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Östlich von Trelis
Die ganze Situation hatte eine gewisse surreale Qualität: Kilijan hatte sich die ganzen letzten Tage darauf eingestellt, angegriffen zu werden und jetzt, fast am Ziel ihrer Reise, flogen ihnen gerade von Waldläufern auf den Weg gebrachte Pfeile um die Ohren. Kilijan hatte einige Sekunden vorher sein Gefahreninstinkt gewarnt und es dauerte nur einen Lidschlag, bis auch Dekker von seinem Wagen in Deckung gesprungen war.
Die Situation klärte sich recht schnell, die Waldläufer holten sich allerdings eine gewaltige Abreibung von Dekker ab und auch Kilijan konnte nicht bei sich halten und musst zumindest einen Satz loswerden. "Ihr Waldläufer heult um jeden gefällten Baum, aber ohne zu fragen Menschen zu fällen, ist kein Problem?" setzte er seinen zynischen Seitenhieb, den der Waldläufer mit säuerlich-freundschaftlicher Miene einsteckte, da er sich seiner Schuld schon bewusst war. Ob die Pfeile tatsächlich nur als Witz gemeint waren, um Dekker zu erschrecken oder nicht, blieb ungeklärt, denn im letzteren Fall war der Scherz sichtlich gescheitert und im Ersteren hatten sie sich durch ihre schlechte Schussleistung entblößt.
Dennoch war der junge Schmied dankbar für diese Waldläufer, denn sie würden einen sehr soliden Schutz abgeben. Kilijan plante nicht, noch groß herumzudödeln oder zu warten, ob Dekker Jarvo fünde - eher unwahrscheinlich -, verabschiedete sich so also herzlich von den Waldläufern und schlug eine Route durch den Wald in Richtung Süden ein.
Er vertraute Dekker inzwischen blind, der Mann war grundloyal. Kilijan fiel erst jetzt auf, dass er Raddecks Schwert noch gar nicht an seinen Besitzer zurückgegeben hatte. Es befand sich nach wie vor unter dem doppelten Boden unter seinem Kutschbock. Er würde es ihm wiedergeben, wenn sie sich wiederträfen.
Kilijan las einen Stecken vom Boden auf, klopfte ihn ab und instrumentalisierte ihn als Wanderstab. Wenn er sich beeilte, könnte er sich in zwei Tagen über den Pass bis Braga durchschlagen, wo er hoffentlich Kontaktmänner würde ausmachen können. Er erinnerte sich noch wage an den fahrenden Händler Rakinis, der ihm die wichtigsten geheimen Erkennungszeichen der Nomaden erklärt hatte, nachdem Riordian ihn auf jenes Händlers Engagement hin in der Gesellschaft aufgenommen hatte.
Die Sonne wurde vermehrt durch Wolken gedämpft, der Waldboden wurde schwärzer und die Bewaldung immer lichter.
Es blieb zu hoffen, dass der Pass nicht von Assassinen kontrolliert wurde.
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"Heute - wenn sie uns finden. In- und auswendig kenne ich den Weg nicht, ebenso alle anderen, die das Lager kennen und nicht von dort aus kommen und das ist auch gut so. Porgans Lager ist nicht weit von einen ehemaligen Dorf in einem Talkessel. Bevor die Orks kamen, lebten dort Waldvölkler. Heute sind da nur noch Ruinen und Höhlen, in denen die Toten aufgebahrt werden. Für Porgan und seine Leute ein Ort der heilig ist. Nicht nur, weil es ihre Familien sind, die dort liegen, sondern auch die Zukunft. Auch wenn es noch fern scheint, aber eines Tages wird dieses Dorf wieder existieren. Bis dahin ist der Untergang dieses Dorfes unter den Waldvölklern sowas wie ein Symbol für die Vergänglichkeit. Wenn man dort übernachtet, spürt man sie förmlich. Eine wichtige Lektion für Novizen und jeden der dort einen Schritt setzt.", erklärte Ornlu und machte sich zum Aufbruch bereit. Die Ratte war gebraten und auch Adrastos bekam vom spärlichen Braten was ab.
"Iss! Schmeckt nicht so schlecht, wenn man nicht an eine gebratene Ratte denkt.", zwinkerte der Druide und biss herzhaft in die Riesenrattenkeule.
"War übrigens ganz interessant, was du da mit deinem Hengst gemacht hast. Du scheinst es verstanden zu haben. Fürs Erste, soll dies auch genügen. Lern diese Magie einzusetzen, übe dich an jedem Tier, das dir begegnet und du dir zutraust. Es können wie gesagt, ganz interessante Erfahrungen vorkommen, wenn man auf ein wildes Tier trifft. Aber das machst du nicht jetzt. Hier!", sprach der Druide und zeigte mit den Finger auf eine Mooskultur.
"Pflanzen. So wie du Tiere beeinflussen kannst, kannst du auch Pflanzen beeinflussen. Auf andere Art sicherlich, aber die Regeln sind die gleichen. Niemand ist besser als eine Pflanze. - Kommen wir aber zur Sache. Mit der Heilblüte hast du ja schon Erfahrungen gemacht. Die Pflanzenwelt, mein Freund, ist aber doch ein wenig größer. Wir werden reisen und deine Aufgabe wird sein, mir dabei von den Pflanzen zu erzählen, auf die ich zeige. Keine Lebensgeschichten, aber sag mir wie sich die Pflanze fühlt, wie sie uns betrachtet und ob irgendwas besonders ist. Wer nicht das Wesen der Pflanzen versteht, wird sie nie verstehen. Tiere sind trotz ihres starken Willen, irgendwo berechenbar. Ein verspielter Hund wird einem geworfenen Stock hinterherjagen und ein Wollkneul ist für eine Katze manchmal wichtiger, als alles andere. Du verstehst. Bei Pflanzen hast du nicht sowas und doch gibt es parallelen. Man muss sie nur herausfinden.", erklärte der Jäger und warf den nun mehr fleischfreien Riesenrattenknochen weg, um loszumarschieren.
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In einer Höhle nahe des Tempels bei Trelis
Plötzlich ertönte ein lautes Klappern begleitet von einem Schrei in der Nähe des Wassermagiers, was ihn zusammenzucken ließ. Mit einem schnellen Sprung verließ er das Stroh, auf dem er zu schlafen pflegte und hetzte hinter eine nahe gelegene Säule, um sich dort erst einmal vor dem möglichen Angreifer zu schützen. Ein kurzes Lauschen später, musste Lurzyr jedoch feststellen, dass es sich bei dem Eindringling nicht bloß um eine Person, sondern ganze drei zu handeln schien. "Ich wusste, dass sie kommen würden, wär ich doch nicht so offen gewesen. Die Steine habens weitererzählt, nein es war bestimmt diese diebische Elster, die so viel geredet hat. Erst raubt sie mir mein altes Amulett und nun auch noch mein Leben. Aber nicht mit mir, so leicht kriegt ihr diesen Diener Adanos' nicht. Selbst wenn sich alle gegen mich verschworen haben, er bleibt mir treu.", murmelte der von der Einsamkeit leicht paranoide Eremit, bevor er sich in Richtung des Höhleneingangs schlich. Seine ehemalige Robe, die nur noch ein Schatten ihrer selbst war, stellte keine weiteren Behinderungen für den Mann, der hatte lernen müssen alleine in der Natur zu überleben, dar, sodass er nur wenig später seine blau funkelnden Augen auf die Neuankömmlinge warf. Zwar nicht wortwörtlich, aber getan hätte er es sicherlich, wenn dies ihnen mehr als ihm selbst geschadet hätte.
Der Höhlenboden war aufgrund des Regens in den letzten Tagen mit einer dünnen Wasserschicht überzogen, was sich der Magiekundige nun zu Nutzen machte. Eine Hand auf die Oberfläche gelegt, wurden seine Ströme bald eins mit dem Element seines Gottes, sodass er nur noch die Wasserströme unter den Füßen der Fremden fokussieren musste, was er in eben jenem Moment mit einem zufriedenen Grinsen auch tat. Dass sich diese darüber wunderten, warum denn plötzlich ihre Füße so durchnässt würden, gereichte ihnen auch nicht mehr, um sich aus der Lage zu befreien, als Lurzyr nun seinen Zauber wirkte, das Wasser blitzschnell bis über die Fußgelenke ansteigen und es dann erstarren ließ. Seinen so mit einem Sockel versehenen Gästen, trat der Wassermagier lächelnd gegenüber "Habt ihr es euch so gedacht, dass ihr den armen Lurzyr einfach überlisten könnt. Er lebt ja, alleine und ist so wehrlos, aber nun keine Bewegung sonst lasse ich eure Füße zerspringen.", fauchte er Xatras, Paulir und Vainguard an, als sein Blick genauer auf den Novizen fiel und er kurz zögerte und dann unsicherer fortfuhr "Warum schickt selbst Adanos' seine Diener, um mich auszulöschen, sprecht und ich warne euch, wenn ich nicht mit der Antwort zufrieden bin, dann...", wobei er drohend die abgemagerte Hand erhob, die kurz darauf zu leuchten begann, um seine Drohgebärde noch einmal zu unterstreichen.
Hyperius
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Rebellenhof Reddock
Der Glatzkopf war erst einmal dort sitzen geblieben. Nigel schien sich tatsächlich wie jemand zu verhalten, der zu niemandem gehörte. Soso, er gehörte also nicht mehr zu den Waldläufern. Nur ungern erinnerte sich der Gardist an den Krieg in Okara. Ach was, ein Krieg? In der Geschichte der Rebellen musste man es wohl eher das Massaker von Okara nennen. Die Adanosler aus Silden waren zwar von der Bewaffnung her nicht auf dem hohen Stand der Innosler, hatten aber als ihren Vorteil den Wald auf ihrer Seite. Nachts schien es am schlimmsten gewesen zu sein. Rethus konnte sich noch erinnern, wo er von seiner Gruppe getrennt worden war. Völlig allein in der Stockfinsternis lag er die ganze Nacht über zwischen dem Farn. In jeder Sekunde hätte ihn ein Waldläufer erwischen können. Zu dem Moment besaß er ein fürchterliches Glück. Und er vermag es nicht an die Verluste zu denken. Die Rebellen hatten womöglich das Dreifache von dem, was die Waldläufer eingesteckt haben, einbüßen müssen. Alles in allem blieb dieser so genannte Krieg als Niederlage für die Rebellen zurück. Diese Niederlage war ja außerdem nicht irgendeine. Durch die Kämpfe am Höhleneingang von Okara mussten sie das Lager aufgeben. Die Umgebung wurde niedergebrannt und die Höhlen dem Erdboden gleich gemacht. Das zu Hause vieler Menschen war damit zerstört worden. Man konnte in keiner Hinsicht sagen, dass sie in irgendeiner Art und Weise gesiegt hatten. Es war schlicht und ergreifend ein fatales Ende für Okara.
„Dabei weiß ich noch heute nicht, was der Grund für den Krieg bei Okara war“, entgegnete Rethus, als er auf den neugierigen Nigel zu ging, der den Hof untersuchte. „Ich bin relativ spät in Okara angekommen. Als es soweit war, hatten die Waldläufer bereits alle wesentlichen Vorposten überrannt. Kannst du mir den Grund für den Kampf sagen?“
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Reddock
"So Lodrick... ich sehe... deine Schwerter sind ganz in Ordnung, nicht der Knaller aber ganz okay." Erklärte Matthew. " Das sieht alles ein wenig schlampig aus, aber ich sehe du hast begriffen um was es geht. Das ist schonmal ein guter Anfang. Aber Rethus wollte neben den Kurzschwertern auch einen Zweihänder. Kannst du dir vielleicht denken was bei dem Zweihänder anders wird?" Lodrick sah nachdenklich drein und meinte dann:" Wir brauchen mehr Stahl und es ist schwerer das alles zu halten?" " Richtig, dennoch werden wir das zusammen schon hinbekommen. Allerdings wirst du das Ding heute noch nicht schmieden, erstmal müssen wir den Auftrag aus Vengard anfangen, der Schmiedeofen ist jetzt onehin aus."
Tjaja, der Auftrag aus Vengard, der Stab, keine leichte Aufgabe und etwas sehr ungewohntes für einen Waffenschmied, immerhin bestand ein Stab nicht aus Eisen. Nein, robustes, gutes und festes Holz musste es sein.
" Nun, der Kunde will einen Kampf- und Wanderstab. Der Griff soll aus blauem Gestein sein, das hab ich schon. Der Rest aus Holz und teilweise verstärkt mit Crawlerplatten. Hast du eine Idee wie wir das machen könnten?"
Erneut sah Lodrick nachdenklich drein. " Na am oberen und unteren Ende wäre das doch gut oder nicht?" " Richtig, aber das befestigen ist kompliziert. Wir werden das mit flüssigem Eisen machen, aber dazu später mehr. Jetzt müssen wir erstmal schnitzen und hobeln und ran klotzen. Eine geeignete Vorlage hab ich schon..." Und der junge Waffenschmied zeigte seinem Schüler einen kleinen Baum der neben ihm lag. Er war etwa 3 Meter lang und so dick wie eine Melone. " Wir werden daraus jetzt einen Stab heraus schnitzen und hobeln. Wir sollten schnell anfangen damit das Ding fertig wird, zu den Feinarbeiten kommen wir dann wenn wir einen brauchbaren Stock haben.
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» Ach Rethus. Welcher Grund dieser Welt kann solch ein Massaker, wie in Okara rechtfertigen. Aber wenn du wissen willst, welches Motiv die 'Wahrer des Gleichgewichts' hatten, kann ich dir sagen, dass sie bockig waren. Ihr hättet es übertrieben. Die Rohdung der Wälder, die Vernichtung der Jagdgründe. Doch das waren alles nur Ursachen. Der Anlass war der Überfall gewisser Rebellen auf das Sildener Lagerhaus. Doch was an all dem dran ist, kann ich dir nicht sagen. Auch die waren Motive der Waldläufer und ihrer Druiden sind weitaus andere, aber auch das gehört zu den Themen, die man an einem gemütlichen Abend in kleiner Runde bei Bier und Speis erörtert. «
Nigel hatte schon wieder viel zu viel Zeit und auch Elan für dieses aussichtslose Thema verschwendet.
» Hör zu, Kleiner. Ich schlage vor, wir belassen es dabei und widmen uns schöneren Sachen. Wir vergraulen sonst noch das schöne Wetter. Willst du mir nicht dein schönes Heim zeigen? Außerdem sterbe ich vor Hunger... Hast du'n Apfel? Ja. Andere rauchen Kraut, ich ess Äpfel. Ist ein Hobby von mir. Wenn man alle Zeit der Welt hat, dann widmet man sich den kleinen Dingen im Leben und setzt sich halt mal auf 'nen Stein um einen Apfel zu essen. «
Erwartungsvoll starrte er zu dem kleinen, glätzköpfigen Königstreuen, der ihm verdammt sympathisch war.
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Damit hatte Xatras nun wirklich nicht gerechnet. Gerade eben waren sie noch auf der suche nach einem Wassermagier mehr oder weniger fröhlich durch die Welt spaziert, doch nun waren sie gefangen in einer dunklen Höhle. Gefangen von einem Verrückten der die Robe eines Wassermagiers trug!
Bevor einer der beiden anderen dem scheinbar verrückten Einsiedler antworten konnten, nahm Xatras das Wort an sich.
"Seid gegrüßt, ehrwürdiger Wassermagier", fing Xatras an und versuchte eine leichte Verbeugung. "Mir scheint, hier liegt eine Verwechslung vor. Wir suchten Euch, ja, aber nur weil wir nach dem Weg fragen wollten. Gesandt um Euch zu töten wurden wir keineswegs!"
"Wieso sollte ich euch glauben? Ihr schleicht hier einfach so herein, HIER, wo sonst eigentlich NIEMAND hinkommt?! Und ich soll euch glauben, ihr seid nicht gekommen, mich zu töten? Nennt mir einen einzigen Grund, wieso ich euch drei verschonen sollte!", sprach der Wassermagier wobei das Licht in dessen Hand an Intensität zunahm.
"Bitte, Ihr müsst uns glauben.", warf Xatras schnell ein, "Wir wurden von Kuron geschickt. Wir sollten die Quelle des Zwiespalts besuchen um dort Weihwasser herzustellen. Er hat dem Novizen hier auch gesagt, wo wir Euch finden können und dass Ihr vor kurzem dort wart."
"Kuron ... soso,", sprach der einsam lebende Diener Adanos' langsam und kam auf Xatras zu, "und WIESO trägst du dann dass hier mit dir rum?", sprach er wütend und entriss dem jungen Wasserträger den Kompass, den er und Vainguard vor längerer Zeit in einer Oase gefunden hatten und der die beiden hierher gebracht hatte. "Du sagst, ihr kommt friedlich. Du sagst, ihr wurdet von Freunden geschickt um an das große Heiligtum zu kommen. Und du trägst die Gerätschaft vom FEIND um mich zu finden und zu VERNICHTEN!!", seine Stimme schwoll während er sprach immer weiter an und die letzten Worte schrie er, wobei der Zauber den er bereit hielt nun scheinbar schon soweit aufgeladen war, dass er bestimmt locker 20 Orks damit hätte umreisen können.
'So sieht also das Ende aus ...'
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Rebellenhof Reddock
Natürlich konnte er Nigel gut leiden, aber musste das ‚Kleiner’ unbedingt sein? Rethus schmunzelte. Hätte man nicht aus der Redewendung ‚Harte Schale, weicher Kern’ folgende machen können: ‚Kleine Schale, großer Kern’? Natürlich war das rein logisch völliger Unsinn, aber dennoch stimmte das in dem Fall des Glatzkopfes.
Ohne eine Antwort auf Nigels Bemerkungen zu geben, bedeutete er diesem, ihm zu folgen.
„Es ist freilich noch nicht fertig“, begann der Gardist. „Das ist meine Hütte.“
Sie standen in dem leeren und noch verdreckten Raum.
„Es muss noch einiges gemacht werden, vor allem was die Innenausstattung betrifft. Aber ich bin froh, dass das Gebäude schon einmal fertig ist. Hier vor das große Fenster kommt mal ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen hin, dort in der Ecke mein Bett, dort mein Waffenständer und natürlich noch eine schöne Tür am Eingang.“
Sie verließen das Haus wieder.
„Hier vor das Haus wird mal eine Bank stehen und hier direkt neben meinem Haus wird ab Morgen ein Lagerraum errichtet. Es soll so zu sagen wie ein überdachter Vorbau sein. Da kommen dann arbeitstechnische Geräte, Holz und was weiß ich noch hin.
Ich weiß, es ist nicht besonders viel, aber mir gefällt es, nicht so groß zu leben.
Ach so, Moment…“
Rethus ging zu einem Lagerstand des Hofes.
„Hier nimm, er ist zwar nicht frisch, aber er sollte reichen. Wenn es dann im Sommer Äpfel gibt musst du noch einmal vorbeischauen. Dann gibt es Massen davon.“
Der Schwertmeister grinste.
„Sag mal, führt dich etwas Bestimmtes hierher? Ich meine, du bist ja kein Waldläufer mehr und kannst von daher nicht in einem Auftrag hergekommen sein. Oder führt dich einfach nur der Genuss der Natur und des Wetters an diesen Ort?“
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„Übe dich an jedem Tier, das dir begegnet und du dir zutraust.“ hallten die Worte Ornlus in seinen Ohren nach. Sicher, es war die Anweisung des Druiden, aber wollte er das wirklich? Zum ersten Mal wurde ihm wirklich gewahr, welche Macht dieser Stein in seinen unbescholtenen Händen hatte. Er konnte Tiere nach seiner Pfeife tanzen lassen wie der Druide mit den Ratten oder die Leute aus den Erzählungen, die Schlangen mit Flöten im Zaum hielten. Wie einfach wäre es mit einer Gefühlsregung die Tiere bereitwillig von Klippen springen zu lassen wie man sich von den Lemmingen aus dem Norden erzählte, oder sich übermächtigen Gegnern gegenüberzustellen. Wo fingen da seine Rechte an, wo hörten sie auf? Er wusste nicht, ob er Ornlu dazu befragen sollte, oder es für sich selbst herausfinden wollte. Es gab eben Erfahrungen, die man selber machen musste, um zu verstehen.
Doch Ornlu war in seiner Ansprache schon viel weiter. Pflanzen. Adrastos nickte. Er kannte sich im Groben damit aus, konnte einen Haselstrauch von einer Brombeere und eine Esche von einer Eiche unterscheiden, wusste bei manchen, dass sie gut schmeckten, bei anderen, dass sie giftig waren, doch mit fundiertem Wissen konnte er bei weitem nicht protzen. Doch das brauchte scheinbar auch nicht, der Druide hatte etwas anderes vor.
Der Wanderer nagte das letzte Bissen seiner Riesenrattenkeule vom Knochen und warf diesen ebenfalls lässig über die Schulter in die Wildnis, wo sich Wölfe und andere Raubtiere noch am Knochenmark laben konnte, auf das er lieber verzichtete.
„Ein Flieder“ meinte der Novize auf einen Fingerzeig Ornlus auf einen ausladenden, aber kleinen Baum mit den rosa Blüten. „Er scheint glücklich zu sein, dass er endlich blüht und schient seine Freude mit allen Teilen zu wollen“ sagte er und fragte sich im selben Moment, wie er das so detailgetreu wiedergeben konnte. Es war überraschend genug gewesen, vor einigen Tagen zu erfahren, dass auch Pflanzen Gefühle in dem Sinne hatten, dass sie diese nun mit ihm teilten war noch um einiges befremdlicher.
„Ein anderer Busch. Er scheint über irgend etwas sehr verärgert zu sein“ Adrastos trat näher an das Gestrüpp und betrachtete die Äste, auf denen man kleine schwarze Punkte sehen konnte. „Blattläuse. Sie zehren an seinen Kräften und er befürchtet, den nächsten Winter nicht mehr zu überleben.“
So ging es weiter. Eitle Blumen, die die beiden eher geringschätzten. Gräser, die verärgert darüber war, dass man auf ihnen herumtrampelte. Farne, die sich glücklich sonnten und die Winde in den Blättern genossen und alte Bäume, die nur zu gerne von ihrem Leben erzählt hätten und – hätten sie reden können – ihnen bestimmt einige Lebensweisheiten hinterhergerufen hatten.
Tatsächlich hatten sie einige Parallelen mit Tieren, wenn auch auf einer anderen Ebene, was sie für den Novizen schwerer verständlich machte. Sie konnten sich nicht bewegen, blieben starr an einem Ort und kannte dafür die Welt nicht gut, doch einen Platz auf ihr von den höchsten Kronen bis zu den tiefsten Wurzeln, aus der sie ihre Weisheit schöpften. Er hätte nie gedacht, irgendwann so über Pflanzen nachzudenken, für ihn waren sie bisher eher.... tot, sie reagierten auf keinen Reiz. Bis jetzt.
Dennoch hoffte er, dass sie bald auf Porgan treffen würde, mit allen die um ihn geschart waren, um mehr über diesen Stein in seiner Hand zu erfahren. Eine Frage von vielen, die auf seiner Zunge lagen.
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In der Höhle des besessenen Magiers
>>Du trägst die Gerätschaft vom Feind um mich zu finden und zu vernichten!!<<
>>Wehe du wagst es ihn auch nur mit deinem Magiergetue auch nur zu berühren, wir kommen in Frieden einen Elend langen Weg hierher am letzten Fleckchen Myrtanas, wir haben geblutet, gedürstet, gehungert, und all dies nicht wünschbare, nur damit uns am Ende der Strecke und am Ziel angekommen, dann ein besessener Magier aufhält?! Das glaubst du doch bei Adanos nicht, dass du uns töten willst!<<
Jetzt war er still. Die weißen, aber deutlich sichtbaren Lichter in der Hand des Magiers wurden weniger, die Spannung ließ auch deutlich nach. Der Abgewandte kam plötzlich auf den Nordmann zu. Den übel faulenden Geruch seines Zahnlosen Mundwerks war unerträglich, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass Vainguard jetzt den starken Mann spielen wollte. >>Und DU MICKRIGE MADE kannst mich, den Beherrscher von Eis und Wasser, in irgendeiner Form abhalten meinen Willen durch zu setzen?<<
Gedemütigt senkte Vainguard den Kopf. Er dachte nach. Sollte er jetzt einen Dolch, oder besser noch zwei nehmen und in den ihm zu gedrehten Rücken stechen, oder soll er warten, bis die Lage wieder entspannter wird? Er überredete sich im inneren zu der zweiten Möglichkeit.
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Und wieder zurück. Er brauchte ein paar ruhige Tage in Silden, weg von all dem Stress, dem Reisen, dem Schwert; einfach nur mal besinnen und auch mal wieder ein paar Wörtchen mit Aidar wechseln.
Woher diese Sehnsucht kam, wusste Favril nicht, aber sie war nun da und der Junge wehrte sich auch keineswegs.
Nervös lief der junge Sildener Richtung Geldern, die Stadt Trelis lag im Nacken.
Er war angespannt, seine erste Reise, die er allein unternahm. Er wusste, dass seine Schwertkünste nicht ausreichten, einen Überfall abzuwehren. Deswegen hoffte er auch auf eine angenehm ruhige Heimreise.
Sein Ziel war die Stadt Geldern, die auf direktem Weg nach Silden lag und noch zu erreichen war.
Die Stadt wurde von Orks verwaltet, doch da musste Favril wohl oder übel durch. Sicher als eine Nacht im Freien war es allemal.
...Trotz der Zuversicht und Angst auf beiden Seiten änderte er seinen Kurs und verschwand in die Wäldern östlich von Geldern.
Was würden die Orks sagen, wenn ein junger, kräftiger Bursche, leicht bewaffnet in die Stadt käme. Es war nicht sicher, dort heil und als freier Mann wieder herauszukommen.
Außerdem sah er diese Reise als Probe. Er war viel mit Dekker unterwegs und hatte gelernt. Er erkannte, dass seine Bewährung gekommen sei.
Was sollte schon passieren. Wilde Tiere & Banditen - ach was, niemals!
Doch noch konnte er laufen, umso eher wäre er wieder in heimischen Wäldern und vertrautem Gebiet...
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"Nicht verzagen. Die Eiche hier hält wohl nichts auf dich. Wie gesagt, in der Pflanzenwelt gibt es wie in der Menschenwelt alle möglichen Wesensarten. Von ruhig, bis cholerisch. Von böse bis gut. Je älter Bäume, sozusagen der Adel unter den Pflanzen, umso mehr befinden sie dich für einen niemand. Selbst Meister Faun, der dank dem Bund mit der Natur wohl schon zwei Menschenleben erlebte, hat bei manch einem bäumischen Zeitgenossen noch so seine Überra....", sprach Ornlu, ehe er gebot zu stoppen.
"Da war doch was!", knurrte er in Gedanken, sammelte seine Kräfte und spähte vor. Irgendwo hämmerte ein Specht und eine Windbriese brachte das Blätterdach zum rascheln, ehe es verklang.
"Da!", zischte der Druide, streckte seine Hand aus und machte eine Greifbewegung. Augenblicke später, rüttelte sich ein Baum und ein großer Äste packte in ein Gebüsch. Ein Ächzen und fluchen erklang, wehrte sich dagegen aus dem Busch gezerrt zu werden, hatte jedoch gegen den starken Ast kaum Argumente. Der Ast bewegte sich durch die Magie, wie Ornlus rechter Arm, der nach oben ging und sich schüttelte.
"Wir kennen uns doch, hmm?", tönte der Druide, als aus dem Busch ein älterer Waldläufer gezogen wurde und kopfüber zappelte wie ein Fisch am Haken.
"Und wir kennen uns, hmm?", tönte es dann von der Seite, ehe ein runenverzierter Speer sich vor Ornlu in den Boden bohrte und vom Baum über ihnen ein Riese herunter sprang, dass der Waldboden zitterte.
"Ha! Ich ahnte schon sowas. Seid froh, dass wir welche von euch sind und ich mitspielte um euch auch einmal ein Erfolgserlebnis zu gönnen.", sprach Ornlu und ließ den alten Aethel los. Er war einer von Arakos Männern und Arakos selbst, der begann auf Ornlus Kommentar herzlich zu lachen und klopfte Ornlu so auf die Schulter, dass er fast nach vorne fiel.
"Junger Druidenmeister, an Humor habt ihr nicht verloren. Sagt, war eure Reise sicher? Mit dem Gaul da, könnten euch selbst Orks folgen.", meinte Arakos mit seiner tiefen, kräftigen Stimme, während aus den Büschen rund herum drei weitere Waldläufer hervorkamen.
"Die Reise war sicher. Adrastos komm her. - Arakos, dies ist Adrastos mein Schüler. Wir wollten zu Meister Porgan. - Adrastos, dies ist Arakos der Bär, eine lebende Legende unter den Waldläufern und Druiden.", stellte der Druide vor.
"Elen sila lumenn omentielvo.", grüßte der Hüne in der alten Sprache des Waldvolkes. Adrastos blickte Ornlu fragend an.
"Ein Stern scheint auf die Stunde unserer Begegnung - die alte Sprache, Adrastos.", erklärte der Jäger und grüßte mit selben Worten zurück. So stark und bedrohlich Arakos wirkte, so war er auch ein großer Ehrenmann und wohl das waldläuferische Ideal höchstpersönlich. Arakos zog seinen Speer aus der Erde und gab seinen Leuten das Zeichen näher zu kommen.
"Aethel und Gildor, ihr sorgt dazu, dass man die Hufabdrücke nicht mehr im Waldboden findet. Der Rest geht vor und meldet Meister Porgan, dass wir hohen Besuch haben. Ihr beiden folgt mir. Adrastos - da Meister Ornlu sich deiner angenommen hat, akzeptiere ich, dass du unser Lager betretest. Sei unser Gast. - Meister Ornlu, ich hoffe bei Adanos ihr bringt uns gute Nachrichten. Sagt, sind die Weiblein in Silden immer noch so schön wie der Frühling?", fragte der Bärtige und ließ Ornlu schmunzeln, ehe er Adrastos das Zeichen gab, dass alles in Ordnung wäre und er einfach neben ihnen gehen solle.
Geändert von Ornlu (07.05.2009 um 19:03 Uhr)
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Nördlich von Okara
Moras war den ganzen Tag durchgegangen, aber er sah schon, er musste draussen übernachten.Was ihn nicht sehr beruhigte, denn in der Nacht gab es Wölfe und Keiler, mit denen er nicht vorhatte Bekanntschaft zu machen.Aber wenn er keinen gutmütigen Bauern finden würde, müsste er wohl in den sauren Apfel beissen.Apropo Apfel, Moras hatte Hunger und so holte er sich einen von 2 Äpfeln raus und biss hinein.Bah, ein Zufall, dieser war nicht grade süß, aber das trübte Moras Stimmung nicht. Er ging fröhlich pfeifend weiter.
Plötzlich höhrte er ein rascheln hinter sich.Ein großer, ja fast sogar riesiger Keiler trat behäbig auf den Trampelfad.Er hatte lange, gewölbte und sehr spitze Hauer, diese verursachen große Fleischwunden.
Der Keiler schnüffelte ein bisschen in der Luft herum, danach drehte sich der Keiler zu Moras um.Das Viech gab ein lautes Grunzen von sich, dann begann es auf Moras zuzutraben.
Moras wusste erst nicht wie ihm geschiet, aber dann realisierte er die Situation und nahm die Beine in die Hand.
"Scheisse,Scheisse!", dachte Moras und blickte zurück.Dafür das der Keiler so fett war, war er verdammt schnell.Also rannte Moras noch schneller,seine Lungen brannten inzwischen und sein Herz pochte.In der Eile ließ Moras den angebissenen Apfel fallen und rannte weiter,man konnte sagen, um sein Leben.
Nach ein paar Sekunden bemerkte Moras, das der Keiler ihn nicht mehr verfolgte.
Er drehte sich um und sah, wie das "Monster" sich genüsslich über den Apfel hermachte.
"Das war es also...", dachte er und war verblüfft wo er war.Vor ihm erstreckte sich klein ein Fluss, kaum einen Tagesmarsch entfernt.
Und was für ein Glück, dort sah er ein Bauernhaus.
Kurze Zeit später ging er am Zaun entlang den Hof des Bauern herein.Ein stattlicher Mann musterte ihn erst, dann begrüßte er ihn verhalten:"Hallo,Fremder!"
Moras antwortete sogleich:"Hallo guter Bauer, hättet ihr zufällig einen Schlafplatz?"
Der Mann überlegte kurz, dann sagte er:"Nun, im Haus ist alles besetzt,aber ich kann dir einen Schlafplatz im Stall anbieten.Und das kostenlos."
Moras nahm dankend an und ließ sich von dem Mann zum Stall führen.
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Mit Erstaunen und Bewunderung wanderte Adrastos’ Blick zwischen Ornlu und dem Waldläufer – Arakos hatte der Druide ihn genannt – hin und her. Wäre er sein Feind, hätte er schon das Weite gesucht. Mit breiten Schultern, einem furchterregenden Speer. Mit seiner dunkle, tiefe Stimme hätte er ohne Probleme selbst Orks Angst einjagen können. Es war wirklich besser, diesen Mann als Freund zu wissen, oder zumindest als jemand, der seinen Speer nicht in Adrastos Rücken wissen wollte.
Scheinbar kannten sich die beiden schon, der Begrüßung nach zu urteilen. Sie rissen derbe Witze und tauschten sich über die Geschehnisse der letzten Zeit aus. Der Novize fühlte sich fehl am Platz, wie er mit Férach schweigend neben den beiden Männern schritt. Wie es aussah, hatte er es zur Zeit mit lebenden Legenden zu tun, sogar gleich zwei von ihnen. Wie sollte er da mitreden können, wenn sie über große Dinge sprachen?
Ohnehin war er viel zu beschäftigt sich umzusehen. Das Lager, von dem Arakos sprach hatten sie inzwischen erreicht. Ein gutes Dutzend an Waldläufern konnte der Novize sehen, wie sie wachsam da standen, den Bogen griffbereit, manche auch mit Speer oder Schwert. Und wie viele dort draußen waren, auf Patrouille durch die Wälder, konnte er nur ahnen. Vielleicht waren sie zu dritt, vielleicht ein weiteres Dutzend oder mehr.
Er versuchte halbwegs gelassen auszusehen, während sie durch das Lager stapften und irgendwann von Arakos angehalten wurden. Ein anderer, junger Waldläufer wartete dort bereits auf sie, scheinbar einer der Vorausgeeilten, die Porgan bescheid gesagt hatten. „Meister Porgan ist dort, er erwartet euch bereits“ sagte er und winkte sie durch.
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"Bruder Ornlu, schön dich zu sehen. Der Frühling dieses Jahr ist vielversprechend, nicht wahr?", fragte der alte Porgan und stützte sich auf seinen knorrigen Druidenstab.
"Schön auch euch so wohlauf zu sehen, Meister. Und ja, ich spüre wie meine Kraft von Tag zu Tag wächst. Die Zeit des Winters dauerte lange genug an. Doch ihr habt von Vielversprechendem gesprochen. Nun, ich bringe euch Adrastos.", sprach der junge Druide und deutete auf seinen Schüler. Porgan nickte diesem zu und musterte Adrastos dann.
"Versteh mich nicht falsch, mein einstiger Schüler. Aber ich meine zu erkennen, dass du sicher nicht nur hierher gekommen bist, um mir diesen jungen Mann vorzustellen?", meinte der alte Druide.
"Gewiss nicht. Und wir wollen auch gleich zur Sache kommen. Setzen wir uns doch dort hin und du Adrastos - hol deinen Stein heraus.", meinte Ornlu, ehe sie bei einer Baumreihe Platz nahmen.
"In Silden konnten Faun und Durnir nicht mehr darüber sagen, als ich selbst. Es war ein Geschenk der Natur an Adrastos. Ein Stein, der ihm Magie gewährt. Ich selbst oder ein anderer rührten den Stein nicht an. Man weiß nie. Trotzdem haben wir eine Vermutung.", meinte der Jäger.
"Die da wäre?", fragte Porgan und fuhr sich grübelnd durch den Bart, während er auf Distanz den Stein beäugte.
"Ein Druidenstein.", meinte Ornlu. Porgan zog die Augenbrauen hoch und schien skeptisch.
"Ein Druidenstein? Hmm, ich weiß nicht. Es wäre höchst seltsam und wie ein Druidenstein sieht er nicht wirklich ganz aus. Habt ihr verglichen?", fragte der Greis. Ornlu schüttelte den Kopf und meinte, dass er auch einen Unterschied da noch wahrnahm.
"Tja...möchtest du den Stein bitte einmal benutzen, junger Adrastos? Ich würde gerne sehen, wie er aktiv ist.", meinte Porgan und lehnte sich ein wenig zurück.
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In einer Höhle nahe des Tempels bei Trelis
Man sah, wenn man ihm in diesem Moment hätte ins Gesicht gucken können, wie die Zahnräder hinter seiner Schädeldecke ineinander griffen und sich drehten, während er in seinem innersten nach einer Lösung für das Problem mit den Fremden suchte. "Ich könnte sie zu den Zwillingen schicken, dann wäre ich sie los und hätte wieder meine Ruhe. Wenn ich Glück habe, dann bringen sie sich gegenseitig um, denn die Beiden wollen mir bestimmt auch ans Leder. Nur du Adanos hältst deine Hand schützend über mich.", murmelte der greise Eremit an sich selbst gewandt, bevor er das Eis an den Füßen der drei Gefährten schmelzen ließ.
"Von Braga aus, folgt dem Weg nach Ishtar, bis ihr an eine Weggabelung kommt. Dieser folgt nach Süden in Richtung des Gebirges und ihr werdet auf die beiden Zwillinge Shao und Oash stoßen. Grüßt die beiden lieb von mir und nun verschwindet und kommt nie wieder, oder wenn dann bringt....", begann er seine Rede, die er in Gedanken mit "eine Frau mit" beendete, was die anderen jedoch nicht hören musste, da dies wohl das einzige war, was dem Eremit wirklich in seiner Askese fehlte. Doch nun scheuchte er erst einmal mit fuchtelnden Armbewegungen die drei Fremden aus seiner Höhle, warf ihnen das Wachskelett förmlich hinterher, da sich von so einem alten Kadaver sowieso nie man mehr abschrecken ließ und begann Magie zu wirken.
Kaum waren Xatras, Vainguard und Paulir aus der Höhle draußen begannen sich die Wände zu rühren, erst langsam und kaum sichtbar, dann immer schneller und merklich rührten sie sich und wogten aufeinander zu, bis sie schlussendlich in einer Vereinigung beider Seite den Eingang der Höhle mit einer massiven Steinwand verriegelten und so den einsamen Wassermagier wieder in seiner Ruhe zurückließen. "Endlich wieder alleine, Zeit für mich, Zeit für Adanos und Zeit für Meditation...", murmelte er noch leise zufrieden, nachdem er sich abgewendet hatte.
Hyperius
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Plötzlich standen sie vor einer glatten Felswand die aussah, als wäre dort niemals eine Höhle gewesen. Nichts zeugte mehr von den Geschehnissen gerade eben. Nur das Skelet das ihnen der Magier nachgeworfen hatte lag mit stark verdrehten Knochen vor der Felswand.
"Komischer Kauz", bemerkte Xatras trocken, "am besten wir gehen den weg, den er beschrieben hat.". Abermals nickten seine beiden Gefährten, also liefen sie los. Wenigstens wussten sie diesmal im ungefähren, wo sie hin mussten und sie würden schnell und zielstrebig weitermarschieren. Xatras schätzte, dass sie, wenn ihre Reise nun ohne große Störungen verlief, wohl vielleicht schon in ein bis zwei Wochen schon wieder in Al Shedim waren. Reisen mit Freunden schön und gut, aber irgendwann möchte er auch mal etwas an einem Ort verweilen und Al Shedim war so schön. Außerdem würde er dann endlich mal wieder Bass einen Besuch abstatten, dass sie sich gesehen hatten schien auch schon viel zu lange her, ebenso wie Jaryvil, der wohl immer noch in der Nomadenstadt saß.
Doch zuerst galt es, diese mysteriöse Oase zu finden.
Also mussten sie ein Stück ihres Weges wieder zurück zu laufen. An Trelis vorbei über den Pass nach Braga. Xatras hoffte nur, dass sie genug Proviant dabei haben, um nicht unterwegs zu verhungern oder zu verdursten.
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„Natürlich“ murmelte der Novize hektisch und hielt den Stein auf der flachen Hand. Er war kaum größer als seine Handfläche, dafür flach und die kleinen Rillen und Vertiefungen waren so gut sichtbar wie eh und je. Ansonsten war die Oberfläche wie die eines normalen Kieselsteines. Doch die Leichtigkeit verwirrte ihn jedes Mal aufs Neue. Er war inzwischen davon überzeugt, dass er innen hohl war und dort eventuell sogar Kristalle warteten wie in einem Geoden. Eine andere Erklärung hatte er nicht, sie gaben allesamt keinen Sinn.
Das Entfesseln der Magie dauerte nicht mehr lange, nach einigen Sekunden schon strömten die Winde aus dem Stein und wirbelte vor seinen Augen umher. Natürlich konnte er sie nicht sehen, genauso wenig, wie man normale Winde sehen konnte. Doch die Magie war für jeden der drei spürbar. Adrastos stellten sich noch immer die Nackenhaare auf, wenn er die Magie spürte.
Schließlich, nachdem er sie einige Augenblicke lang herumtänzeln ließ sog er sie mit dem Stein wieder ein, der sie mit einem magischen Klacken wieder einschloss. Eine Weile lang stand Porgan unschlüssig da und schwieg, während er sich am Bart zupfte. Unweigerlich fragte sich der Novize, wie alt dieser Druide wohl sein mochte. Einige Dutzend Winter hatte er sicherlich ins Land kommen sehen.
„Das ist interessant“ sagte der Alte nach einiger Zeit schließlich. „Er hat durchaus Ähnlichkeit mit den Druidensteinen, die wir kennen. Und doch wieder nicht. Es behagt mir nicht, ihn als solchen zu sehen.“ Wieder kratzte er sich am Kinn und schwieg eine kurze Weile, bevor er fortfuhr. „Er scheint keinem Tier geweiht zu sein, dass wäre einzigartig und bisher nicht bekannt. Was natürlich nicht heißt, dass es so etwas nicht geben könnte. Aber auch die Form und...“ er beugte sich nach vorne und betrachtete die Linien mit zusammengekniffenen Augen. „diese Rillen kommen mir seltsam vor. Ich habe nie etwas dergleichen gesehen. Aber es steht außer Frage, dass es ein Artefakt der Natur und Adanos’ ist, wenn es stimmt was ihr mir erzählt. Und als solches solltet ihr es ehren und auch geheim halten. Indes...“ sagte erlächelnd, während er sich setzte und dabei den Rücken hielt. „werden wir sicherlich irgendwie herausfinden, was es mit dem Stein in deiner Hand auf sich hat.“
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Trelis
Mit der Laute auf dem Schoß saß Jarvo auf einem kleinen Podium der dreckigen, aber immer noch ansehnlichsten Kneipe des Innenburgringes. Für eine warme Mahlzeit und einen Abend Freibier lockte er mit melodiösen Klängen weitere Kunden in die verrauchte Stube. Stammkunden, verruchte Gestalten wie auch ein paar Freunde der Musik, die wohl lieber ihre bäuerlichen Lobes- und Trinklieder gehört hätten, versammelten sich an den runden Holztischen auf den kleinen ebenholzfarbenen Stühlen. Je mehr der Raum sich füllte, umso stärker musste der Barde in die Saiten schlagen, um das rauschende Gemurmel vieler biertriefender Mäuler zu übertönen. Melodien wurden zu komplexen Akkordmustern, der Lärmpegel stieg und Jarvo entschied sich ein gängiges Volkslied anzustimmen. Vorher ließ er für die Zeit eines kräftigen Zuges an seinem malzigen und leicht wässrig schmeckenden Getränk die Laute verstummen, bevor er die ganze Resonanzkraft des Holzkörpers und seiner Lunge auszunutzen, um die Anwesenden zum Mitsingen zu bewegen. Sofort erhoben sich eine handvoll Männer, fassten sich mit der einen Hand ans Herz, wobei die andere das überschwappende Bier umklammerte und stimmte mit ein. Wie ein Selbstläufer breitete sich das überaus schiefe Gejaule in der ganzen Kneipe aus und ließ Jarvos Sinn für musikalischen Wohlklang ein Quäntchen mehr abstumpfen.
Unter die Männerstimmen mischten sich ab und zu die kreischenden Laute der wohl käuflichen Damen und das empörte Rufen der durstigen Kunden, die den Wirt lautstark nach mehr Bier anschrieen. Dieser schüttelte meistens den Kopf und befahl die Leute mit einem Kopfnicken zu sich, um sich ihr Getränk selber von dem verschmierten Tresen abzuholen.
Ganze zwei Stunden klimperte der Barde für das Wohl seines Magens. Einen pampigen Kartoffelbrei und nicht einmal ein ganzes Bier später fühlte er ein tiefes Grummeln in der Magengegend und machte sich zu der nächsten vertraulich scheinenden Gaststätte auf. Das kleine Wohnhaus, in dem er mit weiteren fünf Männern residierte, bot ein kärgliches Frühstück und einen Schuss klare Brühe als Abendbrot an, welches der Barde tunlichst mied, da er eines Morgens gesehen hatte, wie das Gruppenmahl im Beisein von Schabe und Eintagsfliege zubereitet wurde.
Am vorigen Tag hatte er vor den Stadttoren einen fahrenden Händler, der auch Trockenspeisen und ab und zu ausgenommene Hühner verkaufte, gesehen. Die Alternative, die Herstellung seines Essens selber in die Hand zu nehmen, erschien ihm in jenem Augenblick durchaus angenehmer, als sich auf eine alte Jungfer oder einen schmutzigen Wirt zu verlassen, die mit ihren Mahlzeiten in erster Linie viele Münder stopfen wollten.
Jarvo folgte der schlammigen Hauptstraße, die eher einem breiten Trampelpfad glich und durchschritt den äußersten Teil der Innenburg. Die Wachen ließen ihn passieren, blickten ihn nicht einmal an, während sie auf etwas Zähem herumkauten und ab und zu ausspuckten.
Schon von weitem hörte Jarvo das Geklimper des Händlerwagens, der schräg am Wegesrand stand und mit großen bemalten Holzschildern auf die Waren aufmerksam machte.
„Schönen guten Abend.der Herr. Was darf ich Euch anbieten? Waffen? Werkzeug? Knackige Mettwürstchen?“
„Wie ist es mit einem Huhn? Ihr sagtet mir, dass Ihr heute vielleicht eins haben würdet?“
Der Händler sah ihn durchdringend an.
„Es ist spät, was erwartet Ihr…nun…eins habe ich noch, doch das war eigentlich für mich gedacht…nun…hmmm…ihr könnte es für den doppelten Preis haben.“
„Ha, das ist doch Wucher. Wie wollt Ihr da Geschäfte machen?“
„Doppelt oder gar nicht.“
Mit einem Handschlag willigte Jarvo kopfschüttelnd ein und bezahlte das überteuerte und zu seinem Erstaunen noch unbehandelte Huhn.
„Gehabt Euch wohl, Herr.“
„Tsss“, zischte Jarvo und machte sie wieder auf den Weg in die Stadt. Von hinten hörte er sich näherndes Pferdegetrappel und als er sich umsah konnte er aus der Ferne eine Kutsche sehen, gelenkt von jenem Halsabschneider, den er bei seiner Ankunft in Trelis abgewimmelt hatte. Doch zu seiner Empörung über den Händler und den Kutscher gesellte sich eine angenehme Überraschung, als er den Beifahrer erkannte.
„Halt!“, schrie Jarvo und stellte sich mit erhobenen Armen und in der einen Hand immer noch das Huhn haltend, auf die Straße.
„Was bei Innos fällt dir ein du dreckiger, kleiner Mistkerl? Mach den Weg frei oder ich die Hufen meines Pferdes verarbeiten dich zu Brei!“
Der Lenker stand auf und brüllte seine wüsten Beschimpfungen, doch Jarvo ging auf ihn zu, zog erneut das Schwert, mit dem er den Mann schon einmal seine Fähigkeiten deutlich gemacht hatte und zwinkerte Dekker zu, der ihn augenscheinlich schon von weitem an dem Hut erkannt hatte.
„Du schon wieder…“, stammelte der Mann, ließ seine Fuhrmannspeitsche knallen und wich Jarvo aus.
Vorher sprang Dekker mit einem Schwung ab und wischte sich seine Hände an seiner Hose ab.
„Und dabei habe ich ihn noch nicht einmal bezahlt“, sprach er.
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Dekker hatte das Angebot des Mannes angenommen, zu müde war er von ihrem Tagesmarsch, als dass er heute noch nach Trelis marschieren wäre.
Er hatte im Lager Instruktionen hinterlassen, Vendor und seine Leute, die nur auf einer Außenpatrouille waren, sollten die Fuhrwerke bewachen und Ivram verpflegen. Sollte Kilijan bereits früher zurückkehren, sollten sie ihm beim Verladen der Ware helfen und dann Dekkers Fuhrwerk zurück nach Silden bringen. Der Jäger selbst würde nach Trelis aufbrechen, sie in der Stadt umsehen und nach Jarvo suchen, falls er diesen nicht finden würde, so würde er sich auf einen gemütlichen Fußmarsch zurück nach Silden machen und eventuell das ein oder andere Abenteuer erleben.
Der Kutscher hatte einen hohen Preis verlangt, Dekker hatte eingewilligt, aber nicht im Vorraus bezahlt, so viel Gewissen hatte er dann doch nicht, er würde sich einfach rechtzeitig aus dem Staub machen und die Zeche prellen. Dass er jetzt nicht mal rennen musste, um dem Halsabschneider zu entgehen, war ein netter Zufall, dass er dabei direkt Jarvo traf, war hingegen eine faustdicke Überraschung.
'Mannometer, dich trifft man ja auch überall... Ist ja unglaublich... Kerle, wie gehts?'
'Gut gut...', sagte der Barde und schlug Dekker auf die Schulter, 'Ziemliches Dreckloch hier, nur Halunken hier!'
Beide Männer grinsten und lachten, während sie zurück nach Trelis liefen. Die orkischen Wachen musterten die beiden Männer argwöhnisch, aber letztendlich ließen sie sie doch passieren, was vielleicht auch an den zwei Goldmünzen lag, die Dekker zufällig verlor.
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