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Erleichterung fiel schlagartig auf Ptahs Gesicht. Lachend fiel er hinrücks über, wobei ihm ein Kiesel unangenehm in den Rücken drückte, so dass sein Lachen sich recht schnell in einen Ausruf von Schmerz überging.
"Ich schätze damit habt Ihr mich ordentlich dran gekriegt. Ich dachte wirklich Ihr hättet ihn liegen lassen.", sprach er schließlich, als Jaryvil ihn wieder aufgerichtet hatte. Kurz wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel, "Wahrscheinlich ist er bei Euch ohnehin besser aufgehoben, als bei mir. Würdet ihr ihn für mich aufbewahren, bis die Zeit gekommen ist? Ja das würdet Ihr, nicht wahr?"
Dann wurde sein Tonfall wieder ein wenig ernster: "Natürlich habe ich mein Versprechen nicht vergessen. Genau genommen haben wir seit ich den Gedanken geäußert habe, schon damit begonnen euer Problem anzugehen. Dieses Rätsel war weniger Willkür meinerseits, als Ihr vielleicht angenommen habt. Es war ein erster Schritt innerhalb euerer Magieausbildung und viele weitere werden noch folgen. Doch mit diesem ersten konntet Ihr mir zeigen, dass Ihr fähig seid Aufgaben zu lösen und euer Ziel trotz Rückschlägen nicht aus den Augen verliert."
Er gab Jaryvil einen Augenblick das Gesagte aufzunehmen, denn dieser schien von der jüngsten Wendung ein wenig überrollt, bis Ptah hinzufügt:
"Habt Ihr bis hierhin fragen?"
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Zuerst dachte er, Ptah würde rückwärts ins Wasser fallen, doch als er dann nicht ganz sanft auf dem Kies landete, war er schon ein bisschen erleichtert. Mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen ging er auf ihn zu, steckte den Schlüssel kurz ein, bevor er ihm dann auf die Beine half. Behutsam half er ihm um das Loch herum, dass die beiden trotz der kurzen Arbeitszeit beträchtlich groß angelegt hatten.
"Nein, wirklich nicht auch wenn ich dachte, ihr kommt wieder zurück zum Ufer habe ich ihn doch mitgenommen. Man weiß ja nie, stille Gewässer sind tief, nicht war?" Doch als er hörte, dass er diesen Gegenstand für Ptah aufheben sollte, wurde ihm etwas mulmig. Natürlich würde er es tun, doch falls trotzdem etwas passieren sollte und der Schlüssel wäre verschwunden? "Seid ihr sicher?" Sein Gegenüber nickte. "Gut, dann werde ich ihn aufbewahren. Fragt mich einfach danach, wenn ihr ihn braucht. Den Zeitpunkt werdet ihr kennen nicht ich."
Als sein Gegenüber ihm dann allerdings die nächsten Worte offenbarte, war er etwas.. baff. Nun ja, nicht vollkommen aber irgendwie doch schon ein bisschen. "Ihr meint, ihr .. also .. ihr wollt mich ausbilden?" Etwas verwirrt drein blickend ging er noch einmal diese Worte im Kopf durch. "Ich meine, klar ihr wolltet mir helfen.. aber so? Also ich will nicht ablehnen, ganz und gar nicht aber.. hm.. Ich rede zu viel. Na gut, ich weiß zwar nicht was ihr mit mir vorhabt, aber ich mache mit." Er hielt ihm die rechte Hand hin. "Danke. Achja.. meine ersten Fragen wären: Wann geht's los, was werde ich genau lernen? Sind dabei Äpfel im Spiel?" Grinsen.
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"Selbstverständlich sind dabei Äpfel im Spiel. Schließlich ist der Apfel eines der treffendsten Symbole für... Ich mache nur Spaß, Jaryvil. Jetzt schaut nicht so entgeistert."
Irgendwie hatte er ein gutes Gefühl bei dieser Sache. Der Schlüssel war bei Jaryvil in guten Händen, daran zweifelte er nicht und es würde in jedem Fall spannend werden, jemanden in Magie auszubilden, der bereits Vorkenntnisse hatte, die nicht auf konkreten Zaubern oder Schriftrollen beruhten, sondern einer Verbindung zu den Elementen selbst. Er war sehr gespannt, ob sich dadurch auch für ihn der ein oder andere neue Blickwinkel öffnen würde.
"Wie ich schon sagte, hat es bereits begonnen, aber da Ihr damit wohl nicht das Rätsellösen meintet, sondern eher magische Dinge, würde ich sagen, jetzt sofort, wenn Ihr möchtet. Beginnen würde ich dann wieder mal mit einer Frage. Ihr merkt schon ich mag Fragen. Lästige, kleine, Schall gewordene Quälgeister, die ich nicht länger mit mir herumtragen muss und so anderen aufbürden kann."
Innerlich lobte er selbst sich für das letzte Bild. Wie überaus passend.
"Was glaubt Ihr ist Magie?"
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"Das Fragenstellen liegt euch wohl besonders, hm?" Doch diese hier befasste sich mit dem Thema Magie, weshalb es ihm nur recht war, darüber zu reden und auch Dinge zu beantworten. Was ich glaube? Eigentlich war das schnell gesagt, hatte er doch schon immer eine genaue Ansicht dieses Themas gehabt.
"Ich glaube.." Er machte eine kurze Pause um sich noch einmal genau zu überlegen was er sagte. ".. dass die Magie, die magische Kraft eine Gabe ist, die nicht jedem zuteil wird. Entweder wir besitzen sie von Geburt an oder eben nicht. Ich glaube nicht, dass die Magie selbst ein Geschenk der Götter ist, denn soweit ich weiß, soll es Diener der Götter geben, die selbst keine Magie wirken können. Vielmehr sind sie es, die es uns ermöglichen, sie zu nutzen. Sie sind der Schlüssel zu unserer Magie und an ihnen liegt es, ob daraus Feuer oder Wasser, Erde oder Luft wird."
Alles in allem war er zufrieden mit seiner Antwort und glaubte auch, das diese sogar im Groben einer allgemeinen Theorie entsprach. Niemand wird das je genau wissen. Doch es ging nicht um Wissen sondern darum, was er glaubte und so nickte er und bedeutete Ptah damit, dass er fertig war.
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"Wenn das ist, woran Ihr glaubt, so ist es für Euch richtig. Meine Vorstellungen mögen teils davon abweichen, aber das tut im Augenblick nichts zur Sache.", entgegnete der Adept ruhig, während sein Blick über den Bergsee streifte, "Schön, bei jedem anderen würde ich nun mit den Grundlagen beginnen, aber Ihr stellt einen gewissen Spezialfall dar. Würdet Ihr mir zuerst beschreiben, was Ihr tut oder in Euch vorgeht, um euren Körper in Eis zu verwandeln? Vielleicht finden sich ja Parallelen zu dem Magiewirken wie ich es kenne. Wenn das der Fall ist, könnten wir damit vielleicht vieles abkürzen."
Seinen eigenen Körper zu Eis erstarren zu lassen. Ob es wehtat? Im brannten so viele Fragen über die Verwandlung auf der Seele, aber er würde sich zurückhalten müssen.
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Jaryvil unterstützte Ptahs Worte voll und ganz. Der Glauben sollte etwas frei gestaltbares sein und keinen Zwängen erliegen, vor allem wenn es um die Magie ging. "Bei jemandem anders? Heißt das, ich bin nicht der erste, dem ihr das alles erzählt, also nicht der erste, den ihr unterrichtet? Interessant." Ja, das war es wirklich, vielleicht kannte er ja den ein oder anderen noch aus Al Shedim? Doch nun war es an ihm, weitere Fragen zu beantworten und nicht, selbst welche zu stellen.
"Wie ich das mache? Hm.." Er überlegte einen Moment. "Ich kenne die Kraft in mir. Ich greife nach ihr, lasse sie in meinen Körper frei und wenn nötig lenke ich sie, wie ich es möchte." Das war auch der Grund dafür, den Teleport erlernen zu wollen, denn das schien dem Avatar am meisten zu ähneln. Zumindest von der Verwendung der Magie her. "Ich kann außerdem meine Magie aus meinem Körper heraus bewegen um mit ihr zu tasten und Magie zu fühlen. Also man kann sagen, ich weiß, wie ich sie bewege, erfühle, lenke." Ja, das war es, doch nur eines konnte er nicht. "Ich kann aber mit ihr nichts machen. Also nichts anderes als die eben genannten Dinge, meine ich." Der Avatar war mächtig, eindeutig, doch er wollte noch mehr mit dieser Kraft tun, ihr volles Ausmaß spüren.
Was Ptah wohl alles kann? Eine gute Frage, doch vorerst würde er warten müssen.
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"Nun gut. Ich war mir nicht sicher, ob die Vorgänge sich ähneln, aber scheinbar gibt es gewisse Überschneidungen... Im Nachhinein ist es auch einigermaßen logisch... immerhin ist die Kraft ja noch dieselbe, nur ihr Einsatzbereich ist verschieden. Trotzdem war es ein interessanter Einblick. Ich danke Euch dafür."
Er musterte Jaryvil eingehend. Ob er überhaupt eine Ausbildung durch ihn brauchte? Die kommende Tage würden es zeigen.
"Beginnen wir doch damit, was eigentlich ein Zauber ist. Ausgehend von dem, was Ihr vollbringt, wenn Ihr Euren Körper zu Eis verwandelt, was glaubt Ihr wäre notwendig, um... sagen wir mal die Kraft so zu manipulieren um damit einen Krug voll Wasser schweben zu lassen?"
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"Ich danke euch." Er lächelte ihm entgegen, konzentrierte seine Gedanken nun aber auf die nächste Frage. Davon ausgehend? Das wird nicht so leicht Im Grunde genommen war die Überlegung, wie man einen Gegenstand schweben lässt, gar nicht so einfach, doch von der Verwandlung auf diese Art der Magie zu kommen, war es im Gegensatz dazu schon. Zumindest für ihn.
"Also erst mal findet dieser Zauber außerhalb des Körpers statt und ich versuche nicht, den Krug zu verwandeln. Daraus würde ich folgern, dass es nicht wirklich darum geht, einen Gegenstand zu erfüllen, sondern zu umschließen oder festzuhalten." Er schloss kurz seine Augen, während seine Lippen stumme Wörter formten. In Gedanken spielte er durch, was er meinte. "Gemeinsam haben sie aber.. " Seine Lider schlugen auf. ".. dass ich auch so lange weiter Magie einfließen lassen muss, je länger ich etwas schweben lassen will oder aber je länger ich verwandelt sein möchte. Und ich denke mal, ein schwerer Gegenstand wird auch schwerer zu heben sein.. was allerdings bedeuten würde.. " Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "dass wohl proportionierte Personen schwerer zu verwandeln wären." Er begann zu lachen und stellte sich lebhaft vor, wie er mit Magie versuchte einen dicken Menschen hochzuheben. "Ja, so müsste es sein."
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Teilnahmslos lag der Dieb auf einer wackeligen Holzkonstruktion, die den Namen »Bett« wahrlich nicht verdient hatte. Getrennt wurde sein Körper vom morschen Holz nur durch eine unbequeme Matratze, die kein zusammenhängendes Gebilde darstellte, sondern nur als Kombination alter, abgenutzter Stoffe existierte.
Der Gauner beschwerte sich nicht. Seine momentane Schlafstätte war ohne Zweifel bequemer als der nackte Boden. Dafür war er bereits dankbar. Wenn er sich aber des nachts auf dem Polster hin- und herwälzte, stieß er gelegentlich einen Fluch in Richtung des Baumes, der sein »Fleisch« für jenes Gestell gegeben hatte, aus.
Sein Blick richtete sich apathisch gen Decke, durch deren viele Löcher und Ritzen winzige Lichtstrahlen scheu hindurchspähten und den Mann nicht der völligen Dunkelheit überließen (denn Fenster gab es nicht).
Der Gauner seufzte. Den ganzen Tag hatte er im Bett verbracht – lustlos, ziellos. Er wusste nichts mit sich anzufangen, er lebte nur in den Tag hinein. Ein gelegentlicher Diebstahl verhinderte, dass er verhungerte; das Besuchen der Arena, dass er endgültig dahinvegetierte und förmlich mit seinem Bett verwuchs; das Bier in der nächstbesten Kneipe, dass er eine leise Ahnung von dem, was man als Lust bezeichnete, verlor.
So kann es nicht weiter gehen, dachte er – nicht zum ersten mal. Doch bislang war dieser Gedanke nicht stark genug gewesen, sich auf die Handlung des Gauners auszuwirken. Der Dieb spürte allerdings, dass es bald eine Abzweigung in seinem Leben geben würde, an der er sich entscheiden müsste, ob er sterben oder leben wollte. Würde er seinen jetzigen Lebensstil beibehalten, wäre der Weg, den er dadurch nehmen würde, klar.
Fuck, das ist scheiße.
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Haris putze ganz gedanken verloren den Tisch.
Er dachte an zu Hause und daran was seine Eltern wohl gerade machen würden.
Doch er hatte kaum zeit den Gedanken zu ende zu bringen denn schon wollte irgent ein Fetter Vollbärtiger Typ ein Bier haben.
"ja ja, schon gut einen moment"
Haris schnappte sich einen Becher und füllte ihn mit dem Gewünschten Getränk.
"hier bitte sehr, wohl bekomms"
Wieder wittmete er sich dem Tisch, der eigentlich schon blitz blank war, doch er hatte Angst davor nichts anderes zu tuhen zu finden.
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29.08.2011 23:07
#351
Ankunft
Nach einer langen Reise hatten sie endlich Setarrif erreicht. "Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" fragte ein Wachmann, während Cocius den Planwagen zum stehen brachte. "Ich bin es, Cocius - der Händler aus Schwarzwasser. Und das hier ist Manon, meine Gehilfin..." antwortete der alte Mann höflich. Dann Wachmann sah an Cocius vorbei, musterte die junge Frau kurz und widmete sich dann wieder seinen Pflichten. "Ich muss deine Ware kontrollieren..." die Wache verschwand hinter dem Planwagen, und Cocius folgte ihm. Sie beredeten irgendwas, was Manon aber nicht verstand. Sie war ohnehin mehr damit beschäftigt, die Stadt zu bewundern, auch wenn man im Dunkeln nicht viel von ihr sah. Es schien eine helle Stadt zu sein, vielleicht aus weißem Stein und die Häuser schienen goldene Dächer zu haben - zumindest soweit, wie sie das vom Tor aus beurteilen konnte. "Es scheint alles in Ordnung zu sein mit deiner Ware, kannst also in die Stadt..." befahl der Wachmann. Dann tauchte auch schon Cocius mit einem Schriftstück auf, nahm neben der jungen Wächterin platz und setzte den Wagen langsam in Bewegung. Vorsichtig lenkte er den Planwagen quer durch die Stadt, während sich Manon neugierig umschaute. Sie konnte es kaum erwarten die Stadt bei Tageslicht zu sehen, als der Wagen erneut anhielt. "Wir sind da..." meinte Cocius nur und sprang vom Wagen. Manon kletterte ebenfalls hinunter und streckte sich erstmal ausgiebig. "Wo si...." wollte die junge Wächterin wissen, als plötzlich eine ältere Frau angelaufen kam und Cocius herzlich begrüßte. "Cocius, da bist du ja endlich. Wir haben schon sehnsüchtigst auf deine Ware gewartet...." Die Frau fiel Cocius um den Hals. "Pelena... schön dich wieder zu sehen! Das ist übrigens meine Gehilfin, Manon!" sagte er kurz und nickte in Manon´s Richtung. "Hallo..." grüsste Manon schüchtern. Pelena nickte nur kurz und widmete sich dann wieder dem alten Mann. "Ich hab den Schlüssel für den Lagerraum..." sagte Pelena beiläufig, während sie nach einer Kiste griff. Auch Cocius und Manon holten waren aus dem Wagen, und folgten der Frau, als Manon die Kiste runterfiel und einige der Waren auf dem Boden verteilten. "Ach Kindchen, pass doch auf..." maulte der alte Mann. "Entschuldige..." gab Manon leise zurück und suchte die Sachen zusammen, als ihr ein etwa zwei Meter großer, grauhäutiger Mann mit Söldnervisage und schwarzer Rüstung ein paar Gewürzdosen unter die Nase hielt. Erschrocken sah Manon zu ihm auf.
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Als Katan die weiten Augen des Mädchens sah, lächelte er beschwichtigend. Er wusste, dass ein Lächeln von ihm es kaum besser machen würde, aber etwas falsch machen konnte er damit auch nicht.
„Schon gut“, sagte er und hielt ihr weiterhin die Gewürzdosen hin. „Ich möchte helfen.“
Sie sah ihn an, ein Lächeln zuckte über ihre Lippen und sie griff nach den Dosen.
„Katan!“, rief plötzlich eine Frau, warf sich zwischen ihn und das junge Mädchen und schüttelte ihm so energisch die Hand, das man annehmen konnte, sie wollte ihm die Knochen brechen. Er hatte sie noch nie in seinem Leben gesehen. Verwundert sah er sie an. Sie dagegen stemmte nur die Arme in die Seiten, grinste und schüttelte den Kopf.
„Groß, dunkel, brummig, aber immer hilfsbereit“, sagte sie.
„Sollte ich Euch kennen?“, fragte Katan hilflos.
„Nein, solltet Ihr nicht“, entgegnete sie. „Ich habe nur schon von Euch gehört. Wie Ihr diese Plage Kessler losgeworden seid, eine Heldentat. Die Leute können wieder freier atmen, seid der Griesgram weg ist.“
„Oh, Kessler.“ Katan unterließ es, zuzugeben, dass Cain, nicht er, für Kesslers Verschwinden zuständig war. Der Grauhäutige hatte die meiste Zeit bewusstlos auf dem Fußboden liegend verbracht. Danach hatte er sich gefühlt, als musste er einen Kater auskurieren, nur, ohne getrunken zu haben.
Ein Mann warf ihm eine Kiste in die Arme, unter deren Last und Schwung er etwas in die Knie sackte, sich aber sofort wieder fing.
„Ich bin Cocius, das hier ist Pelena – und das hier, das ist Manon, meine Gehilfin“, sagte der Kistenwerfer freundlich und rekrutierte ihn somit zur Mitarbeit. „Ist noch viel auf dem Wagen und Ihr seid ein starker Mann. Helft uns doch. Noch zwei Hände mehr, dann geht die Arbeit schneller von der Hand.“
Katan zuckte mit den Schultern. Warum nicht. Die Gerüchte, dass jemand Victor verfolgte, hatten sich sowieso in Wohlbefinden aufgelöst, also bestand kein Grund, pünktlich zu ihrem Treffen in der Taverne zu sein.
Während er half, die gut verpackten Waren in das Lager zu tragen und dort so platzsparend wie möglich anzuordnen, beobachtete er seine Arbeitsgenossen. Pelena hatte kein Interesse am Schleppen, sie stand lieber an der Seite und verteilte Befehle wie ein Feldmarschall. Cocius war da schon anders, ein etwas zu fröhlich wirkender Mann, dessen wettergegerbtes Gesicht von ein paar längeren Geschichten erzählen könnte. Das interessanteste Bild gab wohl Manon ab, die als solche vorgestellte 'Gehilfin' Cocius'. Wer's glaubt. Das erste, was Katan gesehen hatte, war der Dolch in der Scheide an ihrer rechten Seite. Schutz war auf Reisen unerlässlich, aber ein Dolch? Zu klein, keine Waffe der ersten Wahl. Und ihre Finger, schlank und lang, perfekt dafür, in fremden Taschen zu verschwinden. Sie war geschickt, verschwendete keine Bewegung und Katan bekam den Eindruck, dass an ihr mehr dran war, als sich auf den ersten Blick zeigte.
Als die Waren vom Wagen im Lagerraum waren, sagte Cocius sehr zufrieden: „Und jetzt geht’s in die Taverne.“ Er sah Manon an, stuppste dann Katan gegen die Schulter. „Ihr kommt doch auch mit, Großer? In dieser Stadt um diese Uhrzeit, da kann man immer etwas Schutz gebrauchen.“
Abermals zuckte Katan mit den Schultern. Na dann.
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30.08.2011 00:15
#353
Cocius und Pelena liefen voraus und unterhielten sich angeregt über Gott und die Welt.
Katan und Manon folgten ihnen.
Die junge Wächterin beäugte diesen zwei Meter großen Kerl misstrauisch von der Seite. Sie traute ihm nicht und konnte nicht einmal sagen, warum?!
Sie hatte ein ungutes Gefühl...
Das vierer Gespann verließ das Händlerviertel und lief an einer Art Arena vorbei. Manon schaute neugierig in alle Richtungen, als der Trupp plötzlich vor einem Gebäude halt machte.
"So, da wären wir..." sagte der alte Mann vergnügt, der sich offensichtlich auf was zu trinken freute.
Pelena wollte gerade die Tür zur Taverne aufreissen, als von innen jemand heraus kam.
Es war Victor, der eilig aus der Kneipe stolperte und einfach an ihnen vorbei ging. Manon beobachtete ihn, wobei sich ihre Hände zu Fäusten ballten.
"Entschuldigt Leute, aber ich kann nicht mit rein, wegen den Eichhörnchen..." fing Manon an, wobei sie Cocius ansah und dann auf ihre Umhängetasche zeigte.
"Ich geh zum Wagen zurück und versorge die Pferde... Viel Spass noch..." wünschte sie den anderen, wartete
bis sie in der Taverne verschwunden waren und folgte dann Victor. Sie musste mehr über ihn heraus finden,
wenn sie ihm den Gar aus machen wollte....
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Katan betrat die Taverne mit den anderen, ließ sich aber schnell einen Grund einfallen, warum er gerade jetzt zurück zum Söldnerlager musste: dringender Wachwechsel. Er verließ die Taverne und eilte Victor hinterher – der, wenn der Söldner an sein Gesicht dachte, nicht sehr glücklich ausgesehen hatte. Wahrscheinlich, weil er versetzt worden war. Doch während er eilte, tat sich vor ihm ein ganz anderes Bild auf und er wurde langsamer und langsamer, bis er schließlich still stand.
Dort, an der Ecke, stand ein blondes Mädchen und sah um die Ecke. Sie trug die Tasche, die er eben noch an Manon gesehen hatte, also musste es sich um genau diese handeln. Das war definitiv nicht der Weg zurück zum Wagen, zu den Pferden. Das war der Weg, den Victor eingeschlagen hatte. Konnte das sein? Sie war doch heute erst hier angekommen. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie etwas mit Leuten wie Victor am Hut hatte. Nein, Katan konnte sie nicht verurteilen, bevor die Beweise eindeutig waren.
Manon verschwand um die Ecke und Katan nahm die Gelegenheit war, zu der Straßenecke aufzuschließen und seinerseits den Kopf zur Seite zu strecken. Dort sah er Manon, aber Victor befand sich zu weit im Dunkeln, als dass er ihn erkennen konnte.
Katan atmete tief ein und wieder aus, um einen Rhythmus zu kriegen, und ging hinaus auf die Straße. Er lauschte auf die Geräusche von Manons Schritten auf dem harten Boden und passte seine Schritte den ihren an, mit dem feinen Unterschied, dass er mit der Hacke aufkam und den Fuß abrollte, um das Geräusch seiner Stiefel zu dämpfen.
Nach ein paar Straßen war klar, dass Manon ihm folgte. Das beantwortete zwei Fragen auf sehr merkwürdige Weise. Victor war paranoid. Und er hatte Recht.
Katan beschleunigte seine Schritte und verschwand in den Schatten, die die Hausmauern warfen, um weniger aufzufallen. Manon hatte gerade wieder Halt gemacht, da kam er von hinten an sie heran, packte ihre rechte Hand und drehte sie ihr auf den Rücken, während er den linken Arm um ihren Hals legte und zudrückte. Manon schrie kurz und spitz auf, doch der Schrei brach ab, als er ihr die Kehle zupresste. Stattdessen biss sie ihm in den Arm.
Angewidert verzog Katan eine Miene und schlug mit der Stirn gegen ihren Hinterkopf. Während er zudrückte, wurde sie immer schlaffer in seinen Armen, da konnte sie sich wehren wie sie wollte – und wehren tat sie sich. Sie schlug mit den Beinen aus, versuchte, mit der linken Hand nach seinem Hals zu greifen, aber es war vergeblich und schließlich lag sie ohnmächtig in seinen Armen. Auf dieser hob er sie, damit es so aussah, als würde sie schlafen, und trug sie noch ein Stück weiter, denn zufällig hatte sie genau den Weg gefunden, den Katan auch vor kurzem gegangen war und eine wunderbare Entdeckung gemacht hatte: ein verfallenes, leerstehendes Haus, in das sich nicht einmal die Obdachlosen trauten, weil es aufgrund eines Mordes, der vor Jahren hier geschehen war, verflucht war. Perfekt.
Er trug das Mädchen hinein, schloss leise die Tür hinter sich und warf sie auf den länglichen Tisch. Die Tasche, die sich kurioserweise bewegte, nahm er ihr ab und legte sie in einer Ecke auf den Fußboden. Dann sah er sich in dem zweistöckigen, von Spinnenweben befallenen Gebäude um: nach etwas, mit dem er das Kind fesseln konnte. Was er fand, war kein Seil, es war Draht, und das ging auch.
Er wickelte den Draht um ihr Handgelenk und verband ihn mit dem Tischbein; dasselbe machte er mit Händen und Füßen, so dass sie ausgestreckt, die Arme und Beine gespreizt, auf der Holzplatte lag und langsam wieder zu sich kam. Als letztes nahm er ihr noch den Dolch ab, der in der Scheide steckte und beugte sich über sie.
„Wach auf, wach auf, mein Füchslein“, sagte er bedrohlich sanft, als sie ihre Augen langsam und verwirrt öffnete. Sie versuchte, sich zu bewegen, konnte es dank der Fesselung aber nicht. Da hatte Katan gute Arbeit gemacht, dazu beglückwünschte er sich.
„Zappel nicht so viel, der Draht schneidet dir in die Haut. Das tut weh“, sagte er, als würde es ihn interessieren. „Und jetzt erzähl mir doch mal, warum du Victor auf den Fersen warst.“
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30.08.2011 01:30
#355
Ihr Kopf brummte und sie hustete leicht, als sie die trockene, verstaubte Luft ein atmete.
Im ersten Augenblick begriff sie nicht einmal, was los war und schaute sich um, als ihre Erinnerung zurück kam.
Sie hatte Victor verfolgt, dann hatte sie jemand gepackt und nun lag sie hier, gefesselt an einen Tisch.
Panisch versuchte sie die drahtigen Fesseln los zu werden, indem sie wild daran herum zerrte.
Doch diese schnitten sich in ihre Hangelenke und hinterließen schmerzhafte, blutende Striemen.
Sie schluckte den Schmerz herunter, als ihr Blick auf Katan fiel, der über sie gebeugt da stand und sie anstarrte.
"Du verdammter Dreckskerl, an die Wölfe sollte man dich verfüttern..." giftete sie ihn an.
"Victor? Gehörst du ebenfalls zu seinen Leuten? Bist auch einer von denen, die gerne Frauen vergewaltigen, sie quälen und
dann zum krönenden Abschluss noch hinrichten? Oh, da hast du dich aber in beschissene Gesellschaft begeben..." brüllte sie ihn wütend an und versuchte sich noch einmal von den
Fesseln zu lösen, was unweigerlich dazu führte, dass ihre Handgelenke schmerzten.
Der Schmerz zuckte durch ihren ganzen Körper und sie gab den Widerstand auf.
Sie hatte Angst davor, was gleich passieren könnte. Wenn Katan ebenfalls so einer war, wie Victor...
Sie brachte den Gedanken nicht einmal zuende, stattdessen schrie sie. "Lass mich frei, du Mistkerl....
Ich schwörs dir, ich bring dich um, wenn du mich nicht sofort gehen lässt..."
Unbeeindruckt sah er sie an.
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„Aha“, sagte Katan und richtete sich auf. „Persönliche Rachegelüste. Und ich hatte mit einer spannenden Geschichte gerechnet. Dabei geht es nur um quälen und gequält werden. Wie ein niederer Instinkt deine Gedanken steuert. So viel Hass in einer so jungen Person. Und was für schmutzige Worte.“
Als er um den Tisch herum ging, versuchte sie, ihn mit ihren Augen zu verfolgen. Er spielte mit dem Dolch, den er ihr abgenommen hatte.
„Ich muss dich enttäuschen. Ich habe kein Interesse an deinem dürren Gestell. Du bist nur ein dummes, kleines Mädchen, das viel zu früh die Puppen weggelegt hat und stattdessen mit so etwas spielt.“ Er blieb neben ihr stehen und grinste. Dann ließ er rasch den Arm mit dem Dolch herabfahren, dessen Klinge sich krachend zwischen ihren Schenkeln in den Tisch grub.
„Weißt du, ich denke mir, ich hole einfach mal Victor hierher und frage ihn, was er so von einer Manon weiß, falls das überhaupt dein richtiger Name ist.“ Er zuckte lässig mit beiden Augenbrauen und machte ein paar Schritte rückwärts gen Tür. Dann fiel ihm etwas ein. Das durfte er nicht vergessen. Auf keinen Fall.
Er durchsuchte die Kochnische nach einem Tuch. Er fand eines. Es war etwas dreckig, aber für seine Zwecke geeignet. Wieder bei Manon drückte er ihre Zähne auseinander und stopfte ihr das Tuch in den Mund. So. Jetzt sollte sie wohl still sein. Und er konnte zu Victor gehen.
Katan wusste, wo Victor war, als er die Kühle des Abends betrat. So, wie er drauf war, würde er vor dem Söldnerlager stehen und sich beschweren. Doch niemand würde Katan gesehen haben, was Victor nicht glauben würde. Am Ende brachte er sich vielleicht selbst noch um, bevor Katan ihm die Botschaft und die junge Frau überbringen konnte.
Und wie erwartet stand Victor vor einer Wache und debattierte mit großer Geste. Katan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er den blonden Kerl dabei sah, wie er sich durch das Haar strich und immer wieder zum Himmel zeigte.
„Suchst du etwa mich?“, fragte Katan. Victor wirbelte herum. Seine Augen verzerrten sich vor Wut und Wahnsinn.
„Wo bist du gewesen?!“, brüllte er. „Ich habe ewig auf dich gewartet!“
„Gibt's hier ein Problem?“, fragte der Wächter, aber Katan winkte ab.
„Ich habe eine gute und schlechte Nachricht für dich, Victor. Die schlechte Nachricht ist, du wurdest tatsächlich verfolgt. Die Gute ist, ich habe das Persönchen eingefangen und gefesselt und du brauchst nur noch zu ihr zu gehen und mit ihr zu reden.“
„Ihr? Also, sie? Eine Frau?“, sagte Victor und stemmte die Arme in die Seiten.
„Ein Mädchen. Blond. Manon.“
In Victors Augen flammte das Erkennen auf.
„Gute Arbeit“, sagte er grinsend. Seine Wut war offensichtlich verflogen. Katan empfand das als irgendwie furchterregend. „Führ mich zu ihr.“
Und das tat er.
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30.08.2011 02:37
#357
Als Katan verschwunden war, versuchte sie mit der Zunge das Tuch aus ihrem Mund zudrücken.
Stück für Stück schob sich das Tuch heraus, bis es schlussendlich aus ihrem Mund fiel und auf ihrem Brustkorb liegen blieb.
Sie rang nach Luft, als sie plötzlich Geräusche hörte. Kam Katan schon wieder zurück?
Die Frage erübrigte sich als er mit Victor um die Ecke kam. "Na, schau mal einer... Wen haben wir da?" grinste Victor.
"Gute Arbeit! Du kannst gehen. Das hier geht dich nichts mehr an.." befahl er Katan über die Schulter blickend.
"Du hast mir nichts zu befehlen!" kam es aus dem Hintergrund. "Würdest du dann bitte hinaus gehen, dass ist eine
Sache zwischen Manon und mir..." gab Victor ruhig zurück. Manon schüttelte energisch den Kopf.
Katan verschwand um die Ecke....
"So, meine süße Manon. Da Hector nicht hier ist, um dich zu beschützen, gehörst du nun ganz mir.." sagte er und griff nach ihrem Dolch,
der noch zwischen ihren Schenkeln im Tisch steckte.
"Fahr zur Hölle..." schrie sie und zappelte panisch herum. "Du bist wie deine Mutter, kurz bevor ich ihr die Kehle aufgeschlitzt habe oder...
vor ein paar Wochen... deine Ersatzmutter... wie hieß sie noch gleich... ach ja, Helvia...
mit der ich mich erst vergnügt habe und sie dann anschließend schwerverletzt im Sumpf verrecken lassen hab...
Was wohl aus ihr geworden ist..." lachte er. "Du Schwein..." schrie Manon.
"Schweig..." befahl er und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Dann riss er ihr das Oberteil ihrer Lederrüstung auf und
versuchte sie zu küssen. Angewidert wandte sie sich ab, als sie glaubte irgendwas zu sehen...
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Es ging schnell. Die Klinge von Katans Schwert glitt diagonal durch Victors Rücken und trat am Bauch wieder aus. Victor verlor kein Wort. Ein Ächzen entrang sich seiner Kehle. Dann fiel er nach vorn, auf das Mädchen, und blieb so liegen. Katan fasste ihn an der Seite und warf ihn auf den Boden.
Es war zu viel gewesen. Victor hatte es übertrieben. Katan war keiner seiner Handlanger, die tatenlos zusahen, wie er sich gegen ihren Willen ein Mädchen nahm, ein Kind noch dazu. Er hätte alles mit ihr tun können. Aber nicht das.
Was sollte er jetzt mit Manon tun. Sie war ein Dorn in seinem Auge. Sie könnte ihn verraten. Die Leiche zeigen. Mit dem Finger auf Katan deuten. Er hatte ein Verbrechen begangen, als er sie entführt, gefesselt und einem Wahnsinnigen ausgeliefert hatte. Wenn er sie tötete, würde er dieses Verbrechen nicht um so vieles größer machen, als es der Mord an Victor ohnehin schon war.
Das Schwert voll Blut näherte er sich Manon und sah sie aus kalten Augen an. Wenn er grausam sein wollte, dann durfte er nicht denken. Die Opfer, egal wie unschuldig, durften ihm keine schlaflosen Nächte bereiten. Er durfte nicht um ihretwillen sein Leben aufs Spiel setzen. Und trotzdem tat er es.
Mit dem Dolch schnitt er die Drähte durch, mit denen Manon an den Tisch gefesselt war. Und dabei sprach er mit ihr.
„Ich habe dein Leben gerettet“, flüsterte er. „Ohne mich wäre dir Schlimmeres wiederfahren, als ich dir angetan habe. Erzähl niemandem von diesem Ort. Erzähl niemandem, was hier passiert ist. Lauf einfach und merk' dir nicht, wo du dich befunden hast. Aber vergiss meinen Namen nicht. Du schuldest mir was.“
Als er sie losgemacht hatte, trat er ein paar Schritte zurück und warf den Dolch auf den Tisch. Manon griff danach, holte ihre Tasche, ohne Katan aus den Augen zu lassen und mit dem Dolch auf ihn zu zielen. Ihre Arme sahen furchtbar aus.
Katan machte noch ein paar Schritte von ihr weg, ging in Richtung der Treppe, damit sie freien Durchgang zur Tür hatte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand sie durch diese und der Grauhäutige war mit dem Leichnam eines Mannes allein, den er als seinen Freund bezeichnet hatte – aber nur oberflächlich. Männer wie Victor, sie widerten ihn an. Er war sich sicher, dass es auch einen Schlag Mensch gab, der von Katan angewidert war. Aber das war nicht von Bedeutung. Wichtiger war, die Leiche auf die Schultern zu hieven und vorsichtig die Treppe zum Keller hinunter zu gehen. Dort buddelte er ein Loch in das weiche Erdreich, schaffte Victor hinein und vergrub ihn, so dass an seiner Stelle nur noch ein langer Hügel zu sehen war.
Seine Arbeit war getan. Es war an der Zeit, schlafen zu gehen.
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30.08.2011 17:07
#359
Manon hatte die Nacht im Planwagen verbracht, wo sie provisorisch ihre Wunden versorgt hatte – die kleine Beule auf dem Hinterkopf und die
Schnittwunden an den Handgelenken, die recht tief waren und sie dadurch ziemlich fiel Blut verloren hatte.
Aus Stoff und Leder, die sie in einer im Wagen stehengelassenen Kiste fand, bastelte sie sich zwei Druckverbände, um die Blutung zu stoppen. Zuvor hatte sie noch sich selbst und ihre
Kleidung vom ganzen Blut gereinigt.
Im Wagen saß sie dann die ganze Nacht und starrte imaginäre Löcher in die Plane. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken.
Denn sobald sie ihre Augen schloss, sah sie Katans Gesicht! Der eiskalte Blick mit der er sie bedachte und das flüstern, dass ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Ich habe dein Leben gerettet... Ohne mich wäre dir Schlimmeres wiederfahren, als ich dir angetan habe.
Erzähl niemandem von diesem Ort. Erzähl niemandem, was hier passiert ist. Lauf einfach und merk' dir nicht, wo du dich befunden hast.
Aber vergiss meinen Namen nicht. Du schuldest mir was....“ hallten seine Worte in ihrem Kopf nach.
Den Namen Katan würde sie bestimmt nicht mehr vergessen...
Als der Morgen hineinbrach und das geschäftliche Treiben im Händlerviertel los ging, kümmerte sich Manon um die Pferde.
Sie gab ihnen Wasser und Heu, als Cocius und Pelena auftauchten und offensichtlich ziemlich erleichtert wirkten,
Manon endlich gefunden zu haben. Denn sie erkundigten sich mehrfach, wo sie heute Nacht war und ob es ihr gut ging. Manon nickte nur.
Anschließend nahm Pelena die junge Wächterin mit und zeigte ihr, wo man Bücher finden konnte. Pelena handelte die Preise der Bücher geschickt herunter,
so das sie Manon nach kurzer Zeit einen ganzen Stapel voll Bücher über Schwerter, Schmiedekunst und was sie sonst noch gefunden hatte,
stolz präsentieren konnte. Die junge Wächterin schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte ratlos den Kopf.
Dann kam auch Cocius dazu, nachdem er seine Geschäfte soweit erledigt hatte und gemeinsam gingen sie zu Pelenas Haus in der
Oberstadt, wo die Gastgeberin gleich ein leckeres Mahl vorbereitete.
Eine Spezialität, wie Pelena ankündigte.
Manon war es einerlei, sie wollte ohnehin nur noch nachhause. Nach letzter Nacht hatte sie genug von Setarrif und sie wollte zurück nach Schwarzwasser.
Doch Cocius hatte gesagt, dass er hier noch ein paar Tage bleiben müsse und wenn sie nicht alleine zurück laufen wolle, dann müsste sie nun das beste aus dieser Situation machen.
Manon starrte nachdenklich aus dem Fenster. Hatte sie sich gestern noch auf eine Erkundungstour durch Setarrif gefreut...
„Das Essen ist fertig...“ rief Pelena plötzlich.
-
Mit verschränkten Armen lehnte er an der Tür und besah sich das spinnenwebenverhangene Chaos. Es war das Haus, in dem Victor gestorben war. Das perfekte Versteck. Denn Katan hatte eine Idee. Und für die brauchte er einen Ort der Abgeschiedenheit. Er hätte es besser gar nicht treffen können als mit diesem hässlichen Gebäude im Händlerviertel.
Den ersten Stock ließ er, wie er ihn gefunden hatte, doch mit dem zweiten beschäftigte er sich eingehender. Es gab zwei Räume: einen großen mit einem weiten Bett und einen kleinen, der durch ein rechteckiges Loch in der Wand zu betreten war. Außer dem Bett, einem Nachtschrank und einer Kommode mit mottenzerfressenen Kleidungsstücken gab es nichts zu finden. Es mussten bereits Plünderer da gewesen sein.
Ohne viel Aufhebens nahm er die Möbel mit Schieben, Zerren und Treten auseinander und verstaute ihre Überreste im Nebenraum. Als das getan war, ging er nach unten, drehte den Tisch um und zog ihn die Treppe hoch, um ihn im zweiten Stock aufzustellen und die Stühle um ihn herum zu verteilen. Sah alles gleich schon wohnlicher aus.
„Katan?“, rief es von unten herauf. Katan grinste. Er schlenderte die Treppe hinab, wobei er seine Hand am Geländer entlang gleiten ließ, und sah seine Söldnerkollegen Glasberg und Masuv dort stehen, wo viereckige Spuren im Staub von der Anwesenheit des Tisches kündeten.
Der dunkelhäutige Masuv hielt eine Flasche hoch, Glasberg hatte drei Kelche in den Händen.
„Du hast gesagt, wir sollen was zu saufen mitbringen“, sagte Masuv. „Erzähl mir nicht, wegen diesem Schrottplatz.“
„Ganz genau wegen diesem Schrottplatz“, erwiderte Katan.
Die beiden Männer sahen ihn zweifelnd an. Katan grinste und winkte sie nach oben. Trotz Katans Bemühungen, den Ort etwas aufzupeppen, sahen die Söldner nicht begeisterter aus.
„Das – hier – ist – eine – Bruch – bude“, sagte Masuv langsam und gedehnt, als hatte Katan einen Hirnschaden. Katan zog die Schultern hoch.
„Was hast du erwartet? Einen Palast?“, sagte er und setzte sich auf einen der Stühle. „Der Ort hier ist perfekt. Niemand wird herkommen, weil vor fünfzehn Jahren eine junge Frau getötet wurde und angeblich hier herumspukt. Wir haben das ganze Haus für uns.“
„Und einen Stinker im Keller“, sagte Glasberg träge. Katans Lächeln gefror.
„Rede nicht so von den Toten.“
„Hab's nicht so gemeint“, winkte Glasberg ab.
„Also.“ Masuv setzte sich zu Katan an den Tisch und stellte die Weinflasche darauf ab. „Wann drehen wir unser erstes Ding?“
„Du sagst das so, als täten irgendwas Verbotenes“, stellte Katan fest. „Damit eins klar ist, wir sind keine Verbrecher, nicht in Setarrif. Hier leben wir. Und wo man isst, da scheißt man nicht. Kapiert?“
„Klar“, sagte Masuv.
„Kapiert“, sagte Glasberg.
Katan lehnte sich in seinem Stuhl zurück, der Unheil verheißend knarrte.
„Wir werden nur die Gesetze ein wenig... dehnen.“
„Dehnen“, sagte Glasberg.
„Guter Plan“, sagte Masuv.
Geändert von Katan (30.08.2011 um 18:04 Uhr)
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