[Olrik]

Es war der Tag des Aufbruchs. Die Pilger würden am heutigen Tage den Tunnel betreten. Am Vormittag hatten sie ihre Sachen gepackt und waren zum Tunnel aufgebrochen, der sie wieder auf die Ostseite der Insel führen würde.

Es würde ein schwerer Marsch werden, das fühlte Olrik, es würde ein dunkler Weg sein, nur die Fackeln, die sie in der Burg geholt hatten, würden ihnen den Weg leuchten...obwohl... vielleicht könnte ja eine Magierin oder einer der Novizen einen Lichtzauber wirken. Soviel er wusste, beschäftigte Faraday sich schon länger mit Lichtzaubern.
Ja, das könnte klappen. So hätten sie auch magisches Licht. Nur würde es gefährlich werden können, das wusste Olrik zu gut. Auf Khorinis gab es auch viele Höhlen. Und die wenigsten waren unbewohnt. Mal ein Haufen Banditen, mal ein paar stinkende Riesenratten, mal ein Schattenläufer...oder auch ein Schwarm Crawler. Sein ältester Bruder hatte sich mal in eine Höhle in den Bergen im Süden des Hofes gewagt, er wollte dort einem alten Minenarbeiter helfen. Er kehrte niemals mehr zurück. Da gab es Crawler und was für welche. Bestimmt sind sie auf ein Nest gestoßen. Das war der Grund auf seinen Hass gegenüber Crawlern. Niemals mehr würde er seinen Bruder sehen wegen diesen Bestien. Oh, wenn er kämpfen könnte, er würde jedem einzelnen die Zangen bei lebendigem Leibe aus dem Kopf reißen.

Aber seine Rachegedanken mussten warten. Denn sie erreichten den Zugang. Den Zugang...zum Tunnel.

[Rethus]

Alle hatten nach Handors letzter Frage die Köpfe gesenkt gehalten. Niemand wusste so genau, was nun eigentlich mit ihm war. Auf jeden Fall hockte er im Gefängnis. Aber sollte er in einer Massenzelle mit den anderen gelandet sein, dann konnte er genauso gut tot gewesen sein.
Als niemand antworten wollte, übernahm das Rethus…
„Er ist der einzige, der es nicht geschafft hatte“, erklärte der Glatzkopf niederschmetternd. „Es ist bedauerlich.“
Handor sah verblüfft und erschrocken zugleich auf.
„Er ist… tut mir leid“, reagierte der Ritter darauf.
„Nein“, antwortete der Schwarzgekleidete sofort darauf. „Nein, tot ist er nicht. Er sitzt im Knast von Stewark.“
„Und warum?“ Handor runzelte die Stirn. Er machte ein deutlich verständnisloses Gesicht.
„Es ist mehr oder weniger Zufall gewesen. Rekhyt wollte anscheinend den Beweis gegen Elster hier raus schaffen, was den Söldnern von Elster natürlich nicht entgangen war. Dennik rannte den Verfolgern von Rekhyt natürlich hinterher… und landete in der Falle der Stadtwache, als er die Mistkerle abhängen wollte. Scheinbar sitzen sie jetzt alle im Knast. Dass es ausgerechnet Dennik erwischt hat, muss völliger Zufall gewesen sein.“
„Und was habt ihr jetzt vor?“
„Na, wir werden einen Weg finden, ihn da raus zu holen… ähm, du kannst natürlich sofort aufbrechen, wenn du es eilig hast.“
„Nein“, erwiderte der Königstreue. „Keines Wegs. Ich bin zwar nicht dein Vater, aber wenn du Probleme hast und ich vor Ort bin, helfe ich gerne. Am besten, ihr versucht erst einmal zu Dennik Kontakt aufzunehmen. Ich warte solange hier auf euch.“ Er setzte nach dem Gesagten ein Lächeln auf.
„Danke“, reagierte der Glatzkopf darauf. „Damit wäre allerdings“ – und damit richtete er seine Aufmerksamkeit auf Hoffi, Cyrith und Djorak – „der Auftrag abgeschlossen. Wenn ihr mögt, könnt ihr gehen.“
Vielleicht würden sie sich aber auch anders entscheiden…