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    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Ein klein wenig Rache musste sein, ihn einige Male zurück ins Wasser zu schubsen, stellte sich da als das am schnellsten und einfachsten umzusetzende heraus. Und es war nicht zu gemein. Irgendwann ließ sie ihn dann auch herauskommen, man sollte es schließlich nicht übertreiben.
    "Nun, wenn du bis dahin nicht allzu gemein zu mir bist, darfst du bestimmt auch wieder mit zurückkommen.", entgegnete Leyla verführerisch schmunzelnd, während sie ihre nassen Sachen abstreifte und einfach nur auf den Boden fallen ließ. Bei der Luftfeuchtigkeit hier im Dschungel würden die trotz der Wärme nicht so schnell trocknen. "Und wenn doch, dann sollte ein Seemonster eher das Harmloseste sein, wovor du dich fürchten musst."
    Wahrscheinlicher war da wohl ein hinterhältiger Angriff irgendeines Greifvogels aus der Luft oder vielleicht irgendwelche fiesen Algen, die gern Jagd auf Menschen machten und sie auf hoher See folterten. Kopfschüttelnd setzte sie sich schließlich ins Gras und ließ sich kurz darauf auf den Rücken fallen. Thorwyn zurücklassen und gefährden, das war wohl ein schlechter Witz. Nicht nach den vergangen Wochen, da konnte er noch so gemein zu ihr sein, wie er wollte. Eher würde sie ihr Leben mehrfach riskieren, um ihn aus jeder erdenklichen Situation zu retten. Dass sie ohne ihn nicht mehr leben konnte, das wusste sie inzwischen schließlich nur zu gut.
    "Ich glaube, auf kurz oder lang muss ich mich auch mal nach neuen Sachen umsehen. Die alten sind auf Khorinis etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Durnir hat mich in Eulenform vor Widars Angriff gerettet und mir dabei mit den Klauen diese Verletzungen an den Schultern zugezogen. Mal wieder neue Narben, die eine Geschichte erzählen können...so wie deine."
    Lächeln, als der einst so geschundene und heute davon gezeichnete Oberkörper in ihr Blickfeld kam. So wie sie ihn liebte.

  2. Beiträge anzeigen #42
    Legende Avatar von Katan
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    Katan ist offline
    Seit einer Weile waren sie in östlicher Richtung unterwegs. Katan hatte im Gefühl, dass es diese Richtung war, in die er gehen musste, um ultimativ in Setarrif zu landen. Die Gegend, zuerst Laub und Bäume, moosbewachsene Felsen und lange Ranken, verwandelte sich langsam in harten Stein. Wenn er sich richtig erinnerte, musste bald eine Brücke auftauchen, die sie über eine ausgedehnte Bucht trug.
    Namora verschwand gelegentlich und Katan machte sich keine Sorgen. Sie fand ihren Weg immer zu ihm zurück. Dabei sprachen sie nicht viel, nicht über die üblichen Nützlichkeiten des Lebens hinaus, in denen es um das Wetter, Hunger und 'Lass das' ging. Wie sich herausstellte, war das Mädchen zwar eine geborene Jägerin, aber im Umgang mit dem Essen nach der Jagd nicht geschult. Was sie fing, aß sie roh, und Katan quittierte es mit einem „Das ist doch nicht gesund“.
    Der Angriff kam, als der Hüne innehielt und in der Ferne die Geräusche des Meeres zu hören meinte. Es war kein Monster, keine Kreatur, die ihr Nest bewachte; es waren Menschen, vier Menschen. Und Namora war nirgends zu sehen. Rasch griff Katan nach seinem Schwert, wurde aber von einem der Männer unterbrochen, der: „Das lässt du besser bleiben, du Halunke!“ schrie.
    Halunke?, fragte sich Katan, ließ von dem Knauf seiner Waffe ab und hob die Hände. Er hatte keine Chance bei dieser Überzahl. Worauf seine Lehrmeister ihn auch immer vorbeiretet hatten, es war kein Kampf mit suizidalem Hintergedanken gewesen.
    „Ganz ruhig“, sagte er.
    „Halt die Schnauze“, sagte sein Gegenüber, offenbar der Rädelsführer. Katan zuckte nur mit den Augenbrauen, gab zu verstehen, dass er seinerseits verstanden hatte, und hielt den Mund. Banditen, die einem im Hinterhalt auflauerten, widersprach man lieber nicht.
    „Und was machen wir jetzt mit ihm?“, wollte ein anderer wissen.
    „Was schon?“, sagte der Rädelsführer. „Er ist ein Halunke, sieh dir nur seine Fresse an.“
    „Ich bin kein Halunke“, sagte Katan.
    „Halt die Schnauze“, sagte der Rädelsführer. „Du wolltest uns überfallen.“
    „Ich wollte euch nicht überfallen. Ihr habt mich überfallen.“
    „Wir haben dich überfallen?“, fragte ein dritter.
    „Du hast uns überfallen“, sagte der Rädelsführer. „Und jetzt halt die Schnauze. Ist Geld auf deinen Kopf ausgesetzt?“
    Katan hielt die Schnauze.
    „Daran würden wir uns erinnern“, sagte der zweite. „Ich meine, schau dir die Visage an. Wenn wir die schon mal gesehen hätten...“
    „Wo er Recht hat“, murmelte Katan und rollte mit den Augen.
    „Halt die Schnauze“, sagten drei im Gleichklang. Der vierte blieb nach wie vor stumm.
    „Ihr guten Leute“, versuchte Katan es erneut, „hier liegt eine Verwechslung vor. Auf meinen Kopf ist kein Gold ausgesetzt und ich hatte nicht vor, irgendjemanden zu überfallen.“
    „Du wolltest uns überfallen“, sagte der Rädelsführer. Er schien ein Problem damit zu haben, von seiner Meinung abzurücken, und der Grauhäutige wusste bei Leibe nicht, wie er ihm dabei unter die Arme greifen sollte. Mehr als reden konnte er nicht.
    „Hast du mal in den Spiegel gesehen?“, fragte der Zweite. „Kein Bild des Vertrauens, das sag ich dir.“
    Jetzt reichte es aber mal...
    „Ich bin kein Halunke. Ihr seid die Halunken!“, rief Katan wütend.
    „Wir sind keine Halunken!“, riefen drei der Männer zurück. „Wir sind Reisende!“
    „Ich auch!“
    „Wir haben uns verlaufen!“
    „Ich nicht.“ Er wusste genau, wohin er wollte.
    Einen Moment lang starrten sie Katan an, als hatten sie es mit einem Geist zu tun. Dann sahen sie einander an, schienen darüber abzustimmen, ob es sich tatsächlich um einen Geist handelte und wenn ja, um einen gefährlichen, und sie schienen zu dem Entschluss zu gelangen, dass ihnen der Geist lieber war, den sie kannten.
    „Kein Halunke?“, fragte der Rädelsführer noch einmal.
    „Und das ist kein Trick?“, fragte der Zweite.
    „Ganz sicher?“, fragte der Dritte.
    „Kein Halunke. Kein Trick. Und ganz sicher“, bestätigte Katan.
    Man stellte sich vor, doch der Grauhäutige behielt es sich vor, die Namen der einzelnen sofort wieder zu vergessen und bei Rädelsführer, Zwei, Drei und Vier zu bleiben, da ihm das in gewisser Weise einfacher erschien. Gemeinsam entschieden sie, dass es an der Zeit war, ein Lager aufzuschlagen, und gemeinsam taten sie es.
    Von Namora war nichts zu sehen.

  3. Beiträge anzeigen #43
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    Hiroga ist offline
    Es waren zwar nicht gerade wenige Worte die sie da an ihn richtete, doch es warne noch viel mehr die aufeinmal zu wilden Fragen und Überlegungen geformt, verwirrt herumschwirrend in seinem Kopf auftauchten.
    Schwanger? Also doch!
    Aber von we-, setzte er in Gedanken an, bis sein Hirn viel zu langsam begriff was hier eigentlich los war. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er etwas damit zu tun hatte, dass er die Ursache gewesen war. Es war immer so fern und unwirklich gewesen. Die Zeiten mit den anderen Frauen, bevor er Freiya begegnet war, hatte er stets nie einen Gedanken daran verschwendet. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er nicht von diesem Thema verschont blieb. Und erst jetzt wurde ihm ebenso klar, welch intime Bürde sie beide geteilt hatten.
    "Du... du warst schwanger von mir?", es kostete ihn wahrlich einiges an Zeit gänzlich zu begreifen, was all das bedeutete. Immerhin war die Schöpfung Innos' in ihr herangewachsen und er war der Grund dafür... er! Um ein Haar wäre er Vater geworden!
    Schwein gehabt!, dachte er bei sich und verpasste sich im selben Augenblick für seine irrsinnigen Gedanken eine Ohrfeige.
    "Gekämpft? Äh... ja... du ... du hast großartig gekämpft. Ich hab nicht alles gesehen, natürlich, war' ja beschäftigt aber... doch... du hast's dem Kerl gezeigt, das sagt alles. Du bist wahrlich eine gute Kämpferin geworden!", lobte er sie und versuchte verzweifelt seine Gedanken auf dieses Thema zu konzentrieren, doch wieder scheiterte er.
    "Wir hätten fast ein Kind-?", seine Stimme versagte, seine Gedanken spielten verrückt und irgendwie hatte er das Gefühl als würde ihn dieses ganze Chaos tatsächlich aus den Latschen-
    Ein dumpfes Geräusch ertönte, als er seitlich vom Sattel kippte und unsanft auf dem Boden landete.

  4. Beiträge anzeigen #44
    Legende Avatar von Katan
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    Katan ist offline
    Katan schritt durch den Morast. Es war bereits dunkel und während er an den wippenden Baumwipfeln vorbei in den sternenlosen Himmel starrte, fragte er sich, ob es jemals wieder Tag werden würde. Oder ob ihm ein weiterer Sonnenaufgang beschieden sein sollte. Das bezweifelte er. Für das, was er tun würde, brauchte er kein Sonnenlicht. Nie wieder. Und dennoch erwischte er sich bei dem tief empfunden Wunsch, noch einmal einen wärmenden Strahl der glühenden Himmelsscheibe auf seinem Gesicht zu spüren.
    Da kam ihm in den Sinn: Alle wichtigen Dinge ereignen sich des Nachts, jene gespenstischen Begebenheiten, über die der Tag so leicht hinwegzutäuschen vermag. Nichts ist dem Zufall überlassen, wenn es dunkelt. Das Schicksal liebt die Finsternis. Und das dachte er, während er die letzten Schritte tat: dass die Helligkeit des Tages der Schwere des Augenblicks einen Abbruch getan hätte, dass es dunkel, dass es nachts sein musste, um den Moment zu würdigen, der von langer Hand geplant war.
    „Ich bin bereit“, sagte Kialar.
    „Ich auch“, sagte Fross.


    Katan öffnete die Augen und erinnerte sich nur stückhaft an den Inhalt seines Traumes. Der junge Feuerbursche war darin vorgekommen, und der riesige Nordmarer mit dem feuerroten Haar. Sie waren an einem Ort gewesen, dessen Erinnerung Katan für einen Moment zittern machte. Irgendetwas war schiefgegangen. Und wenn er genauer darüber nachdachte, wusste er, was es war. Nicht nur sich selbst war er einige Antworten schuldig, er hoffte auch, den jungen Sandmann wiederzusehen und seine Schuld bei ihm abzutragen, wenn dies auch eine Schuld war, die der Kerl sich selbst durch Dummheit und Leichtgläubigkeit auf die Schultern geladen hatte; für diese Schuld würde Katan die Verantwortung übernehmen, damit er es nicht musste, dieser Jungspund, denn der Grauhäutige wusste nicht, ob die Wahrheit ihn stärken oder ob sie ihn brechen würde. Einmal gebrochen, gab es kein Zurück mehr, keine Berufung. Katan, der sich sonst um keinen Menschen auf dieser Welt scherte, fühlte sich schuldig, als ob er es gewesen war, der... als ob er ihm diesen Gedanken in den Kopf gepflanzt hatte, diesen dämlichen Heroismus.
    „Kannst nicht schlafen?“, fragte Drei, der Wache hatte, während die anderen selig schnarchten.
    „Doch“, entgegnete Katan. „Bis jetzt.“
    Drei blickte beflissen drein. „Habe ich zu laut gefurzt? Konnte ja keiner ahnen, dass...“
    „Nein, nein.“ Katan winkte ab. „Ich will es nicht wissen.“
    Schweigen trat ein. Katan starrte auf das Schwert, das neben seiner Lagerstatt lag und fragte sich, wohin Namora sich verzogen hatte. Bestimmt hockte sie irgendwo herum und schlief, träumte vielleicht von etwas Schönem, einem rohen Fisch zum Beispiel, den sie in einem breiten, tief laufenden Fluss gefangen hatte.
    „Was machst du?“, fiel Drei ihm in seine Gedanken.
    „Nichts“, sagte Katan. „Ich sitze.“
    „Ich meine, was machst du beruflich.“
    „Oh.“ Katan nickte. „Ich bin Söldner.“
    „In wessen Diensten?“
    „In niemandes, aber im Geiste in General Lees.“
    „Das dachte ich mir“, sagte Drei. „Jedenfalls den Söldnerteil. Du weißt schon, du hast so eine...“ Er benutzte den Zeigefinger, um einen Kreis um sein Gesicht anzudeuten.
    „... eine Söldnervisage?“, beendete Katan den Satz.
    Drei zuckte mit den Schultern und nickte. Der Grauhäutige entschied, weiterzuschlafen.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Wie habe ich das vermisst, dachte Thorwyn, als er erwachte und die Wärme von Leylas Körper spürte, irgendwo draußen in der Natur, umgeben von Bäumen an einem See und vollkommen ungestört. Man fühlte sich, als gäbe es kein Übel auf der Welt, als würde einem diese voll und ganz gehören und nicht schaden können. Wilde Tiere gab es, doch waren die selten und ließen sich durch ein Feuer abschrecken, so dass man höchst selten auf Magie oder Waffengewalt angewiesen war.
    Leyla regte sich und schien langsam aufstehen zu wollen, doch der Jäger wollte sie jetzt nicht hergeben, hatte er doch das gemeinsame morgendliche Aufwachen viel zu lange entbehren müssen, und so umklammerte er sie noch etwas fester und vergrub schläfrig das Gesicht in ihrem von blondem Haar bedeckten Nacken.
    „Wir müssten mal wieder jagen gehen“, murmelte er nach einer Weile, damit sie nicht ungeduldig wurde. „Damit du dich richtig satt essen kannst, außerdem brauchen wir irgendwas, um neue Kleidung zu bezahlen. Eine Rieseneule … was du für Sachen machst.“ Thorwyn gähnte und schaffte es schließlich, die Augen zu öffnen, um sich anschließend halb auf Leyla zu wälzen und ihr einen Kuss geben zu können. „Guten Morgen“, lächelte er nun und richtete sich auf. Ein Bad in dem kalten Wasser, das aus den Bergen herunterkam, hätte sicher in Rekordzeit seine Lebensgeister geweckt, aber darauf verzichtete er lieber, schlüpfte stattdessen in seine Sachen und ging zu dem Wasserfall hinüber, um einer spontanen Vermutung auf den Grund zu gehen.
    Konzentriert versuchte er, einen Blick dahinter zu werfen, allerdings war das nur schwer möglich, ohne dabei nass zu werden, so dass der Jäger sich erst einmal mit einem groben Eindruck begnügte. „In Geschichten gibt es hinter Wasserfällen immer Höhlen mit Schätzen“, erklärte er bei seiner Rückkehr. „Ich habe es nicht genau gesehen, aber ich glaube, da könnte wirklich eine Höhle sein. Vielleicht kam das Wasser früher mal dort lang und nicht über den Wasserfall wie jetzt. Könnte einen Blick wert sein … später.“

  6. Beiträge anzeigen #46
    Provinzheldin Avatar von Namora
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    Namora ist offline
    Namora hatte nicht wirklich eine Ahnung davon, wo sie der Fremde, welcher auf den Namen Katan hörte sie hinführen würde. Bruchstückhaft hatte sie die Worte Söldner und Setarrif gehört, doch konnte sie nicht wirklich viel damit anfangen. Stets mit etwas Abstand folgte sie leise Katan und verschwand hin und wieder im Wald, der neben dem Pfad verlief, es fiel ihr schwer sich auf freiem Gelände zu bewegen, da sie sich dort verletzlich und ungeschützt fühlte. Sie hatte mit den Jahren eine starke Bindung zu dem schützenden Geflecht aus Bäumen und Gestrüpp entwickelt. Der Weg schlängelte sich durch eine schön anzublickende Gegend und auch das Wetter schon ihr Freund zu sein, da sie von Regen und sonstigen Angriffen von Oben verschohnt blieben.
    Langsam wurde her Himmel rot und Schatten legten sich um alles herum, bis schließlich die Nacht hereinbrach und Namora lief nun auf gleicher Höhe mit dem Grauhäutigen, jedoch immernoch im schützenden Wald und außerhalb seiner Sicht.
    Als sie jedoch Laute vernahm, welche unmissverständlich menschlich waren und nicht von ihrem Begleiter herrührten blieb sie abrupt stehen und versteckte sich hinter einem größeren Gestrüpp mit dichtem Blätterwerk. Es waren vier männliche Wesen, welche nun Katan gegenüberstanden und misstrauen schwang in ihren Stimmen mit. Die junge Frau entschied sich dort nicht einzumischen und weiter im Verborgenen zu bleiben, bis Katan seinen weg fortsetzte. Er hatte sie als Jägerin eingestellt und nicht als Leibwache. Außerdem sah er nach ihrer Einschätzung nicht danach aus, als würde er sich im Notfall nicht selbst verteidigen können.
    Vorsichtig kletterte Namora einen Baum am Rande des kleinen Waldes hinauf und ließ sich auf einem der dickeren Äste nieder, der von dicht gewachsenen Blättern verdeckt wurde. Sie würde einfach warten, bis Katan sich von den anderen Menschen getrennt hatte und ihm dann wieder folgen. So lange würde sie warten und die in ihren Augen zu große Ansammlung von Menschen beobachten. Die Gruppe hatte inzwischen ein Feuer entzündet, was Namora nicht wirklich glücklicher machte. Als kleines Mädchen hatte sie auch jeden Abend im Wald ein Feuer gemacht um die größeren Tiere von sich fern zu halten. Doch hatte sie mit der Zeit auf oft schmerzhafte Weise erfahren, dass es eher das Gegenteil mit sich brachte. So hatte sie schon vor sehr langer Zeit aufgegeben Feuer zu machen und betrachtete die Gruppe nun mit wachsender Skepsis. Menschen wussten nicht mit der Wildniss die sie umgab umzugehen. Sie überlebten nur im Rudel bei den Sitten, die sie an den Tag legten.
    Die junge Frau machte es sich auf ihrem Ast bequem, schloss jedoch nur ein Auge, denn das andere hielt stets die Umgebung und die Menschenansammlung im Blick. Sie sah, dass Katan sich niederlegte und eine Weile zu schlafen schien, bis er sich wieder aufsetzte und ein Gespräch mit einem der anderen Männern begann. Dann schließlich schief sie auch für wenige Momente ein, so erschien es ihr jedenfalls. Als sie wieder erwachte war es gerade dabei wieder hell zu werden und Namora sah, wie Katan gerade seine Sachen packte und schließlich das Lager verließ.
    Namora schwang sich gekonnt von ihrem Schlafplatz hinab und folgte ihm schließlich wieder auf gleicher Höhe im Wald. Als sie nach einer Stunde sicher war, dass sie weit genug weg von dieser seltsamen Gruppe waren verließ sie geduckt ihren sicheren Weg und näherte sich ihrem Reisegefährten, bis sie wieder dicht hinter ihm war. Das Gestapfte seiner Stiefel schien ihr im Gegensatz zu ihren Bewegungen unendlich laut.
    "Menschen sind ein seltsames Volk" sagte sie schließlich leise und schritt neben Katan, wärend sie ihre meist leicht gebeugte Haltung aufgab und versuchte die Gangart ihres Begleiters nachzuahmen. Sie streckte ihren Rücken durch und fühlte sich nach einer Weile, als hätte sie einen Stock im Hintern, der ihr bis zum Halso ging. Doch sie würde sich wohl auch daran gewöhnen müssen. Seltsame Welt.
    "Wohin gehen wir?" fragte sie Katan und sah ihn dabei ohne Scheu und neugierig an. Es war wie ein Kampf, der in Namora tobte. Zum einen wollte sie mehr von der Welt erfahren, als der sie vor so langer Zeit gestoßen wurde und zum anderen hatte sie Angst vor dem, was sie erwartete. In Gedanken versunken griff sie unter die Fetzen, die sie Kleidung nannte und holte etwas golden glänzendes herzvor. Es war ein kleines Amulett, welches sie noch nie abgelegt hatte. Es war das einzige, was sie noch von ihrem früheren Leben besaß. Es war, wenn sie sich richtig erinnerte der Gott Innos, welcher darauf abgebildet war und sie hatte es von ihrer Mutter geschenkt bekommen, kurz bevor der schreckliche Überfall geschen war.
    Für Namora hatte diese Kette nur einen symbolischen Wert und sie rieb sich gedankenverloren zwischen ihren Fingern, bevor sie sie schließlich wieder wegsteckte und ihre Aufmerksamkeit auf das richtete, was sie noch erwarten würde.

  7. Beiträge anzeigen #47
    Legende Avatar von Katan
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    Katan ist offline
    „Menschen sind kein seltsames Volk“, sagte Katan barsch. „Ein Krieg folgt auf den nächsten, ein Tod auf den anderen. Wir befinden uns in einem ewigen Kreislauf der Rache und nicht einmal du, mein Spätzchen, bist davon ausgeschlossen. Ein solches Volk ist nicht seltsam, es ist dämlich. Und wo wir hingehen, das ist die Stadt Setarrif. Dort werden wir uns darum kümmern, dass du menschliche Züge annimmst.“
    Aus dem Augenwinkel erkannte Katan, dass Namora mit etwas herumspielte. Das Etwas glänzte im Licht des Tages und der Grauhäutige musste sich schon schwer wundern, wenn das nicht irgendein edles Metall war, das dort schimmerte. Er streckte die Hand zu ihr aus, ohne sie anzusehen.
    „Zeig mal her“, verlangte er, und sie kam seiner forschen Bitte nach. Tatsache. In seiner Hand lag Gold, kein Zweifel, ein goldenes Amulett. Das konnte man gut verkaufen, es brauchte nur einen Händler mit einem guten Auge. Katan war ohnehin knapp bei Kasse, da kam ihm einen Finanzspritze gerade recht. Allerdings würde er das Geld nicht für sich selbst ausgeben, sondern in das Kind investieren, das neben ihm einher ging.
    Namora hielt die Hände auf, in Erwartung, dass sie das Amulett zurückbekam. Stattdessen steckte der Söldner es ein.
    „Was...“, brachte sie hervor und Katan unterbrach sie.
    „Das ist nichts für kleine Mädchen“, sagte er. „Ich werde es für dich aufbewahren und dann werden wir mal sehen, ob wir es nicht zu Geld machen können. Davon können wir Kleidung für dich kaufen und einen Kamm, um deine Mähne in den Griff zu kriegen.“ Er griff ihr in die Haare, ließ sie wieder los. „So kannst du in Setarrif nicht herumlaufen.“
    „Gib es wieder her“, wollte sie und in ihrer Stimme lag keine Furcht; sie war fest und klar. Beinahe hätte Katan laut gelacht. Sie fing besser bald an, sich vor ihm zu fürchten, noch war Zeit dazu. Später, wenn ihre Schicksale unwiderruflich miteinander verbunden sein würden, würde es zu spät sein, um über seine Absichten nachzudenken.
    „Ich gebe es nicht wieder her“, sagte er. „Ich habe dir gesagt, was wir damit tun. Wenn wir fertig sind, kannst du ein Buch schreiben. Titel: Mein Weg in die Selbstständigkeit.

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    Provinzheldin Avatar von Namora
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    Namora ist offline
    Namora hatte ihre Augen zu Schitzen verengt und sah ihren Begleiter direkt an, alsob ihre BLicke ihm unsägliche Schmerzen zubereiten könnten. Er hatte ihr alles genommen, was sie noch von ihrer Vergangenheit hatte und dies auchnoch mit solch einer Selbstverständlichkeit, als würde sie ihm gehören. Was für ein Mensch war dieser Katan, der so seltsam aussah mit seiner grauen Haut und seinem Gesicht, welches meist kaum irgendwelche Emotionen zeigte?
    Nun gut, auch fragte sich die junge Frau, wieso sie ihre Vergangenheit so gut hinter sich gelassen hatte und nur an diesem wertlosen Gegenstand hing, der nur einen kleinen, persönlichen Wert für sie besaß. Sollte er doch dieses Ding behalten, wenn es ihn glücklich machte. Die Frage, welche nun eher durch ihren Kopf schoss, war was er damit meinte, dass sie so nicht in Setarrif rumlaufen konnte? Was stimmte mit ihr denn nicht? Nachdenklich sah sie an sich herab, konnte aber nichts entwecken, was sie so seltsam erscheinen ließ. Sie hatte Kleidung an ihrem Körper und ihre Haare waren auch nicht so schlimm, dass sie seinen Kommentar nachvollziehen konnte.
    "Was ist ein Kamm?" fragte sie schließlich neugierig und blickte wieder zu ihrem Begleiter, welcher das Amulett in eine seiner Taschen verschwinden ließ. Ihre Gedankengänge wurden jedoch unterbrochen, als sie langsam aber sicher auf ein Steingebilde zugingen, welches sich vor ihnen auf dem Weg abzeichnete. Namora erinnerte sich wage daran, dass es sich hierbei um eine Brücke handeln musste. Sie war aus dunklem Stein gebaut und recht schmucklos gehalten. Dafür schien sie sehr stabil gebaut und als sie sie schließlich betraten, konnte Namora einige kleine Ornamente sehen, welche auf manche der Steinplatten auf dem Boden geritzt waren. Ob dies nun von den Erbauern herrührte oder von gelangweilten Wanderern wusste sie nicht genau, aber sie war froh, als sie sie schließlich hinter sich gelassen hatten.
    Doch es dauerte nicht lange und die Schritte der jungen Frau wurden langsamer und endeten nach wenigen Metern ganz.
    Das Gebiet, welches sich nun vor ihnen erstreckte behagte ihr garnicht und sie betrachtete es mit wachsender skepsis und auch einwenig Angst. Nirgends konnte sie auch nur einen Baum erkennen, nur toter Stein und Sand. Auch die Luft stank furchtbar, wenn ihnen eine Windböhe entgegenwirbelte.
    "Müssen wir hier lang?" fragte sie schließlich Katan und sah ihn voller Sorge und als dieser nur nickte und unbeirrt weiterlief folgte Namora ihm ohne Wiederworte. Nur ein leises "keine Bäume.." wurde vom übelriechenden Wind davongetragen. Die Reise versprach immer unheimlicher zu werden.

  9. Beiträge anzeigen #49
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Etwas war anders als früher und dabei handelte es sich nicht um das fehlende Meeresrauschen in ihrem Ohr und den etwas harten Untergrund, der mit dem Sand am Strand nicht annähernd konkurrieren konnte. Nein, etwas an ihrem Geliebten war anders. Er war sehr zeitig aufgewacht und hatte sich nicht nur zu einigen ermunternden Spielereien mit ihrem Körper hinreißen lassen, sondern hatte auch einige Worte geäußert, die durchaus Interesse in ihr weckten. Und schließlich war er auch freiwillig aufgestanden, um seiner Idee nachzugehen und festzustellen, dass sich hinter diesem Wasserfall womöglich tatsächlich eine Höhle befand.
    Nun war die Zeit inzwischen vorangeschritten und Leyla fühlte sich fit genug, seine morgigen Worte nochmals zu überdenken. Fit im Sinne von ausgeschlafen, halbwegs gesättigt und zufrieden mit der Gesamtsituation als solche. Im Vergleich zu Khorinis war das hier auf jeden Fall eine Steigerung um unzählige Prozente, sowohl was die Schlafgewohnheiten, als auch das persönliche Umfeld anging. Hier fühlte sie sich nämlich wohl.
    "Lass uns noch mal über die Sache mit der Höhle hinter dem Wasserfall sprechen.", begann die Blonde und streckte sich dabei noch einmal genüsslich, ehe sie sich Thorwyn zuwandte. "Wie hast du dir das vorgestellt? Schauen, ob tatsächlich eine Höhle da ist und dann weiter überlegen, oder sofort alles darauf setzen, dass die Höhle wirklich existiert, und mitsamt Ausrüstung irgendwie dort hinein gelangen? Wenn letzteres...hast du auch schon eine schlaue Idee, wie wir hinein gelangen, ohne komplett durchnässt zu werden? Also mal davon abgesehen, dass meine Sachen von gestern sowieso noch nicht wirklich trocken sind..."
    Aber immerhin trockener, als nach dem halb unfreiwilligen Bad. Halb, weil sie einen gewissen Gefallen an dieser Überraschung gefunden und sich voll bekleidet gar nicht mal so unwohl im Wasser gefühlt hatte. Und das Entkleiden hinterher hatte auch irgendwie seine Reize gehabt...

  10. Beiträge anzeigen #50
    Legende Avatar von Katan
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    Katan ist offline
    Katan konnte Namora verstehen. So sehr er die Sümpfe von Tooshoo hasste, weil es eben Sümpfe waren, musste sie sie lieben, die sie in ihnen aufgewachsen war. Die Gegend, die sie jetzt betrachten, waren das genaue Gegenteil: Stein und Felsen und der beißende Gestank von Schwefel hing in der Luft wie eine unsichtbare, giftige Wolke. Der Grauhäutige konnte nicht behaupten, dass ihm behaglicher war als ihr. Auch er betrat diesen Ort zum ersten Mal, auch er wusste nicht, was sie erwartete. Er dachte nicht viel darüber nach.
    Einen Moment später wurden sie von einer Kreatur angegriffen, die Katan von Khorinis her kannte: ein Feuerwaran. Er wusste, diese Wesen waren nicht zwingend aggressiv, aber dieses Exemplar schien es darauf angelegt zu haben. Eines seiner Augen war von einem Schwert oder einem anderen Schneidegerät geschlossen worden, und er sah deutlich Spuren des Kampfes auf seiner ledrigen Reptilienhaut. Das tat dem Feueratem der Kreatur keinen Abbruch. Gerade, als es sich mit seinen Flammen auf Namora stürzte, packte der grauhäutige Söldner das Mädchen um die Schultern und zog sie ruckartig mit sich fort. Dann ließ er von ihr ab, schubste sie zur Seite und zog sein Schwert.
    „Dann wollen wir doch mal sehen“, sagte er, während er die Waffe vor sich hielt und dem Waran in das eine gesunde Auge starrte. „Wollen wir sehen, aus welchem Holz du geschnitzt bist.“
    Der Feuerwaran gab ein seltsam krächzendes Geräusch von sich, als Katan in Kampfeshaltung um ihn herumschritt, vorsichtig, ein Fuß nach dem anderen. Nicht einen Moment ließ der Söldner den Blick von seinem tierischen Gegner abschweifen, keinen Moment verwendete er darauf, sich um Namoras Sicherheit zu sorgen. Das musste warten. Wer jetzt in Gefahr war, das war er.
    Der Feuerwaran sprang nach vorn, hob eine Kralle und haschte nach Katans Unterbauch. Der Mann machte zwei schnelle Schritte, fast einen Hüpfer, zurück und schlug seinerseits zu, schlitzte die dicke Haut des Reptils auf, das jaulte, aber nicht geschlagen war und keinesfalls bereit, zu fliehen. Abermals nutzte das Tier sein Feuer, um Katan zu verbrennen, doch wieder wich er aus, so, wie es ihm beigebracht worden war, so, wie er es in jedem Kampf zu tun pflegte. Mit einer schnellen Bewegung fuhr die Klingen nach unten und in den Hals des geschwächten Wesens und beendete sein Leben nachdrücklich und endgültig. Der Feuerwaran zischte eine kleine Flamme, fiel auf die Flanke und blieb reglos liegen.
    „Ein Kamm“, sagte Katan plötzlich und drehte sich zu Namora um, „ist ein Gegenstand mit stumpfen Zacken. Man benutzt ihn, um seine Haare ordentlich zu halten.“ Dann zeigte er auf das tote Reptil. „Du bist Jägerin. Nimm den Waran aus, wir wollen ihn über einem Feuer braten und unseren Proviant aufstocken. Na los.“
    Geändert von Katan (11.07.2011 um 16:11 Uhr)

  11. Beiträge anzeigen #51
    Provinzheldin Avatar von Namora
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    Namora ist offline
    Schon jetzt mochte die junge Frau dieses Gebiet nicht! Erst diese blöden Steine und vorallem dieser Sand, welcher bei jedem Windstoß zwischen den Zähnen knirschte, und dann die begegnung mit diesem Biest, welches Namora entfernt an einen Waran erinnerte. Doch die Farbe war nicht die gleiche und auch, dass er Feuer spuckte machte ihn nicht wirklich sympatischer!
    Nachdem jedoch Katan seine Schwertkunst unter Beweis gestellt hatte, wärend Namora nur mit gezücktem Dolch im Hintergrund kniete und auf einen nicht eintretenden Moment wartete, näherte sie sich nun vorsichtig und in gebückter Haltung diesem Monstrum. Aus der Nähe betrachtet schien er wirklich mit einem Waran verwandt zu sein. Namora hatte erst einmal einen Waran erlegt und da war sie in ihrem Revier gewesen, mit Bäumen und den Fallen, welche sie vorher aufgestellt hatte. Das hellrote Blut der Bestie lief aus der offenen Halswunde auf den staubigen Boden. Der Waran selbst bewegte sich nichtmehr und nachdem Namora zum Test ein paar mal mit ihrem Dolch auf das Tier eingestochen hatte, machte sie sich beruhigt und mit gekonnten Schnitten daran, das Tier zu zerlegen um an sein Fleisch zu kommen. Mit geübter Hand führte sie ihr Messer durch Fleisch und Sehnen, an den Knochen vorbei, bis sie ein paar ansehnliche Stücke Fleisch aus ihm herausgeschnitten hatte. Neugierig schnitt sie sich ein kleines Stück davon an und nahm es in den Mund um nachdenklich darauf herumzukauen.
    "Waran" sagte sie schließlich wissend und schnuckte das rohe Stück Fleisch herunter. Danach packte sie es in das Leder ein, welches sie von dem Waran heruntergeschnitten hatte und gesellte sich zu Katan, welcher dabei war aus trockenen Holzstücken, welche er zusammengesammelt hatte ein kleines Feuer zu machen.
    " Feuer ist nicht gut..." sagte sie schließlich mit mahnendem Blick "Es lockt Tiere an" beendete sie den Satz und setzte sich mit respektablem Abstand zu Feuer hin und stellte das in Leder eingepackte Fleisch neben sich ab, wärend sie ihren Dolch an den Fetzen ihrer Kleidung reinigte und wieder an sein versteck hinter ihren Haaren, am Nacken verschwinden ließ.
    Neugierig beobachtete sie die Bemühungen ihres Begleiters, dass Feuer zu entzünden, welches auch kurze Zeit später loderte. Namora erhob sich und gab das rohe Fleisch Katan in die Hand, damit er damit nach seinem eigenen Willen handhaben konnte. Danach entfernte sie sich wieder vom Feuer und ließ sich an einem Felsen nieder um Katan bei seiner Tätigkeit zu beobachten.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    „Hm“, erwiderte Thorwyn gedankenverloren, während sein Blick immer noch auf der sich streckenden und dann irgendetwas erzählenden Leyla ruhte. Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass die Geliebte nicht nur zu sprechen aufgehört hatte, sondern ihn auch erwartungsvoll ansah. Verwirrt blinzelte er und rief sich ihre letzten Worte, die er nur halb aufgenommen hatte, noch einmal ins Gedächtnis. Was musste sie ihn auch so ablenken?
    „Oh, äh, ja“, sagte der Jäger, der sich über dieses Problem auch schon Gedanken gemacht hatte. „Ich meine, ich hätte da schon eine Idee … siehst du den Baum da?“ Er deutete auf ein stämmiges Exemplar, das direkt am Ufer neben dem Wasserfall wuchs. „Ich habe mir gedacht, dass du vielleicht einen der Äste mit Magie verändern könntest, so dass er sich in eine andere Richtung verbiegt. An der Felswand und hinter dem Wasserfall entlang, so dass wir uns daran entlanghangeln können und in die Höhle kommen. Etwas nass werden wir dabei zwar auch, aber das dürfte sich noch in Grenzen halten, das Gepäck kann man auch relativ problemlos mitnehmen. Ich bin vorhin schon mal dorthin geschwommen und habe einen Blick in die Höhle geworfen, es ist auf jeden Fall eine da, aber ich konnte nicht erkennen, wie groß die ist.“
    Nachdenklich rieb sich Thorwyn das Kinn. Was erwartete er eigentlich von dieser Höhle? Auch für ihn selbst war die Frage nicht so leicht zu beantworten, denn mit richtigen Schätzen rechnete er in Wirklichkeit nicht. Trotzdem konnte es dort irgendetwas Interessantes geben, und sei es nur eine verrostete Spitzhacke, die eine kleine Geschichte erzählte. Je nach der tatsächlichen Größe des Hohlraums war aber auch wesentlich mehr drin – vor allem, wenn sich wirklich einmal der Fluss seinen Weg durch diesen Fels gebahnt hatte oder hier eine richtige Mine gewesen war. Und Abwechslung war ohnehin immer gut, und mit gefährlichen Monstern war mitten im Berg, wo es kaum Nahrung gab, ebenfalls nicht unbedingt zu rechnen. „Ja, das wäre der Plan. Licht kannst du mit Magie ja auch machen, oder? Dann brauchen wir keine Fackeln.“

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    Legende Avatar von Katan
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    „Der Geruch des Essens hat mich angelockt“, sagte der Mann mit größer Ehrlichkeit in der Stimme. „Ich dachte mir, vielleicht hat ein Feuerwaran da jemanden... ich meine natürlich, etwas gebraten. Konnte ja keiner wissen, dass zu dem Feuer ein stattlicher Herr und eine schöne junge Frau gehören.“ Der Mann deutete eine Verbeugung an und Katan hätte ihn am liebsten geschlagen. Dieser Grad an Hochmut und falscher Bescheidenheit war zu viel für ihn. Wenn er wenigstens so offen gewesen wäre und gesagt hätte, ein Halunke mit einer Söldnervisage und ein Mädchen, das aussieht, als hätte es zehn Jahre seines Lebens in einem Fischernetz gehangen... aber so war ihm kaum zu vertrauen.
    Die Hände des Mannes grabschten nach dem Essen, das Katan über dem Feuer gebraten hatte, und der Grauhäutige schlug seine Hand weg. Namora beäugte ihn misstrauisch.
    „Ich habe dich nicht eingeladen“, sagte Katan und machte eine grimmige Miene.
    „Das ist aber unhöflich“, sagte der Mann. Der Söldner versuchte ihn einzuschätzen. Er sah nach keinem Beruf aus, der ihm bekannt war, von der Gesellschaftsschicht gesprochen sicher Mittelklasse, es war an ihm nichts Besonderes.
    „Ist es nicht“, entgegnete Katan. Er deutete auf Namora. „Sie ist eine Prinzessin und ich bin ihr königlicher Leibwächter.“ Der Mann lachte. Katan verzog das Gesicht zu einer harten, bösen Grimasse. „Willst du mich einen Lügner nennen?“
    Abwehrend hob der Kerl beide Hände, winkte ab. „Keinesfalls.“
    „Dann ist ja gut.“ Der Grauhäutige riskierte einen Blick auf Namora. Sie sah nach Dolch aus. Da setzte der Mann sich zu ihm ans Feuer und sagte: „Ihr seid auf dem Weg Richtung Setarrif, ich bin auf dem Weg Richtung Setarrif. Ich wüsste nicht, warum wir nicht zusammen gehen sollten.“
    „Mir fällt da eine Menge ein“, sagte Katan, und zwar der, dass er ihn nicht dabei haben wollte. Das war Grund genug, ihm sich hier selbst zu überlassen. Außerdem wusste er nicht, wie Namora auf einen weiteren Mitreisenden reagieren würde, insbesondere jetzt, in dieser Situation, die es ihr nicht erlaubte, sich auf einen Baum zu flüchten, seit sie die Brücke hinter sich gelassen hatten.
    Katan biss in ein Stück Fleisch und konnte nicht anders, als Namora anerkennend zuzunicken. Sie hatte wirklich die besten Teile aus dem Waran geschnitten.
    „Sehr gut“, sagte er, um ihren plötzlichen Besucher zu ärgern. „So gut habe ich schon seit Tagen nicht mehr gegessen. Könnte etwas Würze vertragen, aber im Leben kann man nicht alles haben.“
    „Vielleicht wärt Ihr so gütig...“, sagte er und betrachtete das Stück Fleisch.
    „Ich bin es nicht“, erwiderte Katan. Der Mann war ihm nicht geheuer, das war es, schlicht und einfach. Jedesmal, da er den Mund aufmachte, wollte Katan ihn gewaltsam schließen. Sollte er bloß die Klappe halten. Und sollte er sich von Namora fernhalten, die er gelegentlich anstarrte, als war auch sie ein Stück Fleisch.
    Katan holte ein Stück Leder heraus und wickelte etwas von dem Waranfleisch darin ein, für später; dann stand er auf und klopfte sich den Staub von Hose und Stiefeln.
    „Komm, Namora, wir gehen.“
    In der Ferne sah er etwas, das wie eine grüne Wand aussah. Und er hoffte, dass der Fremde ihnen nicht folgen würde.
    Doch er folgte ihnen.
    Schließlich musste er in dieselbe Richtung.

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    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    "Du meinst also, ich kleines, abgemagertes und über Wochen vernachlässigtes Mädchen müsste mal wieder die große Heldin spielen und uns beide retten, damit wir nicht weiter tatenlos hier herumsitzen müssen? Eigentlich haben mir all diese Zärtlichkeiten nach so langer Abstinenz sehr viel Freue bereitet..." Währenddessen schmiegte sie sich, noch unbekleidet, ganz dicht an Thorwyn heran und ließ ihre Fingerspitzen sanft über seine ebenfalls noch unbedeckten Hautpartien gleiten. "Nun...weißt du?" Genüsslich küsste sie ihn. "Ich würde es mit Vergnügen tun!"
    Schmunzelnd ließ die Ovates von ihm ab und schnappte sich ihre feuchte Kleidung, um sie überzustreifen, auch wenn sie wusste, dass sie nur so an ihr kleben würde. Und ein neues Oberteil würde sie wirklich bald brauchen, wenn sie ihre äußeren Werte nicht beeinträchtigen wollte. Dann schritt sie zu den Bäumen hinüber.
    "Bist du..." Sie strich zart über die Rinde des zuvor benannten Baumes und ließ dabei ihre Magie in ihn fließen. "...inzwischen eigentlich..." Wellenartig gelangte sie bis in den am brauchbarsten hängenden Ast. "...so stark..." Dort ließ sie einen ersten jungen Trieb wachsen. "...dass du..." Langsam verlängerte der sich in Richtung des Sees und darüber hinweg, immer am Fels entlang bis hinter den Wasserfall. "...mich schwaches Mädchen..." Nun verstärkte sie ihre Bemühungen noch einmal und ließ des Ast dicker werden, sodass er ihr beider Gewicht tragen konnte. "...in die Höhle tragen kannst?"
    Erwartungsvoll drein blickend löste Leyla sich wieder von dem Baum und hob ihren Bogen sowie ein paar Kleinigkeiten auf, die sie noch in ihren Taschen verstauen konnte, ehe es losgehen sollte. Wer wusste schon, wohin sie diese Höhle führte, wenn sie tatsächlich viel mehr, als nur ein kleiner Hohlraum war? Am Ende kamen sie an einer ganz anderen Stelle im Dschungel oder sonst wo heraus und würden nie mehr hier her zurückfinden.

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    Provinzheldin Avatar von Namora
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    Namora ist offline
    War denn die ganze Insel voll von irgendwelchen Menschen? Namora saß immernoch abseits vom Feuer und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den neuen Fremdling, der sich ungefragt an ihr Feuer gesetzt hatte und immer wieder versuchte Katan etwas von dem Proviant abzunehmen. Sie mochte diesen Menschen nicht, er roch schon nach Hinterlist und Boshaftigkeit, was Namora dazu brachte ihren Dolch zu ziehen und ihn an einem kleinen, rauhen Stein, den sie vom Boden aufgelesen hatte zu wetzen.
    Es dauerte nicht sonderlich lange und Katan erhob sich genervt und packte das restliche Fleisch ein.
    "Komm Namora, wir gehen."
    sagte er und die junge Frau ließ ihren Dolch wieder in seinen angestammtes Versteck verschwinden und den Stein auf den Boden fallen. Leichtfüßig erhob sie sich und folgte ihrem Begleiter nun mit weniger Abstand als zuvor. Der Grund dafür war er unheimliche Fremde, welcher ihnen mit respektablen, aber nicht allzu großem Abstand folgte. Dabei hatte er die ganze Zeit ein schmieriges Grinsen im Gesicht. Immer wenn die junge Frau sich umblickte schien es, als würde der Fremde nur sie anstarren. Ein kalter Schauer lief Namora über den Rücken und sie ging ein paar Schritte schneller um neben Katan laufen zu können, welcher ebenfalls einen recht zügigen Gang an den Tag legte.
    "Unheimlicher Mann" gab sie schließlich leise ihre Meinung kund und blickte abermals flüchtig über ihre Schulter um erschrocken festzustellen, dass er Fremde aufholte. Was wollte er bloß von den beiden? Sie sahen weder besonders reich noch irgendwie interessant aus, wenn man mal von ihrem Erscheinungsbild eines Wildfangs und eines ziemlich blassen Mannes absah.
    "Er kommt näher" sagte sie wieder und sah zu Katan, der sich allerdings nichts anmerken ließ.
    Der Sonne brannte von oben herab und machte es der jungen Frau, die die schützenden Baumkronen gewöhnt war, nicht gerade leicht ruhig zu bleiben. Ihr Kopf schien zu brennen und ihre Haut wurde dort, wo die Fetzen ihren Körper nicht bedeckten schon rot. Wo sie auch hin sah, war nur rötlicher Fels und Sand. In der Ferne sah sie zu ihrer linken Seite eine Gruppe Feuerwarane und hoffte, dass diese sie nicht auchnoch jagen würden, wie es der Fremde im Moment zu tun schien. Immer wieder fiel ihr Blick flüchtig über die Schulter und jedes Mal schien es ihr als wäre der seltsame Mann wieder ein paar Schritte näher an sie heran gekommen.
    Auf dem heißen Sand hatte es nicht sonderlich lange gedauert, bis Namora sich ebenfalls dieses wohl für diese Vegetation sehr nützliche Schuhwerk wünschte, denn der Sand brannte zwischen ihren Zehen und die Sohlen schienen zu glühen. Das einzige, was ihr einen kleinen Hoffnungsschimmer gab, war die grüne Wand vor ihnen, die sich mit jedem Schritt zu näher schien.
    Sie wurde jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als sie plötzlich einen harten Griff an ihrer Schulter spürte und von den Füßen gerissen wurde. Der Fremde hatte sich fast unheimlich leise an die beiden Wanderer herrangeschlichen und ein Schwert in der Hand, welches er nun an die Kehle der jungen Frau gedrückt hielt.
    "Du siehst echt zum anbeißen aus..." sagte er leise und gefährlich, wärend er mit einer gesunden Portion Vorsicht und mit einer stillen Namora, die gebannt auf die Klinge unter ihrem Kinn blickte ein paar Schritte zwischen sich und Katan brachte, der ebenfalls seine Waffe gezogen hatte. Namora spürte seinen stinkenden Atem an ihrer linken Wange, kurz bevor seine Zunge darüber führte. Angewiedert gab sie ihm einen festen Stoß mit beiden Ellebogen, was ihr einen brennenden Schnitt an der Kehle einbrachte, der sogleich anfing zu bluten.
    Den Schmerz ausschaltend zog sie blitzschnell ihren Dolch und ließ ihn Tief in den linken Oberarm des Fremden fahren, wo die Klingt nach einem festen Ruck abbrach. Schreiend wich der Mann ein paar Schritte zurück und betrachtete die heftig blutende Wunde. Namora hielt sich ebenfalls mit der linken Hand den Hals und zwischen ihren Fingern lief das Blut heraus. Ihr wurde unweigerlich schwindelig und sie bewegte sich schleppend in Richtung Katan. Die Wunde fühlte sich nicht sonderlich tief an, doch blutete sie recht ordendlich. Die junge Frau, die so lange in der tiefsten Wildnis furchtlos überlebt hatte, hatte nun Angst um ihr Leben.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Thorwyn grinste belustigt, als Leyla seine Sticheleien gegen ihre etwas abgemagerte Statur nun gegen ihn wandte, nur um dann doch mit Leichtigkeit ihre Magie zu wecken und den Baum so zu beeinflussen, wie der Jäger es vorgeschlagen hatte. Natürlich entsprach Leylas reine Körperkraft mehr oder weniger ihrer recht kleinen Statur – zurzeit war sie nach den Strapazen der letzten Wochen etwas geschwächt, ansonsten konnte sie durchaus eine Menge leisten, wie der Dreikampf gezeigt hatte, den sich die beiden vor einer Weile geleistet hatten –, aber solange ihr ihre Magie zur Verfügung stand, wurde das mehr als ausgeglichen, wie das Kunststück von eben gezeigt hatte.
    Oh je. Keine Kommentare mehr darüber, dass sie abgenommen hat, dachte Thorwyn dann, als Leyla fragte, ob er sie nicht einfach zur Höhle tragen konnte. „Ähm“, sagte er langsam und betrachtete zweifelnd den Ast, den sie hinter dem Wasserfall an der Felswand hatte entlangwachsen lassen. Er sah stabil aus und war auch recht breit und flach – äußerst vorteilhaft, wenn man Äste durch Magie so gestalten konnte, wie es einem passte –, dennoch barg das Ganze natürlich ein gewisses Risiko, vor allem das, nass zu werden. Der Jäger grinste. „Ich könnte dich ja huckepack nehmen, so habe ich einen guten Schutz vor dem Wasserfall. Aber … naja, erst mal das Gepäck.“
    Vorsichtig schritt er also erst einmal damit über den Ast, der noch nicht so rutschig war, dass er keinen Halt mehr bot, und legte die Sachen am Eingang der Höhle ab, als er dort angekommen war. Eigentlich könnte sie jetzt einfach nachkommen, dachte er zurückblickend. Oder sich von einem anderen Ast hinüberheben lassen. Aber das sollte vielleicht auch ihre Rache für die Sticheleien und das unfreiwillige Bad des Vortages sein, so dass Thorwyn am Ende doch umkehrte. Leyla nahe zu sein, war ja im Grunde genommen auch nichts Schlechtes.
    „Du machst wirklich Sachen“, lächelte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Wie hob er sie denn am besten hoch? Vielleicht mit einem Arm in den Kniekehlen und einem im Rücken, während sie sich an seinen Hals klammerte. Anstrengend würde es auf jeden Fall werden. „Und wenn wir ins Wasser fallen, ist es deine Schuld. Also dann … auf deine Verantwortung.“

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    Legende Avatar von Katan
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    Namora torkelte auf ihn zu und hielt sich den Hals. Zwischen den Fingern quoll Blut hervor. Zum ersten Mal verspürte Katan so etwas wie Angst. Angst um das Leben der jungen Frau, die zu seiner Reisegefährtin geworden war. Mit einer Vorsicht, die für ihn unüblich war, fing er sie auf, fasste sie bei den Schultern und drückte sie sanft auf den Boden.
    „Wer diesem Mädchen ein Leids antut“, sagte er und sah dabei den Mann an, der die Klinge aus seinem Arm zu pulen versuchte, „darf nicht damit rechnen, mit dem Leben davon zu kommen.“ Katan ärgerte Namora, wo er nur konnte; er hatte sie sogar bestohlen, ohne groß darüber nachzudenken. Doch jetzt war er wütend. Jemand hatte sie angegriffen, ihr aus dem Nichts heraus den Hals aufgeschnitten. So etwas tat man in einer zivilisierten Welt nicht.
    „Wieso hast du das getan?“, rief er dem Mann zu, der ihn daraufhin mit offener Bosheit in den Augen ansah. Es trat eine Pause ein, in der der Fremde ihn betrachtete, sich offenbar fragte, ob er antworten sollte und wenn ja, was.
    „Ich muss doch auch irgendwas essen“, war seine Antwort. Es war das Dämlichste, das er hätte sagen können. Katan mochte keine Menschenfresser. Niemand mochte Menschenfresser. Und besonders nicht solche, die sich dumm in eine Situation warfen, die sie nicht würden überleben können. Oder gab es etwas an dem Fremden, das der grauhäutige Hüne nicht wusste?
    Der Angriff kam schnell und Katan hatte Mühe, ihn zu parieren. Die Schwerter klirrten aufeinander, das eine auf das andere, von oben nach unten, und der Mann drückte das Schwert in Richtung des katan'schen Kopfes, während dieser mit aller Kraft gegenan drückte. Zu seinem Glück war er groß und stark und konnte den Angriff zur Seite ablenken, um daraufhin die unverteidigten Körperregionen anzugreifen.
    Was dem Fremden an Kraft fehlte, machte er durch Geschwindigkeit wieder wett. Ehe Katan wusste, wie ihm geschah, hatte der andere den Gegenschlag reflektiert und die Klinge zuckte auf seinen Hals zu. Nur ein Tritt und ein Fall nach hinten konnten ihn vor dem sicheren Tod bewahren. Beide lagen sie auf dem Boden, rappelten sich auf, sahen einander an, als ginge es um weit mehr als nur ihr Leben. Nur.
    „Du kannst sie mir auch einfach geben, Grauhäutiger“, sagte der Mann, „dann brauche ich dich nicht zu töten.“
    „Ich werde dich töten“, sagte Katan beinahe gleichmütig. Er wusste, was zu tun war. Er atmete einmal ein, dann wieder aus, schloss die Augen nur für einen kurzen Moment, aber lange genug, um dem anderen einen Angriff zu ermöglichen. Als Katan die Augen wieder öffnete, war der fremde Menschenfresser direkt über ihm, das Schwert erhoben, um seinen Kopf zu spalten. Der Söldner wehrte ab, machte eine Drehung und schnitt seinem Gegner den Bauch auf. Dieser sackte zu Boden und presste beide Hände vor die Wunde. Den Hintern nach oben hockte er da. Er war keine Gefahr mehr.
    Der Hüne säuberte sein Schwert an der Kleidung des Gefallenen und ging dann zu Namora, die noch dort auf dem Boden saß, wo er sie zurückgelassen hatte. Er kniete sich zu ihr nieder, hieß sie ihre, Hand wegzunehmen, und pfiff durch die Zähne, als er die Wunde sah.
    „Die wirst du behalten“, sagte er beeindruckt. „Wenn du ein Mann wärst, könntest du sie mit Stolz vorzeigen.“ Katan holte ein Tuch aus seiner Tasche, mit dem er in Setarrif Handel treiben wollte, und wickelte es Namora um den Hals. Die Blutung war schon beinahe gestoppt, offenbar hatte ihr mutiger Akt nicht dazu geführt, dass etwas Wichtiges aufgeschlitzt wurde.
    „Nimm meine Hand“, sagte er im Aufstehen und reichte sie ihr. „Dort vorne ist der Dschungel. Der wird dir gefallen.“

  18. Beiträge anzeigen #58
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Sie schrie kurz erschrocken auf, als er ihr an die Beine griff und sie somit in die Waagerechte beförderte, nicht aber, ohne sie mit dem anderen Arm abzufangen, sodass sie nicht auf den Boden fiel. Und nun klammerte sie sich irgendwie an den Geliebten, der längst auf dem Ast stand und irgendwie mit der eigenen Balance kämpfte. Hoffentlich hatte sie mit dieser Idee das Glück nicht ein wenig zu sehr herausgefordert. Unter ihnen wartete zwar nur Wasser, aber nunja, es war kalt und nass und in der Höhle würde es sicherlich weit weniger warm sein, als hier draußen an der tropischen Luft.
    "Du schaffst das!", flüsterte sie ihm erregt zu, als die ersten Schritte vollbracht waren, ohne dass er Probleme bekommen hatte. "Einfach nichts überstürzen. Du bist doch ein starker Mann. Mein starker Mann. Und du weißt, wie man kämpft."
    Kurze drehte Leyla ihren Kopf zur Seite, vom vorausblicken zu können. Es war noch ein ganzes Stück. Also mehr Motivation.
    "Stell dir mal vor, du könntest hier oben nicht so bequem balancieren, sondern würdest dort unten hängen und dich am Ast entlang hangeln müssen. Mit meinem Gewicht auf dem Rücken...oder auf der Brust."
    Die Vorstellung war phänomenal. Ihr beider Leben an seinen Händen. Und wenn die Situation weniger brisant wäre, dann könnte sie ihn dabei vielleicht sogar ein wenig kitzeln. Er konnte sich schließlich nicht wehren, ohne loslassen zu müssen. Das klang echt witzig.
    Wieder der Blick nach vorn. Noch ein, zwei Schritte, dann waren sie schon hinterm Wasserfall. Oder zumindest Thorwyn. So, wie er sie derzeit hielt, würde ihr Kopf nämlich mitten im stürzenden Wasser stecken. Im nassen und kalten Wasser. Geringfügige Panik, weil die ersten Spritzer nun bereits ihr Gesicht erreichten und sie blinzeln ließen. Sie festigte den Griff um seinen Hals.
    "Thorwyn? Sag mal...willst du...machst du das absichtlich?!"

  19. Beiträge anzeigen #59
    Provinzheldin Avatar von Namora
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    Namora ist offline
    Vorsichtig betastete Namora das Tuch um ihren Hals. Die Wunde brannte immernoch fürchterlich und eine einzelne Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange. Langsam verstand sie, dass die Welt außerhalb der Wildnis mindestens genauso, wenn nicht noch grausamer war. Nun war sie ein paar Tage aus ihrer "Heimat" gerissen und hatte schon so viel erlebt, dass sie am liebsten wieder in ihren ruhigen Wald geflohen wäre. Wilde Tiere waren ein einfacherer Gegner als Menschen, was wohl nicht immer mit Intelligenz zu tun hatte. Mit großen Augen sah sie zu Katan auf, als dieser ihr die Hand reichte und sie nahm sie mit dankendem Blick an. Etwas wackelig kam sie wieder auf die Beine und sah zu dem Fremden herüber, der in einer sich ausweitenden Blutlache lag. Zwei Schritte machte sie zögernd auf ihn zu, bis sie stehen blieb und etwas vom Boden aufhob. Es war der Schaft ihres Dolches, der ihr so lange gute Dienste geleistet hatte. Wütend umfasste sie den Holzgriff so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden, dann schleuderte sie ihn zielsicher an den Kopf der Leiche des bösen Mannes und wandte sich ohne einen weiteren Blick an ihn zu verschwenden ab.
    "Sind viele Menschen so?" fragte sie schließlich, was eher wie ein heiseres Flüstern klang und sah erst zu Katan und dann in die weite Ferne, wo sich immer mehr eine Wand aus Grün abbildete.
    Ihr Herz schlug höher bei dem Anblick, denn es schien sich um einen ziemlich großen Wald zu handeln, in dem sie sich bestimmt wohler führen würde, als in dieser sengenden Hitze, die ihre Haut allmählig verbrannte. Durch diesen Angriff lief sie nun immer ganz dicht bei Katan, da dieser sie nun schon zweimal gerettet hatte. Sie kahm sich so nutzlos vor in dieser unbekannten Gegend. Namora hatte kleine Tiere gejagt und von ihnen gelebt, ansonsten war sie Gefahren immer geschickt aus dem Weg gegangen und nun hatte sie einen bösen Schnitt am Hals und keine Waffe mehr mit der sie sich verteidigen oder Tiere ausweiden konnte. Vielleicht würde sie sich, wenn sie wieder im Wald waren einen Stock, eine Keule oder ähnliches suchen, doch es würde sicherlich nicht das selbe sein.

    Immernoch mit zügigen Schitten liefen sie nun schon seit Stunden durch die brüllende, erbarmungslose Sonne und Namora verließen langsam auch die letzten Kraftreserven. Sie hatte nur einen kleinen Bissen von dem Waran gegessen, da sie sich vor dem gebratenen Fleisch noch immer einwenig scheute. Außerdem waren ihre Lippen gesprungen, da ihr letzter Schluck Wasser an dem kleinen Rinnsah vor der Brücke sie benetzt hatte. Es schien, als hätte sie nichts außer Sand in der Kehle und musste ziemlich oft husten.
    Doch traute sie sich nicht Katan nach etwas zu trinken zu fragen, weil es ihren Stolz, oder das, was nach diesem Tag noch davon übrig war noch mehr verletzen würde. Also konzentrierte sie ihren Blick weiterhin sturr geradeaus auf das immer nähe kommende Grün, welches ihr unendlich schön erschien, auch wenn es durch eine von der Sonne in Wellen getauchte Form ziemlich komisch aussah. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein?
    "Leben in diesem Setarrif viele Menschen?" fragte sie schließlich, was von einem leichten Husten begleitet wurde und sie verfluchte ihre trockene Kehle. Nach diesen Strapazen war es ihr sogar egal unter Menschen zu gehen, hauptsache sie konnte endlich mal wieder ein bisschen ruhige Zeit haben, bei der nichts passierte, außer dass die Zeit verrann.

  20. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #60
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Abgemagert oder nicht, Leyla zu tragen, war wirklich verflucht anstrengend, wenn man gleichzeitig auch noch darauf achten musste, nicht den Halt auf dem Ast zu verlieren. Die Felswand, an der man sich abstützen konnte, so dass ein Sturz zumindest in diese Richtung nicht möglich war, erleichterte das Ganze zwar etwas, machte es aber dennoch nicht zu einem Kinderspiel.
    „Pfuuh“, erwiderte Thorwyn daher nur angestrengt, als Leyla laut darüber nachdachte, wie es wohl wäre, wenn er an dem Ast hängen und nur mit den Armen vorwärtskommen müsste. Dann könnte er sich ja genauso gut gleich in den See stürzen. Es war schon harte Arbeit, sein eigenes Gewicht nur mit den Armen zu tragen, aber das zweier Personen? „Mh?“, fragte der Jäger dann scheinbar unwissend, obwohl er natürlich genau mitbekam, wo der Wasserfall war und wen von ihnen er erwischen würde. Wie zufällig stellte er sich dann seitlich auf den Ast, so dass Leyla wieder außer Gefahr war, machte mit dem Rücken zur Felswand den letzten Schritt und drehte sich dann wieder schnell herum, den Kopf der Geliebten dabei genau durch den Wasserfall ziehend.
    „Oh, hoppla“, grinste Thorwyn anschließend die prustende Leyla an, nachdem er sie auf dem Höhlenboden abgestellt hatte. „So was passiert wohl leider bei solchen anstrengenden Sachen. Lange hätte ich auf dem schmalen Ding auch nicht mehr durchgehalten.“ Demonstrativ schüttelte er dabei seine schmerzenden Arme aus und streckte sich, um auch den Rücken wieder zu entspannen. „Du kannst nicht zufällig auch irgendwelche Zaubertränke herstellen, oder? Also keine Heilsalbe oder so, sondern … ich weiß nicht, wie in den Geschichten. Tränke, die einen so stark machen wie zwei Trolle. Oder unsichtbar. Oder mit denen man so schnell ist wie ein Scavenger. Ginge das? Vielleicht nur mit Drachenblut und Trollspucke als Zutaten, aber wenn man alles hätte …“

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