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Der Morgen war blutig hereingebrochen, die Orks mussten halb Khorinis abgeschlachtete haben, so glühte der Himmel um die achte Stunde. KARhaBs entschloss sich endlich dazu, James aufzusuchen. Konnte der Priester doch ohnehin nichts ausrichten- und warum sollte er auch? Was kümmerten ihn die Belange der Menschen, wo er doch zu wissen glaubte, dass Valnyas dem Terror entkommen war…
James befand sich wie verabredet im Übungsraum, aus welchem der Barde ihn heraus bat. Der Hohe Schwarzmagier tat wie ihm geheißen, wirkte jedoch ein wenig ungläubig.
Seine Miene strahlte Verständnis aus, als sie schließlich im zweiten Untergeschoss in den Katakomben in einer geöffneten Tür standen. Ein großräumiger Parcours war hier unter einer wahrlich hohen Decke angelegt. Spitze Stalagmiten stachen vom Boden in die Luft und bildeten hier und da Säulen mit den Stalaktiten. Feuer loderte aus Gruben, Gräben und sogar von manchen Wänden, während Knochengerüste andere Teile der Fläche bedeckten und wieder andere schienen aus blankem Eis gemacht zu sein. Ein tödliches Spiel der Elemente.
“Hier sind wir, James in einem Saal der Prüfungen. Dies alles hier hat den entscheidenden Vorteil, dass nicht ihr diesen Parcours durchlaufen müsst.“
Bei diesen Worten deutete KARhaBs auf ein steinernes Kästchen, dass gut einen halben Meter lang, die Hälfte davon breit wie hoch war.
“Diese zugegeben unhandliche Schatulle muss an das Ende des Parcours gebracht werden, eben zu jenem Altar, den ihr dort in der Ferne erkennen könnt. Ihr müsst dafür sorgen, dass dieses Kästchen nicht zu vernichten ist, von keinem Element. Anschließend werdet ihr euch auf den linken Pfad neben dem Parcours begeben und von dort eure Dienerschaft koordinieren, die die Schatulle tragen wird. Euer Zeitlimit ist die eigene Ausdauer, fällt das Kästchen, so muss es erneut gehoben werden. Ich werde indes auf der anderen Seite, dem rechten Pfad der Anlage meinerseits sehen, wie ihr euch schlagt. Viel Erfolg, James Bond.“
Zur anderen Seite des wohl anfänglich vier bis fünf Meter breiten Parcours war kein Steg oder Übergang, weshalb der Lehrmeister einen Anlauf nahm und mit einem eleganten Handstandüberschlag die Strecke überwand, indem er sich in der Mitte der Anlage mit den Händen auf einem Steinsims abstützte. Dieser Simse gab es viele, ob James sie als Ablage für das Kästchen nutzen würde, wenn seine Diener selbst wieder ins Reiche des Dunklen gingen, blieb abzuwarten. Was jedoch feststand war, dass der Priester, sobald James die Schatulle per magischen Verschluss vor vernichtenden Einflüssen sicher gemacht hatte, Schattenflammen zu Hauff auf die Diener James schleudern würde, denn schließlich sollte dies eine Prüfung und kein Spaziergang werden…
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James mochte die Katakomben an sich nicht wirklich. Die letzten beiden male war er wegen Ethea hier unten, was keineswegs zu einer schönen Erinnerung beitrug. Einmal musste die garstige Lehrmeisterin aus den Fängen einiger Monster befreit werden und beim anderen mal hatte sie James und Bloody Sunday beinahe in die Lava geschmissen, die keine war. Nein, die Katakomben waren wirklich nicht unbedingt der Ort, an dem der hohe Schwarzmagier seine Freizeit verbringen wollte, wenngleich sie ausserordentlich viele Möglichkeiten zur Gestaltung eben jener boten. Doch dies hier war keine Freizeit, sodass sich die Frage nach der optimalen Gestaltung nicht stellte. James betrachtete den Parcours und merkte sich die eine oder andere Stelle, an der Vorsicht geboten war. KARhaBs hüpfte derweil leichtfüssig auf die andere Seite, um das Geschehen aus bester Position zu beobachten.
Wie ihm geheissen, begab sich James Bond zu dem Kästchen und holte seine Verschliessen-Rune hervor. Er konzentrierte sich auf den massiven Steinblock und liess seine magische Energie durch die Rune und das Zielobjekt fliessen, wobei er die kleinsten Teile berührte und sie miteinander vereinte und verknüpfte. Nach einiger Zeit liess er los, sicher dass der Zauber erfolgreich ausgeführt wurde. Es war subtile Magie, oder eben ein subtiler Trick, dachte er grinsend, als er zurücktrat und die Rune in seinem Beutel verstaute. Er prüfte, ob sein Kampfstab gut befestigt war und ihn während der Prüfung nicht behindern würde, dann begab sich der Heiler zu dem Pfad, links des Parcours.
Dort angekommen holte James die Golemrune hervor und überlegte sich einen Augenblick, aus welchem Element sein Diener optimalerweise bestehen sollte. Dann erschien ein Feuergolem neben dem Kästchen, denn diese Form des Golems würde sich von den Flammen, die gleich zu Beginn des Parcours mehrfach aus dem Boden schossen, nicht einschüchtern lassen. "Heb das Kästchen auf" befahl James seinem Diener gedanklich und beobachtete, wie der Golem seinen Befehl ausführte und das schwere Kästchen ohne Anstrengung hob. Na gut, schwitzen konnte er ja nicht, dazu war er viel zu heissblütig. Der hohe Schwarzmagier verkniff sich ein Lächeln über seinen albernen Witz, angesichts der ernsten Situation. Und los ging es, der Golem tat seine ersten Schritte nach vorn. Allerdings ging noch etwas ganz anderes los, dann James hörte ein herannahendes Zischen und sprang instinktiv zur Seite, wobei er dank seinen beim Stabkampf antrainierten Reflexen dem flammenden Geschoss seines Lehrmeisters entging. Die Attacke war so unerwartet gekommen, dass James seine Konzentration völlig auf seine Verteidigung lenkte und dadurch den Kontakt zu seinem Golem verlor. Das Steinkästchen fiel auf den Boden und krachte dann in eine dieser heissen Flammen, die aus einem kleinen Loch emporstiess und folglich nicht genügend Platz für das Kästchen bot, in der Unendlichkeit des Nichts zu verschwinden.
James beschwor einen neuen Feuergolem, diesmal gewarnt, dass er ab und an einer Schattenflamme auszuweichen hatte. Der Feuergolem konnte das Kästchen problemos aus den Flammen bergen und weitertragen. Das hohe Gewicht des Kästchens forderte aber auch seinen Tribut, indem es den Golem nur relativ langsam vorankommen liess. Aus den Augenwinkeln behielt James den Priester im Blickfeld, sodass er rechtzeitig ausweichen konnte, würde ein weiteres Geschoss auf ihn abgefeuert werden. Dieses war genau in dem Moment der Fall und James ging im letzten Augenblick einen Schritt zur Seite, sodass der Zauber an ihm vorbeiflog. Den Golem konnte er dabei noch kontrollieren und weiter durch den Parcours führen. Es kam eine Stelle, die von blankem Eis bedeckt war und James befahl dem Golem, seine Fracht auf einen Sims neben ihm zu stellen, was dieser auch sogleich tat. "Einen Schritt weiter" tönte die Stimme des hohen Schwarzmagiers durch den riesigen Saal, worauf ein lautes Zischen und viel Rauch vom Standort des Golems herkamen. Ein Bein des Feuerwesens war vollständig ausgelöscht, wodurch der Golem das Gleichgewicht verlor und hinfiel.
Nachdem James einem weiteren Geschoss seines Lehrmeister geschickt ausgewichen war, beschwor er einen Eisgolem, der nun in der Lage sein sollte, über das Eis zu gehen, was sich als korrekte Annahme herausstellte.
James spürte die Anstrengung der Konzentration auf seine mächtigen Wesen und die dauernd erforderliche Aufmerksamkeit, um den Schattenflammen auszuweichen, langsam aber sicher. Der Eisgolem hatte das Eisfeld überquert und das Kästchen wieder hingestellt, als James mit Mühe einer weiteren Attacke des blonden Barden entging. Genervt von den andauernden Angriffen beschwor James einen majestätischen Schattenläufer, den er auf KARhaBs zustürmen liess. Wie ihm befohlen, knurrte das Monstrum den Lehrmeister an und verschwand augenblicklich wieder. Die Miene des Barden verriet keine Gefühlsregung, sodass sich James wieder von ihm abwandte und sich dem Parcours widmete. Er sah, wie dort eine Kreatur seltsamer Form, vielleicht entfernt humanoid zu bezeichnen, sich dem Kästchen näherte und bestimmt nichts gutes damit im Sinn hatte. Ein weiteres Schattenläuferskelett tauchte hinter der Kreatur auf und stürzte sich mit einem Gebrüll, das irgendwo zwischen den Knochen herkommen musste, auf das Wesen und schlug ihm die Klauen in den Rücken, senkte dann den Kopf und rammte noch sein Horn in den Körper dieses seltsamen Wesens. Gerade als das erledigt war, musste James einer weiteren Schattenflamme ausweichen, wobei er den Schattenläufer aus seiner Kontrolle entliess.
Ein Steingolem sollte nun die Aufgabe weiterführen, denn dieser sollte sich als einigermassen resistent gegenüber diversen Attacken erweisen, woher diese auch immer kommen sollten. Plötzlich fiel der Golem in die Tiefe und führte noch den letzten Befehl seines Herrn aus. "Wirf" und der Golem warf. Nicht weit, aber dennoch weit genug flog das Kästchen und landete mehr oder weniger sicher auf einem weiteren Sims, worüber sich James aber nur bedingt freuen konnte, denn er war erneut damit beschäftigt, einer Schattenflamme auszuweichen. Dieser folgten gleich noch zwei, sodass James beinahe entging, wie sich wieder eine dieser seltsamen Kreaturen dem Kästchen näherte. Erneut entledigte er sich dieses Problems mit einem beschworenen untoten Schattenläufer, bevor das Kästchen-tragen fortgeführt werden konnte.
Viele Schattenflammen und einige Golems später befand sich das Kästchen kurz vor dem Ziel, wobei der direkte Weg von einer durch Stalagmit und Stalaktit, die sich zu einer massiven Säule vereint hatten, versperrt wurde. Der indirekte Weg führte entweder durch eine tiefe Grube, die ihrerseits ebenso unpassierbar war wie die Wand auf der anderen Seite. Der momentan tragende Feuergolem legte das Kästchen ab und an seine Stelle trat ein Steingolem. "Mach den Weg frei!" brüllte James seinem Diener zu, wobei ihm die Anstrengung bereits deutlich anzumerken war. Der Golem donnerte seine steinerne Faust in die Säule, und James hoffte, dass diese Säule nicht den ganzen Saal stützte und dieser durch ihren Wegfall zusammenstürzen würde. Zwei Schläge später zerbröselte die Säule und der Golem rammte sich seinen Weg frei, nahm das Steinkästchen auf und trug es die letzten Meter zu dem Altar, wo er seine Fracht abstellte.
"Geschafft" seufzte James und setzte sich an Ort und Stelle hin, ein Urteil seines Lehrmeisters erwartend.
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Mit einem gequälten Stöhnen wachte Lakos an jenem Morgen auf und sog die abgestandene Luft durch seine Nase ein. Sie roch abgestanden, erfüllte jedoch ihren Zweck und versorgte seinen Kreislauf mit Luft, so dass er sich durch den Tag quälen konnte. Als er aufstand brachte er nicht mal ein weiteres Stöhnen hervor, weshalb er sich auf ein melancholisches Seufzen beschränkte, dass so gar nicht zu ihm passen wollte. Etwas stimmte nicht; so schlechte Laune hatte er noch nie gehabt, und dann hatte er noch nicht mal einen Grund schlecht gelaunt zu sein. Er zog sich mehr schlecht als recht an, rieb sich die verbliebende Müdigkeit aus den Augen und blickte noch kurz aus seinem Fenster: Der Himmel war grau und kein Sonnenstrahl drang durch die dicke Wolkendecke. Die Welt darunter sah auch nicht besser aus, doch Lakos war schon aus dem Zimmer gelaufen, um sich ins Refektorium zu begeben.
„Ein herzhaftes Frühstück wird mich bestimmt aufheitern...“, dachte Lakos, nicht ohne Zweifel in jeder Faser seines Körpers zu verspüren. Die Gänge des Kastells wirkten heute seltsamerweise bedrückend eng und die sich wiederholenden Muster auf dem Boden verstärkten das Gefühl eines endlosen Ganges ohne Ende. Deprimierend.
Schnell brachte Lakos die Gänge hinter sich und fand sich in der großen Eingangshalle des Kastells wieder, auf deren Boden jetzt endlich kein Schnee mehr lag. Es war mit der Zeit wirklich lästig geworden durch den Schnee zu waten; er behinderte einen bei der Fortbewegung und außerdem war der Schnee irgendwie... verstörend gewesen. Aber jetzt war er weg und stattdessen blickte Lakos wieder auf den blanken Boden. Er stieg die Treppen hinunter und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich das Kastelltor lautlos öffnete und jemanden herein ließ. Er wollte dem Fremden eigentlich keine Beachtung schenken, bis er jemand bekanntes seinen Namen rufen hörte.
„Lakos!“, hallte es ihm von der anderen Seite der Halle entgegen.
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Es war unfassbar. Obwohl es eine halbe Ewigkeit her war, dass Ravachol eine vage Wegbeschreibung zum Kastell des Zirkels um Xardas gehört hatte, hatte er es gefunden. Pompös ragte es vor ihm empor, ein Anblick, der ihm einen kalten Schauer den rücken hinabjagte. Hier sollte er also seinen Freund Lakos wiedertreffen, nach so langer Zeit. Wie es ihm wohl ergangen war? „Wahrscheinlich besser als mir selbst...“, dachte Ravachol und blickte dabei an seinem zerfledderten Mantel hinab. Er verweilte kurz, ging dann aber dem Kastell wackeligem Schrittes entgegen.
Ravachol kam an die Pforten des Gebäudes, welches sich vor ihm gen Himmel erhob. Er drückte gegen die riesige Tür, welche sich erstaunlich leicht öffnen lies. Das erste, was ihm auffiel, war eine Statue. Er wusste nicht, was sie darstellen sollte, doch kam es ihm so vor, als wollte die Statue etwas...als wollte sie...Gold. Es musste sich so gehören, dachte er und lies dem Gebilde ein paar Goldmünzen da. Sie verschwanden. Naja, immerhin war er ja auch unter Magiern,da sollten verschwindende Goldmünzen nichts besonderes sein. Nun sah er sich um. Die Halle, in der er sich befand, war riesig und prunkvoll. Jedoch befand sich in dieser riesigen Hallte nur ein einzelner Magier, welcher Ravachol jedoch bekannt vorkam-
„Lakos!“ Freude überkam Ravachol, als er seinen alten Gefährten wieder sah. Lakos drehte sich um, und der Ausdruck seines Gesichtes vereinte Verwunderung und Begeisterung. Wahrscheinlich über den selben Umstand, Ravachols Stimme zu hören.
“Wie siehst DU denn aus?“ Lakos schien die Risse an Ravachols Umhang und die Wunden an seinen Armen und Beinen nicht übersehen zu haben. „Naja, die Arbeit, du verstehst...“, sagte Ravachol, bemüht um ein Lächeln. „Doch sag, wie ist es dir ergangen? Du scheinst hier ja 'n ganz nettes Leben zu führen, so als Magier“ „Nun ja, man hat viel zu tun,aber.....“ Lakos stoppte, unterbrochen von einem dumpfen Geräusch, welches von Ravachol kam, der in Ohnmacht fiel.
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Und schon wieder lag jemand bewusstlos in der Eingangshalle des Kastells. In letzter Zeit schien diese Phänomen öfter als nötig vorzukommen, doch Lakos dachte nicht weiter darüber nach. Jetzt war es das wichtigste Ravachol wieder aufzuwecken und ihn aufzupäppeln. Seine Wunden waren zwar nicht sonderlich schwer oder lebensgefährlich, aber das Rumoren aus seinem Bauch war ein klares Anzeichen von Unterernährung, weshalb der Lehrling seinen Freund erstmal in das Refektorium des Kastells schleppte und ihn dort auf einen freien Stuhl setzte. Dann wies er einen Dämon an, eine Schüssel mit heißem Wasser, einige Handtücher sowie einen Teller mit gebratenen Scavenger-Keulen zu bringen.
Als die Sachen von dem Dämon gebracht wurden, tunkte er eines der Handtücher in das Wasser und betupfte die Stirn von Ravachol und reinigte dessen Wunden. Er war zwar nur ohnmächtig, aber schmutzige Wunden könnten zu hässlichen Infektionen führen, und das wollte Lakos vermeiden. Dann hielt er dem „Schlafenden“ ein Scavenger-Keule unter die Nase, wartete bis dieser sich regte und sie sich schnappte, bevor er sich selber eine holte. Schmatzend und kauend bestellte er noch ein wenig Wein und zwei Gläser, bevor die beiden Freunde – ohne ein Wort zu sagen – ihr relativ überraschendes Wiedersehen mit einem kleinen Essen feierten. Es mag ein Essen sein, das unter sehr ungewöhnlichen Umständen zusammengekommen ist, aber nichtsdestotrotz war es ein Essen. Und in seinem derzeitigen Zustand konnte Lakos gut Gesellschaft gebrauchen, mit welcher er auch reden konnte – wenn auch nicht jetzt, dachte er, während er immer noch genüsslich auf der Keule kaute.
Nach dem Mahl blieben die beiden noch eine Weile im Refektorium, und taten das, was Männer immer taten, wenn sie sich eine Zeit lang nicht gesehen und sich dementsprechend viel zu erzählen hatten: Sie tranken ein schönes Glas Wein und redeten.
„Was ich so gemacht habe? Naja, zum einen habe ich eine Einhandkampf-Lehre begonnen, die ich aber wegen... ähm... unerwarteten Schwierigkeiten eine Zeit lang unterbrechen musste. Ich war eine Zeit lang außer Gefecht, und als ich wieder aufwachte, war mein Lehrer verschwunden. Deshalb wandere ich entweder im Kastell oder in der Gegend um Khorinis umher, auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Zur Zeit bleibe ich aber lieber im Kastell, da die Orks die Insel invasiert haben und jeden töten, der sich ihnen in den Weg stellt. Aber genug von mir: Was machst du hier im Kastell und wie ist es dir ergangen in der letzten Zeit?“
Geändert von Lakos (27.12.2006 um 12:53 Uhr)
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„Was ich getrieben habe? Du weißt, als wir uns trennten, ging ich auf Onars Hof, um dort mein Glück als Tagelöhner zu suchen. Anfangs war alles schön und gut, aber, sieh mich an, es stellte sich heraus, dass dies keine Arbeit für mich war. Dann kamen auch noch diese Orks und machten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Ich floh natürlich vor ihnen, versteckte mich irgendwo in der Nähe von Khorinis und ernährte mich von dem, was ich so fand, auch wenn es, wie du siehst, nicht sehr viel war. Dann kam ich hierher, in der Hoffnung, dich zu treffen. Naja, dann hab ich dich gesehen und bin ohnmächtig geworden. Das ist so ziemlich alles, was es von mir zu erzählen gibt.“
„Scheint, als wäre es dir nicht allzu gut ergangen... Und was hast du jetzt vor?“
„Nun ja, auf Onars Hof will ich nicht wirklich zurück und ein Leben in der Wildnis scheint mir ja auch nicht zu bekommen. Hättest du in deiner Kammer vielleicht Platz, nur für ein, zwei Tage, bis ich weiß, wohin?“
„Nein, in meiner Kammer nicht. Doch kann ich dich in der Gästekammer unterbringen. Doch lass mich dich zuerst herumführen.“
„Und reden, du siehst aus, als bräuchtest du ein gutes Gespräch mehr als jeder andere.“
Die beiden nun gesättigten Freunde verließen das Refektorium und durchquerten das Kastell.
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„Ja, da hast du Recht. Irgendwie fühle ich mich in letzter Zeit nicht so toll. Es ist keine Schwäche des Körpers, denn eigentlich bin ich topfit und ich kann machen was ich will; auch rennen oder kämpfen, alles kein Problem. Es ist mehr eine Frage des Geistes. Irgendwie bin ich deprimiert, ohne zu wissen warum. Ich bin traurig ohne jeden Grund. Etwas scheint mit die Lust am Leben zu nehmen, und die Tatsache, dass ich noch nicht herausgefunden habe, was es ist, erschüttert mich noch mehr. Es ist einfach... seltsam. Dies ist auch ein Grund, warum ich umherwandere, denn wenn ich mich bewege, kann ich mich besser konzentrieren.“
Lakos führte Ravachol zunächst zu dem kleinen Garten im Kastell, wo die immergrüne Esche stand und ihre Blätter auf den kalten Steinboden verteilte. Eine Weile blickten sie von der offenen Seite des Hofes die Wasserfälle hinab und ließen sich von der Schönheit des Landes, die trotz des Wetters dennoch etwas für sich hatte, betören und standen einige Minuten nur schweigend da. Danach führte er seinen Gast zur berühmten Bibliothek des Kastells, wo dieser erstmal eine Weile lang die langen Reihen der Regale, in denen Tausende und Abertausende von Büchern aufgereiht standen, ehrfürchtig anstarrte.
Sobald Ravachol es geschafft hatte, seinen Mund wieder zuzuklappen, bewegten sie sich in Richtung Refektorium, sozusagen zu ihrem Ausgangspunkt, wo sie jedoch von einer Gestalt aufgehalten wurden, die Lakos schon lange nicht mehr gesehen hatte. Farin war also wieder da, so dass seine Ausbildung nun endlich weitergehen konnte. Mit einem Lächeln, das überraschenderweise nicht gestellt war, begrüßte Lakos seinen Lehrmeister und meldete sich wieder zurück zur Ausbildung, ohne auch nur seine mehrmonatige Pause – ob nun freiwillig oder nicht – zu erwähnen. Lakos wusste nicht, wie Farin darauf reagieren würde, deshalb ließ er dieses brisante Thema erstmal ruhen, bis es der Meister selbst ansprach. Lakos wäre ehrlich gesagt nicht überrascht gewesen, wenn sein Lehrmeister zornig wäre – immerhin hatte sich Lakos während seiner Pause nicht einmal gemeldet und Farin praktisch im Stich gelassen. Mit diesen quälenden Gedanken senkte Lakos sein Haupt noch etwas tiefer, um Farin zu begrüßen.
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"Oh doch noch unter den lebenden?" Farin hatte durch einen Dämon natürlich gewusst, dass Lakos noch lebte, und auch ab und zu im Kastell gewesen war. Wie hilfreich doch diese Dämonen mit ihren ziemlich umfassenden Wissen sein konnten. Allerdings wusste der Priester natürlich nicht, was der Lehrling außerhalb des Kastells gemacht hatte, und Farin hoffte für ihn, dass es etwas anständiges gewesen war.
"Nun ich gehe einfach mal davon aus, dass du die Zeit die du ohne Frage gehabt hast genutzt hast, und weiter trainiert hast. Genug Kombinationen hatte ich dir soweit ich weiß gezeigt, und im wirklichen Kampf wird man die sowieso nie so einsetzen können, wie im Training, da heißt es sich auf seinen Gegner einzustellen, aber das hast du ja schon mal bewiesen, dass das einigermaßen geht."
Farin hatte Lakos' Begleiter bisher mit Missachtung gestraft, und würde das auch vorerst beibehalten. Es gab wichtigeres.
"Und du wirst Gelegenheit bekommen das ganze noch einmal zu beweisen. Diesmal wirst du alleine kämpfen, ohne das ich eingreife. Und du wirst auch nicht gegen mich kämpfen, was ich sonst immer gerne mache. Wir oder vielmehr du wirst dir in der Wildnis ein passendes Ziel suchen können, das aber auch nicht zu leicht ausfallen wird, dafür sorge ich schon.
Dein Begleiter kann wenn er will mitkommen, aber ich kann mich auf jeden Fall nicht um ihn kümmern, ich muss schon genug auf deinen Kampf achten."
An Lakos' immer noch Namenslosen Begleiter gewandt fuhr er schließlich fort. (Der Name würde Farin auch erst interessieren, wenn dieser sich dazu entschloss mitzukommen.)
"Also es liegt vollkommen an dir. Überlegs dir."
Wieder zu Lakos fuhr er fort. "Da ihr grade auf dem Weg ins Refektorium wart, und ich dann mal denke, dass ihr noch etwas essen wollt treffen wir uns in 15 Minuten in der Eingangshalle. Bis dahin kann dein Begleiter sich entscheiden."
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Ardescion erwachte schon am nächsten Morgen wieder und verzog gequält den Mund. Eigentlich hatte er gehofft, solange schlafen zu können, bis diesem Alptraum irgendwie ein Ende gesetzt wurde. Oder endlich aufzuwachen und wieder in der Freiheit zu sein, der er jetzt noch besaß und deren Äquivalent er noch nicht gespürt hatte. Und dennoch bedrückte dieser Krieg, von dem er so wenig wusste, sein Gemüt und ließ ihn tief in seinem Inneren erzittern, auch wenn er es nie nach Außen hin zugeben würde.
Sorgsam wusch er sich über der Schüssel mit angenehm warmem Wasser das Gesicht und war sich dann seine Robe über, ehe der ehemalige Händler sein Gemach verließ und langsam seine Schritte gen Erdgeschoss lenkte.
„Die Welt erzittert und die Menschen wandeln plötzlich durch das Portal des Kastells?“, erscholl die Stimme des Priesters, als er die Eingangshalle betrat und seinen Augen nicht zu glauben vermochte. „Seid ihr ein Geist, oder hat Beliar so an euch Wohlgefallen, das ist nicht einmal vor seinem Tor demütig bittend niedersinken müsst. Oder ist es gar eine Illusion, die meine Augen zu dieser frühen Stunde trügt? Sprecht, Fremder!“
Ardescion trat aus dem Schatten in den Kreis aus Fackeln, die an den Wänden hingen, näher an die Statue des Vabuns heran.
„Nun,“, der Priester lächelte kurz, „Wahrscheinlich war es nur ein winziger Spalt und vor lauter Ungeduld tratet ihr hindurch, sodass sich das Tor hinter euch geschwind wieder schloss. Eine durchaus schlüssige Vermutung!
Mein Name ist im übrigen Ardescion, Priester der dunklen Mächte und Heiler im Namen Beliars, was auch immer dies für dich bedeuten mag. Was führt dich in seine dunklen Hallen? Sehnst du dich nach dem zermürbenden Krieg gegen die Orks nun friedlich nach dem Tode?“
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Ravachol hasste es, nicht beachtet zu werden. Er wusste nicht wieso, es machte ihn einfach verrückt. Im Refektorium angekommen, ging Lakos direkt auf einen Dämonen zu. So wie Ravachol Lakos kannte, konnte dieser Dämon nur einen Zweck haben. Er hieß ihn, für ihn auch etwas mitzubringen. Und er sollte Recht behalten. Lakos wendete sich ihm zu, zwei Lunchpakete in der Hand.
„Immernoch der Alte, immernoch der Alte“, grinste Ravachol, Lakos eine der Futterbomben abnehmend.
„Du kannst dem Herren Farin übrigens mitteilen,dass Ravachol auch mitgeht, ich hätte es aber lieber, wenn er mich nicht wie Luft behandeln würde,“ ,sagte er mit einem leicht säuerlichen Unterton, „so etwas macht mich rasend.“
„Ist so seine Art, so behandelt er Neulinge.“
Ravachol wollte sich nicht weiter darum kümmern. Solang er mitgehen konnte, war es ihm egal. Solange er nur nicht wieder gehen musste, denn bis jetzt gefiel es ihm im Kastell eigentlich ganz gut.
„Kannst du hier kurz auf mich warten? Ich muss nochmal kurz auf mein Zimmer“
Ravachol nickte kurz, lies sich auf den nächsten freien Stuhl fallen und stellte das Essenspacket auf dem Beitisch ab.
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Nun war es also soweit. Lakos bekam endlich die Chance, auf die er solange gewartet hatte. Seine Einhand-Ausbildung dauerte sowieso schon viel zu lange, und heute würde sie endlich beendet sein. Entweder würde er es schaffen oder bei dem Versuch draufgehen. „Wobei draufgehen doch etwas ZU krass ausgedrückt ist, oder?“, dachte sich Lakos, als er sich von Ravachol, der zugestimmt hatte mitzukommen, verabschiedete und in sein Gemach lief, um sich auszurüsten. Farin würde schon gut genug auf ihn aufpassen, immerhin hatte er eine gewisse Verantwortung ihm gegenüber. Hoffte Lakos zumindest, während er durch die dunklen Gänge des Kastells lief, vorbei an dem Schachbrett-artigen Muster auf dem Boden und vorbei an den Fackeln, die an der Wand befestigt waren und in einem gespenstischen Licht leuchteten.
In seinem Zimmer angekommen, das nun seltsamerweise mit blassem Sonnenlicht durchflutet war, legte er sich mit übertriebener Vorsicht und Sorgfältigkeit den Schwertgurt mit seinem in der Sonne blitzenden Schwert an und prüfte ihn auf seinen Halt. Sitzt, passt und hat Luft; gut. Er streifte sich den schwarzen Kapuzenmantel über und zog die Kapuze tief in sein Gesicht. Auf diese Weise – mit dem Schwert an der Hüfte und dem Gesicht, das von einem Stück Stoff halb verdeckt wurde – wirkte er gefährlich, aber ob sich kein Gegner, der gewiss im Wald auf ihn warten würde, davon sonderlich beeindrucken lassen würde? Lakos bezweifelte es. Dennoch ließ Lakos keine Spur von Beunruhigung oder Angst auf seinem Gesicht erscheinen. „Mit einem Lächeln auf den Lippen geht alles leicher.“, hatte Lakos' Vater gesagt. Vielleicht würde ihm dieser Rat heute helfen. Ausnahmsweise. Und mit einem Lächeln auf den Lippen bewegte sich Lakos auf die Tür zu und blickte kurz durch das seltsame Fenster in seinem Zimmer; und er glaubte, dass die Sonne noch ein klein wenig heller und wärmer schien. Nur für einen Augenblick, einen Herzschlag und nur für ihn. Er ging in die Eingangshalle, seinem Schicksal entgegen.
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Einen Moment erschrak der Schwarzhaarige, als er direkt begrüßt wurde. Er musste ein Narr gewesen sein, als er gedacht hatte, dass er sich erst einmal umschauen konnte, bevor er auf einen der Herren dieser Hallen treffen würde. ,, Sehnte ich mich nach dem Tode, so wäre ich nun ein weiteres Mal auf dem Schlachtfeld um die grünen Legionen dabei zu unterstützen den letzten Widerstand zu brechen, damit der Krieg endlich ein Ende hat“. Die Fassung des Schmiedes war in diesem Moment wieder völlig hergestellt. Kritisch beäugte er die Statue, neben der sein Gegenüber stand und ihn mit Argusaugen musterte. Sie sah aus wie ein Magier, der nach irgendetwas bat. Doch nach was bat er? War wahrscheinlich in diesem Moment nicht so wichtig. ,, Ich bin hier weil mich mein Inneres hier her geleitet hat. Irgendetwas hat mir gesagt, dass dies hier der richtige Ort für mich ist. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ihr mir sagen würdet, was es hier für mich gibt“. Ein kurzes Grinsen huschte über das Gesicht des müden Streiters. Es war gewagt dem in schwarz gekleideten so entgegen zu treten. Wie das Kastell umgab auch ihn eine finstere Aura. Die Fackeln um sie herum und das Zwielicht taten ihr Übriges um dem ehemaligen Paladin einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Einige Momente verstrichen, bis der Schwarzhaarige noch einmal verlegen sein Gesicht verzog. ,, Verzeiht. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist DraconiZ. Ich war General und Paladin bei der Garde, bevor ich mich entschloss einen anderen Weg einzuschlagen“.
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„So, einen anderen Weg? Den Weg eines Söldners der Orks, um alles, was ihr einst geliebt habt, zu zerstören?“, fragte der Priester unverwandt und ließ ein süffisantes Lächeln über seine schmalen Lippen huschen.
„Hier wirst du nichts finden, außer den sicheren Tod, der jedoch so sicher ist, dass nicht einmal die Orks es bis jetzt wagten hier hereinzuschauen. Für gewillte Leute bietet dieses Kastell mehr als jene Sicherheit, die nur von außen und nur kurzweilig sicher sein kann. Doch für einen Verräter an Innos ist es vielleicht wahrlich jener Ort, den er erstrebt. Hat Innos euch nicht gelehrt, treu zu sein? Nun, Beliar verlangt mehr für seine Sicherheit auf Erden und doch so wenig für jene Sicherheit im Tode, denn letztendlich wird jeder vor ihm stehen!“
Ardescion schwieg einen Moment und musterten den seinen ebenfalls schwarzhaarigen Gegenüber, bevor er mit einer kurzen Handbewegung auf die goldene Schale in den Händen des steinernen Vabuns deutete.
„Eine Opfergabe an das Kastell und seine Bewacher und ihr werdet hier Ruhe finden. Ruhe vor den Orks, vor den Predigern eures ehemaligen Gottes und vor den Kameraden, die ihr verraten habt, und auch noch mehr, wenn ihr bereit seid zu suchen und vielleicht mehr aufzugeben, als ihr bis jetzt glaubtet zu besitzen.
Doch sagt, wiegt solch eine Last nicht schwer auf der Seele eines ehemaligen Gardisten, der blind seinem Hauptmann im Namen seines so rechtschaffenen Gottes folgte, um allen zu trotzen, was sich dem König in den Weg stellte?“, der ehemalige Händler grinste erneut arrogant und versuchte erst gar nicht seinen sarkastischen Unterton vor seinem Gegenüber, der auf den Namen DraconiZ hörte, zu verstecken. Er blickte dem Schwarzhaarigen direkt in die Augen und amüsierte sich innerlich vollkommen über diesen Menschen und sein zukünftiges Schicksal. Gab er doch ein so kostbares Forschungsobjekt ab. Vielleicht würde die Verzweiflung seine Seele zerfressen. Manche behaupteten auch im Alter, sie sehen ihre ehemaligen Kameraden, die ihn solange triezen bis er unter Tränen zusammenbricht. Das Gewissen eines Menschen, der alles für eine Sache gab und sich seinen verlorenen Glauben nicht verzeihen konnte.
Doch wie steht es um jenen Menschen, der nun vor dem Priester Beliars stand?
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DraconiZ griff in seine mit ein paar Goldmünzen gefüllte Tasche und bald schon spiegelte sich der Fackelschein auf den goldenen Münzen, die er in die Höhe hielt. ,, Ich bin kein Söldner. Gold bedeutet mir nichts. Gold ist nur ein weiterer Grund um sich gegenseitig abzuschlachten“. Fest und ernst schaute der Schwarzhaarige dem Magier in die Augen, bevor er die Münzen in die Schale des steinernen Magiers fallen lies. Kurz hallten die Geräusche der Münzen in der Eingangshalle, bis wieder für einen kurzen Moment totale Stille eintrat. Ein Seufzen leitete die weiteren Worte des Schmiedes ein. ,, Innos hat mich verraten. Genauso wie er alle Menschen in Khorinis und in Myrtana verraten hat. Er versprach und Schutz und Sicherheit für unsere Treue. Was gab er uns? Nichts. Ich sage euch ich sah nichts was die Heerscharen der Orks aufgehalten hätte. Ich bin kein Narr. Wenn man mich im Stich lässt werde ich nicht noch darauf warten, bis man mir den Dolch in den Rücken sticht“. Die Augen des ehemaligen Paladins starrten ins Leere. ,, So wie er uns verraten hat, so habe ich mich von ihm abgewandt. Ich ergriff die einzige Chance die ich hatte um den Schaden möglichst klein zu halten. Ich verhalf den Orks zu einem schnellen Sieg der möglichst wenig Leben forderte. Der Krieg war so oder so unvermeidlich“. Der ehemalige General schritt einige Schritte nach rechts, nur um wieder nach links zurück zu schreiten. ,, Schaut in meine Augen Ardescion. Seht was der Dank Innos für meinen Verrat war“. DraconiZ war es, als würden seine Augen immer noch so rot glimmen, wie sie es taten, als er Shagrash sein mit den Tränen Innos geweihtes Schwert übergeben hatte und damit den Bund gebrochen hatte.
Wenige Augenblicke waren vergangen, als der Akrobatikmeister weiter sprach und doch kam es ihm vor, als wären Ewigkeiten vergangen. ,, Und nun stehe ich hier vor euch und suche eine neue Alternative. Eine Alternative zu dem Verrat Innos“.
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Zeros war immer noch in diesem komischen Gebäude. Er war sich noch nicht ganz sicher, ob er wirklich den Verstand verloren hatte oder ob das alles hier nur komisch war. Zuerst hatte er mit einem Skelett gesprochen, dann einer Statue eine Spende dargebracht die dann auch noch zu allem Überfluss verschwunden ist. Nicht zu vergessen, dass er komische Feuerschriften sah, die eigentlich nicht da waren.
Doch noch hatte er Hoffnung bei klarem Verstand zu sein und diese würde er so schnell nicht aufgeben, also tat er das was Leute bei klarem Verstand machen würden, jedenfalls glaubte er dass das solche Leute tun würden. Er versuchte herauszufinden wo er hier war. Bis jetzt wusste er nur, dass es hier ziemlich viele Treppen gab und auch ein paar Türen. Da er niemanden sah, der ihm helfen könnte, geschweige denn würde, ging er einfach durch eine Tür und fand sich in einer riesigen Bibliothek wieder. Als er sich umsah, stellte er fest, dass die Bibliothek auf einmal das ganze Erdgeschoss einnehmen zu schien und nicht mehr die unzähligen Treppen.
"So jetzt ist es eindeutig ich bin verrückt.", sagte Zeros und auf einmal flogen mehrere Bücher aus den Regalen auf ihn zu und Zeros sprang erstmal zurück, um nicht von den Büchern getroffen zu werden, die vor ihm auf den Boden flogen.
Was soll das denn?, fragte sich Zeros und sah sich die Bücher an. Verfolgungswahn und andere Geisteskrankheiten, Geisteskrankheiten und ihre Behandlungsmöglichkeiten, lauter Bücher über Geisteskrankheiten verdammt noch Mal, dachte sich Zeros, Ich brauch dieses Zeug doch gar nicht, hoff ich jedenfalls. Zeros stand auf und ihm selben Moment flogen die Bücher zurück und er wurde wieder mal ein Stückchen sicherer, dass er verrückt war.
"Entschuldigung, aber ist das normal, dass hier Bücher durch die Gegend fliegen und Räume ihre Größe ändern?", fragte er einen Passanten und erwartete eine raue oder verwirrte Antwort.
"Ja, meistens schon.", antwortete die Person und während Marvin sich frage ob er komplett verrückt war und sich diese Person nur einbildete, beide verrückt waren, oder er doch wider Erwarten nicht verrückt sein sollte, betrachte er den Mann kurz.
Der Mann hatte eine blasse Haut und seine Augen waren pechschwarz und vor allem mit einem komischen rötlichen Schwarz unterlaufen. Dazu hatte er schwarze Lippen und lange schwarze Haare, die in Zeros die Frage aufwarf, ob er mit einem Lebendem sprach, was ihn im Augenblick nicht mal überraschen würde, wäre ja nicht das erste Mal die letzten Tage. Im gesamtem war er allerdings recht groß und wirkte auch recht kräftig gebaut, doch das könnte auch an der Robe liegen. Zeros wusste nicht warum, aber dieser Mann, der leichte Ähnlichkeiten mit einem Toten hatte, war ihm sofort sympathisch, was ihn wieder dazu brachte, sich Sorgen um sich selbst zu machen.
"Ähm..", begann Zeros, "Ich bin Zeros und wo bin ich hier?"
"Du bist hier im Kastell. Hier leben die Schwarzmagier unseres Zirkels, ich bin übrigens Kalypso.", antwortete der Mann.
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Marissa hatte in dieser Nacht miserabel geschlafen. Immer wieder sah sie, wie der Gardist ihre Eltern umbrachte, und die Bilder wiederholten sich wieder und wieder in ihr. Als sie es schliesslich gegen fuenf uhr morgens aufgab, einzuschlafen, zog sie die "Vorhaenge" des Himmelbetts vom Gaestezimmer, in dem sie immer uebernachtete, beiseite und richtete sich auf. Es war noch dunkel gewesen und sie vermutete, dass sie eine der erste gewesen war, die im Kastell wach geworden war. Sie zog sich schnell an und lief in die Kueche des Kastells, den Weg dorthin konnte sie bereits auswendig.
"Etwas frueh dran heute?" fragte eine schrecklich tiefe, Kopfschmerzen verursachende Stimme in ihrem Kopf, als sie den Raum betrat.
"Kann nicht schlafen." sagte sie nur, gaehnte und setzte sich an den Tisch.
"Du hast es wohl nicht so mit dem Schlaf. Mal fruehstueckst du um vier uhr mittags, mal um fuenf in der frueh.
"Hmmm, ja, aber sonst schlafe ich laenger."
Der Daemon brachte ein paar Speisen an den Tisch, darunter auch Tee und andere Dinge. Marissa schuettete sich etwas Tee ein, um erstmal wach zu werden. Danach nahm sie sich ein Stueck Brot und ass es mit etwas Schinken.
"Heute wieder ein Abenteuer?" fragte der Daemon.
"Nein, ich denke, ich habe erstmal genug. Bis spaeter ich geh mal wieder."
Sie verliess die Kueche und ging in die Bibliothek um nach Lakos zu suchen. War er ueberhaupt schon wieder da? In der Bibliothek fand sie ihn nicht, also suchte sie weiter.
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KARhaBs klatschte begeistert Beifall. Mit einem eleganten Satz brachte er sich über den Parcours hin zu James, welcher sichtlich ausgelaugt aufstand.
“Mit Bravour habt ihr die Prüfung bestanden. Euer geschicktes Einsetzen der Diener, ebenso wie eure schnellen Reflexe werden eure Feinde ihr Ende finden lassen.
James, Bond, Hoher Schwarzmagier des Zirkels um Xardas, Diener, Auserwählter und Streiter von Beliars Gnaden: Ich erhebe euch hiermit in den Stand eines Magiers, der dem dritten Kreise der schwarzen Kunst kundig ist!“
Nachdem der donnernde bass des Lehrmeisters verhallt war, fuhr er ruhig und mit einem anerkennden Lächeln fort:
“Ich bin mir sicher, dass ihr eure Fertigkeiten weiterhin trainieren werdet, um noch mächtiger zu werden. Nutzt die Magie mit bedacht und stets im Namen des Dunklen nutzt sie weise. Und nun geht mit dem Segen Beliars, James!“
Nach diesen Worten deuteten beide Zirkelmitglieder eine Verbeugung an und wenig später verschwand KARhaBs in einem blauen Dunst aus Magiestaub.
Ein klopfen an Nefays Tür und wenig später, stand der Priester der dunklen Mächte im Gemach der lieblichen Magierin.
Wortlos nahm er vor dem Altar Platz und sah ihr bedeutungsvoll in die Augen....
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„Und in euren Augen sehe ich nur die Traurigkeit, den Schmerz eines verlassenen Menschen.“, murmelte der Priester kaum hörbar und strich sich eine Strähne seiner schwarzen Haare aus dem Gesicht, ehe seine graublauen Augen im Schein der Fackeln kurz aufblitzten.
„Hier wirst du vielleicht keine Alternative zu dem Verrat Innos’ finden. Ein Verrat wiegt immer schwer auf der Seele eines Menschen, egal, ob es der Mensch war, der seinen Gott verraten hat, oder ob es der Mensch war, der seinen Gott verriet. Eines jedoch ist hier gewiss.
Es ist die unbändige Treue Beliars zu seinen Diener. Ein jeder von uns ist sich sicher, dass jener Gott des Todes ihn niemals verlassen werde. Selbst im Angesicht des Todes nicht, da gerade er ihm dann am nächsten ist.“, der Magier schwieg einen Moment, während seine Lippen einen dünnen Strich formten.
„Manche Menschen behaupten, dass Kastell wäre das Paradies auf Erden!“, kündigte er in das Schweigen hinein an und deutete auf den Innenhof hinter ihm. Die ewig blühende Esche des Kastell stand dort in der Dunkelheit und war kaum zu erkennen, und dennoch wusste der Magier, dass sie da war.
„Dort ist ein Ort der Ruhe. Menschen ziehen sich dorthin zurück, wenn sie Ruhe suchen. Ob es nun die Ruhe ist, die Beliar spendet, oder lediglich die Ruhe, die das Schweigen der Welt einen kurzen Moment gewährt. Schon viele fanden dort ihre Antworten in tiefer Meditation oder einfach nur in ihren eigenen Gedanken, in denen sie niemand stört.“
Ardescion deutete zu seiner linken Seite. „Dort befindet sich die Bibliothek. Sie gibt Antworten auf viele Fragen, trägt Wissen in sich, dass schon vielen geholfen hat. Auch dort kann man in Ruhe nachdenken, zwischen den Werken der Vergangenheit.
Links und schräg hinter mir befindet sich der Thronsaal. Dort kann man sich auch zurückziehen und beten. Wenige nutzten ihn bisher, doch die meisten nehmen ihn nicht wahr!“, erklärte Ardescion und fügte sich innerlich hinzu, dass auch er ihn eigentlich nicht wahrnahm. Irgendwie war es schade, wie man so lange an dem wahren Kern vorbeilaufen konnte. Er sollte sich mehr mit ihm auseinander setzten, wenn er die Zeit dazu fand.
„Und nun folge mir. Ich führe dich ins Refektorium, wo du alles zu essen bekommst, was du dir erdenken kannst. Dies ist der Grund, warum es vielen hier so gefällt. Für die Magier hingegen ist es einfach nur nützlich, dass sie sich nicht selbst darum kümmern müssen.“, der Priester endete und drehte sich auf dem Absatz herum. Seine Schritte lenkten ihn in einen Gang zu seiner nun linken Seite und kurz darauf durch einen Tür zu seiner Rechten.
Fenster am anderen Ende gewährten den Blick in die Ferne, dorthin, wo sich irgendwo Jahrkendar befand.
„Setzt euch. Stärkt euch, mit allem, was ihr wollt!“, drängte der Schwarzmagier sanft und nur einen Moment später erschien vor ihm ein Glas Wein.
„Ihr werdet eure Alternative selbst finden müssen. Keiner kann euch etwas abnehmen. Man kann euch nur die Wege zeigen, die ihr vielleicht betreten könnt, doch ob ihr auf ihnen wandelt, müsst ihr selbst entscheiden, auch, wie lange ihr einen Weg gehen wollt und welche anderen Wege es noch gibt.“, Ardescion nippte an seinem Wein und beobachtete den ehemaligen Paladin…
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Nicht viel länger war die seltsame Ansammlung von Menschen wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt: Dem großen Kastell des Zirkels um Xardas. Lakos und Farin schleppten den immer noch schwachen Hirgalad durch das Türportal, das wie immer lautlos aufschwang, um die Gefährten einzulassen, während Ravachol ein wenig hinter ihnen hertrotte. Als die Tür sich schloss, trennten sich die vier voneinander. Farin wollte Hirgalads Wunde noch weiter versorgen, während Lakos und Ravachol das taten, was sie immer taten, wenn sie gerade nichts zu tun hatten: Sie gingen essen. Wieder im Refektorium, wo Lakos fast schon soviel Zeit verbrachte, wie in seinem Zimmer, bestellte er für sich und Ravachol erstmal einen Teller voller leckerer gebratener Scavenger-Keulen sowie einen Flasche Wein. Während des Essens kam jemand in das ansonsten weniger gefüllte Refektorium hinein, den Lakos eigentlich nicht mehr erwartete hier zu sehen. Es war schon seltsam, wie das Schicksal so verlief.
„Hey, Marissa!“, rief Lakos mit vollem Mund und winkte sie wild gestikulierend zu ihren Sitzen. "Wo warst du denn? Und wo kommt dein neuer Haarschnitt her?"
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Marissa hatte in allen moeglichen Raeumen, so wie den Uebungsraeumen, den Laboren und dem Innenhof nach Lakos gesucht, doch vergeblich. Er schien einfach nicht mehr da zu sein. Wo er wohl war? Er, als Mitglied der Schwarzmagier, musste sich doch hier aufhalten. Sie lief noch einmal in die Kueche, in der sie gefruehstueckt hatte, doch hier war er auch nicht.
Vielleicht siehst du mal im Refektorium nach. sagte die schreckliche Stimme des Kuechen-Daemons in ihrem Kopf. Langsam gewoehnte sie sich an die Kopfschmerzen, die enstanden, wenn er redete.
"Wo ist denn das?"
Es sah so aus, als haette der Kuechendaemon einem anderen Daemon gesagt, er solle Marissa dort hinfuehren, denn genau das tat ein Daemon, der im Tuerrahmen der Kueche erschienen war. Er schlug laut mit seinen Fluegeln, ohne dabei weit vom Boden abzuheben, und begann einen Gang entlangzugleiten.
"Hey, warte!" sagte Marissa und eilte ihm hinterher.
Sie liefen durch ein paar der dunklen Gaenge, als der Daemon ihr bedeutete, die Tuer zu oeffnen und einzutreten. Genau das tat Marissa und konnte Lakos an dem langen Tisch in der Mitte des Raumes erkennen.
"Hey, Marissa!" rief er. "Wo warst du denn? Und wo kommt dein neuer Haarschnitt her?"
"Wo warst du de.." sie beendete den Satz nicht. Da, neben Lakos sass ein anderer Freund von ihr.
"Ravachol!" Sie drueckte ihn erstmal fest. "Wo warst du die ganze Zeit?"
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