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Nero grübelte nicht lange genug um von zweifeln zu sprechen, doch lange genug sich der Situation gewahr zu werden. Selara hatte natürlich Recht mit dem was sie sagte und genau so hatte Nero das auch erwartet.
Die Verantwortung, die mit dem Erlernen der Heilung kommt werde ich genauso annehmen wie die Verantwortung im Dienste Innos zu stehen und werde alles dafür geben jedwedes Leben zu erhalten, egal ob Ork oder Mensch. Ich weiß, dass nicht alle Orks so sind wie die große Zahl, dass einige sicher gute Geschöpfe sind, auch wenn sie von beliar stammen. Der Geist eines jeden Geschöpfes ist nicht die Kreation eines Gottes, sondern die des Geschöpfes selber. Nur weil ein Mensch nicht nach den Vorschriften handelt, heißt dies für mich nicht, dass er gleichsam böser Natur ist, Befehle werden allerorts befolgt. Ich will die Kunst der Heilung erlernen um den Menschen und auch den Orks wenn ich nicht überzeugt bin, dass ich nichts tun kann, zu helfen und Menschen zu retten die in Gefahr schweben.
Nero atmete lange aus, er wusste genau was er sagte und meinte es ebenso aufrichtig.
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Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und Odinson stand mit einem Lächeln auf dem Kampfplatz. Vor ihm standen Kayden und Lasseko und warteten auf An- und Einweisung. Odinson hatte sich vor sie gestellt, mit den Fäusten in der Seite.
„Also gut meine Schüler. Heute beginnen wir offiziell mit dem Training. Ich hab schon ein bisschen was drauf, das kann man nicht bestreiten. Lasseko ist gut mit dem Schild und Kayden, du bist ziemlich gut im Schwertkampf.“ Er schaute beide abwechselnd an.
„Doch zu einem Schildkampfmeister habt ihr beide noch zu wenig Technik. Auch zu wenig Kondition und Stärke in eurem Schildarm. Das heißt, ihr werdet euch freuen, der erste Abschnitt eurer Ausbildung ist Kraft- und Konditionstraining. Wir beginnen mit einem schönen Erwärmungslauf um den äußeren Wall. Danach werden wir erst einmal hundert Liegestütze machen!“ Mit „wir“ war natürlich sie gemeint, aber das musste sie jetzt ja noch nicht wissen.
„Auf geht’s! Immer mir folgen!“ und schon rannte er los, im lockeren Trab ging es durch das unebene Gelände.
Geändert von Odinson (26.04.2009 um 10:05 Uhr)
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25.04.2009 15:48
#183
Viele Lehrmeister hatten eine Gemeinsamkeit, bisher kam Lasseko immer in den Genuss dieser einen Sache. Sie legten viel Wert auf die Kondition des Schülers, lediglich bei Corwyn musste er damals nicht durch den Ort rennen, aber das ließ sich schlecht vergleichen. Immerhin lernte er damals die Magie kennen und heute waren es wieder körperliche Fähigkeiten, die er sich aneignen wollte. Letztlich war es auch gut so, dass der Lehrer darauf bestand. Als er früher Menschen unterrichtet hatte, sei es im Speerkampf oder im Schwertkampf, achtete er wenig auf die Kondition seiner Schüler, sondern traute diesen zu, dass sie selbst merken würden, ob ihr Körper zusätliches Training benötigte.
Odinson war jedenfalls einer von denen, die das noch mit in die Lehre zogen.
So lief er also voraus und seine Schüler trabten hinterher.
"Kraft und Kondition", dachte Lasseko an die Worte seines Lehrmeisters und fragte sich, was noch alles kommen möge.
Diese Übung war nicht schwer, denn sie mussten nur Odinson folgen, aber anstrengend. Er wusste nicht genau, wie lang die strecke um den Wall nun sein würde, aber es wäre sicherlich zu schaffen. Ansonsten hätte er ihnen diese Aufgabe ja wohl nicht gegeben oder vielleicht doch?
Noch immer trabten sie nicht übertrieben schnell, sodass man auch mal einen Blick nach Links, einen Blick nach Rechts werfen und sich anschließend wieder auf das Laufen konzentrieren konnte.
Lasseko sprach nicht viel, versuchte lediglich ruhig zu atmen und lief so schnell, dass der Abstand zu seinem Lehrmeister nicht größer wurde. Zwischendurch erhöhte Odinson dann wieder die Geschwindigkeit für einigen Meter, sodass sie einen kurzen Sprint einlegten. Anschließend liefen sie dann wieder etwas langsamer und inzwischen dürften sie wohl auch einen großen Teil der Strecke absolviert haben. Bald würden sie wieder am Startpunkt ankommen, jedenfalls hoffte der Jäger aus, während er kurz seinen Mitschüler anschaute...
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Kayden achtete sehr darauf fit u bleiben, ein Grund war natürlich, dass er seinen Schülern immer ein Vorbild sein wollte, der Andere, dass er immer damit rechnen musste seine Fähigkeiten in einem Kampf anwenden zu müssen. Wie dem auch sei, hier zeigte sich wieder einmal, dass es gut so war.
Kayden musste aber zugeben, dass es gegen Ende des Laufes auch ihn anstrengte.
Auch wenn der Ruinenwächter kräftig von Statur war machten ihm da die Liegestütz doch mehr zu schaffen. Er war schon durch den langen Lauf entkräftet und dann hatte Odinson auch noch eine ganze Menge von ihnen verlangt. Kayden war aber nicht der Typ, der so schnell aufgab, er hatte einen starken Willen und war sich abzsolut sicher auch die Liegestütz bis zum Ende durchziehen zu können.
Inzwischen neigte sich der wirklich schöne und warme Tag dem Ende zu, er war schweißtreibend gewesen und Kayden musste zugeben, dass er froh war, wenn er endlich entspannen konnte.
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Gassen des Armenviertels
Teiger irrte schon seit längerer Zeit durch die Straßen Vengards. Ohne auch nur ein Ziel vor den Augen zu haben. Er wusste nicht, was er anstellen sollte. Nun, das ist wiederum nicht wahr. Er wusste nämlich genau, was er machen könnte. Doch ob er es schaffen würde, ist eine andere Frage. Die ganze Zeit lang plagten ihn schon die Gedanken an Khorinis, seiner geliebten Heimat. Er hörte schon davon, dass dort nur noch Schutt und Asche ist und dass dort damals die Hölle ausbrach. Er wollte wissen, was aus seinen Eltern wurde. Am liebsten würde er das nächste Schiff nehmen und der Insel ein Besuch abstatten, um endlich von den ständigen Gedanken erlöst zu werden. Selbst wenn er feststellen müsste, dass seine Eltern auf schlimmster Art und Weise niedergemetzelt wurden, wäre diese Erkenntnis doch eine Erlösung für ihn. Doch ihm fehlte die Ausrüstung und das Geld für diese Reise. Außerdem haben seine körperlichen Talente in der langen Zeit der Versklavung unter den Orks stark nachgelassen. Das einzige, was er bisher nicht verlernt hatte, waren seine Jagdkenntnisse.
Und diese wären ihm kein bisschen von Nutzen, wenn er auf Khorinis zwanzig wilden Orks gegenüberstehen würde. Selbst beim Gedanken daran wurde ihm schlecht.
Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Zunächst einmal wollte er das tun, was er schon längst hätte tun sollen. Er musste ich einer Fraktion anschließen, auch wenn er immer neutral bleiben wollte. Damals, in seiner Zeit als freier Söldner und Abenteurer, war im das Wichtigste noch immer die Neutralität in großen Kriegen und Streitereien. Doch wer zu dieser Zeit sich nicht schnellstmöglich einer Fraktion anschloss, hatte es nicht leicht im Leben. Wenn derjenige überhaupt noch sein Leben hatte. Denn wer brauchte schon jemanden, der nur herumlungert und beim kleinsten Kampf das Weite sucht, nur um sich nicht einzumischen.
Gesagt, getan, doch es gab mehrere Fraktion. Das vereinfachte die Entscheidung kein bisschen. Doch glücklicherweise konnte Teiger bereits etwas von der Liste streichen.
Die Assassinen waren für ihn ganz und gar ausgeschlossen. Er war zwar ein gläubiger Diener Adanos’ und respektierte die beiden Götter Innos und Beliar, doch als Bewahrer des Gleichgewichts wollte er sich erst recht nicht einen der derzeit mächtigsten Gottheiten anschließen. Zunächst schoss ihm das Wort ‚Orksöldner’ durch den Kopf. Als ein solcher hatte er eine große Freiheit und einige Rechte unter den Orks. Ihm gingen noch alle anderen Fraktionen durch den Kopf, doch so richtig entscheiden konnte er sich nicht. Doch irgendwann, und dies war ihm bewusst, musste er sich entscheiden.
Ein Seufzen entfuhr ihm. Es war bereits dunkel geworden. Nur wenige Menschen kamen an ihm vorbei. Die meisten waren verdreckte, in Lumpen gehüllte Menschen. Es überraschte Teiger nicht, dass er hier keine edlen Bürger antraf. Dies war das Armenviertel.
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Der Magier legte das Buch beiseite, seitdem er angefangen hatte das Buch des Schwarzmagiers zu untersuchen beschlich ihn der Verdacht, dass das Buch böses in den Menschen hervorrief. Nach den ersten Stunden war nero bemüht seinem Zorn nicht freien Lauf zu lassen und den kleinen Raum in kleinste Stücke zu zerhacken. Nach mehreren Zigaretten und einigem Abstand zu dem Buch erlosch dieses Gefühl des Zornes und die Empörung über die Tatsache machte sich in seinem Kopf breit. Nun saß er, behütet in einem magischen Schild, vor dem Buch und war weitestgehend gegen seine Wirkung geschützt, doch mit jeder Minuten schwanden seine Kräfte und langsam war es Zeit die Studien vorerst zu beenden, außer der Magier wollte morgen mit dem Kopf auf dem Buch und einer schwarzen Seele aufwachen. Nero klappte das Buch zu und schob es von sich, erhob sich, nickte seiner Aufsicht zu und verließ das Zimmer, wobei er den magischen Schild abbaute und sich nun langsam gen Tempelplatz bewegte, ein wenig frische Luft würde ihm gut tun.
Draußen angekommen setzte er sich auf die Bank, auf der er schon seit Tagen immer wieder saß, rauchte eine Zigarette und lehnte sich zufrieden zurück. Er wusste jetzt eindeutig, dass dem Buch mehr innewohnte als man dachte, und das dies die Menschen verderben konnte. So musste der Schwarzmagier seine Gefolgsleute manipuliert haben, doch lesen konnte der Magier noch immer nicht in dem Buch, wer wusste schon wie er das anstellen sollte. Blauer Rauch drang aus seinem Rachen, mit einem Laut des Geschmacks ließ er den Dunst in der Luft zergehen, ein wirklich guter Tabak.
Auf dem Tempelhof herrschte noch geschäftiges Treiben, Novizen eilten umher, Anwärter erledigten ihre Aufgaben und Magier schritten auf und ab, einige mit Büchern in den Händen, andere mit Schriftrollen. Nero war für den Tag zu ausgelaugt um auch nurnoch ein Wort zu lesen oder auch nurnoch ein Buch in den Händen zu halten. Langsam wurde es Zeit sich zur Ruhe zu begeben, und dorthin machte sich der magier nun auf.
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„Nein“, sagte Lilo sofort und schüttelte dabei mit überraschend geweiteten Augen den Kopf.
Ein paar Sekunden Stille vergingen, in denen sich Anna ganz komisch fühlte, aber nicht wusste warum. Am Ende war es vielleicht ein bisschen schuldbewusst.
„Warum, weißt du es nicht mehr?“, fragte Medin dann, im selben ruhigen Ton wie vorher, obwohl er sich ein bisschen zu wundern schien. Dann fing die Kleine wieder an zu überlegen.
„Was meinst du mit ‚geträumt’?“, sagte sie, ihr Blick war wach und irre, aber er konnte es ja nicht sehen. „Ist das hier jetzt ein Traum? … Wann habe ich geträumt? Keine Ahnung.“
„Erzähl mir doch, was passiert ist“, murmelte Medin in der Nähe von ihrem Ohr. Er ließ sie nicht los. Er gab nicht auf.
Aber was sollte sie sagen? Lilo fühlte sich mal wieder elend. All das was eben passiert war schien ihr nun so weit weg. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemals irgendetwas anderes Realität gewesen war, denn nichts kam ihr so real vor wie dieser Moment, in dem er da war. Einfach nur da. Andererseits waren die wirren und endlosen Bilder vom Wald noch da, es waren die letzten Tage gewesen, das glaubte sie zu wissen. Versuchte sie in ihrem drehenden Kopf festzuhalten. Ihre Aufmerksamkeit driftete weg.
„Ich wollte einfach nur weg.“ Das würde er bestimmt nicht verstehen. „Aber dann wurde es irgendwie anders als sonst.“ Das sagte ihm nichts. „Ich war die ganze Zeit alleine, aber manchmal dachte ich auch, du wärst da, aber ich glaube ich hab versucht nicht an dich zu denken. Irgendwann war mir alles egal. Wusste nicht mehr, wo oben und unten war und von wo ich gekommen bin und was ich machte und warum ich überhaupt lebe. Keine Ahnung, warum. Es tat irgendwie weh und es war kalt und ich bin bestimmt gestorben.“ Es hörte sich alles so irrsinnig an. Es tat auch weh, das zu sagen. Aber Medin sagte nichts. „Dann kamen irgendwelche komischen Leute, und …“ Aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte sich kein Bild in Erinnerung rufen. Scheinbar wollte ihr Bewusstsein, dass sie dachte, dass es ein Traum war.
„Haben die etwas mit dir gemacht?“, fragte er, nachdem er gewartet hatte, ob sie den Satz noch beendete. Aus irgendeinem Grund schien die Frage böse zu sein, wie ein Hammer der auf ihren Kopf schlug. Was haben die mit dir gemacht??? Weiß ich nicht, wollte Lilo sagen und sich einfach nur an Medin festhalten und nichts mehr sehen und denken. Aber sie bekam es nicht raus. Sah sich krampfhaft mit leerem Kopf nach einer Antwort ringen aber ihre Lippen bewegten sich nur stumm.
„Was weiß ich“, murmelte sie schließlich und die Worte klangen kälter als vorher. Ignorieren schien ein gutes Mittel zu sein. Der Nebel hinter ihren Augen wurde kalt. Zuerst passierte nichts.
„Ich will doch bloß wissen, was mit dir los ist.“, antwortete der General als Hallen und Stille den ganzen Himmel ausfüllten.
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Benutzer, die ihr Benutzerkonto per E-Mail bestätigen müssen
Versonnen schaute er zum Nachthimmel auf. Dunkelheit hatte sich endlich über die Hauptstadt gelegt. Viel zu lange blieb es hell am Tage, zumindest für seinen Geschmack. Seine Mitmenschen schienen die Freude am Anblick der Nacht wenig zu teilen. Viel eher schien man die Sonnenstrahlen zu genießen und den Frühling zu feiern. Das Gegenteil seiner Idealvorstellung. Doch sollten sie die Sonne anbeten wie sie es schon immer getan hatten, stören tat es ihn nicht. Etwas Anderes dagegen störte das ach so ruhige Bildnis jedoch gewaltig. Ächzen, Stöhnen, Schnaufen. Unverkennbar…körperliche Ertüchtigung!
„Fertig!“, schallte es knapp aus ein paar Schritten Entfernung und eine Gestalt richtete sich auf. Ein skeptischer Blick des Schwertmeisters folgte. Das Ausweichtraining mit den Kugeln hatten sie hinter sich gelassen, waren zur nächsten Stufe übergegangen und nun ließ der Lehrmeister seinen Schüler guten Gewissens die Vorbereitungen treffen.
„Wunderbar…wunderbar…du weißt was du zu tun hast? Bist du bereit?“
Keine Worte, nur ein Kopfnicken.
„Los!“, gab er das Startsignal und setzte sich eilig in Bewegung.
Hatte er zuvor nur die Stärken und Schwächen Gwendors getestet, so sollten nu Übung für die nötigen Verbesserungen sorgen. Er hatte einen Übungsplan entwickelt, ihn auf Gwendor angepasst und diese Übung stand wie bei so vielen ganz oben.
„Mehr Tempo!“, befahl er und trieb seinen Schüler vorwärts. Er hatte sich einer alten Methode bedient. Ein Katz und Maus Spiel, aufs wesentlichste reduziert. Eine Katze, eine Maus, einige Hindernisse, mehr nicht. Wer dabei die Katze und wer die Maus war, würde sich zeigen, denn keine einzige Vorgabe hatte der Schwarzhaarige gegeben. Die Zeit würde die Antwort auf diese Frage mit sich bringen.
Sie bewegten sich im Kreis, beide, langsam, fast stillstehend, musterten ihren Gegenüber, fixierten den Blick auf die Beute. Spannung lag in der Luft, Adrenalin breitete sich in ihren Adern aus, ein gewohnter Prozess für den Gardisten. Es schien als gelinge es beiden tief einzutauchen in die Atmosphäre, die Wirklichkeit zu vergessen und die Illusion eines wahren Duells perfekt werden zu lassen. Diese Jagd würde hart werden. Es war kein Kampf, nein, ein Wettkampf jedoch sehr wohl. Berührte man die Beute so war der Sieg sicher, kam der Gejagte dem Jäger jedoch zu vor wendete sich das Blatt und statt Sieg wartete die Niederlage. Ein Vorstoßen war riskant, doch gerade dieser Nervenkitzel war es, der beiden einheizte. Die Zeit verfloss, keiner wagte den Angriff. Beide schienen sie einander nicht unähnlich, ganz anders als der Schwarzhaarige es zuerst vermutet hatte.
"Nun komm schon, mach dir keine falschen Hoffnungen! Zeig mir was in dir steckt! Mit Warten allein gewinnt sich kein Kampf! Glaubst du ein Ork wartet so lange wie ich?", stachelte er seinen Schüler an.
"So sagt mir, warum bin ich dann nicht der einzige der wartet?"
Eine Antwort die alle seine Stichelein mit einem Hieb nutzlos machte. Und nicht nur das, es war eine Antwort wie er sie genauso gegeben hätte. Wenn sie beide so weiter machten konnte das wirklich noch eine lange Nacht werden und zwar ohne ein abendliches Bierchen.
"Für das Bier...", murrte er und stürmte los, nur um sich so gleich zur Seite zu rollen, um drei Schritte entfernt neben Gwendor aufzutauchen.
Kaum hatten sie sich versehen, hatte die Hetzjagd begonnen.
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"Eine der Gefahren, welche in der Bibliothek Vengards hausen, wenn man unachtsam die Bücher aufschlägt, habt ihr bereits erfahren, ein sehr logisches Risiko, denn man kennt nie sofort Absichten und Schreibweise der Verfasser. Informiere dich lieber zuerst genaustens darüber, ob man gewisse Bücher wirklich aufschlagen sollte, mein Mädchen, und wenn dem nicht so ist, dann lasse sie auch in den Regalen ruhen, denn eine giftige Schlange wollte man nicht bei der Ruhe stören."
Die Südländerin schluckte, denn der Ort, an welchem sie des öfteren früher Zeit absaß und wo sie sogar nun Arbeit gefunden hatte, ja gar jemanden, der bereit war, sie zu lehren, wurde nun mit jeder weiteren Beschreibung des alten Bibliothekars gefährlicher, unheimlicher, er wurde dunkler, denn selbst die Sonnenstrahlen schienen nun die alten bedrohlichen Regale zu meiden.
"Ihr habt von mehreren Gefahren gesprochen", begann die Varanterin, während sie den Magier anblickte wie sie früher immer ihren Vater mit den Saphiraugen an Ort und Stelle band, damit er ihr alles erzählte, was sie wissen wollte und so gelang ihr dies auch bei dem Bibliothekar.
"Wisse, es gibt nicht nur Gefahren, die sich auf den Inhalt der Bücher beziehen. Viel Wissen liegt in diesen Mauern und Wissen muss ordentlich behandelt werden, denn sonst geht es verloren, da die Zähne der Zeit an den Schriften zerren und reißen. Der Mensch ist vergänglich und wenn wir nichts unternehmen, dann wird die Hülle der Schriften ebenso vergehen. Wir müssen all diese Überlieferungen alter Zeit ebenso wie die Erzählungen, die erst wenige Winter zählen, sorgfältig pflegen und sie keinesfalls grob behandeln."
Der Blick des Magier schien wie ein Pendel auf die rechte Seite von ihnen zu schwingen, wo er jemanden erfasste, welcher ein Buch eben weniger sorgfältig auf den Tisch knallen ließ. "Beziehungsweise keinesfalls grob behandeln lassen", fügte er nun noch hinzu.
Doch konnte die Varanterin ihre Worte nicht für sich behalten, die sich bei dem Beispiel mit der Hülle der Bücher in ihrem Kopf geformt hatten: "Wenn die Hülle dieser Bücher ebenso vergänglich ist wie der Körper des Menschen - warum sind wir fähig und zerbrechen uns gar den Kopf darüber, wie wir die ihre schützen... während wir unsere eigene Form aus Fleisch und Knochen nicht restaurieren können?"
Manche würden sagen, dass Shaheens Frage berechtigt wäre, doch schmunzelte der Magier nur leicht, wie er es schon öfters bei seinem langsamen Schritt tat: "Wenn Euch so nach einer Antwort darauf ist - ich kenne sie. Aber Ihr steht schließlich in der Bibliothek des Tempels, rings um Euch herum stehen die Antworten auf all Eure Fragen. Wenn ihr Euer Anliegen genau formulieren könnt, dann werdet Ihr auch eine Antwort finden und wenn Ihr versteht, dass Antworten viel Zeit kosten können, dann werdet Ihr auch die bestmögliche bekommen. Seht Euch um und sucht, junge Frau, Ihr habt schließlich die ganze Nacht über Zeit, wo Ihr erst so spät aufgestanden seid. Morgen werdet Ihr wieder bei mir erscheinen, dann kann ich Euch mehr über das Handwerk des Buchbindens zeigen und Euch noch etwas viel wichtigeres lehren. Ordnung gehört nämlich noch nicht zu Euren Grundprinzipien."
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Lehrling
Yorke darf Hobel schärfen
Am Fuße der Innosstatue im Kloster kniete Yorke. Vor einem Wesen, das er nie zuvor gesehen hatte und doch aus welchem Grund auch immer einen Lebensfunken und instinktiven Glauben zu tragen meinte. Als er aufstand, nahm ohne Umschweife im darauffolgenden Moment ein anderer Mann seinen Platz ein, eine Frau schien etwas verärgert darüber zu sein.
Den Gang der Kirche entlanglaufend, weitete sich alles um den Jungen herum, wahrlich nur um ihn, ohne dass sonst irgendein Vorbeigehender es bemerkt hätte. Alles war in irgend einer Weise offensichtlicher und unterschiedener von den andern sichtbaren Dingen.
"Täuschung der Sinne," schoss es dem Hinausgehenden unwillkürlich durch den Kopf. "Aber vielleicht auch ein Zeichen Gottes, dass er meine Dienste wahrnimmt und mir dafür einen weiseren Blick geben will auf seine Welt." Er konnte nicht anders, als den ganzen Rückweg darüber nachzudenken, währenddessen das komische Gefühl langsam wieder abklang, bis Yorke nichtmehr wusste, ob es immernoch ein wenig anhielt, oder ganz verschwunden war.
Zu Hause, das heißt: zu Meisters Hause, wartete schon Ralf ungeduldig auf ihn. Der agile Handwerker befürwortete die Frömmigkeit seines Bediensteten, aber noch wichtiger war ihm, wie allen Geschäftsmännern, dass er gute Arbeit leistete und zuverlässig war. Was für Geschäftsmänner galt, war für Ralf sicher, es zur Perfektion zu bringen. Wie immer fackelte er nicht lange:
"Die Stube ist von der Arbeit am Tisch für Mattheson gestern noch völlig staubig, Sägespäne liegen auch herum. Feg' die erstmal raus, die Leute sollen gerne hier reingehen. Danach kommst du zu mir, dann zeige ich dir, wie du meine Hobel zu schärfen hast." Ein kurzes Nachdenken... "Ja, das wär's erstmal, mach dich an die Arbeit."
"Ja, Meister Ralf."
Ralf wird mir etwas beibringen! Vielleicht hab' ich Chancen, sein Lehrling zu werden! Yorkes Gedanken überschlugen sich geradezu, während er den Boden vom Schreinerhaus kehrte- vor allem um den Tisch herum. Man musste darauf achten, dass man möglichst parallel zu dem Bretterboden wischte, sonst wurde die Arbeit mühsamer.
Ich werde die Messer wetzen dürfen. Mit der Zeit fing er sich wieder etwas. Aber das ist erst der Anfang. Kein Grund, unumsichtig zu werden, immerhin wetze ich nur seine Klingen. Vielleicht ist das auch nur eine gewöhnliche Arbeit, nicht besser als Werbung. Immerhin traut er mir das zu.
Er fegte und säuberte weiter, vor allem die Ecken vom Haus und an Möbeln, da musste man oft mit den Fingern hinein, um alles perfekt hinzubekommen. Endlich war er fast fertig und trieb den Dreckhaufen aus dem Haus hinaus zum Straßenrand, wie immer.
Ich sollte mich nicht beklagen, hier wenig voranzukommen, es sind einfach die Umstände, mehr kann ich als wildfremder nicht erwarten, als einfacher Gehilfe von einem Stadtbürger. So ist es halt. Ein Geschmack nach Eisen erreichte Yorkes Mund, woher, konnte er nicht sagen. Er kannte dieses Gefühl, einmal hatte seine Mutter ihn geschlagen- dabei hatte er sich so stark auf die Zunge gebissen, dass die Zähne eine gewisse Wunde rissen. Das war der Geschmack von Blut im Mund. Manchmal kam er auch von großer Anstrengung, aber davon konnte jetzt keine Rede sein. Aber wieso sollte er bluten? Ohne zu wissen nach was, schaute er sich um- aber er sah nichts (was denn auch?). Sss, egal. Wenn ich gleich zu Ralf gehe, kann ich vielleicht Eindruck damit schinden, dass ich so früh fertig war. Irgendwie muss es weitergehen.
Übertrieben achtsam stellte er den Besen in die Ecke und ging hinaus, wo sein Meister mit andern Leuten Neuigkeiten austauschte. Der durchschnittliche Handwerker hier vom guten Stadtteil Vengards war rundlich (und schämte sich nicht dafür, im Gegenteil), trug dafür umso wertvollere Kleider und hatte einen guten Sinn dafür, wer wichtig war und wer nicht. Ralf war erfolgreich, ein guter Handwerker und geschickt im Umgang mit andern- das reichte, um sie zu ihm aufblicken zu lassen, auch wenn sie das hinter kameradschaftlichem Verhalten relativ gut verbargen. Yorke fiel es trotzdem auf und er beneidete den Schreiner dafür: Was er wollte, konnte er tun und alles, was er wollte, hatte Hand und Fuß. Er war so geschickt darin, zu leben. Das war die Eigenschaft, um die sein Gehilfe ihn elendig beneidete.
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Gwendor schreckte aus seinem Bett hoch. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Wie spaet war es genau? Das konnte er zunaechst nicht erkennen. Der Anwaerter sprang auf, griff nach seinen, auf einem Stuhl neben dem Bett haengenden Sachen, und zog sich hastig an.
Wahrscheinlich haette er die Wache vor dem Tor schon vor einer halben Stunde abloesen muessen. Trotz seines Trainings hatte er schliesslich noch seine normalen Pflichten als Soldat zu erfuellen.
Waehrend er sich rasch etwas Wasser aus der Waschschuessel ins Gesicht warf, dachte er an die vergangene Nacht zurueck. Gemeinsam mit Hiroga hatte er sich bis weit nach Mitternacht in dem neuen Spiel zum Training seiner Reaktionsfaehigkeit verloren. Sie hatten urspruenglich vorgehabt nach dem Training noch ein Bier trinken zu gehen. Daraus war nichts geworden, sie hatten sich in diesem Spiel verloren, beide berauscht von ihrem Ergeiz. Anfangs war der Lehrmeister ihm noch haushoch ueberlegen gewesen. Vier,- fuenf- und schliesslich sechsmal hatte er seinen Schueler abgeschlagen. Doch dann war es dem Anwaerter fuer einen kurzen Moment den Spiess umzudrehen und der Gardist war einen winzigen Augenblick lang vom Jaeger zum Gejagten geworden, bevor er seinerseits wieder die Rolle wechseln hatte koennen.
Das Spiel fand freilich noch ohne Waffen statt, ansonsten waere die Ueberlegenheit Hirogas einfach noch zu gross gewesen.
So aber hatten sich die beiden gegenseitig ueber den Hof gejagt, bis die gesamte Burg um sie herum in einem Schlummer gelegen hatte und die beiden Uebenden die Zeit voellig vergessen hatten.
Dementsprechend muede war der Anwaerter kurz vor Beginn des Morgengrauens in den Schlaf gefallen.
"Wurde auch Zeit, du bist ueberfaellig!", schimpfte der Waffenknecht am Tor, den er abloesen sollte. Gwendor entschuldigte sich und nahm seinen Posten ein. Mit freudiger Erwartung sah er seiner naechsten Lektion im Schwertkampf am Abend entgegen.
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Mit schnellen, aber dennoch zielgenauen Schritten näherte Dragan sich dem Tempelvorplatz, zu dem Gorax ihn gerufen hatte. Was das bedeutete war ihm eigentlich jetzt schon klar, die neue Bleibe wäre endlich fertig. Die Schlüssel aus der alten Schmiede nahm er vorsichtshalber noch ein mal mit, falls er sich noch bei Andreas abmelden müsste. Schon von weitem sah er den alten Magier, und obwohl er sich eigentlich freuen müsste, wurde ihm flau im Magen.
Erst jetzt realisierte er, welchen großen Sprung er gemacht hatte. Vom Räuber zum Magier, was ein kranker Scheiß, auf den nur ein gestörter, pubertierender Jugendlicher kommen könnte, doch zum Glück hatte so einer nichts mit dem jungen Magier zu tun.
Doch wie auch immer, er hoffte inständig, dass Gorax auch eine passende Robe dabei hatte, denn seit dem er wieder in Vengard ankam trug er nur diese zerschlissene Novizenrobe, und selbst mit dieser konnte er viele Gedanken verbinden. Redsonja, Nordmar, aber auch Francoise und die Untoten aus dem Kloster, all das blieb ihm so in Gedanken hängen, als wäre es erst letzte Woche passiert, und doch ist es mehr als ein Jahr her. Hm..
"Meister Gorax, ihr habt mich rufen lassen?"
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"He Bursche, keine Müdigkeit vorschützen! Wenn ich dich schon mitnehme kannst du wenigstens mit Anpacken!" Eärnur schreckte hoch, der Fischer stand vor ihm. "Roll die Taue auf und pack die Netze zusammen, dann kannst du von mir aus weiter pennen." Grummelnd stand der Wanderer auf, griff sich die Taue und rollte sie auf. Danach nahm er die Netze und legte sie auf einen Haufen am Bug. "So ists gut. Wenn wir in Ardea sind werde ich dich schon wachkriegen falls du noch pennen solltest." meinte der Fischer. Eärnur ging ans Heck und legte sich hin. Er schaute auf den wolkenlosen Himmel. Aber er schlief keine Minute mehr. Eärnur dachte nach über seine Reise. Zuerst wolle er vom Anleger nach Ardea und dort einen Tag bleiben. Von dort aus, dachte er, wird er ins Landesinnere aufbrechen. Hatte er ein Ziel? Diese Frage stellte sich Eärnur oft. Sein einziges Ziel war ein Ort ohne Orks. Die Wälder von Myrtana.. Er schweifte ab und vor seinem geistigen Auge sah der Reisende Wälder mit grünen Blättern, weite Lichtungen und friedliche Stille soweit die Sinne reichen. Er dachte wieder an seine Eltern. Eines Tages müsse der Wanderer mit diesem Kapitel abschließen. Sich nun in Gefahr zu begeben und die Orks zu bekämpfen bringt seinen Vater und seine Mutter auch nicht wieder zurück. War es wirklich sein Wunsch einer von ihnen zu werden? Sei er nicht gleichwertig mit den Orks wenn er wild mordend durch die Lande ziehe?
Nein, Eärnur hatte keinerlei Interesse an einem Widerstand gegen die Invasoren. Das einzige was er wollte war Friede und Freiheit und dafür war er bereit zu kämpfen. Wenn jemand seinen Frieden störe. Das Land kümmerte ihn nicht.
Nun, zumindest noch nicht. Doch das könnte sich sehr bald ändern; wenn Eärnur der Wirklichkeit ins Auge blicken wird.
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Hans hatte wieder ein Leben. Ein anderes, besseres - definitiv.
Es war ein geregeltes Leben, aber mit Freiheiten. Eines für den Jungen nun fernab der Straßen waltendes Leben mit einem sicheren Dach über den Kopf und einer warmen Malzeit am Tag. Anfangs hatte Hans sich dagegen gesträubt, sich in seinem kindlichen Stolz verletzt gefühlt und war gar selbst davongerannt, als es als Erstes hieß, sich mit seinen neuen Pflegeeltern bekannt zu machen. Die Pflegeeltern, ein in die Jahre gekommenes, kinderloses Pärchen der Handelsgilde vom mittleren Stand, hatten Nachsicht gezeigt und ihr Glaube war ihnen teuer. Keine Selbstverständlichkeit. Sie hatten die Güte und die Freude in ihren Herzen, sich Seiner anzunehmen. Innos schütze sie !
Das alles war nun mehr denn eines Mondlaufs her, dass Shakuras sich darum bemüht hatte und er befand es für Gut. Er wollte nicht leugnen, dass auch sein Status als Adlatus im Orden der Gemeinschaft Innos' ihn dazu verholfen hatte, das rechte Vertrauen und die Liebe in den Gemütern seiner Anzufragenden zu wecken. Nur zu gern sahen die Menschen noch immer das, was sie sahen und vorallem sehen wollten. Aber die Binde der Blinden zu nehmen war die Pflicht eines jeden Bruders, der das Licht der Herrlichkeit blicken durfte.
Nun war es an Shakuras, sich wieder seiner Selbst anzunehmen. Denn nur wer in Friede und Liebe mit sich war, konnte jenes auch geben in Wahrhaftigkeit eines reinen Herzens. Schon zu lange hatte er gehaust mit den Gemeinen und gespeist von den Münzen, die vor ihm zu Erde gefallen waren. Es war nicht einfach und es war nicht schlecht, aber ihm war eine Pritsche und nicht der Boden vorbehalten. Er würde vieles missen müssen, aber durch sein Tun jetzt neues erfahren und gewinnen.
Er hatte den Gang aufmerksam passiert und da stand er nun vor der Porte, die keinen Charakter hatte. Er blieb vor dieser stehen, blickte noch einmal um sich zum Tempelplatz, und klopfte dann leise an. Würde man ihn empfangen?
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"Ja, ich habe dich rufen lassen und ich warte auch schon ziemlich lange.", sagte der alte Magier zornig.
Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand durch Sonderwünsche seine alltäglichen Aufgaben störte und dann auch noch die Dreistigkeit besaß zu spät zu kommen. Gorax war seinem Gegenüber eine Feuermagierrobe aus dem Lager zu.
"Willkommen im Kreis des Feuers, auch wenn du jetzt einer meiner Brüder bist, bilde dir nicht ein, dass du machen kannst was du willst. Auch unter den Feuermagiern herrschen Regeln, an die du dich halten musst, verstanden?"
Der Alte wartete nicht die Reaktion seines Gegenübers ab, sondern winkte diesen sofort zu sich, dass dieser ihm folgen konnte. Er hatte schon lang genug warten müssen, da wollte er seine Zeit nicht noch mehr mit einer Unterhaltung beanspruchen.
Zusammen mit Dragan durchquerte Gorax die Gänge des Tempels. Vor einer Tür blieb er stehen und drehte den Eisenschlüssel in dem Schloss bis es laut knackte, dann öffnete der alte Magier die Tür.
"Das ist dein neues Zimmer. Hier bist du allein und kannst dich in vollkommender Ruhe deinen Studien hingeben. Du musst dir also nicht mehr ein Zimmer mit anderen teilen. Die Einrichtung ist natürlich Eigentum des Ordens, also pass auf und zerstöre hier nichts.", sagte Gorax immer noch ziemlich genervt, "Gut, dann möchte ich dich nicht weiter stören, wenn du Fragen hast, wende dich an jemanden hier im Tempel. Ich muss meinen Pflichten außerhalb des Tempels nachgehen. Magie zu Ehren."
Gorax übergab dem jungen Magier den Schlüssel zu der Kammer und machte auf dem Absatz kehrt. Schließlich gab es auf dem Tempelvorplatz noch ein paar Novizen, die er beaufsichtigen musste.
Lopadas
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Unterkunft im Tempelviertel
Ein leises Pochen ließ ihn aus seiner Lethargie hochfahren. Mühsam richtete er sich auf der harten Matratze auf, seine Füße berührten endlich wieder den festen Boden der Realität. Langsam spannte sich sein Oberschenkel und er erhob sich zeitgleich mit seinem verwirrten Blick, der jetzt auf die Holztür keinen Meter von ihm entfernt fiel. Wer könnte das sein, und vor allem, was könnte er wollen? Ribas strich sich langsam die Haare aus seinem Gesicht, schob den Vorhang vor seinen grünen Augen weg, sodass sie ihm mit ihrem strahlenden Blick wieder etwas Klarheit verschufen. Nach einem kurzen Gähnen wischte er sich die Müdigkeit aus den Augenwinkeln. Den ganzen Tag schon hatte er auf seinem Bett gelegen, seine Gedanken waren versunken in ein Buch dieser besonderen Art, ein Buch, das von der Alten Welt und ihren Legenden erzählte. Antworten waren es, die der Südländer in den verstaubten Schriften suchte, schon seit Tagen in verschiedenen Büchern suchte, doch anstatt ihm seine Bitte um Klarheit zu gewähren, schienen diese Bücher ihren Spaß daran zu haben, immer mehr Fragen im Kopf des jungen Mannes aufzuwerfen, und die alten unbeantwortet zu lassen. Und wieder war er fast in den Büchern versunken, ohne erneut einen Blick hinein geworfen zu haben …
Poch. Poch. Wieder riss dieses Pochen ihn aus seinen Gedanken. Dass jemand vor der Tür auf eine Antwort wartete, genau wie er hier auf Antworten wartete, das hatte er schon längst wieder vergessen. Mit einem Ruck war er wieder in der Wirklichkeit, stand er wieder als Novize in seiner Unterkunft und war auf dem Weg zur Tür, um zu sehen, wer vor ihr stand. Er drückte die leicht angerostete Klinke nach unten, zog die Tür auf und schaute dann in das von Falten überzogene Gesicht eines alten Mannes. Und dieser alte Mann schaute dem jungen Mann ebenfalls ins Gesicht, die blauen Augen, so klar wie das Eis des zugefrorenen Sildener Sees im Winter, trafen die strahlend grünen des Novizen, der, die langen silbernen Haare des Alten betrachtend, die Sprache wiederfand. „Innos zum Gruß, Fremder. Was kann ich für Sie tun?“, fragte er den Mann mit lauterer Stimme als es nötig gewesen wäre, für den Fall, dass er nicht mehr so gut hören konnte.
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Unterkunft im Tempelviertel
Mehr wie eine Vogelscheuche denn einem Menschen glich dieser Fremde dem nach Antwort suchenden Novizen. Steil zeichneten sich die mürben Knochen unter dem schmuddeligen Fellmantel eines Schattenläufers ab und der knorrige Wanderast in der befleckten Hand schien den Alten mehr Halt, als dass der Alte den Ast an Kraft gewähren konnte. Die zerzausten Haare waren feucht, aber sie stanken nicht wie befürchtet nach Schmalz, sondern nach Wald, genauer nach frischen Tannen.
Shakuras beäugte den Novizen einen Moment zu lang als rechtens, ehe seine zittrige Gestalt ein wenig weiter gen Boden sank und er als Respektbezeugung sein Haupt beugte und die Lider schloss. So verharrte er im Stillen, auf dass der Novize es anerkennen mochte. Alte Schule, alte Traditionen, die verblassten.
Erst dann richtete sich Shakuras wieder gänzlich auf, den Kopf noch immer eine Nuance geneigt, und fuhr sich dann mit seiner Zunge über die spröden Lippen. Dann ein kurzes Mümmeln und Schmatzen, dann die Worte.
"Innos zum Gruß, verehrter Bruder! Mein Name ist ..." Er überlegte, denn sein Name war Gefahr, aber .. "Shakuras." Diesen mochten viele schon gehört haben, aber auch nur wenige mochten näheres darüber zu berichten wissen. "Ein Magier wies mir den Weg hierher, für eine Bleibe in der Gemeinde." Einfach Worte, die daraus schließen ließen, dass er Einer des Ordens war. Welchen Ranges? Wohl niedrigens. Aber was viel faszinierender war als die Gestalt, das Gebahren, die Worte war - die Stimme und die Präsenz, die in ihr wohnte. Sie war durchdringend und lieblich zugleich.
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Unterkunft im Tempelviertel
Etwas verdutzt erwiderte Ribas die Verbeugung des so gebrechlich wirkenden Mannes. Vor ihm, einem Novizen, hatte sich noch nie jemand verbeugt; diese überaus höfliche Geste zeugte noch mehr als die gebrechliche Statur unter dem zerschlissenen Mantel, noch mehr als die tiefen Falten in dem Gesicht, dessen Augen schon so viel gesehen haben mussten, von dem Alter des Mannes. Und dieser Mann war ein Novize? Oder gar ein Anwärter, wenn er noch nicht einmal eine Unterkunft hatte? Noch nie zuvor hatte er einen so alten Novizen gesehen. Die Novizen, die tatsächlich so alt wurden, waren doch in der Regel längst von Innos erwählt worden …
Nach diesem Moment des Nachdenkens erhob sich der Südländer wieder aus seiner Verbeugung und lächelte den Alten freundlich an. „Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Shakuras. Mein Name ist Ribas, Ribas da Cunha.“ Er schob die Tür gemächlich noch ein Stück weiter auf und ermöglichte dem Alten so einen Blick in das Zimmer. Vier Betten standen dort an den Wänden, und gegenüber der Tür ein kleiner einfacher Kamin, um den Raum in den kalten Wintertagen und noch kälteren Winternächten zu heizen. Ribas trat jetzt von der Türschwelle zur Seite und lud den Fremden mit den noch eisigeren Augen als die kälteste aller Winternächte, vor der sie dieser Kamin zu schützen vermochte, mit einer Handbewegungen ein, das Zimmer zu betreten. Das tat dieser auch und nahm auf dem Hocker vor dem Tisch in der Mitte des Raumes Platz, den Ribas ihm anbot. Er selbst setzte sich auf den gegenüberliegenden Hocker, legte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände. Den Alten nicht aus dem Blick seiner grünen Augen lassend, begann er das Gespräch mit ihm. „Es freut mich, dass wir endlich einen neuen Mitbewohner bekommen. Diese beiden Betten dort rechts und dieses hier hinten links sind besetzt, doch das vorne links hat nur darauf gewartet, dass ein weiterer treuer Diener Innos' zu uns stoßen würde, dem er viele geruhsame Nächte bescheren könnte. Die Truhe daneben können Sie für Ihre Sachen benutzen, der Schlüssel liegt auf dem Kamin. Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Der Alte nickte etwas überrumpelt von dem Redeschwall und Ribas konzentrierte sich kurz auf seine Magie. Mit einem Wink seiner Hand flog die Truhe neben seinem eigenen Bett auf und eine Flasche Wein erhob sich aus ihr in die Luft, reihte sich dann hinter zwei Kelchen von einem Wandregal ein und flog dann auf den Tisch zu, wo Ribas' ausgestreckte Hand schon auf sie wartete. Er fing die Flasche auf, während sich die beiden Kelche vor ihm nebeneinander aufstellten. Er goss beide Kelche voll mit dem roten Wein und stellte die Flasche dann zur Seite, ehe er Shakuras den einen hinschob. „Das ist edelster Wein aus Khorinis, den ich mitgebracht habe. Wirklich lecker.“ Er nahm einen Schluck von dem Wein, nachdem er Shakuras zugeprostet hatte, ließ den edlen Tropfen seine Kehle hinunterlaufen und stellte seinen Kelch dann wieder ab. „Ich wollte ihn mir eigentlich ein wenig länger aufheben, aber zur Begrüßung ist so ein Kelch doch etwas Schönes, oder? Erzählt mir doch ein wenig über Euch, Shakuras, immerhin werden wir die nächsten Wochen, wenn nicht Jahre, in einem Zimmer zusammen wohnen, da wäre es doch schade, den anderen nicht zu kennen, meint Ihr nicht auch?“
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Mit einem dicken Schädel wachte Morn an diesem Tag auf. Er musste wohl doch zu viel Zeit in der Marktschänke verbracht haben. Obwohl ie Zeit nicht das Problem gewesen wären, wenn er nicht pausenlos in dieser Zeit getrunken hätte. Langsam richtete Morn sich in seinem Bett auf. Nunja, ein Bett war es nicht. Sondern nur die einfache Liege, die überall in der Unterkunft der Soldaten eingerichtet war. Mit gemächlichen Schritten ging er herüber in den Hof an ein Fass mit Wasser und wusch sich dort sein Gesicht. Dann ging er zurück, kleidete sich ordentlich an und verliess die Kaserne. Erneut dachte er an diesen Gedanken über den Fernkampf, speziell das Bogenschiessen.
Morn lief quer über den Hof der Burg und hielt Ausschau nach einer Stadtwache oder einem Gardisten, mit dem er schon einmal ein paar Worte gewchselt hatte. Am Burgtor fand er diesen dann auch endlich. Nach ein paar kurzen Worten, erfuhr er, dass es im moment keinen Lehrmeister in Vengard gebe, der einem das Bogenschiessen beibringen könnte. Er müsste sich also anderswo, nach einem geeigneten Lehrmeister umsehen.
Nach einem weiteren Gespräch mit einem anderen Mitglied der Stadtwache, wurde Morn zum Hafen herunter geschickt. Er sollte auf Befehl von Cobryn dort ein Paket abholen, das mit dem letzten Schiff gekommen sein soll. Den Inhalt erfuhr er von dem Gardisten nicht, da dieser selbst keinen blassen Schimmer hatte. Also lief er los in richtung des Hafens von Vengard.
Sein Weg führte ihn quer über den Marktplatz und die Straßen herunter ins Hafenviertel. Dort angekommen schaute er sich erst einmal etwas um. Wo sollte er dieses blöde Paket denn finden? In der Nähe der Kaimauer sah Morn einen großen, aber schlanken Mann mit langen schwarzen Haaren, an einem hölzernen Pfosten lehnen. Irgendetwas weckte Morns Interesse, och er wusste noch nicht was es war. Langsam führten ihn seine Schritte in einem großen Bogen um diese Person herum. Der Kerl wirkte nicht unbedingt wie ein Diener Innos. Er trug eine leichte Lederrüstung, die ziemlich verschlissen wirkte und da erblickte er Morn etwas, das sein Interesse beinahe ins immense steigerte. Der Fremde spielte in diesem Moment mit der Sehne eines schmalen Bogens.
Wie die Faust aufs Auge..., dachte Morn in diesem Augenblick und näherte sich dem Fremden. Er musste es einfach probieren.
,,Entschuldigt bitte, Sir.", begann Morn das Gespräch vorsichtig:,,Seit Ihr ein guter Bogenschütze? Wenn ja, könntet Ihr mich vielleicht unterrichten? Nur die Grundkenntnisse. Ich würde Euch auch bezahlen.", Morn musste aufpassen, dass er nicht zu stottern begann, denn eine gewisse Aufregung durchfuhr seinen Körper, als ihn der Fremde in die Augen sah.
Geändert von Morn (26.04.2009 um 16:42 Uhr)
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Entmutigt schnallte Schattengreif Dolch und Schwert an seinem Gürtel fest und rückte den Bogen zurecht, den er auf seinem Rücken befestigt hatte. Es war zum Verzweifeln. Endlich hatte er einen Anhaltspunkt gefunden, mehr als nur Gerüchte oder Lügengeschichten über ein Geisterschiff, doch auch diese Spur stellte sich als Sackgasse heraus. Ja, hier war das Schiff wirklich gesehen worden, ja, es war weggesegelt, ja, genauso sah es aus, nein, wohin weiß ich nicht. So oder so ähnlich verliefen die interessanten Gespräche, von den uninteressanten gar nicht zu reden.
Schattengreif wollte gerade von seinem Posten am Hafen abziehen, als ihn ein braunhaariger Kerl mit einem Piratentuch auf dem Kopf ansprach - und um Unterricht im Bogenschießen bat.
Verschwinde, war Schattengreifs erster Gedanke. Gab es etwas, das ihn im Augenblick weniger kümmerte? Er wollte seine Gedanken gerade in Worte fassen, da gesellten sich zwei neue Überlegungen zur ersten hinzu. Zum einen konnte der junge Mann nichts dafür, dass er niemanden am Hafen gefunden hatte, der ihm seine Fragen hätte beantworten können, zum anderen hatte er seine Pflichten als Gardist des Königs in letzter Zeit so vernachlässigt, dass eine kurze Ausbildung in den Grundkenntnissen des Bogenschießens das vielleicht wieder gut machen könnte. Vorausgesetzt natürlich...
"Bist du im Dienst der Stadtwache?", wollte Schattengreif wissen. "Denn falls ja, ist das auch die Antwort auf beide deiner Fragen."
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