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Anne schielte zu Draco hinüber. Er musste wirklich ziemlich vergesslich sein oder Anne hatte damals in den Ruinen von Al Shedim ganze Arbeit geleistet. Hatten er und Kire wirklich nicht gewusst wo sie sich befanden? Sie hob die eine Augenbraue an und musterte den Assassine ungläubig.
"Nun wir brauchen uns ja nichts mehr vormachen. Nomaden und Assassinen sind nicht die besten Freunde, aber uns beiden hat das noch nie etwas ausgemacht. Damals warst du Gardist...auch nicht gerade ein Freund der Piraten... da habe ich doch recht, nicht wahr?
Egal das ist alles lange her. Aber du weißt doch was noch gar nicht lange her ist als du mich in Bakaresh gerettet hast und wir zusammen mit Kire unterwegs gewesen waren. Da bei den Ruinenfeldern da waren wir ganz nahe am Tempel von Al Shedim. Wenn du dich natürlich nicht erinnern kannst dann beschreibe ich dir den Weg genau und wenn es unbedingt sein versuche ich es dir aufzuzeichnen."
Anne war sich nicht sicher ob er ihr nur etwas vormachte oder ob er damals wirklich nicht bemerkt hatte. "Eines wüsste ich schon noch ganz gern von dir. Wie lange wird es denn dauern bis du zurück zum Festland fährst?"
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Er war ganz nah gewesen, die Stätte der Nomaden zu sehen? Er hatte sich ablenken lassen? Blind ist der Fremde, auch wenn er Augen im Kopf hat! Noch einmal würde ihm das sicher nicht passieren. Ganz sicher nicht.
„Hmm wenn dem so ist, werde ich es wohl wieder finden“, meinte DraconiZ einen Moment später. Und diesmal würde er wesentlich genauer hinsehen. „Nun“, fuhr er in geändertem Tonfall fort. „Sieht es ganz so aus, als stände unser Verhältnis unter einem besseren Stern nicht wahr? Kursieren nicht dieselben Gerüchte über Piraten wie über Assassinen?“. Dann blickte er sich um und schaute in Richtung Minental. „Ach ich werde noch ein wenig in Richtung der alten Kolonie gehen, bis ich zum Festland zurückkehre. Über Bakaresh dürfte ich bald schon in Al Shedim ankommen. Es wird also nicht so lange dauern, bis der Brief angekommen ist. Das wolltest du doch wissen oder?“. Er dachte wieder über den Satz in dem Brief des Alten nach. „Und was hast du vor? Besuchst du die Stadt Khorinis?“, er schwieg kurz. „Davon kann ich nur abraten. Alles befindet sich in einem erbärmlichen Zustand“. Woran er nicht ganz unbeteiligt war.
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"Khorinis? Ja davon habe ich schon gehört. Die Jungs im Piratenlager haben mir davon erzählt. Irgendwie fände ich es sehr langweilig durch Khorinis zu schlendern ohne die Angst zu haben von der Garde erwischt zu werden. Ich werde vielleicht auf Onars Hof vorbei schauen und ob die gute alte Banditenburg noch steht? Ins Minental zieht mich allerdings nichts. Das hat es noch nie getan."
Es sah so aus als würden die verschieden Ansichten und Pläne der Beiden ihre Wege schon wieder trennen. Anne hatte eigentlich gar nicht vor gehabt weiter zu Onars Hof zu gehen, aber eben bei dem Gespräch mit Draco kam ihr die Idee. Vielleicht würde der Vermummte sogar diesen kleinen Umweg über Onars Hof in Kauf nehmen. Viele Wege führten ins Minental und der direkte war nicht immer der beste Weg.
"Vielleicht hast du Lust mich noch ein Stück zu begleiten. In der Taverne des Hofs gab es immer einen hervoragenden Eintopf gegeben. Ob das immernoch so ist.... das könnten wir mal testen." fragte Anne DraconiZ.
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Das versunkene Tal, die Ankunft
Earnur schritt des Morgens weiter, immer weiter über den großen Bergkamm. Die Berge wurden gewaltiger und die Täler tiefer. Alles war grün bewachsen und man konnte förmlich spüren, wie das Klima zunahm. Den ganzen Tag über wanderte Earnur gen Norden. Keine Rast, er wollte sein Proviant einsparen. Von seiner Wegzehrung aus Khorinis waren gerade mal noch zwei Riemen Pökelfleisch, eine Flasche Wein und Wasser und ein Laib Brot übrig, mager, aber ausreichend. Nach langem Kramen fand der Reisende auch noch einen Apfel, den er auf im gehen aß. Der Himmel wurde rötlich und allmälich nahte der Abend. Nachdem die Sonne unterging kampierte Earnur auf einem Bergkamm, einsam, aber glücklich. Warscheinlich würde er bald das Tal erreichen, so weit könnte es nicht mehr sein. Langsam brach die Nacht über das Gebirge herein. Der Wanderer setzte seinen Weg weiter fort, bis er in einer kleinen Schlucht kampierte, eingerollt in Felle schlief Earnur ein...
Sonnenstrahlen weckten den Reisenden sehr früh in der Dämmerung, die letzte Etappe seiner Reise lag vor ihm. Etwa eine Stunde nach Norden. Der Weg war an sich nicht mal so lang, aber das zerklüftete Gebirge zögerte die Reisezeit um Stunden, sogar Tage heraus, wenn man, wie Earnur, keinen deutlichen Pass kennt. Der Weg führte ihn nun einen stetigen Hügel hinauf, locker eine Stunde ging das so. Dann schaute er hinab, vor ihm, direkt auf einer Ebene, etwas tiefer gelegen, lag ein großes Tal, ein Strand an der Küste, ein Sumpf an der anderen Seite. Earnur lachte, er hatte es tatsächlich gefunden, das versunkene Tal.
Zwei Tage streifte er an der Grenze herum und versuchte so, einen passierbaren Weg durch das Kliff zu finden, welches das natürliche Portal zu dem Teil der Insel war. Schließlich fand Earnur eine Stelle, wo er über einige Hügel in eine Ruinenstadt kam, alte Säulen, Sand und Palmen waren hier zu finden. Das Klima schien trocken und warm. Links konnte Earnur einen Sumpf und Rechts ein zerklüftetes Schluchtenland entdecken.
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Leise schob Dansard die Tür des Zimmer zu, bis sie mit einem lauten Knarren am Türrahmen rieb und schließlich den immer dünner werdenden Lichtstrahl auf den Holzdielen vollkommen erlöschen ließ. Er drehte sich um. Virae lag auf dem mit Schaffell bedeckten Bett. Sie stützte ihr Kinn mit der Hand und sah Dansard mit einem kaum merklichen Lächeln auf den Lippen an. Ihr schwarzes Haar funkelte im flackernden Licht der Kerzen, als sie es mit der Hand hinters Ohr strich. Auch über Dansards Miene huschte ein Lächeln. Er machte ein paar Schritte in ihre Richtung und schnallte unterwegs seinen Schwertgürtel ab, den er ohne Beachtung auf den Boden fallen ließ. Er setzte sich aufs Bett und strich mit seinen Fingern über ihre Wange.
„Nun sind wir hier, Virae“, sagte er leise, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Virae seufzte kaum merklich und nickte dann ebenso dezent mit dem Kopf.
Dansard legte die Stirn in Falten und sah sie mit weit aufgerissenen Augen auffordernd an.
„Ich weiß es noch nicht“, murmelte sie daraufhin. „Lass uns ein andermal darüber reden. Mit ist wirklich nicht danach zumute.“
„Das geht nicht, du zögerst es schon seit Tagen heraus“, er machte eine Kunstpause. „Und auch wenn du es Leid bist, es ständig von mir zu hören, wiederhole ich es gerne: Wehr dich. Lass es nicht auf dir sitzen. Du musst für deine Ehre einstehen und ich werde dir dabei helfen.“
Er umschloss ihre Hand mit seinen und hielt sie an seine Lippen.
„Ich kann nicht“, flüsterte Virae leise. „Wenn ich ... das tue, dann bin ich nicht besser als diese Marodeure.“
„Doch, das bist du“, entgegnete Dansard ruhig. „Im Gegensatz zu diesen Fanatikern kämpfst du für die richtigen Überzeugungen.“
„Wer hat das zu entscheiden?“, fiel sie ihm ins Wort.
„Ehre und Würde sind Werte, für die es sich lohnt, zu kämpfen. Immer.“
Virae biss nachdenklich auf ihre hellrosafarbenen Lippen.
„Immer“, wiederholte Dansard kaum hörbar und sah in die dunklen, tiefen Augen.
„Ich werde es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen“, antwortete sie vorsichtig.
„Nein, das hatten wir schon alles. Schwöre, Rache an diesen Verrückten zu nehmen, oder ich werde es tun.“ Dansard wurde lauter.
„Gut, ich ...“
„Ja?“
„ ... ich ... ich schwöre“, murmelte Virae vor sich hin und sah Dansard mit einem Hundeblick an.
„Wieso nicht gleich so?“, sagte Dansard zufrieden und stand mit einem Lächeln auf den Lippen auf. Er drehte sich herum und stapfte zur Kommode, auf der die einzige, dicke Kerze brannte. Er nahm sie vorsichtig in die Hand und blies die Flamme aus.
Die rosafarbenen Lippen formten sich im Schutze der Dunkelheit zu einem befriedigten Grinsen.
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Den Abend und bis in die Nacht hinein hatte Earnur das Zentrum des Tals erkundet, den Rand des Sumpfes und die Ebene vor dem Zerklüfteten Land. Überall wucherte hohes Gras, exotische Pflanzen und Palmen. Als sich die Dunkelheit über das Land senkte, suchte Earnur in der Nähe der Säulen Schutz und entfachte ein großes Lagerfeuer. Hier brauchte er den Rest seines Proviantes auf, es muss hier irgendwo Menschen oder etwas essbares geben, dachte er sich, denn mit dem Kanten Brot und dem Schluck Wein in der Tasche würde er nicht sehr weit kommen, das wusste der Wanderer. Beim Morgen wollte er Richtung Westen aufbrechen, vor dem Zerklüfteten Talland gab es einen Durchgang, der zum Strand führte, angeblich sollen dort Leute leben, so hatte Earnur es in Khorinis erzählt bekommen.
Nun saß er am Feuer, aß ein Stück Fleisch, Brot und trank etwas Wein, dann stopfte er seine Pfeife und schaute rauchend in die Sterne.
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Er hatte einen kleinen Moment überlegt, sich dann aber sofort für den Weg zum Hof entschieden. Alleine um seine Neugierde zu befriedigen, wie es sein würde frei über den Söldnerhof zu spazieren, der ihm früher verwehrt worden war. „Ich denke ich werde den Umweg nicht bereuen“, meinte er kurz angebunden und folgte dann der Piratin in Richtung des Hofes. Außerdem: Vielleicht fand sich dort noch etwas Interessantes. Etwas, dass er in den Wirren um die Übernahme der Insel nicht bedacht hatte oder aus den Augen verloren hatte und an das er bislang nicht gedacht hatte. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber was spielte das für eine Rolle? Er hatte Zeit sein weiteres Vorgehen eingehend zu planen. Er hatte Zeit, den nächsten empfindlichen Schlag gegen die verblendeten Innoskrieger zu führen.
Es dauerte nicht lange, bis sie auf die Straße entlang des großen Sees gekommen waren. Hier wirkte alles in der Nacht, wie damals als sie schon einmal diesen Weg zusammen gelaufen waren. Der See zur rechten lag still und scheinbar friedlich vor ihnen. Nur hinten auf der Insel stieß ein Lurker einen seiner grellen Laute aus und begab sich sogleich ins Wasser um zu jagen - oder einfach nur zu schwimmen. Wer konnte das schon so genau sagen? „Sind die Söldner eigentlich mittlerweile alle abgezogen oder tummeln sich dort noch welche?“, richtete er plötzlich die Frage an Anne Bonny.
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Den Morgen und Vormittag, bis zur Mittagsstunde war Earnur auf dem Weg zum Strand. Er durchquerte einen Bergpass, in dessen Mitte eine tiefe Schlucht hinabragte, mindestens 100 Meter ging es dort nach unten. Eine wirklich ungewöhnliche Landschaft, dachte sich der Reisende, als er seinen Weg nach Westen fortsetzte. Links von ihm lag ein Talkessel, in dessen Mitte ein See lag, der von Wasserfällen, welche locker von achzig Meter hohen Bergen herabstürzten, gespeist wurde. Vor Earnur lag eine verwachsene Ebene, welche in einer Ecke zu einer Art Canyon und vor ihm zum Strand führte.
Er ging nach Links, zu einer eingefallenen Burgruine, dort kampierte er ersteinmal, trank Wein, rauchte Pfeife und gewöhnte sich langsam an das warme Klima. Um ihn herum standen lauter Palmen, hohes Gras und man hörte das Zirpen von Grillen. Die Luft war warm und feucht zugleich, der Himmel blau und die Felsen grün bewachsen. Earnur saß auf einem großen Stein, vermutlich gehörte er zu dem Mittlerweile halb eingefallenen Wachturm der kleinen Burg. Er stieß Rauchwolken in die warme Mittagsluft und trank dann und wann einen Schluck aus seiner Flasche.
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Die Piratin hatte keine Ahnung wie es jetzt auf dem Hof aussah. Denn direkt vor der Orkinvasion vor zwei Jahren war sie auch nicht mehr auf dem Hof gewesen, sondern im Piratenlager. Deswegen hatte Anne nur mit den Schultern gezuckt. Sie war sich nicht sicher ob DrakoniZ es in der Nacht gesehen hatte, da er aber nicht nochmal darauf zu sprechen kam, war es wohl so.
Die kleine Hütte in der früher immer der Vorposten der Söldner untergebracht war stand noch. Allerdings war in der Nacht kein Söldner zu sehen gewesen. Vielleicht schlief er schon, oder noch oder war besoffen. Anne war es ziemlich egal und da der Assassine auch ziemlich Nachtaktiv zu sein schien marschierten sie weiter bis zu Onars Hof. Wie gehabt stand ein Söldner am Eingang zur Söldnerstadt und verlangte Wegezoll. Anne dachte sie hörte nicht richtig.
"Hör mal mein lieber, ich bin hier schon Schürferin gewesen da hast du noch mit Steinchen im Dreck gespielt. Ich heiße Anne Bonny und bin Korsarin unter Käptn Greg. Frag deinen Vorgesetzten ich brauche hier keinen Eintritt zahlen.... mein Begleiter natürlich auch nicht!"
Anne sah ihn herausfordernd an und wartete ob er es wagen würde gegen sie das Schwert zu erheben. Er hätte sicher nicht die geringste Chance gehabt. Außerdem ging es ihr nicht um die läppischen 50 Goldstücke die er verlangte, sondern ums Prinzip. Sie wartete noch einen Moment ab und drehte sich dann zu DraconiZ um und zwinkerte ihm zu.
"Komm wir gehen rein!"
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DraconiZ schenkte dem Söldner keinen einzigen Blick mehr, sondern trat einfach mit Anne neben ihm an ihm vorbei. Er erwartete eine Reaktion. Der Söldner musste doch zucken, musste versuchen sie aufzuhalten! Sein Ehrgefühl konnte doch nicht so unglaublich gering ausfallen, dass er rein gar nichts tat? Doch genau das schien der Fall zu sein: Auf die Worte von Anne hin starrte er einfach weiter auf den Weg. Also entweder er hatte sich einschüchtern lassen, weil er die von der Piratin bereits gehört hatte oder er war ein einfach ein Versager.
Schon kurz darauf hatte er den Söldner aus seinen Gedanken verdrängt und schaute sich ausgiebig auf dem Hof um. Er wirkte ungleich verlassener als damals. Damals als Lee hier gewesen war, waren die Söldner mit Leib und Seele unter ihrem Anführer hier gewesen. Sie hatte eine Perspektive, ein fernes Ziel. Die Männer die sich nun hier als Söldner verdingten, waren schlichtweg auf Gold und ihr nacktes Überleben aus. „Die Insel verkommt immer mehr“, meinte er zu Anne und ging dann in Richtung der Taverne. Noch im Laufen fragte er: „Und wie sieht dein weiterer Plan aus? Bist du wirklich nur hier um den Hof zu sehen oder gibt es noch etwas Anderes?“
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Anne grinste.
Sie betraten die Taverne und sie musste feststellen dass sich eines hier in der Taverne nicht geändert hatte. Ein völlig mit Sumpfkraut zugenebelter Raum und die Söldner saßen an den Tischen und tranken Bier und Wacholder. Anne suchte einen Tisch am Fenster aus und öffnete es. Sie vertrug diesen Dunst einfach nicht so gut. Nachdem sie zwei Teller Eintopf und auch was zu Trinken bestellt hatte, antwortete sie auch endlich DraconiZ auf seine Frage.
"Du wirst es mir vielleicht nicht glauben aber ich habe wirklich nichts bestimmtes vor. Natürlich werde ich irgendwann zurück ins Piratenlager gehen."
In dem Moment kam schon der Wirt mit dem Eintopf. Auch er schien sich in den Jahren nicht verändert zu haben.
"Lass es dir schmecken so was Gutes habe ich auf dem Festland nicht zwischen die Zähne bekommen. Wo wir gerade bei unseren Plänen waren. Hast du eigentlich einen bestimmten Schatz im Auge? Und der soll sich im Minental befinden?"
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„Nun“, begann der Schwarzhaarige zwischen einem Stück Brot und dem Versuch den ekelhaften Sumpfkrautgestank aus seiner Nase zu verbannen, „Ja ich suche Etwas bestimmtes. Wenngleich ich nicht sagen kann, was es genau ist und wo ich es genau finden kann. Ein Alter Mann gab nur eine vage Beschreibung der Dinge, woraus ich auf das Minental schloss“. Er nahm einen Schluck aus dem Becher mit Wasser. „Ich denke es muss irgendwo sein, wo noch Eis im Minental liegt. Ich nehme an im Neuen Lager. Dort soll es übrigens auch noch einen Drachen geben“. Er schaute sich in der Runde um und hoffte mit einem Male, dass er laut genug geredet hatte, damit Anne ihn verstehen konnte. Der Ganze Lärm in diesem Raum machte es anstrengend zu reden und die Pöbeleien der Söldner waren auf Dauer wahrlich nervend. „Wenn du willst und wagemutig genug bist, kannst du mich ja begleiten und schauen, was wir finden“.
Geändert von DraconiZ (12.10.2008 um 17:58 Uhr)
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Anne fuhr sich mit gespreizten Fingern durch ihr Haar. Ein verlockendes Angebot, dass er ihr da gerade gemacht hatte. Da sie ja wirklich nichts Vor hatte und Tobi bestimmt noch eine Weile mit der Bunten Kuh beschäftigt war, überlegte sie ernsthaft ob sie ihn ins Minental begleiten sollte. Eigentlich hasste sie die Gegend, besonders die Echsenmenschen, die sich meist in der Nähe der Drachen tummelten. Sie erinnerte sich an ihren Freund Troan und Hombre die ganz wild darauf gewesen waren es mit den Drachen aufzunehmen.
"Du kennst mich. Ich habe keine Angst. Hmmm..."
Anne überlegte ob sie ihm wirklich zusagen sollte. Der einzige Grund der dagegen sprechen würde wäre... Tobi hätte das Piratenschiff repariert und die Jungs würden auf Kaperfahrt gehen. Da wäre Anne schon gern dabei. Obwohl... einige der Männer waren immernoch der Meinung das Frauen auf See Unglück brachten. Hinterher war sie wieder dran Schuld wenn sie nicht genug Beute machten.
"Gut, ich habe es mir überlegt. Ich werde dich begleiten. Allerdings brauche ich noch einen warmen Mantel, wenn du sagst dass es in die Eisregion geht."
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Gegen Abend hatte Earnur genug geruht und begab sich weiter Richtung Strand. Eine kleine Palisade stand dort, ein Mann schaute wachsam auf die Ebene, eine Wache? Der Reisende trat langsam näher an den Zugang.
"Halt!"
"Was gibts?" fragte Earnur gelassen.
"Warum sollte ich dich hineinlassen?"
"Warum solltest du mich nicht reinlassen?"
"Ha, du Witzbold, denk dir was besseres aus, aber geh mir bis dahin nicht auf die Nerven, das Faule Pack im Lager ist schon schlimm genug."
"Aber ich muss meine Vorräte erneuern, ich muss hier rein, bitte."
"Vergiss es, beiß inne Palme, jetzt verschwinde."
Eine harte Nuss, Earnur drehte sich um und hockte sich in Sichtweite des Tores auf einen kleinen von der Sonne gewärmten Findling, er dachte nach. Wie sollte er an der Wache vorbeikommen? Bestechung? Womit? Es muss irgendeine Möglichkeit geben, in das Lager dieser seltsamen Leute, wer sie auch immer sein mögen, zu kommen. Nach ein paar Minuten erhob sich Earnur und trat wieder zum Tor...
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Henry an der Palisade
Henry war wirklich genervt. Wieder einmal blieb alles an ihm hängen. Die meisten der Jungs waren unter der Leitung von Tobi des Bootsbauers auf dem Schiff und deshalb war er seit Tagen nicht abgelöst worden. Nicht dass er in letzter Zeit viel zu tungehabt hätte, aber er würde sich gern zwischen durch mal einen guten Grog genehmigen. Jetzt kam die Flitzpiepe von eben schon wieder angedackelt.
"Ich hab dir doch gesagt! Du kommst hier nicht rein."
Der Mann sah wirklich nicht gefährlich aus. Ziemlich unerfahren und so. Henry kratzte sich am Kinn und überlegte was er für ihn tun könnte damit er endlich eine Ablösung bekäme.
"Ähm... da gibt es doch noch was, das du für mich tun könntest. Da oben bei den zwei Türmen, halten zwei Piraten Wache. Geh dorthin, bestell ihnen einen schönen Gruß von Henry und einer von ihnen soll mal ins Lager kommen. Wenn du das tust dann überlege ich mit noch mal ob ich dich nicht doch rein lasse."
Anne
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„Ich denke, dass der Mantel das kleinere Problem darstellen wird“, meinte er und erhob sich dann sofort. „Wir werden sicher einen hier auf dem Hof finden“. Dann fügte er in leiserem Ton hinzu: „Ich besorge einfach einen von den Söldnern. Warte etwas abseits des Hofes“. Dann verließ er die Gaststube rasch. Einen Mantel zu organisieren, um seine Unterstützung zu sichern war ein gutes Geschäft.
Als er draußen angekommen war blickte er sich sogleich um. Noch immer wohnte ein Großteil der Söldner in einer großen Scheune genau gegenüber der Taverne. Wenn man also einen Mantel finden wollte, dann wohl dort. Einen Moment blickte er sich um, dann ging er zielstrebig auf die umgebaute Scheune zu. Innen warteten schon eine Schar Söldner und viele neugierige Blicke auf ihn. „Ich brauche einen Mantel für meine Begleiterin“, raunte er in die Menge und bekam, wie schon erwartet, schallendes Gelächter zur Antwort. „Deiner sieht gut aus“. Er deutete mit seiner Hand auf einen sitzenden. Selbstverständlich einer der Größten und kräftigsten der Männer. „Und du glaubst ich gebe ihn dir einfach so du Ratte? Sieh zu, dass du Land gewinnst!“. „Gut wie wäre es mit einer kleinen Wette?“. Der Söldner schaute einen Moment verdutzt, doch DraconiZ sprach ungeachtet der Reaktion weiter: „Wir machen ein kleines Duell. Du gegen mich. Ich werde keine Waffen gebrauchen und du darfst deine Streitaxt benutzen“. Er deutete auf die Waffe neben ihm. „Wenn ich gewinne bekomme ich deinen schönen Mantel und wenn du gewinnst, bekommst du alles Gold was ich dabei habe“. Er raschelte kurz an seinem Gürtel um das Klimpern der Münzen auszulösen. Der Söldner lachte gellend auf und wankte umständlich auf die Füße. Betrunken war er auch noch. Umso besser.
„Hier dein Mantel“, meinte DraconiZ kurz angebunden, viele Augenblicke später zu Anne, die etwas abseits in Richtung Minental gewartet hatte. „War nicht schwer dran zu kommen“.
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Piraten also. Earnur dreht sich um und suchte die zwei Türme. Eine stupide Aufgabe vielleicht, darüber lässt sich streiten, aber um in das Lager zu kommen, war ihm das herzlich egal. Nach hundert Metern durch hohes Gras und Hügel kam er bei den Türmen an.
Einer der beiden drehte sich direkt zu Earnur um.
"Na, hast du dich verlaufen?"
"Seh ich so aus?"
"Ach, vergiss es, was willst du hier?"
"Äh, Schönen Gruß von Henry, einer von euch soll seinen Arsch ins Lager bewegen."
"Willst du dein Maul von aussen sehen oder was?" drohte der Pirat.
"Hey, ich soll euch nur ins Lager schicken, oder besser einer von euch."
"Jaja, ich gehe."
Earnur begleitete den Piraten zurück zum Lagereingang, wo die Wache - Henry - genervt wartete, warscheinlich noch mehr Stress, ausser nem Neuen in der Gegend. Er schaute sehr zustimmend, als Der Wanderer sich dem Tor näherte, mit seiner Begleitung.
"Nun?" fragte er erwartend.
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Auf dem Weg ins Minental
Anne hatte die Taverne verlassen und wartete dann der Wegkreuzung wo es rechts zu Sekobs Hof ging und links zu Bengar zum Weidenplateau. Es dauerte gar nicht lange da kam DraconiZ und hatte einen langen Fellmantel über dem Arm. Von weitem hoffte sie er sei nicht aus Schafsfell. Als er näher kam stellte sie fest dass es Wolfsfell war, nur er roch etwas streng... nach Schnaps. Trotzdem war die Piratin überrascht wie schnell er den Mantel organisiert hatte.
"Beeindruckend mein Lieber." staunte sie und hing sich den Mantel über in der Hoffnung der Gestank würde sich verflüchtigen. Aber einem geschenkten Mantel guckte man nicht in die Taschen, oder so ähnlich. Ein bisschen zu lang war das Ding auch und schleifte auf dem Boden hinter her und verwischte ihre Spuren. Auf Dauer sollte das nicht so bleiben. Anne beschloss bei der nächsten Rast den Saum ein Stück zu kürzen. Wortlos schritten die beiden neuen Weggefährten nebeneinander her. Anne war gespannt was sie dieses Mal im Minental erwarten würde. Sie war froh wieder auf Khorinis zu sein und dann noch mit einem guten Freund, der eigentlich mal ihr Feind gewesen war. Ganz genau genommen war er das jedoch nie.
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Im Piratenlager
Der Unbekannte hatte sie ganz schön Zeit gelassen, bis er endlich mit Bill aufkreuzte. So war es Henry zumindest vorgekommen.
"Bill du vertrittst mich hier mal kurz. Ich muss mit Skip oder dem Käptn sprechen. So geht das nicht weiter dass ich hier keine Ablösung bekomme."
Bill nickte zustimmend und dann fiel ihm noch was ein.
"Ach und sag dem Typen da er soll ein bisschen freundlicher sein. Am liebsten hätte ich ihm die Fresse poliert."
Henry sah den Wanderer grimmig an.
"Hör mal Freundchen. Du willst doch ins Lager rein, oder? Dann mäßige dich in deinen Äußerungen. Ich nehme dich jetzt mit ins Lager und frag mich bitte nicht wieso. Beweise mir dass ich keinen Fehler gemacht habe und mach ja keinen Ärger klar?"
Anne
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Earnur war sich seiner Äußerung nicht so Recht bewusst, er folgte Henry, der ihn dann mitten zwischen Blockhütten stehen ließ. Er kam auch so recht gut alleine zurecht. Auch atmete er auf, als der ruppige Mann weg war. Der Wanderer schaute sich etwas um und sprach mit einigen Händlern, die vor allem Schnaps, Rum und Grok verkauften, aber auch Käse, Brot und Wein konnte Earnur hier für seine letzten Münzen erstehen. Dann tauchte plötzlich vor ihm ein dürrer Pirat auf. "He du." "Ja, was gibts?" "Der Käptn hat gehört, dass du neu im Lager bist, da du etwas, nunja, ungemütlich wurdest, will er, dass du sofort zu ihm kommst." Earnur schluckte. "Keine Angst, Mann, nur einen Auftrag, um zu beweisen, dass du wenigstens was Wert bist, damit wir dich nicht aus dem Lager schmeissen müssen." Er lachte. Der Pirat ging voraus über den Strand zu einer auf Stelzen errichteten Hütte, eine Totenkopfflagge wehte auf dem Dach im Wind. "Geh rein, Greg erwartet dich."
Das dürre Männchen zog wieder von dannen und Earnur drückte langsam die Tür auf. "Los, komm rein." zischte eine brummige Stimme. Der Reisende trat ein und stellte sich vor den Tisch, hinter dem der Kapitän, Greg, saß. "So, du bist also der neue, sollst unserem guten Henry auf die Nerven gefallen sein, aber was solls, die Typen haben ihren Job zu machen." Greg nahm einen Schluck aus einer großen Flasche und haute mit der Faust auf den Tisch. "Aber du, du solltest hier keine Lippe riskieren, weil ich so gutmütig bin, gebe ich dir eine zweite Chance, ein Auftrag, wenn du den versaust, dann kommst du hier nicht mehr lebend rein, ich hoffe wir verstehen uns!" Earnur schaute dem Mann in die Augen und holte aus. "Was soll ich machen, Käpt'n?" der Kapitän trank einen Schluck und kratze sich am Kinn. "Also, wir haben einen Pakt mit den Banditen gehabt, länger her, die Dreckskerle haben uns beschissen, wir sollten 2 Gefangene aus Khorinis überfahren, das taten wir, dafür wurden uns 4000 Goldstücke versprochen. Als nächstes setzten wir eine Urkunde auf, in der uns das Gold versichert wurde, als einer unserer Kuriere das Papier vom Banditenlager hierher bringen sollte, kam er nie hier an. Diese Ratten haben ihn überfallen und die Urkunde eingesackt. Es soll sogar heißen, das Schriftstück sei in Khorinis wieder aufgetaucht, dieses Korrupte Pack hat warscheinlich noch welche von Bloodwyns Speichelleckern in das Kaff gelassen. Aber deine Aufgabe ist nun, die Ebene vor dem Lager abzusichern, schau nach, ob irgendwelche Spuren zu finden sind und statte der Turmwache mal einen Besuch ab, bring ihnen Rum oder irgendwas. Mach deine Aufgabe gut und du darfst im Lager bleiben, und jetzt verschwinde!"
Earnur trat etwas verwirrt aus Gregs Hütte und ging aus dem Lager, er suchte die gesamte Ebene ab, nach was, wusste er selbst nicht einmal. Der Reisende trat zur Wache und gab den Piraten jeweils eine Flasche Rum aus dem Lager, danach kehrte er zurück und erstattete Greg Bericht. "Die Jungs waren zufrieden, die Ebene dürfte sauber sein, jedoch könnte Gefahr aus dem Canyon kommen." Earnur wusste nichts über den Canyon, dementsprechend Gregs Antwort "Der Canyon ist dicht Junge, da führt kein Weg rein ausser durch den Zugang, den du gesehen hast, aber weil ich so gutmütig bin, sage ich, du hast deinen Job gut gemacht, du kannst hier bleiben, aber mach keinen Ärger und jetzt hau ab, bevor ich's mir anders überlege."
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