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Die Hand kampfbereit an den Waffengurt gelegt schlenderte sie durch das Halbdunkel der Wüstenstadt Bakaresh. Längst war das Gezeter der Händler, Kaufmänner und Betrüger vom Marktplatz verklungen, einzig die Geräusche der Natur drangen derzeit an ihre Ohren. Der Markt war wie verlassen, ein paar Fackeln an den Wänden erleuchteten den Ort, der derzeit im direkten Gegensatz zu dem Stand, was er im Tageslicht verkörperte. Die Geschäftigkeit war verschwunden und ihr war die Einsamkeit gefolgt. Ein schwacher, aber eisiger Nordwind wehte ihr entgegen und schien sich in jeder noch so kleinen Ritze ihrer Kleidung festzuseten. Ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken. Die Gestirne funkelten ihr hell entgegen, die wolkenlose Nacht gewährte den Sterblichen einen guten Ausblick hinaus in den Nachthimmel. Die winzigen Punkte, die jede Nacht ums neue leuchteten flößten ihr eine gewisse Achtung ein. Sie konnte sich nicht ganz erklären, warum. Erneut ließ sie sich auf eine Bank sinken und betrachtete gedankenverloren die schwärze um die Sterne herum. Erneut kehrten ihre Gedanken zu der Beerdigung des Akrobatiklehrmeisters zurück. Auch wenn die Ursache seines Ablebens nicht einwandfrei geklärt werden konnte, sie wusste doch jeder, dass ihm kein rühmliches Ende vergönnt gewesen war. In den Fluten ertrunken, war nicht das, was sich ein Krieger unter einem ehrenvollen Tod vorstellte. Aber wer konnte schon sagen, was sich der Alte vorgestellt hatte? Selbstkritisch schüttelte sie den Kopf. Jetzt noch über den Tod eines alten Mannes nachzudenken brachte ihr nichts. Denoch war die Trauer über den Mann mit den grauen Haaren und dem flinken Körper allgegenwärtig und füllte ihr Gehirn mit Gedanken an ihn. Sie hatte Amphion zwar nur wenige Tage gekannt, dennoch wusste sie seinen Tod zu würdigen. Für ihr Unternehmen bedeutete das eine starke Steigerung der Gefahr. Sie hatten vereinbart sich am Mittag das morgigen Tages zu treffen und dann aufzubrechen um das Artefakt zu bergen, welches in den Schriften erwähnt wurde. Hoffentlich stellte sich das ganze nicht als Humbug hinaus. Wenn ja, hatte sich der Täter aber große Mühe gegeben, denn die Schriftrolle und die Schrift darin wirkte genau so, wie alte Schriften waren. Sie kannte diese ja aus der Bibliothek im Kastell. Stöhnend erhob sie sich und verzog das Gesichts, da sie ihre Muskeln deutlicher spürte, als ihr lieb war. Diesmal suchte sie sich ihren Weg zurück in ihr Zelt, um die beanspruchten Muskeln auszuruhen. Außerdem würde der Schlaf die Wartezeit auf den morgigen Mittag verkürzen.
Im Zelt angekommen entledigte sie sich nur noch ihrer Kleider, verschloss das Zelt mit dem Vorhängeschloss, legte sich auf die Matte, deckte sich mit der Pferdehaardecke zu und schloss die Augen, bereit, in einen tiefen Schlaf zu sinken...
Geändert von Ythra (15.10.2007 um 20:22 Uhr)
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Ihm stockte beinahe der Atem, als er das erste Mal in der Ferne die Kasbah sah. Es hiess dies wäre das Heiligtum Beliars und der Sitz der Assassinen. Voller Neugierde blieb er stehen und genoss den lange ersehnten Augenblick. Hier würde er hoffentlich auf jenen Mann treffen, der ihm als ein Experte auf dem Gebiet des Handwerks der Diebe beschrieben worden war. Sarpedon hielt seine Augen weiterhin gebannt auf das mächtige Gebäude gerichtet und überlegte sich, wie er dem Meister wohl entgegentreten sollte. Unterwürfigkeit war keine seiner Stärken, aber Menschen fühlten sich geschmeichelt, wenn man zu ihnen aufblickte. Andererseits betrachtete ein echter Dieb einen unterwürfigen Hund auch als wertlos und wohl auch unwürdig ausgebildet zu werden. Während der Schurke weiter überlegte, klopfte er den Staub von seinen Kleidern, überprüfte den Sitz seiner Dolche, testete nochmals ob der Geldbeutel richtig sass und machte sich daran die letzten Schritte über den Pfad zwischen den Felsen hindurch nach Bakaresh zu gehen. Er war gespannt, ob das stimmte, was der Händler ihm erzählt hatte. Dies musste die Hochburg aller Händler sein. Eigentlich der perfekte Ort für Sarpedon.
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Der Abend war noch recht gemütlich gewesen. Die beiden hatten sich noch zwei Gläser Wein genehmigt und dabei recht wortkarg unterhalten. Für den Schwarzmagier war es sehr angenehm nicht allzu viele Worte sprechen zu müssen,denn er bevorzugte nun immer mehr die Stille des Raumes. Nur der flackernde Kerzenschein erhellte das ansonsten düster gestaltete Gemach Night Hawks. Der Diener Beliars hatte den starken und doch so sanft erscheinenden Körper der Dunkelhäutigen Assassinin genauer betrachtet und musste doch wieder feststellen, dass diese Ähnlichkeit mit Narya hatte. Es war erstaunlich wie ähnlich sich zwei Personen sehen können, die in keinster Weise der selben Abstammung sind. Wieder waren ein paar Tage ins Land gezogen und nun sollte die Reise endlich losgehen.
Ythra war erst gestern wieder nach Bakaresh zurückgekehrt um dort noch die letzten Vorbereitungen zu treffen. Sie hatte die letzten Tage im Kastell verbracht, Night Hawk hatte veranlasst, dass sie in ein eigenes Gemach bekam und nicht mit den restlichen Wanderern und Obdach suchenden in einem Raum verbringen musste. Es tat gut endlich mal wieder jemand weiblichen in der Umgebung zu haben. Lange war der Einhandlehrmeister alleine mit sich dem Kastell, den Dämonen und manchmal ein paar zufällig getroffenen Magiern gewesen. Es kam wieder ein Gefühl des Lebens in seinem kalten Herzen auf, dessen Feuer schon lang von Innos selbst gelöscht wurde. Der Gott hatte Night Hawk schon vor langer Zeit zurück gelassen, Seine Freunde sind von ihm gegangen, die Einsamkeit kam und letzten Endes, verließ ihn sogar die einzige Frau, die er je geliebt hat. Doch heute war nicht die Zeit um mal wieder an die Vergangenheit zu denken, heute sollte es losgehen, das große Abenteuer.
Früh morgens hatte sich der Magier auf den Weg zu der gut aussehenden Assassinin gemacht. Wahrscheinlich war er zu früh und diese war nicht einmal wach. Er stand vor ihrem Zelt, welches tatsächlich noch verschlossen war. Er klopfte an die Zeltwand und kurze Zeit später öffnete sich der Eingang. Eine noch verschlafene und nur mit einem dünnen umhüllte Ythra stand vor dem Weißhaarigen. Scham stieg in ihm auf als er die junge Frau so vor sich sah. Sie brachte ihn in eine doch recht unangenehme Situation wie er fand, doch war er ihr auch nicht gänzlich abgeneigt. Er wartete draußen, bis sie sich ihre Kleidung angelegt hatte, dann gingen sie gemeinsam über den Markt und kauften alles Lebensnötige für die nächsten Tage. Vor allem Heiltränke waren von Nöten, ebenso wie Wasser und Brot. Als auch dieses erledigt war, brach das Duo zu dem Ort auf, der in der Schrift zu finden war.
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Hätte ihr einige Tage zuvor jemand gesagt, dass sie diese Stadt bald wieder betreten würde, hätte sie die betreffende Person ausgelacht. Aber da war sie wieder. Das dunkelblaue Tuch hatte sie noch weiter ins Gesicht gezogen, als bei ihrem letzten Besuch und sie wirkte leicht gehetzt. Redsonja war nur auf der Durchreise. Genau genommen wollte sie baldmöglichst den Hafen erreichen und mit dem nächsten Schiff diesen Ort hinter sich lassen. Wohin sie diese Reise führen würde, spielte keine Rolle. Sie wollte einfach nur weit weg.
Du wirst dein ganzes Leben auf der Flucht verbringen, meine Liebe. Begann sie eines ihrer Selbstgespräche, die sie oft führte, wenn sie alleine unterwegs war.
Ich befürchte es und manchmal kommt es mir vor, als würde ich vor der einzigen Person fliehen, der ich nicht entkommen kann: Mir selber.
Sie lachte in sich hinein und beschleunigte ihre Schritte abermals. Geschickt schlängelte sie sich zwischen Menschen hindurch und versuchte dabei jeglichen Körperkontakt zu vermeiden. Es gelang ihr so gut, wie es in einer schmalen Gasse mit vielen Händlern, Käufern und anderem Gesinde eben gelingen konnte.
Plötzlich hielt sie inne, begutachtete die Ware eines der Händler und kramte in ihrer Tasche nach ein paar Münzen. Sie brauchte Proviant und da sie keine Lust verspürte mit dem geschäftstüchtigen Verkäufer zu feilschen, akzeptierte sie den überteuerten Preis, drückte dem Mann das Geld in die Hand, verstaute das erstandene in ihrem Beutel und zog von dannen.
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Langsam schlenderte sie über den Markt. Den Markt Bakareshs, denn sie war doch nicht mit Night Hawk ausgezogen, um das Tunnelsystem zu erkunden und das Artefakt zu bergen. Der Gedanke, sich all diesen Gefahren nur zu dritt zu beugen hatte ebenso, wie die Tatsache, das Amphion verstorben war, dafür gesorgt, dass sie schließlich umgekehrt war. Den Tod des alten Akrobatiklehrmeisters sah sie inzwischen als Zeichen, das Abenteuer nicht zu wagen. Wenn bereits davor jemand ums Leben kam, so hätte das wirkliche Abenteuer erst alle ins Verderben gestürzt. Beliar hatte seine Hand über sie gehalten und sie vor den herannahenden Gefahren gestützt. Sie schaute sich noch einmal um und blickte zum Stand eines Händlers. Dieser bot einigen Mist an, aber auch ein paar Bücher waren darunter. Doch keines davon schien interessant, sodass sie ihre Schritte fortsetzte, bis sie erneut stehen blieb. Einige aufwändig verarbeiteten Stoffgewänder erweckten ihre Aufmersamkeit. Sie waren die gleichen, wie sie die meisten der Diener und Mitglieder des alten Bundes trugen. Sie hatte diese bisher noch nie gesehen und sie erweckten ihre Afmerksamkeit.
»Sagt, Händler, wie viel sollen diese Gewänder kosten?«, sprach sie den etwas dicklichen an.
»Werte Dame, das erste dieser edlen gewänder kosten nur billige 1000 Goldmünzen, er zeigte nebenbei auf das schwarze. Das zweite hier wiederrum nur günstige 2000 Goldmünzen.«
Ihr klappte die Kinnlade herunter und sie besah sich den Stoff genauer. Soviel war er unmöglich wert!
»Wie kommt ihr dazu, zu glauben, ich wäreverrückt danach. Glaubt ihr denn, mit diesen Preisen überhaupt jemanden zu überzeugen?«
»Oh edle Dame, ich muss auch meine Familie ernähren, sie würden verhungern. Diese Gewänder sind so edel, dass ein Großteil des Preises der Selbstkostenpreis ist.«
Die ersten Worte glaubte sie ihm nicht, da widersprach schon der Umfang seines Bauches seinen geheuchelten Worten.
»So teuer? Ich glaube, es gibt sie billiger und ihr wollt nur, dass ich mehr Geld locker mache, als nötig ist!«
»Aber nein, Herrin. Ich würde es niemals wagen, euch zu belügen!«
Schief grinsend zog sie einen Dolch aus dem Gürtel und legte ihn an die Kehle des Händlers. Seine Augen traten angstvoll hervor, aber er rührte sich nicht mehr.
»Schon besser. Und jetzt nochmal: Gibt es diese Ware auch billiger?«, knurrte sie so leise, dass nur der Bedrohte sie hören konnte.
»Ja..Herrin«, keuchte er, »am billigsten bekommt ihr sie bei Zeros, dem Rüstungsschmied.«
»Gut, gut, ich wusste doch, dass ihr ein schlaues Kerlchen seit. Nun, wo finde ich diesen Zeros denn?«
»Er ist zur Zeit nicht hier, nur dewegen wage ich auch, diese Ware zu verkaufen. Wäre er hier, so würde er mir gewiss die Kehle durchschneiden.«
Sie nahm den Druck von der Klinge und steckte den Dolch wieder an ihren Gürtel. Wortlos ging sie davon. Sobald dieser Zeros wieder in Bakaresh war, würde sie ihm einen Besuch abstatten. Dann würde sie ihre Rüstung, oder besser ihr Gewand, schon bekommen.
Zufrieden verstaute sie ihr Geld wieder in der Truhe in ihrem Zelt und begab sich in die Taverne. Ausgestattet mit Papier und einem dünnen Stück blei setzte sie sich an einen Tisch. Sogut es ihr möglich war schrieb sie einige Worte auf den Zettel, ein bisschen Geld zusätzlich konnte ja gewiss nicht schaden. »Übernehme Aufträge und Missionen aller Art gegen Belohnung. Kontakt jeden Abend am Tisch in der hintersten Ecke der Taverne.«
Damit würden sich schon ein paar Leute finden lassen. Sie nagelte das Blatt direkt an die nächste Wand an der Taverne, Kopien jeweils noch an die Arena und an eine der Palmen, die herumstanden. Zufrieden begab sie sich erneut in die Taverne, diesmal mit einigen Goldmümzen ausgestattet. Zusammen mit einigen unbekannten wollte sie sich ein Bier genehmigen.
Sie gab dem Wirt Anweisungen, ihnen eine ganze Runde bringen zu lassen. Als dies geschehen war wollten die ersten bereits trinken, doch mit einem Handzeichen brachte die Schwarzhaarige sie dazu, inne zu halten. Ihr Stuhl scharrte, sie stand auf. »Diese Runde geht auf mich und ich möchte sie jemandem widmen. Amphion, der alte Akrobatiklehrmeister, gab sein Leben, um diejenigen zu warnen, die ihres wohl auch gegeben hätten. Also trinkt diese Runde von meinem Gold, aber auch in Gedanken an Amphion!« Sie setzte sich wieder und setzte das Glas an die Lippen. Der malzige Gerstensaft rann ihre Kehle hinunter und vertrieb damit auch den Kummer vom Tode Amphions...
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Den Körper in die Lederrüstung gehüllt und das Gesicht unter einem Tuch verborgen saß sie am Tisch in der hintersten Ecke der Taverne, so wie sie es nun jeden Abend tun würde. Ein Bier sowie eine warme Mahlzeit lieferten ihr dabei Gesellschaft. Der bisherige Tag hatte keine Neuererungen gebracht, weder war Zeros zurückgekehrt noch hatte es etwas für sie zu tun gegeben. Die gemütliche Wärme in der Taverne bildete eine willkommene Abwechslung zu den zunehmend milderen Temperaturen Varants. Gut, im Vergleich zum nordischen Klima Farings oder gar Nordmars waren diese Temperatur wie ein Kinderspiel, dennoch fröstelten viele der alteingesessenen Varanter deutlich. Sie selbst war zwar auch Gefilden, in denen es nie so warm wurde, aber da sie nun schon einige Monate in der Wüste lebte, waren diese Temperaturen für sie nun auch "kalt". Die Tür des Gasthauses öffnete sich und ein kalter Windzug fuhr durch den Raum, kurz überdeckte der Geruch der Wüste auch den Gestankt nach Schweiß und Alkohol. Sie zog den schwarzen Umhang, den sie über der Lederrüstung trug noch etwas enger um sich, der Luftzug hatte ihr Gänsehaut beschert. Der Stoff dehnte sich nun etwas mehr, als gut war, dennoch hielt er zusammen, verlieh seiner Trägerin aber ein Aussehen, das etwas an das einer Mumie erinnerte. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete sie, wie sich eine unbekannte Gestalt mit dem Wirt unterhielt. Gefüllt in einige Stoffe von milchiger bis hellbrauner Farbe und einem Schleier vor dem Gesicht wirkte der Unbekannt reich und mysteriös zugleich. Nun aufmerksamer bemerkte Ythra, dass sich der Unbekannte bei dem Wirt mit einigen Goldmünzen revanchierte. Mit schleichenden Schrittennährte sich der Mann ihrem Tisch. Kurz ruckte der gegenüberliegende Stuhl, dann setzte sich der in Tücher gehüllte hinzu. »Nun..«, erhob er die Stimme und sie hatte das Gefühl, einem brummenden Bären gegenüber zu sitzen, »..Ich habe gehört, von dir kann man sich gute Dienste erwarten.« Unter ihrem Tuch grinste sie angesicht der Tatsache, das der Unbekannte wohl einen Mann erwartete. »Richtig, doch niemand, dem es nach meinen Diensten verlangt gewähre ich das Vorrecht, mir sein Gesicht nicht zu zeigen.«, antwortete und verstellte ihre Stimme etwas tiefer, ebenso ließ sie einen drohenden Unterton mitschwingen. Der Fremde gab sich unbeeindruckt, ja lachte sogar kurz auf. »Mir machst du keine Angst, kleiner Fisch. Doch meinetwegen enthülle ich mein Gesich...« Mit einer ruckartigen Bewegung riss er die Maskerade weg und enthüllte sein Gesicht. im schummerigen Licht der Fackeln erkannte sie ein relativ faltiges Gesicht, dunkle Ringe hingen unter seinen Augen. Ein paar kleinere Narben, so glaubte sich, ordneten sich wild über seine rechts Gesichtshälfte. Schon ruckte der Schleier erneut und sie blickte wieder auf den milchfarbenen Stoff. »Doch, das Vertrauen, das ich dir hiermit erwies, möchte ich bestätigt haben. Zeige mir dein Gesicht, kleiner Fisch!«, forderte ihr vorraustlich zukünftiger Auftraggeber. Ohne weitere Worte entfernte sie nun ihr Tuch. Sie erntete kurz ungläubiges Starren, dann nickte ihr neuer Auftraggeber und sie legte die Maskerade erneut an. »Also, was ist nun mit dem Auftrag?«, fragte sie. Wortlos schob er ihr einen Zettel hin, dann verließ er das Gasthaus und begab sie in unbekannte Gegenden. »Wahrscheinlich an den Hafen, um sich zu vergnügen.«, dachte die ehemalige Orksöldnerin grinsend. Sie zog den zerknitterten Zettel zu sich heran und bemühte sich, die unsaubere Handschrift zu entziffern. Damit hatte sie also ihren ersten Auftrag. Zufrieden leerte sie ihr letztes Glas, bezahlte die Rechnung und begab sich zurück in ihr Zelt. Um die genauen Instruktionen und die Planung ihres Auftrags würde sie sich am nächsten Morgen kümmern, jetzt brauchte sie ihre Ruhe und ihren Schlaf...
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Die letzte Zeit war sie einfach nur durch die Straßen Bakareshs geirrt. Sie hatte eine Affinität dazu entwickelt sich öfter in die Taverne zu setzen, Gespräche zu belauschen und dann entweder den dort sitzenden Männern schöne Augen zu machen um ein paar Getränke spendiert zu bekommen oder unachtsamen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch die Gelegenheiten zum Golddiebstahl waren so selten, das sie von Glück reden konnte wenn sie sich von der Beute bei einem der Händler etwas ordentliches zu essen kaufen konnte.
Immer öfter saß sie einfach nur da und fragte sich wie sie den Mann finden sollte der sie aus dem Gefängniss geholt hatte. Der einzige Hinweis war eben dieser Brief. Und dieser gab nicht wirklich viele Informationen über die Identität des unbekannten.
Verzweifelt saß sie da und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie begann schon nach wenigen Minuten zu bemerken das dieses Selbstmitleid eigentlich nicht ihrem Charakter entsprach. Schmerzhaft gruben sich die Fingernägel in die Handballen, als sie aufstand und mit Hasserfülltem Blick in Richtung der Wüste ging. Sie würde dort hin gehen, es unter der glühenden Sonne aushalten, sowie den Gefahren trotzen und dadurch stärker werden.
Geändert von Vinara (21.10.2007 um 14:26 Uhr)
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Gerade drehte sie ihre Runde auf dem Markt, als sie bei den Toren zur Wüste lautes Geschrei vernahm. Die Stirn runzelnd nährte sich die Schwarzhaarige dem Tor. Jetzt konnte sie auch das Geschrei verstehen, das von dort zu kommen schien. »...Und deswegen Beliar, STÄRKE MICH!«, erklang die Stimme. Nach ihrem Erachten eindeutig eine weibliche. Als sie nur noch wenige Meter entfernt war, erkannte sie eine rothaarige Frau. »Denkst du, Beliar wird dich stärken, indem du dein Leben in der ewigen Wüste Varants lässt?«, schrie sie ihr entgegen. Die Frau drehte sich um beäugte sie misstrauisch, so wie die Wachen es die ganze Zeit über mit ihr gehalten hatten. »Beliar wird mich stärken, mich stählern, wenn ich es lange genug in der Wüste aushalte!«, schrie sie erneut, obwohl sich die beiden Frauen gegnüber standen. »Meinst du?«, flüsterte sie ihr entgegen, »Ich glaube eher, er wird dich verglühen lassen. Es ist zwar fast Winter, doch die unbändige Hitze der Wüste interessiert das nicht. Nicht mal einen Tag würdest du aushalten. Und denkst, du dienst Beliar damit, dass du dein Leben wegwirfst?!« Jetzt endlich erkannte sie Zweifel in den Augen der Rothaarigen, die sie selbst etwas an sie selbst erinnerte, wie sie bis vor einiger Zeit gewesen war. »Komm erstmal mit in die Taverne, ich gebe dir ein Mittagessen aus!«, lud sie die Rothaarige ein. Vielleicht würde sie noch nützlich werden. Misstrauen blickte ihr erneut entgegen, dann nahm die Unbekannte aber an.
Nach dem Essen war das Misstrauen, so glaubte sie, schon etwas gesunken, die Rohaarige bedankte sich sogar wortkarg für die Mahlzeit. Sie sah nicht so aus, als hätte sie besonders viel Gold. Ihr kam eine Idee.
»Ich glaube nicht, dass du noch besonders viel Geld hast..Also habe ich dir ein Angebot zu unterbreiten. Bist du interessiert?«
Sie nickte kurz, Misstrauen keimte wieder auf.
»Ich habe einen wichtigen Auftrag angenommen, bei dem ich deine Hilfe sicherlich gebrauchen könnte. Als Belohnung dürftest du dann auswählen. Entweder bekommst du 100 Goldmünzen von mir bar auf die Hand oder ich gewähre dir eine Woche lang kostenlose Übernachtung und eine Mahlzet pro Tag. Es wäre deine Sache, für was du dich entscheidest.«
»Worum geht es denn?«
»Oh, ich werde dich doch in keine Geheimnisse einweihen, ohne zu wissen, dass du dein Wort auch hälts. Du musst dich jetzt entscheiden. Stimmst du zu und erfüllst meine Forderungen, so werde ich auch mein Wort halten. Lehnst du allerdings ab, so haben wir uns nie gekannt. Also wie entscheidest du dich?«
Sie legte die eine Hand ruhig auf den Tisch, die andere kampfbereit an den Gürtel. Würde die Rothaarige etwas sagen, was ihr nicht gefiel, so würde sie nicht zögern, von ihren Dolchen Gebrauch zu machen. Sie konnte förmlich sehen, wie es in der rothaarigen arbeitete. Sie hoffte, dass diese sich für das Richtige entscheiden würde. Es wäre besser für Ythra. Und für sie selbst...
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Diese Frau mit den fast schon schwarzen augen war Vinara Suspekt. Konnte sie ihr wirklich vertrauen? Nur wegen eines Mittagessens würde sie dieser Person nicht wie ein läufiger Hund hinterherrennen. Aber 100 Goldmünzen. Das war mehr als sie sich in den letzten paar Wochen zu erträumen gewagt hatte. Die Aussicht darauf zumindest ein klein wenig besser leben zu können, und nicht jeden Tag darauf warten zu müssen das sie eine oder zwei Münzen stehlen konnte war sehr sehr willkommen.
Deshalb sagte sie auch einfach nur
"Ihr könnt euch auf mich verlassen, solange ich das Gold dann auch bekomme. Versucht ihr mich zu hintergehen, hat das unschöne Konsequenzen!" meinte Vinara, sich durchaus der Tatsache bewusst das sie nicht die geringste Möglichkeit hatte der Schwarzhaarigen gefährlich zu werden. Die dunkeläugige schicn das genauso zu sehen, da sie nicht einmal den Anflug eines Angstgefühles zeigte. In ihren Gedanken regte sich der Vergleich das es wäre als würde eine Mücke glauben sie könne einen Troll besiegen. Dies liess sie für den Bruchteil einer Sekunde schmunzeln.
Die Frau hatte das lächeln wohl gesehen, da sie die rothaarige nun fragend anblickte.
"Wieso sollte ich dich hintergehen? Da würde ich mir ins eigene Fleisch schneiden, da man sich im Leben immer zwei mal sieht. Und wenn du deine Sache gut machst werde ich es vielleicht bereuen dich nicht mehr in meine Dienste nehmen zu können weil du dich an mir rächen willst! Mein Name ist im übrigen Ythra"
"Nennt mich Vinara!" sie streckte ihrere Gesprächspartnerin die Hand zu.
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Kräftig schlug sie in die Hand ein und schüttelte sie mit einigem Druck. Vinara erwiederte diesen in etwas geringerem Maße. Gut, ganz schwächlich war sie also nicht. Mit einer Kopfbewegung forderte sie siue auf, sich zu erheben und ihr zu folgen. Ebenfalls wortlos kam die Rothaarige ihren Aufforderungen nach. Nach den Anweisungen ihres Auftraggebers sollte sie einen Mann töten. Dieser hatte den Auftraggeber bestohlen. Aber ihrem Auftraggeber genügte es nicht nur, diese Sachen zurückzubekommen, sie sollte ihn als Strafe auch töten, sodass es den anderen Dieben eine Lehre war. Eine Beschreibung des Mannes war ebenfalls enthalten, genauso, wo sie ihn suchen sollte. Schnell und zielsicher lenkte sie ihre Schritte in Richtung Hafen. In einer kleinen Seitengasse neben einem Lagerhaus war die Behausung des Mannes. Wie sie durch ein Fenster erkennen konnte, befand sich auch eine Person im Raum. Sie passte genau auf die Beschreibung: Klein und schmächtig, braunes Haar, helle Hautfarbe und freundliches lächeln. Genau die Richtigen Vorraussetzungen für sein Gewerbe also. Die Diebeskunst war ihm damit sogut wie angeboren. Zusammen mit Vinara hockte sie sich in eine dunkle Ecke, um die Rothaarige in ihren Plan einzuweihen: »Also, du gehts hinein und tust so, als würdest du gerne seine Dienste in Anspruch nehmen. Denk dir einfach was aus. Während du ihn in ein Gespräch verwickelst werde ich hinzukommen, allerdings so offensichtlich, dass er mich kaum wahrnehmen wird. Selbst wenn, wäre das nicht weiter schlimm. Anschließend werden wir ihn von zwei Seiten zureden, vielleicht kannst du deine weiblichen Reize noch etwas spielen lassen. Anschließend ramme ich ihm einfach meine Dolche in den Körper, sodass er kein großes Gezeter mehr machen kann. Verstanden?«
»Ja«, antwortete Vinara, »Aber wie wissen wir dann noch, wie wir an die Gegenstände kommen, die auch gefordert sind?«
Ythra hatte der Rothaarigen von dem AUftrag erzählt, sodass sie auc wusste, dass sie zusätzlich auch noch die verlangten Gegenstände bekommen würden. »Eine gute Frage. Aber während du noch mit ihm sprichst, werde ich mich etwas umschauen.« Als Belohnung für den Mord waren ihr gute 500 Goldmünzen versprochen, allerdings nur, wenn sie auch alle Gegenstände wieder mit zurückbrachte. Übermorgen sollte sie sich dann mit dem Auftraggeber erneut treffen, zwei Säcke würde sie dabei haben. Einen, der den Kopf des Diebes enthielt und einen, in dem die Diebesware sein sollte. Sie würde allerdings auch noch alles wertvolle aus der Hütte mitnehmen, es würde schließlich auch noch Geld bringen.
Die beiden Frauen begaben sich in Position. Vinara warf ihr einen fragenden Blick zu. Ythra nickte. Damit schlenderte die Rothaarige geradewegs in die Hütte hinein. Damit kam Ythras erster Auftrag in die heiße Phase...
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Vinara lag noch immer auf der Bettstatt, die sie sich dank Ythras Gold besorgt hatte. Sie dachte daran was gestern passiert war. Musste sie wegen einem Gewissenlosen Mann wirklich selbst anfangen so etwas wie Gewissensbisse zu entwickeln? Gut, sie hatte sich bisher immer außerhalb der Legalität befunden wenn sie die khorinischen Händler um ihre Waren oder Ersparnisse gebracht hatte, doch war es ein Unterschied ob man Gold nahm oder ein Leben.
Die Bilder schossen ihr wieder durch den Kopf
Sie lief auf den Mann zu. Dieser fixierte sie mit dem für außerhalb des Gesetzes lebende Leute typischen abschätzenden Blick. Sie hatte sich binnen einer Sekunde eine passende Ausrede einfallen lassen weswegen sie sich mit diesem Mann einlassen sollte: Er sollte den Mann ausfindig machen, der ihr den Brief geschrieben hatte und diesen dann zu ihr bringen. Da er sowieso sterben würde hatte sie sich nicht wirklich gefragt ob er vertrauenswürdig genug war diese Geschichte zu hören.
Bei ihm angekommen fing die rothaarige an die gesamte Geschichte zu erzählen. Der Kerl lächelte nur müde und blaffte die Khorinerin an, ob sie wohl dachte das er ein Fundbüro für verlorene Familienmitglieder und ähnliches sei.
Während Vinara immer wieder beteuerte das sie gehört habe er sei einer der wenigen die den gesuchten finden könnte sah sie aus den Augenwinkeln das Ythra angeschlendert kam. Wie geplant schien der Kerl nichts zu merken. Doch war das wie sich einen Augenblick später herausstellte ein Trugschluß. Er hob kurz bevor die Klinge in seinen Körper fuhr den Arm der Attentäterin fest und lachte hinterhältig. "Glaubst du etwa nur weil ich Brüste und ein hübsches Gesicht seh werd ich nachlässig?" Ythra knurrte böse im Griff des Mannes. Die rothaarige sah den Dolch, der ihrer Komplizin aus der Hand gefallen war auf dem Boden liegen. Sie hechtete nach der Klinge. Beim Zugreifen schnitt die Klinge böse in ihre Handfläche. Das Blut lief ihren Arm herunter. Vinara jagte dem Kerl den Dolch in den Fuß. Dieser schrie auf und ließ die Assassine los, welche dann ihrerseits sofort auf ihr Opfer losging. Sie hatte scheinbar noch eine Ersatzklinge dabei, da sie binnen eines Augenzwinkerns einen weiteren Dolch in ihrer Hand hatte, den sie der Zielperson auch sofort unter den Rippenbogen stak.
Der braunhaarige Mann sank in sich zusammen.
"Lass uns verschwinden!" meinte die schwarzhaarige dann nur noch zu Vinara.
Sie waren wieder zur Taverne zurückgekehrt, wo Vinara ihren "Lohn" erhalten hatte und sich dann von ihrer neuen Bekanntschaft verabschiedete.
Die rothaarige wälzte sich herum. Das durfte doch nicht wahr sein: Sie dachte doch tatsächlich über einen Hundesohn nach, der den Tod verdient hatte. Sie würde lernen müssen ihr doch noch zum Teil vorhandenes Gewissn auszulöschen: Denn wenn sie eine Assassinin werden wollte, dann wäre es nur hinderlich wenn sie sich um jeden Kerl den sie töten musste Gedanken machte.
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Während sie in der Taverne saß und sich einen fruchtigen Tee schmecken ließ, erinnerte sie sich noch einmal der Aktion. Eigentlich war fast alles so verlaufen, wie sie es sich gewünscht hatte, nur die Sache mit den überraschten Angriffen musste sie noch üben. Aber das hatte noch etwas Zeit, sie war ja auch in der Lage, diese Straßendiebe in einem fairen Kampf zu besiegen, es war nur riskanter, langwidriger und manchmal schmerzhafter. Vinara hatte sich schließlich sofort ihre 100 Goldstücke geben lassen, sie wartete selbst noch auf die versprochenen 500 Goldstücke von ihrem Auftraggeber. Die beiden Säcke mit dem Kopf und den vermissten Gegenständen darin standen unter dem Tisch, an dem sie saß. Außer den gesuchten Gegenständen hatte sie noch einen Satz Messer sowie einigen wertlosen Krempel. Für den wertlosen Krempel hatte sie am gestrigen Tag noch fünfzig Goldmünzen auf dem Markt erstehen können, für die Messer wäre es bestimmt noch einmal das doppelte gewesen, doch Ythra hatte beschlossen, sie für sich zu behalten. Und für all dieses Gold hatte sie rein gar nichts an Diebesfähigkeiten gebraucht. Was nützte es ihr, Sachen klauen zu können, wenn das Haus bereits leer war? Genau, gar nichts! Genüsslich schlürfte sie an ihrem Tee. Ein fruchtiger Geschmack nach ihr unbekannten Kräutern breitete sich in ihrem Mundraum aus. Auf ein Frühstück hatte sie heute verzichtet, denn das Hungergefühl blieb noch aus. Der Auftraggeber wollte gegen Mittag erscheinen, dieser müsste jetzt anbrechen. Kurz verließ sie den Raum der Taverne und betrachtete den Sonnenstand. Ziemlich genau Mittag, ihr Auftraggeber mit dem unbekannten Namen musste also jeden Moment erscheinen. Noch war etwas vom Tee übrig, sodass sie ein weiteres Mal daran schlürfte. Unzufrieden bemerkte sie, wie sich das Gefühl der Aufregung in ihrem Körper breit machte. Sie artmete ein paar Mal tief ein und gönnte sich einen Schluck Tee, schon ging es wieder besser. Die Tür knarrte und eine Gestalt kam herein. Ythra dachte schon, sie könnte sich auf ihre Bezahlung einstellen und ihr Herz begann heftig zu pochen, doch es war nur eine ärmliche Frau, die herin kam. Mit krächzender Stimme bettelte sie nach etwas Gold oder zu Essen. Innerhalb einer halben Minute hatte der Wirt sie wieder nach draußen geschafft und es herrschte eine angenehme Still im Raum. Erneut öffnete sich die Tür. Der Wirt schnappte sich seinen Besen und war bereit die Bettlerin nach draußen zu prügeln, doch mitten in der Schlagbewegung musste er innehalten. Es war keine Frau, die um Gaben bat, sondern ihr Auftraggeber. Seine beigen Gewänder flatterten etwas im milden Wind und der Hut, den er noch über dem Schleier trug, verlieh ihm etwas von einem mächtigen Händler. Sein blick schweifte kurz durch den Raum, dann wandte er sich zu der Schwarzhaarigen. Dieser setzte sich zu ihr an den Tisch und wollte zu einer Begrüßung ausholen, diese wurde jedoch von Ythra unterbrochen, die ihm den ersten der beiden Säcke hinhielt. Unter dem Tisch natürlich. Zielsicher griff er zu und betrachtete den Inhalt. Er hob den Kopf und grinste. Gut, sie konnte sein Gesicht nicht genau erkennen und wusste nicht, wie seine Mimik war, allerdings glaubte sie, dass er grinste. Es wurde mit dem zweiten Sack wiederholt, dessen Inhalt den Auftraggeber ebenso erfreute, wie der des Ersten. Als Gegenleistung gab er ihr ein kleineres Säckchen, das Gewicht fühlte sich deutlich nach den verlangten 500 Stück Goldmümzen an. Um keinen Verdacht zu erwecken hob sie die Stimme, als wäre sie wütend: »Ich habe ihr blödes Kamel nicht gesehen, zum hundersten Mal! Suchen sie es doch woanders und nicht bei eifnachen Frauen des Volkes! Scheren sie sich weg, sie unhöflicher Bastard!« Zur verdeutlichung ihrer kleinen Theatereinlage trat sie dem Mann etwas kräftiger, als nötig gewesen wäre, zwischen die Beine. sie hätte es auch lassen können, doch nun glaubte auch der letzte Gast, dass es wirklich um ein vermisstes Kamel ging.
Zufrieden beobachtete sie, wie der Mann das Haus verließ. Sie öffnete das Säckchen und nahm eins der goldenen Stücke heraus. Eindeutig echt. Sie verschloss den Sack wieder, anschließend lief zu ihrem Zelt und verstaute die Goldmünzen in ihrer eisernen Truhe. Da waren sie vor Dieben aller Art geschützt, denn den einzigen Schlüssel zur Truhe besaß sie selbst und trug ihn selbst. Und zwar an einer Stelle, wo keiner so schnell hinkam. Die Taschen jetzt nur noch mit den erlösen des wertlosen Krams gefüllt begab sie sich wie fast jeden Tag auf den Markt, vielleicht gab es ja heute etwas interessantes....
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„Ich weiß garnicht, was sie hat“, murmelte der Ergraute, auf die junge Diebin herab sehend, die es doch tatsächlich bevorzugte, den Rest des Weges alleine zu gehen. Eigentlich war ja nichts schlimmes dabei, doch der ehemalige Gardler vermisste den Körper der Innoslerin, welchen er doch sehr gerne mit seinem starken Arm umklammerte. Außerdem beschlich den ehemaligen Lehrmeister der Diebeskunst, der Simún fest an seinen Zügeln hielt und diesen auf die zwei Wachen hinzu führte, ein komisches Gefühl, auch wenn dieses unbegründet war. Was sollte den schon passieren? Immerhin befanden sie sich auf sicherem Terrain – nicht mehr in der weiten Wüste, in der er vielleicht hätte nicht mehr schnell genug reagieren können, wenn eine Gefahr sich nähern würde und dennoch gefiel es Bardasch nicht, das Estefania neben ihm und dem Hengst hertrottete. Schließlich stoppte der Ergraute den Schwarzbraunen und glitt noch in den letzten Schritten des Hengstes aus dem Sattel. „Ich werde Dir beim Gehen Gesellschaft leisten“, teilte er der fragend drein blickenden Frau mit und sog für einen Moment den Duft ihres Haares ein, um sich dann wieder auf den Weg zu konzentrieren. Die beiden Wachen hatten sie mittlerweile erreicht, die die beiden Reisenden eher ausdruckslos ansahen. Bardasch kannte die aufmerksamen und leuchtenden Augen der Assassinen, doch heute standen sie eher auf Halbmast... bis sie Estefania erblickten und sich schließlich doch zu einem etwas ausgeprägterem Blick durchrangen. Nun mußte man aber nicht meinen, das es Bardasch in die Eifersucht getrieben hätte – nein, es erfüllte den Ergrauten mit Stolz, eine Frau an seiner Seite zu haben, die den noch so abgeklärtesten Kerl aus der Reserve lockte. „Es ist nicht gut“, meinte Bardasch schließlich, nachdem sie sich nun weiter auf die Stadt zubewegten. Scheinbar nicht verstehend – wie denn auch, konnte Estefania schließlich auch keine Gedanken lesen – fragte die junge Frau nach dem Sinn seiner Aussage, den er ihr erklärte. Wie sollten sie unbemerkt ihr Unwesen in der Stadt treiben, wenn die schöne Frau Aufmerksamkeit erregte. Irgendwie schien es keinen Unterschied zu machen, in welcher Region man sich befand. Bei einem Anblick einer schönen Frau, die durchaus ihre weiblichen Reize – wenn auch ungewollt – spielen lies, wurde jeder Mann ein wenig schwach.
Bardaschs Gedanken und Worte wurden durch den Ablick unterbrochen, den er zwar schon kannte, der ihm aber aufs Neue in seinen Bann zog. Ein mächtiges und imposantes Gebäude ragte vor den beiden Reisenden auf und war selbst in der Dunkelheit beeindruckend zu vernehmen. Estefania schien ebenso in den Bann dieses Bauwerkes gezogen, das Bardasch ihr in wenigen Worten erleuterte, was ihm in diesem Moment dazu in den Sinn kam – „Da müssten wir mal rein“, meinte er, das seine dunklen glitzenden Augen mehr Leuchten bekamen. Drinne gewesen war er noch nie, doch er wußte, das grade in diesem dreieckig angelegten Komplex Schätze schlummerten, von denen jeder Dieb nur Träumen konnte. „Was Du dort drinnen finden würdest, würde reichen, um eine ganze Weile sorgenfrei zu leben“, philosophierte er und blieb stehen, seinen Blick bewundernd schweifen lassend, bis er sich auf seine Leidenschaft – den Alkohol – besann. Komm mit mir. Lass uns einen Platz finden, an dem wir Simún lassen können. Irgendwo war hier eine Kluppel... Kloppel... na, so ein Stall mit... Fläche“.
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Estefania musste kichern.
Aber die Idee den Hengst erstmal loszuwerden war eine gute Idee. Nicht das sie das Tier nicht mochte, nein das war es nicht. Sie konnte eben mit Pferden nicht wirklich was anfangen und reiten konnte sie auch nicht. Auf der Suche nach dem Stall, oder einer Koppel durchquerten die beiden Diebe fast die ganze Stadt. Estefania kam nicht mehr aus dem Staunen nicht mehr heraus als sie den großen Tempel sah, der hoch über der Stadt thronte. Natürlich standen am Aufgang zwei Wachen davor und in der Nähe hielten sich auch noch mehrere Assassinenkämpfer auf, die nur darauf zu warten schienen, dass Jemand versuchte unerlaubt das imposante Gebäude zu betreten. Jemand zog Estefania am Ärmel. Es war Bardasch. Er hatte einen Stall ausfindig gemacht. Prima! dachte die Diebin und folgte ihm. Es dauerte ein bisschen bis der Ergraute einen annehmbaren Preis für die Unterbringung Simúns ausgehandelt hatte und sicher sein konnte dass er trotzdem gut versorgt sei.
"Ich würde vorschlagen wir sehen uns noch etwas um, bevor wir uns ein Zimmer in der hiesigen Taverne suchen?" fragte Estefania, denn sie kannte die Pläne ihres Begleiters nicht genau. Auf jeden Fall wäre es unüberlegt jetzt schon mit der eigentlichen 'Arbeit' zu beginnen. Möglichkeiten würden sich den Beiden in den nächsten Tagen bestimmt genügend bieten. Es gab einige Händler, aber Estefania hatte schon eine andere Einnahmequelle im Auge, darüber wollte sie mit ihrem Begleiter in der Taverne bei einem Bierchen sprechen. Vielleicht gab es hier in Bakaresh ja welches.
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„Aufwachen junge Dame, wir stechen bald in See.“ Redsonja wurde sanft vom Kapitän geweckt. Sie ignorierte seine lüsternen Blicke, warf sich den Umhang über und wartete bis der Mann sich abgewandt hatte. Erst dann erhob sie sich, packte ihre Sachen zusammen und folgte dem Händler auf sein Schiff. Dort liess sie sich ihre Kabine zeigen, machte die erste Anzahlung und zog sich dann zurück um ihre Waffen zu pflegen.
Dies war definitiv eine von Männern dominierte Welt, sinnierte sie vor sich hin, während sie mit einem Schleifstein über die Klinge fuhr. Dennoch gefiel sie Redsonja. Sie mochte die rauen Seemannslieder, welche von Träumen, Freiheit, Abenteuer, Schnaps und Weibern erzählten. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass sich die junge Frau wenig später auf Deck befand. Sie wollte sehen wie die „Nussschale“ in See stach. Sie freute sich schon auf den Augenblick, wenn die Menschen am Pier zu Punkten, ähnlich kleinen Fliegen wurden, um schlussendlich komplett zu verschwinden. Irgendwann würde auch Bakaresh hinter dem Horizont untertauchen und sie wäre weit weg.
„Auch ein Schluck.“ Ein Matrose riss die ehemalige Söldnerin aus ihren Tagträumen.
„So spricht man doch nicht mit einer Dame.“ Mischte sich ein anderer ein. Dann begann eine lange Diskussion, die Redsonja unwillkürlich zum grinsen zwang.
„Was das nur eine Floskel oder bekomme ich jetzt etwas von deinem Schnaps?“ Unterbrach sie die beiden irgendwann.
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Vicious lag auf der faulen Haut, irgendwo auf einem Dach im Hafenviertel. Sie tat überhaupt nichts und guckte sich einfach die Leute von oben herab an. Das war auch die einzige Position, die sie mochte, wenn die Leute zu ihren Füßen waren und sie selbst hoch über ihren Köpfen thronte. So war es schließlich auch ihre ureigenste Bestimmung. Zwar selbst festgelegt, aber wer sonst war schon dermaßen genial? Die Antwort auf diese Frage war einfach; niemand.
Und so genoss die Kopfgeldjägerin das leichte Leben hier oben. Sie hatte sich sogar irgend so einen Bengel als Laufburschen angeheuert, der für sie die Ohren spitzte und dafür eine Münze am Tag bekam. Einen lukrativen Nebenverdienst hatte sie dadurch schon ergattert, was den Lohn für den Kleinen wert war. Und da dieser Auftrag ihr gut das hundertfache eingebracht hatte, blieb der Wüstensohn auch weiterhin Laufbursche.
Wirklich reich wurde sie davon aber trotzdem nicht. Irgendein großer Auftrag müsste da schon an Land. Vielleicht einen Dämonen erlegen oder sowas in der Art. Menschen umbringen war eine Sache, aber irgendwelche Untiere aus Beliars Welt waren viel gefürchteter und deshalb mit viel höheren Prämien ausgeschrieben. Was aber natürlich nicht ohne Grund passierte. Denn diese Viecher waren verdammt zäh.
In Marmo lebten sie als Teil der Bevölkerung, da sich wirklich jedwedes Volk dort tummelte. Ob Orks oder Echsenmenschen, Dämonen oder Oger. Alles war vertreten. Und sofern es sich halbwegs verständlich äußern konnte, war es auch nicht sofort als Sklave in irgendeinen Käfig gepfercht.
So kam es auch, dass Vicious sehr gut einschätzen konnte, was diese Kreaturen im Stande waren zu tun. Wer sich mit einem Dämon anlegen wollte, musste schon einiges drauf haben. Vicious war zwar gut, aber ohne Tricksereien hätte sie gegen so ein Untier wahrscheinlich keine besonders große Chance. Und dabei gab es davon ja noch größere Kaliber, die dann Erzdämonen genannt wurden.
Da ließ es sich Vicious doch lieber hier gut gehen. Solange niemand an sie herantrat und so ein Unding verlangte, gab es schließlich auch keinen Grund, sich mit diesen Viechern anzulegen. Drum blieb die Kopfgeldjägerin auch erstmal faul hier oben liegen.
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Indessen hatte es sich Win'Dar im Krähennest der Kogge gemütlich gemacht. Soweit es ging, denn die Nacht war zwar sternenklar, aber es ging ein arschkalter Wind von Nordost. Selbst hier im Süden des Landes machte sich der kommende Winter bemerkbar. Die Nächte wurden von Tag zu Tag kühler. Und hier draußen auf dem Meer bot nur der Mantelkragen Schutz vor dem Wind.
Dennoch war Win'Dar alles andere als schlecht gelaunt. Von unten drang das Grölen und Singen der Seemänner zu ihm. Die armen Tölpel. Sollten sie diesen Tag ruhig noch genießen. Sie hatten ja keine Ahnung, was sie außer ihren Gewürzen, Tüchern und weiß der Teufel was an Bord geladen hatten. Die Dämonen saßen längst unter ihnen. Versteckt hinter lachenden Masken und zahnlosen Grinsen. Hass und Neid hatten das Spielbrett gedeckt. Sie warteten nur darauf, dass Win'Dar ihnen die Zügel aus der Hand nahm.
Win'Dar prostete dem zunehmenden Mond zu und nahm einen großzügigen Schluck aus seiner Flasche. Er wusste den Moment ebenfalls zu genießen. Es war ein gutes Gefühl, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Verspielt ließ er einen Dolch mit nachtschwarzer Klinge zwischen seinen Fingern wandern. Es war dieselbe Waffe, die Redsonja vor wenigen Monden in seinen Rücken gerammt hatte. Ja, er hatte gut auf die Klinge aufgepasst. Doch langsam wurde es Zeit, dass sie zu ihrer Besitzerin zurückfand.
Wenn auch vielleicht auf etwas anderem Wege, als sie dachte.
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Zuweilen behauptete manch einer, dass er aus dem Schatten heraus überfallen wurde. Beteuerte, dass er gar keine Chance gehabt hatte zu reagieren, bevor das Unvermeidliche geschehen sei. Manch einer behauptete auch, dass die Attentäter aus Varant direkt aus dem Schatten gekommen waren, zuschlugen und dann wieder verschwunden waren. Eine Redensart. Etwas das ein Jeder sofort als Metapher entlarvte und die Konfusion des Opfers akzeptierte. Nicht besonderes. Etwas das immer öfter vorkam in diesen Tagen, wo Diebe und Räuber vermehrt ihr Unwesen trieben auf der Suche nach dicker Beute. Wirre Geschichten von Händlern. Doch was in diesem Moment im Tempel von Bakaresh geschah, der in diesem Moment von keiner einzigen Fackel erleuchtet wurde, in dem nur noch sehr spärlich Sonnenlicht von draußen versuchte einzudringen. Etwas Unnormales geschah, das man sich nicht erklären konnte, wenn man davon ausging, dass die Schwarzmagier die Kasbah längst verlassen hatten. In der Mitte genau vor der großen Beliarstatue schienen alle Schatten des Raumes zusammen zu laufen und sich zu konzentrieren. Dann drangen mit einem Male fünf Gliedmaßen aus der Mitte der Schatten, bis sich die Dunkelheit in einen menschlichen Körper geformt hatte. Schließlich wurden die Konturen fester und nach einigen Momenten schälte sich ein Kopf aus dem Schatten heraus, bis eine Gestalt zum Vorschein kam, die hier ganz und gar nicht unbekannt war.
DraconiZ taumelte nach vorne, seine Beine gaben nach und er wäre um ein Haar mit dem bleichen Gesicht auf die schwarzen Fliesen geschlagen, schaffte es dann aber irgendwie sich nach hinten auszubalancieren und nur auf den Knien zu landen. Seine Augen weiteten sich und wollten Licht erblicken. Tatsächlich fanden sie das verblassende Sonnenlicht und zuckten sofort wieder zusammen. Zu grell und stark schien die Intensität zu sein, angesichts des Ortes von dem er kam. Fast panisch zuckten seine Hände zu seinem Gesicht. Leben. Pulsierendes Blut durch seine Adern, an seinem Hals schlug die Aorta gleichmäßig und stark. Er lebte wieder. Wieder? Des Streiters Augenbrauen zogen sich zusammen. Nicht eher immer noch? Er wollt sich aufrichten, aber seine Beine knickten um und er landete hart auf dem Boden. Was hieß überhaupt leben? Starb man sofort, wenn man die Sphären wechselte oder wechselte man nur automatisch die Sphären, wenn man starb? Das Einzige was er genau sagen konnte war, dass er sich nun wieder definitiv in Adanos’ Sphäre befand. Dies war die Kasbah und hinter ihm ragte die mächtige Statue des Gottes auf, in dessen Reich er sich so lange aufgehalten hatte. Wie lange mochte es gewesen sein? Wochen? Monate? Jahre? Gar Jahrzehnte? Er wusste es nicht zu sagen. Zeit war eine Größe die in Anbetracht der Unendlichkeit des Todes unerheblich war. Etwas, dass es nur in der Welt der Lebenden gab. Wenn man Tausend Jahre tot war oder wenn man eine Million Jahre tot war. Was änderte das schon? Er hatte die Stille gefühlt. Das Gefühl endgültig loszulassen und die Dinge so zu akzeptieren wie sie waren. Er hatte Beliars kalte Hand an seinem eigenen Inneren gefühlt, die ihm zugeflüstert hatte, dass alles gut sei, so wie es war. Der Tod war nicht schrecklich. Man wurde nicht brutal in Stücke gerissen, gar gewaltsam in ein infernalisches Schreckensszenario gezwängt. Nein vielmehr begann man einfach sein Dasein zu beenden und zu etwas anderem zu werden. Ob das die Vollendung war? Sah sie vielleicht bei jedem anders aus? Gab es vielleicht auch welche, die es als gewaltsam ansahen? DraconiZ hatte es akzeptieren können. Der Pakt hätte erfüllt werden können, den der Emir mit dem schwarzen Gott geschlossen hatte. Das Abkommen, dass der Tod nicht Auflösung, sondern Macht bedeutete. Er hatte die Chance.
Und doch hatte er sich an diese Welt gebunden gefühlt und die Erfüllung des Paktes aufgeschoben. Ja er fühlte sich gebunden zu bleiben, denn der Kampf war noch längst nicht zu Ende. Nun wusste er ganz genau warum er hier war. Nun war es Bestimmung die ihn leitete, seine Bestimmung. Noch viele Taten lagen vor ihm, die es galt zu bewältigen. Der finsterte Pfad lag wieder hinter ihm.
Mit einer hastigen Handbewegung legte er seine rechte in den Schatten der großen Statue und konnte mit ansehen, wie die Schwärze seine Hand empor kroch und schließlich seinen Arm eingenommen hatte, bis sämtliche Konturen verschwunden waren und man nur noch die Umrisse des schwarzen Unterarms erkennen konnte. Mit der Dunkelheit an ihm kamen seine gesammelten Kräfte wieder. Mit einem Ruck stellte der Emir sich wieder auf und ging mit festen Schritten hinaus in die Nacht. Der Schatten wich von seinem Arm, als er an das Geländer der Kasbah trat und auf Bakaresh herunterschaute. Die Stadt lag hektisch und laut wie immer vor ihm. Händler wollten noch schnell ein letztes Geschäft abwickeln, bevor sie zu Bett gehen mussten. Bis die Nacht anbrach, die von nun an der mächtigste Verbündete des Assassinen zu sein schien.
Etwas hatte ihn verändert. In seinem Inneren fühlte er immer noch die Berührung der anderen Sphäre. Die Dunkelheit schien ein natürlicher Teil von ihm geworden zu sein. Ein Teil der auch sein Inneres zu beeinflussen schien. Sie schien viel vertrauter geworden zu sein als das Licht. Er hatte etwas mitgenommen. Etwas, dass nicht nur ihn das Fürchten lehren würde.
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Mit einem Schlag ihres Handballens fegte sie das Glas vom Tisch und betrachtete den Wirt mit säuerlichen Blicken. Mit einem kräftigen Schütteln ihres Kopfes machte sie ihre Meinung zu dem Gebräuch, dass der etwas dickliche geratene Mensch ihr vorgesetzt hatte klar. DernUmstand, dass ihr etwas des Getränkes zusammen mit ihrem Speichel aus den Mundwinkeln lief beachtete sie nicht weiter, den Wirt schüchterete es noch mehr ein. »Hat es der edlen Dame nicht gemundet? Ich versichere euch..«, brachte der Wirt kläglich jammern hervor, stockte aber aufgrund des Gesichtsausdrucks seiner Kundin. Wenn man diese Grimassen aus aufgerissenen Nasenlöchern, geflschten Zähnen und irrem Funkeln in den Augen noch Gesichtsausdruck nennen konnte. »Ob es mir nicht gemundet hat?!«, brauste die Schwarzhaarige auf, dass der Speichel nur so flog. »SEHE ICH SO AUS, ALS OB ES MIR GEMUNDET HÄTTE?«, schrie sie den dicken Mann an, der wohl am liebsten im Erdboden versunken wäre. Mit einem ängstlichen und zugleich zaghaften Kopfschütteln verneinte der Wirt die Frage, deren Antwort es nie bedurft hätte. »Na Also! Dann bringe mri endlich etwas anderes, als dieses billige Gesöff!«, schrie sie erneut, diesmal unmissverständlich drohend. Schneller, als sie es dem Dickbauch zugetraut hätte, verschwand dieser hinter seinem Tresen und kramte unter diesem herum. In der Ungeschicktheit, die ihm die Angst verlier zertrümmerte er eine Weinflasche. Schließlich hatte er in seinen Augen etwas geeignetes gefunden udn füllte es mit zitternden Händen in ein Glas und brachte es der ehemaligen Waffenschmiedin. Ohne Hinzusehen schüttelte sie den halben Inhalt in ihren Mund und die Kehle, dann setzte sie das Glas ab. Erneut begannen ihre Augen irre zu funkeln und sie schnaubte, als wäre sie ein wild gewordener Ochse. Mit einer kraftvollen Bewegung warf sie das Glas samt inhalt in Richtung des Wirtes, verfehlte diesen aber, sodass sie die Wand dahinter traf. Ein roter Schauer ergoss sich in Folge des Wurfes über die Besucher der Taverne. »Habe ich gesagt, dass ich Wein will?!«, schrie sie erneut, »Ich will Schnaps! Alkohol, Hochprozentiges, wie immer du es nennen willst!« Wütend, wie sie war, ließ sie ihre Ellenbogen auf den Tisch niederkrachen, dass dieser erzitterte. Der inzwischen erbleichte Wirt schnappte sich eine Flasche hochprozentigen Schnaps und brachte ihn mit einer leichten Verbeugung zu seiner zerstörungswütigen Kundin. Diese öffnete die Flasche und trank ein paar große Züge. Laut Ausatmend setzte sie die Flasche ab und wischte sich mit dem Handrücken über die befeuchteten Lippen. Den Geschmack des Getränkes kommentierte sie mit einem unbändigen Rülpsen. Den Wirt scheuchte sie mit einer wirschen Handbwegung davon, zur Belohnung warf sie ihm ein kleines Säckchen mit wenigen Goldmünzen zu. Ungebührlich schluckte sie einen weiteren Teil des Inhaltes des Behältnisses hinunter; der Alkohol rann schneller, als gut war, ihre Kehle hinunter. Unbemerkt war der Wirt zur Tür gerannt und hatte diese geöffnet. Jetzt stand er da und schrie unablässig. »WACHEN! Zu mir! Wachen!«,durchbrach seine Stimme die verhaltene Stille im Gasthaus. Das heisere Lachen ließ ihn den Kopf drehen und er starrte auf eine ungehalten Lachende Ythra. Augenblicklich endete ihr unheimliches Gelächter und sie erhob sie von ihrem Stuhl. Gemächlich trottete sie in Richtung des Wirtes, der verängstigt schien. »Wache!«, schrie er erneut. »Sag, Wirt, wer denkst du, wird dir zu Hilfe eilen?« Verzweifelt wiederholte der Gasthausbetreiber seine Hilferufe. Erneut lachte sie heiser. »Wer, denkst du, wird dich erhören? Genau, niemand, denn wenn es dir noch nicht aufgefallen ist, sollte ich dich aufklären: Es gibt niemanden, der sich für dich einsetzen wird, niemanden, den es groß stören würde, wenn du tot oder verletzt sein würdest. Eine Stadtwache, sowas gibt es hier nicht. Also überlege dir fortan besser, was du aufs Spiel setzt. Denn es könnte dein Leben kosten.« Sie kicherte wie ein kleines Mädchen und ließ ihren Dolch, den sie während der Unterhaltung gezückt hatte mit einem klingenden Geräusch gegen einen anderen Dolch knallen. Sie steckte die Waffe zurück an ihren Platz und klopfte dem verwirrten Wirt kräftig gegen den Rücken. »Achja, bevor ich es vergesse. Hier ist dein Trinkgeld«, sprach sie ihn erneut an und warf ihm ein kleines Ledersäckchen zu. Sie zwinkerte mehrdeutig mit dem Auge, kehrte dem Wirt den Rücken und trat aus der Taverne hinaus an die frische Luft. Ein kühler Herbstwind empfing sie und ließ sie augenblicklich frösteln. Es war Zeit, sich in ihre eigenen vier Stoffwände zu verkriechen und dem Wachsein zu entsagen. Der Schlaf würde sie freudig empfangen und dem von ihrem Machtbeweis ermüdeten Körper eine gute Erholung spendieren....
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Der Wirt war sichtlich erleichtert als die "Schwarze Lady" endlich die Taverne verlassen hatte. Eigentlich unfassbar wie sich die Tusse benommen hatte. Sollten sie doch froh sein, dass ein Sklave sich bereit erklärt hatte sich um die Taverne zu kümmern. Die beiden Diebe hatten während der Vorstellung nicht viel gesprochen und sich ihren Teil gedacht.
"Die hatte vielleicht ne Laune..." meinte Estefania und trank den letzten Schluck von ihrem Bier. Bardasch schmunzelte.
"Die braucht mal einen Mann, der sie richtig... du weißt schon was ich meine. Aber wir sollten uns um unsere Angelegenheiten kümmern." Er hatte ebenfalls sein Bier ausgetrunken und wischte sich mit dem Ärmel über seinen Mund und den Drei-Tage-Bart. Er legte dem Wirt ein paar Goldstücke auf den Tisch, machte ihn aber noch darauf aufmerksam, damit sie sich nicht ein anderer Gast unter den Nagel riss. Der Wirt war heute schon genug gestraft. "Komm mit!" sagte er nur und schritt aus der Taverne.
Was für eine Ansage? Sag mir nur einen Grund warum ich nicht mitkommen soll... Aber sie wollte nicht schon wieder rumzicken. Hinterher dachte er noch sie hätte es genauso nötig wie die in schwarz Gehüllte von vorhin.
"Ja, mein Meister... !" Den -dieb schluckte sie herunter. Besser war es. Denn hier hatten sicher auch die Wände Ohren.
Als sie gemeinsam durch die Gassen schlenderten, immer die Augen offen eine günstige Gelegenheit zu erhaschen, flüsterte Estefania ihm was ins Ohr.
"Hast du einen Plan? Die Händler hier passen ja alle auf wie die Luchse."
"Noch nicht wirklich..., Du etwa?"
"Nun wir könnten versuchen herauszufinden wann die nächsten Arenakämpfe stattfinden und wenn die Zuschauer auf die Kämpfer achten, könnten wir... Was hältst du davon?"
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