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Gespannt und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht beobachtete Eila, wie Odinson einen weiteren Pfeil anlegte. Seine Lage war gerade wirklich etwas unglücklich. Konzentriert spannte er die Sehne, zielte und schoss dann ab. Wieder verfehlte er das Ziel mehr als deutlich. Die Kräuterkundige hatte Mühe ihr Lachen zu unterdrücken. Es war einfach göttlich! "Du bist ganz schön fies!", flüsterte sie zu Andreas, während der Nordmann seinem Ärger etwas Luft machte, und Andras ihm schließlich vorschlug, die Übung für heute zu beenden.
"Mit Luftmagie also.", murmelte die Novizin das Gesagte noch einmal vor sich hin. Wenn man Dinge schweben ließ, tat man dann nicht etwas ähnliches? Oder war es womöglich das Gleiche? Nibbler hatte sie da nie so ganz aufgeklärt, zumindest hätte sie sich nicht daran erinnern können. Vielleicht war es auch einfach zu früh gewesen und hätte sie nur verwirrt? Jedenfalls konnte Andreas ihr bei diesem Gedankengang sicherlich weiterhelfen. Sie wand sich der rothaarigen Frau neben ihr zu und wiederholte die Frage, die sie sich bereits in ihrem Kopf zurecht gelegt hatte.
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"Aber ist es nicht genug Beweis für unsere Huldigung zu ihm, dass wir leben?"
"Und ihm nie ein Gebet schenken und auch nie ein Opfer für seine Göttlichkeit bringen? Was für eine Gläubigkeit ist?"
"Ach was, ein Gott lebt von seinen Jüngern und solange diese Leben, bleibt auch er am Leben. Ohne die Gilde wäre Innos schon längst vergessen und gestorben, ohne auch nur eine Erwähnung in der Geschichte zu bekommen. ER sollte dankbar sein, nicht wir."
"Von welchem Gott redest du? Von Beliar? Von Innos sicher nicht. Wir alle leben aus seiner Großmütigkeit heraus, und nicht, weil er uns braucht. Innos ist unser Leben, unsere Energie, unser Brot, unser Schlaf."
"Ach was, wir sind der Körper aus dem er besteht und deshalb gibt er uns Essen und Trinken."
"Aber Innos gibt uns seine Macht, seine Fähigkeit, Feuer und Luft zu beherrschen. Innos ist derjenige, der uns geschaffen hat."
"Wenn Innos uns geschaffen hat, warum gibt es dann auch Adanos und Beliar? Warum versuchen sie sich zu übertrumpfen?"
"Die Streitigkeiten der Götter sind kein Grund, nicht an Innos zu glauben!"
"Ach ja? Warum denn nicht? Bloß, weil dich die höheren DaSeins Ebenen nicht interessieren, müssen wir uns nicht in den Untergang stellen!"
"Das heisst, du bekennst dich offen zu Beliar?! Welch ein Ungetüm bist du, das du den wahren Gott verrätst und dich selbst in das Schattenreich stellst!"
"Ungetüm? Ich frage dich, werd das Ungetüm ist. Beliar wird von Innos angegriffen und verteidigt sich nur. Wer ist von diesen Beiden das Ungetüm?"
"Es geht hier nicht darum, wer von den Göttern ein Monster ist, sondern wer von uns Beiden! Und das bist deutlich du!"
"Ha! Du bist so durchzogen von der Schlechtigkeit Innos', dass du alle Schuld von dir und deinem Gott fortschiebst! Von deinem falschen Gott!"
"Meinem falschen Gott?? Wer ist hier der falsche Gott? Ohne Grund lässt Beliar die Orks die Menschen angreifen und unterjochen! Innos hat den Menschen Schutz und Heim geboten, Beliar bietet den Menschen nur Zerstörung und Tod! Wer ist nun der falsche Gott und Ungetüm?"
"Nun..."
"Beliar ist das Ungetüm!"
"Nein, das kann nicht...!"
"Beliar ist der falsche Gott!"
"Nein! Innos ist nicht der richtige Gott, Beliar ist der einzig Wahre..."
"Innos ist das Licht, das uns den Weg weist!"
"Neeeiiin!!!!"
"Innos ist das Feuer, das uns wärmt!"
Stille.
Es war still in Tharas Herz.
In Tharas Seele.
Nur das knisternde Feuer Innos' brannte in ihm.
Loderte in seinem Herz und Stichflammen loderten jedesmal auf, wenn Thara an Innos dachte, und dieses Feuer war ein wahrliches Freudenfeuer.
"Oh Innos,
wie konnte ich an dir zweifeln.
Wie konnte ich an dir zweifeln, ohne etwas davon zu merken?
Beliar ist wahrhaftig ein Meister der Schatten, dass er sich in mein Herz schleichen konnte und mein innerstes Ich verderben...
Innos, verzeih mir, dass ich an dir gezweifelt habe!"
Leise hatte Thara diese Worte geflüstert, und zufrieden mit dem Ergebnis seines etwas kurzen, aber effektiven Gedenkens an Innos.
Langsam und bedächtig kletterte Thara wieder an das Deck des Schiffes.
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Das was sie so lange befürchtet hatte, war schließlich eingetreten und das wahrlich nicht zu knapp. Wie eine Nussschale in einem Gebirgsbach, hatte das Floß seine Passagiere über Bord befördert, die sich allesamt nur mit Mühe an verschiedene Holzstämme klammerten, aus denen das Vehikel einst bestanden hatte. Im schweren Wellengang wurden sie immer weiter auseinander getrieben.
Paddeln war zwecklos geworden, binnen weniger Minuten hatte Corinna keine Kraft mehr in den Armen und den beiden Männern ging es vermutlich ähnlich. Mehr als letzte Verzweiflungstat schnappte sich die Frau eines der Taue, dass das Floß einst zusammen gehalten hatte, holte damit, so stark sie nur konnte, aus und warf es Humpaaa zu, der ihr ein wenig näher als Raettich geblieben war. Das Wetter wurde immer schlechter, der Wellengang immer höher, dennoch waren sie damit endlich erfolgreich und hatten wieder zusammen gefunden.
"Los, wir müssen die Teile irgendwie zusammenbinden!" schrie Corinna, die Mühe damit hatte, Wind und Gischt zu übertönen, aber scheinbar hatten die beiden Männer ihre Worte doch verstanden.
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Erfreut vernahm Andrea, dass Eila sich für die Hintergründe der Magie interessierte. Zwar war sie selbst kein Genie, was das theoretische Wissen über Magie anging, aber sie war sich sicher, dass sie der jungen Novizin eine vernünftige und zufriedenstellende Auskunft geben konnte. Kurz legte sie sich ihre Antwort zurecht bevor sie die Frage von Eila beantwortete.
Auf deiner Stufe der Ausbildung in den magischen Künsten ist es etwas anders. Du kannst kleine Gegenstände zum schweben bringen, aber es ist nicht Luftmagie, die du verwendest. Es ist eine rudimentäre Form der Magie, die allen Magieschulen zu eigen ist. Erst später wirst du in die Magie Innos, die Magie des Feuers und der Luft eingeweiht werden. Was ich getan habe ist etwas anderes, als einen Gegenstand zum Schweben zu bringen. Ich habe mithilfe der Magie die Luft manipuliert und einen kurzen aber starken Windstoß auf den Pfeil wirken lassen. Das war auch schon alles.
Andrea macht eine kurze Pause und sah Eila abwartend an, Aber anscheinend hatte die junge Novizin noch keine Fragen. Vermutlich überlegte sie noch über das soeben gehörte. Aber anscheinend war die Erklärung zufriedenstellend. Lächelnd lehnte Andrea sich zurück und sah zu Eila hinüber.
Was deine Aussage darüber angeht, dass ich fies bin. Da hast du wahrscheinlich recht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Odinson einen kleinen Dämpfer verdient hat.
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Thara hatte sich mit übereinander gelegten Beinen hingesetzt und besah sich die Szenerie auf dem Deck. Andras und Odinson waren bei der Bogenausbildung und Odinson verstzte jeden Schuss, den er tat. Insgeheim dachte Thara bei sich, dass es an Odinsons Unvermögen lag, das keineswegs exsistierte, sondern eher, dass sich eine unsichtbare Kraft den Pfeilen bemächtigte und sie fehllaufen ließ.
Thara erinnerte sich an die ersten Tage seiner Ausbildung und die Manipulation von Andras auf seinen Pfeil. Dann fiel sein Auge auf Andrea, die sehr stark auf Odinson konzentriert schien. Sie war eine Priesterin Innos', warum sollte sie nicht so etwas machen können wie Andras? Sie stand schließlich in der höchsten Stufe der Gilde und beherrschte damit die mächtigste Magie Innos'.
Odinson regte sich immer weiter und immer mehr auf, seine Pfeile hatten bisher nur das alte Strohziel verfehlt, obwohl er eigentlich sehr gut schoss. Thara kannte sich nicht sehr gut mit der Magie aus, was wohl hauptsächlich daran lag, das er bisher nicht den nötigen Rang innehatte, um diese Kunst zu erlernen, aber das so etwas mit der Magie Innos' möglich war, glaubte Thara ohne Zweifel.
Dieser kurze Moment ließ ihn an sein Zweigespräch erinnern.
Wie hatte es dieser verruchte Gott Beliar geschafft, seine Seele zu vergiften?
Aber letzlich war es egal, denn Innos hatte diesen Blutegel mit dem Feuer aus seiner Seele gezogen und ihn vor ewiger Dunkelheit gerettet.
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Odinson war fix und fertig mit den Nerven. Warum bei allen Göttern dieser Welt traf er dieses verdammt Ziel nicht. Egal was er anstellte er traf einfach nicht. Das konnte doch nicht mit rechten dingen zu gehen. Erst viel der Verdacht auf Andras. Als aber der Nordmann die sauere und etwas enttäuschte Miene seines Lehrers sah, wurde ihm schnell klar, dass dieser Verdacht fallen gelassen werden musste, stattdessen kam ein neuer auf. Dieser war zwar genau so ungeheuerlich, aber gut möglich.
„Tut mir Leid Andras, aber ich schätze ich weiß, warum das nicht klappt!“
„Ach so? Woran denn?“
„Moment!“ Mit diesen Worten lies er seinen Freund stehen und ging hinüber zu den eben gesichteten Frauen Eila und Andrea. Er tat so als würde er sie erst jetzt sehen und setzte ein falsches Lächeln auf.
„Ah, die Damen ruhen sich von ihrer schweren Arbeit aus!“
Die beide schauten sich etwas unsicher an und mussten ein grinsen unterdrücken. Eila antwortete:
„Ja, tun wir. Es war sehr interessant euch zu zuschauen, wie ihr…“ ein kleiner Rippenstoß lies sie innehalten. Odinson bemerkte es, „euren Bogen behandelt habt.“ Er mochte ja so aussehen, aber bescheuert war er nicht.
„Das freut mich ungemein. Ich nehme an, ihr habt auch gesehen, wie ich geschossen habe?“ Nun konnte sich Andrea nicht mehr halten. Sie prustete laut los. Odinson Gesicht wurde grimmig. Also doch. Verdammt. Diese verdammten Magierinnen. Stand bei ihm auf dem rücken „verzaubere mich!“? Er stampfte mit der ganzen Kraft eines ausgewachsenen Nordmannes auf und es krachte laut. Nun kam Andras auch noch dazu.
„Also ward ihr es? Ihr habt mich total versagen lassen?“ Odinson war außer sich vor Wut. Andrea schaute etwas rot werdend zu Boden. Eila schaute etwas erschrocken ob der Wut in dem verzerrten Gesicht des Knappen und Andras konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen oder auch böse sein sollte. Er entschied sich für ein schlichtes Kopfschütteln und ging in die untere Eben des Schiffes.
Odinson starrte immer noch unentwegt das hübsche Gesicht seiner Missetäterin an und wartete auf etwas, was wahrscheinlich gar nicht kommen würde. Und er hatte sich soviel Mühe mit ihrer Rüstung gegeben. Und sie so nett behandelt. Warum? Aber er hatte Frauen noch nie gut verstanden. Ein Mysterium, was schwerer war zu besiegen war, als ein ganzes Rudel Eliteorks!
„Es wäre äußerst liebreizend, wenn ihr antworten würdet!“ Mit den Fäusten in den Hüften tippte Odinson ungeduldig mit dem rechten fuß auf das Deck.
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Andrea sah an dem wütenden Nordmann, der fast direkt vor ihr und Eila stand und ungeduldig mit einem Fuß auf die Planken des Deckes trommelte, empor. Keine Frage Odinson war kurz davor vor Wut zu platzen und sie hatte anscheinend kaum noch Gelegenheit es wieder gutzumachen. Schließlich hatte sie ihn nicht wirklich verärgern wollen, sondern nur ein wenig necken. Allerdings war es dann mit ihr durchgegangen. Es war einfach zu komisch gewesen, um damit aufzuhören. Wenn sie dies jedoch sagen würde, dann würde Odinson wahrscheinlich vollkommen durchdrehen. Es sei denn ihr gelang es das ganze ein wenig netter zu verpacken. Allerdings wollte sie es lieber nicht hier an Deck probieren. Denn wenn der Knappe doch noch durchdrehen sollte, dann war sie lieber in Nähe von Andras und anderen Magiern, die ihr helfen konnten ihn zu bändigen. Außerdem wollte sie wenn möglich Eila aus einer Konfrontation heraushalten.
Wenn ihr mit mir kommt, dann werde ich euch alles erklären.
Odinson einziger Kommentar war ein ungeduldiges Schnauben, dass anzeigte, das Andrea die Geduld des Knappen außerordentlich strapazierte. Trotzdem folgte er der jungen Frau unter Deck und blieb dann abwartend mit verschränkten Armen stehen und wartete auf eine Erklärung.
Kurz blickte sie zu Boden und spielte die Eingeschüchterte, bevor sie mit einem zerknirschten Blick das Gesicht wieder hob.
Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich wollte Eila nur einen Teil der magischen Künste demonstrieren und dann war es einfach zu lustig.
Nach ihrer Erklärung sah sie wieder zu Boden und hob nach einer Weile mit den Kopf und sah Odinson tief in die Augen
Aber ihr seit mir nicht mehr böse, oder?
Zum Abschluss setzte sie noch ein strahlendes Lächeln auf und hoffte, dass dies ausreichen würde, um den Knappen zu besänftigen.
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Odinson fuhr sich fahrig mit der Hand durch die Haare. Er war also nur ein Demonstrationsobjekt gewesen? Zur Belustigung und Veranschaulichung zur Weißglut gebracht. Er schüttelte den Kopf. Irgendwie konnte er Andrea nicht wirklich glauben, dass ie es wirklich ernst meinte mit der Entschuldigung. Er kochte immer noch, wenn sie ein Mann wäre, hätte er ihm eine rein gehaun und gut wäre es gewesen. Aber so. Dieser tiefe Augenkontakt mit dem sie ihn immer noch anlächelte, regte etwas in ihm an. Wie sollte er nur so einem Blick widerstehen! Er focht einen inneren Kampf aus. Einerseits wollte er die Magierin nicht ungeschoren davon kommen lassen. Andererseits jedoch konnte er ihr nicht wirklich das Wasser reichen. Sie schien durchaus fähig einem Mann nicht nur mit Blicken zu zeigen, wer der stärkere war. Aber das schlimme an der Situation war, das Andrea sich dessen voll bewusst schien. Ein kleiner Hauch von Siegessicherheit strahlte durch ihre lächelnde Fassade.
Odinson legte sich sorgfältig jedes Wort zurecht.
„Hört zu Andrea, ich kann mir zwar immer noch nicht denken, warum ihr mit mir dieses Spielchen spielt, aber ich bin nicht der Typ Mann, der Frauen schlägt oder irgendwie handlich angreift. Auch verbal pflege ich einen guten Umgangston mit der Weiblichkeit. Und was auch immer euer Grund gewesen war, ich nehme eure Entschuldigung an, egal wie ernst ihr diese meint. Ich hab ja auch keine große Wahl, ich bin nicht geschaffen für einen Kleinkrieg mit einer Frau, die...“, er zögerte. Andrea zog die Brauen hoch, „so ist wie ihr.“ Damit konnte Odinson zufrieden sein, das lies viel Interpretations- und Spielfreiraum für die Gedanken der Magierin. Das Lächeln war gewichen aus dem Gesicht der rothaarigen Schönheit. Odinson machte eine kurze Verbeugung, das Herz hämmerte in seiner Brust. Er hatte sich vor ihr entblößt. Ganz klar sein Schwäche gezeigt. Doch sie war nicht der Typ Frau, wie er nun sah, die dann in die Wunde noch hinein trat. Sie schien nun nicht genau zu wissen wie sie sich verhalten sollte. Auch Odinson stand schweigend da und fuhr sich wieder durch das Haar.
„Ich werde jetzt wieder an Bord gehen, falls ihr nicht noch etwas zu sagen habt!“ Jetzt war es an ihm ihr tief in die Augen zu schauen. Sie hatte wirklich sehr schöne, aber auch sehr interessante Augen. Es schien mehr dahinter zu sein, als die bloße Seele einer einfachen Frau. Beide blieben weiterhin stumm. Odinson konnte sich nur mit einem leichten Kopfschütteln von dem Anblick losreißen und lief, rannte fast die Leiter wieder hinauf. Es erwartete ihn eine kühle Nacht und Eila saß immer noch alleine auf der Bank. Er wünschte ihr eine schöne Nacht und ging dann zu seinem Freund Ronsen um die Wache für die Nacht zu erfahren. Doch der Vorfall ging ihm nicht aus dem Kopf. Die Augen verfolgten ihn bis in den Schlaf.
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So trieben sie also auf ihren balken nebeneinander her, jedoch drohte die Gefahr von den wellen wieder auseinandergetrieben zu werden.
"... ... ... zusammen... " hörte er Corinna gegen den Wind brüllen, ihre Gestik, die auf das Seil in seiner Hand verwies, machte Humpaaa klar was sie wohl meinte.
Er packte das rauhe und von Wasser schwer gewordenen Tau fest mit beiden Händen, und verscuhte es unter den Balken entlangzuleiten, doch es wollte ihm nicht gelingen. Die Wellen trieben das Seil immer in die verkehrte Richtung.
Kurzentschlossen signalisierte er Corinna das andere Seilende mit aller KRaft festzuhalten, dann tauchte er unter die Wasseroberfläche.
Die Strömung war stärker als er gedacht hatte, doch Corinna zog ihn zu sich, so dass er genau neben ihr auftauchte. Nun warfen sie das Tau Raettich zu, der noch auf der anderen Seite der Balken schwamm, und dieser verknotete es.
Geschafft, so würden sie etwas sicherer vor einem Untergang sein.
Alle drei klammerten sie sich nun an iher Notdürftig konstruierte Boje, es blieb ihnen fürs erste nichts anderes übrig als auf ein abflauen des Sturmes zu warten...
Und tatsächlich, nach einigen Stunden hatte sich die See wierder beruhigt. Es schien früher Abend zu sein, und alle drei schrieen erfreut auf als sie die Sonne das Profil eines Berges hervorleuchten sahen.
Waren sie tatsächlich in Festlandsnähe gespült worden, oder handelte es sich nur um eine kleine Felsinsel?
Bangen starrten sie in die ferne...
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der sturm der letzten tage hatte ihre reise sehr verzögert. wegen des starken seegangs mussten sie sich von der küste fernhalten, die hier überall steil und felsig war. der wind peitschte das wasser gegen die myrthanischen felsen, dass es nur so krachte. mitten in der nacht hatte es mit dem sturm angefangen und wenn wuschel nicht gewesen wäre, hätte das auch übel ausgehen können.
sie hatten in der nacht in der nähe der küste geankert und hatten sich an deck ein wenig schlafen gelegt. unmerklich hatte der wind zugelegt und das schiff ungeachtet des ankers immer näher an die küste getrieben. sicher wären die frauen von dem getöse bald wach geworden, aber ob das rechtzeitig genug gewesen wäre um das schiff vor den klippen zu retten, wär noch sehr fraglich gewesen.
das pferd hatte sich einfach runtergebeugt und blutfeuer seinen heißen atem ins gesicht gepruschtet. die amazone war blitzschnell auf den beinen und ahnte das unheil schon.
"renya, raus mit dir, wir müssen uns und das schiff retten!"
blutfeuer hatte gar nicht aussprechen müssen, da stand renya schon am ruder. blutfeuer sprintete zum mast holte das letzte segel ein. die anderen hatten sie schon zusammengenommen, weil sie in ruhe schlafen wollten. das stellte sich nunmahr als glücksfall heraus, denn sonst hätten sie es wohl nicht mehr geschafft.
am abend hatten sie noch lange an einer kleinen feuerstelle gesessen, die sie in einem eisernen korb unterhalten hatten. blutfeuer hatte renya das erzählt, was sie vom wesen der magie wusste.
"es gibt einfache magie. die wirkt man über spruchrollen und magische gegenstände. zauberstäbe oder auch runen - wie man sie früher benutzte - setzen eine andere art magie frei. sie wecken die magie, die in die wohnt oder eben das, was die götter dir verliehen haben. so wie ich es verstehe, sucht sich jeder der götter seine lieblinge aus und stattet sie mit einzigartigen fähigkeiten aus.
wie der gott dich findet? keine ahnung, es sind götter. auf jeden fall fühlst du dich tief in deinem inneren zu einer gottheit zugehörig. auch wenn du es erst gar nicht weißt, irgendwann bist du auserwählt. kann sein, dass die götter das oben im göttersitz auswürfeln, also einer sagt, blutfeuer wird mein. dann würfeln sie weiter und der nächste gott hat mich gewonnen. nur so kann ich mir eigentlich vorstellen, dass ich schon so velen göttern dienen konnte und jeder mich mit seiner magie üppig ausstattete.
es fiel mir auch immer leicht, mich in die magie zu finden. bei donnra war zum beispiel alles klar und einfach. sogar im sumpf hatte ich keine probleme, mich in die magie zu finden. hier mit dieser komplizierten naturmagie hab ich das erste mal probleme. ich weiß einfach nicht, wie sie funktioniert. ich weiß auch nicht, wie ich sie lerne. ich weiß eigentlich gar nichts. und noch weniger weiß ich, wie ich dir das beibringen soll. aber irgendwie bekommen wir das schon hin."
blutfeuer legte das nächste schinkenstück ans feuer und kraulte ihrem wuschel hinter den ohren. das pferd hatte sich ans feuer gelegt und seinen kopf wie ein hündchen auf den schoß seiner freundin gelegt. es war wirklich ein sehr seltsames pferd. fast schien es, als würde es der erzählung lauschen.
"nunja, ich habe noch keine möglichkeit zu blitz und donner gefunden. das ist wohl eher die domaine der feuermagier. dieser innos ist doch sowieso ein gott der äußerlichkeiten. keine wirkliche inspiration und keine ideale. alles nur glanz und glitter.
was uns die natur überläßt, die manipulation seiner wesenheit, das ist doch unglaublich und absolut einmalig. was ist ein geschleuderter blitz gegen einen baum, der dich mit seinen peitschenden ästen verteidigt? was ist ein feuerpfeil gegen eine herde von wilden büffeln. was ist die gewaltigste angriffsmagie gegen einen wilden schwarm von hornissen und was letztendlich kann sich damit messen, dass du dich in ein tier verwandeln kannst? wenn wir eines tages unsere magie wirklich beherrschen und nicht sie uns, dann können mich innos, adanos und beliar mal kreuzweise. die natur beherrscht die welt. trotz tod und verderben wächst auch auf toter erde irgendwann der erste keim."
die beiden frauen hatten noch lange über die macht der magie nachgedacht und sich gegenseitig versprochen, die gestaltwandlung irgendwann in den griff zu bekommen und waren dann neben dem erkaltenden feuer eingeschlafen. vielleicht hatte auch die buddel rum, die sie im frachtraum entdeckt hatten, dazu beigetragen, dass sie das losreißen des schiffes nicht gleich gemerkt hatten.
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Festland - Khorinis
Wie viel Glück auf einmal konnte man nur haben? Mehr als das gerade eben, ging wahrscheinlich nicht mehr. Wie dem auch sei, Batimäus musste sich darum kümmer, dass der Hund nicht entdeckt wird. Er schaute sich in der Koje um. Da stand nur eine kleine Komode und ein Bett. Das einzige Versteck würde sich wohl vor unter dem Bett befinden. "Hör zu!", wante Batimäus das Wort an Nero. "Geh unter da Bett, sonst sieht dich jemand und wir bekommen Ärger!" Dre Hund schaute ihn an, rührte aber keine Pfote. Oft wenn BAtimäus schritte hörte befahl er Nero sich zu verstecken, aber der Und wollte nicht gehorchen. Bald gab Batimäus es auf.
Plötzlich fuhr Nero, der gemütlich am boden gelegen hatte auf und zischte wie vom Blitz getroffen unter das Bett. Nur wenige Augenblicke später ging die Tür auf und die wache kam herein. "Wünschst du etwas zu essen? Wenn ja dann floge mir." Batimäus gehorchte und schritt hinter dem Mann her. Nero musste er zurück lassen, aber hoffte, dass sich der hund nicht aufführen würde. An Deck waren ein paar Tische aufgestellt, von denen man sich Brot nehmen konnte. Es waren außer ihm nur wenige Passagiere an Bord. Er nahm sich 2 Scheiben Brot und belegte sie viel zu dick mit Wurst, dann ging er auf sein Zimmer.
Zu seinem Schreck stand Nero schwanzwädelnt in der Tür und schaute ihn hoffnungsvoll an. Schnell schloss Batimäus wieder die Tür und schimpfte: "Wenn ich jetzt diese Wache gewesen wäre, hätte man uns voll erwischt! Bleib gefälligst uner dem Bett!" Doch es nützte alles nichts. Nero hörte auf keine Kommandos, oder Mahnungen.
Schlussendlich gab Batimäus Nero die wurst, aß seine Brote und legte sich endlich schlafen.
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Nachdem die Drei den Sturm überlebt hatten sahen sie in der Ferne ein Ufer. Zuerst sah es noch wie eine verlassene Insel aus, doch nach kurzer Zeit war ein recht anschaulicher Hafen zu erkennen. Es war der Hafen von Vengard.
"Da drüben ist ein Hafen und ich kann auch eine große Stadt erkennen. Los lasst unsere letzten Kräfte zusammennehmen und versuchen in den Hafen zu kommen. Dann hätten wir es geschafft. Dort könnten wir auch jemanden fragen wo wir uns befinden. Ich kenne diese Stadt nämlich nicht...", sagte Raettich und sie paddelten mit letzter Kraftin den Hafen.
Die Fischer schauten sehr verwundert, doch niemand scherte sich besonders um die Schiffsbrüchigen. Hier schien einfach jeder seiner Arbeit nachzugehen. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen Steg an der Kaimauer und kletterten dort aus dem Wasser.
Raettich war froh wieder feasten Boden unter den Füßen zu haben und somit kniete er nieder uund dankte Adanos für die Rettung. Nun müssten sie aber erstmal in die Stadt um sich um Vorräte und trockene Klamotten zu kümmern. Ausserdem bräuchte Raettich eine neue Laute, da er seine im Sturm verloren hatte. DAs einzigste was ihm geblieben war, war sein Beutel mit dem Gold und sein Dolch....
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Wie es schien, war ihr altes, gefundenes Schmugglerschiff doch nicht mehr so gut erhalten, wie sie gedacht hatten. Renya war aufgewacht und hatte mit Schrecken feststellen müssen, dass sie nicht mehr einigermassen geschützt vor Anker lagen, sondern irgendwo im Meer trieben. Eine kurze Untersuchung zeigte, dass sich die Halterung der Ankerkette gelöst hatte. Die meisten Nägel, die das Ding zusammengehalten hatten, waren von der salzigen Seeluft, in der sich das Schiff wahrscheinlich jahrzehntelang aufgehalten hatte, durchgerostet und die ganze Konstruktion hatte der Belastung durch den Sturm einfach nicht mehr standhalten können.
Nach dem ersten Schock hatten sich Blutfeuer und Renya mit dem Gedanken getröstet, dass sie wenigstens aufs Meer abgetrieben waren und nicht irgendwo an die felsige Küste geschleudert wurden. Doch das kam später noch, gerade so, wie wenn manche Gedanken an unliebsame Dinge diese heraufbeschwören.
Nachdem sie mit einiger Mühe ihre ungefähre Position bestimmt hatten - sie befanden sich jetzt wohl im grossen Meeresarm zwischen Myrtana und Varant - dauerte es nicht lange und das nächste, grössere Problem trat auf. Renya bemerkte, dass das Schiff immer schlechter auf ihre Steuerungsversuche reagierte. Ganz nach dem Motto, ein Unglück kommt selten allein, mussten sie auch noch herausfinden, dass die losgerissene Ankerkette bei ihrem Verschwinden - wobei der Anker samt Kette wahrscheinlich immer noch an Ort und Stelle im Meeresboden verankert war und stattdessen eigentlich das Schiff verschwunden war, weggetrieben vom tosenden Wind und den Wellen des Sturmes - das halbe Steuerruder mitgerissen hatte. Oder irgend sowas, genau konnten sie nicht rekonstruieren, was alles schief gelaufen war. Jedenfalls fanden sie sich plötzlich in der Situation wieder, ohne richtige Möglichkeit, das Schiff anständig steuern zu können, auf dem Meer zu treiben.
Dass sowohl Renya als auch Blutfeuer diese Geschehnisse so nüchtern betrachten konnten, lag daran, dass sich dies am Vortag abgespielt und sie es überlebt hatten. Mittlerweile befanden sich die zwei Frauen und auch Blutfeuers Pferdchen an Land, die zwei Menschen blickten auf das Schmugglerschiff vor ihnen, währed Wuschel sich eher um das Gras kümmerte, das hier am Strand spärlich wuchs.
Der Sturm war schliesslich abgeflaut und sie hatten zumindest ein bisschen manövrieren können, indem sie die Segel ausgerichtet hatten. So wurden sie langsam aber sicher nach Norden getrieben und irgendwann kam dann am Horizont auch Land in Sicht. Sie waren dem schmalen Streifen näher und näher gekommen, dabei wurde natürlich auch der schmale Streifen weniger schmal, sondern es zeigte sich, dass sich hinter dem Strand Hügel, beinahe Berge, erhoben. Eine Strömung trieb das Schiff schliesslich noch eine Weile parallel zur Küste, doch dann meldete sich wieder der Wind und drückte es langsam in Richtung Strand.
Die zwei Frauen hatten sich eilig beraten, was sie jetzt am besten tun sollten. Über Bord springen und an Land schwimmen? Delphine oder andere Meeresbewohner zur Hilfe herbeirufen? Schlussendlich aber hatten sie sich tatsächlich dafür entschieden, einfach auf dem Schiff zu bleiben und abzuwarten. Der Strand sah eigentlich ziemlich sandig aus, zumindest ragten keine Felsen aus dem Wasser, und ihre Geschwindigkeit war ja auch nur minimal. Sie wollten das Risiko eingehen und sich einfach an Land spülen lassen. Natürlich konnte trotzdem eine Menge schief gehen, aber vielleicht hatten sie ja ausnahmsweise wieder einmal etwas Glück.
Und tatsächlich knirrschte es einige Zeit später unter dem Kiel des Schiffes und mit einem Ruck kam das Gefährt schliesslich zum Stillstand. Die Wellen schwappten donnernd gegen die Planken, aber es schien, als hätten sie es überstanden.
Tja, und nun standen Blutfeuer und Renya wie gesagt am Ufer. Sie hatten das nötigste, was sie für ihre Weiterreise brauchten, vom Schiff geholt und in zwei alten Seesäcken verstaut. Glücklicherweise war nun ein Pferd dabei, dass diese Säcke tragen konnte. Blutfeuer hatte erklärt, dass sie selbst nicht reiten würde, während Renya nebenher laufen müsste, das wäre zu unhöflich. Also würden alle drei auf den eigenen Füssen marschieren, aber Wuschel als Packpferd erleichterte die Reise doch ein ganz schönes Stück.
Wo genau sie gelandet waren, wussten sie nicht. Von hier aus konnten sie jedenfalls nur schlecht direkt nach Norden wandern, also hatten sie beschlossen, sich erst einmal an der Küste entlang nach Westen zu wenden. Etwas wehleidig blickte Renya noch einmal zu ihrem Schiff zurück. "Scheint so, als hätten wir nicht grade viel Glück mit Booten..." meinte die schwarzhaarige Südländerin schliesslich und wandte sich um.
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Seid gestern Nacht sind Fay und Sir Nils auf dem Meer. Ein wenig ärgerte sie das schon, dass sie mit diesem Waffenknecht auf dem Meer nach Khorinis segelte, aber so schlimm schien sich der Mann gar nicht zu erweisen. Er war ein wenig sauer wegen der Sache, fragte sie aber mehrmals nach, wie sie das so schnell gemacht hatte, irgendwann musste Fay diesen Kerl aber die Frage stellen, ob er ebenfalls dieses Handwerk erlernen wollte. Wobei man Handwerk nicht sagen konnte...
Auf dem Schiff allerdings konnte sie ihm nichts beibringen, denn sie war froh, dass sie sich überhaupt bewegen konnte auf diesem Schiff. Außerdem gab es hier nicht wirklich was zum Üben. Man hätte das schleichen durchnehmen können, aber das wollte sie lieber in den Wäldern von Khorinis machen. Denn da der Herbst mittlerweile im vollen Gange war, gab es in den Wäldern mehr als genug Geräusche zu machen, wenn man nicht genau wusste, wie es funktionierte.
Fay stellte sich innerlich die Frage, warum gerade ein Waffenknecht unter Innos' und dem König das Diebeshandwerk erlenen wollte. Aber diese Frage wollte sie noch nicht stellen. Vielleicht beeindruckte Nils einfach die Kunst, jemanden einen Geldbeutel schneller weg zu nehmen, als der Besitzer schauen konnte. Vielleicht wollte er auch sichergehen, dass er nicht bestohlen werden würde - nach diesem Zwischenfall(wie Fay es zu nennen pflegte). Sie selbst passte nach der Lehre mit Calintz immer auf ihr Hab und Gut, vor allem auf ihre Edelsteine die sie in einem Lederbeutel an ihrem Körper aufbewahrte auf. Sie wollte diese Steine nicht verlieren - denn sie waren das einzige Andenken was ihr von ihrem Geliebten geblieben ist.
Das Wetter war heute wunderbar. Fay genoss es, auf dem Deck zu stehen, dass Schiff in Richtung Khorinis gleiten zu lassen und auf das Meer zu starren. Die Sonne war heute voll und das Klima normalwarm. Nicht zu kalt - aber auch nicht zu heiß, genau nach ihrem Geschmack. Der Wind ging nicht so sehr wie am Vortag, aber ein seichter Stoß kam ab und an mal über das Meer, was ebenfalls wunderschön aussah.
Sie zeigte Nils wie man das Schiff lenkt und steuert, damit sich beide abwechseln konnten, vor allem Nachts, wenn einer von beiden schlafen gehen wollte und der andere die "Schicht" übernahm. Khorinis war noch einige Stunden, vielleicht auch Tage entfernt, aber der kleine Windstoß war schon einigermaßen hilfreich. In einem oder zwei Tagen würden sie bestimmt ankommen. Lange schon wollte sie mal wieder durch die Stadt laufen, die ja nun wieder unter Kontrolle der Milizen ist. Interesannt wäre es, wenn man dort mal nach alten gutem Zeug schaut...
"Wir sind bald da, zumindest hoffe ich das. Wenn der Wind und das Wetter so gut bleibt"
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Eine leichte Briese, den salzigen Geruch des Meere mit sich tragend, wehte der jungen Novizin durch das blonde Haar. Nachdem sie heute morgen beinahe unfreiwillig die Fische gefüttert hätte, hatte sie sich auf die knarzenden Planken des Decks nieder gelassen und gehofft, die frsiche Luft täte ihr villeicht ganz gut. Doch die Übelkeit war kaum besser geworden und so blickte sie noch immer etwas mitgenommen drein. Wie hatte sie die Überfahrt vor einigen Monaten nur so gut überstehen können? Sie wollte endlich wieder festen Boden unter ihren Füßen spühren und betete zu Innos, das ihr Wunsch bald erfüllt werden würde. Genau genommen wusste Eila ja noch nicht einmal wo sie hinfuhren, geschweige denn, was die kleine Gruppe dort zu tun gedachte. Ihre Miene verfinsterte sich etwas. Sie wollte jetzt endlich aufgeklärt werden, sonst... . Ja was tat sie dann eigentlich? Über Bord springen? Völlig hirnrissig. Teleportation!, schoss es ihr als nächstes durch den Kopf, wobei sie sofort an herabregnende Körperteile denken musste, und ihr gleichzeitig bewusst wurde, dass sie ja noch immer üben sollte, sich den Tempel vorzustellen und ihren Körper mit Magie aufzufüllen. Dafür brauchte sie aber einen freien Kopf, verteidigte sie sich sofort in Gedanken, und den hatte sie bei diesem beständigen Auf und Ab des Schiffes ganz sicher nicht.
Mit festem Griff umklammerte sie die Reling hinter sich und zog sich leise ächzend in die Höhe. Warum geriet sie, ausgerechnet sie, die die schützenden Stadtmauern Vengards am liebsten garnicht verlassen wollte, jetzt schon zum zweiten Mal an solch reisefreudige Lehrmeister? Als Lehrling machte man schon was mit!
Mit anfangs noch leicht wankenden Schritten setzte Eila sich in Bewegung, um sich den nächst besten zu krallen, der aussah als ob er Ahnung von dieser Reise hätte. Freudig registrierte sie in diesem Augenblick wie Andrea an Deck kam, und hielt mit schnellen Schritten auf sie zu.
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Langsam betrat Andrea das Deck des Schiffes. Bis auf einige Zeit zu Beginn des Tages, hatte die junge Frau die Zeit unter Deck verbracht. Es war dort zwar nicht sonderlich gemütlich, aber sie hatte etwas nachlesen müssen.
Nach Stunden in dem stickigen Raum unter Deck freute sie sich nun auf einige Zeit an der frischen Luft. Kaum hatte sie jedoch das Deck betreten, als Eila auf sie zugeeilt kam. Obwohl die junge Novizin zielstrebig auf Andrea zukam, so schien es ihr doch nicht sonderlich gut zugehen. Das Gesicht von Eila wirkte käsig und Andrea fragte sich besorgt, ob die junge Novizin vielleicht krank war. Ihre Besorgnis steigerte sich noch, als Eila kurz bevor sie bei ihr ankam sich zur Seite über die Bordwand neigte und sich lautstark übergab. Sofort eilte Andrea an ihre Seite und half ihr sich wieder aufzurichten.
Alles in Ordnung?
Die Besorgnis war aus ihrem Tonfall zu entnehmen und Eila winkte schwach ab.
Ja schon. Der Seegang bekommt mir nur nicht sonderlich. Und außerdem weis ich immer noch nicht wohin wir eigentlich unterwegs sind.
Die Worte wurden in einem kläglichen Tonfall vorgebracht, so dass Andrea es der jungen Novizin nicht abnahm, dass es ihr eigentlich gut ging. Vorsichtig zog sie eine kleine Flasche aus der Tasche und reichte sie Eila.
Hier trink das. Das wird dir helfen.
Zögerlich hielt Eila die Flasche in der Hand und stelle Andrea unsicher eine Frage.
Kann ich das auch wirklich trinken, ohne dass mir was passiert? Ich meine...
Den letzten Satz ließ sie unausgesprochen, aber Andrea hatte schon verstanden. Verschmitzt grinste sie der jungen Frau zu.
Keine Sorge. Ich habe den Trank zusammengemixt, als ich nichts getrunken hatte. Du kannst ihn also ohne Probleme trinken.
Eila zögerte noch einen Augenblick und trank ihn dann aus. Andrea betrachtete zufrieden die junge Novizin.
Gut solange wir noch warten, dass die Wirkung einsetzt kann ich dir ja erzählen worum es bei dieser Reise geht.
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Eila hatte kein sonderlich gutes Gefühl, nachdem sie den Trank von Andreas angenommen hatte. Bisher hatte sie schließlich nur eine Demonstration seiner alchemistischen Fähigkeiten zu sehen bekommen und die sprach ganz offensichtlich nicht sonderlich für ihn. Ob er damals betrunken war oder nicht, spielte für sie dabei keine große Rolle. So gut kannte sie ihn schließlich nicht, um sagen zu können, dass seine Künste im nüchternen Zustand wirklich besser waren.Wohl oder übel musste sich die junge Frau überraschen lassen.
"Wir werden meinen ehemaligen Lehrmeister aufsuchen.", erkärte Andreas nach einer kurzen Pause und fügte hinzu: "Ich denke nämlich, dass er mir bei diesem Unfall hier weiterhelfen kann." Die Novizin hob skeptisch die Augenbrauen. "Na, der wird sich freuen, wenn er sieht, was aus seinem Schüler geworden ist.", entgegnete sie und bemerkte schockiert, dass sie das, was sie eigentlich als Gedanken für sich behalten hätte wollen, gerade eben ausgesprochen hatte. Das Blut schoss ihr in den Kopf und sie spürte, wie ihre Wangen anfingen zu glühen. "Entschuldige bitte!", meinte sie hastig. "Das war wirklich nicht so gemeint!"
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Amüsiert sah Andrea wie Eila das Blut in den Kopf schoss. Mühsam gelang es ihr eine ernste Miene zu behalten und auf die Entschuldigung von Eila zu reagieren. Mit gespielt finsterem Blick bedachte sie die junge Novizin.
Bist du immer so offen? Vielleicht solltest du dir mal überlegen, wie du mit Leuten, die in der Hierarchie über dir stehen, redest.
Der Kopf der Novizin lief, wenn das überhaupt möglich war, noch röter an und beschämt senkte sie den Blick.
Es tut mir wirklich leid. Bitte entschuldige.
Eila brachte dies in einem so zerknirschten Tonfall heraus, dass Andrea es nicht länger schaffte ernst zu bleiben. Lauthals lachte sie los und wurde erst nach einer Weile wieder ernst und klärte Eila auf.
Mir gegenüber brauchst du dich nicht zu verstellen. Sag ruhig offen, was du denkst. Allerdings rate ich dir dich anderen gegenüber ein wenig zurück zu nehmen, Parlan würde auf so etwas nämlich recht ungemütlich reagieren.
Eilas Gesichtsfarbe hatte sich in der Zwischenzeit wieder normalisiert und sie nickte verstehend.
Und was deine Meinung zu meinem alten Lehrmeister angeht. Also ich bin mir sicher, dass Tinquilius erst einmal nichts sagen wird, sondern herzhaft lachen wird. Und danach wird er mir wahrscheinlich eine geharnischte Rede halten, dass man mit der Alchemie sehr sorgfältig umgehen muss, und dies keine Kunst für Idioten ist. Ach ja und zum Schluss wird er mir das Versprechen abnehmen, dass ich so etwas nie wieder tun werde.
Unwillkürlich musste Eila grinsen.
Du scheinst dich mit solchen Reaktionen ja bestens auszukennen. Ist dir schon früher so etwas passiert?
Nicht so etwas. Aber Tinquilius hatte doch mehrfach Gelegenheit mich für mein Verhalten zu schelten.
Ach was hast du denn getan?
Nun das werde ich dir nicht erzählen.
Eila sah ein wenig enttäuscht aus und daher fügte Andrea noch einen Satz hinzu.
Jedenfalls nicht bevor ich dich nicht ein wenig besser kenne.
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Gut gelaunt hatte es sich Bassi auf dem Deck gemütlich gemacht, selber den Grund für seine glücklichen Gefühlszustand nicht kennend. Doch war es ihm eigentlich auch völlig egal, seit langer Zeit fühlte er sich zum erstmal wieder wohl in seiner Haut und wenn es nach ihm ginge könnte dies auch gerne noch sehr lange so bleiben. Die Ecke in der wer sich verzogen hatte war praktisch, selber kaum auszumachen hatte man eine gute Sicht auf eine große Fläche des Schiffes. Auch Eila und Andreas oder besser Andrea waren ihm nicht entgangen, im Gegenteil sie beanspruchten seine ganze Weile den großteil seiner Aufmerksamkeit. Es war einfach zu komisch die beiden zu beobachten, beide hatte eine einmalige Gestik mit der sie ihre Worte unterstrichen. Das der Magier zu weit weg war um auch nur ein einziges Wort zu hören machte die Sache erst richtig interessant. Die Gesten ohne die dazugehörigen Worten hatten für ihn einfach einen wahrlich erheiternden Aspekt. Andreas jetzige Gestalt sorgte auch so schon für den einen oder anderen Schmunzler beim seinem ehemaligen Schüler. Vor allem ihm oder vielmehr sie beim Gespräch mit Leuten die keine Ahnung hatten wer die Frau wirklich war zu beobachten schenkte ihm schon den einen oder anderen Lacher. Einzig schade daran war das er sich meist zurückhalten musste damit die anderen keinen Verdacht schöpften. Zu gerne hätte er schon die eine oder andere Situation mit einem dummen Spruch angereichert, doch wollte er Andreas ersparen seine Geschichte allen erzählen zu müssen. Wahrscheinlich wussten es aus seiner Sicht schon genug Menschen, warum sonnst hätte er sich soviel Zeit lassen sollen den Rat von seinem wie er es so gerne nannte Unfall zu berichten. Für Bassi war dies eher ein Fall der Nachlässigkeit oder gar blanker Dummheit, den Alkohol sah er nicht als Entschuldigung an, sonnst hätte er ja für neunzig Prozent seiner alten Verfehlungen eine Entschuldigung. Doch an die Zeit vor seinem Lebenswandel wollte der Magier nicht denken, zu viele Erinnerungen die von Trauer begleitet wurden und diese konnte er gerade nicht gebrauchen. Lieber lenkte er ein weiteres mal seine Aufmerksamkeit auf die beiden Frauen die ihn anscheinend immernoch nicht bemerkt hatten. Sie wirkten so als wären sie schon seit Jahren gute Freundinnen gewesen oder gar Schwestern die sich über alles unterhalten würden.
Noch eine ganze Weile schaute er so den beiden Frauen zu seine Gedanken immer wieder abschweifen lassend. Es gab vieles was er noch zu klären hatte und Momente wie dieser waren dazu wie geschaffen. So viele Gedanken die er sortieren musste, Fragen die auf eine Antwort warteten, Hoffnungen und Träume die gepflegt werden wollten dies alles waren nur ein Bruchteil von dem was Bassi scheinbar nebenbei erledigte. Aber auch hier gab es Sachen die nicht so leicht und schnell abgehandelt waren, so manches hielt ihn schon seit nun über einem Jahr in Bewegung. Schlaflose Nächte, Alpträume wenn er es doch schaffte einzuschlafen, eine düstere Weltanschauung und noch vieles mehr, es war nur ein kleiner Teil von dem was ihm seine Erinnerungen und Wünsche so brachten und an liebsten hätte er sie mit ihnen verdrängt. Doch hatte er sich einst etwas geschworen und dies wollte er auch einhalten egal was es ihm kostete.
Heftig schüttelte Bassi den Kopf, die Richtung in die sich seine Gedanken bewegten gefiel dem Magier garnicht, zu groß war die Angst davor wieder in einen Strudel der Trauer zu gelangen aus den er nur mit Glück wieder alleine herraus kommen konnte. Zwar war es ihm schonmal gelungen doch hatte ihn dies große Anstrengungen gekostet und wenn es möglich war wollte er eine Wiederholung vermeiden. Zudem war da ja auch noch seine gute Laune, die er auf keinen Fall wieder verlieren wollte.
Ein lauter Ausruf lies den Magier aus seinen Gedanken und seinem Sitzplatz hochschrecken. " Land in Sicht, " wer hätte gedacht das drei kleine Worte so viel Aufregung auf und im Schiff verursachen könnte, denn sofort schauten alle in die gewiesene Richtung. Wer nicht sowieso schon an Deck war kam nun hoch um sich selber von dem zu überzeugen was da eben die eingekehrte Ruhe auf dem Boot störte. Und wie diejenigen die sich schon oben befanden stellten sie fest das es stimmte die Seereise sollte also schon sehr bald vorbei sein. Ronsen, der den Kapitän spielte hielt die Anwesenden dazu an das Schiff vorzubereiten, sie würden bald den Hafen erreichen.
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Angespannt stand Thara vor der versammelten Mannschaft des Schiffes.
Neben ihm war Andrea, die als Priesterin den höchsten Rang der Personen bekleidete, die auf dem Schiff waren.
Thara trug seine Anwärterkleidung, denn er sollte eine Messe zu Ehren Innos abhalten, nach dieser Prozession würde er den Segen von Andrea erhalten und Andras würde ihn weiter unterrichten.
Einmal athmete Thara noch tief ein, gleich würde er die Predigt beginnen müssen.
"Wir danken heute Innos,
dass er uns in den heutigen Tagen das Leben schenkt.
Wir danken Innos,
dass er uns mit seinem Feuer wärmt,
mit seinem Licht den Weg weist und
uns die Erleuchtung schenkt.
Wir alle haben Innos etwas zu verdanken,
sei es das Leben, die Magie, die Freunde,
die Geliebten. Die Gesellschaft.
Ohne Innos wäre unsere Welt eine andere."
Diese Worte kamen Thara aus dem Munde, doch es waren Andere als jene, die er sich ausgedacht und zurecht gelegt hatte. Warum sprach er nicht seine Rede?
"So lasset uns seiner Güte, seiner Dankbarkeit und seiner guten Taten gedenken.
Am Anfang zogen die Nomaden durch das Land.
Und der ewige Wanderer führte sie.
Und Innos sprach zu dem ewigen Wanderer:
>Leg deinen Stab beiseite<
Und an seiner statt gab ihm Innos das Zepter und der ewige Wanderer wurde sein Diener.
Und Innos gab ihm einen Teil seiner Macht, auf dass er dem Treiben Beliars Einhalt gebiete.
Diese Macht war das Feuer und der Wind und diese lenkte er nach seinem Willen.
Aber einige der Nomaden wollten Innos nicht folgen, sie waren Zweifler. So ward das Volk der Nomaden gespalten.
Diejenigen, die Innos folgten, errichteten große Tempel und Städte zu Ehren Innos. Diese sind das Volk von Varant und das Zepter war das Zeichen ihrer Herrschaft und ihres Glaubens.
Und Innos sprach zu diesen:
>Errichtet mir ein Portal, auf das ich ewig über diese Welt herrsche!<
Und seine Diener gehorchten.
Als aber Beliar sah, wie gross der Glaube des Volkes von Varant war, schrie er vor Wut und Neid. Durch diesen Ruf geweckt erhob sich ein uraltes Wesen mit uralter Macht und andere alte, dunkle Wesen erhoben sich mit ihm."
Woher kam diese Geschichte? Thara kannte sie nicht, er wusste nur, dass die Gläubigen Innos' und Adanos' früher ein Volk gewesen waren.
"Aber die Zeit der grossen Wesen war vorbei, so war es von Adanos bestimmt.
Und Adanos ließ eine grosse Flut kommen, die das uralte Wesen von dieser Welt verschwinden ließ.
Als der ewige Wanderer, der Innos' Diener war, erkannte, was geschah, ließ er die göttlichen Artefakte in die Tempel bringen.
So ging das Volk von Varant unter, und mit ihm Zepter und Stab.
Und Innos sprach zu seinen Brüdern Adanos und Beliar:
>Nie wieder sollt ihr mein Land betreten, denn es ist heilig, und so soll es sein!<"
Es war still auf dem Deck.
Die meisten hier schienen die Geschichte zu kennen.
Und nun war Thara auch klar, was diese Geschichte besagte, denn es war die Geschichte des Volkes Innos'.
Vor sich, auf dem Boden, sah Thara eine Schale stehen.
"Komisch, vorhin stand die noch nicht da, oder?", dachte er.
Es war eine Opferschale. Aber was sollte er Opfern?
"Nun wird ein Opfer dargebracht. Ein Opfer von mir.
Diese Opfergabe soll meine Treue und meinen Glauben zu Innos verfestigen und mich auf ewig an ihn binden!", sprach Thara.
"Aber was soll ich denn nun als Opfergabe geben?"
Tharas Blick fiel auf seinen Bogen, der an der Reling lag.
"Oh Innos, nicht meinen Bogen! Es ist das einzige, womit ich mich zu verteidigen weiss!
Aber, ich verstehe... Ich solle auf deine Kraft und deinen Schutz vertrauen...
So sei es."
Bedächtig, aber dennoch stark wie ein Fels, ging Thara auf seinen Eibenbogen zu, nahm ihn in die Hand und sah ihn sich ein letztes mal an.
Mit diesem Bogen hatte er seine erste Prüfung im Bogenschiessen bestanden.
Und diesen Bogen solle er hergeben?
Thara legte den Langbogen in die Opferschale.
Dann nahm er seinen Dolch und hielt ihn sich an den Handrücken.
"Mein Opfer an Innos, mein Hab und mein Blut."
Mit diesen Worten ritze Thara eine tiefen Schnitt in seine Haut und Blut tropfte in die Schale.
Wortlos stellt Andrea sich neben ihn und hielt ihre Händer über die Opferschale. Wie Geister kamen Feuerstrahlen aus ihren Händen, wanden sich wie Fische. Es kamen immer mehr und sie bildeten eine Säule, die genau am Rand der Opferschale endete. Sein Bogen und sein Lebenssaft verbrannten in der gewaltigen Hitze, die die Magie Innos' hervorrief.
Bei diesem Lichtspektakel gab es kaum einen Schatten auf dem Schiff und diese Feuersäule musste man noch am Festland sehen können.
Mit einem Schlag war das Licht weg und Andrea trat wieder zurück.
Verwundert sah Thara, das noch ein kleines Häufchen Asche in der Schale war.
Dann wusste er, was zu tun war.
"Innos, nimm die Asche meiner Habe.
Nimm sie als mein Opfer."
Mit beiden Händer nahm Thara die Asche und ging mit diesem zu Reling.
Eine Träne rollte seine Wange herunter und tropfte in die Asche.
Dann warf Thara die Reste seines Bogens fort.
Geändert von Thara ben Nathan (03.10.2007 um 18:55 Uhr)
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