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Es war vielleicht nicht rechtens, an den Fähigkeiten der Wehmutter zu zweifeln, aber durchaus verständlich, denn schließlich war es das erste Kind, daß yinne auf die Welt bringen sollte. Welche Frau machte sich da keine Sorgen?
Der Vorsatz, sich abzulenken, fruchtete schon lange nicht mehr, daß die Schwangere zitterte und durch die Aufregung einen Schauer nach dem Anderen erlebte, der ihr den Rücken hinunter huschte. Das Gewand, welches sie trug, müffelte vom Angstschweiß gewaltig und auch die Winde, die der Tänzerin entwischten, rochen nicht minder schlecht, daß yinne sich schämte. Es war aber auch nicht einfach, wenn man die ganze Zeit über das Zelt nicht verlassen konnte.
Das war der Punkt, dem die Frau sich nun stark bewußt wurde, denn ihr Bewegungsdrang zwang sie fast in den Wahnsinn... das Alleinsein, wärend sie im Zelt ihre Runden drehte und sie sich nicht traute, bei den Wachen nach Aniron rufen zu lassen. Am Ende war sie die Jenige, die die Wehmutter mit ihrer Wehleidigkeit in den Wahnsinn trieb.
Noch bevor die Schwangere einen Ansatz machen konnte, hinaus in die Freiheit zu treten, ereilte sie erneut ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Rücken, welches sich krampfartig in ihrer Bauchgegend ausweitete. Yinne verzog das Gesicht und stützte sich am Tischrand ab, wo sie sich langsam und tief atmend auf einem Stuhl nieder lies, doch so plötzlich, wie der Schmerz gekommen war, klang er auch wieder langsam ab, daß yinne in sich hinein horschte und sich schließlich erleichtert über den runden Bauch fuhr. Der Drang, sich krümmen zu müssen, änderte nun in das Bedürfnis, sich wieder zu erheben, was die Tänzerin auch tat, um eine weitere Runde durch das Zelt zu drehen.
Gedanken wie, wann es denn endlich vorbei sein würde, stellte sich vor den Gedanken, wann sie das Kind endlich in den Armen halten würde, denn die Last stand noch vor der Freude auf das, was bald ihr eigenes Blut und Fleisch sein würde. Ob jede Frau so empfand? Oder waren ihre Gefühle einfach nur ein Ausdruck der Angst vor dem Ungewissen? War es nicht vielleicht doch ein Fehler, Khaled mit in die Geburt einzubringen? War der ganze Mann in ihrem Leben nicht vielleicht ein Fehler, daß sie niemals Liebe für dieses Kind empfinden könnte?
Vielleicht sollte ich da doch nochmal ein Wörtchen mit Aniron sprechen, ging es der Frau durch den Kopf, die sich jedoch im selben Moment für ihre Gedanken schämte.
„Ruhig... bleib ruhig“, flüsterte sie sich selber zu, denn es reichte, wenn sie selbst Stress empfand. Der sollte nicht noch auf das Ungeborene übertragen werden, welches am Ende noch Schaden nehmen würde.
Und so beendete sie ihre gedrehte Runde, um sich schwerfällig auf das Bett nieder zu lassen. Eigentlich enstand damit das Bedürfnis, sich gleich wieder zu erheben, doch yinne zwang sich zum Liegen, zwang ihren unruhigen Körper dazu, sich auf die Seite zu begeben, daß ihr Bauch ein unwohles Ziehen verspüren ließ. Nicht wie der Schmerz zuvor, sondern eher wie ein Gewicht, welches empfindlich gen Liegefläche zog.
„Ein Kissen“, murmelte yinne, nun nach solch Einem greifend, welches sie sich unter den Bauch schob und tatsächlich Erleichterung einsetzte... wenn auch nur für einen Moment, denn nun war es der Rücken, der yinnes Aufmerksamkeit auf sich lenkte, daß sie nach einem schon auf der höhe liegenden Kissen griff und es sich zwischen die Beine schob. Und wieder trat für einen Moment Erleichterung ein, die aber irgendwie nicht anhalten wollte.
Schliss die Augen, nahm yinne sich vor, doch das Vorhaben wollte nicht gelingen, blinzelte sie ständig, da sie das Gefühl überkam, sich auf die andere Seite drehen zu müssen, doch solch ein Unterfangen war in so einem Stadium alles andere, als einfach. Es war ein regelrechter Kraftakt, daß yinnes Bemühungen nun an einen Meeressäuger erinnerten, der auf Land gestrandet war.
Noch bevor es der Frau gelungen wäre, eine andere Haltung eingenommen zu haben, verspürte sie dieses schmerzhafte Ziehen erneut, welches sie wieder in eine aufrecht stehende Haltung zwang.
Dieses ewige Hin und Her zerrte an den Nerven und machte die Schwangere schon ein wenig ungenießbar, daß man es Jedem nur wünschen konnte, sich von yinnesell fern zu halten, die in diesem Moment die ganze Welt verwünschte. Und dabei war der Höhepunkt des Leidens nicht einmal erreicht...
Mit dem Verebben des Schmerzes, verebbte auch die Vernunft der Tänzerin, die sich nun auf den Ausgang des Zeltes zu bewegte und die Plane sachte bei Seite schob.
Erstaunte Gesichter blickten in das Anlitz der Frau, die die Hand der einen Wache beiseite schob und nach Aniron fragte. Ein Fingerzeig, gepaart mit einem gesprochenem Hinweis gab yinne die erhoffte Antwort, doch die Beine trugen sie bereits weiter, daß sie die Warnung der Wachen einfach missachtete. War doch egal, ob Khaled da drüben stand, oder nicht. Was sollte er ihr denn?
„Aniron...“, rief sie genervt, die Augen vor dem ungewohnten Lichteinfluss verschließend, daß ihr Kreislauf kurzzeitig drohte, zusammen zu brechen. Sie spürte die Hände der Wachen an sich, die ihr Stütze gaben, doch die Frau löste sich aus dem Griff des Mannes.
„Aniron!“, rief sie erneut, nun auf der neben dem Zelt stehenden Kiste platz nehmend. Es war yinne egal, ob die Wehmutter nun mit ihr schimpfen würde, denn hier draußen fühlte die Gepeinigte sich wohler.
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"Rheuma ist noch angenehmer als Gift auspumpen oder Magengeschwüre versorgen mein Herr...?"
"Fu Jin Lee", stellte er sich im Nachhinein mit einer knappen Entschuldigung vor. Was sollte man sagen, im Alter konnte man das gerne einmal vergessen, Hurley ging es ja jetzt schon so.
"Ihr dürft mich Hurley nennen. Bin hier der Aushilfsarzt für allerlei Kleinigkeiten, da seid ihr also genau richtig."
Er lächelte müde, aber freundlich und das schien dem Alten zu gefallen.
"Also gut, dann lasst mich erst einmal euren Rücken sehen, hier bitte auf die Liege und am besten das Oberteil ausziehen, ja so ist's gut..."
Er wusch sich derweil rasch die Hände, trocknete sie zwar ab, aber dennoch schreckte der Alte ein wenig auf, als er ihm dann an den Rücken fasste.
"Verzeiht... ich werde jetzt... mal ein bisschen drücken und ihr sagt Bescheid, wenns schmerzt, okay?"
Das war okay. Und so konnte Hurley auch die Wurzel des Schmerzes ausmachen.
"Ja, hier merkt mans, die Muskeln sind wirklich verkrampft. Und ihr sagt, sie lockern sich nur für eine kurze Zeit mit der Salbe? Nun, wartet einen Moment..."
Er lief hinüber zu seinen Utensilien und suchte im Register eines Heilungsbuches etwas über Rheuma und Rückenleiden. Dem alten Herren musste geholfen werden, einen Botenstoff im Körper selbst wieder zu produzieren. Diese Produktion hat sich wohl etwas verlangsamt, wie es gewiss normal mit dem Alter war und die Salbe sorgte nur für Entspannung, nicht für Entfernung des Schmerzes. Er würde ein Substrat brauchen, dass so in den Muskeln wirkt, dass der Botenstoff wieder ausreichend selbst produziert wurde. Und da gab es in der Tat eine Substanz. Gefördert hauptsächlich aus den Blättern von Runkelrüben, gemahlen und mit einem Schuss Alkohol getränkt. Aber woher die jetzt wieder nehmen?
"Mein Herr, es tut mir Leid, noch kann ich euch nur einen Klatsch Salbe auf den Rücken schmieren, doch kenne ich wohl die Ursache. Wenn es euch nicht zu viel ausmacht, dann brauche ich eine Runkelrübe samt Blattwerk vom Markt oder aus der Taverne. Könnt ihr mir eine solche bringen, dann werde ich dafür sorgen, dass euer Rheuma für lange Zeit verschwindet. Doch bin ich hier ans Zelt und die Patienten gebunden. Ich hoffe, ihr versteht..."
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Einen Schritt vor, den Stab mittig nach vorne ziehen und dann wieder zurück. Aniron hatte sich in ihren Übungen verloren. Sie war vor das Zelt gegangen, um die Kombinationen zu üben, die Ornlu ihr gezeigt hatte. Sie war immer noch ganz hingerissen von ihrem ersten Übungskampf. Sie hatte ihrem Lehrmeister allerdings am Vorabend noch gesagt, dass eine Freundin ihr Kind erwartete und sie somit nicht wusste, wann sie das nächste Mal zu ihm kommen konnte. yinnes Kind schien unruhig zu sein und ihr Bauch zog sich nun öfters zusammen und wurde hin und wieder hart. Aniron hatte entschlossen, die Schwangere noch ein wenig allein zu lassen, um den Abend zum Üben zu nutzen. Wenn sie es richtig einschätzte, würde es frühestens heute Nacht losgehen. Sie würde Angelina und Khaled erst holen lassen, wenn yinnes Wehen in regelmäßigen Abständen kamen. Das konnte noch etwas dauern. Die Hebamme wollte der Schwangeren nicht sagen, dass es sich noch bis in den nächsten Abend hinziehen konnte. Sie hatte genug zu leiden. Aber der Punkt, ihr irgendwelche Tränke zu verabreichen, war vorbei.
Die Novizin schaute also kurz auf, als yinne aus dem Zelt heraus kam. Sie wieder reinschicken wollte sie nicht. Wenn die Dunkelhäutige sich hier draußen wohler fühlte, sollte sie hier draußen bei ihr bleiben. Sich ein wenig zu bewegen und noch einmal etwas anderes als die Zeltdecke zu sehen, so kurz vor der Geburt, war gut für sie. Auch die Luft war hier draußen immer noch warm, aber weitaus frischer, als zwischen den Stoffwänden.
Sie freute sich sogar ein wenig, dass yinne ihr zusah, auch wenn sie bezweifelte, dass sie sich darauf konzentrieren konnte, was Aniron da tat. Hin und wieder stand sie auf, ging eine kleine Runde und setzte sich dann wieder hin. Aber sie ertrug die Schmerzen, die durch den Körper bebten tapfer, fand Aniron.
Diese machte weiter ihre Übungen, ließ den Stab rotieren und stellte fest, dass es immer besser klappte. An diesem Abend wollte sie sich noch einmal auf ihre Blocks konzentrieren. Diese brauchten mehr Kraft. Außerdem hatte sie festgestellt, wenn ein anderer Stab auf den ihren traf, fühlte sich es an, als würde der Stab auf ihre Ballen knallen. So versuchte sie ihren Griff zu ändern, damit dieser stabil blieb und es nicht so schmerzhaft war. Nach einer Weile Tüftelei hatte sie eine bessere Haltung gefunden, mit der sie ihre Grundschläge übte.
Es war schon lange dunkel, als yinne aufstöhnte. Aniron legte ihren Stab zur Seite.
"Lass uns wieder reingehen. Ich schau mir deinen Bauch mal an. Vielleicht hast du auch schon Blutungen. Dann können wir sicher sein, dass es kommt."
yinne nickte.
Als sie im Zelt saßen, fragte yinne sie:
"Wie kann eine Mutter ihr Kind lieben, wenn es solche Schmerzen verursachen kann?"
Aniron lächelte leicht und antwortete:
"Wenn das Kind erst auf der Welt ist, wirst du wissen, weshalb du dich so abmühst. Ich habe noch keine Mutter erlebt, deren Schmerzen nicht mit einem Schlag weg waren, sobald sie das Kind auf der Brust hatte."
yinne schwieg. Sie hatte tatsächlich schon Blutungen, so dass Aniron zu ihr sagte:
"Ich kann dir nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis das Kind kommt. Aber wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann, dann sag es mir. Versuch dich noch ein wenig auszuruhen. Wenn dir danach ist, dann lauf ein wenig herum. Aber versuche bitte nicht, das Kind hinauszupressen. Sag mir, wenn deine Fruchtblase geplatzt ist. Dann werde ich Khaled und Angelina holen lassen."
Sie wusch sich die Hände und setzte sich in einen Stuhl.
"Das wird eine lange Nacht werden."
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Grüner Rauch stieg auf und verteilte sich unendlich unter freiem Himmel. Die Sterne leuchteten am Firmament und der abnehmende Mond war Vorbote eines neuen Zyklus'.
"Neuer Zyklus.", sinnierte Ornlu und zog wieder am Sumpfkraut. Der Druide lehnte seelenruhig an einer Häuserruine am Rande Al Shedims und lauschte. Lauschte den Wellen am Strand zu, lauschte gen Al Shedim, lauschte in sich hinein. Was er hörte war vielfältig. - Suche dort, wo der Adler aus Stein thront, finde den Schakal in Menschengestalt und zeige ihm seine wahre Bestimmung. Verwirrend für so manchen und doch ein Traum, eine Vision des Druiden gewesen. Darauf verließ er sich wie schon viele Male zuvor. Sein Weg, würde der Weg anderer werden und es lag an Ornlu den Weg zu ebnen. Anirons Weg würde er auch prägen, doch nicht so wie für andere. Seine Schülerin machte sich gut, Ornlu war zufrieden mit ihr und auch überrascht. Überrascht was sie in nächster Zeit machen würde. Ein neuer Zyklus, ein neues Leben würde beginnen und sie half diesem neuen Leben auf die Welt zu kommen.
Ornlu hatte noch nie der Geburt eines Menschen beigewohnt und war entsprechend neugierig. Ob es so war wie bei Hirschkühen? Oder Hunden? Der Jäger wusste es wirklich nicht.
Wie auch? In Silden wollte er einmal zugucken und wurde dann von gackernden Waschweibern verscheucht. Strolch und Unhold schimpften sie ihn damals. Damals als sein Ruf als Spanner vom See in Silden bekannt war. Hier würde Ornlu sowas nicht passieren, viel eher würde man den Druiden fürchten. Tagsüber wurde er von so manchen Nomaden skeptisch beäugt, manche erschraken als Ornlu sie anblickte, manche sahen dies als eine Art Herausforderung. Seine Augen, seine Tätowierungen, seine Ausstrahlung – man spürte bei Ornlu, dass er jemand besonderes war.
Zwei Wassermagier fragten den Sildener sogar, ob er wirklich der Ornlu aus Silden wäre. Der Jäger sagte ihnen aber lediglich, dass er nicht Ornlu wäre, sondern ein einfacher Mann des Waldvolkes. Der Ornlu wäre in Silden und hätte sich zum König des Waldes gekrönt. Mit Krone und Szepter - König Ornlu der 1.
Der Druide machte ihnen sogar vor, wie man den König zu grüßen hatte. Man konnte sagen, dass sich der Druide da doch einen Spaß erlaubte, den die zwei Wassermagier anscheinend wirklich Glauben schenkten. Sollten sie ruhig, er hatte keine Lust auf Wassermagier die Fragen an einen bekannten Druiden hatten. Deswegen war er nicht hierher gekommen und seine wahre Identität ging nur jene an, die es wissen sollten. Zu viele Feinde hatte er in dieser Welt und er schenkte Bogirs Worten Beachtung. Ihr großer Feind, der Feind der Wolfssippe und des Hetzers, würde wieder erstarken und sie beide jagen, beschatten, verfolgen.
Einen letzten Zug am Sumpfkraut vollzog der Stabkämpfer, ehe er den Rest wegschnippte. Er schloss die Augen und erinnerte sich der Dinge, die er heute durch einen Wüstenadler lernte. Der Jäger hatte den Greifvogel die Tage immer mal beobachtet - studiert wie es nur die Wenigsten konnten. Kein Buch Al Shedims und der Welt würde Ornlu das über den Wüstenadler erzählen können, wie er es bisher erfuhr. Noch würde es etwas dauern, aber die Zeit hatte Ornlu. Der Druide erhob sich, packte seinen Stab und machte sich in sein Zelt.
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Aniron füllte den Badezuber. Das Wasser war nicht zu heiß, yinne sollte kein Fieber bekommen, und nicht zu kalt, so dass sie vor Erschöpfung nicht fror. yinne hatte die Nacht gut überstanden, die Wehen waren etwas zurückgegangen. Nun kamen sie aber in regelmäßigen Abständen und die Hebamme würde Angelina und Khaled holen lassen. Zunächst aber nahm sie yinne ihr Gewand ab. Das würde sie waschen, für die baldige Wöcherin hatte sie ein einfaches neues Hemd aus Leinen gekauft.
Während yinne selber schon erschöpft und missmutig war, war Aniron noch voller Vorfreude. Endlich konnte sie ihrer wahren Berufung nachgehen.
So ging sie zum Zelteingang, um nun endlich nach Angelina und Khaled schicken zu lassen. Letzterer würde wahrscheinlich gar nicht so weit weg sein. Als Aniron wieder zu yinne trat, nahm sie einen kegelförmigen Hohlkörper, der an beiden Enden offen war und setzte ihn auf yinnes Bauch.
"Ich werde noch einmal das Herzklopfen deines Kindes abhören und schauen, ob alles in Ordnung ist."
So setzte sie das Abhörgerät auf yinnes Bauch und wartete einen Moment. Zunächst hörte sie nichts, doch nach einigen Augenblicken hob der Herzton des Kleinen sich von dem seiner Mutter ab. Sie überprfüfte ein letztes Mal, ob das Kind in der richtigen Position lag und sich genug gesenkt hatte. Alles war absolut vorbildlich. yinne war praktisch eine Lehrbuch- Schwangere.
Aniron half yinne in den Badezuber zu steigen und sich hinzusetzen. Dies war kein leichtes Unterfangen, schließlich tat der Schwangeren alles weh. Sie stützte yinne, als diese sich langsam und stöhnend setzte. Jetzt war sie drin und würde erst wieder rauskommen, wenn das Kind da war. Aniron setzte erneut heißes Wasser auf, als jemand das Zelt betrat. Wie sie sich es gedacht hatte, war es Khaled, der als erster gekommen war.
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Das Wasser beruhigt, ging es der im Zuber Liegenden durch den Kopf, was auch sie dazu brachte, sich etwas zu beruhigen, doch nur bis zu dem Moment, an dem Khaled in das Zelt trat. Unsicher blickte sie für Sekunden in sein Gesicht, ohne seinen Ausdruck wirklich deuten zu können, aber so sicher wie er sonst war, schien der Mann auch nicht. Schließlich wich die Schwangere seinem Blick aus, um einfach nur müde auf die Wasseroberfläche zu blicken, unter der sich ihr Körper befand. Daß das Wasser ihren Körper nicht verbarg, störte die Tänzerin nicht im Geringsten, nicht nur, weil sie es gewohnt war, vom männlichen Geschlecht begafft zu werden, sondern weil sie im Moment wirklich von anderen Gedanken geprägt war.
Wenn es bleibt wie jetzt, ist ja alles nicht so dramatisch, dachte sich yinne, jedoch ahnend, daß sie gerade nur einen Moment der Entspannung fand.
Mit der Hand fuhr sie sich über den Bauch, sich fragend, wie es sich wohl anfühlte, wenn der kleine Kopf sich durch die Öffnung presste... Ein Gedanke, der yinne dazu brachte, das Gesicht leicht zu verziehen und im nächsten Moment sich fragend, wie schwer es wohl sein würde und wie lange es dauern würde, dieses Kind auszutreiben.
Aniron wird Dir schon sagen, was Du tun mußt, versuchte die Schwangere sich zu beruhigen, die sich über das wie nicht wirklich im Klaren war.
Und dann verspürte sie einen Druck, der sich ganz so anfühlte, als ob sie auf die Toilette müsste... und dann ein Ansteigen des Drucks, der wohl eine weitere Wehe bedeutete.
Yinnes Hand, die zuvor noch auf dem Bauch lag, schnellte aus dem Wasser heraus, daß beide Hände nun den Rand des Zubers umklammerten und sie schmerzhaft aufstöhnte. Es war eine gewisse Ähnlichkeit zu den Schmerzen vorhanden, die eine Frau allmonatlich verspürte, doch das hier war anders... ein Ticken intensiver... den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehend, daß die Frau ihre Zähne aufeinander presste und sie ihren Körper im Zuber wand, nicht wissend, ob sie halb liegen oder eher gekrümmt sitzen sollte. Schier endlos dauerte diese Minute, vielleicht auch etwas mehr, doch dann spürte sie diesen Schmerz wie eine rückläufige Welle wieder abklingen, daß ihr ein erschöpfter Seufzer aus der Kehle kroch.
Das war der Moment, wo sie den entsetzten Blick des immer noch stummen Abtrünnigen aufschnappen konnte, der einen Moment später, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Zelt stürmte.
„Im Umgang mit dem Feind oder seinen Untergebenen ist Khaled weniger zimperlich“, ächzte yinne mit einem verkniffenem Gesichtsausdruck, „... der wird mir wohl keine große Hilfe sein“.
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"Natürlich werde ich nachschauen, ob sich etwas finden lässt", hatte der Greis zu Hurley gesagt und sich auf den Weg in Richtung Markt gemacht. Allerdings hatte sich seine Vermutung offenbar bestätigt: es gab keine Runkelrüben in der Wüstenstadt, zumindest nicht hier auf dem Markt.
"Und ihr wisst keinen ort, an dem meine Suche vielleicht Erfolg haben könnte?", fragte er den Händler am Ende seiner erfolglosen Tagesbeschäftigung. Der hatte zwar allerlei andere für diesen Ort exotische Waren wie Gemüse aus Myrtana im Angebot, doch das Gesuchte war nicht darunter zu finden.
"Nun, versucht es einmal an der Oase. Diese stumme Kräuterzüchterin baut alles Mögliche an. Vielleicht habt Ihr dort Glück, alter Mann."
Etwas unschlüssig dankte Herr Fu seinem Gegenüber und setzte sich in Richtung der Oase in Bewegung.
Lee hatte stets gedacht, die junge Aniron sei neben ihrer Passion als Hebamme auch die Kräuterzüchterin Al Shedims, doch war die sehr wohl noch in der Lage, zu sprechen - es sei denn, es hatte sich in den letzten Tagen etwas zugetragen und die Kunde darüber sich wie ein Lauffeuer über die ganze Stadt verteilt. Vielleicht lag aber auch einfach nur ein Irrtum vor. Ob nun auf seiner Seite oder der des Händlers, war dabei zweitrangig.
Nach zahlreichen ruhigen Schritten erreichte der Alte schließlich die Oase, doch als er einen Blick auf die Erde in den Beeten warf, war er verwundert.
"Ihr wurdet heute wohl noch nicht gegossen, meine Kleinen, oder?", sprach er zu den Gewächsen, die sich über der trockenen Erde gen Himmel streckten. Von Aniron oder einer anderen Person, die sich um die Pflege kümmerten, war nichts zu sehen.
Lee blickte sich um und fand nach kurzem Suchen, was er wollte. Kurzerhand ging er hinüber zu einer Sammlung von Gartengeräten, nahm die Gießkanne und machte sich auf den Weg in Richtung des Kanals.
Vermutlich war Aniron schlichtweg verhindert, also kümmerte er sich darum, bevor er nach ihr suchen wollte.
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Khaled - Sippenführer der Bergnomaden
Selbst die stärksten Männer wurden in solchen Momenten schwach, in denen sie ihre Frauen sahen, die ungeheuere Schmerzen erleiden mussten. Bei yinne war es gerade mal der Anfang einer stundenlang dauernden Prozedur, doch dem Abtrünnigen reichte es bereits jetzt schon. Natürlich waren da Gedanken der Scham, weil er sich einfach aus der Afähre zog, doch er konnte es nicht ertragen, die Pein im Gesicht einer Gebährenden zu sehen.
So war der Weg, den der Abtrünnige ansteuerte, die Taverne, doch wurden seine Beine mit jedem Schritt schwerer, da auch das schlechte Gewissen weiter stieg. Da konnte Khaled sich noch so oft in Gedanken sagen, daß es die Sache der Frau war, damit zu leben... tief im Inneren und da es ihn selbst betraf, glaubte er seinen eigenen Entschuldigungen nicht. Und dennoch machte er nicht kehrt, sondern betrat die offene Schenke, in der er sogleich zwei Schnäpse orderte.
Irgendwie war das Zeitempfinden in solchen Situationen ein Anderes, denn es war nicht rechtens, Rebekka so anzuherrschen, die für das Servieren nicht länger brauchte, als sonst. Khaled empfand es jedoch so und schimpfte noch in das Gefäß hinein, welches er als Erstes in einem Zug leerte, nur um schneller das Zweite leeren zu können. War damit der Geist beruhigt und die Schuldgefühle beseitigt? Nein...
So folgten den beiden Schnäpsen gleich noch zwei Weitere, die Rebekka auf sein unwirsches Geböcke brachte. Die ganze Pulle lies sie nun stehen, daß der Abtrünnige verleitet war, den gesammten Inhalt in sich hinein zu kippen, doch seine Hand war nicht in der Lage, daß Gefäß zu umschließen. Sie zitterte, daß Khaled sie in die andere Handfläche legte und sie massierte.
Er hasste sich für seinen weichen Kern und verspürte das Bedürfnis, diese Seite an ihm vor Anderen zu verstecken, daß er seinem Gefolgsmann, der sich ebenfalls in der Taverne eingefunden hatte, etwas vorspielte. Kraft und Sicherheit wollte er ausstrahlen, doch das Zucken seiner Mundwinkel ließ sich nicht verbergen.
„Ich hab gleich gesagt, daß das für einen Mann nichts ist“, äußerte sich nun der Andere, daß Khaled ein gespieltes „Pahh“, entwich. „Es ist einfach noch Zeit und ich wollte nicht im Wege stehen“, rechtfertigte er sich weiter, nun einige Münzen auf den Tisch legend. Die Pulle in der Hand, verlies er schließlich die Freilufttaverne ohne festes Ziel.
Bardasch
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Ein wenig verdutzt sah Aniron Khaled nach.
"Er wird schon wieder kommen", sagte sie. Wenn er sich an die Schreie gewöhnt hatte und sein Stolz ihn dazu überredet hatte, würde er zurückkommen.
Die Hebamme sah in yinnes Wasser.
"Deine Fruchtblase ist geplatzt. Dann kann es bald losgehen. Du merkst sicherlich, dass deine Wehen in immer kürzeren Abständen kommen, aber wir müssen noch etwas abwarten."
Anirons Hand fuhr unter Wasser, yinne schaute sie überrascht an, so dass die Hebamme antwortete:
"Deine Gebährmutter ist ein wenig geöffnet, noch nicht genug, aber sie ist es schon. Wenn sie sich völlig geöffnet hat und deine Wehen in Presswehen übergehen, dann werde ich dir sagen, was du zu tun hast. Vorerst aber versuche nicht zu pressen, auch wenn du manchmal das Gefühl hast, es tun zu wollen. Wenn das Kind draußen ist, werde ich die Nabelschnur durchtrennen und Angelina kann es zusammen mit Khaled waschen. Wunder dich nicht, wenn es ein wenig verschmiert ist. Das wird nicht sofort abgehen, aber nach ein, zwei Tagen wird dich nichts mehr an die Geburt erinnern. Zumindest, was dein Kind betrifft."
Aniron stand auf und öffnete ihre Tasche. Sie holte eine Dose hinaus und zeigte diese yinne.
"Das hier ist Gänsefett. Damit werde ich dich einreiben, somit wird der Geburtskanal für das Kind rutschiger. Wenn du irgendwelche Schmerzen hast, die dir anders vorkommen, als die Wehen, dann musst du es mir unbedingt sagen."
Sie öffnete ihre Tasche und legte das Leinen heraus, in dem ihre Barbier- und Hebammenwerkzeuge eingewickelt waren. Sie stand kurz auf und fühlte yinnes Körpertemperatur. Sie war normal, es ging bisher also alles seinen gewohnten Gang.
"Du schaffst das schon. Ich bin bei dir, Angelina wird kommen, sie hat schon selber ein Kind zur Welt gebracht und auch Khaled wird wieder kommen."
Allzu sicher war sie dessen nicht, verließ sich aber auf ihr Gespür.
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Oh mann! Dieses Warten macht mich nochmal ganz irre. Wie lange dauert es denn noch?, ging es der Tänzerin durch den Kopf, der man mittlerweile deutlich ansehen konnte, wie angeschlagen sie war. Kamen ihre Wehen anfangs noch in größeren Abständen, hatten sie sich mittlerweile auf einen Zehn-Minuten-Takt eingependelt, bei dem die Wehen auch schon größere Pein hinterließen und länger andauerten, als nur eine Minute.
„Aniron“, wimmerte yinne der Frau entgegen, die gerade neues, warmes Wasser in den Zuber gab und ehe sie die Wehmutter vorwarnen konnte, setzte bereits eine weitere Wehe ein, die ihr weniger Zeit zum Verschnaufen gab, als vorher. Worte konnten aus dem Munde der Schwangeren in diesem Moment nicht mehr kommen, denn es war nur noch ein gräßlicher Laut, den sie zustande brachte, wärend ihre gesammte Körperhaltung sich verkrampfte. Wasser schwabbte über den Rand hinweg und besudelte das Kleid der Wehmutter, nach derer Hand die Röhrende zu angeln versuchte, doch der Rand des Zubers war alles, woran sie sich in diesem Moment krallen konnte.
Yinne zog sich mit Hilfe ihrer Hände etwas hoch, das ihr Rücken eine runde Form ergab und ihre Beine sich dabei verkrampft dem Körper näherten. Sie war dabei, dem Wunsch zu pressen nachzugeben, obwohl Aniron ihr dazu noch keine Erlaubnis erteilte. So rang sie mit sich und ihrem Bedürfnis und lies ihre Spannungen stattdessen in einem gepresstem „verdammter Hundesohn!“ entweichen, dem Mann gewidmet, der für ihre jetzigen Qualen verantwortlich war, bevor sie nur noch hektisch vor sich hin atmete.
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Khaled - Sippenführer der Bergnomaden
„Was für eine Begrüßung“, murmelte der Abtrünnnige, der just im Moment yinnes Beschimpfungen, das Zelt betrat. Er hatte den Eingang noch nicht ganz durch schritten und versuchte nach der Hand einer weiteren Person zu angeln, die noch dort draußen stehen musste, doch letztlich schloss sich der Vorhang und keine weitere Person trat ein.
„Grüß Dich. Alles in Ordnung?“, eine blöde Frage, die yinne lauthals mit einem scheinbar wütendem Schrei beantwortete, daß Khaled es nicht wagte, näher an das Geschehen herran zu treten und die Frau beim Hecheln zu stören.
„Jail wartet da draußen... und ja... sie wünscht Dir alles Gute“, noch eine Aussage, die die vor Schmerz gepeinigte dazu veranlasste, ihm einen Bösen Blick zuzuwerfen, bevor ihre Atmung sich langsam in einen Klagelaut wandelte und schließlich mit einem Wimmern verstummte. War das da Schweiß in ihrem Gesicht oder Spuren des Wassers, in dem sie lag?
Immerhin schloss die Frau nun ihre Augen, daß Khaled nicht mehr gezwungen war, ihren Blicken, die in Wirklichkeit ohnehin nicht ihm galten, auszuweichen.
„Soll ich vielleicht besser wieder gehen?“.
Bardasch
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Das wäre ja noch schöner.
"Nein, bleibt ruhig. Ihr seid nunmal der Vater des Kindes und wolltet bei der Geburt dabei sein. yinne hat große Schmerzen und kann nicht anders, als ihnen so Ausdruck geben", sagte Aniron, um im gleichen Atemzug ein "das ist normal bei Gebärenden" dranzuhängen.
Sollte Kaheld sich bitteschlön genau anschauen und es sich für immer einprägen, welche Qualen yinne durchlitt. Ihre Gebärmutter hatte sich weiter geöffnet und der Abstand zwischen den Wehen nahm rasant ab. Inzwischen war auch Angelina eingetroffen. Diese hatte sich nun neben yinne und den Zuber gesetzt und nahm ihre Hand. Khaled blieb zögernd stehen. Aniron gab ihm keine Anweisung, entweder er selber suchte sich eine Platz oder yinne würde ihn zurechtweisen. Wahrscheinlich war sie das einzige Mal in ihrem Leben dazu in der Lage.
Aniron litt schon ein wenig mit yinne mit. Sie betrachtete sie als Freundin und zu sehen, dass die Geburt ihr solche Schmerzen bereitete, ließ auch sie nicht kalt. Nach außen hin aber war sie die Ruhe selbst. Bisher lief alles gut und es hatte noch keine Probleme gegeben. Diese konnten immer noch auftreten, aber damit beschäftigte die Wehmutter sich immer erst, wenn es soweit war. So setzte sie heißes Wasser auf, in dem später das Kind gebadet werden sollte. Ihr Werkzeuge ließ sie immer noch in dem Leinentuch liegen. Die Gefahr, dass sie schmutzig wurden, war zu groß.
"Du machst das sehr gut. Ich weiß, dass dein Drang, das Kind endlich hinauszupressen groß ist, aber noch musst du ihm wiederstehen. Konzentriere dich auf deine Atmung. Atme ein und lange wieder aus", sagte sie und tupfte yinnes schweißnasses Gesicht ab.
"Wie lange dauert es noch?" fragte yinne. Im nächsten Moment stöhnte sie wieder qualvoll auf. Aniron wartete bis die Wehe verebbt war.
"Es dauert noch ein kleines bisschen. Aber du hast es bald geschafft."
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Etwas irritiert setzte sich Angelina neben die werdende Mutter. Der Grund war groß gewachsen, hatte einen sportlichen Körper, Angelina bereits bekannt und nicht besonders sympathisch. Sie konnte sich gar nicht vorstellen wie man mit so einem Mann freiwillig ein Kind in de Welt setzen konnte. Zugegeben, rein äußerlich war er eine Sahneschnitte, aber war das alles im Leben? Nun Angelina hatte das einzig artige Glück gehabt einen Mann zu finden der ihr charakterlich und auch von Aussehen hundertprozentig zusagte. Aber das war ja alles Geschmackssache, vielleicht mochte diese Yinnesell diese Art Mann und Angelina ging es im Grunde auch nichts an.
„Nicht so hektisch.“, versuchte Angelina sie zu beruhigen. Natürlich war das leichter gesagt als getan. Angelina war es damals nicht viel anders ergangen, auch wenn sie den größten Schmerz vergessen hatte als sie die kleine Jil in ihren Händen gehalten hatte. „Immer tief einatmen auch in den Wehpausen. Dein Baby braucht auch Luft und für das Kleine ist es ebenso anstrengend wie für dich.“, flüsterte Angelina der schwitzenden Frau zu. Sie saß zwar in einem Zuber, aber trotzdem trieben ihr die Anstrengung gegen den Wehschmerz zu kämpfen den Schweiß auf die Stirn. Angelina tupfte ihr die Stirn und legte ihr anschließend die Hand darauf. Etwas beruhigende Energie versuchte sie von sich auf Yinnesell abzugeben. Sie wollte Aniron auch nicht ins Handwerk pfuschen und wahrscheinlich würde es auch gar niemand bemerken.
Yinnesell sah sie wenig später erleichtert an, aber nur solange bis sich die nächste Wehe ankündigte...
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Wieviele dieser Wehen mussten noch kommen, ehe yinne endlich mit dem Pressen geginnen durfte?
Ihr Durchhaltevermögen sank allmählich, wie auch die Motivation, gut mit zu arbeiten. Hatte sie gerade für einen Moment so etwas wie Ruhe verspürt, war es nun wieder dieser wellenartige Schmerz, der ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte und sie vergessen lies, daß die Hand der Magiern in der Nähe war.
Erst schlug sie versehendlich dagegen, dann gegen den Unterarm der Magiern, den sie einmal fest griff, bevor sie die Hand Angelinas zu packen bekam. Ob die Frau ihr ihr Patscherchen freiwillig reichte, oder sie die Hand regelrecht an sich riss und sie zwang, konnte sie nicht sagen. Sie konnte nicht einmal bemerken, daß sie Angelina in diesem Moment wohlmöglich ebenfalls Schmerzen bereitete, wo sie die Hand der Frau stark zusammen presste.
Gleichzeitig presste sie auch die Zähne aufeinander, daß ihre stoßartige Atmung nur schlecht entweichen konnte und sie die Zähne deshalb auseinander nahm. Ein Laut der Pein mit geöffneten Lippen endete schließlich in einem Brummen mit geschlossenen Lippen, ehe sie in der Lage war, kontrollierter zu atmen.
Tief ein... und noch tiefer und länger aus... und wieder... und wieder, daß ein seltsames Gefühl sich in ihrem Kopf breit machte. Sie registrierte nichts um sich herum, nicht die Anwesenheit einer Frau, die sie bis vor kurzem nicht kannte. Nicht die Anwesenheit der Wehmutter, die für sie zur Freundin wurde. Sie realisierte nicht einmal die Anwesenheit des Mannes, dessen Kind sie bald gebähren sollte, denn ganz alleine das Warten auf das Ende der Wehe, stand in diesem Moment im Fordergrund.
Und erst, als die Muskelkontraktionen sich umkehrten und damit den Krampf wieder lösten, lies yinne die Hand der Magierin los, um sie nun zum Halten am Rand des Zubers zu benutzen. Es war schwer, einen komplett angespannten Körper wieder zu entspannen, wo man doch schon jetzt die nächste Wehe fürchtete, doch yinne gab sich alle Mühe, den Moment der Ruhepause intensiver spüren zu können. Niemand hatte ihr gesagt, daß es wichtig war, in ihr Kraft zu tanken, doch sie wußte es auch ohne fachlichen Rat, daß sie ihren Körper ganz bewußt locker – so locker es ging – im Zuber hängen lies.
Ihre Augen drückten aus, wie abgekämpft sie war. Sie täuschten vielleicht vor, daß ihr Wahrnehmungsvermögen sich verabschiedet hatte, doch yinne blieben die Blicke Khaleds nicht verborgen, die er Angelina zu warf. Der Mann besaß wohl keinen Anstand, daß er selbst in so einem Moment sich gierige Blicke nicht ersparen konnte. Welchen Platz wies er in Gedanken wohl der Anderen zu, deren Redaktion der Schwangeren ebenfalls Rätsel aufgab. Dann aber trafen sich die Blicke des Paares, die ein gemeinsames Leben erwarteten, daß yinne in seinem Gesicht ein verhaltenes Lächeln erkennen konnte. Freute der Mann sich etwa? Und wieso hielt er Ihr nun seine Hand entgegen?
„Ich kann nicht viel tun... aber ich kann Dir meine Hand reichen, die vielleicht ein bißchen mehr aushält, als die Hand der Anderen“, das war die erste Reaktion des Abtrünnigen, die yinne befriedigte und sie dazu anspornte, ihn an ihrem Leiden teilhaben zu lassen... und wenn sie seine Finger dazu brechen mußte.
Gerade im richtigen Moment umklammerte ihre Hand die Seine, denn die nächste Wehe kündigte sich an, die yinne mit einem tiefen Atemzug in Empfang nahm.
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Je später es wurde desto lauter wurde Jil. Entweder war Ceron einfach doch nicht ganz Angelina oder es lag in Jils Natur ein Affentheater zu veranstalten. „Wir gehen raus, meine Kleine“, entschied er und nahm Jil so gut es ging in einen Arm währendem er sich mit dem anderen dem Geländer nach die Treppe runter ins Erdgeschoss kämpfte. Ein Blick in Hurleys Raum liess vermuten, dass dieser ziemlich auf dem Zahnfleisch ging. „Shhh, Jil“, beruhigte der Hohepriester seine Tochter, doch bereits hatte ihn die ganze Warteschlange anvisiert. „Lassen sie mich bitte mal durch… Danke, dankesehr, ja, uhh, danke“, murmelte er link und rechts und stahl sich so durch die Türe.
Er ging mit Jil etwas dem Mond entgegen und erzählte ihr dabei Geschichten von mächtigen Hohepriestern, die mit ihren untoten Drachen bis zum Mond flogen und von dort den Sand mitbrachten, den es in der Wüste Varants überall gab. Auch die Geschichte vom Feuermagier, der seine Macht jedoch durch Beliar erlangte, dessen Feuerball tagtäglich am Horizont auftauchte und wieder unterging durfte nicht fehlen. Er schilderte ihr jedes Detail des himmlischen Wagens, welcher den Feuerball über den Himmel zog. Mit Innos hatte die Sonne nämlich gar nichts am Hut. Es waren nämlich dämonische Pferde, deren Schuppen bei klarer Wetterlage für starke Reflexionen sorgten. Als er jedoch bei der Schöpfung des Lavaturms angekommen war (eine Geschichte mit vielen Kobolden und anderen magischen Geschöpfen, die er all zu gerne erzählt hätte), schlief die kleine Jil bereits seelig. Er machte sich also auf den Rückweg, nahm dabei in der Taverne einen Tee für Hurley mit und liess diesen, als er wieder im Tempel war, zu seinem Schüler in den Raum schweben.
Jil wollte er eigentlich ins Bettchen legen. Als er sich jedoch selbst einen Moment auf dem Bett ausgestreckt hatte, war der Hohepriester so schnell eingenickt, dass Jil schlafend in seinem Arm liegenblieb.
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Aniron fühlte den Kopf des Kindes. Sie sah die erschöpfte yinne an.
"Bei der nächsten Wehe atmest du tief ein und versuchst die eingeatmete Luft unten herauszupressen. Ganz gleich was geschieht, was du fühlst, du musst diese Presswehe nutzen."
Die Gebärende nickte. Sie hatte verstanden. Aber Aniron ahnte, dass es mit ihren Kräften zu ende ging. Nun war es soweit, sie entwickelte ihr Leinen und legte ein Messer und zwei Klammern bereit. Sie nahm das Fett und cremte yinne damit ein und das keinen Augenblick zu zu früh. Die werdende Mutter bäumte sich auf.
"Und jetzt einatmen", sagte Aniron. "Stemm dich ein bisschen gegen den Boden. Dann hast du mehr Halt."
yinne griff hektisch nach beiden Seiten. Khaled und Angelina waren zur Stelle um sie zu stützen. Sie begann zu pressen.
"Sehr gut", ermutigte die Wehmutter ihren Schützling. yinnes Augen weiteten sich mit einem Moment und sie schrie auf. Der Kopf des Kindes war im Geburtskanal. Die Wehe verebbte. Panisch atmete yinne und Angelina beruhigte sie ein weiteres Mal. Nur einen kurzen Augenblick hatte yinne zum verschnaufen, als ihr Leib ein weiteres mal erbebte. Erneut atmete sie ein und man konnte sehen, wie das Kind sich bewegte.
yinnes jetziger Aufschrei war ein uraltes Ritual, durch welches das Leben die Frauen immer wieder trieb. Das Kind kam voran, doch schon nach wenigen Augenblicken sank yinne zurück. Ihr Blick schien Aniron nicht mehr wahrzunehmen, doch sie sagte leise:
"Hilf mir, ich schaff das nicht."
Aniron nickte und erhob sich von ihrem Platz am anderen Ende des Zubers. Sie stellte sich hinter yinne.
"Noch einmal pressen, dann hast du es geschafft. Du machst das wirklich sehr gut. Gleich ist es vorbei, aber ein letztes Mal musst du dich anstrengen. Ich helfe dir, aber du musst auch mir helfen."
Vor Qualen fast zergehend nickte yinne. Sie hielt ihre Augen geschlossen, bis die nächste und letzte Wehe sie ereilte. Aniron beugte sich über die Gebärende, hinunter zu ihrem Unterleib. Sanft drückte sie auf den Bauch und half dem Kind somit, die letzte Hürde zu nehmen. Ein weiterer Schrei kam aus yinnes Mund. Der Kopf des Kindes war draußen.
"Sehr gut, das Schlimmste hast du überstanden. Aber hör nicht auf. Das Kind muss raus. Komm, mach weiter", spornte Aniron yinne an. Wenn die Wehe jetzt verebbte, war das Kind in Lebensgefahr. Sie lief um den Zuber herum und kniete sich wieder vor yinnes Unterleib. Diese nahm ihre letzte Kraft zusammen und stieß das Kind aus.
Aniron hob es sofort kopfüber aus dem Wasser. Es war weder blau angelaufen, noch erkannte sie auf den ersten Blick andere Zeichen einer möglichen Komplikation. Stattdessen hustete es einen wenig und fing dann an aus voller Lunge zu schreien. Aniron legte das Kind so wie es war auf yinnes Brust. Denn der erste Kontakt zur Mutter war der Wichtigste. Sie nahm nun ihre zwei Klammern und setzte sie an zwei verschiedenen Stellen. Die Nabelschnur war fest abgeklemmt, so dass sie Mutter und Kind mit dem Messer endgültig trennen konnte.
Nachdem dies getan war, sah Aniron auf. yinne lag da und schien noch nicht ganz zu begreifen, was um sie herum passierte. Aniron sagte daher zu Angelina und Khaled:
"Ihr könnt das Kind waschen. Ich werde mich um die Nachgeburt kümmern."
Die beiden standen auf. Aniron traute Angelina den Umgang mit dem Neugeborenen völlig zu. Sie hatte eine Schüssel mit warmen Wasser zurecht gestellt, daneben lag ein Leinen, um das Kind einzuwickeln. yinne war im Moment einfach zu erschöpt, um etwas wahrzunehmen. So war es ruhig geworden im Zelt, nur das Kind quengelte ob der Tatsache, dass es nun nicht mehr im schönen Mutterleib war. Aniron indes kümmerte sich weiter um yinne. Der Mutterkuchen musste schließlich auch hinaus.
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Zischender, staubiger Wind, mal wieder wehte so mancher kleiner Sturm in den Weiten des Südens, in den Weiten der Wüsten, in den Weiten Varants. Der aufstrebende Magier namens Malak kam wieder von einer kleinen Übungsstunde zurück, die er, wie immer, in einer kleinen abgelegenen, zugleich auch schön idyllisch und ruhig wirkenden, Ruine tätigte. Er glaubte langsam, dass er Xarih nun endlich gegenüber treten konnte, um ihr zu zeigen, was er nun schon konnte, um ihr zeigen, wie schnell er Fortschritte gemacht hatte, um ihr zu zeigen, dass er zum Lernen gewillt war und er die Lehre durchziehen würde. Langsam zog er durch den weichen Sand, zusehend, wie seine Füße als Abdruck im Sand erhalten blieben, wie die Zeit dann doch aber dafür sorgte, dass diese Abdrücke verschwanden. Die Zeit…die erledigte das Verschwinden der Abdrücke durch das Voranschreiten des Wehens des Windes. Egal, er schritt voran, in seiner Robe, an die er sich mittlerweile gewöhnt, obwohl eine solche weite und geschmeidige Kleidung doch…ungewöhnlich war. Gerade als er in den prächtigen Tempel Al Shedims eintreten wollte, in den prächtigen Tempel, der einst Innos geweiht war, aber nun den Dienern Adanos’ gehörte, in den Tempel, in dem auch Xarih wohnte, sah er noch eben diese Magierin und er holte sie schnell ein.
„Ah, guten Tag, Xarih. Eigentlich wollte ich euch schon gestern treffen, aber ich fand euch nicht…nun denn, mittlerweile beherrsche ich den Zauber schon sehr gut! Folgt mir, in einem etwas ablegenden Teil der Ruinenteil kann ich euch den Zauber zeigen, ohne, dass vielleicht Leute verletzt werden können. Außerdem ist es dort ruhiger…“
Die Beiden gehen etwas abseits des bewohnten Teiles Al Shedim, allerdings nicht zu weit, es war schließlich schon dunkel und man sollte die Gefahren in den Ruinen nicht unterschätzen. Er nahm sich vor, als erstes den normalen Eisball zu demonstrieren. Er fixierte kurz den Bereich über seine Handfläche und ließ dort direkt Eis entstehen, immer mehr, sodass die Kugel langsam zu wachsen schien. Die Kugel wuchs zwar nicht immer gleichmäßig, er musste also beim Erschaffen immer ein wenig korrigieren, dann allerdings hatte er eine fertige Kugel, welche eigentlich schon recht gleichförmig war, und schoss sie mit voller Kraft gegen die Wand. Er erwähnte kurz: „Das ist nicht alles…“. Er fuhr fort. Als nächstes wählte er die Eiskugel mit einem geringen Teil Sand. Er erschuf eine neue Kugel und durchtränkte und vermischte diese beim Schaffwerk schön mit Sand. Diese Kugel hatte vor allem einen Vorteile: Sie zerbrach zwar beim Aufprall, allerdings haben die Splitter ähnliche Eigenschaften, was schneiden angeht, wie Glasscherben, was er auch zeigte, er hob eine der Eisscherben, die schon langsam schmolz und machte damit einen kleinen Kratzer in die Wand.
Er zeigte noch kurz die Sandkugel, welche er eigentlich schon bei Melaine gelernt hatte, diesmal allerdings war sie härter. Danach vermischte er die Kugel noch mal mit etwas Wasser und Eis, was dafür sorgte, dass die Kugel etwas härter und auch kleine Kratzer verursachen konnte. Er atmete kurz durch. Das war ihm schon bei seinen Übungen aufgefallen: Zwar hatte er schnell gelernt, leider schon fast zu schnell, denn sein Körper konnte sich an den größer werdenden Verbrauch von magischer Energie nicht so schnell gewöhnen, sodass es ihm noch viel Ausdauer kostete. Aber den letzten Zauber wollte er noch demonstrieren: Er erschuf eine letzte Kugel und schoss sie ab, kurz vor Aufprall ließ er die Kugel aber etwas „weicher“ werden, sodass sie bei Aufprall abflachte, sodass er die Eisschicht schön über die Steinwand verteilen konnte. Am Ende war eine Steinwand, die zu einem kleinen Teil eingefroren war, wenn auch nicht viel, dieser Zauber kostete ihm nämlich mit Abstand am meisten Kraft, weshalb er erneut tief ein- und ausatmen musste. Er trank kurz einen Schluck Wasser und fragte:
„Und? Ist das schon gut so?“
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Durchatmend legte Lee die Hacke beiseite. Er befand, dass die Pflanzen nun ausreichend versorgt waren, und auch sein Körper wollte nicht mehr so recht mitspielen bei der anstrengenden Arbeit, die gerade im Bereich des Hackens den ohnehin schon geschädigten Rücken belastete, sodass er nun entschied, in Richtung des Zeltes von Maris und Aniron zu gehen, um zu fragen, ob Runkelrüben auf einem der Beete angebaut wurden und ob er eine davon in eigener Sache entwenden dürfte.
Bedächtig schritt der Greis den Kanal entlang und wischte sich im gehen die vom Gießen nassen Hände an der alten, zerschlissenen Robe ab, die noch aus Gilar stammte und das einzige Mitbringsel aus der Vergangenheit war, die er hinter sich gelassen hatte. Weit über ein Jahr war es nun schon her, dass der Alte seine Heimat verlassen hatte, um aus seinem asketischen Tun herauszutreten, das er zuvor jahrzehntelang betrieben hatte, und hier auf dem Festland ein neues Leben gesucht und gefunden hatte. Viele Menschen hatte er hier kennen gelernt, hatte ihnen Ratschläge geben dürfen, sich seinerseits aber auch von ihnen prägen lassen, hatte die Passion des Imkers neu für sich entdeckt und Kontakt zur Magie des Lebens, der Magie der Natur, erlangt.
Schneller als erwartet trugen ihn seine Füße bishin zum Zelt des obersten Wüstenräubers und seiner Liebe, doch vor dem Eingang des Zeltes hielt er inne, als er sah, dass eine junge Frau dort wartete und die beiden wachen offenbar keine Anstalten machten, sie hereinzulassen.
"Ich wünsche einen guten Abend", sprach der Greis an alle drei Anwesenden aus und fügte nach einer kurzen Pause hinzu:
"Ist etwas geschehen, dass du keinen Einlass erhältst, mein Kind, oder ist die Herrin des Zeltes nicht da?"
"Es findet gerade eine Geburt statt", antwortete eine der beiden Wachen, bevor die Frau etwas sagen konnte.
"Eine Geburt also? Nun, nicht ungewöhnlich für eine Hebamme, Geburten beizuwohnen, aber im eigenen Zelt?"
Die Wache nickte.
"Aufgrund gewisser Umstände war das wohl nötig, so weit ich weiß."
Verstehend nickte auch der alte Lee und trat einen Schritt vom Eingang zurück.
"Nun, dann will ich ebenfalls hier warten, bis das Ereignis vorüber gezogen ist und wir ein neues Leben begrüßen dürfen."
Geändert von Fu Jin Lee (24.01.2009 um 20:42 Uhr)
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"Mama Mama sieh, schau was ich mitgebracht habe", hallte die glockenklare Kinderstimme des Jungen durch die kühle Wüstennacht, begleitet von den eiligen Schritten des Goldschmiedes. Dragan war ein wenig verwundert, dass dieser kleine Spatz sofort so zutraulich war, und ihn mit nach Hause einlud. Natürlich erst nachdem, als er dem Kleinen gezeigt hatte, wie er aus ein paar angefaulten Früchten wieder gesunde machen konnte. Es gäbe genug andere Menschen, die den Jungen einfach hinter der nächsten Ruine verprügelt hätten, wenn nicht sogar schlimmeres. Während des Weges, das kleine Gemüt ziemlich aufgeweckt und aufgedreht, erzählte er andauernd von den Problemen, die sein Vater und damit auch die ganze Familie hatte. Nicht, dass es dem Novizen egal war, nein, es machte ihn traurig sowas erzählt zu bekommen, und dann auch noch in dieser Art und Weise, als hätte der Junge drastisch Abstand von der Situation genommen, sozusagen, als sehe er es schon als ganz normal. Die Geschichte, die er dazu noch auftischte, brachte ihm auch ordentlich Kopfzerbrechen. Von einer Krankheit, die am ganzen Körper schmerzhafte Flecken verursachte, und dazu noch beinahe ununterbrochenen Bluterguss an den Gelenken, hatte er noch nie gehört. Hoffentlich war es nicht zu spät für den armen Mann, bis jetzt klang es so, als ginge es ihm richtig dreckig. Wenn denn dieser Mann überhaupt noch lange zu leben hätte. Es lief Dragan kalt am Rücken herunter, als er sich diese Vorstellungen durch den Kopf gingen ließ. Komisch, dabei hatte er doch bisher nicht so viel Mitleid mit seinen Mitmenschen. Unglaublich, wie der Beruf jemanden ändern konnte.
"Schau hier, ich habe frische Früchte mitgebracht, los, probier, die sind ganz lecker", fuhr das Kind fort, als die Mutter sich zögernd näherte, aber anstatt auf das Angebot ihres Jungen einzugehen, prüfte sie den Innos-Streiter mit einem abwertenden Blick, warum auch immer. "Kelv, wer ist dieser Mann", fragte sie streng und ließ ihren Blick nicht von Dragan ab. "Mama, das ist ein Zauberer. Schau was er mit diesen Früchten gemacht hat. Unglaublich, sie sind so saftig und frisch. Mit Magie Mama, mit Magie hat er das gemacht!" Noch immer belagerte die junge Frau den Neu-Ankömmling, und noch immer schien sie ihrem Sohn nicht richtig zuzuhören. "Wer oder was", die Frau machte eine kurze Pause, um ihre Worte wirken zu lassen," seit ihr wenn man fragen darf." Der Goldschmied hätte schwören können, dass die Frau einen leisen Fluch ausgestoßen hatte, nachdem sie ihren Satz beendet hatte. "Dragan, verehrte Frau, Dragan ist mein Name und ich bin im Versuch, Heiler zu werden." Ungemütliche Stille kehrte ein, die Kelv damit nutzte, die Früchte zu untersuchen und zu bestaunen, während dessen Mutter die Früchte seit Ankunft nicht ein Mal eines Blickes gewürdigt hatte. "Soso, ihr seid also im Versuch Heiler zu werden, was? Soll ich euch etwas sagen, Herr "Ich-bilde-mir-irgendtwas-darauf-ein-mich-nicht-mehr-Barbier-nennen-zu-müssen". Ihr seit mir egal, verschwindet hier! Ihr seit nicht besser als all das andere Pack, was hier aufkreuzt und meinen armen Mann mit stinkenden Arzneien einzudecken, die nur noch alles verschlimmern. Wagt es euch nicht, noch ein Wort zu sagen, verschwindet!" Beschwichtigend hob er die Hand, versuchte die Frau aus ihrer Raserei zu führen. "Meine Dame.." "Nichts meine Dame, geht mir aus den Augen, oder ich werde euch mit eigenen Händen den Hals umdrehen!" Um zu zeigen, wie wütend sie war, nahm sie den erstbesten Besen der ihr in die Hand fiel, und begann damit, den Wüstenboden und ein paar Ruinen zu attackieren. So etwas war man doch nicht von einem Weib gewohnt, von einem Mann vielleicht, in Orndung, aber nicht von einem Wesen, des sanfteren Geschlechts. Es ging sogar so weit, dass er einen Schritt zurücktrat, auch wenn der Besen noch gute zwei Meter von ihm entfernt war. "Ich habe doch gesagt ihr sollt hier verschwinden, hört ihr denn nicht", kreischte das Weib so laut, dass nun auch ganz Vengard wach werden müsste. "Mama, Mama, hör doch zu, das ist ein guter Mann", mischte sie der Kleine ein, und versuchte, seine Erzeugerin zu beruhigen, indem er die Arme um ihre Hüften legte. "Ich zeig dir gleich auch", zeterte die Furie sofort weiter", was ich für eine gute Frau bin, was bildest du dir ein, schleppst irgendeinen dahergelaufenen Penner hier her und..." Mehr als zu diesem Satz kam sie nicht, denn ein lautes Stöhnen, das wie ein Hilferuf klang, riss sie aus ihrer Wut und ließ sie bleich werden. Ohne auch nur die kleinste weitere Regung drehte sie sich um und stürzte hinter die Mauer, wohl dem Ort, an dem sich die Familie aufhielt. Dragan fragte erst gar nicht, und folgte ihr gleich nach, dicht gefolgt von Kelv. Als die Mutter ihren "Besucher" herantreten sah, sagte sie nichts, wahrscheinlich war sie viel zu aufgeregt oder beschäftigt, um auch nur ein schlechtes Wort zu verlieren. "Dein Vater hat wieder diese Krämpfe", sagte sie an den Sohn gewandt", er ist aus seinem Schlaf erwacht und quält sich."
Wie gebannt starrte auch der Novize auf die zerschlissene Pritsche, und den darauf liegenden Vater. Es fehlte nicht viel, und Dragan hätte sich umgedreht, und sich einfach in den Sand übergeben. Doch um einen guten Willen zu erweisen, nicht unhöflich zu sein, und noch wegen vieler anderer Gründe, blieb er wie erstarrt an der selben Stelle stehen und sah verblüfft in das mit Pocken überzogene Gesicht des Mannes. Die freien Ellenbogen und Knie offenbarten allerdings noch einen viel schlimmeren Eindruck. Die Wunden, aus denen gerade wieder dickflüssiges Blut lief, fingen schon an zu eitern. Wüsste er es nicht besser, würde er sagen, dass sich sogar Pilze zu bilden schienen. Ein grässlicher Anblick, dieser Mann am ganzen Körper. Es war ihm unerklärlich, wie Kelv seinem Vater in die Augen gucken konnte, er war doch kaum noch ein Junge. Ziemlich genau überprüfte Dragan mit jedem Blick, die einzelnen Wunde und Symptome, die sichtlich waren. Flecken, Ergüsse und die Pocken im Gesicht, dazu noch das Fieber und der wahrscheinlich dazu gehörende Schüttelfrost. Egal wie scharfsinnig er überlegte, es kam ihm keine Krankheit in den Sinn, die dieses "Schauspiel" ausfüllte. Was auch nicht sofort hieß, dass es diese Krankheit nicht gab, immerhin war sein Wissen mehr als Begrenzt, doch würde es solche schrecklichen Krankheiten geben, müssten sie doch schon in aller Munde sein.
Aus einem ganz gewöhnlichen Instinkt, wenn er einen Patienten behandelte, berührte er mit der Hand den Körper des Kranken und versuchte, anhand seiner Magie aufzuspüren, was im Körper schief ging. "Lass ihn los du Lump, dreckiger Bastard", fauchte wie auf Kommando das Frauchen, das selbst nichts besseres zu tun hatte, als mit offenem Mund da zu stehen und den Hund anzugucken. "Wollen sie, dass ihr Mann wieder gesund wird, oder nicht, hä, was wollen sie", herrschte Dragan zurück und zerstörte die Frau wörtlich mit seinem Blick. "Natürlich will ich, dass er gesund wird, aber euch Klabautermännern kann man nicht vertrauen!" "Ich bin aber nicht irgendein Barbier, der vor sich hin quacksalbt, vertraut mir, noch dieses eine Mal, ihr könnt doch nichts verlieren!" Die Frau schnaubte laut auf, verzog ihren riesigen Mund, brachte aber kein Wort heraus. "Darf ich mir ihren Mann angucken", versuchte er es erneut, denn bei diesem Weib wusste man nie, was passieren konnte, das wurde ihm schon in den ersten Sekunden klar. Ein kurzes Nicken antwortete ihm, zwar mit einem abfälligem Blick, aber es war wenigstens ein Nicken, ein, wenn auch kleiner, Erfolg. Normalerweise baute man Vertrauen zu seinem Patienten auf, aber hier war es anders. Denn sein Patient konnte kaum reden, und deswegen musste wohl seine Frau überzeugt werden.
Ohne weitere Umschweife widmete Dragan sich an Kranken. Wie auch die etlichen Male zuvor, ließ er seine Magie tasten, fühlen, toleranter werden, gegenüber allem, was von Bedeutung sein konnte. Schon beim ersten Kontakt wurde es ihm schwerer im Magen, als hätte das bloße Berühren eine Krankheit auf ihn übertragen. Von einem Moment auf den anderen, bam, wurde es ihm flau. Unglaublich, was sich hier darbot. Noch nie zuvor hatte er eine solche Krankheit erlebt. Er spürte außerdem, dass der Körper auf Hochtouren lief, ohne dass der Besitzer wirklich daran Teilnahme haben konnte. Irgendetwas stimmte wohl nicht, dass der Körper zu so einem inneren Treiben gezwungen wurde. Nicht irgendetwas, sondern wohl die Krankheit. Doch wie Dragan es bis jetzt feststellen konnte, sorgte dieses Mistding bis jetzt nur dafür, dass die Haut gereizt wurde, und Blut abgegeben wurde. Die Gedärme zum Beispiel wiesen einen, für diesen äußeren Zustand äußerst gesunden Eindruck auf. Natürlich liefen sie nur beschwert unter dem Einfluss der Schadkörper, die mittlerweile den ganzen Körper umfasst haben, aber die Krankheit war wohl nicht daran schuld, oder nicht ganz. Die Gefäße waren bestimmt ein wenig verstopft, und der Körper verbrauchte die gesamte Energie wohl damit, die sonstigen Körperfunktionen am Laufen zu lassen. Wäre es so einfach, nur ein wenig Kraft hinzu geben zu können, damit alles wieder frei wäre, aber nach höchstens einer Stunde wäre sowieso alles wieder verstopft. Aber vielleicht wäre es gut, dem Mann eine kurze Besserung zu verschaffen, damit er die Nacht ein wenig besser schlafen konnte, bis der Novize eine Lösung gefunden hatte..
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Angelina nahm Aniron das Neugeborene ab. Eines war sicher mit dem vermeintlichen Vater zusammen würde sie das Baby nicht waschen. Dieser guckte sowieso gerade etwas blass und hilflos und von daher gab es keine Einwände seinerseits. Er sicher stolz der Vater eines Sohnes geworden zu sein, die bei den Wüstenbewohnern sowieso viel mehr zählten als ein Mädchen, vielleicht hatte er es aber noch gar nicht mitbekommen. So eine Geburt konnte für Männer zum Teil noch schlimmer sein als für eine Frau.
Angelina schob sich die Ärmel ihres Kleides nach oben und legte den Arm unter den Kopf des Babies als sie es in die kleine Schüssel mit warmen Wasser gleiten ließ. Der Kleine hörte sofort auf zu schreien wahrscheinlich weil das Wasser ihn an die Zeit im Bauch seiner Mutter erinnerte. Nach dem Bad wickelte sie es in mehrere bereits vorgewärmte Tücher. Yinnesell war noch nicht so weit, dass Angelina ihr den Jungen übergeben konnte, deshalb behielt sie ihn noch etwas auf dem Arm.
Da kam auch gerade der ebenso gestresste Vater zurück ins Zelt. Fragend sah Angelina Aniron und Yinnesell an.
„Soll ich ihm das Kind geben?“
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