Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 15 von 21 « Erste ... 48111213141516171819 ... Letzte »
Ergebnis 281 bis 300 von 401
  1. Beiträge anzeigen #281

    Foren-Mutter
    Avatar von meditate
    Registriert seit
    Sep 2001
    Beiträge
    78.573
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    meditate ist offline

    Khorinis Stadt

    "wollen wir erst mal gucken gehn? oder ziehen wir gleich um?"

    meditate hatte die bündel zusammengestellt, verschnürt und wartete nun auf der kleinen bank in der küche, dass blutfeuer fertig würde.

    "was ich von dem haus gesehen habe, hat mir gut gefallen. beim bloßen anblick überkam mich ein wohliges gefühl. als würde das haus uns rufen und uns versichern, dass wir darin geborgen seien und dass es unser heim werden würde. ich bin mir ganz sicher, dass das haus uns haben will."

  2. Beiträge anzeigen #282

    UNVERGESSEN
    Avatar von blutfeuer
    Registriert seit
    Nov 2001
    Beiträge
    28.681
     
    blutfeuer ist offline
    "also, auf deine alten tage wirst du immer wunderlicher."

    blutfeuer konnte nur den kopf schütteln über so viel unsinn.

    "das ist ein haus und kein mensch. ein haus ruft nicht und ein haus redet nicht. es ist einfach da. aus holz und stein und ohne flausen im kopf. klar gehen wir erst mal gucken. wir müssen sicher die tür aufbrechen und millionen mäuse und kakerlaken verjagen, einen meter staub aus dem fenstern fegen und jede menge reparieren. wir brauchen holz für den winter und müssen die vorratskammern füllen. der winter kann lang sein und bisher haben wir grad mal vorräte für ne woche. ich schlage vor, wir gehen erst mal hin und misten aus. dann schaffen wir unseren krempel rüber und ich bestelle, was wir so zum winter brauchen und wieviel unser geldbeutel so hergibt. ich hab einfach keine lust, diesen winter in den bergen zuzubringen. zwei jahre haben gereicht. jetzt soll mal ein winter mit einem knisternden kamin und wohliger wärme folgen, einschließlich besuche in den schänken der stadt und heiße nächte nach dem tanz"

    meditate verdrehte die augen.

    "jaja, lach nur, du warst im lavaturm. da war es sicher warm, aber ich hab in schneehöhlen gehaust und manche nacht auf bäumen verbracht. wenn wuschel in seiner unendlichen geduld nicht gewesen wäre, dann wär ich sicher erfroren. jetzt ist aber mal schluss, in diesem winter bleiben wir hier. wir haben genug gold, um zu überwintern und wir werden es uns gut gehen lassen. ich kann mir sogar vorstellen, dass wir den einen oder anderen ball geben könnten in unserem neuen haus. herrschaftlich genug sieht es ja aus."

    wuschel steckte grad den kopf durch eines der fenster in die küche und schnaubte seltsam.

    "jaja, fang du auch noch an. für dich findet sich dort drüben auch noch ein nettes fleckchen."

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #283
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.931
     
    Gor na Jan ist offline
    Irritiert zog der Hüne eine Augenbraue hoch. Wie... unerwartet. Ja, das war vermutlich der treffendste Ausdruck um die momentane Misere des Templers zu beschreiben. Für Begriffe wie ungünstig, ausweglos, verzweifelnd und andere war später noch genug Zeit. Für den Augenblick in dem alles geschah war es lediglich überaus unerwartet. Den ersten Schrecken überstanden löste sich der Templer aus der Kampfpose und klapperte mit dem Langschwert die Gitterstäbe ab. Massiv, undurchdringlich, freiheitsbeschneidend. Ja auch hierfür ließen sich viele Worte finden. Gor Na Jan merkte unweigerlich, wie er laut nachzudenken begann um das Geplapper der Gestalt zu überdecken, welche dennoch unweigerlich seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Irgendwie vermittelte der verwahrloste Kerl den Eindruck, als hätte er sich die letzten 3 Jahre in der Dunkelheit verkrochen und sich von Wassertropfen und fauligem Rindenmulch ernährt.

    Zuerst brachte der Klingenhüter die beiden Ereignisse gar nicht miteinander in Verbindung. Der Gedanke, dass dieser Wahnsinnige ihn willentlich in eine Falle gelockt hatte, entfiel ihm gänzlich. Seinen Worten nach, teilte er diese Einschätzung allerdings offenbar nicht.

    Hör gut zu Fremder! Du hast keine Ahnung mit wem...

    ...Schläfer? Hatte der Fremde gerade das Wort Schläfer ausgesprochen. Na Jan schwieg und begann zuzuhören. "Alles wird wieder wie früher. Templer, Novizen". Was war dieser Kerl? Ein Novize? Vielleicht ein verwirrter Templer? Irgendjemand, der sich im großen Krieg hierher gerettet hatte und nun langsam aber sicher seinen Verstand an die Einsamkeit verlor. "Wir werden Bier trinken und auf den Tischen tanzen. Wir werden mit den Sumpfhaien kämpfen und ich werd Samanthas Hörnchen ärgern." Er kannte den Sumpf... er kannte die alte Zeit... er kannte Samantha... Es war viele Jahre her, dass er diesen Namen zuletzt gehört hatte.

    Der Klingenhüter ließ Roter Wind auf den Rücken gleiten und trat so nah es ging an das Gitter heran um in der Dunkelheit die schwache Silhouette seines Kerkermeisters zu erspähen. Als dieser kurz in seinem Redeschwall stoppt sprach der Gor mit durchdringender Stimme.

    Wer seid ihr?

    Keine Frage aus reiner Unwissenheit sondern die Vergewisserung einer Tatsache, die so unmöglich sein konnte...

  4. Beiträge anzeigen #284
    Aufseher 
    Registriert seit
    Feb 2008
    Beiträge
    5.310
     
    Earnur ist offline
    Am nächsten Morgen sehr früh hinterließ Earnur Lasseko eine Nachricht an dessen Bett. Er ging zum Dock und rauchte. Ein Schiff war nicht in Sicht, das Meer glänzte in der noch nicht so richtig aufgehenden Sonne. Sein Begleiter würde wohl folgen, denn er würde wissen, wie sie nun weiterkommen sollten.

    Das Meer lag ruhig da, beinahe Spiegelglatt, am Kai des Hochseehafens jenseits des Fischereihafens brachen sich die kleinen Wellen. Der Reisende hockte sich auf eine Bank und schaute der aufgehenden Sonne zu. Die ersten Vögel zwitscherten, es schien ein recht freundlicher Seegang zu werden an diesem Tag.

    Ob sie heute Glück haben würden?

  5. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #285
    Ritter Avatar von Kilijan
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    DO
    Beiträge
    1.366
     
    Kilijan ist offline
    Die Nacht kam immer früher, die sechste Stunde war sicher noch nicht um, und schon verwoben sich die Schatten der Pyramiden mit der sie umgebenden Dunkelheit. Heute morgen hatte es den ersten Frost des Jahres gegeben, scheuer Rauhreif lag wie Puderzucker versprenkelt auf den Grasbüscheln und überzog das Moos. Kilijan war sehr froh, dass er in Silden für seine Nordmarreise vorgesorgt hatte. Die dicke Kleidung war nun absolut notwendig, sogar am Tag, wenn man sich in der Sonne aufhielt. Dennoch wurde es kalt, wenn man den ganzen Tag draußen war, die Kälte fraß sich durch die Felle und den fest gewebten Stoff, bei Nacht wurde es erst recht erbärmlich.
    Kilijans Begleiter hatte sich auf unbestimmte Zeit in die kleinere der Pyramiden begeben, mit dem ausdrücklichen Wunsch nach Einsamkeit. Der Worte waren wenige gefallen und es stand nicht fest, wann er zurück kommen würde. Deshalb hatte Kilijan den Tag nicht nutzlos verbracht, hatte sich in der Kammer an der Spitze der großen Pyramide eingerichtet. Aus Farnsträuchern hatte er feste Bündel geschnürt und sie vor den Eingang gehängt, in der erstaunlich ungeräumigen Kammer hatte er ein Feuer entfacht, dessen Rauch durch die leicht defekten Wände abzog. Nach Stunden und Stunden war der massive Stein, der den jungen Mann umgab, endlich etwas aufgewärmt, die Decke rußgeschwärzt und alle seine Kleidung roch nach dem Rauch feuchten Holzes. Die Wärme war es wert. Was hatte er von Wohlgeruch, wenn er am nächsten Morgen erfroren wäre? Gesellschaft hatte er sowieso keine, mit der er die Situation hätte teilen können.
    Der Eingang war ausreichend gegen Wind geschützt, halbwegs trockenes Holz war in so großen Mengen gesammelt, wie er in der grauen Steinkammer unterbringen konnte, das Feuer brannte und wärmte, sein Nachtlager war bereitet und jetzt stellte sich wieder die Langeweile ein. Er starrte am Feuer vorbei an die gegenüber liegende Wand und überlegte, dass er eigentlich drei Optionen hatte. Er könnte irgend etwas schreiben, Kiel, Tinte und Papier hatte er wohl dabei, er könnte sich einfach fürchterlich viele Sumpfstängel rauchen, von denen auch in seiner Tasche noch etliche lagerten oder er würde sich sein eigenes kleines Abenteuer suchen. Khorinis war ein heißes Pflaster, es wurde Zeit, dass ihm auch mal etwas spannendes passierte. Natürlich konnte er nicht in Stadt zurück und zu weit in die Wildnis wollte er sich auch nicht wagen, mit nicht mehr als einem Handhammer als Waffe. Schon ein Molerat oder ein Scavenger wären eine ernsthafte Gefahr. Aber diese alten Pyramiden strahlten etwas Mystisches aus, und ob sie tatsächlich Geheimnisse vor der Welt verbargen oder ob es nur der Reiz der alten Gemäuer war, in denen man nichts als Staub und Moder finden würde, solange man daran glaubte, dass man nach einem sagenumwobenen Schatz suchte, konnte sogar Unkrautjäten eine spannende Beschäftigung sein.
    Der schiere Gedanke hatte Kilijan ein bisschen kribbelig gemacht. Er wollte nicht warten, er wollte jetzt etwas unternehmen, sich wie ein Kind ins Abenteuer stürzen. Also raffte er seinen Körper in die Senkrechte, legte ein paar Scheite Holz nach und entzündete eine der alten Pechfackeln, die er hier gefunden hatte, am Lagerfeuer. Das alte, brüchige Holz quitierte sein Feuerfangen mit einem hustenden Knacken, der Staub auf der Fackel stob knisternd davon. Die Farnbündel strichen sanft an der Wange des jungen Mannes entlang, als er sich durch sie hindurch schob. Die Luft war noch ein ganzes Stück abgekühlt und traf die warmen Wangen weniger angenehm als die Pflanzen gerade noch. Es wehte kaum Wind und so zog die Fackel eine gerade, pinselstrichdünne Rauchfahne in den klaren Nachthimmel.
    Die steile Treppe fühlte inzwischen in die Dunkelheit und Kilijan musst die Fackel neben sich halten, um nicht mehr von ihr geblendet zu werden. Der moosige Stein strahlte seine Kälte durch die dicken Sohlen seiner Lederstiefel, aber das angenehme Kribbeln der Aufregung schluckte all die negativen Empfindungen. Mit vorsichtigen Schritten machte Kilijan sich daran, die Pyramide zu umrunden, der Schein der Fackel reichte nur wenige Schritt weit und wirkte eher wie ein achtlos ins Dunkel geworfenes Teelicht.
    So kam es, dass auch die in flackerndes Licht getauchten Steine der Pyramide aus mehr zuckenden Schatten als aus Flächen orangen Lichts bestanden. Die Finsternis umgab den jungen Mann ruhig und klar. Irgendwo weit in der Ferne hörte man gedämpft ein verrücktes Lachen, aber so waren die Geräusche der Nacht: Wenn man sie auf sich wirken ließ, dann klangen die Nachtgreifen bald wie lachende Mörder und die knackenden Äste der Bäume im Wind wie das Brechen von Genicken. Der junge Mann schritt vorsichtig vorwärts, betrachtete sorgsam die Fugen der Wände. Es war ein dezenter Unterton von der Angst, die ein Mensch, der alleine durch die Dunkelheit schleicht, von Natur aus hat, der Kilijan dazu veranlasste, sich ebenfalls leise zu verhalten. Schritt für Schritt tastete er sich vorwärts.
    Da.
    Das Muster der Fugen war unterbrochen, unrichtig.
    Sein Atem ging stoßhaft, entließ fahle Dampfwolken in die Nacht.
    Geändert von Kilijan (28.10.2008 um 22:47 Uhr)

  6. #286
    Lasseko
    Gast
     
    Ohne einen, für den Jäger einsichtigen Grund, hatte sich sein Begleiter recht früh am Morgen aus dem Hotel geschlichten. Allerdings hatte er nicht das Gefühl von Misstrauen gegenüber seiner Bekanntschaft. Ihn zog letztlich wahrscheinlich auch ein Gefühl von Fernweh und Sehnsucht in das untere Viertel, das Hafenviertel, von wo man das Festland fast sehen konnte, wenn man wenigstens etwas Vorstellungskfraft hatte. Im Wirklichkeit war das Festland viele Kilometer entfernt, ein Sichtkontakt war absolut utopisch, doch. Lasseko hatte den Tag alleine in der Stadt verbracht, nachdem er Earnur kurz am Hafen getroffen hatte. Er wollte dem Novizen Bescheid geben, würde er ein Boot finden und er vertraute dem Bauernjungen, außerdem hätte er noch einen letzten Ausweg.
    Den Charme, den die Stadt hatte, als er sie zum ersten mal betrat, war schon längst verflogen, doch das akzeptierte er. Während er einsam einen Rundgang durch die Stadt machte, erinnerte er sich an viele Menschen, so auch an seinen ersten wirklichen Freund Golsir, mit dem er viel in dieser Stadt, mehr noch auf dieser Insel erlebt hatte.
    Letztlich, als er mit seinen Geanken abgeschlossen hatte, überlegte er, ob auch das Festland irgendwann solch einen Bruch erleiden würde. Würdenauch von dort irgendwann die Massen fliehen?
    Irgendwie glaubt er das nicht.
    Einerseits wusste er nicht, wohin diese Menschen fliehen sollten, lediglich die unbekannten Länder in den westelichem Gebirge von Silden, dort könnten noch unberührte Landschaften zu findens ein. Andererseits glaubte er nicht, dass eine Seite fliehen würde, auf dem Festland wird der Krieg endgültig zu Ende gehen, dann wird endgültig Ruhe einkehren.
    Der ehemalige Initant schlenderte ins Hafenviertel, hoffte dort auf neue Erkentnisse von Earnur, obgleich er nicht wusste, was er denn berichten könnte, aber er ließ sich einfach überraschen...

  7. Beiträge anzeigen #287
    Held Avatar von Champ
    Registriert seit
    May 2001
    Beiträge
    5.972
     
    Champ ist offline
    "Wer ich bin? Wer ich bin?"
    Die hagere Gestalt hielt inne und kicherte irre. Sie konnte sich gar nicht beruhigen und kam dann mit der Fackel näher an den Käfig.
    "Du hast mich hier eingesperrt. Aber ich wusste, dass du wieder kommst. Ich wusste, dass dein dämonisches Leben in meinen Händen enden wird. Du hast gedacht, ich würde sterben, aber du hast vergessen, dass ein Baal viele Geheimnisse kennt. Kannst du meine Tätowierungen erkennen? Ich bin ein Drache, der dich verschlingen wird.
    Ich weiß nicht, wie lange du mich hier gefangen gehalten hast, aber ich habe diesen Käfig gebaut. Nur mit meinen Händen. Die Spinnen haben mir Gesellschaft geleistet. Sie haben Nahrung für mich gefangen, die Wände haben mir Wasser gespendet. In den Grabkammern fand ich Kleidung und nun bist du erstaunt, dass du mich lebend findest und du nun mein Gefangener bist?"
    Der Wahnsinnige begann wieder zu kiechern und wich dem Schwert aus, mit dem sein Gefangener die Stabilität des Käfigs untersuchte.
    "Du kannst nichts machen, Dämon der Finsternis. Der Käfig ist dicht und es gibt kein Entrinnen."

  8. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #288
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.931
     
    Gor na Jan ist offline
    Der Zweihandmeister kraulte sich das Kinn, zog einen Mundwinkel nach oben und strich sich dann nachdenklich über die Glatze. Er hatte sich ohne Zweifel viele Dinge im Namen seines Glaubens geleistet, die eine Ungläubiger ihm als Verfehlung hätte auslegen können. Doch einen Menschen lebendig in einer Pyramide einsperren? Daran würde er sich gewiss erinnern. Dann wurden die Worte des Fremdlinges immer merkwürdiger. Nicht nur ob des Inhaltes, sondern obgleich des merkwürdig bekannten Untertones in welchem der Unbekannte sprach. Ein Baal sollte diese Figur sein? Ohne Frage ließen die Tätowierungen keinen Zweifel offen. Doch auch ein wahnsinnig gewordener Novize hätte solche Tätowierungen gehabt und um die Zeichnungen eines Gurus von denen eines gelehrten Novizen zu unterscheiden, hatte er beide wahrlich viel zu lang nicht mehr erblickt.

    Ihr seid von Sinnen Fremdling. Seid euch gewiss, dass ich keinen Bund mit irgendwelchen Dämonen hege.... nicht mehr... nicht das ich wüsste...

    Für einen Augenblick musste sich der Templer korrigieren. Wenn er lange genug nachdachte, war da doch der eine oder andere Moment... doch das war Vergangenheit. Er war kein Dämon und er hatte auch diesen Mann hier nicht eingesperrt. Dann trat der Kauz mit seiner Fackel näher und mit einem Male fiel es Jan wie Schuppen von den Augen. Dieses Gesicht... all die Jahre hatten es arg in Mitleidenschaft gezogen, doch die Züge waren unverkennbar. All die Oberflächlichkeiten täuschten nicht über das einstige Antlitz dieses Mannes hinweg und all die Waffen friedlich bei Seite gelegt trat er näher.

    Beim Schläfer... ist das möglich... Champ?? Baal Champ??

    Die Geschichte, welche die beiden Verband zog am inneren Auge des Hünen im Zeitraffer vorbei. Als Eindringling in den Sumpf gekommen, damals in der Minenkolonie. Keine Schlacht, kein Blutbad, keine Vision konnte eine Erinnerung erschaffen, welche das Bild zu überlagern im Stande war, das sich unweigerlich geprägt hatte, als der Guru sich schickte Kaloms Labor zu fällen. Ein Hoffnungschimmer huschte über das Gesicht Jans, in der blinden Vermutung, dass sein Verdacht berechtigt war und mit einem rasanten Griff holte er die goldene Schläferkette hervor, die seit Bestehen des Lagers von Templerführer zu Templerführer gereicht wurde.

    Schaut euch dies genau an. Ihr erkennt dies Zeichen wieder. Ich bin es. Gor Na Jan. Schüler des Malar und einst euer Freund, so ihr der seid, für den ich euch halte. Besinnt euch!

  9. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #289
    Ritter Avatar von Kilijan
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    DO
    Beiträge
    1.366
     
    Kilijan ist offline
    Der kühle Stein fühlte sich fest unter Kilijans Händen an und schien den jungen Mann zu beruhigen. Zwar froren seine Finger, aber er tastete schon seit langen Minuten Spalt um Spalt, Fuge um Fuge ab und tastete weiter.
    Dieses Tor war so meisterhaft verborgen worden, dass man es nur an einer einzigen Fuge pro Seite erkennen konnte. Ein halber Steinwurf Entfernung reichte aus, und man hätte es auch am Tag nicht sehen können, selbst wenn man es gewusst hätte. Seicht klopfte Kilijan die einzelnen Brocken mit dem Hammer ab und hörte sich genau die Geräusche an.
    Tock.
    ...
    Tock.
    ...
    Tock.
    ...
    Töck.
    ...
    Was war das? Er wechselte ein paar mal zwischen den großen Felsbrocken hin und her, bis er sich absolut sicher war. Es war kaum zu vernehmen, aber der Klopfschall war einen Tick höher. Dieser Stein war also anders beschaffen als die anderen. Ein Versuch, den Stein hineinzudrücken, scheiterte allerdings, also nahm der junge Mann einen herumliegenden Bimsstein und markierte den Felsblock mit einem großen X.
    Fast eine halbe Stunde arbeitete er so die 52 Steine ab, am Ende zierten 14 Kreuze an scheinbar völlig willkürlichen Stellen die Wand. An keinem dieser Steine brachte Drücken und Schieben irgend einen Fortschritt. Die Fackel flackerte inzwischen so stark, dass Kilijan die Steine kaum mehr vor sich erkennen konnte, er bückte sich und entzündete eine neue. Der Geruch von Schwefel blieb eine ganze Zeit in seiner Nase haften. Er starrte auf die Wand, auf die großen weißen Xe, die über die Wand verstreut lagen. Er trat einige Schritte zurück und betrachtete die Stellen von weitem. Es machte einfach keinen Sinn, es gab kein mathematisches Muster in der Verteilung, keine Gemeinsamkeit. Kilijan atmete kräftig ein und aus, knackte seinen Rücken, aber die zündende Idee blieb aus. Er legte seinen Kopf schief und dachte angestrengt nach. Das Sumpflager war dies gewesen. Irgend ein Baumeister des Sumpes hatte vermutlich diesen Eingang verkeilt. Half ihm das weiter? Das Gerede der Baals war sicher nicht der Schlüssel, auch der Schläfer würde hier wohl kaum von Nutzen sein. Es steckte ein mechanisches Prinzip hinter dieser Tür, keine Ikone, die man sich auf Roben malt. Der junge Mann seufzte und massierte sich die Schläfen. Er streckte sich und legte seinen Kopf auf die andere Seite. Immerhin lagen so zwei Kreuze sich gegenüber... Zwei beschrieben einen Halbkreis.. Moment mal!
    Kilijan machte fast einen kleinen Sprung. Was war denn das?
    Im Geist zog er die Linien nach. Drei Hörner pro Seite und zwei Hindeutungen, wo die Mittelline des Symbols zusammen laufen musste.
    Es war ein Schläfersymbol, nur dass es Kopf stand und nach rechts gedreht war. Die Linien liefen auf einem Stein zusammen, den Kilijan kaum erkennen konnte, zu weit lag er in der Dunkelheit. Während er hastig näher an die Mauer trat und versuchte, dabei den Stein nicht aus den Augen zu verlieren, entzündete er eine zweite Fackel, wobei er sich fast verbrannte. Der Schein der zwei lodernden Pechfeuer offenbarte einen Stein, der aussah, wie alle anderen auch. Er war verwittert, die obere linke und die untere rechte Kante waren ausgebrochen. Kilijan trat noch näher. Ausgebrochen? Ha!
    Ein Gefühl von Triumph durchfuhr den jungen Mann. Ein wohliges Kribbeln machte sich breit und alles schien ihm plötzlich so vollständig klar. Er musste sich etwas strecken, um an den Stein zu kommen, umfasste ihn an den sorgsam abgeschlagenen Kanten und versuchte ihn nach links zu drehen. Erst rührte sich nichts, dann mit einem mal kam der Mechanismus frei und bewegte sich nicht mal eine halbe Linie, fast unmerklich. Aber es gab ein sattes Geräusch, das den Effekt von... irgendwas quittierte. Die Wand stand immer noch. Zögerlich trat Kilijan einen Schritt auf sie zu und drückte gegen einen Stein.

    Nur ein Sprung zurück rettete Kilijan vor den großen, niedergehenden Gesteinsbrocken! Der Krach der Lawine hallte in dem Tal wider wie ein Donnerschlag. Kilijans Herz wäre fast stehen geblieben. Er konnte keine Elle weit sehen, der Schein der Fackeln beleuchtete den Staub in der Luft, sodass ihn jetzt eine zuckend scheinende Lichtkorona umgab. Er musste einmal gehörig husten, was ihm unangenehm vorkam, denn noch immer wollte er die Ruhe der Nacht nicht stören.
    Gedanken beiseite! Entdeckergeist vor!
    Mutig trat Kilijan durch die gerade einmal etwas über türgroße Öffnung und ... naja, er kam nicht weit, denn vor ihm im Gang türmte sich bis zur Decke Geröll auf. Wer auch immer diese Pyramide versiegelt hatte, er war wohl nicht einfach zufriedenzustellen gewesen. Die Steine, die den Gang verbarrikadierten, waren alle mehr als kindskopfgroß und offenbar mit Hammerschlägen in einander verkeilt. Auch hier half einfaches Losklotzen nicht weiter, wenn man nicht vorhatte, von den in Rutschen geratenen Steinen erschlagen zu werden. Man musste jeweils den Stein finden, auf dem gerade keine Traglast lag und ihn mit sachten Hammerschlägen entfernen. Kilijan stöhnte. Er warf seine Jacke ins Gras vor die Pyramide, rammte die Fackeln rechts und links in den Erdboden und begann die aufreibende Arbeit.
    Geändert von Kilijan (28.10.2008 um 23:40 Uhr)

  10. Beiträge anzeigen #290
    Held Avatar von Champ
    Registriert seit
    May 2001
    Beiträge
    5.972
     
    Champ ist offline
    "champ?" Der Namen hatte einen irgendwie vertrauten Klang und ließ etwas im Kopf des armen Verwirrten anklingen, was ihm ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Dann aber verfinsterte es sich wieder.
    "Du hast mich hier gefangen in dieser immerwährend finsteren Gruft. Du hast gedacht, nachdem deine Orks hier alles zerstört haben, dass du den höchsten Baal für immer loswirst, wenn du ihn im Tempel einsperrst. Ich erkenne dich. Ich will gar nicht wissen, wem du das Medaillon abgenommen hast. Ich werde dich töten. Und dann werde ich frei sein und das Tal wieder herstellen."
    Der Verwirrte steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.
    Daraufhin erhob sich ein Zischeln und Wispern und von allen Seiten kamen kleine Spinnen. Klein - aber in unsagbarer Menge:
    "Kindchen, fangt ihn ein. Das wird Futter für eine lange Zeit."
    Dabei kicherte der arme wieder vor sich hin und wandte sich ab.
    "Das wird dein Ende, grausamer Dämon!"

  11. Beiträge anzeigen #291
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline
    Es war der kalte Atem des Todes, der sie dort unten erwarten würde. Er meinte die tosende Urgewalt bis hier hinauf fühlen zu können, die unter ihren Füßen bisher regungslos harrte. Eisige Schauer rollten von seinem Nacken zu seinem Rücken hinunter und es war nicht nur die Kälte, die ihn frösteln lies. Von ihrer Position über dem mächtigen Höhlengewölbe, in dem einst die Krieger des Lee gelebt hatten, war die Gefahr nicht unmittelbar fühlbar und doch zweifellos vorhanden. Echsenmenschen hatten die Plätze eingenommen, die einst von Banditen und Söldnern besetzt worden waren. Doch ihre Augen konnten die Gefährten nicht sehen. Der Stein schützte vor den Blicken der Wesen. Dennoch: in dem Moment in dem sie sich bewegten und aus dem Schutz hervor krochen, war ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit sicher.

    Der Streiter fröstelte und umfasste den Stein vor ihm fester. Der Gedanke gar das Herz des Drachens erreichen zu müssen, um an die Klingen zu kommen war purer Selbstmord. Nur schierer Wahnsinn würde es ihm ermöglichen dort hinunter zu gehen und den Drachen zu fordern. Einen Drachen! Eines der mächtigsten Wesen, die diese Welt je gesehen hatte. Schattenläufer waren Wesen vor denen man sich fürchtete, von denen ein jeder Abenteuer hoffte, so bald keinem zu begegnen. Doch einen Schattenläufer mit einem Drachen zu vergleichen, war wie ein Kurzschwert mit einem mächtigen orkischen Zweihänder zu vergleichen. Der Assassine fasste sich an den Kopf. War da Angst? Selbstverständlich.

    Ohne den Respekt, der im eigentlichen Sinne nur eine andere Form der Angst war, wäre er längst tot. Jemand der keinen Respekt empfand, hatte nicht genug Zeit, um die Dinge zu erfüllen, für die sein Leben bestimmt war und es warteten noch viele Dinge, die getan werden mussten. So jedenfalls die die Meinung seines logischen Verstandes.

    Eigentlich, so musste sich der Schwarzhaarige eingestehen, war es doch nur sein schwacher menschlicher Geist, der noch immer zu so etwas erniedrigendem wie Angst im Stande war. Er begann sich zu erheben. Dieser Weg war ihm gewiesen worden. Und das aus dem Grund, weil es möglich war und nicht weil es nicht durchführbar war. Beliar würde ihn leiten. Zu Erfolg oder Tod. Beides konnte ihm nur recht sein.

    „Ich gehe runter“, raunte er Anne Bonny zu. „Es wird Zeit den Drachen zu fordern“. Sein logischer Verstand schrie wie unter Höllenqualen auf, als er tatsächlich begann, nur mit dem Ritualdolch und einigen Wurfdolchen bewaffnet, hinunter zu einer mächtigsten Bestien zu klettern, die diese Welt jemals gesehen hatte.

  12. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #292
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.931
     
    Gor na Jan ist offline
    Unbeeindruckt hob der Zweihandmeister den rechten Stahlstiefel an und zermatschte eine der winzigen Spinnen, welche auf ihn zu krabbelte. Dann eine zweite und eine dritte. Diese Viecher waren nicht einmal die gefährlichsten Spinnen die er kannte, wenn man es auf die Größe anlegte. Doch je mehr der goldstückgroßen Kreaturen er zerschmetterte, desto stärker wurde ihm bewusst, dass die Bedrohung ein weitaus größeres Potential beherbergte, als er zuerst erwartet hatte. Wie eine zähe und auf gruselige Art lebendige Flüssigkeit ergoss sich förmlich ein Meer aus Spinnchen in den Raum. Aus jeder Ritze strömten sie auf das Kommando des Spinnenfürsten hervor und attackierten nach besten Kräften den hünenhaften Krieger.

    Meine Orks?! Baal Champ so kommt doch wieder zu Sinnen!

    Ganz offensichtlich war hier keine Magie am Werke. Der Verrückte Guru kontrollierte die Spinnen nicht, er kommandierte sie. In den letzten Jahren musste er ein Zweckbündnis mit ihnen geschlossen, dass sie ihm blind in diesen kollektiven Suizid folgten. Mit einem Handgriff löste Na Jan den Streithammer von seinem Gürtel und ließ ihn auf den Tempelboden niedersausen. In vielen Teilchen spritzten die Angreifer auseinander, doch an Aufgabe war nicht zu denken.

    Champ, das führt uns doch nirgendwo hin! Ruft euer… Gefolge.. zurück und lasst uns reden!

    Immer und immer wieder schmetterte der Mjölnir hernieder. Doch schier unendlich war die Masse des Feindesheeres. Der Klingenhüter kam sich überaus lächerlich vor, wie er so gegen diese Winzlinge kämpfte. Doch als sie ihn eingeschlossen und schon knietief umringt hatten, bekam er allmählich ein beklemmendes Gefühl.

    Champ ihr… ach was solls!


    Na Jan lagerte den Hammer auf die linke Hand aus, zog einen der Zeremoniendolche aus dem Waffengurt und schleuderte ihn so zielsicher wie möglich in Richtung des rechten Beines seines ehemaligen Freundes.

  13. Beiträge anzeigen #293
    Drachentöterin Avatar von Anne Bonny
    Registriert seit
    Jan 2005
    Ort
    im Piratenlager
    Beiträge
    4.226
     
    Anne Bonny ist offline

    Im Minental

    Der Typ ist doch komplett durchgeknallt! schoss es Anne durch den Kopf. Ihr würde es nie einfallen es freiwillig mir einem Drachen aufzunehmen. Was beschwerte sie sich eigentlich. DraconiZ hatte von Anfang an von Drachenjagd gesprochen... für ihn schien es irgendwie ein persönliches Ding zu sein und Anne würde jetzt gerade viel lieber auf an Deck der Bunten Kuh stehen als hier auf dieser Eisklippe.

    "Ich gehe runter...." drang es in ihr Hirn und als sie seine Worte realisierte war er schon fast unten.

    "Warte ich komme mit!" rief sie plötzlich und kletterte so schnell wie es die glatte Felswand es zu ließ hinunter. Sie konnte ihn doch nicht allein lassen auch wenn sie sich in diesem Moment gern zurück ins Piratenlager teleportiert hätte. Leider war sie dieser Magie nicht mächtig, aber in manchen Situationen musste sie zugeben wäre es gar nicht so verkehrt.

    Plötzlich verharrte Anne starr vor Angst und auch vielleicht ein bisschen wegen der Kälte. Angst war etwas das ein Pirat niemals zugeben würde aber sie war da, mehr als jemals zuvor. Verkrampft hielt sie den Piratensäbel in der Hand, bereit dem Assassinen auf jeden Fall zur Seite zu stehen.

  14. Beiträge anzeigen #294
    Held Avatar von Champ
    Registriert seit
    May 2001
    Beiträge
    5.972
     
    Champ ist offline
    Der Schmerz zwang den Weißen in die Knie. Der Dolch hatte den Fuß meisterlich an den Boden genagelt. Der Verwirrte schrie wie am Spieß.
    "Das war deine letzte Untat, du Bestie!" schrie er und begann seltsame Bewegungen mit den Händen zu machen. Dann rief er aus "Erwache und stieß den Sturmwind in Richtung des Gefangenen. Nur leider war da kein Sturmwind. Kein Lüftchen regte sich - gar nichts.
    Wimmernd sang der Baal zu Boden und riss sich einen der weißen Tücher von der Schulter um seine blutende Wunde zu verbinden.
    "Meine Magie ... auch die hast du mir genommen, aber meine heiligen Spinnen werden dich verspinnen. Dann werde ich dich in einem Kokon über dem Schläferaltar aufhängen, auf dass unser Herr mit dir verfahren möge, wie ihm beliebt. Ich vermute, er wird dich fressen. Ich weiß von früher, dass die Altäre des Schläfers immer schon nach kurzer Zeit leer waren. Der Schläfer hat mächtigen Hunger. Der begnügt sich nicht mit Kakerlaken und Mäusen, wie ich es in den unendlich langen Zeiten tun musste, die jetzt hinter mir liegen."
    Der Baal trat humpelnd ganz dicht an den Käfig.
    "Der Schläfer erscheint mir hin und wieder im Traum. Er tröstet mich und sagt, er wird wieder kommen um zu richten. Und er sagt, dass alles wie früher wird.
    Woher kennt ihr Dämonen eigentlich meinen Namen? Ich hab ihn nie ausgesprochen, damit niemand einen Fluch auf mich legen kann. Zeig mir dein Gesicht, meine Augen sind schwach geworden hier in der Dunkelheit."
    Die Fackel warf einen hellen Lichtschein auf das Gesicht des Umsponnenen und einen Moment meinte Champ, dass er in der ängstlichen oder wütenden Visage des Dämons etwas Vertrautes entdecken konnte.
    "Hab ich dich schon mal gesehen?"

  15. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #295
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.931
     
    Gor na Jan ist offline
    Das...

    Der Templer schnippste eine Spinne von seiner Schulter, die ihn mit einem merkwürdig menschlichen Blick aus den ommatidienreichen Komplexaugen anglotzte.

    ...versuche ich...

    Als der Baal näher an die Gitterstäbe herantrat, begannen die Angreifer sich in ihrer beharrlichen Aufdringlichkeit zurückzunehmen, so dass der Templer seinen Kriegshammer am Gürtel befestigten konnte und nur noch vereinzelte Störenfriede mit den Hand bei Seite fegte.

    ... euch doch...

    Unfassbar. So klein sie waren, hatten die Diener des wahnsinnigen Oberbaals geschafft, die Füße ihres Opfers einzuspinnen und ihn so an Ort und Stelle zu befestigen. Nach einer Weile des Zerrens und Zuckens hatte sich der Klingenhüter aus seinem klebrigen Gefängnis befreit und trat näher an seinen alten Freund.

    ...die ganze Zeit zu erklären.

    Gor Na Jan stellte sich direkt in den Schein der Fackel, beugte sein Haupt hinab und schaute den Sonderling erwartungsvoll an. Sicher hatte sich der Templerführer verändert: Sein Gesicht war von Alter und Sorgen gezeichnet. Er war ja förmlich noch ein Knabe, als sie sich aus den Augen verloren. Letzteres war ein gutes Stichwort. Vor einem Jahr hatte der Zweihandmeister sein rechtes Auge verloren was zu einer Trübung der Linse und einer tiefen Narbe quer über sein Gesicht geführt hatte. Doch wenn man genau hinsah, erkannte man den unerfahrenen Jüngling hinter der steinernen Miene.

    Seht genau hin alter Knabe. Versucht die Ruinen eures verschlissenen Gedächtnisses zusammenzusetzen. Ihr wisst wer ich bin.

  16. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #296
    Ritter Avatar von Kilijan
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    DO
    Beiträge
    1.366
     
    Kilijan ist offline
    Er hatte es kaum mehr für möglich gehalten.
    Die schwielige Hand hob zitternd die Fackel in die Höhe, das Knistern des Holzes hallte von den kahlen Steinwänden wider, als würde ein ganzer Baum zerbersten. Der rußige Rauch entstand eine Elle über der Fackel aus der Flamme und zog sich gerade in die Luft, verschwand irgendwo an der Decke, wo er sich wohl niederschlagen würde, wie Generationen von Ruß vor ihm.
    Nein, er hatte es kaum mehr für möglich gehalten. Kilijans Arme brannten wie Feuer, die ganzen letzten Tage hatte er einen Findling nach dem anderen aus der Barrikade im Gang gelöst und nach draußen geschleppt. Wieviele Zentner es am Ende waren?
    Kilijan seufzte tief. Egal, es war vorbei. Der letzte Stein war beiseite geräumt, der Eingang zur großen Pyramide lag in einer unheilvollen Stille vor ihm.
    Der junge Mann hatte das tatsächliche Erkunden der Innenräume, auf das er am Anfang so begierig gewesen war, geradezu vor sich her geschoben. Er hatte sich ausgeruht, gegessen, Fackeln und Taschen eingepackt.
    Die Aufregung des ersten Moments war völlig vergangen und jetzt wo er die Arbeit nicht mehr hatte, die für ihn so etwas wie ein meditativer, quälender Eskapismus gewesen war, blieb nur noch ein flaues Gefühl in der Magengegend.
    Die Fackel knisterte gespenstisch.

    Kilijan machte einen ersten Schritt, dann noch einen. Er war gerade drei Schritt in Terrain vorgedrungen, auf dem er bei seinen Schuttarbeiten nicht auch schon gestanden hatte, als er sich entschloss, noch eine zweite Fackel zu entzünden. Er langte in seine große Leinentasche und holte eine Weitere hervor. Der alte Stein schien Augen und Ohren zu haben, so sehr fraß er jedes Nebengeräusch, damit Kilijan sich nur selbst hören konnte und so beobachtet fühlte sich der junge Mann. Es war kein friedlicher Fels, diese Steine waren mit Gewalt von unwilligen Arbeitern aus dem Gestein gezwungen worden und der Stein war noch immer, auch nach hunderten von Jahren, nicht zur Ruhe gekommen. Stein vergisst nicht...

    Kilijan richtet sich auf. Er hatte sich mit der Hand an der Wand abgestützt und war vollkommen abgedriftet. Waren das überhaupt seine Gedanken gewesen? Sie schienen ihm fremd auf so viele Arten und doch vertraut, wie aus einem Traum, den er einmal gehabt hatte. Seine Nackenhaare stellten sich auf und es machte ihn ganz betreten, als er nur kurz gedanklich streifte, dass dieser Traum eine jahrelange Gefangenschaft gewesen war, in der er den Steinen seiner Zelle sehr nah gekommen war. Er hatte ihnen Namen gegeben, mit ihnen geredet und sie umarmt.
    Die Gefühle, die diese Erinnerung jetzt bei ihm hervorrief, waren ihm so unangenehm, dass er sie mit einer großen körperlichen Aktion davon zu wischen suchte. Mit festem Schritt ging er vorwärts, ohne zu zögern, denn zu zögern hieß jetzt denken zu müssen. Im Gehen entzündete er die zweite Fackel und in dem Schein zweier Leuchtfeuer wagte er sich in die unnatürliche Höhle.

    Die Wände waren mit einer dünnen, trockenen Schicht von Grün überzogen, die das warme, orangene Flackerlicht der Fackeln seltsam verfremdete, den Farbton absurd ins Erdfarbene zog.
    Der Gang führte vielleicht vierzig Schritt geradeaus, dann bog er nach rechts ab. Mit jedem Schritt Kilijans stob Staub auf, die Decke war schon hier mit Spinnenweben verhängt.
    Die Pyramide war zwar groß, aber auch hundert Schritte sind schnell gemacht und so musste der Gang schon bald wieder einen Knick nach rechts machen. Immernoch war Kilijans Schritt sicher und fest.
    Die weichen, festen Ledersohlen machten nur ein Geräusch, als wenn man wollene Wäschesäcke auf die Erde wirft, so leise, dass Kilijans Atem fast laut zu hören war. Er bog um die Ecke.

    Ein Raum öffnete sich vor ihm. Der Stein hier war von anderer Farbe, war irgendwo zwischen sandfarben und ocker angesiedelt, die Wände waren mit umlaufenden Ornamentbändern verziert und über und über mit Schriftzeichen der alten Sprache bedeckt. Ein paar wenige Wörter konnte Kilijan entziffern.
    "Krieger", "Korn" und "Flut", "Erz", "Herz aus Stein", "Welle", immer wieder "Welle". Aber der junge Mann beherrschte die Sprache bei weitem zu wenig, um irgendeinen Zusammenhang zu erkennen. Der Raum maß vielleicht zehn mal zwanzig Schritt, die Decke streckte sich weit in die Höhe, sicherlich fünf Schritt, denn sie war kaum zu erkennen. Rechterhand war eine an der Wand nach oben führende Treppe eingebrochen. Es standen diverse Kisten herum, ein großer Eichentisch und an der gegenüberliegenden Wand drei Katheder, auf denen noch Zettel und Folianten lagen. Die Regale waren bis oben hin mit Schriftrollen und Büchern gefüllt.
    Überall lagen Alltagsgegenstände herum, als sei der Raum in aller Eile verlassen worden. Vermutlich war das auch so gewesen. Kilijan schritt langsam auf den Tisch zu, auf dem nur ein einsamer Bogen Papier lag, in geschwungener, leicht verblichener Schrift geschrieben.
    Mit einer Handbewegung wurde eine kleine Tischfläche von Staub befreit, auf die der frischgebackene Abenteuerer sich niederließ. Er nahm sich das Blatt und begann zu lesen.


    Kataster der Bruderschaft
    XXVIIX. Tag des IV. Monat des Jahres XXXI. RhII


    Die Orks kommen, man hört es nicht nur als Geflüster in den Kneipen, man hört es überall. Die Orks kommen und ihre Kriegstrommeln donnern von den Wänden der Pässe wider. Von zehn Spähern kamen nur zwei zurück und sie melden, dass wir einer Übermacht von fünf Grünhäuten gegen einen Mann entgegenstehen. Optimistisch geschätzt. In der ersten Angriffswelle.
    Khorinis wird es bald nicht mehr geben und wenn die Bruderschaft sich nicht bald besinnt, wird sie dieses Schicksal teilen. Die Templer wollen kämpfen, um jeden Preis, die Baals stacheln sogar die Novizen an, mit Knüppeln, einfachen Schwertern und ihren Stoffröcken in den Krieg zu ziehen. Alle sind fanatisch bei der Sache, aber bei den Göttern, man muss auch wissen, wann man sich besser zurückzieht. So soll dies meine Urkunde des Eidbruchs sein, es wird sie sowieso keiner mehr lesen. Die Baals haben Anweisung gegeben, die Pyramide mit allem, was nicht dem Kampf dient, zu versiegeln.
    Ich werde heute bei Nachtfall aufbrechen und mit ein paar alten Freunden in Richtung südliche Inseln aufbrechen, nur jene hat der Krieg bis jetzt noch nicht erreicht.
    Welcher Gott in dieser dunklen Stunde auch auf uns herabsieht, er möge uns beistehen.

    Ismael, hoher Novize
    Einhandlehrmeister der Bruderschaft des Sumpfes



    Kilijan starrte noch lange auf das braune Papier, seine Gänsehaut wollte sich nicht legen. Es war ihm fast, als würden diese wenigen, kargen Worte den Klang der orkischen Kriegstrommeln im Schädel erwecken. Es war wie die Spitze des Eisberges, dessen wahre Dimensionen Kilijan wohl kannte.
    Und es war ein ganz neues Licht über den Geschichten Jans, der zwar auch von der Schlacht um Khorinis erzählt hatte, aber bei ihm hatte es anders geklungen.
    Er faltete den Zettel vorsichtig zusammen und steckte ihn ein.
    Mit hoch erhobenen Fackeln ging er tiefer in den Raum. Die Aufregung war wieder da, aber sie verdrängte diesmal nicht das schlechte Gefühl in der Magengrube. Es waren nur wenige Schritte zu den Regalen.
    Die Fackel landete in einer gusseisernen Wandhalterung, sodass Kilijan beide Hände frei hatte, um durch die Papiere zu gehen. Die beiden ersten Regale schienen, das war auf den ersten Blick zu sehen, mit Glaubensmanifesten, dogmatischen Abhandlungen und allerlei anderen schläferbezogenen Schriftstücken gefüllt und konnten bequem ignoriert werden. Das dritte Regal war das eigentlich interessante. Schon das Erscheinungsbild der Schriftstücke war anders, es handelte sich um einige schwarz eingebundene Bücher und Stöße von großen Papierbögen. Die nähere Betrachtung offenbarte, dass es sich dabei um Kontruktionspläne und Rezepte für allerlei handelte.
    Das war schonmal hoch aufregend und viel mehr wert als Gold.
    Aber die fünf Bücher hatten es Kilijan besonders angetan. Sie trugen keinen Titel, sondern nur einen Vermerk mit roter Tinte: "Nur für die Augen der Baals". Sie waren sofort in den Weiten der Beutel verschwunden.
    Als nächsten interessierten ihn natürlich die Truhen und Kisten.
    Er griff den gusseisernen Ring und zog - und bekam einen Hustenanfall, denn in der Kiste befanden sich nichts als die schimmeligen Überreste von Essensrationen. Auch die anderen großen Truhen boten keine guten Anblicke. Mottenzerfressene Röcke und Roben, vergammeltes Sumpfkraut und allerlei Alltagskram, den die Zeit zerstört hatte.
    Es wurde auch allerhöchste Zeit, hier wieder herauszukommen, er hatte jetzt auch genug Abenteuer gehabt, morgen könnte er wiederkommen, er... Was war denn das?
    Kilijan hatte sich schon zum Gehen gewendet, als ihm eine seltsame Struktur in der hintersten Ecke auffiel. Es schien, als läge dort... der Staub in der Luft. Der junge Mann zog interessiert die Augenbraue hoch und näherte sich vorsichtig. Mit einer Hand die Fackeln haltend streckte er behutsam und hoch gespannt die Hand aus und berührte dort, mitten im Nichts etwas Hartes. Er betastete die Oberfläche und sie fühlte sich unter dem Staub seltsam seidig an. Eine seltsame Vermutung kam in ihm hoch, er griff hinein, bekam etwas Stroffartiges zu fassen und zog daran. In dem Moment löste sich ein weißes Laken aus dem Nichts und gab unter sich eine kompakte, solide Holzkiste frei. Das Tuch schien leider keine Magie mehr zu enthalten, denn es verhielt sich wieder wie ein völlig normales Stück Stoff. Enttäuscht warf Kilijan es hinter sich und widmete seine Aufmerksamkeit der Truhe.
    Das Schloss war recht solide und eine kurze Probe auf Exempel zeigte, dass es auch fest verschlossen war. Aber mit diesen kleinen, einfachen Tischlerschlossen kannte Kilijan den richtigen Umgang. Er griff sich einen abgebrochenen Dolch aus einer der großen Truhen, verkantete ihn im Mechanismus und jetzt fehlte nur noch ein beherzter Schlag mit dem Handhammer und KRACH überspannte die Federstange, und ließ den Schlosshaken herausspringen.
    In just diesem Moment lief Kilijan ein fürchterlicher Schauer über den Rücken.
    Alle seine Alarmglocken begannen zu schrillen, sämtliche Haare, die dazu in der Lage waren, richteten sich auf, er trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

    Was mochte wohl in dieser Kiste schlummern? Konnte es so gefährlich sein?
    Nichts Lebendiges strahlte so etwas aus, nicht einmal ein Schattenläufer, und nichts Lebendiges hätte die Jahre in der Pyramide überlebt. Jetzt zu kneifen, kam für Kilijan aber auch nicht in Frage, zu neugierig war er. Also nahm er einen Stuhl und versuchte damit, den Deckel zu öffnen. Ein paar mal rutschte er ab, dann knarzte es unspektakulär und der Deckel öffnete sich einen Spalt breit. Neugierig starrte Kilijan hinein und sah - nichts.
    Das tiefste schwarz, das er je gesehen hatte, lag dort in der Kiste. Vollkommen unvorsichtig ließ er den Stuhl fallen, riss die Kiste mit Hand auf und griff hinein. Seine Finger berührten Metall.
    Schwarzes Erz.

  17. Beiträge anzeigen #297
    Gracies Johan  Avatar von Tim Andersson
    Registriert seit
    Nov 2006
    Ort
    Canton, Ohio
    Beiträge
    22.752
     
    Tim Andersson ist offline

    Stadt

    Als Tim wieder zum Schiff zurückkehrte war er zugleich erfreut, wie auch betrübt. Bevor sie von Kap Dun aufbrachen hatte der Söldner mit allem gerechnet. Von einer vollkommen zerstörten Stadt, wo nur noch Ruinen standen bis hin zur weit aus intakten und in Stand gehaltenen Stadt hatte er gerechnet. Das erste hatte sich als Trugschluss herausgestellt, doch letzteres wurde auch nicht wirklich erfüllt. Khorinis war eine Absteige für Gauner, Glücksritter und Piraten gewesen. Praktisch für all diejenigen, die nicht gefunden werden wollten. Doch so gab es auch welche, die aus freiwilligen Stücken hier waren. Als der kleine Trupp sich mal in einer zwielichtigen Taverne umsah, konnte Tim ein Gespräch zwischen zwei Männern verfolgen. Dabei drehte sich alles um irgendwelche verborgenen Schätze, die es hier noch geben soll. Angeblich sollen diese aus den Zeiten stammen, als die Paladine noch in der Stadt waren und es die Kolonie noch gab. Es verwunderte den Lehrmeister aber nicht wirklich, dass es noch Personen gab, die an solche Schätze glaubten. Denn schon immer gab es Gerüchte, dass es auf der Insel große Reichtümer gab. Auch von großen unerforschten Erzvorkommen tief in den Bergen war die Rede. Zur Zeiten der Kolonie wurde angeblich nur ein Teil der Vorkommen entdeckt und das es noch viel mehr gab. Er selbst hielt es für gar nicht so unwahrscheinlich, dass es auf der Insel noch Erz gab. Die Annahme aber, dass es große Schätze in Form von Gold oder des desgleichen geben soll hielt er dagegen für Humbug. Doch das Hauptproblem war, dass die Insel früher wie heute ein raues Pflaster ist. Selbst die Gegend direkt rund um die Stadt ist gefährlich. Orks, Trolle und sonstige Gefahren lauerten in den undurchsichtigen Wäldern. Je mehr man in das Landesinnere vordrang, desto verwilderter und gefährlicher wurde es. Heute spielte diese Faktor natürlich noch eine viel größere Rolle. Aber genau diese Fakt ist vermutlich auch der Ursprung diese Geschichten. Alles was dem Menschen unbekannt war, lässt die Hoffnung zu, dort etwas sehr wertvolles vorzufinden.

    Nachdem sie alle wieder auf dem Schiff waren fasste Tim einen Plan. Wenn sie schon einmal auf der Insel waren, dann müssen sie diese auch noch weiter erkunden als nur die Stadt an sich. Er kannte die Gefahren, doch sie waren wohl der am besten ausgerüstete Trupp, den es hier gab. Sowohl von den Waffen als auch von der Kampfstärker und Erfahrung. Wenn sie es nicht wagten, wer dann? Tims Absicht war es erst Richtung des alten Hofes von Onar zu ziehen, dort gegebenenfalls die Vorräte aufzustocken und von dort aus weiter Richtung Norden zu ziehen am Kloster vorbei weiter zum Pyramidental um von dort aus schlussendlich zu den alten Tempeln von Jharkendar zu gelangen. Damit hätten sie einen schon mal einen sehr guten Überblick über die Mitte sowie den Norden der Insel. Weiter wollte er noch nicht planen. Sie mussten es erstmal soweit schaffen.

  18. Beiträge anzeigen #298
    Held Avatar von Champ
    Registriert seit
    May 2001
    Beiträge
    5.972
     
    Champ ist offline
    "Ich glaube, du willst mich verarschen. Seit den Orks und seitdem ich hier in die kleine Pyramide geflüchtet bin, ist kein Mensch mehr hier eingedrungen. Ich konnte auch nicht raus, die Tür war zu - für immer. Erst habe ich gedacht, die Orks hätten mich eingesperrt, dann hab ich gedacht, der Schläfer brauchte wenigstens einen Getreuen zum Schutz, aber als ich anfing Schaben, Asseln und Mäuse zu essen, hab ich diesen Glauben auch verloren. Der Schläfer ist genauso verlassen wie ich. So haben wir beide ausgeharrt und gewartet. Einige Male war ein Dämon hier, zu Beginn, als ich fast verhungerte. Der hat mir dann höhnisch geraten, meine Spinnen auf Kakerlaken-jagd zu schicken. Dann ist er lachend wieder verschwunden.
    Meine kleinen Traumspinner haben mich gerettet. Sie brachten mir das, was ich brauchte, um den Tag des Triumphes doch noch zu erleben. Und dann hab ich diese Falle gebaut."

    Champ betrachtet zufrieden sein Werk.

    "Feinster Stahl aus magischem Erz. Ich habe die ganze Rüstkammer des Tempels dafür gebraucht, aber jetzt hab ich dich gefangen, Dämon!"

    Champ kratzte sich den stoppeligen Bart.

    "Alle haben mich verlassen. Keiner hat nach mir gesucht. Am Anfang habe ich noch die Tage gezählt, irgendwann hab ich damit aufgehört. Warum solltest ausgerechnet du ein alter Templer sein?"

  19. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #299
    Ritter Avatar von Kilijan
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    DO
    Beiträge
    1.366
     
    Kilijan ist offline
    Der Abend graute und gab die Dunkelheit so schnell in der Welt frei, dass man sich kaum richtig darauf einstellen konnte. Kilijan hatte lange geschlafen, um sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Dann war gerade noch Zeit, einge Asche aus dem Feuerkreis heraus zu befördern, die Flammen neu zu schüren und sich etwas zu essen zu machen und schon hatte der Himmel wieder diesen grauen Ton, der den baldigen Einfall der Nacht ankündigte.
    Seine Arme brannten von schlimmem Muskelkater und sein Rücken verweigerte schlicht den Dienst, aber der junge Mann konnte grinsen, während er sich schmerzhaft streckte. Denn er saß auf einer Truhe, die aus massiven Buchenbohlen gefertigt war und schwarzes Erz enthielt, jenes sagenumwobene Metall, das so viel seltener war als sogar das beste magische Erz aus den Minen Khorinis. Es war fast nur eine Legende, wenig war darüber faktisch bekannt. Kilijan wusste, dass die Innos-Kirche dem Erz nicht gerade wohl gesonnen war, sie hielten es für Beliars Werk, sodass es ausschließlich unter der Hand gehandelt werden konnte. Aber wie Kilijan die Feuerdiener kannte, hatten sie das Metall nie genauer untersucht, hatten sich auf seine geheimnisvolle Aura beschränkt und es deshalb verbannt. Diese Information hatte also überhaupt keinen geistigen Mehrwert und das hatte die Bruderschaft wohl auch schnell bemerkt. Diese recht kleine Kiste, sie mochte vielleicht drei oder vier Zentner Erz enthalten - es war eine Höllenarbeit gewesen, sie überhaupt hierher zu schleifen! -, musste das Resultat von einer jahrelangen, systematischen Sammelaktion sein und war, dessen war sich Kilijan jetzt sicher, das geheime Forschungsobjekt der Sumpfler, das einmal ihre Geheimwaffe werden sollte.
    Warum er sich da so sicher war? Ein kleines Büchlein, nicht größer als eine Männerhand, lag auch in der Kiste.

    Tag 1
    Ich bin beauftragt worden, möglichst im Verborgenen die Natur des Stoffes zu erforschen, der "Schwarzes Erz" genannt wird. Die einzigen schriftlichen Aufzeichnungen über meine Erkenntnisse werden hier zu finden sein, alle anderen werden auf Anweisung vernichtet.
    Meine Erkenntnisse werden hier kurz und bündig niedergelegt, es gibt keine Notwendigkeit und keinen Platz für unnötiges Zierrat.
    Ich werde noch heute die Betrachtungen beginnen, zu allererst muss die Natur des Stoffs ergründet werden, bevor man dazu schreiten kann, die Verwendung zu untersuchen.
    Erste Fragestellung ist: Handelt es sich tatsächlich um ein Erz?
    Ist es mit dem bekannten magischen Erz verwandt?

    [...]

    Tag 14
    Die Messreihen der Klumpengrößen sind beendet.
    Es ist erstaunlich, in einem wie geringen Rahmen die Schwankung liegt. Keiner im Durchmesser kleiner als 2, keiner größer als 3 Zoll. Die Erklärung muss ich schuldig bleiben, dennoch wird vom magischen Erz ähnliches berichtet. Eine Verwandtschaft ist damit sehr wahrscheinlich.
    Die Oberfläche ist rau bis glatt beschaffen und fühlt sich stets kalt an.
    Farblich ist das Material mit "tief schwarz" zu beschreiben.
    [...]

    Tag 22
    Die Härte des Materials ist bestimmt. Es lässt sich kaum verformen, eine diamantene Spitze, die in Stahl einen großen Abdruck hinterlässt, vermag auch mit erhöhtem Prüfgewicht keine Delle in den Stoff schlagen.

    [...]

    Tag 86
    Wir haben die ersten Probleme mit der Untersuchung bekommen. Auf jede Art von Schmelzversuch und alchemystisches Angehen reagiert das Material sehr rabiat. Wo magisches Erz still und heimlich seine magische Kraft verliert, vermag dieser Stoff in Lichtblitzen zu explodieren, Dinge zu versengen und Kolben zerbersten zu lassen.
    Zurück bleibt allerdings ein Erz, das alchemystisch klar als solches identifizierbar ist. Es handelt sich um ein dem magischen Erz strukturell ähnliches Gestein-Metall-Gemisch, was wir durch ausschmelzen nach der Entladung feststellen konnten.
    Der Gesteinsanteil des Erzes ist mineralogisch als Granit zu klassifizieren, während er beim magischen Erz als Schieferderivat ausfällt.
    Baal G. hat nebenbei einige Experimente mit der oralen Einnahme gemacht. Nimmt man es in den Mund, so erfährt der Anwender eine Art Donnerschock, ist aber danach in der Lage, sich für kurze Zeit mit übermenschlicher Geschwindkeit zu bewegen und mit erstaunlicher Kraft gesegnet.
    Die folgende magische Analyse wird uns erst näheren Einblick geben.

    [...]

    Tag 146
    Unter Zuhilfenahme größerer Mengen Sumpfkraut haben wir nun die magische Analyse abgeschlossen. Dabei wurde die klassische Art transsphärischer Meditationssensation benutzt. Drei magisch hoch geschulte Baals inklusive meiner Person haben das Ergebnis validiert.
    Eine göttliche Spezifikation ist nicht erkennbar. Genausowenig eine bösartige Kraft, die darin wirkt. Im Vergleich zu dem magischen Erz von Khorinis, das wie die magischen Sphären dieser Welt eine harmonische Grundschwingung besitzt, wartet das schwarze Erz mit einem hochkomplexen Muster von chaotischer Magie auf. Eine geringe Störung dieses Gefüges führt bereits zu einem ruptalen Entweichen der magischen Ladung. Die Menge der arcanenen Energie ist erheblich größer als in allen anderen bekannten natürlichen Vorkommen. Ein Fokusstein ist zwar künstlich höher aufladbar, aber ist dies eine erhebliche Manipulation des magischen Gleichgewichts. Dass das schwarze Erz in seiner Grundform stabil ist, dürfte eigentlich gar nicht möglich sein.
    Es ist sehr fraglich, ob das Erz überhaupt für die Herstellung von Waffen oder Gegenständen taugen kann, wenn es so labil auf Manipulationen reagiert.

    [...]

    Tag 182
    In einem über vierhundert Jahre alten Papyrus, das einer unserer S. aus dem Archiv der Feuermagier entwenden konnte, habe ich eine Erwähnung über ein Schwert aus schwarzem Erz gefunden, dem dort legendäre Eigenschaften zugesprochen werden. Es heißt, es habe sogar Schwerter aus magischem Erz durchschneiden können. Es ist also irgendwie möglich.
    Unsere Bemühungen, das Erz in irgendeiner Weise nutzbar zu machen, haben uns inzwischen die Hälfte unseres Vorrats gekostet und haben zu nichts geführt, als Verletzten. Die Magier arbeiten nach Kräften auf der einen, zwei hoch qualifizierte Schmiede auf der anderen Seite. Alle sind an ein Versuch-Fehler-Prinzip gebunden, was nicht allzu erfolgsversprechend ist.

    [...]

    Tag 214
    Wir haben alle Versuche auf Befehl von oberster Stelle eingestellt. Wir haben schon jetzt ein gigantisches Vermögen vernichtet und nachdem nicht einmal ein nordmarer Schmied, den wir für einen Versuch gewinnen konnten, in der Lage war, aus dem Erz etwas brauchbares zu erschmelzen, haben wir keine Hoffnung mehr. Wir werden Ausschau halten nach weiteren Dokumenten, die uns über den Umgang mit dem Material berichten, alles andere erscheint sinnlos.



    Der Tag war über der Lektüre vergangen, Kilijan klappte das Buch zu und holte tief Luft. Da lag ja einiges vor ihm. Was die ganze Intelligenz des Sumpfes nicht zu schaffen vermochte, das wollte er nur allzu gern:
    Eine Waffe aus schwarzem Erz schmieden.
    Nur war der Weg dorthin weit, so weit, er konnte den Horizont nicht einmal sehen. Er hatte lediglich eine Idee, es war ein kleiner Fehler, der ihm sofort aufgefallen war. Es hatte geheißen, die Magier und die Schmiede hätten beide für sich versucht, dem Material etwas abzugewinnen. Es führte in Kilijans Augen nichts daran vorbei, die beiden Domänen in einer Person zu vereinigen.
    Sobald er nach Al Shedim zurückgekehrt wäre, würde er um die Aufnahme bei den Wassermagiern bitten. Der Weg führte klar zu ihnen, diesen Gedanken hatte Kilijan schon vor langer Zeit gehabt, denn der Weg führte über das magische Erz. Nur wenn er das magische Erz verstanden hatte, könnte er sich mit dieser komplexeren Variante des mystischen Steins auseinander setzen. Und das magische Erz konnte er nur verstehen, wenn er die berühmten Schmiede Nordmars dazu bringen konnte, ihm ihr Wissen anzuvertrauen und wenn er dann das Erz magisch zu analysieren könnte. Die Wassermagier hatten doch einmal vorgehabt, die Barriere mittels Erz zu sprengen, sie müssten also hier schon eine gewisse Vorarbeit geleistet haben.
    Da war es wieder, dieses aufgeregte Kribbeln.
    Der junge Mann saß noch lange in seinem Nachtlager, denn die faszinierenden Gedanken flogen wie die verheißungsvollen Geister seines Schicksals in seinem Kopf herum, leicht und kaum zu greifen.

  20. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #300
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.931
     
    Gor na Jan ist offline
    Während sich der Gor Na mit seinem Kerkermeister unterhielt, versuchte er unbemerkt die Gitterstäbe auseinanderzuziehen. Doch Fehlanzeige. Diese Gitter gehörten nicht zum uralten Verteidigungssystem der kleinen Pyramide. Der wahnsinnige Guru musste sie tatsächlich selbst hergestellt haben und das, wenn man seinen Worten glauben schenkte, auch noch aus den heiligen Rüstungen der hier beigesetzten Krieger. Eine Schandtat, für die er, ob Baal oder nicht, noch würde büßen müssen.

    Der Eingang war mit Trümmern verkeilt. Die Orks haben das ganze Lager mit ihrer Kriegsmaschinerie dem Erdboden gleich gemacht. Doch habt ihr euch eure Misere selbst zuzuschreiben, wenn ihr hierher flüchteten anstatt an der Seite eurer Brüder ehrenhaft in der Schlacht zu sterben!

    Der Zeihandmeister wandte sich von seinem ehemaligen Gefährten ab und stampfte durch die kleine Gasse, welche die Traumspinnen, die er erst jetzt wahrlich als solche erkannte, für ihn bereitet hatten. Die Erinnerungen kamen hervor und noch ehe Champ aussprechen konnte, was er unweigerlich denken musste, knüpfte der Templerführer an seine Rede an.

    Ihr fragt euch nun, warum ich nicht tat, was ich euch zum Vorwurf mache, richtig? Mir blieb der Tod auf dem Schlachtfeld verwehrt. Ich verteidigte mit jenen die mir stets lieb und teuer waren alles wofür wir gelebt haben bis zum letzten Tag mit Schwert und Blut und sah sie alle unter den Klingen der Orks fallen. Ich war es, der im Augenblick der Niederlage aus den Reihen der letzten zwölf unserer Art ausbrach, die orkischen Linien durchdrang und dem Herführer der grünen Pest stellte. Ich versagte, doch ich war bereit mein Leben für die Bruderschaft, den Orden, ja den Schläfer selbst zu geben. Ich stand, wo ihr geflohen seid, also stellt meine Loyalität nicht in Frage! Ich bin Gor Na Jan, letzter der Templer, und beim Schläfer ich werde die Worte des Glaubens noch mit meinem letzten Atemzug in die Welt tragen.

    Die Zornesröte stand ihm ins Gesicht geschrieben und während er wieder an die Gitter herantrat, riss er Roter Wind aus der Scheide und rammte es beidhändig in eine Fuge zwischen den Felsen, dass der ehemalige Baal unweigerlich die Herkunft dieses Schwertes erkennen musste, wenn seine Sinne ihn nicht trügten.

    Faselt Gespinnste eurer Einsamkeit und nennt mich Dämon, es soll mir gleich sein. Doch zweifelt niemals wieder an meiner Loyalität oder jegliches Band der Freundschaft, das uns einst verband, soll auf immer vergessen sein und mit Freuden gäbe ich mich dem Hungertod in diesem Verliese hin, wenn mein letzter Akt es wäre, euch das Herz aus dem Leib zu reißen.

Seite 15 von 21 « Erste ... 48111213141516171819 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide