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Jengar stand noch immer auf dem Felsvorsprung, während Vareesa sich in Deckung begeben hatte. Warum sie das tat, war ihm schleierhaft. Die beiden Fliehenden konnten sie ruhig sehen, denn auf der Flucht waren sie ja ohnehin schon. Er sah auf einen alten Turm hinab, an dessen Tor sich eine bizarre Szene abspielte. Die zwei, die der Jäger mit seiner Lehrmeisterin verfolgte, wurden von ein paar Gefesselten bei Laune gehalten. Während diese mit ihren Keulen auf die, die scheinbar ursprünglich ihre Gefangenen gewesen waren, eindroschen, wurden sie von eben jenen getreten und angerempelt. Eigentlich sah es ziemlich lustig aus, was dort vor sich ging. Jengar erspähte zwischen den Gefangenen einen, der die restlichen Gestalten um einen guten Kopf überragte. Und die Banditen waren auch nicht klein. Auch sah der Große recht dunkel aus. Das konnte der Blonde jedoch nicht genau sagen, da sie noch ein paar hundert Schritt entfernt waren und sich alle dort unten zu schnell bewegten. Doch auch wenn er es nicht genau wusste: Solang es möglich war, dass der Große der von ihnen Gesuchte war, mussten sie ihm helfen.
“Wir müssen da runter. Schnell!“, rief er Vareesa zu und machte sich an den abstieg. Es würde etwas Zeit kosten, hier herunter zu kommen. Der Abhang war extrem steil und ein kleiner Fehltritt konnte gleich gebrochene Knochen bedeuten. Er ging sehr behutsam vor. Vielleicht auch zu sehr, denn die Bognerin war schneller als er. Als sie unten angekommen war, hatte er noch geschätzte zwei Manneslängen bis zum Boden vor sich. Er sollte sich in Zukunft dringend wieder darauf konzentrieren, körperlich in Form zu kommen. Dieses kleine Abenteuer zeigte ihm gnadenlos seine konditionellen Schwächen auf. Was war die letzten Jahre passiert, dass er so außer Form kommen konnte?!
Die letzten zwei Schritt sprang er. Keine gute Idee… Unsanft landete er neben Vareesa und spürte, wie ihm der Aufprall bis zum Kopf rauf stauchte. Ächzend streckte er sich. Dann ging es sofort weiter Richtung Turm.
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Ja da waren sie nun. Am Hang des Vorsprungs, auf schnellen Füßen unterwegs. Und nun? Blödes Käuzchen! Von hier oben hätten sie dem Schauspiel zusehen und abwarten können. Aber ob die vier Gefangenen dann noch ganz bei Gesundheit waren war eher zu bezweifeln. Vielleicht würde sie es schaffen, den großen dunkelhäutigen Typen loszuschneiden wenn das Käuzchen die zwei Banditen umflatterte. "Da!" rief sie Jengar zu und warf ihm ihren Köcher rüber. Darin befanden sich leider nur noch drei Pfeile, aber bei der Landung Jengars hatte Vareesa sehen können, wie der Gurt um seinen gerissen war und der nun noch an einem Ast vor sich hinbaumelte. Zwar verstand er nicht ganz genau, doch ein Griff auf seinen Rücken ließ das Verstehen dann nachrücken. "Ablenken! Ich schneide den großen Trampel los! Und verplemper mir nicht die Pfeile, Jengar!" mit einem kurzen Nicken zueinander rannte Vareesa rechts zur Turmwand entlang.
Glücklicherweise waren sie noch nicht entdeckt worden und so hatte sie die geringe aber existente Chance, sich anzuschleichen und den Braunbär zu befreien. Mit einem prüfenden Griff an ihren Gürtel stellte sie sicher, dass die Jagdmesser da waren. Dann zog sie die Klingen und schaute kurz auf die in ihrer Rechten. Eigentlich war dafür keine Zeit aber ein kurzer Gedanke an Ryu kam in ihr auf. Wie er ihr es damals überlassen hatte. Ja! Damit würde sie ihre Rolle sicher zur vollsten Zufriedenheit aller ausfüllen!
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Jengar hetzte durch das Gebüsch auf den Turm zu. Der Kampfeslärm war bereits verstummt. Scheinbar hatten die Gefangenen mit ihren begrenzten Möglichkeiten nicht allzu lang durchhalten können. Als er einen freien Blick auf die Situation hatte, bestätigte sich diese Annahme. Der große Brocken, der eindeutig Dunkelhäutig und daher mit hoher Wahrscheinlichkeit Onyx war, war auch niedergemacht worden und lehnte nun an der Wand des Turmes. Zwei andere lagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und waren durch ihre Fesseln nicht in der Lage aufzustehen.
Der Jäger spannte die Sehne auf den Bogen, sich immer noch im Gebüsch verbergend. Von hier aus würde er gut schießen können. Er war vielleicht zehn oder zwölf Schritt von den Banditen entfernt. Eine Distanz also, auf die er schon öfter getroffen hatte.
Er zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Dann atmete er noch ein paar mal ruhig ein und aus. Vermutlich würde er nur einen Schuss haben. Wenn der fehlging, wäre er im darauf folgenden Kampf erneut in der Unterzahl. Nun hob er den Bogen und zog an der Sehne. Er ließ sich mit dem zielen Zeit. Noch bewegten die beiden sich auch zu sehr. Dauernd gingen sie auf und ab und schrieen ihre frisch eingefangenen Revolutionäre an.
Jengar traf eine Entscheidung. Die würden nie still halten, wenn er nichts tat. Also verließ er seine Deckung und stellte sich gut sichtbar auf. Seine Ziele drehten ihm noch immer den Rücken zu, wollten aber einfach nicht stillstehen. Er spannte den Bogen und zielte grob. Dann erinnerte er sich an seine letzte Lektion im Bogenschießen und konzentrierte sich kurz auf den Wind. Nur ein laues Lüftchen, nichts was seinen Schuss beeinflussen würde. Dann brüllte er los: “Hey, ihr dreckigen Köter!“
Das erzielte den geplanten Effekt. Erschrocken blieben seine Opfer in spe abrupt stehen und wirbelten zu ihm herum. Jengar zielte auf den Erstbesten und schoss. Sein Ziel sah ihn immer noch fassungslos an, während es stöhnend mit dem Pfeil im Bauch zu Boden ging.
Der andere war ebenfalls geschockt, doch griff er mit der noch nicht verletzten Hand zum Knüppel und ging auf Jengar los. Dieser ließ den Bogen fallen und zog seinerseits das Schwert.
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Alter Turm
Der Fluchtversuch misslang leider. Nur dieser Odu konnte fliehen, was wohl im Sinn des alten Micul war, der ziemlich benommen neben Onyx an der Turmwand saß. Lordan indes blutete im Gesicht und hatte rund um ein auge eine böse Schwellung. Das musste man aufstechen, sonst würde er auf dem Auge erblinden.
Doch ob es die Banditen interessierte? Sicher nicht. Sie waren völlig aufgebracht und während die Zwei vor ihnen lärmten, war der Dritte dabei im Turm wichtige Dinge zu packen.
Es schien eine Fügung des Schicksals dann zu sein, als da irgend einer mit Bogen aus den Büschen sprang, irgendwas zurief und dann prompt ein Pfeil im Bauch eines Banditen einschlug. Rettung? Es blieb abzuwarten. der andere griff an und rief nach dem im Turm. Pech für den mutigen Typen, aber selbst schuld wenn er dne Helden spielte.
Plötzlich schreckte Onyx auf, spürte er den warmen Atem von irgendwem neben sich. Als er dann zur Seite blickte, blickte er in die Fratze einer Frau die angespannt wirkte, als hätte sie ein großes Geschäft zu erledigen, während sie Onyx Fesseln mit einen Dolch aufschnitt.
"Mehr von euch?", fragte Onyx brummend, bevor er sich selbst befreite, als genug Seil gelöst war und Lordan mit der Frau half.
Danach ging es regelrecht ab. Onyx und Lordan treten zuerst den mit Pfeil im Bauch zusammen bis er sich nicht regte, ehe sie sich mit bloßen Händen auf den, der aus den Turm kam stürzten und mit Tritten und Faustschlägen versuchten diesen in die Flucht zu jagen. Es gelang, was daran lag, dass auch der andere scheinbar keinen Sinn mehr sah. Er warf dem Typ mit goldene Haar den Knüppel ins Gesicht und rannte davon.
"Besser du als Onyx...", brummte Onyx und nahm den einzigen Toten vor Ort die Waffe und einen Silberring ab, während Lordan mehr mit dne zwei Befreiern redete.
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Gestern war der Novize nicht weit gekommen und hatte sich bei einpaar Jägern ans Lager gesetzt und durfte auch dort Schlafen. Und es dauerte da schlief Thorleif wirklich ein.
Er hatte seltsame Träume gehabt und am seltsamsten war, dass er irgendwann eine Stimme vernehmen konnte. Sie klang ganz deutlich. "Folge dem Feuer!", sagte sie und dann wachte der Koch auf. Thorleif wusste erst gar nicht wo er hier war, bis ihm wieder einfiel, dass erb bei einigen Jägern geschlafen hatte. Als er sich umsah, stellte er fest dass diese wohl schon aufgebrochen waren. Schnell vergewisserte sich der Novize ob sein Gold noch da war und stellte fest, dass es ihm nicht geklaut wurden war. Plötzlich fielen Thorleif wieder diese drei Worte ein: "Folge dem Feuer!" hatte er dies alles nur geträumt? Es schien aber so echt gewesen zu sein. Was kann das nur bedeuten, Folge dem Feuer? Der Novize dachte angestrengt darüber nach was es mit dem Feuer auf sich haben kann, doch fiel ihm nichts passendes dazu ein. Gerade als sich Thorleif vom Boden erhob und seine Robe glatt strich kam ihn etwas in den Sinn: Innos! Aber das kann doch nicht sein! Oder doch? Kann es sein dass der Gott des Feuers und der Ordnung zu mir gesprochen hat? Der Gott des Lichts?
Oder bilde ich mir das alles nur ein und steigere mich da irgendwo rein? Es kann wohl nur einen Ort geben wo ich meine Antworten finde... Anstatt seinen Weg Richtung Schwarzwasser weiter zu gehen, kehrte der Novize um und ging zurück nach Thorniara, seiner Geburtsstadt und ließ nur seine Robe, gut versteckt in einem Baumloch, zurück. Denn wenn wirklich Innos es war der zu dem Koch gesprochen hatte, würde er wohl kaum eine Robe des Wasser brauchen.
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Den Proviantbeutel in der linken Hand näherte sich Vicious dem Wassermagier und Candaal. Satt war sie tatsächlich geworden. Zwar war es ganz sicher nicht das beste Essen der Welt gewesen, doch genau das richtige, um für eine ganze Weile nicht mehr mit knurrendem Magen durch die Gegend zu laufen.
»Nein, was besseres. Hier.«, sagte die Kopfgeldjägerin und reichte Candaal den Beutel. »Trockenfleisch gabs nicht mehr. Vielleicht rennt uns unterwegs noch ein Wildschwein über den Weg. Dann hätten wir genug.«
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Vor Stewark
Irgendwie erschien es dem Glatzkopf dennoch nicht wirklich sinnvoll. Welchen Grund hatte es für diese Magier, die komplette Welt durch eine Beschwörung mit Hilfe des Fünfsterns zu zerstören? Da musste mehr dahinter stecken. Es konnte nicht einfach nur sinnloser Hass auf die komplette Menschheit und Orkschaft sein. Der Schwarzgekleidete wurde misstrauisch. Ging es vielleicht um mehr? Waren die Menschen und Orks vielleicht nicht der Grund dafür? Mit solch einer Macht, die diese Typen anstrebten, konnten sie viel mehr erreichen, als einfach nur sämtliche Völker zu beseitigen. Es musste um mehr… um höheres gehen.
Rethus hatte da so eine Ahnung. Der Streit der beiden Götter Innos und Beliar währte schon ewig. Und den Menschen kotzte dieser Mist von Grund auf an. Die Soldaten und Krieger waren nur die Bauern dieses Schachspiels, die großen Heerführer die Läufer und Türme, die Könige der Völker die Springer, die Damen die Helden dieser Tage und die Götter… die Götter waren die beiden Könige des Spiels selbst. Eines war beim Schachspiel Fakt. Egal, wie viele Figuren Innos und Beliar verwendeten, um dieses Spiel zu gewinnen, ihre beiden Könige waren stets das Ziel. Sollte einer matt gesetzt werden, hatte der andere gewonnen. War das das Ziel der Magierkaste? Ein Ende dieses Spiels?
Freilich, Rethus‘ Vermutung beruhte auf reine Spekulation, aber was war, wenn er den Inhalt des Buches aus Anguriano falsch interpretiert hatte? Was war, wenn sie mit dieser Beschwörung und den Toren nicht diese Welt vernichten wollten und dann flüchteten, sondern einen Weg zu den Göttern finden?
Wie groß war denn ihre Macht schon? Könnte sie eines Tages tatsächlich ausreichen, um die Dimension Innos‘ oder Beliars zu erreichen?
Egal, ob Ulgrad die Welt vernichten oder die Götter töten wollte, beides war nicht vertretbar für diese Welt. Aber war denn Rethus das einzige Bindeglied zu der Magiergilde? War es nur seine Aufgabe? Nein, es war ihr aller Problem…
„Wir haben Stewark erreicht“, meinte Handor, der stets neben dem Glatzkopf hergegangen war.
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Vor Stewark
Sie hatten das kleine Städtchen Stewark erreicht, wagten es aber nicht zu betreten. Handors Männer hatten die ganze Zeit über das einzige Tor dieser Burg bewacht. Dennoch standen die ehemaligen Rebellen, als welche sich die Typen herausstellten, nicht einfach so im Halbkreis vor der Brücke und warteten darauf, dass einer von Elsters Speichelleckern herauskam, um sich eine Schneise frei zu kämpfen. Um Komplikationen mit der Stadtwache und Beunruhigungen von Besuchern fern zu bleiben, versteckten sich die Krieger selbstverständlich. Elster war dennoch nach wie vor bewusst, dass diese Schützlinge von Handor hier draußen herum hockten.
Nichtsdestotrotz gab es einen Zwischenfall…
„Vergangene Nacht, kurz bevor ihr wieder gekommen seid“, erzählte einer der Männer, „wurde unser Trupp überfallen. Sie sind mit fünf Männern von Stewark gekommen und haben uns direkt angegriffen. Einer von ihnen war besonders stark.“
Bestimmt ein Agent, dachte sich der Glatzkopf.
„Welches Ergebnis hattet ihr?“ hakte Handor sofort nach.
„Zwei von uns sind drauf gegangen, einer verletzt. Bei den anderen sah es dagegen zum Glück für uns noch schlimmer aus. Sie sind bis auf diesen überlegenen Gegner alle umgekommen. Der letzte ist nach Stewark zurückgekehrt.“
„Hatte dieser Angriff einen Sinn oder war es pure Verzweiflung?“
„Es handelte sich dabei um eine Finte. Zwei Schützen haben bemerkt, dass dieser Angriff initiiert wurde, um eine kleinere Gruppe durch unsere Reihen zu schleusen. Es war zu dunkel, um alles im Auge zu behalten.“
„Verdammter Mist“, schimpfte der Ritter.
„Das ist gar nicht gut“, reagierte Rethus darauf mit einem Kopfschütteln. „Haben die Schützen wenigstens noch erkennen, wie viele es waren?“
„Ja, sogar mehr als das. Es waren drei. Einer von ihnen, so sagt der Schütze, muss dieser Kerl da gewesen sein, der die Gruppe angeführt hatte, die dich angreifen wollten, bevor wir in das ganze Geschehen eingegriffen hatten.“
Rethus‘ Herz füllte sich mit Zorn. „Ashim.“
Das hatte dem Glatzkopf jetzt noch gefehlt. Einer der wichtigsten Männer von Elster war ausgebrochen. Den Kerl musste er unbedingt finden.
„Ashim hat jetzt höchste Priorität für mich. Ich muss ich finden“, schnaubte er. „Wo sind sie hin?“
„Nach Norden.“ Der Krieger wies mit ausgestrecktem Arm in die besagte Richtung.
„Thorniara“, erklärte Rethus matt mit einem Nicken. „Ganz sicher, er will nach Thorniara.“
„Wieso?“ fragte jetzt wieder Handor.
„Tja, keine Ahnung.“ Der Glatzkopf hob die Schultern. „Um sich zu verstecken, um mit einem Schiff abzuhauen, um vielleicht sogar Verstärkung zu holen. Wer weiß? Auf jeden Fall will er nach Thorniara. Elster ist zwar kein Mann der Stadt mehr, aber er ist dennoch von den dortigen Möglichkeiten abhängig.“
„Sollen wir ihn verfolgen? Ich könnte versuchen die Stadtwache auf ihn aufmerksam zu machen.“
„Nein, die Stadtwache würde nur im Wege stehen. Außerdem hätte ich eher den Wunsch, dass jemand die Lage hier überwacht. Und dafür benötigt man viele Männer. Solltest du allerdings den Kerl mit ein bis zwei Männern überwachen können, fände ich das passender.“
Handor nickte. „Mir fällt da jemand ein, den ich bei diesen Typen einschleusen könnte. Aber wo willst du hin?“
„Verstärkung holen.“ Rethus verabschiedete sich und wand sich nach Süden…
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Burg Silbersee
Wirklich nette Menschen hier unten in den Archiven. Sie erweckten in ihrem Verhalten auf ihn den Eindruck, als kamen selten Wissbegierige hier her, um sich an diesem Schatz zu bereichern. Ein Jammer im Angesicht der Fülle an Schriftstücken, die er bisher erblickt hatte, und der Brisanz der Titel, die er bislang auf die Schnelle überfliegen konnte. Wenn er hier nicht fand, wonach der suchte, dann würde er wohl auch an keinem anderen Ort dieser Welt fündig werden. Und das würde bedeuten, dass das gesuchte Wissen auf ewig verschollen war.
Ein in dickes Leder gebundenes Werk mit dem einfachen Titel „Über die Magie Adanos'“ war das erste, was er sich geangelt hatte, doch es war zugleich auch ein erster Fehlgriff, wie Solveg schon nach den ersten Seiten feststellte und weiter hinten bestätigt bekam. Dieses Buch nützte bestenfalls einem Adepten weiter, denn es beschrieb lediglich die Grundlagen ihrer Magie und ging auf einige Zauber im Speziellen ein. Nichts, was er nicht schon wusste und in Perfektion beherrschte. Und doch eine Besonderheit. So klare Worte über die Magie der Wassermagier hatte er noch nirgendwo gelesen. Nicht in Al Shedim und auch nicht in der Bibliothek Setarrifs. Es war mit einer hohen Verantwortung verbunden, solche Schriften nicht den falschen Menschen zugänglich zu machen. Hoffentlich achteten die Hüter des Archivs darauf, wer sich in welchen Bereichen aufhielt. Denn es war unübersehbar, dass die Schriften größtenteils nach ihrer Herkunft sortiert waren, also welche Stadt was beigesteuert hatte. Einem Schwarzmagier würde man den Zugang zu Magieschriften der Wassermagier also hoffentlich verwehren.
Auch das zweite Buch erwies sich als Fehlgriff, wenngleich es immerhin schon höhere Magie thematisierte, als der vorherige Band. Er entdeckte darin einige Sachen wieder, die er erst kürzlich ausprobiert hatte und fühlte sich damit in seinem Tun bestätigt. Er war absolut auf dem richtigen Weg.
Den dritten Einband zog der Schriftgelehrte eher aus Neugier aus dem Regel, denn er erweckte eher den Anschein, hier falsch zu sein. „Über die Magie der Gedanken“. Er überflog rasch einige Seiten und wurde überrascht. Nicht fehlplatziert: Es war von Wassermagiern die Rede und von Adanos, der seinen Dienern die Macht gewährte, Gleichgewicht und Ausgewogenheit auch magisch zu verbreiten. Ein hitziges Gemüt beruhigen, ein ruhiges aufzuregen, Gefühle anderer wahrzunehmen und sie geringfügig zu verändern. Und zu guter Letzt die Möglichkeit, zwei vollkommen konträr handelnde Personen einander anzugleichen. Geistig und sogar körperlich.
Aufgeregt las Solveg weiter, ob es noch einige Details gab, die ihm dienlich waren, solch einen Zauber mal auszuprobieren. Das war mal eine vollkommen neue Seite ihrer Magie. Eine hochinteressante. Eine, die er den meisten Wassermagiern gar nicht zutraute. Fand er vielleicht genau deswegen erst hier im Geheimen den ersten Hinweis darauf?
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Schwein hatten sie zwar gehabt, doch leider kein Wildschwein. Verdammt knapp waren sie am Vorabend einer Handvoll Königstreuen entkommen. Candaal vermutete schwer, dass es sich dabei um jene gehandelt hatte, welche sie von der Silberseeburg bis nach Stewark verfolgt hatten. "Und überhaupt... ein Wildschwein wäre doch viel zu gross für uns drei...", murmelte der Ganove als sie auf den Eingang der Mine zuschlenderten. "Ein Moleratjunges wär was gewesen. Aber die Viecher habe ich hier auf Argaan noch nicht gesehen." Der Magier, dem das Sprechen verunmöglicht war, sagte nichts weiter. Vicious seufzte etwas von "Scavengerfilet ist zarter".
Die Fantasien von köstlichen Gerichten liess Candaal auf dem letzten Grasstreifen liegen, denn ab nun ging's wirklich um die Wurst. Den Gefangenen vor sich her schiebend marschierte er geradewegs auf den Höhleneingang zu. Helden neigten dazu, sich unvorbereitet in Abenteuer zu stürzen. Die Götter fanden jedoch Gefallen an ihnen und sahen ihnen ihren menschlichen Übermut nach. So kam es, dass einige Schritte in den Tunnel hinein eine Kiste stand. Candaal rumorte etwas darin herum und zog schliesslich zwei Fackeln heraus. "Eine aufs Mal", murmelte er und entzündete sie. Die Fackel nahm er in die Rechte, den Gefangenen packte er mit der Linken und Vicious? Nun, die hatte beide Hände frei für was auch immer sie im Dunkeln erwarten mochte.
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Burg Silbersee
Das war ungeheuer mächtige Magie. Aufgeregt schlug er das Buch zu. Sowas sprach Adanos seinen Kindern zu? Menschen psychisch zu beeinflussen war sicherlich eine brauchbare Heilmethode, besaß aber genauso großes Missbrauchspotential. Und er war nicht mal Heiler und nun trotzdem drauf und dran, einen dieser Zauber auszuprobieren. Indem er sich in die benachbarte Abteilung schlich, wo unter anderem Schriften über Feuermagier zu finden waren. Er zog ein relativ robust anmutendes Exemplar aus dem Regel und ließ es mit gespieltem Schreck zu Boden fallen. Erwartungsgemäß drang die Frage, ob alles in Ordnung sei, an sein Ohr. Solveg schwieg und hörte, wie daraufhin Schritte in seine Richtung kamen. Als der Blick des Bibliothekars seine Anwesenheit in der falschen Abteilung bemerkte, ließ der Magier seine Magie bereits kreisen.
„Also...! Was erlaubt ihr euch?“ Empörung. „Hatte ich vorhin nicht klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ihr nur Zutritt zu den Schriften der Wassermagier habt? Räumt das Buch zurück und verschwindet aus diesem Bereich!“
Das Geste der Beruhigung.
„Entschuldigt...“, murmelte Solveg zusätzlich und bückte sich nach dem Buch, während er sich innerlich darauf konzentrierte, die aufkommende Wut seines Gegenübers magisch zu greifen. Wie auch immer es sich anfühlen musste, Gefühle zu manipulieren, das, was er dabei spürte, war schon atemberaubend. Und irgendwie auch beängstigend. Aber er durfte jetzt nicht aufhören, sondern musste weitermachen, dieses beruhigende, unaufgeregte Gefühl, das er sich selbst einzureden versuchte, auch auf den Mann übertragen. Und dann stellte er das Buch zurück.
„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte der Bibliothekar nun, als der Schriftgelehrte die Regale hinter sich ließ und an ihm vorbei ging.
„Ja, danke. Ich dachte, hier wären noch weitere Schriften, die für mich von Interesse sein könnten.“
„Nein, hier seid ihr bereits in dem Bereich, in dem einige Schriften über Feuermagie lagern.“
„Das habe ich auch soeben festgestellt. Danke für eure Bemühungen!“
Damit verschwand er schnellen Schrittes wieder zwischen den bekannten Regalen. Wie viel dieser Reaktion war nun magisch bedingt gewesen und wie viel durch seine relativ schnellen und beruhigenden Gesten verursacht worden? Das galt es wohl noch zu klären. Unstrittig war jedoch, dass er einen gewissen Erfolg erzielt hatte und für diese Sache lediglich noch eine gehörige Portion Feingefühl benötigte. Aber das würde mit der Zeit schon irgendwie kommen...
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Onyx und Lordan hatten ja total ihren Spaß damit gehabt, die armen Banditen niederzustiefeln und regelrecht platt zu stampfen. Vareesa war froh darüber, dass sie nicht noch mehr Blut vergossen hatte und stattdessen den schön angesetzten Pfeil Jengars mitansehen durfte. Nachdem die Banditen also hinüber waren und die Ruhe unter allen Anwesenden wieder eingekehrt war konnte man sich erstmal ein wenig ausruhen. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen und alle saßen am Feuer. Onyx behandelte Lordan an dessen linkem Auge. Es sah richtig ekelhaft aus, was für eine Schwellung der Arme da hatte. Irgendwie wie ein aufgequirlltes Feilchen, welches sein Auge fast schon zudrückte. Dann waren da noch dieser alte Typ namens Micul, der mit seiner Kopfwunde noch glimpflich davon gekommen war. Und dann kam auch irgendwann dieser junge Bursche angetrottet, recht verheult und unsicher. Odu war der Sohn des Stewarker Bäckers, welcher zwar fliehen konnte, es aber beim Einbruch der Dunkelheit mit der Angst zu tun bekommen hatte und zurückkam. Micul schien sich wie eine Art Onkel um den Kleinen zu kümmern, welcher doch eher in dessen Nähe saß. Vareesa saß zwischen den Städtern und den Waldläufern, die Beine angezogen und das Gesicht hinter den Knien versteckt. Bei längerem Starren in das Feuer bekam sie es mit der Angst zu tun. Da waren diese Erinnerungen an den Brand im Bordell, welcher nun schon lange zurück lag. Bei dem Gedanken schmerzte ihre Schulter. Die Narben, die sie sich damals zogezogen hatte waren bis heute nicht verheilt und würden auch noch lange bleiben. Irgendwann kam dann Jengar und setzte sich neben sie.
"Du hast das gut gemacht mit dem Schuss." gab sie hinter ihren verschränkten Armen zu verstehen. Als hatte er nicht richtig gehört schaute Jengar sie etwas irritiert an. "Ja. Du hast in so einer hektischen Situation einen Treffer gelandet den ich kaum hätte besser setzen können. Das zeigt, dass du die Grundlagen begriffen hast und nun beherrschst... Jengar." sie dachte ein wenig an die vielen Lehrstunden und Sticheleien, die beide sich während der Lehre geliefert hatten. Es war schade, ihn gehen zu lassen aber vielleicht würde er ja eines Tages mehr lernen wollen. "Sieh das einfach als bestandene Prüfung an, ja?" gerade als Jengar etwas antworten wollte begann dann Micul die Stille zu unterbrechen.
"Ihr sagtet, ihr stammt aus Schwarzwasser, richtig? Ich dachte, dort wären, dem Hörensagen nach nur Gauner und Schmuggler zuhause. Leute, die das Schicksal ihrer eigenen Leute nichts wert ist." Lordan, der bisher eher wenig gesprochen hatte tat die Frage allerdings nur ab. "Es gibt immer ein paar Ausnahmen, Micul. Die beiden sind so eine Ausnahme." dabei bildete sich hinter den verschränkten Armen ein kleines Lächeln auf Vareesas Gesicht. Es war schön ein Lob zu ernten. Selbst dann, wenn es mit einer Notlüge daherging. "Jarvo hat euch beiden geschickt, nicht? Hat er endlich diesen dämlichen Hut aussortiert?" und dann begann Jengar zu erzählen, wie das ganze vor sich gegangen war. Und dass der Waldläuferführer immernoch seinen Hut trug. Und Vareesa... Sie starrte weiter ins Feuer und lauschte dabei den Worten der anderen.
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Alter Turm
Einmal das Messer an die dick angeschwollene Stelle über dem Jochbein gesetzt und das Blut spritzte regelrecht in einem Schwall gen Boden. Doch es war ungemeine Entlastung für Lordan am gestriegen abend. Sonst wäre er erblindet. So hatte es Onyx erklärt, als er gefragt wurde, wieso man das nicht abheilen lässt.
Am heutigen Morgen sah man dann bis auf eben einen großen blauen Fleck kaum noch eine Schwellung. auf Lordans Frage woher Onyx so eine Behandlung kenne, sagt der schwarze Hüne nur, dass man früher im Neuen Lager damals oft Verletzte hatte, die von Knüppeln verwundet wurden. Seien es jene aus dem Alten Lager gewesen oder die eigenen Leute. So war das dort halt.
Im Lager herrschte Aufbruchstimmung. Zu Essen gab es zwar, aber das war als Proviant eingedacht. Im Turm selbst gab es nur wneig zu plündern, da Micul, Lordan und Odu ja überlebt hatten und somit wieder an ihre Sachen kamen. Von den Dingen die die Banditen besaßen hatte man eh kaum was.
Wobei eigentlich schon. Onyx der einen Riecher für verkaufbares besaß hatte dem toten Banditen auch die Stiefel abgenommen. Zwar nicht seine Größe, aber so Stiefel trugen in der Minenkolonie damals nur die hohen Tiere. Hier wohl einst ein etwas besserer Händler für seine Wanderschaft, bevor er auf die Bande traf. Jedenfalls gehörten die Stiefel nun Onyx und in Schwarzwasser würde er sie irgendwem verkaufen.
Sonderbarerweise waren sie ja braun, statt schwarz wie bei jedem weißen Trottel den er traf. Letztlich wollten die Weißbrote so sein wie schwarze Männer. So nahm Onyx an und amüsierte sich deswegen, denn würden sie seine Füße sehen, würden sich sich wegen der schwarzen Stiefel schwarz ärgern.
Micul und Odu brachen auf. Sie wollten nach Stewark. Micul selbst erfüllte Onyx noch eine Art gefallen, dafür hatte er dem Tagelöhner den Silberring gegeben den er dem toten Banditen abnahm. Der alte Mann würde sich in Stewark bezüglich etwas verbotener Geschäfte umhören. Micul war zwar keine Ratte, aber als Tagelöhner war er Abends dort, wo auch jene des verbrecherischen Schlages verkehrten.
"Wir nun nach Schwarzwasser gehen?", fragte Onyx die drei die zu ihn aufsehen mussten. Der Hüne hatte ja schon gefallen an der Frau gefunden. Nicht speziell an ihr. Die hatte keinen Arsch in der Hose und war zu dürr.
Nein, mehr an dem was sie konnte. Mit einem Bogen hatte man Ruhe und riskierte wneiger was abzukriegen. Etwas nach Onyx Geschmack.
Doch er würde nicht wie so ein Weißer angekrochen kommen und jammern, dass er mit sowas nicht umgehen konnte und einen Lehrmeister sucht, um dann per Zufall festzustellen, dass ja vor einen so jemand steht. Nein, Onyx würde lernen, wenn er in Schwarzwasser wäre. Irgend ein Waldläufer oder sowas. So wie ihn das Weib anblickte, dachte sie doch eh, dass er als schwarzer Mann sich kaum vor ihr in Zaum halten konnte.
Doch wenn er so recht überlegte, hatte er ihr Gesicht schon in Vengard gesehen. Seine Zeit im Hafenviertel als Dockarbeiter war immerhin ein gutes halbes Jahr.
"Du aus Vengard. In Hafenviertel immer spaziert vor Taverne, wenn Nacht kommt.", meinte Onyx plump und einfach gestrickt wie er war.
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Burg Silbersee
So viel versprechend und praktisch diese Zauber auch anmuteten, sie waren nichts, womit er sich hier noch länger beschäftigen sollte. Denn sie lenkten ab. Und solange er bei Versuchen mit ihnen nur darauf hoffen konnte, einen Glückserfolg zu landen, waren sie dem Miteinander in dieser Burg nicht dienlich. Er war nicht seine Absicht, hier rauszufliegen, ohne noch etwas tiefer in den Archiven gestöbert zu haben. Dazu war dieser Wissensschatz einfach zu wertvoll. Und das Vertrauen von Calamus und all der Leute hier in der Burg wollte Solveg natürlich ebenfalls nicht missbrauchen und verlieren. Bestenfalls über seinen äußeren Eindruck würde er verhandeln lassen.
Also war er nach einer kleinen Mittagspause im Freien zurückgekehrt und saß nun wieder gebannt vor einem ganzen Haufen an Schriften, in denen er abwechselnd einige Passagen las. Eines der Bücher war ein spezielles Wörterbuch, in dem er die Bedeutung einiger Begriffe nachschlagen musste, auf die er während seiner Recherche stieß. Die Autoren hier drückten sich deutlich anspruchsvoller aus, als er es aus den meisten Schriften gewohnt war, die er in Al Shedim oder Setarrif gelesen hatte.
"Körperflüssigkeiten...zu einem Großteil aus Wasser bestehend...in nahezu jedem Teil des menschlichen Körpers zu finden"
Wasser, nur etwas modifiziert. So wie Traubensaft, Schnaps oder Tee. An Getränken hatte er sich ja schon mal erfolgreich versucht. Es war nur etwas befremdlich, aus der Luft zu trinken. Für sich, aber auch für andere. Und dann war da ja noch die Moral. Nach der Geschichte, die Cecus ihm damals erzählt hatte, hatte der Solveg sofort abgelehnt, auch nur im Ansatz mir derartiger Magie zu tun haben zu wollen. Denn es war seiner Ansicht nach einfach zu viel Macht für einen einzigen Menschen. Andere Menschen unter Umständen tödlich zu beeinflussen, nur weil man die Flüssigkeiten in ihrem Körper koordinierte, wer würde so etwas wagen? Das ließ sich schließlich nicht üben. Entweder es gelang ohne den Tod der Versuchsperson...oder eben nicht. Zu riskant. Ganz egal, ob seine Macht dieser Tage wieder anwuchs, weil der Vollmond nahte. Oder zumindest der Eindruck, dass es so sei. Kopfschüttelnd schlug er das Buch zu. Dieses Kapitel würde er nicht weiter verfolgen.
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Irgendwo vor Stewark
Vareesa stockte für eine Sekunde der Atem als er sagte sie stamme aus Vengard. Eigentlich war es ja die Wahrheit, aber das, was er noch zufügte war weniger das, was sie hören wollte. Es war daher wohl eher Glück, dass die anderen nicht hinhörten wenn er in diesem komischen Kinder-Myrtanisch daherbrummte. Sie ließ seine Worte erstmal einen Moment lang unkommentiert, fiel dann aber etwas auf seine Höhe zurück und begann leise zu murmeln. "Ähm... Ich weiß nicht was du gesehen haben willst in Vengard... Aber behalte das bitte für dich, ja? Du warst auch eine Zeit lang im Hafenviertel, oder? Hast immer Kisten von A nach B geschleppt und Abends in der Taverne einzeln an einem Tisch gesessen wenn du nicht gerade am Kartenspielen warst..." es war zumindest gut, dass gerade nur neutrale Erinnerungen hoch kamen. Sie hatte da noch ganz andere an das Leben im Hafen. Als dieser Onyx damals in der Taverne Abends seinen Lohn verprasste schien er immer ziemlich ruhig... Eigentlich genau wie jetzt. . Ob das an seiner Hautfarbe lag? Sie fragte sich ja, ob diese sich so ledrig anfühlte wie sie aussah. Die Zahl der farbigen "Kunden" ihrer Vergangenheit hielt sich nämlich stark begrenzt. Dabei waren es auch nur Menschen gewesen.
Vareesa gähnte leicht als sie in den Himmel sah. Es hingen dicke Wolken dort oben und bald würde es wohl wieder anfangen zu regnen. In all der Aufregung bei der Befreiung hatte sie den geschwächten Zustand in dem sie sich befand irgendwie außer Acht gelassen, was sich nun rächte. Sie wurde geplagt von unheimlichen Kopfschmerzen und einem ständigen Wechsel aus Kälte- und Wärmegefühlen. Wenigstens bis zum nächsten Rastpunkt würde sie wohl noch durchhalten müssen, ehe sie sich ein wenig zur Ruhe legen konnte. Und hoffentlich würde Onyx seine Klappe bezüglich ihrer Vergangenheit halten. Musste ja keiner wissen, wer sie einst war.
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In Richtung Gespaltene Jungfrau
Sie rasteten, wenn auch eher ungewollt, denn es regnete, donnert und blitzte, als ob sich die Götter bekämpfen würden. Die Vier hatten sich nach der Brücke gen Stewark unter dem Dach einer größeren Hütte untergestellt. Holzfäller lebten hier zwischen Stewark und Gespaltener Jungfrau und hier war wohl eine Art Zwischenlager der Holzfäller, als auch der Fischer, bevor es gen Stewrak geliefert wurde. Doch da es regnete, hatten sie auch weit besseres zu tun, als bei solch Sauwetter zu arbeiten.
Als es dann jedoch langsam nachließ, war wohl die Gespaltene Jungfrau das nächste Ziel. Auch wenn man dort wneiger übernachten würde. Keiner hatte hier noch genug bei sich und Lordan meinte, dass man mitten in der Wildnis oder im großen Holzfällerlager auch lagern könnte. Recht hatte er.
"Der war ich. Onyx mag nicht laute Menschen. Dann alleine sitzt und Ruhe hat. Und wenn Onyx nicht Ruhe bekommt, er für Ruhe sorgt.", antwortete der Hüne als sich die Gelegenheit wieder ergab. Sie registrierte es, wusste aber wohl nicht ganz drauf antworten zu können oder wollen.
"Wieso du tragen Bogen wie Mann mit goldenen Haar? Frau doch hatte Heimat in großer Stadt. Auch wenn Heimat mit vielen Ratten.", brummte der schwarze Riese. Nicht das er sich großartig dafür interessierte, aber er fand es zumindest seltsam, dass eine Frau einen Bogen bei sich trug.
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Auf dem Weg durchs Bluttal
Zwar wäre Erec lieber derjenige gewesen, der in Thorniara bleiben sollte, um mit Rod das Kämpfen zu trainieren, doch das Besorgen von Vorräten war keine weniger bedeutsame Aufgabe, wie er fand. Es war nur ein einfacher Botendienst, aber Erec kam sich wichtig vor, hatte er ihn doch von einem Paladin aufgetragen bekommen.
Zusammen mit seinem Kameraden Argon marschierte er nun also auf einem unbefestigten Weg durch den dichten Wald des Bluttals in Richtung der Siedlung, wo die beiden neue Vorräte und Baumaterial abholen sollten.
Soweit man durch die Baumkronen sehen konnte, zeigten sich dunkle Wolken. »Glaubst du, es wird regnen?«, fragte Erec Argon. »Und was ist eigentlich mit wilden Tieren? Oder Banditen? Denkst du, wir könnten welchen begegnen? Es heißt ja immerhin das Bluttal, oder etwa nicht?«. »Nicht dass ich Angst hätte«, fügte er hastig hinzu.
Ein wenig mulmig war ihm natürlich schon. Nachdem das meiste Licht nicht durch Wolkendecke und Baumkronen dringen konnte, ergab sich zusammen mit den Waldgeräuschen schon eine recht bedrohliche Stimmung. Aber mit Pflichtbewusstsein und Begeisterung für die Sache, wusste Erec diese Angst besser zu überspielen, als er sich selbst zugetraut hätte.
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Das Regenwetter ließ nur langsam nach, also blieb die vierköpfige Gruppe weiterhin unter dem kleinen Lagerdach sitzen, wo man auf eine Besserung wartete. Onyx schien ihr nicht mit ihrer Vergangenheit in den Rücken zu fallen, was ihr doch einen Stein vom Herzen nahm - vorerst. Aber seine Frage, warum sie einen Bogen trug überraschte ein wenig. Schließlich war es doch für eine Jägerin von Welt DAS Werkzeug schlechthin. Aber vielleicht trugen die Frauen dort wo er herkam keine Waffen? Sie versuchte etwas Verständnis zu zeigen.
"Manchmal möchte man von zuhause weg und einen Neuanfang machen, weißt du?" sie hielt ihre Stimme gedämpft, da Jengar sich ein wenig mit Lordan unterhielt und sie deren Gespräch weder stören noch ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. "Ich dachte mir, ich will nicht mehr im Hafenviertel leben und verließ die Stadt. Mir wurden die Ratten irgendwann zuviel. Ich denke du verstehst, oder?" der brummige Kerl nickte und irgendwie wusste sie nicht, was hinter seiner steinernen Miene vor sich ging. Dachte er darüber nach was sie sagte oder musste er es sich erst im Kopf zurechtlegen? Na, er nickte also musste er wohl verstehen. "Ja also bin ich dann irgendwann zu dem Entschluss gekommen Jägerin zu werden... Und ein Bogen ist schon das perfekte Jagdwerkzeug... Wenn man damit umgehen kann. Und das kann ich." berichtete sie mit einem leicht stolzen Mitschwung in der Stimme. Sie war sich zwar nicht sicher ob ihn das überhaupt intressierte, aber er hätte ja sicher nicht aus Desintresse gefragt. "Und was ist mit dir? Warum kein Kistenschleppen mehr? Auch zuviele Ratten?"
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"Hmmhm...", meinte Onyx nickend und sagte nichts weiter, bis er auf den dritten Blick merkte, dass die Frau doch mehr erfahren wollte. Nunja sie hatte auch etwas erzählt.
"...Ratten wollten Gold. Onyx hat Ratte Hals gebrochen und ging. Dann Orks fangen und Sklave, bis Onyx helfen Rebellenspion unter Sklaven zu finden. Wenn du Sklave, du scheißen kannst auf andere Sklaven. Besser sich selbst retten als Skelette mit Haut - solange man nicht selbst Skelett. Dann Onyx frei durch Orks und arbeiten in Mine wie in Strafkolonie - aber frei. Dann kommt Krieg und die Mine in Geldern stürzt mit Onyx ein. Nur Onyx überlebt, weil erschlagen zu laute, sterbende Sklaven und essen Fleisch. Orks machten dummes Gesicht, als frei machen Mine. Aber sie mich gehen lassen, weil glauben Totengott hat Onyx berührt und schwarz gemacht wie Dämon.
Dann Onyx wieder Bandit und sucht Bruder Anjun. Als hören Anjun auf Argaan und Krieg wieder kommt, selbst nach Argaan gefahren.", erzählte der schwarze Hüne. Hörbar auch für die anderen die gerade hielten und eine Fackel entzündeten. Das er entsprechende Blicke erntete die befremdlich wirkten, war er eh gewohnt. Er war eben ein schwarzer Mann.
Es ging dann weiter, doch nun hielten sie etwas Abstand, als ob er vor hätte nun sie zu essen. Dabei tat Onyx nur das, was zum überleben notwendig war. Schon immer. Er war kein Held der die Welt rettete. Er rettete sich und überlebte so die Minenkolonie, seine Kerkeraufenthaölte und all die anderen Übel die ihm widerfuhren.
"Jäger ist guter Weg für überleben. Fleisch ist gut und Fell teuer. Bogen aber gut für alles. Wo lernen zu schießen? Bei Boss Jarvo Freunden? Onyx wird auch lernen und dann nicht müssen fürchten Gobbos und Feinde. Erschießen alle und Ruhe hat!", meinte Onyx und war doch etwas redseeliger geworden. Es wra auch still genug, nach seiner Geschichte über sein Überleben in der eingestürzten Mine von Geldern.
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Zurück nach Thorniara
Es hatte sich doch alles so simpel angehört. Argon und Erec sollten doch einfach nur von einem nahe gelegenen Hof Vorräte und Baumaterial besorgen, die Nacht irgendwo außerhalb der Stadt verbringen und dann am nächsten Tag zurück zum Turm kommen.
Bis auf anfängliche Ängste, über Räuber und wilde Tiere, lief das soweit auch problemlos. Die Waren hatte man ihnen ohne viele Wiederworte übergeben und es wurde ihnen sogar ein Handwagen geliehen. Nun war es also nurnoch daran sich ein Nachtlager aufzuschlagen und bis zum nächsten Tag abzuwarten. Doch dann kam der Regen.
Erecs Vermutung hatte sich bestätigt, und mit dem Sonnenuntergang kamen auch schon die ersten dicken Tropfen herunter. Die beiden hatten ihr Lager am Waldrand aufgeschlagen und schlieslich größte Probleme ihr Feuer vor dem zunehmenden Regen zu bewahren. Als später dann der Wind schwenkte wurden sie glücklicherweise vom nahen Wald geschützt.
Erec entschloss sich die erste Nachtwache zu übernehmen und Argon gab ihm sein Schwert. Auch wenn Erec damit im Notfall wohl nicht wirklich umgehen könnte, so hoffte doch Argon das es ihm wenigstens Mut machte. Und ob er sich selbst in einem Kampf auf Leben und Tod mit einem, oder sogar mehreren, Banditen sonderlich gut schlagen würde zweifelte er sowieso an.
Glücklicherweise verliefen beide Nachtwachen jedoch relativ ruhig, bis auf die gelegentlichen Rufe einer nahen Eule und dem Rascheln eines herumstreunenden Wildschweins gab es keine beunruhigenden Geräusche.
Trotz dessen konnten jedoch weder Argon noch Erec sonderlich viel Schlafen, auch wenn sie es die meiste Zeit versucht hatten.
So stapften sie also nun im Halbschlaf, und noch immer etwas durchnässt, zurück durch die Stadttore um den Paladin seine Waren zu bringen.
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