-
Wie jeden Morgen war es ein unsäglicher Schmerz,der ihn aus seinem unruhigen Schlaf riss.Nachdem er mitten in der Nacht aus dem Wald zurückgekehrt war,blieb ihm wie immer nichts übrig,als sich auf einer Holzbank in der Näher der örtlichen Gaststätte niederzulassen.Jeden Abend fiel im das Einschlafen äußerst Schwer - der süßliche Duft von gebratenem Fleisch und frischgebrautem Bier kam aus allen Ecken heran und ließ seinen Magen schreien.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht zwang er sich aufzustehen. Sein Rücken drohte zu zerfallen,aber er hatte sich bereits daran gewöhnt.Jede Nacht auf einer Bank zu schlafen war eben nicht das Gesündeste für den Menschen.
Auf seinem Hinterkopf glänzte eine blau-violette Beule.
"Der Morgen kann einfach nicht besser beginnen" , murrmelte Orthego und lehnte sich zurück,wobei es ihn am ganzen Körper ziepte."Auch wenn man es noch nicht wirklich 'Morgen' nennen kann."
Er seufzte.Immernoch funkelten die Sterne am Nachthimmel,keine Wolke war zu sehen.
Wieder hatte er nur ein paar Stunden geschlafen.Das Leben war deutlich besser,als er noch planlos durch die Wälder streifte.
Wehmütig lächelnd erinnerte er sich an eine Romanze mit einer Kellnerin aus Vengard. Die Sehnsucht ergriff sein Herz.Ihre langen,schwarzen Haare,ihre grünen Augen. Eigentlich hatte er diese Frau schon vergessen, aber immer wenn er einsam war,erinnerte er sich an alle,die er liebte,und geliebt hatte.
Saarena,das war ihr Name. Und Maricio war der Name ihres Bruders,dem er einst die Nase gebrochen hatte.Dieser Bastard hatte nicht den Mut Orthego alleine gegenüberzutreten,und Orthego selber hatte nicht die Kraft auch noch den Kumpanen Maricios zu zeigen wo es langgeht.
So musste er auch aus Vengard fliehen und war wieder hier gelandet.
Die ersten Sonnenstrahlen brachen plötzlich über das Dorf herein und tauchten alles in ein gespenstisches rot.
War er wirklich so lange in Gedanken versunken,dass er nicht bemerkt hatte,wie der Morgen sich anschlich?Wahrscheinlich.
Um ihn herum wurden Fensterläden und Türen geöffnet,eine ältere buckelige Frau schritt mit dem Besen über den Platz und begann zu fegen.
Als ob sie nie geschlafen hätten verließen zahlreiche Fischer ihre Hütten und machten sich auf den Weg zum See,der Lagermeister gab seinen Helfern an der Wassermühle Anweisungen.
Langsam aber sicher kehrte das Leben in Silden zurück.
Orthego fand es faszinierend,wie diese Menschen hier an ihren Lebensablauf gewöhnt waren.Ob ihnen langweilig war?Ob sich vielleicht dieser Mann dort,der bereits den ersten Fang im Korb hat,vielleicht wünschte diese Gewohnheiten zu durchbrechen und ein Leben voller Risiko und Abwechslung zu führen?
Orthego in letzter Zeit sehr oft dazu,über solche Dinge nachzudenken,die Einsamkeit zwang ihn dazu.
Doch jetzt war es genug des philosophischen,es war Zeit,sein Leben hier zu richten,und sich nach Arbeit umzusehen. Vielleicht war auf dem schwarzen Brett ja was Passendes.
Kurz vor der Holzaufbaut blieb er stehen.
Zwei kräftig aussehende Waldläufer hielten einen anderen Mann,wahrscheinlich nicht aus Silden,an den Oberarmen fest,davor stand derselbe Jäger,der im Wald so aggressiv auf orthegos Missgeschick reagiert hatte.
Orthego's Lust auf einen weiteren Streit hielt sich in Grenzen,und so versuchte er diese Szene nicht zu beachten und studierte lieber das Anzeigenbrett.
-
Scheiß auf diesen elenden Misttag. Und auf den vorigen auch. Scheiß auf Silden. Scheiß vor allem auf diesen senilen Narren, der sich ihr Vater schimpfte. Was diesem Idioten nur einfiel, sich so aufzuführen! Probleme schaffen, das konnte er. Und sonst? Scheiß drauf. Und scheiß auf dieses verdammte Hinterwäldlerkaff. Oder hatte sie da schon drauf geschissen?
Egal.
Götter, war ihr schwindlig. Hinsetzen, das klang nach einer guten Idee. Scheiß auf das Zeugs, das die Sildener Schnaps nannten.
Gerade, als Sheyra auf der Suche nach einem schönen Plätzchen über den Platz schlenderte, wurde sie von irgendetwas in die andere Richtung gezogen und mit einem Redeschwall überschüttet – in diesem Moment genauso schwer verdaulich wie Zwiebelkuchen. Daraufhin musste sich Sheyra erstmal setzen. Sie glitt an der Hauswand herab wie faulige Obstreste. Verwundert stellte sie fest, dann ihr zwei schluchzende Mädchen in den Armen hingen.
"Na, na, na", sagte sie, die Köpfe der Mädchen tätschelnd, "wer wird denn da gleich weinen?"
Lustig, die zwei waren Zwillinge. Richtig gute sogar, machten alles synchron.
"Erzählt mir doch mal, was ihr angestellt habt."
-
Syle war schockiert. Die eine Frau auf die sie alles gesetzt hatte, war betrunken. Egal. Was spielte es fuer eine Rolle. Vielleicht war es sogar gut. Sie bezweifelte das die Auslaenderin sie in diesem Zustand ueberwaeltigen koennte wenn sie dem was sie getan hatte genauso abgeneigt war. Immerhin war Syle eine passable Jaegerin. Aber auch das war egal. Alles war egal. Das einzige was jetzt und in diesem Moment zaehlte war das alles raus musste. Stotternd und schluchzend begann sie zu reden.
Sie sah noch alles vor sich. Es war ein warmer, schoener Nachmittag gewesen. Sie war gluecklich gewesen und hatte sich entschieden auf einen Jagdtrip zu gehen. Frueh nach ihrer Ankunft war sie in den Tugenden der Waldlaeufer unterrichtet worden und uebte sie eifrig. Die Jagd loeste immer wieder aufs neue ein Fieber in ihr aus. Verschaffte ihr Genugtuung und sie tat gleichzeitig was gutes fuers Dorf. Heute, sie war noch nicht lang unterwegs gewesen, hatte sie Schritte hinter sich gehoert. Schnell hatte sie ihren Bogen gespannt und sich umgedreht. Doch erwartet hatte sie nur Beorn. Ein Fluch war ueber ihre Lippen geglitten. Er hatte sie verfolgt. Genervt hatte sie das Wort an ihn gerichtet: "Beorn was willst du? Ich bin heut jagen und hab keine Zeit zu verlieren." Mit einem verrueckten Grinsen hatte er geantwortet: "Zeit verlieren? Das ist es also was du ueber unsere Gespraeche denkst? Verlorene Zeit!", das letzte hatte er halb geschrien, etwas gemaessigter fuhr er fort: " Immer will ich nur mit dir reden, nichts mehr. Aber immer wieder weist du mich ab, immer wieder. Versteckst dich vor mir. Machst mich zum Gespoett. Aber gut, wenn du nicht reden willst, dann machen wir jetzt etwas anderes." Irritiert, verwirrt und panisch hatte sie geantwortet: " Beorn, du machst mir Angst. Geh! Jetzt!" Als ob sie diesen Punkt noch unterstreichen wollte hatte sie den Bogen gehoben und mit zitternden Haenden auf ihn gerichtet. Er hatte nur gegrinst: "Syle. Meine Liebe. Mach dich doch nicht laecherlich. Komm schon, du weist doch das du nicht dazu in der Lage bist. Leg den Bogen weg. Was jetzt kommt wird dir gefallen." Danach hatte er einen Schritt gemacht, einen Schritt zu viel. Syle hatte geschossen. Zu ihrem Schrecken war es wohl der beste Schuss den sie in ihrer jungen Karriere abgelassen hatte. Direkt am Uebergang von der Brust zum Hals war der Pfeil eingeschlagen. Eine Sekunde stand Unglauben in Beorns Augen geschrieben, in der naechsten war er schon Tod. Danach war Syle gerannt. Einfach nur gerannt.
Endlich war sie fertig. Bei jeder Zeile, bei jedem Wort hatte sie gebebt. Sich selbst gehasst. Gewusst das sie was getan hatte was sie nicht mehr gut machen koennte, nie mehr. Seltsamerweise war sie nicht unterbrochen worden, vielleicht gerade weil die Fremde ein oder zweimal zu oft in die Schnapsflasche geguckt hatte. Anteilnahmslos und abwesend starrte Sheyra sie an. Irgendwas vermittelte ihr aber das die Frau aus Rimmersmarck fest am gruebeln war.
Vielleicht war Syle so versunken in ihren Gedanken gewesen, vielleicht hatte es tatsaechlich auch jetzt erst angefangen. Aber die Schreie von Waldlaeufern waren zu hoeren. Menschen murmelten unnatuerlich laut und geplagte Schreie waren zu hoeren. Sie wusste woher sie kamen, vom Schreinermeister Theodor dem sein einziger Sohn genommen worden war. Der Tod Beorns war entdeckt und die Kunde verbreite sich wie ein Lauffeuer in der Bevoelkerung. Waldlaeufer huschten bestimmt schon durch die Strassen, auf der Suche nach dem Moerder. Bebend und weinend schaute sie Sheyra an, als ob die Frau all ihre Probleme loesen koennte.
-
Bei Innos, warum redete die Kleine auch so schnell? War ja schlimmer als eine Wildschweinherde in Berliner Vorgärten. Wo auch immer das sein mochte. Immerhin war die Schwester der Kleinen mittlerweile weg. Auch wenn Sheyra ihr Verschwinden irgendwie verpasst hatte.
"Komm, komm", sagte Sheyra, versuchend, mehr beruhigend als besoffen zu klingen, "Nicht weinen."
Mehr oder weniger geistesgegenwärtig tupfte Sheyra mit ihrem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht des Mädchens. Aber da kamen immer mehr von den Mistdingern. Irgendwo musste ein Nest von den Biestern sein. Vielleicht sollte sie versuchen, Syle zu trösten. Klang nach einer Idee. Aber wie? Sheyra ließ den Kopf an die Hauswand sinken und starrte auf der Suche nach einer guten Antwort in die Wolken.
"Weißt du, ich habe mit vierzehn das erste Mal einen Menschen getötet. Ging ganz schnell."
Die Schultern des Mädchens bebten noch stärker, ihr Schluchzen wurde lauter. War wohl keine gute Antwort. Alternativen, jetzt.
"Das wird schon wieder."
Syles Wangen schwammen in Tränen. Auch nicht gut. Wo waren denn die ganzen guten Sprüche, wenn man sie mal brauchte? Hinter all der Müdigkeit erahnte Sheyra ein leichtes Gefühl von Überforderung. Aber nur ganz leicht. Sie verkniff sich die Frage, was Beorns Vater zu der Sache gesagt hatte und versuchte sich zu konzentrieren.
Nachdenken, Sheyra. Nach-denken. Naaaaach-denken.
"Du hattest ja keine Wahl", sagte sie schließlich, obwohl das ja, jetzt, wo sie so darüber nachdachte, ziemlicher Blödsinn war, denn sie hatte ihn ja nicht einmal gefragt, was er von ihr wollte, hatte ihm folglich also jede Möglichkeit genommen, noch einmal darüber zu reden, war ihm also zuvorgekommen, indem sie ihn einfach abgeknallt hatte. Und ritterlich war das auch nicht gerade, gegen einen unbewaffneten Mann, und dann auch noch mit einem Bogen, zudem ohne Ankündigung! Aber nein, da war irgendeine Lücke in der Argumentation, irgendetwas schien nicht logisch und so behielt Sheyra ihre Meinung lieber erstmal für sich.
"Weißt du was?", fragte Sheyra, nach reichlicher Überlegung, "Wir gehen zu diesen Kerlen, diesen . . . Männern . . . und Frauen, die da immer in ihren Höhlen sitzen und ab und zu mal an diesem Baum . . . Eiche! Rumfummeln. Da gehen wir hin. Druiden, das war's! Das machen wir. Du gehst da hin und . . . ich komm mit und dann . . . dann erzählst du denen dasselbe, was du mir erzählt hast, nur andersrum. Ja? Komm, nicht weinen. Wir gehen jetzt zu den . . . Druiden. Die machen das schon."
Sie wollte aufstehen aber das ging nicht, weil ihr Syle halb auf dem Schoß saß.
"Ich glaub, du musst mir aufhelfen. Ich schaff das grad nicht allein."
-
Dekker hatte den Kerl für den Abend eingeladen ihn wieder an der heiligen Eiche zu treffen...
Der Kerl war Dekker auf Anhieb sympathisch, er wusste sich auszudrücken... er mochte solche Züge an Menschen...
Gemächlich auf einem Grashalm kauend wartete er an die Eiche gelehnt auf den jungen Mann... Jarvo war sein Name gewesen...
Das abendliche Rot zog langsam über das Fischerdorf und in diesem tauchte endlich der relativ großgewachsene Kerl den Weg hinauf zum Haupthaus der Sildener.
'So, Jarvo, richtig?...' Ein Nicken des Angesprochenen ließ Dekker sofort weiterreden... 'Solange du nicht König Rhobar persönlich bist, und das bist du anscheinend kaum, werde ich dich duzen und du mich natürlich auch, das mal vorne weg, wir werden hier keine Sachen handeln, wir werden kämpfen...', wieder bestätigte ein Nicken Jarvos Verständnis und Zustimmung, '... ich habe noch nie jemanden wirklich unterrichtet, weshalb ich nicht weiß, ob deine Frage wirklich gut für dich war... Aber von mir aus kann ich dir gern ein paar Kniffe zeigen.', wieder nickte Jarvo, diesmal lächelnd und auch Dekker musste lächeln, als er langsam neben ihn trat und mit den Worten 'Wir werden eine Menge Spaß miteinander haben.' losmarschierte.
Er führte Jarvo dorthin, wo er die Woche vor seinem Jagdtrip nach Nordmar trainiert hatte, dort, auf der kleinen Lichtung unweit des Flusses, lagerte er auch seine erworbenen Trophäen, da er den Rüstungsschmied, Bengar Rudolfsson, noch nicht angetroffen hatte.
Hier baute er sich nun vor Jarvo auf...
'Du siehst... stark aus, stark aber nicht zu stark. Man darf nciht zu stark sein, man muss auch schnell sein, flink wendig, ausdauernd, und vor allem... Intelligent, nur dann kannst du einschätzen, ob du rennen oder kämpfen musst.'
Zwar trug Jarvo ein weites Hemd, aber Dekker erkannte bereits an seiner Haltung und an seinem Gang, dass er über körperliche Kräfte verfügte...
'Trotz allem wirst du erst einmal Zeit damit verbringen, deinen Körper routinemäßig zu trainieren, den Routine ist einer der ersten Schritte zur Konzentration und davon brauchen wir ne ganze Menge.
Das heißt mal grob, du wirst die nächsten Tage die Ehre haben mit mir deinen Körper zu stählen, du wirst das Gleiche machen wie ich, solange bist du nicht mehr kannst, solange bist du auf dem Boden liegst. Als ich hier meine erste Trainingseinheit geleistet habe... Lag ich nach einer Weile, auf diesem Fels da drüben und rekonstruierte mein verdautes Mittagessen... Und erst wenn du soweit bist... wirst du eine Pause von mir bekommen...'
Jarvo lächelte immer noch... Er zweifelte wohl an dem Wahrheitsgehalt Dekkers Geschichte... Aber dieses Lächeln würde er wohl morgen im Laufe des Tages verlieren... Da war sich Dekker sicher...
'So... Heute werden wir nicht mehr viel machen können, es dunkelt bereits zu sehr... Iss gut zu Abend, geh früh ins Bett und sei Morgen vor Sonnenaufgang hier...'
Jarvo nickte noch einmal, verabschiedete sich von Dekker und sah dies als Kommando sich zu entfernen...
Dekker selbst hatte keinen Hunger, er war einfach nur müde... er wollte schlafen und das tat er auch...
-
Syle wusste nicht was sie tuen sollte. Sollte sie einer betrunken vertrauen? Was wenn sie sie direkt ins Elend fuehrte? Unmittelbar wurde ihr nicht enden wollender Schwal von Traenen von einigen Zeilen begleitet: "Aber Sheyra, was wenn die Druiden mich des Mordes fuer schuldig befinden? Was wenn sie mich fuer meine Tat bestrafen wollen. Oh Sheyra, ich wollte es doch nicht tuen. Wirklich nicht! Ich bereue es so sehr. Siehst du nicht meine Traenen, siehst du nicht wie verzweifelt ich bin? Oh Sheyra, die Gesetzte Sildens sind hart und machen nicht halt, vor niemanden. Was wenn sie mich allein, ohne Kleider und Waffen in die tiefen dunklen Waelder schicken vor dennen selbst die Druiden Angst haben? Was wenn sie...."
An dieser Stelle wurde ihr Kinn abprubt hoch gehoben. Sheyra sah ihr mit einem Auge direkt in ihre Augen waehrend das andere komisch hin und her zuckte. Dann sagte sie: "Vertrau mir." Irgendwas, nicht der Ruelpser mit dem das Gesagte begleitet war, oder die unnatuerlich lang gezogen Silben, oder das geradezu panische kratzen am Kopf ihres Gegenuebers brachte sie dazu ihr zu glauben, zu vertrauen, aber sie tat es.
Nervoes sah sie um sich. Ueberall tuschelten die Leute verhalten. Waldlaeufer rannten durch die Strassen. Unterhielten sich in der schnellen Geheimsprache die die Krieger nutzen um sich in den Waeldern zu verstaendigen ohne das jemand auf menschliche Laute aufmerksam wurde. Jeder schien sie anzustarren. Was natuerlich Quatsch war. Niemand verdaechtige ein unschuldiges, junges Maedchen wie sie. Dennoch war ihre Erleichterung unheimlich gross als sie am Eingang der Kavernen ankamen. Kurz bevor sie ins Blickfeld der ihr gut vertrauten Wache Berock kamen konnte sie sich zusammenreisen. Dieser sah die beiden aber eher mit Belustigung an. In seinen Blick stand geschrieben: "Ein kleines Maedchen und eine Betrunke soll ich in die Kavernen lassen. Jetzt? Wo die Druiden Rat halten? Erst wenn Beliar Innos den Ruecken waescht!" Ironischer weise sagte er auch genau das. Irgendwoher, vielleicht durch ihre Verzweiflung bedingt oder dadurch das Ueberlebenswille in ihr durchkam, fauchte sie ihn boese an: "Was denkst du wohl wuerde Char machen wenn erfaehrt das du seine einzige Tochter nicht durchlaesst?" Berock schien das der kleinen so Uebel zu nehmen das er harscht erwiederte: "Char ist Tod." Nun erkannte Syle das alles verloren war und begann bitterlich zu weinen.
Berock setzte sofort ein bestuerztes Gesicht auf. Offensichtlich war ihm das gesagte rausgerutscht. Es war falsch gewesen es zu sagen. Dabei mochte er das kleine Maedchen doch. Syle konnte ihr Glueck kaum fassen. War ihr Geflenne doch zu was gut gewesen. Mit schuldiger Miene und sich offensichtlich extrem schlecht fuehlend winkte er die beiden durch mit einem leisen: "Das ist nie passiert.", auf den Lippen. Sheyra wurde foermlich hinter Syle hergezogen. So eilig hatte es das Maedchen nun alles zu beichten. So schnell waren sie, das die Wache vor dem Ratssaal nicht wusste wie er auf das unwahrscheinliche Duo reagieren sollte und die beiden einfach reinplatzen konnten. Die Wache mit lauten Entschuldigungen an die Druiden gerichtet hinterher. So sehr Syle nun aber alles hatte beichten wollen, so sehr konnte sie es nun nicht. Die Gefuehle ueberwaeltigten sie. Stattdessen fing sie wieder hoffnungslos vor den mehr oder weniger ueberraschten Druiden an zu weinen, warf sich an Sheyras Schulter und konnte nur noch hervorbringen: "Sie kennt die Geschichte. Sie kann es euch bessser erklaeren." Was danach folgte war nur eine Folge undefinierbaren Schluchzens und Seufzens.
-
"Ja, ehm . . ."
Warum starrten die sie denn alle so an? Hatte sie was zwischen den Zähnen? Sheyra ließ die Zunge prüfend wandern, wurde aber nicht fündig. Mysteriös. War überhaupt alles ziemlich mysteriös, hier unten. Mit all den Kristallen und so. Irgendwie total . . . total . . . mysteriös.
Warum starrten die eigentlich alle so? Vielleicht hatte sie ja was am Mundwinkel. Besser mal nachsehen. Ne, ist nichts. Vielleicht einfach mal zurückstarren. Die eine Frau starrte sogar mit offenem Mund. Vielleicht stand ja jemand hinter ihr? Ein lange verloren geglaubter Sohn oder so? Besser mal nachschauen.
Niemand da. Mysteriös.
Jetzt verstand sie. Dabei war ja alles ganz einfach: Die Leute waren so schockiert von Syles Geschichte, dass es ihnen die Sprache verschlagen hatte. Irgendwie auch logisch. Erklärte nur nicht, warum Syle mit diesem flehenden Blick an ihr hochstarrte.
Oh. Das war ja peinlich. Sie hatte ja noch gar nicht angefangen, zu erzählen. War aber auch eine komplizierte Geschichte, mit all den Verfolgungen und unerwarteten Wendungen und so.
"Ja, also, was sie sagen will, ist . . ."
Wie hieß das Mädchen gleich wieder? Vorhin hatte sie es doch noch gewusst. Si . . . Süd . . .
"Syle, genau." Sheyra lächelte triumphierend. "Was Syle sagen will, ist dass sie gar nichts dafür kann, weil der Pfeil sie schon die ganze Zeit verfolgt hat und dann . . . dann ist er halt so reingelaufen, einfach so, ist halt so passiert, nicht wahr, das geht ja auch meist recht schnell, wie wir alle wissen."
Stille.
Sheyra fiel auf, dass der Platz zu ihrer Linken frei war. Echt nett, gleich einen Platz für sie freizuräumen. Ächzend ließ sich Sheyra auf den Sitz plumpsen und streckte erstmal die Beine aus.
Die guckten immer noch so komisch. Besser noch von der Sache am Vorabend erzählen, das würde Syle sicher entlasten.
"Wisst ihr, ich hab ja schon gleich gesagt, neulich, mein ich, also vorgestern . . . war das vorgestern? Glaub schon. Jedenfalls, ich hab's ja schon gleich gesagt, kann nicht gutgehen, sowas . . . spätabends noch die Kinder und dann immer dieses Hin und Her und dann noch das Versteckspiel, da musste ja was faul sein, nicht wahr, merkt man doch, und dann wundert's mich auch nicht, wenn's da mal . . . wenn da mal so'n Schuss nach hinten losgeht."
Sie kicherte.
"'n Schuss, versteht ihr? Das muss man sich mal vorstellen!"
Sie konnte gar nicht mehr aufhören, zu kichern. War ja aber auch eine lustige Runde hier unten. Und dann auch noch mit all den Kristallen und so. Nur manchmal etwas schweigsam, so zwischendurch. Eigentlich schade, bei so viel netten Leuten.
-
Böses Sumpfkraut
„Ein netter Kerl dieser Dekker. Scheint etwas auf dem Kasten zu haben.“
Am Vorabend saßen Jarvo und Grindir um ein kleines Lagerfeuer vor einer Hütte und rauchten genüsslich etwas Sumpfkraut.
„Dann lernst du ja endlich dich zu verteidigen. Wird auch langsam mal Zeit. Was ist ein Mann schon ohne eine Waffe?“
„Jaja, ich habs ja begriffen. Um ehrlich zu sein war das ja von Anfang an mein Plan, doch bot sich nie die Gelegenheit dazu. Was hältst du eigentlich von der Idee, nach meiner Lehre ein bisschen mit mir durch die Welt zu wandern? Wird sich doch bestimmt so einiges Nettes ergeben?“
Grindir sah ihn erstaunt an und nickte eifrig.
„Wo kommt denn der Tatendrang her, mein Freund? So kenne ich dich ja gar nicht. Aber mir solls recht sein. Ahhh, bevor ichs vergesse. Als wir uns kennengelernt haben, haste mir ja meinen Ring zurückgebracht. Als Dank habe ich beim Rüstungsmacher eine Kleinigkeit in Auftrag gegeben…“
„Grindir! Ich habe dir doch gesagt, dass ich keinen Dank mehr benötige.“
„Lass mich doch ausreden. Es hat durchaus seinen praktischen Nutzen. Also, dein Geschenk habe ich schon auf deine Truhe in Mertens´ Hütte gelegt. Ich will dich nicht auf die Folter spannen. Es ist ein schwerer, schwarzer Wollmantel. Ein richtiger, warmer Mantel, nicht so etwas, was du mit dir herumträgst. Sollten wir die Regionen von Nordmar erkunden wollen, musst du dich adäquat kleiden, sonst frierst du dir den Arsch ab.“
Jarvo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, da die Handlungen von seinem Freund oft überlegter waren, als man denken sollte.
„Danke. Das ist wirklich etwas, was mir von Nutzen sein kann. So, lass uns den hier eben noch aufrauchen und dann mache ich mich auf ins Bett. Bin gespannt ob ich morgen normal aufstehe, oder mich dieser Dekker um fünf aus dem Bett schmeisst.“
In dieser Nacht schlief Jarvo nicht besonders gut. Er träumte vom bevorstehenden Training, von kaum aushaltbaren Strapazen und körperlicher Erschöpfung. In dem Traum ließ Dekker keine Gnade walten, parierte ohne Probleme Jarvo´s Schläge und fügte ihm nach Belieben immer mehr Schnittwunden zu…
Schweissgebadet wachte der Barde auf und fasste sich an den Kopf.
„Dieses verdammte Sumpfkraut…“
Gerade drehte er sich zu Seite um erneut Schlaf zu suchen, da donnerte eine Faust gegen seine Tür.
„Jarvo! Aufstehen!“
„Wie spät ist es!“
„Zu spät. Also los jetzt!“ Dekker stand in voller Montur bereit und eiferte seiner ersten Trainingsstunde als Lehrer entgegen.
-
Man sah Jarvo an, dass er nicht viel geschlafen hatte, man sah ihm an, dass er wohl geraucht hatte, aber trotz allem ließ Dekker keine Sekunde locker, vielleicht aber auch gerade deswegen...
Er hatte zwanzig Minuten gewartet, dass Morgenrot war abgeklungen und noch immer war Jarvo nicht in Sicht, zum Glück wusste Dekker, wo der Kerl wohnte und so holte er ihn brachial aus dem Bett...
Speziell die Kondition litt unter Jarvos Sumpfkrautkonsum, zwar entwickelte er gute Kraft am Körper, schaffte es aber nicht diese Leistung lange durchzuziehen...
Dekker hatte ihn wieder auf die Lichtung gebracht und dort mit dem Training begonnen, mit SEINEM Training und Jarvo tat es ihm nach... Er suchte sich unweit von Dekkers Standartast einen ähnlich beschaffenen und begann sich dort hochzuziehen... Doch während Jarvo bereits schwer schnaufend nur noch durch Pressatmung das Kinn auf den Ast bekam, hatte Dekker noch die Energie seinen Schützling anzuschreien und zur Sau zu machen...
Dekker wusste, dass Jarvo heute Abend bereits früh zu Bett gehen würde...
Endlich erlöste Dekker Jarvo vom ersten Teil der Qualen, ließ sich sanft auf den Boden plumpsen und schnaufte selbst erstmal durch, auch Jarvo kam wieder zu Atem und gemeinsam machten sie sich an den zweiten Teil der körperlichen Ertüchtigung, dazu mussten sie aber zum See...
Das Wasser war frisch, aber das Jahr war auch bereits fortgeschritten... Langsam ließen sich die beiden Männer ins Wasser gleiten und Dekker erklärte die nächste Übung...
'So, Jarvo, die folgende Übung hilft unserer Kondition und gleichzeitig unserer Konzentration... Wir werden die Arme über den Kopf strecken und uns nur mit den Füßen über Wasser halten. Das ist ziemlich anstrengend und der Körper reagiert in dieser Situation meist falsch, er atmet schnell, er atmet hektisch und genau da müssen wir ansetzen! Ruhig atmen, langsam atmen und ich auf den Bewegungsablauf konzentrieren...'
-
Harter Anfang
„Nicht so schwächlich, das ist ja kaum mit anzusehen!“ Dekker, rechts neben Jarvo, schrie diesen an, während sie beide dieselbe Übung im kalten Wassers den sildener Sees absolvierten.
„Ich sag dir was…ufff…normalerweise wäre das hier…überhaupt kein Problem für mich… allenfalls eine gute Aufwärmübung…uff… aber das hier passiert nun mal, wenn man einem Mann nicht… seinen verdienten Schlaf gönnt.“ Schnaufend versuchte Jarvo seinen Lehrmeister zurechtzuweisen, tauchte dabei aber immer wieder unter Wasser und verschluckte sich ein paar Mal.
„Das wollen wir morgen ja mal sehen, aus welchem Holz du geschnitzt bist.“
„Ich hoffe doch auch mit einem Schwert? Wozu bin ich sonst zu dir gekommen?“
„Tsstss. Was nützt dir ein Schwert, wenn du es kaum halten, geschweige denn schwingen kannst, ohne dass die gleich die Puste wegbleibt? Erst muss man eine Grundlage schaffen.“
Jarvo prustete nochmal, gab sich aber so schnell nicht geschlagen.
„Grundlagen habe ich genug…ufff... allerdings…erst morgen wieder…uff.“
Dekker konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, zeigte dies seinem Schüler allerdings nicht, wollte er doch seine harte Linie erst einmal durchziehen.
„Ok, ich sehe schon, du willst unbedingt ein Schwert zur Hand nehmen. Lässt sich wohl einrichten. Kannst deine Arme wieder zum Schwimmen benutzen. Schnapp erstmal etwas Luft.“
„Danke.“ Jarvo schwamm gemächlich zu den Ufern des Sees, rieb sich fröstelnd trocken und stieg in seine Kleidung. Schon stand Dekker mit gezogenem Schwert vor ihm und forderte ihn sichtlich heraus.
Jarvo zog selbstsicher sein eigenes Schwert und machte sich bereit. Ohne den Angriff kommen zu sehen, schlug Dekker Jarvo´s Schwert zu Seite und landete einen Treffer an seines Gegners Hals, nur Millimeter von der Haut entfernt.
„Wow!“ Erstaunt sprang Jarvo zurück und wusste nicht, wie ihm geschah. Er blickte Dekker kurz an und griff schließlich mit einem einigermaßen grade Schlag von oben an. Der Einhandmeister dreht sich schlicht zu Seite und tippte Jarvo mit der flachen Seite seiner Klinge auf den Kopf.
„Reicht das als Demonstration? Kraft ist nicht alles. Kondition, Konzentration und Reflexe machen einen Kampf aus. Morgen fangen wir mit ein paar Einstiegsübungen für dich an. Ruh dich jetzt am besten aus, morgen wird auch nicht viel leichter als heute. Ach ja, und keine Kraut rauchen. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Wir sehen uns morgen in alter Frische.“
-
Wälder um Silden
Ein weiterer schöner Tag neigte sich dem Ende zu. Schade - aber warum eigentlich schade? Ein neuer würde kommen, sogar recht bald, und alles Leben würde sich wieder regen. Ein ewig wechselnder Kreislauf zwischen Tag und Nacht, der niemals unterbrochen werden konnte. Oder doch? Miria glaubte nicht daran, denn was sollte so mächtig sein, dass es die Gesetze der Natur unterbrechen oder gar umformen konnte? Ihr war kerine derartige Kraft bekannt, außer vielleicht die Götter. Aber über die wusste Miria nicht allzu viel, und außerdem hatten die doch eh nur Krieg im Kopf (wenn sie denn soetwas wie einen Kopf besaßen). Gut, Adanos vielleicht nicht, aber... gab es nicht auch einige Gruppierungen, die sich selbst Krieger Adanos' nannten? Ach... Die Götter waren schon grausame Wesen. Immer auf Krieg und Macht aus. Und dazu benutzten sie die Menschen, Orks oder Tiere. Miria dagegen verstand es, sich nicht von den Göttern manipulieren zu lassen - alles, was sie liebte und was ihr Kraft gab, war die Natur, die Wälder, Wiesen, Tiere... Und zuweilen auch Menschen. Nichts anderes.
Sie wandelte nun schon seit einigen Tagen durch diese Wälder. Nachdem Miria Vengard verlassen hatte, war sie ziellos durch Myrtana geirrt. Die Städte hatte sie gemieden, stattdessen hatte sie sich nur in Wäldern aufgehalten. Schließlich war sie hier angekommen, und hier war sie geblieben - hier gefiel es ihr, auch wenn sie nicht wusste, wo sie war. aber sie hatte schon eine Vermutung: irgendwo in der Nähe von Silden. Vieles sprach dafür, zum einen der Fluss, der nicht weit entfernt von ihr sich seinen Weg durch den Wald bahnte. Zum anderen war es hier kälter als sonstwo in Myrtana, das heißt, wie war weiter nördlich. Und zuletzt wusste sie nur von einem Wald in Myrtana, der derart große Ausbreitungen wie dieser hatte, und das war der um Silden. Also musste das kleine Fischerdorf irgendwo in der Gegend zu finden sein. Vielleicht sollte sie dem mal einen kleinen Besuch abstatten...
Oder, lieber doch nicht. Sie wusste nicht, was sie dort erwartete, aber sie glaubte, dass aus dem Dorf alle orks vertrieben worden waren. Das sprach schonmal für die Siedlung. Aber jetzt stellte sich ihr die Frage: Wer bewohnte dann Silden? Rebellen? Königstreue? Oder ganz andere Leute? Miria wusste es nicht. Aber ihre Neugier war geweckt. Sie nahm sich vor: In den nächsten Tagen würde sie sich mal dort umsehen.
-
Die Nacht war längst herein gebrochen, doch Melford ging immer noch Gedankenversunken durch die Stadt. Die Kälte machte ihm dank seines Flickenmantels nicht wirklich viel aus, weshalb es ihn nicht in das etwas wärmere Haus zog und er seine Zeit viel lieber in der Freien Natur. Jetzt wo er seine Freiheit hatte wollte er sie schließlich auch ausleben können.
Gemächlich schritt er die mit wenigen Fackeln beleuchteten Straßen und Wege entlang, immer in Richtung des Sees. Der Mond war an diesem Tag so schön zu sehen, dass er dessen Spiegelung einfach einmal im Wasser sehen wollte. Langsam kam das Ufer in Sicht und schon von da an konnte er wunderbar sehen wie die sachten Wellen das Mondlicht ungleichmäßig reflektierte. Das Spiegelbild des Mondes war im auf der unruhigen Wasseroberfläche zu einer lang gezogenen Ellipse verformt worden, die in viele kleine Teile zerrissen wurde. Immer wieder veränderte sich das Bild durch den Wellengang.
An einem Steg angekommen lehnte er sich gegen einen Pfahl und schaute in die finstere Nacht, die nur durch das diffuse Mondlicht beleuchtet wurde. Es sah wunderschön aus: Der wogende See, die raschelnden Bäume, der klare Horizont und der funkelnde Sternenhimmel. Noch nie hatte er so einen schönen Anblick der Natur genießen können. Wenn er jetzt über die schützenden Burgmauern nachdachte, wurde ihm erst bewusst wie einengend und freiheitsraubend sie auch sein könnten. Habe ich meine Zeit bei den Orks verschwendet und mich vielleicht zu sehr einengen lassen? Fragte sich Melford und kratzte sich an seiner stoppeligen Wange. Nein! Ich habe es doch geliebt – zu arbeiten, zu kämpfen und mir die Annerkennung der Besatzer zu verdienen! Das ist ein Teil von mir, ein Teil meines Lebens. Auch wenn ich mich nun davon abgewendet habe. Vielleicht sehe ich meine Entscheidungen nun etwas anders, aber im Grunde bereue ich nichts! Und als er noch einmal an seine Freunde und seine Vergangenheit nachdachte, wurde ihm schon ein wenig zum weinen zu mute. Ach! Hoffentlich sieht mich so keiner. Dachte er und überlegte lieber was er von nun an machen sollte. Da er seinen Beruf als Belagerungsmeister sowieso hier in den Wind schreiben konnte, wäre es wohl kein Problem wenn er gleich sein ganzes Handwerkerdasein an den Nagel hing. Hier gab es bestimmt ausreichend Leute die sich als Zimmermann bewährt hatten, warum sollte er ihnen Arbeit wegnehmen. Und aushelfen konnte er ja immer noch! Sein Schwert allerdings würde immer seinen Platz an seinem Gürtel haben, denn ein guter Kämpfer konnte auch hier nicht zu viel sein. Und ansonsten? Vielleicht sollte er sich mal genauer umschauen, was es so zu tun gab. Irgendwann hatte er von seinem Sumpfkrautfeld gehört, welches sich der neue Bruder unbedingt einmal ansehen wollte.
Bruder… Ha! Das klingt zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie vermittelt es eine stärkere Bindung. Es kling so familiär und …freundschaftlich. Dachte er und zündete sich einen Sumpfkrautstängel an, dessen grüner Rauch in der tief dunklen Nacht verschwand.
-
Im Haus der Kuchenhexe
Es war ihm speiübel, noch nie im Leben hatte er sich so gestopft gefühlt wie jetzt. Mit Schmerzen verbunden hielt er sich den prall gefüllten Bauch, auch wenn Siggi es nicht wahr haben wollte, er ist fetter geworden in den letzten Wochen. Seine Kleidung fühlte sich so an, als würde sie an bestimmten Stellen reißen. "Ohhhhhhhhhhhh, naaaaa mein klainer Schadz", kreischte die olle Hexe durch das gesamte Haus und schlug sich wild an den Kopf. "Hexe....- Halts Maul bitte, ich hab verdammte Bauchschmerzen", winkte der Superheld ab und spuckte auf den Boden. "Argh, du kleinern Muffin, wie oft habe ich dir gesagt, dass mein Name Orphillia ist und du nicht auf den Boden spucken sollst?" "Na und, mir doch egal", gab er gleichgültig zurück und rotzte erneut auf den Boden, sodass sich sein mit Zucker getränkter Speichel mit den Holzdielen vermischte. "Ich sags dir, irgendwann schmeiß ich dich raus!" Der Gefangene zuckte die Schultern. "Mach doch endlich, du hältst mich doch schon seit über einer Woche hier fest, und lässt mich nicht raus!" Mit einem irren Ausdruck im Gesicht schüttelte die Hexe ihren Kopf, wodurch die Haare auf ihren Warzen ungewöhnlich weit hin und her schwangen. "Achja, willst du noch etwas kuchen, ein neues Rezept, mit einem leckeren Waldpilz, grgrgrgr."
"Mädchen, ich will deinen verdammten Kuchen nicht, der schmeckt meistens scheiße und, und, ja, von dem wird mir komisch, mir wird davon schwindelig!"
Genüsslich nickte die Hexe mit dem grünen Teint und verzog ihre stinkende Fratze zu einem zahnlosen Grinsen. "Aber trotzdem willst du immer mehr davon." "Das tut doch gar nichts zur Sache," behauptete Siggi und schlang einen handgroßen Kuchen runter. "So, jetzt gehts mir wieder gut."
-
"Seht ihr Mutter Garaia? Wie kann das nur sein?"
Feen streichelte den Hirsch über das samtige, bronzenfarbene Fell. Er war zutraulich, hatte weder Angst vor ihr, noch vor der Druidin. Und was beachtlich war, Feen hielt ihre Magie zurück, das Tier besaß eigentlich seinen völlig freien Willen und doch blieb er bei den Menschen.
"Ist er etwa krank? Die Tollwut?"
Feens Blicke waren besorgt, die alte Garaia streichelte dem Hirsch behutsam über den Kopf, er ließ es sich gefallen.
"Nein, Schwester, so ist es nicht", sie schloss die Augen und atmete tief durch, "Es ist sein Geruch. Er ist mit Menschen in Berührung gekommen, vermutlich Jäger, aber sie haben ihn nicht geschossen, schau Feen!"
Garaia wies auf den rechten, vorderen Fuß des Tieres.
"Der Knochen scheint einmal gebrochen oder zumindest verstaucht gewesen zu sein. Man hat ihn gepflegt und wieder ausgesetzt. Er wurde von seinen Artgenossen verstoßen."
Plötzlich wurde der Hirsch unruhig, gab ein ähnliches Geräusch wie das des Brünftens und scharrte mit den Hinterbeinen auf der feuchten Erde.
"Nana", beruhigte die Alte das nervöse Wesen. Es musste schlauer sein, als man vermutete, der Hirsch schien das Gespräch verfolgen zu können.
"Aber was soll ich jetzt mit ihm machen? Er scheint an mir zu kleben...", Feen gab dem Hirsch eine Karotte, er aß brav.
"Diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen. Pflege ihn, wenn du kannst, vielleicht werdet ihr ja richtige Freunde."
'Noch ein Tier', schoss es Feen durch den Kopf. Und nicht mal ein wirklich pflegeleichtes.
"Nunja... danke Mutter..."
Die Alte wandte sich zum Gehen ab, da raschelte es plötzlich in den Bäumen. Der Mond kämpfte sich mit all seiner Kraft durch die dichte Wolkenschicht und erstrahlte das Antlitz von Garaia.
"Ich habe mir früher immer gewünscht, reiten zu können. Aber ein Pony konnten wir uns nicht leisten... ach ja, die alten Zeiten..."
Dann verschwand sie. Feen stand allein da, jetzt stand sie im Mondlicht und natürlich der kräftige Hirsch.
"Sag doch auch mal was!"
Das Rotwild stupste Feen an die Schulter, langte schließlich mit der Zunge über ihre Robe. Sie hatte noch mehr Karotten mit.
"Ja natürlich... aber das müssen wir Gwydion irgendwie schonend beibringen..."
Feen sollte die Nacht nicht schlafen können. Ihr würde eine Frage beständig im Kopf herumschwirren: Sollte dies alles eine Botschaft sein?
-
Nachdem Syle gestern zu fertig gewesen war und Sheyra offensichtlich zu betrunken war, ganz abgesehen davon das die Druiden es unerhoert fanden das Sheyra ohne sie gefeiert hatte, hatten die Frau und das Maedchen die Nacht in einer Kammer in den Kavernen verbracht. Jetzt waren sie wieder vor den Rat gerufen worden. Die einzelnen Druiden sahen sie entweder aufmerksam, oder immer noch beleidigt an. Die Nacht war schrecklich gewesen fuer Syle. Immer wenn sie die Augen hatte schliessen wollen sah sie Beorn vor sich. Sein letztes verzweifeltes Roecheln klang noch zu gut in ihrem Ohr. Permanent hatte sie geweint. Offensichtlich war sie aber nicht die einzige mit einer harten Nacht gewesen. Sheyra stand wie das personifizierte Elenend vor dem Rat. Ihre Haare waren wild zerrauft und leicht verfilzt. Ihre Koerperhaltung lies mehr als nur zu wuenschen uebrig, es wirkte fast so als ob sie sich auf eine unsichtbare schraege Wand legen wuerde. Dazu gaehnte sie ununterbrochen und rieb sich beinahe panisch mit dem Zeigefinger unter der Nase. Die Geruechte das sie und Dorien dann gestern doch noch etwas zusammen gefeiert hatten waren wohl war.
Als Sheyra wieder gaehnte schoss Syle der Gedanke in den Kopf ob wohl ein ganzer Apfel in den Mund der Fremdlaenderin passen wuerde. Ehe sie aber an eine Ausfuehrung des Experiments denken konnte erhob Faun auch schon seine Stimme. Wie immer klang er unheimlich ruhig, doch gebieterisch und auch irgendwie muede. Sie hatte Faun bisher selten sprechen hoeren, doch seine Stimme war keine die man vergass. Es war als ob man mit den Waeldern selbst sprechen wuerde, mit den Baeumen die fuer hunderte Jahre an der selben Stelle standen. Langsam eroeffnete er die Verhandlung: "Wehrte Druidin, bezaubernde Syle und Angehoerige des auslaendischen Reise-Duo das bisher nichts als Aerger gemacht hat, ich eroeffne hiermit die Verhandlung um eine Angelegenheit in die ich selbst noch nicht eingeweiht bin. Also bitte, Syle sprich. Was ist den so schreckliches passiert, Kleines?"
Irgendwie ruehrte es sie wie Faun so schnell seinen Ton und sein Gemuet aendern konnte. Ernst im ersten Moment, im naechsten verdreht und humorvoll und schlieslich geradezu ruehrend besorgt. Stotternd, mit jedem Atemzug darum kaempfend nicht in Traenen zu versinken beichtete Syle: " Ehrenwehrter Rat der Druiden, ich war es die gestern Beorn, den Sohn den Schreiners, erschossen hat. Er hat mich auf der Jagd ueberrascht. Ich war verwirrt, er hat so seltsames und schreckliches Zeug geredet. Ich war in dem Moment fest ueberzeugt das er mir Leid tuen wollte." Sie zoegerte, nutze die Pause um mit ihrem linken Fuss eine Acht auf dem Boden zu fahren und fuhr fort: "Jetzt..bin ich mir nicht mehr so sicher." Schlieslich konnte sie ihre Traenen nicht mehr halten: "Ach, es tut mir so Leid. Ich wuerde alles geben es wieder Rueckgaengig zu machen. Doch weis ich das ich es nicht kann. Niemals.... . Dabei wollte Beorn doch immer nur mit mir reden ... und ich war immer so gemein zu ihm." Letztendlich vefiel sie ihns selbe hysterische Schluchzen wie am Vortag und konnte sich nicht mehr fangen.
Alle starrten sie an. Es war eine unnertraegliche Stille, wenn man vom Weinen absah. Eine unheimliche Spannung lag in der Luft. Ploetzlich wurde sie von einem Schrei Doriens unterbrochen, der so klang als ob er eine grandiose Idee haette alles wieder ins Lot zu bringen: "War der Pfeil aus Eichen oder aus Ahorn Holz?" Zu allem Ueberfluss schien der Druide sich auch noch ueber die verstaendnisslosen Blicke der anderen Druiden zu wundern. Sichtlich enttaeuscht lies er sich langsam sinken und seufzte mehr als das er sprach: "Was...das ist doch wichtig?" Mit einem strafenden Blick uebergang ihn Faun und sah Sheyra finster an, die sich in der Zwischenzeit ausgiebig im Ohr gebohrt hatte. Noch einmal mit einer Mischung aus Verstaendniss und Zorn in Syles Richtung nickend wendete er sich an die Auslaenderin: "Und was genau ist DEINE Rolle in der Geschichte, Frau deren Namen sie mir enthaelt?"
-
Kavernen, Ratssaal
Da war man mal einmal unterwegs und schon gab es überall Mord und Totschlag. Zunächst irgend ein alter Mann und dann der Sohn des Schreiners. Daran waren nur die Fremden hier schuld. Sie brachten die kriminellen Elemente ins Dorf. Abschaum den man rausjagen sollte. Mehr war es nicht. Wenn sich das alles noch bestätigen würde, dann würde er vorschlagen das ganze Gesindel in die Wälder zu jagen. Sollten sich Raubtiere an ihnen sattessen und die Harmonie um Silden wieder zurückkehren.
Noch einmal prüfte er seine Kleidung, klopfte etwas Erde vom Mantel, pulte den Dreck aus den Fingernägeln, spuckte in die Hand und wusch sich das Gesicht etwas rein, ehe er sich mit der Mantelinnenseite abwusch. Man wollte ja nicht wie Halodri der Gerber wirken.
Kurz danach drückte er die doppeltürige Eichentür auf und bekam kurz die Aufmerksamkeit der Anwesenden.
"Bewahret, Brüder und Schwestern! Lasst euch nicht stören.", sprach der Druide, schritt an seinen Platz zwischen Widar und Faun und beobachtete aus den Augenwinkeln die zwei Frauen. Die die wie eine Sildenerin gekleidet war, hatte er schon mal gesehen. Ganz nett anzuschauen. Die andere hatte er auch schon einmal gesehen. Es war diese rothaarige Hexe die von den Sternen fiel. Es wunderte Ornlu nicht, dass sie mit dem Morden irgendwie etwas am Hut hatte. Was anderes konnte man ja nicht erwarten.
"Widar...klärt mich da etwas auf.", flüsterte Ornlu dem Bruder zu.
"Syle - hat den Burschen vom Tischler erschossen.", flüsterte Widar trocken und gelangweilt.
"Aha...und die Rothaarige?", fragte der Jäger skeptisch.
"Ich weiß selbst nicht wieso die da ist - Still sie redet.", flüsterte der Glatzkopf in aller Ruhe.
-
Trotz der scharfen Worte erwiderte Sheyra den Blick des Druiden kalt aus schmalen Augen. Das lag einerseits daran, dass ihr diese Undankbarkeit übler auf den Magen schlug, als der gestrige Schnapsexzess, andererseits, dass eben jener heute schmerzhaft in ihrem Schädel nachhallte und selbst das gedämpfte Licht hier unten für ihren Geschmack bereits zuviel war.
"Meine Aufgabe, oh ebenso großer, wie namenloser Druide, könnte daraus bestehen, die hier versammelten, ehrwürdigen Gestalten daran zu erinnern, dass dieses "ausländische Reiseduo, welches offensichtlich für nichts als Ärger sorgt, vergleichsweise selbstlos seine nicht unerheblichen militärischen Kenntnisse und Fähigkeiten angeboten hat und einige Eurer Krieger dabei unterstützte, die Heilkundige des Dorfes aus den Klauen skrupelloser Sklavenhändler zu befreien. Soll zumindest vorkommen, wenn ich nicht gerade sturzbetrunken in eine Ratssitzung platze oder mich sonstwie vor dem halben Dorf blamiere."
Hoppala. Das ging schneller als erwartet. Und dazu noch zigmal zügelloser, zynischer und verletzender, als gesund sein konnte. Was fiel diesem Horst aber auch ein, sie derart zu provozieren? Götter, sie hatte einen Fetzenkater im Gesicht. Widerstand war Selbstmord, in diesem Zustand.
Was nichts daran änderte, dass sie sich wohl mal wieder um Kopf und Kragen redete. Zeit für Plan B. Welcher in der Regel nach Plan A kam. Und verdammt nochmal, daran könnte es scheitern. Akute Abwesenheit von jeglichen Plänen. Wie denn auch, bei solchem Schädelweh? Sie schloss für einen Moment die Augen und nutzte die Zeit, um tief durchzuatmen. Als sie sie wieder öffnete, hatte sie das Gefühl, dass sich die Druiden vermehrt hatten. Seltsames Volk.
"Syle ist gestern zu mir gekommen, gleich nach diesem tragischen Unfall", begann Sheyra mit trockener Kehle. "Und ja, ich sage "Unfall", weil sie diesen Jungen nicht umbringen wollte. Er hat sie schon die Tage zuvor selbst am Abend verfolgt – das kann ich selbst bezeugen, da ich da – auch wenn man's kaum glauben mag – nicht betrunken war. Als Syle gestern auf der Jagd war und Beorn sie allein vorfand, hatte sie Angst. Angst, dass er ihr etwas antun könnte. Angst davor, vergewaltigt zu werden. Und da hat sie geschossen. Ihr habt ihren Zustand selbst gesehen. Glaubt Ihr wirklich, dass sie Euch anlügen würde?"
-
Konnte man den Worten von Hexen trauen. Eine Frage die sich Ornlu die ganze Zeit fragte, als die Rothaarige den Advocat spielte. Es fragte sich nur, ob sie der Advocat Beliars war oder die Rettung für das Lamm der Unschuld? Für Ornlu war zunächst einmal klar, dass man Frauen nicht alleine mit Bogen in den Wald lassen durfte. Bei der Jagd sowieso nicht - erst recht nicht wenn sie sich eh an paar Tagen im Monat zickiger benahmen. Sie lockten nur Viecher an.
In Gedanken spielte sich in Ornlus Kopf gerade eine Jagd ab, wo Frau versagte, weil sie sofort entdeckt wurde. Die Weißhaarige wurde von einen Troll verfolgt, geschnappt und dann musste sie den Troll heiraten. So konnt es bei der Jagd gehen - jawohl ja!
Ornlu kicherte, ehe er von Widar angestupst wurde. Er schaute sich um und alle schauten ihm an. Tja, eiskalt erwischt.
"Ich sage..ich sage. Syle ist schuldig des Mordes an Beorn! Sie hat den Burschen erschossen!"
Die Druiden blickten den Jüngsten unter ihnen immer noch fragend an.
"Und doch...doch können wir sie nicht verurteilen. Weiiiilllll...wir bis auf ihre aussagen, keine weiteren Zeugen haben! Ausser....ausser wir gehen zurück an den Tatort und fragen nicht-menschliche Zeugen! Irgend ein Tier wird doch bestimmt etwas wahrgenommen haben?", meinte der Jäger und schien die Kurve gekriegt zu haben.
"Dann wäre dies aber die Suche nach der Nadel im Wald, Ornlu.", meinte Faun grübelnd.
"Und doch erstrebenswert, um Syle zu entlasten oder zu überführen. Die Rothaarige kann viel erzählen.", entgegnete Ornlu.
"Der böse Wolf trägt heut Schafspelz? Vorsicht, das weiße Huhn frisst auch nur Körner!", konterte Dorien was immer dies auch hieß.
"Wir brauchen aber trotzdem eine Entscheidung, Ornlu. Was sprach man über Beorn? War er tüchtig? Was war er für ein Mensch?", fragte Faun in die Runde.
"Er war wie jeder andere Jüngling, vielleicht etwas zu oft am See im Gebüsch hockend wenn..."
"Ja, Ornlu? Wenn?"
"Wenn...Ceres und Noreias Novizinnen sich im Sommer dort abkühlten."
"Woher wisst ihr das, Ornlu?"
"Ich weiß viel, höre viel und sehe viel. Reicht dies? - Als ob ich immer noch so einer wär...ich hab doch nur in der nähe geangelt..."
"So..nun es scheint sich zu decken. Untröstlich sowas, aber wir können nicht Waldläufer ansetzen um die Spanner am See zu jagen...", meinte Garaia.
"Hmm ja...vielleicht begehrte er wirklich die Tochter des Lagermeisters.", meinte Widar.
Die Tochter des Lagermeisters? Wieso wusste Ornlu das nicht? Ok, die weißen Haare und die verräterische Nase - aber sonst. Dies änderte zumindest die Meinung des Druiden oder ließ die Tendenz überspringen.
"Hmm ja, ich denke es war Notwehr. Das ist mein letztes Wort dazu.", meinte der Jäger.
"Wie habt ihr euch so schnell entschieden, Ornlu?", fragte Durnir streng.
"Ich hab halt noch alles einmal überdacht, Meister Durnir. Wieso fragt ihr? Zweifelt ihr an meinen Entscheidungen?", fragte Ornlu sich wehrend zurück.
Es war eine Notmaßnahme und würde Char jemals erfahren, dass es Ornlu war der an der Verurteilung seiner Tochter schuld war, dürfte er damit rechnen das Char unter dem Pöbel herum erzählt wer er wirklich ist. Der Mob würde ihm dann gnadenlos aus Silden jagen. Zudem war der Schreinersohn wirklich nicht immer so ganz koscher. Er kam nie in die Taverne, verherrlichte seine Mutter und war manchmal irgendwie sehr aufgeregt - gar erregt. Vielleicht war es auch anders, das konnte man von Chars Brut erwarten. Aber lieber ein Leben bewahren, als einen Toten unnötig nachtrauern. Egal was geschah, die Tochter von Char bewies das sie in gewisser Weise stärker war als dieser Beorn. Manches Leid musste eben geschehen, damit andere erkannten das sie zu mehr fähig waren. Chars Tochter würde daraus gewisse Schlüsse ziehen, die sie zukünftig stärker und erfahrener machen könnten. Besser so, als ein verängstigtes Huhn. Doch dies waren nur schnelle Gedanken Ornlus. Viel mehr hatte er keine Lust selbst in Probleme verstrickt zu werden. So ging es manchmal in der Politik. Lieber ein anderer, als man selbst.
Sein Blick schweifte kurz zur Rothaarigen, dann zu Durnir der Ornlus Frage nicht beantwortete und stattdessen selbst seine Meinung kundtat.
Geändert von Ornlu (24.09.2008 um 02:20 Uhr)
-
Der Weg nach Silden war durch den Regen eine wahre Matschpartie. Estefania kam es teilweise vor als wäre sie im Sumpflager von Khorinis vom Weg abgekommen. Der See, der Silden umgab war über die Ufer getreten und machte die Reise wirklich beschwerlich. Ihr selbst machte es nicht ganz so viel aus, aber die machte sich Sorgen um Sinistro der immernoch ein wenig angeschlagen war. Zweimal, oder sogar dreimal ergriff sie zwischendurch seine Hand und fragte ihn ob es ihm noch gut ginge. Er nickte jedes Mal auch wenn sein Blick etwas anderes sagte.
In den frühen Morgenstunden waren sie in endlich in Silden angekommen. Viele Erinnerungen spielten sich vor den Augen der Diebin ab als sie dir Brücke überquerten und schließlich total durchnässt die Taverne betraten. Der Wirt war nicht hinter dem Tresen. Kein Wunder, jeder normale Mensch schlief zu dieser Zeit. Auch James sehnte sich wohl nach einem Bett und rief lautstark nach dem Wirt. Nachdem sich alle Drei bemerkbar gemacht hatten kam ein ziemlich beleibtes und zudem auch noch hässliches Mädchen in den Gastraum. Die wird ja nie einen Mann abbekommen, wenn sie nicht mal eine Diät macht!, dachte Estefania als sie sie erblickte. Sie hatte keine Ahnung das sie von einem Besoffenem im Suff schon mal geheiratet wurde und der Gatte sich dann aus dem Staub gemacht hatte.
"Wir brauchen drei...?" James sah kurz zu Sinistro rüber, der ihm durch eine Geste, oder hatten sich die beiden Schwarzmagier bereits abgesprochen, etwas mitteilte. Estefania hatte nichts mitbekommen. "Zwei Zimmer würden auch reichen!" sagte er schließlich. Die Tochter des Wirts schon ihnen zwei Schlüssel über den Tresen und meinte dass sie jetzt nicht mehr gestört werden wollte.
Als sie die schmale Holztreppe nach oben stiegen, erinnerte sich die Diebin gleich wieder daran, dass hier die 3.,7. und 8. Stufe fürchterlich knarrte. Es war aller wieder da, als wäre es gestern gewesen, aber ihre Wut auf den Druiden wollte sie wieder vergessen, so schnell wie möglich.
Sinistro und Estefania hatte auch als sie die Zimmertür hinter sich verschlossen hatten nicht mehr viele Worte gesprochen. Estefania hatte nichts dagegen gehabt, sich zusammen mit ihm ein Zimmer und ein Bett zu teilen, wie schon die letzte Nacht in der Jagdhütte. Es war ja auch nichts weiter dabei. Sie hatten sich gegenseitig gewärmt und sonst nichts. Oder hatte sie etwas verpasst während sie geschlafen hatte?
"Schlaf gut!" "Du auch." wünschten sie sich noch, während er seinen Arm um sie legte und die Decke bis zu den Schultern hoch zog, obwohl Estefania ihn eigentlich wärmen sollte, so durchgefroren wie er war.
Der Morgen graute schon, als sie einschliefen.
-
Langsam rutschte sein Finger an dem Pergamentstück herunter,und ebenso langsam sank auch seine Selbsteinschätzung.
Anscheinend suchten die Leute hier mehr nach erfahrenen Kämpfern für irgendwelche waghalsigen Abenteuer als jemanden wie ihn für alltägliche Aufgaben.
Beinahe hatte er die Hoffnung schon aufgegeben,als er am unteren Ende der Liste die Bitte von drei Bauern las,es möge ihnen doch jemand bei der Ernte helfen.
Weiter unten stand in einer etwas krakeligeren Handschrift,dass Mahlzeiten,eine Unterkunft und 15 Goldmünzen pro Tag der Lohn für dieses Bisschen körperliche Anstrengung wären.
"Perfekt", dachte Orthego,tippte mit dem Zeigefinger auf die Holztafel und riss die Notiz der Bauer ab.
Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und schien gnadenlos auf Silden herunter,Orthego nahm seinen verschmutzten Reisemantel ab,warf ihn sich über die Schulter und machte sich auf den Weg.
Das hölzerne Tor knarzte und krächzte,als er es zur Seite schob,es scharrte über den trockenen Boden und wirbelte den Staub auf.
Vor Orthegos Augen erstreckten sich Felder über Felder,Arbeit war hier wohl im Übermaß vorhanden.
Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und ging sicheren Schrittes einen schmalen Pfad hinauf,bis er vor drei Gebäuden stand.
Ein Haupthaus,eine Scheune und ein kleinerer,scheinbar der Schuppen.
Aus dem Haupthaus trat ein Mann heraus und kam auf Orthego zu.
"Wat willsen du hier?!" , schrie er von weitem und setzte sich einen Strohhut auf,den er von einem Zaun nahm,der ein Feld umgrenzte.
Als der Bauer vor ihm stand,erkannte Orthego eine Narbe,die sich quer über das Gesicht des Mannes zog,er hatte Augenringe und ihm fehlten einige Zähne."Hasse mich nich' verstannen?" , grunzte der. "Hab' gefragt wasse hier wills'!".
Orthego zog das abgerissene Pergamentstück aus der Tasche und zeigte es dem Bauern.
"Ich komme,um euch hier bei der Ernte zu helfen.".
"Aah,dachden schon 's kommt nimann mer.Hogg mein Name!". Hogg schob ihm seine Hand hin,Orthego erwiderte den Gruß und Hogg fuhr fort.
"Tjar,da kommste heute aber schon zu spät,mein Junge,heute gibt's keine Arbeit meh'.Morgen kannse mit anpacken,aber jetz kommste ersma mit rein und verdrückste 'nen Happen,siehst ja ganz abgemagert aus!".
Orthego war ziemlich überrascht,ob der plötzlichen Gastfreundschaft des Bauern,ließ sich aber nichts anmerken,sondern gab nur ein flüchtiges "Danke" zurück und folgte Hogg ins Haus.
Als er das Gebäude betrat,schlug ihm gleich ein unvergleichlicher Duft in die Nase - Eintopf!
Seit Tagen schon,hatte er sich nur von verschiedenen Beeren und Pilzen ernährt,die er notdürftig mit einer verrosteten Pfanne vorbereitet hatte.
So vergaß er auch jegliche Manieren,als er endlich am Tisch saß und den vollen Teller vor sich stehen hatte.
"Hoggie,wen hast' denn da angeschleppt?Guck ma',wie der reinhaut,hatte bestimmt lange Zeit nichts mehr,der arme Kerl.Ob der mitm Job fertig wird?", bemerkte Hoggs Frau und verschwand wieder in der Küche.
"Bestimmt" , schrie ihr ihr Mann hinterher. "Der sieht kräftig aus!" Dann wandte er sich wieder an Orthego.
"Aber du,mein Junge,gehs' ersma' schlafen,drüben inner Scheune kannse dich hinhaun,morgen gehts anne Arbeit,klar?"
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|