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Vielleicht wäre es für den Mann mit dem Körperbau eines Trolls besser gewesen, wenn Shaheen ihm gleich die Klinge aus dem Arm gerissen hätte, denn niemand hätte die Schreie gehört, wenn schon niemand beim Kampf mit dem Ork zur Hilfe eilte. Doch vielleicht hatte Shaheen, wenn auch nach einigem Zögern, endlich mal das Richtige getan, nämlich die Initiative ergriffen.
Als der Nordmann seine ersten Worte wieder über die Lippen brachte, auch wenn dies Stunden später geschah, nachdem sie den Brocken von Menschen durch den Schnee weg vom Orklager gezogen hatte.
Was Shaheen wohl am meisten wunderte, das war, dass sie selbst nicht wieder in das nächste Unglück gestolpert war, wie es ihr schon mehrfachst in den ungüngstigsten Momenten passierte und nun eigentlich wieder hätte passieren müssen. Doch vielleicht war Beliar endlich mal auf ihrer Seite.
"Beliar?"
"Ruhe!",
fauchten ihre Gedanken wieder mit sich selbst herum, man könnte es schon fast als innere Schizophrenie bezeichnen. Dies war wahrlich nicht der richtige Moment für das Denken über Dinge, die sie sich so oft durch den Kopf hätte gehen lassen, viel wichtiger war nun, was sie mit dem Krieger machte, der wohl von Schmerzen gequält vor ihr lag und selbst nicht mehr weiter wusste. Erneut kämpfen konnte dieser in den nächsten Tagen nur schwer, so wie der Arm aussah; das vermochte selbst die Varanterin zu urteilen, die nur höchst selten eine solche Wunde in ihrem Leben zu Gesicht bekommen hatte.
Hilfe, verdammt, ich brauche Hilfe...
... und wenn sich jemand mit dem Kampf und daher wohl auch mit der Behandlung der Verletzungen auskannte, dann war es die rothaarige Kriegerin, die auch bei ihrem Wolfsbiss genaustens zu handeln wusste.
Kurz bevor die Sorgen um ihre Meisterin und ebenso um eine Frau, die ihr sehr ans Herz gewachsen ist, die Überhand gewannen, kniete sie sich zu dem verletzten Krieger und fragte ihn etwas, was man in dieser Situation eher nicht fragen sollte, denn das war weder für den Verwundeten vorteilhaft, noch würde sie ihren Anweisungen Folge leisten:
"Ich muss wohl nochmal hinüber zum Orklager... könnt ihr so lange durchhalten?"
Beim Blick in die Augen des Nordmannes wusste die Südländerin, dass sie lieber nicht gehen sollte; niemals ließ man einen Verwundeten einfach so liegen, drückte ihm die leichte Übungsklinge in die Hand und nahm die blutverschmierte Axt, die daneben lag, mit. Doch genau dies tat Shaheen, auf keine Antwort wartend - sie steckte wieder in einer dieser Situationen, wo sie etwas tat, was sie auf keinen Fall tun sollte. Sie tat es nur, weil sie es für das Richtige hielt, womit sie zweifelsohne falsch lag. Doch das würde sie sicherlich noch zu hören bekommen, vermutlich nicht nur von Redsonja, in deren Richtung die Varanterin mit der schweren Axt in der Hand, von welcher immer noch das Blut eines Nordmarers tropfte und verräterische Spuren im Schnee hinterließen...
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Sie waren ins Zelt eingedrungen. Der Späher, nach dessen Namen sie noch immer nicht gefragt hatte, postierte sich dort mit Falk zusammen und nahm sich dem stark misshandelten Nordmann an, während Redsonja aus dem Zelt hinaus spähte, die Wachen waren definitiv weg und einige der Clansbrüder kämpften um ihr überleben. Sie konnten dringend Hilfe gebrauchen. So würden ihre Schwerter also zum ersten Mal Blut lecken. Beinahe hätte sie gelacht. Es wäre ein irres, unkontrolliertes Lachen gewesen, doch blieb ihr keine Zeit dafür, denn vor ihr wurde einer der Nordmänner gerade in die Knie gezwungen, kurz darauf fiel sein Kopf.
„Monster!“
Entfuhr es der rothaarigen Kriegerin und sie hatte alle Mühe sich zu Zügeln und sich nicht ebenso kopflos auf den Orkkrieger zu werfen. Sie mussten durchhalten. Je länger, desto grösser waren ihre Überlebenschancen.
So stellte sie sich neben einen Nordmann, der den Anschein machte mit einer Waffe umgehen zu können und hoffte, dass er ihr den Rücken zu decken vermochte. Dann wartete sie ab, immer wieder die Hänge hoch schielend, ob da wieder irgendwelche Schützen auftauchen würden. Doch schien dies vorerst nicht der Fall zu sein. Aber gewiss hatten sich noch andere Überraschungen auf Lager.
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Würde seine Schulter nicht so verdammt weh tun und ihn nebenbei noch sämtliche anderen Wunden schmerzen, hätte Thorald wohl laut aufgelacht, als ihn seine Retterin kurzerhand liegen ließ, seine letzte verbleibende Wurfaxt nahm, ihn einen Zahnstocher in Form eines Schwertes hinwarf und ging. Vermutlich um Hilfe zu holen, trotz allem war die Situation doch urkomisch für den unter qualvollen Schmerzen leidenden Schmied. Selbst ein Hase würde ihn nun auffressen können. Und in Nordmar gab es ein paar mehr Tiere als Hasen. Und gefährlichere. Mit all seiner Sturheit und den letzten Reserven seines Körpers, drehte er sich etwas zur Seite und zog die blutige, mit Fleischfetzen überzogene Orkklinge zu sich. Lieber damit in der Hand sterben als mit diesem Zahnstocher. Nun konnte er auch den Ahnen wieder guten Gewissens unter die Augen treten. Sobald die Klinge in seiner Hand lag, schloss er die Augen, umarmte den Schmerz, bis sein Körper eine einzige Fackel aus Schmerzen war, ein pulsierendes etwas. Doch gleichzeitig verteilte er sich, Thoralds Kopf wurde einen Tick klarer...bevor er in Dunkelheit versank.
Geändert von Thorald (09.03.2009 um 20:47 Uhr)
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Zu schade, dass die mächtige Orkwaffe nicht mehr zu gebrauchen war, dennoch gab die Wurfaxt des Nordmannes, die noch vergleichsweise unversehrt in der Blutlache unter der Schulter dessen lag, immer noch ein tödliches Werkzeug ab. Mit der Klinge in der Hand, welche schon ewig darauf wartete, in irgendetwas Lebendes, möglichst Schuppenhäutiges, geworfen zu werden. Doch für Shaheen gab die Waffe nicht mehr als eine Axt ab, die mit einer Hand getragen werden konnte, im Vergleich zu der abgewetzten Übungsklinge war sie kürzer, aber dafür jedoch recht scharf, die gefährlich glitzernden Schneiden funklenten wie die Sonnenstrahlen auf einem regungslosen Meer - ein Schmaus für das Auge, jedoch nicht für den Ernstfall, denn im offenen Kampf würde sie einfach überrannt werden, sie hätte genausogut mit einer Gabel bis zurm Lager laufen können.
Die Orks waren immer noch hier und da am Kämpfen, die Befreiungsaktion wurde schon mehr zu einer kleinen Schlacht, gespickt von Strategie und blanker Gewalt. Irgendwo musste die Rothaarige zu finden sein, kämpfend, flüchtend oder, auch wenn Shaheen es nicht wahrhaben wollte, ... tot. In dieser Schlacht war alles möglich, der Krieg, egal wie groß er ist, hat seine eigenen Gesetze, wenn man den Schriften aus den Literaturwerken in Vengard Glauben schenken durfte.
Von nun an hieß es: leise sein. Die Orks sind beschäftigt, sie werden sie nicht so schnell bemerken, wie auf Wachposition, doch könnten sie jetzt ihren hämmernden Puls hören, der in ihren eigenen Ohren die Geräusche einer Kriegstrommel annahm, wäre sie verloren. Und kaum als sie ihre Gedanken fertig formuliert hatte, kam schon die erste Grünhaut um hinter einem Zelt hervorgelaufen, wollte sich ebenso mit in einem Zweikampf hineinstürzen, seinem Gefolgs-Ork zur Hilfe eilen, als er die Südländerin erblickte und mit einem Grunzen auf sie zu stürmte.
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Das hämische Grinsen kannte sie aus Faring, diese Biester waren alle ebenso höllisch wie sie auch aussahen. Der Ork riss seine rostig wirkende Axt empor, jaulte auf und stürmte noch schneller auf Shaheen zu.
"Wenn er dich umrennt, hast du verloren."
"Wenn er dich trifft, ist der Kopf ab.",
hallten die Gedanken wieder wirr in ihrem Kopf umher, etwas, das sie gar nicht gebrauchen konnte, erst recht nicht, in dieser Situation. Sie hatte gelernt, dass es auf jede Sekunde ankommt, Konzentration ist stets gefragt und sie darf nie nachlassen.
"Im richtigen Kampf wäre der Arm ab!"
Redsonjas Bedenken waren zurecht, die war zu unvorsichtig und wenn sie jetzt auch nur ein einziges mal unvorsichtig sein wird, dann verliert sie mit Sicherheit mehr als nur den Arm, als wenn dies alleine nicht schon schlimm genug wäre.
Der Schlag kam mit enormer Wucht, waagrecht, die Klinge raste auf Shaheens linke Halshälfte zu, vielleicht ein wenig darunter, doch wenigstens hatte die Südländerin gelernt, dass sie einen solchen Angriff keinesfalls blocken sollte, wenn es ihr an Kraft und an der guten Waffe mangele; beides war der Fall. Die Varanterin machte einen Satz nach hinten, sodass der Ork von seinem Hieb, der ins Leere ging, gnadenlos mitgerissen wurde.
"Greif an!"
"Nein, der dreht sich weiter herum!"
"Los, lieber jetzt zuschlagen, bevor er wieder vor dir steht!"
Die Stimmen waren höllisch, kontrolllos, wie Hunde, die sich von ihren Ketten losgerissen haben. Shaheen ließ sich dieses mal wenig von ihnen beeindrucken, versuchte, das Bild der schneeweißen Landschaft verschwinden zu lassen und nur noch den Ork sehen zu können, keinen Strauch mehr, kein Zelt, keinen Himmel, keinen Schnee...
Die Bestie drehte sich tatsächlich weiter, in der Hoffnung, seine unerfahrene Gegnerin würde übereilig zum Angriff stürmen. Er fing sich wieder auf den Beinen und stürmte erneut los, schien den ganzen Tag schon nicht an Kraft verloren zu haben und holte erneut aus, diesmal senkrecht - ein spaltender Angriff, sollte die Klinge Shaheen treffen. Ein Schritt zur Seite ließ jedoch auch diese Attacke nur den Schnee und gar den harten, vereisten Boden treffen, eine weitere Drehung der Südländerin und sie standen wieder in der Opposition - der Ork im Zugzwang. Wütend riss er die Klinge aus dem harten Boden, begriff selbst noch nicht, warum seine schwache Gegnerin sich nicht so schnell treffen ließ, warum er nicht eine weitere Trophäe sammeln konnte, denn diese hier zu ergattern, war sicherlich keine große Kunst.
Einen dritten Anlauf startete der Ork, doch diesmal mit sichtbar weniger Kraft, das Grunzen war kurzatmig, ausgelaugt und auch diesmal ging die Klinge zum dritten mal ins Leere, diesmal jedoch gefolgt von einem Gegenangriff der Varanterin, direkt von oben auf den Kopf des Schuppenviehs, welches jedoch noch schnell die Axt hochreißen konnte. Was dem Ork jetzt aber fehlte, war die Kraft, sich gegen das ruckartige vorstechen der Axt zur Wehr zu setzen, die Varanterin drückte die zum Block querstehende Axt bis weit hinter den Kopf, schwang die kleine Wurfaxt, wie ein Rad sich im Kreise dreht und traf den Ork mitten in das abscheulische Gesicht.
Das Blut floss langsam unter dem Helm hervor, mehr sah die Varanterin nicht, da sie angewidert den Blick in die Luft hob, sie zitterte wie Espenlaub, der Puls raste noch viel stärker und schien nur langsam wieder nachzulassen. Der Ork sackte zusammen, die Axt hinter seinem Rücken in den Schnee fallend, er landete, zu Shaheens Glück, mit dem Gesicht auf dem Boden, doch hörte er nicht auf zu zittern. Ab und an ein grunzender oder jammernder Laut und bei der Vorstellung wie sich eine Wurfaxt im Gesicht anfühlen musste, wurde es der Südländerin schlecht.
Einerseits hatten diese Bestien es verdient, lange zu leiden, noch länger, als sie in Faring leiden musste, die Rachegefühle waren alles andere als erloschen, wenn sie an Redsonja dachte, blühten sie gar noch auf. Sie wollte die Bestie einerseits leiden lassen - doch hätte der Ork es auch mit ihr gemacht? Hätte das Schuppenvieh sie nicht einfach getötet, vielleicht, so barbarisch es klingen mag, den Kopf abgeschlagen und damit geprahlt? Aber er hätte sie nicht leiden lassen, nein, das konnte sie sich nicht vorstellen, zumindest jetzt nicht....
Entschlossen nahm sie die große Axt des Orkkriegers in die Hand und atmete einmal tief durch. Und sie nannte es Gnade.
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Colodis kämpfte unweit vom Zelt entfernt in dem sie Kaly vermuteten. Die Nacht umgab sie vollständig und raubte den tapferen Nordmännern jedwede Chancen zu erkennen, wo sie sich befanden und wohin sie sich durchschlagen mussten. Verloren in der Dunkelheit und umgeben von Feinden, jeden Moment lief man Gefahr einem Ork in die Arme zu laufen. In diesem Augenblick fiel das Urteil der Ahnen, war man würdig sich Nordmann zu nennen. Oder wollte man dann doch kneifen und weglaufen. Colodis drückte sich vor keinem Kampf, solange man daran glaubte und fest auf das Können eines Kämpfers und seine Waffe vertraute.
Eine hässliche, grüne Visage versperrte dem Nordmann den Weg, auch wenn er nicht wirklich eine Richtung eingeschlagen hatte. Die Augen hatten ihn bereits im Visier, ein Grunzen war dumpf zu vernehmen. Colodis umschloss den Griff seiner Axt fester, dann liess er seine linke Hand langsam gen Klinge gleiten. Es war eine Zeitspanne, wenige Sekunden, die, die drohende Auseinandersetzung einläutete. Stechende gelbliche Augen beobachteten den Nordmann und folgten jeder seiner Bewegung. Er kontrollierte seine Atmung, gleichmässiges Ein- und Ausatmen und ein für die aktuelle Situation ziemlich ruhiger Puls verliehen ihm ein kühnes auftreten. Keineswegs hatte er vor Angst zu zeigen, erfahren wollte er seinem Gegner entgegentreten und ihm zeigen, was er sich aufgelastet hatte. Wer vor ihm stand, welche Klinge er parierte und wessen Waffe ihm einen ehrenvollen Kampf liefern würde.
Mittlerweilen bildeten einige Meter niedergetrampelter Schnee den Abstand zwischen den beiden Kontrahenten. Auf jeden ausgeführten Schritt folgte synchron dazu einer des Widersachers. Total verschiedene Rassen, unterschiedliche Waffen und Kampfstile, doch dieser Kampf brachte sie quasi in Einklang. Auge in Auge, keiner wagte es auch nur zu blinzeln, wie Säbelzahntiger umkreisten sie sich. Die Konzentration auf einem Maximum, die Luft brannte förmlich und die Spannung stieg ins Unendliche. Der Fokus lag nur auf dem Feind, die Schattenklinge ermöglichte es ihm jegliche störende Faktoren zu ignorieren.
Dann fand die Geduld des 3 Meter grossen Grünfells ein Ende, ein Brüllen kündete den Angriff an. Colodis liess die Axt noch weiter zurückfallen, während sein Feind die Distanz, die jeglichen Kontakt bisher verhindert hatte, überwand. Schliesslich wuchtete der Schürferboss der Orkwaffe seine Doppelaxt entgegen. Metall traf Metall, die Funken sprühten hell auf. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers erkennen. Ein schwerer Schlag folgte auf den Ersten, dem Colodis mit Müh und Not ausgewichen war. Knapp verfehlte dieser den Tischler und schlug gegen Boden, Schnee wirbelte umher als er zum nächsten Schlag ansetzte. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit blockierte aber eine Klinge den Weg. Wie war es ihm bloss möglich die Waffe derart schnell dazwischen zu wuchten. Eine ganze Serie harter Hiebe folgte darauf, die Kontrahenten platzierten schier unmögliche Schläge. Die mit einer genauso unfassbaren Präzision und Kraft pariert wurden.
Es war ein Schlagabtausch der Sonderklasse, einen solchen Kampf hatte Colodis noch selten bestritten. Nicht wenn ein Ork sein Feind war, doch dieser Krieger schien ein besonderer Gegner. Ein weiterer brachialer Hieb untermalt mit einem gewaltigen Kriegsschrei traf auf orkische Klinge. Der Orktöter wurde sich bei jedem erneuten Angriff eines schmerzlichen Kraftverlustes bewusst. Hätte ihn nicht ein unbändiger Wille angetrieben weiter zu kämpfen, wäre die Schlacht bereits entschieden. Ein horizontaler Schlag traf beinahe den Ork an der Seite. Der Initiative des Nordmanns wurde aber funkensprühend ein Ende geboten, seine Axt zurück geworfen. Ein Konter der anderen Seite zwang ihn den Kopf einzuziehen, dann trat ein Schmerz an seinem Hinterkopf ein, eine Faust die den ganzen Mann erschütterte und zu Boden warf. Eine Rolle durch den roten Schnee federte das Meiste ab. In der Hoffnung die Beine waren noch da wo Colo sie vermutete liess er seine Füsse nach Vorne schnellen und holte den Riesen aus der dominanten Position. Der Nordmann brachte sich rasch in die Hocke und hämmerte seinem würdigen Gegner einen finalen Schlag ins Genick. Seine Hände zitterten von den unzähligen Aufprallen und Blocks. Er löste seinen Griff von seiner Axt und sank zu Boden. Schmerzen durchzuckten seine Finger, die er soeben angestrengt versuchte zu strecken. Er hatte kaum noch Kraft weiterzumachen und mit einem Mal schwappte alles auf seinen Körper über. Jegliche Warnungen seines Körpers hatte er ignoriert und das war die Retourkutsche. Seine Muskeln machten keine Anstalten den Nordmann wieder aufzurichten. Hier war es für ihn gelaufen, jetzt musste nur noch ein Feind kommen und ihm den Gnadenstoss versetzten. Er jedenfalls hatte einen sauberen und ehrenhaften Kampf bestritten. Wenn es hier zu Ende war, dann sollte es eben so sein.
Der Schnee kühlte herrlich seinen heissen Kopf, die Sterne über ihm funkelten am klaren Nachthimmel. Die Welt drehte sich, während der Tischler die kalte Luft in Massen einsog und seinen Lungen damit füllte.
Geändert von Colodis (09.03.2009 um 22:04 Uhr)
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In hilfloser Wut musste Stylios mit ansehen, wie immer mehr seiner Brüder von den Beinen gerissen, oder zurück geschlagen wurden. Der Überraschungseffekt war verstrichen und die Nordmänner, die über den zweiten Zugang tief in das Lager eingedrungen waren, drohten nun von den Orks eingekreist und nieder gemacht zu werden. Es schien so, als hätte der Hammerclan für die Befreiung eines einzigen Kriegers eine ganze Meute anderer in die Wage geschmissen. Ein großer Blutzoll, doch bereuen tat Stylios ihn nicht. Sie waren Clankrieger und Nachfahren mächtiger Ahnen. Kalyvala im Stich zu lassen wäre feige gewesen!
„ Liodred, haben sie den Kerl endlich gefunden?“ Brüllte Stylios, der sich hinter die Reihen der Kämpfenden zurückgezogen hatte, dem hünenhaften Schürfer zu, der gerade einen Verwundeten Nordmann aus dem Scharmützel trug.
„ Keine Ahnung, solltest du mal die Ahnen fragen, wenn wir die gleich treffen.“ Brummte Liodred nur und lud den stöhnenden Krieger im Schnee ab.
„ Verfluchte Scheiße!“
Während das Gebrüll der Orks, die Rufe der Menschen und das Klirren der Waffen ihm fast die Ohren platzen ließ, versuchte Stylios sich einen Überblick in dem drohendem Gemetzel zu verschaffen. Bisher hatten die Männer von Drakks Gruppe es geschafft, einen Großteil der Orks auf sich zu lenken, doch würden es die Clankrieger keinen Schritt mehr weiter ins Lager schaffen. Von Palisaden, Zelten, Stapeln von Kisten und Felsen geschützt versuchten sie nur noch, so lange es ging die Stellung zu halten und eine Umgehung zu verhindern. Zwar hatte es bisher noch kein einziger Ork geschafft, an den Nordmarern vorbei zu der Schlucht zu kommen, die den einzigen Ausweg darstellte, den die Menschen hatten und von dem aus sie auch in das Lager gedrungen waren, doch war dies nur eine Frage der Zeit.
„ Wo ist Drakk?“ Fragte Stylios Liodred und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht, ohne dabei groß auf das Blut zu achten, das auf seiner Haut hängen blieb.
„ Der wird irgendwo im Getümmel sein…“
„ Mist…hör zu: Wir haben der Frau und dem Rest genug Zeit erkauft. Noch mehr Männer können wir hier nicht opfern, sonst schaffen wir es bei all den Verwundeten nicht heil zurück in den Clan. Such dir alle Kampfunfähigen raus, die sich noch auf den Beinen halten können und brenn so viele Hütten und Schuppen der Orks ab, wie du findest. Mit etwas Glück ist der Proviant der Orks dabei, den sie um jeden Preis löschen werden. Nebenbei sollen schon mal die Verwundeten, die nicht mehr von alleine laufen können, auf den Weg in die Schlucht geschickt werden. Du wirst anschließend auch dahin rennen und gucken, wie du hinter uns den Weg versperren kannst. Baumstämme, Felsen, Lawinen…mir ist jedes Mittel recht!“ Sprach Stylios, klopfte seinem Freund auf die Schulter, ergriff dessen Arm zum Kriegergruß und stürmte daraufhin mit gezogener Axt zurück in den Kampf.
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Irgendwie war alles umsonst. All die Zeit, die Trebor damals bei den Druiden verbracht hat hat sich hier im Schnee aufgelöst. In des Kämpfers Adern brannte der Hass und die Wut, der nicht mit dem Blut der Feinde gelöscht werden konnte.
Der Grund, warum Trebor hier kämpfte war nicht der, dass er jemanden retten wollte, er wollte den Orks Schaden zufügen, denn welchen Sinn hatte es viele Männer für einen zu opfern? Eigentlich keinen, aber dem Feind Schaden zuzufügen hatte einen Sinn.... eigentlich nicht, aber wer schlägt sich mit solchen Gedanken im Kampf herum?
Nachdem der Stab seiner Hellebarde an einem Ende, durch einen Schlag gegen einen Schädel, abbrach, rammte er die Spitze in das Auge des nächsten Orks. Keiner von beiden starb, aber beide neigten dazu in ihrem Hass fehler zu machen, die man nutzen konnte.
So langsam neigten sich die Kräfte der parteien dem Ende zu und die Nordmänner dachten an Rückzug. Trebor hat die Übersicht schon beim Angriff verloren, jedoch wusste er noch wo der Ausgang war, was ein gute Vorteil für sein eigenes Leben war. Als die ersten Zelte und Hütten zu brennen beginnen, begriffen einige, dass die Zeit für Rückzug gekommen ist. Gerne würde Trebor zum Abschied seine Hellebarde einem Feind in die Brust werfen, jedoch eignete sich diese Waffe leider nicht dafür... es war Zeit für eine Optimierung an seinem Kampfstil, nicht zuletzt, weil er ohnehin viel Platz für den Kampf mit seiner Stangenwaffe brauchte.
Nach dem letzten Stich, ergriff auch der Schmied die Flucht und zog noch einen Kameraden am Kragen zu sich her, der zwar stürzte, aber so von dem Rückzug was mitbekommen hat. Im Sprint rannten die Nordmänner zur Schlucht. Sie wurden nur noch von zwei Hasserfüllten Orks verfolgt, die durch Pfeile und Bolzen der Menschen gestorben sind. Der Rest der Orks war damit beschäftigt die Feuer in deren Lager zu löschen. Noch einmal Blickte Trebor zurück um nachzuschauen, ob mehr Orks, oder mehr Nordmänner gestorben sind. Die Verluste blieben auf beiden Seiten leider gleich, jedoch konnte man davon ausgehen, dass die Grünhäute sich bald aufgrund mangelnder verpflegung zurückziehen würden.
In dem Moment begriff Trebor, dass seine Seele so kalt wie das Land im Norden war.... er lief weiter mit den Kämpfern aus dem Hammerclan, bis sie einigermaßen in Sicherheit waren und einen Hinterhalt, oder zumindest Hindernisse für folgende Gegner aufstellen konnten.
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Kaum hatte Favril die schweren Lider geöffnet, polterte es an seiner Zimmertür. Beim Aufstehen ballerte der Kopf unsagbar.
Draußen brüllte Dekker, dass er endlich aufstehen solle. Er hätte nicht so viel trinken sollen.
Dunkel erinnerte er sich an den Abend. Das nordmarer Bier war wesentlich stärker. Aber ihm fehlte einige Stellen des Abends. Wie war er aufs Zimmer gekommen?
Aber es half alles nichts, Dekker gab keine Ruhe.
Mürrisch brummte der Jüngling, dass er runter käme. Er brauche nur noch einen Moment. Dann war er wieder auf sein Bett gefallen und schlagartig eingeschlafen.
Doch lange hatte er keine Ruhe, denn kurz darauf pochte es wieder an der Tür. Er solle endlich kommen.
Favril rollte entnervt mit den Augen und erhob sich. Dekker ließ keine Ruhe, bis Favril die Tür entriegelte.
Die zerflissene Bauernkleidung war erst halb angezogen, da hatte ihn der Waldläufer schon vor das Gasthaus geschliffen.
Das war am späten Vormittag...
... Nun waren sie wieder mitten in der Eiswüste unterwegs. Vor ihnen rackerte sich Ivram ab und zog sie bergauf und -ab, durch tiefe verschneite Wälder und an Schluchten vorbei. Es war eine tote, verlassene Gegend mit vielen wilden Tieren. Aber keinen Wölfen, nein es waren Bären und schlimmeres. Man erzählte von großen Säbelzahntigern und noch gefährlicherem. Zeitweise hatte der Junge echt Schiss. Niemand würde sie hier suchen, geschweige denn finden.
Doch sie hatten Glück und ihnen war nichts passiert.
Dekker saß die ganze Zeit vor und über seiner Karte und schenkte ihr mehr Aufmerksamkeit als seiner unmittelbaren Umgebung.
Wenn Ivram nicht so schlau wäre und seinen Herren kennen würde, wären sie schon so manche Schlucht hinunter gefahren oder an einem Bergmassiv verschellt.
Die Dämmerung kam langsam über das Land und Favril erkannte kein Ziel, auch Jarvo war etwas nervös. Einzig Dekker war optimistisch...
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Sie atmete schwer, nicht vor Erschöpfung, sonder weil ihre Schulter schmerzte. Sie trug keine Rüstung, was ihr zwar deutliche mehr Beweglichkeit verschaffte, allerdings auch schutzlos liess, wenn sie eine Klinge nicht kommen fühlte.
Fühlen?
Ja, wahrhaftig das ist das richtige Wort. Aber die Keule hatte sie zu spät gesehen. Sie hatte sie gestreift.
Ich dachte sie fühlt die Klingen und braucht sie nicht zu sehen?
Die Wortwohl ist durchaus beabsichtig. Aus dem Augenwinkel hatte sie den Prügel gesehen. Im letzten Augenblick, dennoch zu spät.
Genau so erkannte sie auch, dass einer der Nordmänner in arger Bedrängnis war. Sie schlug ihre beiden dunklen Waffen auseinander und erwischte damit den Ork, der ihr gerade den Garaus machen wollte eiskalt. Kaum frei, sprintete sie zu jenem Nordmann hinüber, dem das Kommando der zweiten Gruppe übertragen worden war. Er musste die Überlebenden neu sammeln und dann würden sie ausbrechen müssen. Sie vermochte das nicht, ihr würden sie nicht einfach folgen und die Kameraden im Stich lassen, denn sie mussten mit oder ohne den Gefangenen, den sie retten sollten los, weg. Und das bevor die durch die plötzlichen Brandherde ausgelöst Verwirrung wieder nachliess.
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'Hier irgendwo muss es sein.', murmelte Dekker in seinen Bart in dem sich einiges an Schnee im Wind verfangen hatte und zusammen mit dem Dampf seines Atems begann zu vereisen.
Seit Stunden glitt der Schlitten gen Norden, Ivram war ausgeruht und leistete wie immer das Beste, das Dekker je ein Pferd hatte leisten sehen. Wälder, Felskluften und weite Eisflächen glitten an ihnen vorbei, während die Männer sich auf dem Schlittenbock in Decken einwickelten.
Zehn Tage, hatte Kilijan gesagt, würde sein Schwert wohl mindestens brauchen, aber Dekker flehte zu Adanos, dass er nicht die gesamte Zeit ausserhalb des Clans in der freien Eiswüste absitzen musste, auf der Suche nach Harpyien und ihren Schätzen.
Wieder und wieder fuhr er mit dem Finger die Karte ab, er hatte den Weg markiert, den sie wählen mussten, um die Ruine zu erreichen, sie hatten zwei relativ markante, auf der Karte vermerkte Felsformationen passiert und eigentlich musste hier irgendwo der kleine von Wald umgebene Hügel sein, auf dem einstmals eine Burg gestanden haben musste.
Dekker spähte in die aufkommende Dämmerung, grau auf grau zeichneten sich noch größere Schneemassen am Horizont ab, nahmen Dekkers Blick die Dimension und ließen den Pirscher im Unklaren darüber, wo und wie weit ihr Ziel entfernt war.
Endlich kam eine grünlich-schwarze Linie in Sicht, eine Baumkette kam in Sichtweite, weiß schimmerten die Spitzen, aber die unteren Äste, welche ohne Zweifel benadelt waren, waren schneefrei und setzten sich deutlich von der restlichen Landschaft ab.
'Dort, da muss es sein.', sprach Dekker und deutete mit dem Zeigefinger auf die größer werdenden Bäume.
Der Schlitten huschte über den Schnee, Ivram merkte, dass sie näher ans Ziel kamen, denn er wurde ein wenig dynamischer, er wollte es hinter sich haben.
Minuten später konnten die Männer einzelne Bäume unterscheiden, konnten die Konturen der Äste erkennen und noch einige Augenblicke später waren sie an der Waldgrenze.
Der Schlitten stockte, die drei Männer wurden unsanft aus ihrer Neugierde gerissen, Ivram hatte gestoppt. Dekker brummte irgendwas und ließ die Peitsche knallen, aber der Hengst rührte sich nicht.
Schnalzend wiederholte Dekker den Vorgang einige Male unmittelbar neben Ivrams Kopf, aber der Gaul rührte sich kein Stück.
'Wirst du wohl!', murmelte Dekker und schwang sich vom Schlittenbock.
Augenblicklich sank er einige Zentimeter in den Schnee ein und stapfte zu Ivram vor.
Der Hengst stand mit störrischer Ruhe unbeweglich da, ein rhythmisches Zittern durchfuhr ihn immer wieder, aber er bewegte sich nicht vom Fleck.
Liebevoll diplomatisch fuhr Dekker ihm über den Hals und packte ihn dann am Halfter.
Mit einem stoßhaften Ruck schaffte er es Ivram aus seiner Schockstarre zu holen, der Gaul stolperte einige Schritte nach vorne und wurde augenblicklich unruhig.
Er wieherte, seine Vorderbeine schlugen in die Luft, irgendetwas war hier drin. Dekker wusste nicht, ob er versuchen sollte das Tier zu beruhigen oder sein Schwert ziehen sollte.
Noch immer verkrampfte sich seine Hand um die Trense, während die andere Raddecks Klinge in die Höhe beförderte.
Auch seine Gefährten standen nun an seiner Seite, das komische Gefühl war ihnen nicht entgangen, irgendetwas unangenehmes machte sich unter ihnen breit.
Dekker zerrte erneut an der Trense, aber diesmal hinaus aus dem Wald. Und tatsächlich, irgendeine Barriere bildete die Waldgrenze wohl, denn kaum hatte Ivram dieselbige wieder passiert stand er wieder ruhig und atmete schwer.
'Wir lassen ihn hier.', sagte Dekker entschlossen und spannte den Schlitten ab.
Fachmännisch befestigten sie diesen und dann band Dekker Ivrams Trense lasch an einen Baum, der Hengst konnte jederzeit gehen, wenn Gefahr bestand, aus einem anderen Grund würde er es nicht tun.
'Ehrlich gesagt... Ich fürchte mich ein wenig.', meinte Dekker mit etwas belegter Stimme, als sie die ersten Bäume passierten.
Er hatte Favril eine kleine Axt gegeben, mit der er sich notfalls irgendwie verteidigen sollte, aber dazu sollte es eigentlich nicht kommen, denn mit Jarvo und Dekker hatte er zwei erfahrene Schwertkämpfer an seiner Seite.
Der Waldstreifen war nicht sonderlich dick und dicht. Kaum fünfzig Meter weiter standen sie schon wieder an der Waldgrenze und richteten ihren Blick auf den Hügel der sich vor ihnen aufbaute.
'Hier sind wir richtig.', sagte Dekker und spielte seine Unsicherheit etwas herunter. Unschlüssig standen die drei Männer am Waldrand, keiner wollte den ersten Schritt auf den Hügel tun, auf dessen Spitze sich weiß verschneite Formationen abbildeten.
Endlich trat Jarvo aus dem schützenden, aber dennoch unheimlichen Wald hervor und nahm den letzten Abschnitt des Wegs in Angriff... Dicht gefolgt von Favril und schließlich auch Dekker.
Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen, als hätte seit Jahren niemand diesen Hügel bestiegen.
Dekkers Herz pochte gegen seinen Hals und er hatte Angst, es könne herausspringen und sein Leben aushauchen, aber er musste jetzt weiter, er musste diesen Weg zu Ende bringen.
Noch immer hatten die Männer ihre Waffen gezückt und wohl auch aus gutem Grund, denn kaum hatten sie die ersten verteilten ehemaligen Mauerstücke erreicht, erkannten sie, dass doch jemand hier oben war.
Kaum zehn Meter von ihnen entfernt hatten sich vier Männer um ein Lagerfeuer gruppiert. Sie unterschieden sich kaum von den drei Neuankömmlingen und waren scheinbar aus dem selben Grund hier. Schätze und Abenteuer, Ruhm und Ehre.
Aber dennoch fühlte Dekker sich mit seinem Schwert in der Hand sicherer.
'Auf was wartet ihr? Warum habt ihr noch nicht die unermesslichen Reichtümer die sich hier befinden geplündert?', rief Dekker zu den Anderen hinüber und zeigte sich ihnen.
Die Schatzjäger fuhren hoch, automatisiert griffen sie zu ihren Waffen, mit welchen sie wohl durchaus umzugehen wussten.
Es war ein typisches Patt, die vier Männer sahen ein, dass sie sich die Neuankömmlinge nicht ohne Verluste vom Hals schaffen konnten und antworteten deshalb.
'Haha, sehr unterhaltsam. Versuch doch du mal da durchzukommen. Wir sind seit Tagen an der Arbeit.', sprach der Mann der scheinbar ihr Anführer war und deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf einen Felshaufen. Irgendwo in einer Kluft zwischen zwei Steinen und einigen Balken sag man das, nach dem die Männer ohne Zweifel strebten... Eine Tür... Eine intakte Tür.
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Beim nächsten Schlag hätte das Glück sicher nicht mehr auf ihrer Seite gestanden, dachte sich die Varanterin, ehe sie sich ihrer Fahrlässigkeit bewusst wurde. Ihrer Meisterin hinterher zu laufen war alles andere als klug und selbst wenn sie ankommen sollte, würde man sie einfach töten. Ihr fehlte es an der Waffe, an Übung, an Kraft, an Technik... was hatte sie überhaupt, was ihr das Überleben sicherte?
Der tote Körper des Orks war mit der Zeit schon fast ganz vom Schnee verdeckt, als die Südländerin noch auf dem Weg zurück war, in der Hoffnung, die Spuren würden nicht ganz verschwinden und sie würde noch den Weg zum Nordmann zurückfinden.
Wenn irgendjemand davon erfuhr, dass sie einen Verwundeten so schutzlos zurückließ, nur um nach eigenem Gutdünken zu handeln, würde man ihr den Kopf von den Schultern reißen, allen voran Redsonja; denn ihre ausdrückliche Aufforderung, beinahe mit einem Befehl zu vergleichen, waren am zweiten Tag schon nicht mehr in den Gedanken der Südländerin; wieder einmal rannte sie mit dem Kopf durch die Wand, mit dem Kopf, den sie fast erneut verloren hätte...
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Favril hörte sein Herz, spürte es im ganzen Kopf pochen. Wenn sich Ivram nicht so verhalten hätte, wäre er sicher etwas ruhiger. Aber er spürte es auch. Er fand keine Worte dafür, es war einfach da und legte sich übder sie. War das ein Fluch? Er war noch nie befallen und hatte auch noch nie jemanden gesehen, der von einem Fluch befallen war. Unsicher mit der Axt in der Hand ging er zwischen Jarvo und Dekker den Hügel hinauf. Das beklemmende Gefühl war immer noch da. Oben am Himmel stand der Mond und leuchtete auf die drei hinab.
Worauf hatte sich der Jüngling eigentlich eingelassen? Er hätte schön im Hammerclan bleiben sollen. Sein Kopf fühlte sich noch immer angeschlagen an, doch die unbeschreibliche Angst verdrängte den Schmerz weitestgehend.
Auch als Dekker mit den vier unheimlichen Männern redete, stand Favril nur da und zitterte. Nicht wegen der Kälte!
Aber die vier Schatzjäger waren freundlich eingestellt.
Die drei Sildener ließen sich bei ihnen nieder und der Anführer der vier Fremden erzählte, dass sie schon seit mehreren Tagen hier waren.
Sie redeten auch über die Angst. Sie meinten, dass dieses Gefühl immer noch da war - doch man gewöhnte sich, sagten sie.
Unter dem Schutthaufen lag eine verborgene Tür, die in das Innere des Hügels führen sollte. Die sichtbaren Ruinen waren nur ein kleiner Teil des Ganzen.
Favril saß nur da und schaute in das Feuer, er fühlte sich überflüssig - Fehl am Platze...
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Vorsichtig lugte Deloryyan um die Ecke und blickte den langen Korridor hinab, welcher ihm Zugang zu den Magierquartieren bot. Hin und wieder verließ einer der hier Wohnenden einen der Räume oder kehrte zurück, allzu viel Verkehr herrschte momentan dennoch nicht. Als äußerst störend erwies sich allerdings ein dem Rastlosen wohl bekannter Novize, welcher scheinbar dazu verdonnert worden war, hier ein wenig Ordnung zu machen und daher grummelnd einen Besen schwingend durch die Gänge stapfte. Aufgrund dessen boten sich stets nur wenige Augenblicke, um einen Versuch zu wagen, in einem der Zimmer zu verschwinden. Ein Passendes hatte der Nordmann bereits im Visier, eines, von dem er zu der Überzeugung gelangt war, dass sich zu diesem Zeitpunkt niemand darin aufhielt.
Als jener Novize gerade wieder um eine Ecke bog, löste Deloryyan sich von der Wand und schlich langsam in den nicht allzu hellen Korridor hinein. Behände zog er einen Dietrich aus der Tasche und schickte sich an, die soeben erreichte Tür zu öffnen. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und sammelte seine Konzentration, ehe er sich anschickte, zu beginnen. Kaum jedoch, da sein er sein Werkzeug in den Schließmechanismus der Tür eingeführt hatte, brach dieser entzwei. Etwas verwundert über diesen Umstand, hatte er doch nicht einmal einen der Zylinder berührt, zog er mit etwas unruhigen Händen einen weiteren Dietrich hervor. Viel Zeit blieb nicht mehr, noch einmal sammelte er sich, doch wusste er auch diesmal kaum, wie ihm geschah, als der Metallstift wie von Geisterhand zerbrach.
"Hallo? Wer ist da?", ließ ihn die Stimme des Novizen aufschrecken. Ein Gefühl von Panik machte sich in dem Rastlosen breit, ohne vorher nachzudenken ließ er von seinem Ziel ab und schob sich in jenen schattigen Flur zurück, welcher ihm vorher zur Beobachtung gedient hatte. Dieser jedoch erwies sich als Sackgasse, während jener Meter um Meter näher kam. Mit klopfendem Herzen wartete Deloryyan auf seine Entdeckung, es schien nur noch einen Ausweg zu geben. Ohne Zögern schnellte er aus der Dunkelheit hervor, der Novize wirbelte herum, war jedoch nicht schnell genug. Ein wenig präziser, aber kräftiger Schlag des Rastlosen brachte ihn aus dem Gleichgewicht, mit dem Kopf stieß er gegen einen leeren Fackelhalter. Danach herrschte beängstigende Stille...
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Mit einem Ruck öffnete der Schmied die Augen und schon drohte eien Welle erneuter Schmerzen, seinen Verstand wegzuspülen. Stur hielt er dagegen, bildlich gesehen stemmte er die Füße in den Boden und senkte den Kopf, bis die Welle zu einem reißenden Fluss abschwächte. Sein Körper war verschwitzt, er keuchte, doch kalt war ihm seltsamerweise nicht. Erst dann entdeckte er eine Decke über seinen Körper. Wie ist die denn da hingekommen?
Ein kurzer Blick auf seine Hand sagte ihm, dass er die Orkklinge immer noch umklammert hielt. Sehr gut! Sollte ich abtreten, kann ich sicher sein, dass mein Körper sie krampfhaft umklammer wird.
Ein beruhigender Gedanke, denn unbewaffnet vor die Augen der Ahnen zu treten wäre für den massigen Nordmann eine Schande. Da bemerkte er eine Bewegung weit vor ihm, doch war er noch zu schwach, den Kopf zu heben, wenn auch seine Hand die Klinge fester packte und seine Atmung beruhigte, sein Körper sich anspannte. Dann fiel die Gestalt in sein Blickfeld - es war seine geheimnisvolle Lebensretterin. Erleichtert erschlaffte der Nordmarer wieder.
"Ach du bist es...wie heißt du eigentlich?" fragte Thorald mit immer noch schwacher Stimme, die Kälte forderte trotz Decke und gepolsterter Lederkleidung zusehends seinen Tribut.
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Colo schlug die Augen auf, er hatte keine Ahnung wie lange er da gelegen hatte. Er vermutete allerdings höchstens einen Moment, es war noch dunkel und tot war er auch nicht. Er griff nach seiner Axt und hievte sich damit hoch, nun sass er schonmal im Schnee. Eigentlich hatte er keine Zeit rumzusitzen, es war sogar das Element, dass ihnen am Meisten fehlte. Die Orks rückten ihnen immer mehr auf die Pelle, sei wurden zusehends zurück gedrängt. Sie mussten etwas unternehmen, sonst blieb den Nordmännern nur der Zweite Platz in dieser Schlacht. Die Optionen waren allerdings sehr beschränkt, er selbst hatte kaum noch Kraft und für einen Kampf reichte es definitiv nicht mehr.
Mittlerweile stand der Tischler wieder auf seinen Beinen, wacklig zwar aber immerhin.
Eine Gestalt kam aus der Dunkelheit auf ihn zugerannt. Der Orktöter hob schwerfällig seine Waffe auf eine anständige Höhe. Seine Muskeln sträubten sich gegen das Gewicht. Auch das noch, einen weiteren Kampf würde er kaum überstehen. Als die Person in Reichweite kam, fiel Colodis wirklich ein Stein vom Herzen. Auf Kommando liess er die Arme durchhängen, als er Redsonja erkannte. "Hey du", sprach sie ihn an. "Ich bevorzuge Colodis", wollte er müde anmerken. "Keine Zeit für Disskusionen, wir müssen hier weg. Pfeiff die Nordmänner zurück, die Zeit für einen Rückzug is gekommen."
Der Schürferboss wusste das, ganz genau sogar. Nur wollte er es nicht wahr haben. Allerdings gehörte es auch zu einem Kämpfer, zu wissen wann Schluss war. Die Verluste fielen einfach zu gross aus, ihre Chancen verschlechterten sich zusehends. So konnte es nicht weiter gehen, die Schlacht war fürs Erste geschlagen. "Also schön, du hast ja Recht", gab er zu. "Was ist mit Kalyvala, habt ihr ihn in Sicherheit bringen können?"
"Er sollte noch im Zelt sein, wir hatten keine Möglichkeit ihn rauszuschaffen."
"Dann müssen wir dahin", sagte Colodis entschlossen.
"Wir haben keine Zeit, wir m....
"Nicht ohne Kaly", unterbrach er sie.
Der Orktöter eilte, wenn man das Gehumpel so nennen durfte, voraus zum Zelt. Es war unfassbares Glück, dass sie bis zu ihrem Ziel keinen Ork angetroffen hatten. Er stiess ins Zelt hinein, da sah er immer noch Kaly liegen, der Späher und jemand mit Namen Falk war dabei. "Wir müssen uns zurückziehen", sagte Colodis schnaufend. Der Späher schnappte sich Kaly und Falk deckte ihm den Rücken sie kletterten aus dem eigenhändig gemachten Hinterausgang isn Freie. Der Tischler wollte Vorne wieder raus, er musste Rodebart erreichen. Dieser sollte sich eigentlich auch in der Nähe des Zelts herumtreiben. Zu seiner Rechten erblickte er den Nordmann schliesslich: "Rodebart!", brüllte er lauthals. Als der Blickkontakt vorhanden war, winkte er in Richtung Ausgang und formte die Worte "Rückzug" mit seinen Lippen, ohne das ein Wort den Lärm durchdrang. Er hatte verstanden griff in seine Tasche und holte ein Horn hervor, gerade als er hineinblasen wollte schnellte ein Grünfell aus dem Schatten hervor und...
Das Blut tropfte der Klinge entlang gen Boden und färbte den Schnee rot. Ein Volltreffer, der Nordmann hatte keine Chance die Axt steckte in seinem Hinterkopf. Einen Moment lang hielt sich der Körper noch aufrecht, dann sank er hinunter. "NEIN, schrie der Tischler, sodass es schmerzte. Die Fratze wandet sich ihm zu: "Das war der letze Nordmann dem du das Leben genommen hast", fluchte Colodis. Redsonja war an seiner Seite, er würde es nicht zugeben aber alleine hätte er wohl schlechte Karten gehabt. Sie knöpften sich den Ork vor und liessen ihn kaum zum Zuge kommen.
Die Rache für Rodebart, ein tapferer Nordmann der sein Leben dem Kampf verschrieben hatte. So mancher Grünhäuter hatte er auf dem Gewissen, doch nun...
Er schnappte sich eine Fackel und schickte ein paar schnelle Worte zu den Ahnen, bevor er den Leichnam entzündete. Dann ergriff Colodis das Kriegshorn seines Kameraden und pustete dreimal kurz hinein. Jeder Nordmann im Lager sollte nun verstanden haben... dass es Zeit für den Rückzug war.
Geändert von Colodis (10.03.2009 um 21:45 Uhr)
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Die Lider des Nordmannes waren schwer, als würden sie von unsichtbaren Gewichten ständig wieder nach unten gezogen werden, seine Stimme war mehr ein Summen, denn die Zähne schien er nicht auseinander zu bekommen. Dass er überhaupt noch welche im Mund hatte, wunderte die Südländerin doch sehr, denn der restliche Körper schien einiges mitgemacht zu haben, was selbst ein Mensch ohne Heilkenntnisse sagen konnte.
"Man nennt mich Shaheen", antwortete sie kurz und knapp auf die Frage des Kriegers. Sie wollte ihn nicht noch mit irgendetwas belasten, denn er sollte alle seine Kräfte darauf setzen, so lange durchzuhalten, bis jemand kommen konnte, um ihm zu helfen... doch sie schienen alle festzustecken.
Einerseits lag die Varanterin wohl damit richtig, dass es wohl nicht gut um die Gruppe stand, die zur Rettung eines anderen Nordmannes - wie war doch gleich sein Name - geeilt waren, doch andererseits war das Hinterherlaufen doch eine gesunde Mischung aus Wahnsinn, Leichtsinnigkeit mit einem guten Schuss an Dämlichkeit.
"Ruht Euch aus. Spart Eure Kräfte, ihr müsst noch durchhalten..."
Der Mantel, den Shaheen über den Nordmann legte, wärmte zwar nicht sonderlich gut, doch er wärmte vielleicht ein wenig. Die Kälte war brutal und selbst wenn er ein Mann aus dem Norden war, konnte ihn in seinem Zustand die Kälte ganz aus der Welt Adanos' befördern.
Doch alle Gedanken verflogen, als sie das Hornsignal hörte - und es kam nicht aus all zu weiter Ferne.... sie lebten! Ob es Redsonja, um die sie sich wohl gar zu viel Sorgen machte, als in Anbetracht ihrer Fähigkeiten und Erfahrung nötig gewesen wäre, wahrlich auch gut ging, dachte sie diesmal ausnahmsweise nicht - hauptsache, es waren überhaupt noch welche von ihnen am Leben.
Geändert von Shaheen (10.03.2009 um 20:40 Uhr)
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Dekker schwieg, dieses klamme Gefühl kroch immer weiter in ihm hoch, es war eine Kälte, aber eine andere Art, als die die aus dem Wetter hier im Norden resultierte. Es war mehr eine Angst, die immer wieder das Blut stocken ließ, und so ein Gefühl des Erstarrens in Dekker hervorrief.
Auch die Flammen des hell lodernden Lagerfeuers halfen nichts, Dekker fröstelte es, immer wieder fuhren die Schauer der Furcht durch seinen Körper und rüttelten ihn.
Die Geschichten der anderen Männer waren rau, lustig, aber nichts weiter als ein karger Zeitvertreib. Dekker war nicht hier um Freundschaften zu schließen, er hatte eine Mission und die wollte er erfüllen und zwar so schnell wie möglich.
Die vier Kerle würden Dekker, Jarvo und Favril sicher unterstützen, solange die Beute geteilt wurde und so wie sie aussahen waren sie sicher nicht hinter den Harpyienfedern her, sondern hinter dem glänzenden, hinter nichts anderem... Es waren eben doch normale Taugenichtse, Gestalten, die Dekker suspekt erschienen.
'Also, Freunde... Ich würde ja gerne mit euch noch weiter Kaffeekränzchen machen, aber ich bin nicht deshalb hier, sondern, weil ich da rein will... Ich würde sagen an die Arbeit.', sagte der Waldläufer und wandte sich dem Felshaufen zu, als er eine Antwort bekam.
'Oh, Leute, tschuldigung, aber wir haben hier die letzten drei Tage durchgearbeitet, wir sind völlig kaputt, verzeiht ihr uns, wenn wir uns hinlegen?'
Dekker zog die Schultern hoch, augenscheinlich hatten sie keine andere Wahl und so würden die drei Sildener heute alleine arbeiten.
Der Haufen war groß, Geröll stapelte sich über Balken und Felsen und blockierte die Tür.
Dekker spuckte sich in die Hände und nickte Jarvo und Favril zu, die sich neben ihn gesellten.
'Ganz schön dreist uns einfach so anzulügen... Die führen nichts gutes im Schilde.', murmelte Jarvo, als sie sich zu dritt gegen einen massiven Eichenbalken stemmten.
Dekker runzelte die Stirn, aber presste dennoch mit gleicher Kraft, denn das Holzstück bewegte sich nur langsam.
'Na ihre Spuren...', sagte Jarvo und nickte zu der Seite des Hügels hin, die die andere Gruppe bestiegen hatte... 'Die sind kaum drei Stunden alt... Die wollen uns ausnutzen.'
Dekker schluckte. Er wusste, dass diese Männer ihm irgendwie suspekt waren, aber das sich sein Verdacht so schnell bestätigte, überraschte ihn.
Endlich gab der Balken mit einem Ruck nach und drehte sich aus dem Haufen heraus. Polternd fiel er auf die Schneedecke, die nicht mal zertrampelt war... Hier hatte niemand gearbeitet.
'Lasst euch nichts anmerken... Arbeiten wir ein wenig... Wir müssen versuchen sie zu überraschen... Die werden uns sicher nicht mit in die Höhle nehmen, wenn wir ihnen den Weg freigemacht haben.', flüsterte Dekker mit einem aussagekräftigen Blick auf seinen Schwertknauf.
Natürlich waren sie gute Kämpfer, aber ihre Gegner wohl ebenso und sie waren den wehrhaften Sildenern immerhin zwei zu eins überlegen... Der Waldläufer wäre dem Kampf liebend gerne aus dem Weg gegangen, aber scheinbar kamen sie nicht drumherum...
Doch bis dahin waren die Felsen immernoch verdammt schwer.
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Einige Zeit war nun vergangen. Trilo, der selbst ernannte Meister Bragas und Herzog der Grenzlande, war ausgemergelt und hatte sich seit zwei Wochen in einer kleinen Höhle erschanzt. Einzig die Hoffnung, dass sie ihn nicht finden würden ließ ihn sich seinem Schicksal in diesem grausigen, kalten Land nicht ergeben. Immer wieder hallten die Gelächter der Hexen durch seinen Schädel. Sie waren nur wegen ihm gekommen. Gekommen um ihn zu holen. Zu holen ins das Reich des Totengottes Beliar, welches schon seit langem auf ihn wartete. Über ein Jahr war es nun her, dass er aus dem dunklen Griff des schwarzen Beliar entkam und sich, wider den Gesetzen der Götter, erneut ins Leben schlich. Nun würden sie versuchen ihn wieder dorthin zu schicken wo er hingehörte. Ins Jenseits. Doch er hatte noch so vieles vor. So vieles von unsagbarer Tragweite. Nein, er konnte jetzt nicht einfach aufgeben und sich von ein paar dahergelaufenen Furien umbringen lassen.
Ich muss durchhalten. Unbedingt. Und ich brauche dieses Buch zurück. Ohne es habe ich keine Chance in die Bruderschaft zu kommen und meine Ausbildung zu beenden. Diese Drecksweiber haben ihre Ausbildung ja bereits hinter sich. Und zu meinem Leidwesen ist danach jeder sich selbst nur noch verpflichtet. Verdammt! Was mach ich denn jetzt? Ich bin ein Hexer in Ausbildung. Und dort draußen lauern drei erfahrene Hexen darauf meinem unheiligen Leben ein Ende zu bereiten. Als wäre ich nicht schon genug gestraft. Okok. Eins nach dem Anderen. Kühlen Kopf bewahren. Naja, kann ja nicht so schwer sein bei den Witterungen…
Er hatte sich wieder gefangen. Und fing nun an sich einen Plan zurecht zu legen. Erst die Schwestern ausschalten und dann zu Sarpedon und endlich den Almanach zurück zuholen. Danach müsste er unbedingt zu Silmacil. Erst jetzt bemerkte er was er allein jetzt schon alles zu tun hatte. Währenddessen bemerkte er jedoch nicht die Schlange, welche sich langsam durch den zugeschütteten Eingang der Höhle zu ihm bewegte. Ein kleine, süße, grüne Natter war es, welche gekonnt die einzelnen Lücken zwischen den Felsen ausnutzte. Sie hatten ihn gefunden und die Schlange sprach:
„Haben wir dich endlich, Bastard!“
„Niemals!“
Das Schwert war nach wie vor schnell und scharf. Daher war es zumindest für diese eine, verwandelte hexe nun aus. Noch zwei…
Nun musste alles schnell gehen. Doch schnell war immer so eine Sache, wenn man seit zwei Tagen nichts gegessen hatte und sich ansonsten nur ab und an von erlegtem Wild ernährte. Und von Nüssen. Welch Segen, dass manche Nager Nüsse für den Winter vergruben und diese auch noch von Trilo gefunden wurden. Dennoch hatte dies alles im Moment keinen Vorteil. Er war weiterhin auf der Flucht. Vor den Hexen. Vor dem Tod. Vor Beliar. Und vor allem vor sich selbst.
„Sieh nur! Dort vorn ist er! Hol ihn dir Gwynna!“
„Mit Vergnügen, Skaraleen…“
Mit einem Schlag explodierte kurz neben dem ehemaligen Ritter ein Baum und Späne umgaben ihn. Er wusste nicht ob er Glück hatte und man eigentlich auf ihn gezielt hatte, oder aber die umher fliegenden Späne die eigentlich beabsichtige Wirkung war um ihn zu verwirren. Wenn letzteres, so hatten sie Erfolg. Es war kaum noch etwas zu sehen vor den Augen und nur durch Glück war er soeben einem Baum nur knapp ausgewichen. Und auch sonst hatte er das Gefühl als würden die Späne sich extra stets vor ihm befinden um ihn zu behindern. Doch dann geschah etwas äußerst absonderliches. Die Späne schossen alle nach vorn und sammelten sich. Zunächst war es nur ein Ball, dann wuchsen daraus Gliedmaßen und ein Kopf. Dann Finger, Haare und Brüste. Gwynna, die rothaarige Hexe, hattte sich vor ihm durch die Holzreste materialisiert.
„Gib es auf, Torese. Du gehörst Beliar und jetzt werde ich dich erlösen von deinem Leid.“
„Wie… aber…“
„Was schaust du denn so? ich werde nicht umsonst Gwynna, die fliegende Borke genannt.“
Wäre sie nicht eine eiskalte Mörderin und Gesandte Beliars gewesen, dann hätte sich Trilo durchaus auch mit dem Gedanken anfreunden können die wollusterregenden Rundungen der Schönheit vor ihm einmal näher kennen zu lernen. Doch was wäre Selbstmord gewesen. Er kannte sie, sie war die personifizierte Berechnung und ging für ihre abstrusen Ziele über Leichen. Und zwar egal welche Leichen. Ein Tannzapfen raste auf ihn zu und verfehlte ihn nur minimal, da er sich gerade noch rechtzeitig zur Seite geschmissen hatte. Zorn stieg in Gwynna auf. Sie hatte es noch nie gemacht wenn etwas nicht so lief wie sie es geplant hatte. Jedoch hatte es Trilo auch noch nie gemocht, wenn man versuchte ihn umzubringen. Ein Ausweichplan musste her.
„Nun aber Schluss mit lustig, Halbblut! Stirb!“, doch es war Gwynna welche nun zu Boden sank und reglos liegen blieb. Was war geschehen? Der Baumeister wusste es nicht, doch es war ihm egal. Er musste nun hier weg. Irgendwo hier lauerte noch eine Hexe und diese würde weniger zögern und den Sieg auskosten wollen als Gwynna. Nein, Skaraleen wollte nur töten. Nur dies gab ihrer Existenz einen Sinn. Nur dabei empfand sie etwas. Ansonsten war sie längst tot…
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Lehrling
Irgendwo an der Küste Nordmars
Die Gischt spülte die Küste hoch und weckte Donnchadh indem sie seine Knöchel umspülte und in seine Schuhe drang. Sein Kopf brummte und er fror. Die Frage, wo er war, erübrigte sich als er sich fragte, woher er kam, worauf ihm die Frage durch den Kopf schoss, wer er war und wie er hieß. Verwirrt und halb erfroren raffte er sich auf. Er wunderte sich über das kleine Buch, das er immer noch in Händen hielt. Entschlossen, es zu öffnen, ohne zu wissen ob er der Besitzer war, fühlte er über den abgewetzten Ledereinband und fuhr mit dem Finger an der Unterkante entlang. Was er wohl darin finden würde? Würde er Fragen beantwortet bekommen, die er sich seit seinem Erwachen stellte? Er würde es wagen, oder nicht? Bis er sich im Klaren darüber war, sollten ihn seine Füße die Küste entlang tragen. In der Hoffnung, auf jemanden zu treffen, der ihm sagen könnte wo er sich zum jetzigen Zeitpunkt befand. Den ganzen Tag Schleppte er sich Schritt für Schritt in der Nähe der Küste entlang. Egal, ob Mensch oder Haus. Denn die meisten Häuser besaßen auch Menschen, erklärte er seinem Selbst. Oder besaßen Menschen Häuser? Jeder Versuch, sich über etwas klar zu werden, lies seine Verwirrung weiter wachsen. Wenn er doch zumindest einen Weg finden würde auf dem er laufen könnte, damit die Äste sich nicht mehr in seine Sohlen bohrten. Viele schmerzhafte Schritte später stolperte er über eine Straße. Zerfurcht von Karren und durch die Kälte hart gefroren. Auch wenn er sich nicht sicher war hatte er das Gefühl, er würde nicht mehr lange Leben wenn er nicht bald einen Unterschlupf finden würde. Kraftlos setzte er sich abseits des Weges an einen Baum und hoffte den morgigen Tag noch zu erleben als es raschelte.
Geändert von Donnchadh (11.03.2009 um 09:14 Uhr)
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