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[Poem] Brief einer Kriegerin

  1. #1
    Heldin Avatar von Felicia von Tyzvan
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    Nirn hat mich endlich zurück... und ich Nirn, natürlich.
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    Brief einer Kriegerin

    Mein Liebster dort im Heimatland,
    so lang hab’ ich Dir nicht geschrieben.
    Ich halte zitternd in der Hand
    die Feder – sie ist heil geblieben.
    Hab keine Angst, ich lebe noch
    und kann mich wirklich nicht beklagen.
    Der Feind kämpft zwar sehr gut, jedoch
    noch gibt es Chancen, ihn zu schlagen.

    Denkst Du noch ab und zu an mich,
    die ich allein hier in der Ferne
    in langen Nächten ohne Dich
    die Einsamkeit zu hassen lerne?
    Es ist an diesem fernen Ort
    die Angst mein ständiger Gefährte.
    Wischt dieser Krieg das Glück hinfort,
    das zwischen uns so lange währte?

    Falls ich einst wieder bei Dir bin,
    wenn Zeit und Schlacht vorübergehen,
    wirst Du dann in der Kriegerin
    die frühere Geliebte sehen?
    Die Ungewißheit quält mich sehr,
    und tausend Fragen in mir brennen.
    Ist alles dann noch wie vorher?
    Wirst Du mich überhaupt erkennen?

    Ich sah so viel von Tod und Pein
    und tiefe Narben sind geblieben.
    Nie mehr werd’ ich die Alte sein.
    Kannst Du mich überhaupt noch lieben?
    Wie soll ich noch mit dieser Hand,
    die blutig dient, das Schwert zu führen,
    und trennte manches Lebensband,
    Dein schönes Antlitz sanft berühren?

    Mir bleibt ein schwacher Hoffnungsschein
    im Dunkel kriegerischer Nächte.
    Um bald mit Dir vereint zu sein,
    bitt’ täglich ich der Götter Mächte.
    Nur der Gedanke an uns Zwei
    läßt mich noch tapfer vorwärts streben.
    Ich hoffe, es ist bald vorbei,
    und daß wir beide überleben.

    Der nächste Kampf ist nicht mehr weit,
    wer ihn gewinnt, kann keiner sagen.
    Vielleicht ist’s die Gelegenheit,
    des Feindes Truppen zu erschlagen?
    Ich gehe auch für Dich dort hin,
    ein Sieg wird uns’rer Heimat nützen.
    In Liebe, Deine Söldnerin,
    die Götter mögen Dich beschützen!




    19. 10. 2007

    (Mein Dank geht an dieser Stelle an M. S. [nicht hier angemeldet], der in der Entstehungszeit dieses Gedichtes indirekt daran beteiligt war, meine kreative Blockade der letzten Monate zu beseitigen. )
    Felicia von Tyzvan ist offline

  2. #2
    Ritter Avatar von Kevinius
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    Meiner Meinung nach ist dir die Überwindung deiner Schreibblockade mit Bravour geglückt. Dieses Werk ist einfach nur in sich stimmig und alles passt.

    Besonders hervorzuheben für mich ist, dass du die Sinneseinheiten nicht in das typische (a-b-a-b | c-d-c-d) Kreuzreimschema gezwängt hast und damit kein stereotypes Werk mit 4 versigen Strophen dabei herausgekommen ist. Eine kleine Anmerkung sei mir aber gestattet. Mit seinen 6 Strophen und damit 36 Versen, ist es doch bereits etwas länger. Bei solche Werken liebe ich es, wenn das angewendete Reimschema einfach einmal durchbrochen wird. So kommt für mich mehr Variation in die Dichtung und man schafft einen prägnanten Punkt, umgesprachlich könnte man auch "aha-Effekt" sagen. Dadurch wird auch der Wiedererkennungswert erhöht, jedenfalls meiner Meinung nach.

    Zum Inhalt kann ich nur sagen, dass auch dieser meinen Geschmack trifft. Die Symbiose aus dem Kontrast von Krieg und Liebe ist zwar bereits oftmals verwendet worden, jedoch wird sie für mich nie langweilig, da dieses Thema einfach so viel bietet was man ansprechen und behandeln kann.
    Kevinius ist offline

  3. #3
    Heldin Avatar von Felicia von Tyzvan
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    Nirn hat mich endlich zurück... und ich Nirn, natürlich.
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    Vielen Dank für das Lob.

    Zitat Zitat von Kevinus Beitrag anzeigen
    Eine kleine Anmerkung sei mir aber gestattet. Mit seinen 6 Strophen und damit 36 Versen, ist es doch bereits etwas länger. Bei solche Werken liebe ich es, wenn das angewendete Reimschema einfach einmal durchbrochen wird. So kommt für mich mehr Variation in die Dichtung und man schafft einen prägnanten Punkt, umgesprachlich könnte man auch "aha-Effekt" sagen. Dadurch wird auch der Wiedererkennungswert erhöht, jedenfalls meiner Meinung nach.
    Da ich meist versuche, das Reimschema möglichst perfekt einzuhalten, macht mir der Gedanke fast ein wenig Angst... zumindest ist es ungewohnt.
    In einem anderen hier veröffentlichten Gedicht - "Unsterbliche Liebe" - ist ein solcher Bruch vorhanden, doch empfand ich ihn immer als kleine Imperfektion, die ich am liebsten nachträglich beseitigt hätte, wenn ich denn die richtigen Worte gefunden hätte.
    Daß eine solche Stelle ein gewolltes Stilmittel sein könnte, daran habe ich noch gar nicht gedacht...
    Felicia von Tyzvan ist offline

  4. #4
    Ritter Avatar von Kevinius
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    Dafür veröffentlicht man eben seine Gedichte, um auch andere Meinungen zu bekommen und gegebenenfalls seinen Horizont erweitern zu können. Ich hoffe auch von dir lernen zu können, sollte ich in nächster Zeit auch Werke meiner Person online stellen.
    Kevinius ist offline

  5. #5

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Puh, um Gottes Willen kein Bruch im Reimschema. Gedichte mit Zeilenlängen, die nicht zueinander passen, kann ja jeder schreiben. Die Kunst ist es ja gerade, die Worte in ein vorgegebenes Metrum zu "zwängen" und dabei noch etwas auf besondere Art und Weise auszusagen. Das Spielen mit der Sprache, mit Wortlängen, mit Umschreibungen, mit Bedeutungen, um ein einmal gewähltes Metrum einzuhalten, ist doch gerade die Herausforderung.
    Don-Esteban ist offline

  6. #6
    Ritter Avatar von Kevinius
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    Nungut da sind wir nicht ganz einer Meinung. Ich denke die Kunst besteht viel mehr darin eine "goldene Mitte" zu schaffen, man muss, sollte man sie denn einzusetzen gedenken, Brüche im Reimschema kontrolliert einsetzen, sodass es eben nicht wirkt wie Unfähigkeit, sondern doch eher wie Können.
    Kevinius ist offline

  7. #7
    Lehrling Avatar von Black Jester
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    Besonders hervorzuheben für mich ist, dass du die Sinneseinheiten nicht in das typische (a-b-a-b | c-d-c-d) Kreuzreimschema gezwängt hast und damit kein stereotypes Werk mit 4 versigen Strophen dabei herausgekommen ist. Eine kleine Anmerkung sei mir aber gestattet. Mit seinen 6 Strophen und damit 36 Versen, ist es doch bereits etwas länger. Kevninus
    Ich frage mich, ob wir dasselbe Gedicht vor Augen haben, Kevinus? Ich mag ja nicht pingelig sein, aber ich zähle 6 Strophen à 8 Zeilen, also 48 Verse. Und das von Felicia hier verwendete Reimschema ist durchgängig (a-b-a-b | c-d-c-d). Womit ich keinesfalls sagen möchte, dass mir "Die Kriegerin" nicht gefällt. (Die Umkehr der üblichen Geschlechter-Perspektive macht für mich den wichtigsten Reiz aus.)

    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    Puh, um Gottes Willen kein Bruch im Reimschema. ... Die Kunst ist es ja gerade, die Worte in ein vorgegebenes Metrum zu "zwängen" und dabei noch etwas auf besondere Art und Weise auszusagen. Das Spielen mit der Sprache, mit Wortlängen, mit Umschreibungen, mit Bedeutungen, um ein einmal gewähltes Metrum einzuhalten, ist doch gerade die Herausforderung.
    Ich denke nicht, dass man Brüche im Reimschema so pauschal verdammen sollte. Solche Brüche könnten sich sicher nicht damit rechtfertigen,
    dass es eben nicht wirkt wie Unfähigkeit
    (das hat Kevinus vermutlich auch nicht so gemeint), doch darf vielleicht an die Vielzahl unterschiedlicher Gedichtformen erinnert werden. Die Wahl der Form sollte halt mit dem Inhalt bzw. mit der beabsichtigen Botschaft korrespondieren.
    Die "Zwänge", die sich aus den verschiedenen Formen ergeben, bleiben freilich erhalten, da stimme ich Dir zu.

    Gedichte mit Zeilenlängen, die nicht zueinander passen, kann ja jeder schreiben.
    Wenn das so ist, Don-Esteban, dann besuch uns doch mal in der NWN-Dichterklause und gib uns eine Kostprobe...
    (Wir sind dort nicht so ambitioniert, wie hier im Literaturforum. )
    Black Jester ist offline

  8. #8
    Ritter Avatar von Kevinius
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    Ja ehm da hab ich wohl geschrieben ohne nachzudenken, natürlich sind es 48 Verse. Mit dem typischen Schema meinte ich, dass nach 4 Versen eine Strophe zu Ende wäre, hier nicht der Fall. Dass das Schema durchgängig ist also eben Kreuzreim ist richtig, habe ich mich etwas umständlich ausgedrückt.
    Was du mit dem zweiten Zitat meinst weiß ich nicht? Ich wollte doch genau dass sagen was ich da hingeschrieben habe, es soll nicht wie Unfähigkeit wirken, was meinst du genau?
    Kevinius ist offline

  9. #9
    Frau General Avatar von Victoria
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    Ich bin kein guter Gedichtskritiker, alles was ich schreiben kann ist, dass es mir wirklich gefällt. Du hast Talent.
    Victoria ist offline

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