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Gwendors erste Nacht unter freiem Himmel lag hinter ihm. Wenigstens hatte es dieses Mal kein Unwetter gegeben, und so hatte er sogar besser geschlafen, als in der teuren Herberge Ardeas. Das entfernte Heulen der Wölfe und das Schreien der Eulen waren zunächst zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber das vom Adlatus entzündete Feuer hatte wilde Tiere fern gehalten.
Donnervogel hatte Gwendors Zweifel in der gestrigen Nacht mit beruhigenden Worten zerstreut. Der Schuster vertraute dem jungen Adlatus, umso mehr nachdem ihm dieser am gestrigen Abend noch eine kleine Demonstration seiner Fähigkeiten vorgeführt hatte. Der angehende Feuermagier hatte noch gesagt, dass es sinnvoll wäre eine Verkleidung zu besorgen, wenn sie in Bakaresh ankamen. Gwendor hatte ihm vorgeschlagen, dass er sich doch den zweiten Satz einfacher Kleidung leihen könnte, welchen er in seinem Rucksack trug. "Normale Bürger dürfte es auch in Bakaresh geben, damit würdest Du nicht weiter auffallen." Der Adlatus nickte, hatte aber einen kleinen Einwand gegen den Vorschlag des Schusters: " "Für die Stadt selbst magst Du recht haben. Du kannst aber davon ausgehen, dass sich relativ wenig Bürger alleine und schutzlos auf den langen Weg von Myrtana in die Wüstenstadt machen, nur um auf diesen Ball zu gehen. Auf dem Ball selbst fallen wir in Bürgerkleidung garantiert auch auf, schließlich sieht man, dass wir nicht aus Varant kommen." Nun ja! Sie hätten ja noch ein paar Tage Zeit, sich mit diesem Problem zu befassen.
Am Morgen hatten sie an einer nahen Quelle ihre Wasserschläuche neu befüllt und anschließend noch etwas Zwieback und Salzfleisch gegessen. Donnervogel hatte außerdem noch einige graue Pilze, die bei einem nahen Baum gewachsen sind dazu gesammelt, die Gwendor nicht kannte, welche aber recht gut schmeckten. "Dunkelpilze!", erklärte der Innos-Jünger, "sehr nahrhaft und praktisch überall zu finden."
Dann setzten sie ihren Weg fort. Der Pfad dem sie folgten war nun etwas weniger gut ausgebaut, als die Straßen um Vengard, aber immer noch gut zu passieren. Der Himmel war wolkenverhangen und es wehte ein kräftiger Wind von der Küste her. Aber es blieb zunächst einmal trocken.
Am Vormittag kamen die beiden Gefährten an einer üppig bewachsenen Wiese vorbei. Ein lautes Gackern erregte Gwendors Aufmerksamkeit. Drei große Laufvögel staksten mit ihren langen Beinen über die Wiese. Der Wind plusterte ihr Gefieder auf und mit ihren Köpfen, die auf langen Hälsen saßen, wühlten sie den Boden auf. Offensichtlich suchten sie dort Nahrung. "Sind das Scavenger?", fragte Gwendor fasziniert. Er hatte schon viel von diesen Vögeln gehört. Sie schmeckten ausgezeichnet, er hatte bereits zweimal von ihrem Fleisch in einem Gasthaus gegessen, sie aber noch nie in natura gesehen. Er verließ den Pfad und steuerte die Wiese an, um die lustig aussehenden Geschöpfe näher zu betrachten, da legte sich Donnervogels Hand auf seine Schulter. "Nicht näher rangehen! Sie sind sehr angriffslustig, wenn sie sich bedroht fühlen und können mit ihren großen Schnäbeln schwere Wunden schlagen." "Oh! Das wusste ich nicht!", antwortete der Schuster. Er wandte sich von der Wiese ab und folgte wieder dem Pfad. In Gedanken schalt er sich selbst einen Narren. Er kannte sich mit dem Leben in freier Wildbahn nicht aus, hier lauerten viele Gefahren, von denen er nichts wusste. Gwendor nahm sich fest vor in Zukunft vorsichtiger zu sein.
Geändert von Gwendor (18.03.2009 um 11:09 Uhr)
Grund: Rechtschreibfehler
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Was dachte sich eigentlich Saiya dabei, dass ihr Lehrling nun auch noch neue Kleidung für sie stehlen sollte? Und dann erneut los ziehen, wenn ihr die Kleidung nicht passen sollte? Vamredo verfluchte in Gedanken seine Lehrmeisterin, jedoch war er zufrieden, dass er sie nicht immer mit 'Meister' ansprechen musste. Doch waren beide nicht umsonst auf den Hügel geklettert. Wie schon Saiya ihm bereits schon sagte war die Übersicht über das Dorf recht gut. Klein war es, nur wenige Häuser, eine Mühle und ein paar Agrarflächen schmücken es. Wahrlich hier war wahrscheinlich keine große Auswahl an Kleidung zu finden, vielleicht eine Bauerntracht oder einfach nur ein paar einfachere Kleider.
Der kleine Mann machte einen langen Hals, um die Struktur des genauer auszuspähen. Nördlich und westlich des Dorfes war freies Land, nur Wiesen zum grasen für die Tiere. Südlich des Dorfes lag der Hügel, auf dem Saiya und Vamredo nach dem Dorf Ausschau hielten.Doch würde es doch leicht auffällig sein, wenn man sich vom Berg aus dem Dorf nähern würde. Somit blieb auch nur der Wald im Osten als einzige Anlaufstelle um sich ins Dorf zu schleichen.
„Pass auf, dass du nicht wieder einen Sonnenbrand bekommst während ich weg bin“, scherzte Vamredo um machte sich dann auf den Weg.
Schnell war die Rückseite des Berges wieder hinab gerutscht und sich ein Weg in den Wald gebahnt. Der Lehrling lugte um einen Baum herum, ein Holzfäller war im Wald unterwegs und schleppte einen großen Baumstumpf vom Rand des Waldes hinein ins Dorf. Ein weiteres Mal lugte er um den Baum herum, niemand war zu sehen. So huschte er schnell vom Rand des Waldes zu der Holzwand, welche die Dorfbewohner zum Schutz aufgestellt hatte. Weiter ging es bis zum Eingang des Dorfes, oder eher der Platz wo es keine Holzwand gab, welcher unbewacht war. Ein Haus war auch gleich in der Nähe. Ein kleine Herde Schafe wuselte zur Holzwand gezeigten Wand des Hauses.
„Na nu...Besuch?“, hallte es aus der Herde heraus. Ein Bauer erhob sich streckend und schwang sein Werkzeug zum Wolle schneiden in seinen Händen umher.
„Och ich...ich wollte nur mal die Schafe begutachten. Sehen prächtig aus, gibt es die Wolle auch hier als Stoffe zu kaufen?“, antwortete Vamredo ein wenig stotternd.
Der Bauer zeige lächelnd auf ein Haus etwas abseits seines eigenen. Dort sollte es also Kleidung geben? Der kleine Mann wanderte nun öffentlich durch das Dorf, hier grüßte mal eine Meid, dann auf dort wieder eine, freundlich waren die Menschen in diesem Dorf, doch musste er versuchen unbemerkt in das eine Haus zu gelangen.
Kaum hatte er das genannte Haus erreicht, schon begrüßte ihn eine etwas ältere Frau freundlich. Vamredo hingegen erläuterte ihr kurz seine Lage, er bräuchte ein paar Meter Leinen für seine Frau, so hieß es. Die Frau führte ihn in ihr Haus und zeigte ihm gleich ihr Leinenweberei, doch dann rief plötzlich eine kindliche Stimme einen Namen. Es war der Name der netten, älteren Dame, welche auch gleich darauf regierte.
„Kuhmist, was will der kleine denn schon wieder? Mein Herr, im oberen Stockwerk sind noch ein paar Leinen. Ihr könnt Euch derweil umsehen, ich gehe eben nach den kleinen Bengel schauen“
Besser konnte es für Vamredo nicht laufen. Schnell schnappte er sich ein größeres Leinentuch und rannte die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf. Irgendwo muss hier doch auch fertige Kleidung sein. Ah da ist ein Kleiderschrank! Verschlossen...welch' Überraschung aber auch. Nur gut, dass mir Saiya zwei Dietriche mitgegeben hat, sonst wäre ich hier schnell aufgeschmissen. Der Lehrling kniete sich vor dem Schrank, Gesicht nahe beim Schloss und fuhr langsam mit dem Dietrich in das Schloss. Vorsichtig und langsam drehte er den Dietrich zur einen Seite, es knackte leicht. Er drehte ihn zur anderen Seite, nichts passierte. Wieder drehte er in die erste Richtung, diesmal etwas weiter als vorher, erneut knackte es leicht. Nun musste es die andere Richtung sein, sonst wäre es ein sehr seltsames Schloss gewesen und so war es auch. Ein drittes mal knackte das Schlossgehäuse leise und anschließend ließ sich auch die Tür des Schrankes bewegen.
Braun, helleres braun, grün, schon wieder braun, hat sie nur braune Kleider hier im Schrank? Und alle in Einheitsgröße, ist ja mistig. Ach egal, muss reichen und so viel Zeit hab' ich auch nicht mehr. Schnell schnappte Vamredo sich eine helle braune Bauerntracht und legte sie kurzer Hand ein wenig in Falten. Weiter ging die Sucherei im Schrank, irgendetwas musste doch für ihn auch dabei sein. Doch alles was der kleine Mann fand waren Kleider und ein etwas längerer Poncho und so schnappte er sich eben diesen Poncho, lag auch ihn in Falten und warf ihn zum Kleid für Saiya. Nun war das Leinentuch an der Reihe, fix musste alles gehen. Das Tuch wurde ausgebreitet auf den Boden gelegt, das Kleid und der Poncho schnell hinauf gelegt und dann alles zu einem festen Paket zusammen geschnürt. Doch wohin nun mit diesem Paket? Unter der Kleidung verstecken, die Vamredo am Körper trug, konnte er es nicht, die Beulen würden selbst einen Blinden auffallen. Der Kopf ging von einer Seite zur anderen, hastig schaute er sich im Zimmer um.
„Mein Herr? Wo seit Ihr hin verschwunden?“, hallte es vom unteren Ende der Treppe. Nun musste ihm etwas einfallen, irgendetwas, egal was es auch im Moment sei, die Frau durfte sein Vorhaben nicht erfahren. Das Fenster, dies war der Ausweg den Vamredo wählte. Schnell war es geöffnet und das Paket hinaus geworfen, jedoch nicht zu weit, er wollte es auch wieder finden.
„Ah da seit Ihr, hier gibt es allerdings keine Leinen, erst im nächsten Raum sind wieder welche“
„Ähm..ja, ich wollte nur mal aus dem Fenster schauen und so. Allerdings denke ich, dass ich wiederkommen werde..äh...mit meiner Frau versteht sich und dann schauen wir uns nochmal genauer um“, sprach der kleine Mann zur älteren Frau.
Die Frau schaute etwas verwirrt drein, machte sich aber keine weiteren Gedanken über die Aussage. Ruhigen Schrittes begleitete sie Vamredo noch hinaus und verabschiedete dann höflich bei ihm. Er hingegen ging wenige Schritte weiter weg vom Eingang, machte dann kehrt und flitzte unbemerkt zur Rückseite des Hauses. Das Paket war nicht da, den ganzen Boden suchte er ab, nirgends war das Paket zu sehen. Entnervt trat er gegen den nahe stehenden Baum, aus den Augenwinkel konnte er etwas merkwürdiges beobachten. Einen flüchtigen Blick später erkannte er auch was es war, sein Paket! Wenige Augenblicke später befand sich das Paket wieder in seinen Händen. Herangekommen war er durch mehrmaliges werfen einen Astes hin zum Paket, bis es schließlich runter fiel. Nun konnte er sich endlich wieder auf den Weg zu Saiya machen und ihr das neue Kleid feierlich übergeben, ob ihr das Kleid gefallen würde?
Geändert von Vamredo (18.03.2009 um 18:43 Uhr)
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Myrtana, südlich von Montera, Küste
Der Wind hatte zugenommen und bließ mittlerweile in Kräftigen Böen gegen die Gesichter der zwei Reisenden. Sie hatten Kap Dun etwas nördlich umgangen, doch hatte Donnervogel die Spitzen der Holzhäuser erkennen können. Was man so hörte, was es dort nicht sicher, weswegen das Küstendorf für ihn nicht in Frage für eine Unterkunft kam. Außerdem passte gerade schlecht in ihren Zeitplan. Es blieb knapp eine Woche, bis die Feierlichkeiten in Bakaresh beginnen würden, genug Zeit wohl, aber man sollte sich nicht zu sehr auf sein Glück verlassen, hatte der Adlatus bei sich gedacht.
Sie bogen um eine Ecke, welche von hohen Bäumen gesäumt war, und Wasser kam in Sicht. Die Meerenge verriet ihm, dass es bis Trelis nicht mehr allzu weit war. Bis zum Abend würden sie es wohl nicht mehr schaffen, doch es war ein gutes Zeichen. Der Weg vor ihnen schlängelte sich sich an der Küste entlang und am Horizont konnte er einen gewaltigen Felsen im Wasser aufragen sehen. Allerdings würden sie nicht allzuweit herankomen, da der Pfad auf halber Strecke nach Norden führte. Donnervogel sprach an Gwendor gewandt: "Wir müssten jetzt fast genau südlich von Montera sein. Ich erinnere mich an dies kleine Meerdelta aus diversen Karten. Ich hoffe, es gibt keine Probleme mit den Orks. Die werden auf dem Weg nach Trelis zunehmen wahrscheinlicher, sagte man mir einst." Da Gwendor nichts sagte sprach der Adlatus weiter: "Ich denke, es ist besser, erst gar nicht zu versuchen, in die Stadt reinzukommen. Ich weis nicht, wie die Verhälltnisse aktuell sind, aber als ich letztens hier war stand es sehr schlimm. Und bleiben zwei Alternativen. Die kurze führt übers Meer, wir müssen dann schwimmen. Auf dem längeren Weg müssten wir Trelis weiträumig auf nördlicher Seite umgehen. Südlich entlangzuschlüpfen halte ich für zu gefährlich. Ich glaube nicht, dass ich es schaffe uns beide so lange über Wasser levitieren zu lassen und nass möchte ich nur ungern werden. Ist das okay für dich?"
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Als Donnervogel vom Schwimmen sprach, zog sich kurzeitig Gwendors Magen zusammen. Er konnte sich zwar über Wasser halten und sich auch notdürftig vorwärts bewegen, aber er würde sich beileibe nicht als guten Schwimmer bezeichnen. Bei dem Gedanken eine größere Strecke, durch das offenen Meer zu schwimmen, stellten sich Gwendors Nackenhärchen auf. Aber die Alternative, welche Donnervogel ihm vorgeschlagen hatte, Trelis in weitem Bogen nördlich zu umgehen, schien auch diesem glücklicherweise deutlich besser zu gefallen.
Daher gab es für ihn nicht wirklich eine Wahl, und er antwortete: " Ich bin damit absolut einverstanden. Auch mir erscheint es deutlich besser einen kleinen, aber sicheren Umweg in kauf zu nehmen, als eine gefährliche Überquerung der Meerenge."
Donnervogel nickte, augenscheinlich erleichtert über die Entscheidung seines Gefährten, und setzte seinen Weg fort.
Der Schuster folgte ihm.
In der Ferne donnerte es und ein leichter Nieselregen setzte ein.
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Noch immer regnete es leicht und kleine Tropfen prasselten auf die Häupter der zwei Wanderer. Der Himmel war so voller Wolken, dass sie die Sonner nicht mehr sehen konnten, doch es musste schon recht spät sein - zumindest nach Donnervogels Zeitempfinden. Den geschlängelen Pfad direkt am Meer entlang hatten sie hinter sich gelassen und sie befanden sich nun in leicht bewaldetem Gebiet und trabten stetig den Pfad Richtung Westen entlang. Seine Kleidung war schon ziemlich nass und er dachte gerade, dass es wohl nun auch nicht mehr so schlimm wäre, zu schwimmen, wo die Klamotten schon so feucht waren. Er fror und fühlte sich unwohl in seiner Haut. Mit jedem Schritt rieb der Stoff an seiner Haut, kratzte und schürfte sie wohl langsam leicht auf. Der Gedanke an Magie, um sich zu wärmen, kam ihm nicht.
Seit einiger Zeit hatte niemand mehr etwas gesagt und so wurden die zwei nur vom Regen und ihren Auftrittsgeräuschen im Schlamm begleitet. Es störte ihn nicht sonderlich, allerdings war ihm langsam der Stoff für seine Gedanken ausgegangen. Doch einfach so irgendein Thema anzuschneiden, erschien ihm fast genauso schlimm. Jedoch nur fast udn so hustete er kurz auf und sprach: "Du, Gwendor. Hast du eigentlich noch Familie? Weis irgendjemand, dass du mit mir auf dem Weg nach Bakaresh bist? Oder lebst du allein?"
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Der andauernde Regen, welcher seine Kleidung durchnässte, und der stetige Wind, welchen man mittlerweile schon fast als Sturm bezeichnen konnte, hatten den jungen Schuster ausgekühlt und entkräftet. Vor Beginn seiner Reise war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr einen schon eine Alltäglichkeit, wie schlechtes Wetter, jegliche Abenteuerlust nehmen konnte. Missmutig stapften er und Donnervogel durch den Schlamm der aufgeweichten Straße. Lange hatte keiner von ihnen mehr ein Wort gesprochen, als ihn nun der Adlatus nach Freunden und Bekannten in Vengard fragte.
Gwendor begann zu erzählen: "Nein! Es wartet niemand in Vengard auf mich. Meine Eltern kamen ja im Kampf gegen die Orks ums Leben und Geschwister habe ich nicht. Meine Freunde kann man eigentlich eher nur als flüchtige Bekanntschaften bezeichnen. Keinem habe ich ausreichend vertraut, um ihm zu erzählen wohin und aus welchem Grund ich reise. Eine Frau oder Freundin habe ich ebenfalls nicht. Vielleicht fiel es mir deswegen so leicht, meine Heimatstadt so ohne weiteres zu verlassen. Demnach würde mich auch niemand vermissen, falls mir etwas passiert. Aber das ist ja nicht so schlimm. Schließlich wird dein Orden ja nach dir suchen, falls uns widererwarten in Bakaresh etwas zustoßen sollte."
Bei den letzten Worte des Schusters meldete sich auf unangenehme Art und Weise Donnervogels Gewissen. Um seinen Begleiter nicht zu beunruhigen, hatte er diesem noch nicht erzählt, dass er es versäumt hatte im Innos-Tempel von seiner Reise Meldung zu machen.
Nach diesem kurzen Wortwechsel breitete sich erneut bedrückendes Schweigen über die beiden Reisenden aus.
Der Regen verstärkte sich weiter. Sie würden Probleme bekommen ein trockenes Lager für die Nacht zu finden, denn schließlich hatten sie die letzte Siedlung Kap Dun gemieden und Herbergen oder Gehöfte lagen nicht auf ihrem Weg.
Gerade wollte Gwendor Donnervogel auf diese Problematik hinweisen, nur um das unangenehme Schweigen zu brechen und überhaupt etwas zu sagen, da horchte der Handwerker auf. Hinter dem Prasseln des Regens und dem Rauschen des Windes konnte man ein leises metallisches Klirren vernehmen. Die beiden Gefährten sahen sich alamiert an, mit einem Kopfnicken deutete der Innosjünger auf ein nahes Buschwerk am Wegesrand, schnell verbargen sich die beiden Reisenden in jenem Gestrüpp.
Mit vor Aufregung klopfendem Herzen beobachtete Gwendor den Weg und das umliegende Gelände. Aus der bereits aufziehenden Dämmerung vor Ihnen traten mehrere bewaffnete und breitschultrige Gestalten. Gestalten die eindeutig nicht menschlichen Ursprungs waren.
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Gespannt starrte Saiya auf das Paket, mit dem Vamredo unter dem Arm gespannt auf sie zugelaufen kam. Sorgfältig breitete er das große Leinentuch auf dem kalten Grasboden aus und hielt seiner Meisterin das Kleid hin, welches er für sie geklaut hatte.
"Ich geb dir gleich deine neue Aufgabe, dann kann ich mich in Ruhe umziehen. Siehst du den Marktplatz dort? Da herrscht reges Treiben, genau richtig, um zu lernen, wie man anderer ihrer Habseeligkeiten erleichtert. Suche dir jemanden, der gerade abgelenkt ist, an einem der Stände etwas sucht zum Beispiel. Du musst dir sicher sein, dass er wirklich abgelenkt ist und nichts davon mitbekommt. Kurz bevor du dir seinen Goldbeutel dann schnappst, wirst du nochmal extra für Ablenkung sorgen, indem du ihn anrempelst, oder so. Lass dir was einfallen. Wenn du merkst, dass es nicht klappt, zieh dich sofort zurück, mache eine kleine Pause und versuche es bei einer anderen Person nochmal. Wenn du erfolgreich genügend Gold zusammen hast, bringst du es hier her. Soweit alles klar?" Vamredo nickte. "Ich denke nicht, dass du eine Waffe besitzt. Also hier, nimm den hier mit." Saiya band sich ihren Dolch vom Gürtel und übergab ihn ihrem Schüler. "Damit wirst du den Beutel schneller vom Gürtel losbekommen. Und jetzt geh!"
Die Meisterdiebin wartete noch einen Augenblick und blickte ihrem Schüler nach, bis er nur noch wenige Schritte von dem Dorf entfernt war. Dann kletterte sie von dem Hügel hinunter, versteckte sich im Wald, und wechselte dann, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand zusah, ihre Kleider. Raus aus der alten Hose, dem verschlissenen Hemd, rein in das neue Bauernkleid. Ihren Umhang band sie sich wieder über die Schultern, auch zog sie ihre nassen Schuhe wieder an, doch sollte es nichtmehr lange dauern, bis sie getrocknet waren. "Passt sogar, prima. So werden wir ungestört nach Vengard reisen können." dachte sich die Diebin, während sie sich wieder auf den Hügel begab.
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Der Regen hatte am Morgen nachgelassen und der klitschnasse Zeltstoff war hing über seinem Rucksack ausgebreitet um wenigstens etwas zu trocknen. Ab und zu berührte das kalte Leinen seinen Nacken und mehr als einmal war er instinktiv erschrocken. Weiterhin saß ihm der Schreck vom gestrigen Tag noch in die Gliedern. Als es schon beinahe Nacht gewesen war, hatten sie sich vor einer kleinen Meute Orks im Gebüsch versteckt. Wild waren die Grünhäute über die Straße gestapft und unachtsam hatten sie Geräusche von sich gegeben, sodass Donnervogel und Gwendor hatten flüchten können. Deswegen hatte Donnervogel wohl auch so schlecht geschlafen. Immer wieder war er beim kleinsten Geräusch aufgeschreckt und hatte nach seinem Schwertgriff gesucht und ihn gepackt. Still hatte er dann einige Atemzüge gelegen und gelauscht, doch passiert war nichts. Am Morgen waren die zwei Gefährten dann geschwind aufgebrochen, um Trelis bestenfalls am Abend hinter sich zu lassen.
Dumpf stapfte er vor sich hin. Der Himmel war weiterhin wolkenverhangen und der Tag ging schon wieder zur Neige. Plötzlich kam ein Bauernhof in Sicht und Donnervogel deutete mit dem Finger geschwind auf die zwei vereinzelten Hütten und das weite Ackerland. "Wir sind jetzt ganz nah an Trelis. Nicht mehr weit und die Burg müsste in Sicht kommen. Soweit ich der Sonne vertrauen kann ist dort Norden", sprach er und blickte in Richtung einer Wiese, welche in seinem Sichtfeld rechts des Bauernhofes lag. "Am besten wir halten uns die ganze Zeit leicht geduckt. Ich kann uns wohl nicht gegen Blicke abschirmen. Dazu reicht meine Macht nicht aus." Gwendor nickte und sprach: "Ist gut. Lass uns beeilen. Jede Sekunde zählt." Donnervogel nickte, ging etwas in die Knie und beschleunigte seine Schritte. Da der Winter erst jüngst vorbei war bot die Vegetation nicht besten Schutz doch die vielen Gräser und kleinen Sträucher leisteten ihren Teil und so waren sie bald im Unterholz verschwunden.
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Östlich von Silden
Eine Ameise kitzelte seine Hand, als sie mit kurzen Beinen über seine Haut krabbelte. Immer wieder hielt das kleine Insekt an und streckte seine Fühler in die Luft, als ob es etwas mit ihnen hören oder riechen wollte. Ein schwarzer Punkt der sich krabbeln von der gebräunten Oberfläche seines Armes bewegte. Bedächtig hob er den Arm und hielt sich die Ameise direkt vor die Augen. Aus der Nähe sah das Tier wie ein Bollwerk aus. Sechs Füße trugen einen gepanzerten Körper, von einer glänzenden Schicht umhüllt, die auf Menschengröße hochgerechnet wohl jeden Bolzen und jeden Schwerthieb abgewehrt hätte. Ein Wunderwerk der Natur, dachte er sich, während das Insekt seinen Kopf, der wie eine Stecknadel schien, hob. Er schien fast zu groß für den Körper, wie ein Ball der an einem dünnen Ast hing.
Wieder kletterte das Tier seinen nackten Arm hoch, der Pulsader entlang, über das Gelenk in die Handfläche. Tiefe Rinnen erwarteten es dort, Hautfalten und Linien, die Wetter hineingeschnitten hatten, gleich einer Narbe eines Schwertstreiches. Das Tier kitzelte sie mit seinen Fühlern, dann ging es entschlossen weiter, schenkte den Hautfalten keinerlei Beachtung und krabbelte mit flinken Beinen über sie hinweg, überquerte einige weiter größere und kleine Rinnen und erklomm dann den Zeigefinger, den er immer weiter bog, bis das Tier über seine Fingerkuppe hinweg auf den Fingernagel wanderte.
Fasziniert drehte der Wanderer abermals seine Hand. Anstatt den Gesetzen der Schwerkraft zu gehorchen und hinabzufallen klammerte sich die Ameise an seine Haut und umkrabbelte seinen ausgestreckten Finger um die Hälfte, so dass es wieder oben stand. Unschlüssig stand sie da, verharrte auf einem Punkt während er sich bückte und die Hand flach auf die Erde legte. Mit einigen eiligen Schritten überwand die Ameise nun die Hürde seiner Finger und setzte seinen Weg auf dem feuchten Waldboden fort, wo sie sich bald in eine Kolonne von Artgenossen einreihte, die einige Schritt weit ihren Straße bildeten, so sie bald nur eine unter vielen wurde, vom Individuum zum funktionierenden Zahnrad im Uhrwerk des Ameisennestes.
Er blickte dem Insektentross noch einige Zeit nach, hatte sein Exemplar längst aus den Augen verloren, als er sich endlich wieder aufrichtete, seine Ärmel wieder nach vorne krempelte und seinen Weg durch die Wälder und Auen Myrtanas fortsetzte.
Geändert von Adrastos (20.03.2009 um 22:24 Uhr)
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südwestlich von Trelis, kurz vor dem Pass
Die Morgensonne warf ihre ersten, noch nicht besonders wärmenden Strahlen auf ein kleines Wäldchen, dass etwas abseits der Straße, in einer großen farnbewachsenen Wiese stand. Nebelschwaden zogen über den Erdboden, welche sich aber mittlerweile aufzulösen begannen. Die Vögel begrüßten mit ihrem Zwitschern den neuen Tag und man konnte der Szenerie einen idyllischen Eindruck nicht absprechen.
In diesem Wäldchen hatten Donnervogel und Gwendor ihr Zelt aufgebaut, in welchem sie sich zur Zeit auch aufhielten. Donnervogel schlief noch, der junge Schuster Gwendor jedoch regte sich bereits. Er schlug die Augen auf und gähnte. Langsam hatte er sich an die Nächte in diesem Zelt gewöhnt, die allgegenwärtigen Geräusche der nächtlichen Wildniss Myrtanas störten ihn nicht mehr und auch sein Rücken tat nach dem Aufwachen nicht mehr weh. Er dachte an ihren letzten Tag zurück.
Die Umrundung von Trelis hatte sich als unproblematischer erwiesen, als sie zunächst befürchtet hatten. Die kurze Begegnung mit der Orktruppe am vorletzten Abend, war die bisher gefährlichste Situation ihrer Reise gewesen. Danach hatten sie nur noch einige Bauern aus dem Umland von Trelis auf den Feldern gesehen, welche sie jedoch nicht entdeckt hatten oder keine Notiz von ihnen genommen hatten. Trotz teilweise äußerst schlechter Deckungsmöglichkeiten hatten sie die Stadt schließlich nördlich umkreist und gegen Abend dieses Wäldchen als ihren Lagerplatz gewählt. Auf ein Feuer hatten sie aufgrund der Orks jedoch verzichtet.
Der junge Adlatus, welcher die vorhergehende Nacht kaum ein Auge zugetan hatte, war dieses Mal vor Erschöpfung quasi sofort eingeschlafen. Gwendor verzichtete darauf ihn zu wecken. Er sollte sich ruhig richtig ausruhen, es konnte durchaus sein, dass sie seine magischen Kräfte noch bitter nötig hatten.
Stattdessen beschloss Gwendor schon einmal ein kleines Frühstück einzunehmen, denn sein Magen knurrte vernehmlich, sie waren am gestrigen Tage, aufgrund der hastigen Stadtumrundung kaum dazu gekommen, etwas zu essen. Er griff nach seinem Lederrranzen und stutzte. Der Ranzen war offen und deutlich leichter, als am Abend davor. Einige Krümel lagen darum auf dem Boden verteilt. Der Handwerker zog den Proviantbeutel daraus hervor und fluchte. "Was ist das, zum Beliar!" Der Beutel war leer. Ratten! Jetzt zeigte sich natürlich welche Nachteile es hatte, wenn man auf ein Lagerfeuer in der Nacht verzichtete. Ein kurzer Blick auf Donnervogels Rucksack zeigte ihm, dass auch dort überall Krumen von Brot und Zwieback herumlagen.
'Nun gut', dachte sich Gwendor. 'Wir haben schon schlimmere Situationen auf unserer Reise gehabt.' Er zog den kleinen Brustbeutel unter seinem Hemd hervor, in welchem sich seine Barschaft befand, und warf einen Blick hinein. Immerhin hatten sie in den letzten Tagen, durch die zahlreichen Übernachtungen unter freiem Himmel Geld gespart. Seit ihrer Nächtigung in der Herberge von Ardea hatte Gwendor nichts mehr ausgegeben. Das Frühstück würde also erst einmal warten müssen, bis sie ein nahegelegenes Gehöft oder einen Bauernhof erreichten, wo sie sich mit neuem Proviant versorgen konnten.
Er begann damit, seine wenigen Habseligkeiten einzusammeln und in seinem Ranzen zu verstauen. Wenn alles glatt lief, hatten sie bis zum Abend den Pass und Myrtana hinter sich gelassen und Varant erreicht.
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Chiron kam zu sich. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn außer dem Jungen war weit und breit niemand zu sehen. Das verbesserte seine Lage allerdings nicht. Kaum hatte er die Augen aufgeschlagen, musste Chiron erkennen, dass er sich in einer Art Käfig befand. Es sah aus, als hätte man ihn sehr provisorisch aus Ästen zusammengeschustert und mit alten Stricken verknotet. Stark genug, um den schmächtigen Jungen daran zu hindern, sie voneinander zu lösen und sich zu befreien. Wie genau er überhaupt in den Käfig hineingekommen war, entzog sich seines Wissens.
Das letzte, woran er sich erinnerte, war ein dumpfer Schmerz am Kopf. Als er seinen kahlen Schädel mit der Hand abfühlte, fand er schnell die Beule am Hinterkopf. Sie musste kurz nachdem er von den kleinen Leuten entführt worden war dorthin gekommen sein. Es lag nahe, dass eben diese Leutchen dafür verantwortlich seien. Und Chiron reimte sich auch zusammen, dass sie ihn hier festhielten. Wozu und warum blieb weiterhin unklar.
Sein Magen brummte. Weder im Käfig noch irgendwo in der Nähe, so dass er es mit ausgestrecktem Arm hätte erreichen können, lag etwas essbares. Es war ein wirklich unangenehmes Gefühl im Bauch und trieb ihn dazu an den Ästen des Käfigs zu rütteln, um vielleicht einen Ausweg zu finden. Wie ein Verrückter riss Chiron daran herum, bis er plötzlich einen dicken Ast in der Hand hatte. Die Lücke, die freigeworden war, ließ den kleinen Jungen geradeso hindurchschlüpfen.
Erst jetzt wurde sich Chiron überhaupt der Welt um den Käfig herum bewusst. Zwar befand er sich mitten im Wald, trotzdem lag hier allerhand Gerümpel herum. Beinahe als würde sich jemand aus allen Ecken und Enden der Welt Dinge zusammenzusuchen, ganz gleich ob sie wertvoll waren oder nicht. Etwas brauchbares konnte der Junge darunter jedenfalls nicht finden. Und ihm blieb auch keine Zeit lange nach etwas zu suchen, denn das Unterholz raschelte und kündigte an, dass sich jemand näherte. Es lag auf der Hand, dass es wohl die kleinen Leute sein mussten.
Überstürzt entschied sich Chiron für eine Richtung in den Wald und wählte die falsche. Kaum hatte er einige Schritte ins Dickicht gemacht, als er sich einem von diesen kleinen Männchen gegenüber sah, die ihn und den Ork überfallen hatten. Er wirkte äußerst befremdlich, trug eine große Feder an den Kopf gebunden und hatte einen roten Schal um den Körper geschlungen, als sei es ein Gewand. Bei seiner Größe lag das auch nicht allzu fern der Wirklichkeit.
Nicht einen Augenblick nachdem sich die beiden gesehen hatten, begann das Gezeter. Chiron verstand kein einziges Wort von dem, was der kleine Mann sagte. Es war sogar noch verworrener als die Orksprache, dabei hätte man meinen können, dass es sich bei diesen Leutchen um eine besonders kleine Variante der Orks handelte. Auf jeden Fall gefiel es diesem gefiederten Männchen ganz offensichtlich nicht, dass Chiron freigekommen war. Er wedelte drohend mit der kleinen Faust und machte Anstalten auf den Jungen loszugehen. Zu spät, wie er mit Entsetzen feststellen musste, denn wie eine Eingebung der Stimme griff Chiron hastig nach dem kleinen Mann. Seine Hände umschlossen dessen Hals und wie von Sinnen würgte der Junge die kleine Kreatur. Seltsame Befriedigung fand er darin und stierte mit seinen purpurnen Augen in das Gesicht des Männchens. Die Stimme trieb den Jungen und er hörte nicht eher auf, als dass das gefiederte Kerlchen aufhörte zu zetern, aufhörte zu röcheln und schlapp zu Boden ging.
Chirons Hände lösten ihren Klammergriff vom Hals. Jähzorn hatte den Jungen gepackt und war so plötzlich verflogen wie er gekommen war. Teilnahmslosigkeit nahm ihn ein. Die Stimme rechtfertigte die Tat und Chiron vertraute darauf.
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Immernoch östlich von Silden
Die Nacht hatte sich wie ein Schleier über das Land gelegt, wabernde Dunkelheit umschwirrte die Bäume, die grotesk ihr Gesicht zu Fratzen verzogen und ihre Äste klauenbespickten Händen gleich nach dem Wanderer ausstreckten. Obwohl man es besser wusste vermutete man hinter jedem Baumstamm ein Ungeheuer das nur darauf wartete hervor zu springen und arglose Spaziergänger in die Mangel zu nehmen, sich an ihnen zu laben, ihnen die Kehle durch zu schneiden oder schlimmeres. Wenn die Nebelschwaden sich durch die Dunkelheit zogen, wie Gespenster, dann entwickelte der Mensch eine allzu lebhafte Phantasie, in der jeder ausgemergelte Wolf zur menschen fressenden Bestie wurde, die kein Pardon kannte.
Auch Adrastos ging es nicht anders, in der kühlen Nacht, in der er zwischen den Baumstämmen umher irrte, fast blind und ohne Orientierung. Immer wieder stolperte er über Wurzeln der alten Eichen, stieß mit der Stirn gegen die knorrigen Äste der Buchen und riss sich an Brombeersträuchern die Haut und die Kleidung auf, die er eng um seinen Körper geschlungen hatte, als Schutz vor der nächtlichen Kälte, die mit eisigen Fingern nach ihm griff und die schaurige Atmosphäre der Wälder nur verstärkte.
Mit der Zunge fuhr er sich über die ausgetrockneten Lippen - er hatte vor Stunden den letzten klaren Bach überquert - und kniff die Augen zu, wobei er herzhaft gähnte. Nur mit Willenskraft zwang er sich wach zu bleiben, die Augen offen zu halten und nicht dem Zwang nachzugeben sich einfach auf den Waldboden zu legen. Nur eine vage Hoffnung hielt ihm davon ab, ein mehr als nur sprichwörtlicher Lichtschein am Horizont, ein Funke in der Dunkelheit der sich in seinen spähenden Augen wieder spiegelte. Der roten Schein eines Feuers glühte durch die dicht aneinander stehenden Stämme, vielleicht einen Steinwurf entfernt. Neue Hoffnung stieg in ihm auf, mit müden Füßen stolperte er vorwärts, durchbrach den Rand einer kleinen Lichtung und sah etwas, das ihm nicht im mindesten überraschen sollte:
Ein kleines Lager war dort aufgeschlagen worden. Ein Einmannzelt stand aufgeschlagen am Rand der kleinen, zwar Baumfreien, aber dennoch dicht bewachsenen Lichtung. Das Lagerfeuer war ungefähr in der Mitte, von einem Ring aus Steinen gesäumt, knackend und prasselnd, Funken in die Umgebung schleudernd. Ein kreisrundes Stück Holz war aufgebockt, darin steckte fest verankert eine Axt oder ein Beil, mit dem bereits einige Scheite gespalten worden waren.
Und dort, angeleint, stand ein Pferd. Ein Fuchs war es, groß, doch schlank und wenig kräftig. Kurz blickte der Wanderer darauf, dann spähte er kurz ins Zelt und fasste einen Entschluß, der im Grunde untypisch für ihn war. Schnell schlüpfte er in die Behausung, wühlte dort herum und kam schließlich mit einer Handvoll Vorräten wieder hervor, an die frische Luft wo er schon erwartet wurde. Lautlos hätte sich der Mann angeschlichen, der sich vor ihm aufbaute. Die kräftigen Arme hatte er vor der Brust verschränkt und trippelte mit den Fingern an seinen Rippen. In der anderen Hand hatte er eine Peitsche, die schlaff herunterhing. Sie war aus Leder gefertigt, war lang und biegsam. Eine normale Fuhrmannspeitsche, wie er sie schon kannte. Doch er wusste auch um die Schäden die sie anrichten konnten.
»Was machst du hier?« fragte der Mann barsch, mit einer kratzigen Stimme die nicht oft benutzt zu werden schien. In einem Moment des Schreckens lies der Wanderer die Vorräte fallen und fuhr mit seiner Hand instinktiv zum Schwertknauf. »Ich... äh.... ich« stotterte er, während er fest das Heft umfasste. »Du wolltest mich bestehlen. Und ich mag es nicht, wenn man mich bestehlt, verstehst du das?« fragte er mit einem gefährlich ruhigen Tonfall. »Ich... also...« Mit einem Ruck lies er sein Langschwert aus der Scheide gleiten. »... Ich war gerade im Begriff sie zu bestehlen. Es ist dringend, ich habe es eilig. Nur ein paar Vorräte und das Pferd, mehr will ich nicht. Bleib ruhig, dann lasse ich Gnade walten!«
Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, wie er den dicken Mann markierte und diesen eigentlich Unschuldigen bedrohte, der nun zurückwich, während die Schwertspitze auf seine Brust deutete. »Und lass die Peitsche los« Der Mann gehorchte, und auch Adrastos senkte sein Schwert.
»Ganz ruhig, Ad!« dachte er sich, während er merklich laut schnaufte, all die Müdigkeit war von ihm gefallen.
»Es ist ohnehin nicht meines« schnaubte er Bedrohte. »Hab es doch selbst erst vor einigen Tagen irgendwo im Wald gefunden. Störrisches Biest. Schlägt alle Naselang aus und Reiten kann man es auch nicht.«
»Es ist nicht zugeritten« wusste der Wanderer. »Gebt es mir, dann wird es einen Nutzen haben«
»Und ich geh leer aus? Kannst du vergessen!« meckerte der Holzfäller, der wohl vergaß, dass er im Zugzwang war.
»Okay« meinte Adrastos genervt. »Dann regeln wir das jetzt auf meine Weise!«
Geändert von Adrastos (22.03.2009 um 14:11 Uhr)
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Wald bei Faring
Laut knirschten die trockenen Zweige unter den Füßen der beiden kolossalen Jäger, die sich mit nashorngleicher Grazie durch Gestrüpp und Astwerk kämpften, stets darauf bedacht, den Laut irgendeines Tieres zu vernehmen und stets damit enttäuscht, ihren eigenen Geräuschen zu folgen. Great Khali und Orkus... beide waren wohl keine großen Jäger. Ein jeder gehörte an einen anderen Arbeitsplatz, der Ork, wenngleich es etwas verwunderlich war, in seine Barbierstube und Khali an das heiße Schmiedefeuer irgendeines Ofens. Doch in dieser rauen Welt gewannen nur die, die sich auch an die wideren Lebensumstände perfekt anpassen konnten. Und wem diese Anpassungsgabe nicht von Geburt an geschenkt war, der musste üben, kämpfen und meistens auch ein bisschen leiden. Doch kein Leid übertraf die Freude eines Erfolges. Diese Hoffnung keimte den ganzen Tag bereits im Kopf des Söldners und so konnte er sich immer noch eine gewisse Freude bereiten, die verdammten Äste wegzuschlagen und hier und da willkürlich Kreuze in die Stämme zu schneiden. So konnte er sich ein bisschen auslasten, die frisch dank Orkus gestärkten Knochen warm halten.
Und sich selbst dazu. Es war wirklich kalt geworden. Noch kämpfte Väterchen Frost gegen den Frühling und jegliche Wärmestrahlen an. Irgendwann doch würde er den Kampf verlieren. Das war der Lauf der Dinge.
Und dennoch war es irgendwie eine schweigsame und ernüchternde Suche. Es war anzunehmen, dass örtliche Jäger, ausgebildete Schützen und Fallensteller, bereits eine Menge der Biester in näherer Umgebung erhascht hatten. Umso schwerer würde es für die beiden Laien heute werden. Doch noch hatte Khali Blut gerochen. Sein schäbiges Brotmesser in der Rechten, der Knüppel in der Linken, er war bereit, es mit den Schergen der Natur aufzunehmen. Nur sie schienen nicht bereit.
"Du wissen, wo wir hingehen? Hat Orkus gute Nase oder gar Nachtsichtaugen?"
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Irgendwo im Wald nahe Faring
"Ha, schön wäre es. Meine Augen sind nicht die besten, und gerochen ich habe nichts außergewöhnliches seit der Abreise", lachte der Ork. Die Müdigkeit steckte tief in seinen Knochen, denn er hatte in dieser Nacht nur wenig Schlaf gefunden, bedingt durch Kälte und Ungemütlichkeit. Das Krush Varok, ein einfaches, einhändiges Schwert für gewaltige Orkpranken, umfasste Orkus, bereit, sich gegen jegliches Geschöpf zu erwehren, auch wenn es für ihn wahrscheinlich besser wäre, er würde lieber den Ungetümen den Hals brechen als versuchen, mit der Klinge zuzuschlagen, immerhin hatte der Heiler keine Lehre im Umgang mit Waffen erhalten.
Kühl wehte der Wind und der Ork zog seine wärmende Kleidung enger, auf dass die Kälte weichen würde, doch es passierte nicht. Orkus sah sich zitternd um, auf dass die beiden Hünen vielleicht noch in dieser Nacht Erfolg haben werden.
Da vernahm er ein Geräusch, ein leichtes Rascheln im Unterholz. Auch Khali schien etwas bemerkt zu haben und grimmig sah dieser in die Augen des Barbiers. Mit einem Kopfnicken schlichen sie unbeholfen weiter, aber der Lärm hätte bestimmt auch einen betrunkenen Tagelöhner geweckt, dennoch konnten sie noch hoffen...
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Er konnte nichts dafür, wenn die Tiere vor ihm wegrannten. Legte sich jemand mit ihm an, der körperlich unterlegen war, so musste Khali generell meistens nur ein kurzes Knurren von sich geben, da war sein Gegenüber auch schon still, wenn nicht sogar weggerannt. Letzteres wollte man zwar vermeiden, doch bei den beiden plumpen Bröseln äußerst zwiespältig und somit nicht wirklich machbar.
"Hoar!", der Hüne riss einen Busch einfach beiseite und erwartete voll Adrenalin durchpumpten Blutes, jetzt auf irgendein kleines Vieh, einen Hasen oder wenn es sein musste auch auf einen dieser komischen Laufvögel einprügeln zu müssen. Doch nichts dessen war der Fall. Stattdessen fühlte er sich selbst gleich wie die Beute, als er einen gespitzten Pfeil an seiner Brust spürte. Doch der Jäger gegenüber schien genauso erstaunt zu sein, wie er.
"Was bei allen Göttern?", der Mann zog die Sehne seines Bögens noch ein Stückchen weiter, als er Orkus durch das Gebüsch stapfen sah.
"Zurück, Bestie! Wah!"
Im letzten Moment packte Khali den Pfeil und brach in mit einem gezielten Hieb enzwei, ehe der Feind abfeuern konnte. Entsetzt blickte ihn die Gestalt einen Herzschlag lang in die Augen, dann stürzte er davon, weg in die Dunkelheit.
"Was war das denn?"
"Vielleicht ein Rebell..."
"Oh Mann..."
Sie fanden ganz in der Nähe ein kleines Lager, das tatsächlich nur von einer Person bewohnt wurde. Vielleicht so ein komischer Einsiedler, der seinen Frieden mit der Natur von selbst finden wollte. Lächerlich. Na immerhin brannte noch eine Glut an der Feuerstelle und ein paar wärmende Felle hatte der Typ auch gehabt, derer sich die beiden bedienen konnten. Doch auch er schien noch keinen Erfolg bei der Jagd gehabt zu haben.
"Und nun?"
Orkus nahm sich die Felle und stapfte zurück in den Wald.
"Zu gefährlich, schlafen lieber an geschützterer Stelle..."
"Ist gut..."
Khali blickte noch einmal über den Platz und erkannte an einen Baumstamm gelehnt noch eine rostige, alte Axt liegen.
'Wers findet, darf's behalten...', überlegte er sich mit einem Grinsen, nahm die Axt über die Schulter und folgte seinem Freund zurück in den Wald...
Geändert von Great Khali (20.03.2009 um 23:41 Uhr)
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"Pah, Bestie. Wie konnte es diese Gestalt von Möchte-gern-Rebell oder wer das auch war, es wagen, mich derartig zu beleidigen. Diese Aufständischen...wenn ich den zu fassen bekomme..."
Immerhin fanden sie in dem kleinen Camp des Morras einiges an nützlichen Gegenständen, zum einen Felle gegen diese unerträgliche Kälte sowie Proviant, und, wie Orkus überraschend verstellte, Khali jedoch nicht darauf ansprach, eine etwas rostige Axt. Ein Arbeitsgerät, nichts besonderes, aber der Hüne hatte wahrscheinlich eine Vorliebe für einfache Werkzeuge, denn immerhin war er Zeugsschmied und der Heiler erinnerte sich daran zurück, Montera, wo ihn der Great Khali stolz eine Art Vorschlaghammer präsentiert hatte.
Kurz suchten die Beiden nach einem geeigneten Waldplatz, welcher sowohl vor der Natur, als auch vor unerlaubten Besuchern gleichermaßen schützte. Schließlich setzten sich beide irgendwo in das Unterholz, weit abseits des Weges. Ermüdet teilte Orkus die erbeuteten Felle auf, zwei für jeden. Anschließend lehnte sich der Heiler an einen Baum, umhüllte sich mit den mollig warmen Fellen und nach einem "Nacht" fielen ihm auch schon die Augen zu...
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Sein Schüler war verschwunden und Elonhil sah nicht wirklich ein, warum er nach ihm suchen sollte. Eigentlich hatte der Wächter gerade vorgehabt nach Silden zurückzukehren, da war von Norden her ein älterer man auf sein Lager zugekommen, der führte ein einen Esel, der wieder einen Wagen zog. Daneben war eine junge rau gelaufen, wohl seine Tochter, hatte sich Elonhil noch gedacht.
Der Alte hatte sich als reisender Händler Hinrich vorgestellt und tatsächlich war die junge und durchaus hübsche Frau seine Tochter Iris.
Nachdem sie ins Gespräch gekommen waren hatte sich Elonhil entschlossen mitzureisen. Die Beiden wollten nach Al Shedim, eine lange Reise war das, die sie noch vor sich hatten und ohne Schutz auch eine sehr Gefährliche.
Erst hatte sich Elonhil noch überlegt gehabt eine Nacht zu bleiben und am Morgen weiter zu reisen, sie hatten sich dann aber doch darauf geeinigt, dass sie an dem tag noch ein gutes Stück des Weges hinter sich bringen könnten.
Langsam ging es nun aber darum einen geeigneten Lagerplatz zu finden, auch wenn sich der Wächter in dieser Gegend relativ gut auskannte, war das nicht immer so ganz einfach. Höhlen wurden einfach auch gerne mal von den verschiedensten Tieren in Beschlag genommen, da das Wetter aber recht stabil aussah und es wohl über Nacht nicht regnen sollte beschlossen sie in einer kleinen Senke zu übernachten. So waren sie geschützt und Elonhil hatte trotzdem noch einen recht guten Überblick. Der Wagen stand nun einige Schritte von ihnen weg, oberhalb der Senke, dort hatte auch der Esel seinen Platz.
Elonhil hatte sich um Feuerholz und schließlich auch um das Feuer selber gekümmert, Iris nahm dafür das Abendessen in ihre Hände.
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Östlich von Silden
Ein weiteres Mal beugte sich der Wanderer nach vorne und versuchte dem Tier gut zuzureden. »Ganz ruhig. Dir wird nichts geschehen« murmelte er ihm mit sanfter Stimme ins Ohr, versuchte mit guten Worten und Futter das Tier dazu zu bringen ihm zu vertrauen. Bisher vergebens, der Holzfäller hatte Recht gehabt, als er es als störrisch beschrieb. Es war nicht zugeritten, misstrauisch und hatte einen seltsam stolzen Charakter, ließ niemand auf seinen Rücken. So musste der ehemalige Nomade neben dem Tier her trotten, die Zügel fest in der Hand. Immer wieder schnaubte das Tier, warf den stolzen Pferdekopf in den Nacken oder scharrte mit den Füßen im weichen Waldboden. Scheinbar hatte der Mann, den Adrastos nach einer Handgreiflichkeit überrumpelt und mit seiner Fuhrmannspeitsche gefesselt hatte, das Tier selber mit rabiaten Mitteln gefangen. Es war nervös, die Hufen waren nicht beschlagen.
Sanft fuhr Adrastos dem Hengst über das rötlich-braune Fell. Es war ebenmäßig, kratzte angenehm auf der Haut des Wanderers. Er spürte die Wärme darunter, das Spiel der Muskeln bei jedem Schritt, wenn sie sich spannten und entspannte, hoben und senkten, mit jedem Atemzug den das Tier tat.
Bisher hatte er es noch nicht mit Gepäck belastet, damit es nicht noch weiter nervös wurde, sicher hatte es bisher keine Erfahrung damit.
Ein weiteres Mal griff Adrastos in die Tasche mit Verpflegung, die er bei dem Holzfäller hatte mitgehen lassen. Seine Gewissensbisse waren abgeebbt, als er sich an die Worte der Waldläufer erinnerte. Die Strafe schien ihm gerecht, vielleicht besann er sich eines besseren und ließ die Wälder und die Natur in Frieden. »Vermutlich nicht« dachte Adrastos seufzend, als er die Karotte aus dem Beutel fischte und dem Tier vor die Nase hielt. Es wurde aufmerksam beschnüffelt, dann zog er den Kopf zurück. Noch as er dem Wanderer nicht aus der Hand. Der warme Atem entfernte sich, Adrastos warf das Gemüse vor dem Tier auf den Boden. Erst jetzt senkte es den Kopf, roch ausgiebiger daran und stülpte die Lippen darüber, ließ es in das Maul gleiten und zermalmte es mit seinen großen Pferdezähnen. Es musste hungrig sein. »Na komm« flüsterte er dem Tier ein weiteres Mal mit ruhiger Stimme zu und ging voraus, die Zügel fest in der Hand. Das Pferd folgte.
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Wieder neigte sich der Tag dem Ende zu, die kleine Gruppe hatte aber ein gutes Stück geschafft. Schon früh waren sie aufgebrochen, gleich bei Sonnenaufgang, inzwischen hatten sie Silden hinter sich gelassen und eine Passage kam, die nicht ganz so einfach werden könnte. An Geldern mussten sie vorbei und an Trelis. Der Wächter hatte sich entschieden, dem Fluss zu folgen, so hoffte er nicht unbedingt auf orks zu stoßen, die ihnen Ärger machen könnten, da blieben aber immer noch Flusslurker und andere Biester, die ihnen das Leben verdammt schwer machen konnten, von Banditen mal ganz abgesehen.
An diesem Tag aber sollte das alles keine Rolle mehr spielen, ihr Nachtlager hatten sie bereits aufgeschlagen, das Wetter schien auch stabil zu bleiben, so würden sie die kommende Nacht sicher gut überstehen.
Das Feuer brannte bereits und wie sich Elonhil vergewissern durfte war Iris, eine ausgezeichnete Köchin, die sich auch an diesem Abend wieder um das Essen kümmerte.
Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, es war aber ein sehr langer Tag gewesen und jedem Einzelnen konnte man die Strapazen anmerken. Elonhil vor allem hoffte auf eine ruhige Nacht, den Schlaf würde er brauchen können, den die Tage würden sicher nicht weniger anstrengend werden, ganz im Gegenteil, der Pass kam noch auf sie zu, wohl der schwierigste Teil der Reise.
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Das berstende Geräusch des brechenden Trockenholzes durchdringte mit jedem Aufschlag nicht nur den knorrigen Nadelbaum, sondern auch die betrübten Gemüter der beiden Holzfäller. Sie hatten einen verdammt zähen Baum vor sich, Hartholz wohl, und Orkus schien schon lange daran zu zweifeln, ob man wirklich den Baum umschmeißen musste. Khali war davon überzeugt. Gab es schon keine Beute hier in diesem verdammten Wald, so musste er sich wenigstens etwas verausgaben. Wenngleich er dabei seine Energieen mehr oder weniger verschwendete, das war ihm gleich. Daran verschwendete er keinen Gedanken mehr. Dieses monotone Krachen der Axt gegen den Baum, das ihm bei jedem Schlag durch Mark und Bein fuhr, hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung auf ihn.
Die Kerbe war unsauber gehackt, aber inzwischen schon tief genug, um dem kahlen Monstrum langsam den Rest zu geben. Noch einmal holte der Kräftige Hüne aus, spannte alle Muskeln in den Armen zusammen für den letzten Schlag, holte mit der Axt aus und donnerte sie in die Kerbe. Ein großes Stückchen bröckelte leblos heraus. Der Great Khali warf die Axt beiseite und lugte gen Himmel. Ein leichter Nieselregen wischte ihm allen Schweiß aus dem vor Anstrengung geröteten Gesicht. Dann packte er mit beiden Händen den Stamm und setzte zum Druck an, doch sein Begleiter unterbrach ihn und wies ihn an, lieber erst einmal eine Pause zu machen. Orkus wollte diesen Stoß übernehmen, er war trotz aller Überproportionen des Söldners doch noch ein ganzes Stück kräftiger als er. Und Khali wischte sich die klatschnassen Haare aus dem Gesicht und deutete seinem Freund freie Hand an. Orkus packte den Stamm über der Kerbe und drückte mit aller Kraft...
Der Koloss krachte mit einem langgezogenen Stöhnen gen Boden, der Aufprall glich einem winzigen Beben. Unter sich begrab er Sträuche, Büsche und alle anderen kleinen Bäume.
"Sauber...", der Söldner nickte zustimmend und trottete gemächlich zu der gewaltigen Krone des Baumes. Seine Augen hatten beständig ein Ziel fixiert. Voller Erwartung packte er ein Bündel Zweige und fingerte erst langsam, dann schneller und wütender darin herum.
"Nichts!", stieß er sauer aus.
"Nichts was?"
"Keine Eier."
Schweigen. Ja, das war schon bitter. Die beiden Kolosse hatten den ganzen Morgen mit Holzfällen verbracht und schließlich mussten sie erkennen, dass das einzige Ziel, ein paar blöde Eier aus einem Nest zu holen, unerreichbar war. Dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit durchzog den Körper des Hünen wie zuvor die Schläge in die steinharte Kerbe. Schließlich schlug Orkus ihm tröstend auf die Schulter.
"Haben immerhin genug Feuerholz heute abend."
Khali musste belustigt grunzen. Diese absurde Situation noch witzig betrachten zu können, das war wohl die Gabe der Glücklichen. So schnappte er sich seine Axt und donnerte noch mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung ein paar der größeren Äste ab. Ja, immerhin...
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