Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 4 von 20 « Erste 123456781115 ... Letzte »
Ergebnis 61 bis 80 von 400
  1. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #61
    Krieger Avatar von Vainguard
    Registriert seit
    Jan 2009
    Ort
    ÖSTERREICH
    Beiträge
    496
     
    Vainguard ist offline
    >>Vorsicht! Hinter dir!<<, rief Vainguard in die Ferne, doch der angestrengt aussende Mann reagierte nicht. Der Schakal kam ihm gefährlich nahe. Jetzt musste wenigstens der erste Schuss treffen, um das allerschlimmste zu vermeiden. Der Nordmann trennte sich schon lange von Andy und Jaryvil, die etwas schneller waren. Die Sehne packte er mit drei Fingern und zog schnell nach hinten. Eigentlich musste der gestrandete das Biest schon längst gehört haben, so laut wie sich Schakale bewegen. Der Pfeil surrt lange, da der Weg zu ihm auch weit war. Der Wasserträger stand nämlich auf einer relativ erhöhten Sanddüne. Nicht lange, und der Schakal zuckte zusammen, und richtete seinen Blick auf ihn. Stürmisch kam er her bei gerannt. Mit weiten Läufen sprintete er in Richtung des Einwohners der Ruinenstadt. >>Am besten, ich warte wieder, bis ich das schwarze in seinem Auge sehe.<<, sprach er mit zaghafte, leiser Stimme. Inzwischen blickte der gestrandete schon in Richtung des Bogenschützens und dessen Ziel. So fern es Vainguard mit nur einem kleinen freien Augenwinkel einfangen konnte.

    Jetzt war er da, der Moment der Entscheidung über Sieg und Niederlage. Die Entscheidung über Treffen und Missen. Wacker, mit leicht und andeutend gespreizten Beinen, was ihm festen Halt bei einem möglichen Nahkampf bieten sollte, stand er dem Schicksal gegenüber und zog an der Sehne. Das Tier war gerade mal ein paar Fuß Entfernt, als auch schon der zweite Pfeil in seinem Rückenmark landete. Der Anblick war atemberaubend, als der Schakal nach links auswich, obwohl es schien so, dass er es gar nicht beabsichtigt hatte. Jetzt war Nahkampf angesagt, doch er beherrschte dies nicht gut. Zum Glück waren da seine Wurfdolche, die er eigentlich nie aus seinen Taschen holte. Doch sie waren allemal besser als Nahkampf. Zwei hielt er an den spitzen und scharfen Enden, und einen nahm er in die Rechte zwischen Daumen und Zeigefinger. Viel Glück gehörte sicherlich zum treffen dazu, doch ein bisschen Optimismus war auch im Spiel. Mit seinem, vom Bogensehnen zerren, mittlerweile stählern gewordenen rechten Hand warf er mit all entlehnbarer Kraft das Geschoss, dem Tier direkt auf den Schädel. Zwar blieb es nicht mit der spitzen, geschliffen Seite stecken, doch traf es mit der Griffseite, der stumpfen Seite.

    Als das Biest zu Grunde ging, holte der Nordmann sein unbenutzes Schwert vom Rücken und nahm es verkehrt herum in beide Hände. Jetzt stach er mit der restlichen Kraft durch das gesamte Gewebe, bis er durch die leichten Vibrationen den Sand unter dem Vieh spürte.
    >>Geht’s dir gut? Bist du verletzt?<<, fragte der fremde, als der Schakal in Beliars Reich war.
    >>Jaja, kein Problem, warum hast du das Biest nicht näherkommen hören?<<
    Die Antwort des Fremden fiel nicht aus. Er wusste nicht, wie er es überhören konnte. Beschämter Weise blickte er auch noch zu Boden, als er Vainguard fragte woher er kam und wie er hieß.
    >>Man nennt mich Vainguard, doch Leute, die mich besser kennen, nennen mich immer auch noch “Begleiter des Sandes” dazu. Und da du fragtest, woher ich komme. Das werde ich dir noch nicht verraten, könnte ja sein, dass du ein Assasine bist!<<, stellte er wage in den Raum, da für ihn alle Menschen ohne Nomadenrüstung wie Assasinen aussahen.
    Empört über diese Äußerung rief er dem Wasserträger an den Kopf, dass er schon einmal in Al Shedim war, und er nur auf einem Schiff fuhr, um Hyperius, den Vainguard nicht kenne das seltene Feuer aus Vengard, der Hauptstadt Myrtanas brachte.
    >>Naja, wenn du schon mal in Al Shedim warst, und jetzt lebendig vor mir stehst, dann wirst du wahrlich kein Diener des Dunklen Gottes sein.<<, sprach er in einem etwas freundlicheren Ton, und fragte den für ihn noch immer Fremden, wie man ihn denn nannte.
    >>Xatras.<<, als er dies aussprach wunderte sich der Nordmann über einen solch komischen Namen, doch als Xatras seinen Namen hörte würde er ihn sicher auch komisch finden, da er den Myrtanischen Hauptstadt ziemlich ähnelte.

    Da das Abendteuer für Vainguard nun vorbei war, beschloss dieser wieder weiter in Richtung der Ruinenstadt zu wandern, als der Nomade ihn von hinten zurief, wo er denn hin wolle.
    >>Na in Richtung nach Hause, oder willst du hier draußen bei den Viechern übernachten?<<, sprach er überzeugt von seinem Argument. Xatras beschloss freiwillig sich lieber an einem Begleiter zu halten, da er dann eine größere Überlebensmöglichkeit hätte.

  2. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #62
    Krieger Avatar von Xatras
    Registriert seit
    Apr 2008
    Beiträge
    463
     
    Xatras ist offline
    Da hatte er noch einmal Glück gehabt, dass sich gerade zu den Zeitpunkt, als Xatras in der Wüste ankam, sich noch ein anderer Anhänger Adanos' an diesem Ort befand. Wäre dieser nicht gewesen, hätte Xatras wohl endgültig als Nahrung geendet. Vainguard hieß dieser tapfere Bogenschütze der ihn gerettet hatte. Zusammen liefen sie den Weg hin nach Al Shedim, der sich als länger herausstellte, als Xatras dachte. In Gedanken daran, dachte er, hatte er die richtige Entscheidung getroffen, mit Vainguard zu gehen. Bestimmt gab es wilde Tiere hier, und er hatte es langsam satt, immer von irgendwelchen Tieren beinahe gefressen zu werden. Auch war sein Begleiter freundlicher geworden, als er diesem versichert hatte, er wäre ebenfalls vom Wüstenvolk und im Auftrag des alten Wassermagiers und Bibliothekars Kuron unterwegs.
    Einige Zeit später, es war schon dunkel geworden, erreichten sie die Ruinenstadt der Wüste schlechthin, Al Shedim.
    Dort angekommen, verabschiedeten sie sich vorerst, doch Xatras war sich sicher, dass das nicht ihre letzte Begegnung war.
    Vainguard schlug den weg in Richtung der Taverne ein, während Xatras zum Tempel lief. Er hoffte, der alte Wassermagier war um diese Zeit noch in seiner Bibliothek. Und falls dieser nicht allzu stark schimpfen sollte wegen dingen, die früher besser waren, würde er ihn auch fragen wollen, was dort im Meer wirklich passiert war. Wieso das heilige Feuer Innos ihn vor dieser Kreatur geschützt hatte, in der Hoffnung, der alte Wassermagier würde seine Weisheit mit ihm teilen.

  3. Beiträge anzeigen #63
    Burgherrin Avatar von yinnesell
    Registriert seit
    Dec 2007
    Beiträge
    1.335
     
    yinnesell ist offline
    Heiß brannte die Sonne auf die Tempelstadt hernieder und brachte die teilweise stehende Luft vor Hitze zum Flimmern. Menschen krochen von der Temperatur gepeinigt über den Wüstensand, wärend Andere wiederrum sich in irgend ein schattiges Fleckchen verkrochen hatten. Andere wiederrum wählten die Orte, die Wasser beinhalteten, um die mittagliche Wärme zu überstehen, doch ein kleines Mädchen tat nichts dergleichen.
    Es stand ganz alleine ohne sich zu bewegen an einem und der selben Stelle, mittig auf dem Tempelvorplatz und blickte scheinbar gen Himmel, daß man sich fragen konnte, was genau sie dort beobachtete. Ihr Kopf lag ruhig linksseitig geneigt, doch nun bewegte sich der Schädel des Mädchens langsam auf die andere Seite, wärend ihre Augen immer noch an einem Punkt zu kleben schienen.
    Ihr Mund stand leicht offen, wärend sie eine Erscheinung beobachtete, die wohl nur für sie sichtbar war, denn keiner der vorbei schreitenden würdigte dieses leichte bläuliche Schimmern auch nur einen Funken Aufmerksamkeit. Keiner von ihnen hob den Kopf leicht an, da die Sonne sie vielleicht zu Gegenteiligem zwang, aber so konnten sie nicht sehen, wie das bläuliche Gebilde an Größe zunahm und schließlich einem Nebelfeld glich. Es wuchs und damit auch die Aktivität, die von dieser Erscheinung wohl ausging, denn nun wurde der Blick des kleinen Mädchens sehr aufmerksam. Mit in Falten gelegter Stirn und leise murmelnd, trat sie einen Schritt zurück, bis sie mit einem mal ihre Äuglein weit aufriss.

    Eine junge Frau schien sich aus diesem Etwas heraus zu kristallisieren... wie ein Ungeborenes in der schützenden Fruchthülle und es wuchs und wurde deutlicher, bis dieses weibliche Etwas diese Hülle zerriss. Wie ein geschlachtetes Schwein landete die schwitzende Fremde unsanft auf dem Boden, auf dem die kurz rollende Frau erst unmittelbar vor den Füßen des kleinen Mädchens zum Liegen kam. Sich fürchtend ergriff das kleine Nomadenmädchen die Flucht...

    ~ ~ ~

    yinne sah dieses Mädchen, doch realisieren tat sie Es nicht, da ihr suchender Blick von der Sonne geblendet wurde. Dunkel war es dort gewesen, wo sie herkam... still und kalt, doch hier herrschte eine Hitze, die die Tänzerin dazu brachte, ein kraftloses Ächzen von sich zu geben. Ihren Oberkörper mühsam aufrichtend, wandte sie den Blick nach hinten, diese Erscheinung mit den Augen erfassend, die mit jeder Sekunde weiter schwand, bis nichts mehr übrig blieb, außer einem verpuffendem, bläulichen Ball. Ihre Augen starrten weiter und schienen die Luft durchschneiden zu wollen, um dem Platz zu machen, was ihr eigentlich folgen sollte, doch nichts kam... keine erneute Erscheinung, kein Riss in der Atmosphere... kein verheißungsvolles Säuglingsgeschrei... keine weinenden Kinderaugen, die nach der Mutter suchten.

    Ein Beben entstand auf den Lippen der jungen Mutter, deren Augen begannen zu schwimmen, deren Herz begann, vor Angst zu schlagen, bis die seelische Pein aus ihr heraus brach.
    Schreie ertönten, die den Verlust des geliebten Kindes verkündeten.

  4. Beiträge anzeigen #64
    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
    Registriert seit
    Jun 2004
    Beiträge
    870
     
    Die Wassermagier ist offline
    Es kam zwar selten vor, aber der heutige Tag, war einer der wenigen Tage, an dem es Kuron ausgesprochen gut ging. Die Fehler und Schwächen der Jugend schienen vergessen zu sein, davon geblasen von einer Symphonie des Glücks und der inneren Zufriedenheit, die den alten Bibliothekar schwach lächelnd über seine Brille schielen ließ. Vor seinen Augen befanden sich zwar nichts als die Bücherregale des alten Tempels, aber in seinen Augen schimmerte der Glanz der Sonne und eine Begeisterung, als ob sich die Leute nun endlich so verhielten, wie er es von ihnen erwartete, oder es sich zumindest erhoffte. Zum Teil stimmte dies sogar, da dieser Schwall der guten Laune nicht aus dem Nichts über den ergrauten Wassermagier gekommen war, sondern seinen Ursprung in der Jugend hatte, die jener sonst als seine größte Crux ansah. Eigentlich hatte er es gar nicht recht fassen können, als sich der junge Mann, dem er vor einiger Zeit den Auftrag gegeben hatte, wieder mit dem Ziel seiner Queste an den launischen Greis gewendet hatte.

    Ganz vergessen war die Wut darüber zu schimpfen, wieso er so lange gebraucht hätte, Kuron war einfach froh, dass der junge so schnell zurückgekehrt war und allem Anschein nach heute wieder zu ihm kommen wollte, vielleicht um etwas über die Weisheit des Alters oder die antiken Schriften zu lernen, ja er hegte wirklich die Hoffnung, dass der junge Xatras anders war als der Rest der Jugend viel gelehriger, viel respektvoller und viel verlässlicher. Ob seine These diesbezüglich stimmte, müsste sich jedoch noch herausstellen, so genau sagen konnte er dies jetzt noch nicht. Doch gerade als diese innere Zufriedenheit gar nicht mehr größer werden konnte unterbrach ein lautes Scheppern den inneren Frieden des ergrauten Magiers Adanos', der nun wieder wie von einer dunklen Klaue zurück in die dunkle Bibliothek gerissen wurde und vor seinen Augen sah, wie ein junger Novize ein Tintenfass herunter gestoßen und so einige Bücher bekleckert hatte.

    Normalerweise hätte der alte Mann in einem solchen Fall in einer riesigen Schimpftirade den Tollpatsch so zusammengefaltet, dass dieser nahezu zu heulen begonnen hätte, wofür seine Laune vorher jedoch zu gut gewesen war, weshalb er noch in einem einigermaßen gemäßigten Ton loswetterte und dann mit den Worten, "Dass mir so etwas nie wieder vorkommt", abbrach, da er nämlich Xatras entdeckt hatte und seine Laune somit zwar nicht aufgebessert war, aber er einen Grund hatte, um sich seine Laune nicht noch weiter zu versauen und somit auch gleichzeitig zu überprüfen, ob der junge Mann wirklich so war, wie er ihn einschätzte.

    Hyperius

  5. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #65
    Krieger Avatar von Xatras
    Registriert seit
    Apr 2008
    Beiträge
    463
     
    Xatras ist offline
    Gerade als Xatras zum Eingang der Bibliothek kam, klang ein Klirren und das Gezetere des Alten Wassermagiers an seine Ohren. Offenbar hatte einer der Novizen, die hier arbeiteten, ein Tintenglas umgeschmissen. Doch als Kuron ihn erblickte, brach er ab und beließ es lediglich bei einem "Dass mir so etwas nie wieder vorkommt".
    "Seid gegrüßt, altehrwürdiger Magier. Ich bringe hier die Flamme. Ein Feuermagier namens Lopados entzündete auf diesem Stück magischem Erzes, geschlagen aus einer Rune, auf magische Art eine Flamme. Danach segnete er sie im Namen Innos'."

  6. Beiträge anzeigen #66
    Schwertmeister Avatar von Andras
    Registriert seit
    Jan 2007
    Beiträge
    901
     
    Andras ist offline
    Andras ächzte kaum vernehmlich. Da hatte er gelegen, mutterseelenallein mitten im nichts, lebendig aber zum Tode verurteilt in einem Meer aus Sand. Nicht dazu in der Lage etwas von sich zu geben, oder sich gar zu bewegen. Es war nicht, dass seine Muskeln ihm nicht gehorcht hatten, er hatte viel mehr das Gefühl gehabt, vergessen zu haben wie man sich bewegte. Warum Adanos ihn noch einmal auf seinen Boden zurück gelenkt hatte, nur um ihn dort elendig dahinsterben zu lassen hatte er nicht verstanden, doch hatte er begonnen seinen Frieden zu machen mit sich, der Welt, und wo sie ihn hingeführt hatte. An Kampf war nicht zu denken gewesen, eigentlich hatte er nur noch des Augenblicks geharrt, in welchem er zurück in diese alles verschlingende Dunkelheit gezogen wurde.

    Doch dann urplötzlich hatte sich alles geändert. Schon hatte er gemerkt wie seine Sinne von neuem verstumpften, unter der Kälte der Nacht und dem Mangel an Wasser und Nahrung leidend. Längst hatte er ein taubes Gefühl in allen Gliedmaßen gehabt, und seine Sicht war durch einen schweren Schleier getrübt worden, als plötzlich jemand in seinem Gesichtsfeld erschienen war. Angesichts der Position in welcher sich der Wüstensohn befunden hatte war diese Gestalt von gerade zu aberwitziger Schönheit gewesen. Wie zwei weit entfernte Sterne hatten ihn zwei blaue Augen aus einem von blondem Haar umrahmten Gesicht angesehen. Hatte sie sich bewegt? Oder gar etwas gesagt? Er hatte nichts mehr wahrgenommen als die unendliche Güte und ernste Sorge die aus diesen beiden Augen auf ihn herab gesehen hatten, und ihn in einen längst vergessenen Schleier aus Hoffnung und Geborgenheit gehüllt hatten. Umso deutlicher hatte er daraufhin wahrgenommen, wie einige Tropfen Wasser seinen Mund benetzt hatten, ehe sie sich den mühsamen Weg seine längst ausgetrocknete Kehle hinab gesucht hatten. Beinahe schien der Wüstensohn vergessen zu haben, wie Wasser schmeckte, als dieses Elixier des Lebens ihn erfüllt hatte, und in ihm nun endgültig die Hoffnung erweckt hatte, doch zu überleben.

    Kurz darauf waren weitere Personen erschienen, hatten geholfen. Irgendwie hatte man ihn auf ein Pferd gehieft, wo er, einem nassen Sandsack gleichend festgehalten worden war, während sich der Zug irgendwo hin in Bewegung gesetzt hatte. Geistig nun plötzlich zu neuen Höhenflügen in der Lage, und mit durch das Wasser und die aufkeimende Hoffnung geschärften Sinnen hatte Andras zwar nun wieder mehr wahrgenommen, jedoch war ihm bald klar geworden, dass er nur in seinem Inneren so aktiv war. Nach außen hin musste er nach wie vor den Anschein gemacht haben, kaum noch am leben zu sein. Und obwohl er wieder viel mehr wahrgenommen hatte, hatte er doch die längste Zeit nur ein Bild vor Augen, und immer wieder suchte er jene Augen die er am Abgrund zur Dunkelheit erblickt hatte. Und sie waren da gewesen. Die gesamte Reise, von der er nicht wusste wie lang sie gedauert hatte, hatten diese Augen ihn beobachtet, und wenn sein Körper sich bewegt hatte, oder irgendwelche Zeichen von sich gegeben hatte, welche er nach wie vor nicht hatte kontrollieren können, so hatte sie blitzschnell reagiert, ihm mehr zu trinken gegeben, oder ihn festgehalten.

    Müde sah der Wüstensohn sich um. Er lag in einem dunklen, stillen Raum. Wo die anderen beiden Retter waren wusste er nicht, doch sein Engel kniete nach wie vor an seiner Seite und kümmerte sich um den so arg geschundenen Körper. „Ob sie wohl wusste wie wach der Geist plötzlich war, der selbigem innewohnte?“, fragte er sich voller Dankbarkeit. Angelina so hatte man sie gerufen. Ein schöner Name, was nichts damit zu tun hatte, dass sie ihn gerettet hatte. Doch er fühlte sich zum ersten Mal seit langem, so viel war trotz der großen Erinnerungslücken sicher, behütet. Hier lag er, irgendwo in einer Stadt aus Ruinen, bewohnt von schwer bewaffneten Menschen, welche wie Nomaden gekleidet hier ausharrten, als handle es sich um eine Art Festung gegen die Schrecken der Wüste. Im Gegensatz zu diesen in bräunliche, sandfarbene Kluften gekleideten Menschen hatte er, je mehr sie sich dem riesigen Gebäude in welchem er sich nun befand, und welches sie wohl „Tempel“ nannten – wobei er sich noch nicht so ganz sicher war, ob dies seiner Vorstellung eines Tempels entsprach – mehr und mehr Menschen in blauen Roben und Kutten entdeckt. Wo er wohl war? Eines war sicher, bei den Anwesenden handelte es sich, zumindest vorerst, um Freunde, und der Frau mit den saphirblauen Augen war sein ewiger dank gewiss. Er würde überleben, dass wusste er, und dann würde er raus finden, wo er war, und vielleicht irgendwann wo er her kam, und möglicherweise würde er einen neuen Sinn für sich in dieser Ruinensiedlung finden.

    Langsam schloss er die Augen. Da war er wieder.. dieser Strom unbekannter Energie, welchen er weder kannte noch erkennen konnte.. und doch war er da.. und er hatte ihn zu einem neuen Leben geführt. Adanos schien ein einsehen mit dem jungen Wüstensohn zu habe…

  7. Beiträge anzeigen #67
    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    2.011
     
    Angelina del Rio ist offline
    So ungewohnt still war es im Gemach der Priesterin. Sie vermisste ihre Tochter jetzt schon. Ceron natürlich auch. Er hätte sich bestimmt gewundert sie so früh am Morgen auf der Bettkante sitzen zu sehen, weil sie sonst immer gern aus schlief. Was sollte Angelina nun tun? Melaine konnte sie so früh auch noch nicht besuchen. Vielleicht hatte Riordian einige Robenaufträge für sie. Immerhin war es eine Zeit her seit sie Al Shedim verlassen hatte. Von jedem Novizen, dem sie begegnete wurde sie freundlich gegrüßt auch wenn Angelina die jungen Männer teilweise gar nicht kannte.

    „Adanos zum Gruße, wie heißt du?“, fragte sie schließlich den Novizen der gerade den Eingangsbereich des Tempels von dem immer wiederkehrenden Sand befreite.
    „Ich heiße Arik.“
    „Hallo Arik ich bin Angelina, würdest du etwas für mich tun?“
    „Ja sehr gern....“ Arik guckte etwas skeptisch. Die Arbeit die er gerade verrichtete war nicht besonders beliebt bei den Novizen.
    „Nein, du sollst nichts fegen, es wäre eher ein Botendienst.“ Da grinste er erleichtert. „Was soll ich tun?“
    „Geh bitte in die Krankenstation. Dort ruht sich ein Mann aus, den ich gestern ziemlich erschöpft in der Wüste fand. Ich gab ihm gestern einen Heiltrank und nehme an es geht ihm heute besser. Begleite ihn bitte in die Taverne. Ich werde dort auf ihn warten.“ Arik stellte den Besen in eine Ecke und lief sofort die Treppe herunter zu den Krankenzimmern.

    Riordian traf Angelina nicht an. Das machte auch nichts, denn die Roben konnten auch noch warten, falls es überhaupt Aufträge gab. Statt dessen verließ sie den Tempel und schritt zügig ihrem Ziel entgegen. Die Priesterin freute sich auf ein reichhaltiges Frühstück in der luftigen Taverne. Nachdem sie bei Rebekka bestellt hatte und diese vorab schon mal den Tee serviert hatte, wartete Angelina darauf, das der Novize Arik den jungen Mann zu ihr brachte.

  8. Beiträge anzeigen #68
    Schwertmeister Avatar von Andras
    Registriert seit
    Jan 2007
    Beiträge
    901
     
    Andras ist offline
    Am späten Morgen, laut des jungen Mannes, welcher ihn erwartet hatte war es gegen halb 11 gewesen, war er durch eine Frau mittleren Alters geweckt worden. Sie hatte ihn nur kurz untersucht, ihm etwas zu trinken sowie eine kleine Mahlzeit gegeben, ehe sie ihm mitgeteilt hatte, dass die erwürdige Priesterin Angelina del Rio ihn höchst wahrscheinlich recht bald kontaktieren werde. Es war ihm kaum genug Zeit geblieben, zu stutzen, wer diese Person wohl sei, und sich dann an seine wundersame Rettung am Abend des Vortages zu erinnern, bevor auch schon jener junge Mann, nach eigenen Aussagen ein Novize Adanos, auf ihn zugekommen war, und in angesprochen hatte. In wenigen kurzen Worten hatte dieser Andras erklärt, dass Angelina del Rio persönlich ihn hierher geschickt hatte, um den jungen Mann, welchen sie gestern Abend in der Wüste gefunden hatte, in die örtliche Taverne zu bringen. Bereitwillig war Andras dem Novizen gefolgt, viel zu sehr brannte er darauf seine Retterin wieder zu sehen, und ihr einige der vielen Fragen zu stellen, welche ihm auf der Seele brannten.

    Auf dem gesamten Weg durch die Stadt hatten die beiden kein Wort gewechselt, viel zu sehr war Andras in Gedanken versunken gewesen. Wie konnte es sein, dass es ihm heute so viel besser ging? Sicher, er fühlte sich noch etwas schwach und wackelig, doch er konnte sich, im Gegensatz zum Vortag, nicht nur bewegen, sondern auch gehen, sprechen und das Ganze ohne jegliche Probleme. Verzweifelt versuchte er zu verstehen, was geschehen war, und wo er war, es kam ihm alles wie ein Traum vor, und so gab er den Versuch bald auf, um sich statt dessen ein wenig in der sonderbaren Stadt, in welche man ihn gebracht hatte um zu gucken.

    Es gab einiges zu sehen. Die Grundlagen, das hatte er bald erkannt, bildeten unzählige, wohl uralte Ruinen. Zwischen diesen Ruinen jedoch, hatte sich ein reges Treiben und eine lebendige Siedlung gebildet. „Nomaden!“ Der Schluss war Andras wenige Augenblicke nachdem er die ersten Bewohner erblickt hatte gekommen. Doch es gab noch eine weitere Sorte von Leuten, von den vereinzelten augenscheinlichen Fremden mal ganz abgesehen. Viel zu sehr unterschieden sich die Menschen, welche er in und in direkter Nähe um den Tempel erblickt hatte, von jenen die hier ihrem Tagwerk nachgegangen waren. Und auch in diesem Treiben hatte er hin und wieder eine blaue Robe zwischen den Kluften der Nomaden entdeckt. Was es mit diesen Leuten wohl auf sich hatte? Dennoch hatte er bewundet, was hier entstanden war. Wie eine Stadt aus Zelten und Hütten sich in Mitten uralter Ruinen erhoben hatte. So sehr hatte ihn dieses Bild gefesselt, dass er, völlig in Gedanken, erschrocken hochschreckte als ihn der Novize mit den Worten „Hier sind wir, ehrenwerte Priesterin.“, aus seinen Gedanken gerissen hatte.

    Mit ungläubigen Augen hatte er die blonde Schönheit angesehen, welche ihm nicht einmal 24 Stunden zuvor das leben gerettet hatte. Und schon wieder schien sie sich wie eine Mutter, oder eher eine große Schwester um ihn zu sorgen. Ohne wirklich zu warten bis er sich gesetzt hatte bestellte sie ihm ein, verglichen mit dem an was er sich erinnern konnte, wahres Festmahl, gab ihm zu trinken und erkundigte sich mehr als ausführlich nach seinem Befinden. Bereitwillig und ebenso ausführlich hatte er ihr Antwort gegeben und so waren sie schnell ins Gespräch gekommen, wodurch bald auch einige seiner Fragen beantwortet worden waren. Der Name seines Engels war Angelina del Rio, sie war Priesterin des ehrenwerten Gottes Adanos, und lebte hier ihm hiesigen, der Gottheit geweihten Tempel. In ihren Augen schien es eine Selbstverständlichkeit, einer Person, welche sich in Andras Lage befand, jede nur erdenklich Hilfe zukommen zu lassen. Die Stadt in welche man ihn gebracht hatte, hieß Al Shedim, und war der Hauptstandort der friedlich gesinnten Nomandern dieser Wüste. Sie hatten sich hier zusammengeschlossen um den Dienern Beliars, den Orks, sowie den Assasinen und Schwarzmagiern, Widerstand zu leisten. Unterstützung fanden die Kämpfer dabei in den Magiern, Priestern, sowie Novizen und anderen Dienern des Gottes Adanos. Diese waren jene Personen, welche Andras in blau gekleidet erkannt hatte. Doch auch die Nomaden dienten dem Gott des Gleichgewichts, wenn auch auf eine ganz andere Weise, als die geistlichen Diener es taten.

    Lange Zeit hatte sich das Gespräch hin gezogen, längst war der Mittag vorbei, und nach einer weiteren kurzen Mahlzeit hatten die beiden sich entschlossen, die Taverne, in welcher sie sich befunden hatten, zu verlassen. Welches Ziel er habe, und was er sich nun Vorstelle zu tun, hatte die Priesterin Andras noch beim verlassen gefragt. „Nun, ich werde hier bleiben. Warum Adanos mich hier her gebracht hat, weiß ich nicht, doch dass er mich von einmal dem Tod von der Schippe springen und genau hier landen hat lassen, zeigt mir, dass es sein Wille für mich irgendwie mit diesem Ort zusammen hängt.“ Angelina hatte gelächelt. Anscheinend gefiel ihr diese Antwort, beinah, als ob sie darauf gehofft hatte. „Nun dann solltest du diese Stadt auch ausführlich erforschen und kennen lernen, sowie etwas über ihre Bewohner, die Sitten, und den Kreis Adanos lernen. Vielleicht liegt ja sogar dort deine Bestimmung“, hatte sie mit einem Augenzwinkern hinzugefügt. Andras hatte einen kurzen Augenblick geschwiegen. Gedanken rasten ihm durch den Kopf, doch schon wenige Sekunden später hatte er der hübschen Retterin Antwort gegeben. „Ja, keine schlechte Idee.. möglicherweise würdest du mich ja sogar etwas in dieser Stadt herumführen?“, hatte er hoffnungsvoll gefragt. Er wollte diese Person nicht so schnell verlassen, und wenn sie schon von seiner Bestimmung redete, war es bestimmt keine schlechte Idee noch eine Weile in ihrer Nähe zu bleiben und sie besser kennen zu lernen. Vielleicht fand er durch sie sogar wirklich Zugang zu den Gläubigen Adanos. „Und vielleicht kannst du mir auch zu einigen neuen, günstigen Kleidungsstücken verhelfen.“, hatte er lächelnd, aber mit ernstem Blick auf seiner zerrissene Kleidung, welche er aus Mangel an Ersatz hatte wieder anziehen müssen, hinzugefügt..

  9. Beiträge anzeigen #69
    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    2.011
     
    Angelina del Rio ist offline
    „Eine Führung durch Al Shedim? Das müssten wir wahrscheinlich auf morgen verschieben, denn ich habe noch eine Verabredung. Aber dein Wunsch nach neuer Kleidung, dem kann ich sofort nachkommen. Komm einfach mit.“

    Die Robenwirkerin ging zusammen mit Andras zurück zum Tempel. In der letzter Zeit war es öfter vorgekommen, dass sie Männer in den Ruinen auf las, die dringend etwas Neues zum Anziehen. Auch aus diesem Grund hatte die Robenwirkerin in ihrer freien Zeit auch einfache Kleidung angefertigt wenn sie gerade keine Aufträge für Roben gehabt hatte. Wenig später erreichten sie Angelinas Reich. Regale mit den verschiedensten Stoffen, Litzen und Garnrollen bestückt. Auf der anderen Seite stand ein Arbeitstisch darüber ein Regal mit verschiedensten Schnittmustern. Auf einer Kleiderstange hingen die fertigen Modelle. Magierroben waren nicht darunter, dafür aber Hemden, Jacken und Hosen in einer Farbpalette von hellbeige bis braungrün.

    „Ich hoffe es ist etwas dabei was dir gefällt. Hinter dem Vorhang dort kannst du auch gern etwas anprobieren.“, sagte sie zu Andras und tat so als hätte sie was Wichtiges zu tun. Schließlich wollte sie ihn nicht offensichtlich beobachten während er sich umzog. Auch wenn er ein überaus gut aussehender junger Mann war. Bei Adanos, solche Gedanken sollte sie nicht haben. Trotzdem konnte sie es nicht lassen zu dem Vorhang herüber zu schielen. Natürlich nur weil sie gespannt war wie ihm der neu entworfene Schnitt stehen würde.

  10. Beiträge anzeigen #70
    Krieger Avatar von Die Nomaden
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    440
     
    Die Nomaden ist offline
    Mit gesenktem Kopf ging Kutras über den Tempelplatz und hielt nach einem Kampffähigen Mann ausschau. Er sollte die Ruinen außerhalb der Stadt über die dunkle Nacht vor Angriffen der Schakale beschützen. Hier und da sah man mach verteidigungsfähigen Burschen, doch alle samt sahen sie zu jung aus. Kutras suchte eher nach einem erfahrenem.

    Seine Augen spähten in Richtung eines großen Mannes mit langem Umhang. Er schien von weiten, erst einmal der Richtige zu sein. >>Hey du, was machst du?<<, fragte er. >>Wüsste nicht, was dich das angehen würde!<<, kam es unfreundlich zurück. >>Hör zu, ich suche jemanden, der mit mir die Ruinen bewacht. Alleine wäre es zu gefährlich, und ich sehe auf deinem Rücken einen Bogen hängen. Also, bist du dabei?<<
    >>Von mir aus, gerne! Was springt für mich dabei raus?<<
    >>Ich könnte dir ein paar Pfeile besorgen, wenn du das meinst. Aber etwas anderes könnte ich nicht anbieten.<<,
    >>Genügt mir schon, aber nimm' bitte ausreichend zu trinken mit! Es gibt nichts schlimmeres als eine...<<
    >>Trockene Kehle, ich weiß. Das brauchst du mir nicht zu erzählen, ich bin schon länger in der Wüste als du. Also, dann folge mir, dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit ankommen!<<

    Der Umhüllte lief schnell, fiel Kutras auf. Anscheinend war er auch schon lange in der heißen Wüste Varant unterwegs. Aber was den Ruinenwächter noch mehr Interessierte war, ob er auch gut mit seinem Bogen umgehen konnte. Denn alleine gegen viele Biester im Nahkampf zu kämpfen ist eine Sache, von der Man lieber nicht erzählen sollte.

    Vainguard

  11. Beiträge anzeigen #71
    Schwertmeister Avatar von Andras
    Registriert seit
    Jan 2007
    Beiträge
    901
     
    Andras ist offline
    Andras war begeistert. Nicht nur, dass die Priesterin auf seine Frage nach Kleidung sofort eine kostengünstige Antwort parat hatte. Sie selber, von Beruf Robenwirkerin des Wüstenvolkes, würde ihm bei der Auswahl neuer Klamotten weiter helfen können. Sie hatte eine ganze Menge Kleidungsstücke, unter denen er frei hatte wählen dürfen. Entschieden hatte er sich für eine lange, luftige Hose, welche in seinen Augen, bedachte man das heiße Wüstenklima und den Sand am ehesten geeignet war, sowie ein wunderbar weiches Hemd. Beide waren in schlichten, hellen Brauntönen gehalten, welche, fand er, große Ähnlichkeit mit dem Wüstensand hatte. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm diese Farbe ausgesprochen gut, und sie hatte den Vorteil, dass er nicht sofort auffallen würde. Die Kleidungsstücke fühlten sich unbeschreiblich weich an, verglichen mit den alten, zerrissenen Lumpen, welche er zuvor getragen hatte, und sie rochen einfach wunderbar.

    Zufrieden trat er hinter dem Vorhang, welcher ihm zur Ankleide als Sichtschutz gegeben wurder hervor. Ansich fand er einen Sichtschutz mehr als lächerlich, er hatte nichts zu verbergen, und in den langen Jahren bevor er den alten Kontinent verlassen hatte, waren ihm weit demütigendere Dinge widerfahren, als von einer Frau beim Ankleiden beobachtet zu werden. Doch hatte er die schöne Priesterin auf keinen Fall durch solch scharmloses verhalten in Verlegenheit bringen wollen, weswegen er ohne ein Wort hinter den Vorhang gegangen war. Nun stand er wieder vor seiner Retterin, welche ihn schon gespannt erwartet hatte, und nun von unten bis oben mussterte. Auch er selbst nutzte die Gelegenheit, sich selbst zu begutachten, welche sich in Form eines Spiegels bot. "Oh mein Gott!", war sein erster Gedanke als er sein Spiegelbild begutachtete. Eines war klar, es war dringend Zeit mal wieder einen Barbier auf zu suchen. Von dieser Tatsache abgesehen jedoch gefielen ihm die Kleidungsstücke, welche er trug, sehr gut.

    Behände nahm er nun auch noch den marineblauen Umhang, welchen er sich als letztes Kleidungsstück ausgesucht hatte, und warf selbigen über, bevor er sich noch einmal im Spiegel ansah. Er nickte, sichtlich zufrieden. Nun war er gespannt auf das Urteil der Meisterin. Mehr oder minder elegant drehte er sich um, und blickte direkt in die saphirblauen Augen der Robenwirkerin, welche ihn nach wie vor ausführlich und kritisch begutachtete. Für einen Augenblick hielten ihn diese Augen fest.. er vergass warum er hier war und was er eigentlich wollte, und starrte nur die Augen seiner Gegenüber an. Kurz darauf jedoch merkte er, wie seltsam es wohl für Angelina aussehen musste, was er da gerade vollführte. "Na, was sagst du?", fragte er hastig, in der Hoffnung, dass sie diesen Augenblick der Ablenkung nicht weiter bemerkt hatte..

  12. Beiträge anzeigen #72
    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    2.011
     
    Angelina del Rio ist offline
    Ewigkeiten schien es zu dauern bis er endlich wieder hinter dem Vorhang zum Vorschein kam. Doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Zumindest von vorn. Andras drehte sich einfach nicht um, sondern sah Angelina an. Ihre Blicke trafen sich und er hatte mindestens genauso wassermagierblaue Augen wie Angelina selbst. Einen Moment lang war sie irritiert Als hätte es einen blauen Funken gegeben als ihr Augenlichter sich trafen. Schnell senkte die Priesterin ihre Lider um dem Blickkontakt zu entgehen. Als sie die Augen wieder öffnete sah er sie nicht mehr an.

    „Kannst du dich bitte einmal um dich selbst drehen?“, bat Angelina ihn. Sie musterte ihn genau und schmunzelte. Wäre sie jetzt keine Priesterin Adanos, hätte weder Mann noch eine kleine Tochter dann wäre sie sehr dazu verleitet ihn näher kennen lernen zu wollen. Doch das verbaten ihr ihre Prinzipien.

    „Du hast wirklich Geschmack. Die Sachen stehen dir wirklich gut und wegen der Bezahlung mach dir keine Gedanken. Ich weiß das zerrissene Hosen meist Löcher in den Taschen haben und du sie bestimmt jetzt nicht bezahlen kannst. Du läufst mir sicher nicht davon und ich habe es leider jetzt auch etwas eilig. Wir treffen uns morgen zur Al Shedim Führung...“

    Angelina schuppste ihn regelrecht aus der Schneiderei und ging noch mit ihm zum Tempelplatz. Dort zeigte sie ihm die Zelte in denen Besucher und Gäste kostenfrei übernachten konnten und danach lief sie so schnell sie konnte zur Oase. Sie brauchte unbedingt etwas Abkühlung.

  13. Beiträge anzeigen #73
    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    2.011
     
    Angelina del Rio ist offline
    Angelina rannte so schnell wie es eben in einem langen Robenkleid möglich war. Vorbei kam sie am Kräutergarten. Da sah sie einen Pflanzen gießenden Novizen, machte sich aber weiter gar keine Gedanken darüber wer es sein könnten und lief am Teepavillon vorbei zum Oasensee. Dort angekommen zog sie sofort ihre Schuhe aus und setzte sich ans Ufer. Die Füße wollte sie im See kühlen, jedoch hatte das Wasser fast Badezubertemperatur. Die Priesterin seufzte und schickte einen eisigen Blick auf die Wasseroberfläche, der einzelne Wassertropfen zu Eiskristallen erstarren ließ. Fast hatte die dünne Eisschicht auch ihre Füße erreicht als sie an Melaines missglückten Versuch eines Eisstegs denken musste, das Abkühlen des Sees brach Angelina ab und zog sich ihre Sandalen wieder an. Melaine war die gedankliche Erinnerung gewesen... bei Adanos ihre Verabredung. War das vorhin nicht Saleph gewesen im Kräutergarten. Er wusste sicher wo sein Sternchen zu finden sei.

    Angelina ging zurück. Doch niemand war mehr dort um die Pflanzen zu wässern. Ratlos schlenderte sie einfach den Kanal entlang. Fast wollte die Priesterin es schon aufgeben als sie zufällig Melaine auf dem Tempelvorplatz entdeckte.


    „Grüß dich Melaine. Stell dir vor ich hätte mich eben fast selbst im Oasensee fest gefroren. Ich war etwas durcheinander und dann kann so etwas sogar einer Priesterin passieren.“ Angelina ordnete nervös ihr Haar und lächelte Melaine verlegen an. Sie konnte sich beim besten Willen keine Magieübung ausdenken. Vielleicht konnte sich Melaine besser konzentrieren und war weniger abgelenkt als sie selbst.

  14. Beiträge anzeigen #74
    Burgherrin Avatar von Melaine
    Registriert seit
    Jul 2005
    Beiträge
    1.655
     
    Melaine ist offline
    Im flackernden Feuer, das sich am schwarzen Docht einer unbewegten Kerze klammerte, um die Nahrung, die sein Leben erhielt, nicht zu verlieren, war nichts zu erkennen bis auf die leere Ewigkeit seiner Existenz. Ihre Augen ruhten auf der Flamme, die sich unwohl unter diesem Blick zu fühlen schien. Warum sonst wollte sie ihm entweichen, strebte nach links, um es kurz darauf in der anderen Richtung zu versuchen?
    Ihre Gedanken verloren sich im Feuer und vergingen in seiner Hitze. Was blieb war die Antriebslosigkeit des Nichts, die einem versprechen wollte, dass man in ihr die Ruhe finden würde, die man verdient hatte, obwohl man ahnte, dass dort noch irgendwo Arbeit lag.

    Die Flamme erstarrte in ihren Bewegungen und zog sich zu einem dünnen streifen auf Orange zusammen, der im nicht vorhandenen Wind zerfaserte und verschwand, als wäre er nicht dagewesen. Ein Seufzen entfuhr der Magierin, als sie ihre Hand wieder senkte und versuchte, den Gedanken an Arbeit wieder aufzunehmen. Doch er war verschwunden, verschwollen in der Dunkelheit und unauffindbar.

    Mit sehnsüchtige Blick und klopfendem Herzen, dass ihr die Ruhe verwehrte und sie daran erinnerte, dass da eben doch noch etwas war, erhob sich Melaine von ihrem Stuhl und verließ mit langsamen Schritten ihr Zimmer.

    Der Flur war leer und zeugte von der Nacht, die bereits auf leisen Sohlen auch in den Tempel geschlichen war, obwohl die Sonne erst vor wenigen Augenblicken ihre letzten dünnen Fühler vom Himmel zum Horizont gezogen hatte.
    Sie hielt sich nicht lange mit dem wenigen auf, was die Gänge und Räumen ihr vermutlich zu bieten gehabt hätten, sondern verließ den Tempel und stieß auf seinem Vorplatz beinahe mit ihrer Lehrmeisterin zusammen.

    Etwas verwirrt und die Verlegenheit der Priesterin teilend senkte die Grünäugige ihren Blick zum Boden, als ihr klopfendes Herz für einen Augenblick stockte und die infinitesimale Ruhe jener Pause die Erinnerungen aus ihrem Gefängnis hervorbrechen ließ. Schreiend deuteten sie auf Angelina, zogen Hammer und Meisel und schlugen die schützende Schicht, die ihr die Schuldgefühle hätte verwehren können, beiseite.

    Angelina schien keinen Groll gegenüber der Magierin zu hegen, dass sie ihre Verabredung vergessen hatte. Im Gegenteil schien sie selbst unsicher, was Melaine, als sie es erkannte, für einen Augenblick schockierte und im nächsten den Mund zuschnappen ließ. Kein Wort drang über ihre Lippen, bis ihre Gedanken zu rotieren aufgehört hatten.

    „Grüß dich, Angelina!“, sprach Melaine vorsichtig und wartete, bis sie sicher war, ob Angelina ihre plötzlich persönliche Anrede akzeptierte. Diese schwieg jedoch und so setzte die Wassermagierin fort, „Ich habe heute Morgen bereits ein wenig in der Bibliothek gestöbert und bin dort zufällig Cronos begegnet. Er hat mir erzählt, das Myxir ein paar interessante Bücher über die höhere Magie hätte. Leider habe ich ihn noch nicht getroffen.
    Habt ihr schon einmal Steine mit Wasser zertrennt?“, frage die Magierin plötzlich vom Thema abweichend und blickte die Priesterin fragend an.

  15. Beiträge anzeigen #75
    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    Wochenends meistens abwesend :o | Elementavatar: Eis
    Beiträge
    865
     
    Jaryvil ist offline
    "Endlich hab ich es geschafft, ich bin wieder zurück in Al Shedim und habe gelernt, mich selbst zu verteidigen. Ich habe mein Versprechen gegenüber dem alten Nomaden Josh und mir gegenüber gehalten."

    sprach er zu sich selbst, als er in seinem Bett lag und durch ein Loch in der Decke den dunklen Himmel betrachtete. Schon längere Zeit lag der Schwarzhaarige im Bett, war müde vom Lauftraining. Dieses Training wollte der Blauäugige beibehalten, um immer fit zu bleiben, zwar war er ein Diener Adanos' und keiner der Krieger, doch er wollte und war auch nicht der typische Magier. Er saß nicht in der Bibliothek und las den ganzen Tag, schließlich war er ja nicht der alte Kuron, außerdem befand sich der Stängeldreher auch nicht die ganze Zeit im Tempel um zu kehren oder den Magiern den Arsch nachzutragen, denn erstens hatte er keinen Putzfimmel und zweitens war er kein Sklave der Magier, denn Sklave war der Bakaresher lange genug. Vielmehr sah sich der Novize als Schüler der Magier, als ein Nachwuchs und nicht als Putzfrau.

    Wenigstens sind nicht alle Magier so... dachte er sich und erinnerte sich an die zwei Magier, welche er beim Namen kannte: Angelina und Riordian. Diese beiden waren ganz anders als der alte mit seinem Bücherfimmel. Da standen nett, freundlich und hilfsbereit gegenüber von streng, unfreundlich und unheimlich nervtötend gegenüber.

    Dann schloss er seine Augen und versuchte einzuschlafen...Trotzdem bin ich froh, zum Kreis des Wassers zu gehören...

  16. Beiträge anzeigen #76
    Mythos Avatar von Saleph
    Registriert seit
    Sep 2001
    Beiträge
    8.173
     
    Saleph ist offline
    Oh.. schon gegossen, stellte der Wasserträger gedanklich fest und schritt durch den Kräutergarten. Der frische Geruch der Pflanzen stieg ihm in die Nase, getragen vom Wasser, das, auf warme Erde gegossen, sein Heil in der Luft gesucht und dafür einige Düfte entführt hatte. In seinem Freiheitsdrang und der Liebe zu der Entführten hatte es sich verdorben in der trockenen, unwirschen Wirklichkeit der Luft der Wüste, die den einen Teil dem anderen entrissen hatte. Alleine und verzweifelt zogen nun die Aromen durch die Welt und gaben sich dem Erstbesten hin, der sie nahm und dem sie so ein wenig Freude bereiten konnten. Freiheit und Liebe hatte auch ein anderer gesucht, sich dabei ebenso beinahe ausgelöscht und doch war es weniger die Wirklichkeit, die ihn peinigte, sondern die Erinnerungen die auf ihr fußten und zur Unwirklichkeit wurden.

    Leise knarrte die Holzbank, die schon viele Unterhaltungen gehört und noch viele solcher Nächte mehr gesehen hatte, weswegen es ihr erlaubt war zu stöhnen, wenn sie aufs Neue das Gewicht eines anderen trug, der sein eigenes kaum selbst zu tragen vermochte. Froh war der Blauäugige gewesen, dass sie nun zurück in der Tempelstadt waren. In Sicherheit. Doch die Gewissheit quälte ihn, denn das Knäuel aus den Fäden, die aus Wahrheit und Fantastischem von der Angst gesponnen wurden, rebellierte in der pendelnden Seele je näher die Zeit kam. Jeder Atemzug wollte sich hören lassen wie das Ticken in einem Uhrwerk, das Rieseln des Sandes im Stundenglas und der, der eigentlich gerne redete, wollte lieber schweigen und wusste, dass er es nicht könnte, da die Zeit näher kam. Die Zeit bis zum Zeitpunkt, an dem er für alle Zeit die Angst vor der Zeit offenbaren musste, da die Angst nicht aus der Zeit erwuchs, sondern aus Drohungen Anderer, die die Zeit als Druckmittel nutzten und sie bei Zeiten zur Wahrheit machen wollten, die die Unwahrheit der Gedanken propagierte.

    Seufzend schlug Saleph die Beine übereinander. Der Kräutergarten war in wirklich guter Verfassung, was er so nicht erwartet hatte. Irgendein Nomade oder Novize musste sich darum gekümmert haben, vielleicht sogar die beiden, mit denen er solchen Ärger vor Melaines Weihe gehabt hatte. Immernoch konnten Vatras’ scheltende Worte nachklingen, aber erinnerte sich der Gärtner lieber an Diejenigen, die er bei der Weihe seiner Liebsten gesprochen hatte. Worte. Erinnerungen. Erinnerungen an Worte, die derart lange halten konnten, dass sie sogar den einfachen Geist belasteten. Stille konnte doch bisweilen viel schöner sein und das besonders dann, wenn man sie mit einer gewissen Person zu teilen wusste, die anders war als alle anderen, denn zog sie Stille den Worten vor. Alleine allerdings – und wieder kamen ihm Worte eines Anderen aus Erinnerungen in den Sinn – konnte sie auch ängstigen, denn lud sie zum Nachdenken ein und wenn der Gießer nachdachte, drehte er sich im Kreis wie ein Pendel und kam von einem Gedanken zum Nächsten, von denen einer unschöner war als der andere. Das Pendel kreiste zu jenen Zeiten immer heftig, kam zu den selben Schlüssen und Erinnerungen zurück, die schon unsagbar oft gefunden worden war und kratzend an der Schnur des Gewichts gezogen hatten, dass sie die Last auf der Seele wurden. Allein von der zarten Hand der Grünäugigen wurde die Schnur vorm Zerreißen bewahrt, wenn sie mit ihrer Anwesenheit das Pendel stoppte, es sachte in die Hand nahm und somit alle Schwere des Gewichts aufhob.

    Das Zirpen der Grillen drang an das Ohr des Kräutergärtners, während das Pendel noch immer schwang und sich fragt. Wie soll ich’s ihr nur sagen. Wahrhaftig war nun die Zeit gekommen, an der es Zeit war mit dem Davonrennen aufzuhören, da es dafür keine Zeit mehr geben würde und die einzige Zeit, die es von jenem Zeitpunkt ab an nur noch geben sollte, war die Zeit, die ihr und den Gedanken an sie gehörte. Die Zeit war da, dass das Pendel seine Kreise offenbarte und sich sanft in ihre Hand begab, dass die Zauberin die Schnur abschneiden und für immer bei sich behalten würde, dass das kleine Gewicht nie mehr zu den Seiten ausschlug, wo es nur umso schwerer wurde und irgendwann unter der Last zusammenbrechen zu drohte.

  17. Beiträge anzeigen #77
    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    2.011
     
    Angelina del Rio ist offline
    Die Bibliothek. Warum war sie nicht selbst darauf gekommen dort etwas über Magie Adanos nachzulesen. Während sich Angelina noch darüber ärgerte, hatte die eifrige Schülerin schon die nächste Frage parat. Die Priesterin zog die Augenbraue hoch und musste zugeben dass ihre Experimentierfreudigkeit in puncto Magie lange nicht so ausgeprägt war wir die anderer Magier. Immer noch benutzte sie am liebsten Eiszauber, aber je länger sie darüber nachdachte müsste es natürlich möglich sein.

    „Ja das ist bestimmt möglich. Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert. Aber nicht umsonst gibt es das Sprichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein! Nichts anderes tut das Meer tagtäglich wenn es mit den Wellen gegen einen Fels schlägt. Natürlich müsste es ein besonders feiner Wasserstrahl sein der das bewerkstelligen könnte. Zusätzlich könnte eine kreisende Bewegungen des Wassers oder vielleicht sogar ein Werkzeug aus Eis zu schnellerem Erfolg führen. Wir können es gern mal ausprobieren, jede von uns für sich oder hattest du etwas ganz anderes größeres im Sinn?“

    Angelina konnte sich kaum vorstellen das Melaine wirklich nur Steine teilen wollte. Da steckte ganz bestimmt noch ein anderer Gedanke dahinter.

  18. Beiträge anzeigen #78
    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
    Registriert seit
    Jun 2004
    Beiträge
    870
     
    Die Wassermagier ist offline
    Wie ein aufgeschrecktes Huhn lief der junge Magier durch den Tempel Adanos‘.
    Wieder einmal zu spät. Wieso schaffe ich es einfach nicht, pünktlich bei einem Treffen zu erscheinen? Dabei hab ich doch so viel Zeit – eigentlich.
    Hastig nahm er zwei oder drei Stufen. Eigentlich sollte er bereits seit geraumer Zeit in der Taverne sein. Er hatte sich mit einigen Freunden verabredet. Doch wie er nun einmal war, hatte er die Zeit verpennt und könnte sich so in der Taverne wieder dem Gespött seiner Kameraden aussetzen.
    Sie sind so viel besser als Magier. Wieso nur hat man mich erwählt, oh Adanos? Wieso?
    Gerade als er bereits das Erdgeschoss erblicken konnte, spürte er, wie seine Hast sich nun auszahlte: Ein Stück seiner Robe verfing sich unter seinem rechten Fuß – und brachte ihn zum Fall. Mit lautem Poltern rutschte er mit dem Kopf voraus die Treppe hinunter, um durch den Boden des Erdgeschoss aufgehalten zu werden. Für einen Moment blieb er liegen. Sein Körper schmerzte, egal wo. Ob in den Händen, den Armen, seinem Bauch oder den Beinen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte eine wohl bekannte Stimme, „Meister?“
    Er hatte nur auf die zynische Betonung seines Titels gewartet. Als er aufschaute, erblickte er seinen ehemaligen Freund, mit dem er sich als Adept so gut verstanden hatte, der Domis Beförderung zum Magier aber nicht verkraftet hatte.
    „Natürlich“, sprach er und stand möglichst schnell und problemlos wirkend auf – wobei auch seine Gelenke schmerzten und er die Zähne zusammen beißen musste. „Hast du nichts anderes zu tun?“
    Der Adept schaute ihn noch einen Moment verdutzt an, solch eine Reaktion hatte er vermutlich nicht erwartet, dann entfernte er sich auch schon ohne ein weiteres Wort. Domi hingegen strich über die Robe, um sie ein wenig zu glätten.
    Wenn ich nicht das Treffen verpennt hätte, wäre ich jetzt nicht gestürzt. Verdammte Sch...
    Etwas langsamer verließ der Magier nach wenigen Schritten den Tempel und wandte sich sogleich dem Weg zur taverne zu. In dieser war es sicherlich voll, betrachtete man die beinahe leeren Straßen Al Shedims. Nach wenigen Minuten erreichte er diese und trat langsam ein.
    „Ah, da kommt er ja. Früher als sonst, nicht wahr?“, hörte er bereits aus einer Ecke gerufen. Gelächter folgte.
    „Vielleicht hat er sich ja extra beeilt.“
    „Oh ja“, meinte die erste Stimme wieder, als sich der Magier dem Tisch näherte. „Sieh seine Hände an.“
    Erneut stimmten alle in ein Gelächter ein. „Besser zu spät als nie, oder nicht?“, versuchte Domi zu kontern. Doch sein Versuch wirkte kraftlos, ja, beinahe lächerlich.
    „Komm schon, wir warten schon lange genug.“ Der junge Magus setzte sich auf seinen Platz – und fand ein Snappersteak vor sich. „Wir haben einfach mal für dich bestellt. Das hat uns zu lange gedauert.“
    Nur ein verlegenes Lächeln bekam er heraus, dann schnitt er sich das erste Stück von seinem bereits kalten Steak ab und nahm es genüsslich in den Mund. Obwohl es kühl war, konnte man es noch immer gut essen. „Und, was habt ihr bislang besprochen?“
    Die anderen drei schauten verschworen in die Runde. „Du hast uns das letzte Mal von deinem Auftrag erzählt, nicht wahr?“ Domi nickte. „Wir haben uns alle darüber Gedanken gemacht: Wer sagt, dass dies funktionieren kann?“
    „Oder nicht das Gefüge der Magie durcheinander bringt?“
    „Gute Frage“, antwortete Domi mit vollem Mund. „Nun“, meinte er danach, wobei er versuchte, eben genannten zu leeren, „ich denke kaum, dass Tinquilius etwas vorhat, was gefährlich sein könnte.“
    „Bist du naiv. Meister Tinquilius geistert in der Welt herum und du musst für ihn die Drecksarbeit erledigen. Und dann glaubst du auch noch an das Gute in allem.“
    „Ist das so falsch? Es kann nicht jeder so pessimistisch sein wie du, Ben. Außerdem kenne ich Meister Tin...“
    „Als ob du den kennst. Die ein oder zweimal, die du ihm begegnet bist. Er hat nur einen Dummen gesucht, der in seiner Abwesenheit alles erledigt, sodass er bei seiner Rückkehr nur noch ein Ergebnis zu zeigen hat.“
    „Und das aus deinem Mund, Abdul? Gerade du scheinst dich darauf zu verstehen, den Priestern immer und überall unter die Arme zu greifen.“
    Sowohl Ben als auch Abdul schwiegen. Timo hatte den Abend noch nichts gesagt, schaute aber interessiert in die Runde. „es ist doch egal, wir können da eh keinen Einfluss darauf nehmen“, sprach er, für Domi wenigstens, zum ersten Mal an diesem Abend. „Lasts uns lieber über etwas anderes sprechen, meint ihr nicht?“
    Er war schon immer der Diplomatische, dachte sich der Magier, während er ein weiteres Stück Snappersteak langsam in seinem Mund zerkaute.
    „Du meinst die Sache mit diesem Hyperius? Meinst du nicht, dass die bereits ausgelutscht ist?“, kam es von Ben.
    „Äußerlich bestimmt“, antwortete Timo mit gelassener Stimme. „Aber wir haben ja selbst gesehen, wie dessen rede und seine Weihe alle beeinflusst haben – und dabei die Magier spalteten.“
    „Da hast du recht“, meinte Abdul. „selbst die Priester waren sich uneins darüber, ob man seine Idee gutheißen sollte oder nicht.“
    Noch einmal biss der Magier auf sein Stück Snappersteak, dann schaute er wieder in die Runde. „Soweit ich weiß, waren sich unser Orden selten so uneinig. Auch wenn wir derzeit nur wenig davon merken und sich die Stimmung in Al Shedim wieder gebessert hat, so glaube ich schon, dass es zu gegebener Zeit wieder hervortritt.“
    „Und was dann?“, meinte Abdul. „Meinst du, es kann soweit ausarten, dass wir uns spalten?“
    „Das wird der Rat nicht zulassen“, kam es schnell von Ben.
    „Aber ob der Rat dann noch die Macht dazu hat?“
    Ob er sie dann überhaupt noch inne hätte, wollte keiner als Frage stellen. Zu gefährlich klang bereits die bloße Frage, zu absurd ihr Thema. Und doch wusste Domi, dass es einige Schwierigkeiten innerhalb des Magierordens gegeben hatte und noch weiterhin gab.
    „Wir können nur hoffen, dass es nicht dazu kommt“, meinte Domi und nahm einen kräftigen Schluck Wasser.
    Alle drei nickten und fuhren dann mit einem aktuelleren Thema fort, auch wenn man spüren konnte, dass diese unbeantworteten Fragen jeden quälten.
    Könnte es tatsächlich dazu kommen? Zu einer Spaltung?

    Tinquilius

  19. Beiträge anzeigen #79
    Burgherrin Avatar von Melaine
    Registriert seit
    Jul 2005
    Beiträge
    1.655
     
    Melaine ist offline
    Angelina schien die Idee Melaines zu akzeptieren und ebenso bereit zu sein, darauf einzugehen. Sie schlug sogar vor, dass sie es zusammen probieren sollten, nachdem sie der Wassermagierin gestanden hatte, dass sie es noch nicht probiert hatte.
    Es war ein seltsames Gefühl einer Priesterin von Magie zu berichten, die jene noch nicht gewirkt hatte. Als würde sie einem Piraten begegnen, der nicht schwimmen konnte. Es war nicht unmöglich, doch das Bild, das Melaine von den höchsten Dienern Adanos hatte, war ein zu perfektes, als dass ihr nicht bei dem Anblick der Risse in ihm ein eisiger Schauer über den Rücken gelaufen wäre.

    Vielleicht war dies einer der Augenblicke, in dem man die Chance hat, die Größe trotz der Unvollkommenheit des eigenen Bildes an dem anderen zu erkennen. Einer jener Augenblicke, die einem die festgefahren Bilder wandeln und den Blick für das neue, unberührte heben ließ, das, sobald man es zu akzeptieren beginnt, die Vollkommenheit wiederherstellen würde. Ein Augenblick voller Magie, der offenbarte, dass die Magie, trotz ihrer Vollkommenheit, ein stetig wachsender Prozess war und es kein Ende gab, auf das man sein Weg richten könnte, keine Grenze, an der man scheitern würde, wenn man erst die kleineren Hürden genommen hätte.

    Melaine nickte bedächtig. „Ich glaube nicht, dass ich es heute noch schaffen werde. Doch ich werde mir darüber weitere Gedanken machen und dich morgen wieder aufsuchen.“, verkündete die Wassermagierin leise und versuchte sich den kreisenden, feinen Wasserstrahl vorzustellen, der in ihren Gedanken die Gestalt eines schnell rotierenden Rades annahm, dass sich dem Stein näherte, der ihm letztendlich weichen musste.

    Angelina nickte zustimmend und wünschte der Schülerin eine ruhige Nacht, bevor sie ihren Weg in den Tempel fortsetzte. Auch ihr schien dies so lieber gewesen zu sein. Melaine konnte nicht wissen, was die Gedanken der Priesterin für sich in Beschlag genommen hatte und wagte es nicht, sich darüber Gedanken zu machen, geschweige denn ihre Lehrmeisterin danach zu fragen.

    Mit einem stummen Nicken für sich selbst und die unsichtbaren Beobachter, wandte sie dem Tempel den Rücken zu und setzte ihrerseits ihren Weg fort, der nun, nachdem die Qual des klopfenden Herzens verflogen war, ein neues Ziel hatte.

    Wie in einem Traum, der von besseren Zeiten sprach und das diffuse Licht für sich beanspruchte, lag der Kräutergarten im silbrigen Schein des Mondes wie ein Hort des ewigen Friedens vor der Geborgenheit suchenden Rothaarigen, die mit sanften Bewegungen ihre Füße auf heiligen Boden setzte.
    Beinahe schüchtern suchten grüne Augen nach dem Wächter jenes Friedens, der in Gedanken versunken auf der Bank saß und mit leerem Blick die Ferne berührte. Leise näherte sie sich ihm und hob die Hand, die zart geführt über seine Wange bis zum Kinn strich und dieses sachte hob. „Mein Wächter!“, hauchte sie leise und ließ einen zärtlichen Kuss auf den Lippen des Wasserträgers zurück, ehe sie sich neben ihm setzte und sich an seine Seite kuschelte, „Adanos hat den Tag schnell vergehen lassen. Ich bin ihm so dankbar dafür.“, sprach die Rothaarige und legte den Kopf auf die Schulter des Gärtners, um den ihr gebotenen Frieden mit seiner Wärme zur Vollkommenheit reifen zu sehen. Der Augenblick schien falsch, ihn auf sein Versprechen aufmerksam zu machen. Es war nichtig und klein und für diesen Ort nicht geschaffen, sodass sie hoffte, dass er sich damit nicht quälen würde. Und doch wusste sie nichts zu sagen, um es vergessen zu lassen. „Ich soll Stein mit Wasser schneiden.“, murmelte sie und hob ihren Kopf, um seine blauen Augen leuchten zu sehen. Der Mond ließ sie strahlen und so näherten sich ihre Lippen erneut den seinen, als das Grün im Blau versank.

  20. Beiträge anzeigen #80
    Mythos Avatar von Saleph
    Registriert seit
    Sep 2001
    Beiträge
    8.173
     
    Saleph ist offline
    Darauf hatte er gewartet und zwar so sehnsüchtig, dass die kurzen Stunden der jungen Nacht wie eine Ewigkeit erschienen waren, bis sie das Pendel in die Hand nahm und jegliche Schwingung beendete. Mit wenigen Worten hatte sie die Schere beiseite gelegt und das Schneiden der Schnur aufgeschoben, sodass es wieder jene Stille wurde, die er nur mit ihren erleben konnte und auch nur mit ihr erleben wollte. Noch war die Zeit nicht gekommen und das Knäuel gab Ruh für den Moment, da das Schicksal in seiner Güte dem Todgeweihten noch einen Tag gewährte.

    Ebenso sehnsüchtig, wie er gewartet hatte, wollten die Lippen nicht von den ihren lassen und erst nach einer kurzen Weile gab er sie wieder frei, damit sich ein schüchternes Lächeln in den beiden Zügen widerspiegeln konnte. Sanft strich der Wasserträger seiner Magierin über den Rücken, ehe sich der Arm über ihre Schultern legte und sie zu sich in die schützende Umarmung zog. Ihr Wächter wollte er gerne sein und gab sich dabei die größte Mühe.

    „Stein mit Wasser schneiden.“, wiederholte die ruhige Stimme. „Auf so was könnt auch nur ihr Magier kommen.“ Das leise Lachen erstarb so schnell wie es gekommen war und ein tiefer Atemzug sog den verführerischen Duft der kupferroten Haare ein, die sich friedlich an die Schulter des Gießers gekuschelt hatten. „Aber ich bin sicher, dass du das hinkriegst. Das Meer hast du eingefroren und Metall zum zerbröckeln gebracht, als wäre es Sand. Da wird dich so ein kleiner Stein auch nicht lange aufhalten.“, sprach Saleph und lächelte der Liebsten zuversichtlich zu.
    Wahrlich war der Tag schnell vergangen und einmal mehr sollte den beiden die Nacht gehören, die, vom silbrigen Mond erhellt, den Garten als das Paradies erscheinen ließ, das er für sie war. Tief schaute er in die grünen Augen der Zauberin, die ihn zufrieden anlächelte und sich gedanklich bestimmt schon mit der nächsten Aufgabe beschäftigte, die ihre Meisterin ihr aufgetragen hatte. Zufrieden konnte auch er sein, dass er nicht Rede und Antwort stehen musste, auch wenn es der Wasserträger lieber jetzt als gleich getan hätte, doch erlaubte sie es ihm, noch einmal in die Smaragde einzutauchen, die mehr wert waren als alle Diamanten der Welt zusammen, denn die konnten niemals gleich schön strahlen.

    „Darf ich heut nochmal…“, setzte der Blauäugige an, doch wollte ihn die Zauberin den Satz nicht vollenden lassen und legte behutsam den Zeigerfinger auf seine Lippen, ehe sie sicher sein konnte, dass er nicht wieder zu sprechen anfangen würde und gab ihrem Wasserträger dann einen liebevollen Kuss. Leise knackte die alte Holzbank, als sich etwas des Gewichts von ihr nahm und Melaine ihren Wächter bei der Hand nahm, die ungestellte Frage beantwortete und ihn sachte zum Gehen bewegte. Schnell und dennoch nicht hastig trugen die Schritte das Paar über den Sand, der noch warm ein angenehmes Gefühl mit auf den Weg zu geben wusste. Sand wurde Stein und Stein wurde zu Treppen, auf denen die baren Füße leise Tapsten, bis sich das Geräusch in den weiten Gängen fortsetzte und schließlich erstarb, da die richtige Tür, das Ziel, erreicht war.

    Ohne einen Ton von sich zu geben öffnete sich die schwere Holztür, nachdem die Klinke dem Griff der zarten Hand nachgegeben hatte und sich der Raum in altbewährter Einfachheit darbot. Ihre neue Kammer hatte die Wassermagierin noch nicht bezogen und allzu unglücklich war Saleph darüber nicht, denn wollte es ihn nicht recht überzeugen, dass er sie dort auch wirklich ohne Probleme sehen konnte, wann er denn wollte. Für solche Gedanken aber war in jenem Moment kein Platz, denn die waren eingenommen von der schönen Rothaarigen, die sich in ihr Nachtkleid hüllte, während ihr Wasserträger einen Blick aus dem Fenster warf.
    Die Kühle der Abendluft stahl sich wie ein Dieb durch eben jene Öffnung und wusste sich im Zimmer breit zu machen und dennoch gab es einen Ort, den sie nicht erreichen würde. Eng an seine Magierin gekuschelt hielt der Blauäugige sie im Arm, spürte ihr leises Atmen auf seinem Hals und war froh, dass er bei ihr sein durfte. „Schlaf schön, Sternchen.“, hauchte er ihr ins Ohr und gab der Zauberin einen Kuss auf die Stirn, dass sich sogar in der Dunkelheit noch ihr Lächeln erahnen ließ, welches sich dann der Müdigkeit ergab und grüne und blaue Augen dem Schlaf verfielen.

Seite 4 von 20 « Erste 123456781115 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide