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[Poem] Jägerin

  1. #1
    Heldin Avatar von Felicia von Tyzvan
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    Nirn hat mich endlich zurück... und ich Nirn, natürlich.
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    Jägerin

    Seh' ich Dein Antlitz in der Ferne,
    Du schöner Prinz vom Hohen Hang,
    berührte ich es nur zu gerne –
    ich träumte davon viel zu lang.
    Doch würde ich mich offenbaren,
    und sähest Du mich vor Dir steh'n,
    dann würdest Du – wie schon vor Jahren –
    erneut im Zorne von mir geh'n.

    Ich war viel näher Dir getreten,
    als es Dein guter Stand erlaubt.
    Du hattest nicht darum gebeten,
    und dennoch hatte ich geglaubt,
    daß daraus etwas werden würde,
    entgegen jeder Tradition –
    dann trug ich des Verlustes Bürde.
    Warum nur, edler Königssohn?

    Ich dachte, auch auf Deiner Seite
    sei irgend etwas neu entfacht.
    Dann suchtest Du jedoch das Weite,
    ich blieb allein in jener Nacht.
    Zurückgewiesen zu dem Range,
    den offenbar verdient ich hab...
    Ich wartete auf Dich sehr lange –
    doch tu' ich's nicht bis in mein Grab.

    Wir leben in getrennten Sphären,
    Du hohen Adels schönes Kind.
    Wer sagt, daß wir verschieden wären,
    wenn wir uns nackt so ähnlich sind?
    Uns trennen Mauern – keine Welten!
    Sie sind aus Stein und mir egal.
    Ich lasse keine Grenzen gelten,
    die sinnlos sind und so banal!

    Nun suchst Du in des Waldes Schutze
    anscheinend trotzdem mein Gesicht?
    Denkst Du, im bürgerlichen Schmutze
    kann etwas sein, das Dir entspricht?
    Oh, du verkennst mich, edles Wesen,
    bin nichts, was sich zu zeigen lohnt;
    nicht elegant und kaum belesen –
    und Niederlagen längst gewohnt.

    Zeigt Dein Besuch mir späte Reue,
    Du stolzer Sproß der Oberschicht?
    Ich hielt Dir übrigens die Treue,
    doch zeigen werde ich mich nicht.
    Vielleicht werd' ich Dich warten lassen
    für einen Winter oder zwei.
    Kann ich Dich lieben? Muß ich hassen?
    Wer weiß, wann ich Dir je verzeih...

    Was mußtest Du mich auch vertreiben,
    mein schöner Prinz vom Hohen Hang?
    Nun werde ich Dein Schatten bleiben,
    und folgen Dir, ein Leben lang.
    Sogar des Nachts in Deinen Träumen,
    wird Dir mein Bild vor Augen sein.
    Du kannst nicht aus dem Weg mich räumen –
    versteh' doch endlich: Du bist mein!
    Felicia von Tyzvan ist offline

  2. #2
    Waldläufer Avatar von BenLaden
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    Nett nett, allerdings scheinst du den altmodigen sprachstil auch irgendwie teilweise mit einer etwas moderneren/banaleren zu mischen.

    Dann verstehe ich nicht so ganz den Wandel der Personen. Warum ist der Prinz auf einmal an deiner Jägerin interessiert?

    Wenn sie sagt "Ich wartete auf Dich sehr lange –
    doch tu' ich's nicht bis in mein Grab." hat sie da schon mit ihm abgeschlossen, oder kommt der Bruch erst später? m.M. nach scheint sie da immer noch zu warten, wenns endgültig wäre, dann wäre es ja ein habe gewartet, aber in dem Zusammenhang mit dem nicht bis zum Grab scheint es mir doch, als wolle sie noch warten wollen, do you know what I mean?

    Von den Reimen her finde ich irgendwie deine Vampirgeschichte besser, was diese Werkchen hier allerdings net schmälern soll. Grüße und hoffe, ich habe etwas zum nachdenken angeregt...
    BenLaden ist offline

  3. #3
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Ich glaube eher, es soll bedeuten, dass sie sich lieber wieder auf die Suche nach ihm macht, anstatt noch länger auf ihren Traumprinzen zu warten. Das würde auch erklären, warum sie zur 'Jägerin' wird...

    Jedenfalls wieder sehr gut geschrieben. Keinerlei Fehler, was Rhythmus oder sonst was angeht... und wieder ein schönes und gut geschmücktes Thema. Ich freue mich auf mehr!

    Greets,
    Fifi
    Mr Sulak ist offline

  4. #4
    Waldläufer Avatar von BenLaden
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    Wie kommst du denn dadrauf? Dieser Analogie kann ich nicht folgen. Meines Erachtens wendet sich das Blatt, dass nicht mehr sie nach ihm sich sehnt sonder er sich nach ihr, und als Rache lässt sie ihn jetzt zappeln... Am besten sollte dass unsere Waldelfe selbst beantworten eh man doch zu viel hineininterpretiert^^
    BenLaden ist offline

  5. #5
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Nein, Interpretieren macht Laune!

    Ich ziehe meinen Schluss aus folgenden Versen:

    Zurückgewiesen zu dem Range,
    den offenbar verdient ich hab...
    Ich wartete auf Dich sehr lange –
    doch tu' ich's nicht bis in mein Grab.
    ... und ...
    Was mußtest Du mich auch vertreiben,
    mein schöner Prinz vom Hohen Hang?
    Nun werde ich Dein Schatten bleiben,
    und folgen Dir, ein Leben lang.
    Sogar des Nachts in Deinen Träumen,
    wird Dir mein Bild vor Augen sein.
    Wenn man diese beiden Teile in Verbindung bringt, sollte meine Erklärung relativ logisch erscheinen.

    Von Rache kann jedenfalls meiner Meinung nach keine Rede sein, sonst würde sie ihm am Schluss ja nicht hinterher geistern, oder?

    Greets,
    Fifi
    Mr Sulak ist offline

  6. #6
    Waldläufer Avatar von BenLaden
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    Genau diese Textzeile hat mich dazu veranlasst zu glauben, dass sie ihn ebenso strafen will, wie er sie... Ich meine, es steht janichts davon da, dass sie sich gefunden haben, sondern nur, dass er von ihr besessen ist und ihr das scheinbar ein gutes Gefühl gibt...
    BenLaden ist offline

  7. #7
    Heldin Avatar von Felicia von Tyzvan
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    Nirn hat mich endlich zurück... und ich Nirn, natürlich.
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    Zitat Zitat von BenLaden
    (...)allerdings scheinst du den altmodigen sprachstil auch irgendwie teilweise mit einer etwas moderneren/banaleren zu mischen.
    Hmm, unabsichtlicherweise scheint mir dieser Fehler tatsächlich unterlaufen zu sein... Ich nehme an, Du beziehst Dich hauptsächlich auf "Oberschicht"?
    Falls es noch andere Wörter gibt, die für Fantasy bzw. historische Sprache eher untypisch sind, bitte ich um Aufklärung.

    Zitat Zitat von BenLaden
    Dann verstehe ich nicht so ganz den Wandel der Personen. Warum ist der Prinz auf einmal an deiner Jägerin interessiert?
    Die Jägerin beobachtet ihn aus der Ferne, sobald er den Wald betritt. Und obwohl er sicherlich andere Gründe hat (z. B. Jagd), interpretiert sie - wie liebeskranke Stalkerinnen das so tun - es so, als wolle er nach ihr suchen.

    //edit: Er selbst ist eigentlich die ganze Zeit nur am Rande des Geschehens, da die Jägerin ja als Erzählerin fungiert und das Gedicht quasi nur ihre Sicht der Dinge wiedergibt.

    Der Wechsel der Jägerin zwischen Hoffnung und Aufgabe, Verehrung und dem Wunsch nach Rache ist gewollt und soll die innere Zerrissenheit der Hauptprotagonistin verdeutlichen. Einerseits ahnt sie zwar, daß sie ihn nie bekommen kann, aber andererseits steigert sie sich in die Vorstellung hinein, daß sich das Blatt doch wenden könnte.

    Zitat Zitat von BenLaden
    Am besten sollte dass unsere Waldelfe selbst beantworten eh man doch zu viel hineininterpretiert^^
    Och, da ich selbst gern interpretiere, kann ich nur sagen: Tobt Euch aus!

    Zitat Zitat von Al Fifino
    Von Rache kann jedenfalls meiner Meinung nach keine Rede sein, sonst würde sie ihm am Schluss ja nicht hinterher geistern, oder?
    Richtig. Sie glaubt lediglich, ihn in der Hand zu haben. In Wirklichkeit ist es allerdings nach wie vor umgekehrt, auch wenn das den holden Adelssproß nicht sonderlich interessieren dürfte.

    Danke für das Lob und die konstruktive Kritik!
    (Ich entschuldige mich an dieser Stelle für die nichtchronologische Durcheinanderantworterei - es ist Freitag... )

    Dunkle Grüße,
    ~ Felicia von Tyzvan ~
    Felicia von Tyzvan ist offline Geändert von Felicia von Tyzvan (16.11.2007 um 17:21 Uhr)

  8. #8
    Heldin Avatar von Felicia von Tyzvan
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    Nirn hat mich endlich zurück... und ich Nirn, natürlich.
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    Die Geschichte der Jägerin hat eine Fortsetzung bekommen. Einen Abschluß hingegen gibt es immer noch nicht, deshalb wird der zweite Teil vermutlich auch noch nicht der Letzte sein.
    ______________________________________________________________________




    Die Rückkehr (Jägerin, Teil II)

    Die Sommertage sind vergangen,
    den Hohen Hang bedeckt schon Schnee.
    Und immer stärker wird mein Bangen:
    ob ich Dich jemals wieder seh’?
    Mein Jägerhaus steht halb verfallen,
    Dein Bild in meinem Kopf verbleicht.
    Ich hatte Träume, doch von allen
    hab nahezu ich nichts erreicht.

    Fast hab den Kampf ich aufgegeben,
    bin nicht mehr hoffnungsvoll und jung.
    In dieser Zeit hält mich am Leben
    noch einzig die Erinnerung,
    Gedanken an vergang’ne Tage,
    als ich Dir folgte, stundenlang.
    mein Prinz, nach dem ich nicht mehr jage –
    bist König nun vom Hohen Hang.

    Den Wald betrittst Du nur noch selten,
    und wenn, dann stets mit viel Geleit.
    Längst trennen uns tatsächlich Welten,
    und es entgleitet mir die Zeit.
    Einst hätte ich riskiert mein Leben
    um Dir noch einmal nah zu sein,
    doch wird es nun kein Wir mehr geben,
    allmählich sehe ich es ein.

    Die Einsamkeit ist mein Begleiter,
    der Wald ist kalt und menschenleer.
    Es geht zwar irgendwie noch weiter,
    doch spüre ich mich selbst nicht mehr...
    Seit letzter Nacht hör’ ich Geräusche,
    ein lange nicht vernomm’ner Klang,
    wie Schritte, wenn ich mich nicht täusche.
    Sie dringen her vom Hohen Hang.

    Will mein Verstand mich irreleiten?
    Das, was ich höre, kann nicht sein!
    Soll mich ab jetzt der Wahn begleiten?
    So schlafe ich nicht wieder ein.
    Was es auch war, ich muß es sehen!
    Ich öffne suchend Aug’ und Ohr.
    Noch kann mir keine Spur entgehen,
    bin Jägerin so wie zuvor.

    Die Fährte ist recht schnell gelesen,
    die sich durch Schnee und Buschwerk zieht:
    Ein Mensch ist hier am Haus gewesen,
    der nun anscheinend vor mir flieht.
    Fast kann ich seine Nähe spüren,
    und ich bemerke bald schon bang,
    wohin die Stiefelspuren führen:
    Direkt hinauf zum Hohen Hang!

    Zur Mauer mit den stolzen Zinnen
    hab ich mir meinen Weg gebahnt.
    Die Spur des Fremden führt nach innen,
    doch eine inn’re Angst mich mahnt:
    Ich darf das Schloß nicht mehr betreten,
    der Bann von damals gilt noch fort;
    bin hier noch immer ungebeten
    durch – nunmehr königliches – Wort.

    Jedoch es wird die Angst vor Strafen
    von starker Neugier überdeckt.
    Ich kann nie wieder ruhig schlafen,
    weiß ich nicht, wer sich hier versteckt.
    Und, meine Zweifel überwindend,
    beginne ich den schweren Gang,
    vertraute alte Orte findend,
    hinein ins Schloß am Hohen Hang...
    Felicia von Tyzvan ist offline Geändert von Felicia von Tyzvan (15.12.2012 um 19:14 Uhr)

  9. #9
    Lehrling Avatar von Black Jester
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    Eine perfekte Fortsetzung!
    Und Du hälst es spannend, sodass sehr zu hoffen ist:
    ... deshalb wird der zweite Teil vermutlich auch noch nicht der Letzte sein.
    Zum Inhalt assoziiere ich spontan "Wiederkehr des Verdrängten" - unabhängig davon, dass nicht ganz klar ist, ob die von der Jägerin entdeckten und zum Hang führenden Stiefelspuren tatsächlich vorhanden sind...
    Black Jester ist offline

  10. #10
    Ehrengarde Avatar von Morgana
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    Wunderschöne Fortsetzung da läufts einen ja richtig kalt den Rücken runter.

    Die Spannung ist super gehalten. Mir gehts da wie Jester - ich freu mich schon auf den nächsten Teil!
    Morgana ist offline

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