[Lando]

„Lando. Ich komme aus dem Wolfsclan. Bin dort geboren. Aber zur Zeit hänge ich mehr hier herum.“, erwiderte Lando und bedankte sich artig, als Drageny ihm den Pfeil zurück brachte, den er sogleich im Köcher verschwinden ließ.

„Wenn du willst kann ich dir einen Bogen machen, in meiner Werkstadt im Wolfsclan. Den kann ich dir dann auch besser anpassen, wie stark du ihn haben willst und so weiter.“, meinte Lando, als er die Sehne seines eigenen Bogens aus hakte, um den Bogen im Futteral zu verstauen.

„Also jetzt habe ich Lust auf einen Met...“, murmelte Lando vor sich hin und blickte auf zu Drageny, „...kann ich dich zurück zu deiner Taverne begleiten?“

[drageny]

Bei dem Stichwort Taverne meldete sich nun doch Dragenys schlechtes Gewissen. Wie lange stand sie nun jetzt schon auf dem Trainingsplatz und ließ ihre Taverne alleine? Sie konnte es nicht sagen. Wahrscheinlich kam es ihr länger vor, als es in Wirklichkeit war.
„Natürlich darfst du mich zur Taverne begleiten.“ Sprach die Wirtin mit einem freundlichen Lächeln, das ihre Lippen umspielte.
Als sie ein paar Schritte gegangen waren, viel ihr ein, dass sie sich gar nicht recht bedankt hatte. Sie schämte sich dafür.
„Weißt du was, Lando? Als Dank für die kleine Einführung in die Kunst des Bogenschießens lade ich dich zu einem Becher Met ein.“ Freundlich nickte sie ihrem Begleiter zu und beschleunigte unbewusst ihr Tempo.
Es mochte sonderbar klingen, doch Drageny wollte zurück in den stickigen lauten Raum. Sie wollte wissen, ob alles in Ordnung war. Nur um Erleichterung zu spüren.

[Naram]

Schweigend nahm Naram ihre beiden Krüge Met entgegen und setzte sich an einen Tisch in der Nähe der Bar. Den ersten Krug stellte sie direkt auf den Tisch, doch den Zweiten leerte si in nur zwei Zügen. Mit dem Ärmel ihrer alten Schürferkleidung wischte sie sich die Metreste aus dem Gesicht. Warum trug sie eigentlich noch Schürferklamotten? Immerhin ging sie nun seid ungefähr zwei Wochen auf die Jagd und sie arbeitete schon lange nicht mehr in der Mine. Sie hoffte einfach nur, dass ihre neue Rüstung von Drakk bald fertig sein würde.
Schweigend erhob sie ihren zweiten Krug Met und goss einen ansehnlichen Schluck in ihren, mitllerweile schon recht betrunkenen, Kopf. Das tat gut. Der Met war mal wieder vorzüglich und mit diesem Gedanken nahm sie einen weiteren Schluck. War es mitlerweile ihr vierter oder fünfter Krug? Sie wusste es nicht mehr genau, deswegen hatte sie jeden Krug einzeln bezahlt und nicht wie sonst immer alles zusammen am Ende des Abends.
Die junge Frau leerte ihren Krug und gab einen kurzen Rülpser von sich, doch anscheinend interressierte dies niemanden. Generell interressierte sich niemand für Naram im Moment. Niemand schaute oder setzte sich zu ihr rüber. Doch das war ihr egal. Völlig in Gedanken über die letzte Jagd zog sie einen Beutel mit Sumpfkraut aus der Tasche und sie baute sich einen Stengel.

[Broan]

Broan schwitzte schon, er war schwer am Arbeiten, hastig war er dabei Flaschen raus zu Krämpeln, Fässer zu verrücken und Schnaps abzufüllen.
Seine Arbeit machte ihm inzwischen noch viel mehr Spaß wie sonst. Denn er konnte alles Drageny bringen und diese freute sich immer darüber. " Komm schon... ja... ja... immer her mit dem guten Zeug!" Spornte der kleine Mann seinen Destilationskolben an. Und tatsächlich, schon tropfte das starke Getränk aus Beeren die der Schnapsbrenner gesammelt hatte heraus. " Wahnsinnig gut..." Stöhnte Broan als er an den wenigen Tropfen in der Flasche roch und wartete dann ab, das war das beste Gefühl: Das Geld floss in seine Tasche wie der Alkohol in die Flasche. Einfach herrlich!
Doch bevor er hier blöd rumstand und den Tropfen zusah drehte sich Broan in dem Zimmer um und lief in die Ecke mit den Fässern. Er hob bei dem ersten den Deckel. Hier entstand ein Fass Bier. Es brauchte noch ein bisschen, aber bald würde er es zu gutem Bier machen, das zweite Fass würde auch Bier werden, das dritte und vierte Schnaps, das fünfte wieder Bier. Und mehr hatte er zur Zeit nicht. Wenn er mal sein eigenes Haus hatte, würde er sich einen ganzen Keller mit Fässern anschaffen, dann würde er jeden Tag brennen können und könnte sein Geschäft aufbauen.

Er wartete noch ein wenig träumend auf seinem Bett und überlegte sich wie lästig dieser vermaledeite Schnee ist. Wenn es hier wenigstens warm wäre, dann würde er auch aus anderem Zeug Schnaps brennen können. Reisschnaps, Apfelschnaps, Zwedschgenlikör, Kirschschnaps, Birnenschnaps und so viel mehr. Am besten war es wohl wenn er an die Grenze ziehen würde. Dann könnte er sich eine Kutsche sowas anschaffen, einen Bauernhof aufmachen und in aller Ruhe brennen. Alle par Tage würde er dann zu seinen Kunden fahren und seinen Schnaps und Bier verkaufen. Leben würde er von den Erträgen des Hofes und seinem Bier und Schnaps. Wäre doch alles wunderbar... Doch noch saß er in einem kleinen Zimmer mit dem Blick auf die kalten Berge Nordmars. Nicht unbedingt ermutigend, naja, er würde seinen Weg schon finden.

Etwas betrübt stand der kleine Mann vom Bett auf, verkorkte die Schnapsflasche die endlich voll war und arbeitete weiter an seinen Getränken.

[Naram]

"Du musst es wissen. Doch ich rate dir, dass du dir einen Bogen zulegst und dann spätereinmal jemanden der dir vernünftig beibringt wie man damit umgeht. Du kannst nicht nur den ganzen Tag Fallen stellen."

Naram nickte und erwiderte: "Ja, du hast schon recht, doch auch die Fallen sind recht effektiv. Aber ich glaube, dass du wirklich recht hast. Doch wo soll ich denn einen Bogen herbekommen? Muss ich dafür in den Wolfsclan gehen?"
Der Jäger lachte und meinte: "Normalerweise schon, doch unser neuer Bogner ist im Moment hier im Hammerclan. Sein Name ist Lando. Du erkennst ihn an seinen roten Haaren und an seinem kräftigen Körperbau. Warscheinlich findest du ihn in der Taverne wo er sein Feierabendmet trinkt."

Naram nickte nur noch zum Abschied und machte sich auf den Weg. Auf einen guten Krug Met konnte sie nun auch. Also bestellte sie den selbigen an der Theke, gleich als sie die Taverne betrat. Mit dem Krug in der Hand überblickte sie kurz die Menge. Rotschöpfe gab es hier recht viele, doch nach kurzer Zeit fiel der jungen Frau ein Mann auf.An seinem Stuhl lehnte ein Futteral in dem sich warscheinlich ein Bogen befand. Das müsse er sein, dachte sich Naram und ging zu ihm rüber.

"Sei gegrüßt. Mein Name ist Naram. Bist du Lando der Bogner? Weil wenn ja, würde ich dir gerne einen Jagdbogen bei dir erwerben. Doch fals du nicht Lando bist, hoffe ich, dass du morgen dieses Gespräch schon wieder vergessen hast." Naram lächelte und betrachtete den Mann der vor ihr auf einem der Stühle saß.

[Lando]

Gerade war er dabei den Becher mit dem feinen goldenem Honigwein an die Lippen zu setzen und freute sich schon auf den fein-herben aber süßlichen Geschmack, die wohltuende Wärme, die sich bald in seinem Bauch breit machen sollte, da sprach ihn eine junge Frau an, die doch ein wenig ungewöhnlich aussah.
Die Haare kurz, irgendein Metall in der Nase und recht großzügig mit Tätowierungen bedeckt. Lando legte den Kopf leicht schief und entschied sich, dass er Prioritäten setzen musste. Der Met ging vor. Also trank er erst einmal einen ordentlichen Schluck und stellte den Becher wieder ab.

„Ja, ich bin Lando. Und ja, ich kann dir einen Bogen machen, wenn du willst.“, meinte er schließlich und holte ein langes Lederband aus seiner Gürteltasche.
„Streck den Arm aus. Na, ich werd schon nicht rein beißen. Lass mich Maß nehmen.“, meinte der Rotschopf und nach kurzem Zögern tat die junge Dame schließlich, worum sie gebeten wurde.
Lando legte des Lederband an ihrer Schulter an und zog es nur leicht gespannt bis zur Mitte ihrer Handfläche. Dort machte er einen Knoten und packte das Band wieder ein. Abschätzend musterte er ihre Statur. Sie war schlank und recht drahtig, aber ob sie auch kräftig war?
„Gib mir deine Hand... so...“, meinte er und verschränkte ihre Finger in seinen, „...nun zieh. So stark du kannst.“

Naram schien sich so ihre Gedanken zu machen wozu das alles gut sein sollte, doch gehorchte sie schließlich und zog an Landos Hand, so stark sie konnte, was man am Zittern ihres Armes und dem verbissenen Gesichtsausdruck ganz gut feststellen konnte.
„Gut. Danke.“, Lando nickte, „Morgen werde ich das Holz für deinen Bogen schneiden. Möchtest du etwas Dunkleres oder was Helleres?“

[Naram]

Naram wusste zwar nicht so genau, wozu das Zihen und das abmessen ihres Armes gut waren, doch würde es schon seinen Grund haben. Immerhin wurde ihr Lando empfohlen und die Jäger verstanden ja was von Bögen.

"Ich denke ein dunkleres Holz wäre besser für die Jagd geeignet, also würde ich diesem wohl mehr zustimmen. Denn ich denke, dass selbst die Hirsche ein helles Holzstück sehen können. Also wäre die dunklere Variante wohl einfach besser. Ausserdem würde es besser zu meinen Haaren passen

Naram lächte und trank einen kräftigen Schluck von ihrem Met. Dabei betrachtete sie den Rotschopf nocheinmal ausgiebig. Er sah zwar kräftig aus, doch nicht so aufgepumpt wie manch andere Männer hier im Norden. Bei seinem Äusseren wunderte sie es, dass er keine Rüstung trug, doch vielleicht hatte er sie auch einfach nur im Kampf verloren.
Die junge frau trank einen weiteren Schluck Met bevor sie wieder das Wort ergriff.

"Wie teuer wäre denn der Bogen wenn ich fragen darf und weißt du ungefähr wie lange du brauchst um einen herzustellen?"

Lando fing an zu grübeln und überlegte kurz.
"Also ich schätze Mal so um die 150 Gold. Falls du in Gold zahlen willst."

Naram überlegte selber kurz und willigte ein.
"Ja das hört sich gut an. Allerdings kann ich dich auch als Gegenleistung tattoowieren. Dies ist nämlich mein Hauptberuf."

Lando schien von der Idee nicht abgetan zu sein, doch meinte daraufhin erstmal eine Nacht drüber schlafen zu müssen. Naram war es egal ob sie mit Gold oder mit Tinte bezahlen müsse.

"Darauf trinken wir einen", sprach die junge Frau und erhob ihren Krug um mit Lando anzustoßen.

[Colodis]

Colodis in Grundposition auf dem Trainingsplatz des Hammerclans. In beiden Händen seine Doppelaxt, er verharrte in dieser Postion. Deutlich spürte er die Last des Gewichtes seiner Waffe, welches seinen müden Armen zu schaffen machte. Doch der Ahnenkrieger liess sie nur in eine waagrechte Postion sinken, was die Anstregung etwas senkte. Der Tischler war bemüht seine Atmung unter Kontrolle zu halten, ein letzter schwerer Atemzug stiess er aus, ehe er wieder Herr über sein Odem war. Ruhige, regelmässige Atemzüge folgten dann, eine weitere Phase der Konzentration wiederholte sich. Eine Vorbereitung auf die folgende Kombination aus Hieben die ablaufen würden. Entgegen den Hilfeschreien seiner Muskeln zwang Colodis sich weiterzumachen und erneut die Situation durchzuspielen.

Der linke Hand fuhr in einer flüssigen Bewegung zur Rechten und die Waffe hob sich in eine senkrechte Haltung. Aus dieser war es ihm möglich sofort jedwede Attacke blitzschnell auszuführen. Diese Haltung war durch das Gewicht der Waffe natürlich sehr anstregend, würde aber im Kampf einen Entscheidenden Vorteil bieten, wenn es ihm möglich war diese lange genug aufrechtzuhalten.

Der Ahnenkrieger führte die Waffe in einer langgezogenen Bewegung von Obenlinks nach Untenrechts. Unbarmherzig wie ein Ork und zugleich präzise wie ein Säbelzahntiger, wie er es gelernt und über die Zeit weg in der Wildnis Nordmars erfahren hatte. Er nutzte den Schwung des vorherigen Schlages aus und hämmerte einen waagrechten Hieb durch die Luft. Es war schwieriger abzubremsen wenn die Klinge auf keinen Widerstand traff, dennoch fuhr Colodis weiter und liess die tödliche Kombination ablaufen. Ehe der Tischler müde zusammenklappte und sich auf einer Bank niederliess. Seine Stirn war schweissüberströmt und er war ausser Atem.

Als plötzlich eine Gestalt an ihm vorbeihastete und ihn nicht bemerkte sah er auf. Der Kundschafter, so sah es zumindest aus, fiel etwas entfernt auf die Knie und wimmerte. Colodis hob die Augenbrauen und erhob sich von der ächzenden Bank. Er stapfte zu dem Mann hinüber und legte diesem eine Hand auf die Schulter. Dieser warf den Kopf erschrocken in seine Richtung, und blickte ihn mit grossen Augen an. "Was ist los?", wollte Colodis wissen.
Der Kundschafter brachte nur Wortfetzten zu stande:" Holzfällercamp, Untote, keiner hat überlebt", war herauszufiltern. Entweder war der Mann verrückt oder es war wirklich etwas, mit den Holzfällern passiert. Die Sache interessierte ihn und das war es sicherlich Wert dies zu untersuchen. Jetzt musste er nur noch Matt finden, den würde er mitschleppen ob er wollte oder nicht.

[Drakk]

Ruhig setzte der Nordmann die letzte Niete auf den Lederstreifen und schlug mit seinem Hammer zu. Nun war auch endlich der letzte Lederstreifen an der Jägerrüstung befestigt. Zufrieden begutachtete der Hüne sein werk, er hoffte nur das er die Maße der Jägerin richtig eingeschätzt hatte.
Die Fellstiefel standen bereits neben dem Amboss und mussten nur noch mit Wachs behandelt werden damit sie Wasserdicht bleiben würden. Rasch legte er den Hammer beiseite und schnappte sich einen kleinen Tonbecher der noch gut zur Hälfte mit Wachs gefüllt war. Diesen stellte der Hüne neben den Schmelzofen. Die Hitze würde hier schon bei weitem ausreichen das Wachs zu verflüssigen sodass der die Nähte damit bearbeiten können würde.
Es dauerte einige Augenblicke ehe das Wachs flüssig genug war damit der Nordmann es verarbeiten könnte. Mit einem kleinen Holzkeil holte er etwas Wachs aus dem Tonbecher und strich es über die Nähte der Stiefel. Das Wachs blieb an den Nähten kleben und dichtete diese ab. Es dauerte einige Minuten ehe der Ahnenkrieger auch den zweiten Schuh fertig gestellt hatte und den Becher beiseite stellte. Jetzt würde er nur noch diese Naram finden müssen um ihr ihre Lederrüstung und die Stiefel zu geben...

[Naram]

Pfeifend ging Naram durch den Clan. Sie hatte sich den heutigen Tag freigenommen und war nicht wie in den letztwen drei Tagen Tagen auf der Jagd gewesen. Ihr hatte die Pause recht gut getan und der Müßiggang entspannte ihre Muskeln und Knochen. Die einzige Arbeit welcher sie heute nachgegangen war, war die Reinigung ihrer beiden Waffen. Ihr Messer war schon recht verpekt gewesen, denn in den letzten drei Tagen kam sie immer nur kurz dazu den gröbsten Dreck und Blut zu entfernen. Doch nun ging sie wieder mit sauberen Waffen durch den Clan um sich einen ordentlcihen Krug Met in der Taverne zu gönnen.

Grade als sie an der Rüstungsschmiede von Drakk vorbei ging, riss eine raue Männerstimme sie aus ihrem Täumereien. Die junge Frau drehte sich um und sah Drakk vor seiner Tür stehen.
"Hey du! Deine Rüstung ist fertig komm mal her und schau sie dir an", rief der Hühne und Naram kam zu ihm. Die Rüstung sah wirklcih gut gemacht aus und anscheinend hatte Drakk sogar die Maße perfekt abgeschätzt. Gleiches galt auch für die Stiefel, welche Naram sofort angezogen hatte. Diese waren eindeutig wärmer als ihre alten, kaputten Arbeiterstiefel aus der Mine.

Freudig übergab Naram Drakk die 700 Gold. Merkwürdig fand sie nur, dass er ihr lächeln nicht unbedingt erwiderte, also verabschiedete sie sich so schnell wie möglich und verließ die Schmiede.
Hinter einer Hütte legte sie ihre alte Schürferkleidung ab und zog ihre neue Rüstung an. Obwohl das Leder verstärkt war, schmiegte es sich gut an den Körper an und die Rüstung war relativ angenehm zu tragen. Ihre alten Klamotten würde sie morgen in der Mine abgeben, vielleicht würden die diese ja wieder annehmen.

Nachdem sie ihren Gürtel geschlossen und die Waffen angelegt hatte, schulterte sie wieder ihren Rucksack und machte sich weiter auf den Weg zu Taverne. Sie hatte zwar heute schon viel Geld ausgegeben, doch eine solche neue Rüstung müsse gefeiert werden.

[Naram]

Erschöpft klopfte Naram den Staub von ihrer neuen Kluft und stützte sich gegen eine der Hüttenwände. Schnaufend beugte sie sich zu ihrem Rucksack, welchen sie hier stehen gelassen hatte und holte eine Tonflasche mit Bergquellwasser herraus.
"Das tut gut", dachte sich die junge Frau und verkorkte die Flasche wieder, als sie ein paar Schluck getrunken hatte. Die letzte volle Stunde hatte sie damit zugebracht durch den Clan zu joggen. Wenn sie schon nicht auf die Jagd gehen würde, dann müsse sie wenigstens ihren Körper fit halten, dachte sie sich und so hatte sie heute morgen beschlossen etwas Sport zu machen.

Wieder etwas bei Atem schulterte sie ihren Rucksack und nahm das Bündel in dem sie ihre alten Schürferklamotten eingewickelt hatte. Diese wollte sie nun zur Mine bringen, denn vielleicht konnte sie irgendein Schürfer sie nun grade oder in Zukunft brauchen.

Als sie an der Mine ankam, fiel ihr ein, dass sie auch mal wieder Byggwir besuchen könnte. Den kleinen Bergmann hatte sie schon etwas länger nicht mehr getroffen und so fragte sie sich kurz bei den Schürfern durch. Es dauerte nicht lange, bis sie jemanden gefunden hatte, der ihr den Weg erklären konnte und so machte sie sich auf den Weg.
Als sie sich dem etwas abgelegenen Stollen näherte hörte sie schon eine einsame Spitzhacke, welche immerwieder auf das Gestein prallte.

"Hey Byggwir! Sei gegrüßt."

[Byggwir]

Kraftvoll und in gleichmäßigen Abständen ließ Byggwir seine Spitzhacke auf den Fels niederfahren. Zwischen Gestein und unter Staub halb verborgen war ihm eine bläulich schimernde Stelle aufgefallen, die er sich genauer angesehen hatte. Und tatsächlich stellte er, nachdem er den Staub fortgepustet hatte, fest, dass er eine weitere Erzader entdeckt hatte, die nur knapp unterhalb des Felsens verlief. Nicht, dass es unbedingt notwendig wäre, sie freizulegen, die Mine die Clans würde auch ohne diese Arbeit stets genug Erz abwerfen. Aber der Bergmann mochte diese Arbeit, war sie doch eine Abwechslung, und auch unter diesen Umständen, wenn es Flöze im Überfluss gab, war es immer wieder ein schönes Gefühl, eine neue Ader zu finden.
Eben war er dabei, den Fels um ein etwas vorstehendes Stück des Erzes zu entfernen, als er eine Stimme hörte, die seinen Namen rief. Eine helle Stimme, die Stimme einer Frau. Einer Frau, die er kannte. Während er seine Spitzhacke sinken ließ, erschien ein Grinsen auf dem Gesicht des Schürfers.
“Heda, Naram!“ erwiderte er, während er sich zu der Tätowiererin umdrehte. Weitere Worte blieben ihm jedoch zunächst im Halse stecken, als er die junge Frau erblickte. Sie trug eine ansehnliche Rüstung, dem Zustand nach eben erst erworben. Der Bergmann legte seine Hacke am Boden ab und unterzog die neue Bekleidung der Tätowiererin einer eingehenden Betrachtung.
“Meine Güte, da hat aber jemand ganze Arbeit geleistet“ brachte er schließlich hervor. “Ich staune. Wo hast du die Rüstung her? Und was, bei Innos, hast du damit vor?“
Ihm fiel auf, dass Naram ihre Arbeitskleidung aus der Mine unter dem Arm trug, offenbar mit der Absicht, sie zurückzugeben. In die Mine würde sie also nie mehr zurückkehren. Nun ja, erwartet hatte Byggwir dies eigentlich nicht.

[Naram]

"Nun ja, du sorgst für Erz, damit wiralle gute Waffen und Rüstungen haben und ich sorge seit einiger Zeit für Fleisch, damit die Werkzeuge und Waffen auch noch in Zukunft geführt werden können." Die junge Frau fing an zu lachen und auch Byggwir stieg kurz mit ein. "Ja es stimmt. Ich bin wirklich unter die Jäger und Jägerrinnen gegangen und da es dort draußen nicht ganz so ungefährlich habe ich mir von Drakk diese Rüstung anfertigen lassen. Habe sie gestern abend erst abgeholt und bald kommt auch noch ein Bogen dazu. Muss zwar dann noch lernen, wie man mit solch einem Ding umgeht, doch ich denke hier lässt sich auf jeden Fall ein guter Lehrmeister finden."

Naram grinste und betrachtete die Arbeit von Byggwir. Anscheinend war er grade dabeio gewesen eine neue Ader frei zu legen. Etwas Erz stand schon aus der Wand herraus und der Boden war übersäht mit kleinen Steinbrocken, welche anscheinend frisch aus der Wand herrausgeschlagen worden waren.

"Sag mal", sprach die junge Tättoowiererin. "Wo kann ich hier denn meine alten Schürferklamotten wieder abgeben? Sie sind noch in einem akzeptablen Zustand und ich dachte mir, dass sich der nächste kleinere Mensch warscheinlich freuen wird, wenn er noch Schürferkleidung in seiner größe bekommt. Immerhin musste ich damals auch schon etwas länger dort mit Colodis suchen, bis wir etwas relativ passendes gefunden hatten." Wieder setzte Naram ein Grinsen auf.

[Byggwir]

Auch Byggwir grinste. Ja, das Problem war ihm nur zu bekannt, war er doch selbst nicht wirklich hochgeschossen. Er schätzte per Augenmaß, dass er ungefähr genauso groß war wie Naram, allerdings um den Oberkörper herum deutlich umfangreicher. Ihm würde die Kleidung zwar nicht passen, aber er war schließlich bereits versorgt. Der nächsten Person von Narams Format, die gewiss kommen würde, wäre allerdings versorgt.
“Gib mir den Kram einfach, ich bring die Sachen dann später ins Materiallager. Wird sich schon jemand finden, der da reinpasst, früher oder später“ brummte er, und nahm die Schürferkluft entgegen, die Naram ihm reichte. Er suchte den Boden nach einer weniger staubigen Stelle ab, fand keine und zuckte mit den Schultern. Dann würde die Kleidung eben im Dreck liegen. Eigentlich, dachte er, war sie ja für nichts anderes gemacht. Er legte das Bündel an der Felswand ab und erhob sich wieder, während er eine Strähne seines wirren Haares beiseite strich, die ihm ins gesicht gefallen war.
“Die Jäger also“ wiederholte er, was die Tätowiererin ihm erklärt hatte. “Wär' alles nichts für mich. Du kennst ja meine Einstellung zu dem Thema. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass du da draußen großen Erfolg haben wirst. Vor allem, wenn du dann auch 'nen Bogen mit dir rumschleppst. Sag mir Bescheid, wenn du mal besonders gutes Fleisch mitbringst. Ich bin kein Kostverächter“ erklärte der Schürfer, und zwinkerte der Jägerin schelmisch zu.
“Aber pass auf, dass du dich nicht von einem Ork oder sowas ärgern lässt. Die sind zwar hier oben seltener geworden, aber 's kann ja sein, dass doch noch welche umherziehen. Halt bloß die Augen offen!“ ermahnte er die Tätowiererin, und blickte ihr ernst in die Augen. Er mochte sie, Naram war eine der Personen, die er zu seinen Freunden zählte. Und ebenso wie bei seinen anderen Freunden wollte er nicht, dass ihr etwas zustieß.
"Und was treibst du sonst alles? Stichst du nebenbei immer noch den Leuten Bilder utner die Haut? Oder nimmt deine neue Aufgabe dich allzu sehr in Anspruch?"

[Naram]

Als Byggwir ihr so ernst in die Augen sah, blickte sie bloß grade zurück und erhob ihre Hand wie bei einem Schwur: "Natürlich werde ich auf mich aufpassen. Dies verspreche ich dir, bei Innos. Immerhin sind noch viele Krüge Met zu leeren. Ausserdem jage ich ja so gut wie nie alleine. Ich bin meist mit anderen Jägern unterwegs und wärend diese mit Speeren und Bögen jagen, baue ich meist simple Fallen um das Wild zu Fall zu bringen."

Byggwir schien ein wenig erleichterter zu sein als er diese Worte gehört hatte und Naram lächelte ihn wieder an und ging auf seine zweite Frage ein.

"Die Jagd nimmt nun wirklich schon viel Zeit in Anspruch, doch meist bin ich ja an den Abenden wieder im Clan und somit habe ich ungefähr noch einen Kunden pro Woche welchen ich mit Nadeln, Klingen und Tinte quäle. Aber es ist halt wirklich weniger geworden und ich muss dann auch mal schauen wie es aussieht wenn ich mit einer Ausbildung an einer Waffe anfange. Dies nimmt ja schließlich auch einiges an Zeit in Anspruch. Doch ich bin schließlich mit diesem Handwerk aufgewachsen und somit werde ich wohl solange die Leute tattoowieren bis ich alt und blind bin."

Naram lachte lauthals darüber, denn bis dahin würde es ja noch eine lange Zeit sein. Immerhin war sie erst 19 Winter alt.

"Und was hast du in der letzten Zeit so gemacht? Bist du immernoch interriesiert an dem Bergquellwasser? Ich war neulich nochmal an der Quelle."

[Byggwir]

Byggwir nickte, ohne zu zögern. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, selbst noch einmal zu der Quelle zurückzukehren, die das Rinnsal speiste, aus dem wiederum Naram hin und wieder einige Flaschen voll Wasser abzweigte. Dazu gekommen war er allerdings noch nicht, er hatte es über die Schufterei schlicht und einfach vergessen.
“Für einen guten Schluck Quellwasser bin ich genauso zu haben wie für Met“ antwortete er, und auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen, das von Naram erwidert wurde. Sie verstand, und mehr noch, war offensichtlich der selben Auffassung.
“Wir könnten ja morgen nochmal schauen gehen, wenn du nichts dagegen hast. Ich kann's mir sicher leisten, mal einen Tag frei zu nehmen“ schlug Byggwir vor. “Bin in letzter Zeit fast nur hier gewesen. Da wird keiner meckern“ ergänzte er.
Innos, er hatte in den letzten Wochen wirklich im Übermaß Zeit in der Mine verbracht. Mit niemandem hatte er mehr als nur ein oder zwei knappe Worte gewechselt, und das Sonnenlicht hatte er ebenfalls nur spärlich mitbekommen. Meist war er erst zur Zeit des Sonnenunterganges aus den Stollen hinausmarschiert, hatte den Weg zur Taverne hinter sich gebracht und ein Mahl zu sich genommen, meist gefolgt von einem oder zwei Bechern Honigwein. Als er die Mine auf dem Weg zu seinem Schlafplatz wieder betreten hatte, stand zumeist schon der Mond über dem Land und warf sein fahles Licht.
“Könnte mir sogar gefallen, mal wieder durch Sonnenlicht und frische Luft zu stiefeln“ fügte der Bergmann in Anbetracht seiner Gedanken hinzu, und blickte Naram in Erwartung ihrer Antwort fragend an.

[Naram]

"Darüber würde ich mich auf jedenfall freuen. Immerhin macht die Wanderei noch mehr Spaß wenn man zu zweit oder gar zu mehreren ist. Auf jedenfall besser als alleine. Ich werde auch vorher nochmal irgendwie versuchen an weitere Trinkschläuche oder Flaschen zu kommen. Schließlich weiß nur Adanos wann die Quelle versiegt und bis dahin würde ich schon gerne noch ein paar mal in den Geschmack des kühlen, erfrischenden Wassers kommen."

Naram betrachtete Byggwir. Er war ein wenig bleicher geworden. Anscheinend war es wirklich wahr, dass er sehr viel unter Tage war. Die Sonne hatte wirklich schon lange keinen Strahl mehr auf ihn geworfen. Tja Byggwir war halt ein richtiger Bergmann. Jemanden der so für seinen Job lebte hatte Naram noch nie in ihrem Leben getroffen. Natürlich hatte sie immerwieder Leute getroffen die ihren Beruf liebten und auch wirklich gut darin waren was sie taten, doch bei Byggwir merkte man wirklich, dass er für seinen Job lebte. Ja, anscheinend war sein Beruf ein wichtiger Teil in seinem Leben. Die schürfer waren mindestens genauso wichtig wie die Krieger. Immerhin beförderten sie das Erz aus dem Fels herraus, mit dem dann die Krieger kämpften. Ein System welches eigentlich echt gut ineinander griff.

Doch Naram schüttelte sich selber wieder aus ihren Gedanken und wante sich wieder zu Byggwir.
"Sag mal, was hälst du von der Idee wenn wir uns aus den Weg in die Taverne machen. Draußen scheint noch die Sonne und so kann sich deine Haut schonmal ein wenig wieder an sie gewöhnen. Ich will ja nicht, dass du mir morgen auf dem Weg zur Quelle verbrennst."
Naram grinste und schulterte ihren Rucksack, den sie vorhin abgelegt hatte.

[Byggwir]

“Lass mich nur kurz meinen Kram ins Lager bringen, dann kann ich mich auf den Weg machen. Treffen wir uns in der Taverne? Oder vor dem Minenausgang?“ fragte er Naram. Sie entschied sich für die zweite Möglichkeit, und bis zum Hauptgang stapften die beiden kurz geratenen Gefolgsleute der Clans nebeneinander, bis sich ihre Wege kurz trennten. Während die Tätowiererin schon auf den Ausgang zuhielt, begab sich der Schürfer ins Materiallager, um dort sein Werkzeug, das geschürfte Erz sowie Narams Schürferkluft abzugeben. Es war verblüffend eifnach, alles gemeinsam zu transportieren, befand Byggwir, nur um kurz vor dem Eingang zum Lager laut zu fluchen, als zunächst das Kleidungsbündel unter dem Arm, wo er es festgeklemmt hatte, hervorrutschte, und bei dem Versuch, es aufzufangen, auch die Spitzhacke zu Boden fiel.
“Verflucht noch eins!“ brüllte der Bergmann, und zuckte leicht zusammen, als sein Fluch von den Felswänden widerhallte. Ein zweiter Schürfer, der ihm entgegenkam, grinste Byggwir an. Es stand allerdings keinerlei Häme in seinem Blick, er war lediglich amüsiert.
“Lass mich mal mit anpacken“ bot er an, und Byggwir nahm das Angebot dankend an. Gemeinsam trugen die beiden Arbeitsgenossen das Kleidungsbündel, die Spitzhacke und den Sack mit dem Erz an die entsprechenden Stellen des Lagers.
“Danke dir, Kumpel!“
“Ach, keine Ursache“ erwiderte der zweite Bergarbeiter, bot Byggwir die Hand an und lächelte, als der Kleinwüchsige einschlug. Den Vorschlag, ihn in die Taverne zu begleiten, lehnte er allerdings ab, er hatte sein eigenes Tagespensum noch nicht erreicht. Byggwir versprach aber, ihm ein andermal einen Becher Met oder ähnliches auszugeben.
Rasch brachte er danach den Weg zum Ausgang hinter sich, wo Naram bereits auf ihn wartete, mit verschränkten Armen an der Palisade gelehnt. Gemeinsam hielten die beiden im Licht der untergehenden Sonne auf das Clandorf und schließlich auf die Taverne zu.

[Naram]

Ja, die Taverne. Der Ort der Trinker und lustigen Gesellen. Es war an sich die einzige Möglichkeit Leute zu treffen, wenn an sich nicht an ein Lagerfeuer setzten wollte. Ausserdem gab es hier guten Met und gutes Bier und genau dieses bestellten sich Byggwir und Naram als sie die Taverne betraten und einen Tisch in der Nähe der Bar gefunden hatten. Naram holte die beiden Krüge von der leicht feuchten Bar und stellte sie vor Byggwir auf den alten Holztisch, welcher, wenn er sprechen könnte, einige amüsante Geschichten zu erzählen hätte. Doch Holz bleibt Holz und somit stießen die beiden Nordmarer an und tranken den goldenen Trunk. Es war kühl und erfrischend, genauso wie Naram es mochte. Sie liebte das Bier in der Taverne, auch wenn es häufig von der Qualität her wechselte. Doch nur selten hatte Naram Nordmar verlassen und somit kannte sie nur wenige Vergleichsbiere.Irgendwann müsste sie mal wieder hier herraus und vielleicht bis nach Vengard gehen um die dortigen Biere mal zu probieren.

Die junge Frau nahm einen weiteren großen Schluck Met und fragte Byggwir: "Sag mal, ist die Mine im unteren Bereich eigentlich schon wieder komplett repariert? Ich meine der Orkangriff hatte dort ja einiges an Schaden angerichtet. Mir kam die Frage neulich auf, als ich von der Jagd kam und die Wachen an dem unteren Tor bei der Wachablösung sah."

[Byggwir]

Byggwir spürte, dass er sich anspannte, als Naram die Frage aussprach. Der Bierkrug, den er gerade an die Lippen gehoben hatte, stellte er langsam wieder auf dem Tisch ab. Er spürte, dass sein Gesicht sich verdüsterte. Der Orkangriff, ja. Beinahe hatte er ihn vergessen. Nein, verdrängt. Jede Erinnerung zu verlieren versucht. Aber er wusste, dass es ihm nicht gelingen würde.
Wieder glaubte er sich in der staubigen Enge des zusammengebrochenen Stollens, wieder sah er sich selbst, schweißdurchnässt und dreckverschmiert, wie er mit anderen Schürfern versuchte, den Weg wieder freizulegen. Er schüttelte sich, um die Erinnerung loszuwerden.
“Ja, soweit ich weiß, steht da alles wieder“ antwortete er, und stellte fest, dass seine Stimme Ähnlichkeit mit einem Krächzen gewonnen hatte. Rasch versuchte er, dies mit einem Schluck Bier fortzuspülen.
“Bin nicht wirklich oft da unten, hab' da nie was zu tun. Aber wenn ich nicht irre, haben die Jungs da wieder aufgebaut und gesichert. Und die Wachen verstärkt“ erklärte er, und stellte fest, dass seine Stimme wieder normaler klang.
Innos, der Einsturz der Mine hatte ihn doch mehr mitgenommen als er sich selbst hatte eingestehen wollen. Zwar zog er in seinem Falle keine Alpträume nach sich, und anders als einige der übrigen Schürfer bereitete es ihm auch keine Probleme, die Mine wieder zu betreten, aber der Schrecken saß ihm noch immer in den Knochen und würde seinen dortigen Platz in absehbarer Zeit wohl nicht aufgeben.
“Steht wieder“ wiederholte er noch einmal.