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    Lehrling Avatar von Die Drachenjäger
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    Die Drachenjäger ist offline
    Der Lebenslauf von Varis war bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr ziemlich gleich, wie der Lebenslauf von jedem anderen Kind, das im Norden der Stadt Danreen aufgewachsen ist. Armut, Krankheit, Kleinkriminalität. Auch nur auf die entfernteste Andeutung von Bildung war in Varis' Lebenslauf vergeblich zu hoffen. Und doch war er heute ein sehr wohlhabender Mann, wenn auch in einem anderen Sinne, als die Adeligen.
    Als Varis vierzehn Jahre alt war, tötete er einen Menschen. Nun das wäre ansich nichts Spezielles, denn seinen ersten Totschlag hatte er bereits mit zwölf Jahren begangen im Zuge von Bandenkriegen. Das Spezielle an diesem Mord im zarten Alter von vierzehn Jahren, war, dass er diesen Menschen gegen Bezahlung tötete. Es war ein durchschnittlicher Kaufmann, der nebenbei Kleinkredite vergab zu horrenden Zinsen. Einer seiner Kunden konnte die Zinsen nicht mehr bezahlen, jedoch einen kleinen Jungen, der es versuchen wollte den Kaufmann ins Jenseits zu schicken. Es gelang ihm und er hatte seine erste grössere Summe Geld verdient. Von da an machte er das Töten zu seinem Beruf. Er erreichte immer mehr Bekanntheit im Schwarzen Viertel und am Ende war er für den Tod von so manchen hohen Bandenköpfen verantwortlich. Viele grosse Männer fürchteten ihn und auch das Geschäft mit den Leibwächtern begann wieder gewinnbringender zu werden.
    Schliesslich wurde er mit achtzehn, als jüngstes Mitglied in die Gilde der Nachtrose aufgenommen. Die Gemeinschaft ist die berühmteste und gefürchteste Assasinengilde der Stadt. Auch wenn man für ihre Dienste ein halbes Vermögen bezahlt. Varis ist eines ihrer erfolgreichsten Mitglieder und man vermutet unterdessen, dass er ein riesiges Vermögen mit seinem Können angehäuft hat. Nur bleibt er bescheiden. Sein Zuhause ist das Schwarze Viertel geblieben, ja jeder weiss sogar wo er wohnt, doch traut sich niemand in seine Nähe. Das Haus, in dessen Dachwohnung Varis lebt, steht leer, weil niemand ruhig schlafen kann, wenn er weiss, dass ober ihm der tödlichste Mann von Danreen seine blutigen Träume träumt.

    "Bist du wahnsinnig?", fragte Aurrius und blieb mitten auf der Strasse stehen, als er erkannte, wohin Gilborn ihn führte.
    "Was?", fragte der Drachenjäger verwundert.
    "Ins Schwarze Viertel zu gehen wäre Selbstmord! Was willst du dort überhaupt?"
    "Ich kenne dort jemanden der uns helfen könnte."
    "Im Schwarzen Viertel sind alles nur Verbrecher! Wie soll uns ein Verbrecher helfen können?"
    "Nun ja...irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass auch im Adeligenviertel nur Verbrecher leben. Dorthin bist du aber ohne jedes Mucken hingegangen. Mir sind die Verbrecher hier beinahe lieber, als die heuchlerischen Geldsäcke. Die hier verstecken sich wenigstens nicht hinter einem Dutzend Leibwächter."
    "Das kannst du nicht vergleichen!"
    "Also willst du Troan jetzt retten oder nicht?"
    "Natürlich, aber es gibt sicherlich noch einen anderen Weg..."
    "Ja. Du gehst zu Magenius und fragst ihn höflich ob er Troan frei lässe. Genialer Weg. Nur ob er auch erfolgreich ist, das bezweifle ich."
    "Wer soll dir den helfen können?"
    "Ein Mann namens Varis, er ist..."
    "Ein Mitglied der Nachtrose, ich kenne den Mann...wenn auch nicht persönlich zu meinem Glück. Den Plan kannst du streichen. Varis verlangt ein Vermögen für seine Dienste!"
    "Ausser man hat ihm etwas anderes anzubieten ausser Geld..."
    "Und was wäre das?"
    "Er steht in meiner Schuld...und ausserdem hat er noch eine Rechnung mit Magenius offen."
    "Das ich nicht lache! Der Mann könnte jeden Mann in der Stadt töten. Weshalb sollte er dir etwas schuldig sein! Ausserdem hätte er seine Rechnung sicherlich schon beglichen, wenn du wirklich Recht hättest."
    "Du wirst sehen. Vertrau mir einfach. Auch ein Mann wie Varis besitzt ein Ehrgefühl. Gerade ein Mann wie Varis besitzt Ehrgefühl. Also, kommst du mit oder willst du hier stehen bleiben?"
    "Verflucht sollst du sein, du bringst mich in grosse Schwierigkeiten..."
    "In denen bist du schon. Also komm."


    Das Stadttor zum Nordviertel war beinahe so mächtig und robust wie die Aussenstadttore. Zwei Wachen flankierten das grosse Tor und in einem zweistöckigen Wachhaus der Stadtgarde waren sicherlich noch zwei Dutzend Wachmänner stationiert. Ja, man fürchtete das Nordviertel doch anstatt das dortige Problem zu lösen, schloss man das Problem einfach weg. Erheblich kostengünstiger und man konnte trotzdem ruhig schlafen. Perfekte Lösung für einen Stadtrat.
    "Das Viertel steht unter Quarantäne. Eintritt nur mit einem Schreiben des Obersten Stadtrates Illian Straub", brummte der Stadtgardist unter seinem Vollhelm hervor. Wortlos zückte Gilborn seinen Geldbeutel und überreichte dem Mann einige Münzen. Der Mann verstaute die Münzen in seiner Manteltasche und öffnete, ohne ein weiteres Wort zu sagen, die kleine Tür, die ins grosse Tor eingebaut war.
    Aurrius und Gilborn traten hindurch. Mit einem dumpfen Laut schloss sich die Tür hinter ihnen wieder.

    Troan
    Geändert von Die Drachenjäger (03.11.2006 um 19:43 Uhr)

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    Deus Avatar von Sly
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    gildenloser Druide irgendwo in khorinis ;) skills: Speer 2, Bogen2 , Schleichen2, einhand1, druidenmagie 2 progress finished
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    Sly ist offline
    Sly grinste noch etwas, bevor er erneut zustach. Kire sprang zur Seite und wich damit dem gefährlichen Mordinstrument aus. Mit einem lauten klirren knallte der Speer auf die Felswand und schabte daran entlang, als Sly scheinbar eine Linie ziehend, den Speer hinter Kire herzog. Doch die Reibung verhinderte, dass der Druide hinterher kommen konnte.

    Diese Zeit nutzte der Drachenjäger um seinerseits anzugreifen, aber man spürte noch, das er sehr unerfahren war und schlug seinerseits mit dem Speer zu. Der Gildenlose sprang zurück und dank seiner Elfenstiefel konnte er so dem Stich weit entgehen. Doch Kire schien wohl eine Chance gewittert zu haben. Er begann Sly zu attackieren und nutzte stakatoähnliche Angriffe, die den Krieger in die Defensive zwangen. Die Stöße und Schlitzangriffe von Kire waren inzwischen weit präzieser geworden und sie kamen weit flüssiger, aber man merkte, dass er bisher zu wenige Kämpfe mit anderen Menschen hatte um darin routiniert zu wirken. Es war Zeit dem ein Ende zu setzen.

    Der Gildenlose nutze erneut die Elfenstiefel und sprang ein paar Meter zurück. Kire wollte erneut hinterherlaufen, doch es sollte niemals dazu kommen. Der Druide lies die Energie der Elfenstiefel verschwinden, aber zog sie sogleich wieder zusammen, dann ballte er die Energie in seiner Faust, aber diesesmal nicht, wie das bei der Lichtkugel der Fall war. Das hier würde etwas aggressiver werden. Die Kugel begann grün zu leuchten und wuchs rasch an. Eine unglaubliche hitze ging von ihr aus. Sly schob sie nach vorne , so wie man das machen würde um eine Tür aufzustoßen und die Kugel schoss auf Kire zu und zerschellte an seiner Rüstung, der Drachenjäger allerdings wurde zurückgeschleudert und knallte auf seinen Hintern. "Das reicht." meinte Sly und ging auf Kire zu.

    "Glückwunsch. Du hast die erste Stufe des Speerkampfes erreicht. Im Grunde hast du den großteil deiner Prüfung schon mit der Aufgabe gemacht, die ich dir auferlegt habe, allerdings wollte ich sichergehn, dass du sie auch mit dem Speer erjagt hast. Jetzt kannst du gegen Tiere kämpfen. Im zweiten Teil deines Trainings werden wir uns dem Werfen des Speeres widmen und dem Kampf Mann gegen Mann, dann werde ich dir noch ein paar Tricks beibringen, die einem beim Kampf gegen einen Menschen helfen und grundlegende Angriffstechniken, der Rest wird dir überlassen sein. Übung, Übung, übung."

    Symbolisch reichte Sly Kire die Hand damit er austehn konnte. Der Drachenjäger schien ihn vorerst etwas misstrauisch zu mustern, so als könnte bei dieser Geste nur ein weiter Trick dahinter liegen, doch schließlich nahm er die Hand und stand auf. "Wir werden zurück nach Khorinis gehen und dort weiter trainieren. Dort lässt sich bestimmt der ein oder andere Gegner finden , mit dem man sich duellieren kann. "

  3. Beiträge anzeigen #123
    Lehrling Avatar von Die Drachenjäger
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    Die Drachenjäger ist offline
    Aurrius würde diesen kleinen Ausflug ins Schwarze Viertel nie mehr vergessen. Es war grauenhaft. In den Strassen roch es nach Unrat, Urin, Erbrochenem, ja sogar nach Blut. Aus den zwielichten Spelunken die überall standen drang Gebrüll und Gekreische hinaus. Neben jeder Spelunke stand ein Bordell und von der Strasse aus konnte man in die Schlafzimmer sehen, in denen wohl schon so mancher Nachkomme gezeugt wurde. Leichtbekleidete Frauen versuchten Gilborn und Aurrius in die Zimmer zu zerren. Auffallend war nur, dass jedes der Mädchen mindestens zwei Messer bei sich trug.
    In den Strassengräben lagen Bettler, die so verdreckt und abgehungert waren, dass man nicht mehr hätte sagen können, welchen Geschlechts sie waren. Dazwischen rannten immer wieder kleine Kinder umher, anscheinend spielend, doch Aurrius erkannte, dass sie auf der Suche nach unbewachten Geldbeuteln waren. In dem Moment griff Aurrius nach seinem Geldbeutel, doch der war bereits verschwunden.
    "Verflucht!", zischte der Alchemist hervor. Er blieb einen Moment stehen, als könnte er so den Täter finden. Doch der war bereits in den verwinkelten Gassen verschwunden.
    "Aurrius!", rief Gilborn, der einige Schritte voraus war und winkte den Mann zu sich. In dem Moment erkannte Aurrius, dass ihn bereits so mancher Blick aus dem Schatten argwönisch beobachtete und langsam näher kam. Er beeilte sich wieder neben Gilborn einher zu gehen.
    "Weiche nicht von meiner Seite", sagte der Drachenjäger, seine Hand ständig am Griff seines Dolches.

    Sie erreichten das alternde Fachwerkhaus ohne weiteren Zwischenfälle. Das Haus war grau und es schien, als würde überall eine dünne Schicht Staub liegen, sogar an den Wänden. Kein Licht brennte hinter den Fenstern, es sah vollständig verlassen aus.
    "Er ist wohl ausgeflogen", meinte Aurrius und wollte gleich wieder umdrehen. Gilborn schüttelte jedoch den Kopf und klopfte laut an die Haustür. Nichts tat sich. Schliesslich fasste sich der Drachenjäger ein Herz und drückte die Türklinke sanft hinunter. Klickend öffnete sich die Tür.
    "Sehr schlaue Idee bei einem Assasinen einzubrechen", flüsterte Aurrius, folgte Gilborn jedoch, der sich bereits auf den Korridor gewagt hatte.
    Das Haus war ein Miethaus und war in fünf Wohungen unterteilt. Im ersten und zweiten Stockwerk je zwei Wohnungen mit je 2 Zimmern und noch eine Dachwohnung mit drei Zimmern. Eine schmale Treppe, bei der jeder Tritt knarzte, führte hinauf. Die beiden Eindringlinge gingen hinauf. Gilborn versuchte jedoch überhaupt nicht leise zu sein, im Gegenteil. Er polterte regelrecht die Treppe hinauf. Schliesslich waren sie ganz oben angekommen und nun schlug Gilborns Faust gegen die Wohungstür. Beim dritten Faustschlag schwang die Tür auf und ein junger, durchaus als hübsch bezeichnender Mann stand auf der Türschwelle.
    "Wenn die Tür kaputt geht, bezahlst du mir sie", meinte Varis mit einer äusserst weichen und sympathischen Stimme. Er trug ordentliche Kleider, wie sie ein normaler Bürger zu tragen pflegte. Er war weder wie ein Adeliger gekleidet noch wie ein Bettler. Zu Aurrius' Verwunderung trug der Assassine keinerlei Waffen bei sich, jedenfalls keine sichtbaren.
    "Oh. Gilborn. Dich hätte ich wirklich nicht hier erwartet. Kommt doch rein."
    Der Mann war höflich und nett, gar nicht so, wie Aurrius ihn erwartet hatte. Etwas verdattert stand der Alchemist im Flur und folgte dann zaghaft dem breiten Drachenjäger, der wiederum Varis in die gute Stube folgte. Im Gegensatz zu der gespielten Höflichkeit, wie man sie in Danreen oft antraff, wirkte Varis' Höfflichkeit durchaus ernstgemeint. Vielleicht war er auch nur ein guter Schauspieler, jedoch würde man im Traum nicht vermuten, dass dieser Mann dutzende von Menschenleben auf dem Gewissen hatte.
    "Was trinken? Bier? Wein? Schnaps?", fragte Varis und bat die beiden Gäste zu einer kleinen Gruppe von Polstern.
    "Ein Gläschen Schnaps wäre nicht übel", meinte Gilborn dankend.
    "Mir nichts, danke", entgegnete Aurrius mit nervöser Stimme.
    Varis setzte zwei Gläser und eine Flasche Schnaps auf den Tisch, füllte die beiden Gläser mit einer glasklaren Flüssigkeit und setzte sich dann ebenfalls auf eines der Polster.
    "Nun was führt dich zu mir Gilborn?", fragte der Assassine ruhig und trank einen Schluck von dem hochprozentigen Alkohol. Gilborn griff ebenfalls nach dem zweiten Glas, ehe er zu sprechen begann:
    "Ich brauche deine Hilfe bei einer Sache die Magenius betrifft. Du kennst ihn nur allzu gut."
    Varis' Gesicht zuckte kurz, wurde dann aber sofort wieder ausdruckslos.
    "Zwei meiner Freunde, eine Frau namens Alena und ein Mann namens Troan sitzten bei Magenius im Kerker. Alleine kann ich sie nicht befreien, doch mit deiner Hilfe könnte es gelingen. Du weisst sehr wohl, dass ich bei weiten nicht genug Gold verfüge um dein übliches Honorar zu bezahlen, doch ich glaube du bist mir die Sache noch schuldig..."
    Einen Moment war es still im Raum, ehe nun Varis zu einer Antwort ansetzte:
    "Ich kann wohl schlecht nein sagen oder?"
    Er lächelte kurz.
    "Nun denn, wenn du das als Schuldbegleichung verlangst, dann werde ich es tun. Jedoch noch heute Nacht und alleine. Niemand darf mich begleiten."
    Aurrius wollte sogleich protestieren, aber ein Blick von Gilborn genügte um den Alchemisten von seinem Protest abzuhalten.
    "In Ordnung", meinte Gilborn und trank den Inhalt seines Glases in einem einzigen Schluck.

  4. Beiträge anzeigen #124
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Sentinel ist offline
    Sentinel und offensichtlich auch Rangor waren nicht gerade begeistert, als sie erfuhren ins kalte Wasser des Sees steigen zu müssen. Wobei Rangor ja nicht musste, er tat es aus freiem Willen, oder aber aus Höflichkeit Redsonjas gegenüber. Gerne tat der Söldner es auf jeden Fall nicht und das würde sich wohl auch im Kampf zeigen. Sentinel hingegen sah es als seine Pflicht an, er war nach Gorthar gereist um ein Meister des einhändigen Kampfes zu werden, er hatte sich geschworen alles dafür zu tun. Von diesem Standpunkt aus gesehen schien ein Duell im Wasser nicht wirklich abfordernd.
    Still trotteten die beiden Soldaten den leichten Hang hinunter, Redsonja folgte ihnen um das Geschehen gut verfolgen zu können. Nach wenigen Augenblicken war der See erreicht. Sentinel und Rangor schritten auf den morastigen Rand zu, die Gildenlose indessen ging einige Meter hinter ihnen in die Hocke.
    Das Wasser war klar und man konnte bis zum Grund des Gewässers sehen, es war nicht sonderlich tief. Sentinel musste es ungefähr bis zu den Oberschenkeln reichen, so vermutete er.
    „Also was ist? Gehen wir rein?“, brummte Rangor.
    „Ja“, antwortete Sentinel knapp und nickte.
    Beide zogen ihre Schwerter aus den Scheiden und ließen sich in das kalte Nass gleiten. Und kalt war es wirklich. Der Gardist spürte wie das Wasser in seine Stiefel drang und wie sein Umhang schwer wurde. Allzu lange sollte der Kampf nicht dauern, andernfalls würden die beiden sich den Tod holen.
    Als die beiden ungefähr in der Mitte des Gewässers angekommen waren, stellten sie sich gegenüber auf. Nur wenige Schritte trennten sie voneinander.
    Sentinel wusste nicht wie gut sein Gegenüber war. Er hatte Rangor bisher noch nie mit dem Schwert kämpfen sehen. Der Söldner muss aber ein erfahrender Kämpfer sein, andernfalls hätte Redsonja ihn wohl kaum zu mir in den See geschickt dachte der Milizsoldat.
    Rangor schien sich auch zu fragen was er wohl von dem Kampf zu erwarten hatte, war das Duell schon nach wenigen Schwerthieben zu Ende oder würde es ein Kräftezehren, noch dazu im Wasser werden?
    Ein Rufen von Redsonja unterbrach die Gedankengänge der beiden.
    “Also dann, fangen wir an“, sagte Rangor.
    Als der Söldner geendet hatte, kam auch schon der erste Schwerthieb auf den Gardisten zu. Er war nicht gerade fest und nicht allzu schwer zu blocken. Vermutlich wollte Rangor Kräfte sparen. Weitere Schlagkombinationen des Lee folgten, Sentinel blockte sie alle so gut er konnte, einen Gegenangriff hier im Wasser zu starten war nicht ganz so einfach wie damals bei Redsonja, als er festen Boden unter den Füßen hatte.
    Doch irgendwann musste auch Rangor absetzten und verschnaufen und so lag es am Milizen seinen Gegenüber wieder Richtung Seemitte zu drängen. Kräftige Schläge von oben ließen den Söldner rasch zurückweichen. In der Mitte angekommen, fing Rangor wieder an anzugreifen, doch Sentinel wollte nicht schon wieder zurück weichen und parierte einige der Attacken, startete Gegenangriffe. Bis jetzt schien der Kampf offen.

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    Ehrengarde Avatar von Rangor
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    Rangor ist offline
    „Dürftest ihn ruhig etwas aufs Korn nehmen. Sofern ich dich überhaupt dazu überreden kann ins kühle Nass zu steigen?“
    Der Wanderer bereute mittlerweile die Antwort auf diese Frage. Ja, überreden konnte sie ihn, wahrlich überreden. Freiwillig hätte er wohl nie den See “betreten”, doch würde sowohl Sentinel als Schwertkämpfer, sowie auch die Gruppe davon profitieren. Vertrauen brauchten sie, wohl gerade Rangor und die Gildenlose zueinander. Bisher war dies nur selten, fast kaum zu sehen gewesen, doch schien sich die zu ändern. Spätestens seit dem Trubel im noch immer nahen Dorf, indem die Reise der Vier beinahe wortwörtlich in Rauch aufgegangen wäre.

    Schwer zog das eiskalte Wasser nun an der Kleidung Rangors, obwohl er schon Umhang sowie die dicksten Rüstungsteile abgelegt hatte. Die Schläge waren langsamer, gerade wenn sie von unten, aus dem Wasser kamen und die meiste Zeit wirbelten die Klingen der Kontrahenten wohl seitlich oder von oben aufeinander zu. Sentinel war gut, keine Frage. Obwohl er seine Ausbildung nie abgeschlossen zu haben war der Soldat wohl trotz allem gut trainiert, hatte offenbar auch ohne seine Lehrmeisterin das Beste gegeben und dies merkte man. Noch jedoch war Selbstvertrauen in Rangor. Er wusste, dass er schon länger den Schwertkampf gemeistert hatte als Sentinel und war sich sicher, das er diesen kleinen Überschuss an Erfahrung unterbringen und für sich nutzen konnte, irgendwie.
    Spät waren sie heute erst aufgestanden und zum Übungskampf angetreten und so schien der helle Mond schon zwischen vom Firmament herab, spiegelte sich verzerrt und unheimlich auf der Wasseroberfläche und lies den Kampf der beiden Krieger wie ein Schauspiel anmuten. Wahrlich musste es von außerhalb auch so aussehen. Jeder Schlag ließ die Wassertropfen aufspritzen und die Bewegungen der Kämpfenden kräuselten die Oberfläche des Sees, verzerrten Spiegelbilder und Schatten noch mehr und lenkten fast vom eigentlichen Geschehen ab.
    Erneut sauste die Klinge Sentinels auf den Glatzköpfigen zu. Erneut spritzten etliche Wassertropfen auf, als er die Klinge herauf riss, den Schlag gekonnt blockte und die Klinge des Gegners mit aller Kraft nach unten ins Wasser drückte. Zeit war nun, für einen Gegenschlag und schon sauste das Schwert- mit der Breitseite - auf die Brust des Milizen zu. Doch Sentinel reagierte schnell, duckte sich trotz des Wasser schnell unter dem Schlag hinweg und hieb nun seinerseits gegen Rangor. Ebenfalls konnte der einen Treffer nur vermeiden, indem er sich nach hinten ins Wasser gleiten ließ. Schnell verdeckte das eisige Wasser den gesamten Körper des Söldners. Die Geräusche klangen dumpfer unter der Oberfläche, wie ferne, tiefe Echos hallten sie in Rangors Ohren wieder und verlangsamten die Zeit, so schien es.
    Mit einem Stoß drückte sich der Wanderer noch etwas nach hinten, brachte Platz zwischen sich und Sentinel und tauchte erst spät wieder auf. Die Beinarbeit des Milizen schien wie eingeschlafen, hier unter der Last und Kälte des Wassers und auch Rangor hatte sich bisher nur auf die Arbeit seiner Arme konzentrieren können.
    Als das Wasser den Kopf des Söldners wieder freigab, die Wasserperlen in Strömen Stirn und Wangen herab liefen überkam Rangor die Idee, wie er das Wasser für sich nutzen konnte. Einfach war der Einfall eigentlich und doch schien Sentinel bisher nicht darauf geachtet zu habe, ob Rangor dies versuchen würde.
    Ein kurzes Kopfschütteln ließ das restliche Wasser vom kahlen Schädel Rangors spritzen und weckte die von der Kälte betäubten Sinne wieder. Schnell stand er wieder auf festen Beinen und näherte sich nun, das Schwert bedrohlich kreisen lassend, dem Krieger. Langsamere, aber saubere und platzierte Schläge deckten den Milizen nun ein, doch keines Falls mit der Absicht ihn wirklich zu schwächen oder zu treffen. Während Sentinel die Schläge alle gekonnt und fast mühelos blockte schien er nicht zu bemerken, wie sich die Beine des Söldners sich unter Wasser immer mehr den seinen näherten, langsam und Stück für Stück. IN dem Moment, da ein neuer Schlag auf Sentinel herab fuhr und der Langhaarige vollends mit dem Blocken der Attacke beschäftigt war trat Rangor noch während des Schlags einen weiteren Schritt vor, hatte das Bein nun in genügend naher Position und trotz des beschwerenden Wassers schnellte der Fuß zügig und noch immer unbemerkt nach vorne, hakte sich dann hinter Sentinels Bein ein und zog es nach vorne. Überrascht von der Finte rutschte der Soldat nach hinten, glitt ins Wasser und war für wenige Sekunden wehrlos. Den Moment nutzend stieß Rangor von oben noch einmal mit dem Fuß langsam aber kräftig gegen den Brustkorb Sentinels und drückte ihn sowohl weiter nach unten als auch von sich weg. Luftblasen stiegen auf, als sich der Langhaarige wieder nach oben drückte, Harre und Haut vor Wasser triefend und schnell nach Luft holend.
    Hämisch grinste Rangor seine Konkurrenten an. Er hätte den Kampf vor wenigen Augenblicken beenden können, doch hatte der Miliz sicher noch einiges mehr auf dem Kasten, sicher nicht weniger als Rangor und das galt es Redsonja vorzuführen. Der Wanderer wollte die Ausbildung Sentinels nicht durch miese Tricks hinauszögern. Auch wenn diese oft zum normalen Kampf dazu gehörten.

  6. Beiträge anzeigen #126
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Sentinel ist offline
    Rangor hatte Sentinel wortwörtlich kalt erwischt. Der Trick, das Bein des Gardisten wegzuziehen war zwar tückisch, aber durchaus erlaubt. Sentinel hätte es wissen können, vielleicht sogar müssen. Aber er war zu sehr auf das Blocken von Rangors leichten Schlägen fixiert gewesen. Es sollte nie wieder geschehen. Während der Milizsoldat sich mit gesenktem Haupt langsam wieder in den aufrechten Stand begab, nutzte er den Überraschungseffekt. Zwar kostete es ihn einige Kraft die Klinge unter der Wasseroberfläche auf Rangor zuschnellen zu lassen, doch die Attacke zeigte den gewünschten Effekt. Der Söldner war auf den schnellen Angriff nicht gefasst und konnte nur noch die Klinge hochreißen. Nun lag es am Gardisten nicht nachzulassen, ohne auch nur Sekundenbruchteile an Zeit zu verschwenden schlug er hart und konzentriert auf seinen Gegner ein. Sentinel und wohl auch Rangor wussten, das hier etwas anderes als ein Block nicht in Frage kam.
    Immer weiter wurde der Lee an den Rand des Sees gedrängt. Doch langsam ließ die Kraft in den Armen des Gardisten nach, die Kälte lies ihn schneller ermüden als gewünscht – doch auch Rangor ging es nicht anders. Bevor er den eben erarbeiteten Vorteil wieder verlieren würde, entschied sich Sentinel dazu, auch etwas Tücke mit einfließen zulassen.
    Gerade als der Söldner wieder einen der Schwertstreiche parieren musste, sauste die freie Faust von Sentinel auf den Kopf des Lees zu.
    Der Schlag traf seinen Gegner hart, vielleicht sogar zu hart. Der Milizsoldat täuschte einen weiteren Schlag mit dem Schwert vor, ausführen würde er ihn aber nicht. Rangor, welcher vom Faustschlag ohnehin schon nach hinten getaumelt war, versuchte weiter vor dem angetäuschten Schlag zu entkommen.
    Ein lautes Platschen war die logische Konsequenz. Der Söldner fiel seitlich nach hinten in das kalte Wasser. Leichte Welle schwappten über ihm zusammen und tränkten seine Kleider ebenso wie die Sentinels mit dem kalten Nass.
    Anstatt sich jedoch zu freuen blieb der der Gardist konzentriert mit erhobener Waffe in festem Schritt stehen. Er blies sich eine nasse Haarsträne aus dem Gesicht und wartete. Er hatte sich revanchiert, bis jetzt war der Kampf völlig offen.

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    Ehrengarde Avatar von Rangor
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    Rangor ist offline
    Luftblasen entwichen Rangors Nase, waberten nach oben und zerplatzten an der aufgewühlten Wasseroberfläche. Erneut umhüllte der eisige Mantel nun das Haupt des Wanderers und schien seine Bewegungen einfrieren lassen zu wollen. Schnell hatte er sich jedoch wieder gefasst, stieß sich mit den Beinen nach oben ab und stieß mit dem Kopf durch das Wasser in die kalte Nachtluft hinein. Prustend sah er Sentinel an, der mit etwas Abstand zwischen ihnen noch immer im Wasser stand und auf Rangor wartete. Der Söldner richtete sich zügig wieder komplett auf und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Heute Nacht würden sie sich wohl beide den Tod holen. Doch nicht durch Verletzungen, nein die Kälte würde ihr größter Feind werden. Dies was zumindest das momentane Gefühl Rangors.
    Mit einem watenden Schritt war er, das Schert wieder fest in der Hand, erneut bei seinem Gegner. Schwer atmend sah er ihn an, grinste jedoch.
    Das scheint heute eher wegen Unterkühlung zu einem Ende kommen zu müssen, aber bitte, ich werde nicht aufgeben...”
    Sentinel erwiderte nichts, wollte wohl Kräfte sparen, denn nur den Mund zu öffnen war eine Qual, triefend nass und umweht von kaltem Wind.

    Rangor sah auf die Wasseroberfläche, grinste immer noch. Uhrplötzlich, ohne den Kopf zu heben, ließ er die Klinge auf Sentinel waagerecht zu Wasseroberfläche zusausen. Sein Gegenüber schien einen so plötzlichen Angriff nicht erwartet zu haben, konnte nur noch knapp die Hüfte nach hinten ziehen und den Schlag ins Leere gehen lassen. Nun jedoch war er wohl gefasster.
    Mit voller Wucht drückte Rangor sich vom Untergrund nach vorne, die Klinge voraus und stieß gegen jene Sentinels. Der Miliz hielt dagegen und einige Sekunden lang war die Luft gespannt vom erbitterten Kräfte messen der beiden. Der Wanderer war es, der dies auflöste, ließ seine Klinge nach unten abgleiten, um sie nach einer kreisförmigen Ausholbewegung wieder nach oben zu ziehen. Schnell kam die Reaktion seines Gegners und erneut war die Luft erfüllt vom Aufeinanderprallen Metalls.
    Unerwartet tauchte plötzlich die Faust Sentinels vor Rangors Gesicht auf und nur reflexartig zuckte der Kopf des Söldners noch zur Seite und der Schlag durchstieß nur die Luft. Rangor packte den vorbeizischenden Arm, drückte ihn nach oben und hieb nun mit der Schwerthand gen Magen Sentinels. Der Schlag wurde stark abgebremst, als er die Wasseroberfläche durchstieß und doch konnte er den Milizen so etwas nach hinten drücken. Schaden schien der Langhaarige jedoch keinen genommen zu haben. Doch wäre ihm der gleiche Trick von wenigen Augenblicken zuvor nun in einem richtigen Kampf zum Verhängnis geworden.
    Bis jetzt schien kein Sieger gefunden. Beide waren sie ausgelaugt, durchgefroren und erschöpft, aber ebenso entschlossen weiter zu kämpfen, im eisigen Wasser und nicht minder kalten Wind.
    Wieder hörte man Klingen aufeinander prallen...

  8. Beiträge anzeigen #128
    Krieger Avatar von Sheyra
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    Sheyra ist offline
    Ein heißes Messer teilte Sheyras Gedanken sauber in zwei Hälften. Sie fiel auf die Knie, die Hände auf die Schläfen gepresst.
    „Sheyra!“ Frost war sofort neben ihr. „Was ist mit dir?“
    „Mein Kopf! Ich glaub, er bricht. Ich kann nicht mehr...“
    Sie fühlte die Hände ihres Vaters. Er löste ihren Druck, zog sie an sich.
    „Sheyra, beruhige dich. Dein Herz rast ja.“
    Gleichmäßig atmen. Chaos ordnen. In ihrem Kopf saßen zwei Mühlräder, die gegeneinander liefen. Dort, wo sie sich verkantet hatten, saß ihr Gehirn. Einmal kam der Druck von rechts, dann von links. Bald würde sie zerdrückt werden. Kein Platz zum Denken.
    „Shhh. Es ist nichts passiert. Alles wird gut.“
    „Frost?“, fragte jemand, vielleicht Sturm.
    Sie schloss die Augen. Versuchte sich auf die Dunkelheit zu konzentrieren. Der Druck des rechten Mühlrades nahm ab. Im gewonnenen Platz sammelten sich Gedanken.
    Wo war sie? Was war passiert? Woher kamen die Schmerzen, warum saß ihr Vater vor ihr im Schlamm, warum Schlamm und was machte Sturm hier und Shilendra und warum war es dunkel und -
    Ordnen.
    Wald, eine Lichtung. Blankstelle. Fehlende Erinnerung. Es regnete. Nein, Hagel, mittlerweile. Sturm – keine Ahnung; Shilendra: War neben ihr gesessen, als sie geschlafen hatte.
    Geschlafen?
    Wann hatte sie geschlafen? Richtig, die Rückkehr nach Rynthal. Sie war erschöpft gewesen. Doch sie hatte es geschafft. Frost hatte das Auge. Alles war gut.
    Das Auge?
    Sie zuckte zurück und landete auf dem Hosenboden.
    „Vater, was ist passiert? Was hast du getan?!“
    Es war ihr Vater und gleichzeitig auch nicht. Was zuvor blind gewesen war, war nun vollständig verschwunden. Verzehrt von einer Flamme, die in seiner Augenhöhle loderte, ohne dabei Licht auszustrahlen. Eine Flamme von solcher Intensität, dass sie unmöglich sagen konnte, ob sie weiß oder blau war. Sie war kalt, der bloße Anblick unangenehm, als ob man das Gesicht mitten in eisigen Wind drehte.
    „Frost, unsere Zeit rinnt uns davon.“
    Frost streckte die Hand aus.
    „Komm, Sheyra. Wir müssen fort von hier.“
    „Was hast du getan...?“, fragte Sheyra, ohne sich zu rühren.
    „Es war der einzige Weg, die Jäger aufzuhalten. Komm jetzt.“
    Als sie nicht reagierte, griff er nach ihrer Hand und zog sie auf die Beine.
    „Vertrau deinem Vater“, ergriff Sturm das Wort. „Er hat das Richtige getan. Er folgt nun dem Weg der Evarim. Doch dazu musste er mit dem Auge des Jägers verschmelzen.“
    Dieses Ding. Und nun war es in Frosts Kopf?
    Das große Sterben. Straßen, gepflastert mit Leichen. Vergangenheit oder Zukunft? Alles verschwommen. Jemand spielte mit ihrem Verstand. Seit wann? Dem Kampf mit dem Jäger? Sie hatten versucht, den Dämon in ihren Kopf zu pflanzen. Waren dies die Nachwirkungen? Etwas stimmte nicht. Vielleicht verlor sie langsam wirklich den Verstand.
    „Was macht dich so sicher, dass es ihn nicht von innen zerfrisst?“, fragte Shilendra Sturm, während sie durch die hagelgepeitschte Dunkelheit des Waldes stolperten.
    „Wir hatten Riesenglück. Die Verschmelzung ist ein kritischer Prozess. Einer der Gründe, warum die Evarim ausgelöscht wurden. Das Auge jedoch ist ein Bannstein. Frost ist stark genug.“
    „Erzähl das meinen Kopfschmerzen“, murmelte Frost.
    „Du wirst es überleben.“ Sheyra glaubte, ein schadenfrohes Grinsen zu erkennen. „Du hattest nicht gefragt, ob es schmerzfrei sein würde.“
    „Werd's mir merken“, grummelte Frost.
    „Was ist mit Arjak?“ Shilendra sah Sheyra fragend an. „Du sagtest, er wüsste bereits Bescheid?“
    Sheyra blinzelte.
    „Ich habe was gesagt?“
    Sie versuchte sich zu erinnern. Die Mühlräder verkanteten sich wieder und sie verzog das Gesicht.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich ihr Vater.
    „Ich weiß nicht, was los ist. Ich habe das Gefühl, dass ganze Blöcke von Erinnerungen fehlen.“
    „Darüber können wir später nachdenken“, unterbrach Sturm ungewohnt heftig.
    „Halt.“
    Frost blieb stehen.
    „Was ist los?“ Sturm klang alarmiert.
    Frost kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf.
    „Götter... Mir wird schwindlig. Werd mich wohl erst daran gewöhnen müssen. Dachte, ich hätte etwas gesehen.“
    Er blinzelte, schüttelte wieder den Kopf.
    „Er ist hier.“
    Der Wind wurde schwächer. Mondlicht flutete den Wald. Bäume wurden zu schwarzen Säulen, der Boden zwischen ihnen zu Silber. Ein offener Friedhof. Nein, eine Krypta. Der Wärter stand keine zehn Meter vor ihnen. Im Mondschein verkam das prachtvolle Scharlachrot seines Mantels zu schmutzigem Schwarz. Der Mantelkragen war hochgeschlagen und verdeckte die Kinnpartie der Maske.
    „Das Auge“, forderte Arjak, die Hand ausstreckend. „Gebt es mir.“
    Sturm trat nach vorne. Seine Hände umschlossen fest die Mitte seines Kampfstabs.
    „Du kommst zu spät, Seelenräuber. Hier gibt es nichts mehr für dich zu holen.“
    Arjaks Hand ballte sich zur Faust, entspannte sich jedoch wieder.
    „Gebt es mir“, wiederholte er mit deutlichem Nachdruck.
    „Shilendra, kümmere dich um Sheyra.“
    Frost trat neben seinen Mentor, die Hände an den Schwertgriffen.
    „Du wolltest die Krone, und wir haben deinen Wunsch erfüllt. Unser Handel ist abgeschlossen.“
    „Ihr habt mich betrogen! Das Auge gehört mir – ich bin der rechtmäßige Erbe! Kol'Sheraz ließ es für mich zurück, für den ergebensten seiner Schüler. Wagt es nicht, mich um meinen Lohn zu bringen!“
    „Das Auge ist nicht mehr.“ Frost tippte an seine rechte Schläfe. „Du hast deinen Lohn bereits erhalten. Geh aus dem Weg.“
    Arjak ließ die Hand sinken. Ein leises Knacken war zu hören. Wie Gelenke, die auseinandergerissen wurden.
    „Das war ein Fehler.“ Unter Arjaks Mantel begann sich etwas zu bewegen. „Ihr habt mich verraten. Und das, obwohl ich eure Leben verschont habe. Ich gewährte euch Gastfreundschaft und das ist euer Dank. Ihr werdet mich nicht davon abhalten, mein Erbe einzufordern. Wenn ihr es mir nicht geben wollt, hole ich es mir mit Gewalt.“

  9. Beiträge anzeigen #129
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Sentinel ist offline
    Der Gardist fragte sich, wie lange das Duell wohl noch dauern würde. Auch sein Gegenüber schien sich diese Frage zu stellen. Die anfangs noch präzisen und harten Schläge waren mittlerweile zu unmotivierenden Armschwenks geworden. Die Klingen prallten aufeinander und wieder zurück. Auch die Körper der beiden Krieger schwankten immer wieder unkontrolliert vor und zurück, mitgerissen vom Schwung ihrer Hiebe. Zu dem jetzigen Zeitpunkt wurde den beiden klar, dass sie einander ebenbürtig waren. Sie hatten es beide in den vergangen Minuten bewiesen, einen wirklichen Sieger würde es nicht geben. Derjenige, welcher den nächsten Hieb besser platzierte oder parierte würde siegreich sein.

    Den Kopf gesenkte und seinen warmen Atem in die kalte Abendluft prustend hohlte Sentinel zu einem weiterem Schwertstreich aus. Er hatte für sich ausgemacht, den Kampf nun zu beenden. Eentweder der Schlag würde Rangor in die Knie zwingen oder eben nicht. Wenn nicht, dann würde er für eine ordentliche Parade nicht mehr bereit sein.
    Alle Kraft die er zu seinen jetzigen Umständen noch aufbringen konnte, hatte er in seinen Schwertarm gezwungen. Das Langschwert schnitt noch ein letztes mal mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft, direkt auf den Söldner zu. Wie zu erwarten hob der Lee seine Waffe mit der Spitze nach oben, um zu blocken. Beide Schneiden prallten aufeinander, dann flog eine durch die Luft. Die Wucht von Sentinels Schlag lies Rangors Schwert seinen Händen entgleiten.
    Der Milizsoldat stolperte durch das Wasser nach vorne. Sein eines Bein sackte zusammen und das Knie berührte den Boden des Sees. Der Gardist konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel vornüber ins Wasser. Alles wurde schwarz vor seinen Augen, doch es fühlte sich gut an. Nicht mehr stehen, nicht mehr schlagen, nicht mehr blocken. Einfach nur nichts tun. Sein Kopf wurde immer schwerer und seine Lunge brannte, sie schrie nach Luft. Doch Aufstehen wollte Sentinel nicht, vielleicht weil er es einfach nicht konnte.
    Durch das Wasser, welches ihn vollkommen Umgab, hörte er etwas eintauchen. Kurz darauf später spürte er einen Druck an den Oberarmen, sie wurden gepackt. Ein heftiger Ruck ging durch den Körper des Milizen, als er hochgerissen wurde. Beide Beine streckten sich durch und versuchten festen Stand zu erlangen. Frische Luft drang in die Lungen Sentinels und er musste husten.
    Mit beiden Händen wischte er sich die Haarstränen aus dem Gesicht um endlich die Schwärze vor seinen Augen abzuschütteln. Es dauerte eine Weile bis er durch den seichten Vorhang aus Wassertropfen etwas sah. Er blickte direkt in die Augen des Glatzköpfigen. Dieser hatte ihn wohl hochgewuchtet, bevor er dem Wasser erlag.
    Es dauerte eine Weile bis die Stille unterbrochen wurde.
    “Danke“, würgte Sentinel hervor, das Sprechen bereitete ihm große Mühen.
    Erst jetzt merkte er, das er am ganzen Leib schlotterte. Dem Glatzköpfigen ging es nicht anders. Er krallte sich immer noch an den Oberarmen des Gardisten fest.
    Sentinel nickte mit dem Kopf um zu bedeuten, dass er so schnell wie möglich aus dem Wasser wollte. Rangor lockerte den Griff und ließ die Hände an Sentinels Armen hinabgleiten. Auch er hatte genug vom Wasser. Rangor watete noch zwei Schritte in den See um sein Schwert zu bergen, dann schleppte er sich mit seinem Gefährten zum Rand des Gewässers.
    Geändert von Sentinel (05.11.2006 um 00:26 Uhr)

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen gratulierte die Lehrmeisterin den beiden nassen Kämpfern und machte die Gesten einer einladenden Gastgeberin. „Ihr habt Glück einen Gefährten wie Ferol zu haben. Folgt mir.“ Sie winkte die schlotternden Gestalten zu sich und präsentierte ihnen ein Etwas, das aus mit Leder überspannten Ruten bestand. Daneben loderte ein grosses Feuer, worin bereits glühende Steine lagen. Wie es drinnen aussah erfuhren die beiden Frierenden kurze Zeit später, als sie in die kleine „Hütte“ hinein krochen:
    Als erstes kam ihnen eine Dampfwolke entgegen, später konnten sie die glühenden Steine in einer Vertiefung in der Mitte betrachten. Daneben stand ein kleiner Kessel mit Wasser, um die Steine zu besprenkeln.
    Hast du die Kleider.
    Ferol nickte.
    Danke. Gab es grosse Schwierigkeiten bei der Beschaffung.
    Auf ein paar klimpernde Münzen springen fast alle an.“ Der Söldner lächelte schief und Redsonja wirkte zufrieden. „Lassen wir die beiden die wohlverdiente Wärme geniessen und wenden wir uns erstmals deiner weiteren Ausbildung zu.

    Sie zog das Schwert.

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    Ehrengarde Avatar von Ferol
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    Einen letzten flüchtigen Blick auf sein mehr oder minder vollbrachtes Werk werfend wandte der Söldner sich schließlich davon ab und sah nach Redsonja, die sich bereits mit gezogenem Schwert ihm gegenüber in Position begeben hatte. Es war einfach gewesen, die paar ledernen Häute und den kleinen Kübel bei einem fahrenden Händler zu erwerben, den er zuvor an der nahen Straße abgepasst hatte. Der Rest hatte sich dann praktisch von allein erledigt, das einzigste, was ihn etwas missgestimmt hatte, war letztendlich die Tatsache, dass er den Kampf zwischen Rangor und Sentinel gänzlich verpasst hatte. Schon beim Anblick des klaren Wassers des kleinen Weihers war ihm klar geworden, dass die beiden vorläufigen Kontrahenten sich ordentliche Frostbeulen holen würden, die kurze Beredung mit der rothaarigen Gefährtin hatte letztendlich dann zu der provisorischen Konstruktion geführt, die er nun im Rücken hatte und in der die beiden anderen verschwunden waren. Er seufzte leise, während er sich vornahm, einen der beiden später wenigstens über den Ausgang des Kampfes zu befragen, drängte diese Gedanken jedoch schnell wieder in den Hinterkopf, um sich dem zu widmen, was nun bevorstand. Silbriges Mondlicht spiegelte in der Klinge Redsonjas, die ihn gespannt ansah und auf seine Bereitschaft wartete. Er wartete noch einen Moment, genoss die Ruhe, die sie hier in der Wildnis umgab und sog die kühle Nachtluft tief ein. Er fröstelte leicht, besann sich dann jedoch und packte mit der Hand den Schwertknauf. Mit einem Ruck entzog er die schmale Klinge ihrer ledernen Scheide und betrachtete sie kurz, wie sie ebenfalls im hellen Licht des Mondes aufgleißte. Sie hatte seit ihrer nicht ganz rechtmäßigen Beschaffung, an die sich der Söldner dennoch mit Freude zurückerinnerte, sichtbare Kratzer und Scharten davongetragen. Dennoch hatte sie ihm bisweilen gute Dienste geleistet, genauso wie das hölzerne Schild, dass er sich nun vom Rücken schnallte. Er hatte es noch nicht oft gebraucht, dennoch hatte er bereits deutlich die Vorteile erkannt, die es ihm im Kampf bringen konnte. Mit wenigen Handgriffen befreite er sich von der Last auf seinem Rücken und warf es einige Schritte entfernt ins Gras, kurz darauf folgte der alte Rückenbeutel. Alles Behinderung, die den Ausgang eines solchen Übungskampfes viel zu schnell entscheiden konnte. Sodann ging er leicht in die Knie, vernahm das leise Zischen des Dampfes aus dem provisorischen Zelt und das leise Klimpern der einzelnen Metallringe seines Kettenhemdes, an dessen Gewicht er sich allmählich doch gewöhnt hatte.
    Er sah wiederum auf, nickt Redsonja flüchtig entgegen und gab damit das Signal zum Start des Kampfes, dessen Ausgang er schon zu ahnen glaubte. Er machte sich nichts vor, seiner Gefährtin hinkte er um einiges Hinterher, was den Umgang mit dem Schwert anging, dennoch, dazu war er ja hier. Vielleicht würde er ja irgendwann ebenso meisterhaft mit der Klinge umzugehen verstehen, wie Redsonja es tat. Dadurch etwas angespornt und mit festem Willen, wenigstens eine nicht allzu schlechte Figur im Kampf abzugeben stürzte er ihr waghalsig entgegen. Ein Fehler, wie er selbst kurz darauf bemerkte. Redsonja lächelte nur mild, wich zurück.
    „Nichts überstürzen, so wie du es angehst, ist es mir ein leichtes deinen unkontrollierten Angriff abrupt ins Gegenteil zu verkehren!“, tadelte sie leise.
    Ferol wich ebenfalls zurück. Er wusste um seinen Fehler, ließ den Griff um den Schwertknauf fester werden und versuchte sich erneut. Dieses Mal umkreisten sich die kurzzeitigen Kontrahenten gegenseitig, suchten Augenkontakt um jederzeit abschätzen zu können, wann der andere loschlagen würde. Einige Zeit verstrich, Ferol wurde zunehmend nervös. Wollte sie ihn reizen oder wartete sie nur auf die richtige Gelegenheit? Eine Weile zwang er sich noch, das Spiel mitzuspielen, dann verlor er die Geduld. In einen Moment, in dem er die Aufmerksamkeit Redsonjas für gering hielt, stieß er vor und ließ einen seitlichen Hieb folgen, der aber erstaunlich behände und lässig pariert wurde.
    „Du musst Geduld haben, fast genau derselbe Fehler wie zuvor...“, ließ Redsonja verlauten, dieses Mal jedoch ließ sie ihm keine weitere Chance. Mit schnellen Schlägen drängte sie den Söldner zurück. Keuchend versuchte Ferol, einen jeden der Hiebe zu parieren, dennoch wurde ihm klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, wie lange er noch durchhalten mochte. Sein rechter Schwertarm pochte vor dumpfen Schmerz, mit jedem erneuten Aufprall der hell aufblitzenden Klinge Redsonjas fühlte sich sein Arm tauber an. Und gerade als er ächzend zurückwich und wusste, dass seine Hand ihm nicht mehr gehorchen würde und ihm beim nächsten Schlag der rothaarigen Waldläuferin die Waffe aus den Fingern gleiten würde, ließ sie von ihm ab und wich ihrerseits zurück. Er ersuchte, ein Gefühl in seinen Arm zurückzugewinnen, was ihm nach kurzer Zeit auch gelang. Wie tausende Nadeln, welche sich in seine Haut bohrten, fühlte es sich an, als er seinen Arm wieder zu spüren begann und die Klinge mit neuem Mut wieder hob.
    „Jetzt du!“, wies ihn Redsonja herausfordern an.
    Und er folgte dem Aufruf, sandte ein Stoßgebet gen des nachtschwarzen Himmels und preschte mit neuem Glimmen in den Augen wieder vor, auf die Rothaarige zu. Sie sollte noch zu sehen bekommen, dass er nicht ganz so betagt war, wie es bisher geschienen haben musste.

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    Schwertmeisterin Avatar von Narya
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    Er entschuldigte sich. Das verstand sie erst, als die Stille des Schweigens sich schon ein einige Augenblicke lang ausbreitete und der Söldner sichtlich nervös wurde. Sie ließ sich jedoch jedes seiner Worte nochmals durch den Kopf gehen und verspürte wie sie dabei zitterte und Schauer ihr über den Rücken jagten. Sie ahnte nicht, welchen Wert dieser Treueschwur für sie haben sollte und dass sie ihn auf ewig in ihr Herz einbrennen würde.

    Er lässt mich nicht allein, frohlockte sie und fühlte wie ihr gesamter Körper zu kribbeln schien. Gleichzeitig musste sie mit den Tränen kämpfen (auch wenn ihr diese diesmal sicherlich vor Freude kamen) und schluckte mehrmals ehe sie Worte für das empfand, was in ihr vorging.

    "Danke", hauchte sie leise, lächelte überglücklich und legte dann ihre Arme um seinen Hals. Millimeter von seinem Gesicht entfernt begann sie behutsam zu flüstern. Nicht nur, weil sie Angst hatte, dass einer der anderen Gladiatoren ihre Worte vernehmen und sie verraten würde, sondern auch weil sie das Gefühl hatte, als könnten zu laut gesprochene Worte die zarten Bande, die die beiden momentan umgaben und gegen alles Übel dieser Welt abzuschirmen und zu schützen schienen, zerreissen.

    "Danke, Odie", sagte sie wieder und wieder und gab ihm schließlich einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ich verzeihe Dir sofort. Ich kann ja verstehen, dass das alles für uns schwierig wird und wir beide gereizt sind.", sagte sie leise und strich ihm sanft über die raue Wange ohne recht zu bemerken, dass nun doch die ein oder andere Träne kullerte. Minutenlang sprach sie keine weiteren Worte. Sie fühlte nur seinen wärmenden Körper und jeden seiner Atemzüge, hörte wie die Wellen gegen den Bug klatschten, den mit Sandkörnern beladenen Wind über Deck sausen und die Gladiatoren gar nicht weit entfernt derbe Späße machten und glaubte sogar einmal das die zarte Melodie eines "Klagenden Feuervogels" zu vernehmen, die mit ihrem rot-goldenen Gefieder durch die einsamsten, dunkelsten und gefährlichsten Orte der Welt flogen und den Tapferen und Hilfesuchenden in ihrem Verderben Trost und Nähe spendeten.

    Vorsichtig nahm sie Odies Hand, strich durch die Handinnenfläche und flüsterte ihm leise ins Ohr. "Ich bin so froh, dass Du da bist. Ich glaube, Du wirst ein wunderbarer Vater, Odie. Nur versprich mir auch auf dein eigenes Leben zu achten." Sie sah ihm direkt in die dunklen, warmen Augen. "Ich will Dich nicht verlieren. Für kein Kind der Welt." Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab, da sie wusste, dass er sie in der Arena notfalls mit seinem Leben beschützen würde. Sie konnte diesen Gedanken kaum ertragen und verdrängte ihn deswegen lieber rasch.

    "Versprich mir, dass Du mir hilfst einen Heiler in Marak zu suchen, damit der mir Ratschläge geben kann.", bat sie ihn stattdessen mit flehendem Blick und nahm ihrem Freund auch dieses Versprechen ab ehe sie schlussendlich entspannt und selig lächelnd in seinen Armen einschlief.

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    Ehrengarde Avatar von Troan
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    Feurige Hitze und eisige Kälte. Tod und Leben. Unbändige Qualen und grenzenlosen Euphorie. Zwischen all diesen Extremen pendelte Troans Geist. Seine Gedanken waren völlig frei und ausserhalb von Troans Kontrolle. Er liess seine Erinnerungen einfach passieren, weder wehrte er sich gegen besonders schreckliche Erlebnisse und schon gar nicht gegen die schönsten Erlebnisse seines Lebens. Gestalten tauchten auf, verschwanden, starben, wachten aus ihrem Tod wieder auf. Gottesgleiche Wesen umarmten ihn und stiessen ihn im nächsten Moment ab in eine eiskalte Wüste, voll von qequälten Menschenseelen. Er lernte Beliars Totenreich kennen, seine Grausamkeit und Gerechtigkeit. Jedenfalls so, wie sich seine Gestalten dieses Reich ausmalten.
    Er hatte sich wirklich für tot gehalten. Betrachtete man den Drachenjäger von aussen, so sah man einen von Fieberträumen geschüttelten Mann, der zusammen gezogen, abgemagert und schmutzig im Stroh lag und dauernd wimmerte. Manchmal waren es einfach nur Namen, die Seufzern gleich seinem Mund entflohen, manchmal waren es jedoch auch fröhliche Tavernenlieder, die er in all den Stunden in Onars Taverne gelernt hatte und doch nie mitgesungen hatte.
    Plötzlich wachte er auf. Er schlug die Augen so apprupt und endgültig auf, als würde man meinen, jetzt würde der Tod eintreten. Der letzte Blick in die absolute Dunkelheit seines Kerkers bevor das Licht am Ende des Tunnels erschien. Doch Troan setzte sich auf und drehte seinen Kopf in alle Richtungen, als würde er plötzlich alles klar vor sich sehen und seine Zelle mustern. Aufgewacht war er, da plötzlich all seine Schmerzen verschwunden waren. Ja es schien ihm sogar besser zu gehen als je zuvor. Sein Körper pulsierte vor Lebensenergie. Und jetzt begann er tatsächlich zu sehen. Langsam, als würde sich Nebel vor seinen Augen bilden, wurde alles grau und schummrig. Dann lichtete sich der Nebel und er sah alles um ihn herum klar und deutlich, wennauch jegliche Farbe fehlte. Alles war in Grautönen gehalten.
    "Ist es jetzt soweit?", fragte er laut und wunderte sich über seine eigene Stimme. Gleichzeitig wunderte er sich darüber, dass er sich nicht vor seiner Stimme fürchtete. Seine Stimme war die eines Toten. Nur noch ein qeqältes Seufzen und Keuchen, wenn auch er keinerlei Schmerzen empfand. Er fürchtete sich auch in keiner Weise vor dem allem. Es war, als habe er das alles erwartet und sei nun froh, dass es endlich soweit war. Das letzte Stadium, die Verwandlung in einen Untoten.

    In diesem Moment klickte etwas am Türschloss. Troan hörte das Geräusch wie durch eine dicke Watteschicht, doch er hörte es klar und deutlich. Jemand schloss die Tür auf. Träge erhob sich der Drachenjäger. Seine Glieder waren schwer und fühlten sich an, als habe er einen ganzen Tagesmarsch hinter sich.
    Als er sich erhoben hatte, schwang die Kerkertür auf und eine gedrungene Gestalt stand unter dem Türbogen. Fackellicht, in Troans Augen freilich nur grau, erhellte den Raum. Die Gestalt machte seinen Satz nach vorne und schlug Troan seine Faust ins Gesicht. Troan taumelte zurück. Wut begann in ihm aufzukochen, immer schneller und verwandelte sich in unbändigen Zorn und Hass. Was masste sich diese Gestalt an ihn einfach so zu schlagen.
    Da schlug die Gestalt ein zweites Mal zu, diesmal genau in die Magengrube. Nun ging er in die Knie. Er fühlte keinen Schmerz, doch gaben seine Beine einfach nach. In diesem Moment erkannte der Lee, dass die Verwandlung noch nicht zu Ende war. Er war nur auf die Grenze zwischen einem Lebenden und einem Toten getreten. Er brauchte nur noch einen Entscheidenden Schritt zu machen und er würde vollends ein Untoter werden. Troan spürte auch, dass er diesen Schritt von sich aus machen musste und die Krankheit ihn dazu nicht zwingen konnte. Welch eine Entscheidung man da von ihm verlangte!
    Auf der einen Seite stand das Leben eines Lebenden, dessen Todesurteil bereits feststand, wenn auch Magenius ihn noch Wochen, wenn nicht Monate würden leiden lassen. Seine Krankheit würde ihn weiter quälen, ihn jedoch nicht töten, dafür würde Magenius sicher sorgen.
    Auf der anderen Seite stand das Leben, oder besser gesagt, das Totendasein eines Zombies. Ja so konnte man es ruhig nennen. Als Zombie würde er grössere Macht verfügen, als dass er sie als Lebender je hätte erreichen können. Er würde sich an Magenius rächen können und an dieser Gestalt, die ihn geschlagen hatte. Er würde...
    Der Gedanke konnte nicht zuende gedacht werden, da Troan nämlich eine Glasampulle in den Rachen gesteckt wurde und sich desser klebriger, dickflüssiger Inhalt in seinen Magen ergoss. Er schluckte, wollte das Zeug wieder aushusten, doch es gelang ihm nicht. Seine Sinne gleiteten dahin, ins Unendliche, ins Unverfolgbare. Schliesslich verlor er ganz das Bewusstsein.

    Dämmrig drang etwas Licht in seine Augen. Rotes und oranges Licht. Vermutlich der Schein eines Feuers oder eine Fackel. Troan schlug die Augen auf, ihm war speiübel. Der Boden segelte unter ihm vorbei. Er wurde von jemandem auf der Schulter getragen. Er neigte den Kopf etwas hoch und erkannte eine junge Frau hinter her laufen. Das musste Alena sein, doch sicher war er sich nicht. Seine Erinnerungen an die junge Drachenjägerin war verblasst.
    "Das Rezept für das Heilmittel", murmelte er leise.
    Alena blickte auf und beugte sich im Rennen nach vorne.
    "Das Rezept für das Heilmittel", wiederholte Troan und diesmal verstand es Alena. Sie rief etwas nach vorne, das Troans Ohren nie erreichte. Sie hielten an, dann nickte Alena Troan zu, mit einem halbwegsgeglückten Lächeln. Sie verschwand nach links, Troan wurde weiter getragen. Dann verlor er wieder die Besinnung.

  14. Beiträge anzeigen #134
    outlaw to the end Avatar von Sentinel
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    Es war nachmittags, als Sentinel die Augen aufschlug. Im ersten Moment wusste er gar nicht wo er war, dann erkannte er sie wieder. Die ledernen Wände des provisorischen Zeltes, der Kessel in der Mitte. Jetzt kam dem Milizsoldaten alles wieder in den Sinn. Er musste sehr lange geschlafen haben, nachdem er ebenso lange vor dem dampfenden Kessel geschwitzt hatte. Zum Glück. Andernfalls würde er wohl mit einer Lungenentzündung vor sich hinsiechen. Sobald er Ferol sah – dieser hatte das ganze hier ja angeschafft – musst er dem Söldnern seinen Dank aussprechen.
    Und genau das hatte er jetzt vor, er richtete sich auf und erhob sich. Es fiel Sentinel ungewöhnlich leicht, nach dem Kampf im eiskalten See, hätte er nicht erwartet seine Wirbelsäule noch einmal so biegen zu können. Seine Kleider und der Lederpanzer, beides mittlerweile wieder trocken vom Feuer, waren schnell angelegt. Auch die Waffengurte waren schnell umgeschnallt, während er sich die Schnallen zumachte, fiel ihm erst auf, dass sein Duellant Rangor nicht mehr hier war. Hatte der Gardist etwa wirklich so lange geschlafen? Oder war der Glatzköpfige auch erst vor kurzem aus dem Lederbau getreten?
    Als der Gardist eine Plane zur Seite schlug und nach draußen unter den bewölkten Himmel trat, bekam er seine Antworten: Rangor war bereits hier. Er hockte auf einem der grasigen Hügel und beobachtete die zwei anderen Gefährten, die offenbar wieder trainierten. Ferol hatte das Glück seine Ausbildung direkt mit und bei Redsonja zu absolvieren. Doch zum beschweren war kein Anlass, Sentinel hatte das Gefühl von der Rothaarigen perfekt geschult geworden zu sein. Der Schwertkampf gestern im Wasser mit Rangor war wohl der beste Beweis dafür.
    Langsam trottete er den Hügel hinab und lies sich neben dem kahlköpfigen Söldner nieder. Dieser begrüßte ihn mit einem Lächeln.
    „Na, bist du wieder fit.“
    „Ich denke ja, wie lange seid ihr schon hier draußen?“, wollte der Gardist wissen.
    „Also ich sitze jetzt seit einer halben Stunde hier, wie lange Ferol sich schon traktieren lässt, weiß ich nicht“, sagte Rangor mit einem Lachen. „Und du? Du wartest wohl auf ein bestätigendes Wort der Gildenlosen?“
    „Ja, das ist wahr.“
    „Ich denke da brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Das war wirklich ein sehr guter Kampf, auch wenn die Umstände so kräftezährend waren. Wichtig war erstmal nur, sich wieder auszukurieren. Aber wie ich sehe und fühle sind wir ja wieder munter.“
    Sentinel war froh über die Worte des Söldners, er ließ den Kopf in den Nacken fallen, um die Muskeln zu lockern. Dann schaute er wieder nach vorne zu Redsonja und ihren neuen Schüler.

  15. Beiträge anzeigen #135
    Ehrengarde Avatar von Odie
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    Odie ist offline
    Sie waren bereits mehrere Tage unterwegs, das Training war ihm in letzter Zeit schon beinahe wie eine willkommene Abwechslung vorgekommen, die den Jäger von dem tristen und meistens öden Alltag ablenkte. Es war früh am Morgen, dennoch waren die meisten der Gladiatoren bereits wach und unterhielten sich leise in kleinen Grüppchen, es ging das Gerücht um, dass die Reise heute zu Ende sei.
    Ein wenig mißmutig aber gleichzeitig aufgeregt, ob der kommenden Ereignisse stand Odie an der Reling und blickte in das Wasser, leichter Nebel war mittlerweile aufgestiegen und behinderte die Sicht minimalst.
    Allein schon der Anblick des Nebels, weckte unangenehme Erinnerungen, Erinnerungen, die der Landstreicher in die hintersten Winkel seines Gehirns verbannt hatte, um sie zu vergeßen.
    Immer wieder erschien das Bild seiner Schwester vor seinem Auge und quälte ihn, warum war er nicht schnell gewesen ? Wäre er ein paar Stunden früher angekommen, hätte er sie retten können, er hätte es verhindern können.
    Er schüttelte den Kopf, eine einzelne Träne lief über seine heiße Wange und fiel schließlich mit einem leisen Geräusch in den Fluß, Wellen, wie wenn man einen kleinen Stein in das Wasser warf bildeten sich und verebbten schließlich wieder. Rasch wand er den Blick von dem Wasser ab um diese unliebsamen Gedanken zu vertreiben, er konnte sie nicht gebrauchen, nicht jetzt, wo abermals das Leben einer Person auf dem Spiel stand, die einen wichtigen Platz in seinem Leben eingenommen hatte.
    "Mach dir keine Sorgen," murmelte er leise um sich selbst zu beruhigen. "Es ist nur ein Kampf und sie ist eine gute Kämpferin wahrscheinlich sogar besser als..."
    Er stockte, ein Licht, er sah es deutlich. Bereits nach ein paar Sekunden erkannte er die Umriße der Stadtmauern, die zwar durch den Nebel leicht verwischt wirkten, aber trotzdem unverkennbar in den Himmel ragten.
    Er fröstelte, ein Schauer lief dem Söldner über den Rücken, während er angestrengt zu den Stadtmauern hinüberstarrte.
    Sie waren da.
    Mechanisch kontrollierte der junge Krieger den Sitz seiner Waffen, die beinahe schon unachtsam an seinem Gürtel befestigt waren, noch immer verblüfft strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er sich schließlich umdrehte und über das Deck marschierte um sich sein Frühstück abzuholen.
    Wer weiß, vielleicht war es eine seiner letzten Mahlzeiten, die er nun gleich in eine hölzerne Schüssel geklatscht bekommen würde.

  16. Beiträge anzeigen #136
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Natürlich hätte sie Ferol noch nicht gezeigt wie zufrieden sie mit ihm war. Obwohl er das als Lehrmeister vielleicht selber wusste, so wollte sie auf jeden Fall verhindern, dass sich die Schüler selber überschätzten. Dies konnte nämlich äusserst gefährlich sein, wie Redsonja schon am eigenen Leib erfahren hatte. Stattdessen schwieg sie beharrlich und beobachtete stattdessen alles, was ihr Schüler tat.

    Dann erkannte sie in den Augenwinkeln die beiden Duellanten und entschuldigte sich bei Ferol. “Kommst du mit? Wir müssen Sentinel doch noch gratulieren.

    Unten angekommen trat sie mit einem viel sagenden Lächeln auf den Söldner und den Gardisten zu. “Rangor. Ich danke dir ganz herzlich, dass du die wahrlich unangenehmen Umstände auf dich genommen hast, um Sentinel bei seiner Prüfung zu helfen. Ich hoffe du konntest selbst auch einen Nutzen daraus ziehen und wirst nicht bloss eine Erkältung als Erinnerung davon tragen.” Bedankte sie sich, ehe sie sich an Sentinel selbst wandte: “Du hast meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Lernen ist zwar ein ständiger Prozess, aber den wichtigsten Schritt hast du nun getan. Leider wirst du somit nicht weiter mein Schüler sein, doch hoffe ich, dass uns unsere Reisen noch das eine oder andere Mal an denselben Ort führen werden.

  17. Beiträge anzeigen #137
    Kämpfer Avatar von Win'Dar
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    Win'Dar ist offline
    Der Wald weinte. Dicke Tropfen zerplatzten auf dem abgeworfenen Blätterkleid. In den Ästen, hinter den Stämmen, unter den Blättern – überall schluchzte und seufzte es. Der Waldboden hingegen war ein raffgieriges Ungeheuer, das sich an der Trauer vollfraß. Wo immer ein Tropfen hinfiel, wurde er gierig aufgesogen. Aus den Blättern nähte sich das Ungeheuer einen warmen Mantel, den es dicht an sich zog. Besonders Win'Dars Stiefel hatten es dem Ungeheuer angetan. Jedesmal wenn er auftrat, saugte es sich mit feuchten Lippen fest an seine Sohlen. Sie waren durchtränkt von Angst, Trauer und Schmerz und ach! - welch eine Delikatesse! Diesen Abend würde es sicher nicht hungern müssen.
    Seine Beine trugen ihn tief in den Wald. Weit fort von der Taverne, fort von dem Licht und der verdammten Blüte. Dann verließ sie die Lust und auch die Kraft und Win'Dar stürzte zu Boden. Unter seinem Kopf eine Pfütze, um ihn herum nichts als nasses Laub und silberne Fäden, die sich glitzernd zwischen den Bäumen hinauf bis zum Himmel zogen. Er blieb liegen, reglos, während der Regen die Blutkruste auf seinen Lippen aufbrach und den Pissgestank abspülte.
    Naja, zumindest bemühte er sich.
    Aus der Pfütze starrte ihm sein eigenes Auge entgegen. Das zweite Gesicht. Aufgewühlt: Dort unten von den Wellen, den die Regentropfen schlugen; hier oben von der Verzweiflung, die sich in seine Gedanken gegraben hatte. Oben, unten - was war wo? Wer bin ich?, fragte er sich, Original oder Zerrbild? Liegt dort die Maske, oder trage ich sie noch? Zeigt der Blick in den Spiegel die Wirklichkeit oder das Abbild, das wir uns selbst geschaffen haben, eine Projektion unserer Wünsche, das Ich, wie ich es gern hätte. Wer hat mich zu dem gemacht, was ich bin und wo bin ich, das ursprüngliche Ich, wohin ist es verschwunden? Dieser Blick, aus der Tiefe, wem gilt er? Mir selbst? Oder dem Ich, das ich geworden bin, ein Blick aus dem Kerker zu dem Schimmer, der durch die Stäbe dringt. Wer hat wen betrogen, und wann: Ich sie, weil ich nicht der gewesen bin, den sie erwartet haben, oder sie mich, weil sie mich wollten, wie ich nicht bin?
    Verrat bedeutete Tod.
    Das Spiegelbild verschwamm. Win'Dar rollte sich auf den Rücken und schlug die Hände vor's Gesicht.
    „Was habe ich getan? Was nur, was, dass ich so sterben muss?“
    Die Wolken gaben keine Antwort. Aber, dachte er, Sie teilen immerhin meine Trauer. Niemals endende Tränen.
    Die Blüte. Sie hatten ihn gefunden. Wussten von seinem Verrat.
    „Scheiße...“
    Er hustete, keuchte, hustete wieder. Der Husten wurde heftiger, die Luft in seinen Lungen knapper, das Keuchen lauter. Blutiger Speichel spritzte in die Pfütze. Ein kleines, rotes Schifflein, das auf den Wellen davontrieb. Er krümmte sich, verkrampft vor Schmerzen, zerfetzte mit den Fingernägeln feuchtes Laub. Die gebrochenen Knochen protestierten mit all der Macht, die ihre Nerven aufbieten konnten.
    Es war wohl zuviel gewesen, denn als er wieder sehen konnte, starrte er erneut in sein Spiegelbild. Sterben, dachte er. Hier. Jetzt. Einfach nur sterben. Fort von dem Schmerz. Nie wieder Schmerzen. Alles zurücklassen. Das Buch zuklappen. Geschichte zu Ende, aus, sucht euch ein neues Buch.
    Sie würden ihn töten.
    Verrat bedeutete Tod.
    Wer hatte wen verraten?
    „Verraten...“, murmelte er. „Alles verraten...“
    Er stemmte sich auf die Ellenbogen, schleppte sich vorwärts, den kraftlosen Körper hinter sich herziehend. Unter einer Buche sank er nieder.
    „Es ist mein Leben. Ich entscheide.“
    Konnte er fliehen? Eine Hand lag auf dem Schwertgriff, die andere auf einem Messer. Seine Verachtung galt dem Schwert.
    „Ihr habt lange genug entschieden. Es ist meine Entscheidung.“
    Wieder Husten, wieder Blut. Warmer, blutiger Schleim, der an seinem Kinn herablief.
    Konnte er allein überleben?
    „Ich will sie schreiben. Meine Geschichte.“
    Er packte das Schwert, rammte es in den Boden, versuchte auf die Beine zu kommen. Beim dritten Mal klappte es.
    Fortlaufen. Das konnte er gut. Wie lange noch? Bis zum Ende? Das Ende war bereits da.
    „Leckt mich doch alle...“
    Er stützte sich am Stamm ab, versuchte zu laufen. Die Schmerzen waren weit genug abgeklungen, dass er Kraft aus ihnen schöpfen konnte. Immer weiter. Immer nach vorne. Bis zum Ende, dachte er. Ich will selbst bestimmen, wie und wann es endet.

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    Ehrengarde Avatar von Rangor
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    Erneut saß Rangor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt auf dem kleinen Hügel am Waldrand und beobachtete Redsonja und Ferol bei ihrem Training. Sie waren nicht weitergezogen bisher. Er und Sentinel hatten sich erholt, vom anstrengenden, eisigen Kampf im kleinen, nahen See.
    Wie gestern war nicht viel passiert. Tee hatte der Söldner gebraut, aus den letzten Resten eines kleinen Vorrats in seinem Beutel, der nun endgültig verbraucht war. Doch gegen die leichte Erkältung und die kalten Morgenstunden hatte das heiße Getränk wahre Wunder gewirkt und sicher geholfen, dass es den beiden - ihm und Sentinel - wieder besser ging. Auf der Jagd waren sie ebenfalls gewesen, hatten ihre Abendmahlzeit in Form dreier Hasen erlegt, die in den weiten Wiesenlandschaften des Landes zahlreich zu finden waren.
    Es würde wohl bald weiter gehen, nach Rynthal und schon fast hatte Rangor vergessen welcher der Zweck ihrer Reise in die unbekannte Stadt war.
    Ein Freund Redsonjas sollte gefunden werden, um zu helfen. Wobei war mittlerweile klar, in groben Zügen. Nichts genaues, nur Andeutungen, Vermutungen, und doch war sich der Wanderer sicher, dass Redsonja noch genauer wusste, wer ihr das Leben so schwer machte. Oder warum. Jedoch nahm der Söldner ihr es nicht mehr übel. Er hatte gesehen wozu jene offenbar fähig waren, die Redsonja verfolgten, verstand die Gildenlose nun, konnte sich vorstellen, dass man über solche Ereignisse nicht reden mochte. Nicht mit jemandem, dem man nicht sein Leben anvertrauen würde und Rangor war sich nicht sicher, ob er bereits ein solches Vertrauen in Sonja geweckt hatte. Er vermutete eher nicht.

    Es war noch recht früh am Tag, früher Nachmittag vielleicht und doch bahnte sich die Sonne an langsam, aber stetig hinter den Baumwipfel zu versinken. Noch war sie sichtbar, tauchte die Szenerie in ein warmes, goldgleiches Licht, doch die Temperaturen kündigten schon die Nacht an, ebenso den baldigen Winter.
    Der Söldner senkte seinen Blick vom Himmel herab und schweifte wieder über die zwei, am Fuße des Hügels stehenden. Unter den strengen Augen seiner Lehrmeisterin vollführte Ferol die ihm aufgetragenen Übungen. Auch Rangors Ausbildung zum Meister des Schwertkampfes lag noch nicht lange zurück und die Erinnerungen an diese Zeit waren noch frisch. Gegen Ende war er mit einer Gruppe im Minental unterwegs gewesen, ebenfalls ohne ein Ziel, nur jenes seiner Lehrmeisterin zu folgen. Ferol musste es ähnlich gehen. Soweit Rangor wusste hatte auch er kein eigenes Ziel und nur jenes, seine Ausbilderin zum weiteren Training zu folgen. Eigentlich war es kein vertrauenswürdiges Ziel, welches die Gruppe hier verband. Sentinel, der seine Lehre nur beenden wollte und nun so mitreiste, Ferol ebenfalls wegen einer Ausbildung und letztendlich er selbst, ein Wanderer der der Langeweile wegen umherstreifte und durch Zufall auf eine Gruppe stieß, mit der er nun kämpfte, Seite an Seite.
    Und doch waren sie für solch kurze Zeit nun doch fast einander vertraut. Die einen mehr, die anderen weniger doch Zusammenhalt bestand und das bei solch verschiedenen Zielen und fast völligem Unwissen voneinander.
    Ein Schatten rauchte vor Rangor auf.
    “Mal Zeit die Hasen zu grillen, findest du nicht?”
    Sentinel war es, der die Frage gestellt hatte. Rangor sah auf, nickte kurz. Der Miliz drehte sich wieder um und trottete in Richtung des ledernen Unterschlupfes. Noch einige Augenblicke sitzen, besah sich das Bild der lagernden Gruppe und richtete sich nun ebenfalls auf. Er wusste nicht, welches Bild sie auf andere, Außenstehenden so erwecken mussten, was man so denken würde, wer hier rastete und das interessierte ihn auch nicht. ER wusste es, das reichte:
    Vier Gefährten, durch kein Ziel vereint und doch zusammen...

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    Leichter Wind kündigte die nächtliche Dunkelheit an, fern am Horizont sank die Sonne schon den markanten Bergrücken entgegen. Diffuse Nebelschwaden ließen die Szenerie dabei trist und grau wirken. Leises Rauschen im Geäst naher Bäume drang an das Ohr des Söldners, der leise aufseufzte. Er fröstelte, zog die wollene, alte Jacke, die er mittlerweile über das Kettenhemd gestreift hatte, noch enger um sich und ließ sodann die schmale Klinge seines Schwertes wie Redsonja zuvor zurück in seine lederne Scheide gleiten, wo er von ihrem Knauf abließ. Das die rothaarige Lehrmeisterin sich ein Kommentar zu dem bestandenen Kampf sparte und ihm nur zunickte, störte ihn nicht sonderlich, er war beinahe froh darüber, so blieb ihm zumindest vorerst weiterer Tadel erspart, so glaubte er. Es war merklich kühler geworden, der Wind trug frischere Temperaturen heran und ließ bereits feine Spuren des nahenden Winters an, der wohl auch bald einziehen und den Herbst verdrängen würde. Auch merkte man dies an den Tagen, die sich nun stetig zu verkürzen begonnen hatten und man nun deutlich merkte, wie es früher dunkel würde. Die Nächte wurden dadurch länger, eine Tatsache, die dem Söldner den Winter in gewisser Weise suspekt erscheinen ließ. Er bedachte es jedoch nicht weiter, schließlich vermochte er sowieso nichts zu ändern daran und folgte Redsonja dicht hintendrein, welche sich entgegen der zwei anderen Gefährten, Rangor und Sentinel, gewandt hatte. Diese hatten bis gerade eben noch im Gras auf einer nahen Anhöhe gesessen, nun hatten sie die immer noch stehende, provisorische Zeltkonstruktion des Söldners ins Auge gefasst.
    Einen letzten Blick zurück gen des nun in Purpur getauchten Himmels werfend, hinter welchem soeben die letzten Strahlen der Sonne verschwanden und ihr gedämpftes Licht durch die Nebelschleier auf die Erde dringen ließen, setzte der Söldner sich schließlich auch an der kleinen Feuerstelle nieder, blickte in die Gesichter der Gefährten. Sie redeten kurz, dann wurde ihnen wohl allen zu kühl und Rangor und Ferol erklärten sich schließlich bereit, etwas neues Feuerholz in nahen Hainen zu sammeln. Gemeinsam gingen die Söldner nun auf ein Waldstück zu, fanden sich schnell innerhalb der lichten Baumreihen wieder. Einige Zweige und Äste aufsammelnd begnügten sie sich schließlich und wollten den Rückweg antreten, da stockten beide. Ein Knacken im Unterholz zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, beide standen regungslos. Nichts rührte sich mehr. Kein Laut außer einem nahen Ruf eines Kauzes ließ sich vernehmen. Nichts. Die Anspannung, die den Körper des Söldners kurz gepackt hatte, löste sich wieder und er nickte Rangor zu. Der andere wirkte ebenso erleichtert, nickte ebenfalls bestimmt und rasch hatten sie sodann die Reihen der Bäume wieder verlassen.
    Ferol sah sich schon am Rand eines prasselnden Feuers sitzen, die Kälte der sie umgebenden Nacht nur noch spärlich am Rücken spürend, als sie sich wieder entgegen ihres Lagerplatzes wandten, da fiel ihm noch etwas ein.
    „Wie ist eigentlich der Kampf zwischen euch beiden ausgegangen? Ich habe es gar nicht mitbekommen, der Bau der provisorischen Lederkonstruktion hat mich gänzlich davon abgehalten, eurem Duell beizuwohnen...“, fragte er den Glatzköpfigen, der sich daraufhin ihm zuwandte.
    „Nun, gewonnen hat keiner richtig, Sentinel hat mich zwar entwaffnet, war aber zu kraftlos, als dass er danach noch hätte weiterkämpfen können. Mir ging es zwar nicht viel anders, dennoch schienen wir ebenbürtig. Das eigentliche war ja nicht der Kampf mit dem Schwert, sondern vielmehr der Kampf gegen die eisige Kälte des Wassers, die nach einiger Zeit alles gelähmt zu haben schien.“
    Ferol nickte. Nur zu gut erinnerte er sich an die verfrorenen Gefährten, die nach ihrem Kampf im dampfgefüllten Zelt verschwunden waren. Er fröstelte erneut bei dem Gedanken, selbst in so eisiges Wasser steigen zu müssen und bewunderte den anderen Söldner dafür, dass er diese Aufgabe überhaupt übernommen hatte. Aber anscheinend hatte es sich ja gelohnt. Redsonja hatte Sentinel vorhin noch bestätigt, dass sie ihm nichts mehr würde beibringen können, ein Stadium, das zu erreichen nun Ferols Ziel war. Er schmunzelte kurz, verdrängte dann aber wieder den Gedanken. Bis es soweit war, konnte sicherlich noch einige Zeit vergehen.
    Inzwischen waren sie wieder am Lagerplatz angelangt, schnell hatten sich die aufgehäuften Äste und Zweige in ein loderndes Feuer verwandelt, dessen flackerndes Licht tiefe Schatten in jedem der vier Gesichter warf. Und während Ferol in die hellen Flammen starrte drang das leise Prasseln des züngelnden Feuers an sein Ohr. Das Knacken im Gebüsch vorhin, er dachte noch einmal darüber nach. Nur ein harmloses Tier, eine Windböe? Oder doch etwas, was mehr Aufmerksamkeit erfordert hätte? Er verdrängte den Gedanken schnell, dennoch behielt er ihn im Hinterkopf und beschloss, diese Nacht etwas wachsamer zu bleiben...

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    Erst als er schon am Boden lag, merkte Frost, dass er getroffen wurde. Körper gelähmt, keine Luft, Pochen in der Brust. Im Augenwinkel sah er Sheyras Lippen stumme Worte formen. Das Blut rauschte in seinen Ohren.
    Keuchend schnappte er nach Luft. Ein gesplitterter Pfeilschaft rollte von seinem Brustpanzer. Er blinzelte. Die Baumkronen über ihm wollten davonschwimmen. Wie der Blick durch ein Milchglasfenster.
    Eine Sturmböe, gewaltig genug, dass er sie selbst hier auf dem Boden noch deutlich spürte, zerstreute eine zweite Pfeilwolke. Zwischen den Bäumen klapperte es, wo die Geschosse gegen einen Stamm oder Ast schlugen.
    Sheyra. Sie war unbewaffnet.
    Er kam auf die Beine. Die Sicht schwankte: Zwischen den Bäumen formlose Schatten, Bögen in den Händen, nach Opfern spähend. Sheyra zusammengekauert, den Rücken an einen Baum gepresst. Shilendra gleich neben ihr, ebenfalls in Deckung, Augen geschlossen, Mund leicht geöffnet. Sturm. Wo war Sturm?
    Schreie, knirschende Metallpanzer und das Rasseln von Kettenhemden. Er drehte den Kopf und sah das Ende zweier Bogenschützen: Der Helm des einen so tief eingedrückt, das für den Kopf kein Platz mehr blieb; der Rücken des anderen so weit nach hinten gebogen, dass er wie ein umgedrehtes V wirkte. Sturm stand zwischen ihnen, dann auf einmal zwei Schritt weiter rechts, als er einem Pfeil auswich und schmetterte dem Schützen den Stab vor die Brust. Unter dem Harnisch knackte es. Der Mann flog nach hinten und spießte sich an einem tiefen Ast auf.
    Sturm war ein Forelle. Die Pfeile Steine, die ihm auf seiner Reise stromaufwärts im Weg standen. Manchmal versuchten sie kleine Blockaden zu errichten und sich gemeinsam ihm entgegenzustellen. Dann kamen ganz viele von ihnen, dicht hintereinander. Kleine, spitze, miese Kiesel, die durch die dünne Haut stechen wollten. Sturm bewegte sich zwischen ihnen wie eine zufällige Gegenströmung.
    Frost war radikaler. Eine Hand glitt zum Köcher, legte auf, beide Augen nahmen ihn ins Visier. Frost stieß de, Schützen im vollen Lauf beide Klingen in die Brust, riss sie seitwärts aus dem Körper heraus und ließ sie kreisen. Als er die Drehung beendete, stürzten dreieinhalb Männer zu Boden.

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