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Lehrling
Das Erbe Angoths
Hier findet ihr die bisheringen Ereignisse im RPG zur Quest.
Geändert von Ardescion (16.10.2006 um 13:13 Uhr)
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Dunkel wurde es vor den Augen des ehemaligen Händlers, der sich nun an seinen schwarzen Stab klammerte, während er hilflos durch einen Ort glitt, den er mit keinem Sinn wahrnehmen konnte. Es fühlte sich an, wie die Magie, die bei einer Teleportation den Magier vereinnahm, doch der Unterschied war, dass Nichts dem Magier einen Hinweis gab, wo es enden würde. Das Gefühl in alle Richtungen gleichzeitig gezerrt zu werden, ließ Übelkeit in Ardescion aufsteigen.
Doch dann, so plötzlich, wie diese Reise begann, endete sie auch schon wieder. Der Priester sank auf die Knie und erbrach sich auf den rauen steinernen Boden. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten und einen Moment lang umfing die Dunkelheit seinen Geist.
Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte auf dicke schwarze Wolken, die über den Himmel rasten. Blitze zuckten durch diese und der Regen ergoss sich auf den schwachen Leib des Graublauäugigen.
„Steh auf, Schwarzmagier!“, erklang eine Stimme neben ihn und der Priester zuckte zusammen. Mühsam drehte er sich auf den Bauch, stütze sich auf die Hände und schaffte es schließlich sich zu erheben.
Von Regen verdeckt ragte die Gestalt eines von schwarzem Stoff verhüllten Wesens auf. Selbst das Gesicht war damit umwickelt und man konnte nur erahnen, dass es sich dabei um einen Menschen handelte. „Wo bin ich?“, fragte der Priester und starrte das Wesen an. Er konnte seinen Blick nicht von ihm reißen, auch wenn er es gewollt hätte.
„Nun, da du am Ende angelangt bist, ist dies der Ort, an dem dein bisheriges Leben endet. Es ist so bestimmt!“, eine tiefe Stimme übertönte den Regen und den Donner. „Knie, damit auch dein Geist seinen Willen verliert.“
Ardescion Beine gaben nach, während seine Hände den schwarzen Stab umschlossen, doch die Knie sollten den Boden nicht berühren. Schwer atmend fing der Priester zu lachen an. „Ihr versagt!“, kicherte er, „Das Schwert wird mir gehören!“
„Nein!“, donnerte die Stimme und eine schwarze Hand griff nach seiner Kehle. Eine kleine Phiole blitze in der anderen Hand des schwarzen Wesens. „Du bist hier nicht mehr in deiner Welt. Hier gelten andere Gesetzte!“
Ein Tropfen löste sich aus dem silbernen Gefäß und zerplatze über dem kichernden Mund des Priesters. Der schwarze Mann goss den gesamten Inhalt des kleinen Röhrchens aus, doch nicht ein Tropfen gelang in den Rachen des Magiers.
Eine weiße Hand um griff jene schwarze, die die Kehle des Priesters gefangen hielt. Die Finger um den Hals Ardescion lösten sich, bevor der Magier auf die Knie sank, noch immer lachend.
Das schwarze Wesen blickte dorthin, wo das Gesicht der anderen Gestalt hätte sein müssen, doch nichts war zu sehen. „Was ist hier lost?“, schrie er, „Zeigt euch!“
Ein stechender Schmerz raste von dem Handgelenk den Arm hinauf und ließen das schwarze Wesen aufstöhnen, fluchend riss es seine Hand los und verschwand mit dem Regen, der nun schwächer werdend den Boden benetzte.
Ein blasser Mann mit roten Augen und weißen Haaren kniete sich neben dem Priester Beliars nieder. „Ich habe euch schon einmal gesehen!“, lachte Ardescion, „Ich erinnere mich. Er hat das Schwert nicht bekommen. Es ist meins!“
„Schließt die Augen!“, sprach die andere Gestalt sanft und legte eine Hand auf die Augen des Priesters.
Ein Gefühl weggezogen zu werden ergriff erneut den Priester und Schwärze verhüllte seinen Geist.
Geändert von Ardescion (15.10.2006 um 16:58 Uhr)
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James riss seinen Kampfstab hervor, was jedoch unnötig war, da das Schattenläuferskelett verschwand, als Ardescion das Portal durchtrat. Mit vor Aufregung stark pochendem Herz wandte sich James an den Schwarzmagier, den er schon mal getroffen hatte. Jetzt müsste man sich nur noch an dessen Namen erinnern können. Ein Zischlaut war drin, das wusste James noch. War irgendwie peinlich, den Namen zu vergessen, sodass sich James entschied, diese geschickt zu verbergen.
"Seid gegrüsst Heschi" meinte er murmelnd, wobei er nur den Gruss und den zischenden Laut einigermassen deutlich aussprach.
"James" erwiderte dieser, was die ganze Sache für den Angesprochenen nicht leichter machte. Schliesslich erinnerte sich der Schwarzmagier im Gegensatz zu ihm an den Namen. Wie auch immer, es gab momentan wichtigeres zu tun. Mit fragendem Gesichtsausdruck deutete Nashir auf das blau schimmernde Portal und fügte noch ein "Na?" an, als James keine Antwort gab.
"Ardescion hat mich gebeten, ihm zu helfen das Tor zu öffnen. Mit sichtbarem Erfolg möchte ich meinen."
"Ja, aber was ist denn das?"
"Ein Portal, würde ich sagen." James wusste, wie dämlich diese Antwort war, aber mehr wusste er auch nicht darüber.
"Ach nein?!" War die wenig begeisterte Antwort des Schwarzmagiers Heshi, dessen richtiger Name James noch immer nicht eingefallen war.
"Nun, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, meint Ihr nicht?"
Der hohe Schwarzmagier trat bereits einige Schritte auf das Portal zu, denn er hatte den Entschluss, dem Priester zu folgen, bereits gefasst. Er war es dem Wahnsinnigen definitiv schuldig. Zumal seine Mithilfe es Ardescion erst ermöglicht hatte, zu entschwinden.
Ohne sich umzusehen ging James mit einem grossen Schritt durch diese blau schimmernde Fläche durch. Einen Augenblick später befand er sich im Nichts.
Tiefste Schwärze umgab ihn, dann schossen weisse Punkte an ihm vorbei und er wurde mehrfach um die eigene Achse gedreht. Er wollte sich festhalten, doch seine Hände fanden keinen Griff. Er wollte schreien, doch seinem Mund entwich kein Laut. In gewisser Weise fühlte es sich nach Teleportation an, doch war die Distanz grösser, und die dahintersteckende Magie stärker, als bei einer "normalen" Teleportationsreise.
Klatsch
Zum dritten mal an diesem Tag lag James flach auf dem Boden. Leise fluchend stand er auf und blickte sich um. Die erste Frage, die sein Geist sich stellte, war "Wo bin ich?". Allmählich fragte er sich auch, was geschehen war, wo Ardescion sich aufhielt, und weshalb dieser andere Schwarzmagier nicht hier war. Zumindest die letzte Frage wurde ihm beantwortet, denn Heshi tauchte gleich neben ihm auf. Nicht ohne eine gewisse Freude bemerkte James, dass es dem Schwarzmagier neben ihm nicht besser erging, bei der Landung. Nachdem beide wieder aufrecht standen, wie es nun mal das Privileg ihrer Rasse war, blickten sie sich im Raum um.
Sonderlich gross war der Raum nicht, allerdings bot er durchaus Platz für ein paar Leute. Die Wände waren aus Stein, zwei hölzerne Pfosten stützten die Decke ab, und durch ein kleines Fenster, dessen Scheibe ein schlichtes Muster zierte, fiel genug Licht, um den Raum ausreichend zu erhellen. Die beiden Schwarzmagier standen mitten im Raum, und nirgends war ein Hinweise darauf zu sehen, dass hier ein Portal hinführte. Das Zimmer war nicht möbeliert und machte deswegen auch keinen bewohnten Eindruck.
James deutete auf die prächtige Holztür, die mit schwach glänzenden Silberplatten beschlagen war und den einzigen Ausgang aus dem Raum darstellte. Die beiden Schwarzmagier bewegten sich dorthin und öffneten die Tür. Eine Art Eingangshalle erwartete sie, die dem vorherigen Raum glich, aber viel grösser war. An der langen Wand führte eine grosse Öffnung ins Freie. James verliess das Gebäude dadurch und fand sich mitten in einem Gebirge wieder. Er ging ein paar Schritte und drehte sich um, damit er das Bauwerk betrachten konnte. Es schien eine Art Tempel zu sein, der nach hinten in den Fels gebaut wurde, wobei an einer Seite der Berg direkt in die Tiefe führte. Fasziniert blickte sich der hohe Schwarzmagier um, während er die Hände instinktiv in seine Robe steckte, da es doch recht kalt war. Hoch oben auf den Berggipfeln war Schnee zu sehen, doch die Schneefallgrenze hatte ihre Position noch nicht erreicht. Lange würde das aber bestimmt nicht mehr dauern.
"Wo ist nun Ardescion?" Fragend wandte sich James an seinen Begleiter, obwohl er befürchtete, dass dieser auch keine Antwort auf diese Frage parat hielt.
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Das Gefühl des Fallens setzte mit einem Mal aus und KARhaBs glaubte sich und Nefay in der Schwebe; gehalten von den Banden, die zwischen den Welten existieren. Nebel umgab sie nun, Nebel und Stille. Noch immer hielten Nefay und er sich an den Händen und sahen einander fragend an.
KARhaBs wusste sich keinen Rat und es schien als könnten sie in dieser Sphäre nicht sprechen, nicht einmal ihre Lippen bewegen um es zu versuchen. Sie mussten am Zielort angelangt sein, dort wo sie hinmussten, warum also waren sie in dies…
Der Gedanke KARhaBs’ riss jäh ab, als der graue Schleier sich lichtete und sie endlich etwas erkennen konnten. Unter ihnen befand sich ein tiefes Tal und nur etwa einen Meter direkt vor ihnen eine Klippe, auf der ein Hochplateau zu sein schien. Hätten sie sich direkt über dem Plateau und nicht vor der Klippe befunden, so hätten sie noch immer etwa drei Meter über dem Erdboden geschwebt.
Mit einem Mal setzte die Schwerkraft wieder ein und sie fielen.
“Springt!“ schrie der Hohe Schwarzmagier verzweifelt seine Begleiterin an und musste ihr fast die Hand zerquetschen, als er den Griff um jene mit aller Kraft verstärkte. Sie spürte ein Art Kitzeln dort, wo ihre beiden Hände sich berührten, denn noch im Fall wirkte KARhaBs den Zauber der Golembeschwörung. Wie genau seine Hand den Weg in den Runenbeutel gefunden hatte, wusste er nicht, doch er hatte noch Zeit gehabt einen riesigen, steinernen Diener direkt unter ihnen, auf Höhe der Klippe in ihre Sphäre zu holen.
Nefay gehorchte dem verzweifelten Befehl des dunklen Barden und sprang, als ihre Füße die Schultern des Golems, der bereits selbst über den Rand der Klippe fiel, fanden. So tat es auch KARhaBs selbst und mit einem waghalsigen Satz landete er schließlich am äußeren Rand der Klippen, Nefay mit sich ziehend und warf sich nach vorn auf den verharschten Steinboden. Die Rune fiel ihm aus der Hand und spitzer Gesteinsschutt bohrte sich schmerzhaft in die Handfläche. Schließlich entwich ihm mit einem Keuchen alle Luft aus der Lunge, als Nefay auf ihn fiel. Mühsam richtete er sich auf und half der jungen Frau auf die Beine, der es offensichtlich, von ein wenig Verwirrung und überhöhtem Adrenalinspiegel abgesehen, gut zu gehen schien; sie war nicht verletzt.
Jäh endete das Grollen, mit dem der beschworene Golem immer und immer wieder gegen die Felswand prallte während er in die Tiefe stürzte, als der Hohe Schwarzmagier i9hm wieder gestattete in die Höllen seines Herrn zurückzukehren. KARhaBs hob seine Rune auf und verstaute sie statt im Runenbeutel in den dafür vorgesehenen Gürtelschnallen.
Nun blickte er zu Nefay.
“Hier sind wir, in einem fernen Reich. Und haben eine Aufgabe, von der wir selbst nur wenig wissen.“
KARhaBs sah hinter Nefay, die mit der Blickrichtung gen Abgrund stand, dass sich zwei in schwarze, wehende Roben gehüllte Gestalten vor dem Berg aufhielten, in den eine Art Tempel gehauenen war. Vorerst ignorierte er sie jedoch und konzentrierte sich wieder auf Nefay, deren Atem sich wie seiner als weißer flüchtiger Dampf zeigte.
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Als die Stimmen verklungen waren und das Fallen eingesetzt hatte, war die junge Frau zunächst Dankbar, dass die Tortur in ihrem Schädel offenbar ein Ende gefunden hatte. Jedoch ironischerweise nur deswegen, damit die nächste Tortur einsetzen konnte.
Nun stand sie an der Klippe und schickte ihre Blicke in den recht tiefen Abgrund, während der kalte Wind mit ihren Haaren spielte. Vereinzelt vernahm sie noch die grollenden Echos, die diese Felskreatur auf ihrem Weg hinab hinterlassen hatte. Die Landschaft war faszinierend und erinnerte ein wenig an ihr zu Hause, nur dass es dort nicht gar so Kalt gewesen war. Ohne weiteren Gedanken darüber nachzuhängen, wie sie es geschafft hatten, nicht dort hinunterzufallen, drehte sie sich zu dem blonden Magier um, der immer noch damit beschäftigt war, seine Robe auf Vordermann zu bringen. Ihre Blicke begegneten sich.
"Ich hoffe ihr werdet es mir nicht Übel nehmen, wenn ich euch nächstes Mal nicht in diese Kugel begleite. Nicht das ich nicht von dieser malerischen Berggegend begeistert wäre.", sie machte eine kleine Pause um tief durchzuatmen und rief sich die Worte des Barden wieder ins Gedächtnis.
Was sollte das überhaupt für ein fernes Reich sein? Und von einer Aufgabe hatte sie auch eben das erste Mal gehört. Was würde sie schon Großartiges hier leisten können? Innerlich verstummt sie. Es war offenbar der Wille ihres Gottes und diesen würde die junge Frau nicht in Frage stellen, auch wenn leichte Zweifel durch ihre Hirnwindungen geisterten. KARhaBs hatte als Antwort auf ihre Aussage, nur dort gestanden und geheimnisvoll gelächelt, daher fügte sie nun etwas kleinlaut, mit Seitenblick auf den Abgrund, hinzu:
"Zumindest sollten wir nächstes Mal ein wenig mehr an der Präzision arbeiten." Nefay musste unwillkürlich Gähnen, entweder hatte die Kugel sie so ausgelaugt oder die frische Luft hier draußen machte schläfrig. Vielleicht eine Mischung aus Beidem.
"Hört mal, es wäre vielleicht besser, wäre ich ein wenig Eingeweihter in diese ganze...Sache.", ein besseres Wort war ihr dafür nicht eingefallen.
"Von welcher Aufgabe habt ihr gesprochen? Was ist das für ein Land, wo...", KARhaBs hob die Hand und unterbrach weitere Fragen ihrerseits.
"Ich selbst verfüge auch nicht über alle erwünschten Antworten, doch sollten wir hier oben nicht zu lange verweilen, der Wind nimmt zu und eine Nacht im Freien könnte unter Umständen zu Kalt sein."
In diesem Punkt gab sie ihm allerdings Recht, es war so schon kühl genug, die Antworten würden vorerst warten müssen, wie immer.
Bevor sich Nefay allerdings abwenden konnte, fiel ihr Blick auf zwei, in Schwarz gekleidete Gestalten, die sich aus einer Art Tempel, der in den Berg eingelassen war, sicheren Schrittes über einen kleinen Pfad näherten. Offenbar war ihre Ankunft hier nicht ganz unbemerkt geblieben. Einer schien etwas zu Rufen, doch der Wind verschluckte die Worte, bevor sie ankamen. Während ihre Hände wärmesuchend in der Robe verschwanden, konnte sie nur hoffen, dass die Beiden keine feindlichen Absichten hegten.
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Ein kalter Schauer lief Jail über den Rücken, als sie Melaines gespannten Gesichtsausdruck sah. Diese junge Frau wollte doch nicht etwa, daß sie durch dieses - was war das überhaupt - schritt? Den Blick langsam wieder von Melaine abwendend sah sie diese silbrige Schicht, hinter der man etwas erkennen konnte - Irgendwie schien es dort weiter zu gehen.
Die muskulöse Frau schluckte und trat etwas näher heran. Ihre zitternde Hand bewegte sich wie ferngesteuert nach vorne, bis ihre Fingerspitzen das wabbernde Etwas fast berührten. Ein kribbeln ging durch ihre Finger, so das Jail die Hand ruckartig zurück zog. Man konnte sagen, daß die dunkelhäutige Frau innere Kämpfe mit sich selber ausstand, was daran zu erkennen war, daß ihr gesammter Körper begann zu beben. „Ich - gehe da nicht durch“, teilte sie Melaine mit, die mit einem „Das sollten wir aber“ antwortete. Jail schluckte ein weiteres Mal und streckte ihre zitternde Hand zur Seite, wärend sie einen Schritt zurück tat. Ohne zur Seite zu sehen ergriff Jail Melaines Hand und packte sie fest. „Laß uns gemeinsam gehen“, bat Jail und wartete auf die Dinge, die da kommen würden.
Jails Körper wurde von einem Kribbeln erfasst, als sie durch das Portal schritten. Ein bläuliches Leuchten umgab die Beiden und schien überall zu sein. Ja - es schien, als befanden sie sich im Nichts, was dadruch verstärkt wurde, daß Jail keinen Boden mehr unter den Füßen spürte. Es schien, als würden unbekannte Kräfte an all ihren Körperstellen ziehen und jede Berührung mit einer dieser hell leuchtenden bläulichen Punkte äußerte sich in einem hörbaren Knistern. „Mir wird so - mir ist so - komisch“, versuchte Jail Melaine mitzuteilen, doch bewegten sich nur ihre Lippen. Ihre Hände wurden derart feucht, daß sie Melaines Hand nicht mehr halten konnte. War ihr Schweben bis dahin noch stabil, fing sie nun an sich zu drehen. Ein Schrei wollte aus ihr heraus, aber er schien in ihre Kehle zurück gedrückt zu werden. Bald wußte Jail nicht mehr, ob ihr Kopf sich oben oder unten befand. Sie sah nur noch, wie Melaine sich weiter von ihr entfernte und im Nichts verschwand. Alles herum schien sich zu verzerren, als die dunkelhäutige Frau für einen Moment meinte, eine weitere Person erblickt zu haben, doch dann machte es plötzlich „Plöpp“.
Hart schlug Jails Körper auf den Boden auf und blieb dort für einen Moment reglos liegen. Abgesehen davon, daß ihre Knochen schmerzten, traute sie sich nicht, sich zu bewegen. Jail traute sich nicht einmal zu atmen und jappste plötzlich auf, als ihr die Luft knapp wurde. Langsam hob Jail ihren Kopf an, als sie ein dumpfes geräusch neben sich vernahm. Erschrocken fuhr ihr Kopf herum, als sie Melaine entdeckte, die scheinbar ebenso eine unsanfte Landung hinter sich hatte. „Was? Was ist passiert?“, stammelte die Bürgerin und erhob sich mühsam und half der anderen Frau, sich ebenfalls zu erheben.
Ein spärlich erleuchteter Raum war wohl das Ziel ihrer seltsamen Reise, in dem Nichts, aber auch garnichts war - bis auf eine massive Türe - die einzige Türe, durch die sie wohl gehen mußten. Die beiden Frauen überlegten nicht lange und machten sich bereit. Wärend Melaine die Türe öffnete, hielt Jail ihre Hand an ihrem Dolch, bereit ihn sofort zu ziehen, falls es notwendig war. Bewirken würde Dieser vermutlich nicht viel, aber es beruhigte doch ein bißchen.
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Melaine hatte bereits einen weiteren größeren Raum betreten, als Jail ein Geräusch hinter sich vernahm - ein seltsames Geräusch, das sich anhörte, als würde ein Pfeil an ihren Ohren vorbei rasen, doch war dies kein Pfeil, wie sie kurz darauf feststellen mußte.
Noch bevor die junge erschrockene Frau sich umdrehen konnte, traf etwas äußerst schmerzhaft ihren Rücken und brachte sie zu Boden. „Hmpf“, drückte Jail aus ihrer Kehle, denn zu mehr war sie bedingt durch das auf ihr lastende Gewicht nicht. „Hmpf“, ertönte es erneut gequält, wärend sie versuchte, sich unter dem schweren Etwas hervor zu kämpfen. Ihre Arme zog sie näher an sich heran, schob ihren Kopf mühsam zur Seite und erblickte Melaine, die sich nun eilig auf sie zubewegte und das Gewicht von ihr nahm. Was war das blos?
Die Frage sollte schnell beantwortet werden. Wieder den Stand erlangt, rang Jail nach Luft, hielt sich die Brust und drehte sich langsam um - um genauso wie Melaine diesen Fremden mit den scheinbar leuchtenden Augen anzustarren. Dieser schien ebenso verwirrt über diese Situation, stand da, regungslos und stierte zurück. Sekunden vergingen, bis Jail einen lauten Schrei hervorstieß, der mir Sicherheit jedem der Anwesenden bis ins Mark ging und auf den Gesichtern schmerzhafte Züge fabrizierte.
Langsam kehrte wieder Farbe in das Gesicht der Dunkelhäutigen. Hitze stieg in Jail hoch und ließ ihre Ohren allmählich glühen. Ihre Wangen schienen zu brennen, als sie ein gepresstes „Danke auch“ hervor brachte und sich die schmerzenden Glieder rieb.
Irgendwie war die ganze Sache seltsam. Das Melaine und sie sich hier befanden, konnte die junge Frau sich zwar nicht erklären, aber sie wußte welches Vorhaben dazu führte. Doch was machte dieser Mann hier? Die Frage würden sie noch früh genug klären konnen - Erstmal war es an der Zeit, diesen Raum zu verlassen.
Empört und irritert zugleich stürmte jail durch die offene Türe, grummelte dabei unverständliches Zeugs in ihren nicht vorhandenen Bart, um wenige Zeit später über ihre eigenen Füße zu stolpern, was sie wiederum noch ungehaltener werden ließ. „Trottel“, grummelte sie und stürmte durch die große Halle direkt auf den Ausgang zu, der sie alle ins Freie führte.
Es schien alles so unwirklich und doch real. Die Gegend hier war rau und Felsig - ein Ort der bedingt durch die Dunkelheit unheimlich wirkte. Jails anfänglicher Unmut wandelte sich in Furcht. Sie hielt sich nahe bei Melaine, weichte ihr nicht von der Stelle und sah sich unruhig um, als sie in weiter Ferne eine Bewegung vernahm, die mit zunehmendem Herankommen an düstere Gestalten erinnerte. „Melaine“, flüsterte sie und deutete mit der Hand in die Richtung.
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Die Dunkelheit war über den Tempel im Gebirge gekommen und sowohl fremde, als auch bekannte Sternbilder waren am klaren Nachthimmel zu sehen gewesen.
Die Beiden Gestalten, die Nefay und KARhaBs entgegen gelaufen waren, entpuppten sich als James Bond, der seinerseits in der Gunst Beliars erheblich gestiegen war und Nashir, ein Schwarzmagier, den KARhaBs noch nicht kennen gelernt hatte. Als man sich höflich vorgestellt hatte, nicht ohne Freude und Verwunderung, sich hier, an einem so befremdlichen Orte zu treffen, ertönten seltsame Geräusche aus dem Inneren des Tempels. Scheinbar war ihre kleine Gruppe noch immer nicht vollzählig.
Aus der gemeißelten Steinwand rannte eine junge schwarzhaarige Frau, der es anschließend, als man beisammen saß überaus peinlich war davongelaufen zu sein. Sie stellte sich als Jail, die mit dem Barden wenige Blicke tauschten, die beiderseits erkennen ließen, dass man sich schon einmal, wenn auch nur flüchtig gesehen hatte. Ihre Begleiterin hieß Melaine. Jene schien im Zwist mit NaShir zu liegen, doch schwieg jener zunächst. Er schien ihre gemeinsame Situation zu erkennen; vorerst nutze es niemandem innerhalb der Gruppe Streit anzufangen. Und schließlich trat Sinistro aus dem Tempel, sich den wohl schmerzenden kopf reibend. Über diese Begegnung freute sich KARhaBs am meisten, denn sollten sie vor einer Gefahrvollen Aufgabe stehen, hatten sie einen wahren Meister der Magiebeherrschung an ihrer Seite…
Im Verlaufe der Nacht hatten sie nicht sonderlich viel über den Zweck ihres hier seins gesprochen, wenn auch jeder sehr wissbegierig war. James hatte nur von dem Erschaffen des Portals und dem Fortgang Ardescions gesprochen, woraufhin eine Zeitlang Schweigen geherrscht hatte. KARhaBs dachte sich indes, dass er Recht mit seiner Vermutung hatte. Der Priester schien eine wichtige Rolle in dieser Geschichte zu spielen.
Letztlich einigte man sich darauf ein wenig zu schlafen, da es selbst den Schwarzmagiern nicht sicher erschien bei Dunkelheit durch die eisige Kälte des Gebirges zu irren. Stattdessen suchten sie einen Aufenthaltsraum in Tempel auf, der eher einem Mittelgroßen Saal unweit der zum Gebirge hin offen liegenden Eingangshalle lag; den „Raum der Ankunft’“ wie ihn KARhaBs im Stillen nannte, mieden sie.
Der Saal wies Tische und Sessel auf, sowie eine Vielzahl von Sänftenähnlichen Sitzgelegenheiten. Was auch immer hier für ein Volk gelebt haben mochte, es legte Wert auf Luxus beim Speisen, denn nach nichts als einem Refektorium sah der Saal aus. An der Stirnseite des Raumes befand sich ein in Stein gemeißeltes Panorama, dass einen kleinen Ausschnitt des Landes zu zeigen schien, in dem sie sich gegenwärtig befanden. Doch der Müdigkeit der meisten wegen, zog man es vor, das ohnehin recht verwitterte Bild erst am Morgen genauer zu untersuchen. Man einigte sich auf eine Wache, die der Barde zuerst hielt. Ob die anderen gut schlafen würden, vor allem die Bürgerin und die Wassermagierin, wusste KARhaBs nicht mit Bestimmtheit zu sagen, denn die verwirrenden Ereignisse und die Kälte, die auch diesen Raum nicht verschonte, hatten ihre eigene spezielle Schlaftilgende Wirkung. Zu mindest der Hohe Schwarzmagier tat kein Auge zu. Als Nefay sich auf einer der mit rotem Stoff bezogenen Sitzgelegenheit ausgestreckt hatte und wenig später in einen unruhigen Schlaf fiel, zog der Blondgelockte einen schwarzen Umhang aus seiner Ledertasche und bedeckte damit den zitternden Körper der jungen Frau. Er selbst zog sich die Robe fester um den Leib und blickte zum Eingang des Saals, an dem noch zwei einzig brennende Fackeln hingen, um Eindringlinge, oder Neuankömmlinge ausmachen zu können.
Die Nacht verlief jedoch ohne Störungen und schon früh erwachte die kleine Gruppe, bestehend aus Schwarzmagiern, einer Bürgerin und einer Dienerin des Wassers.
Schließlich, als man etwas Proviant teilte, da nicht alle vorbereitet auf diese Reise gegangen waren, hob KARhaBs an, um über den Fortgang ihres Abenteuers zu sprechen, das ihnen zweifellos bevorstand.
“James, ihr spracht davon, dass Ardescion eigentlich ebenso hier sein sollte, wie wir alle hier sind. Nefay hat ebenso, die Einzelheiten sind vorerst unwichtig, einen Mann gesehen, der nur Ardescion sein kann. Freilich nicht leiblich, sondern in Schriftzeichen auf der Tür zur Kugel des Hauches, durch welche wir überhaupt erst hierher gelangten. Sollten wir also Ardescion suchen? Und was hat es mit magischen Schwertern auf sich, von denen ebenso die Rede auf besagter Tür war? Ist alles nur ein Schwindel, oder ist der Priester wahrlich dem Wahnsinn anheim, so wie es Farin und Dragonlady dereinst prophezeiten?"
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Die Nacht war kalt, der harte Steinboden äusserst ungemütlich und das Erwachen mangels Frühstück keinswegs angenehm. James rieb sich den Rücken, so gut er diesen mit der Hand erreichen konnte, und fragte sich, wieviele dieser Nächte noch folgen würden. Bereits jetzt sehnte er sich nach seinem weichen Kastellbett, das um ein vielfaches gemütlicher war. Doch das half in dem Augenblick nichts, wie er sich eingestehen musste. Wenigstens hatte er ganz nebenbei den Namen Nashirs erfahren, sodass er sich nicht mehr der peinlichen Situation aussetzen musste, "Hey du" zu rufen, wenn er mit dem Grafen sprechen wollte.
Nach und nach artete das ganze in ein richtiges Gruppentreffen der Schwarzmagier aus, wo nur eine Adanosdienerin und eine Bürgerin die Ausnahme bildeten. Die beiden letzteren betrachtete James als minderwertig, und vermutete, dass sie nur durch Zufall hierher gekommen sind. Von Wassermagiern hatte er nach dem Fest in Jharkendar jedenfalls erstmal genug.
Da erfeute es ihn schon mehr, seinen alten Lehrmeister Sinistro und den Barden KARhaBs zu sehen, ebenso wie eine neue Zirkelbekanntschaft, Nefay.
Als sich KARhaBs bei James über Ardescion erkundigte, und dabei Dragonladys Namen erwähnte, schwieg der Angesprochene einen Moment. Seine Cousine hätte Ardescion sicherlich begleitet, wenn sie nicht verschollen wäre. Er wusste nicht, wo sie sich aufhielt, ob im Kastell, in Khorinis, ob überhaupt auf dieser Welt? Dieser Gedanke führte den hohen Schwarzmagier zu der nächsten Frage. War dies überhaupt "ihre Welt", oder befanden sie sich hier jenseits des ihnen Bekannten?
Zögernd beantwortete er die Frage des Barden.
"Nun KARhaBs, Ardescion durchschritt das Portal nur wenige Augenblicke vor Nashir und mir, deswegen begreife ich nicht ganz, weshalb er nicht hier ist. Vielleicht herrscht hier ein anderes Zeitverhältnis als in Khorinis, oder ihm war hier ein anderer Weg bestimmt als uns. Es steht mir wohl kaum zu, über den geistigen Zustand eines Priesters zu urteilen, doch halte ich Ardescions momentane Verfassung für höchst alarmierend. Ich würde es gar als Wahnsinn bezeichnen."
James schilderte der Gruppe, was passiert war, seit er Ardescion im Innenhof des Kastells getroffen hatte, wie er mit dem Nichts gesprochen hatte, und von seiner Aufregung, als das Portal offen war.
"Was dieses Schwert zu bedeuten hat, ist mir nicht klar. Es schien mir jedoch von einer gewissen Bedeutung zu sein, wenngleich ich diese nicht verstehe."
Sie schwiegen einen Moment, bis James die Stille erneut brach.
"Durch diesen Ankunftsraum geht es nicht zurück, also bleibt nur ein Weg." Nach einer kurzen Diskussion waren sie sich einig, dass es wohl am sinnvollsten war, wenn sie von diesem Berg runterstiegen, denn da oben gab es beim besten Willen nichts, wofür es sich lohnen würde, zu bleiben. Ausserdem konnte es weiter unten nur gemütlicher sein, als hier oben. Glücklicherweise mussten sie nicht die blanke Felswand runterklettern, sondern konnten einem Weg folgen, denn diese Bezeichnung auch reichlich optimistisch war. Es war ein Pfad, den man nur schwerlich als solchen erkennen konnte, und der von der Breite her knapp für einen Menschen Platz bot. Auf der rechten Seite ging es steil hinunter, auf der linken ebenso steil hinauf. Wer hier stolperte, würde - sofern kein Wunder eintrat - damit den letzten Fehler seines Lebens begangen haben. Aufgrund des kalten Windes kamen sie nur langsam voran, was die Gefahr eines Absturzes nicht wirklich minderte. Wo waren sie hier nur hingeraten? Und dann noch ohne einen Hinweis auf das weshalb.
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Lehrling
Das Königreich Angoths, regiert von Königen, lebte lange in Frieden und das geheimnisvolle Schwert, dessen Geschichte kaum einer kennt, ruhte Jahr um Jahr in dem höchsten Turm der prächtigen Stadt Sernon. Niemand wagte jemals wieder zu glauben, dass Krieg dieses Land überziehen könnte. Die Menschen genossen ihr Leben und gingen ihren Tagesabläufen nach, doch tief im Herzen des Königssitzes regte sich das Dunkle.
Vern Gura, Berater des Königs seit mehr als 50 Jahren starb, so unvorhergesehen wie grausam. Sein Leichnam wurde am nächsten Tag am Turm des Schwertes erhängt gefunden, während die Menschen unten auf dem Markt ihren Geschäften nachgingen.
Nur eine Woche später starb der König, der gerechteste seiner Art seit langen, nach einer 65 jährigen Regierungszeit. Ein Zeitalter schien zu Enden. Doch so groß die Taten auch waren, so ungewiss ist die Zukunft. Kein Erbe steht bereit diese riesige Lücke zu füllen. Ein Streit unter den Fürsten der Insel entbrannte. Krieg überzog das Land und der Thron der Könige stand über hundert Jahre leer.
Die Druiden des großen Zirkels Ilfens zogen sich an Beginn des Krieges zum Baum der Nebel zurück und Geschichten machten im Volk die Runde, sie kehrten in ihr Reich zurück, da dieses hier schon längst verloren schien. Die Wahrheit war jedoch anders, die Zeit des Krieges war gekommen und ein immer währender Zyklus nahm erneut seinen Anfang an dessen Ende ein neuer Großkönig stehen und erneut Frieden bringen würde.
Hundert Jahre später war das Reich zerbrochen. Der Krieg trieb die Zerstörung über das Land und ließ von den ehemaligen Fürstentümern nichts mehr als Schutt und Asche übrig. Am Ende existierten nur noch vereinzelte Dörfer, für die sich keiner mehr interessierte. Die meisten Menschen wussten schon lange nicht mehr, wie schön dieses Reich einst gewesen war und die Stadt Sernon schien nur noch eine Legende aus alter Zeit.
In Sernon bestieg derweil Xanthon der Erste den Thron und versprach dieses Land wieder auszubauen. Doch sein Einfluss war gering und ging kaum über die Mauern der nun glänzlosen Stadt hinweg. Und je mehr die Zeit verstrich und nichts neues sich auftat, desto grausamer wurde der König. Die Bürger der Stadt lebten in Armut und der König ließ das Volk immer weiter leiden und das letzte bisschen Wohlstand herunterzuwirtschaften.
In der Stadt Lagard, auf der anderen Seite der Insel, sagt sich der Rat der Sechs als letzte Bündnisstadt auf dem Großkönigreich Angoths los. Sie unterstand bis dahin, trotz der Entfernung, der Herrschaft des Fürsten von Sernon.
Den Menschen in Selsa ist dies egal, sie interessieren das große Spiel der Könige und der Zusammenhalt eines Königreichs nicht. Sie wollen nur eine gute Ernte und den nächsten Winter überstehen. Sie wissen nicht einmal, dass ihnen ein König vorsteht und selbst die Soldaten Sernons erreichten diese Stadt nie. Ihr Leben ist einfach und bescheiden, bis eines Tages der Himmel zu glühen begann. Tote erhoben sich aus den Wäldern und wandelten durch das Dorf, doch ohne auch nur ein einziges Opfer zu fordern. Die Menschen schlossen sich in ihren Häusern ein, bis der nächste Morgen kam.
Die Straßen wirkten kalt und ein dünner Nebel lag über ihnen. Die Welt schien verändert, doch alles war so wie immer. Frat, der alte Dorfvorsteher, ging vorsichtig von seinem Haus aus seine Runden durch das Dorf. Schüchterne Rufe des Grußes hallen aus den Fenstern, wenn er an den Häusern vorbei kommt und immer freundlich lächelnd erwidert der alte Mann diese. Doch plötzlich lässt ihn ein Schrei auffahren. Die Sonne durchbricht die Wolken und von einem Augenblick auf den anderen scheint der Nebel nur noch bloße Erinnerung, ein Alptraum der letzten Nacht.
„Frat! Schnell komm her. Marie hat jemanden auf dem Dorfplatz entdeckt. Er liegt auf einem seltsam anmutenden roten Symbol. Er scheint noch zu leben!“, rief ihm der junge Steva zu und winkte ihm zu. Frat beeilte sich mit seinem hinkenden Bein und seinem Gehstock dem jungen Mann nachzukommen.
Kurze Zeit später erreichte er besagtes Symbol. „Ein Drudenfuß!“, entsetzt ließ er seinen Stock fallen. „Das kann nicht sein!“
„Was ist ein Drudenfuß, Meister Frat?“, Marie blickte ihn mit großen Augen an und ihr Blick verriet den alten Mann, dass er sich verplappert hatte
Der alte Mann winkte ab, sie würde es sowieso wieder bis morgen vergessen haben, hob vorsichtig seinen Stock wieder auf und trat näher an den auf dem Boden liegenden Mann heran, während er sich vorsichtig über den weißen Bart strich. „Marie, hole Louise und Mark sie sollen diesen Mann in ein Bett bringen. Er lebt noch. Sag ihnen, sie sollen ihm seine gesamte Kleidung nehmen. Dann hol die Seherin, dass sie diesen Mann untersucht“, vorsichtig stieb der alte Mann den schwarzen Stab an. „Steva, bedeck dieses Symbol mit Sand und bring alles, was nicht hier hingehört, wie dieser Stab, in mein Haus. Durchsuche auch seine Kleider. Ich will wissen, wo er herkommt, oder besser noch, was er ist!“ Die beiden nickten und nach einer kurzen Handbewegung seinerseits liefen sie davon.
Ein seltsames Glühen umgab den Dorfvorsteher und im nächsten Moment schwebte der Körper des Fremden ein wenig über dem leuchtenden Drudenfuß, drehte sich in der Luft, ehe er kraftlos wieder zu Boden sank. „Mhmpf!“, gab Frat von sich und musterte das Gesicht des Fremden. Die Haut war blass, doch das seltsamste waren die Augen, die weit aufgerissen waren und wild umherzuckten.
Kurze Zeit später saß der alte Mann an seinem Schreibtisch und betrachte die seltsamen Steine, die Steva ihn gebracht hatte. Goldene Symbole waren darauf eingelassen und zeigten verschiedene Formen. So war eines das Symbol eines Drudenfußes, ein anderes zeigte ein Skelett und wiederum ein anderes ein seltsames Skelettwesen, dass wie ein Schattenläufer aussah. Viele dieser Symbole wirkten den Wesen ähnliches, die am Abend zuvor durch dieses Dorf gestreift sind und dann auf seltsame Art und Weise wieder verschwanden.
Ein Klopfen ließ Frat aufschrecken und schnell schob er die neun Steine in die linke Schublade seines Schreibtisches.
Der Kopf einer etwas rundlichen Frau drängte sich durch den Spalt der Tür in das Zimmer. „Frat, es geht um den jungen Mann!“, sagte die Frau und öffnete die Tür ganz, nachdem der alte Mann mit einem Nicken dem zugestimmt hatte.
„Die Augen sind nun geschlossen. Ich kam mir vor, als würde ich eine Leiche balsamieren, als wir ihn wuschen und ihm die Haare schnitten. Der Bart musste auch ab, das sah einfach nur schrecklich aus. Nun, jedenfalls, er schläft jetzt und sein Körper hat sich wieder entspannt. Es würde mich nicht wundern, wenn er, sobald er aufwacht, über Rückensschmerzen oder dergleichen klagt. Was ist nur mit ihm geschehen?“, fragte die Seherin, dessen Name Bera war, besorgt. Sie machte sich immer viel zu viele Gedanken über die Leute, die zu ihr kamen. Doch sie wusste ebenso, dass die meisten ihr auch erzählten, was sie wissen wollte. Manchmal könnte man meinen sie wäre eher eine Klatschtante, als eine Barbiere.
„Ich vermute, dass er von diesen Wesen letzter Nacht ein wenig misshandelt wurde. Er scheint unter Schock zu stehen, meinst du nicht auch?“, der alte Mann blickte Bera durchdringend an.
„Nun, meiner Meinung nach, ist das kein Schockzustand. Menschen die unter Schock stehen, verhalten sich doch vollkommen anders!“, protestierte die rundliche Frau und lächelte freundlich.
„Nun, Bera, wie viele solcher Menschen durftet ihr in eurem Leben schon behandeln?“, fragte Frat und lächelte wissend zurück. Ein Ausdruck von Empörung schlich sich auf das Gesicht der Frau, doch sie schwieg. Sie wusste sehr wohl, dass Frat älter war und wahrscheinlich schon um einiges mehr gesehen hatte als sie. Und sie wusste, dass es besser war ihm nicht zu widersprechen.
„Was machen wir, wenn er aufwacht?“, fragte sie stattdessen.
„Das sehen wir dann. Mir kommt er aus irgendeinem Grund bekannt vor, ich weiß nur noch nicht, an wen er mich erinnert. Sei so gut und sag der Dorfältesten, Mynerva, Bescheid, dass ich sie bei dem jungen Mann sehen möchte. Und nun lass mich ein wenig nachdenken!“, sprach Frat und winkte die junge Frau hinaus. Bera ging, ohne zu protestieren.
Einen Moment später sprang der alte Mann auf und humpelte so schnell, wie er konnte, zur Tür. „Und beeil dich ein wenig!“, schrie er aus der Tür heraus und ergriff seinen Gehstock. Bera, die grade mit einer anderen Frau auf der Straße stand, fuhr erschrocken zusammen, raffte ihre Röcke und verschwand in der nächsten Seitenstraße.
„Hm, so könnte es sein!“, murmelte der alte Mann und schloss die Tür hinter sich. Die Straße war bereits jetzt zur Mittagszeit schon etwas voller, Leute gingen eilig ihren Geschäften nach oder standen in kleinen Gruppen zusammen, sich über dies und jenes zu unterhalten. Die meisten Themen drehten sich jedoch um die wandelnden Wesen der letzten Nacht und so war der Dorfvorsteher froh, dass er ungesehen in zu dem Haus kam, in der der fremde Mann lag.
Ardescion
Geändert von Ardescion (16.10.2006 um 13:22 Uhr)
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Wunderbar, es war schon immer NaShirs Traum in einer ihm fremden Welt, auf einem schneebedeckten Berg ohne Decke und mit ihm teilweise unbekannten Leuten zu sein. Als wenn das Alles nicht reichte war diese alkoholsüchtige Jail und Melaine auch noch hier, man konnte es fast als einen Alptraum ansehen, wenigstens war James auch anwesend der konnte den Grafen im Notfall auch beschützen. Wenn er sich diesen Pass hier so anschaute, hinunter sah in die tiefen Abgründe in denen man das Ende unter einer Schicht dünnen Nebels nicht sah, kam ihm der wunderbare Gedanke Melaine einfach dort hinunter zu schubsen, denn wie er sie kannte dachte sie mit Sicherheit in diesem Moment genau das selbe über Naran. Es wäre ein großes Problem für die Gruppe weniger, wenn ihm nicht an dieser Ungläubigen mehr liegen würde als er sich zugestehen wollte. Irgendwie erinnerte ihn dieser Berg an sein Heimatland, Shirmalen war auch an der Seeseite von hohen Felsenwänden umgeben und genau wie bei diesen bröckelte auch hier bei der kleinsten Berührung das Gestein ab. Hier entlang zu gehen war eine blöde Idee, es gab leider nur keine weitere Möglichkeit, demnach konnten sie oben bleiben und verrotten oder diesen Tanz auf der Rasierklinge wagen. Es war gefährlich keine Frage nur irgendwann mussten sie zwangsläufig weg, vor allem interessierte es den Adeligen auch wo sie sich hier befanden, er hatte vorher noch nie ein Portal betreten da war er bestimmt nicht der Einzige und somit war die ganze Gruppe in ein und der selben Situation – In einer fremden Umgebung gefangen zu sein.
Oder waren sie vielleicht immer noch in Khorinis? Wenn ja kannte er diesen Teil noch nicht, wo auch immer sie waren, NaShir befand sich jetzt in einer Lage die ihm nicht gefiel. Er war auf andere Menschen angewiesen, mit seinen Fähigkeiten würde er hier nicht lange überleben er brauchte demnach jeden Einzelnen hier, so unangenehm es ihm auch war. Bei dieser Tatsache verließ ein wehleidiges Stöhnen seine blassen Lippen. Sein Augenmerk galt wieder voll und ganz dem Weg, er wollte hier runter, er wollte in eine Stadt und vor allem hatte er schon wieder Hunger, was sein knurrender Magen der ganzen Gruppe signalisierte es hallte hier leider so laut nach, es war schlimmer als im Kastell. Leicht beschämt rückte er vorsichtig zu dem Mann vor, der denselben Namen wie einer seiner Hausdiener trug. Seine Finger glitten am kühlen Moos des Berges entlang ehe sie tippend auf der männlichen Schulter von James landeten. Einen Moment später neigte dieser seinen Kopf nach hinten zu Naran, ihn quälten noch einige Fragen die ihm der hohe Schwarzmagier hoffentlich beantworten konnte.
„James, ihr habt mir immer noch nicht verraten warum ihr mit Ardescion in den Katakomben wart? War er denn nicht schon vorher schon so … so seltsam, auch wenn ich ihn noch nicht so lange kenne so weiß ich doch das er nicht so ist wie ich ihn kennen gelernt habe. Den Mann den ich gestern in den Gefilden des Kellers sah, hatte einen Blick den ich sonst nur von verblendeten Fanatikern der Bruderschaft kannte“
Trübselig murmelte er diese Worte in die Ohren seines Gefährten, es sollte nicht jeder ihre Unterhaltung mitbekommen. Es schmerzte ihn in der Seele als er an seinen Meister dachte so wie er gestern war, nie hätte er NaShir so behandelt es stimmte etwas nicht mit ihm. Sein Geist war verblendet es erinnerte den Grafen an sich selbst als er Melaines Seele in die Klinge bannte die er von Ardescion bekam. Hoffentlich machte sein Mentor jetzt nicht auch einen dummen Fehler den er bereuen würde, es quälte NaShir noch immer wenn er an das Blut dachte und was noch schlimmer war, dass er in der Schuld einer Dienerin Adanos stand. Aus diesen Gedanken wurde er allerdings mehr als schnell gerissen als sein Fuß den Weg verließ, aus Wut wurde binnen weniger Sekunden Angst. Er konnte sich noch gut auf einem Bein halten, aber fast wäre es ihm wie dem unglücklichen Gestein ergangen was dabei in die Tiefe stürzte. Sein Herz pochte selbst noch weiter als er wieder sicher auf zwei Beinen stand, er sollte wirklich vorsichtiger sein und sich auf das Hier und Jetzt konzentriere, beim nächsten Mal könnte es schlimmer ausgehen. Zitternd wandte er sich wieder an James und kämpfte gegen den Wind an der in seinen Ohren heulte wie ein Rudel streunender Wölfe. Wer hinter ihm lief hatte ein kleines Problem, denn derjenige musste sich mit dem langen unbändigen Haar des Grafen herumschlagen. Er traute sich einfach nicht nach hinten zu sehen, aber dem Patsche Händchen nach zuurteilen war es eine Frau...
Geändert von NaShir (16.10.2006 um 15:50 Uhr)
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James hätte den Grafen beinahe wütend angefahren, doch er musste seine ganze Konzentration auf den Pfad vor sich konzentrieren. Immer wieder rutschten kleinere und grössere Steine den Abhang hinunter, wo sie immer mehr Geröll mitrossen, mit dem sie schlussendlich unter lautem Getöse in die Schlucht fielen. Diese Geräusche wurden vom Echo mehrmals zu der Gruppe hochgetragen, und erinnerte sie jedes mal daran, dass ein Absturz hier mit Sicherheit tödlich endete. Aus diesem Grund ignorierte James den Schwarzmagier hinter sich vorerst, bis sie eine etwas sicherere Stelle erreicht hatten, wo man einigermassen entspannt sein konnte, ohne die ständige Gefahr vor Augen zu haben. Da James augenscheinlich der grösste Mann der Gruppe war, ging er voraus, um den hinter ihm gehenden Leuten ein wenig Schutz vor dem Wind zu gewähren. Dieser Entscheid des hohen Schwarzmagiers war aber längst nicht so selbstlos, wie man hätte vermuten können. Da er nur jemanden hinter sich hatte, war die Chance, aufgrund eines Fehlers eines anderen abzustürzen, erheblich geringer.
"Später" war alles, was er dem Grafen zuraunte, bevor er mit unveränderter, langsamer Geschwindigkeit weiterging. Die Robe war zwar warm, aber da James die Arme zum Ausbalancieren benutzte, waren die Hände an der freien Luft, und wurden durch den kalten Wind innert kurzer Zeit zu beinahe gefühlslosen Klumpen. Im Stillen verfluchte James dieses Wetter, den ganzen Ort mit seinem unmenschlichen Weg und dem unpraktischen Portal, das mitten in einen verlassenen Bergtempel führen musste. War es wohl wirklich das, was Ardescion gesucht hatte?
Nach ein paar Stunden des Gehens hatten sie schon eine deutliche Distanz zwischen sich und den Tempel gebracht. Auch waren sie schon merklich tiefer, wie man an der Luft spürte. Trotzdem war der Pfad noch immer unbarmherzig schmal und tükisch, denn den kleinen Felsbrocken war als Stütze nicht zu trauen.
Endlich erreichten sie einen Platz, an dem der Pfad für wenige Meter um einiges breiter, und von einem Felsvorsprung überdeckt wurde. Der Entschluss, hier zu rasten, war schnell gefasst. So eine Rast ohne Mahlzeit war allerdings äusserst dünn und wenig erholsam. Ausruhen lag allerdings auch ohne Hilfsmittel im Bereich des Möglichen, sodass sie alle versuchten, unter dem Felsen Platz zu finden, was schlussendlich auch gelang.
James wandte sich an Nashir, um endlich dessen Frage beantworten zu können.
"Was wolltet Ihr noch gleich wissen?"
"Warum wart Ihr noch gleich mit Meister Ardescion in den Katakomben? Warum ist er denn so seltsam drauf? Erinnert mich irgendwie an die fanatischen Sumpfbrüder."
James schnaubte kurz auf, als er an den einzigen Sumpbewohner, den er kannte, dachte.
"Selbst in seinen wahnsinnigsten Stunden war Ardescion noch zehn mal normaler als diese.." Er gestikulierte wild mit der einen Hand, während er nach dem passenden Ausdruck suchte "diese Subjekte da. Jedenfalls hat Ardescion mich gebeten, ihm bei einem Ritual zu helfen. Da er keinen übermässig vernünftigen Eindruck machte, wollte ich mir erst ansehen, was es da unten so gab, was für ihn interessant sein konnte. Aber als ich runtergehen wollte, stand er bereits da."
James schwieg einen Augenblick, wollte erneut zu einer Frage ansetzen, liess es dann aber doch. Er hatte Hunger, und wenn er Hunger hatte, war er leicht gereizt, zumal es nicht sonderlich wahrscheinlich war, dass sich dieser Zustand in nächster Zeit ändern würde.
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Jail strich sich immer wieder die Haare aus dem Gesicht - wohlgemerkt nicht ihre eigenen, sondern die des Herrn, der neben ihr saß. Nashir, der seltsame Kerl, den Jail in einem für sie unvorteilhaften Zustand kennen gelernt hatte, besaß für einen Mann recht lange Haare, wie sie fand. Auch war sie der Meinung, daß es angemessen wäre, diese zusammen zu binden, aber sie traute sich nicht, ihren Gedanken laut auszusprechen. Was er mit dem neben ihm sitzenden James sprach, konnte die dunkelhäutige Frau nur in Bruchstücken verstehen, vermutete aber, das es wohl um Ardescion ging.
Wieder strich sie sich Nashirs Strähnen aus dem Gesicht und rückte etwas näher zu Melaine, die auf der anderen Seite neben ihr saß und genauso schweigsam war, wie sie selber. Langsam wanderten Jails Augen rüber zu ihr und musterte dort deren nachdenklichen Gesichtsausdruck. Jail vernahm das Knurren ihres Magens und fasste unweigerlich an den kleinen Beutel an ihrer Seite. Ein paar Dinge hatte sie dort - unter anderem auch ein Stück trockenes Brot und ein winziges Stück Schinken, daß sie Melaine gerne gereicht hätte, aber war es ratsam ihre Schätze hervor zu holen. Bestand nicht die Gefahr, daß die vielleicht hungrige Meute über sie herfiel? Bestimmt riechen die den Schinken schon, schoss es Jail durch den Kopf, die nun den Beutel fester packte. Es war unklar, wie lange ihre Reise dauern würde und wie lange sie dazu verdammt war mit den ihr fremden Personen herum zu ziehen. Es war auch nicht klar, wie lange sie brauchen würden, eine Stadt zu erreichen. Jail entschied sich schließlich dafür, ihre Vorräte da zu lassen wo sie waren.
„Melaine“, flüsterte die muskulöse Frau, „Ich weiß nicht warum, aber...“. Jail blickte verstohlen nach links und nach rechts, als sie noch leiser weiter sprach. „... ich traue denen nicht. Bist Du sicher, daß wir weiter mit ihnen ziehen sollen?“. Die Muskulöse litt vielleicht an Wahnvorstellungen, aber sie fühlte sich beäugt und sehr unwohl dabei. Es schien ihr, als würde man ihr genauso wenig trauen und als würde jeder einzelne von ihnen darüber nachdenken, wie sie sich ihrer entledigen konnten. Jail hatte den Einruck unerwünscht zu sein und es schien ihr, als würden die Augen der Anwesenden sie durchbohren - als würden sie ihr Gift mitten in ihr Herz verpflanzen zu wollen. „Da - hörst Du es? Die reden über mich“, halluzinierte Jail. Melaine blickte sie an und schüttelte den Kopf, flüsterte ihr ebenfalls etwas zu. Natürlich - ganz bestimmt war alles nur Einbildung und siehe da - sie erhoben sich einer nach dem Anderen. Keiner will mir nach dem Leben trachten - ganz bestimmt nicht, dachte sich die Bürgerin und reihte sich inmitten der kleinen Gruppe ein, die sich nun wieder auf den Weg begab.
Schien es im ersten Moment so, als hätten sie den beschwerlichsten Teil des Abstiegs geschafft, wurde Jail eines Besseren belehrt. Der schmale Weg fiel steiler ab und hinterließ schmerzhafte Stöße in den Kniegelenken. Nochmehr mußte man sich auf jeden Schritt konzentrieren, da die Gefahr bestand, schnell ins Rutschen zu geraten. Vorsichtig tasteten Jails Hände sich an der Felswand entlang, wärend ihre Füße über die stufenartige Oberfläche rutschten.
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Melaine betrachtete den weißhaarigen Mann. Sie konnte ihn einfach nicht ausstehen, so wie er sie noch immer anblickte. Als ob er sich für etwas Besseres hielt und das wahrscheinlich nur, weil er sich Graf nannte. Und dann auch noch sein Schweigen am gestrigen Abend, als sie gefragt hatte, warum er nicht auf sie gewartet hätte, warum er einfach so gegangen war.
„Na und?“, frage Melaine die muskulöse Frau und blickte ihr in die Augen, „Lass sie reden, was sie wollen, Pläne schmieden, so viel sie wollen. Ich denke nicht, dass es ihnen etwas nützen würde, sich uns zu entledigen. Nebenbei ist es doch unwichtig was sie denken, auch, wenn es sich dabei um Mord oder etwas derartigem handeln sollte. Lass sie einfach und denk nicht darüber nach, dann geht es dir besser!“
Melaine erhob sich ebenso wie die andere der kleinen Gruppe Reisender und stieg weiter diesen schmalen Weg hinab. Wozu hatte eigentlich der Tempel gedient, so hoch in den Bergen und so schlecht zu erreichen? Und was stellte dieses Bild dar? Es sah fast so aus wie ein Baum, der von Wolken umkreist wird. Oder war es Nebel?
Der Weg ging weiter steil hinab, steiler, als es noch zuvor der Fall war. Die Gefahr bestand nun, dass irgendjemand der hinteren Leute einfach abrutschen würde und den Rest der Gruppe mit sich reißen würde. Das schlimmste war, dass sie die letzte war…
Vor ihr ging Jail und versuchte noch immer sich die Haare des Grafen vom Leib zu halten. An erster Stelle ging Sinistro, der seltsam schweigsam seit dem Zusammenstoß mit der schwarzhaarigen Frau am gestrigen Abend war. Außer ein kurzes „Verzeiht, junge Dame!“, war bisher nichts von ihm zu vernehmen gewesen. Auch der andere Schwarzmagier KARhaBs und diese junge Frau, Nefay war ihr Name, wenn Melaine sich recht erinnerte, hatte nicht besonders viel zu sagen und folgten der gesamten Gruppe in dieser fast schon bedrückenden Stimmung den Berg hinab.
Vielleicht wurde es Zeit, dass sie aus dieser öden Gesteinslandschaft hinauskamen und endlich wieder Länder sahen, in denen es grünte. Vielleicht fanden sie dort auch etwas zum Essen. Die meisten hatten wohl Hunger und das drückte ebenso die Stimmung.
„Seht da vorn!“, rief sie plötzlich und der Schrei wurde von den Bergen zurück geworfen. Ein Dröhnen ging durch die gesamte Landschaft und trotzdem deutete sie mit dem Zeigefinger auf einen kleinen Schrein, durch den der Weg direkt führte. Vier Säulen stützen ein halbkugelförmiges Dach unter diesem ein alter Mann in langen weißen Gewändern stand.
Jener wandte sich abrupt um und ein seltsames grünes Leuchten ging plötzlich von seiner Stirn aus, umhüllte seine gesamte Gestalt und… im nächsten Moment war er verschwunden.
„Mist“, fluchte die junge Initiandin des Wassers und lächelte NaShir an, der ihr einen Blick zuwarf, der mehr sagte, als dass er sie nur den Berg hinunter schubsen wollte.
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Lehrling
Ein Leuchten ging plötzlich von dem hölzernen Stuhl am Ende der Tafel aus. Langsam bildeten sich auf diesem heraus die Umrisse einer Gestalt, welche sich nach kurzer Zeit vollkommen materialisiert hatte.
„Hm, Eindringlinge!“, murmelte der alte Mann, welcher nun auf dem Stuhl saß, und umfasste seinen langen weißen Bart, welcher ihm bis zu den Hüften reichte.
„Wie bitte, Meister Androdin?“, fragte eine Stimme neben ihn.
„Schon gut, Valmon!“, sprach Androdin An’Ilfen, Erzdruide des Kreises um Ilfen laut und erhob sich erhaben von seinem hölzernen Stuhl. Einen Moment schweifte sein Blick durch die kleine Bibliothek. Nun, klein war vielleicht untertrieben, aber sie hatte etwas an sich, was sie klein wirken ließ. Der alte Mann lächelte und betrachtete die hölzernen Bücherregale die alle an der Wand des runden Raumes standen. Sie ragten über den Kopf des alten Mannes hoch und das, obwohl er selbst nicht gerade klein war.
Einige dieser Regale standen noch im Raum verteilt und bildeten so mehrere Gänge, welche alle zu der Mitte des Raumes führten, wo sie einen kleinen Kreis freiließen. Dort befand sich ein schwarzer Drudenfuß, von vier schwarzen Säulen umrahmt. Vielen seiner Brüder war dieser Anblick zwar vertraut, doch wussten sie nicht, was mit diesem eher seltsam anmutenden Platz zu bewerkstelligen war. Einzig der alte Mann wusste es noch und er würde dieses Geheimnis, wenn nötig, mit ins Grab nehmen, da er noch immer hoffte, das Wissen darum, sei nicht mehr nötig. Außerdem würde ein Lesefreudiger auch irgendwo hier ein Buch darüber finden und wenn selbst Valmon es bis jetzt nicht gefunden hatte, so wusste Androdin, dass er es gut versteckt hatte.
Valmon der Bibliothekar schlurfte gebeugt auf einen braunen Stock gestützt um das Regal herum, welches ihn von dem Erzdruiden trennte. „Wünscht ihr ein bestimmtes Buch, Meister?“, fragte er und lächelte wissend.
„Danke, Valmon. Das ist ein Problem, dass ich neuerdings nicht mehr den Weg in mein Zimmer finde. Wenn du darüber ein Buch hast, so kannst du es mir gerne bringen!“, meinte der alte Mann und rauschte an dem Bibliothekar vorbei.
„Mitnichten! Ach, Meister, Eran will euch sprechen!“, murmelte dieser und schlurfte weiter, nachdem Androdin über das schwarze Pentagramm hinweg in einen anderen Gang verschwunden war.
Der alte Mann verließ kurze Zeit später die Bibliothek und schritt weiter durch die hölzernen Gänge. Holz war der Großteil woraus dieses Bauwerk bestand. Nun gut, es ist auch ein Baum, doch wenn man genau hinsah, so konnte viele eherne Linien das Holz durchfließen sehen, das im Schein der Leuchter zu glimmen schien. Natürlich brannte hier drinnen kein Feuer. Orange geschliffene Steinkugeln spendeten ein warmes Licht, dass fast dem Schein einer Fackel gleichkam.
Androdin eilte weiter durch den Gang, der ihn mit einer sanften Steigung immer näher an sein Ziel führte, welches er letztendlich auch erreichen sollte. Ein dichtes Blättergeflecht war nun noch das einzige, welches ihn von seinen Räumen trennte.
Kurz schloss der Druide die Augen und der grüne Edelstein, der ihm in der Mitte der Stirn hing, begann erneut an diesem Tag zu leuchten. Die Blätterranken knisterten leise, als sie sich langsam zurückbildeten und einen großen Raum freigaben. Vorsichtig duckte sich Androdin und betrat den Raum, welcher für jeden Besucher einen überwältigenden Anblick bieten musste, zumindest tat er das für die wenigen, jemals hier gewesen sind. Und die meisten von ihnen sind nie wieder gegangen.
Der alte Mann lächelte in sich hinein und betrachtete weiter den Raum, der eher einer riesigen Holzfläche glich. Zu allen Seiten hin war der Raum offen und nur an einige Stellen rankten dicke Äste aus ihr zum Blätterdach, welches über dem Haupt des Mannes throne und an einige Stellen die Sonne durchließ, hinauf. Ein Geländer aus Holz bildete einen Kreis um diesen Raum und ließ unvorsichtige Menschen nicht sofort in den Tod stürzen, sondern erst dann, wenn sie sich auf den Balkon hinter einem hölzernen Sessel, welcher mit Fellen ausgelegt war, begab, denn jener Balkon besaß kein Geländer.
Der alte Mann schritt langsam auf den schweren Holztisch zu, welcher vor dem hölzernen Sessel stand und ließ seinen Blick über die Papiere schweifen, bis er letztendlich eine Gestalt wahrnahm, welche sich hinter dem Thron befand.
Leise schritt er auf den Balkon und gesellte sich zu dem jungen Druiden, welcher eine dunkelgrüne Robe trug. Ein brauner Umhang bedeckte seine Schultern, über dem das noch schwarze Haar bis zwischen die Schulerblätter hinab fiel.
„Eran, Valmon sagte mir schon, dass du mich sehen wolltest.“, begrüßte der alte Mann den Jungen freundlich und lächelte, als dieser sich leicht erschrocken zu ihm umdrehte.
„Ich habe euch gar nicht kommen hören, Meister!“, murmelte dieser entschuldigend und deutete eine Verbeugung an.
„Das geht vielen so, mein Bruder!“, gluckste Androdin und deutete mit der rechten auf den Raum zurück. „Setzt euch doch zu mir und erklärt mir, was euch auf dem Herzen liegt!“
Eran nickte und folgte dem weisen Mann in den Raum hinein. Dankend nahm er das Angebot an und setzte sich auf den Stuhl, welcher sich plötzlich aus dem Boden bildete.
„Nun, Meister, es geht um den König von Sernon. Er hat sich der Klinge des Großkönigs bemächtigt und plant eine Armee gegen Ilfen zu erheben. Wir müssen etwas unternehmen.“, fing der junge Druide an und blickte erwartungsvoll in die Augen des alten Mannes, welche einen seltsamen Ausdruck annahmen.
„Ich hatte gehofft, du hättest endlich akzeptiert, wie es ist. Wir mischen uns nicht ein!“, die Stimme des Erzdruiden klang war, doch so unzerbrechlich, dass sie keinen Widerstand dulden würde und dennoch…
„Aber er wird das gesamte Land zu Grunde richten. Reicht es denn nicht schon, dass die einstige weiße Stadt schon so verkommen ist. Dieses Land muss es nicht noch erleben, vollkommen zerstört zu werden, oder? Und…“
„Schweig!“, donnerte die Stimme Androdins und der gesamte Raum schien einen Moment lang zu erzittern. „Setz dich wieder!“, fuhr der alte Mann ruhiger fort, doch Eran saß bereits wieder, nachdem er zusammengezuckt war.
„Dieses Land wird auch Xanthon den Ersten überstehen, selbst mit der Klinge der Könige in der Hand. Es ist ein Kreis, der niemals Enden wird, solange die Natur es will und noch ist die Zeit nicht gekommen, da es Enden wird. Wir werden nichts unternehmen und der Dinge harren, die auf uns zukommen. Er wird diesen Baum nicht erreichen und sollte es doch so sein, so wird er an uns scheitern, doch vorher, werden wir uns wie immer verhalten!“
„Aber wir können es verhindern!“, setzte Eran erneut an und senkte dann den Kopf, als die Härte aus den Augen Androdins nicht weichen wollte. „Dann geh ich allein und werde ihm die Klinge abnehmen.“
„Tu, was du nicht lassen kannst.“, sprach der Erzdruide und erhob sich langsam von seinem Platz, „Doch es sei dir hiermit verboten, den Raum des Teleports für diese Reise zu nutzen.“
„Aber…“, setzte der junge Druide an.
„Vielleicht, mein junger Freund, erkennst du auf deinem Weg durch die Natur, dass diese Reise vergebens sein wird. Möge sie dich stets begleiten. Und nun geh!“, Androdin wandte sich von dem jungen ab und ging zurück auf den Balkon. Dicke Nebelschwaden glänzten im Schein der untergehenden und wirkten wie das Chaos selbst, welches in letzter Zeit von diesem Land besitzt zu ergreifen scheint. Doch Ilfen würde es überleben, so wie der Baum der Nebel es immer tat
Geändert von Ardescion (16.10.2006 um 19:35 Uhr)
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„Nett, ich finde alte Männer ja toll die im Dunkeln mit ihrer Stirn den Weg leuchten können“
Mit einem sanften Lächeln witzelte der Graf herum als diese mysteriöse Erscheinung wieder verschwunden war, überrascht war er nicht wirklich, im Kastell gab es weitaus seltsamere Dinge als einen Kerl dessen Kopf in einem schicken Grün Ton blinkte. Den Rest dürstete entweder nach dem Wissen was dort in dem Schrein war oder sie überlegten was sie von dem Knacker halten sollten. NaShir entschied sich ebenfalls für das Erstere und untersuchte den Schrein näher, er sah nicht ungewöhnlich aus ein paar Runenzeichen schmückten die massiven Steinsäulen, schön wäre es jetzt wenn man das was dort stand verstehen würde. Sie hatten ein wenig Ähnlichkeit mit denen die überall in der großen Pyramide im Sumpf zu finden waren, an denen hatten er sich auch schon die Zähne ausgebissen und nur Bruchstücke der Texte erfahren. Das hier ergab aber selbst wenn man die identischen Zeichen las keinen Sinn. Vielleicht hatte es auch einfach keinen und es diente lediglich dekorativen Zwecken. Wie auch immer das ganze verwirrte den Adeligen nur noch mehr und sein Hunger wurde dadurch auch nicht besser. Just in diesem Moment rannte ein tierischer Weggenosse an dem Grafen vorbei, dieser packte das Wesen elegant am Schwanz und hielt es hoch. Zappelnd und fauchend wehrte sich das Ding, sah wie ein Frettchen aus. Es war sogar eines, viel Fleisch war nicht dran und auch ansonsten war es zu nichts gut. Trübselig stöhnte er über seine wertlose Entdeckung und warf den Fellball die Klippen runter, kurz darauf ertönte ein leises Platsch.
Scheinbar waren sie nicht mehr so weit vom Boden entfernt, wenn sie nur endlich weiter gehen würden ihm lief schon das Wasser im Munde zusammen wenn er nur einen saftigen Wildbraten dachte und einen erlesenen Wein. Aber diese Narren musste sich unbedingt noch mit unwichtigem Sachen beschäftigen, es war auch so unheimlich aufregend einen Schrein zu sehen aus dem ein alter Mann mit grün leuchtender Stirn verschwand. In Khorinis standen einige dieser Dinger rum und da hielt sich doch wohl keiner aus dem Zirkel auf, fast jeder hier wusste auch was Magie ist und alle bestaunen alte Männer die ein bisschen rumzaubern. Der wäre höchsten nützlich gewesen wenn er der Gruppe den Weg beschrieben oder ihnen überhaupt gesagt hätte wo sie waren, denn diese Frage brannte NaShir nun schon seid sie hier angekommen waren in der Seele und keiner konnte sie ihm beantworten, dieser Schrein gab auch keine Auskunft darüber. Sie konnten sich fragen wo Ardescion war, aber auch sie waren in gewisser Weise verschwunden. Stöhnend ließ er sich in eine Sitzposition nieder und blickte nach oben an die Decke, hier war eine verwitterte alte Malerei vorhanden, es war ein Baum dargestellt dessen Blüten leuchteten und kleine Nebelschwarten bildeten sich um ihn herum. Es fehlte einiges vielleicht war dort noch mehr zu sehen, wenn die restlichen Teile nicht so verschwommen gewesen wären. Dennoch vollkommen uninteressant er hatte es nicht so mit Kunst, das einzige was er malen konnte waren Strichmännchen mit lustigen Hüten.
Während er dort so saß wanderte sein Blick wieder zu Melaine irgendwie sah sie ja wahrlich anmutig aus, eine wunderschöne Frau. Wenn sie doch nur nicht so am Leben hängen würde, der Mensch lebt eigentlich so oder so nur um zu sterben. Denn egal wie er das Sein genoss und auslebte, irgendwann endet alles mit dem Tod ob man wollte oder nicht. Dennoch war die Dienerin Adanos ein reizendes Wesen, aber er konnte seine Liebe für Renata nicht einfach vergessen. Auch wenn er nicht wusste wo sie war geschweige denn ob sie überhaupt noch lebte, sein Herz schlug für sie und er konnte nicht einfach eine neue Frau lieben ... oder doch? Warum verspürte er überhaupt so was wie Moral, er war Graf und Schwarzmagier, ihm lag die Welt zu Füßen und er durfte sein Leben nicht von einer Frau bestimmen lassen. So langsam entstand ein innerer Zwist in ihm wovon er Kopfschmerzen bekam, weshalb er sein Haupt schüttelte und sich wieder erhob. Er wollte endlich weiter in zwischen brach schon wieder die Nacht herein und die Gruppe saß noch immer auf diesem Berg fest ohne Essen, ohne Trinken und ohne jeglichen Anhaltspunkt von Ardescions Aufenthaltsort. Während sie sich hier immer noch über die Erscheinung wunderten, konnte sein Meister in großer Gefahr sein und seinem Größenwahn freien Lauf lassen. Nur wollte er nichts sagen, nicht das ihn noch wer für einen Wichtigtuer hielt, er hieß schließlich nicht Ethea die ihre dominante Seite überall und jederzeit raushängen ließ. Dennoch wandte er sich spöttisch an die geistig abwesende dunkelhäutige, scheinbar war sie von der Erscheinung verängstigt.
„Jail?“
„…“
„Jail!“
„…“
„Jail was ist mit euch könntet ihr mit wohl Antwort geben, oder habt ihr etwa Angst vor alten Männern?“
Geändert von NaShir (16.10.2006 um 19:26 Uhr)
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Jails Gesichtszüge glichen einer steinernden Wand. Nur von Melaine angetrieben bewegte sie ihre Füße zögerlich nach vorne, wärend sie immer noch dahin stierte, wo vor Kurzem noch diese Gestalt stand. Es war aber weniger diese Gestalt, die sie so von der Rolle brachte, als mehr die Bilder, die fast nicht wahrnehmbar durch ihren Kopf zucketen und auf einmal verschwanden, als hätte es sie nie gegeben. Sie spürte die Hände der jungen Frau in ihrem Rücken, aber sie war nicht gewillt, noch einen Schritt weiter zu tun.
Sie realisierte mit keinem Fünkchen, was ihre Gefährten dort taten, bemerkte nicht, wie Nashir ihr potentielles Abendessen die Klippe hinunter beförderte, um es sich im Anschluß daran auf dem ach so bequemen Boden gemütlich zu machen.
„Jail?“, hörte sie jemanden sagen und schüttelte leicht den Kopf. Sie konnte sich wage daran erinnern, daß sie so hieß und das sie wohl gemeint war, aber es fehlter ihr an geordneten Gedanken, um die Stimme einer Person zuzuordnen. „Ich habe was gesehen“, sprach sie immer noch abwesend. Was genau und ob es sich um reale Dinge handelte, konnte Jail nicht sagen. Immer noch mit versteinertem Blick sah sie durch Sinistro und James hindurch, die in kleiner Entfernung vor ihr standen und wohl auf eine Erklärung warteten.
Der Kopf der jungen Frau fühlte sich an, als hätte sie die ganze Nacht und den ganzen Tag durchgesoffen. Ihr Geist schien benebelt und das Gehirn schwer wie eine Wassermelone. Würden sie jetzt die Dunkelhäutige für ihre bevorstehenden Äußerungen steinigen, wäre ihr das vollkommen egal. Immer noch stand sie dort, suchte nach Worten und begann schließlich zu sprechen.
„Ich habe Bilder gesehen, so wie damals, als ich die Klinge in den Händen hielt - Bilder, die ich nicht zu deuten weiß. Es war alles so verschwommen und neblig, aber ich meine, ich hätte Ardescion gesehen“, fuhr sie fort, wärend ihr Blick sich langsam wieder aufklarte. Sich zu Melaine umdrehend sprach sie weiter, schneller, schien sich zu überschlagen: „Es schien, als würde mein Blick für einen Moment rasend schnell über eine Landschaft gleiten, so daß ich nichts wirklich erkennen konnte. Dann aber sah ich eine Stadt - ich glaube, daß es eine Stadt war, wobei ich nicht sagen kann, ob es Khorinis war - aber ich glaube nicht. Mein Blick verweilte nur kurz dort, raste dann weiter, haftete erneut für einen kurzen Moment an - einem - ich weiß nicht, was das war. So viel Zeit blieb mir nicht, es näher zu betrachten“. Jail hustete kurz und fuhr fort: „Das nächste, was ich sah, war - es sah aus wie - ne - eher wie ein Haus - viele Hauser - kleine - ein Dorf vielleicht - Gesichter. --- Ich bin mir sicher, daß eines von denen dem Irr... Ardescion gehörte“. Jail verstummte, drehte sich langsam um und betrachtete diese Gesichter, die sie nun ungläubig ansahen. „Dann sah ich dieses seltsame Gestalt und fühlte mich ertappt - so, als hätte ich etwas Böses getan“.
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Der Priester hatte den Schrein versucht zu untersuchen, es aber aufgegeben, in dieser Gruppe konnte man Ruhe so gut finden wie in einem Hühnerstall, der soeben Besuch von einem Fuchs erhielt. Aber der Grünäugige war sich sicher, dass sich Jail diese Vision nicht nur eingebildet hatte, starke, alte Magie war hier am Werk und sie entlud sich auf einmal blitzartig, als der Magus seine Hand unbewusst auf eine der in den Schrein eingelassenen Runen legte.
„Insel… Schwert… Macht“, brannte sich in Sinistros Gehirn und er wusste plötzlich, dass der Weg nach Khorinis sicher nicht einfach würde- zumindest nicht, solange man keinen Teleportationsrune besaß. Ein Grinsen wanderte über das Gesicht des Priesters.
„So, falls ihr es wissen wollt“, der Lehrmeister zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich und die Gruppe wartete gespannt auf seine Ausführungen, „wir befinden uns hier nicht mehr auf Khorinis, doch handelt es sich hier auch nicht um das Festland, Wir wandern über eine Insel, die älter ist als die Götter, zumindest will sie uns das glauben machen.“ Und der Dämonenbeschwörer selber hatte keinen Augenblick Zweifel daran, dass diese Annahme der Wahrheit entsprach. Es gab so viele Dinge in der Sphäre Adanos’, die nie ein Mensch erkannt hat- und diese Sphäre war nur deshalb dem Gott des Ausgleichs zugeordnet, weil ihm ansonsten kein Platz mehr unter den Göttern sicher gewesen wäre.
„Und hier ist mächtige Magie am Werk, anders als das, was einige von euch bereits kennen. Ich weiß nur, dass KARhaBs und James magisches Talent besitzen, wie sich das mit euch anderen verhält ist mir nicht klar. Und ihr mögt denken, dass ihr hier seid, ohne einen Auftrag zu haben. Auch das stimmt nicht, sicherlich haben viele von euch das Bedürfnis, diesen komischen Kauz Ardescion zu retten. Aber falls er errettet werden soll, so wird es geschehen- falls es jedoch Beliars Wille ist, ihn zu sich zu holen, so werden wir zu spät kommen und den Magier nicht retten können. Das sollte euch Allen klar werden. Im Übrigen- mir ist bereits klar, weswegen ich in dieses Land kam. Zuallererst, weil es der Wille des Herrschers der Untersphäre war. Und womöglich sogar der Wille Adanos’“, bei den letzten Worten hatten sich die grünen Augen in das Gesicht der Wassermagierin gebohrt, durchdrangen ihren Blick und hafteten sich scheinbar an ihre hintere Schädeldecke. Melaine schüttelte sich kurz, ehe sie den Kopf beiseite drehen musste.
„Und der Weg zu Ardescion- nun, der führt durch diesen Schrein, durch die Nacht und vielleicht sogar durch die metamorphorische Hölle. Und überhaupt, du, der du dich Graf nennst- soeben ist mir eingefallen, woher ich dein Gesicht kenne. Du bist der Tierhändler aus dem Sumpf, zumindest warst du das einmal.“
Der Vergangenheitslose ließ es gar nicht zu, dass NaShir auch nur ein Wort erwidern konnte, er hatte sich zu James gebeugt und ihm kurz etwas ins Ohr geflüstert, ehe er nun endgültig weiter sprach, „Und Jail hat Recht, hier muss es Siedlungen geben, diese Insel ist nicht tot und hat vor, noch ein paar Tausend Jahre zu existieren. Egal, ob mit euch als Bewohner, Gästen oder sogar Leichen. Diese Insel kennt sich- und sie erwartet ihr Schicksal. Und wir wissen alle, wer ihr Schicksal in den nächsten Tagen mitbestimmen wird- sicherlich nicht die Wassermagierin und die Bürgerin. Aber haltet euch zurück, denn bevor wir in größere Gefahren kommen, so sollte doch klar sein, ob unsere Runen überhaupt noch funktionieren, ansonsten ständen wir bei einem Angriff doch ziemlich dumm da.“
Betroffen blickten nur ein paar der Augenpaare nach unten auf den Boden. Doch fand man Lösungen doch meist nicht zwischen Tür und Angel, noch weniger auf dem Boden eines Schreins.
„Und ja, wir sollten weitergehen, noch heute Nacht. Dunkel wird es sicher nicht werden, dazu beherrschen zu viele Magier hier den Lichtzauber. Und nur so schaffen wir es heute noch, eine Taverne oder ein Gasthaus zu erreichen. Im Übrigen wäre ich euch wirklich dankbar, wenn ihr zwischenzeitlich ein wenig ruhiger sein könnten, denn nur so bin ich in der Lage, mir Gedanken über unsere aussichtsreiche Situation zu machen und zu Lösungen zu kommen. Lösungen, die beinhalten könnten, diese Insel und Ardescion einfach sich selber zu überlassen.“
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Lehrling
Frat betrat ohne zu klopfen das Haus von Louise und Mark. Jene begrüßte ihn sogleich mit einem warmen Lächeln und dem Angebot, doch zum Abendessen zu bleiben. Der alte Mann nickte nur.
„Wo finde ich Mark? Und ist Mynerva schon hier?“, fragte er sogleich. Louise seufzte, als sie den Namen ihres Mannes hörte.
„Der alte Holzkopf befindet sich schon wieder in der Schmiede, obwohl er heute nicht arbeiten wollte. Er meinte es hilft ihm beim nachdenken. Ich schwöre dir, wenn ich ihn irgendwann nicht mehr liebe, brate ich ihm noch mal eins mit der Pfanne über und…“, Louise redete weiter und fing zugleich auch noch an, eine Pfanne aus dem Schrank zu kramen, doch statt damit in die benachbarte Schmiede zu laufen, landete diese mit einem leisen Knall auf dem Herd.
Frat ließ sie weiter in sich hinein brabbeln und stieg derweil die Treppe hinauf. Er würde schon selbst sehen müssen, ob Mynerva bereits da war, Louise würde sonst wahrscheinlich sein restliches Leben über ihren Mann reden und diese Zeit wollte er nicht verschwenden.
Die Tür zum Zimmer des jungen Mannes stand offen und eine alte Frau saß auf einem Hocker vor dem Bett. Ihre Haare waren bereits Grau und auf dem Rücken zu einem Zopf verflochten. Ihre Gesichtszüge und Augen hatten einen harten Ausdruck, der von den unendlich vielen Jahren kam, in denen sie nun schon Seherinnen, ausbildete. Früher einmal hatte sie für jedes Dorf der Umgebung die Lehrlinge übernommen, einfach nur deshalb, weil sie Freude dabei empfand, jungen Mädchen ein derartiges Handwerk beizubringen.
Doch in den letzten Jahren hatte sich zu diesem strengen Ausdruck, der seltener von einem Lachen unterbrochen wurde, obwohl sie noch immer so warm und freundlich mit den Menschen umging, ein Traurigkeit angelehnt, die jeden schmerzen ließ, wenn er in diese Augen blickte. Einmal hatte Frat sie gefragt, was passiert sei, doch sie hatte geschwiegen, ihn nur angeblickt und stumm die Antwort verlauten lassen, dass sie diese Frage niemals beantworten würde.
„Wie geht es ihm?“, fragte Frat und gesellte sich zu der alten Frau.
„Ich denke, Bera hat gute Arbeit geleistet. Wenn wir Glück haben, wird er morgen wieder aufwachen.“, antwortete sie und blickte ihn an. „Er erinnert mich an jemanden, Frat!“
„An wen?“, fragte der Dorfvorsteher leise. Er wusste die Antwort bereits, doch wollte er sie noch einmal aus ihrem Mund hören.
„Mit den kurzen Haaren, diesen Augen und wenn die Haut nicht so blass wäre, an Endrion. Fast so, als wäre er es selbst… oder vielleicht sein Sohn.“, sprach sie und strich dem schlafenden Mann mit der Hand übers Gesicht.
„Und wenn er es ist?“, fragte Frat leise.
„Mach dich nicht lächerlich, Druide. Selbst du weißt, dass er jetzt schon nicht mehr so jung aussehen könnte. Endrion ist vor fast genau sechzig Jahren verschwunden und er ist den Bund zum Druiden, damals mit dir, niemals eingegangen. Es kann nur ein Nachkomme sein. Sein Sohn, vielleicht aber auch sein Enkel.“, sprach sie ruhig und fügte dann hinzu, „aber er sieht ihm so unglaublich ähnlich.“
Frat nickte und schritt um das Bett herum zu dem Stab des jungen Mannes. „Wenigstens ist das nicht seiner!“, murmelte er und musterte das schwarze Ding. Goldene Linien durchzogen es und glänzen im Schein der Kerze, die auf dem kleinen Nachtschränkchen stand. Doch dann erweckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit.
Ein Schwert lehnte an dem kleinen Schränkchen, ein blauer Edelstein glänzte in dem Knauf.
„Warum wurde mir diese Klinge nicht gebracht?“, fragte er sich selbst laut und schüttelte den Kopf ob der Dummheit dieses Stallburschen.
„Weil Mark dagegen war.“, antwortete dennoch Mynerva und erhob sich von ihrem Holzhocker. Langsam ging sie um das Bett herum und gesellte sich zu ihm, den Blick auf das Schwert fixiert. „Er meinte, dass er mit dir darüber reden wollte. Und dafür kennt er dich zu gut, mein Lieber!“, ein wenig schien sich die alte Frau darüber zu amüsieren, doch was sie genau damit meinte, wollte sie wohl für sich behalten. Frat seufzte nur.
Plötzlich drangen laute Stimmen durch das Haus und eine Tür fiel wieder ins Schloss.
„Ich habe dir doch gesagt, Mark, dass ich das nicht will!“
„Louise, Schatz, ist Frat schon da!“
„Ja der Alte befindet sich oben und Mynerva auch. Wag es bloß nicht, da jetzt hoch zu gehen…. MARK!“
Frat grinste, es schien fast so, als würde gleich etwas gegen die Wand knallen, doch mitgehörter Scherbensturm blieb aus, stattdessen erschien Mark im Türrahmen und begrüßte die beiden Älteren freundlich.
„Tut mir Leid, sie scheint heute etwas gereizt. Ich glaube, sie hat ihre Tage!“, erklärte der Mann. Mynerva verdrehte die Augen und murmelte etwas unverständliches, was wie „Männer!“ klang, ehe sie die beiden alleine ließ. Frat grinste den, im Verhältnis zu ihm, jungen Mann kurz an und deutete dann auf die Klinge.
„Nun, Frat, sie gehört ihm. Es scheint ein magisches Artefakt zu sein. Steva berichtete, dass er Bilder gesehen hätte, von Schlachten und vielen anderen Dingen, als er die Klinge berührt hatte. Ich habe es selbst nicht ausprobiert, doch sehe ich sofort, dass sie nicht auf gewöhnliche Weise geschmiedet wurde.“, erklärte Mark und kam zu dem Dorfvorsteher rum.
„Das erklärt nicht, warum ich sie nicht erhalten habe!“
„Doch, sie gehört ihm. Ebenso wie die Steine, aber die scheinen wohl eher unbedeutend zu sein. Dieses wertvolle Stück hingegen sollte bei demjenigen bleiben, dem es gehört!“, sprach Mark vorsichtig, aber dennoch beharrlich, er würde Frat nicht mit der Klinge zusammen aus dem Haus gehen lassen.
Nun gut, dann gebe ich mich mit den Steinen zufrieden. Solange niemand ahnt, was es mit ihnen auf sich hat!, dachte er und wandte sich ruckartig zu dem Mann um, der plötzlich unter Stöhnen sich zu regen begann…
Ardescion
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Sinistro war zweifelsohne im Recht, was ihre Möglichkeiten betraf. Wollten sie tatsächlich Ardescion finden, so mussten sie zu aller Erst die nächste Ortschaft aufsuchen, die laut der Steinkarte im Tempel zu existieren schien – Jails Visionen stützten diese These.
NaShirs Verhalten hatte den Sinn des Barden zwar getrübt, doch KARhaBs war sich seiner Stellung bewusst: würden er, James, oder Sinistro die Nerven verlieren, solange man auf sie angewiesen war, konnte dies Gefahr für das Leben einiger Gruppenmitglieder bedeuten. Und so wenig sich der Hohe Schwarzmagier auch um das Leben der Bürgerin und Jails scherte, musste er sich doch ein gewisses Gefühl der Verantwortung eingestehen, auch wenn er dies im Verborgenen lassen würde.
In peinlich berührtem Schweigen machte sich die Gruppe wieder auf den Weg. Tatsächlich mussten sie dazu den Schrein durchqueren, um in einer Art Schlucht zu gelangen, die so eng war, dass nur zwei Personen sie nebeneinander durchschreiten konnten. Hier nahm die Geschwindigkeit des Windes noch zu und ließ ihre Gesichter, ob seiner Kälte taub werden.
Sinistro, James und KARhaBs hatten ihrerseits Lichtkugeln beschworen, die gleißend silbrig vor den Gefährten schwebten und den verharschten Gebirgspfad offenbarten.
Als sie eine Weile schweigend so gegangen waren und KARhaBs einen gewissen Zorn über die Schwäche Jails und Melaines in sich keimen spürte, ob ihrer gequälten Gesichtsausdrücke, fiel der Pfad durch die Schlucht auf einmal steil ab und bot den Reisenden einen Anblick von in den Fels geschlagenen Stufen. Sie waren verwittert und hier und da durch Frost aufgesprengt worden, das Ende dieser Treppe war nicht auszumachen, denn nun erreichten sie das Tal, welches noch immer im Nebel lag. KARhaBs wich von Nefays Seite, um an die Spitze des zum Stehen gekommenen Zuges zu gelangen. Konzentriert hielt er in seiner von blauen Funken umgebenen hand eine Rune, mit deren Hilfe er um seine eigene Lichtkugel ein Schattenläufer Skelett entstehen ließ, oder vielmehr aus den Sphären des Dunklen rief. Im Brustkorb des untoten Dieners pulsierte nun ein wenig gedämpft, doch noch immer hell das Licht des beschworenen kleinen Sterns.
Das Schattenläuferskelett setzte sich in Bewegung und hastete die Stufen hinab, wobei es den Nebel teilte, der wie etwas, das eine Mischung aus zähflüssiger und flüssigfester Materie zu bestehen schien. Als sich die Schwaden wieder schossen, ließen sie nur noch einen kleinen Lichtpunkt zurück, der erst immer kleiner Wurde, um schließlich fast verschwunden inne zu halten.
“Dort unten ist das Tal. Es ist nicht mehr weit und dort wird auch das Dorf liegen, das wir suchen.“ sagte KARhaBs als er wieder an der Seite Nefays war.
Schließlich erreichten sie den Fuß der Treppe und blickten nun auf ein Gelände, das dem Weidenplateau nicht unähnlich schien. Auch ein verwitterter Wegweiser war zu erkennen auf dessen Pfeilartigem Holzschild, welches in die Richtung zeigte, die sie ohnehin eingeschlagen hatten, stand: Selsa
Wahrscheinlich handelte es sich um den Namen des Ortes, von dem sie bereits einige wenige Lichtpunkte erkennen konnten.
Knochen lagen hier und da auf dem Pfad, der lange unbenutzt und mit Grasbüscheln bewachsen war. Scheinbar hatte vor einiger Zeit ein Kampf auf diesem Gebiet stattgefunden. Beim Gedanken daran stahl sich die linke Hand KARhaBs’ an dessen Gürtel und betastete seine dort angebrachten Runen. Dass ihre Magie hier funktionierte, wussten sie nun und KARhaBs dankte Beliar dafür.
Er sah kurz nach links zu Nefay, deren müder Blick auf die Lichter des Dorfes gerichtet war. Sie spürte seine Aufmerksamkeit und wandte sich ihrerseits um, doch bei dem Anblick ihres Antlitzes, das von ihrem durchgefrorenen Körper kündete, wandte sich KARhaBs an, obgleich er ein wenig näher zu ihr rückte.
Unterdessen kamen sie den Lampen Selsas immer näher…
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