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08.11.2007 18:44
#301
Während er am Strand saß, die, sich ihm permanent nähernden, Wellen betrachtend, dachte er an den gestrigen Abend zurück, denn er saß nicht nur dem Anführer der Piraten an einem Tisch gegenüber und berichtete diesem, wie der Krieg mit den Orks stand, sondern erfuhr er auch etwas aus Elendiums Vergangenheit, von welcher ihm bisher nur wenig bekannt gewesen war. Der Orksöldner stand auf und wollte durch das Lager schlendern, sich vielleicht auf eine Bank am Spießgrill setzten und das, heute immerhin trockene, Wetter genießen, doch während er dem Ziel entgegen lief, erblickte er im Augenwinkel einen Fremden, welcher scheinbar nicht zu den Piraten gehörte, doch am gestrigen Tage hatte er ihn nicht im Lager erblicken können."Sieht wie ein Heimatloser aus", stellte er fest, als er stehen blieb, um den Fremden besser erkennen zu können."Andy gibt sich auch mit jedem Gesindel ab", stellte er fest, denn er musste erkennen, dass sich sein Freund mit dem Mann unterhielt und scheinbar, so machte es jedenfalls für ihn den Eindruck, kannten sich die beiden."Andy", rief er seinem Freund zu, während er sich diesem näherte."Wer ist das?", fragte er neugierig, aber auch misstrauisch."Das ist Ice Man, ein alter Freund von mir. Er will mit uns auf das Festland.", stellte ihm der Bogenschütze den Unbekannten vor."Willst du den auch mitnehmen?", erkundigte er sich bei seinem Freund, ohne dabei weiter auf Ice Man zu achten."Natürlich, er ist mein Freund.", entgegnete Andy, den die Frage etwas zu wundern schien."Was willst denn du auf dem Festland, dort sind die Orks, glaubst du, dass du der Gefahr gewachsen bist?"
Nun schaute er den Bürger, mehr konnte er nicht sein, an und erwartete eine Antwort."Natürlich bin ich das, ich kann kämpfen und bin schnell", antwortete Ice Man, doch der Orksöldner dachte sich seinen Teil dazu."Ist klar", waren dabei seine Gedanken."Mit dir werde ich noch 'ne Menge Spass haben", sprach er noch, bevor er sich von den beiden Männern abwandte und suchte die Gegenwart jemanden, dem er solche Worte auch glauben würde. Schnell kam er mit einem er umstehenden Piraten über die Lage auf dem Festland ins Gespräch...
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Nach dem sie mit Ice Man ein Freund von Andy aus dem Minental. Den er eigentlich für Tod gehalten hatte das Piratenlager verlassen hatten und sich auf den Weg zurück ins Minental gemacht hatten. Musste Andy feststellen das Lasseko Ice Man nicht mochte. Andy hatte Lasseko auch am Anfang nicht gemocht und nun waren sie sehr gute Freunde. Andy war gar nicht wirklich aufgefallen wie schnell sie die Strecke zum Gebirge hinter sich gebracht hatten. Erst als er vor den massiven Steinen stand fiel es ihm auf. Sie durch schritten die enge Schlucht und es pfiff ihnen ein kräftiger, kalter Wind entgegen. Andy hatte sich seine Rüstung bis oben hin zugeschnürt damit er nicht so sehr friert. Aber gegen den Wind und den nun einsetzten Regen war auch dies Machtlos. Andy traute seinen Augen kaum als er sah das sich der Regen langsam in Graupel dann in Hagel und danach in Schnee verwandelte. Für diese Jahreszeit war es durch aus Möglich dass es schneite. Trotzdem kam es Andy etwas früh vor für den ersten Schnee. Aber das war jetzt nicht so wichtig. Da Elendium, Andy und Lasseko doch überredet hatte das sie noch ins Minental zu gehen war ihr nächster Zielort die Burg im Minental. Als Andy gefragt hatte was er dort wollte hatte ihm sein Freund nur gesagt er musste etwas holen. Als Andy gefragt hatte was er holen will hatte der Hohe Feuermagier schnell das Thema gewechselt und angefangen Ice Man mehr über das Festland zu erzählen. Lasseko und Andy unterhielten sich derweil weiter über das Thema Geheimbund und wie sie es am besten fertig bekommen würde weitere Mitglieder anzuwerben.
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Die Nerven der Wächterin langen blank, während der Zeitpunkt ihrer Rache näher rückte. Viele Tage hatte sie sich auf diesen Moment vorbereitet und nun in dieser Nacht sollte sich zeigen, ob ihre Bemühungen Früchte tragen, oder zumindest bestehen würden. Lange hatte sie die Orks beobachtet, die sich glücklicherweise immer noch in Sicherheit wiegten und demnach kein besonderes Tempo vorlegten, den Wald und die Bäume darin zu roden, um ihre Palisade zu errichten. Dennoch fielen ihnen Tag für Tag, selbst Nacht für Nacht, mehrere Bäume zum Opfer und das zu ertragen, war schon eine Probe für sich. Eine Probe, der sie sich alleine stellen musste, seit Leyla sie verlassen hatte, denn um Hilfe zu suchen wie beim letzten Mal, reichte die Zeit einfach nicht mehr aus.
Die Bognerin hatte dutzende Pfeile hergestellt, wobei nicht nur die Anzahl, sondern auch deren Aussehen von größter Bedeutung war, zumindest fußte ihr gesamter Plan darauf, den Orks ein gewisses Bild zu vermitteln. Es durfte nicht der Eindruck entstehen, dass sie von Menschen angegriffen wurden, sondern dass die Natur selbst sie von diesem Ort vertreiben wollte, nur dann würden sie wirklich diesen Ort von nun an meiden, weshalb die Pfeile ausschließlich aus Holz bestanden. Während die Spitze aus eingearbeitetem Hartholz bestand, war die "Befiederung" aus vielen kleinen Blättern gearbeitet, die mit den weichen Enden von Zweigen zusammen geknüpft waren. Jetzt blieb nur noch ein einziges Problem: Die Orks durften sie unter keinen Unterschieden entdecken, sonst wäre jede Scharade unnütz gewesen.
Zumindest ein Trost, dass sie sich alleine dieser Bedrohung stellen musste, denn so musste niemand sehen, wie lächerlich sie in diesem Moment aussah. Sie hatte sich keine falschen Hoffnungen gemacht, sich vollständig den Blicken der Orks entziehen zu können, weshalb sie zumindest ihr Äußeres hatte verändern müssen. Unzählige Ranken hatte sie dafür opfern müssen, die nun um Beine, Arme, ja den ganzen Körper gewickelt waren. Von hinten, wo alles zusammen gebunden war, würde sie so niemanden für dumm verkaufen können, von vorne jedoch hatte sie große Ähnlichkeiten mit einem wandelnden Blätterhaufen auf Beinen, lediglich eine kleine freie Stelle auf ihrem Gesicht war noch geblieben, welche sie mit einer Paste aus zerriebenen Blättern und Knollen grün angestrichen hatte. Auch wenn es eigentlich unheimlich angenehm roch, begann das allmählich unheimlich zu jucken, besonders wenn man darunter schwitzte...
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Ice Man bekam das Gespräch zwischen Lasseko und Andy mit. Und wurde neugierig. Hielt sich aber erstmal noch zurück, da er ja noch neu war und sich nicht direkt mit der Truppe es verschätzen wollte. Deshalb ließ er sie zu Ende reden und Sprach dann einfach auf das andere Thema an. Was hieß. Mit kommen zu dürfen. Ice Man ließ Andy etwas vorgehen als sie durch die Gegend streiften. Ice Man sprach dann Lasseko an:“ Sag mal was ist eigentlich dein Problem?“ „Was mein Problem ist möchtest du wissen?“ sagte Lasseko. Weiter meint er“ Na du Tauchst hier einfach auf. Machst dich an Andy rann und meinst damit du wärst hier direkt beliebt oder was?“ Ice Man: „ Öm nö aber ich war froh das ich nach der Tortur die ich durchstanden habe überlebt habe und dann ausgerechnet da aufzutauchen wo auch noch ein alter Bekannter ist. Du hättest doch wohl auch nicht anders gedacht oder?“ Lasseko: „ Hm da magst du wohl recht haben. Wie wäre es mit einem neu Start und wir lassen das was war hinter uns?“ Ice Man:“ Klar doch soll mir nur recht sein“.
Damit war das auch geklärt und Lasseko und Ice Man kamen nun auch ganz gut miteinander klar was Andy bemerkt hatte und sichtlich entspannt und glücklich aussah, da ihm wohl das Gemecker von Lasseko auf den Wecker ging. Nun sollte Ice Man und Lasseko einfach mal gemeinsam Sachen zusammen suchen gehen die Für den Marsch zur Burg im Minental benötigt wird. Die Idee kam ebenfalls von Andy.
So machten sich Ice Man und Lasseko auf den weg und suchten Sachen zum Schutz gegen den Schnee und die Kälte. Diese Arbeit hat sie doch nun näher zusammen geführt. Sie brachten Decken, Wein, Lebensmittel so wie Waffen und Rüstungen auf einen Haufen, so dass am späten Nachmittag alles bereit war für die Abreise.
Bis dahin hatten Lasseko, Andy und Ice Man noch viel Spaß und unterhalten sich über alte Zeiten und was ihnen noch bevorsteht und kommen könnte.
Geändert von Ice Man (10.11.2007 um 15:07 Uhr)
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Der Schneefall hatte sich seit dem gestrigen Tag weiter gesteigert. Trotzdem lies sich die Gruppe dadurch nicht beeinträchtigen. Die Gruppe hat die Taverne schon wieder hinter sich gelassne und sah von weitem schon den Hof des Bauern Bengar. Dort war auch der Eingang zum Minental. Doch Andy blieb stehen und Elendium schaute ihn verwundert an dann sagte er "Andy bist du verzaubert worden oder was ist mit dir Los?" Andy schüttelte den Kopf und sagte "Nein ich bin nicht verzaubert worden von wem den Auch. Nein mir ist nur eingefallen das die Orks doch das Minental in besitz genommen haben und den Pass kontrollieren." Elendium schaute zu Lasseko und wandte den Blick langsam wieder Andy zu dann sagte er "Ja das stimmt schon die Orks haben das Minental unter ihre Kontrolle gebracht, das war aber schon vor einem Jahr kurz vor dem Angriff auf die Stadt. Nach dem die Stadt dann wieder von den Ritter den Königs befreit worden war. Hatte man eine kleine Gruppe los geschickt um das Minental zu erforschen. Und dadurch weis ich dass der Pass ins Minental nun nicht mehr von Orks kontrolliert wird. Viel mehr wurde uns von den Spähern mitgeteilt das die Orks sich nun in der nähe der Burg aufhalten und das sie dort Patrouillen laufen um ungebetne Gäste früh zu erkennen. Deswegen können wir ungehindert ins Minental gelangen und müssen nur aufpassen wenn wir uns dort unten fortbewegen!" "Ah ok" Sagte Andy und dann gingen sie durch die kleine Brücke die zum Tor ins Minental führte. Sie öffneten die kleine Tür und gingen hin durch. Immer weiter gingen sie. Vorbei an dem Geheimweg der sie normalerweise ins Minental geführt hätte. Vorbei an einem Ausgebrannten Lager das sich als verlassenes Orklager entpuppte. Doch die Gruppe schenkte dieser Entdeckung keine weitere Bedeutung und gingen weiter ins Minental. Dann standen sie vorm alten Austauschplatz der Alten Mine und der Erzbarone. Als sie so ins Minental blickten kamen in Andy Erinnerungen an vergangene Tage hoch. Aber was er unten am See sah erfüllte ihn nur wieder mit hass. Einer der Orks saß dort und trank gerade aus dem See. Da kein anderer Ork in der Nähe zu sein Schien. Zock Andy seinen Bogen legte einen Pfeil auf die Sehne und spannte diese. Dann tratt er einen Schritt vor und ein Stein löste sich vom Fels. Dieser fiel nach unten und dann schließlich ins Wasser. Der Ork schaute erschrocken um sich und erkannte dann Andy. Er stand auf und wollte gerade seine Waffe ziehen da hatte Andys Pfeil ihm schon den Schädel gespalten und der Ork ging zu Boden. Andy steckte seinen Bogen wieder weg und wandte sich wieder zu seinen Freunden. Lasseko ging an den Rand des Felsens und schaute nach unten in die Tiefe dann sagte er "Musste das jetzt sein Andy wer weis vielleicht sind noch andere Orks in der Nähe gewesen die jetzt aufmerksam wurden." Andy winkte mit der Hand und sagte "Da waren keine weitern Orks in der Nähe das habe ich gesehen, und besser ihm mit dem Bogen erlegen als im Nahkampf. Also komm wir gehen weiter ich will nicht zu lange hier bleiben!"
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10.11.2007 17:59
#306
"Er will nicht zu lange hier bleiben?", fragte sich der Orksöldner leise, als sie den Weg fortsetzten und er daran zurück dachte, wie der Bogenschütze den Ork getötet hatte, nur weil er in vergangenen Tagen schlechte Erfahrungen mit jenen Lebewesen machte."Sein Handeln passt nicht zu seinem Willen", dachte er, als die kleine Gruppe, nun aus vier Menschen bestehend, ihren Weg fortsetzte und dabei immer darauf achten musste, keinem weiteren Ork zu begegnen, denn jene waren immer eine große Bedrohung, das wusste der Bürger ebenso wie der Orksöldner.
"Was willst du auf dem Festland", sprach er den Bürger an, mit welchem er seine Differenzen bereits ausgeräumt hatte, auch wenn er es nur tat, um die Stimmung in der Gruppe nicht durch einen unnnötigen Streit."Erstmal will ich eine sichere Heimat finden, doch wo weiß ich nicht. Viel hörte ich bereits über Vengard, die Stadt des Königs, oder nicht?"
Etwas unsicher schaute ihn sein Gegenüber an."Vengard ist die Heimat des Königs, das ist wahr, doch glaubst du wirklich, dass er der König ist? Die Orks herrschen, schließe dich ihnen an", machte er Ice Man einen Vorschlag, über den er nicht lange nachdenken wollte."Niemals werde ich denen helfen. Ich will Orks töten und nicht helfen, ebenso jeden Menschen, der für sie arbeitet." Laut und voller Entschlossenheit verkündete er seine Ansichten."Verstehe, so ist es recht, Junge.", entgengente ihm der Orksöldner und schaute dabei seine Freunde, Elendium und Andy kurz an, bevor er sich wieder Ice Man zuwandte."Ich sehe dich schon, wie du deinen ersten Ork tötest.", machte er dem Bürger Mut, doch eigentlich sah er ihn, wie er unter der Herrschaft der Orks in dunklen Gängen arbeitete.
Lasseko achtete nicht mehr darauf den Orks in diesem Tal auszuweichen, denn er wusste, dass der Magier und der Bogenschütze stänig vorraus schauten, während er sich mit dem Neuen unterhielt, was ihm ein Gefühl, ähnlich wie Freude, vermittelte, denn dieser Mann hatte eine seltsame Art und Weise an sich."Du bist echt ein netter", sprach er so laut, dass es auch der vorgehende Teil der Gruppe hören konnte, auch wenn beide wussten, wie der Arenakämpfer diese Aussage wirklich meinte."Danke, du auch", antwortete Ice Man kurz und knapp, bevor er seinen Blick dann wieder nach vorn wandte.
"Die Burg ist schon zu sehen", erhob Elendium seine Stimme,"wir müssen weiterhin vorsichtig sein!", fügte er noch hinzu und ging weiter.
Als er an der hohen Klippe stand, von welcher man die Burg sehen konnte, stand, ließ der Orksöldner kurz seinen Blick über das Minental schweifen ließ und selbst an diesem Ort, wo jeder den gleichen Eindruck sammel würde, so eindeutig war dieser, wurde er von Errinnerungen überwältigt, denn dieser Besuch dieses Tals war nicht sein erster...
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11.11.2007 11:04
#307
*Plitsch-Platsch*
Vertraute Töne, vertraute Luft, vertraute Dunkelheit, vertrauter Muff…
*Plitsch-Platsch*
Was war das? Steter Tropfen höhlt den Stein. Es ist kalt.
*Plitsch-Platsch*
Ein Licht. Es ist schön. Warm und sanft. Es kommt näher.
*Plitsch-Platsch*
Erinnerungen verblassen. Erinnerungen kehren zurück.
*Plitsch-Platsch*
Das Licht kommt näher. Es ist schon fast da. Keine Angst. Keine Furcht. Es ist so schön. So warm und sanft.
*Plitsch-Platsch*
Die Melodie beflügelt. Es ist Zeit, sich aus dem Dreck zu erheben.
*Plitsch-Platsch*
Ungläubig wandernde Augen, eine Frage kreist im Raum: »Wo bin ich?«
*Plitsch-Platsch*
Vertraute Töne… die Erinnerung kehrt zurück. Sie war doch nie fort. Doch nun, offener Mund, süßer Speichel auf der Zunge.
*Plitsch-Platsch*
Ein Konzert? Hier? Ungläubigkeit verschwindet, Skepsis rückt an ihren Platz.
*Plitsch-Platsch*
Nein, zu schön um wahr zu sein. Das Licht, es kommt, rückt vor, ist schon da. Doch die Augenlider müssen runter, die Wahrnehmung braucht sie nicht.
*Plitsch-Platsch*
Kaltes Metall zum Schutze, ohne einen Sinn und Zweck?
*Plitsch-Platsch*
Da kommt es, empfängt ihn sanft, kein letzter Gang, keine Träumerei…
Die Tropfen, sie fallen nicht mehr, sind verstummt, das Licht dringt hinein in die Höhle, die Pfützen spielen mit ihm ein Spiel, regungslos und ohne Antwort wartend, die Gefahr niemals erkennend. Kurzer Prozess mit dem Wartenden, nur kurz das Leiden ist. Sensenarme rammen sich in das Fleisch, der Körper verblutet, doch das Herz, getroffen so hart, erlöst ihn früher als erhofft. Ein Wort, ein Befehl, »kehre um!«, »lass es sein!«, es alles steckt im Worte des Unaussprechlichen, geflüstert vom Wächter der Knochen und des Geheimnisses, geflüstert an das Ohr, gesäuselt und geliebt.
Die Tropfen, sie fallen nicht mehr, sind verstummt.
Das Fieber hielt ihn wärmer als seine Decke, doch Sol wachte nicht schweißgebadet oder mit einem Schrei auf. Fließend war der Übergang aus jenem Traum, ehe er langsam aber sicher die Lider seiner Augen öffnete und sich in dem bestätigt fand, was er schon vorher bedacht hatte. Alles nur ein Traum. Nichts davon war wirklich passiert. Zu unrealistisch das Szenario und doch, die Warnung kam nicht von ungefähr. Beide Bücher lagen neben ihm auf einem Schränkchen, er hatte keine Zweifel mehr, dass sie über übernatürliche Fähigkeiten verfügten. Bestimmt ging dieser Traum auf ihr Konto. Ihm war diese Warnung nur recht. Die Gefahr dieser Suche war viel zu unterschätzt worden. Es tat gut, an sein Ende erinnert zu werden. Pures Glück und ein paar mächtigere Unterstützer waren wohl der einzige Grund, warum die Warnung noch keine Realität geworden war. Mit Können hatte das Ganze wenig zu tun.
Er griff an Schulter, Bauch und Brust, alles schmerzte, wenn man es nur berührte. Der Heilungsprozess war voll im Gang, unterstützt durch einen dicken Verband, der nahezu seinen ganzen Oberkörper einnahm und den einfachen aber wirksamen Salben eines ortsansässigen Feldschers. Absolute Bettruhe ward ihm verschrieben, aber Sol wusste genau, dass er es überstanden hatte und würde. Kleinere Narben, auf die es nun auch nicht mehr ankam, würden ihm bleiben, ansonsten hatte das Fleisch wieder einmal über die kalte Waffe gesiegt. Der Krieger brauchte drei Anläufe, dann aber hatte er sich endlich aus dem Bett gerafft. Unter gewohntem Schmerze zog er sich an und verließ das Zimmer wieder. Mit vorsichtigem Fuße hinab in den Schanksaal, einen kräftigen Kräutertee in die Kehle, ehe er hinaus in die Kälte schritt. Er brauchte neue Klamotten, die Alten waren zu nichts mehr zu gebrauchen.
Die Siedlung, in der Ritley und er ihren Frieden und ihre Ruhe sowie die dringend benötigte Regenerationszeit fanden, war Drakia. Dort hin, erneut an die Küste von Khorinis, hatte es sie verschlagen, nicht nach Gorthar, wohin sie ursprünglich wollten und zumindest der Leichnam noch immer wollte. Drakia, eine Illusion von Frieden und Glück, seiner liebsten Heimat auf dieser Insel, ja, hier waren sie nun schon einige Tage und lebten, wie zwei fast ganz normale Bürger unter den Einwohnern Drakias. Was Ritley in diesem Moment wohl machte? Ob er seinen ganzen Reichtum schon verprasste? Der Gefährte hatte sich gut geschlagen, auch wenn ihm noch einiges fehlte, um ein wahrhaft mächtiger, nützlicher Kämpfer zu werden. Doch Sol fand es richtig, dass er der Magie entsagt hatte, auch wenn er sich nicht sicher war, warum eigentlich. Er kam schon zurecht.
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Andy konnte die Burg mit ihren hohen Zinnen schon sehen. Deswegen sagte er zu seinen Freunden "Seit vorsichtig hier befinden sich viele Orks um die Burg herum. Da sie dort einen Belagerungsring aufgeschlagen haben und die Paladine in der Burg so aushungern wollten. Also seit vorsichtig und seit immer Kampfbereit!" Andy zog seine Einhandschwert, Lasseko zog seinen Speer, Ice Man zog seinen Dolch auch wenn er wusste das er im Nahkampf keine wirklichen Chancen gegen einen Ork-Krieger oder Späher hatte. Trotzdem erstaunte das Andy sehr wie Mutig der Junge Mann war. Und Elendium der Hohe Feuermagier ging hinter Andy, Lasseko und Ice Man her. Er hatte einen Feuerpfeil beschworen und konnte so die Angreifenden Orks abwehren können ehe sie an Andy, Lasseko und Ice Man geraten wären. Sie bogen um die Letzte Ecke, die Nerven der Drei lagen blank und als sie das Burgtor sahen. Fehlten alle die Worte weil das was sie dort sahen damit hätte keiner von ihnen gerechnet. Der Belagerungsring um die Burg war aufgelöst worden. Das Burgtor war zerstört worden und einige Rauchschwaden stiegen aus dem Innenhof empor. Andy Lasseko und Elendium schauten sich verwundert an dann sagte Lasseko "Oha was ist denn hier passiert ich habe gedacht wir werden von Orks erwartet und nun werden wir nur von ein paar Fleischwanzen erwartet." Jeder steckte seine Waffe wieder weg und Elendium lies das Feuer in seiner Hand wieder erlöschen. Dann gingen sie weiter auf die Burg zu keiner Sprach ein Wort. Jeder schaute sich um und sah die Überreste der Orkzelte die hier gestanden waren. Sie waren wahrscheinlich abgezogen nach dem die Stadt erobert war. Als sie so still über die Überreste des Belagerungsringes wanderten fiel Andy auf das am Boden einige Knochen von Menschen lagen. Um ihm schwebte grausames vor Augen. Hatten die Orks etwas ihr Gefangen verspeist. Andy mochte gar nicht daran denken und so sagte er zu seinen Freunden "Ich bin mal gespannt was uns im inneren der Burg erwarten wird, Ich denke entweder haben sich die Orks die Herrschaft an sich gerissen. Oder haben die Paladine in einem letzten Verzweifelten Akt die Burg verlassen und die Orks Kampflos in die Burg gelassen. Egal was hier passiert ist ich denke nicht das die Burg noch bewohnt ist so wie es hier aussieht." Lasseko, Ice Man und Elendium nickten Andy zu und alle vier gingen mit sicheren Schritten durch das Burgtor ohne eine Vorahnung was sie in der Burg erwarten würde.
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11.11.2007 18:12
#309
Ein großer Feuerball spiegelte sich auf dem rauschenden Wasser, das Meer war jedoch keineswegs so wild, als daß sich die Gischt der Wellen auftürmen und die Brandung gegen die Klippen donnern würde. Das Wasser war eher ruhig und gleichmäßig, aber wenn man ganz genau hinhörte, dann fand man in jeder neuen Welle einen neuen Ton, einen neuen Klang. Dieser große Feuerball, die untergehende Sonne, die nun schon so viel früher ihren Gang hinab antreten musste, sie war an diesem Tag ganz besonders schön. Eigentlich war sie immer schön, nur manchmal zeigte sie sich einfach den ganzen Tag über nicht und an anderen Tagen war der Mensch zu unwürdig, um ihren matten Glanz zu erkennen und ihm zu danken. Nein, es war kein Makel, es war nur eine allzu menschliche Reaktion, denn dieses Rot am Himmel, diese Explosion der Farben und Formen, es war für einen Genießer wie den Nordmann ein Fest der Sinne, ein Moment des himmlischen Friedens auf dieser Erde, für ihn und sein Leben, einzig das Bedauern, das er schon viele Male zuvor zum Ausdruck gebracht hatte, besudelte das Glück ein wenig. Ja, ein Maler musste man sein, diesen Moment festzuhalten, konnte es doch der letzte Moment sein, den, in dieser prallen Schönheit, man erlebte, nahezu erdrückt wurde.
Auf einer Bank sitzend, nahe am Meer, die würzige Luft in der Nase, lehnte er sich zurück, beobachtete einen Vogel über ihn fliegen und schloss als er fort war die Augen. Diese Tage am Meer, hier in Drakia, gutes Essen, schöne Unterhaltungen, kleine Spiele, hauptsächlich jedoch der Frieden der Ruhe und seiner Entspannung, es fühlte sich gut an, zu gut, denn es übertünchte die Makel, die dieser heilen Welt doch anhafteten. Makel, die seit jeher in seinem Herzen wohnten, ein unendlich langsames Gift, das ihn zerstörte, das ihn zu etwas formte, das nicht mehr er war, eine blasse Maske seines Ichs, eine Gestalt, ohne Emotionen und damit war nicht die normale Kühle des Suchenden gemeint. Er wusste dies, doch er ließ es zu, hin und wieder zu vergessen, genoss die Tage des Friedens, nur um dann irgendwann radikal an das Andere erinnert zu werden, ein harter Schlag direkt in die Magengrube, nur um keuchend wieder aufzustehen, die wackligen Knie zu strecken und der Gegenseite den Kampf anzusagen. Wie eine Droge, injiziert um wach zu bleiben.
Wach war er aber alles andere, als sich nun die Müdigkeit der See wie ein dünnes Tuch über ihn legte und er kurzzeitig eindöste. An Träume war jedoch nicht zu denken, denn schon Sekunden später schien er wieder wach zu sein, öffnete die Augen, war wieder hier, in Drakia, auf der Bank, am Meer.
Doch plötzlich bebte die Erde, das Haus auf der gegenüberliegenden Seite begann zu wackeln, Holzbretter sprangen heraus, Steine wirbelten durch die Luft, dann brach die Gestalt durch die Vorderwand, ein Riese, rein aus Knochen, zusammengehalten von einer starken, magischen Kraft, die Augen glühten rot, als er direkt in das Gesicht des Leichnams blickte und direkt auf ihn zustürmte, die Sensenarme erhoben, bereit, den Krieger zu durchbohren, schon schwang er hinab, den riesigen Schädel direkt auf sich zukommend, die glühenden Augen brennen sehend, das Ende, garniert mit dem Wort, dem Wort des Unaussprechlichen auf den nicht vorhanden Lippen…
»Hey!«
Eine Stimme. Die Klingen hatten seinen Körper nicht durchbohrt. Es war nur so etwas wie ein Traum, er war wieder in Drakia, auf der Bank, am Meer. Seine Lider zuckten wild, sein Mund war staubtrocken und aufgerissen, sicherheitshalber berührte er den verbundenen Brustkorb, doch es war alles wie immer. Ritley stand auf einmal vor ihm, dort, wo noch eben der Schädel des Knochenwächters auf ihn gelauert hatte. Es war nur ein Traum… aber er war so real…
»Alles klar soweit?«
Skeptisch musterte der Bogenschütze den Erwachten, dieser sah ihn an wie toll, dann aber schüttelte er den Kopf und nahm wieder die normale, nichts sagende Haltung ein.
»Klar, alles bestens…«, gab er zu Protokoll und musterte nun seinerseits den Gefährten.
»Ach ja? Sah aber nicht so aus, schlecht geträumt?«
»Nein!... Ja!... ähhh…«
»Hmmmm?«
»Es sind so etwas wie Träume, aber ich bin mir sicher, dass es keine Träume sind. Wir hätten nicht in dieser Höhle sein sollen, dieses Buch mitnehmen dürfen… aber das zeigt mir nur, dass wir auf der richtigen Fährte sind. Die Beute wehrt sich, ein vollkommen verständlicher Zug, aber ich bin ein Jäger und ich lasse die Beute nicht mehr los. Sie ist auf weiter Strecke das einzig Essbare, wenn wir also nicht verhungern wollen, müssen wir sie kriegen. Sie ist schon verwundet, hinterlässt Spuren, wer weiß, vielleicht geht sie uns schon bald in die Falle!«
»Ahhhh-ha! Ja…«
»Ach, kümmere dich gar nicht drum. Überhaupt, was machst du hier?«
»Laufen! Du solltest dich auch mal wieder bewegen, anstatt die ganze Zeit nur zu… träumen. Wie sieht’s aus, kleiner Wettlauf gefälligst?«
»Bah! Hau bloß ab. Siehst du nicht, wie ich aussehe? Ich bin froh, wenn ich morgens ausm Bett komme. Du kannst froh sein, dass es dir schon wieder so gut geht, Glückspilz. Es ist bewundernswert, dass du schon wieder ans Laufen denkst.« Der Knochen drehte etwas den Nacken und spürte dessen Verspannung, ehe er in das herausfordernde Gesicht des Gegenübers blickte und das Grinsen erwiderte.
»Vielleicht wird aus dir ja doch noch mal ein brauchbarer Kämpfer.«
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Der Schütze fühlte sich gut wie schon lange nicht mehr. Die Wunden kennzeichneten ihn zwar immer noch als einen Verletzten, psychisch war davon aber nahezu nichts mehr zu spüren. Er war beinahe schon wieder soweit, das nächste Abenteuer ohne zu zögern in Angriff zu nehmen – ließ es sich nicht vermeiden. Ansonsten nämlich, das gab er ohne Rumgerede zu, gefiel es ihm im kleinen Fischerdorf Drakia ausgesprochen gut.
Das Funkeln in den zusammengekniffenen Augen des Gefährten war ihm Antwort genug. In freudiger Erwartung streckte und dehnte er sich noch einmal, zeichnete dann die kleine Runde mit dem Zeigefinger in die Luft.
Der Krieger nickte, war bereit.
„Ausgezeichnet. Ich zähle von Drei runter. Bei „Null“ geht es los. In Ordnung?“
„Geht klar.“
Mit lauter Stimme begann er nun herunter zuzählen.
„Drei.“
Ritley ließ sich leicht in die Knie sinken, nahm die Stellung eines angriffslustigen Kätzchens an, das Ziel genau anvisiert.
„Zwei.“
Die Muskelspannung verstärkte sich erheblich, blieb dann aber konstant. Erst beim entscheidenden Kommando würde sie förmlich explodieren und der Körper des Schwarzhaarigen nach vorne schnellen.
„Eins.“
Wer gewinnen will muss sich einen Vorteil verschaffen, lachte er in Gedanken hinein und schnellte vor dem eigenen Kommando nach vorne, ein kurzes Lächeln über die Lippen huschen lassend, Freude verspürend, verschmitzt, fast schon bubenhaft.
Solaufein blieb nur den Bruchteil einer Sekunde hinter ihm, schoss dann ebenfalls nach vorne und nahm die Verfolgung des Betrügers auf. Der Wind ließ die schwarze Mähne nach hinten fallen, umspielte seine Gesichtszüge und verleibte ihm eine große Portion Frische ein. Soweit zum Positiven.
Nicht nur diese Aspekte kamen ans Tageslicht (oder besser gesagt die untergehende Sonne), sondern auch das immer noch angeschlagene rechte Bein, dass einfach den nun anfallenden Belastungen scheinbar noch nicht gewachsen war. Nach wenigen Metern stellte sich ein gleichmäßiger, brennender Schmerz im Gebiet des Knies ein.
Die Aufgabe war jedoch keine Alternative, der Verfolger befand sich nur wenige Schritte hinter ihm, holte beständig auf.
„Ver-zei-hung!“, schrie der ehemalige Wassermagier über die Schulter zu einer alten Frau, die seinem Weg gekreuzt war, fast von ihm niedergerannt wurde und ihre Einkäufe in geradem Bogen in die Luft schmiss.
Ein klein wenig Obst, hauptsächlich aber Gemüse und für seine Augen schon wieder viel zu weit entfernte andere Dinge, die den eisernen Verfolger treffen konnten. Ob es tatsächlich passierte, entzog sich derweil seinem Blickfeld.
Tatsächlich war die Runde zur Hälfte beendet und nun lag es am Krieger, seine Vorteile auf seine Art auszuspielen. Der Schütze war gespannt, wollte jedoch noch nicht an eine Niederlage denken. Ein Ass hatte schließlich jeder von ihnen im Ärmel – mehrfach.
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11.11.2007 18:50
#311
Zu ihrer großen Überraschung fanden sie nicht den Belagerungsring der Orks vor, sondern nur eine Spur der Verwüstung und des Chaos, wie auch auf dem Rest der Insel."Hier werden wir heute Abend bleiben", schlug Andy vor und schaute seine Begleiter an."Können wir machen, es wird bald dunkel", erwiderte der Magier, während er in dem Himmel empor schaute."Wo werden wir hier schlafen können?", fragte Ice Man, der zum ersten Mal in diesem Tal war."Noch vor wenigen Monaten lebten hier viele Soldaten des Königs. Wir werden wohl schon Betten finden", versicherte ihm Elendium."Und was machen wir jetzt?" Der Bogenschütze schaute seine Freunde an, wollte wissen, was diese im Sinn hatten."Ich schau mich in der Burg um", antwortete ihm der Orksöldner und setzte sich in Bewegung, dabei war sein Ziel das große Haus, welches dem Betrachter schnell in sein Blickfeld fiel, wenn er die Burg betrat, doch ob ihm jemand folgte, wusste er nicht, jedenfalls hinderte ihn keiner daran. Im Inneren des Hauses erblickte er viele Räume, im vorderen Bereich gingen zwei Türen zu beiden Seiten und am Ende des Eingangsraumes, erblickte er zwei Treppen, die nach oben zu führen schienen. Nachdem er diese hochlief, kam er in einem langen Flur an, an welchem erneut viele Türen zu weiteren Räumen führten. Er wollte schauen, was sich in den Raümen befand, doch in vielen sah er nur verstaubte Regale, alte Betten und verschlossene Truhen."Wie krieg ich die auf?", fragte er sich, als er vor solch einer stand."In solchen Truhen lagern Werte, die sich normale Bürger meist nicht vorstellen können", sprach er, über seine Unfähigkeit die Truhe zu öffnen.
"Hier gibt es, für mich, nichts zu holen", stellte er enttäuscht fest und verließ das Zimmer in der Hoffnung, in einem der anderen Räume etwas zu finden, dabei war er mit den einfachsten Dingen meist schon zufrieden...
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11.11.2007 19:02
#312
»Auf was habe ich mich da bloß eingelassen? Bin ich noch ganz sauber? Bettruhe hatte der Feldscher doch gesagt, ich sollte nicht mal hier draußen sein. Das Fieber bringt mich sonst noch um.«
Die Gedanken des Solaufein kreisten sich um dieses Thema, aber in seinen Augen funkelte es, er wollte sich dennoch nicht so leicht geschlagen geben, auch wenn der Gedanke an den Gewinn schon in weite Ferne gerückt war. Erstaunlicherweise war seine Bein- und Unterleibsmuskulatur recht frisch, die Tage der Ruhe hatten ihr gut getan, außerdem hatten sie nahezu nichts abbekommen, was sich nun positiv auswirkte. Aber man konnte – auch wenn das sicher nicht jeder verstand – einen Lauf nicht bloß mit Beinen und einem Kopf gewinnen. Die Arme, aber auch die Muskeln, Sehnen und Knochen des Oberkörpers waren ständig gespannt und in Bewegung, verschoben sich, wurden schnell in verschiedene Lagen gebracht, so dass sogar sein Verband begann zu scheuern und sich aufzulösen. Anfangs hatte er auf sie keine Rücksicht genommen, hatte den nun schon gewohnten Schmerz mannhaft hingenommen und auf die Zähne gebissen, aber jetzt, als er sah, dass er ohnehin keine Chance mehr hatte, den Schützen einzuholen und dass dieser mit allen Mitteln kämpfte, verlangsamte er seine Schritte und gab auf.
»Ne, ich bin doch nicht bescheuert. Ummm.« Er hielt sich die Schulter und versuchte das Pochen aus dem Arm zu bekommen, vergebens.
»Ne, verdammt, nicht noch mal.« Da hörte er hinter sich das Klagen der alten Frau, die Ritley fast umgerannt hatte.
»Diese Jugend… hah! Keine Rücksicht mehr, pah!«
Dieser Satz zauberte ihm doch glatt ein Grinsen aufs Gesicht, ehe es sich ernst verfinsterte und er zu der alten Frau trat.
»Sie haben vollkommen Recht. Der Kerl sollte sich was schämen, ich habe alles genau gesehen! Passen sie auf, da vorne kommt er schon, aber wenn sie erlauben, wollen wir auch unseren Spaß haben.«
Entzückt lächelte die Greisin, als der ihr Fremde einen Apfel vom Boden aufnahm und damit spielte. Ritley hatte noch immer ein irres Tempo drauf, anscheinend war er sich des Umstandes seines Sieges noch nicht gewiss. So war es schwierig, ihn auch zu treffen, aber Sol hatte nicht umsonst zahlreiche Dolche exakt ins Ziel geworfen. Zwar hatten die feigen Diebe auch seine Dolche entwendet und er schon seit vielen Monden nicht mehr mit solchen Waffen geübt, aber diese Fähigkeit verlernte man nicht so einfach. Viel schwieriger war es da schon seinen rechten Arm davon zu überzeugen, dass der Spaß höher zu bewerten war, als der Schmerz, der aus dieser ruckartigen Bewegung zweifellsfrei entstehen würde.
Sol zielte also.
»Passen sie auf!«, wies er die alte Frau an, dann schleuderte er den Apfel und… *batsch*… traf genau in den Magen des Läufers, denn es war ein sehr harter Apfel, der im Gesicht wohl mehr Schmerzen und weniger Komik verursacht hätte, als es ein weiches Exemplar getan hätte. Die Alte klatschte schadenfroh in die Hände, während er nur zum Sieger des Laufes hinhumpelte und sich einen grinste.
»Bravo, du hast gewonnen. Die Alte stiftet den Apfel als Preis, ich konnte der Agilität nichts entgegensetzen, aber ich wollte dir wenigstens den Preis übergeben.«
Er klopfe Ritley auf die Schulter, die passend direkt auf der Höhe seiner Hand lag, da dem Schützen doch etwas die Luft weggeblieben war, ehe er zurück zum Gasthaus trottete. Etwas Kaminfeuerwärme und eine gute Mahlzeit, das war jetzt genau das richtige.
»Ich bestell mal für uns beide, aber hilf der Alten erst mit ihren Sachen!«, ließ er Ritley und den dunklen Wind vor ihm noch triumphierend wissen.
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„Nein, ich bitte nochmal um Verzeihung.“
„Unverschämtheit! Banause! Alkoholkind!“, brüllte ihn die Frau unnachgiebig an, scheinbar gar keine Luft holend und in einer Lautstärke, die er bei ihrem Alter nicht für möglich befunden hatte.
„Ich bin doch eh schon dabei“, gab der Schwarzhaarige klein laut zurück, sammelte die noch immer am Boden verstreuten Einkäufe ein, legte sie zurück in den Korb und versuchte dabei, das Geschrei so gut wie möglich zu ignorieren. Doch die Alte dachte nicht im Traum daran, endlich Ruhe zu geben.
„Lümmel! Diebespack! Lauter Ganoven, wohin man schaut! Flegel! Hebst du mir jetzt meinen Einkauf auf, oder willst du Wurzeln schlagen?!“
Ritley hörte nicht hin, stellte sich das prasselnde Kaminfeuer in der Herberge vor, in der es sich sein Gefährte zwischenzeitlich schon ordentlich gemütlich gemacht hatte.
Ich eile, ich eile!, sprach er ihm in Gedanken augenrollend zu, sammelte den Rest auf und fragte die alte Furie, wohin er ihren Einkauf bringen sollte.
„Wohin wohl, du Einfaltspinsel?! Zu mir! Und jetzt spute dich, du räudiger Hund einer...-“
Hier offenbarte sich ein vollkommen neuer Charakterzug der Alten. War sie beim Krieger noch höflich, entwickelte sie sich hier zu einem ausgemachten Scheusal. Ritley unterbrach den Redeschwall der Alten, der mit diesen Worten ohnehin seine Schmerzgrenze überschritten hätte, mit dem Hochschnellen seiner Faust ein jähes Ende. In einem 90°-Winkel, wohl platziert auf die Nase der Frau, über die Schulter hinweg in das Gesicht, welches sich genau hinter ihm befand.
Mit einem – in seinen Ohren sehr angenehmen – Laut schlug ihr Körper auf dem Boden auf und blieb regungslos dort liegen, nur der flache Atem war zu hören.
Zufrieden, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, trat er den Weg in die Taverne an, freute sich auf Speiß und Trank, die Wärme, die Atmosphäre, auf eine gute Pfeife.
Wegen der Frau machte er sich keine Gedanken. Sie war eine alte, boshafte Schreckschraube, die es verdient hatte. Und er war nicht der selbe, hilfsbereite Samariter wie früher. Die Zeiten änderten sich und mit ihnen auch die Menschen.
„Na, hast es dir ja gemütlich gemacht, während ich mich mit diesem Biest rumschlagen durfte...“, bemerkte er trocken, als ihn seine Schritte durch die Türe hindurch an den Tisch des Schwertkämpfers geführt hatten.
Zuviel versprochen wurde ihm zumindest nicht: angenehm warm war es schon einmal.
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Die letzten Tage waren sehr ereignisreich. Ice Man hatte sich ihnen angeschlossen. Andy kannte den Mann scheinbar länger und da dieser auf das Festland wollte, hatte Andy ihn eingeladen die Drei zu begleiten. Seid dem sie das Piratenlager verlassen hatten waren nun einige Tage vergangen. Mittlerweile waren sie in der verwaisten Burg im Minental angelangt. Lasseko, Andy und Ice Man suchten ein Möglichkeit um sich zur Nachtruhe begeben zu können und Elendium erklärte ihnen, das dass Ritterhaus bei seinem letzten Besuch noch sehr intakt gewesen sei. Er selber begab sich erst einmal zum Friedhof, den er bei seinem letzten Besuch geweiht hatte. Hier kniete er an den Gräbern nieder und sprach einige Gebete. Anschliessend begab er sich in das Magierhaus, in dem einst zu Zeiten Gomez, die Feuermagier geherrscht hatten. Hier hatte er auch das alte Zauberbuch gefunden welches erklärt hatte, wieso man zu einer Art Runenmagie gewechselt hatte. Alles schien dem Heiler so vertraut und doch hoffte er in den Resten der Bibliothek noch was zu finden.
Während die anderen ein Nachtlager bereiteten und jagen gingen, begab sich Elendium in die alte Bibliothek und suchte vorsichtig nach alten Büchern über Heilung. Er wollte ausserdem noch mehr Aufzeichnungen finden, wieso die alten Magier eine Runenmagie geschaffen hatten, wo sie doch die jetztige normale Magie nutzen konnten. Irgendeinen Grund musste es doch gegeben haben. Elendium würde länger suchen müssen. Eventuell mussten sie sogar noch einige Tage hier verweilen. Er wollte nicht mit leeren Händen gehen. Also begann er mit der Suche, wer wusste wie viel zeit er hatte.
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Die Taverne war gerappelt voll. Im Gegensatz zum vergangenen Abend hatten sich nicht nur die paar Bewohner des Dorfes hier eingefunden, sondern auch noch eine Gruppe von Spielleuten, die sich auf dem Weg nach Gorthar befand.
Lustige Gesellen, zumindest die meisten von ihnen. Auch hier bestätigten Ausnahme die Regeln, wie es so schön hieß. So kam es also, dass der Krieger und der Bogenschütze an diesem neuen Abend an einem Tisch zusammen mit Spielleuten saßen. Einer spielte auf der Flöte, der andere begleitete seinen Kameraden auf einer kleinen Trommel, die er wunderlicherweise in seinem Mantel versteckt hielt.
„Wie lange macht ihr das schon?“
„Seit jeher, Wandersmann. Du siehst erschöpft aus, müde. Scheint fast so, als hätte dich deine Liebe verlassen, Freund. Ha, die Liebe? Ja, die Liebe. Wo sie halt hinfällt, wa? Tja, tada. Schonmal nachgedacht, ob´s an dir lag, Kamerad?“
Ritley tat, als hätte er nur den ersten Satz gehört.
„Woher wollt ihr wissen, dass ich ein Wandersmann bin? Mein Gepäck liegt auf dem Zimmer, mich kennzeichnet nichts als einen solchen.“
„Ähm, wir... wir sind... ähm.“
„Hellseher?“, half Ritley ihnen auf die Sprünge.
Heftiges Kopfschütteln, dann ein prusteten beide los. Sie konnte gar nicht mehr an sich halten, so schüttelten sie sich vor Lachen. Der Schütze war nicht in der Stimmung zu lachen, hatte die vergangene Nacht keinen Schlaf gefunden, war hungrig, obwohl er beinahe einen halben Ochsen verdrückt hatte, unleidig.
„W-i-t-z-bolde. Ihr seid euch also sicher, keine Hellseher zu sein?“
Die beiden schmächtigen Kerle nickten, schauten den Schwarzhaarigen interessiert an und tauschten Blicke untereinander aus.
Ritley seinerseits schlug den dunklen Mantel kaum merkbar zur Seite und zog den Dolch aus der unauffälligen Halterung am Gürtel, streckte ihn unterm Tisch den beiden Männern entgegen. Solaufein, der bisher ruhig und voller Desinteresse nur halbherzig auf das Gespräch der drei Männer gehört hatte, blickte nun interessiert auf seinen Gefährten.
„Und ihr meint wirklich, keine Hellseher zu sein?“, fragte der Schütze noch einmal – eindringlich, mit einem vielsagenden Blick nach unten.
Die Augen der Spielleute folgten den seinen. Das Weiß in ihnen wurde größer, als sie die kurze, aber tödliche Klinge erhaschten. Dennoch rührten sie sich nicht von ihren Plätzen.
„Seid ihr euch WIRKLICH sicher, keine Hellseher zu sein?“
Die Männer schluckten hart. Die Antwort steckte ihnen im Hals, aussprechen konnten sie sie trotzdem nicht.
„Ich glaube, ihr wisst, was passieren wird, wenn ihr nicht sofort verschwindet. Oder irre ich mich?“
Wieder ein Nicken Seitens der Gegenübersitzenden. Nun verhalten, nicht mehr freudig und arrogant wie noch zuvor, sondern ängstlich, abwartend und gespannt, als wünschten sie sich an einem anderen Ort zu sein.
„Gut. Dann könnt ihr ja doch hellsehen“, sprach der ehemalige Magiekundige nun verheißungsvoll, ließ eine laaange Pause folgen, „und jetzt verschwindet, bevor ich eure Befürchtungen wahr werden lasse“, stieß er die Worte mit einem Zischen heraus und zuckte nach vorne.
Zwei Stühle rumpelten, wurden auf die Seite geworfen. Die Männer veranstalteten einen kleinen Wettlauf zur Türe, ignorierten die anderen Spielmänner, die Freunde aus der Gruppe und hasteten aus der Taverne hinaus. Nachdem die Blicke der noch Anwesenden zuerst ihnen gefolgt waren, glitten sie zum Tisch der beiden Abenteurer hinüber.
„Gibt´s ein Problem?“
Vereinzeltes Kopfschütteln, vereinzeltes Murmeln, mißbilligende Blicke, dann war es schon wieder vergessen, die Menschen redeten, tranken und aßen weiter.
Ritley lehnte sich augenrollend in seinen Stuhl zurück und leerte den Bierkrug mit einem Zug.
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12.11.2007 18:51
#316
Während er auf einer Bank, nahe der alten Burgschmiede saß, ließ er seinen Blick über den vor ihm liegenden Burginnenhof schweifen, doch außer seinen Freunden konnte er nicht viel erblicken. Der Bogenschütze trainierte mit seinen Schwertern, die er gekonnt und beeindruckend führte, während der Bürger versuchte eine Beschäftigung zu finden, denn für ihn war dies ein Ort, an den er noch nicht besucht hatte und es wohl auch nicht mehr tun würde.
Der Magier verweilte derweil in dem alten Haus der Feuermagier, wie er es selbst nannte, und aufgrund seiner Unwissenheit glaubte ihm der Orksöldner auch, dass dort die Magier lebten. Nur kurz schaute er am gestrigen Tage in jenes Haus, doch schnell sah man, dass dort keine Kämpfer wohnten.
"Wo werden wir eigentlich hinreisen, wenn wir diese Burg verlassen?", fragte er Andy interessiert. Dieser stoppte kurz seine Bewegungen."Hier ist nicht viel zu sehen, ich denke, dann werden wir auch bald nach Myrtana zurück fahren, oder was meinst du?" Er fing wieder an, mit seinen Schwertern einen unsichtbaren, sich nicht wehrenden ,Gegner anzugreifen."Ich kenne mich hier nicht so aus", antwortete ihm der Orksöldner und erhob sich von seiner Bank,"doch ich weiß, dass es hier sehr gefährlich ist und es noch zwei weitere Lager gab, doch diese sind wohl schon lange verlassen. Ich weiß nicht, ob diese nicht schon zerfallen sind." Er lief einige Schritte in Richtung des Burgtores."Das stimmt wohl", rief ihm der Bogenschütze noch nach, als er bereits am Tor stand und die Burg verließ.
"Jaja, die Orks eben", kommentierte er den Anblick, welcher sich ihm bot, als er die sicheren Mauern verließ. An verschiedenen Stellen, erblickte er alte Zelte, die er den Orks zuordnete."Ist das alles richtig?", fragte er sich leise, als er seine Schritte auf eines dieser alten, jedoch noch immer stabil wirkenden, Zelte lenkte. Im Inneren erblickte er erneut verschiedene Sachen, welche die Orks hier zurück gelassen hatten und nicht mehr brauchten."Ein altes Fell", stellte er fest und nahm jenes in die Hand."Ähnlichkeiten zu Wolfsfell, aber dunkler." Skeptisch blickte er auf das in seiner Hand befindliche Fell."Nicht's mehr wert." Etwas enttäuscht ließ er es zu Boden fallen und erblickte nichts, was ihn interessierte, bevor er aus dem Zelt trat und erneut die Landschaft, welche vom Krieg gezeichnet, einen sehr lebensfeindlichen Eindruck machte."Ein seltsamer Ort."
Etwas resigniert blickte er auf sein Umfeld."Dieser Ring geht doch einmal um die Burg?" Er schaute nach links zu erblickte dort weitere Zelte, abgebrannte Hütten und noch mehr Spuren alter Kämpfe."Mal schauen, was ich dort noch so finde, vielleicht findet mich ja jemand."
Lasseko wusste, dass dies ein sehr gefährlicher Ort war, an dem selbst erfahrene Kämpfer oftmals große Mühen hatten, was meist an den, in diesem Tal lebenden, Kreaturen lag, dennoch wollte er diese Runde machen, denn die Hoffnung, in eine mder Zelte oder der Hüttenüberreste etwas brauchbares zu finden, war groß...
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12.11.2007 19:03
#317
Man konnte über den großen Kerl sagen was man wollte, aber langweilig wurde es mit ihm nie. Im Gegenteil. Es schien, als ob er erst jetzt, als sie in diesem verschlafenen Fischerdorf waren, zu seinem ganzen Können zu reifen, in seine ganze Vielfalt einzutauchen und diese selber zu verstehen. Der heimliche Mime genoss diese Schauspiele wie eine private Sondervorführung, zweifellos hätte eine schöne, leicht bekleidete Frau, die für ihn tanzte, eine durchaus stärkere Wirkung für den Moment inne, aber die tieferen, ernsteren Ansprüche in ihm dürsteten nach Schauspielen wie diesem.
Wenn man die Angst riechen konnte, wurde ein Punkt erreicht, der kritisch wurde. Der aber auch in seiner ganzen Rarität ausgekostet werden wollte. Er zog hier gerne die Parallelen zu einer Jagd, was als meisterlicher Jäger nahe lag. Die Adaption war recht simpel. Eine Beute, die Angst hatte, wurde unvorsichtig, ließ sich beeindrucken, kuschte, floh, rannte. Der Jäger war ihr Herr und Meister, ihr Gebieter, sie war nur ein Opfer, er übte enormen Druck auf sie aus, kostete das Gefühl aus, labte sich an seiner Macht, an seiner Unbezwingbarkeit. Doch so schnell war die Rechnung nicht gemacht. Die Angst verhalf einem auch über Grenzen, die man so nicht überschreiten würde. Sie raubte einem die Konzentration, den Schlaf, die Ruhe, ließ einen an die Grenze zum Wahnsinn wandeln und machte selbstmörderisch. Was hatte man schon noch zu verlieren? Ein letzter, verzweifelter Angriff, ein heldenhafter Abgang, diese Wandlung machte den Geängstigten wahrlich gefährlich und mächtig, nicht selten endete auf diese Weise das Leben des allzu sorglosen Jägers.
Solaufein hatte keine Angst vor Ritley. Er vertraute ihm, war gleichzeitig jedoch vorsichtig wie jeder Person gegenüber, der er etwas Vertrauen schenken wollte. Bereit, jeden Verrat gnadenlos zu bestrafen. Einmal hatte er sich überrumpeln lassen, der Preis war beinahe das Leben und ein harter, materialistischer Verlust. Zweimal konnte man einen Solaufein nicht auf dieselbe Weise hereinlegen, man musste sich etwas Neues ausdenken. So sehr ihm aber die wachsende Macht und Reife seines Gefährten gefiel, so sehr missachtete den Weg, den der ehemalige Magier anscheinend gehen wollte. Erst die Alte und jetzt die Spielleute. Die Aggressivität stieg, während die Hemmschwelle immer mehr zu sinken schien. Sol, der wie ein Jäger darauf getrimmt war, Verhalten zu analysieren und zu verstehen, verstand zwar nicht viel von menschlichen Umgangsformen und wusste nicht, was man als "normal" bezeichnen würde, doch er las aus winzigsten Details riesige Geschichten, kombinierte diese mit seinem Bild von dem Tier „Mensch“ und verstand. Ritley schien in einem Prozess des Wandels zu stecken, doch wann dieser Prozess begonnen und wann er enden würde, wusste nur sein Gegenüber selber.
Im Grunde genommen war ihm die Sache gleichgültig, solange Ritley nicht dafür sorgte, dass sein überdurchschnittlich guter Ruf in dieser khorinischen Heimat ins Bodenlose sank, dennoch schnitt sein scharfer Blick nun einige Sekunden die Pupillen vom Schwarzhaarigen. Sollte Ritley es übertreiben, würde er schon einschreiten, aber so war es ihm Recht. Genau das passende Schauspiel zur Musik und seiner sich bessernden Laune, er liebte Unterhaltung, solange es nicht danach aussah. Die schwer zu findende Unterhaltung war doch noch immer die Beste. Sein gestrenger Blick wurde schelmisch, seine Augenbrauen zuckten, ein stilles Zeichen, ehe er seine Wildschweinkeule weiter abknabberte. Sein Körper brauchte Fleisch, erst nach seiner Abreise würde er den Verzehr wieder drastisch drosseln.
Plötzlich änderte sich das Bild, die Stimmung, er griff gehaltvoll kauend nach seinem Weinkrug und prostete Ritley zu, der einen Kelch bevorzugt hatte. Die Weintropfen schwappten über die Ränder, dann benetzte die bittere Lese seine Lippen und verhalf dem Fleisch zu neuen Höhen. Es war zu schwach und zu wenig, um betrunken zu werden, aber es war genau das Richtige, um noch einmal, einige Tage danach, zu feiern. Und Feiern durften sie, der Genuss nach der Arbeit, eine Belohnung, die ihn vorerst vollends befriedigte, sich auf dem richtigen Wege wissend.
»Sag, reicher Mann, wohin wird dich der Wind nun tragen?«
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Der „reiche Mann“ musste bei diesem Titel unwillkürlich lachen. Es war ein heiteres, fröhliches Lachen, dass nicht mehr auf die vergangene Szene und seine Charakteroffenbarung schließen lies. Eine gute Frage, die eine ausführliche Antwort verdiente.
„So recht klar ist mir das noch nicht – was dir ja bekannt vorkommen sollte. Höchstwahrscheinlich suche ich mir jemanden, der sich auf den Schwertkampf versteht. Und nein, bevor du was sagen willst: ich hab da schon eine Person im Kopf – die Frage ist nur, wo sich die zur Zeit rumtreibst. Naja, wird sich rausfinden lassen, was?“
Der Krieger nickte, hakte aber doch nach.
„Warum willst du den Schwertkampf lernen? Tut es dein Bogen etwa nicht mehr, oder verspürst du auf einmal das Bedürfnis, deinem Gegners ins Gesicht zu sehen?“
Der Spott in den letzten Worten war dem Schwarzhaarigen nicht entgangen, dennoch ignorierte er ihn.
„Wie genau glaubst du mich zu kennen, Krieger? Oder, was eigentlich noch viel wichtiger ist: wie viel meiner Vergangenheit kennst du von mir? Wie viel meiner Bestimmung, die ich erfüllen werde?“
Bevor der Mann den Mund zu einer Antwort öffnen konnte, fuhr ihm Ritley über die Lippen.
„Ich verlange keine Antwort darauf. Diese Fragen hast du dir zweifelsohne selbst schon gestellt – ob du Antworten gefunden hast, interessiert mich nun weniger.“
Der nächste Bierkrug ward mit einem Zug geleert, zuvor nur noch zur Hälfte gefüllt. Sich die Feuchtigkeit mit den Handrücken der Rechten aus dem Gesicht wischend, fuhr er fort.
„Das hat tiefgehendere Gründe, als mir selbst klar war. Aber die Kutsche ist immerhin noch nicht abgefahren, zu spät kann es noch gar nicht sein.“
Der Krieger nickte. Ritley ging davon aus, dass er verstand, was er ihm damit sagen wollte.
„Wohin wird dich der Wind führen, tapferer Krieger? In den Süden? Der Wärme entgegen? Oder doch nach Norden? Vielleicht in den Westen? Gar in den Osten?“
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12.11.2007 20:18
#319
»Süden!«, ließ er sich entlocken, griff wieder nach dem Becher und suchte mit der Nase nach etwas, das dem Begriff des Aromas möglichst nahe kam. Der Wein war klasse! Er war so schlecht und bitter, dass Sol Gefallen an ihm fand, keiner dieser endlos Süßen, bei der die Traube vor Sonne und Zucker nur so strotzte. Diese Weine vermittelten immer eine Schwere, die man sich gar nicht vorstellen vermochte. Nicht nur die Schwere im Schädel, wenn man sich zu viel davon gönnte, was eigentlich immer passierte, da man kaum davon lassen konnte, sondern auch – und das war viel schlimmer für einen Mann wie ihn – eine Schwere auf dem Herzen. Süß wie die Liebe, süß wie die Heimat, süß wie das Glück, süß wie der Friede. Eine Traube, die bevorzugt im, na, im Süden wuchs. Dort, wo die Sonne am kräftigsten und längsten schien, das Land warm und heiß war. Welch Ironie, dass er ausgerechnet diese Weine so verfluchte, so sehr liebte. Nun galt seine ganze Liebe dem Bitteren, der bei jedem Schluck Überwindung kostete und die Kehle wie ein Gift benetzte.
»Wohaaaa!«, er schluckte das Zeug hinab, schüttelte wild den Kopf und zeigte die Zähne wie ein hungriges Tier.
»Gorthar liegt doch noch südlich von hier, nicht? Ist dennoch schweinisch kalt dort im Winter. Aber was soll’s, stört mich nicht!«
In einer gewollten Phase des Barbarischen griff er krampfhaft den Krug mit dem Wein und füllte sich in den Becher nach.
»Ein letzter Schluck, dann ist Schluss!« Man mochte ihm diese Aussage nicht glauben, so sehr wie er auf den Wein schielte, aber so mancher hatte sich schon gewundert, welch erstaunliche Disziplin der niemals Betrunkene zuweilen aus sich heraus kitzeln konnte. Er spielte ein Spiel mit sich selber, der Verzicht auf den guten Wein ließ die letzten Tropfen zu einer Qual werden, er bestrafte sich selber, entzog sich den Freuden, dachte schon an Morgen, der Blick nach vorne, niemals zurück…
Nun aber war der Blick trübe und traurig, wie ein nasser Waschlappen hatte er das Kinn auf den Tisch gelegt und die Hände verschränkt. Die Bitterkeit des Weines ergriff auch sein Herz.
Im Gegensatz zum süßen Pendant war dieser Wein eine Komposition aus Trauer, Schmerz, Verlust und Vergessens.
»Greif zu!«, bemerkte er dem in andere Richtungen schielenden, ebenfalls etwas melancholisch schweifenden Gefährten, als er seine Rechte kräftig zu ihm hielt.
Sie packten zu, dann schüttelte er kräftig und kurz, ehe er sich erhob und die gleiche Reaktion des Bogenschützen abwartete. Er umarmte ihn, klopfte wie ritualisiert dreimal auf seine Schulter und – ihre beinahe gleiche Größe machte dies dankbar einfach – griff seinen Nacken und führte seine Lippen Wange an Wange direkt an sein Ohr.
»Geh deinen Weg und bleib am Leben!«, flüsterte er nur sanft, doch die Worte klangen wie ein Befehl, dessen Widerspruch mit dem Todesurteil bestraft worden wäre. Sol war entzückt von Ritleys Vorhaben, zwar hätte er ihm durchaus selber die Technik des Schwertkampfes beibringen können, aber er hatte keine Zeit dafür, außerdem wollte sein Gefährte ja ohnehin nicht. Mit seinem Finger fuhr er über die schroffen Lippen des Mannes und dieser ließ es geschehen. Dann drehte sich der Krieger schwungvoll um, so dass die Reste des zerschlissenen, beschädigten und dennoch mächtig wirkenden Harpyienlederumhangs sich drohend aufbauten. Ohne seinen Gefährten anzuschauen, auf dem Weg nach oben, bemerkte er nur noch folgendes:
»Den ganzen Goldkrempel und das Zeug nimm mit, du kennst doch bestimmt nen guten Hehler oder Händler, oder? Bring mir meinen Anteil dann einfach mit.« Für kurze Zeit herrschte Schweigen, aber was der letzte Satz schon andeutete machte der Leichnam deutlich, als er auf der Treppe stehen blieb und fortfuhr. Schon weit weg und deshalb mit lauter Stimme, schrie er ihm zu.
»Schaue regelmäßig an folgenden Orten nach einer Botschaft von mir: Hier, in diesem Haus, beim Wirt, in Gorthar bei dem dir bekannten Haus und auf dem Festland bei einer Wirtin namens Anne, die in Al Shedim im Lande Varants eine kleine Taverne führt.
Such nicht nach mir, schon morgen früh werde ich fort sein, ich werde mich melden, sei also wachsam, wenn ich dich brauche… wir werden uns wieder sehen, mein Freund.«
Den Blick nach vorne, niemals zurück...
Geändert von Solaufein (12.11.2007 um 20:22 Uhr)
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Es war ein kalter Novembertag und der Winter stand wahrlich auch hier im Minental vor der Tür. Elendium war schon früh am Morgen in die alte Bibliothek gegangen und wühlte in den halb zerfallenen Überresten nach verwertbaren Büchern. Eines hatte er schon gefunden, jedenfalls die eine Hälfte. Der Titel des Buches fehlte ihm leider, doch ging es darin um die Herstellung von Runensteinen und wie man die Magie dadrin band. "Wieder ein Puzzelstück alter Geschichte unserer Vorfahren." freute sich der Magier. Vorsichtig hatte er das Buch an die Seite gelegt. Nun stand er in einem Haufen alten Papiers. Das Meiste hatte er vor sich auf den Boden ausgebreitet, es waren Landkarten des Minentals, alte Besitzurkunden des Landes, Wegbeschreibungen, Einkaufslisten und ähnliches. Nichts was den Magier wirklich interessierte. In einem Haufen zu seiner Linken fand er ein altes Buch das ihn über alte Heilmethoden informierte. Beim reinlesen in das Buch musste der Heiler grinsen. Es war sehr altertümlich, doch er nahm das Buch an sich. Vielleicht war ja was verwertbares da drin. Immerhin suchte er ja altes Wissen. Ab und an schaute Ice Man, Andy oder Lasseko nach dem Magier und erkundigten sich wann sie diesen Unheiligen Ort wieder verlassen konnten. Elendium bat sie bis zum Mittag des nächsten Tages hier zu verweilen. Zögernd nickten seine Begleiter und liesen den Magier weiter alleine in der Bibliothek bei seiner Suche. Irgendwann bracht Andy ihm einen Tee, damit der Heiler mal was warmes in den Bauch bekam. Doch diese kleine Pause schien Elendium schon zu lange. Ihm blieb nicht viel Zeit um irgendwas hier zu finden. Also richtete er sich auf eine sehr lange Nacht ein. Zum Glück beherrschte er die Lichtkugel, so dass er genug sehen konnte. Was die anderen taten wusste er nicht und es interessierte ihn derzeit nicht. Wenn Gefahr drohen würde, würden sie ihn warnen.
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