-
In den Wäldern von Silden
Immer schneller lief Estefania durch die Schlucht herab in den Wald hinein. Ein angenehm warmer Luftzug kam ihr entgegen. Wahrscheinlich war es gar nicht warm. Es kam ihr nur so vor, weil sie eisige Kälte Nordmars gewohnt gewesen war in letzter Zeit.
Sie knöpfte sich den Fellumhang auf um sich etwas Abkühlung zu verschaffen und wusste eigentlich gar nicht wohin sie gehen sollte. Sie wollte nach Ardea, jedoch der direkte Weg durch den Wald war der Diebin zu gefährlich. Außerdem würde sie dort wahrscheinlich nur irgendwelchen Viechern begegnen und ein richtiges Bett war auf diesem Wege auch nicht zu finden.
Estefania entschied sich erst mal bis zum Jägerlager zu gehen, wo sie vor ungefähr drei Wochen ihren Mantel gekauft hatte. Dort gab es zwar nur Zelte aber wenigstens ein warmes Feuer, vielleicht auch schon gegrilltes Fleisch das ihr die Jäger anbieten würden. Sie hatte keine Lust erst noch was zu jagen.
Der Jäger begrüßte Estefania freundlich. Er hatte sofort den Mantel erkannt. kein Wunder es war ein besonders schönes Stück aus Eiswolffell.
Wenig später saßen sie zusammen am Feuer und Estefania erzählte von den Viechern die in Nordmar zu finden waren. Die Jäger überlegten ernsthaft ob sie nicht mal auf Säbelzahntigerjagd gehen sollten.
-
Anna saß nun schon seit ein, zwei, oder auch drei Stunden auf einer großen Holzkiste an der Seitenwand des Hauses, in dem die Magierin Yasmin und ihr Schüler zur Zeit übten. Es schien schlechte Stimmung zu geben, doch davon wusste die Kleine nichts. Sie befand sich mittlerweile mehr oder weniger im Delirium, während um sie herum die Nacht eingebrochen war. Sie fühlte selbst die Kälte in ihren Händen nicht mehr, die nicht von ihrer dicken Robe gewärmt werden konnten.
Sie hielt die weiße, angebrannte Kerze fest. Um sie herum war es fast vollständig dunkel, nur weit entfernte Lichter aus Fenstern auf der Straße und die noch viel weiter entfernten Lichter der Sterne hätte man sehen können.
Das Mädchen hatte kein Licht und keine Wärme, doch war ihr nicht kalt. Vielleicht würde ein Geräusch in der Nacht den Zauber brechen, doch es war friedlich und still. Die Bewohner und vorübergehend anwesenden Helfer waren verschwunden und niemand fragte, wo sie waren.
Es gab keine Fragen mehr. Sie würde nicht immer so viel Zeit brauchen. Nach dem ersten Mal würden die Barrieren gebrochen sein. Die Barrieren, die sie davon abhielten und sie sich dagegen wehren ließen, etwas Unmögliches zu tun. Aber sie wusste, dass sie genau so viel Zeit hatte, wie sie brauchte. Sie wusste, dass sie nicht daran denken musste. Sie wusste, dass sie nicht an Raum und Zeit gebunden war, dass sie sich fallen lassen konnte.
Nein, sie fiel nicht, sie saß bewegungslos und mit starrem Blick und offenen Augen auf einer Kiste. In ihrer Welt war es warm und hell. Es gab keinen Boden. Sie kannte den Ursprung des Gefühl in ihrem Bauch nicht, doch wie es bei solchen Dingen war, spielte es ab einem bestimmten Punkt keine Rolle mehr, warum es so war. Sie ließ sich davon betäuben und fast wegtragen ...
Aber das Schlechte an allem Schönen ist die Angst, es zu verlieren. Auch die Angst, dass es nie anfangen würde, zerstörte den Kern der Sache. Die Angst nahm einen Teil ein und dieser Teil reichte, damit es nicht mehr dasselbe war. Aber Menschen fürchteten sich. Sie brauchten ihre Angst wie die Luft zum Atmen.
Anna jedoch fühlte nichts mehr außer der Dunkelheit um sie herum und der Wärme in sich. Es war keine Wärme, es war ein ohnmächtiges Glücksgefühl, das sie nicht als Glück erkannte. In Wirklichkeit war sie allein und jedes mögliche Glück weit, weit entfernt, doch die Realität spielte hier nur eine geringe Rolle. Es war wie eh und je: Es machte fast keinen Unterschied, ob man etwas dachte oder wirklich erlebte, und das nicht weil Wirklichkeit ein schwammiger Begriff war, den man schlecht festsetzen konnte. Auch die Realität fand nur im Kopf eines Menschen statt und war mit einem entsprechend starken Willen nicht mehr nötig. Es war fast dasselbe, der Grund, warum Anna allein und auf eine Art ziemlich verloren war. Sie konnte nicht entkommen, doch sie wollte es auch nicht. Sie könnte süchtig werden nach diesem Gefühl, das ihr die ganze Welt öffnete und ihr die Macht gab, genau das zu tun, was sie wollte. Das Gefühl, von dem sie noch nicht wusste, von wo es gekommen war.
Die Kleine bekam kein Lächeln mehr hin. Sie schaute mit halb geschlossenen Augen auf die kaum sichtbare weiße Kerze in ihren kalten Fingern. Das Licht der Sterne ähnelte dem der Flamme, die jetzt langsam um den Docht aufflackerte und sie blendete. Es war fast dasselbe.
Eine kurze Sekunde, die eine Ewigkeit umfasste, brannte sich das orange Licht in ihren Augen ein. Dann blies sie die Kerze aus. Der vertraute Geruch nach verbranntem Wachs und Rauch stieg ihr in die Nase, ganz kurz nur.
Sie zuckte zusammen. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Füße bewegten sich und sie sprang von der Kiste. Der weiche Erdboden fühlte sich komisch unter ihren Füßen an. Sie strich ihre Haare aus dem Gesicht und ging mit der Kerze, die nicht brannte, ins Haus, ohne in dem Moment daran zu denken, ob Yasmin und Shibuhya noch wach waren. Als sie tatsächlich kurz hoch nach oben zu den Sternen blickte, hörte sie einen Namen in ihrem Kopf, wie ein Echo. Innos.
Geändert von AnnaJoseph (18.10.2008 um 21:25 Uhr)
-
Mit einem Knirschen zog er Nordwind aus dem Körper des toten Kerl. Er keuchte nicht einmal. Jedoch waren bei de Gegner zu viel für den erschöpften Elonhil gewesen, der sich ansonsten hervorragend behauptet hatte. Der Gardist wischte das Blut mit einem Fetzen des Toten von der Klinge und steckte es zurück in die Scheide. Elonhil tat das selbe und setzte sich erschöpft auf einen großen Stein.
„Gut gemacht, Elonhil, ich bin stolz auf dich. Wie du erst alleine und dann mit mir deine Fähigkeiten und Techniken im Kampf mit dem Schild gezeigt hast, war sehr gut. Ich kann dir nun nichts mehr beibringen. Alles andere kommt durch Erfahrung im Kampf.“ Das hatte er schon lange mal sagen wollen. Er klopfte seinem Schüler anerkennend auf die Schulter und ging nun zu dem Mädchen was sie erschrocken, immer noch schockiert anstarrte. Pure Angst starrte ihm entgegen und lies ihn frösteln. Wie froh war er, dass er immer ein Schwert hatte oder sich auch ohne verteidigen konnte. Langsam und vorsichtig, wie bei einem verschreckten Tier ging er langsam auf sie zu. Als sie wieder anfing zu wimmern und zu schreien, versuchte er sie durch gutes Zureden und beschwichtigende Handbewegung zu beruhigen.
„Sch, sch, Kleines. Es ist gut, wir sind keine Bösewichte!“ Am Ende war es egal was er sagte, das wusste er. In diesem Zustand verstand sie ihn eh nicht. So redete und redete er. Nach mehreren Minuten dann beruhigte sie sich und war bereit zu reden.
„Ich bin Odinson, Gardist der Gilde Innos und dies ist Elonhil, ein Krieger des Waldvolkes. Wie heißt du und wer hat dir das angetan, haben diese Typen einen Namen?“
Sie schluckte mehrmals und dann sprach sie, ihre Stimme zitterte immer noch.
„Ich bin Tanja, ich...ich...weiß nicht wer sie sind. Ich komme aus Ardea, mein Vater ist Gersmund. Ich weiß nicht ob ihr ihn kennt.“
„Nein leider nein. Geht es dir wieder besser, wie weit sind sie gekommen?“ fragte er weiter. Langsam schien es ihr besser zu gehen. Sie erzählte die übliche Geschichte. Sie war beim Beerensammeln gewesen als die Typen sie überfallen hatten. Als Odinson und Elonhil eintrafen waren sie gerade dabei ihr Gewalt an zu tun. Dabei war ihr Kleid zerrissen. Für wahr, Man hatte einen ziemlich tiefen Einblick auf die Beine der Maid. Sie war hübsch und hatte rotes Haar. Leicht gebräunte Haut zeigte an, dass sie von einfacher Abstammung war, wahrscheinlich eine Holzfällertochter oder so etwas in der Art. Nun dann war es umso besser, dass die beiden sie entdeckt und ihr geholfen hatten. Das würde einen Pluspunkt in der Beliebheitsskala bei zumindest einer Familie geben. Er legte begütigend die Hand auf den weichen Kopf des Mädchens.
„Wir werden dich sicher nach Hause geleiten. Nun knöpfe ich mir diesen Hargot vor.“
Er stand auf zog sein Schwert und stapfte mit finsterer Miene zu dem stöhnenden Typ. Er packte ihn am Kragen und zog ihn sehr nahe an sein Gesicht.
„Wer bist du? Woher kommt ihr, rede du Bastard oder ich werde dich in deine Einzelteile schneiden.“ Er schüttelte ihn heftig. Doch erst als die Schwertspitze schon an dem Hals leckte gab der andere nach.
„Gnaade, ich bin Hargot!“ wimmerte er.
„Das weiß ich schon! Weiter! Und wehe du lügst!“ heftiger wurde sein Opfer geschüttelt.
„Ich...ich komme auch aus Ardea und bin ein Stallbursche von der ehrenwerten Familie Krobar.“ Die hatte Odinson noch nie gehört. Aber das machte es etwas komplizierter.
„Und deine Freunde?“
„Auch...“
„Was wolltet ihr von der Kleinen?“
„Nur ein bisschen erschrecken, weil sie mit den Königstreuen liebäugeln, hatten wir uns entschieden sie zu bestrafen, sie und ihre lausige Familie sind eine Schande für alle ehrbaren Bürger Ardeas! Schlechtes Blut in unserer Stadt!“ Er spuckte aus. Sein Speichel war blutrot. Mit einem gut gezieltem Schlag über der Schläfe schickte er ihn ins Land der Träume. Odinson hatte genug gehört. Er nickte Elonhil zu. Dieser hatte alles gehört und würde einen wichtigen zeugen abgeben.
„Elonhil würdest du bitte mit anpacken? Und ihr, Tanja, begleitet uns. Dieser Bursche und sein Herr werden dafür büßen, das schwöre ich bei meiner Ehre als Krieger Innos!“ und so brachen sie auf zurück in die gebeutelte Stadt. Es würde wohl doch kein schönes warmes Essen und kühles Bier geben. Odinson freute sich jetzt schon auf den ganzen Rechtskram. Doch er wusste auch schon zu wem er gehen würde.
-
Handor war, nach dem Tavik endlich wieder auf eigenen Beinen stehen konnte, wieder auf seinen Weg gegangen. Rethus’ Ziehvater hatte ihn einmal mehr gerettet. Nur gut, dass dieser in der Gegend gewesen war.
„Woher kennt der Ritter meinen Namen?“ fragte Tavik ungläubig.
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Rethus. „So ist mein Ziehvater halt.“
Die beiden aßen diesen Abend ein sehr reichliches Abendessen. In Gotha konnten sie keinen Bissen zu sich nehmen. Doch nun, im Dunkeln der Nacht und in dieser klaren Luft, hielten sie nun ein Festmahl, das ihren Hunger von den vergangenen Stunden abtöten sollte. Rethus verzehrte ganze vier Keulen vom Scavengerfleisch. Damit wurden ihre Vorräte beängstigend knapp. Doch sie wollten an diesem Abend ihr Mahl so richtig genießen, bis ein seltsamer Herr erschien. Er schien arm gewesen zu sein. Der Herr bat um etwas zu essen und würde sie mit ein paar Steinen belohnen, die er als ziemlich wertvoll empfand.
„Tut mir leid, aber wir haben kein Interesse auf Steine“, meinte Tavik. "Aber du kannst etwas Essen um sonst haben."
"Ah, vielen Dank", antwortete er.
"Setz dich", sagte Rethus jetzt.
"Ich danke euch wirklich für diese Freundlichkeit."
"Machen wir gern", fügte Rethus grinsend hinzu. "Wo willst du eigentlich hin?"
Geändert von Rethus (18.10.2008 um 21:27 Uhr)
-
Montera
Die letzten Tage war Nugs Genesung sehr weit vorangeschritten, allein durch Nag Zwarr der sich doch ziemlich um den Kriegsherrn gesorgte hatte. Allein schon deshalb schuldete Nug ihm größten Dank. Zwar hielt er den Berufenen dadurch von seine Studien in der Magie ab, doch der Kriegsherr wusste genau das Nag ihn im Gegenzug als Versuchork für seine neu entdeckten Kräuter genutzt hatte.
Heute aber saß der stolze Krieger im Haus des Statthalters und fraß sich sein, durch die lange Verletzung verlorenes, Gewicht wieder an. Deftiges Wildschwein, kross gebraten und dazu eine Schale gelbe Erdknolllen.
Gerade als er das Mahl beendet hatte trat Snak gra-Bura in den Raum.
Nach dem sie sich Begrüßt und Bier vor sich stehen hatte, beantworte der Kriegsherr die Frage, die er von Snak gestellt bekommen hatte.
“Ja Snak Bedrohung scheint vorüber, seit.”, überlegte Nug laut, “Ja seit Gorbag, Tat’ank’Ka und Rok Shak einen obersten Waldläufer im Kampf besiegen, jedenfalls erzählen Statthalter das mir Snak! Ja wir können Montera verlassen, Späher sagen das es ruhig sein. Wo wir gehen hin? Etwa nach Faring? “
Irgendwie bemerkt der Kriegsherr die Wut die nun in Snaks Brust wütete, sicherlich sie waren Orks, doch die Orkfrau und er standen sich näher als das Krieger sonst taten.
“Snak wir uns lange nicht gesehen, wo du sein nach Vergiftung und Belagerung?”
-
Wälder nahe Montera
Ferian hatte Glück, man gab ihn etwas zu Essen und stillte seinen Durst. Die Männer schienen freundlich zu sein und erkundigten sich über Ferians Reiseziele. Dieser nahm ein kleines Stück des Fleisches und antwortete: "Ich? Nun, ich habe kein Ziel. Ich reise durch dieses Land und raste dort, wo es mir gefällt und wo ich willkommen bin. Ich komme von einem wunderschönen Waldstück, nordwestlich von hier. Doch erstmal kann ich dort nicht leben, ich bin verletzt und brauche Medizin, das ist der Grund, warum ich bei dieser schönen Nacht das Land erkundschafte. Nochmals danke für die Speisen."
Ferian aß wieder etwas von dem Fleisch und nahm sich ein wenig Brot, trotz des reichhaltigen Angebotes an Nahrung, verzichtete er nicht auf seine Kräuter und Wurzeln, die er außerdem zu sich nahm. "Darf ich euch einige meiner Kräuter reichen? Es sind Pflanzen aus dieser Region... keine Sorge, sie sind nicht giftig, ich esse sie seit einigen Tagen." Einer der Männer nickte und nahm eine dunkelbraune Wurzel. Als er sie auf das Scavengerfleisch verteilte, fragte er sogleich, wie sein gegenüber hieße. Der Eremit antwortete daraufhin etwas zögerlich: "Ferian ist mein Name." Offenbar hatte man sich ein interessantes Gespräch gewünscht und dies merkte auch Ferian und fügte den gesprochenen Zeilen hinzu: "Und Ihr?"
-
„Ich bin umhergezogen Nug, hab einen Schüler ausgebildet im Umgang mit der Axt. Jetzt, wo die große Stadt noch immer nicht eingenommen wurde und wir so viele Krieger verloren haben, brauchen wir doch Nachschub.“
Snak schaute bedrückt in ihren Bierkrug. Natürlich bemerkte Nug sofort, dass dies höchstens ein Teil der Wahrheit war, dass die Orkin etwas zurückhielt, und Snak wusste das. Sie blickte auf und schaute dem Ork direkt in die Augen, in die tief liegenden aber aufgeweckt suchenden Pupillen. Snak lächelte nichtssagend und der Ork beantwortete es mit einem gütigen, wenn auch etwas verwirrten, Lächeln.
„Du siehst dünn aus. Ist deine Verletzung gut geheilt?“
„Ja, sein gut geheilt. Nag Zwarr hat gute Arbeit geleistet!“
„Nag Zwarr? Der alte Tattergreis lebt auch noch?“, fragte Snak vergnügt. Dass es dieser verwirrte und alte Ork noch zu bringen würde, hatte die Orkin nie für möglich gehalten. Um so erstaunlicher war es, jetzt zu hören, dass er den Krieg überstanden hatte und allmählich zum Schamanen und Heilkundigen gedieh. Wahrscheinlich würde er dann selbst sein bester Kunde sein, dachte Snak belustigt.
Doch die Ablenkung hielt nicht lange an – die Miene von Snak erstarb genauso schnell, wie sie aufgeblüht war und sie schaute wieder betrübt in den Bierkrug, der noch trüber zurückstarrte. Das Bier war scheußlich.
„Ja Nug, du hast recht. Es wäre das Beste, wenn wir nach Faring zögen. Wir haben hier nichts mehr verloren, sicherlich hat Kan neue Aufgaben für uns. Auch wenn ich das bezweifele.“
Der Clanführer schaute sie skeptisch an, schwieg jedoch.
„Nug“, begann Snak langsam, „hast du jemals darüber nachgedacht, ob die Entscheidungen, die Kan getroffen hat, auch sinnvoll waren? Hast du dir je Gedanken darüber gemacht, weshalb der Angriff auf die Stadt der Morras gescheitert ist, obwohl wir in der Überzahl waren und sie von allen Seiten eingekreist haben? Und – hast du jemals darüber nachgedacht, weshalb unser oberster Kriegsherr lieber in Faring sitzt, als selbst die wohl wichtigste Schlacht der vergangenen Jahre anzuführen?“
-
Ardea
Die Dunkelheit und die stillen Geräusche des Waldes bei Nacht schienen Tanja zu beruhigen, man merkte, dass sie es gewohnt war. Schließlich war Ardea nahe an einem Wald und nicht so groß wie Vengard, dass es diese Geräusche verschlucken würde. Odinson und Elonhil derweil keuchten unter der Last die sie trugen. Sie waren froh als sie sie abwerfen konnten. Sie sahen sich Aug in Aug mit dem Haupthaus Ardeas.
„Wartet hier, bin gleich zurück!“ Er lies sie draußen im Fackelschein stehen und ging grüßend an den Wachen vorbei, die den Körper zwischen Elonhil und Tanja interessiert betrachteten. Er brauchte nicht lange nach Ronsen zu suchen. Alles war militärisch eingeteilt. Er schilderte ihm kurz die Lage und wurde dann sofort von ihm begleitet. Draußen angekommen, lies Odinson Tanja noch einmal paar Details sagen und überließ dann Ronsen das weitere Handeln.
-
Manchmal fragte sich Yasmin D'Ahara, ob die Tage wirklich so schnell vergingen, wie es ihr vor kam. Gerade erst war sie aufgestanden und nun war es schon fast wieder Zeit, um ins Bett zu gehen. doch noch war es nicht so weit, dass sie sich entkleiden und sich so, wie sie aus dem Schoss ihrer Mutter gekommen war, auf ihren Schlafplatz legen würde. Eine gute und innosfürchtige Frau hatte ihr ihre bescheidene Hütte überlassen, während sie selbst erstmal zu Verwandten gezogen war.
Aber darum ging es nicht, denn eine ihrer beiden Schülerinnen war zu ihr gekommen und hatte ihr gezeigt, wie sie eine Kerze nur mit Hilfe der Magie beschworen hatte. Zwar überraschte es die schöne Feuermagierin, dass es bei Anna so schnell ging, aber vielleicht hatte Innos selbst ja noch etwas mit der Blondine vor. Doch selbst wenn das wahr wäre, würde sie sie dennoch nicht mit Samthandschuhen anfassen. Denn dann hätte sie die beste Ausbildung verdient, die es geben würde und eine gute Ausbildung ist immer auch eine harte.
»Es erstaunt mich, dass du so schnelle Fortschritte machst, Anna. Anscheinend hast du einen guten Draht zu Unserem Herrn Innos - oder es liegt einfach da dran, dass du ebenfalls eine Frau bist«,
begann die hübsche Schwarzhaarige mit ihrer Ausführung, während sie vom einfachen Tisch aufstand und in dem kleine Zimmer anfing, herumzuspazieren.
»Doch sei wie es sei, deine Ausbildung wird weitergehen, junge Padawan. Deine nächste Aufgabe wird es sein, dass zu tun, was du damlals meinen Schüler tuen sahst, als du zu mir gekommen warst. Nämlich DInge schweben zu lassen. So wie ich jetzt diese Tasse mit Milch«,
meinte sie und griff mit ihrer Magie nach dem besagten und gefüllten Trinkgefäß und ließ es an sie ranschweben. Als es nahe genug war, ergriff sie es mit ihrer feingliedrigen Hand und nahm einen einen Schluck daraus, ehe sie weiterredete:
»Doch zunächst musst du mir eine Frage beantworten: Wie hast du diese Flamme, die hier Licht ins Dunkel bringt, beschworen?«
-
Mit dieser Äußerung hatte Snak eine alte Wunde bei dem Kriegsherrn geöffnet. Wie hasste er doch Kan, diesen selbstgefällige dickärschig pockige Ork und wie sie sich ihm alle anbiederten. Vor allem die die Krieger der Flammenden Faust steckten bis zum Hals in selbigen.
Wenn überhaupt einer bestraft wurde, wenn eine Aufgabe nicht gut ausgeführt worden war, dann war es immer nur Nug, der Anführer vom Shak-Clan gewesen, nicht umsonst war Nug zur Minenaufsicht zwangsversetzt worden.
Man müsste Kan einfach von der Bildfläche verschwinden lassen, also nicht einfach töten, verschwinden lassen und es den verlogenen Menschen anhängen, ja das wäre wohl das beste.
“Snak leise!” , flüsterte Nug und packten den starken Arm des Orkweibchens, “Komm wir gehen raus!” Draußen im Innenhof der Garnison löste er seinen Griff und sah ihr wieder in die Augen.
“Du wollen ihn stürzen! Recht du hast, er schon lange genug bewiesen das er kein wahrer Kriegsherr sein, wir müssen sein vorsichtig und können niemanden vertrauen dabei.”, sagte Nug aufgeregt, ”Erzähle wie du haben vor ! Was sein Plan?”
-
„Mein Name ist Tavik“, stellte sich der Novize vor und neigte seinen Kopf, bereute es jedoch sofort wieder. Der Kopfschmerz hatte zwar viel von seiner vorigen Intensität verloren, dennoch schmerzte jede Bewegung. Daran änderte nicht einmal die Hilfe von Rethus’ Ziehvater etwas. Aber nun, sie hatten es überlebt, das war von Bedeutung. „Ich bin Novize im Orden Innos’ von Vengard. Schön Euch kennen zu lernen, Ferian.“
Der Mann mit dem braunen Haar und Bart nickte ebenso, schaute dann zu Rethus herüber. Diesen kurzen Moment, den er für sich nutzen konnte, brauchte der Magier. Der Schreck von Gotha saß zu tief und der wirkliche Schrecken sollte wohl erst kommen, wenn er schlafen gehen würde. Denn der letzte Schlaf war ja durch Kräuter und Medizin hervorgerufen, der kommende würde aber ein echter Schlaf sein.
Und kein besonders Schöner, das war Tavik klar.
-
Als Tavik geendet hatte, setzte Rethus fort:
„Mein Name ist Rethus Vogors Sohn. Über mich gibt es eher weniger zu erzählen. Ich bin nur Schüler Taviks und der Kampflehren Innos’. Tavik unterrichtet mich im Schwertkampf.“
„Zu wem gehörst du?“ fragte Ferian.
„Zu den Königstreuen. Da gibt es ja zum Einen die Rebellen und die Streiter. Ich bin wohl eher einer der letzteren, oder will mal einer von letzteren werden. Aber ein Rebell bin ich ganz und gar nicht. Die hocken ja den ganzen Tag nur im Dreck und verrichten auch nur Drecksarbeit. Ich lebe zwar mit ihnen und will auch Orks töten, bin dennoch keiner.“
Rethus aß wieder etwas von seinem Scavengerfleisch und merkte das Ferian nicht so wirklich Ahnung von den Königsrebellen besaß, denn dieser verzog sein Gesicht.
„Ich denke, ich gehe jetzt schlafen“, beendete der Glatzkopf schließlich. „Der letzte Tag hat uns ziemlich mitgenommen.“
„Ja, ich werde dann wahrscheinlich auch müssen“, meinte Tavik. „Morgen müssen wir weiter nach Silden.“
Geändert von Rethus (18.10.2008 um 22:55 Uhr)
-
Unerhört war das! Man sah seinen Waffenbruder mehrere Tage nicht und dann kam er gleich mit so einer Meldung. Eine abtrünnige Gruppe, deren Chef sich noch in Ardea befindet und irgendwelche Burschen, die sich an jungen Mädchen vergriffen. Was war nur in dieser Stadt los, als die Garde nicht da war? Jungfrauen fand man hier gewiss nicht mehr...
Ronsen war wütend, natürlich nicht wegen Odinson, der hatte seine Aufgabe souverän gelöst und dafür gesorgt, dass zumindest dieser Frevel gerächt werden konnte. Was ihn aber ärgerte, war einerseits, dass sie noch einen Täter fassen mussten und natürlich, dass er sich gleich angesprochen fühlte, hier den Richter zu spielen. Als ob er nicht schon genug Stress hatte!
Ronsen raffte sich auf und trat schließlich heraus aus dem Haupthaus. Die Nacht war zum Schlafen da, das musste er den Leuten hier draußen klar machen, auch wenn sie eine Aufklärung des Falles verdient hatten. Das Mädchen sah wirklich fix und fertig aus!
"Seid gegrüßt; ich bedauere, euch mit der Verhandlung vertrösten zu müssen, doch werde ich sofort Leute ausschicken, den Übeltäter zu fassen. Ihr nennt mir nachher bitte noch alle wichtigen Details zu ihm, die ihr kennt. Den anderen werden wir erstmal anketten, die Tore werde ich für die Nacht stärker überwachen lassen; kommt morgen wieder, vielleicht kann ich euch dann schon mehr weiterhelfen..."
Seufzend blickte er gen Himmel. Eine zu schöne Nacht war das, sie verdiente diese Probleme nicht...
-
Wälder nahe Montera
Nur als Solidarität stellte Ferian seine Fragen. Er konnte die Männer schlecht einschätzen und hegte ein gewissen Potential an Misstrauen. Natürlich war er für das Essen sehr dankbar, doch war dies, so glaubte er, selsbtverständlich, denn auch er hätte einem Wanderer geholfen. Niemand schien sich für die Verletzung von Ferian zu interessieren, doch dies störte ihn nicht sonderlich, so musste er wenigstens nicht so viel erzählen. Eine Frage hatte er allerdings noch: "Ist Silden ein Dorf? Falls ja, würde ich euch gerne begleiten, es reicht aber auch, wenn Ihr mir nur den Weg zeigt." Rethus nickte und hatte offenbar nichts dagegen, wenn sie einen Begleiter mehr hatten.
Die beiden Männer legten sich hin und versuchten einzuschlafen. Ferian hingegen blieb noch einen kurzen Moment wach und legte etwas Holz nach, um das Feuer am Leben zu erhalten. Langsam holte er seine Besitztümer aus seiner Tasche und schaute sie sich an. Einige Wurzeln, Kräuter und sonstige Pflanzen, ein paar alte Goldmünzen, Steine aus dem kleinen Waldstück, kleinere Stöcker und ungeöffnete Tannenzapfen, die er auf einer kleinen Lichtung gefunden hatte, zählte er zu seinem Hab und Gut. Sein Wanderstock, den er seit einigen Tagen stets mit sich führte, war die große Hilfe, beim Laufen. Nachdem sich Ferian all diese Dinge angeschaut hatte, steckte er sie wieder ein, entfernte sich ein wenig zum Rastplatz der beiden Männer und versuchte etwas abseits einzuschlafen. Ein letzter Blick in den Himmel und die Hoffnung, morgen aufzuwachen, war die letzte Handlung von Ferian, bevor er die Augen schloss.
-
Sie hatte also einen guten Draht zu Innos. Das fand Anna lustig, und sie musste fast lachen, als sie die ernst dreinblickende Yasmin ansah, die mit ihrer eben nach oben geschwebten Tasse am Tisch stand und einen Schluck trank. Doch dann fing sie an zu realisieren, dass man ihr eine Frage gestellt hatte, die sie nicht beantworten konnte.
Trotzdem antwortete sie ihrer Meisterin.
„Ich ... wusste, dass es kein Problem sein würde, weil ... ich es da draußen schon einmal geschafft habe.“ Sie zeigte mit dem Finger auf die Wand. „Es schien kein Problem, dass die Kerze brennt. Also hat sie es getan. Meine Rolle bei dem ganzen war gar nicht so groß. Die Sterne haben genauso geleuchtet wie die Kerzenflamme, oder?“, schloss Anna leise.
Yasmin sah sie etwas verwundert an und stellte ihre Tasse wieder auf dem Tisch ab.
„Vor einer Woche hätte ich gesagt, dass ich keine Magie gewirkt habe, an dieser Kerze, dass das nichts damit zu tun hat. Jetzt fühlt es sich so an, als ob alles, was ich tue, Magie wäre. Nur dass diese Magie eben anders ist, als ich sie mir vorgestellt habe.“ Aber das war gelogen. Sie hatte sich so etwas wie Magie nie vorgestellt.
„Magie zeigt sich auf verschiedensten Wegen und jeder Magier versteht sie anders ... auch wenn mich wundert, dass du die Aufgaben so schnell meisterst, obwohl du scheinbar gar nicht weißt, was du tust. Das Schweben lassen wird dennoch kein Kinderspiel, auch für dich nicht.“, antwortete ihre Lehrmeisterin in einem abschließenden Tonfall.
„In Ordnung. Gute Nacht, Lady.“, sagte das Mädchen möglichst höflich und war froh, dass sie es noch halbwegs gut hinbekommen hatte. Wieder spürte sie das vertraute Gefühl der lähmenden Müdigkeit und doch stellte sie sich nicht die Frage, ob das etwas mit ihren magischen Exkursen zu tun haben könnte.
-
„Nug!“, Snak wich entsetzt zurück, „Was sagst du da? Ich... ich... verstehe dich nicht ganz, glaube ich...“
Sie schaute den Kriegsherrn entgeistert an, konnte seine Worte kaum fassen. Ein Kriegsherr, ein General, ein engster Vertrauter Kans, der solche Worte an sie richtete! Das war Hochverrat! Wie konnte er so etwas auch nur denken! Nie hätte die Kriegerin von ihrem Clanherrn diese Worte erwartet, nein, nichts wäre ferner gewesen.
„Nug, ist dir klar, was du da sagst? Dafür werden wir hängen!“
„Was du glauben, weshalb ich hier nach draußen gegangen bin mit dir?“
„Beim Schöpfer...“
Snak trat einige Schritte in die Nacht hinein, in das fahle Mondlicht, das die umliegenden Gebäude schwach beleuchtete. Es war still geworden Montera, still und ruhig. Das einzige, was sich manchmal bewegte, waren die Wachen am Tor zum Dorf. Aber sie waren zu weit weg, außer Hörweite.
Kan stürzen? Daran hatte sie nie zu Denken gewagt. Welch irrsinnige Idee! Snak hatte ihn verantwortlich machen wollen, hatte ihn und seinen Kriegsrat zur Rechenschaft ziehen wollen, aber ihn zu töten, das wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Immerhin war er der große Kan, der Herrscher über Myrtana, eine lebende Legende, das Ideal eines Orks. Allein ihn einmal zu treffen wäre für viele Orks schon eine große Ehre.
Doch andererseits: Snak hatte ihn kennengelernt, und es blieb nicht mehr viel übrig von seinem Ruhm und seinem Ruf. Nein, ganz und gar nicht. Ein schlechter Stratege war er mittlerweile geworden, halsstarrig, unflexibel, unentschieden im Vorgehen. Vertraute zu sehr auf seine Schamanen, lebte fernab orkischer Ideale. Wie sonst ließen sich so gravierende Fehlentscheidungen erklären, ein Scheitern, was nicht seinen Generälen, sondern nur ihm anzuhängen war? Die Niederlage in Vengard war nicht dem heldenhaften Kampfesmut der Morras zu verdanken, nein, ein miserables taktisches Vorgehen hatte diese Niederlage verschuldet. Und das war ganz und gar auf Entscheidungen des höchsten Kriegsrats, auf Kan, zurückzuführen.
Ja, vielleicht hatte Nug recht. Kan war schon zu lange an der Macht, sein Ruhm war ihm zu Kopf gestiegen. Es war Zeit für einen Wechsel an der Macht. Für einen Ork, der auch noch Ork war. Das Kan zudem den Shakclan eindeutig benachteiligte, bestätigte nur Snaks Verdacht. Er wollte sie ausschalten, wollte Nug kaltstellen, weil er als einziger erkannt hatte, wie es wirklich um den Anführer Farings stand. Ein Netz aus Intrigen hatte sich längst um den Shakclan gespannt und sie saßen mittendrin. Kein Wunder, dass die Urkmas da ihre Finger im Spiel hatten, kein Wunder...
„Nein Nug“, begann Snak, als sie wieder zu dem Kriegsherrn trat, „ich habe noch keinen Plan. Wir sollten aber keinen Tag mehr hier verlieren. Sicherlich kommt es Kan ganz gelegen, dass wir hier verrotten, fernab von Faring. Aber das wird ein Ende haben. Wir werden mit deiner Garnison zurückkehren und auch ich werde meiner Krieger mitnehmen. Aber wir sollten vorsichtig sein. Sicherlich gibt es noch mehr Orks, die Kan so verachten wie wir. Wir müssen einen Plan entwickeln, uns aber noch bedeckt halten, niemand darf etwas erraten. Morgen brechen wir auf, dann können wir alles weitere besprechen. Aber jetzt werde ich mich zu meinen Kriegern begeben, die können ohne mich noch nicht einmal einschlafen“, scherzte Snak und zwinkerte Nug verschwörerisch zu, „Gute Nacht.“
-
Sie waren immernoch auf dem Bauernhof und abermals damit beschäftigt zu trainieren. Nach einer Eindrücklichen kleinen Showeinlage von Matt was man mit allem möglichen Zeug anstellen konnte, fuhren sie da weiter wo sie aufgehört hatten. Beim Schrottkampf, jeder suchte sich etwas aus und sie kämpften anschliessend. Der Lehrer hatte diesesmal eine Milchkanne gewählt, es war schlichtweg unglaublich und fazinierend, dass man mit solchen Dingen kämpfen konnte. Es forderte nur die nötige Kreativität und Geschicklichkeit, soviel hatte er herausgefunden. Colodis griff sich eine alte Schaufel, sprich der Stiel war abgebrochen und nur noch halb so gross wie normal. Aber das sollte hier ja nicht weiter stören, benutzen musste er sie ja nicht.
Matt und der Tischler standen sich wieder gegenüber: "Auf zur zweiten Runde mein Freund", sagte der Nordmann und grinste provokativ. Er spurtete los, kam aber nicht weit eine saubere Schwalbe täuschte einen Sturz vor. Der Kampf war noch kaum im Gange, also unteliess Matthew einen Angriff. Doch Colodis hatte am Boden unbemerkt einen Stein aufgelesen. Und schleuderte ihn beim nächsten Angriff dem Lehrmeister entgegen. Matt war kurz abgelenkt und Colo liess sich im richtigen Moment fallen. Hieb die Schaufel gegen das Schienbein seines Gegners. Doch dieser war bereits darüber gesprungen, der Kampf ging schon ausgeglichen los. Im nächsten Moment traff ihn fast ein Milchkannendeckel, wäre er nicht im richtigen Augenblick ausgewichen. Der Nordmann schnappte sich den Deckel und spurtete mit hoch erhobener Schaufel auf den Lehrer zu. Eine Rasereiartige Attacke sollte ihn ablenken, er schleuderte sogleich das Arbeitsgerät auf seinen Feind zu. Zumindest vor seine Füsse, sodass sie steckte und dann setzte Colodis einen Sprung an und hieb Matt den Deckel volle Kanne an die Rübe. Auf das dieser viele farbige Sternchen zu sehen bekam.
Durch den Aufprall endete der Sprung aber in einer Bruchlandung und ehe sich Colodis versah hatte er eine Milchkanne auf dem Kopf. Schmerzen durchzuckten seinen Kopf und ein Dröhnen liess ihn fast taub werden. Eine Schaufel wurde mit viel Wucht immer wieder auf die Kanne gehauen. Orientierungslos kroch er am Boden herum, verfolgt von den Attacken. Als er sich auf dem Rücken befand stiess er mit einem Ruck das Gefängnis ab. Sogleich blickte er aber auf ein Akrobat der eine Schaufel auf ihn herniederzischen liess. Er packte das Gerät und stemmte seine Füsse in den Bauch des Angreifers. In hohem Bogen liess er Matt durch die Luft segel und auf dem Boden landen. Hinterher kam dann noch eine harte Kanne geflogen die hart einen gewissen Kopf traff. Schnaufend und mit pochendem und schmerzendem Schädel richtete er sich langsam wieder auf.
-
Das Mädchen namens Anna Joseph saß auf dem hölzernen Boden der Hütte, die die Magierin Yasmin aus Vengard vorübergehend bewohnte. Draußen war es wieder so kalt und sie hatten sogar schon ein Feuer im Kamin an. Shibuhya hatte es angemacht, ob mit oder ohne Magie, hatte die Kleine nicht mitbekommen.
Sie sollte heute also etwas fliegen lassen, und natürlich hatte sie seit dem Tag, als sie Yasmin und ihren Schüler das erste Mal an der ersten Einbiegung im Dorf gesehen hatte, gewusst, dass sie das tun würde, auch wenn sie nicht darüber nachgedacht hatte. Die Magierin war nicht im Haus, sie hatte es am Morgen verlassen, vermutlich um ihrer Pflichten als Dienerin Innos' in dem zerstörten Dorf nachzukommen.
Shibuhya war schon da gewesen, als sie das Haus betreten hatte. Der schwarzhaarige Junge hatte mit seiner verschlossenen kleinen Holztruhe friedlich an Yasmins Tisch gesessen. Er schien nicht übermäßig motiviert, war aber trotzdem diszipliniert bei der Lösung seiner Aufgabe und freute sich wohl, die blonde Adeptin und damit eine Ablenkung zu sehen.
Sie brauchte heute keine Kerze und hatte sich noch nicht überlegt, dass sie sich einen Gegenstand überlegen musste, den sie schweben lassen wollte. Auf eine Säge würde ihre Wahl wohl nicht fallen, doch das wusste sie jetzt noch nicht.
„Wie hast du das gemacht, mit der fliegenden Säge?“, fragte das Mädchen den Magier von unten. „Hat Yasmin dir auch einfach nur gesagt, dass du sie schweben lassen sollst?“ Sie fragte sich, ob das immer so lief und ob Shibuhya wohl zufrieden mit seiner und dieser Art von Ausbildung war.
-
Zwischen Montera und Trelis an einem Wegschrein
„Bist du fertig?“
„Nö, noch nicht.“
„Warum brauchst du immer so lange?“
„Ganz locker. Nicht hetzen.“
„Ich hetze nicht!“
Mittlerweile bereute Mutton, dass er ausgerechnet Beddy - beziehungsweise Bedeoraus Syphillus - zu seinem Wegpartner ausgewählt hatte. Dieser Mensch lebte sein Dasein als reisender Händler voll und ganz aus: Ständig war er unter Druck, musste immer etwas machen, nachschauen, nachrechnen. Dabei schien er nicht zu bemerken, wie viel Unruhe er dabei produzierte. Das ging sogar so weit, dass bei ihrer letzten Tour durch Myrtana einer der Wagenführer absichtlich falsch abgebogen ist, nur, um für einen Moment mal wieder die Ruhe zu genießen, welche beim Anblick des herbstlich rot-gelben Blättergewandes der Wälder hätte aufkommen sollen. Aber bei dem Geschreie, welches aus dem Munde dieses Berufscholerikers kam, flüchteten selbst die sonst so bedrohlichen Grauwölfe mit eingezogenem Schwanz zurück ins Gebüsch. Zumindest musste man sich also nicht vor den üblichen Plagen des Wandererdaseins fürchten. Und auch so entdeckte Mutton immer wieder, dass er ein Fable für – sagen wir mal – besondere Persönlichkeiten hatte. Vielleicht war es auch nur ein Versuch, nicht mehr an die tristen Zeiten in der Faringer Mine erinnert zu werden, denn die lagen schon seit Langem hinter dem jungen Schlosser und Koch. Er konnte sich sogar wieder in der Orkhauptstadt blicken lassen, nachdem man sein Gesicht dort nicht mehr mit jenen der anderen Sklaven gleichstellte. Ja, endlich konnte er sich frei fühlen, frei überall hinzugehen, alles auszuprobieren, jeden zu treffen.
Natürlich zählte Mutton nicht zu den Virtuosen, welche begannen, das Leben dermaßen auszukosten, dass sie kaum ohne eine Flasche Wein aus dem Bett steigen konnten oder welche es vorzogen, mit möglichst wenig Aufwand, möglichst viel Geld zu verdienen. Er verdiente sich stattdessen als Wanderarbeiter seine lebensnotwendigen paar Münzen. Reich wollte er eigentlich nie werden. Ein weiterer Grund, warum er zu diesem Zeitpunkt eine Art Lebenstraum verwirklicht sah. Ja, er lebte das Dasein als Reisender, der mit seinem Handwerk den Menschen helfen konnte und gleichzeitig viel herum kam. Man traf Menschen mit allen möglichen Hintergrundgeschichten, Namen, Lebensstilen und und und. Zudem verscherzte man es sich nicht mit den orkischen Herren. Vielmehr hatte sich nichts daran auszusetzen, wenn sich überraschend doch noch ein Schlosser einfand, um dies und jenes geradezubiegen, wenn man so will. Und als Koch genoss man gleichzeitig in der Arbeiterschaft großes Ansehen, erst recht, wenn man mehr als sein halbes Leben damit verbracht hatte, aus billigen Lebensmitteln wie Wurzeln, Getreide und Fleischwanzen leckere Speisen zu zaubern. Das Rezept, das er erst kürzlich von einem - zugegeben – ziemlich korpulenten Kerl namens Snaf abgekauft hatte, erwies sich als echter Gaumenschmaus. Man hätte glatt glauben können, dieser Koch hätte sein Leben lang nichts anderes gemacht, als sich an der richtigen Zubereitung von Fleischwanzen zu versuchen.
So spannend das Leben als Wanderarbeiter auch war: Mutton erledigte nebenbei zusammen mit ein paar Freunden, deren Kreis sich beständig zu erweitern schien, weiterhin noch andere Aufgaben, die ihnen mitunter einen beachtlichen Bekanntheitsgrad in Myrtana eingetragen hatten. Seitdem Mary und Pavlos damals in der Kupfermine, östlich von Faring aufgetaucht waren, da sie offenbar mit Mutton ähnliche Visionen einer neuen Glaubensrichtung teilten, war die Bewegung mit dem Namen ‚Ein Myrtana für alle’ beachtlich gewachsen. Die beiden hatten maßgeblich dazu beigetragen, der Gemeinschaft eine Identität zu geben, als sie Mutton, welcher damals in Montera als Redner und Rädelsführer der Religion bekannt gewesen ist, zu einer seltsamen Karsthöhle ein Stück südöstlich von Gotha geführt hatten. Dort fanden die drei ein Bündel mysteriöser Steintafeln, die ganz und gar nicht dem ähnelte, was man sonst auf dem Artefaktmarkt zu sehen bekam. Anschließend hatten sie erstmal versucht, jemanden zu finden, der die unbekannte Schrift lesen konnte – vergebens. Der Inhalt blieb bis heute ungeklärt. Dafür erregte ein hervorstechendes, anscheinend mysteriöses bedeutsames Symbol auf den antiken Schriftstücken besonders die Aufmerksamkeit Muttons. Es sah aus wie eine Art System aus mehreren, ineinander liegenden Ringen, welche sich über ein paar Linien miteinander verbanden und im Zentrum das Abbild einer Krone formten. In einem Anflug, standfester Überzeugung erkannte der junge Schlosser darin angeblich die Krone Adanos’ und dieser Meinung gab er dermaßen entschlossen Rückhalt, dass die anderen Anwesenden sich ebenfalls dieser Überzeugung hingaben. Seit diesem Tag zieht sich das Symbol wie ein roter Faden entlang der Wege, die die Anhänger der religiösen Bewegung bislang beschritten. Auf ihren Reisen errichteten sie kleine Schreine, meistens nur aus einem beritzten oder bemalten Stein bestehend, an denen sogar schon die ersten Menschen Halt gemacht haben sollen. Ohnehin wurde seit den letzten zwei Wochen immer deutlicher, wie viel Anklang die Idee dieser Glaubensgemeinschaft unter der breiten Bevölkerung fand. So verwundert es nicht, dass auch die Orks mittlerweile so weit sind, Späher auf Mutton und seinen kleinen Kreis getreuer Anhänger anzusetzen. Wenn insgeheim mehr hinter dem ganzen Tohuwabohu stecken sollte, dann wollten die Stadtherren und vor Allem die Schamanen direkt davon erfahren. Kann selbst maß den Ereignissen des letzten Monats keine große Bedeutung bei. Er hatte Besseres zu tun, um sich mit irgendwelchen Spinnern abzugeben, von denen ohnehin niemand am militärisch statuierten Thron der orkischen Rasse rütteln konnte. Doch unter den Orksöldnern blieb der neue Emporkömmling Mutton nicht mehr lange ein unbekanntes Gesicht.
-
Shibuhya hatte es versucht, doch war er mehr gescheitert, als etwas geschafft zu haben, die Schatulle war noch immer verriegelt. Er wandte sich der Blonden Adlata zu, sie hatte ihn gefragt wie es bei ihm gewesen war, er lächelte.
"Tja, Yasmin ist so wie sie ist, widerborstig und fies, ich hab auch nur zu hören bekommen, dass ich die Säge schweben lassen sollte. Bisher habe ich noch nichts von ihr übernommen, was kein Wunder bei der Magie ist, die sich jedem anders offenbart, sondern alles in Eigenarbeit gelernt. Yasmin ist eigentlich nur zur Aufsicht und zum meckern da."
Shibuhya began leise zu lachen, dann erhob er sich von seinem Stuhl. Anna war knapp einen halben Kopf kleiner als er. Shibuhya hatte andere schon reden gehört, ihre weiße Haut sei nichts für Männer, Shibuhya schmunzelte, er war zwar noch Jung, aber dennoch hatte er gewiss mehr Ahnung von solchen Dingen, als irgendein unwissender Anwärter.
"Schon überlegt, was du schweben lassen möchtest?"
Shibuhya ging noch ein wenig näher heran, er hasste es, wennman sich durch laute rufe über ein ganzes Zimmer hinweg verständigen musste, war Anna ein Stück zurückgewichen? Egal, hauptsache sie verschwand nicht wieder. Gekonnt holte der Feuermagier eine fertige Tabakrolle aus dem Saum seiner Robe, ließ eine Flamme in seiner Hand entstehen, die ungefähr einen Zentimeter über der Handfläche schwebte und entzündete die Tabakrolle, erwartungsvoll blickte er Anna an, und bedeutete ihr mit einer Geste, ob sie auch eine Tabakrolle haben wollte.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|