-
Benutzer, die ihr Benutzerkonto per E-Mail bestätigen müssen
"Du beschäftigst dich mit den dunklen Künsten? Ich kann nicht leugnen, dass dieses Verhalten mich erstaunt. Willst du gegen den Feind gewappnet sein, oder was ist Quell deiner Neugier?", fragte er, froh endlich Leid und Schmerz aus ihren Worten verdrängt zu haben.
"Bald mein Freund, wird alles anders. Das Licht wird bald zurückkehren in die Herzen der Paladine, Innos' heiliges Geschenk an sie wird erneut entflammen! Im Kloster Nordmars las ich die Paladine seien fähig gewesen Pfeile aus gleißendem Licht zu verschießen, die ihre Feinde durchbohrten und sie durch Innos' heilige Flammen läuterten. Ich weiß nicht was Wirklichkeit und was Legende ist, doch ich spüre, ein Wandel kommt!"
Ein kurzes Nicken bedeutete dem Wirt an ihren Tisch zu kommen. Nero hielt sein Wort und entlohnte den Wirt für den Dienst und die bereits verwerteten Güter.
Ohne jenes markante Knarren öffnete sich die Tür und die beiden Diener Innos' verließen das warme Zimmer. Die Nachtluft empfing sie und der Sternenhimmel bestach mit seiner Schönheit den Weg außer Acht zu lassen und einen Blick hinauf zu wagen.
"Ich möchte dir noch einmal danken, mein Freund. Es ist gut zu wissen, dass man verstanden wird. Ich hoffe ich kann dir diesen Dienst eines Tages ebenso erweisen. Nun jedoch trennen sich unsere Wege ein weiteres Mal fürs Erste. Hab eine angenehme Nachtruhe...", er zögerte.
"Magie zu Ehren... für Innos!"
Eine Fackel in der Ferne unterstütze den Mond, dessen matter Schein kaum ausreichte genügend Licht zu spenden. Langsamen Schrittes überquerte er den Übungsplatz. Sein Blick schweifte umher. Ein kurzes Funkeln in seinen Augen. Schweigend ging er in die Knie und hob etwas vom Boden auf. Langsam erhob er sich, verharrte einen Augenblick. Ein schwacher Luftzug spielte mit seinem Haar. Stille. Einzig ein unscheinbares Geräusch duchbrach sie. Ein Tropfe traf auf eine flüssige Oberfläche.
Plomp...
Blitzschnell raste er auf die Holzpuppe zu. Ein mächtiger Schlag von der Seite. Splitter flogen, kleine Holzbrocken. Ein diagonaler Hieb. Unglaubliche Kraft entfaltete sich, tausende Gedanken rauschten durch seinen Kopf, seine Arme waren gestärkt von Zorn, Hass, Trauer und Verzweiflung. Ein frontaler Schlag, kräftiger als jeder bisher geführte Streich. Das Holz barst. Die Waffe brach in zwei Teile und viel geräuschvoll zu Boden.
Ein Gefühl unbeschreiblicher Zufriedenheit erfüllte ihn.
-
>... Vengard, den sechsten des sechsten Mondumlaufs.
Sir Jun Qel-Dromâ.<
Das Buch schloss sich, die Feder wurde beiseite gelegt und das Buch dann sicher auf den Nachttisch gelegt. Die Kerze wurde ausgeblasen und das warme Licht Innos verließ den Raum in einer kleinen aufsteigenden Rauchschwade. Trotzdem war es nicht stockfinster. Der Mond schien schwach durch das Fenster mitten auf Jun, der auf seinem Bett lag und sein Buch um weitere Seiten gefüllt hatte.
Er hatte die Ereignisse des Tages, der Ausbildung zusammengefasst. Namen seiner Schüler aufgeschrieben und Impressionen des Buhurt skizziert. Leicht angeschwippt war er auch. Immerhin galt es ein Bierfässchen bei den Stallungen zu leeren. Am Ende tranken gar die fleißigen Stallknechte mit. Jun genoss diese Augenblicke. Das machte das Militär auch aus, selbst wenn er der General war. Es gab auch Momente wo man Mensch sein konnte, fern der Sorgen und Pflichten. Doch so angenehm diese Momente waren, hinterfragte Jun sie. Was wäre morgen? In einen Monat? In einen Jahr? Würde es solch Momente geben oder stand wieder der Kampf an?
Es jährte sich bald und der Gedanke daran, sorgte bei Jun, dass er nicht einschlafen konnte. Er richtete sich gar auf und lehnte an der Wand, zog die Knie an seinen Körper und legte sein Kinn drauf ab.
"Es jährt sich bald...", flüsterte er kaum hörbar. Jun sah sich in Gedanken. Wie sie Ardea eroberten, wie sie feierten und am Lagerfeuer beieinander saßen. So viele waren sie, so viele Freunde und genau in diesem Moment waren sie auch nur Menschen - keine Soldaten. Sie lachten, sie tranken, sie aßen und sprachen viel - nur nicht vom Krieg. Er war fern, so schien es und doch kam er wie der Schlag eines mächtigen Hammers. Bilder von der Schlacht um Ardea zogen auf. Er sah Hiroga, sah Danrius, sah den Novizen mit dem Bogen. Er sah Sir Iwein im Nachtrock und sah die Heerscharen von Söldner, Orks und dieses Kriegsmammut. Zurück in Vengard sah er nicht mal ein Drittel jener, die so unbekümmert am Feuer saßen und von ihren Familien und ihrer Heimat erzählten. Die Erinnerungen kamen Schlag auf Schlag. Jun spürte seine Angst die er damals empfand wieder und wieder aufs Neue. Die Ungeduld vor dem Kommenden und dann das Bild, als Trommeln ertönten und die Nacht von tausenden Feuern vor Vengard eine beängstigende Stimmung erlangte. Damals machten sie sich Mut. Damals vorbereiteten sie sich auf den nahenden Angriff und waren sich sicher, die Belagerung stand zu halten.
Jun sah die Kompanie die ihm zugestellt wurde. Viele waren sie. Viele junge Waffenknechte und Knappen, die eigentlich niemals Soldat hätten werden sollen. Jun schien sich an jedes Gesicht zu erinnern, wie es Emotionen in sich barg. Von Furcht, bis hin zu Mut und der Unbeschwertheit noch nie eine Schlacht erlebt zu haben. Hatte er ihnen damals mehr Angst machen sollen? Hätte er sie Heim zu ihren Müttern und Vätern schicken sollen, damit sie sich verabschieden? Jun fragte es sich immer wieder. Und immer wieder sah er die jungen Gesichter - tot. Gefallen auf vengarder Boden. Die letzten Emotionen - wie versteinert lagen sie im Gesicht der Toten die er in die Schlacht führte.
Den Rittmeister überkamen die aufkommenden Gefühle. Seine Kehle wurde trocken und seine Augen tränten schon. Er konnte alles machen, aber nicht vor diesen Bildern flüchten.
Jun sah den weiteren Verlauf der Belagerung. Erlebte jede Schlacht vom Neuen. Erinnerte sich an den Schmerz, hatte den Geruch des Blutes in der Nase. Hörte die klirrenden Waffen, Kampfschrei um Kampfschrei, Todesschreie und spürte das Blut der Feinde, das gemischt mit Schweiß und Dreck, das Gesicht hinab floss so real wie damals nun jetzt. Jun packte sein Kissen und rieb es sich ins Gesicht. Es sollte aufhören. Doch es hörte nicht auf, es klebte nichts am Kissen.
Die Erinnerungen fuhren in seinem Kopf fort. Er kämpfte und kämpfte. Erschlug Mann und Ork, schrie sich die Seele aus dem Leib und hielt seine Kompanie zusammen, machte ihnen Mut und stürmte voran. Dann gab es einen Filmriss und er fand sich bei Morgengrauen wieder. Er schritt verwundet über das Schlachtfeld, blickte Freund und Feind in die Toten Gesichter und alle fragten ihn "Wieso musste ich sterben und wieso darfst du leben?" - Jun antwortete ihnen nicht. Nein, er betete zu Innos und bat ihn, dass sie alle schweigen. Und sie schwiegen. Doch die Frage blieb in seinem Kopf. Wieso erlebte er den Sonnenaufgang, als die Belagerung endete. Wieso fiel er nicht wie über zwei Drittel seiner Männer? Sie alle kämpften tapfer und doch fielen sie.
Der Rittmeister begann zu weinen. Um jeden der mit ihm starb. Ja, mit ihm starb. Denn in jenen Schlachten, starb auch in Jun etwas.
Im Krieg wusste man wie man tötet, wie man so gut es geht überlebt, aber man wusste nicht zu trauern, wusste nicht wohin mit den ganzen Schreckensbildern die sich auf der Seele einbrannten. Das lehrte niemand, das konnte niemand lehren. Nach aussen hin zeigte er sich stark, zeigte keine Schwäche, doch im Inneren, in seiner Seele schmerzten die Verbrennungen des Krieges.
Als Soldat blieb man dann stehen und traute sich bei allem gezeigten Mut nicht zurück zu blicken. Sich in etwas zu flüchten, damit man nicht mehr daran erinnert wurde. Bei Jun war es Innos und mit jeder Nacht, in der die Erinnerungen hoch kamen. Ging er zu Innos und suchte seinen Halt bei seinem Gott. Doch es war mehr. In Jun entfachte etwas, als er seine ersten Scharmützel in denen er tötete verarbeitete. Je mehr er tötete, je mehr Blut er vergoss, umso mehr flüchtete er sich zu Innos, machte Innos zu seinen Schild und zu seinem Antrieb, um alles Schlechte, alles was seine Seele belastete und zu verletzen versuchte von sich zu streifen. War es Fanatismus in den er sich zu retten gesuchte? Ja. Merkte es Jun? Nein.
Sein Vater sagte einmal zu seinem Großvater, als Jun noch ein kleiner Junge war - "Ich weiß nicht ob Jun wie meine anderen Söhne ist. Er hat eine gute, treue Seele. Sein Herz trägt die Lasten anderer Herzen. Einen Krieger zermürbt sowas, wie ein Mühlstein das Korn. Wie soll ich ihn leiten?"
Woraufhin sein Grossvater, der große Paladin, antwortete, dass er nicht verzagen solle und Innos Jun den Weg schon weisen werde. Jun verstand nicht alles, doch um Innos wusste er schon viel und prägte sich dies ein. - Innos würde ihm den Weg schon weisen. Doch davor konnte er Jun heute nicht mehr schützen. Das tat er immer und auch jetzt. Der Rittmeister schritt wieder angezogen gen Tempel. Er musste beten und die Bilder die aufkamen mit Innos Hilfe aus sich heraus treiben. Je mehr er in Innos vertraute, umso mehr half er Jun. Umso seltener kamen diese Nächte, solange er nur Innos folgte und Innos lebte - ohne zu zweifeln.
Was Jun damals als Kind jedoch niemals erfuhr, war dass sein Vater wusste, dass er niemals den Weg des Kriegers einschlagen durfte. Sein gutes Herz konnte alles Leid niemals verarbeiten und niemals wegsehen. Das Kriegertum würde Jun den Menschen vernichten und etwas anderes wecken. Das wusste der Fürst damals, doch war es zu spät, dies dem heutigen Jun noch zu sagen. Die Narben die der Krieg im Rittmeister hinterließ, waren tief in seiner Seele und nicht mehr zu heilen. Wohin dies führen würde? Nur Innos wusste es.
Geändert von Jun (06.06.2009 um 02:22 Uhr)
-
Die Welt spielte wirklich verrückt. Nicht nur, daß die dunkelhäutige Tänzerin nicht wußte, was sie in der Stadt sollte, in der einst der Krieg tobte, spielte nun auch noch das Wetter verrückt. Wo war die Wärme des herrein brechenden Sommers geblieben, die Sonnenstrahlen und der leicht warme Wind, der für das Seelenheil der Tänzerin sorgte? Stattdessen verdeckten Wolken den Himmel und brachten kalten Wind mit sich, der die Frau immer wieder frösteln ließ.
Mit knurrendem Magen wandelte die Dunkelhäutige durch die Gassen, bis sie die Taverne am Markt erreichte und einen sehnsuchtsvollen Blick durch die sich gerade öffnende Türe warf. Wie gerne wäre sie eingekehrt, um sich nicht nur einen Moment zu wärmen, sondern auch um den Hunger zu stillen, doch Gold war für die Tänzerin ein Problem. Arm war sie nicht und wußte um ihre Habe an einem geheimen Ort, doch war die Frau ohne fremde Hilfe nicht in der Lage, an diesen Schatz zu kommen. Dann lass Dir helfen, sprach die Stimme in ihrem Kopf, doch es gab kaum einen Menschen, dem man genug Vertrauen entgegen bringen konnte.
Also begnügte die Dunkelhäutige sich damit, sich einen leckeren Eintopf vorzustellen, bevor sie ihren Blick schließlich senkte und wieder ihres Weges schritt.
Seufzend dachte die Frau über ihre Zukunft nach, von der sie sich mit dem Ortswechsel etwas mehr erhofft hatte, doch die ehemals befreundeten Huren hielten ihre Türe vor ihr verschlossen. Scheinbar war für sie als Dirne an diesem Flecken Erde kein Platz mehr, was sie spätestens fest stellen mußte, als man die Hafenkneipe schloss. Naja – in solchen Zeiten war sich jeder selbst der Nächste, daß yinne es ihren damaligen Kollegen nicht einmal verübelte.
„Herr... Ihr seht so aus, als ob ihr etwas menschliche Nähe gebrauchen könntet. Ich verlange auch nichts weiter, als etwas zu Essen und einen Platz für die Nacht“, sprach die Tänzerin, die wieder einmal eine Abfuhr erhielt, doch diesmal begnügte der potentielle Freier sich nicht mit einem einfachen 'Nein', sondern er stieß die Dunkelhäutige so, daß sie zu Boden ging. Einen Fluch hatte die Frau für den Kerl noch übrig, als auf einmal Hufgetrappel ihre Stimme zum Verstummen brachte. Nun sah sie sich schon Bekanntschaft mit den berittenen Soldaten machen, deren Aufgabe es war, den Marktplatz Vengards sauber zu halten und von Gesinde zu befreien.
Yinne drehte sich nicht einmal um und wartete einfach auf die Stimmen der Soldaten, die die leicht bekleidete Dame, deren Körper nur von einem löchrigen Lodenmantel verdeckt wurde, vertreiben würden.
-
Gwendor saß beim flackernden Schein einer Kerze über einem Stück Pergament und schrieb mühsam und mit krackeliger Schrift die ersten Buchstaben auf das Blatt. Die Gänsefeder, welcher er dazu benutzte machte ein kratzendes Geräusch. Immer noch fiel es ihm schwer die geeigneten Worte für sein Urlaubsgesuch zu finden.
Ja, er würde Urlaub nehmen, denn sonst könnte er aufgrund seiner soldatischen Verpflichtungen Vengard nicht für längere Zeit verlassen. Und das musste er, wollte er den Umgang mit dem Bogen lernen. Gwendor war sich sicher, dass Ronsen, denn an diesen richtete sich sein Schreiben, dafür Verständnis haben würde. Der Admiral war sein oberster Vorgesetzter in der Stadt. Das Urlaubsgesuch des Waffenknechts stellte er schließlich nicht aus selbstgefälligen Zwecken, sondern um seine kämpferische Ausbildung zu vertiefen, was ja auch im Sinne der Gilde sein würde.
Der junge Mann nahm sich fest vor dieses Schreiben Ronsen persönlich zu übergeben und ihm sein Anliegen auch mündlich vorzutragen. Er schätzte den Admiral als einen Mann ein, der es schätzte, wenn man ihm bei unangehmen Bitten ins Auge sah. Und angenehm war diese Bitte gewiss nicht, der Personalmangel bei der Marine hatte sich in den letzten Wochen keineswegs gebessert.
Endlich hatte Gwendor seine für ihn sehr mühselige Arbeit beendet und wartete nun darauf, dass die Tinte trocknete, um das Pergament anschließend zusammenzurollen.
-
Ein Wetter, das wahrlich Adanos gewidmet war. Selbst mit dem großen roten Umhang fror es Jun ein wenig und bei diesem Wetter mussten sie ausreiten. Eine Eskorte als der Morgen graute. Es waren vengarder Bürgern, die sich bereit erklärten einen brach liegenden Hof wieder aufzubauen und zu bewirten - wahrlich kein dummes Engagement zu diesen Zeiten und das solch Angebote gefragt waren war klar. Jedoch hatten nicht alle eine Chance auf solch Aufgaben. Jun war froh sich um sowas nicht kümmern zu müssen, sondern nur zu eskortieren und Schutz zu gewähren, wenn er mal nötig war. Seit gut einen Monat berichteten die Späher, dass die Banditen der Küstenregion wie vom Erdboden verschwunden waren.
Zurück in Vengard rief wieder einmal der Dienst. Sie waren nicht mal in der Kaserne angelangt, als da drei Edelmänner polternd vor den Wachen standen. Wahrlich Edelmänner, die ihr täglich golden Ei lagen und es horteten um den anderen Menschen beim verhungern zuzusehen.
"Meine werten Herren, welch Belang habt ihr mir vorzutragen.", fragte Jun hoch zu Pferde.
"Endlich ein Ritter!", stöhnte der Faltigste auf.
"Der Marschall, Edelmann.", korrigierte Giran zu Juns Rechten.
"Ja, noch besser! Ich zahle ja nicht umsonst Steuern an den werten König und bezahle den Sold aller Soldaten.", tönte der Dickste.
"Gewiss, was wären wir Soldaten ohne EUER Gold? Bestimmt unterbezahlte Soldaten.", tönte Bors der Gardist, der die Runde der Reiter zum leichten lachen brachte. Sie alle wussten von Bors 14 Kindern, von denen wohl die Hälfte nicht mal seine waren, sondern die anderer Soldaten. Doch Bors fütterte sie alle durch und hörte nicht auf das was man so über sein Weib sprach.
"Sehr wohl, Soldat! Ihr habt es erkannt. Nun Herr Marschall! Ich habe etwas anzuklagen!", meinte der Dicke.
"So sprecht, guter Mann.", gebot der Colovianer.
"Am Marktplatz treiben sich Dirnen herum und verschrecken die ehrbare Kundschaft. Ich verlange sofort, dass diese Dirnen in den Kerker geworfen werden.", forderte der Edelmann.
"Höhö, die können meinetwegen auch bei uns in der Kaserne rumlaufen.", warf Bors wieder ein. Doch Jun passte dies nicht.
"Gardist Bors! Mäßigt euren Ton.", herrschte der Qel-Dromâ an, ehe er zu den Edelmännern blickte.
"Ob sie in den Kerker geworfen werden, haben selbst ehrbare Bürger wie ihr nicht zu bestimmen. Dies gebührt einer anderen Instanz und ob sie sich schuldig machen, liegt bei ihnen. Es ist niemandem verboten am Marktplatz zu stehen. Seid jedoch unbesorgt, wir werden uns darum kümmern.", sprach Jun und gab Kommando, dass der halbe Trupp ihm doch folgen solle.
Nach kurzen Ritt durch die nassen, stinkenden Gassen Vengads waren sie am Marktplatz. Durch andere Vengarder wurden sie prompt auf eine Frau hingewiesen, die die Leute angeblich mit Obszönitäten und ihrer offen gezeigten Weiblichkeit belästigt. Ob dies so stimmte, war auch so eine Frage.
Die Zielperson schien flüchten zu wollen und unauffällig davon zu schreiten. Doch wurde sie schon gesehen und abhauen war eigentlich unmöglich. Jun fragte sich jetzt schon, welch armes Mädchen der Hunger hierher trieb. Es war eigentlich Alltag in Vengard, so wie er hörte und oft mitbekam.
Xanthos wurde gezügelt, die Straße von den Menschen frei gemacht und die junge Frau eingeholt und von Bors angehalten. Jun war es irgendwie Leid, doch wars wieder mal seine Aufgabe, als jener mit dem höchsten Rang.
"Werte Frau, dreht euch bitte um und erklärt mir, was ihr hier getan habt. Manch Bürger gedenkt euch in den Kerker werfen zu lassen.", meinte Jun etwas müde klingend und blickte erst jetzt wirklich auf die Frau. Als sie sich umdrehte, wurde er plötzlich mehr als wach.
"Was bei Innos...", murmelte er.
Geändert von Jun (06.06.2009 um 13:55 Uhr)
-
So wie es aussah, hatte Saphirias Trank wirklich funktioniert. Dass sie so schnell dahinterkam, dass es Blutfliegengift war, hätte er zwar nicht gedacht, aber ihm war es ganz Recht. So sollte es ihm recht sein, und dem Patienten wurde dadurch auch geholfen. Das Gift war aber auch wirklich so niedrig dosiert, dass es Wochen gedauert hätte, bis der arme Kerl daran zu Grunde gegangen wäre. Eine Win Win Situation sozusagen.
Mittlerweile befanden sich Dragan und die Seherin erneut im Krankenrevier, dieses mal jedoch in einem anderen Teil. Es gab viele verschiedene Arten von Krankheiten, Wehwehchen und Verletzungen, auch welche der magischen Art. Und genau mit diesen sollte sich nun auch die Waldfrau(was ein tolles Wort) beschäftigen.
Einer der Novizen schien sich überschätzt zu haben, mit seinen magischen Kräften, er war zwar noch bei Bewusstsein, aber die Tatsache und das Wissen, dass in ihm jeder Funken Magie unterdrückt wurde, verschlechterte die Situation ungemein. Der arme Kerl konnte einem fast leid tuen, aber er war ja selber Schuld. Nicht, dass er darüber richten wollte, aber nun ja.
"Wir kommen nun zu den etwas komplexeren Heiltechniken, wir befassen uns zunächst mit magischen Erkrankungen. Wie du hier siehst, ein Novize, voller Tatendrang und so weiter, wie jeder andere.." Der Heiler lachte kurz und leise auf, fuhr dann aber fort. ".. aber dieser ist ein besonderer, er hat sich überfordert. Er hat bei dem Versuch, einen Feuerball zu erschaffen, auf einen Schlag so viel Magie herausgeschossen, dass sein Körper es nicht mehr verkraften konnte. Nun wird jeder weiterer Magieimpuls von seinem Körper unterdrückt, eine Art Schutzmechanismus. Deine Aufgabe ist es jetzt, ihn so weit mit Magie zu versorgen, dass dieser Druck, diese Sperre wieder verschwinden. Das heißt also, du kannst ihm nicht die Magie in den Geist treiben, wie den Pflock in den Boden. Wie du es machst, musst du selbst herausfinden. Es gibt tausende Techniken diese Aufgabe zu bewältigen, und ich möchte, dass du deine eigene findest. Also viel Spaß!"
-
„Heilige Scheiße!“, flüsterte die Dirne.
Dem, der sie anhielt, widmete sie keine Aufmerksamkeit, genauso wenig wie den anderen Soldaten und den herum stehenden Gaffern, die wohl nur darauf warteten, daß wieder einmal eine Hure gejagd werden würde. Daher realisierte sie auch nicht die Worte bezüglich ihrer Gossensprache und die Aufforderung dieses Bor, auf die Worte des Rittmeisters zu antworten.
„Ich? Garnichts“, flüsterte die Tänzerin und wiederholte es noch etwas lauter, aber immer noch undeutlich, wärend sie die Blicke auf ihrem mageren Leib spürte. Mit der Hand versuchte sie sich eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen und gleichzeitig sich dem borenden Blick dieses Bors zu entziehen. Sie versuchte einen Schritt nach vorne, um sich Jun etwas mehr zu nähern, doch dieser fremde Soldat hinderte sie mit scharfen Worten daran.
„Ich wüßte nicht, was ich getan haben sollte, daß solche Wünsche rechtfertigt. Ich versuche zu überleben und schade damit niemanden“, meinte sie an den Störenfried gerichtet, doch der Blick galt nicht länger ihm, sondern dem Mann, der so etwas wie Freude in der jungen Frau weckte.
„Du siehst gut aus“, meinte sie ehrlich und mit lauterer Sprache, das ein Jeder es vernehmen konnte, doch ganz sicher war das nicht im Sinne Juns, der damit als Bekannter geoutet wurde.
-
„Du siehst gut aus“, sprach sie wahrlich unüberlegt. Jun reagierte prompt und trat Xanthos leicht in die Flanke, so dass der Hengst unruhig wurde, aufwieherte und kurz auf zwei Beine stieg. Die Aufmerksamkeit fuhr auf den Hengst über. Jun beruhigte den Varanterhengst und blickte Yinne, wie sie da stand an. Bors stieg ab und wollte sie wohl fesseln oder dergleichen, doch gebot Jun nichts zu tun.
"Wenn ihr nichts getan habt, so werdet ihr sicherlich eure Unschuld in diesem Belang auch untermauern können und euch einer Gerichtsbarkeit stellen.", meinte der Chevalier.
Juns Männer schauten sich etwas seltsam an. Was hatte ihr Anführer da gesprochen und wieso machte er nicht kurzen Prozess mit der Dirne und schickte sie wieder ins Hafenviertel?
"Gardist Bors. Die junge Frau wird uns in die Kaserne begleiten und eine schriftliche Aussage in meiner Kommandatur abliefern. - Ich hoffe es ist euch recht. Ich fürchte um euren Schutz, wenn ich euch hier weiter herum laufen lasse.", sprach der Rittmeister und blickte leicht nach links und rechts. Noch wirkten die Bürger hier harmlos, aber was wäre, wenn sie weg wären und nun mehr alle wüssten das Yinne bezichtigt wurde eine Dirne zu sein. Dem Plebs gefiel sowas nun einmal nie und seine Männer mussten Juns Befehl hier und jetzt nicht noch hinterfragen. Er wusste was er tat.
-
Auch yinnes blick ging links und rechts, doch bedurfte es der Blicke der Menschen nicht, um sie dem Reiter folgen zu lassen. Ihm zu begegnen war das Beste, was ihr in diesem Moment passieren konnte und nichts konnte besser sein als seine Aufforderung, ihm in die Burg zu folgen. Hier auf dem Marktpfaster hatte sie eh nichts mehr verloren.
Also nickte sie Jun zu, der in einem Bogen sein Pferd lenkte, das yinne nun Beide nur noch von hinten sah. An beiden Seiten wurde sie von weiteren Reitern flankiert, die sich ebenfalls in Bewegung setzten und ihr dabei einen Blick zu kommen ließen, der 'Folgt uns' lautete.
Und wärend sie dieser Forderung langsam nachkam, bemerkte sie den Letzten von ihnen, der sich hinter ihr einfand, als ob der Frau eine Flucht in den Sinn kommen konnte. Nunja – sie wußten es ja nicht besser.
Wie die herum Stehenden auf die Tänzerin reagierten, blieb Dieser weitest gehend verborgen, denn die Pferde nahmen ihr nicht nur die Sicht, sondern schützten sie auch vor den Gaffern und eventueller fliegender Geschosse. Yinne zog den Mantel etwas weiter um ihren Leib, da der Wind ihren zu schitzen begonnenen Körper kalt berührte. Ein Schauer nach dem Anderen lief der Frau über den Rücken, doch war dafür nicht nur die Eskorte verantwortlich, sondern auch der Anblick des Mannes, zu dem die Tänzerin aufschaute. Und wieder lies sich das Lächeln in ihrem Gesicht nicht verhindern, genauso wenig wie die erneut ansteigende Röte.
Als die Menschen zu fuß und per Ross sich dem Tor näherten, welches in das innere der Burg führte, senkte die Dunkelhäutige den Blick, war ihr nicht der Sinn danach, in diesem Moment aufzufallen. Yinne hatte keine Ahnung, wie es dem Ergrauten ergangen war und wollte seine Sicherheit nicht gefährden und dennoch hob sie den Kopf in Richtung der Wache, die ihr jedoch glücklicherweise unbekannt war.
Dann huschten ihre Augen erneut abwärts und klebten dort auf dem Grund, als könne sie sich damit unsichtbar machen und sie schaute erst wieder zögerlich auf, nachdem der Tross mitten auf dem Kasernenhof stoppte.
Erneut blickte yinne sich um und erneut bildete sich ein Grinsen auf ihren Lippen, doch dieses mal weniger wegen der Anwesenheit des Rittmeisters, sondern mehr wegen des Affen, der scheinbar unbehelligt in einer herum stehenden Tonne herum wühlte. Wie es aussah, gehörte der Pavian nicht zu den Hungernden und auch nicht zu denen, die von den Soldaten beeindruckt waren, denn das Tier zeigte nun grinsenderweise Zähne, wärend es die Gruppe Reiter mit seltsamen Geräuschen auslachte.
-
Da war dieser Affe um den sich manch Gerüchte streuten. Nun sah Jun das Vieh auch endlich.
"Gardist Bors!", rief Jun.
"Hier, Herr Marschall!", meldete sich der stämmige Veteran.
"Fangt den Affen ein, wenn es möglich ist. Ich denke euren Kindern wird er ein guter Spielgefährte.", meinte der Chevalier.
"Spielgefährte, Sir? Meine kleinen Bastar...ich meine meine Kinder werden das Vieh wohl eher zum fressen gern haben. Ich kümmere mich darum, Sir!", sprach der Gardist der in der Reiterei diente. Jun nickte, ließ kurz danach den Rest seiner Reiter absitzen und dann gen Stallungen aufbrechen, wo sie ihre Pferde zu versorgen hatten, ehe ihr Bereitschaftsdienst am Abend enden würde. Yinne indes wurde vor die Kommandatur gebracht und von einen Stallknecht bewacht, bis Jun Xanthos versorgt hätte. Als er dann fertig war, konnte er sich endlich freuen sie zu sehen. Zwar heimste er so einige Blicke ein, die hinterfragten was eine Dirne beim Rittmeister zu suchen hatte, aber er wusste es ja besser. Die Schlüssel zur Kommandatur hervorkramend, schickte er den Stallknecht weg, damit er eine Wache vor die Kommandatur bestellt - zum Schein. Wortlos bat er Yinne herein und Platz zu nehmen. Es war hier wärmer und trockener als draußen. Ein runder Tisch auf dem Bücher über Militärtaktik und vengarder Chronik chaotisch herumlagen bildete das Zentrum. In einen Regal dahinter waren diverse Lagepläne und sonst wirkte der Raum eher schlicht, als prunkvoll für einen Marschall. Doch Jun wollte es so. Er holte von hinten etwas zu trinken und goß wieder wortlos Yinne ein. Dann legte er seinen mantel und seine Reiterrüstung ab und setzte sich wie sie an den Tisch. Sein Blick musterte sie, fuhr auf und nieder. Fand ihre Augen und las in ihrer Mimik.
"Und du wirktest schon mal glücklicher und lebendiger. Es ist lange her, Yinneselle. Was ist passiert? Wo ist dein Ungeborenes? - Was suchtest du am Marktplatz? Gab ich dir nicht Gold und den Rat dir eine neue Existenz aufzubauen? Weg von diesen falschen Dingen. Von diesen Erniedrigungen?", fragte Jun im ernsten Ton und ließ seine Freude sie zu sehen, von der Enttäuschung das sie wieder hier wohl das tun wollte was sie früher tat, verdecken.
-
Yinne antwortete nicht, sondern senkte den Blick soweit, das ihre Augen die abgelegte Kleidung des Reiters musterten. Da lag der Mantel, in dem die Dunkelhäutige sich liebend gerne eingewickelt hätte, um nicht nur die Wärme, sondern auch den Geruch des Rittmeisters verspüren zu können, doch belies sie es dabei, sich einfach die kalten und blassen Hände zu reiben.
„In Deiner Stimme schwingt verdammt viel Vorwurf – Jun. Ich glaube nicht, daß ich das verdient habe“, flüsterte sie, ohne den Mann dabei anzusehen. Ihre Augen schienen nun regelrecht an dem Mantel zu kleben.
„Glaubst Du, daß eine Frau wie ich sich freiwillig erniedrigt?... Sich freiwillig jedem Mann an den Hals wirft? Glaubst Du, daß ich keine Achtung vor mir selbst besitzen würde?“, fragte sie in einer Mischung aus Trauer und Gleichgültigkeit.
„Jemand der so etwas tut hat keine andere Wahl“, meinte sie, nun langsam aufblickend, das sie Jun mit ernster Mimik ansah.
„Die kurze Zeit eines bürgerlichen Lebens und heile Welt ist vorbei. Ich floh vor Khaled. Mein Kind ist Geschichte. Mein Sohn ist für immer verloren“, fuhr sie fort, das die Kälte sich in ihrer Stimme wieder spiegelte.
„Ich denke, wir sollten zum eigentlichen Thema zurück kommen. Ich gestehe meinen Körper für Nahrung und ein Dach über den Kopf angeboten zu haben. Zahlen kann ich für dieses Verbrechen nicht und wenn Du ein Herz hast, läßt Du mich jetzt einfach gehen“.
-
"Wieso? Wieso bist du nicht zu mir gekommen. Du siehst doch wie ich hier lebe. Ich habe hier Macht, das Sagen! Ich hätte dir helfen können! Glaub nicht das ich so gleichgültig bin oder dich vorverurteile. Es geht mir näher, als dass du es dir denken kannst.", sprach Jun und erhob sich. Kurz hielt er inne, ehe er mit beiden Fäusten auf den Tisch schlug.
"Bei Innos! Verdammt, Yinne! Ich bin ein Freund. Ich hätte dir geholfen. Du musst nicht in Vengard so leben! Ich werde dir immer helfen, aber du musst dir helfen lassen! Meinst du es ist normal das ein General eine mit solch einen Delikt in seine Kommandantur zum Verhör mitnimmt? Ich wollte dich schützen und werde es auch jetzt. Egal was Hofschranzen sich gerade jetzt schon denken. Du hast nichts in meinen Augen verbrochen und deswegen bist du auch frei. Ich konnte aber nicht in meiner Position sofort so handeln. Ich konnte nicht. Wenn ich dich sehe, kommen mir einfach die Tränen hoch. So schlimm habe ich dich nach dem Krieg gesehen, doch warst du in keinem Krieg wie ich ihn wohl kenne.", meinte der Chevalier und setzte sich.
"Also - wer ist noch mal dieser Khaled? Ist er hier zu fassen? Wieso ist dein Sohn verloren? Hör zu - und hör auf so zu gucken! - Ich will dir doch helfen! Aber du musst es wollen. Egal ob kurzfristig oder lang und bei was - willst du das ich dir helfe?", fragte Jun der Yinne einfach nicht verstehen wollte, wieso sie nicht um Hilfe bat.
-
„Hör! Auf!... Du verstehst es nicht, nicht wahr?“, sprach yinne, der auf die Worte des Mannes hin ein zittriges Atmen entwich. Klar verstand er es nicht... wie auch, wenn sie nichts sagte, aber es gab eben auch einfach Dinge, die sich weder einfach greifen ließen, noch einfach zu erklären waren.
„Ich will Dir nicht unterstellen, daß Du nichts vom Leben verstehst, aber es gibt Dinge, die Du Dir trotz des ganzen Elends nicht vorstellen kannst. Und daher kannst Du vielleicht auch nicht verstehen, wenn Jemand einfach vergessen will oder sich schämt, seine Makel zuzugeben. Aber gut. Ich weiß, daß Du mein Freund bist und das Du Deine Freundschaft nicht zu mir brichst, wenn ich den Mund aufmache. Und dennoch habe ich Angst davor, denn es gibt in meinem Leben nicht mehr viel, was man mögen oder schätzen könnte.
Das Wichtigste habe ich verloren, als ich von Khaled floh“, begann yinne, dabei spürend, daß es nicht lange dauern würde, ehe ihr die Stimme brannte.
„Khaled ist der Vater des Kindes und ein Abtrünniger in den Bergen bei Braga. Er war mit dabei, als ich in Al Shedim mein Kind gebahr – einen gesunden und kräftigen Jungen“, die Tänzerin schluckte und suchte mit den Augen einen neuen Punkt, den sie anvisieren konnte, das ihr Blick irgendwo in einer dunklen Ecke endete.
„Er häuchelte Liebe“, presste ihre Stimme hervor, daß sie wieder einen Moment pausieren musste, um nicht am Ende noch in Tränen auszubrechen oder vor Wut zu schreien.
„Er erschlich sich mein Vertrauen und dann... schleppte er mich und meinen Sohn hinaus aus Al Shedim. Was dann in seinem Lager folgte war ein Martyrium, daß mich Selbstmordgedanken immer näher brachte. Du kannst Dir garnicht vorstellen, wie mies er war... miese Schweine... alle male!“, zischte sie, die bebenden Lippen aufeinander pressend. Und dann zitterte der Atmem erneut, der Reflex der dagegen anwirkte, das sie einfach die Luft anhielt.
„Sie wollten mich dem Kind fern halten“, fuhr sie fort, Jun mit wütenden Augen ansehend.
„Die Frauen wollten mich melken wie eine Ziege, damit ich dem Kleinen die Brust nicht mehr geben würde. Sie wollten die Verbindung zwischen Mutter und Kind kappen. Selbst Khaled wartete nur auf den Moment, an dem man meine Milch und meine Nähe nicht mehr brauchen würde. Der Kerl hat sich die Zeit damit vertrieben, mich zu... echt... wiederlichen... menschenverachtenden Dingen zu zwingen, daß ich mir vorkam... wie der letzte Dreck... wie eine Zicke, die dem Bock zur Freude vorgehalten und danach abgeschlachtet wird!
Kannst Du Dir auch nur im Entferntesten vorstellen, was die mit mir gemacht haben!?“, brach die Stimme der Frau, die die Qualen nicht mehr im Zaun halten konnte und in klagendem Weinen ausbrach.
„Kannst Du auch nur... ansatzweise verstehen, wie schlimm es für mich ist, Dir davon zu erzählen?“, jetzt war es mit der Haltung ganz vorbei, daß die Schuchzer ihren Körper schüttelten und kaum ein Wort noch verständlich kommen konnte, mit dem sie die Flucht per Teleport schilderte, bei dem ihr Kind verloren ging.
-
Calintz hatte sich nicht nochmal bei Danika blicken lassen. Darüber war die Barbierin recht froh, denn nach seinem letzten Auftritt hatte sie wirklich genug gehabt. Über seine unheimliche Art und Weise hatte sie ja noch hinwegsehen können, aber dass er sich einfach nur zu Übungszwecken seinen Dolch in die Hand gejagt hatte, war ihr dann doch zu viel gewesen. Wer konnte schon wissen, was er als nächstes tun würde? Nein, da war es ihr lieber, wenn er gar nicht erst wieder zu ihr käme.
Seitdem Calintzs Besuche ausgeblieben waren, hatte dafür beinahe täglich Murielle an Danikas Tür geklopft und sie mitgenommen zu ihrem Training ein wenig abseits der Stadttore; so auch am heutigen Vormittag. Obwohl Danika die Geduld bewunderte, welche die andere Frau aufbrachte, wenn es um ihre Übungen mit dem Schwert ging, so verspürte sie noch immer nicht den leisesten Wunsch, ebenfalls etwas über den Umgang mit Waffen zu lernen. Das lag ihr einfach nicht und je öfter sie darüber nachgedacht hatte, umso sicherer wurde sie sich, dass sie weder ein Talent dafür hatte noch überhaupt großes Interesse daran.
Murielles Vorschlag, sich im Tempel nach Arbeit umzuschauen, gefiel ihr von Tag zu Tag besser und sie hatte entschieden, dass sie wohl wirklich dort hingehen würde. Wann genau sie das tun würde, wußte Danika allerdings noch nicht, dafür war ihre Scheu noch zu groß. Immerhin konnte es gut sein, dass man sie sofort wieder lachend wegschicken würde, weil sie den eventuellen Anforderungen nicht genügte. Andererseits würde sie das wohl nie erfahren, wenn sie nicht endlich wenigstens den Versuch wagte.
-
Als Yinne so erzählte, blickte Jun nicht zu ihr. Er konnte es nicht, weil sich so manches Bild in seinem Kopf abspielte. Das war grausam genug. als sie dann fertig erzählt hatte, wusste er mehr und fragte sich ob dies so gut war.
Er empfand selbst Wut und Hass gegenüber jenen die Yinne dies antaten und sich selbst, weil er nicht da war. Nicht half. Auch wenn es absurd klang, dass er irgendwo in Varant hätte sein müssen. Sein Platz war nun einmal hier.
Jun blickte auf und sah wie Yinne zitterte, schluchzte und wohl am liebsten in tausend Stücke zerspringen würde. Der Colovianer griff seinen roten Umhang und legte ihn über die Tänzerin. Dann schob er den Stuhl neben ihr zu ihr und setzte sich dazu, um sie in zumindest einen Arm zu nehmen. Was er sagen sollte wusste er nicht, er machte sowas nie. Erst recht nicht bei Frauen. Doch dann kam ihm doch etwas aus dem Mund.
"Nein. Du hast schon Recht. Verstehen wird es wohl niemand können. Dir nachempfinden wohl auch nicht, weil sowas kein Mensch über Innos Sonne verdient. - Es tut mir leid. - Um alles was dir geschah. Hmm...sag mir, wie es weiter gehen soll. Sag mir was ich machen kann, Yinne. Die dunklen Zeiten müssen für dich enden. Du hast für genug Leben gelitten.", sprach der Ritter im fürsorglichen Ton. So wie er sich eigentlich gar nicht kannte. So wie er früher nur zu seiner Schwester war - so ähnlich.
-
Fast schon war es ihr zur lieben Gewohnheit geworden, bei Danika zu klopfen, bevor sie zu ihrem täglichen Training aufbrach und jedes Mal freute sie sich ein wenig mehr, wenn die Barbierin fröhlich zustimmte, sie zu begleiten.
Schon seltsam, überlegte Murielle, die sonst nie Wert auf die Gesellschaft anderer Menschen gelegt hatte, sondern lieber für sich geblieben war. Ihre Jahre in Khorinis jedoch, die sie überwiegend alleine verbracht hatte, hatten ihre Meinung dazu geändert, ohne dass es ihr bewusster Wunsch gewesen war.
Sie empfand Danikas Gegenwart keineswegs als störend, denn die Barbierin neigte nicht dazu, unentwegt vor sich herzuplappern. Und wenn sie doch etwas zu sagen hatte, waren die Gespräche zumeist angenehm gewesen, bisher zumindest.
Als die beiden Frauen den Rückweg in die Stadt antraten, gingen sie erst schweigend nebeneinander her. Dann jedoch fiel Murielle ein, dass Danika eigentlich ein Vorhaben gehabt hatte und dieses bisher noch nicht umgesetzt zu haben schien - oder sie hatte ihr einfach nur noch nichts davon erzählt.
"Seid Ihr inzwischen eigentlich schon im Tempelviertel gewesen?" fragte sie beiläufig und ahnte beinahe schon, was sie zur Antwort bekommen würde.
-
„Nimm mich in den Arm“, wimmerte die Frau, die nicht mal darauf wartete, daß Jun sie fester umschloss, denn nun war sie es, die ihre Arme um des Rittmeisters Oberkörper schlang, um ihm in diesem Moment ganz nahe zu sein. Hoffentlich deutete er diese Geste richtig, denn es gab im derzeitigen Leben der Frau niemanden, dem sie diese gefühlte Nähe gewährte.
Sie konnte seinen Herzschlag spüren, ihn hören und fühlen, wie zaghaft der Mann in dieser Umarmung blieb, doch es war nicht schlimm. Es war nahe genug, das der Frau ein Funken von Geborgenheit kam und ihr aufgebrachter und stoßweiser Atem ruhiger wurde.
„Es gibt nichts, was Du tun kannst, um mir den Sohn wieder zu bringen oder alles an schmerzlichen Erinnerungen auszulöschen. Ich weiß, daß die Zeit es bringen muss. Nur Du könntest in der Zeit für mich da sein...“, flüsterte yinne, „... nahe sein... irgendwie“, wisperte sie, ihren Blick nun hebend, das sie sein Gesicht sehen konnte.
„NAHE... verstehst Du?“, schon mit dem Gedanken wußte die Tänzerin, daß sie zuviel verlankte und das Jun für sie niemals das sein konnte, was sie sich gerade wünschte. Und sie wußte, das er es nicht einmal im Ansatz sein konnte, daß einzig und alleine die Hoffnung auf einen Ort und eine Gelegenheit blieb, bei der sie beisammen sein konnten.
-
Danika zögerte, bevor sie zu einer verlegenen Antwort anhub. "Nunja, ich hatte bisher keine Zeit dafür." erwiderte sie schließlich und wich Murielles Blicken dabei aus. "Aber du hattest doch jeden Tag Zeit." stellte ihre Begleiterin trocken fest und wartete anscheinend auf eine nähere Erklärung. Die zu geben, fiel Danika allerdings nicht gerade leicht, denn sie war sich selbst nicht so ganz sicher, warum sie es immer weiter aufschob. Sie konnte abgelehnt werden und alles würde so weiter laufen wie es das bisher auch getan hatte, oder sie konnte akzeptiert werden und jenen Weg einschlagen, der ihr im Moment als der geeigneteste und erstrebenswerteste von allen erschien. Eigentlich keine sonderlich große Sache, eigentlich.
"Was wird, wenn ich nicht gut genug sein sollte?" fragte sie leise. "Ich meine, das dort sind doch alles Magier und wichtige Gelehrte, das dürfte Euch bekannt sein. Da passe ich nicht wirklich hin, ich bin nur eine einfache Barbierin. Sie werden mich sofort wieder wegschicken, befürchte ich. Nein, das befürchte ich nicht, sondern das weiß ich ganz genau. Also kann ich mir das doch von vornherein sparen. Mir gefällt der Gedanke, dort zu leben und zu lernen, dort Arbeiten zu verrichten, sehr sogar. Aber ich werde nicht angenommen werden, so sieht es aus, da werde ich mir immer sicherer je länger ich darüber nachdenke."
-
Nahe sein. Was meinte sie damit? Was wollte sie damit? Obwohl sich Jun nicht ganz wohl fühlte, wie sie sich an ihn schmieg, - Es war viel zu nah für zwei die nicht den Bund vor Innos geschlossen hatten. - ließ er sie gewähren und legte den Arm einfach weiter um sie.
Wie konnte er ihr Nahe sein, wie Nähe geben? In der Hinsicht war Jun einfach überfragt. Er konnte ihr sagen wie sie ein Schwert zu halten hat und wie sie ein Pferd reiten kann, aber wie konnte er ihr nahe sein? Tat er es nicht schon, neben ihr? Wahrlich war er für solch eine Aussage einfach irgendwie naiv. Aber vielleicht musste er es nur richtig interpretieren? Er überlegte kurz, wem er nahe war und da kam nur einer in den Sinn. Innos. Konnte er ihr Innos nahe bringen. Innos würde ihr sicher helfen, sich zu fangen und ihr Leben in Ordnung zu bringen. Aber irgendwo kannte er sie doch auch wiederum. Es wäre schwer und doch in Juns Augen die Lösung. Wie also rangehen, dass sie einfach da reingezogen wird? Definitiv musste sie bei ihm sein und er immer aufpassen und Innos stets erwähnen. Minuten des stillen Grübelns vergingen, ehe Jun eine zugegeben bescheuerte, aber nicht unglaubwürdige Idee kam.
"Yinne, ich schlage dir was vor. Du bleibst hier. In der Kaserne. Solange bis es besser wird. Du dich körperlich und seelisch fasst. Oben ist ein Bett frei und du kannst dich durch den Hintereingang immer schleichen, wenn du nicht bei den Mannschaften schlafen willst.", schlug Jun vor und sammelte einen fragenden, verwirrten Blick.
"Ja. Wir werden eine kleine Lüge erschaffen. Wir sagen, du warst von mir eingesetzt, um einen Edelmann zu fassen, der Frauen aus dem Hafenviertel zur Prostitution zwang. Leider ohne Erfolg. Und da du nie in Vengard dientest, bist du eigentlich eine der Rebellen und wurdest von mir so angeheuert. So wirst du zwar bei den Stallungen arbeiten müssen und eine Schildmaid spielen dürfen, aber das ist um Längen besser als da draußen um Essen zu betteln. - Du kannst auch immer in meiner Nähe bleiben. Wir sagen...wir sagen aufgrund der Aufgaben der Reiterei und deinen Kontakten zu den Rebellen, sollst du sowas wie eine Mittelsfrau werden. Ich weiß es klingt alles irgendwie absurd, aber so bin ich in deiner Nähe und das wolltest du doch, oder?", fragte der Rittmeister und hatte wahrlich heute irgendwas Buntes im Essen gehabt.
-
„Hmm“, machte die Dunkelhäutige, die sich aus der Umarmung ein Stück weit löste, doch los lassen tat sie bei Weitem nicht. Es gefiel ihr und sie wußte nicht, wann wieder mal so ein Moment kommen würde.
Die Idee war echt komisch und yinne ein wenig ratlos, ob sie solch einer Maskerade gewachsen war. Und irgenwo wußte sie auch nicht, ob sie das so in der Form wollte. Sie war doch ein Mädchen von der Straße, aber andererseits war sie derzeit ein hungriges Mädchen, daß unter Anderem auch keinen Kerl abbekam. Wenn sie nun auf das Angebot eingehen würde, standen die Chancen besser, Gold zu machen, doch wollte sie das in der Nähe des Mannes überhaupt? Ihr Blick nahm etwas fragendes an. Eigentlich hielt der beste Kunde sie gerade.
Yinne musste bei dem Gedanken breit grinsen und merkte, daß etwas von ihrer besseren Laune zurück gekehrt war, doch war damit die Frage noch nicht beantwortet, ob ihr das geschilderte Dasein gefiel.
Warum nicht? Du bleibst Deine eigene Herrin und bist trotzdem in guter Gesellschaft, geborgen und beschützt und... satt.
Jetzt löste yinne sich ganz von dem Mann, die zerzausten Haare wieder richtend, soweit es ging. Ihre Hände fuhren durchs Gesicht und entfernten dort die Spuren von Tränen, bis sie zum Abschluß die Nase etwas tiefer hoch zog, um das Taschentuch zu ersetzen.
„Einverstanden, auch wenn ich nicht weiß, wie ich den Menschen hier weis machen soll, daß ich eine Rebellin wäre. Erzähl mir über sie“.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|