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Berge westlich von Montera
Nach einigen Tagen der Ruhe ging es der Kleinen allmählich besser, so dass sie inzwischen wieder kräftig genug war, tagsüber ihr Zelt zu verlassen und dem Treiben im Rebellenlager zuzusehen. Von Jurdace oder den ganzen anderen Rebellen, die sie kannte, war jedoch den ganzen Tag über nichts zu sehen. Und so hatte sie auch heute die Langeweile beizeiten wieder zurück in ihre Behausung getrieben, wo sie ihren Gedanken nachhing bis sie irgendwann allein einschlief.
Doch heute war irgendwas anders. Ein Rütteln hatte Jennay in ihrem Abendnickerchen gestört, so dass diese sich nur von einem unwilligen Murren begleitet auf die andere Seite gedreht hatte, um in Ruhe weiterzuschlafen. Das Rütteln an ihrer Schulter gab jedoch nicht so schnell auf, sondern wurde stattdessen noch unnachgiebiger, so dass es der Rothaarigen zumindest einige unfreundliche Flüche entlockte, jedoch war sie noch immer nicht bereit, aufzustehen und sich von den warmen Fellen und dem Kamelhaarkissen zu trennen. Schliesslich wurde die Kleine von einer ungeduldig gewordenen Hand am Kragen gepackt und aus dem Zelt geschleift, geradewegs in die kalte Nachtluft, die das Mädchen hoffentlich endlich zu Sinnen kommen lassen würden.
"He! Was soll denn das?" Der Protest der Rothaarigen klang verschlafen, dafür aber nicht weniger vorwurfsvoll. "Was willst du von mir?" Nur mit Mühe schüttelte Jennay die letzten Spuren, des unfreiwillig unterbrochenen Schlafes ab und starrte dann zornig geradewegs in zwei nicht weniger funkelnde Augen, die bei näherem Hinsehen zu einer Blonden gehörten - Jurdace.
Verstört wandte die Kleine ihren Blick ab. Was war nur in ihre beste Freundin gefahren, sie mitten in der Nacht so unsanft aus dem Schlaf zu reissen? Dabei war sich die Rothaarige keiner Schuld bewusst, schliesslich hatten sich die beiden Frauen seit Jennays Unfall im Stollen kaum gesehen. Jurdace war tagsüber meist fort gewesen, wenn die langsam Genesende wach gewesen war. Und abends, wenn die Blonde zurückgekehrt war, hatte die Rothaarige meist schon tief und fest geschlafen. Sicher, Jennay hatte auch von diesem Einsturz gehört und dass dort nun intensiv gearbeitet wurde. Aber das war doch kein Grund, eine verletzte Freundin solang allein zu lassen. Wäre es Jennay besser gegangen, hätte sie womöglich selbst ihre Hilfe angeboten. Doch so kam es ihr gerade recht, dass sie selbst noch etwas wacklig auf den Beinen war und so eine ziemlich gute Ausrede hatte, nicht bei der Ausgrabungsaktion helfen zu müssen. Zumal ihr bei ihrem selbst verursachten kleinen Einsturz fürs erste gründlich die Lust auf Höhlen und dergleichen vergangen war.
Bevor Jennay Zeit hatte, noch mehr lästige Fragen zu stellen, packte die Blonde sie am Arm und zerrte sie weiter auf einem schmalen Pfad zum Lager hinaus. Die Kleine war noch immer so verdutzt, dass sie sich kaum wehrte und es einfach geschehen ließ. Jedoch machte sich ein ungutes Gefühl in ihr breit, was das gute Dutzend müde und zerknirrscht aussehender Rebellen, die ihnen unterwegs entgegengekommen waren, auch nicht besser machte. Die Kleine wusste nicht, wielange sie schon gelaufen waren, aber schliesslich stoppte die Blonde und ließ den Arm ihrer unfreiwilligen Begleiterin los.
Jennay murrte noch einmal leise auf und sah sich dann unsicher um. Die beiden Frauen hatten den alten Stollen erreicht und die Kleine staunte nicht schlecht, dass trotz der Dunkelheit hier immernoch hart gearbeitet wurde. Unter Anstrengung wurde loses Gestein aus der Mine gebracht und sicher verstaut, so dass es keinen Schaden mehr anrichten konnte. Die Rothaarige sah eine Weile zum Stollen hinüber, doch sie verstand noch immer nicht, was das ganze sollte. Zwar hatte sie keine genauen Erinnerungen mehr an ihren eigenen Unfall, bei dem sie und Jurdace in der selben Mine angeblich fast verschüttet worden wären. Doch das konnte doch kaum der Grund sein, dass hier Tag und Nacht so ein Aufwand getrieben wurde. Es sei denn ...
Langsam dämmerte Jennay, was hier passiert sein mochte. Hilfesuchend sandte sie einen fragenden Blick zu Jurdace, die daraufhin nur leicht nickte und Jennays schreckliche Vermutung zur Gewissheit machte. Zwar waren keine Verletzten zu sehen gewesen. Aber die Verbissenheit, mit der die Männer arbeiteten, sprach ihre eigene Sprache. Wer auch immer nun dort unten in der Mine festsaß, hatte scheinbar nicht soviel Glück gehabt, wie die beiden Frauen, die trotz ihrer Unvorsichtigkeit dem Schicksal noch einmal knapp von der Schippe gesprungen waren.
Betroffen wandte die Kleine den Blick vom Stollen ab und gab der Blonden zu verstehen, dass sie die Lektion verstanden hatte. Vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit, wo eine noch leicht schwächliche Rothaarige mit anpacken konnte.
Schliesslich machten sich die beiden Frauen genauso schweigend auf den Rückweg, wie sie gekommen waren. Doch dieses Mal hatte die eine den Arm über die Schulter der anderen gelegt hatte, damit die wackligere von beiden nicht stürzen möge.
Geändert von Jennay (29.01.2009 um 01:14 Uhr)
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Gleich einer leblosen Statue saß der Braunhaarige vor der Holzhütte und starrte den Alten an. Beobachtete, wie er keinen Muskel seines Körpers bewegte und einfach nur in die Ferne starrte. Der Braunhaarige musste sich daran erinnern, wie der Alte sich trotz seines wohl unglaublichen Alters geschmeidig bewegte, wie ein Zwanzigjähriger und dabei gleichermaßen eine Ruhe ausstrahlte, wie sonst nur schlafende Kleinkinder es taten. Dieser Alte war kein einfacher Greis, der sich von dem hektischen Leben in einem Fischerdorf wie Silden zurückzog und in der Freiheit seine restlichen Lebtage verbrachte, dieser Mann… er schien noch in keinster Weise an den Tod zu denken.
Obgleich er keinen Millimeter seines Körpers mehr spürte und sich auch nicht mehr zu bewegen vermochte, so verspürte der junge Mann deutlich eine Spannung. Eine Spannung geistiger Natur. Er wollte auch die Übungen des Alten versuchen, wollte seine eigenen Fähigkeiten verbessern und wollte auch ein Meister sein, wenn er wieder von hier weggehen musste.
Das einzige Problem, welches den Blauäugigen von diesem... utopischen Vorhaben abhielt, war der Weißhaarige und sein Schweigegelübde. Kein Wort war ihm am heutigen und auch nicht am gestrigen Tage über die Lippen gekommen, nicht mal das mittlerweile vertraute Brummen war zu hören gewesen. Der Alte war aufgestanden, hatte sich im nahen Fluss gewaschen, hatte sich dann hingesetzt und bis abends regungslos dagesessen. Er hatte dann eine weitere Suppe für ihn und seinen Gast gemacht und, seitdem das Essen beendet und alles weggeräumt war, vollzog der Alte wieder sein Abendritual. Am nächsten Morgen dann wieder dasselbe…
Interessiert und vollkommen regungslos hockte der junge Mann einfach nur da und beobachtete immer noch den alten, welcher stumm in die Ferne schaute. Es war beruhigend, zu sehen, wie ein anderer Mensch in absoluter Entspannung einfach nur dasaß und nichts tat. Und, je länger der junge Mann dem Weißhaarigen zusah, desto mehr entspannte auch er selbst sich, spürte gleichzeitig aber auch, dass der Geist des Waldes in seinem Körper rebellierte. Es schien beinahe so, als würde der Geist des Waldes im Körper des jungen Braunhaarigen von der Ruhe und der Ausgeglichenheit des Weißhaarigen gereizt, angezogen und wütend gemacht.
Für ihn selbst jedoch bestand angesichts des rebellierenden… Etwas in seinem Körper keine Chance, sich irgendwie auf das Niveau des Alten hochzuarbeiten. Wie konnte er denn auch klare Gedanken fassen, wenn er fast vollständig damit beschäftigt war, den Geist unter Kontrolle zu halten?
» Andere erkennen…«, sagte der Weißhaarige urplötzlich und sofort hatte der Blauäugige alles um sich herum vergessen. Hatte der Alte gerade mit ihm gesprochen? Wahrscheinlich. ‚All die Tage, die er hier war, hatte der Alte kaum ein Wort gesprochen. Und jetzt… jetzt sprach er urplötzlich. »ist weise. Sich selbst erkennen…«, fuhr er fort und der junge Mann krallte sich vor Aufregung fast in seine Sitzgelegenheit. »…ist Erleuchtung.«, endete der Alte so plötzlich, wie er angefangen hatte. Ohne auch nur eine Miene zu verziehen starrte er weiter geradeaus, immer noch ins Nichts.
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Nero hatte den Novizen gestern noch mit einer kurzen Antwort abgespeist, das es spät sei und er sich hatte hinlegen wollen. Insgeheim vertrat er die selbe Meinung und wandte diese Form der Magie nicht oft an, jedenfalls nicht oft genug wenn man die Personen betrachtete und wie seine Aktionen manchmal aussahen, doch war diese Gabe wichtig, wichtig wenn sie gebraucht wurde um Recht zu sprechen oder gegen jemanden zu entscheiden, nicht jedoch wenn es persönliche Belange anging, und so handelte der Magier auch. Heute hatten die Mitglieder des Ordens wieder einen Teil der Bergung übernommen. Die Gesteinsbrocken waren schwer fortzuschaffen, denn niemand wollte das Risiko eingehen sie einfach vom Berg herunter zu werfen und so noch eine orkische Patrouille auf den Plan zu rufen, und so hatte man sich dafür entschieden den Magier und einige weitere fähige Magier dazu abzustellen die Brocken weiter oben auf einem Platteu zu verstauen. Die Arbeit war hart und zehrte am Geist, musste man doch gleichzeitig laufen und Magie wirken, musste sich auf die Kraft konzentrieren und sich gleichsam orientieren mit einem Zentner Stein vor der Nase, manchmal wahrlich keine leichte Aufgabe.
Nachdem die Arbeit getan war hatte Nero sich Daryn geschnappt und war mit ihm zu einem Feuer zurück gekehrt um das Gespräch vom Vorabend wieder aufzugreifen und die Meinung des Magiers zu unterbreiten, und gleichsam den Schüler zu überzeugen das dies der richtige Weg war wenn man Innos' Recht genüge tun wollte. Sie setzten sich und verspeisten kurz etwas, tranken und betteten die Müden Knochen im kalten Moos. Nero schaute Daryn in die schwarzen Augen, unheimlich tief waren sie. Nero konzentrierte sich, suchte nach der Aura seines Schülers und fand sie in einem matten Gelb, gemischt mit einem Hauch braun.
"Ich sehe, dass du gleichsam interessiert doch auch verstört bist wegen dieser Sache. Ich möchte dich davon überzeugen den richtigen Weg zu gehen und die Magie anzuwenden, anzuwenden wenn sie nötig ist, und nur dann. Siehst du, die Magie gibt uns die Möglichkeit einem Unschuldigen zu helfen oder an einem Schuldigen ein Exempel zu statuieren, Gnade und Recht zu sprechen und die Absichten einer verdächtigen Person zu erfahren. Wer diese Macht dazu einsetzt um Freunde und unbeteiligte Personen zu bespitzeln der wandert über zur dunklen Magie Beliars. Ich nutzte die Kraft vorher noch nie bei einem Freund, so wie eben bei dir, doch wollte ich dir zeigen, dass ich es kann und dass es einen Weg gibt sie dann zu nutzen wenn man sie nutzen muss. Man kann sich gegen diese Macht verschließen, sie aussperren und das Schloss erst wieder öffnen wenn die Zeit dafür gekommen ist. Viel Arbeit und Meditation sowie Stärkung deines Geistes wird es erfordern dies zu lernen, doch ich spüre das du der Richtige dafür bist. Ich stimme mit dir voll überein, stimme dir zu in jedem Punkt, doch manchmal muss man Wege gehen, die einem selber unangenehm erscheinen, die eigenen Prinzipien überwinden oder besser gesagt vergessen, dass man welche hatte. Nicht immer sind die Wege Innos' ergründlich, und genauso verhält es sich mit uns, nicht immer ist klar wieso wir einen Weg beschreiten, oder wieso wir überhaupt die Macht haben eine solche Magie zu wirken. Im Grunde ist es die leichteste Art der Magie, für jeden der die Magie erkennt möglich und kein wirklicher Zauber an sich, man betrachtet nur das, was sich dem Auge des Magiers offenbart und zeiht seine eigenen Schlüsse. Wie sich die Magie manifestiert spielt hier eine große Rolle und es ist nicht leicht das gesehene zu deuten, doch mit ein wenig Übung und der Stärkung deines Geistes ist dies ohneweiteres möglich mein Freund. Was sagst du, bist du bereit diesen Weg zu gehen?"
Der Magier beendete seine Rede mit einer Frage, die eventuell das Leben des Novizen grundlegend verändern konnte, dich genau das war es, was Nero erfahren wollte, war der Novize Daryn, sein Freund und persönlicher Schüler, dazu bereit dieses Risiko einzugehen und Innos in all seiner Macht nachzufolgen? Nero hoffte sehr, dass dies der Fall war, ansonsten war ein weiterer Geist verschwendet und das Talent Magie zu wirken teils vergeudet, denn nicht nur Kampf und Macht allein entschieden in einem Krieg, Verhandlungsgeschick und das Wissen um die Absichten der Feinde waren der Schlüssel zum Sieg.
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Gebirge westlich von Montera
Schnell bewegte er sich durch das verlassene Lager. Und da…dort war eine kleine Höhle, die sich etwas Abseits von dem eigentlichen Lager befand. Der Glatzkopf war nun zum dritten Mal zu diesem Lager gekommen. Denn er vermutete schon das letzte Mal einen Höhleneingang im Felsen gesehen zu haben. Konnte er die eingesperrten Rebellen im Stollen durch diesen Eingang retten? Das war die erste Frage gewesen, die er sich dabei gestellt hatte, aber dem nach war es nicht so. Die Höhle war äußerst klein. Sie diente höchstens einmal als eine Art Abstellraum oder vielleicht als kleine Behausung. Schließlich hatte sie eine Größe, die zum wohnen genügte.
Rethus war durch die kleine Felsspalte geglitten, um den Raum betrachten zu können. Hier konnte man allerdings ein paar Sachen mehr finden. Natürlich waren auch diese Dinge alle größtenteils kaputt. Ein Tisch stand inmitten des Raumes, der symmetrisch halbiert war. An den Wänden hingen alte Regale, in denen zerbrochene Krüge verharrten. Fässer befanden sich an der Höhlenwand. Aber auch einige Werkzeuge wie Besen oder Spitzhacken aber auch Schaufeln. Tatsächlich, Rethus hatte soeben Schaufeln und Spitzhacken entdeckt; ihre vier Stück jeweils an der Zahl. Wäre es damit möglich gewesen, die Steine am Stolleneingang etwas besser zu beseitigen. Mal sehen, aber zuerst musste der Dieb zurück ins Lager, um es auszuprobieren. Mit seinem letzten verbliebenen Seil verband er die Gerätschaften fest und transportierte sie so zurück zum Lager. Die ganze Zeit über hatten sie das verlassene Lager für unbedenklich gehalten, aber jetzt fand der Knappe plötzlich ein paar gute Werkzeuge. Mal sehen, ob sie den Bergungsarbeiten zu großer Hilfe gereichten…
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Im Stollen; Bauernhof auf Khorinis nahe Minental; vor acht Jahren
"Hey du Schlafmütze ...", waren nur die liebevoll gesprochenen Worte, die Callindor aus einem Dornröschenschlaf zu wecken schienen. Zuerst sträubte er sich dagegen, doch letztlich war es der süße Duft von Rosen, der betörende Duft nach Lavendel und eine Essenz von Veilchen. Sylleste hatte offenbar wieder eine ihrer Kreationen zusammengestellt und nun roch das ganze Haus danach.
Obwohl Callindor schon wieder wach war, verhielt er sich dennoch ruhig, kein Muskel bewegte sich und er gab sich Mühe, wie ein Toter in seinem Bett zu liegen, doch eine sanfte Kitzelattacke von Nicolas reichte aus, um seine Starre zu lösen, mit breitem Grinsen auf dem Gesicht sah er ihn an, den jungen Mann vor ihm, der so herzlich mit seinen Fingern über Callindors Oberkörper streifte.
"Mir kannst du nichts vormachen.", sagte Nicolas nur mit einem Lächeln und Callindor nickte zustimmend, für wahr, dass konnte man wirklich nur schwerlich vollbringen. Er war schließlich ein Meister im Grimasse schneiden und Dumm - rum - labern, sodass er mit den Gesichtspartien anderer bestens vertraut war. "Guten Morgen.", hauchte der junge Bursche nur und drückte seine Lippen auf die des liegenden Magiers, so er denn überhaupt einer war.
Callindor konnte nicht anders, als diese Geste der Zärtlichkeit zu erwidern und dies mit einer Inbrunst, dass selbst Nicolas kurz darauf nur zurück schreckte und den Kerl da vor ihm nur mit großen Augen ansah. Doch dies ließ der Innosler nicht gelten und verfolgte mit seinen Lippen das Gesicht des Entfliehenden, zumindest solange, bis dieser zu einem weiteren Kuss sein Einverständnis gab. Doch nicht für lange, denn Nicolas merkte sofort, das hier etwas nicht stimmte.
"Was hast du bloß geträumt Callindor? Wohl wieder was ganz Unanständiges ...", mutmaßte der Taschendieb und grinste diebisch. Auch Callindor musste schmunzeln, wehrte aber gleichzeitig energisch ab. "Nein, nein, nicht das, was du schon wieder denkst. Nein, etwas völlig Irrsinniges und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es stimmt." Callindors Stimme wurde beschwörerisch, sodass Nicolas langsam mulmig wurde und so setzte er sich mit Schwung auf die freie Ecke des Bettes und drückte seinen Freund nur kraftvoll zurück auf das Laken.
"Dann erzähl doch mal!", forderte er ihn auf, doch Callindor schüttelte nur ablehnend mit dem Kopf. "Nun mach schon. Ich lache auch nicht.", schwor Nicolas und küsste ihn erneut zur Aufmunterung.
"Weil du es bist. Es hört sich so bekloppt an, wenn man sich das so überlegt, ist das völliger Quatsch und kann gar nicht sein.", noch einmal versuchte sich der Magier raus zu reden, doch Nicolas ließ sich nicht abwimmeln. "Nun sag schon!", sprach er laut und wurde schon fast zornig dabei. Callindor seufzte einmal, holte tief Luft und versuchte sich so gut es ging, an irgendwas aus seinem Traum zu erinnern.
"Also - ich war Feuermagier drüben auf Myrtana und habe in Vengard gelebt. Hatte sogar Freunde, so wie dich. Anscheinend sogar recht viele, irgendwie kannte mich Hunz und Kunz, aber das Verwirrendste war, dass ich sogar mit Tieren gesprochen habe, zumindest schien ich ein Frettchen oder so zu besitzen. Und dann war da noch jemand, eine hübsche junge Frau, sie war ziemlich herrisch und autoritär, aber irgendwie mochte ich sie gut leiden, naja, mal mehr und mal weniger. Und dann gab es da noch andere Kerle, sie schienen mich auch zu kennen, viele nannten mich beim Namen ..."
"Waren die auch so gut aussehend wie ich?", fiel ihm Nicolas ins Wort und zerschnitt damit den roten Faden, den Callindor so mühsam zusammen geklöppelt hatte.
Callindor grinste nur breit und schüttelte dabei bedächtig mit dem Kopf.
"Keiner!", war schließlich sein resümierendes Urteil, ehe er sich noch einmal korrigierte, "..., vielleicht einer ..." und dabei ein erstauntes Gesicht seines Freundes zu sehen bekam. "Und wie heißt er?", wollte Nicolas nun wissen, doch Callindor musste diese Frage leider unbantwortet lassen.
"Ich weiß nicht, er hat ihn mir nicht genannt. Er sah nur unglaublich hübsch aus, seine Augen, sein Gesicht und seine Lippen, so zart und weich, ein Traum, im wahrsten Sinne des Wortes. Blondes Haar, super Figur und ein Gang und eine Art zu reden, die einen schwach werden lässt. Ich glaube, dass ich ihn sehr zu mögen schien. Zumindest fühlte ich mich wohl in seiner Nähe und er sich wohl auch bei mir ...", sprach Callindor schon wieder in Gedanken und musste selber darüber nachdenken, wie das alles sein konnte.
"Na, den hätte ich mal kennen lernen wollen!", antwortete Nicolas darauf nur schelmisch und kniff dem Halbnackten dabei kraftvoll in die Brustwarze, dass er unter einem Schmerzschrei aus seinen Überlegungen herausgerissen wurde.
"Hey, was sollte das denn jetzt? Das hat weh getan vielleicht!", und Callindor war schon ein wenig sauer, doch sein Freund streckte ihm nur dsie Zunge raus und hüpfte vom Bett runter. "Das war dafür, dass du von anderen Kerlen träumst, obwohl du mit mir zusammen bist. Sowas ist verboten ...", sprach's und untermauerte seinen Standpunkt noch mit einem Fußstampfer. "Sag mal, hackt's bei dir oder was?", war nur die lapidare Antwort des Magiers, der nur mit dem Kopf schüttelte. Auch Nicolas konnte nun nicht länger an sich halten und lachte aus vollem Herzen.
So vergingen einige Momente, in denen sich Callindor seine Sachen anzog und auch sein Freund sich aufzuhübschen schien. Noch immer roch es im ganzen Haus nach diesem Mix aus Blumen und Callindor sog den Duft einfach ein. Er mochte die Kreationen seiner Mutter gut leiden, obwohl es auch die eine oder andere weniger gut gelungene Mischung dabei war, doch diesmal war es mehr als angenehm zu riechen.
"Beeil dich!", entgegnete der Dieb dem Magier nur fordernd, " ..., deine Mutter hat gesagt, wir sollen die Scheune ausmisten und du weißt, wie grantig sie werden kann, wenn wir trödeln."
"Ach was. Das macht sie nur bei dir so. Du brauchst das.", war nur die locker gesprochene Antwort von Callindor und dafür klassierte er gleich einen gezeigten Vogel von seinem Freund, woraufhin wieder beide genüsslich lachten.
Ob nun gewollt oder unter Zwang, die beiden Kerle hatten sich schnell fertig gemacht und rannten förmlich die Treppe hinunter, hielten sioch trotzdem senkrecht und verließen unter einem gleichzeitigen *Guten Morgen* das Haupthaus und sahen schon wenige Meter entfernt die Scheune mit dem Heu und dem Stroh stehen. Doch plötzlich blieb Callindor stehen und sah nur gen Himmel, dieser war mit hellen Wolken verhangen, die Sonne kam nur punktuell durch und es war beinahe windstill, nur ein entfernstes Säuseln vermochte man zu vernehmen, ansonsten waren da nur die beiden Kerle, von denen einer still stand, während der andere nur verdutzt nach hinten sah und dann zurück geschritten kam.
"Was ist los, Callindor?", fragte Nicolas besorgt, doch Calindor antwortete ihm nur, dass es nichts sei. Doch sein Lover blieb hartnäckig, sodass der Magier sich eben doch zu einer erschöpfenden Antwort überreden ließ. "Es ist nur, es wirkte ales so echt. Die Leute, die Tiere und die Gebäude. Ich hatte das Gefühl, wirklich dort zu sein. Es schien so real. Und nun soll alles nur ein Traum gewesen sein? Ich kann das irgendwie nicht glauben ..."
Nicolas seufzte nur laut und klopfte den nachdenklichen Burschen an seiner Seite aufbauend auf die Schulter. "Zerbrich dir nicht so den Kopf darüber. Vielleicht wirst du das wirklich alles mal erleben. Später, doch jetzt musst du dich eben mit mir begnügen. Das ist doch auch was, oder?", fragte er nur rethorisch und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Und nun komm, das Heu wartet ..."
Callindor nickte nur zustimmend und beschleunigte seine Schritte, hatte seinen Freund am Scheunentor schon wieder eingeholt und gab ihm nur einen leichten Klaps auf den Hintern. "Hey ...", gab er darauf hin nur leicht kichernd ab und schnappte sich, wie auch Callindor, eine der Mistgabeln und machte sich daran, das Heu zu wenden, dass sie dort gelagert hatten. Offenbar hielt es Sylleste für angebracht, wegen Funkenflug oder so, Mütter hatten eben immer recht, so war es bei ihnen und wer waren die beiden schon, jetzt das gegenteil beweisen zu wollen, schließlich war der Himmel zugezogen und es war höchst unwahrscheinlich, dass es hier noch zu einem Brand kommen würde. Dennoch muckte keiner auf und beide taten ihre Arbeit so gut sie konnten, es war recht schweißtreibend und ungewäöhnlich warm in den stickigen Kabuff, sodass sie sich in regelmäßigen Abständen eine Pause gönnten. So geschah es auch kurz vor dem Ende der Arbeiten, das Heu roch ein wenig faul, seine Mutter hatte eben ein gutes Gespür für Fäule und andere Düfte. Und so stellten sie nur die Gabeln in die Ecke und streckten sich ausgiebig, es war doch anstrengender als erwartet.
"Ich bin kaputt, und du?, war erste Satz seit langem, den Callindor dort gesagt hatte, doch auf eine Antwort brauchte er nicht lange zu warten, denn kaum war er fertig mit strecken, flog ihm auch schon der erste Ballen Heu um die Ohren, einige Grashalme fanden ihren Weg in seinen Mund und Callindor konnte nur reflexartig spucken und sich so wieder von dem Grünzeug befreien. Angestachelt von dieser Aufforderung, nahm auch Callindor einen Schwall und feuerte nun zurück.
Dies ging einige Male hin und her, keiner ging dabei wirklich als Sieger hervor, am Ende lagen sie nun beide heftig atmend im Heu und lachten über ihre Kindlichkeit und ihr infantiles Gehabe. Mit Hintergedanken sah Nicolas zu Callindor herüber und dieser schien schon zu ahnen, was der flinke und geschickliche Taschendieb nun vor hatte. Ohne wirkliche Aufforderung oder Bitte, kam der Blonde zu dem Schwarzhaarigen herüber und man konnte deutlich spüren, das die Luft von Erotik und baldigem Sex geschwängert war, es roch so lieblich nach Lavendel, Flieder und Rosen, vermischt mit Heu.
Ihre Kleider hatten sie beim Arbeiten größtenteils schon ausgezogen, es war eben sehr stickig und drückend in diesem Verschlag, sodass Nicolas nicht viel Arbeit hatte und nur begierig mit seinen Fingern über den Oberkörper des unter ihm liegenden Burschen fuhr. Immer näher kamen sie sich, ehe sich ihre Lippen zu einem Kuss trafen, der an Intensität wohl seines gleichen suchte. Beide wollten es, hier und jetzt! Immer wilder wurde die Verbindung, Callindor riss sich herum, sodass er nun oben auf lag, doch Nicolas ließ dies nicht gelten, rollte die beiden wieder zurück, lächelte dabei gierig und strich mit seiner Zunge über seine Lippen.
Dies war wohl das Zeichen, denn plötzlich kroch Nicolas zurück und hantierte nur ohne Umschweife an der Hose des Halbnackten und es dauerte nicht lange, da spürte Callindor das erste mal an diesem Tag diese Feuchte, wie sie sich auf einem begrenzten Teil seines Körpers ausbreitete und ihn ungeahnte Wogen des Glücks und der Zufriedenheit bescherte. Während Callindor sich also seiner Lust hingab, konnte er nur aus den Augenwinkel erahnen, was Nicolas da trieb, während sein Kopf immer wieder vor und zurück wanderte, anfangs noch langsam, dann immer heftiger. Und in gleichem Maße, wie der Dieb sich da verausgabte, wurde auch Callindors Puls schneller, rhythmischer, rasanter. Lange würde er so nicht mehr aushalten können und sich dem Gipfel nähern ...
Doch dazu kam es gar nicht.
Denn plötzlich hielt Nicolas inne, Callindor wunderte sich erst, nachdem die ersten Wellen abebbten und sah dann zu ihm herunter. Noch ganz außer Atem, wollte er nur wissen, was denn los sei. Doch Nicolas Blick war so warm und Schutz bietend, der Magier hätte alles mit sich machen lassen.
"Ich werde dir nicht weh tun ...", waren nur seine Worte und ehe Callindor verstand, was sein Lover damit meinte, hatte er ihn auch schon um 180° gedreht und bearbeitete nun die andere Seite und ehe Callindor protestieren konnte, war dort wieder diese unerwartete Feuchtigkeit, die angenehme Kühle, verglichen mit der stickigen Hitze des Heus und der Lust, die den Haufen vernagelter Bretter inzwischen aufgeheizt hatte. Nicolas schien ein wahrer Könner darin zu sein, denn Callindor fiel es schwer, wenn es nicht sogar unmöglich in dieser Situation für ihn war, einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Atmung ging stockend, er surfte auf einer Wlle des Glücks und es hätte für ihn nicht noch besser kommen können, (für war, so war er noch nie gekommen ...), da traf ihn plötzlich ein Schmerz, der schnell wieder verstummte, es hing wohl mit Nicolas zusammen und dieser sagte nur ein gehauchtes *Entspann dich ...* und dann war dort wieder dieser Schmerz, diesmal sogar noch heftiger als vorher, nichts war da mehr mit Lust und Liebe, es tat einfach weh und Callindor bäumte sich dagegen auf, anstatt sich zu entspannen, wie Nicolas es doch erbeten hatte.
"Hör auf!", forderte Callindor energisch und mit atemloser Stimme, doch wieder war es wie ein Messerstich, erbarmungslos und zerstörerisch, und wieder und wieder. Nicolas schien ihn nicht zu hören und während Calindor noch einmal um Inne halten betteln wollte, ward er fort gerissen von einem Schmerz, er blieb einfach nur schlaff im Heu liegen und ergab sich seinem Schicksal, während sein Freund ihn weiter bearbeitete.
Tränen liefen den gepeinigten Burschen über das Gesicht, wässerten schwach das Heu unter ihm, es war nicht mehr schön, nur noch die Hölle ...
Und während all dies geschah, merkte keiner von beiden, wie sich der Himmel immer weiter zuzog, es finsterer wurde und letztlich der letzte Rest Licht von Dunkelheit aufgefressen wurde, während der Flieder und Lavendelduft, vermischt mit Rosen, sich in einen Gestank nach Tod und Verwesung verwandelte, doch auch darauf schien Nicolas nicht zu achten. Er fiel nur immer und immer wieder zustoßend über seinen Freund her, der schon längst kein Wort heraus bringen konnte. Was war nur aus seinem liebevollen Nicolas geworden ...
Und unter einem dieser Stöße wachte Callindor schließlich auf, sah mit gebrochenem Blick und schwach atmend in den Schein einer Fackel und erkannte schwach das Gesicht eines Kerls. Es war Matthew, der sich nur fürsorglich über den scheinbar Liegenden gebeugt hatte.
"Alles klar mit dir?", fragte er nur und half dem Magier auf die Beine. "Was hast du nur verrücktes geträumt? Muss ja heftig zugegangen sein ..."
Erst jetzt realisierte Callindor in geringem Maße, dass er sich wieder in dem Stollen befand, dass es also doch wahr war und er nur von Nicolas und ihrem ersten Mal geträumt hatte. Doch warum?
"Du würdest es mit sowieso nicht glauben ..", würgte Callindor nur das Gespräch ab und versuchte einige Schritte zu gehen, als er sich nur mit einer Hand an der Schulter des Rebells festzuhalten versuchte. Und doch glaubte Callindor, noch die Schmerzen durch die heftigen Stöße spüren zu können - doch wieso?
"Ich glaube ...", brachte er mit schwacher Stimme hervor, " ..., es geht mir nicht gut ...", und brach dann auf der Stelle an dem Kerl hängend zusammen.
Von dem Fieber, dass ihn gepackt hatte, zumindest glühte seine Stirn heftig, schien keiner der Anwesenden etwas bemerkt zu haben.
Geändert von Callindor (29.01.2009 um 21:10 Uhr)
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Anscheinend brachte es viele Vorteile mit sich Marschall zu sein. So musste man nur ein paar Worte rufen und schon setzten sich Reiter in Ross in Bewegung, als stünden die Orks vor den Toren.
Wie schon am gestrigen Tag unternahmen Jun und Rod zusammen mit ein paar anderen Reitern einen Ausritt. Trotz oder gerade wegen seiner Stellung am Hof kam er sich etwas fehlplaziert zwischen all den begnadeten Reitern, die ihre Rösser zu fuhren wussten. Und er, er stand immer noch am Anfang und stellte just in diesem Augenblick das schwächste Glied der ansonsten eisenharten Kette von Reitern dar. Es gab sicher angenehmere Situationen als diese hier. Dennoch, Jun bestand darauf und aus einer gewissen Perspektive gesehen war dies ein Aspekt der Ausbildung, den sicher nur sehr wenige Auserwählte in dieser Form miterleben durften. Kaum ein anderer Rittmeister besaß wohl so eine Autorität wie Jun, zumindest in keinem der Länder, die dem Herold bekannt waren.
Der höhere Trab stellte sich als größere Herausforderung dar als einige der bisherigen Übungen, wahrscheinlich gerade wegen der Gesellschaft, in der sie sich befanden. Man hatte weder feste Hindernisse, noch weite, offene Felder, sondern war dicht aneinander gedrängt und setzte immerzu seinen Weg fort. Man müsse sich nur vorstellen, einer der Vorausreitenden würde plötzlich und ohne Vorwarnung stoppen, eine verheerende Kettenreaktion wäre die Folge gewesen. Aber dieses Schicksal blieb ihnen während der Ausritte erspart. Und auch dieser nächtliche Ritt näherte sich langsam seinem Ende, denn die Tore Vengards kamen mit jeder Sekunde näher.
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Oft war es sehr anstrengend, die Steine wegzutragen und manche konnte der junge Novize auch nur mit Hilfe von Nero schaffen oder musste den Stein ganz ihm überlassen.Die Arbeit lohnte sich, sie waren ein ganzes Stück weiter in den Stollen vorgedrungen, ein weiteres Stück zu ihren Freunden, Bekannten oder einfach nur Weggefährten. -Hoffentlich geht es ihnen noch gut.- war öfters der Gedanke des Schwarzäugigen. Während er half, diese Arbeit zu tun, erinnerte sich der Händler daran, was er gestern zu seinem Freund gesagt hatte und dessen kurze Antwort.
Erschöpft setzte sich der Schwarzhaarige hin und trank ein paar Schlücke, da dauerte es nicht lange, da kam Nero und brachte ihn zurück zum Lagerfeuer. Anscheinend wollte der Feuermagier mit ihm über diesen Zauber reden, was der Südländer jedoch gar nicht wollte. Doch vielleicht hatte er auch etwas missverstanden, deswegen hörte er dem Magier Innos' noch einmal aufmerksam zu und nachdem dieser geendet hatte, setzte Daryn zu einer Antwort an. "Ja, das mit der Rechtsprechung, da gebe ich dir ja recht, doch bist du sicher?" "Bei was?" "Ich habe Angst davor immer und überall die Gefühle der anderen genau zu sehen. Das...das wäre, als wenn ich die Gefühle mit ihnen teilen zu können." "Nein, ich habe doch gesagt, nach ein bisschen Übung kannst du es wirklich kontrollieren." "Nach ein bisschen Übung...stell dir mal vor wenn uns die Orks angreifen. Über all, Schmerz und Angst. Da verzweifelt man doch." "Jetzt mal mal nicht Beliar an die Wand." "Hmm...." "Willst du diesen Zauber erlernen?" "Mhh...ja, ich bin bereit. Lieber teile ich Leid mit anderen, als dass Unschuldige verurteilt werden." Sein Freund grinste aufgrund dieser Aussage auch wenn sie nach seinem eigenen Geschmack etwas aufgesetzt klang.
Anscheinend wollte Nero ihm den Zauber erst morgen beibringen, war ja auch logisch, schließlich waren die beiden heute geschwächt vom Schweben lassen der großen Steine.
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Längst war es dunkel, der Bruder hatte aber leider noch keinen Lagerplatz für die Nacht gefunden. Es war windig und es sollte ihn auch nicht wundern wenn wieder Schnee fallen würde. Arvjen hatte sich inzwischen ein ganzes Stück von Silden entfernt, Richtung Norden war er gegangen, musste eigentlich schon ganz in der Nähe des Passes, nach Nordmar sein. Er hatte aber nicht vor diesen zu überqueren, nicht ohne Karte, weil in diesem Gebiet, kannte er sich so gar nicht aus. Plötzlich sprang er zur Seite, suchte Deckung hinter dem nächst besten Busch. Sehr viel Schutz bot der nicht aber der Himmel war bewölkt und dementsprechend dunkel war es. Wenn Vollmond wäre hätte er sicher verschissen aber so konnte Arvjen noch hoffen. Das Land war so groß und ausgerechnet jetzt musste eine Orkpatrouille seinen Weg kreuzen.
Er hatte sicher nicht vor sich wieder in eine der Minen werfen zu lassen, um dort ein kärgliches Leben, falls man das überhaupt noch so nennen konnte zu fristen. So ruhig wie möglich lag er am Boden, machte sich dabei so klein er nur konnte und atmete dazu so flach es nur ging. Keinen Mucks gab Arvjen von sich, hörte die Orks, wie sie nur unweit an ihm vorbei liefen. Er wusste nicht ob sie ihn vielleicht gehört hatten aber es schien zumindest mal nicht so. Sicher wären sie dann nicht mehr so ruhig geblieben. Selbst als er dachte, dass sie vorbei wären blieb er noch liegen. Er hatte sein Zeitgefühl total verloren, Arvjen war aber einfach nicht in der Lage sich überhaupt zu bewegen, wie angewurzelt kam sich der Bruder vor. Nachdem er sich dann irgendwann endlich mal wieder bewegen konnte, machte Arvjen, dass er so schnell wie möglich weg kam. Nicht ausschließen konnte er, dass die Orks zurückkommen würden und dann wollte er sicher nicht mehr hier sein.
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Gebirge westlich von Montera
Schon der dritte Tag, nach dem Unglück, neigte sich dem Ende zu und noch immer keine wesentlichen Fortschritte gemacht. Einzig die neuen Stützen, die hoffentlich einen weiteren Einsturz verhindern würden, konnte man als sichtbares Ergebnis bezeichnen. Trotz intensiver Arbeit hatte sich der Geröllhaufen nicht verkleinert, so schien es jedenfalls. Die Stimmung unter den Leuten entsprechend eher als mies zu bezeichnen. Kaum Jemand gönnte sich mehr Ruhe, als den dringend benötigten Schlaf, dann ging es wieder an die Arbeit, wenn man dieses wegschleppen von Schutt überhaupt so bezeichnen wollte. Staubige Gestalten in dem scheinbar aussichtlosem Kampf gegen die Massen von Gestein. Leere Blicke, fragende Mienen, gesprochen wurde kaum etwas. Die Leute hatten genug damit zu tun, sich auf den Beinen zu halten, über die monotonen Handgriffe brauchte sich auch niemand mehr Gedanken machen. Man griff nach dem nächstbesten Stein und legte ihn auf die Trage, immer wieder und immer wieder, kein Ende in Sicht.
Einzige Abwechslung zwischendurch, wenngleich keine als positiv zu verzeichnende, waren größere Felsbrocken, die kaum von der Stelle zu bewegen waren. Bei den meisten genügte es, ein Seil daran zu befestigen und dann mit vereinten Kräften daran zerren, bis der Brocken am Ende von alleine den Schuttberg herunterrutschte. Danach folgte das bange Warten, bis alle kleinen mitgerissenen Steine zum Stillstand kamen. Erst wenn es danach ruhig blieb, konnte man aufatmen, dann wusste man, das nichts weiter eingestürzt war. Hoffentlich blieb das auch so, sonst gäbe es für die Verschütteten überhaupt keine Chance mehr, wenn sie überhaupt noch lebten. Doch daran wollte Ulrich nicht denken, er stellte sich immer vor, das der Erkundungstrupp es irgendwie schaffen würde.
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Kap Dun
"Bewegt euch, faules Pack! Na, wird's bald?!", schallten die "anfeuernden" Rufe von Calintz' Gefolgschaft durch die Nacht. Eine Peitsche knallte und man konnte hören, wie einer der Sklaven, von dem ledernen Strang getroffen, laut aufstöhnte. Der Hashashin hatte nicht vermutet, dass ihm Galen solch brutale und effiziente Söldnerwachen besorgt hatte. Die Beiden machten ihre Sache eigentlich sehr gut, musste man zugeben. Zwar würden die drei Sklaven, sobald sie endlich Kap Dun erreicht haben würden, zu nichts mehr zu gebrauchen sein, aber das war dem Weißhaarigen eigentlich herzlich egal. Solange dieser Khali von den Peitschenschlägen verschont wurde, war ihm alles Recht. Nicht, dass solch einem kräftigen Kerl die paar Hiebe schaden würden, doch das Schwarzauge hatte den Eindruck, dass ihm dieser Hüne später noch nützlich sein würde. Er schien vielleicht nicht der Hellste zu sein, doch er taugte auf jeden Fall zu mehr, als wie nur zu Trägerdiensten. Wie genau ihm der muskulöse Mann von Nutzen sein konnte, war Cal unbekannt, doch zweifelte er nicht daran, dass er Recht behalten würde...
Tief in seinen Gedanken versunken wanderte der junge Attentäter, neben seinem Diebesgenossen Galen, auf dem ausgetretenen Pfad entlang und merkte nicht einmal, dass jemand mit ihm sprach. Erst auf den dritten Versuch fand der Redner Gehör und der Elitesöldner schüttelte seinen Kopf um seine Träumereien zu verscheuchen. Dann wandte er seinen Blick nach rechts um seinem kurzgeschorenen Begleiter in die Augen sehen zu können.
"Hm?"
"Hast du mich immer noch nicht gehört? Ich glaube wir sind da..."
Desinteressiert sah der Dieb nach vorne und tatsächlich...vor ihm waren in der Dunkelheit, die für ihn nur einen grauen Schleier darstellte, die Palisade des Küstendorfes zwischen den Bäumen zu sehen. Langsam näherte sich die kleine Karawane dem Tor, welches sich zwischen all den Holzpfählen auftat. Interessanterweise schien dieses jedoch nicht bewacht zu sein. Zumindest konnte der Kopfgeldjäger keine Wachen ausmachen, die den Eingang bewachten. Offensichtlich nahm man es hier mit den Wachdiensten nicht ganz so genau...oder die Wachen standen hinter der Palisade und warteten darauf, dass jemand versuchte das Küstendorf zu betreten. Beides war gut möglich, doch im Grunde genommen bedeutungslos. Cal hatte nichts vor den Orks und ihren Getreuen zu befürchten. Schließlich war er selbst einer von Kans "Schergen"...zumindest offiziell.
Als die Gruppe dem breiten Durchgang immer näher kam, traten plötzlich zwei stämmige Orks hinter der Palisade hervor und verschränkten drohend die Hände vor der Brust. Auf ihren Rücken hingen unheilsverkündende Waffen und auch die Statur der beiden Grünhäute ließ darauf schließen, dass sie schon den einen oder anderen Kampf ausgefochten haben mussten. Für den kleinen Tross bedeutete dieses Gebärden, dass sie anhalten und sich ausweisen mussten. Wie gewohnt öffnete der Meisterdieb sein Hemd und offenbarte sein Brandmal. Auch seine Begleiter wiesen sich aus und schließlich wurden sie, ohne lästige Fragen beantworten zu müssen, eingelassen. Hinter der Palisade bot sich ihnen ein etwas jämmerlicher Anblick. Die Hütten schienen heruntergekommen und allgemein machte das Dorf eher den Eindruck eines Gossenviertels, als dem Stützpunkt der orkischen Marine. Natürlich konnte dies lediglich daher rühren, dass es Nacht war, doch der Kopfgeldjäger bezweifelte dies. Bei diesem entmutigenden ersten Eindruck seiner künftigen Heimat lief der jungen Mann ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Wollte er wirklich hier wohnen? In diesem Drecksloch?
Calintz wusste es nicht. Fest stand lediglich, dass er zu dieser Zeit mit Sicherheit niemanden finden würde, der ihm eine Hütte verkaufen würde. Also beschloss er kurzerhand die Taverne von Kap Dun zu suchen und dort ein paar Betten für die Nacht zu bestellen. Sie hatten schließlich seit Tagen kaum geschlafen...
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Das Papier war weich und doch fest genug um als Rolle zu fungieren. Mit einer einstudierten Handbewegung glitt Tabak aus dem Beutel direkt darauf. Mit geübten Fingern wurde das Papier nun gerollt, angefeuchtet und zusammengeklebt. Fertig war die Rauchstange, Tabakrolle, Zigarette oder wie immer man sie nannte auf und ab der Küstenregion, jedoch nicht zu verwechseln mit einem "schwarzen Rhobar", denn eine Zigarette war wirklich nur entspannend, und nicht auch noch sinneserweiternd. Nicht lange dauerte es und der Magier ließ eine Flamme aus seinem Finger schlagen, hielt die Zigarette mit dem Mund hinein und sog daran, sodann war sie entzündet und spendete angenehmen Rauch, ein wahrlich guter Tabak!
Mit langen Schritten wanderte der Magier umher, bot seine Hilfe an und rauchte dabei seine Zigarette. Die Arbeiten am Stollen waren für jetzt in den Händen der Rebellen und die Magier hielten sich größtenteils bereit die nächste Schicht zu übernehmen, aber so wie das stand dauerte das noch einige Zeit, so suchte Nero nach Daryn, der heute den Zauber erlernen sollte der ihm gewährte die Gefühle anderer Menschen zu sehen. Es war wirklich nicht schwer, man musste nur einen Hauch von Magie verstehen und diese als, nur für sichselbst, sichtbares Element sehen, es war kein Zauber an sich, auch Nero hatte das nicht in einer Lehre gelernt, er hatte es sich einfach beigebracht. Wie war es damals noch gewesen? Wie hatte er dieses Talent entdeckt?
Einige Zeit zuvor, während der Lehre der zweiten Stufe der Magie
Der junge Novize war nun schon einige Zeit bei Yasmin in Lehre, doch hatte er noch immer keinen richtigen Draht zu ihr gefunden und sie war wie immer abweisend zu ihm. So suchte der Novize sich einen ruhigen Platz, weit weg von seiner Lehrmeisterin in einer Taverne wollte er sich ausruhen und seinen Geist bereiten. Wo immer er hinsah sah er die Magie in Form von Auren, und plötzlich, ohne jede Vorwarnung, auch an den Menschen. Der Wirt war rot, die Schankmaid gelb und der besoffene Kerl neben dem Novizen hatte ein leichtes Lila an sich. Dann bemerkte der Novize, dass der Wirt wütend, die Schankmaid betört und der besoffene besoffen war, wobei letzteres kein Genie erforderte um herausgefunden zu werden. Ob das was mit den Farben zu tun hatte? Der Novize würde darüber nachdenken. Das hatte er getan.
Das Hier und Jetzt
Der Magier wurde aus seinen Gedanken geholt als er jemanden anrempelte, stolperte und fast zu Boden fiel. Er drehte sich um, fast hätte er Daryn voll überrant, beide knieten schon fast im Matsch. Sie fingen an zu lachen.
"Hey Daryn, bereit für deine erste Lektion?"
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Ein genervter, leicht wütender Ausdruck lag dem Novizen im Gesicht. Wahrscheinlich war er nur mit dem falschen Bein zuerst aufgestanden, doch trotzdem schien ihm alles beschissen. Wenn sie sich nicht beeilen würden, würden ihre Freunde und Kameraden in dem Stollen verhungern, verdursten oder aber von Minecrawlern und anderen Wesen gefressen werden, falls sie das nicht schon waren.
Eigentlich wollte der Händler etwas Abstand von den anderen, nicht mehr. Diese Yasmin würde ihn daran auch nicht hindern, doch es war nicht der wandelnde Schminkkoffer, der ihn aufhielt, denn plötzlich wurde er von irgend einem Idioten angerannt, so das beide hinfielen. Neben ihnen eine kleine Matschpfütze. -Wär ich da rein geflogen, dann sollte Innos ihm beistehen- waren nur die Gedanken des jungen Mannes, der sich nun zu diesem Übeltäter wand, es war Nero. Dieser musste anscheinend lachen, also lachte er auch, doch nicht aus Heiterkeit oder so etwas. Wenn man darauf gehört hätte, hätte man sofort gemerkt, dass das Lachen falsch gewesen war. "Hey Daryn, bereit für deine erste Lektion?" "Immer..." brummte der Schwarzhaarige und bekam von seinem Freund einen fragenden Blick, auf den er jedoch nicht weiter einging. Lieber stand der Magiebegabte auf und klopfte sich seine Sachen sauber, sein persönlicher Lehrer unter den Magiern tat wohl das selbe. "Sag mal wo wolltest du eigentlich hin? Lass uns erst mal zurück zum Lager gehen." "Ja lass uns zurück gehen."
Es dauerte nicht lange, da hatten die beiden wieder den Lagerplatz erreicht und die beiden setzten sich auf den Boden. "Ich hoffe, du lernst diesen Zauber jetzt nicht, nur weil ich dich danach gefragt habe, oder weil ich ihn kann." "Nein, nein..." "Sag mal, was ist denn los mit dir?" "Hab wohl nicht den besten Tag erwischt." war die knappe Antwort.
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Die Stollen
Matthew hoffte inzwischen nur noch dass sie bald Essbares finden würden. Ihr Proviant war weg, schon seit heute morgen hatte niemand mehr was zu Essen. Doch was sollte er tun? Er konnte sich das Fleisch auch nicht einfach aus den Rippen schneiden und auftischen. Gänzlich Schlecht war die Lage, Callindor war sogar schon Krank... Nach einem schlimmen Traum war er direkt zusammen gebrochen. Ein par Magier und Novizen versuchten zu sagen was er hatte. Doch das schien ihre Fähigkeiten zu übersteigen. Das hohe Fieber hatte mit der Zeit aber jeder mitbekommen. Und alles was sie da wussten war: Viel trinken und warm halten. Leichter gesagt als getan in dieser Höhle. Alles was sie tun konnten war ihn in sämmtliche Decken einzurollen. Das Wasser war sowieso schon knapp genug, maximal einen Tag würde es reichen. Im äusersten Notfall würden sie wohl das stinkende Wasser kochen müssen. Aber da war sich keiner so recht sicher ob es nun Gesund war oder nicht. Aber trotz der schlechten Stimmung und dem kranken Callindor hatten sie keine Wahl, sie mussten weiter laufen. Nirgendwo hatten sie was zu Essen finden können. Einzigste Hoffnung war ein Ausgang oder eben Essbares. Sonst würden sie nicht mehr lange durchhalten können. Zudem kam noch das die Fackeln zu Ende gingen, es waren nur noch eine Hand voll da. Die Magier konnten auch nicht ewig Licht machen. Und zu guter letzt noch die Crawler. Jeder erwartete das sie um die Ecke kommen könnten, jetzt ging es ja noch, aber wie würde es aussehen wenn sie keine Licht, kein Essen, kein Trinken und vorallem keine Kraft mehr hatten? Dann schien die Situation noch schlechter.
Inzwischen glaubte Matthew sie würden einfach alle dem Wahnsinn verfallen bevor sie hier raus kamen. Es gab schon erste Anzeichen. Manche kauerten in einer Ecke und sangen nervös herum, andere begannen mit sich selbst zu reden, darunter auch Matthew. r ertappte sich jedoch immer wieder dabei und versuchte dann rasch an etwas anderes zu denken. Einer der Rebellen hatte es wohl schlimm erwischt, er war ein Nervenbündel. Völlig panisch, misstrauisch und aggresiv war er geworden. Wegen jeder Kleinigkeit schrie er, wenn alle umm das Feuer saßen hielt er sich zurück, sah sein Schwert an und dann wieder auf. Der Waffenschmied konnte sich nicht ausreden das der Typ bald alle töten würde. Er hatte es irgendwie im Gefühl. Schon erstaunlich. Nach ein par Tagen eingesperrt und nur einen Tag ohne Essen war der Typ schon nah am Wahnsinn. Oder vielleicht lag es auch an diesem Pilz den er gegessen hatte. Matthew wollte ihn nicht mal anfassen, er sah gefährlich aus. Und dennoch war dieser Rebell so mutig ihn hinunter zu schlucken. Was der Pilz mit all dem zu tun hatte wusste der Rebell nicht, doch sicher war das der Typ ihm solangsam Angst machte. Während sie alle abwechselnd den kranken Colodis Huckepack trugen gingen sie weiter, der Gang wurde hier immer änger. Hoffentlich würde das wieder aufhören.
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Die Stollen
Die Situation war äußerst schlecht. Einer der Rebellen hatte auf dem Weg einen Pilz gegessen und seither war er so aggressiv und laut geworden das man es gar nicht mehr aushielt. Kemrick hielt schon immer sein Schwert am Griff als er am Lagerfeuer auftauchte. Einer der Magier war erkrankt und die Magie ging auch langsam zu Grunde. Jeder war erschöpft, auch der junge Rekrut der nur eine Seite übersetzt hatte mit Donnervogel und Rhobars Hilfe.
Dort stand: Es ist nun 3 Tage her seit wir auf die .......... gestoßen sind, sie scheinen ihr Nest im untersten Teil der Mine zu haben und kommen durch einen versteckten Höhlen.... hinauf. Ich habe eine ..... gezeichnet die genau die ......gänge zeigt und ich habe zusätzlich mit Rattenblut einen Punkt markiert wo wir die ........... vermuten. Die Bauarbeiten...... Dort begann die andere Seite, es war ein kleines Tagebuch aber auch nicht sehr aufschlussreich. Einige Wörter waren schon zu veraltet und dadurch nicht mehr zu erkennen.
Das Rätsel um die Mine, hatte Kemrick dieses Buch genannt, denn es stand kein wirklicher Name daran. Die Gruppe glaubte anscheinend zweifellos das die Lücken irgendwas heißen was aber keinen Sinn machen würde. Doch Yasmin und Matthew halfen auch bei der Übersetzung. Sie waren überzeugt das bei der 3ten Lücke das Wort Karte hinkommt, doch auf der Karte hinten im Tagebuch waren keine Anzeichen von Blut oder etwas ähnlichem zu erkennen. Das bedeutete das es noch eine zweite Karte geben musste, wenn das Tagebuch nicht was anderes behauptete.
Auf einmal und ohne Vorwarnung fing der Rebell an zu schreien und krallte sich an den Kopf. Jeder in der Gruppe machte sich Kampfbereit und schauten wohin der Rebell schaute, doch dort war nichts. Der Rebell rannte wie ein wahnsinniger voraus und schreite ununterbrochen. Matthew sagte:,, Los hinterher!'' Doch die Gänge wurden schon vorher immer schmaler geworden. Die Gruppe rannte im gleichschritt hinter Matthew hinterher. Doch auf einmal gab Matthew den Befehl anzuhalten. Der Rekrut schaute nach vorne, eine Wand...Sackgasse! Doch der Rebell war spurlos verschwunden...,, Es tut mir leid um den armen Rebellen, wo auch immer er nun ist. Lasst uns zurückgehen, wir können hier nichts mehr tun!'' Die Gruppe lief zurück, doch nun war die Situation noch angespannter und Kemrick glaubte das auch er langsam die Nerven verlor. Nun war für ihn nur noch das Tagebuch wichtig, es zu übersetzen war höchstwahrscheinlich die allerletzte Chance zu überleben.
Im Lager zurückgekehrt waren aus der einstigen Gruppe wenige Mitglieder der Gemeinschaft übrig geblieben. Die Luft wurde fast nur noch gespart, ende des tages würden sie spätestens ersticken. Die Gruppe hatte Hunger, Durst und Todesangst, wobei der Rekrut nur Angst vor der Höhle hatte. Es war wie ein Alptraum ohne Erwachen...
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Die Situation wurde fast schon wörtlich jede Sekunde schlimmer und härter: Der Trupp war jetzt schon eine lange Zeit in diesen Stollen gefangen und noch immer gab es kein Anzeichen einer erfolgreichen Rettung. Es gab bereits ein paar die in Innos Reiche eingezogen sind und welche die es bald erblicken würden, sofern sie denn nicht bald mal gerettet werden. Tragischerweise waren paar Rebellen sowie Angehörige des Klosters teilweise dem Wahnsinn verfallen und sie konnten nach und nach Realität und Schein nicht mehr voneinander unterscheiden…die Situation war wirklich nicht mehr spassig sondern bitterer Ernst geworden.
Die Meisten waren äusserst ungeduldig, fluchten lautstark, wandelten ziellos umher, machten teilweise sogar Selbstgespräche oder verschlossen sich von der Aussenwelt indem sie ihre Arme und Beine so zusammengezuckt haben als ob sie einen schützenden Kokon um ihren Kopf anlegen würden. Zum Glück gab es aber auch einige die noch bei klaren Verstande waren und die lange Zeit hier unten nicht allzu geschadet hatte, zumindest nicht psychisch, denn hungrig waren sie alle , nur waren ein paar fähig ihren Hunger mit ihrem starken Geiste zu unterdrücken.
Auch Rhobar konnte sich dank ständigem meditieren und Kanalisation seines Geistes dem Wahn entfliehen: Anstatt seine Kräfte für apokalyptische Szenarien aufzuwenden, konzentrierte sich der Adlatus auf sich selbst, schonte seinen Geist und Körper so gut wie es nur ging und ass nur so wenig wie es nur ging. Sein Körper schien diese Tortur doch noch relativ gut durchzustehen, wenn man davon absieht dass er doch abgemagert hat. Rhobar konnte sich auch denken woher diese Tatsache stammte, denn immerhin überstand sein Körper ein jahrelanges Koma erstaunlicherweise fast unbeschadet, auch wenn er dafür einen hohen Preis bezahlt hatte und irgendwie überstand er eine ihm unbekannt lange Odyssee auf dem myrtanischen Meer an die er sich nicht erinnern konnte.
„Wenn wir bald nicht hieraus kommen werden wir schon bald tot sein. Und dies ist auch nicht gerade die Art von Tod die ich mir immer gewünscht habe. Ich wollte zwar nie einen ruhmvollen Heldentod, aber hier unten vergammeln ist nicht das was ich mir eigentlich vorgestellt habe. Und zudem muss ich dem verdammten Parlan noch ordentlich in den Arsch treten, der kann was erleben wenn ich wieder zurück bin.“, dachte Rhobar still und leise für sich, stellte sich dabei vor wie er das eben Gedachte in die Tat umsetzen würde und grinste dabei doch ziemlich ordentlich.
So blieb Rhobar noch an Ort und Stelle und versuchte die Kräfte zu sparen um sie dann einzusetzen wenn sie wirklich notwendig wären…Wenn vielleicht die Crawler auf sie gehetzt kommen , hätte der Trupp wohl kaum eine echte Überlebenschance. Vor ein paar Tagen wäre ein Sieg sicherlich möglich gewesen, doch nun sind einfach zu viele Recken und Magier zu stark geschwächt als ob sie aus einen Kampf mit einer Horde Crawler als Sieger aus dem Ring ,oder besser gesagt aus den Stollen, steigen würden.
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Berge westlich von Montera
„All die Schufterei umsonst“ brummte Ulrich, der mehr als verärgert war und missmutig den großen Felsbrocken direkt unter der Decke in Augenschein nahm. Allein das was zu sehen war, konnte man durchaus als entmutigend bezeichnen, das Ding könnten die paar Männer nie und nimmer vom Fleck bewegen. Selbst wenn es mehr Männer wären, könnte man vermutlich diesen steinernen Klotz nicht aus dem Weg räumen. Dabei wäre es so wichtig, wenn dieses verfluchte Ding nicht mehr da an der Stelle säße, dann hätten sie sicherlich den Durchbruch geschafft. Könnten die Verschütteten einer nach dem anderen hochziehen und auf die sichere Seite zerren. Der Kommandant brauchte seine Gedanken erst gar nicht den anderen mitteilen, an deren Gesichtern war zu erkennen, das sie ähnliches dachte. Erschöpft und wohl auch resigniert setzte sich der erste auf den Boden, dann folgte der Nächste, bis letztlich alle saßen und sich nur fragend anschauten.
Das Schweigen hielt schon ein Weile an, als Jemand unvermittelt „hört ihr das“ flüsterte, Schulterzucken, Kopfschütteln war die Antwort. „Da ist es wieder“ meinte der Rebell, der glaubte etwas zu hören, was sonst niemand vernahm und kroch daraufhin auf allen vieren zu der Felswand. Dort presste er seinen Kopf gegen und horchte angestrengt. Mit einer Handbewegung gab er Ulrich zu verstehen, das er ebenfalls mal horchen sollte, was der Kommandant gleich tat, auch wenn es zunächst lächerlich schien. „Da ist tatsächlich was“ stellte er erstaunt fest, „hört sich wie scharren an oder kratzen“. Nun wurden auch die anderen neugierig und wollten sich selbst vergewissern, alle stimmten durch Kopfnicken zu, hinter dieser Wand tat sich was. „Das sind vielleicht unsere Leute“ mutmaßte gleich Jemand, „Blödsinn“ meinte ein Anderer, „die werden doch nicht einen anderen Weg hierhin gefunden haben.“
So wurde eine zeitlang rumgerätselt, zu einem Ergebnis kam man nicht, geschweige denn zu einer klaren Erkenntnis, nur eines stand fest, irgendjemand, im schlimmsten Falle irgendetwas, machte sich von der anderen Seite an der Wand zuschaffen. Nachdenklich schaute Ulrich erst zu dem Felsbrocken der auf dem Geröllhaufen lag, dann zu der Wand, die seltsame Geräusche von sich gab. Wieso sollte es nicht möglich sein, das der Erkundungstrupp einen anderen Weg gefunden hat? Immerhin schien die Höhle ja größer zu sein, sonst wären sie ja schnell wieder zurückgekehrt. Das Höhlen verzweigt sein können, das hatte der Kommandant schon selbst mehrmals erfahren. Auch das es mehrere Ausgänge geben kann, lag im Bereich des Möglichen, hier wohl nicht, sonst wären die Gefährten ja längst wieder aufgetaucht.
„Wir müssen der Sache auf den Grund gehen“ verkündete Ulrich seinen letzten Gedanken. „Von nun ab, arbeiten wir an zwei Baustellen, einige versuchen den Felsbrocken da oben zu bearbeiten, vielleicht bricht er auseinander wenn man ihm kräftig zusetzt. Der Rest schnappt sich die anderen Spitzhacken und fängt da an zu hacken, wo die Geräusche am lautesten sind. Vielleicht ist die Wand gar nicht so massiv wie sie aussieht, gebt noch mal alles, noch besteht Hoffnung für die Anderen.“
Geändert von Sir Ulrich (30.01.2009 um 20:32 Uhr)
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Schweigend betrachtete der Braunhaarige noch immer den Alten, wie er anmutig und graziös seine allabendlichen Übungen vollzog und dabei die wohlbekannte Ruhe ausstrahlte, die auch den jungen Mann zu beruhigen vermochte. Selbst in der Düsternis der Nacht und angesichts der Kälte des Winters trainiert der Weißhaarige eifrig und ließ sich von nichts, aber auch absolut gar nichts ablenken. Gleich einem Pferd, welches mit Scheuklappen durch den Wald ritt und nur das sah, was vor ihm lag, so starrte auch der Weißhaarige stumm und ohne eine Miene zu verziehen in die Düsternis und ignorierte förmlich alles andere. Er blieb in seiner Trancephase, selbst, wenn der junge Mann versucht hätte ihn anzugreifen oder sonstiges, dann hätte er wohl wahrscheinlich einfach weitergemacht, wäre noch ruhiger geworden und hätte alles stumm ertragen.
Die größte Offenbarung...«, begann der Alte nach einiger Zeit des Schweigens wieder und erneut klammerte der Blauäugige sich krampfhat an seiner Sitzgelegenheit fest. Der Alte hingegen wirkte vollkommen entspannt und beäugte weiterhin die Düsternis. »...ist die Stille. Und das, mein Junge, das hast du verstanden.«, berichtete der Weißhaarige und zum ersten Mal, seit der Braunhaarige hier bei dem Fremden zu Gast war, wandt dieser den Kopf während seiner Trancephase von der Dunkelheit ab und schaute seinem Gast ins Gesicht. Seine Augen strahlten nun noch mehr Weisheit und noch mehr Macht aus, als sie es seit der Ankunft des jungen Mannes getan hatten. Es war, als würden die Augen in jenen Augenblicken all das, was sie gesehen hatten, auf den Braunhaarigen übertragen. »Ahme den Gang der Natur nach. Ihr Geheimnis ist die Geduld.«, sagte der Alte und nun endlich verstand der junge Mann, was all das hier gewesen war. Es war eine Prüfung für ihn gewesen. Sein Gegenüber hatte längst durchschaut, dass er die Fähigkeiten erlernen und bei ihm in die Lehre gehen wollte und hatte ihm gleich die erste Prüfung gestellt. »Alles kommt von selbst zu dem, der warten kann.«, erwiderte der Blauäugige und in den Augen des Weißhaarigen bildete sich zum ersten Mal seit Langem ein anderer Ausdruck als Gleichgültigkeit und absolute Ruhe heraus. Er war wohl sehr überrascht, zumindest verriet seine Miene dies.
»Du bist schnell, Junge.«, sprach er nach einiger Zeit. Wieder fühlte der junge Mann das Alter des Weißhaarigen deutlich. Er selbst war wohl sicher kein Junge mehr, hatte er die Mitte der Zwanziger Jahre doch bald erreicht. Aber dennoch, schien der alte Mann noch älter zu sein, als er aussah, wenn er ihn als "Jungen" bezeichnete. »Du bist wesentlich geduldiger, als die anderen gewesen, aber bist du auch so intelligent, wie dein Vorgänger? Bist du so geschickt, wie dessen Vorgänger und so stark, wie dessen Vorgänger? Hast du eine Ausdauer, wie dessen Vorgänger und, bist du demütig genug, wie dessern Vorgänger?«, fragte er und stand auf. »Wer genau, war denn mein Vorgänger?«, meinte der Braunhaarige beinahe beiläufig, als er neben dem Alten herging. »Raddeck war sein Name.«, sagte dieser vollkommen kühl und stapfte davon.
Seinen fassungslosen Schüler ignorierte er.
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Die Stollen
Matthew hockte völlig deprimiert und geknickt am Feuer. Es war vielleicht ihr letztes Feuer an dem sie gemeinsam sitzen würde. Und langsam brannte dieses Feuer auch dem Ende zu. Ja es wurde mit jeder Minute schwächer. Genauso wie die Kraft des Knappen. Es war hoffnungslos. Es war kein Essen mehr da, trinken würde auch nicht mehr lange da sein. Sie hatten maximal noch 2 Flaschen. Und neben ihnen lag die letzte Fackel. Sie wollten sie nicht verschwenden. Zusammen hockten sie also am Feuer, keiner Sprach. " Was sollen wir tun?" Wurde die Frage in den Raum geworfen. Der Waffenschmied wusste was gemeint war. Sie waren in einer Sackgasse angekommen, nur ein Weg. Und der führte zurück. Und da war alles verschüttet. Dann noch die Minencrawler, kein Essen und kein Licht. " Wir können nicht mehr viel machen... Wir haben noch Spitzhacken, vielleicht können wir uns hinaus buddeln."
Ein par murrten, keiner glaubte so recht daran. " Wir sollten lieber nochmal alles nach Essen absuchen." " Nein wir sollten versuchen zu überleben bis sie von Außen rein kommen!" " Woher willst du wissen das sie es versuchen?" " Das würden sie!" " Und wenn sie nicht können?" " Dann sind wir verdammt."
" Es gibt noch einen Weg." Alle horchten auf. " Na das Loch... erinnert ihr euch?" Fragte die Person ein wenig unsicher. " Bist du verrückt?" " Ich geh da nicht runter..." " Bevor wir hier verrecken!" " Da könnten die Biester sein!"
" Hier auch!"
Matthew dachte nach. Ja da war wirklich dieses Loch. Was dort unten war, war zwar unklar. Aber er wollte lieber in dieses Loch steigen und kämpfend sterben als hier oben zu verhungern oder zu verdursten... oder von einem seiner Kameraden aufgefressen zu werden. Und im Grunde war es doch am besten wenn sie so schnell wie möglich losgehen würden. Jetzt zehrte der Hunger und die Müdigkeit noch nicht so an ihnen. Da würde diese Eine Möglichkeit noch die beste Art zu sterben sein. Er sah auf, die anderen Diskutierten noch über ihre Vorgehensweise. " Es gibt nicht mehr viel zu trinken, für so viele wie uns sowiso zu wenig. Aber wenn ein par gehen dann könnten die anderen ein bisschen länger durchhalten." " Nein das tun wir nicht!" " Lass ihn doch!"
" Was haltet ihr davon wenn wir einfach abstimmen?" Fragte Matthew, sah aber keinen an. Das abstimmen war ihm egal, er würde aufjedenfall gehen.
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Die Stollen
Was war das für eine Wendung der bisherigen Situation? Er hatte doch gerade die zweite Seite übersetzen können, verflucht! Der Text lautete soweit so: Es ist nun 3 Tage her seit wir auf die .......... gestoßen sind, sie scheinen ihr Nest im untersten Teil der Mine zu haben und kommen durch einen versteckten Höhlen.... hinauf. Ich habe eine ..... gezeichnet die genau die ......gänge zeigt und ich habe zusätzlich mit Rattenblut einen Punkt markiert wo wir die ........... vermuten. Die Bauarbeiten...... laufen mehr als schlecht unter ständigen ......... können die Männer nicht mehr lange arbeiten. Jetzt wissen wir es genau! Die Minecrawler haben .... ihr Nest und verlegen es nun nach ganz unten! Deswegen kam auch einmal diese riesen große ....... den Gang entlang hinunter in die Tiefe. Doch stimmt da etwas nicht, ich war neulich mit Herako unten und haben ....... das dort nichts war. Das bedeu... das ... ihren Bau in der ..... des ...... haben, die ......... ist größer als erwartet!
Dann begann die dritte Seite.
Donnervogel bat um das Buch nachdem sie hier womöglich herauskommen. Wahrscheinlich konnte er es bei weitem besser übersetzen denn er bemühte sich zusammen mit Rhobar irgendwas zu verhindern durch etwas was sie ,,meditieren'' nennen. Die Magier sind schon ein komischer Haufen. Aber die grob übersetzung war bisher nicht sehr erfreulich, es sprach nun eindeutig von Minecrawlern, doch was verlegen sie nach unten? Was war riesig und kam den Gang entlang? Was stimmt nicht und vorallem, was für Bauarbeiten liefen überaus schlecht? Vielleicht bekam Donnervogel mehr heraus als der junge Rekrut.
Kemrick musste sich ständig den Kopf reiben, das übersetzen verlangte höchste Konzentration und Aufmerksamkeit. Doch durch die Diskussion kann er nicht mehr weiterarbeiten. Normalerweise kann Kemrick nicht gut lesen oder übersetzen aber es war die Angst, nicht vor den Minecrawlern, sondern vor der Höhle und ihren bisherigen Opfern. Es war Panik die ihn das möglich machte.
,,Das Tagebuch sagt eindeutig das die Minecrawler irgendwas nach unten verlegen und das hier einmal irgendwelche Bauarbeiten erledigt wurden, ich weiß auch das es noch eine zweite Karte in der Höhle geben muss die irgendwas markiert, ich schätze wir finden diese unten. Also entweder wir schauen jetzt da unten nach was da los ist oder wir bleiben hier und verrecken elendig!'' Kemrick würde sich bemühen die dritte Seite zu übersetzen aber das müsste er unterwegs erledigen, das schaffte er nicht. Kemrick schaute noch einmal über das Tagebuch, war es einbildung oder waren die Buchstaben verschwommen und lösten sich auf? Kemrick schüttelte den Kopf. Verdammt, höchstwahrscheinlich hatte er das meiste falsch übersetzt aber damit befasste sich nun Donnervogel. Der junge Rekrut ging zu dem Adlaten und überreichte ihm das Tagebuch. ,, Du wolltest es haben, es kann sein das ich alles falsch übersetzt habe, du aber hast die Chance die Geheimnisse aus diesem Tagebuch für diesen Stollen zu lüften!'' sagte Kemrick, Donnervogel nahm nickend entgegen und steckte es erst einmal weg.
Kemrick entschied sich nach unten zu gehen aber er war ziemlich fertig, er hatte Kopfschmerzen und vom Hunger Bauschschmerzen, das Atmen fiel auch immer schwerer aber trotzdem...Mal sehen was da laufen würde...
Geändert von Kemrick (30.01.2009 um 23:24 Uhr)
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»R...Ra...Raddeck?«, stotterte der junge Mann leise und taumelte verwirrt, erstaunt und begeistert gleichermaßen hinter dem Alten her. Dieser ließ sich natürlich wie immer nichts anmerken, blieb absolut ruhig und stapfte mit einem scheinbar festen Ziel durch den Wald. Hatte dieser alte Mann wirklich bereits Raddeck und seine Vorgänger trainert oder hatte er nur einen Namen aufgeschnappt und mit einer tödlichen Kombination aus seinem Wahnsinn und viel Zeit eine Geschichte daraus erschaffen?
Auf den Blauäugigen wirkte dieser Mann keineswegs so, als würde er sich zum Spaß Geschichten ausdenken. Er wirkte viel eher... erhaben. Erhaben über jeden Zweifel an seinen Worten. Das Alter und die Autorität, die der alte Mann ausstrahlte war eine unfassbare Mischung und selbst der junge Mann, der schon viel mit Autoritätspersonen zu tun gehabt hatte und auch selbst öfter Mal eine gewesen war, hatte das Gefühl, dass er im Vergleich zu diesem Mann absolut nichtig war.
»Ab... Aber... Aber wie...« stammelte er wieder und für einen kurzen Augenblick schien es, als wägte der Weißhaarige ab. Er blieb stehen, dhrete sich ein Stück weit zu seinem neuen Schüler um. Bevor er ihn jedoch vollständig sehen konnte, wandte er sich wieder um und schritt weiter. »Weiser ist die Weisheit, die schwer errungen werden musste.«, sagte er nur und trat durch das Buschwerk des morgendlichen Waldes auf ein weitläufiges Plateau.
Stark strahlte das Sonnenlicht dem Braunhaarigen entgegen, als er hinter dem Weißhaarigen ebenfalls durch das Unterholz trat.
Sprachlos sank der Hüter auf die Knie, als sein Blick über das weitäufige Plateau streifte und er die perfekte Harmonie erkannte, die hier vorherrschte. Es war eine überwältigende Schönheit und der perfekte Einklang der Natur, welcher dem jungen Mann für mehrere Minuten die Sprache nahm.
Im hinteren Teil des Plateaus erstreckte sich eine Steilwand gerade nach oben und bot allerlei Moosen und Farnen Lebensraum. Außerdem waren viele kleine, meist verlassene, Nester zu sehen. Etwa in der Mitte des Steilhangs rauschte mit ohrenbetäubendem Getose ein Wasserfall in die Tiefe und sammelte sich unten zu einem kleinen See, ehe das Wasser als Fluss gemächlich zur linken Seite der Hochebene davonfloss. In der linken Seite des Plateaus fanden sich auch einige Bäume, zwischen deren Stämmen in einer merkwürdigen wilden Odnung wucherten und jeden Baum mit seinen beiden Nachbarn... verband. Rechts des Wasserfalls ragten unscheinbar ein paar Büsche in die Höhe und bildeten, fast wie dort hingepflanzt, eine Art Mauer.
Ehrfürchtig schritt der Blauäugige in die Mitte der Hochebene und schaute durch eine etwa 5 Meter breite, kreisrunde Öffnung in der sonst dichten Astdecke in den Himmel. Er wusste nicht genau bei wem, aber insgeheim bedankte er sich dafür, dass er heute an diesen Ort geführt worden war, der so anmutig und zauberhaft schön war, dass er wohl jedem augenblicklich die Sprache verhlagen würde.
»Werden wir hier...«, fragte er unsicher, ohne den Blick von dem teils wolkenfreien, blauen Himmel zu nehmen. Im Augenwinkel sah er, dass der Weißhaarige nickte und vor Freude und Euphorie stellten sich dem jungen Mann die Nackenhaare auf und ein wohliger Schauer der Begeisterung durchfuhr mehrere Male seinen gesamten Körper.
Er dürfte hier bleiben. Für die nächsten Stunden, Tage, Wochen... Monate! Er würde hier trainieren, würde die Künste des alten Mannes lernen und er würde mit Sicherheit auch der perfekten Nutzung von dem Geist des Waldes einen weiteren, elementaren Schritt näher kommen.
»Es schleicht sich leise an dich heran, kniet am Mittag vor dir nieder, gekleidet in seinem schwarzen Rock, geht es nachts von dannen und kehrt mit der Sonne wieder.«, sprach der Alte und betrachtete seinen Schüler interessiert. »Mühelos erklimmt es Wände. Es geht mit dir baden und wird nie nass. Selbst unter freiem Himmel kann die Sonne es nicht erreichen. Was ist das?«, vollendete der Weißhaarige das Rätsel und stapfte zu den Bäumen und ließ sich dort nieder.
»Du hast jeden Tag einen einzigen Versuch, mein Junge. An dem Tag, an welchem du dieses Rätsel lösen kannst, wird deine Tätigkeit hier vorbei sein. Und nun... Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn.«, sprach der Alte und deutete mit seinem Finger nur auf die Steilwand. Die Aufgabe war klar.
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