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“Drama….ich meine…Taeris..“
Keine Reaktion.
“…Ja…..wie auch immer. Der Käpptn will dich sehn. Es klang ziemlich nach sofort.“
Pelly schien eingesehen zu haben, dass er wohl einfach kein bestätigendes „Hmm“ oder „okay“ oder „aye aye“ bekommen würde. Man konnte wohl ebenso versuchen mit dem Mast oder dem Ruder zu reden.
Taeris seufzte nur und wartete, bis Pelly sich verdünnisiert hatte. Win’Dar wollte ihn also sprechen? Oder wollte er ihn doch nur unter vier Augen sprechen, um ihn nicht vor Sonjas Augen aus dem Weg räumen zu müssen? Taeris wusste es nicht.
Mit sich selbst ringend starrte er weiter auf den langweiligen grauen Horizont. Aber was hatte er schon für eine Wahl. Er konnte ebenso gut hier stehen bleiben und ewig davor weglaufen, während ihm die Fragen langsam den Verstand raubten.
Er wollte es einfach hinter sich bringen.
Langsam schlurfte er über das Deck in Richtung Kapitänskajüte. Was ihn dort erwartete konnte ihm ja ohnehin egal sein. Langsam zog er die Tür zur Kapitänskajüte auf und trat ein. Er war unbewaffnet, seine Schwerthand zierte ein Verband, in den immer mal wieder etwas Blut sickerte.
“Du wolltest mich sprechen?“
sprach er unnötiger Weise und lehnte sich in den Türrahmen. Gleichgültigkeit lag in seinen Augen, ebenso wie in seinem Tonfall.
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"Tür zu", sagte Win'Dar. "Das ist ne Sache zwischen uns zweien."
Er hatte es sich hinter dem Schreibtisch bequem gemacht und die Füße faul hochgelegt. In seinem Schoß lag ein Schmöker voller Wissen, das für ihn ebenso schwer verdaulich war wie Salzwassersuppe. Dennoch war es ein schwerwiegendes Argument, das man im Zweifelsfall gut werfen konnte.
"Wo wollen wir anfangen."
Eigentlich war es keine Frage und Win'Dars Blick galt eher der Aussicht aus dem Fenster als Taeris. Er griff nach der Tasse neben sich und blies gedankenverloren in die heiße Brühe.
"Wie wäre es, wenn du mir erst einmal erzählst, was diese Scheiße gestern sollte. Wie du vielleicht mitbekommen hast, erreichen wir bald Khorinis und um ehrlich zu sein, bin ich darüber verflucht froh. Wie dir vielleicht aufgefallen ist, bin ich von dieser ganzen Kapitänskacke leicht überfordert. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was in den Köpfen dieser Leute vor sich geht und bis ich das herausgefunden habe, bin ich wohl oder übel gezwungen, nach ihren Spielregeln zu spielen und dabei kann ich es mir verdammt noch mal nicht leisten, mich von irgendsoeinem Holzkopf sabotieren zu lassen, der aufgrund seiner beschissenen Rachephantasien jegliches Gefühl für Perspektive verloren hat."
Inzwischen hatte er sich zu Taeris herumgedreht und die Ellenbogen auf den Tisch gestützt.
"Falls es dir entgangen sein sollte: Wir sitzen hier alle im selben Boot. Vielleicht solltest du dir einmal überlegen, ob du deinen persönlichen Stolz nicht für ein paar Tage zurückstellen solltest. Was glaubst du, was ich hier mache? Mir die Eier schaukeln und einen auf Großen Käpt'n machen? Tsk. Mich wundert, dass uns diese Kerle nicht längst die Kehle durchgeschnitten haben. Mir geht es einzig und allein darum, dass es auch dabei bleibt. Warum hab ich dich wohl zu meinem Stellvertreter ernannt? Weil ich jemanden gebraucht habe, der den Leuten im Zweifelsfall etwas in den Arsch treten kann! Und damit wir uns gegenseitig aus dem Weg gehen können. Ich bin ehrlich genug um zuzugeben, dass ich es nicht nur aus Wohlgefallen getan hab. Wenn es allein nach mir ging, würdest du längst Rückenschwimmen üben. Aber ich bin in letzter Zeit öfters dazu gezwungen worden, meine Entscheidungen zu überdenken. Vielleicht solltest du auch mal damit anfangen. Wenn nicht für dich, dann wenigstens für Redsonja."
Win'Dar lehnte sich zurück und nahm einen guten Schluck. Seine Finger trommelten leise auf den Tassenrand.
"Wer ist Alrik?", fragte er plötzlich.
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Schweigend sah Taeris Win’Dar an. Der halbe Monolog, den er ihm an den Kopf geworfen hatte war mehr oder weniger an ihm vorbei gezogen. Taeris wollte sich wirklich eine Antwort zurecht legen. Irgendetwas Wohlüberlegtes erwidern. Etwas Abweisendes, kühles. Eine Antwort, die seinen Stolz bewahren konnte aber dennoch nicht völlig verblendet wirkte. Und dann zündete Win’Dar die Bombe.
Was ging ihn schon Alrik an? Wut stieg in Taeris empor. Ein Griff ins Leere erinnerte ihn daran, dass er seine stechenden und spaltenden Argumente in seiner Kajüte gelassen hatte. Was ging ihn schon überhaupt irgendetwas an? Was bildete dieser überhebliche…
Er zügelte sich. Zumindest gab sich der letzte kümmerliche Rest von Verstand verzweifelt Mühe, ihn irgendwie vor einer dummen Antwort zu bewahren.
Die Frage hing immer noch im Raum.
“Ich wüsste nicht was dich das…“
Er schnitt sich selbst das Wort ab, verkniff sich den Satz. Er räusperte sich – es wirkte fast verlegen – und griff nach dem Stuhl, der vor dem Schreibtisch des „Kapitäns“ stand. Mit einer kraftvollen Handbewegung drehte er ihn auf der Stelle und setzte sich mit der Stuhllehne nach vorn vor den Tisch. Auf die Lehne gestützt blickte er Win’Dar an, während er ihn eindringlich musterte.
“Es spielt ohnehin keine Rolle, ob du es weist oder nicht…also kann ich es dir ebenso gut sagen…“
murmelte Taeris und fuhr fort. Er fing in Gorthar an. Er erinnerte sich, dass er dort sogar Win’Dar getroffen hatte…und nicht allzu lange nach eben diesem Treffen war er auch Alrik in die Arme gelaufen. Taeris ließ wenige Details aus, erzählte alles woran er sich erinnerte. Er erzählte von der Schlacht, in der er notdürftig das Kommando über die im Exil lebenden Orkjäger übernommen hatte….über die Zeit in der er sich mit Alrik angefreundet hatte und die Orkjäger bis nach Khorinis geführt hatte, wo sie Seite an Seite mit den fliehenden Bewohnern der Insel gegen die Orkinvasoren fochten. Er erzählte von der Besiedlung der Clans….und von Alriks Verrat. Wie er den alten Clanlord umgebracht hatte und gegen Taeris gekämpft hatte. Wie er den Clan für einen Angriff seiner Orkverbündeten hatte schwächen wollen, weil er schwach und gierig gewesen war und so auf die leeren Versprechungen der Orks hereingefallen war. Er hatte die Macht über Nordmar gewollt.. und dafür seine Freunde verraten.
Taeris ließ den Teil aus, der das ganze für ihn derart verschlimmerte. Er verschwieg Win’Dar, dass er sich dafür verfluchte, dies in seinem persönlichen Kreuzzug gegen die Orks nicht gesehen zu haben… Er verschwieg ihm, dass es nur ein Glied in der Kette aus Versagen und Verrat war. Er würde es ohnehin in seinen Augen lesen können. Sonst wäre er nicht auf diese Frage gekommen.
Als Taeris geendet hatte, kehrte wieder Schweigen in der Kajüte ein.
“Diese…Geisterjagd…ist alles was mir bleibt….“
murmelte Taeris. Er fragte sich, wie Win’Dar überhaupt auf diese Frage gekommen war. Er fragte sich, wieso er ihm dies alles erzählte.
“Ich habe so ziemlich alle im Stich gelassen, die sich auf mich verlassen haben. Du verschwendest deine Zeit…"
murmelte er und starrte auf die Tischplatte. Was spielte es schon für eine Rolle... Es machte keinen Unterschied. Es änderte nichts.
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Im Grunde genommen hatte Win'Dar derartige Geschichten schon dutzendfach gehört. In fünf von sechs Fällen war er sogar der Grund für den Verrat gewesen.
Leute vertrauten einander. Leute verrieten einander.
Wölfe jagten zusammen. Wölfe fraßen sich gegenseitig.
So läuft's.
Wirklich? Bis vor ein paar Wochen hätte ihn nichts von diesem Glauben abbringen können. Doch er wusste, dass die Rutschbahn jederzeit für ihn bereitstand.
"Vor ein paar Monaten hätte ich über deine Geschichte gelacht", gestand Win'Dar. "Ich hab auch damals über Frost gelacht, als ich von seiner Geschichte gehört hab."
Er schaukelte den Kaffee in seiner Hand, gönnte sich einen letzten Schluck und stellte die Tasse ab.
"Inzwischen ist's nicht mehr lustig", meinte er lakonisch.
Er verschränkte die Hände hinterm Kopf und lehnte sich zurück.
"Du tust aber auch wenig, um etwas an deinem Ruf zu verbessern."
Er grinste schief.
"Scheinbar haben wir was gemeinsam."
In seinem Kopf schob Win'Dar Bruchstücke eines großen Bildes herum. In seiner Kajüte wippte er sacht auf seinem Stuhl.
"Alrik also."
Er ließ den Namen über dem Bild kreisen. Wirklich passen wollte er nirgends.
"Vor ein paar Wochen hätte ich den Kerl binnen kürzester Zeit aufspüren können. Tyeah, das war leider vor ein paar Wochen. Leider hat sich in der Zeit einiges geändert. Oder vielleicht auch zum Glück. Wer weiß? Gut, es war wohl besser so. Andernfalls würden wir nicht miteinander reden."
In Ermangelung der Tasse begann Win'Dar auf dem Buch in seinem Schoß herumzutrommeln. Er musste nachdenken.
"Ich kenn in Khorinis einen Mann. Wenn in der letzten Zeit irgendwas Auffälliges passiert ist, wird er es wissen. Gut, in der letzten Zeit ist dort einiges passiert. Aber wenn er seine Arbeit zuverlässig erledigt hat - und das hoffe ich für ihn - wird er über alle halbwegs interessanten Vorkommnisse oder Personen Buch geführt haben. Leider gibt es da ein Problem."
Seine Finger trommelten ein deutliches Dunh-dunh-dunh-dunh.
"Es ist gut möglich, dass ich den Kerl beseitigen muss. Das werd ich herausfinden müssen. Wenn der Kerl so gerissen ist, wie ich vermute, wird er sich jedoch ein paar gute Freunde angelacht haben. Und ehrlich gesagt habe ich wenig Lust, meine Hand in ein Wespennest zu halten."
Seine Braue hob sich, als er auf Taeris' Hand blickte.
"Ich denke, du hast mit sowas mehr Erfahrung."
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Vorsichtig schob Redsonja die Tür zur Kajüte des Kapitäns auf, denn draussen an der frischen Luft war es ihr langsam aber sicher zu kalte geworden, zudem hatte sie Sehnsucht nach der Wärme ihres Geliebten. Abgesehen davon hatte sich weder Taeris noch Win'Dar in letzter Zeit blicken lassen. Das veranlasste sie zur Sorge.
Was sie jedoch vorfand, als sie eintrat überraschte sie im höchsten Masse.
Haben mir die beiden die ganze Zeit nur etwas vorgespielt?
War ihr erster Gedanke, welcher sich Augenblicke später wieder in Luft auflöste.
„Guten Abend die Herren, lasst euch nicht unterbrechen.“
„Ich wollte sowieso gerade gehen.“
Entgegnete Taeris ziemlich schnell und Redsonja mochte den Blick noch immer nicht, welchen er ihr dabei zuwarf. Dann zog er sich ohne weiteren Kommentar zurück, aber es schien, als würden immer noch Fetzen des Gespräches zwischen den beiden Männern in der Luft hängen.
„Was wollte Taeris von dir?“
Fragte die ehemalige Söldnerin etwas misstrauisch.
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"Ich wollte mit ihm reden", antwortete Win'Dar wahrheitsgetreu.
"Wenn noch ein paar Bröckchen Hirn in seinem Kopf herumtreiben, wird er zumindest darüber nachdenken. Ich halt ihn zwar immer noch für einen Stinker, aber immerhin hat er diesmal die Fäuste bei sich gelassen."
Er seufzte, schwang die Beine vom Tisch und legte das Buch beiseite, damit sie sich auf seinen Schoß setzen konnte.
"Sieh dir den Mond an", meinte er mit einem Blick aus dem großen Fenster. "Eines der wenigen Dinge in meinem Leben, die stets konstant geblieben sind. Auf ihn konnte ich mich immer verlassen."
Er legte den Kopf auf ihre Schulter und strich ihr sacht über den Bauch.
"Morgen werden wir wohl Khorinis erreichen. Seltsam, aber ich glaub, ich werd das Schiff vermissen. Hier auf See sind wir halbwegs sicher. Hier haben wir zumindest abends unsere Ruhe."
Er schloss die Augen. Versuchte den Moment irgendwo tief in seinem Gedächtnis einzusperren. Irgendwo, wo ihn diese verfluchte Keuche niemals finden konnte.
Als er die Augen wieder öffnete, schwammen kleine Monde darin.
"Es gibt in Khorinis jemanden, den ich besuchen muss. Mit etwas Glück wird Taeris mich begleiten. Wir werden schnell handeln müssen. Im Gegensatz zum alten Galweron ist es gut möglich, dass er mich erwartet. Er ist gerissen und wird jede Chance nutzen. Aber was red ich. Vielleicht haben wir auch Glück und er wird uns helfen. Vielleicht..."
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Er hatte ganz vergessen wie langweilig so eine Schiffsreise war. Es war unglaublich. Nachdem er das Buch, das er hier gefunden hatte, zum zweiten Mal durchgelesen hatte, bekam die Langeweile neue Dimensionen. Es wurde kurzzeitig besser, als Taeris und Win'Dar anfingen ihre Freundschaft so richtig an den Tag zu legen und Taeris dem Mann ein paar Schläge mitgab. Kurz danach durfte Marvin sogar beobachten wie Sonja ihrem alten Freund an die Kehle ging und kurz davor war ihm diesselbige durchzuschneiden, aber das blieb Taeris erspart.
Das Problem daran war, die Langeweile war zurück. Bis auf einmal am Vormittag ein Pirat vom Ausguck herunterkletterte, die letzten zwei Meter sprang und laut schrie: »Land!« Marvin stand sofort auf und packte ihm am Kragen.
»Was hast du gesagt?« fragte er wie von Sinnen, endlich schien er dieser Langeweile entkommen zu können.
»Land« wiederholte der Pirat nochmal, worauf Marvin ihn los ließ. Auf einmal standen alle Piraten an der Reling und versuchten Khorinis zu erblicken, als auf einmal lautes Lachen über das Schiff dröhnte.
»Gott seid ihr leicht reinzulegen.« Der Hoffnungsverkünder lag krampfhaft lachend auf dem Boden und schien sich gar nicht mehr einzukriegen. Nicht einmal als Marvin mit ruhiger Miene auf ihn zuging und am Kragen emporhob, erst als er merkte, dass der Orktöter sich mit ihm auf den Schultern der Reling näherte, begann sein Lachen zu verstummen.
»Was machst du da?« fragte er kleinlaut
»Inquisitor spielen.« gab Marvin zurück und warf ihn kurzerhand ins Meer. Auf einmal war die Aufmerksamkeit geteilt, die einen starrten ihren Kollegen an, die anderen Marvin.
»Worauf wartet ihr? Zieht den Idioten wieder raus bevor ihn die Haie kriegen.« bellte Marvin sie an, »Schad' drum, wärs ja nicht.« fügte er etwas leiser hinzu. Die Langeweile tat ihm eindeutig nicht gut, gar nicht gut.
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Schon wieder will er mich irgendwo in Sicherheit zurücklassen, während er mit Taeris die Drecksarbeit erledigt. Als ob sie meine Hilfe nicht gebrauchen könnten und ich gerne voller Sorgen auf seine Rückkehr warten würde.
Dachte sich Redsonja, leicht mürrisch und beschloss gleichzeitig sich nicht so leicht abwimmeln zu lassen. Dann erreichte sie das Deck, wo gerade ein Pirat aus dem Wasser gefischt wurde.
„Was ist hier los?“
Fragte sie streng, worauf Pelly eifrig zu berichten begann, was sich zugetragen hatte. Die rothaarige Kriegerin lauschte gespannt, zog dann die Augenbrauen hoch und musterte Marvin mit finsterem Blick. Sie konnte nicht noch mehr Ärger gebrauchen und den Piraten war anzusehen, dass sie den Schmieden am liebsten gleich am nächsten Mast aufknüpfen würden. Die Tatsache alleine, dass er viele ihrer Kameraden niedergemäht hatte reichte dazu eigentlich schon und nun hatte sie auch noch einen aktuellen Anlass dazu. Ganz abgesehen davon, dass ihnen einfach nur langweilig war.
„Marvin, ich denke wir zwei statten jetzt dem Kapitän einen Besuch ab. Pelly, kommst du auch gleich mit?“
Dieser deutete jedoch auf den Horizont statt zuzustimmen.
„Land in Sicht.“
Meinte er breit grinsend.
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»Marvin, ich denke wir zwei statten jetzt dem Kapitän einen Besuch ab. Pelly, kommst du auch gleich mit?« Der Waffenschmied hätte ihr fast mit "Bist du meine Mutter?" geantwortet, es aber dann gelassen, er wollte ja sein Höflichkeit wahren, auch wenn das etwas absurd erscheinen mag, wenn man bedachte, dass er gerade nicht ganz so höfich war und einen Piraten über Bord befördert hatte. Das sich auch alle so darüber aufregen mussten, dass er dem Piraten ein Bad gegönnt hatte, dass er seinem Geruch nach zu urteilen sowieso gebraucht hätte und es hatten ihn nicht mal irgendetwas angeknabbert, also warum mussten sich alle so aufregen. Andererseits konnte ihn sowieso keiner der Piraten auf diesem Schif leiden, er hatte ihnen auch keinen Grund dazu gegeben, wahrscheinlich würde er es nicht mehr tun. Und jetzt sollte er mit Pelly und Redsonja zu Win'Dar, dem Kapitän gehen. Der Orktöter fragte sich gerade ob das alles nicht ein großer Fehler gewesen war.
Dann berichten wir eben dem Kapitän Bescheid, vielleicht lässt er mich ja Kiel holen oder wie man das schimpt, dann wär wenigstens mit der Langeweile Schluss dachte sich Marvin und machte sich an, voraus Richtung Kapitänskajütte zu gehen, schließlich wollte er sich nicht auch noch wie ein kleines Kind an der Hand führen lassen.
»Land in Sicht.« Kurz dachte der Einhandlehrmeister es sei ein neuer Scherz, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sich das nach dieser Aktion noch einer traute und tatsächlich, diesmal war es ernst gemeint, am Horizont zeichnete sich blass die Küste von Khorinis ab. Jedenfalls war es wahrscheinlich Khorinis.
»Wird auch Zeit.« grummelte Marvin.
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„Los, schau zu, dass du deinen Hintern unter Deck bekommst.“
Befahl Redsonja relativ wütend, denn sie spürte die Spannung, die sich langsam unter den Anwesenden aufzubauen begann. Pelly begleitete die beiden nicht, sondern machte sich mit dem Rest der Crew daran langsam den Anlauf in den Hafen vorzubereiten. Der jungen Frau war das nicht unrecht.
Sie lief schweigend neben Marvin her, bis kein Pirat mehr in Hörweite war, dann fuhr sie ihn an.
„Mach keinen so sauren Stein. Sei lieber froh, dass du noch lebst. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Wolltest du selber als Fischfutter enden? Bei den Piraten gelten andere Regeln und du bist ein Aussenseiter. Sie werden es niemals akzeptieren, dass du Hand an einen der ihren legst, nachdem du faul auf dem Schiff rumgegammelt hast, sie dich und uns aus einem unerfindlichen Grund am Leben gelassen haben... Bürschchen, lass dir eines gesagt sein: Ich werde es nicht zulassen, dass du uns noch ein Grab schaufelst bevor wir Khorinins erreichen. Also halte dich in deiner Kajüte und lass um Himmels Willen die Piraten in Frieden, ich werde nicht nochmals deinen Kopf aus der Schlinge ziehen.“
Schloss sie und es war ihr bitterer Ernst.
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Langsam wurde es interessant, jetzt durfte er sich auch noch von Sonja anschnauzen lassen. Sie mochte ja durchaus Recht haben, auch wenn er nicht das Gefühl gehabt hatte, dass jemand vorhatte auf ihn loszugehen, aber das konnte man natürlich nicht wissen. Jedenfalls ging es ihm gehörig gegen den Strich, dass Sonja meinte hier ein mords Gezetter machen zu müssen.
»Ist ja schon gut verdammt und jetzt komm wieder runter.« entgegnete Marvin, obwohl er wusste, dass es das kein bisschen besser machen würde. Sonja schien auch nicht den Anschein zu machen als hätte sie vor sich zu beruhigen aber Marvin kam ihr zuvor.
»Und außerdem, mag ja gut sein dass ich da oben grad mein Leben ein bisschen auf die Klinge gestellt habe, mag ja gut sein, dass du mir den Arsch gerettet hast, aber verdammt nochmal, wenn ich mein Leben riskiere ist das immer noch meine Sache. Kein Problem, wenn du mich rettest, das ist die eine Sache, aber ich bin immer noch freiwillig mit euch mitgegangen also red' nicht mit mir als wärst du meine Mutter oder mein Befehlshaber!« Es kam ein bisschen schroffer rüber als geplant, aber es passte auch gerade zu seiner Stimmung.
Geändert von Marvin (30.01.2008 um 17:40 Uhr)
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Verständnislos und traurig schüttelte Redsonja den Kopf. Es war hoffnungslos. Er musste seine eigenen Erfahrungen sammeln, aber dass er dadurch Taeris, Win'Dar, sie und den Rest ihrer alten Besatzung ebenfalls in Gefahr brachte schien ihn nicht einmal zu kümmern – besser ausgedrückt wollte er es schon gar nicht einsehen. Traurig aber wahr. Sollte er sie beschimpfen wie er wollte. Sie war fertig mit ihm. Es war auch sinnlos nochmals mit ihm zu sprechen. Es blieb ihr sowieso nur zu beten, dass er keinen grösseren Unfug anstellte solange sie noch im selben Boot sassen. Doch sie würde ein Augen auf ihn haben.
So machte sie ohne ein weiteres Wort zu verlieren auf dem Absatz kehrt.
Sie brauchte dringend frische Luft, denn ihr war schon wieder übel. Ob das von dieser Unterredung eben kam oder vom ewigen Geschaukel, fragte sie sich und atmete einmal tief durch. Der Wind, der ihr entgegen wehte tat gut. Er beruhigte ihren erhitzten Kopf wieder etwas.
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"Käpt'n auf Deck!", hallte es über das Schiff.
Die Stufen knarzten unter Win'Dars Stiefeln, als er die Treppe zum Achterdeck hinaufstieg und an seiner Lieblingsstelle Position bezog. Er ließ den Blick mehrere Sekunden über die versammelte Mannschaft schweifen, dann streckte er fordernd die Hand zur Seite. Sofort wurde ihm eine heiße Tasse gereicht.
Win'Dar nickte zufrieden und nahm einen tiefen Schluck.
"Wie ihr sehen könnt, nähert sich unsere Reise ihrem Ende", begann er dann mit erstaunlich kräftiger Stimme. Er hatte heimlich geübt. "Dort vorne liegt Khorinis. Für diejenigen, die es verpasst haben: In dem Kaff geht's übler zu als in Fjerns Kombüse."
Leises Lachen. Irgendwer klopfte dem Smut kameradschaftlich auf die Schulter.
"In Khorinis landet all das Gesocks, das Adanos' Teich nicht geschmeckt hat. Der ganze Abschaum, den sonst kein Schwein haben will. Wir werden den Hafen anlaufen und die nächsten zwei Tage nutzen um das Schiff wieder flott zu machen und Vorräte zu beschaffen. Danach--"
"Plündern!", rief jemand dazwischen.
"Yarr!", hallte es aus einem Dutzend Kehlen.
"Eben nicht", würgte Win'Dar die Euphorie ab.
Unverständnis und offene Mäuler.
"Warum nich? Ham wir doch immer so gemacht!"
"Und man sieht ja, was dabei rausgekommen ist!", warf Win'Dar dagegen. "Was würde es uns bringen, Khorinis gleich zu überfallen?"
"Öhmm... Gold un' Rum?", schlug jemand vor.
"Und was noch?"
"Mhm... Weiber?", kam der nächste Vorschlag.
"Die ganze scheiß Stadt hätten wir gegen uns!", rief Win'Dar, "Und dann können wir mit nem lädierten Kahn zum nächsten Hafen schippern um ihn wieder zusammenflicken zu lassen!"
"So weit hab ich gar nich gedacht", murmelte jemand.
"Deshalb habe ich einen Plan ausgearbeitet, wie wir aus der Sache deutlich mehr Profit schlagen können. Ich hab Pelly die Einzelheiten erklärt und er wird zusammen mit unserem Opa hier das Kommando übernehmen, solange ich mit ein paar anderen die Lage erkunde. Ich habe die Route zum alten Lager des berüchtigten Käpt'n Greg eingezeichnet und dort werden wir uns wieder treffen. Mit etwas Glück finden wir sogar noch'n Teil seines Schatzes. Was ich jedoch weiß: Wenn wir mit Khorinis fertig sind, wird's unten eng werden, weil der Frachtraum voll mit Gold sein wird!"
"Yarr!"
"Also, ihr Krabben, rein in die Wanten!"
"Yarr!"
Win'Dar gönnte sich einen weiteren Schluck des mittlerweile lauwarmen Getränks. Sein Blick war auf den Horizont gerichtet, an dem sich Khorinis wie der Rücken eines auftauchenden Wals krümmte. Im Westen begannen sich dunkle Wolken zu sammeln, doch er war zuversichtlich, dass sie den Hafen lange vor dem Sturm erreichen würden. Er lächelte dünn. Wenn sein Plan aufging, würde sich Khorinis bald vor mehr als einem Sturm fürchten müssen.
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Mit stoischer Ruhe stieg Taeris die Treppe hinauf, die vom Unterdeck nach oben führte. Grünlich grauer Rauch stieg über seinem Kopf auf, während er in Gedanken versunken weiter ging. Sein Blick ruhte auf seinen Handschuhen, die er sich mit recht großer Mühe übergezogen hatte. Die Schnittwunde war zwar noch nicht wirklich toll verheilt, aber nachdem sich die Fäden gelöst hatten, da sie ohnehin nicht wirklich gehalten und auch nicht unbedingt etwas positives zum Heilprozess beigetragen hatten, trug er nur noch einen relativ dünnen Verband um seine rechte Hand. Das Leder der Handschuhe knackte, als er prüfend die Fäuste ballte. Es war nicht ganz einfach gewesen, den Handschuh über den Verband zu ziehen. Aber es hatte dann doch noch geklappt. Oben angekommen stieß er die Tür auf und trat nach draußen, wo geschäftiges Treiben herrschte. Nach Win’Dars kleiner Ansprache war er unter Deck gegangen um seine Sachen zu holen.
Als er nun also wieder das Oberdeck betrat waren die Piraten bereits dabei an zu legen. Verborgen im Schutze des Nebels und der Dunkelheit lagen die Häuser der Stadt. Der Hafen wirkte alles andere als einladend.
Misstrauisch sah Taeris sich um und stapfte über das Deck, während er seine Waffengurte auf ihren Sitz kontrollierte. Das Kurzschwert Eisschneide hing in der Schlaufe am Gürtel, der Zweihänder hing sich sicher im Rückengurt und den die meiste Zeit etwas lästig zu tragenden Bogen hatte er geschultert. Sogar einige Pfeile hatte er an Bord des Schiffes gefunden und sie in seinen Besitz übergehen lassen.
Ein Stück weiter vor sich sah er diesen einen Kerl, der sie seit Vengard begleitete. Marvin oder wie der Kerl hieß. Er schien ebenfalls damit beschäftigt zu sein, seinen Krempel zu ordnen und ziellos vor sich her zu laufen. Taeris musste fast schmunzeln als er an die kleine Auseinandersetzung zwischen ihm und Sonja denken musste, die er am Rande mitbekommen hatte. Er ging an ihm vorbei, wobei er ihn etwas unsanft anrempelte.
“Immer auf den Rücken aufpassen…“
murmelte Taeris gut hörbar für ihn und musste grinsen, als er sich an der Reling postierte um zu warten, bis die Piraten angelegt hatten. Die Segel über ihren Köpfen wurden gerafft und man merkte deutlich, wie das Schiff langsamer wurde. Das war in Taeris´ Augen auch ganz gut so, da die Kaimauer immer näher rückte. Ein paar Hafenarbeiter standen am Kai und schienen sich über irgendwas zu unterhalten. Schallende Rufe drangen bis an die Ohren der Schiffsbesatzung. Drei leuchtende Punkte glimmten in der Dunkelheit auf Augenhöhe der Gestalten auf. Sie rauchten. Irgendwie schien es die Hafenarbeiter nicht so recht zu interessieren, dass da gerade ein Schiff anlegen wollte. Doch die Piraten verstanden es ganz gut auf sich aufmerksam zu machen und zitierten die Arbeiter mit Pfiffen und Drohrufen herbei. Was genau die Gestalten letzten Endes dazu motivierte herbei zu kommen und die hinübergeworfenen Leinen auf zu fangen und zu vertäuen erschloss sich dem ehemaligen Söldner jedoch nicht so recht. Das Schiff verlor weiter an Fahrt. Einige Matrosen hielten lange Holzstäbe in Händen und versuchten das Anstoßen des Schiffes an der Kaimauer damit zu verhindern. Gelangweilt wanderte Taeris´ Blick von den Dingen fort, von denen er ohnehin keine Ahnung hatte und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erspähen. Die Stadt wirkte bedrohlich und verlassen. Nur wenige Menschen hielten sich zu dieser Zeit noch auf den Straßen auf.
Er war lange nicht mehr hier gewesen. Aber man hatte einiges an Geschichten und Erzählungen von hier gehört…. Und Win’Dars Ansprache hatte auch nichts wirklich gutes verheißen lassen.
Mit ausdrucksloser Miene wartete er an der Reling, bis die Piraten fertig mit dem Vertäuen waren und ging schließlich mit den anderen von Bord. Es war immer wieder ein angenehmes Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auch wenn es wie in diesem Fall die nassen und bröckeligen Pflastersteine des khorinischen Hafens waren. Ein letztes Mal stieß er den Rauch durch seine Nase und schnippte den Rest des Krautstängels zu Boden, wo er ihn unter der Sohle seines Stiefels austrat, ehe er sich skeptisch umsah.
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Die Unsinkbar II glitt durch das Wasser, ein paar Matrosen arbeiteten oder unterhielten sich. Die letzten Tage zwei Tage auf See waren ziemlich ereignislos gewesen, Ardogon und sein Trainingskollege Humpaaa trainierten jeden Tag ein paar Stunden im Lagerraum oder halfen der Crew bei den anfallenden Arbeiten.
Ardogon war gerade in ein Gespräch mit dem Kapitän vertieft, als er aus den Augenwinkeln heraus etwas am Horizont bemerkte. Er machte den Seefahrer auf das etwas aufmerksam, der daraufhin angestrengt spähte. Wenige Augenblicke später ertöhnte vom Ausguck heraus ein Ruf: "Ein Myrtanisches Schiff!"
Die besatzung des Schiffes musste sie auch bemerkt haben, denn sie steurten auf sie zu. Als sie noch hundert Meter weit enfernt waren, weiteten sich die Augen des Kapitäns. "Piraten! Verdammt, jetz könnt ihr zwei mal zeigen, was ihr draufhabt." Er wandte sich der Crew zu und erteilte Befehle zur Verteidigung.
Schon prasselte ein Pfeilschauer auf sie herab. Die meisten konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch zwei Matrosen und eine Schiffswache wurden von den Pfeilen gespickt. Die Piraten waren schon bald sehr nahe. Gegröle und laute Jubelschreie ertönten von ihrem Schiff aus. Die Unsinkbar II konnte schon lange nicht mehr abdrehen. Jetzt mussten sie sich mit der blanken Waffe verteidigen.
Die ersten paar Seeräuber sprangen auf ihr Schiff, den Säbel in der Hand. Den ersten streckte der Kappitän mit einem wuchtigen Schlag seines Schwertes nieder, doch auch er geriet bald in Bedrängnis.
Ardogon und Humpaaa zogen ihre Waffen und standen den anderen bei. Der erste Pirat, der auf Ardogon zukam, war ein ziemlich großer, schwerer Mann, der, so schien Ardogon, den Kopf eines Menschen mit bloßer Hand zerdrücken konnte. Er führte einen kräftigen Schlag von oben. Ardogon musste ausweichen, doch der Pirat setzte ihm nach. Verdammt, für seine Körpermasse ist er ganz schön schnell!
Zum Glück beging der Kämpfer einen Fehler. Er wurde unachtsam. Wahrscheinlich hielt er den Jäger für schwach und gebrechlich, deshalb lachte er und achtete kaum noch auf Ardogons Bewegungen. So gelang es ihm nach einem Ausweichmanöver, aus der Drehung zuzuschlagen, und den Piraten tödlich zu verwunden. Überrascht fiel der Hühne zu Boden und rührte sich nicht mehr. Doch der Kampf ging weiter.
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Erlesene Kabinen für Reisende, Unterhaltung an Bord, und der beeindruckendste Sonnenuntergang, wenn ihr auf Bakaresh zurückblickt.
Die Kabine war dermassen erlesen, dass James es selbst bei dem kalten Wetter vorzog, sich draussen aufzuhalten. Die Unterhaltung an Bord beschränkte sich auf das Karten spielen mit der Schiffsbesatzung, wobei die Seeleute relativ rasch herausgefunden, dass James Bond Magier war (was dank Robe keine intellektuelle Spitzenleistung war) und ihm deswegen das Mitspielrecht entzogen, aus Angst, er würde betrügen. Dass sie einander gegenseitig über den Tisch zogen (was, wenn der Alkohol reichlich geflossen war, auch durchaus wörtlich zu verstehen war) war offensichtlich kein Grund, mit dem Spielen aufzuhören. Was blieb noch von der Aussage des Hafenkerls in Bakaresh übrig? Ach ja, richtig, der beeindruckende Sonnenuntergang. Nur blöd, dass man Bakaresh nicht mehr sehen konnte, als die Sonne dann unterging. Und bei dem Wetter... Aber egal, schliesslich machte James diese Überfahrt nicht mit, um Sonnenuntergänge zu betrachten - das wurde spätestens nach dem dritten sowieso langweilig - sondern um nach Gorthar zu gelangen, wo Solaufein ihm dann eine Erklärung abgeben durfte.
James Bond zog seine Robe enger an sich. Mittlerweile machte sich die kurze Leidenszeit, die er mit der dicken Robe in Bakaresh auf sich genommen hatte, bezahlt. Auf dem Meer war es kalt und der Priester war davon überzeugt, dass es im Gorthar selbst ähnlich kalt sein würde. In der Wüste verlor man ja jegliches Gefühl für die Jahreszeiten. Dort gab es nur heiss und heisser.
Der Magielehrmeister nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und drehte den Kopf in die entsprechende Richtung. Ein Crewmitglied hatte sich beinahe lautlos genähert und blickte den Priester prüfend an.
Das Gesicht des Seemannes glich einer Kraterlandschaft, wobei in zwei besonders tiefen Kratern kleine schwarze perlenartige Augen lagen, die den Reisenden musterten. Ein gewaltiger Busch von einem Bart verbarg den Mund und bewegte sich leicht im Wind.
"Dä Guimawöchsa's shim."
"Pardon?"
"Dea Kuimawechsa's schlim."
James nickte nur und sparte sich den Kommentar, dass Aussagen des Seemannes möglicherweise verständlicher wären, würde er Zähne und Lippen mehr als nur eine Haarbreit öffnen. Oder wenn er sich ein wenig rasieren würde, um den Worten einen einigermassen freien Weg zu ermöglichen.
Der Mann murmelte etwas weiteres und verwarf dann scheinbar ratlos die Hände, was geradezu lächerlich wirkte, weil er dabei fast aus dem Gleichgewicht geriet. Irgendwie fehlte dem Kerl nur noch der Papagei auf der Schulter, um perfekt ins Klischee zu passen. James schüttelte sich leicht, als ihm ein kalter Windstoss die Haare verwehte. Vermutlich war es doch gescheiter, in die Kabine zu gehen. Dort konnte er sich zwar nur mit Mühe umdrehen, aber mittlerweile hatte er den Dreh raus, wie er, ohne sich mehrfach irgendein Körperteil anzustossen, ins Bett gelangte. War zwar noch früh, aber da James bereits gegessen hatte, konnte er genausogut schlafen gehen. Wenigstens war es in der Kabine warm. Stickig zwar, aber auch warm. Trotzdem unverschämt für diese Summe.
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Schummriges Licht lässt Humpaaas sowieso unklaren Blick kein rechtes Ziel finden, es ist zu dunkel um irgendetwas zue rkennen...
Traum, Wirklichkeit, Illusion? Plötzlich ein Schrei, tiefes Schwarz. Und dann beginnt das Morden in seinem Kopf wieder...
Die lautstärke der Schreie dröhnt in Humpaas Ohren, dann das offene Meer. Das Piratenschiff ist schon bedrohlich nahe, es ist eine kleine Kaperschaluppe, für ein Schiff der Kriegsmarine keine Gefahr, für ihren Handelskutter jedoch schon. Der Abstand zwischen den Schiffen verringert sich weiter, man kann die Gesichter der feindlichen Crew erkennen. Sie ist ncht groß, doch es sind alles bewaffnete Männer, im Kampf geschult. Humpaaa vermeidet den Blick in die eigenen Reihen, neben ein paar wenigen Schiffswachen würden sie auf die Unterstützung der Matrosen angewiesen sein.
Enterleinen sirren. Doch keine Feinde kommen herüber, nein, die feige Piratenbrut schickt einen Pfeilhagel vor. Humpaaa schmeisst sich hinter die Reeling, schutzsuchend vor den geschossen, und viele der Männer tuen es ihm gleich, was jedoch nicht verhindern kann dass schon vor eigentlichem Kampfbeginn die ersten Kämpfer getroffen zu Boden sinken.
Dann geht es los, das Entermanöver der Piraten beginnt. Die erste Welle, Männer schwingen sich mit Ohrenbetäubenden Kriegsschreien auf ihr Schiff. Humpaaa hält seine Waffe fest umschlossen, nur Sekundenbruchteile später trifft sie auf den Körper des ersten Feindes der von der Wucht des Schlages über Bord geworfen wird.
Die Tatsache dass die Piraten nicht alle gleichzeitig übersetzen konnten hatte sie davor bewahrt überrant zu werden. Humpaaa weicht einem Schlag aus, er hört das zischen des Entermessers in der Luft. Aus der Drehung schlägt er zu, ohne sein ziel zu sehen, doch der Widerstand auf den sein Streitkolben trifft bestätigt seine Intuition. Ein weitere Schlag gegen die Schulter des schwankenden Hünen und ein weitere Feind geht zu Boden.
Eine neue Welle der Seeräuber macht sich enterbereit, Verstärkung für die Piraten sit das letzte was sie gebrauchen können, doch es wird wohl keinen Weg geben sie abzuhalten.
Keinen Weg?
Diese Rechnung wurde ohne den Steuermann der Unsinkbar II gemacht. Ein scharfes drehen des Ruders lässt Wind in die Segel strömen, eine Welle hebt das handelsschiff an. Die Piraten, die sich schon im Flug auf ihren Tauen befanden habven keine Chance, sie klatschen hilflos gegen den äusseren Schiffsrumpf und versinken in der tiefe des Meeres.
Von all dem bekommt humpaaa nichts mit, er konzentriert sich auf den nächsten gegner. Er blockt einen Schlag mit dem Griff seiner Waffe, den Schmerz den der Aufprall verursacht ignoriert er. Einem weiteren Schlag weicht er durch einen Hechtsprung aus, der ihn kurzzeitig aus der Reichweite des Manne bringt. Er sieht Ardogogon der in einen Kampf mit zwei Piraten verwickelt ist. Humpaaa stürmt auf einen der Männer zu und rammt seinen Körper in dessen Seite, der nciht darauf vorbereitete Mann stürzt zu Boden und findet ein schnelles Ende. Auch den anderen Krieger nehmen Ardogogn und Humpaaa in die Zange, er kann sich nur kurze Zeit der Hiebe erwehren.
Von nun an gehen sie gemeinsam vor, das Schlachtfeld leert sich langsam. Nurnoch wenige Piraten erwehren sich ihrer Haut, der Überfall ist gescheitert.
Dann dreht das Piratenschiff ab und flieht auf die offene See hinaus, die letzen Seeräuber werden ihrem Schicksal überlassen. Humpaaa sieht sich um, der Boden ist gepflastert mit Verwundeten und Toten, viele der Matrosen haben ihr Leben gelassen, ebensovierle Piratenkörper liegen auf dem Deck.
Humpaaa lässt seine Waffe sinken als ihn ein Schlag von hinten trifft.
Dunkelheit...
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Endlich war der Kampf vorüber. Ardogon hatte ihn ohne größere Verletzungen überstanden, jedoch wurde Humpaaa von einer gerissen Leine getroffen. Da sie unter einer gewaltigen Spannung stand, war es nicht verwunderlich, dass er zusammenbrach.
Ardogon kniete nieder und schaute sich an, ob Humpaaa größere Verletzungen davongetragen hatte. Durch die Leine hatte er zwar eine blutende Wunde am Kopf erhalten, war aber ansonsten unverletzt.
Der Kämpfer wurde unter Deck geschafft, Ardogon verband eine kleinere Wunde am Arm und schaute sich schließlich um, wie viele ihnen geblieben waren. In fast jeder Ecke wurden Verletzte behandelt, viele der Matrosen und ein paar Wachmänner waren gefallen. Nun würde jeder doppelt so hart arbeiten müssen, um die fehlenden Männer zu ersetzen. Der Jäger hatte genug von dem Anblick, er ging unter Deck um nach Humpaaa zu sehen. Tatsächlich wachte er schnell auf. "Was ist passiert?", fragte er, noch ein wenig erschöpft. "Nachdem wir gesiegt hatten, ist ein Tau gerissen und hat dich getroffen. Achja, ich habe mit dem Kapitän geredet. Morgen werden wir in Vengard sein." "Endlich mal gute Neuigkeiten. Wann gibt es essen? Ich bin am Verhungern." Ardogon holte etwas Trockenfleisch und für jeden eine Flasche Rum hervor.
Beide waren in guter Stimmung. Obwohl sie noch nicht so lange Kämpfer waren, hatten sie überlebt. Ich glaube, erst wenn man dem Tod knapp entronnen ist, spürt man das Leben richtig., überlegte Ardogon. Sie unterhielten sich noch lange über den Kampf, ihre noch bevorstehende Reise und die Gefahren, die sie wahrscheinlich noch erwarten würden.
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Seit zwei Tagen waren sie schon unterwegs. In Trelis in See gestochen, befanden sich Jun und Sareth nun irgendwo an der Nordküste Varants und mit ihnen eine Menge Umstände, die sie zur absoluten Vorsicht zwangen. Zunächst waren dort die rund 30 Händler, Halsabschneider und Gestalten die selbst ihre Mütter verkaufen würden, dann folgte die Crew die verwegener nicht sein konnte und einen mit nach Gold dürstenden Blicken strafte und zu guter Letzt: Jun und Sareth selbst. Natürlich blieben sie nicht wie zu Reisebeginn in Fässern voll Meeresfrüchte und suhlten sich in stinkenden Krabben und Heringen. Nein, kurz nachdem sie aus den Fässern stiegen untersuchten sie die Ladung, die nach irgend ein Ishtar sollte.
Edle Kleider für Frau und Mann, Stoffe aus dem Mittelland, Gold, Wein, Bierfässer und sogar ein im Käfig gesperrtes Wildschwein sollten wohl zu irgend jemand wichtigen oder waren Handelsgut der ratten- und kamelgesichtigen Händler an Deck. Was auch da war, waren zwei Rösser der edleren Sorte, die nach Juns Hoffnung jene von Barracus waren. Den Barracus den sie schon seit Vengard hinterher jagten.
Mit Seife für Frauen und etwas Wasser wuschen sie sich den Gestank vom Leib, während immer einer aufpasste, dass niemand kam. In einer Kiste fanden sie allerhand varantische Kleidung und in einer anderen kosmetische Zierde für Frauen. Jun hatte dabei wieder sein Grinsen drauf, was Sareth missfiel, doch letztlich war nicht er der es diesmal ‚voll abbekam’, nachdem Jun sich etwas ausdachte.
Sie machten aus, dass Jun einen Händler mit varantisch- myrthanischen Wurzeln mimen sollte und Sareth seinen myrthanischen Leibwächter. Jun erinnerte sich noch gut an die Wortwahl der Varanter und hatte sich schon eine Geschichte ausgedacht.
Er als Graf Rodrigo, ein Edelmann und meist einfach nur ‚El Cid’ genannt, wollte in Isthar die Gunst des Herren Varants gewinnen. Sareth hieß hingegen Meg Geiwer – ein Hirngespenst seitens Jun, das Sareth irgendwie gefiel. Doch das was selbst Sareth zum leichten Schmunzeln brachte, war wie er Jun der Tarnung halber aus einem kleinen Behälter für weibische Kosmetika das Gesicht um ein paar Töne gebräunter, varantischer machte und auch die Augenbrauen richtig schön schwärzte.
„Bei meiner Klinge, ein Varanter mit blauen Augen – ich hoffe deine Geschichte zieht, sonst sind wir schneller von Bord als uns lieb ist.“, meinte Sareth, der zufrieden schien da er die letzte Nacht durchschlafen konnte und sich an Krabben satt aß.
„So Innos will, Sareth...so Innos will, finden wir diesen Barracus gleich dort oben. Riskieren wir nicht zuviel und lauern wie eine Spinne, bis er uns ins Netz geht.“, meinte Jun, richtete seine Kleidung und vermummte sich leicht, nachdem er Sareth seinen Schild auf den Rücken schnallte. Ein Edelmann mit Schild wäre seltsam.
„Oh Sohn von Akavir wie klinge ich?“, fragte der Barbier und mühte sich wirklich zu klingen.
„Hmm sags noch mal, nur etwas goldgieriger.“, meinte Sareth und räumte alles wieder so ein, wie es war.
„Ohhhh Sohn von Akavirrr wie klingä ich nun?“, fragte ‚El Cid’ noch einmal.
„Hmm wie einer den ich eine reinhauen würde, weil sein nerviger varantischer Ton mich ankotzt – bring noch etwas mehr von diesen Beliargefasel rein...dein Innos wird es dir schon verzeihen.“, meinte der Knappe trocken und sprang ruckartig auf.
„Was sucht ihr hier?“, fragte ein Varanter energisch.
„Beliar steh euch bei, mein Freund. Ich bin Graf Rodrigo und wollte mit meiner Wache, noch einmal meine erlesene Ware für den Herren Varants prrrüfen. Es wäre ein großer Fehler ihm zu enttäuschen. Was sucht ihr hier, mein Freund?“, fragte der Colovianer und hoffte glaubwürdig zu klingen.
„Verzeiht Graf Rodrigo, ich bin Samir, ein einfacherr Diener meines Herren. Ich soll nach unseren Pferden sehen. Sie sind meinen Herrn genauso teuer, wie seine Ware.“, meinte der recht bullig wirkende Kerl mit schwarzen Vollbart.
„Nennt mich ‚El Cid’ Samir. Dies ist mein Diener Meg Geiwer. Sagt...euer Herr ist nicht zufällig der ehrenvolle Barracus?“, erfragte Jun, während sein Herz höher schlug.
„Bei Beliar woher kennt ihr seinen Namen?“, fragte Samir skeptisch.
„Nun wenn man an besonderer Ware interessiert ist, dann kennt man auch besondere Menschen, Freund der Skepsis.“, redete sich der Barbier heraus, während Sareth etwas unruhig wurde.
„So, seid ihr das ‚El Cid’?“ - Jun wurde kurz gemustert – „Nun dann solltet ihr meinen Herren aufsuchen, er speist jedoch nicht mit dem Gesindel an Bord, sondern mit dem Kapitän. Wenn ihr es würdig seid, werdet ihr ihm treffen. Möge der dunkle Gott euch stets in den Schatten verbergen“, sprach der Varanter leicht erhaben und ging zu den Pferden. Sareth wollte dem Kerl schon folgen und ihm loswerden, doch Jun hielt ihm kopfschüttelnd auf und verwies auf einen günstigeren Zeitpunkt. Sie wussten nicht, wann sie genau wieder an Land gehen würden und bis dahin, sollte man so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Oben an Deck nickte Jun jeden Händler der nach irgendwas aussah höflich zu und setzte sich mit Sareth, an eine Stelle wo sie wenig auffielen und trotzdem präsent waren.
„Ich glaub damals in der Wüste, warst du zu lang in der Sonne. Scheinst ja die Sprache von diesen Hunden gelernt zu haben.“, flüsterte Sareth und schaute sich um.
„Nun ich habe in den Assassinenstädten sehr viel aufgeschnappt und zugehört. Solang es zu wirken scheint, ist es doch gut.“, meinte ‚El Cid’ mit wieder verstellter Stimme und blickte gen Meer.
„Bei Innos, ich werde diesen Barracus zur Strecke bringen.“, schwor sich der Knappe zum x-ten Mal und ballte die Faust.
Geändert von Jun (05.02.2008 um 13:02 Uhr)
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Sareth fühlte sich in seiner Rolle als Leibwächter irgendwie wohl. Auch wenn es nur gespielt war, so war es seine Aufgabe, jemanden zu schützen - eine ungewohnte, wenn auch intressante Situation. Es sah zwar ein wenig seltsam aus, dass der Leibwächter kleiner war als sein Schutzbefohlener, doch durch seine Kapuze, das schwarze Gewand, das prächtige Schwert "Shiro-Muku" und vor allem seine bedrohlichen Augen machte dann doch den entscheidenden Eindruck eines kaltblütigen Killers, der vor nichts zurückschrecken würde, seinen Herren zu verteidigen.
Wie auch immer, Sareth und Jun bzw. Mc Geiwer und El Cid standen nun am Rande des Schiffes und schaute auf das Meer hinaus. "Ich frage mich, was hinter dem Horizont liegt..." flüsterte Sareth, während er gebannt über das Meer schaute. "Nun, wirrr werrrden sehän, sowahr In..." doch Jun wurde je unterbrochen von einem leichten Ellbogenstoß Sarteh´s in die Seite. Fing er wieder von Innos an und das genau, als einer der Händler auf sie zu kam.
"Salem, meine Freunde!" sprach dieser wirklich, in allen Maßen fette und hässliche Händler, der Jun ausführend musterte. Mit einem freundlichen Nicken grüßte Jun zurück. "Ich grüße euch, Freund des Handels!" sprach er zurück. Sareth war dem Wutanfall schon nahe, als er die beiden reden hörte. Es dauerte auch nicht lange, da wurde Sareth nervös, als Jun mit Fragen über Fragen aus der Reserve lockte. Jun, oder eben El Cid schien auch langsam nervös zu werden, da er sich immer mehr aus den Fingern saugen musste und die Fragen so langsam wirklich in das "Fachvarantisch für Händler" absanken. Und dann, als Jun wirklich keine Antwort mehr wusste, trat Sareth nach vorne.
"Ihr solltet meinen Herren nun in Frieden lassen... Er wollte soeben sein heutiges Mahl zu sich nehmen und ihr habt ihn mit euren unnötigen Fragen belästigt. Geht nun, oder ich werde dieser Belästigung ein Ende machen!" drohte der Akavirer und warf dem Händler einen verächtlichen Blick zu. "Hütet eure Zunge, PACK!" sprach der varantische Mistkerl und schaute zu Jun. "Bringt euren Sklaven Manieren bei!" fauchte er El Cid an, drehte sich um und verschwand beleidigt. Als dieser dann endlich weg war, flüsterte Sareth seinem Freund etwas zu.
"Noch heute wird er sein Leben lassen, Jun... Durch mein Schwert..."
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