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Entschlossenheit und Glaube... Ersteres war für Ryu nicht wirklich schwer, er war entschlossen, entschlossener als zuvor, doch worran glaubte er überhaupt? An die Götter? Eher würde er in die Hauptstadt der Orks maschieren und dem Khan seinen nackten Hintern ins Gesicht drücken. Nein, Ryu glaubte, doch an etwas Anderes. Er glaubte an sich selbst. Seinen Weg, seine Klinge, seinen Stil. All das machte seinen Glauben aus, doch war es auch das, wofür er kämpfte? Während der Kampf weiter ging und erneut der kalte Stahl auf kalten Stahl traf, wurde es Ryu mit jeder Bewegung klarer. War er nicht seid seiner Reise auf das Festland in seiner Jugend damit beschäftigt gewesen, Frieden zu stiften? Ja, das war er. Vielleicht einer der Gründe, warum er kämpfte. Nach seinem Fall in die Barriere war es nur noch das Verlangen zu überleben. Kämpfte er dafür? Vielleicht. Doch dann wurde es ihm klar. Nach und nach. Schlag um Schlag. Block um Block und Konter um Konter wurde es dem Templer nun klar. Der alles verzehrende Wunsch, tief in seinem Herzen. Dieses Verlangen, der Meister des Stahls zu werden, die Klinge zu führen wie es noch nie zuvor einer der legendären Schwertmeister geschafft hatte. Einfach der Legende gerecht zu werden, die man sich in seiner Heimat erzählt hatte. Nur wer die Klinge beherrschte wie kein anderer würde sich als Erben der einen Dynastie bezeichnen können, doch das war nicht alles. Ein kleiner Funken in seinem Unterbewusstsein machte Ryu klar, dass er nicht nur dafür kämpfte, der größte Schwertmeister zu werden, sondern es auch etwas gab, das nicht aus eigensüchtigen Gründen den Wert hatte, umkämpft zu werden. Was das war?
Menschen, ja, Menschen die ihm wichtig waren. Seine besten Freunde Ornlu und Griffin. Der Mann, der sein Mentor und eine Art Vaterfigur für ihn war, Gor Na Jan. Seinen Bruder Kynezu, ebenso seine Schwester, von der Ornlu erzählt hatte. Seine Mitbewohnerinnen Kasumi und Jessica. Und allen vorran seine große Liebe, Sylvie. Menschen die er liebte, Menschen die seine Freunde waren. Seine Familie und sein Leben. Dafür würde Ryu kämpfen. Für die Dinge, die sein Leben beeinflussten - Seine Mitmenschen und die Schwertkunst, die ihn schon seid Kinderschuhen an begleitete.
Nun verstand er, worauf es ankam und ein unbeschreiblicher Schrei des Furors machte sich in dem jungen Templer breit, der sein Blut fast zum Kochen brachte. Selbst das innere Feuer in Ryu vermochte es kaum, ihn so mit dem Kampf verschmelzen zu lassen. Zwar spürte er die Dunkelheit der Schattenklinge immernoch um sich herum, doch deren "Himmel" hatte einen blutroten Farbton angenommen und der junge Sippenkrieger ging nun in die Vollen. Ein Schlag von oben, der pariert wurde, gefolgt von seinem Seitschlag, dem es gleich ein Umdrehungsschlag setzte. Doch Jan ließ sich nicht lumpen und ging zum Gegenangriff über, der auch auf den Blocks seines Schülers aufschlug, einer nach dem Anderen. Mit einer kleinen Besonderheit: Ryu versuchte nach jedem Block einen Gegenangriff. Mancher gelang, mancher nicht. Doch dann kam der Moment. Der Moment, der diesen Salza-Tanz der Klingen beenden sollte. Beide, sowohl der Templer als auch sein Ordens- und Lehrmeister gewannen ein wenig Abstand und eine gewisse Ruhe kehrte in den Kampf ein.
Beide Kontrahenten atmeten kurz ein wenig ein, jeder wartete auch nur auf eine Handlung des Anderen. Und auch, wenn Ryu wusste, dass Jan im Endeffekt doch die Schattenklinge für sich rein geschliffen hatte, so würde der junge Hayabusa nicht aufgeben. Und sollte er verlieren, so wusste er mit oder ohne Zustimmung, dass er nun bereit war den Stil für sich selbst weiter zu formen.
Schließlich hob Ryu seine Klinge wieder in Kampfposition, was Jan ebenso tat und ein Nicken seitens des Templerführers signalisierte, dass nun wohl der Moment für den letzten Schlag gekommen war. Aus zwei kurzen Schritten heraus rannte Ryu nun schließlich auf seinen Meister zu, der ruhig verharrte und holte weit mit seinem Masamune aus. In diesen wenigen Sekunden gingen ihm nochmal alle Lektionen, Erfahrungen und Gefühle durch den Kopf, die er während der Ausbildung gelernt hatte und ein innerer, geisteszerreißender Schrei in dem jungen Hayabusa ertönte, der wohl das baldige Ende des Kampfes verheißen sollte. Doch wer würde nun daraus hervorgehen?
Was nun passieren würde, konnte wohl nur das Schicksal entscheiden...
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Geldern
Gemächlich lief er durch die Nächtlichen Gassen, es schien außer ihm nur diese haarige Plage und ihr Gefolge sowie einige Gauner ihr Unwesen zu treiben. Es wahr schon beängstigend mit anzusehen. Was die Orks aus dieser Stadt gemacht haben, auch wenn er nur von ihrem einstigen Glanz von Erzählungen wusste. Irgendwie wahr er froh wenn er diesem Ort wieder verlassen konnte. Wachsam lief er weiter er betrachtete die Personen die ihm begegneten genau. Es waren keine Braven Bürger soviel stand Fest. Und er wollte gar nicht wissen was diese Kerle auf die Gassen trieb. Schließlich war dies nicht Vengard, und sollten sich doch die Orks damit Rumschlagen. Er hatte nur noch ein Ziel von seinem Spaziergang die Taverne mit seinem Bette.
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Wild warf sich Yasmin D'Ahara auf ihrem Schlafplatz hin und her und suhlte sich nahezu in ihrem Schweiß. Plötzlich fuhr sie mit weit aufgerissen Augen auf und schaute sich entsetzt um.
»Puh, war wohl doch nur ein Alptraum, dass überall um uns erum Orks sind, die uns bei lebendigem Leibe die Haut abziehen und uns danach verspeisen wollen. Nun ja, genaugenommen ist es ja eigentlich doch so, aber nicht so nah und bedrohlich, denn hier sind keine Grünfelle, zumindest sollten sie das nicht«,
dachte sich die junge Novizin und wischte sich den Schweiß von der Stirn, ehe sie sich an der Schulter rieb. Diese schmerzte ein wenig und unter der Novizinnenrobe, die sie, wie übrigens auch sich selbst, im See in einer Nacht und Nebel Aktion (nun, Nebel war zwar nicht da gewesen, aber zumindest bei Nacht hatte sie es getan, um ihren wohlgeformten und vor allem nackten Körper vor den neugierigen Blicken von lästigen Ungeziefer zu schützen) gesäubert hatte, bildete sich ein dicker, fette blauer Fleck.
»Die Übung heut war doch etwas schmerzhafter gewesen als die anderen, dafür aber wenigstens sauberer. Dennoch war es ziemich fies von Matthew, mich gegen ein bewaffnets Ungeziefer antreten zu lassen, immerhin hätte es sich verletzten könne, oder, noch schlimmer, ich hätte mir einen Fingernagel abbrechen können. Auch die 'Freundlichkeit', mit der er mir die Aufgabe erklärt hatte, hatte sehr zu wünschen übriggelassen, ob er weiß, dass sein Benehmen Kosequenzen haben wird, schlimme, schlimme Konsequenzen, zumindest für ihn?«,
dachte sich die Schwarzhaarige, ehe sie sich wieder an das Training am Abend erinnerte.
Der braunhaarige Kerl und Yasmin hatten sich gegenübergestanden, er mit einem Schwert in der Hand, sie unbewaffnet (wenn frau mal von den Waffen des weiblichen Geschlechts mal absieht). Er hatte angreifen sie, sie ausweichen, also eine relativ einfache Angelegenheit, wenn da eben nicht die Tatsache gewesen wäre, dass er groß, stark und bewaffnet und sie klein, eher weniger stark und unbewaffnet gewesen wäre. Aber hatte sie nicht genau deshalb Körperbeherrschung und später den waffenlosen Kampf lernen wollen? Eben, und so hatte das ungleiche Duell auch flugs begonnen - und die Blauäugige ihren ersten blauen Fleck in dieser Runde bekommen, weil sie zu langsam ausgewichen war. Auch die nächsten Hiebe hatten sie getroffen, egal ob sie nun versuchte hatte, sich abzurollen, zur Seite zu springen oder sich einfach fallen zu lassen.
»Mistverdammt, es muss doch möglich sein, diesem vermaledeiten Schwer zu entkommen, ich muss wohl einfach schneller werden. Hm, dieser Typ ist doch groß und ich bin klein, da muss doch was zu machen sein«,
hatte sich die Vengarderin gedacht und dann all ihre kraft und ihre Geschicklichkeit gesammelt. Dann war auch schon der nächste Hieb gekommen, von links oben schräg nach unten geführt. Dieses Mal hatte sie es aber unbedingt schaffen wollen, dem Schlag auszuweichen, dieses Mal hatte sie keinen blauen Fleck davon tragen wollen. Daher hatte sie einen schnellen Schritt nach links gemacht und ihren Oberköper flugs zur Seite aus der Schlagbahn des Schwertes bewegt und sich auch leicht dabei gedreht. Ganz langsam, wie in Zeitlupe hatte es abzulaufen geschiehen, zumindest für die ehemalige Varanterin, immerweiter war sie nach links gekommen und immer näher ihr das Schwert bis es dann doch Kontakt hatte - aber nur mit dem Stoff der Robe.
»Hm, gar nicht mal so schlecht, darauf lässt sich aufbauen«,
hatte sich die junge Frau gedacht, ehe auch schon die nächste 'Übungsattacke' des Schwertkämpfers gekommen war.
[Wieder zurück in der 'Gegenwart']
»Tja, ich hatte danach zwar auch noch das ein oder andere abbekommen, aber frau sollte glauben, dass ich doch wesentlich weniger und weniger harte Treffer einstecken musste als zu Beginn der Übung. Doch nun sollte ich doch weiterschlafen, der Tag wird noch lang und wer weiß, wohin dieser Kerl mich noch schleifen wird. *Gähn*, doch nun gute Nacht, ich sollte lieber davon träumen, was ich ihm alles antuen werde, wenn die Lehre erstmal beedenet ist und ich gewissen magischen Fähigkeiten erlernt haben werde. Ja, ein Topf voll siedenem Öl, ein mehr aus brennenden Kohlen und ein riesiger Grill, ach, das wird ein heiden Spaß, sicher hätte auch Beliar seine Freude dran...«,
dachte sich die D'Ahara noch, ehe sie wieder einschlief und die Hölle für Matthew begann, zumindest in ihren Träumen.
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Matthew hatte eben wieder die Salbe auf seine Schulter aufgetragen, warum musste seine Schulter auch so verdammt weh tun? Hätte dieser Verräter nicht ein Stück weiter oben zustechen können? Dem Heiler zufolge wäre es dann halb so schlimm gewesen. Der junge Rebell hatte zwar keine Ahnung ob da was dran war aber der Kerl von heute Mittag war der Fachmann. In völliger Stille, die nur durch das Zirpen einer Grille gestört wurde dachte Matthew nach: „ Ich habe meine Rüstung! Jetzt muss ich sehen dass meine Schulter wieder gut wird und dass mir die Rebellen helfen und ab geht’s nach Faring, dort sitzt dieser Schweinehund ja! Na warte Jungchen dir wird ichs zeigen! Mich verraten! Und dann auch noch nen blöden Spruch am Ende haben!“ Wütend biss der Waffenschmiedegeselle seine Zähne zusammen und schlug mit der Faust in seine Handfläche.
„ Warte nur!“ fuhr es ihm noch mal durch den Kopf als er dann wieder langsam zur Ruhe kam und wieder der zirpenden Grillen Familie zuhörte. „ Wie soll ich die Rebellen eigentlich überzeugen? Hmm… sie werden mir nicht ins Verderben rennen! Im Grunde bräuchte ich nur einen Grund wegen dem sie mir… nein ich kann doch nicht meine Freunde belügen, sie sind doch eine Art Familie. Aber im Grunde will ich doch auch das die Orks geschwächt werden, nur habe ich einen weiteren Vorteil! Also dann könnten wir uns doch darauf einigen dass wir Faring unterwandern mit ein par Leuten… genau, wir infiltrieren sie! Wir nehmen einfach ein par Rebellen und schmuggeln sie in die Stadt, von innen machen wir dann ein bisschen Tumult! Man, das könnte wirklich was werden, man müsste es nur organisieren… am besten ich rede mal mit dem Anführer in Reddock, vielleicht kann ich ihn ja davon überzeugen mir ein par Männern die Stadt zu infiltrieren!“
Diese Idee abwiegend hielt der verletzte Rebell schnell inne mit dem unablässigem Getrommel mit den Fingern auf dem harten Boden. Nun bekam er wieder den Lärm mit den die Zirpen da veranstalteten, am Laufe des Tages war aus einer, bescheuerten Grille eine ganze Meute geworden oder was?
„ Na ja, im Grunde ist ein einschleichen gut, aber ich werde wohl erst mehr darüber wissen wenn wir morgen in Reddock sind… sollte ich Yasmin mitnehmen? Na ja, mir bleibt ja nichts anderes übrig, ich meine sie wird nicht locker lassen und mir folgen, also kann ich das sowieso vergessen. Nach Farning kommt sie aber nicht mit, ich kann sie nicht leiden aber sie dem Tod in die Hände zu treiben wäre das Letzte das ich wollte. Ich bin ja kein Unmensch, auch wenn sie total nervt und zickig ist.“
Etwas genervt überlegte sich der verratene Anwärter noch mal ob er in das Gras laufen sollte und versuchen sollte wenigstens ein par der Mistviecher tot zu treten, doch er vergas die Idee nachdem Frösche, Kröten und Eulen auch noch begonnen hatten ihn zu quälen.
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'Augen auf!' 'Na los, mach schon!''Mh, was's los?' 'Es ist spät!' 'Beziehungsweise früh!' 'Und... was hat das mit mir zu tun?' 'Du sollst AUFSTEHEN!''Los jetzt!' 'Du wolltest mal ausnahmsweise nicht den ganzen Tag nur schlafen und fressen!' 'Saufen auch nicht!' 'Ist ja gut, ist ja gut...'
Verschlafen öffnete er seine Augen. Es war hell, aber immerhin nicht derart grell, dass er wieder Stunden gebraucht hätte, sich nur an das Licht zu gewöhnen. Nur ein paar Sekunden. Danach zog er sich langsam an dem Baum hoch, neben dem er die Nacht verbracht hatte, und sah sich um: Immer noch der Wald. Wie lange war er nun schon im Wald? Hier, alleine, nur mit den Stimmen in seinem Kopf? Waren es noch Tage, oder schon Wochen? Monate? Er wusste es nicht und eigentlich war es auch egal. Laut gähnend lies er den Baum los und versuchte sich erst einmal wieder ans Stehen zu gewöhnen. Zu früh war es, einfach zu früh. Er musste gestern spät schlafen gegangen sein, sehr spät, denn die Sonne stand bereits recht hoch, sonderlich früh konnte es nicht sein. Egal.
'So, was hast du nun vor?' 'Mh... was soll ich denn vorhaben?' 'Solltest du das nicht selbst wissen?' 'Wenn ich es weiß, dann wisst ihr es doch bestimmt auch...' 'Hm...' 'Ja, das stimmt schon...' 'Und...?' 'Aaaaalso...' 'Ja?' 'Gar nichts!' 'Oh.' 'Also los, irgendwas wirst du heute machen! Dein Herumlungern ist ja nicht zu ertragen!' 'Die schönen Zeiten, wo du noch verprügelt wurdest und von Wargen gejagt. Wo sind sie bloß hin...' 'So schöne Zeiten... und jetzt sind wir hier, wo es gar nichts gibt!' 'Ich finde das eigentlich ganz ok.' 'Du wirst aber nicht gefragt.' 'Wunderbar.' 'Ja und jetzt versuch gar nicht erst, dich hier aufzuspielen!' 'Sollen vielleicht wir uns nach dir richten?' 'Lächerlich!' 'Und wie!' 'Aber...' 'Stopp! Versuchs gar nicht erst! Wir geben jetzt den Weg an. Los, los!'
So setzte – seit langem das erste Mal – wieder das Gefühl ein, nicht mehr über den Körper bestimmen zu dürfen. Hilflos musste er zusehen, wie er sich bewegte, ohne es selbst zu wollen. Er versuchte seinen Arm zu heben, doch wusste er selbst, dass das nicht möglich war. Nach einer Weile erlangte er zwar die Kontrolle zurück, doch änderte er weder die Geschwindigkeit, noch die Richtung. Eine Weile lang gingen sie also einfach weiter. Immer weiter. Alles sah gleich aus; hätte ihm jemand gesagt, er würde in einem sehr kleinen Kreis laufen, er hätte es sofort geglaubt. Überall schienen die selben Bäume zu sein, die selben Sträucher, Büsche, Pflanzen. Vermutlich unterschieden sich die Plätze doch deutlich, wenn man sich irgendwie damit auskannte, oder ein gutes Gedächtnis hatte. Da beides nicht auf ihn traf, machte er sich auch keine großen Gedanken darum und ging weiter.
'Haben wir eigentlich irgend ein Ziel?' 'Ja.' 'Und zwar?' 'Vorerst steuern wir eine Stadt an.' 'Silden?' 'Eine Stadt!' 'Ah, ok.' 'Und was machen wir dort?' 'Dort holst du dir ein paar Sachen, die du brauchen wirst.' 'Wofür?' 'Für etwas eben.' 'Und das wäre?' 'Das verstehst du sowieso nicht!' 'Geht das wieder los?' 'Es hat nie aufgehört.' 'Wie beruhigend...' 'Wenn dann alle Probleme geklärt wären, können wir ja weitergehen.' 'Und was brauche ich aus der Stadt?' 'Vorräte.' 'Ich habe kein Geld.' 'Macht nichts..' 'Soll ich sie etwa stehlen?' 'Ist doch nichts neues für dich!' 'Übrigens kannst du dir ja auch Geld besorgen.' 'Vielleicht... wir werden sehen, jetzt geh erst einmal.' 'Wie la...' 'Kannst du mal mit dieser Fragerei aufhören? Du wirst es schon sehen!' 'Heute Abend!'
Abend... Er würde also den ganzen Tag durchmaschieren müssen, um in eine Stadt zu kommen, in der er dann nur schnell ein paar Vorräte besorgen würde, ehe er weitergehen würde.
Wäre er doch bloß liegen geblieben.
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Die Mine
Ein neuer Tag war angebrochen und noch immer kamen die Arbeiten bei der Mine nicht voran. Besonders schlimm war daran, dass Maximuss stetige Ausgaben hatte, doch nichts durch die Mine einnahm. Dragin, der Alchimist der Händlergilde, war immer noch in dem Lager und hatte sich offenbar damit abgefunden. Jeden zweiten Tag, ging er mit zwei oder drei Söldnern in den Wald und suchte Kräuter für seine Experimente, zwar hatte er dem Großhändler schon oft angeboten, mitzukommen, doch hatte dieser nie wirklich Interesse daran, da er sich zu sehr auf seine Finanzen konzentrieren musste.
Eigentlich wollte der werte Graf, während seines Aufenthalt, nahe der Mine, den Degenkampf bei Albrecht erlernen, zumindest hatte er oft mit ihm darüber gesprochen. Doch Maximuss fand dafür einfach keine Zeit und so kümmerte sich Albrecht, Gardist in der Armee des Königs, nur um die strategischen Fragen außerhalb der Mine und versuchte, für die Soldaten, ständige Abwechslungen zu finden. Athorus hingegen kümmerte sich nur um seine Söldner und versuchte neue Pläne für die Mine aufzustellen. Der Großhändler hat ihn darum gebeten, alles, bis ins kleinste Detail, zu durchdenken und zu planen, schließlich wollte er nicht, dass die Besichtigung der Mine, mit dem Tot endet. Dragin hingegen war der Ansicht, dass sich in der Mine keine Tiere befinden würden, da diese schon längst rausgekommen wären, es seiden, es gäbe einen zweiten Ausgang, was er jedoch für sehr unwahrscheinlich hielt.
Maximuss sortierte gerade einige Unterlagen, als ihm auffiel, dass durch die Soldaten, die er wieder zurück nach Vengard geschickt hatte, die Ausgaben ein wenig zurückgingen, er diese aber nicht dokumentiert hatte. Er holte sich eine Feder und einige Pergamente aus einer alten Truhe und fing an, während er in seinem Zelt, gut vor der Sonne geschützt, saß, neue Zahlen niederzuschreiben. Nach einer guten halben Stunde kam er auf neue Ergebnisse. Er beschäftigte, zusammen mit Albrecht, dem strategischen Berater außerhalb der Mine sieben Soldaten außerdem, zusammen mit Athorus, dem strategischen Berater innerhalb der Mine, elf Söldner der Händlergilde. Ein Soldat kostete ihn ungefähr 42 Goldmünzen die Woche, die Söldner hingegen fast das doppelte. Glück für den Großhändler war, dass die Händlergilde die Kosten von Athorus komplett übernahm, schließlich verlangt er mehr, als ein Paladin des Königs jemals in einem Monat verdienen könnte.
Maximuss kontrollierte außerdem die Lage außerhalb der Mine und kam zu folgenden Zahlen: Die verschiedenen Auftragsgeber der Männer, haben zu zwei Lagern, innerhalb des Lagers geführt. Vor dem Mineneingang haben sich die Söldner, auf Anordnung von Graf Maximuss niedergelassen. Insgesamt waren es vier Zelte, die in der Nähe des Einganges standen. Zwei Schritte davon entfernt, waren die drei Zelte der Soldaten und abseits von beiden Fraktion, stand ein großes Zelt, für Maximuss und den Gast Dragin. Neben dem großen Zelt standen auch drei Karren. Zwei auf der linken und einer auf der rechten Seite. Der Mineneingang wurde von zwei Söldnern stetig bewacht und Athorus schaute ab und zu nach dem Rechten. Es gab einige Diskussionen zwischen Albrecht und Athorus, die immer über das gleiche Thema gingen. Albrecht fand es nicht gut, dass sich zwei Lager gebildet hatten und er wollte, dass die Soldaten, als auch die Söldner zusammenarbeiten und sich keine der Fraktionen wichtiger fühlt. Athorus hingegen lehnte dies ab, schließlich seien seine Söldner nicht nur besser ausgebildet, sondern hatten wesentlich mehr Erfahrung im Kampf, als die Soldaten des Königs, die nur damit beschäftigt waren, hinter den Mauern der Stadt, Wache zu halten.
Der Großhändler ahnte schon, dass es bald zu weiteren Konflikten kommen würde, wenn er nicht dafür sorgt, dass die Rollen der einzelnen Männer gleich sind. Doch gar keine so leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es bei der Mine nichts zu tun gab.
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Da war es! Gor Na Jan sah es in seinen Augen, in seinen Gesichtszügen, in jeder kleinsten Bewegung und jeder Muskelzuckung seines Schülers. Ryu hatte ihn endlich gefunden, den Grund, warum er all dies Tat. Es war vermutlich nichts Neues, kein Ziel, welches er sich gerade erst gesetzt hatte, sondern der ureigene Beweggrund, der ihn seit Jahren am Leben erhielt und insgeheim jeden seiner Schritte lenkte. Nun lebte er diesen Sinn in vollen Zügen und ließ ihn in jede seiner Bewegungen fahren. Man konnte dieses Gefühl nicht beschreiben, welches seit wenigen Monaten auch in Gor Na Jan wieder aufs Neue entfacht wurde. Seine Bestimmung zu kennen vermochte es einen Krieger vollständig auszufüllen und ließ seine tödliche Klinge zum Überbringer einer idealistischen Botschaft werden. Und mit all der Ausbildung die er erhalten hatte, all der Kraft die seinem Körper inne wohnte, mit der Macht der Schattenklinge und nun auch seinem neugewonnenen Glauben ließ der Schüler ein letztes Mal seinen Anderthalbhänder auf den Klingenhüter niederschmettern.
Gor Na Jan sammelte ein letztes Mal all die Kraft die der Schläfer ihm gegeben hatte und umfasste mit sicherem Griff das Heft seines Zweihänders. Er ginge nicht in Kampfstellung und erwartete den Hieb des Schülers, sondern er würde mit der selben unbarmherzigen Kraft blocken, mit welcher der junge Hayabusa austeilte. Mit raschen Schritten näherte sich der Templer und das kochende Blut in seinen Adern spürend wartete Gor Na Jan auf den entscheidenden Zeitpunkt. Glänzend und voll eleganz sauste der Anderthalbhänder seinem Haupt entgegen und noch immer rührte sich nichts in dem Klingenmeister. Die Spitze sauste nieder, durchteilte die Luft ohne Widerstand und fast schon spürte der Klingenhüter den Windhauch auf seinem kahlen Schädel als ein gellender Schrei ihm entfuhr und der mächtige Zweihänder, gewaltig zum Block erhoben die Klinge Ryu kreuzte.
Der wohl lauteste Knall, den der Aufprall zweier Klingen verursachen konnte schmetterte durch den Wald. Die Muskeln der beiden Kontrahenten spannten sich bis aufs Äußerste, die Ringe am Rand Na Jans Kettenhemdes rissen und die soliden Schaniere seiner Armschienen barsten vor Kraft entzwei. Kleine Äderchen im linken Auge des Zweihandmeister platzten und ließen den Augapfel in einem bedrohlichen rot schillern. Mehrere Zentimeter hatte die Wucht den Templer in den matschigen Erdboden gestampft und zitternd versuchte er die Position zu halten. Ryu schien es nicht anders zu entgehen. Alle Kraft, die den beiden Kämpfern inne wohnte, war mit dem Aufprall verpufft. Ihre beiden Schneiden hatten sich gegenseitig tief eingekerbt und ruhten förmlich in einer tödlichen Umarmung ineinander.
Erst ein sachtes Virbrieren, dann bis zu einem starken Zittern ausartend durchfuhr es die beiden Krieger zugleich und der Schwäche erliegend sank der junge Hayabusa zu Boden. Im selben Atemzug noch, nicht einmal ein Blinzeln später verließ auch den Zweihandmeister die Kraft und zur Gänze erschöpft gingen die Krieger nieder und rangen um Luft. Na Jans Hände gruben sich verkrampft in den Erdboden. Dieses Gefecht hatte ihn bei weitem mehr seiner Kraft gekostet, als er es sich hätte träumen lassen. Doch erfüllte es ihn nicht mi Scham, sondern mit stolz. Offensichtliches hatte er alles richtig gemacht. Dann ließ er sich zu Boden gleiten und blieb auf dem Rücken liegen um im Anblick der scheinenden Mittagssonne wieder zu genesen. Dieser Kampf war mit einem hart erworbenen Unentschieden zu Ende gebracht worden und wenn sie sich wieder erhoben, so war Ryu ein Meister des Zweihänders und Gor Na Jan... offiziell arbeitslos.
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Kaum war Raul mit Ulrich losgegangen wollte auch Nando für kurze Zeit die Stadt verlassen, immerhin müsste er früher oder später er aus der Stadt raus und wieso dann nicht gleich sich etwas auskennen? Der junge La'Chance Bruder packte sich etwas zu essen, zu trinken und seinen Dolch ein und schon war er abmarsch bereit.
Es war gegen Mittag und Nando hatte sich eindeutig verlaufen, er wusste nicht mehr wo er war und wie er wieder zurück kommen sollte, er lief einfach nurnoch grade aus, so gut es ebend ging. Er hatte die Nacht wenig geschlafen, denn egal wo er sich versucht hatte hin zu legen, hatte es nur so von ungeziefer gekrabelt udn gestunken, also hatte er schließlich auf einem Baum geschlafen. Er war müde sehr müde und wollte wieder nach Vengard, doch so leicht war es nicht, er hatte sich ja immerhin verlaufen, er wusste nicht einmal aus welcher Richtung er gekommen war. Mürrisch und mit gekrümmten Rücken ging er einfach weiter.
So ein Mist. Kaum will man mal etwas für seine Figur tun, wird man sofort wieder bestraft, ich hätte in Vengard bleiben sollen und weiter Äpfel klauen müssen. Irgendwann wäre dann Nils auf mich zu gekommen und hätte mir dann richtig beigebracht wie man ein Dieb wird, ein richtig guter Dieb, denn ein Dieb bin ich ja schon. Nun aber bin ich hier. Links ein Baum... Rechts ein Baum, hinter mir 2 Rehe und vor mir 2 Hasen, wat soll denn dieser ganze Mist... Ich will hier... Hey... Habe ich da nicht gerade Stimmen gehört, dass hört sich doch mal gut an... Glaube ich...
Nando hatte wirklich Stimmen gehört und das nicht nur eine er konnte mindestens 3 rausidentifizieren. Er schaute in die Richtung, von wo die Stimmen gekommen waren und sah dort, als er etwas drauf zu ging auch ein paar Männer. Er schaute sich kurz um und erblickte dann einen Mann, welcher vor einer Mine stand. Irgendwoher hatte er schonmal sein Gesicht gesehen, doch er wusste nicht mehr woher. Er würde ihn ansprechen und ihn fragen wie man wieder zurück nach Vengard kam.
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Heute würde seine Schülerin von ihm geprüft werden. Über die Prüfung selbst hatte Nils sich seit gestern Abend Gedanken gemacht. Wie sollte man jemanden in dieser Beziehung prüfen, der von Diebstählen nichts hielt? Schwierige Frage, vielleicht würde doch ein kleiner Diebstahl geschehen müssen?
Am späten Morgen war der Schwarzhaarige mit seiner Schülerin aus der Stadt gegangen, in den Wald. Irgendwo dort würde sich eine geeignete Aufgabe finden lassen, das war sicher. Nur was für eine? Mittags dann hatte der Lehrer der Schülerin dann einen Ort für die Prüfung entdeckt. Aus der Ferne sah er einen Mann sitzend an einen Baum gelehnt. Als er diesen Mann gesehen hatte, wusste Nils was die Prüfung war. Er gab seiner Schülerin zu verstehen, dass sie stehen bleiben sollte, bevor er ihr leise erklärte, um was es ging. „Wie gestern schon gesagt werde ich heute dein Können überprüfen. Wenn ich damit zufrieden bin, wenn du gut schleichst, werde ich die Ausbildung beenden: Wenn nicht, wirst du dich noch weiter damit rumplagen dürfen. Also streng dich an. Ein weiterer Ansporn sollte es sein, dass ich nicht weiß, wie dein Opfer reagieren wird. Siehst du den Mann dort drüben? An den wirst du dich heranschleichen. Ich weiß nicht, ob er ein Jäger, ein Söldner oder womöglich sogar ein Bandit ist. Was er mit dir macht, wenn er merkt, dass du dich an ihn heranschleichst weiß ich auch nicht. Also streng dich an. Wenn du bemerkt wirst werde ich versuchen dir zu helfen, aber wie gesagt, ich weiß nicht wie der Mann dort reagiert. Zum Beweis, dass du da warst, wirst du mir irgendwas von dort mitbringen. Vielleicht hat der Mann ja irgendetwas dort rumliegen lassen? Ich weiß es nicht. Viel Glück.“
Er wusste wirklich nicht, wie dieser Mann reagieren würde, hoffentlich war das für Saphiria Ansporn genug ihr bestes zu geben. Es wäre schade, wenn sie erwischt würde, weshalb Nils hoffte, dass sie es schaffte. Doch Gewissheit würde es erst später geben. Sicherheitshalber schlich sich auch der Schwarzhaarige etwas näher ran. Einerseits um genauer zu beobachten, was seine Schülerin machte, andererseits um ihr notfalls zu helfen.
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Die Aufgabe hatte es ganz schön in sich, Saphiria konzentrierte sich, bevor sie loslegte. Sie ging kurz in sich, atmete noch mal tief durch und versuchte sich zu entspannen.
Die Ausgangsposition war schon mal gut, die junge Pilgerin machte sich so klein sie konnte und setzte den einen Fuß nach vorne. Sie trat erst mit den Zehen auf und rollte dann nur leicht über den Ballen ab. Die Anspannung in ihr war groß, ging es jetzt doch um einiges, noch hatte der Kerl sie aber nicht bemerkt und so näherte sie sich ihm weiter. So vorsichtig wie sie nur konnte war Saphiria und ließ sich auch Zeit bei ihrem Vorhaben.
Sie hatte auch Glück, die Sonne stand so am Himmel, dass sie ihr Schatten nicht verraten konnte, sie hoffte jetzt nur, dass der Kerl, wohl ein Jäger auch so sitzen blieb.
Gerade als sie wieder auftreten wollte merkte sie, dass im Gras wohl ein Ast so lag, dass sie ihn nicht gesehen hatte. So aber konnte sie den Fuß wieder vorsichtig heben und an einer anderen Stelle auftreten.
Saphiria lief der Schweiß über die Stirn und das nicht nur wegen der Wärme, sie wurde immer nervöser, ihr Herz schlug immer schneller aber die junge Pilgerin versuchte ruhig zu bleiben, gleichmäßig zu atmen und ihren Weg zu gehen. Leider war das nicht so einfach aber noch hatte sie sich unter Kontrolle und das würde hoffentlich auch so bleiben.
Saphiria machte alles genau so wie sie es gelernt und über Stunden und Tage hinweg geübt hatte. Die junge Frau wusste, dass sie es konnte, sie hatte es schon bewiesen also fiel ihr kein Grund ein, warum sie es dieses mal nicht schaffen sollte. Bisher sah auch noch alles sehr gut aus aber jetzt kam sie langsam so nah, dass es brenzlig werden könnte. Sie war nicht mehr weit von ihrem Zielobjekt entfernt, fast schon in Reichweite war er.
Seltsamer weise hatte sich ihr Herzschlag wieder beruhigt und sie atmete auch gleichmäßig. Deckung hatte sie dieses mal nicht, deshalb war es umso wichtiger, dass sie ruhig blieb und das schien ihr ja im entscheidenden Moment auch zu gelingen.
Saphiria konnte bereits den Schweiß des Mannes riechen, so nah war sie schon und die Anspannung war wahnsinnig groß, trotzdem blieb sie ruhig und das war ihre größte Sorge gewesen.
Der Jäger hatte sein Messer neben sich liegen, wohl hatte er es eben erst benutzt gehabt, die beste Gelegenheit ihre Aufgabe zu erfüllen, sie konnte nur hoffen, dass er es nicht wieder so schnell brauchen würde aber es schien zumindest so als das nicht der Fall sein würde.
Langsam griff sie danach, zuckte aber noch mal zurück als sie der Kerl kurz bewegte. Dann aber nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und nahm sich vorsichtig das Messer von dem Jäger. Sie musste sich extrem zusammen reißen aber es gelang ihr das in ihren Besitz zu bekommen.
Langsam, trat sie nun wieder den Rückweg an, leichter würde das sicher nicht werden, eher im Gegenteil. Saphiria ihr Herz fing wieder an schneller zu schlagen, sie durfte jetzt nur nicht hektisch werden, musste ruhig bleiben. Das war aber sehr schwer, trotzdem blieb die junge Pilgerin noch unbemerkt und konnte sich langsam von ihrem Opfer entfernen. Wie sie das hasste, sie wollte niemanden beklauen und nun hatte sie es doch getan aber dieses Opfer musste sie wohl bringen um ihr können unter Beweis zu stellen. Nach und nach entfernte sie sich immer weiter und war dann schließlich so weit weg, dass sie aufatmen konnte. Ihr Lehrmeister war auch gleich zur Stelle und Saphiria überreichte ihm nun das Messer.
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Nahe Silden
Ungläubig betrachtete Irenir das simple Konstrukt in den Händen seines Meisters. „Was, bei Adanos, soll das sein?“
Diese Frage konnte Golsir wahrlich nicht verstehen. Es war doch ganz gut geworden, das kleine Boot! Stolz betrachtete er die kleinen Holzscheiben, die anstatt des Segels an den Miniaturmast angebracht waren. Der Rumpf des kleinen Schiffes bog sich perfekt, nirgends war eine Kerbe, durch die Wasser eindringen könnte. Die ganze letzte Nacht hatte er daran gebastelt. Wüsste sein Schüler doch nur, was er mit ihm vorhatte. Schon jetzt freute er sich auf den Gesichtsausdruck.
„Und … zu was soll das gut sein?“, brachte Irenir nach einer Weile der stummen Verwirrtheit hervor. Neben dem Duo plätscherte leise ein gemächlich fließender Bach. Er sollte noch eine besondere Rolle in der heutigen Lektion spielen ...
Auf diese Frage hatte der Ritter nur gewartet. Dementsprechend schnell antwortete er: „Nach was sieht das aus?“ Er hob das Schiffchen dicht unter die Nase seines Lehrlings.
„Sieht ganz so aus wie ein kleines Boot.“ Nun schien er noch irritierter als zuvor. Die Stirn in Falten gelegt beäugte er das Objekt von allen Seiten. „Aber was machen die runden Holzscheiben dort am Mast?“
„Worauf hast du in den letzten Wochen geschossen?“ Da war er, der Gesichtsausdruck, auf den sich Golsir so gefreut hatte. Scheinbar war bei Irenir der Groschen gefallen. Es fiel dem Königstreuen merklich schwer, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Immerhin sollte es ernsthaft klingen, wenn er nun die neue Aufgabenstellung erläuterte. „Hier um Silden gibt es genug Bäche, in die wir dieses kleine Boot setzen können. Nehmen den zu unserer Rechten, so übergeben wir dem Wasser das Schiffchen. Deine Aufgabe wird es sein, mit dem Strom zu laufen und zu versuchen, die Zielscheibe zu treffen. Dabei werden dir die letzten beiden Lektionen zugleich abverlangt. Schießen auf bewegliche Ziele und selbiges im Lauf. Ach ja, die Liegestütz kannst du dir diesmal wieder sparen.“ Ein erleichtertes Pfeifen drang über Irenirs Lippen. „Dafür holst du mir jeden verschossenen Pfeil wieder zurück - auch die, die im Wasser landen. Ich zähl' nach!“ Schon wieder, diese ungläubige Grimasse! Jetzt entlockte es dem Ritter ein amüsiertes Lächeln. „Und pass mir bloß auf, dass Krähenfeders Sehne nicht nass wird, hörst du?“
Während Irenir weitere Stoßgebete gen Adanos sendete, schritt Golsir hinüber zu dem ausgesuchten Bach. Vorsichtig setzte er das Miniaturboot auf das Wasser. Es dauerte einen Moment, bis sich der Rumpf ausrichtete und mit dem Strom schwamm. Nicht gerade schnell, aber es bewegte sich immerhin. Eilig drückte der Ritter seinem Schüler Bogen und Köcher in die Hand, bevor er sich wie gewohnt auf einem nahen Felsen niederließ. Das versprach, wirklich unterhaltsam zu werden …
Hier eine kleine "Skizze" des Miniatur-Bootes - * klick*
Geändert von Golsir (15.05.2008 um 19:47 Uhr)
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Das Wandern mit Ulrich machte dem Südländer immer mehr Spaß, sie kamen gut miteinander zurecht und langweilig wurde es auch nie. Dreiviertel von Raul's Proviant war schon verzehrt worden, es blieb nur noch ein Apfel mit brauen Flecken und ein Stück Schinken übrig. Reddock war das Ziel der beiden Gefährten und wie es aussah war der Weg nicht mehr lang bis dahin. Außerdem begann der Einhandlehrling neue Kontakte in Vengard zu knüpfen, und wie es schien gelang ihm dies schon ganz schön gut. Für einen Anwärter kannte er schon einen Paladin und einen Grafen, der ihn auch noch Arbeit anbot. Besser konnte es bei dem jungen Südländer nicht laufen. Desweiteren wünschte sich Raul, dass sein Bruder ebenfalls einen so guten Start in der Armee hinbekommen würde. Denn wieder eine hohe Strafe zu zahlen, weil Nando seine Finger nicht still halten konnte hatte der Anwärter nicht im Sinn.
Der Weg neigte sich langsam ab, es wurde steiler und Raul hatte mühe aufzupassen nicht weg zu rutschen. Er versuchte einfach auf kleine Grasflechen zu treten um nicht abzurutschen während sein Meister ohne jegliche Mühe normal den Weg hinunterlief. Dabei spornte er Raul noch an schneller zu laufen. Plötzlich sprangen zwei Männer mit gezogene Waffen aus einem kleinen Gestrüpp heraus und richteten sie gegen die beiden Gefährten. Raul erschrak dabei, rutschte aus und kullerte ein Stück des Weges hinunter. Ein Fels blockte seinen Weg...
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Der Jäger hatte sich am Morgen von der Bürgerwehr abgemeldet, zum einen weil Falko nun was in der Falknerei zu tun hatte, zum anderen schnapten die Fallen so gut nichts mehr an. Sunder hatte mehr oder weniger es tonlos vernohmen, auch an den Gesicht des Oberhaupt konnte Falko nicht sehen, wie er es aufgenommen hatte. Nach dem er das klar gemacht hatte, halt aus seiner sicht, war er ohne unterbrechung zum Wald marschiert, um wieder zu Jagen. Vielleicht war das einfach eine Ausrede, um die Stadt zu verlassen, doch hätte man ihm gefragt, er hätte dazu keine Antwort gegeben.
Er war bereits recht tief im Wald, Falko war ziemlich von der Straße entfernt, auch das Lager von Grimbar war nicht mehr in schnelle erreichbar. Wo der Jäger war waren die Bäume dicht genug, um einen völlig freien Blick zum Himmel zu verweigern, der Boden war von kleinen Ästen und Blättern übersät, so das es fast ummöglich, nicht wo hin zu treten, ohne das etwas knackste. Es war obendrauf völlig Hügelig, so kam es ihm halt so vor, den entweder es ging runter oder rauf, aber nicht grade. Er war bereits am späten Nachmitag über einen Wurzel gestolpert, runter gekullert und mit den Gesicht vorraus in einen Baum reingekracht. Aber abgesehen davon war nichts aufregendes passiert. Über den Tag hatte er über bestimmte Gebiete Fallen gebaut, die er am Einbruch der Nacht anschauen wollte, bevor er nach Vengard zurück ging.
Dummer weise hatte er sich wieder mit der zeit verechnet, so das er grade erst die vorletzte Falle angeschaut hatte, als es bereits dunkel wurde."Das hast du mal wieder toll gemacht" meinte er zu sich selber leise, während er grade den Weg zur letzten Falle machte."Du musst ja die Fallen so grosszügig über die Gebiete verstreuen, um extra lange gehen zu können." Eigentlich stimmte das nicht ganz, Falko war recht weit weg von den Fallen gewesen, um den Wald zu erkunden und hatte sich so länger als beabsichtet von den Fallen entfernte. Eigentlich war der Tag recht gut gelaufen, denn in der recht kurzen zeit waren zwei Füchse in Fallen gelaufen, die bevorstehende Falle könnte noch ein Viech beherbegen. Das tat es auch, als er die letzte Falle dann erreichte. Noch ein Fuchs. Es war bereits sehr Dunkel, er wollte nicht länger als notwendig noch bleiben, abgesehen von einen Dolch hatte er nichts, um sich zu wehren. So wollte sofort, nachdem er den Fuchs in einen Sack getann hatte, sofort losgehen, als er einen so schrillen Ton hörte, dass der Jäger glaubte, ihm wolle das Gehör zerplatzen. Es hörte so aprupt auf wie es begonnen hatte, aber das war Falko egal, als er rennend zur Stadt zurück kehrte. Er wollte morgen nochmal losgehen, um zu schauen was das war, aber nicht jetzt wo es dunkel war. Der Jäger wollte es obendrauf Ship oder Grimbar erzählen.
Geändert von Falko (15.05.2008 um 21:22 Uhr)
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Stumm blieb Irenir stehen, dachte über die Aufgabe nach und schritt eine Grimasse. Letzteres aber unabsichtlich. Dennoch muss es für einen Außenstehenden ein überaus lustiger Anblick gewesen sein.
Langsam kam der Nomade wieder zu sich und sah, dass das Boot schon einige Meter weit geschwommen war. Schnell lief er der hölzernen Miniatur hinterher und spannte dabei den Bogen seines Lehrmeisters. Das sollte schwierig werden, Rennen und dabei auf ein Boot, das auf einem Fluss trieb, schießen. Doch der Wegelagerer tat sein bestes, er versuchte, möglichst im Gleichschritt mit seinem Ziel zu laufen und dabei zu zielen. Es war nicht gerade einfach, und dementsprechend fiel auch der erste Schuss Irenirs aus.
Der Pfeil sauste los, direkt auf das kleine Boot zu, doch als er ankam, war es schon ein paar Zentimeter weiter. Fluchend sprang der auszubildende Bogenschütze in's Wasser, um den Pfeil rauszuholen. Was hatte sich Golsir dabei gedacht? Aber eigentlich war es ja klar, denn die Pfeile mussten ja auch wiedergeholt werden. Aber dennoch, dass bei dieser Tätigkeit der Bogen nicht nass wurde, glich schon fast der Unmöglichkeit.
Triefnass kam Irenir wieder aus dem Wasser hinaus und spannte so gleich den Bogen. Das Boot war schon wieder weiter weg, und so lief der Nomade mit gespanntem Bogen der Miniatur hinterher. Das war schon ziemlich schwierig, vorallem weil dieses dumme Boot nicht stillstehen konnte. Mal ging es in die Richtung, dann in die andere... Es war nicht vorauszusehen, was die ganze Übung noch erschwerte.
Nun verließ auch ein zweiter Pfeil die Sehne Krähenfeders. Das Geschoss sauste durch die Luft, während Irenir ihm gespannt nachschaute. Der Pfeile traf auf das Boot, sprang dann jedoch zurück und fiel in's Wasser. Das Ziel selbst schwankte kurz, bewegte sich dann aber wieder normal fort.
"Mist", murmelte Irenir und watete wieder in den Bach. Wieder holte er den Pfeil heraus und schritt anschließend selbst wieder an's Flussufer. Dieser Tag würde noch nasser werden...
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Es war dunkel geworden. Nicht so dunkel, dass man nicht mehr hätte weitergehen können, aber doch dunkel genug, um einem deutlich aufzuzeigen, wie spät es doch war. Abend. Aber nicht ein früher Abend, nein, Nacht hätte man ebenfalls sagen können, ohne zu übertreiben. Seine Füße brannten. Es war nicht so, dass er eine schlechte Ausdauer gehabt hätte, oder wunde Füße; so einen weiten Weg am Stück war er einfach nicht gewohnt. Lediglich eine kurze Pause hatte er gemacht, aber diese musste mittlerweile schon Stunden her sein. Viele Stunden.
'Wann sind wir denn endlich da?' 'Beschwer dich nicht!' 'Aber...' 'Wenn du schneller gegangen wärst, wärst du auch schon da!' 'Das ist.. gelogen!' 'Nein!' 'Ich war schnell unterwegs!' 'Ein Lahmarsch warst du! Und bist es übrigens auch jetzt noch...''Egal.' 'Mir nicht!' 'Das spielt glücklicherweise keine Rolle.' 'Ich sag dir gleich, was...' 'Nein, danke. Wir können es uns denken.' 'Also dann... ich nehme an, du wirst in einer Stunde am Ziel sein.' 'Eine Stunde noch gehen?' 'Du könntest laufen.' 'Dann wäre es weniger.' 'Nein! Eine Stunde... das sollte... zu schaffen sein.' 'Gut, dann beweg dich endlich!'
Es war hoffnungslos. Wieso musste auch gerade er zwei verrückte Stimmen in seinem Körper haben? Doch ändern lies sich daran sowieso nichts mehr. Er hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass die Stimmen in seinem Kopf bleiben würden. Eine Stunde würde er noch gehen, dann wäre er in einer Stadt. Der Stadt. Was für eine sie wohl meinten? Er kannte nicht viele Städte in Myrtana. Silden hatten sie bereits ausgeschlossen, also blieb noch Faring und Vengard. Beides keine Ziele, die er sich ausgesucht hätte. Faring war eine Stadt der Orks. Inzwischen war zwar seine Antipathie gegenüber Orks stark zurückgegangen, doch Faring war sicher keine Stadt, die man gerne besichtigte. Kan tat sein Übriges dazu. Vengard war die Alternative, allerdings die Schlechte. Dort waren nämlich keine Orks, sondern Paladine. Und Soldaten. Und natürlich der König. Wenn er sich entscheiden hätte müssen, hätte er lieber Kan getroffen, als den König. Andererseits sollte der Ork einen unerträglichen Mundgeruch haben, zumindest hatten ihm das einige Holzfäller verraten. Woher die es wohl wussten? Egal. Der König hingegen stank zwar vermutlich auch, aber nicht ganz so stark, wie Kan. Ob das nun die Wahrheit war, oder nicht: Er wollte keinen der beiden treffen und daher wollte er auch in keine der beiden Städte.
'Glaubst du eigentlich wirklich, du würdest dem König, oder auch Kan über den Weg laufen, bloß weil du in ´ihrer` Stadt bist?' 'Ja, wieso denn nicht?' 'Du würdest nicht einmal in die Nähe der Leibwachen seiner Untergebenen kommen.' 'Und wieso?' 'Weil du ein stinkender, unwichtiger Bettler bist.' 'Ich bin ein Pilger des Waldes!' 'Schöne Umschreibung, wirklich.' 'Hey, wir sind bald da! Du wirst Augen machen, das verspreche ich dir!' 'Nur noch... hm... etwas weniger, als eine Stunde!'
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Reddock
„Nehmt die Waffen weg, wir gehören zu euch“ brummte Ulrich, der dabei sorgenvoll in Richtung Raul blickte, der Sturz sah gefährlich aus. „Wie ist die Parole“ meinte einer der Gestalten, die vom Aussehen her, genauso gut Banditen sein könnten. „Parole?..., ich bin nicht so blöd, wie du aussiehst..., reicht das?. Der etwas dickere von den beiden lief rot an und rang nach Atem, dann holte er zu einem Hieb aus. Geistesgegenwärtig sprang der Paladin zur Seite um einem möglichen Treffer auszuweichen, danach verpasste er dem Kerl einen kräftigen Kinnhaken. „Nun halt mal schön die Luft an“ knurrte Ulrich, „du weißt wohl nicht wer ich bin, oder was soll das Theater?..., ich bin der Kommandant du Pappnase“. Wütend stapfte der Paladin um die beiden verängstigten Figuren rum, mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit so was. Nicht das sie wie die Tölpel aus dem Busch kamen...und dann kannten sie noch nicht mal ihren Vorgesetzten..., das war zuviel. „Das wird ein Nachspiel haben“ maulte Ulrich, „los helft dem Mann auf die Beine“.
Nur zögerlich kamen die Rebellen der Aufforderung nach, „so nun verbindet ihm die Augen und stützt ihn auf dem Weg zum Lager“. Raul gefiel das wohl nicht, das man ihm eine schwarze Binde um den Kopf legen wollte. „Nun mach du mir nicht auch noch Ärger, bislang warst du mir sympathisch“, dann leistete der Schüler keinen Widerstand mehr. Es dauerte nicht lange, bis der Truppe den Eingang von Reddock erreichte, „das reicht, geht wieder auf eure Posten...und morgen meldet ihr euch bei mir, wir haben was zu bereden“, die beiden Rebellen verschwanden. „So, pass auf, jetzt kommen ein paar Stufen“ sagte Ulrich bevor er Raul am Arm packte und ihn vorsichtig die Treppe hinabführte, unten angekommen nahm er seinem Schüler die Augenbinde ab. „Willkommen in Reddock..., hier werden wir die nächste Zeit verbringen, ein lauschiges Plätzchen, nicht war“, meinte der Paladin breitgrinsend. „Komm, ich zeig dir wo du schlafen kannst und wo du ein Schwert herbekommst, ich hoffe du hast Gold dabei, umsonst gibt es hier nichts“.
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Reddock
Einer der vielen Vorteile eines Lebens außerhalb der großen Stadt Vengard waren die Abende. In der Hauptstadt herrschte so viel Trubel und so viel Betriebsamkeit, dass man nur selten dazu kam, die Schönheit der Natur zu bewundern, wie in diesem Fall das klare Himmelszelt über Reddock. Auch die frische Luft, die in Vengard oft von den vielen Schmieden und Schornsteinen verpestet wurde, bemerkte Neraida, die ihre ganze Kindheit in einem kleinen Küstendorf vebracht hatte, deutlich und genoss es einfach, im Moment nichts zu tun zu haben und faullenzen zu können.
Wie so oft hatte sich die junge Frau bei Abenddämmerung aus der großen, stickigen Höhle hoch zu dem Vorbereich des Lagers begen, der unter freiem Himmel lag und einem nicht das mulmige Gefühl der Enge und der Gefangenschaft vermittelte.
Auf einer freien Bank ganz am Rand des runden, von den steilen und mindestens zwei Mann hohen Wänden umschlossenen Vorbereichs hatte sich Neraida ausgestreckt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt, um einfach nur ihren Gedanken nachzuhängen und den Sternenhimmel zu genießen. Von den anderen Menschen, die sich vor dem großen Höhleneingang befanden, störte sie keiner. Einige hatten sich um ein Lagerfeuer vor einer Hütte niedergelassen und andere lagen auf ihren Lagern und versuchten einzuschlafen. Es war ein schöner Abend.
Neraide war so von dem wunderschönen Himmel und der wohltuenden Stille, die nur von den flüsternden Stimmen der Rebellen gestört wurde, in Bann geschlagen, dass sie gar nicht die Veränderung in der Atmosphäre und schon gar nicht die Neuankömmlinge bemerkte.
Als dann plötzlich eine vom Fackelschein erhellte Gestallt neben ihr erschien und sich höflich räusperte, riss sich die junge Frau von ihren abschweifenden Gedanken los und setzte sich wieder aufrecht hin.
" Es tut mir Leid, dich zu stören, mein Kind, jedoch dachte ich mir, dass du dich bestimmt freuen würdest, zu hören, dass der Lagerkommandant soeben wieder nach Reddock zurückgekehrt ist." erklärte Tortas, woraufhin Neraida sich sofort suchend nach der Gestallt des Ritters Ulrichs im Eingangsbereich des Lagers umsah.
" Er ist bereits in der Höhle verschwunden...hat auf mich einen verärgerten Eindruck gemacht und eilig schien es der Gute auch noch zu haben." fuhr der alte Fischer fort und kratzte sich am Hinterkopf.
" Danke für die Nachricht. Wenn du sagst, dass Sir Ulrich beschäftigt aussah, werde ich ihn besser erst einmal in Ruhe lassen. Mein Anliegen ist außerdem nicht besonders wichtig." sprach Neraida und lehnte sich an der kalten Felswand hinter ihr an. Nun erst bemerkte die junge Frau auch erst einmal, wie müde und ausgelaugt der weißhaarige Fischer vor ihr aussah. Tortas hatte tiefe Ringe unter den Augen und seine Kleidung wies einige Löcher und Risse mehr als sonst auf, was die Sorge der Waffenmagd weckte.
" Wie geht es dir?" fragte sie und sah ihrem Gegenüber in das erschöpfte Gesicht.
" Mir geht es gut, danke. Es scheint nur so, als würde mir das Alter langsam mehr zu schaffen machen, als ich gedacht hätte. Kein Grund zur Berunruhigung. Bis dann." erwiderte Tortas mit einem gescheiterten Versuch, seiner Stimme die normale Kraft und Bestimmtheit zu geben, die sie gewöhnlicherweise hatte. Besorgt schaute Neraida dem alten Fischer hinterher, wie er langsam zum Höhleneingang lief und blieb noch eine Weile allein auf ihrer Bank sitzen, ehe sie sich aufsetzte und ebenfalls zum Tunnel lief, um zu ihrem Nachlager zu gelangen.
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Unglaublich. Einfach unglaublich. Er fuhr sich durch die verfilzten Haare, mit Dornen, Ästen und Blättern beinahe untrennbar verschmolzen. Der Rest seines Erscheinungsbildes sah auch nicht wesentlich besser aus, eben wie man aussieht wenn man einige Nächte auf einem Pferd verbracht hat. Einfach unglaublich...
Wie genau es angefangen hatte wusste er selber nicht mehr, er hatte nur die wage Vermutung, dass es kurz nachdem sie Vengard verlassen hatten begonnen hatte. Es war auf dem Ausritt gewesen. Eine Menge Leute, deren Gesichter ihm nur teilweise vage bekannt vorkamen. Das war der erste Punkt, der ihm missfallen war. Fremde Leute machten ihm Angst. Dann war da der Punkt mit den Pferden. Der braune Wallach, den man ihm angedreht hatte, wollte nicht so wie er. Schön, das hatte Lizzard, sein geklautes Pferd, auch nicht gewollt, aber bei dem hatte er sich nicht geschaut, auch mal harte Bandagen anzulegen... um die Hufe. Der letzte Punkt war dann schließlich die viele Frische Luft. Das war ihm erst aufgefallen, als viele Menschen um ihn herum anderen Pferden hinterher geritten waren. Frische Luft war in der Stadt bekanntlich eine nicht ausreichend geachtete Ware, die lernte man erst zu schätzen, wenn man viel im Freien war. Zu Fürchten lernte man es durch eine schreckliche Erfahrung im Freien, wie zum Beispiel in einer Menge schwitzender Leute durch die Landschaft zu reiten. Alles in allem war es eine beschissene Woche für ihn gewesen. Er freute sich nicht gerade darauf, Chiarah alles erörtern zu müssen. Mehr fürchtete er sich vor der Erinnerung, was er alles getrieben hatte. Vermutlich würde er sich erinnern, wenn er am nächsten Morgen aufwachte. Es gab folglich nur eine Möglichkeit: Er durfte nicht einschlafen!
Sich umdrehend knallte er mit der Vorderseite an den nächstbesten Baum. Da schlief er, einer unangenehmen Erinnerung entgegenblickend.
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Boldoin ging missgelaunt in die Richtung in die Berann ihn führte.
„Bald müssten wir Reddock erreichen!“ sagte der Dunkle, doch dies hatte er die letzten Stunden schon so oft gesagt, das Boldoin es nicht mehr so recht glaube. >Ich glaub wir haben uns verlaufen< dachte der Bärtige, was seine sowieso schon bedrückte Stimmung auf ein neues ins Bodenlose Negativ brachte.
„Wald! Überall dieser Wald!“ murmelte Boldoin so leise das es wie ein Selbstgespräch klang, doch so laut, das Berann es hören musste.
„Nur ruhig Blut mein........“ doch noch bevor Berann den satz beenden konnte, kamen zwei vermummte Gestalten aus dem Gestrüpp auf die beiden zu.
„Halt im Namen des Königs“ sprach eine der Gestalten in beängstigter Geschäftsmäßigkeit und Boldoin glaubte schon, er könnte mit seinem leben abschließen.
„Wir müssen euch die Augen verbinden oder Ausstechen! Welche der Alternativen bevorzugt ihr?“ fragte der kleine der beiden Rebellen. „Die erste.......“ sagten Boldoin und Berann im Chor.
„Schade *ein lächeln war auf den Gesichter der Beiden Rebellen zu sehen* Doch wenn dies der Wunsch der Beiden...lasst mal raten? Ungewaschen, Bärtig und Stinken wie die Ochsen? ...Nordmänner ist, dann soll es so sein“ und so banden die beiden Rebellen, Boldoin und Berann die Augen zu und führten sie gut 2 Stunden durch den Wald, bis sie ein paar Treppen hinabsteigen mussten und als sie dort unten war lösten die Rebellen ihnen die Augen. „Nun hier seit ihr nun! Reddock eine Hochburg der letzten König treuen. Doch ich warne euch! Benehmt euch“ sonst...“ und ohne seinen Satz zu beenden, ging der Rebell weg.
„Nun ging ja noch“ sagte der Dunkle mit einem lächeln auf dem Gesicht „ Doch nun mein Bärtiger Freund, wir müssen uns ihr leider fürs erste trennen. Ich werde die hier lebenden mit meinen Erzählungen aus besseren und glorreichen Tagen aufmuntern. So dann...“ und so verabschiedeten sich die Beiden und Boldoin war wieder allein.
Boldoin ging eine Zeit lang ziellos durch das Rebellenlager, bis er auf einem Stand mit Waffen traf und anfing unsicher die dort liegenden Schwerter zu begutachten.
Nach einiger zeit Tippte eine Hand den Bärtigen auf die Schulter, der bei der Berührung leicht zusammen zuckte. „kann ich euch helfen?“ fragte die Stimme, die zu der Hand gehörte die Boldoin an getippt hatte.
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Da waren Nolan und Tavik nun losgestiefelt, aus der Stadt hinaus in die Wildnis, wenn man es denn hier so nennen konnte. Im Gegensatz zu Khorinis, der wilden und schönen Insel, war das myrtanische Land ein guter Witz. Viel zu viel Wald und Wiesen, dann auch noch in einem Maßstab, dass es dem langjährigen Inselbewohner doch etwas abstieß. Der Sandstrand war rasch gefunden, entpuppte sich aber nicht gerade als Spazierpfad, sondern als knüppeldicker Abenteuerweg. Felsen, Sand, Meer. Tagsüber ein Traum, gegen Abend die Hölle. Seufzend drehte Tavik den Kopf zu Nolan und musterte seinen neuen Begleiter.
"Siehst aus, als könntest du mit dem Ding da umgehen.", stellte der Bauer fest und nickte in Richtung des Bogens, der dort über der Schulter hing. Nolan nickte nur und stiefelte weiter. Tavik war zwar nicht nach reden zumute, aber er wollte das Ganze nicht in Schweigsamkeit versinken lassen.
"Warum hilfst du mir?", fragte er. Nolan grinste kurz.
"Endlich mal etwas sinnvolles aus deinem Munde.", sagte der Jäger, was Tavik gespielt überhörte.
"Sagen wir es so... ich habe Anstand, habe Mitgefühl und habe eine Familie in Ardea zu versorgen. Ich weiß also wie du dich fühlst und wie dir zumute ist. Deswegen helfe ich dir. Und indem wir das Kleine Übel vernichten, schaden wir auch dem Sehr Großen Übel. Verstehst du?"
Tavik schwieg, dann nickte er. Nolan fuhr fort:
"Ich seh es einfach als etwas Gutes an, jemandem zu helfen, der in der Not ist. Deswegen bin ich damals in die Armee gegangen, mit dem Kindheitstraum, auf dem Schlachtfeld zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Beides fand ich nicht, nur Felder voll Blut."
"Du warst auch in der Armee?", fragte Tavik erstaunt.
"Natürlich, Infanterie. Keine große Nummer, typisches Kanonenfutter. Du?"
"Ebenso, musste raus nachdem unser Befehlshaber Mist gebaut hat. Dann hab ich mich nach Khorinis abgesetzt und dort ein beschauliches Bauernleben geführt. Nun, bis vor einiger Zeit." Der Bauer schaute zu den Sternen hinauf, kühler Wind ließ sein rotblondes Haar wehen und das Meer schwappte dort Welle für Welle in den Strand.
"Lass uns weiterziehen, morgen sollten wir sie erreicht haben. Und dann gibt es kein zurück mehr. Entweder wir oder sie!"
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