekker schluckte, die Schreie wurden lauter, er konnte hören, wie das Leben aus den Körpern wich.
    Die Angst kroch in jede seiner Fasern, er presste seine Zähne aufeinander und spannte seinen Körper an, um das Zittern zu unterdrücken. Der Tod war nahe, aber er jagte ihm keinen Schrecken ein, es war die Angst davor, den Tod Anderer zu verschulden.
    'Jeeeetzt!', gellte die bekannte Stimme durch den Wald und Dekker war klar, welcher Trupp auf der anderen Seite des Dorfs in die Hände der Adlerkrieger gefallen war. Basse.
    Stumm traten die Tränen in seine Augen, er hörte die Rufe der wenigen Waldläufer, die jetzt vermutlich aus ihrem Versteck hechteten und möglichst viele der Adlerkrieger mit in den Tod rissen.
    Er hörte Basses Schreie, erst anfeuernd und dann schmerzerfüllt.
    Tränen tropften auf die Erde und benetzten sie, wie das Blut, das er heute bereits vergossen hatte.

    Irgendwann endete das Schreien, die Häscher kehrten zu den noch immer vereinzelt lodernden Ruinen des Dorfes zurück und erstatteten Bericht von der Jagd auf die Waldläufer.
    Man vernahm Rufe des Befehlshabers, es können nicht alle gewesen sein, die Soldaten verteidigten sich, schoben es auf die Nacht und die Dunkelheit und versuchten sich zu entschuldigen.
    Aber all das vernahm Dekker nur in Trance. 'Mein Bruder', formten seine Lippen stumm, ehe er seinen Kopf auf die Erde legte. Er wollte schlafen, der Szenerie entfliehen und in Khorinis aufwachen, als Sohn eines Jägers und einer Hure.
    Shav rüttelte seine Schulter, es war Dekker, als hätte er geschlafen, aber es waren wohl nur Sekunden vergangen, denn noch immer loderten die Flammen im Dorf.
    'Wir müssen fort, jetzt oder nie.', flüsterte Shav leise, da er wusste, dass keine Häscher in der Nähe waren.
    Dekkers Blick schweifte umher und fand Jarvos in der anderen Grube, er sah es an seinem Gesicht, auch der Barde war dafür, sich möglichst leise zu entfernen, also nickte der Jäger... Er konnte nicht nachdenken, denn diesmal war es Trauer um einen Toten.

  3. Beiträge anzeigen #3
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Es war grausam gegen die eigenen Männer zu kämpfen, aber noch grausamer war es, gegen sie zu verlieren. Dekker sah Vareks Leute noch immer als Waldläufer und darum traf die Aussage, eigene Männer, durchaus zu.
    Er blickte durch die knorrigen Äste auf das verwüstete Dorf. Der Zug hatte sich noch in der Nacht gesammelt und war über geheime Pfade nach Silden zurück aufgebrochen, angeführt von Euryiakos und Jarvo. Die Stimmung war gedrückt gewesen, als sich Bhôr und Dekker am Morgen verabschiedet hatten. Alle wussten, dass es eben ein Trupp nicht geschafft hatte. Zwei Farmer trauerten um ihre Frauen und eine der Damen aus Dekkers Trupp hatte ihren Mann verloren.
    Lange hatte er sie umarmt, sie tat ihm leid, er spürte ihren Schmerz und spürte, dass er mit daran Schuld war. Das Gefühl zerfraß seine Gedanken, es hämmerte gegen seine Schädeldecke und schabte an seinem Verstand.
    Es war wie ein schriller, unfassbar lauter Ton, der ihn den ganzen Tag quälte, was hatte er falsch gemacht? Wieso hatte er nicht befohlen, direkt nach der Schlacht mit dem Nötigsten zu verschwinden? Wenn es doch klar war, dass Varek das Fehlen der Lieferung und seiner vier Adlerkrieger bemerken würde, so war es doch auch klar, dass er eine schlagkräftige Truppe zu dem Farmenkomplex unweit der Berge schickte.
    Wieso hatte Dekker nicht angeordnet, dass Späher den gesamten Weg hin zum Horst bewachten?
    Erstmals zweifelte er ernsthaft daran, ob er denn überhaupt der richtige Mann für den Posten des Waldläuferführers war. Hätte man nicht doch Jodas überreden sollen, einen Hüter, der den nötigen Weitblick in so einer Situation bewahrt hätte.
    Ivram hatte er hundert Schritt entfernt zurückgelassen, zu gefährlich wäre es gewesen, das Pferd mit zum Dorf mitzunehmen. Bhôr wollte von der anderen Seite an das Dorf herangehen und so war Dekker allein... Allein mit seinen Schuldgefühlen.
    Vareks Truppe hatte im Dorf gelagert und kam erst spät auf die Beine, scheinbar hatten sie eine lange Nacht hinter sich, denn so weit Dekker den Konflikt in der gestrigen Nacht mitgekriegt hatte, waren die Männer wohl noch einmal ausgesendet worden, um nach den Waldläufern zu suchen... Erfolglos zum Glück.
    Nur zu gut kannte er die Rituale, die die Adlerkrieger im Dorf vollführten, das Aufstehen, das Erkundigen bei der Nachtwache, das Anlegen der Waffen, das langsame Zusammenbauen des Lagers... Aber dann folgte etwas, womit Dekker nicht gerechnet hatte... Und das ihn ein wenig aus seiner Apathie riss.
    Bhôr war plötzlich in seiner Nähe, lautlos bahnte sich der Hüter seinen Weg durch ein Gestrüpp und schaute Dekker mit traurigen Augen an.
    'Sie sind nicht tot.', flüsterte der Hüter, 'Alle drei... Gefangen, und ein Farmer... Mehr habe ich nicht gesehen.'
    Er deutete auf die größte Hütte, von der die Grundmauern vorhanden waren und welche erstaunlich intensiv bewacht wurde. Anstatt zu jubeln, dass Basse und seine Männer am Leben waren, bildete sich nun ein wesentlich festerer Kloß in Dekkers Hals. Er wollte weg, wollte fliehen, wollte aus dieser Haut schlüpfen, in der er sich so schrecklich unwohl fühlte. Wollte wie eine Natter mit seiner Haut sein bisheriges Leben hinter sich lassen.
    Es war nicht positiv, dass die Waldläufer in Vareks Hände gefallen waren, eher im Gegenteil, der ehrenhafte Tod im Kampf war ihnen nicht gewährt worden, stattdessen stand ihnen wohl eine unwürdige Zeit bevor.
    Dekker fixierte den Haupteingang... Es war zwecklos, die Truppe zählte mehr als drei Dutzend Männer, so schätze der Jäger und jeder schien ein gut ausgebildeter Kämpfer zu sein... Ein Einbruch oder eine Befreiung war aussichtslos... Abwarten war angesagt.

  4. Beiträge anzeigen #4
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Er kannte die Bewegungen dieser Männer, wieder wechselte die Wache, gut fünfzehn Adlerkrieger befanden sich in der Truppe und koordinierten die gesamte Aktion. Ihr Anführer war ein mittelgroßer, hagerer, älterer Waldläufer, seine Haut war wettergegerbt und die Strapazen der letzten Jahre zehrten an seinem Körper... Eben dieser Mann unterhielt sich angeregt mit drei Adlerkriegern unweit des Haupthauses.
    Dekker hatte Angst, dass sie bereits entdeckt waren, aber das hätten sie wohl mitgekriegt, außerdem hätte er zum Fangen der beiden Waldläufer einen größeren Trupp aussenden müssen, was natürlich nicht unbemerkt von Statten gegangen wäre.
    Aber es ging in der eifrigen Konversation scheinbar nicht um die Späher des Waldvolks, sondern eher um die Gefangenen. Immer wieder deuteten die Männer auf das Haupthaus und gestikulierten wild... Was hatten sie vor?
    Schließlich brachte der kleinste der Adlerkrieger seine Argumentation vor, welche den Anführer scheinbar überzeugte... Nach und nach stimmten auch die anderen Männer in das zustimmende Nicken ihres Befehlshabers ein, welcher daraufhin Befehle ausgab.
    Schon eilten die drei Offiziere in Richtung des Gefangenenlagers und Dekker schwante bereits Böses.
    Aneinander gefesselt führten die drei Adlerkrieger die Gefangenen aus der Hütte ins Freie. Alle hatten Wunden aus dem nächtlichen Kampf davongetragen und schienen lädiert und ausgelaugt. Sie wurden in einer Reihe vor dem Befehlshaber aufgestellt, welcher nun musternd die Männer abschritt. Basse war ein Schatten seinerselbst, Blut war auf seiner rechten Gesichtshälfte geronnen und sein rechter Arm hing leblos nach unten.
    Scheinbar hatten sich die Männer notdürftig selbst versorgt, ihre Kleidung zerrissen, um irgendwie die Blutungen zu stillen.
    Es waren keine Waldläufer mehr... Es waren gebrochene Männer, die auf ihr Ende warteten. Und genau das verstärkte Dekkers Schuldgefühle. Er wollte nicht hinsehen, denn er wusste, was kommen wurde. Er war Schuld daran, dass diese Männer dort standen und alles verloren hatten... Er wollte an ihrer statt dort stehen, er wollte in sein Schwert springen, er wollte verschwinden.
    'Duuuuuuu!', bellte der Anführer der Adlerkrieger los, 'Führer des Waldvolks! Ich weiß, dass du da bist!'
    Vögel schreckten kreischend auf, wegen dem plötzlichen Lärm, alles geschäftige Treiben im Lager hatte ein Ende, die Krieger blickten ihren Anführer an und lauschten seinen Worten. Aber dieser pausierte, er wusste wohl, was in Dekker vorging, wie ihm diese Ansprache die Röte ins Gesicht schießen ließ. Tränen traten in seine Augen, er hielt es nicht mehr aus, wollte schreien, aber wusste gleichzeitig, dass er es nicht konnte.
    'DEEEEEKKEEEER!', setzte der Mann wieder an und wäre Dekker nicht dem Tode nahe, so hätte er sich gewundert, wie dieser Mann eine so unglaubliche Lautstärke entwickeln konnte, denn der Boden wackelte unter seinen Füßen... Oder bildete er sich das nur ein, 'So heißt du doch, nicht wahr? Dekker...'
    Wieder folgte eine Pause, die Tränen rannen aus seinen Augen und verfingen sich in seinem Bart.
    'Siehst du deine Männer, Dekker? Siehst du sie? Sieh sie dir gut an! Du wirst sie nie wieder sehen!'
    Jetzt drehte sich der Anführer dem ersten Mann der Reihe zu, es war der gefangene Bauer, Pheln, hatte ihn seine Frau am Morgen unter Tränen benannt.
    Der Anführer musterte den Mann, besah ihn sich von oben bis unten. Die blutgetränkte Hose, die Stichwunde am linken Oberschenkel, das zerrissene Wams, die Geißelspuren auf der Brust.
    Dekker hörte das Spuckgeräusch, er glaubte zu erahnen, was passierte, sah, wie sehr sich der Farmer wünschte sein Gesicht abzuwischen, den Speichel fortzuwischen... Dann schlug der Anführer zu, mit der flachen Hand, schlug er den Mann nieder. Kaum sackte er zusammen, zerrten ihn zwei assistierende Adlerkrieger nach oben und der nächste Schlag folgte.
    Dekker wollte nicht hinsehen, aber er durfte nicht wegsehen, er wollte losrennen, aber war wie angewurzelt, er war tot, aber atmete.
    Irgendwann war es auch dem Anführer genug, Blut klebte an seinen Händen und floss über das Gesicht des Farmers. Noch einmal musterte er den Farmer, dann stieß er die kurze Dolchklinge in den Unterbauch des Mannes.
    Er rammte es viel zu weit unten in den Leib des Bauers, um ihm einen schnellen Tod zu gewähren... Aber während der Farmer auf die Knie sackte und röchelte, wurde ihm klar, dass der Anführer dies nicht beabsichtigt hatte.

  5. Beiträge anzeigen #5
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Dekker zitterte, Tränen flossen halt- und lautlos aus seinen Augenwinkeln, fanden ihren Weg über seine Backen in seinen Bart oder auf den Boden. Es war härter, als jeder physische Schmerz, den er je erlitten hatte, es war brutaler, als der Anblick seiner erhängten Mutter in der Jägerhütte in Khorinis, es war grausamer, als die Erklärungen seines Stiefvaters, dass er, Dekker, ein Bastard war und in einem Gerüst aus Lügen groß geworden war.
    Für einen Moment hatte er das Gefühl, es drehe sich alles, im nächsten Moment dachte er, die Erde öffne sich einen Spalt und die Hölle täte sich auf... Er sah Beliars Klauen, wie sie sich nach ihm streckten und ihn für seine Schuld, für seine große, große Schuld mit sich hinabreißen wollte.
    Seine Lippen formten einen lautlosen Schrei, alle Verzweiflung wollte er hinausschreien, in die Welt brüllen... und danach wollte er sterben.
    Dann spürte er Bhôrs Hand auf seiner Schulter, er hörte das Röcheln des Farmers, er roch den heraneilenden Tod und er schmeckte das Blut in seinem Mund.
    Harsch stieß er die Hand weg, sein Blick funkelte vor Hass, was wollte dieser Waldläufer? Ihm Trost spenden? Er wusste nicht, was Dekker hier ertrug, wie sollte er? Niemand wusste, was mit dem Waldläufer passierte, wie sehr er litt... Und da wollte er helfen? Wieso verschwand er nicht?
    'Verschwinde!', zischte Dekker hasserfüllt, er sah wie Bhôr schluckte, wie er versuchte zu erkennen, was in Dekker vorging.
    'Ich habe gesagt verschwinde!', sein Zischen wurde intensiver, jetzt sah er auch eine Spur der Angst in Bhôrs Augen, ehe er sich abwendete, wieder dem makaberen, grausamen Schauspiel auf dem Dorfplatz zu. Er hörte Bhôrs Schritte.
    'Nun Dekker!?', brüllte der Anführer, während der Farmer langsam, aber schmerzvoll verstummte, 'Hast du genug!? Willst du nicht das Leiden deiner Männer beenden? Du brauchst nur hervorzutreten und deine Männer sind fre-'
    'Tu's nicht! Verschwinde Dekker! Töte diese Barbaren!'
    , fiel einer der Waldläufer in das Geschrei ein. Seine Stimme dröhnte ebenso über die Lichtung in die Wälder hinein, Dekker erschauerte, gerade hatte er seinen Fuß gehoben, war bereit gewesen, diese Barbarei zu beenden und sich selbst zu opfern, aber dieser Schrei, dieser letzte Wille, ließ ihn innehalten.
    Schon brachte der Anführer den Mann zum Schweigen, seine Faust zertrümmerte den Kiefer, Blut spritzte und das Knacken war bis zu Dekkers Standort zu hören. Der Mann wollte vor Schmerzen aufschreien, aber er konnte nicht mehr, schon folgte der nächste Hieb. Die Adlerkrieger brauchten ihn nicht mehr hoch zu zerren, denn ihre Anführer prügelte bereits auf den Liegenden ein, mit Tritten tracktierte er ihn. Dekker hörte das Stöhnen, das Schluchzen, aber der Anführer hielt nicht ein. Wieder und wieder hob er den Fuß und ließ ihn gegen die Rippen, den Bauch, den Hals oder den Kopf den Mannes brettern... Solange bis auch das letzte Stöhnen erstickt endete.
    'Wirklich mutige Krieger hast du da! Mutig, aber narrenhaft! Wieso bringst du deinen Männern bei, sich für dich zu opfern, Dekker? Wieso bringst du ihren Frauen bei, dass die für dich Witwen werden? Wieso bringst du den Kindern bei, dass sie Waisen sind, weil du es so willst? Tritt hervor, Führer des Waldvolks, zeig dich doch!'
    Dekkers Geist zerbrach, sein Schädel wollte bersten, aber er merkte, dass er sich nicht wehren konnte, er war gefangen, verwurzelt, an diesem Ort, unfähig in die Situation einzugreifen.
    'Wieso beweist du deinen Männern nicht, dass du ebenso mutig bist, wie sie? Wo ist dein Opfer?'
    Schon fuhr der Anführer wieder herum, schaute dem nächsten Gefangenen in die Augen. Kein Spucken. Kein Schlag.
    'Na, du großer, mutiger Krieger... Wo ist dein Anführer?', gröhlte er, ehe er ihm den Dolch wenige Zentimerte oberhalb des Beckens in den Bauch trieb.
    Der Mann keuchte, als er zu auf die Knie ging, kein Schrei, kein Aufbäumen, er war gebrochen, erkannte, wie feig diese Welt doch war und flehte nicht um einen Verbleib.

  6. Beiträge anzeigen #6
    Kämpfer Avatar von Lares Bellentor
    Registriert seit
    Dec 2008
    Ort
    Vengard /Beruf: Schneider/ Skills: Handwerker, Stabkampf II
    Beiträge
    331
     
    Lares Bellentor ist offline
    Die ganze Nacht war Lares gelaufen, nur um sicher zu gehen, dass ihm niemand folgte. Inzwischen war er ausgelaugt und müde und seine Schritte wurden langsamer. Lares schüttelte den Kopf, er musste weiter, er konnte heute Nacht noch genug schlafen.
    Ein Gähnen verlies Lares und er schloss für einen Moment die Augen.
    Seine Lieder machten Anstalten sich wieder zu öffnen.
    Die Müdigkeit drohte Lares zu übermannen. Vielleicht, dachte Lares, war es Zeit, sich einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen.
    Lares hielt die Augen offen, so gut es ging. Doch er fand nichts, was in Frage kam. Schien so, als würde Lares noch weiter laufen müssen, bis er etwas brauchbares finden würde.

  7. Beiträge anzeigen #7
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Scheinbar ewig verharrte der Waldläufer in dieser Position, Blut tränkte den unteren Teil seines Wams', tropfte über seine Hose, befleckte den Saum seiner Hose, floß zu Boden und versickerte auf dem Weg zu Beliar.
    Ewigkeiten vergangen und die Marter für Dekker nahm kein Ende. Er wusste nicht, wie der Mann sich fühlte, aber er erahnte, dass er, Dekker, wohl mindestens den selben Schmerz erfuhr.
    Langsam bahnte sich ein Blutstropfen den Weg aus seinem Mundwinkel, er konnte nicht mehr schlucken, wollte nicht mehr mit dem Tode ringen... Auf den Tropfen folgte ein Schwall, und mit ihm ein Schrei.
    Kurz, nicht mehr allzu laut, denn die Kraft fehlte, brüllte der Waldläufer seine letzte Kraft heraus, dann wurde sein Blick glasig. Sein Oberkörper wankte, er atmete nicht mehr, skurrillerweise schien seine Leiche ein Gleichgewicht gefunden zu haben, ehe der Rumpf dann langsam, unfassbar langsam nach vorne in den Staub kippte.
    Dekkers Blick war ebenso leer, er sah, was ablief, jede Regung der Männer erkannte er, er wusste, was passieren würde und ahnte, dass er nichts daran ändern konnte. Der Schmerz zerfraß ihn, wieso konnte er nicht gehen... Es war doch so leicht, sich umdrehen und dann gehen, nie wieder zurückblicken, diesen Tag vergessen... Dieses Leben vergessen.
    Er schluchzte, einmal, ein einzelnes Schluchzen... Keine Tränen rannen mehr über sein Gesicht, es war nur noch dieses leichte, ungläubige Kopfschütteln da.
    'Hängt die Leichen auf! Das Totemtier unseres wahren Anführers, der zumindest einen Funken Mut in sich trägt, braucht eine Opfergabe!', bellte der Anführer plötzlich wieder los.
    Diese Männer waren keine Waldläufer! Das waren keine Adlerkrieger, die sich einst dem Kampf für die Natur und für Adanos verschrieben hatten, das waren keine Kämpfer. Es waren Barbaren.
    Respektiere deinen Gegner, deinen Feind, egal, ob tot oder lebendig, das war das Mantra, das jeden Waldläufer in seiner Ausbildung begleitete, jedes Tier, jeder Mensch hatte zumindest eines verdient, eine Möglichkeit den Weg zu Adanos zu beschreiten. Ein Begräbnis, oder eine Verbrennung, aber das was hier passierte, waren die Kulte von menschenverachtenden Schlächtern. Von Kreaturen, die nicht von Adanos und nicht einmal von Beliar stammten. Es waren Bestien, wie sie über die Leichen herfielen, ihre Handgelenke und Fußgelenke mit Seilen fassten und die Überreste dieser ehrenhaften Männer zwischen den verkohlten Balken der Hütten aufspannten.
    War es noch Schmerz? War es Hass? War es Zorn? War es Verzweiflung?
    Noch immer war diese Beklommenheit da, er konnte nicht schreien, er konnte sich nicht rühren, er konnte nicht entkommen. Er hatte alles bislang ertragen, wie seine Männer wie Vieh ausbluteten, aber das war zu viel, das war die Schändung ihrer Leichen. Er spürte, wie Speichel in seinen Mund floß, er musste sich übergeben... Aber Adanos gewährte ihm diese Gnade nicht.
    Wofür musste er leiden? Für welche Sünde musste er hier bezahlen? Wieso war er hier gefangen?
    Dekker klagte die Götter an, er klagte diese Männer dort an, die alles an Ehre verloren hatten, aber er klagte vor allem sich selbst an... Denn er war Schuld.
    Basse schien einsam, verloren in dieser Welt, wie er da stand, sah, was mit ihm passieren würde und merkte, dass ihm niemand zur Hilfe eilen würde. Unendlich langsam vergingen die Sekunden, die der Anführer brauchte, um sich vor den Waldläufer zu stellen.
    Vielleicht kannten sich die Männer von früher, vielleicht hatten sie zusammen ihre Ausbildung durchlaufen... Aber Dekker war es, als zeichnete sich ein Ausdruck von Zynismus auf dem Gesicht Basses ab.
    'Basse.', war das einzige Wort, das der Anführer rausbrachte, ehe die Situation eskalierte.
    Wieder war das Spucken zu hören, aber diesmal riss der Anführer die Hände hoch, um sein Gesicht zu reinigen. Schon eilten die Assistenten herbei, aber es war zu spät, irgendwie riss Basse sich los, sein Kopf war seine einzige Waffe, die wuchtig auf den Anführer niedersauste, dieser hatte noch schützend die Arme vors Gesicht gerissen, aber sackte dennoch zu Boden.
    Schon waren die Wächter da, packten Basse, rissen ihn weg von dem Liegenden und einzig eine weitere gewaltige Ladung Speichel blieb auf dem Anführer zurück.
    Mühsam baute er sich wieder auf, er brauchte einige Sekunden bis er wieder auf die Beine kam und seine Fassung zurück erlangte.
    'Das nenne ich Mut! Heldenmut! Dekker! WO BIST DU?! Siehst du nicht, wie er um sein Leben kämpft, selbst im Angesicht des Todes beweist er, was für ein großer Krieger er ist!'
    Prüfend fuhr der Adlerkrieger über die Klinge, ehe er Basse anblickte. Dieser schnaubte, aber schon im nächsten Moment verpasste ihm einer der Schergen einen Schlag auf den Hinterkopf.
    Mit genüsslicher Langsamkeit zog er die Klinge durch Basses Wams. Sekunden später stand der Waldläufer mit entblößten Oberkörper vor seinem Henker und wartete auf die Vollstreckung der Hinrichtung.
    'Komm schon Dekker! Letzte Chance!', gellte die Stimme des Anführers in den Wald hinüber.
    Er fuhr mit der Klinge über die Brust des Kämpfers, eine dünne, rote Spur blieb zurück, zeichnete den Weg der Schneide nach und verschwomm mehr und mehr.
    Basse zitterte, das konnte Dekker selbst in seiner Apathie noch erkennen, aber viel mehr auch nicht.
    Langsam färbte sich sein gesamter Oberkörper rot, Blut floß über seinen Gürtel, schoss aus den Blutgefäßen und fand seinen Weg ins Erdreich.
    Dann wurde der Strich immer fester, die Klinge fuhr spielerisch leicht durch die Bauchmuskeln des Waldläufers und ließ noch mehr Blut hervorquellen.
    Der Schrei war markerschütternd, die letzten Tiere wurden aufgeschreckt, selbst der Anführer setzte die Klinge ab und schaute Basse an. Dieser konnte nicht mehr, die Schmerzen, die Scham, die Verzweiflung übermannte ihn, zerriss ihn und seinen Verstand. Seine Seele stand in Flammen. Die Wächter leisteten keinen Widerstand, als er sich losriss. Ununterbrochen schrie er, er rannte einige Schritte, immer mehr Blut floss über seien Oberkörper. Eine rote Spur zog sich hinter ihm her. Er brach zusammen, rollte einige Meter, aber sein Schrei endete nicht.
    Er zerfraß Dekkers Apathie, zerstörte die letzten Barrieren und attackierte seinen Geist, die körperlichen Schmerzen verschwanden im Schrei des Waldläufers. Es war kein Hass mehr, es war kein Schmerz mehr, es war kein Zorn mehr. Basse versuchte sich aufzurichten, sein Blick suchte die Waldgrenze ab, er wusste, dass Dekker da war. Scheinbar mühelos fand er die Augen des Waldläufers, aber diese waren nicht mehr hasserfüllt oder mitleidsvoll, sie waren kühl, grausam, skrupellos.
    Schon lag der Pfeil auf der Sehne, noch immer gellte der Schrei über die Wälder. Durch das Gestrüpp visierte Dekker den Anführer an, jeder Lebensmut, jede Zerstörungs- und Mordlust, die noch eben sein Gesicht erfüllt hatte, war gewichen, in grenzenloses Entsetzen übergegangen.
    Das war es nicht wert. Dekker blickte auf Basse, der schrie, versuchte den Wald zu erreichen, in den Armen seines Freundes zu sterben, aber dessen Kräfte aufgrund des Blutverlustes schwanden.
    Er nickte. Unmerklich nickte Basse. Eine letzte Träne rann über Dekkers Wange, dann ließ er die Sehne los.
    Der Schrei endete abrupt. Der Pfeil steckte direkt in der Brust. Alles war auf einmal totenstill. Dekker blickte erneut den Anführer der Krieger an, sein Blick verharrte stur auf der Leiche Basses. Realisierte er, was er getan hatte, welch Grausamkeit verübt worden war?
    Für einen Moment war Dekker versucht einen weiteren Pfeil auf die Sehne zu legen und diesmal sein ursprüngliches Ziel, den Henker der vier Waldläufer zu töten... Aber es schien Dekker, als sei er gestrafter, mit dieser Sünde leben zu müssen, als direkt erlöst zu werden...
    Auge um Auge, dachte Dekker, er würde ihm keinen schnellen Tod gewähren.
    Er ließ den Bogen sinken, schaute noch einmal Basse an, sein Gesicht wirkte erlöst und eine gewaltige Blutlache bildete sich um seinen Körper. Der Pfeil hatte ihn erlöst, dachte Dekker, als er sich umdrehte... Aber er hatte Basse nun nicht nur durch sein Versagen indirekt getötet... sondern auch durch seinen Pfeil direkt.
    Er hatte alles verloren, was er besaß. Jeder Wert war von ihm gewichen. Er schmiss sie fort, wie einen Ballast, durch dessen Verlust er sich wieder bewegen konnte...
    Der Krieg hatte begonnen.

  8. Beiträge anzeigen #8
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Dekker hielt den Atem an, er fühlte nichts, keine Emotion war in seinem Kopf. Dann atmete er aus, die Luft dampfte, als er sie langsam ausstieß. Er schloss die Augen, verharrte einen Moment und ließ dann wieder die kalte Abendluft in seine Lungen strömen. Er wusste nicht, was er tun sollte, sein Kopf war völlig leer. Plumpe Eindrücke aus seiner Umgebung stapelten sich, emotionslos und kalt, farbig, aber doch grau in grau.
    Er wusste nicht, wie lange er dort stand, die Zeit schien manchmal anzuhalten und manchmal an ihm vorbeizurasen, er erinnerte sich, dass es genieselt hatte, irgendwann waren die kleinen, kaum spürbaren Tropfen zu Flocken geworden. Schnee. Nicht lange und nicht viel, aber dennoch war es der erste Schnee des Jahres... Und Dekker stand in seinem Umhang mitten im Wald.
    Wieder schluckte er, irgendwas musste geschehen, irgendwie musste er anfangen, musste seinen Fuß heben und einige Zentimeter weiter wieder abstellen, zumindest das musste er schaffen.

    Wie war er hierher gekommen?

    Er war gerannt, plötzlich losgerannt, nachdem er sich umgedreht hatte, keine Ahnung, wo er hin wollte, aber irgendwann war er hier angekommen. Und war stehen geblieben.
    Wo waren all die Gefühle hin, die ihn noch vor wenigen Stunden dem Tode so nahe gebracht hatten?

    Der Schmerz, dieser unglaubliche Schmerz, den er erlitten hatte, als er seine Männer sterben sah.

    Der Hass, der abgrundtiefe Hass auf sich selbst und auf die Götter und das Schicksal und dieses Leben.

    Das Ensetzen, das maßlose Entsetzen über diese Barbarei und seine Unfähigkeit etwas dagegen zu tun, dagegen anzukämpfen.

    Die Wut, die brennende Wut auf diese Kerle, die seine Brüder, seine wehrlosen Brüder, verbluten ließen, anstatt ihnen einen ehrenhaften Tod zu gewähren.

    Die Angst, diese kreischende Angst, die er hatte endgültig zu erkennen, was hier passierte, was er war.

    All das war wie fortgeblasen. Seine leere Hülle stand in diesem Wald, regungslos, mit durchnässten Umhang. Die Augen waren stur in die Leere gerichtet, suchten irgendwo im Nichts nach einem Sinn, kämpften um die Antworten. Keine Gedanken belagerten ihn, er machte sich keine Sorgen um seine Leute, sein Silden, seine Freiheit, seine Brüder. Nicht mal der Gedanke an Griffin wühlte ihn auf. Nichts. Leere. Sein Kopf glich einer Wüste, einer rauen, schroffen, grauen Wüste. Hin und wieder strich ein Windhauch über die rauen Steine, wirbelte Staub auf, aber im nächsten Moment legte er sich wieder und hinterließ keine Spuren.
    Er hörte sein Herz schlagen, gleichmäßig und ruhig, rhythmisch hob sich seine Bauchdecke, spannte das Wams und den Harnisch und löste die Spannung wieder.
    Die kleinen Dampfwolken traten aus seinem halboffenen Mund, verflüchtigten sich in der diesigen Abendluft und mischten sich mit der Welt, während sich der Rest dieses Mannes abkapselte.
    Er blinzelte, ließ seine Augen einen Moment länger geschlossen, als sonst und schlug sie dann langsam wieder auf, wieder bohrte sich sein Blick in die Umgebung, ohne diese explizit wahrzunehmen. Er forschte irgendwo zwischen diesen Ästen, unter dem Gestrüpp, im Unterholz nach Antworten auf Fragen, die er nicht einmal kannte.
    Hunger hatte er den ganzen Tag nicht gehabt, kein Geräusch war aus seiner Bauchgegend zu vernehmen, auch keinen Durst hatte er gehabt. Seit dem gestrigen Nachmittag hatte er nichts mehr zu sich genommen und hatte auch nichts mehr von sich gegeben... Einzig sein Atem interagierte noch in irgendeiner Weise mit seiner Außenwelt.
    Er drehte sich um und im Moment der Drehung wusste er nicht warum, schon lief er wieder, setzte selbstsicher einen Fuß vor den anderen, als hätte er schon immer gewusst, wohin er laufen würde, problemlos bahnte er sich seinen Weg durch den Wald, aber irgendwas schlug durchgehend mit gewaltiger Kraft auf die trockene Wüste in seinem Kopf.

    Warum?

    Ivram war unruhig, emotionslos betrachtete der Jäger es einige Zeit, ehe er lieblos mit seinem Handrücken über die Nüstern des Hengstes fuhr, er wollte etwas sagen, vergaß aber, was es war und kaum hatte sich sein Mund einen Spalt breit geöffnet, schloss er sich wieder.
    Das Pferd wollte nicht ruhiger werden, die Streicheleinheiten schienen den Gaul nicht zu erreichen, aber war das überhaupt wichtig?
    Wenigstens auf diese Frage konnte er sich selbst eine Antwort geben, Nein, und für einen Moment war es, als ob die Wüste lebte... Ehe sie sich wieder verkrustete und starr und schroff zurückblieb.
    Schnell fand er in den Satteltaschen das, was er gesucht hatte. Er hatte Pergament gesucht und ein Stück Kohle, stellte er im Nachhinein fest, während seine Hände schon beinahe selbstständig begannen Buchstaben zu formen.

    An Jarvo,
    Ich hoffe, Ivram übermittelt diese Nachricht. Bhôr hat wahrscheinlich schon berichtet. Basse tot. Habe ihn getötet.
    Werde nicht so schnell wieder kommen. Weile lang unterwegs. Brauche Antworten. Und brauche Fragen dazu.
    Jodas soll mit dir zusammen das Geschehen leiten. Späher zu Varek, beobachten, was der Adler tut.
    Du musst mit Samorin trainieren, er hat die Grundlagen. Soll auf Scheiben schießen, lernen mit dem Bogen eins zu werden. Guter Mann, dieser Wächter. Er kann Bogenschießen, wird eines Tages Meister der Zunft.
    Tut mir leid, dass ich nicht komme. Verstehe nichts.
    Bis bald, Dekker


    Hölzern wirkten die Worte, als er sie nach dem Schreiben überflog, was bedeuteten sie? War er sich selbst, oder was auch immer ihn da gerade leitete, im Klaren, was als nächstes passieren würde?
    Provisorisch befestigte er die Nachricht am Sattel des Pferdes und löste dann die Zügel, ehe er ihm einen Klaps gab. Das tagelange Training würde sich ausbezahlt machen. Ivram würde den Weg nach Silden finden.
    Für einen Moment blickte er dem Tier nach, wie es eigentlich, wie Dekker selbst, seinen Weg fand, ohne zu wissen, warum.
    Dann war das Tier verschwunden und mit ihm Dekkers letzte Verbindung zu seinen Brüdern. Wieder verharrte er in seiner starren Pose, wieder verkrusteten seine Gedanken, starben ab, hinterließen taube Stümpfe in der trostlosen Wüste seines Kopfes... Aber er begehrte nicht dagegen auf, er ertrug es. Er hatte all das ertragen, hatte gemerkt, wie er verfallen war, wie alles, was er war zerstört wurde und nun würde er auch das ertragen.

    Regen fiel, oder war es Schnee, wahrscheinlich eine Mischung, aber welche Bedeutung hatte das? Wieder eine Frage und diesmal wieder eine Antwort, keine. Wenn bloß alle Antworten so leicht wären. In langen Fäden schlug der Eisregen nieder, Pfützen bildeten sich um den Jäger, Wasser sickerte durch seinen Umhang, durchdrang sein Wams und berührte seine Haut. Er zuckte nicht zusammen, als das eisige Wasser begann seine Haut aufzuweichen, ihn nun auch körperlich zu brechen.
    Seine Haare klebten an seinem Kopf, sein Bart verlor seine Struppigkeit und von seinen Händen löste sich der Dreck.
    Tropfen rannen über seine Oberlippe, tropften in seinen Mund, kitzelten seine Unterlippe und wurden dann geschluckt.
    Sein Atem war immer noch ruhig, regelmäßig, immer noch pochte sein Herz gleich rhythmisch, gab den Takt seines jämmerlichen Daseins vor. Kein Zeichen der unmenschlichen Kälte zeigte sich an Dekker, außer, dass sich seine Lippen langsam blau färbten.
    Dann, einem unhörbaren Ruf folgend, rannte er los. In die Dunkelheit. Taranis, formten seine Lippen.

  9. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #9
    Deus Avatar von Seloron
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    Benztown
    Beiträge
    20.322
     
    Seloron ist offline
    Nachdem er gehört hatte was sich in Vengard zutrug hatte Seloron seine Pläne schnell angepasst und war nach Süden weiter gereist. Ihr Zwischenziel war Montera, eine Stadt die ihm gar nicht behagte aber da musste sich der ehemalige Söldner eben überwinden. Vengard wäre ihm lieber gewesen aber wie sollte er seinem Schüler das Feilschen und klauen beibringen wenn die Händler dort scheinbar gar nichts mehr hatten.

    Montera war auch nur eine Zwischenstation, wenn man so wollte, ein kurzer Besuch und ab. Das nächste Ziel wäre dann schon Bakaresh aber soweit waren sie noch nicht. Phobia saß auf seiner Schulter und Astera hielt er am Zügel, er hatte nicht vor länger als unbedingt nötig zu bleiben.

    Wir fangen hier mal ganz klein an, du gehst zu einem der Händler da vorne und suchst dir etwas aus, was du möchtest oder auch nicht, eigentlich ist das für die Übung recht egal.
    Wenn du jetzt feilschen willst, also den Preis so tief drücken willst wie es nur geht, darfst du den Händler niemals wissen lassen wie sehr es dir gefällt oder wie sehr du es brauchst.
    Sobald der davon Wind bekommt ist es vorbei, er wird mit dem Preis höchstens noch höher gehen aber sicher nicht weiter runter.
    Schau dich in Ruhe um, ohne Hektik, erkundige dich nach dem einen oder anderen und irgendwann sprichst du ihn dann auf das gewünschte hin an.
    Mach ihm klar, dass du es ja vielleicht nehmen würdest aber der Preis viel zu hoch sei. Einige werden nicht darauf eingehen und jetzt kommt es etwas auf dein Glück an, nicht jeder wird darauf anspringen. Wenn der Händler nicht nachgeben will legst du das einfach zurück und gehst wieder. Ruft dich der Händler jetzt zurück, hast du gewonnen.

    Schau dich einfach mal etwas um, gehe von einem zu dem anderen Händler, vergleiche die Preise oder tue wenigstens so, das bekommen die schon mit und dann legst du los.


    Arvideon war sehr sprachgewandt, der würde sich sogar herausreden können, wenn ihn einer mal beim Klauen erwischen würde, da war sich Sel sicher aber das kam erst noch, das war ihr der falsche Ort und die falsche Zeit dafür.
    Der Lehrmeister war gespannt.

  10. Beiträge anzeigen #10
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Er wusste, wo er war, er kannte die Pfade. Sicher setzte er einen Fuß vor den anderen, bahnte sich seinen Weg durch die Wälder. Es waren die Pfade der Waldläufer, auf denen er wandelte, jeder der ehemaligen Hüter hatte diese Wege beschritten, gefolgt von seinen Männern, seiner Sippe, seinem Waldvolk.
    Vor nicht allzu langer Zeit war er diesen Weg schon einmal gegangen, seine Finger waren genauso über die Rinde gefahren, wie jetzt, aber die Situation war eine andere gewesen.
    Wie sehr er sich in den wenigen Wochen, die vergangen waren, verändert hatte. Er war ein eingeschüchterter Waldläufer gewesen, der die Hoffnung hatte oder sich eher einbildete, vielleicht Führer des Waldvolkes zu werden.
    Und jetzt? Was war er jetzt?
    Er war nicht mehr der eingeschüchterte Junge, der sich nach Macht und Anerkennung sehnte. Waldläuferführer war er, aber hinter ihm ging nicht sein Gefolge, stattdessen fühlte er sich gehetzt. Gejagt von seinen Feinden und zerfleischt von sich selbst. Die wenigen Wochen hatten an ihm gezehrt, er fühlte sich nicht gut, mehr tot als lebendig und es hörte nicht auf.
    Wie lange rannte er schon? Seit er Ivram verlassen hatte? Seine Kleidung klebte an seinem Körper, durchtränkt vom Regen und vom Schnee, seine Stiefel waren durchgeweicht von der matschigen Pampe, in die sich der Waldboden mit dem ersten Schnee verwandelt hatte. Seine Haare lagen strähnig in seinem Gesicht, ebenso nass, wie der Rest der Gestalt, die gebückt durch die Wälder rannte.
    Einzig die karge Wüste in seinem Kopf schien noch ebenso ausgetrocknet, wie vor dem Schneefall. Er versuchte es, zwang sich nachzudenken, Gedanken aufzunehmen und nicht nach Bruchteilen von Sekunden wieder fallen zu lassen... Aber es gelang ihm nicht. Es war wie ein Windhauch, der über das schroffe Gestein fuhr, aber keine Wirkung hatte, wie sollte er auch? Konnte ein einfacher Gedanke über all das hinweg täuschen, was seinen Verstand zerstört hatte?
    Es fühlte sich nicht an, als ob er rennen würde, viel eher war es ein Schweben, auch der Wald schien kein Wald zu sein, viel eher war es eine Blase... Er schwebte in einer Blase, vollkommen abgekapselt und leer, es war quälend, wäre er in der Lage Emotionen zu empfinden, so hätte er die Verzweiflung gespürt, er hätte Entsetzen empfunden, darüber, dass er es nicht schaffte, sich aus seinem Gefängnis zu befreien.
    Aber stattdessen war da nur diese Leere, diese quälende Leere, die alles immer weiter zerfraß.
    Ja, tatsächlich, eigentlich war es kein Schweben, viel eher ein Fallen. Vom Nichts ins Nichts, freier Fall im leeren Raum.
    Sein Atem war immer noch gleich ruhig wie vor Stunden, als er losgelaufen war. Die Frage, wie er es ertrug, seit Stunden zu laufen, seit Tagen nichts gegessen, getrunken oder ausgeschieden zu haben, gesellte sich zu den unbeantworteten, nicht ausgesprochenen Fragen in seinem Kopf.

    Endlich tat sich die Lichtung vor ihm auf, dunstig hingen Nebelschwaden niedrig über dem Erdboden, scheinbar nichts hatte sich verändert, seit er vor wenigen Wochen mit den anderen Waldläufern hierher gekommen war.
    Unberührt erhoben sich die steinernen Stufen aus dem Erdboden und führten auf die kleine Plattform.
    Er erinnerte sich an Arakos, wie er auf den weißen Stufen stand, in deren Scharten sich Moos und Dreck ablagerte, und wie der Waldläufer um die Einheit des Waldvolkes rang. Der Bär hatte diesen Kampf verloren, sein Lebenswerk war zerbrochen. Es war Dekker, als würde er einen Hauch von Trauer spüren, aber im nächsten Moment fegte ihn ein Windhauch über der kargen Wüste fort.
    Sein Blick war stur auf den Stein auf der Plattform gerichtet, wieso war er hier? War das die erste Frage? Die erste Frage, die es zu beantworten galt auf seinem Weg?
    Seine Stirn legte sich in Falten, waren das Gedanken, denen er da folgte. Unbemerkt war er langsamer geworden, ehrfürchtig schritt er immer näher auf die Stufen zu.
    Für einen Moment zögerte er, ehe er seinen linken Stiefel auf den weißlich grauen Stein setzte.

  11. Beiträge anzeigen #11
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Es war ihm, als bräche ein Teil der Wüste auf, für einen Moment hoffte er, sein inneres Nomadenleben sei beendet, begiehrig sog er die Luft ein, die ihm für einen Moment so frisch, so gut vorkam. Seine Augen tasteten die Umgebung ab, wie ein Blinder, der für einen Moment sehend wird. Jedes Geräusch schien in sein Hirn zu dringen, half den Spalt in seiner Wüste ein klein wenig weiter aufzubrechen. Für einen Moment war ihm kalt, der unmenschliche Hunger und seine ausgetrocknete, nach Flüssigkeit schreiende Kehle taten ihm gut, er genoss sie. Seine Zunge fuhr über seine Lippen, schmeckte das süßliche Regenwasser. Er merkte, dass er zitterte, merkte, wie Tränen seine Augen füllten. Mühsam zog er seinen zweiten Fuß nach, erklomm eine weitere Stufe.
    Die Erschütterung riss den Spalt weiter, öffnete ihn tiefer, ließ die Wüste noch weiter zurückweichen. Er war schwach, spürte wie sein Körper rebellierte, er wollte schlafen, zusammenbrechen, etwas essen, etwas trinken, pinkeln.
    Es roch nach Blumen... er spürte einen realen Windhauch, der ihm einen Kälteschauer über den Rücken trieb.

    Wieso war er hier?

    Wieso?

    Wieso?

    Er hatte verloren, sein Blick griff ins Leere, seine Ohren wurden taub für den Ruf der Eule, die Regentropfen, die über seine Zunge liefen, verloren ihren Geschmack und ihre Temperatur. Er war nicht mehr schwach, aber auch nicht stark, er hungerte nicht, aber war nichts satt, er begehrte keine Flüssigkeit, würde sie aber nicht verschmähen... Es war ihm egal, denn er funktionierte.
    Der Wind blies ihm ins Gesicht, trocknete die Träne, die seine Wange hinunter laufen wollte, erschlug den Funken Hoffnung, der nach Freiheit brüllte.
    Innerlich rannte er, versuchte sein Ziel zu erhaschen, das aber anstatt näher zu kommen, sich immer weiter entfernte. Jeder Sinneseindruck verschwand, verblasste mehr und mehr, ehe alles wieder grau in grau, stumpf und taub vor ihm lag. Nichts schien greifbar, nichts erreichte ihn, kein Laut, keine Farbe, kein Geschmack, kein Geruch und kein Gefühl, alles prallte an ihm ab, zerschellte an den Fragen, die ihre Mauer um den wehrlosen Waldläufer bauten.
    Er wollte sein Schwert ziehen, seinen Weg frei schlagen, seine Feinde niederstrecken, hätte er nur gewusst, wo dieser Feind war. Die Versuchung war da, sich seinen Dolch ins Herz zu stoßen, aber auch diese verblasste, während irgendeine Stimme die Frage immer lauter schrie.

    'Wieso bist du hier?'

    'Wieso bist du hier?'

    'Sag mir die Antwort, Dekker, wieso bist du hier?'


    Er schluckte, sein Mund öffnete sich, suchte die Wörter, die irgendwo in seinem Kopf sein mussten, oder in seinem Herzen, oder zumindest irgendwo in ihm.

    'Wieso bist du hier?'

    Wortlos schloss sich sein Mund. Er wusste es nicht. Gelinde gesagt, er hatte keine Ahnung, wieso er hier stand.

    'Wieso bist du hier?'

    Aber irgendeine Antwort musste er doch geben können, irgendwie war er doch hierher gekommen, aus irgendeinem Grund hatte er doch seine Füße bewegt, seine Schritte gemacht, seinen Weg gefunden, bis hierher vor Taranis' Denkmal.

    'Wieso bist du hier?'

    Er war es doch gewesen, der losgerannt war, der beschlossen hatte, zu verschwinden! Es musste irgendwas mit ihm selbst zu tun haben, die Fragen. Er war auf der Suche nach den Fragen! Denn erst wenn er die Fragen kannte, konnte er Antworten geben!

    'Du kennst die Frage. Wieso bist du hier?'

    Der Schrei wurde immer lauter, ähnlich wie Basses Schrei, aber diesmal verdeutlichte er nicht allein den Schmerz, sondern hatte eine Aussage, stellte eine Frage, eine Frage, auf die er keine Antwort wusste.

    'Was bist du!? Bist du Taranis? WAS BIST DU?! Du kennst die Antwort! Nicht wahr? Los antworte! Sag mir, wer du bist! Zeig dich!', er zitterte, als er die Worte aussprach, hinausbrüllte in die Nacht, hoffte eine Antwort zu kriegen, einen Anhaltspunkt, wer ihn so quälte und warum alles so war, wie es war.

    Gelächter. Nichts weiter, nur schallendes Gelächter. Eine gehässige Stimme, bösartig und zynisch, sie lachte nicht aus Freude, sondern aus Hass, aus Schadenfreude über Dekker... Über seine Naivität, seine Auswegslosigkeit und seine Verzweiflung.

    'Taranis? Du meinst, ich sei Taranis? Wieso soll ich nicht Adanos sein? Oder Beliar? Das wäre doch humorvoll, nicht wahr?
    Nein, ich bin nicht Taranis, ich bin kein Held, ich bin kein Gott, ich bin Nichts, ein Nichts bin ich, aber im Gegensatz zu dir, bilde ich mir nicht ein, etwas zu sein... Etwas bedeutendes, etwas großes. Aber in Wahrheit kannst du nichtmal meine Fragen beantworten, Dekker!
    Wieso bist du hier? Was suchst du?'


    Dekker schluckte, woher kam diese Stimme? Er versuchte sie zu orten, sprunghaft erklomm er die letzten Stufen, stand vor dem Stein, der Taranis geweiht war, es war ihm kurz, als spüre er die Heiligkeit dieses Ortes, aber dann suchte er bereits wieder, tastete die Umgebung mit seinen Blicken ab, wo war der Sprecher.

    'Du wirst scheitern, Dekker. Du bist gebrochen, bereits jetzt, du bist ein Haufen elend, aber noch immer bildest du dir ein, irgendetwas durchschauen zu können. Du wirst zu Grunde gehen! Nichtmal diese Frage kannst du beantworten, wie willst du dann zu deinem Ziel gelangen? Lauf! Renne! Versuche vor deinem Verderben zu entkommen, flehe um Aufschub, um Zeit. Tage oder zumindest Stunden. Du solltest um jede Minute feilschen, wie ein Händler auf dem Bazar in Bakaresh...
    Aber nein, stattdessen stehst du hier und suchst irgendetwas, aber weißt nicht was! Kannst nicht antworten auf einfachste Fragen!'


    Dekker schüttelte den Kopf, er konnte nicht erkennen, woher die Stimme kam, es schien ihm, als schalle sie aus dem ganzen Wald zugleich und aus dem Stein und aus der Luft und aus der Erde. Er wollte losschreien, auf die Knie sacken und heulen, er wollte um die Antwort flehen, die irgendwo vor ihm zu sein schien, aber die er nicht erreichte, egal wie schnell er zuschnappte.
    'Ich bin wegen Taranis hier.', stammelte Dekker und wusste, dass es die falsche Antwort war, aber er resignierte, er wusste es einfach nicht.

    'Ach, wegen einem toten Waldläufer, dessen Knochen die Flut in alle Weltmeere trug? Du musst wirklich sehr gläubig sein, wenn du stundenlang rennst, um eine Gedenkstätte zu erreichen, Narr.'

    Woher wusste die Stimme all das? Woher kannte sie überhaupt seinen Namen? Wieso seine Gedanken? Wieso stellte sie die Fragen, die Dekker nicht wusste, die ihn aber quälten? Und wieso kannte sie die Antworten?

    'Ich... ich bin... ich bin wegen dir hier.', die letzten Worte flüsterte er eher in die klate Nachtluft, aber er war sich sicher, dass ihn die Stimme hören konnte... Vielleicht wusste sie, was er sagen wollte, bevor er es überhaupt ausgesprochen hatte.

    'Lauf! Du stehst erst am Anfang deines Weges... Deines Weges zu mir.', hörte Dekker die Stimme erneut, es war also die richtige Antwort gewesen, oder? Aber er betrachtete es mit der selben Gleichgültigkeit, wie alles andere.
    'Wohin?', er wusste nicht, ob er dieses Wort wirklich aussprach, oder ob er nur postwendend die Antwort bekam.
    'Wieso bist du hier? Du wandelst doch auf seinen Pfaden. Aber diese enden nicht hier. Sie beginnen hier!'

    Taranis, dachte er, als er losrannte, mit seinen Augen das unsichtbare Ziel fixierend, das er verfolgte.

  12. Beiträge anzeigen #12
    Provinzheld Avatar von Arvideon
    Registriert seit
    Sep 2009
    Beiträge
    219
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Arvideon ist offline

    Der Markt von Montera

    Das war endlich mal eine Aufgabe nach Arvideons Geschmack gewesen.
    "Ziehe los und schwatze einem Händler was tolles für wenig Geld ab.", so hatte der Auftrag gelautet und Arvideon hatte ihn natürlich formvollendet ausgeführt, allerdings nicht zur vollsten Zufriedenheit des jungen Seloron. Denn der wollte nicht verstehen, wie gelungen der Kniff mit dem getürkten Sklavenverkauf gewesen war.

    Zunächst einmal hatte Arvideon genau das gemacht, was ihm der junge Mann, der in diesem Falle Lehrmeister spielte, empfohlen hatte. Der Wandermönch war zunächst von einem Stand zum nächsten gewandert und hatte sich Glasperlen, gepanschten Kaktusschnaps aus Mora Sul, Eselsstuten mit zerfransten Ohren aus Ben Erai und Töpferwahren aus Trelis angesehen, dann war er zu einem Stand mit Sklaven gekommen. Es waren drei arme ausgemergelte Gestalten, mehr Kinder als Erwachsene, ein bemitleidenswertes Schauspiel, das den innosgläubigen Hohepriester innerlich heftigst erzürnte. Aber er konnte leider wenig tun für die erbärmlichen Gestalten, denn soviel Geld besaß er nun auch nicht ... aber halt, das stimmte nicht ganz, hatte der gute Seloron nicht gesagt, er solle Feilschen üben?

    Der Sklavenhändler hatte einen Angestellten, einen jungen Burschen der im Gegensatz zu den Sklaven geradezu prächtig aussah und auch noch verdammt stolz darauf zu sein schien, etwas besonderes unter diesem Haufen voller verlauster Hungerleider zu sein und nicht gerade zimperlich mit seiner Reitgerte umging.
    Arvideon fasste einen Plan. Er wollte diese Ungerechtigkeit nicht länger mit ansehen.

    Es gab noch etwas außer dem Knaben, was der Hohepriester für seinen Plan brauchte, und das kam geradewegs auf ihn zu. Es war ein fetter Kerl mit zu viel Pomade in den strähnigen dungelschwarz glänzenden Haaren, einer dieser neureichen Profiteure der orkischen Speichelleckergesellschaft, der genau auf den Sklavenstand zusteuerte.
    "Habt ihr auch Luxusware.", fragte der Fette pikiert, den varantischen Händler.
    "Das ist alles, was ich habe, Herr. ein neue Lieferung ist sehr zu meinem Bedauern noch nicht aus Kap Dun eingetroffen, aber wenn Ihr mir jetzt 5000 Gulden aushändigt, gewähre ich Euch das Vorkaufsrecht und Ihr dürft Euch den schönsten Sklaven aus der nächsten Lieferung aussuchen."
    Ein alter Trick, so wusste Arvideon. Der Händler hatte vor dem Reichen eine Woche später, wenn der sich nicht mehr an alle Gesichter der Angeketteten erinnern würde, seine Ladenhüter als neue Lieferung zu Präsentieren, um sie endlich loszuwerden, den anscheinend saß er schon zu lange in Montera fest, so hatte der Wandermönch beim Umherschweifen und Interessiert schauen bei einem Gespräch unter andern Händlern, welche sich über Gerüchte ausgetauscht hatten, erfahren, wie auch, dass Barek, der Sklavenhändler kein Geld mehr für neue Sklaven hatte, da er schon zu lange für die mehr als knappen Essensrationen seiner Ladenhüter aufkommen musste. Um aber die Sklaven wieder verkäuflich zu machen hätte er erst wieder in sie investieren müssen, wofür dem knickrigen Schleimbolzen wohl sein eigenes wertloses Geld zu schade war.
    Dies alles wollte Arvideon ausnutzen.

    "Was verlangt Ihr für den da? Ich biete 8000 Gulden.", der Neureiche zeigte, unsensibel und vom Geld verdorben wie er war, auf den Schönling, den er für den Leibsklaven des Händlers hielt. Der Kerl hatte wohl keine Ahnung von guter Verhandlungstaktik, da er gleich einen völlig zu hoch bemessenen Preis genannt hatte. Barek wurde puterrot im Gesicht und keifte um seine Fassung ringend ob dieser Beleidigung, aber sich zurückhaltend um den Kunden nicht zu verlieren, dem schmierigen Typen entgegen: "Der ist unverkäuflich, aber wenn Ihr mit einem der anderen ..."
    "Nein, wer mein Geld nicht zu schätzen weiß, hat es nicht verdient.", flötete der Reiche arrogant, der wohl dachte, man müsse ihm die Welt zu Füßen legen, wenn er mit seinem prallen Säckel angewackelt kam, und drehte sich demonstrativ zum Gehen.

    Arvideon, der das ganze Gespräch mitverfolgt hatte, passte nun den geeigneten moment ab, zog seinen Strohhut tief ins gesicht und wartete bis das Ekelpaket sich weitgenug vom Sklavenhandel Barek entfernt hatte, dann sprach er ihn von hinten an.
    "Herr?", ließ er es unterwürfig, sein Gesicht vom Hut verdeckt, erklingen.
    "Wer seid Ihr das ihr es wagt mich anzusprechen?"
    "Ich bin Galek, der Kommissionär von Herrn Barek. Er hat es sich anders überlegt und wird euch gerne seinen Leibsklaven vermachen allerdings verlangt er mindestens 12000 Gulden für den Prachtburschen.", fistelte der Wandermönch.
    "Dieser Bursche ist nicht mal die 8000 wert die ich für ihn geboten habe und jetzt soll ich nach einer solchen Abfuhr noch mehr bezahlen? Ist er denn wahnsinnig?"
    Dem Fettsack sprangen fast die Augen aus dem Kopf.
    "Mein Herr hängt sehr an ihm, es ist Herr Bareks Lustknabe. Aber gut, wie wäre es mit 10000 Gulden für den Knaben?", beschwichtigte ihn der Gnom.
    "Immer noch viel zu viel, dafür kann ich mir ja einen ganzen Harem schöner Tänzerinnen zulegen.", hielt der Schmalzkopf entgegen.
    "Dann 10000 Gulden für den Knaben und einen der anderen Sklaven zusam ...?"
    "Lasst mich mit diesen von Skorbut zerfressenen Pestverbreitern in Ruhe, ich biete euch 9000 aber nur für den Knaben. Das ist mein letztes Angebot.", meinte der Fette abfällig die Mundwinkel verziehend.
    "9500 Gulden, werter Herr, und wir werden ihn baden, neu einkleiden und Euch vorbeibringen. Ist das ein Wort?"
    Nun fand sogar ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht des Reichen Platz.
    "Das ist ein Wort.", und er schlug in die ausgestreckte Hand des Wandermönches ein.
    "Herr Barek möchte das Geld jetzt schon, um den Knaben standesgemäß für Euch kleiden zu können.", führte Arvideon eine weitere Finte ins Feld.
    "Er ist wohl knapp bei Kasse, was? Ja das dachte ich mir.", erklärte der Neureiche sich selbst die Welt und überreichte Arvideon zwei schwere Geldkatzen mit dem abgezählten Geld. Alleine schon, dass er mit diesen Summen auf die Straße ging, zeichnete ihn als ausgemachten Blödian aus.
    "Mein Herr wird Ihnen zu ewigem Danke verpflichtet sein", nuschelte er unter dem Hut hervor und schon war der Wandermönch in der Menge verschwunden.

    "Ich möchte die drei Sklaven."
    "Alle drei, Herr?", der Sohn des Sklavenhändlers konnte sein Glück kaum fassen.
    "Natürlich alle drei, hier hast du 2000 Gulden für jeden."
    Arvideon streckte ihm einen der beiden Geldsäckel hin mit genau 6000 Gulden abgezähltem Inhalt.
    "D ... Da ... Danke Herr, zu großzügig."
    Das stimmte, jeder der drei Sklaven wäre höchstens zwei drittel des Preises Wert gewesen, aber einem geschenkten Gaul sah man bekanntlich nicht ins Maul und so konnte Arvideon bald mit einem Schlüsselbund und drei jungen Männern in Ketten verschwinden.
    Natürlich befreite er sie in einer Abgelegenen Gasse, gab jedem 1000 Gulden aus dem Erlös des getürkten Sklavenverkaufs und empfahl sie an seinen Freund den Krüppel von Trelis weiter, der auch hier in Montera Geschäfte tätigte. Die drei Burschen sollten möglichst schnell aus der Stadt verschwinden, so empfahl er ihnen und sich dabei der Hilfe des Unterweltbosses versichern. Dann verabschiedete er sich und ging zurück zu Seloron um ihm mit stolzgeschwellter Brust seine 500 Gulden Provision zu zeigen und ihm zu berichten, er habe gerade den Sohn eines Sklavenhändlers in dessen Namen an einen Reichen ekligen Geldsack verkauft.

    Was der Fette wohl tun würde, wenn sein Kauf nach mehreren Wochen nicht angeliefert werden würde? Nun der Sklavenhändler würde sich samt Sohn und Geld bestimmt schon über alle Berge gemacht haben. Und wenn nicht? Nun es würde dem Sklavenhändler Berak recht geschehen, was immer ihm geschehen mochte. So dachte sich das zumindest Arvideon.
    Geändert von Arvideon (02.12.2009 um 16:07 Uhr)

  13. Beiträge anzeigen #13
    Ehrengarde Avatar von Grimbar
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Gießen, Mittelhessen
    Beiträge
    2.421
     
    Grimbar ist offline

    Nähe Vengard

    Fröhlich pfeifend und fingerschnippend schlenderte Grimbar durch den myrtanischen Mischwald, über der Schulter lässig einen Stock, an dessen Ende ein Fuchs und ein Dachs baumelten.
    Zwar hatte Grimbar weder Bogen noch Speer, also keine Waffe mit der man jagen gehen konnte, trotzdem wusste er wie man geschickt Fallen platzierte und sich diese ebenfalls mit einfach Mitteln selbst bauen konnte. Er hatte zwar den ganzen Morgen gebraucht, aber es hatte sich gelohnt, denn die Felle der kleinen Pelztiere konnte man wahrlich gut verkaufen.

    Er sollte seine jägerischen Tätigkeiten besser zurückstellen, er wollte vor dem Winter nicht zu viele Tiere erlegen. Die Kälte stahl der Natur schon genug Leben.

    Er hatte seinen heutigen Trip wenigstens in ein anderes Waldstück verlegt, das tat der Fauna auch gut und Grimbar hielt wieder reiche Beute. Damit könne er sich dann auch eine bessere Robe leisten, seine momentane kratzte ziemlich, besonders im Schritt war dies bei längeren Wanderschaften unangenehm.

    Doch er musste nun mal an einen entbehrungsreichen Lebensstil gewöhnt sein, er wollte nich verweichlichen, trotzdem gönnte er sich gerne neue Ausrüstung, es war so etwas wie seine Schwäche. Und finanziert wurde sie aus der Jagd und dem Handel.

  14. Beiträge anzeigen #14
    Ritter
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    Never never land
    Beiträge
    1.897
     
    Jarvo ist offline
    „Wir müssen hier weg“, zischte Jarvo zu Sten, der nur aufgebracht nickte und sich die Schmerzensschreie seiner Kameraden mit anhören musste, die auf der anderen Seite des Dorfes tapfer ihr Leben ließen. Ihr Opfer hielt Vareks Männer in diesem Moment noch davon ab, diese Seite des Waldes zu durchforsten, in welcher so viele unschuldige Seelen hockten und hofften.
    Als Jarvo seinen Kopf zur Seite wandte, fand er Dekkers Blick und nickte.
    „Es geht los. Haltet die Köpfe unten und bei Adanos seid still.“
    Gleichzeitig strömten die kleinen Truppen von Dekker und Jarvo aus ihren Verstecken und kämpften sich mit müden und abgespannten Gliedern durch die Dunkelheit, von welcher aus sie nur mit abgeschirmten Händen in das mächtige Feuer blicken konnten, welches sich konstant ausbreitete und selbst vor den äußersten Bäumen nicht Halt machte.
    Es tönten erneute Schreie von hinten, ein jeder unmenschlicher als der Vorhergegangene. Panik, Schmerz, der totale Verlust der Hoffnung und Todesgedanken motivierten diese gellenden Laute, die sich mehr und mehr aufzuschaukeln schienen.
    „Weiter! Weiter!“, dachte Jarvo und hörte Sten, der die Erwachsenen ohne Unterlass vorantrieb. Die kleinen Kinder hatten sie auf die Arme genommen, um ihnen wenigstens den Trost von starken, sie umschlingenden Armen geben konnten.
    Wenige Meter waren sie vorangekommen, da hatte Jarvo die Leute von Dekker aus den Augen verloren. Sie drangen in etwas ein, was einer vollkommenen Dunkelheit nahekam jegliche Sichtweite binnen Sekunden nahm. Doch ihre Herzen drängten darauf, weiterzuschlagen und trieben sie pausenlos voran. Einer der Erwachsenen fiel zu Boden und mit ihm das Kind in seinen Armen. Jarvo hörte nur das anfängliche Wimmern, was weinenden Schmerzensschreien vorausging, doch seine Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Entweder das Kind selbst oder der Erwachsene hielt ihm die Hand vor den Mund, sodass nur ein gedämpftes Prusten zu vernehmen war.
    Doch keine Zeit, um stehen zu bleiben. Weiter, weiter, weiter…
    Und langsam, ganz langsam verklungen die schrecklichen Geräusche hinter ihnen und selbst die gewaltige Feuersbrunst gelangte außer Sichtweite.


    Langsam öffnete Jarvo die Augen, nachdem die Ereignisse der letzten Tage sich detailgetreu vor seinem inneren Auge abgespielt hatten. Noch immer brachte ihn jeder Gedanke an diese furchtbare Nacht, der ein so erfolgreicher Tag vorausgegangen war, zum Zittern.
    So viel Leid und so viel Ungewissheit. Wie war es den anderen ergangen? Hatten sie überlebt oder waren sie der grausamen Hand dieser Barbaren zum Opfer gefallen, die ohne Gnade gegen alles und jeden vorgingen? Die Zukunft würde Antworten bringen.
    Missmutig blickte Jarvo auf sein Schwert, welches offen auf dem Tisch lag und bläulich im Licht der wenigen Kerzen schimmerte.
    Es hat zu wenig Blut gekostet in jener Nacht. Auch wenn die Leute unter meiner Aufsicht noch leben… für welchen Preis? Wir hätten kämpfen sollen… das hätten wir.
    Er dachte daran zurück, wie er die zwei Männer und Frauen und Kinder zur Lagermeisterei gebracht, wo für sie gesorgt wurde. Sie waren Flüchtlinge der ersten Klasse, sozusagen. Ihres Heimes beraubt, wobei die vorausgegangenen Aktionen der Waldläufer nicht unschuldig waren. Sie hatten etwas gut zu machen.
    Auch dachte der Barde an Sten, der sich augenblicklich bei Ankunft in Silden zur Grünen Krähe begeben und sich der Annehmlichkeiten des Alkohols hingegeben hatte. Gebracht hatte es jedoch nicht viel. Beinahe halluzinierend und brüllend hatte man ihn zur späteren Stunde aus der Kneipe und in sein Bett getragen. Bei jedem hinterließ diese Nacht andere Spuren.
    Wie so oft blieb Jarvo ruhig, wobei ihn jedoch eine innere Unruhe quälte und alle seine Qualitäten zur Frage stellte. Wie schon bei vorangegangenen Schlachten sperrte er sich in Mertens Hütte ein und sinnierte über seine Fehler, die in diesem Fall sogar zum Tode von Freunden und Bekannten geführt hatten.
    Es klopfte an der Tür.
    „Ich brauche keine aufmunternden Sprüche, dankeschön.“
    Doch der Mann vor der Tür hatte nicht vor, sich abhalten zu lassen. Mertens selbst, Hausher und guter Freund, trat über die Türschwelle und hielt ein zerknülltes und dreckiges Stück Pergament hoch. „Das ist gerade von Dekker gekommen. Ich dachte, es interessiert dich vielleicht.“
    Keine Sekunde später war Jarvo auf den Beinen und entriss dem Waldläufer das Geschriebene, um es mit hastigen Augen zu verschlingen. Er fing direkt wieder oben an, als er das Ende erreicht hatte. Er hatte viele von den kurzen und prägnanten Sätzen nicht verstanden. Sie ergaben einfach keinen Sinn.

    An Jarvo,
    Ich hoffe, Ivram übermittelt diese Nachricht. Bhôr hat wahrscheinlich schon berichtet. Basse tot. Habe ihn getötet.
    Werde nicht so schnell wieder kommen. Weile lang unterwegs. Brauche Antworten. Und brauche Fragen dazu.
    Jodas soll mit dir zusammen das Geschehen leiten. Späher zu Varek, beobachten, was der Adler tut.
    Du musst mit Samorin trainieren, er hat die Grundlagen. Soll auf Scheiben schießen, lernen mit dem Bogen eins zu werden. Guter Mann, dieser Wächter. Er kann Bogenschießen, wird eines Tages Meister der Zunft.
    Tut mir leid, dass ich nicht komme. Verstehe nichts.
    Bis bald, Dekker


    Dekker lebte also… Adanos ich sage dir meinen Dank. Doch…
    Bhôr war in Silden?
    Jarvo konnte es nicht sagen, er hatte seit seiner Ankunft die Hütte nicht verlassen.
    Basse war tot? Durch Dekkers Hand? Ausgemachter Blödsinn. Der Waldläuferführer hätte den Verstand verlieren müssen, um zu so etwas fähig zu sein. Kein Befehlshaber brachte seine eigenen Untergebenen in einem Gefecht um.
    Das Dekker bei klarem Verstand sein musste, bestätigten die letzten Zeilen. Das weitere Vorgehen mit Jodas leiten… ja… Samorin ausbilden… ja…
    Antworten auf ungestellte Fragen? Verstehe nichts?]
    Jarvo schüttelte aufgebracht den Kopf und blickte in die besorgen Augen von Mertens, der sich mit in die Seite gestemmten Armen betrachtete.
    „Du weisst hoffentlich was nun zu tun ist, Jarvo?“
    „Sag es mir…“
    Mertens seufzte.
    „Du nimmst dein Schwert und zeigst, dass du der bist, auf den deine Freunde zählen. Ein Krieger Sildens. Jodas braucht Unterstützung, Silden selbst braucht sie, um in Sicherheit vor Vareks Truppen gewappnet zu sein. Und lass das flehende Gesicht… du machst dich nur lächerlich. Komm jetzt.“
    Er drückte dem Barden den kalten Griff des Schwertes in die Hand, deren Finger sich augenblicklich darum schlossen. Das Feuer in Jarvos Seele war entfacht und würde ewig brennen, wenn es nur durch Freundschaft und Zusammenhalt geschürt würde.

  15. Beiträge anzeigen #15
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Stumm und mächtig lagen sie da, nichts konnte ihnen nahe kommen, nichts sie gefährden und Tag und Nacht brach sich das Wasser an ihnen hinab. Die Wasserfälle waren eines der größten Heiligtümer des Waldvolks und als er jetzt vor ihnen stand, wurde ihm klar, weshalb.
    Sie waren die Natur, unverrückbar, unzerstörbar, geschaffen von Adanos für die Ewigkeit. Dekker wusste nicht, wie viel Wasser jeden Tag über die Klippen zu Boden fielen, und es war ihm egal, aber dennoch spürte er die Monumentalität, die dieses Naturdenkmal ausstrahlte.
    Atemlos war er über die Waldgrenze getreten, das Rauschen des Wassers dröhnte in seinen Ohren und vor ihm lag das unglaubliche Naturspektakel.
    Auch wenn die Witterung alles gräulich braun färbte, war es dennoch ein wundervoller Anblick...
    Man hätte ihn genießen können, die Idylle, die Ruhe, die trotz des Lärms, die Gegend heimsuchte. Die Regelmäßigkeit, selbst im Winter schien das Leben hier zu pulsieren.
    Aber Dekker ging es nicht um diesen Anblick, er nahm ihn nicht wahr. Das Rauschen war nur ein Lärm, der irgendwo herkam und der wundervolle Anblick, war nichts als eine Station auf dem Weg zu seinem Ziel.
    Aber was war das Ziel? Wohin wollte er?
    Er hatte zumindest herausgefunden, dass er auf dem Weg zu dieser mysteriösen Stimme war, oder besser, wegen ihr unterwegs war... Aber wer oder was war diese Stimme. Und vor allem wo war sie?
    Auf Taranis' Pfaden sollte er wandeln. Wie selbstverständlich hatte er gestern die geheime Gedenkstätte erreicht und dort die erste Frage erfahren und beantwortet, aber wo sollte er jetzt hin?
    Er wusste nichts, schrittweise wurde er langsamer, lief einige Schritte aus und blieb dann stehen. Vor ihm schillerte der See im Abendlicht der untergehenden Sonne, aber es war nicht mehr als eine Randnotiz in seiner körperlichen Leere, die er erfuhr.
    Wohin? WOHIN? Zweifelnd stand er auf der durchweichten Wiese vor den rauschenden Wasserfällen, sobald er stehen blieb, war sie da, die unendliche Leere. Sein Ziel, das zuvor noch seine Schritte gelenkt hatte, war wie weggeblasen, verschwand und war plötzlich nicht mehr greifbar.
    Taranis' Pfade... Wo waren die Pfade eines Mannes, der von den Fluten weggespült worden war? Überall hin hatte das Wasser seine Knochen gespült, wo war also sein Pfad?
    Er schritt immer näher auf das Wasser zu, spürte, dass er den Gedanken nicht folgen konnte, die Wüste brach nicht auf, stattdessen verhärtete sich jede Windung seines Hirns mehr und mehr.
    Was waren Taranis' Pfade?

    'Sag du es mir, Dekker.'

    Die aus dem nichts kommende Stimme schlug ihn beinahe nieder. Für einen Moment fühlte er den Schmerz, der ihn niederreißen wollte, aber schon hatte er sich wieder gefangen.
    Da war sie also wieder, die Stimme und scheinbar konnte sie jetzt auch noch seine Gedanken lesen.
    'Verflucht...', murmelte Dekker...
    War das also die nächste Frage? Die Pfade Taranis'... Was waren die Pfade eines Hüters, der vor Äonen von Jahren gelebt hatte?
    Er war der größte Waldläuferführer gewesen, der je gelebt hatte. Er hatte die Waldbruderschaft quasi gegründet und hatte sich dann für sie geopfert.
    Aber viel mehr wusste er über ihn nicht. Er war an seinem Denkmal gestanden, und jetzt war er hier an den Wasserfällen... Wenn sein Pfad laut der Stimme an seinem Denkmal begann, dann musste er ihn rückwärts gehen.
    'Die Fluten... Die Fluten waren Taranis letzter Schritt... Ich muss den Weg rückwärts gehen.'

    Minutenlang verharrte er, wo blieb die Antwort der Stimme? War seine Antowrt richtig gewesen? Sie war nachvollziehbar, aber was sollte er tun? Wieso bestätigte die Stimme ihm nicht, was er dachte? Oder war es falsch gewesen?
    Er schaute auf das Wasser, die Wasseroberfläche am Rand des kleinen Sees kräuselte sich nur leicht, während unweit davon Unmengen von Wasser in den See stürzten.
    Es würde keine Antwort kommen... War dies eine Prüfung? Musste er selbst entscheiden, ob seine Antwort richtig war? Ob sein Weg der richtige war?
    Noch kurz zögerte er, dann entledigte er sich seines Umhangs, obwohl die Kälte unfassbar war, rührte sie Dekker nicht, nicht mal eine Gänsehaut bekam er, als er kurz darauf seine Hose und seine Stiefel auszog.
    Seine Füße sanken ein wenig in den matschigen Untergrund ein, als er zu der Felswand neben dem Wasserfall lief. Alles bis auf seinen Lendenschurz, seinen Gürtel und sein Schwert wickelte er in seinen Umhang ein und deponierte es in seinem Gebüsch nahe der Felswand.
    Er schluckte und zögerte nocheinmal kurz, dann sprang er in das eiskalte Wasser.
    Es war nichts, was ihn erschütterte, sein Zustand ließ die Kälte nicht an sich heran, sie prallte ab an den Fragen, die unausgesprochen seinen Geist fesselten. Das trübe Wasser ließ nur wenige Zentimeter Sicht zu... Aber es war egal, denn er wusste nicht mal, was er suchte.
    War es die richtige Antwort gewesen? Irgendetwas schien 'Ja' zu brüllen, aber es war nicht die Stimme, viel eher seine Einbildung... Er schwamm auf das Rauschen zu, selbst unter Wasser spürte man, wo die Wassermassen in den See einschlugen.
    Mit jedem Schwimmzug wurde seine Einbildung stärker... Die Antwort musste richtig sein, wahrscheinlich hatte er richtig gehandelt, vielleicht musste er auch mal etwas riskieren, wenn er sich nicht sicher war, ob es richtig war.
    Langsam wurde sein Atem knapp, er spürte, dass er den Wasserfall unterschwommen hatte und er tauchte hinter den fallenden Fluten auf.
    Er japste nach Atem, wie ging es weiter... Wieder trat das Phänomen auf, dass wenn er stoppte nicht mehr wusste, wo er hin musste.
    Wenn er die richtige Antwort gegeben hatte und wenn er den richtigen Weg gegangen war, dann musste er ihn weiter gehen.
    Die Felswand war kaum einen Meter entfernt von ihm, wieso war er hierher geschwommen?
    Das Gewicht seines Schwertes lastete auf Dekker und zog ihn nach unten, für einen Moment ergab er sich diesem Sog, holte Luft und ließ sich unter Wasser zerren und erneut tat sich der Weg auf.
    In der trüben Suppe war es kaum zu erkennen, aber Dekker wusste, dass es da war, genauso wie er wusste, dass er die richtige Antwort gegeben hatte, genauso wie er wusste, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Er schwamm nach vorne auf die Felswand zu, ohne Probleme oder Wand abtasten fand er das, was er suchte... Die Lücke im Stein. Seine Hände suchten die Ränder des Lochs ab, und stießen ihn schließlich hinein, er ließ sich kurz treiben, versuchte nach oben zu kommen, aber spürte, dass es keinen Raum gab, um aufzutauchen... Das Loch war komplett mit Wasser gefüllt.
    Panik überkam ihn, er wollte schreien, aber zwang sich seinen Mund nicht zu öffnen, er vergaß die Wüste, er vergaß die Fragen, er nahm den Kampf um sein Leben auf. Er brauchte keinen Weg! Er brauchte keine Antworten! Seine Arme schnellten nach oben, griffen ins Wasser. Kraftvoll schwamm er nach vorne, suchte einen Ausweg, Atem, nicht mehr nach einem Weg.
    Sein Herz raste, pochte in seinem Kopf und Meter um Meter schwamm er tiefer in die Dunkelheit.
    War es das Verderben? Was, wenn es keinen Ausweg gab, wenn diese Grotte im Nichts endete? Aber er hatte seine Entscheidung getroffen... Wenn seine Antwort richtig war, dann war der Weg richtig und er ging ihn konsequent und er riskierte etwas.
    Fast im selben Moment als dieser Gedankenfunke seinen Kopf wie eine Sternschnuppe durchquerte, tauchte er auf. Luft strömte in seine Lungen, Freiheit, er pumpte seine Lungen leer, sog wieder den frischen Sauerstoff ein und wusste, dass er richtig gehandelt hatte.
    'Und jetzt, Stimme? Ist das alles? Wie geht es weiter? Welchen Weg soll ich gehen?', brüllte Dekker siegestrunken in die leere Höhle und grinste. Sein Herz pulsierte noch immer, als er sich aus dem Wasser hievte.

    'Es gibt nur einen Weg, Dekker.'

    'Haha, sehr lustig.'
    , antwortete Dekker auf den ironischen Kommentar der Stimme und starrte dann in die Dunkelheit hinein.
    Er hatte keine Fackeln oder Holz oder irgendetwas brennbares... Einzig sein Schwert und sein Lendenschurz war ihm geblieben, er musste es also irgendwie ohne Licht schaffen.
    Mit seinen Händen suchte er nach einer Wand, an der er sich entlang tasten konnte. Wenn es nur einen Weg gab, konnte das wohl nicht allzu schwer sein, diesen zu finden.

  16. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #16
    Deus Avatar von Seloron
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    Benztown
    Beiträge
    20.322
     
    Seloron ist offline

    Geldern

    Auch wenn er es so ganz anders geplant hatte musste Seloron zugeben, dass sein Schüler ihn beeindruckt hatte, auch wenn der ehemalige Sumpfler das sicher niemals zugeben würde. Die Sklaven hatten sie freigelassen, Seloron war sich aber sicher, dass sie das nicht sehr lange wären. Er versuchte sich aber daraus zuhalten. Wenn der Pirscher einmal anfing sich da einzumischen käme er nicht mehr raus, das war doch ein Fass ohne Boden. Wenn man einen Sklaven befreite musste man alle befreien, wer war er denn zu beurteilen, wer die Sklaverei mehr verdient hatte als ein Anderer. Am besten wäre die Sklaverei ganz abzuschaffen aber momentan war das nicht drin, die freien Völker, wenn diese mal so nennen wollte hätten wohl keine Chance gegen Orks und Assassinen, zumindest jetzt nicht.

    Ein gutes Stück vor Geldern hatte die Beiden ihr bescheidenes Lager aufgeschlagen, nicht einmal ein Feuer brannte, das hatte aber einen ganz einfachen Grund.
    Bevor sie sich für die Nacht niederlassen würde hatte Seloron noch was vor und deshalb war er mit seinem Schüler noch mal losgezogen und so eben in Geldern selber angekommen.

    Es stank, es stank nach Tod, fand er wenigstens.
    Astera führte er am Zügel, seine Stute würde Seloron hier keinen Augenblick aus den Augen lassen. Für ihn war es hier noch schlimmer als in Faring, wenn man ihn fragen würde könnte er es nicht einmal erklären, es waren einfach Erfahrungswerte, auf die er zurückgreifen konnte und Andere eben nicht.

    Wenn du einen Händler bestehlen willst, egal was für einen, ist es immer eine gute Taktik den Tollpatsch zu spielen, den geistig zurückgebliebenen oder den Blinden, gut ist auch eine Mischung aber wir wollen es ja nicht gleich übertreiben.
    Der Tollpatsch ist sehr wissbegierig, will alles über die waren wissen und tut sehr interessiert. Irgendwann schmeißt er einige Waren herunter und beim Aufheben verschwindet eben etwas unter der Jacke oder sonst wo.

    Da sind wir schon bei deiner Aufgabe. Du sollst einen Händler beklauen, möglichst etwas, das wir brauchen können aber sonst ist das auch nicht so wichtig.
    Wichtig ist, dass du dir eine Taktik zurecht legst aber auch bereit bist auf Unerwartetes zu reagieren.
    Wenn es hart auf hart kommt bin ich ja auch noch da aber ich glaube schon, dass du das hinbekommen kannst, du scheinst ein natürliches Talent dafür zu haben.


    Seloron ging vor, schaute sich bei anderen Händlern um, tat einfach so als seiner beschäftigt, ließ seinen Schüler dabei nie aus den Augen.
    Geändert von Seloron (03.12.2009 um 19:47 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #17
    Ritter Avatar von Dekker
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.618
     
    Dekker ist offline
    Hätte er doch nur eine Fackel gehabt, oder einen Lichtzauber, oder irgendetwas Helles! Wie lange war er bereits hier? Wie viele Stunden wandelte er bereits durch diese Grotte. Oder was war es überhaupt? Vielleicht lief er die ganze Zeit im Kreis! Die Dunkelheit hatte ihm nicht nur sein Zeitgefühl, sondern auch seine Orientierung geraubt!
    Vielleicht war er bereits Tage hier unten, vielleicht auch erst fünf Minuten. Seine Hände fuhren über die schroffe Felswand. Womöglich war er der erste Mensch, der hier überhaupt wandelte, denn besonders lebensfreundlich war die Stimmung hier nicht unbedingt.
    Der Felsboden hatte seine Füße in den Stunden des Gehens aufgerissen, aber Dekker spürte keinen Schmerz. Er spürte auch nicht die Kälte, die er eigentlich hätte spüren müssen, denn er wandelte immerhin bis auf seinen Lendenschurz unbekleidet durch diesen Gang. Von Hunger und Durst konnte er gar nur träumen, seit dem kurzen Aufblitzen, als er seinen Fuß auf die erste Stufe zu Taranis' Denkmal hinauf stellte, hatte sich keine Spur von Hunger oder Durst in ihm geregt.
    Die Dunkelheit raubte ihm den Verstand, die schroffe Wüste in seinem Kopf tauchte sich in eine ähnliche Düsternis und er drohte geistig komplett umnachtet zu werden.
    Sein Blick bohrte sich in die Schwärze, die ihn umgab, seine Augen tasteten das Nichts ab, als würden sie etwas suchen, von dem Dekker nicht wusste, was es war... Aber selbst wenn er es gewusst hätte, hätte er keine Chance gehabt es in der Finsternis zu erkennen.
    Aber dies war der richtige Weg, er hatte seine Entscheidung getroffen, er hatte die Antwort auf die letzte Frage gegeben, die richtige Antwort in seinen Augen, und war dieser dann konsequent gefolgt, also musste es irgendwie weitergehen.
    Doch was war, wenn es nicht weiterging. Er blieb stehen, das letzte Geräusch, seine eigenen Schritte, verhallte und er blieb in kompletter Dunkelheit und Stille stehen. Was war, wenn das alles eine Illusion war? Wenn seine Finger nicht den Stein berührten, von dem er glaubte, ihn zu berühren. Wenn seine Fußsohlen sich nicht auf dem Felsen wund gelaufen hatten, auf dem er glaubte zu stehen. Er hatte weder Orientierung, noch Zeitgefühl, er war verloren in Zeit und Raum, in vollkommener Schwärze!
    Er hatte seit Tagen nichts gegessen oder getrunken, die Kälte musste rein rational betrachtet unmenschlich sein und seine Kräfte seit langem am Ende... Konnte er seinen Sinneseindrücken überhaupt Glauben schenken? Es gab etliche vernünftige Gründe, weshalb er ihnen nicht trauen sollte...
    Wem konnte er überhaupt vertrauen? Woraus zog er seine Kraft? Weshalb glaubte er durch eine dunkle Höhle zu laufen? Nichts bewies es, außer das Gefühl des schroffen Felsens an seinen Fingern und unter seinen Füßen. Er konnte nichts sehen oder hören, ein Geruch lag nicht in der Luft und wie sollte er am Geschmack erkennen, wo er war?
    Wieso war er sich so sicher, in einer Felshöhle herumzulaufen, in tiefster Finsternis? Konnte es nicht nur eine Illusion sein, dieses Gefühl an den Fingerspitzen? Ein Hirngespinst? Einbildung, hervorgerufen von Hunger, Durst und Kälte?

    'Genau, Dekker, wem kannst du vertrauen?'

    Und diese Stimme, die jetzt plötzlich wieder auftauchte und ihre Fragen um sich schmiss... War sie real? Oder fiel sie in die Kategorie Sinnestäuschungen, ebenso wie das Gefühl des rauen Steins? Aber die Frage war durchaus berechtigt, wem konnte er vertrauen?
    'Jarvo und Jodas! Ich kann Tavik vertrauen und Favril und Euryia-'

    'Du weißt, wie ich die Frage meine, Dekker. Deine Freunde können dir nicht helfen! Sie sind nicht da, oder siehst du sie irgendwo hier?'


    Dekker war sich schon vor der Aufzählung der Namen sicher gewesen, dass seine Antwort falsch war, denn eigentlich wusste er, was gemeint war... Aber er konnte nicht darauf antworten, denn er wusste nicht, ob er überhaupt auf etwas vertrauen konnte. Seine Sinneseindrücke schienen vager denn je, dumpf und unsicher drangen sie durch die Wolke, die Dekker zu umgeben schien. Noch dazu fehlten diese Eindrücke hier beinah völlig, vier von fünf Sinnen schieden aus und die Oberfläche des Steins erschien, je länger er darüber nachdachte, unwirklich und unnatürlich.
    'Ich kann mich nicht auf das verlassen, was ich sehe, was ich höre, was ich rieche, fühle oder schmecke...', murmelte Dekker mehr an sich gewandt in seinen Bart.
    Aber was leitete ihn dann? Seine Sinneseindrücke waren immer ein verlässlicher Indikator dafür gewesen, wo er sich befand, was er tat und was um ihn herum geschah, aber dies war jetzt nicht mehr der Fall. Was sollte ihn aber sonst leiten? Sein Verstand? Dem konnte er erst recht nicht trauen. Seit Tagen hatte er nichts gegessen oder getrunken. Ein paar Regentropfen hatten den Weg in seinen Mund gefunden, aber mehr auch nicht. Dazu war er seit Tagen auf den Beinen, hatte nicht geschlafen oder für längere Zeit pausiert, stattdessen war er rastlos durch die Wälder geeilt, von Etappenziel zu Etappenziel... Außerdem musste die Kälte eigentlich unmenschlich sein, es war Winter, in Silden lag vermutlich Schnee und er stand hier fast nackt in einer Felshöhle, nachdem er durch Eiswasser getaucht war, indem er noch dazu fast ertrunken wäre.
    'Mein Verstand ist ein Wrack, auf ihn kann ich mich auch nicht verlassen.', stellte Dekker ernüchtert fest.
    Es war ihm als wäre zu der äußeren Orientierungslosigkeit, ein innerer Orientierungsverlust hinzugekommen, welcher dazu führte, dass sich alles um den Waldläufer drehte.
    Schwärze. Es war keine Wüste mehr in seinem Kopf, stattdessen einfach nur noch Dunkelheit. Er wünschte sich, die schroffe, kahle Wüste in seinem Kopf wieder erkennen zu können, aber der schwarze Nebel schien sich nicht zu lüften.
    Er hatte sich immer auf seinen Verstand verlassen, hatte seine nächsten Schritte jeweils gut überlegt und hatte rational und kopfgesteuert gehandelt. Aber jetzt half ihm sein Kopf nicht, die Dunkelheit zerfraß ihn und eine innere Nacht umhüllte die kläglichen Reste seiner Gedanken.
    Aber was gab es sonst? Wieso war er hier? Aus irgendeinem Grund war er doch irgendwann vor geraumer Zeit in das Wasser gesprungen, war hinter den Wasserfall getaucht und hatte schließlich die Höhle entdeckt, er hatte sich durch diese Grotte gekämpft, aus irgendeinem Grund, irgendetwas hatte ihn geleitet.
    'Mein Gefühl! Mein Gespür! Das hat mich hierher geführt!', rief Dekker aus, in der Hoffnung die richtige Antwort zu geben.

    'Dekker... sagt dir dein Gefühl nicht, dass du in einer kalten, feuchten Steinhöhle stehst?'

    Der Unterton der Stimme war spöttisch, sie schien Dekker aufs Korn zu nehmen.
    Wieso war er dann hier? Wenn es nicht sein Gefühl war, das ihn leitete, auf das er vertrauen und sich verlassen konnte... Was war es dann, weshalb hatte er dann angenommen, dass seine Antwort auf die letzte Frage richtig gewesen war... Dass sein Handeln konsequent dieser Antwort folgend war.
    'Mein Wille brachte mich hierher.', flüsterte er in beinahe mystischer Stimmung.

    'Richtig, Dekker. Dein Wille, er ist deine Stärke, er hindert dich doch gerade am Krepieren vor Hunger, Durst, Kälte und Müdigkeit. Er hat dich hierher gebracht und er wird dich auch hier raus bringen, Dekker. Du bist kein Kopfmensch, du warst es noch nie. Dein Wille leitet dich, denn er ist unfassbar stark, nur durch ihn bist du das, was du bist.'

    Endlich mal eine ausführlichere Antwort, dachte sich Dekker, während er überlegte, wie er nun weiterverfahren sollte. Seine Hand hatte den Kontakt zur Wand verloren, gleichzeitig schien er zu schweben und die Worte der Stimme hallten noch immer in seinem Kopf.
    Du denkst schon wieder, sagte plötzlich eine andere Stimme, die aber nur in seinem Kopf zu existieren schien, sie sagte doch, dein Wille führt dich.
    Er musste nur wollen! Schon im nächsten Moment drehte er sich nach rechts, dort wo noch vor wenigen Sekunden seine Finger die Wand gespürt hatten, schien es jetzt einen Ausweg zu geben.
    Selbstsicher setzte er einen Fuß nach vorne, wie selbstverständlich fanden seine Schritte ihre Bahn, er überschritt den Ort, wo noch vor wenigen Augenblicken seine Hand an die Wand gestützt war... Aber es gab vielleicht gar keine Wand.
    Mit jedem Schritt schien sich die Dunkelheit mehr zu lichten, es wurde nicht wirklich hell, aber zumindest leichte Umrisse konnte er erkennen. Bäume, glaubte er zu erkennen, oder wollte er sie nur einfach erkennen? Büsche, ob sie wirklich existierten, oder ob sie nur sein Wille waren, wusste er nicht. Er stand im Wald... Irgendwo im Wald und es war Nacht oder zumindest wollte er, dass Nacht war.
    Die Sterne warfen zumindest ein einen Hauch von Licht auf die Szenerie.
    Für einen Moment verharrte er, betrachtete seine Umgebung... Eine ganz normale Nacht im Wald, noch immer war er nur mit Lendenschurz bekleidet und seinem Schwert bewaffnet, aber kalt war ihm nicht... Vermutlich weil er es nicht wollte.
    Und dann lief er los, der leicht schneebedeckte Waldboden war gefroren und federte nicht wie im Sommer unter den Schritten des Waldläufers.
    Er musste weiter. Er wollte weiter.

  18. Beiträge anzeigen #18
    Schwertmeister Avatar von NaShir
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    916
     
    NaShir ist offline
    Wenn Schatten nicht nur die Umgebung in einen Mantel des Schweigens hüllen, sondern auch der eigene Verstand vernebelt wird von dunklen Wolken, ist das Leben mit einer trostlose Wüstenlandschaft zu vergleichen, deren einzig spektakuläres Ereignis die warmen Winde sind die über die Dünen wehen. Wie lange war es her, dass NaShir das Tageslicht erblicken konnte? - Er wusste nicht einmal wie viele Tage ... Wochen ... Monate ... oder gar Jahre vergangen waren, seit er die Kette der Sklaverei auferlegt bekam. Der ehemalige Graf wusste nur eines: Es war viel zu lange her. Die körperlich anstrengende und monotone Arbeit zehrte an seinen Ressourcen. Nicht nur das sein Körper geschlaucht war von der täglichen Tortur und den Peitschenhieben, die sein Fleisch bereits wund und schwammig machten, nein auch seine psychischen Kräfte waren nicht mehr intakt. Sein Geist war nur noch eine leere Hülle und sein Wille gänzlich gebrochen. Wie konnte es auch anders sein. Er durfte mit niemanden sprechen, er bekam gerade genug Lebensmittel um als Arbeitskraft erhalten zu bleiben und die immer gleichen Gesichter trieben ihn an mehr zu arbeiten. Anfangs versuchte er sich noch gegen die Stagnation seines Geistes zu wehren, doch mit der Zeit gab er es auf. Leistete widerstandslos seine Arbeit und war seinen orkischen Herren ergeben. Das ein Mann seines Standes so tief sinken konnte, hätte er niemals gedacht. Er war Graf, er besaß einst weite Ländereien in einem weit entfernten Land und nun war er nichts weiter als ein Sklave, der sich mit seiner Situation abgefunden hatte.

    Seine Gedanken waren nun nicht mehr als ein Haufen verworrener Gebilde, die sich aus dem Moment heraus ergaben. Es steckten keine komplexen Zusammenhänge mehr dahinter, beschäftigten längst nicht mehr mit wichtigen Themen wie Politik, Krieg und Wirtschaft. Wie auch? Er bekam unter Tage nicht viel davon mit, gelegentlich hörte er ein paar Aufseher über die momentane Situation in Myrthana reden. Aber das war die subjektive Meinung einer Kriegstreibenden Rasse und wenn er eines noch aus der Zeit seiner Freiheit wusste, dann dass die niederen Soldaten nur das wussten, was ihnen ihre Vorgesetzten sagten und das war meist nur Propaganda. Erschöpft legte NaShir einen der schweren, kalten Gesteinsbrocken auf einen Karren und streckte sich einmal ausgiebig während er mit seiner Schwielen besetzten Hand seine Wirbelsäule stützte um überhaupt in der Lage zu sein aufrecht zu stehen. Das wohltuende Gefühl beim aufrechten Stehen in seinem Rückgrat und das knackende Geräusch verschafften ihm einen Augenblick lang eine gewisse Befriedigung. Die körperlich anstrengende Arbeit machte sich vor allem in seinem Rücken und in seinen Extremitäten bemerkbar. Aber nach ein paar Stunden Schlaf, war er meist wieder in der Lage die lange Schicht durch zu halten. Wenigstens gönnten ihnen die Orks eine gewisse Erholungspause. Langsam brauchte er aber auch wieder eine solche. Seine Muskeln und Knochen fingen bereits an in seinem Körper zu rebellieren. Sein fettiges und strähniges blondes Haar hing ihm in seinem abgemagerten Gesicht und der Schweiß rann ihm über seinen blanken Oberkörper, bildete auf seiner verdreckten, krustigen Haut helle Linien und durchtränkte den Bund seiner vergilbte Hose. Durch die Feuchtigkeit und der knappen Bekleidung war ihm kalt ... viel zu kalt. Zwar wärmte ihn die Arbeit auf, aber immer wieder zog der kalte Wind durch die verzweigten Minenschächte und brachte den jungen Grafen zum zittern. Er vermutete das es Winter war, aber genau konnte er es nicht sagen. Es war zu lange her, dass er den Stollen verlassen hatte und er fing langsam sogar an zu vergessen wie es im freien aussah. Manchmal wenn er schlief, träumte er von Myrthana und den Wäldern, von der warmen Sonne und dem Zwitschern der Vögel. Aber leider waren es immer nur Träume und wenn er aufwachte, starrte er an das karge Gestein über ihm, das ihn grau und leblos umgab.

    Es gab für ihn keine Aussicht auf Freiheit, er war ein Sklave geworden, mit genommen, wegen seiner Vergehen, während er unter orkischer Herrschaft diente. Aber er hatte sich damit ab gefunden und seine gebückte Haltung war ein Spiegelbild seines gebrochenen Geistes. Er war einer von Vielen hier und obwohl sie hier auf engstem Raum zusammen schufteten, wussten sie teilweise nicht einmal wie der andere hieß, denn sprechen war untersagt für die Sklaven und selbst Blicke tauschte man aus Angst vor Bestrafung nur aus, wenn man meinte, dass keiner zu schaute. Aus eben jenem Grund schleppte sich NaShir auch wieder zurück um den nächsten Brocken gelösten Gesteins in den Karren zu laden, damit er irgendwann geschmolzen und zu Kriegswerkzeug gemacht werden konnte. Seine knochigen Finger berührten die kalte Oberfläche des Klumpens, der dort bereit zum Abtransport lag, aber gerade in dem Moment als er ihn zum Karren bringen wollte, der nach draußen gehen sollte, ertönte die mächtige Stimme des Aufseher, die die Sklaven aufforderte sich in ihre "Betten" zu legen, die nicht mehr waren als simples Stroh in einem vergilbten, dreckigen Tuch. NaShir lies den Brocken an Ort und Stelle liegen, er konnte ohnehin nicht mehr tragen. Seine Pensum war für diesen Tag erfüllt und die Erschöpfung machte sich in jeder Faser seines Körpers breit. "Halt!", erklang die dominante Stimme des Aufseher der NaShir an seiner kantigen Schulter fasste und ihm mit einem kalten, ausdruckslosen Blick in die Augen sah. Vermutlich hatte er gesehen, dass der ehemalige Graf nicht beim Beenden seiner Arbeit den Brocken mitgenommen hatte den er berührte. "In Faring werden noch ein paar Sklaven gebraucht. Du und noch ein paar Andere der dreckigen Staubfresser, ihr werdet von hier weg gebracht, sobald die Aufseher die euch begleiten sich fertig ausgerüstet haben. Du kannst dich jetzt noch Mal hinlegen, aber sobald du gerufen wirst, stehst du auf und bewegst deinen wertlosen Hintern hier her. Habe ich mich klar ausgedrückt?", fragte er mit dem selben hämischen Grinsen auf den Lippen, wie ihn NaShir schon seit dem Tag wo er hier arbeitete in Erinnerung hatte. "Ja wohl ...", antworte er mit leiser Stimme, die er schon sicherlich seit Ewigkeit nicht mehr benutzt hatte. Als Folge brach er auch gleich in einem Husten aus, während er seinen müden Körper direkt zu dem engen Schacht bewegte, wo er und noch acht weitere Sklaven schliefen. Alles in Allem war diese Nachricht etwas positives für ihn, denn er würde endlich Mal wieder im Freien sein und Tageslicht sehen können. Die Reise nach Faring würde sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen, immerhin waren sie weit davon entfernt. Aber vorher wollte er noch das letzte bisschen Zeit nutzen um seine Kräfte für den langen Weg zu regenerieren ... Schlaf, Nahrung und Tageslicht, waren inzwischen ohnehin das einzig wertvolle in seinem Leben ...
    Geändert von NaShir (03.12.2009 um 23:24 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #19
    Benutzer, die ihr Benutzerkonto per E-Mail bestätigen müssen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Beiträge
    1.633
     
    Hiroga ist offline
    War er bereit?
    Ja, das war er.
    Oder etwa nicht?
    Viel zu lang, viel zu oft verweilten sie nur an einem Ort. Ferox schien diese Atmosphäre zu genießen. Sie waren in der Tat allein in der Wildnis, nutzten Ruhe und Einsamkeit aus um sich auf ihren Geist und ihren Körper zu konzentrieren. Er musste sich eingestehen, dass ihn diese Reise tiefer in sein Bewusstsein führte, als er erwartet hatte. Tatsächlich begann sich etwas wie Faszination für diese Art der Fortbildung zu entwickeln. Nach nun schon so vielen Tagen, wuchs das Verständnis. Ferox hatte ihm oft verdeutlicht, dass Weisheit ebenso wichtig war, wie die Kampfkunst. Tugenden, Gebote, Moral.
    Der Großmeister hatte gut daran getan seinen Knappen zuerst zu lehren geduldig zu sein. Er mochte sich nicht ausmalen, wie qualvoll diese Reise noch vor einigen Monden für ihn gewesen wäre. Langeweile hätte ihn zerfressen, Unmut hätte ihn geplagt und diesen Ausflug jeglichen Sinns beraubt.

    Es war kalt. Das Jahr näherte sich seinem Ende mit rasender Geschwindigkeit, das war unverkennbar. Keinen halben Tag mehr war es hell. Die Kälte kroch des Nachts über den Boden und schloss manches Mal Erdreich und Pflanzenwelt in eine eisige Hülle.
    Grummelnd zurrte er ein Band an seinem Gambeson enger und zog die Decke ein Stück nach oben. Er konnte sich gemütlichere Orte und Gelegenheiten vorstellen, doch diese Nächte waren nichts im Vergleich zu denen in Nordmar. Noch immer rätselte er, wie er damals überlebt hatte. Mitten im tiefsten Winter war er durch Nordmar gewandert. Innos’ Segen musste es gewesen sein. Eine andere Erklärung gab es nicht.
    Sein Glaube an den Herren, diese Reise festigte ihn, gab ihm neue Kraft. War der Fluss einst versiegt, so sprudelte der Quell nun wieder. Er spürte es wieder, er spürte die Wärme, wenn um ihn herum nur Kälte regierte.
    Ferox gebot ihm sich mit seiner Seele, seinem Geist zu beschäftigen. Offene Fragen, die er nie zu beantworten gewusst hatte warteten. Rätsel, versteckt im Wirrwarr seiner Gedanken, nun endlich gelöst. Mit jedem Tag der verstrich klärte sich das Bild. Mit jedem Tag kam er dem Ziel einen Schritt näher. Ein Ziel, dass ungewiss war. Die Zeit der Selbsterkenntnis, warum? Ferox wusste den Grund. Der Paladin wusste was geschah und was geschehen würde.
    Es hatte alles seinen Sinn.

  20. Beiträge anzeigen #20
    Provinzheld Avatar von Die Schamanen
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    240
     
    Die Schamanen ist offline

    Geldern

    „Intrigen“
    Grok lachte laut auf, während er hinter seinem schweren, eichenen Tisch saß. Die eine Pranke ruhte auf dem Arm des Stuhles, die andere hielt ein Glas orkischer Machart. Sie waren gröber, größer als Gläser aus der Fertigung der Menschen.
    „Mord. Totschlag.“ Der Statthalter von Geldern hob nur die kräftigen Schultern. Er lachte immer noch. Morgal stand fast schon etwas zu steif vor dem Tisch und lächelte nur. Der Schamane mochte Grok nicht, hatte eine Abneigung gegenüber diesem Emporkömmling, der sein Ziel nur erreicht hatte, da er so einen guten Draht zu Tok’Amarth entwickelt hatte.
    „Das war eiskalter Auftragsmord, Bruder“, sprach Morgal ruhig, „Jemand hat sich über einen Schamanen hergemacht, als wäre er ein Adeliger des Morravolkes, den man für eine gewisse Summe Gold erdolchen würde.“ Der Schamane verengte die Augen. „Das gefehlt mir nicht. Und es schickt sich auch nicht besonders, Probleme auf diese Art zu lösen, Grok.“
    „Weißt du, Morgal, was mein Meister immer gesagt hat und es auch heute noch tut?“
    Morgal unterdrückte ein Seufzen. Ja, der große Tok’Amarth.
    „Nein, aber du wirst es mir sicher gleich erzählen.“
    Grok nickte. „Er sagt, dass Probleme erledigt werden müssen. Mehr nicht. Weißt du, was das bedeutet? Die Art des Erledigens ist vollkommen egal, Hauptsache wir haben ein Problem weniger. Nun, wen hat es denn eigentlich erwischt?“, fragte er desinteressiert und trank einen beachtlichen Schluck Wein.
    „Murg, den Troll.“ Auf des Statthalters fragenden Blick hin fuhr er fort: „Wurde so genannt, weil er selbst für einen Ork riesig war. Etwas dümmlich und zurückgeblieben, dadurch treudoof und auf irgendeine Weise Groshan verpflichtet.“
    „Groshan“, knurrte Grok, „Ihm gebührt der Tod als Nächstes!“
    „Wieso?“
    „Einflussreich, dieser Morrasohn! Hat einen zu guten Draht zu den Lehrlingen und Berufenen in Faring. Ohne ihn werden diese Welpen williger, werden wieder auf die weisen Worte von Orks wie Kallash hören.“
    Morgal konnte ein Lachen herunterschlucken. Grok nannte Kallash ‚weise’? Beim Schöpfer, die beiden hassten sich auf den Tod, was aus der gemeinsamen Lehrlingszeit bei Tok’Amarth herrührte. Und da war Kallash der talentiertere gewesen.
    „Überbringe dem Boten, wie Groshan sterben soll, Morgal.“
    „Ja, Bruder.“ Morgal grinste beim Verlassen des Raumes. Ja, die Art und Weise wie sich die Kaste ihrer störenden Mitglieder entledigte war brutal, grausam und unehrenhaft … Aber Blutvergießen war des Orkes liebster Zeitvertreib.

    Lugdrub

Seite 1 von 21 12345812 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide