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    Kialar ist offline

    Küstenstraße Thorniara - Setarrif

    Die Straße, der Kialar folgte, war gut bereist. Etliche Händler kreuzten seinen Weg und sorgten wohl für Nachschub der Waren aus Setarrif in Thorniara. Obwohl er sie freundlich begrüßte, hatte es den Anschein, dass sie nur mit Widerwillen zurückgrüßten oder gar gänzlich eine Erwiderung verweigerten. Woran das lag, konnte der Wüstensohn nur vermuten. Er erinnerte sich noch deutlich an die Reaktion der Fischer südlich von Stewark, als er sich als Diener Innos’ bekannte und hatte ja, seines politischen Desinteresses zum Trotz, von den Spannung im Königreich zwischen den beiden großen Städten gehört. Nicht überall schien der Lichtgott sich der Beliebtheit Thorniaras zu erfreuen und auch seine Diener riefen bei manchen wohl Skepsis hervor. Dementsprechend unsicher war er, inwiefern seine Novizenrobe in Setarrif ungünstig auffallen würde.
    Ob er mit Schwierigkeiten rechnen müsse?

    Bald schon schob er jedoch diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den breiten Pfad Richtung Süden. Das Wetter zeigte sich wankelmütig. Mal sonnig, dann wieder bewölkt und immer wieder spürte er den einen oder anderen Tropfen, während unentwegt eine kleine Brise vom Meer her wehte. Über Nacht hatte es ein wenig geregnet, sodass er sich schon dafür verflucht hatte, so spontan am Vorabend von Thorniara aufgebrochen zu sein. Seine Nacht war somit denkbar feucht geworden und nicht einmal das kleine Lagerfeuer, das er mithilfe von Magie entfacht hatte, vermochte es, ihn zu wärmen.
    Düstere Gedanken waren ihm im Kopf umhergespukt, seltsame Vorahnungen, von Tieren überfallen oder von Räuber heimgesucht zu werden…es war eine dieser Nächte, wo er Begleitung herbeigesehnt und die Einsamkeit besonders hart an ihm genagt hatte. Kialar war es zwar gewohnt, alleine zu reisen, aber irgendein mulmiges Gefühl beherrschte ihn; selbst jetzt am helllichten Tag. Die Bäume des Waldes, an dem die Route verlief, schienen seltsam und unheimlich, das Rauschen des Meeres war eher chaotisch, denn beruhigend und das Gezwitscher der Vögel war verstummt und stattdessen jeder seiner vielen Fehltritte schallend laut. Dunklen Wolken zogen sich am Himmel zusammen und wo zuvor noch vereinzelte Sonnenstrahlen auf den Boden trafen, hatte sich nun ein Schatten um ihn herum gelegt.
    Statt schneller zu werden, bemühte er sich um einen lockeren Gang, doch sein Schritt wurde immer langsamer und stockender, bis er schließlich stehen blieb. Ihm fiel plötzlich auf, dass er vollkommen alleine auf der Straße war. Sein Herz klopfte, während er starr vor Schreck auf der Stelle stand und wartete, nicht wissend auf was. Ein unbestimmtes Gefühl der Angst durchfuhr ihn, doch er schaffte es nicht, den Weg zu verlassen. Die Zeit schien still zu stehen und alle Alarmglocken seines Wesens schallten laut.
    Dann plötzlich der einzelne Ruf einer Möwe. Sein Kopf riss ruckartig zur Seite und der bedrohliche Moment war vorüber, während er aus seiner Lähmung erwachte. Er wusste nicht, was vorgefallen war, doch mit einem Mal schien alles wieder völlig normal.
    Etwas unsicher setzte Kialar seinen Weg fort.

  2. Beiträge anzeigen #162
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Nachdenklich betrachtete die Blonde seine guten Reaktionen. Er stolperte zwar über die Wurzeln, war aber genauso schnell wieder auf den Beinen. Auch das gehörte dazu. So aussichtslos die Lage erschien, man sollte immer weiter machen und nie aufgeben. Wenn man hinfiel, dann war es falsch, einfach liegen zu bleiben, stattdessen wieder aufzustehen und dem nächsten Hindernis entgegenzublicken, mit dieser Einstellung würde man viel weiter kommen. Thorwyn war der beste Beweis dafür, wie weit man es auf diese Weise bringen konnte. Er hatte sich nicht aufgegeben, nie in seinem Leben. Und nun war er dabei, an einem der schönsten Strände überhaupt auf einer traumhaften, scheinbar friedvollen Insel und unter den Augen seiner Liebsten, die ihn ebenso gern hatte, hervorragende Schüsse ins Ziel zu lenken, all den Widrigkeiten zu trotzen und noch dazu die Zeit zu finden, ihr alle Zärtlichkeiten entgegenzubringen, die ihm einfielen.
    Und was tat sie? Sie versuchte, jeden seiner Erfolge zu behindern, brachte ihn ins Stolpern, zwang ihn auf die Knie und kitzelte so auch das letzte bisschen Ehrgeiz aus ihm heraus. Hatte so eine normale Beziehung zwischen Lehrer und Schüler auszusehen? Wahrscheinlich schon, wobei die beiden Jäger in einigen Belangen doch sehr ins Extrem gingen. Alles in allem lag jedoch der Spaß am Zusammensein im Vordergrund, das Erfreuen des anderen mit immer neuen Ideen, wie auch Leyla sie nun wieder hatte. Erneut waren es Wurzeln, rankenartige Gewächse, die den Geliebten nun jedoch nicht etwa wieder ins Straucheln bringen sollten. Viel mehr warteten sie auf eine Gelegenheit, während der er kurz verharrte, um dann zuzupacken und seine Beine an Ort und Stelle zu fixieren. Eine zweite Ranke kletterte derweil an ihm empor und umschlang seinen Oberkörper, ohne aber sofort spürbare Veränderungen herbeizuführen.
    "Ein kleiner Test!", rief sie ihm auf seine irritierten Blicke hin zu. "Du kennst das Spielchen mit der fliegenden Zielscheibe. Machen wir es etwas spannender. Für jeden Schuss, den du daneben setzt, wirst du in eine immer unbequemere Haltung gezogen. Du darfst sogar bestimmen, ob nach hinten oder nach vorn. Wenn du dafür zweimal hintereinander getroffen hast, entspannt sich deine Haltung wieder etwas. Nach zehn Fehlschüssen habe ich gewonnen und darf mir etwas wünschen, nach zwanzig Treffern du. Bereit?!"
    Selbst wenn nicht würde er umgehend beginnen müssen, denn nur einen Augenblick später warf Leyla die Frucht mit der Zielscheibe in die Höhe. Derweil überlegte sie sich schon einmal einen Wunsch, während sie ihr beschworenes Wurzelwerk in Augenschein nahm. Es würde ihn nicht verletzen können, aber spätestens nach dem fünften Fehlschuss würden die Beine sicherlich soweit eingeknickt sein, dass sie zu zittern begannen. Keine sonderlich gute Voraussetzung für sichere Treffer. Aber er konnte es ja abwenden.

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #163
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Ungeachtet aller Hindernisse … aber Leyla war in dieser Hinsicht wirklich einfallsreich. Gerade hatte Thorwyn wieder einen Standortwechsel vollziehen wollen, als er feststellte, dass irgendwelche Ranken sich an seine Füße klammerten und dann noch ein Stück seine Beine hinaufkletterten. Zumindest konnte er so nicht umfallen, auch wenn sein Oberkörper den Schwung immer noch mitnehmen wollte, ohne dass die Beine in der Lage gewesen wären, ihn irgendwohin zu tragen. So ruderte der Jäger ein wenig mit den Armen, bis er wieder gerade stand und Leyla einen fragenden Blick zuwerfen konnte, während eine weitere Ranke seinen Körper entlangkroch.
    Tolle Aussichten, dachte er ein wenig belustigt, nachdem die Geliebte ihm erklärt hatte, was sie noch plante, und packte den Bogen fester. So sieht also ihre Rache für den Sandhaufen aus. Er wollte noch etwas sagen, doch im nächsten Moment flog schon die Schale durch die Luft. Schnell lag der Pfeil an der Sehne, zeigte in Richtung des Ziels, flog – und traf. Ha! „Das macht dir wohl Spaß, was?“, rief Thorwyn der Geliebten mit einem Grinsen zu und griff zum nächsten Pfeil. „Na gut! Aber du wirst schon sehen, was du davon hast!“
    Erneut wurde die Schale in die Luft geschleudert, ein Pfeil flog und landete zum Leidwesen des Jägers irgendwo im Sand. Mist. Vielleicht hätte ich ihr damals ein paar Beeren mehr geben sollen. „Äh … nach hinten?“, brachte Thorwyn dann mit gespielt ängstlichem Gesichtsausdruck heraus, bevor die Ranken begannen, Druck auf ihn auszuüben. Das ist aber auch gemein, wenn sie alle Regeln aufstellt. Immerhin konnte Leyla die Schale nach Belieben werfen, hoch und niedrig, gerade nach oben oder in einem Bogen. Und er brauchte für eine Entspannung seiner Haltung immer zwei Treffer, sogar direkt hintereinander, während ein Fehlschuss reichte, um die Lage zu verschlimmern. Und überhaupt …
    Egal. Jetzt! In einer wunderbar geraden Linie durchschnitt der nächste Pfeil die Luft, schlug mit einem dumpfen Geräusch ein und bescherte dem Jäger damit den zweiten von hoffentlich zwanzig Treffern. Nochmal! Und das war der zweite von zehn Fehlschlägen und weiterer Druck durch das blöde Wurzelwerk, das jeden weiteren Schuss nur noch schwieriger machte. Na warte … und noch ein Schuss.

  4. Beiträge anzeigen #164
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Der erste Treffer brachte ihm leider wenig, denn besser konnte seine momentane Lage nicht werden. Aber er komplettierte ihn ohnehin mit einem Fehlschuss, sodass die Frage nach der unmöglichen Besserung gar nicht erst gestellt werden musste. Diese Abfolge wiederholte er der Einfachheit halber noch einmal, wenn er so weiter machte, hatte er zwar zehn Treffer, aber damit lediglich die Hälfte dessen, was Leyla von ihm forderte. Genau deswegen gestand sie ihm auch eine kleine Hilfe ein.
    "Ich werde versuchen, erstmal immer auf die gleiche Art und Weise zu werfen, damit es nicht zu schwierig für dich wird."
    Ein Lächeln hatte sie dazu noch übrig, ehe die Scheibe erneut in die Luft flog und getroffen wurde. Auch der nächste Schuss saß.
    "Glückwunsch!", kommentierte sie sogleich, war geneigt, zu ihm zu eilen, um ihn mit einem Kuss zu besänftigen, doch dann entschied sie sich dagegen. Dafür war es noch zu früh. "Vier Treffer, zwei Fehlschüsse. Diese Quote musst du mindestens halten."
    Mit einem Fingerzeig bedeutete die Ovates der Wurzel noch, sich wieder etwas zu entspannen, was dem Geliebten auch sogleich zugute kam.
    "Und weiter!"
    Es folgte ein fünfter Treffer und daraufhin ein dritter Fehlschuss, den er danach aber sogleich wieder mit Treffer sechs und sieben ausbesserte.
    "Du scheinst eine gewisse Körperspannung zu brauchen, um besser zu treffen, kann das sein?"
    Grinsen, ein klein wenig hämisch, aber irgendwo war das doch nun nur die Revanche für seine Gemeinheiten vor einigen Tagen.
    "Gut, dann will ich die Flugbahn nun etwas variieren, damit es nicht zu leicht für dich wird. Aber ich mache es auch nicht zu schwierig. Fertig? Dann weiter!"
    Die Flugscheibe beschrieb nun einen sanften Bogen in der Luft, so ähnlich, wie sie es auch beabsichtigt hatte. Darauf konnte sie leider keinen Einfluss mit ihrer Magie nehmen, kleine Unterschiede würde es also immer geben.

  5. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #165
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Hatte er es doch gewusst. Da befand er sich auf einem guten Weg und schon stieg der Schwierigkeitsgrad an, indem Leyla die Flugbahn der geworfenen Schalen änderte. Darauf folgte auch gleich ein Fehlschuss und brachte die Geliebte dazu, es Thorwyn mit einem kleinen Magieschub noch schwerer zu machen. Und dabei war auch die Position, in der die Wurzeln seine Beine festhielten, nicht genau die, in der er normalerweise schoss – aber auch das war vielleicht etwas, was später hilfreich sein konnte.
    „Ich mache es nur spannend!“, rief der Jäger nach dem letzten Fehlschlag und setzte mit einem Treffer nach. „Siehst du?“ Na die kann was erleben, wenn ich die zwanzig habe, dachte Thorwyn schmunzelnd. Am besten, ich wünsche mir einen Troll zum Mittagessen oder so. Vorerst aber sauste noch ein Pfeil am Ziel vorbei, die Wurzeln taten ihr Werk und rangen dem Jäger ein Ächzen ab. Puh … das wird doch ziemlich harte Arbeit.
    Langsam begannen auch seine Beine zu schmerzen – nicht viel, aber er merkte, dass sie nicht die übliche Freiheit hatten –, und auch seinem restlichen Körper ging es nicht viel besser. Unter diesen Umständen würde er wirklich um jeden Treffer kämpfen müssen. Sorgfältig richtete Thorwyn daher den Bogen aus, so gut es in seiner derzeitigen Position möglich war, blendete alles andere aus und starrte nur in Richtung des Strandes, wo Leyla wieder die Schale in die Luft warf. Ruhig atmen. Leichte Korrektur des Pfeils. Schießen. Ha! Haha!
    Ein weiterer Treffer zauberte dem Jäger ein Grinsen aufs Gesicht, bewirkte ansonsten aber nichts. Fünf zu neun. Das geht schon. Gut aufpassen, ich weiß, wie das Ding fliegt … ungefähr. Doch das war offensichtlich nicht genug, wie zwei Fehlschüsse zeigten. „Oh. Jetzt wird es doch langsam unbequem“, stellte Thorwyn halb an sich, halb an Leyla gewandt fest. Und er war immer noch viel zu weit von seinem Ziel entfernt, daran änderten auch die beiden Treffer nichts, die nach dieser Feststellung folgten. Sieben zu elf war nicht die Quote, die er haben wollte.

  6. Beiträge anzeigen #166
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    "Es liegt an dir, es zu ändern!", motivierte Leyla den Geliebten und provozierte so den nächsten und somit dritten Treffer in Folge. Noch ehe sie ihn wirklich darüber loben konnte, folgte sogar noch ein vierter, sodass er sich nun wohl merklich entspannen konnte. Bequem war diese Haltung aber trotzdem nicht und allzu oft kam es sicherlich nicht vor, aus solch einer Position schießen zu müssen. Doch je schwerer die Umstände, desto besser die späteren Ergebnisse. Schließlich verlernte er bei diesem Training nicht, wie man unter normalen Gegebenheiten schoss. Eher wurden diese einfachen Schüsse dann zum Kinderspiel und genau dorthin wollte sie ihn schließlich führen.
    "Na also...", beglückwünschte sie Thorwyn mit einem Augenzwinkern und blickte viel versprechend an sich herab. Was bot sich nun noch so als Motivation an? "Ein bisschen schwieriger kann ich es also offensichtlich noch noch machen."
    Das belief sich allerdings erstmal nur auf die Flugbahn, die nun eine etwas umständlichere Kurve beschreiben sollte, die zu treffen aber deswegen nicht unmöglich war.
    "Also los, noch sieben Treffer!", rief die Ovates ihm dann entgegen und beförderte die Zielscheibe in die Luft, die er fast wie problemlos traf. Wenn es so weiter ging, stand er gleich wieder aufrecht und musste sich nur mit den fixierten Füßen herum ärgern.
    Anstatt diesem Wunsch jedoch nachzukommen, schickte Thorwyn den nächsten Pfeil mal sowas von daneben, dass sie vor Schreck beinahe den Befehl an die Wurzeln vergaß. Zwar konnte er diesen Fehler umgehend wieder gut machen und einen sicheren Treffer anbringen, der nächste Schuss sollte aber erneut daneben gehen und ihn zurück in die Haltung befördern, aus der er sich soeben befreit hatte.
    "Nagut, dann bekommst du jetzt das letzte bisschen Ansporn, das ich dir bieten kann. Jeder Fehlschuss lässt dich verlieren, ob du meinen Wunsch wirklich spüren möchtest, da bin ich mir nicht so sicher." Das Wort spüren hob sie dabei besonders hervor, weil sie nicht vor hatte, dass er sie irgendwie umsorgen oder etwas ähnliches für sie tun sollte. "Du brauchst fünf Treffer zum Sieg. Ich trage drei Kleidungsstücke. Beim ersten, dritten und fünften Treffer werde ich eines davon ablegen. Als Trost für das, was du wahrscheinlich verpasst, wenn du nun auch nur einmal daneben schießt. Haben wir eine Abmachung?"

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Tief atmete Thorwyn durch und blickte zwischen Leylas Gesicht und der Schale in ihren Händen hin und her. Die Schmerzen in seinen Beinen hatten sich verstärkt, vermutlich würde er erst einmal eine Weile herumliegen, wenn die Wurzeln ihn losgelassen hatten. Um dann entweder zu seinem Wunsch zu kommen, von dem er noch keine Ahnung hatte, wie er aussehen würde, oder um Leyla den ihren zu gewähren. Hoffentlich war sie dabei nicht zu kreativ, wenn es ihm tatsächlich nicht gelang, seine nötigen zwanzig Treffer zu landen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen nickte Thorwyn schließlich. „Also gut!“, sagte er und legte all sein verbliebenes Selbstvertrauen in diese Worte. „Ich bin bereit! Wirf!“ Ob Leylas Ansporn ihm wirklich helfen würde? Möglich war natürlich auch, dass ihn das noch zusätzlich ablenkte … doch weitere Gedanken verschwendete der Jäger daran nun nicht mehr, denn schon flog die Schale durch die Luft, verfolgt von der Pfeilspitze, die Thorwyn konzentriert auf die Flugbahn ausrichtete. Dann schnellte die Sehne zurück, entließ das Geschoss und sorgte dafür, dass es mit Wucht auf das Ziel traf.
    Noch vier, dachte der Jäger und versuchte, sich für einen Moment zu entspannen und sich vielleicht durch den Anblick Leylas etwas aufzubauen. Noch vier. Das geht. Ein neuer Pfeil auf der Sehne, irgendwie drehte Thorwyn sich ein wenig hin und her, um die optimale Schussposition zu finden, dann verengte er die Augen zu Schlitzen und starrte in Richtung der prognostizierten Flugbahn. Schale. Zielen. Schuss. Treffer!
    Drei. Noch einmal atmete der Jäger durch, massierte sich schnell das rechte Bein, so gut das im Moment eben möglich war – durch die zwei Treffer zumindest besser als vorher – und bereitete sich auf den nächsten Schuss vor. Weit war das Ziel nicht entfernt, aber es war so klein, so schnell in seiner Bewegung, und Thorwyns Körper hatte Schwierigkeiten, nach wie vor für eine ruhige Hand zu sorgen. Dennoch gelang auch der nächste Schuss und ließ wieder echten Optimismus in dem Jäger aufkommen. Ein weiterer Treffer sorgte für noch mehr körperliche Entspannung, gleichzeitig aber auch für geistigen Nervenkitzel. Ein Treffer und er hatte gewonnen, ein Fehlschuss und Leyla konnte sich etwas wünschen. Das wäre zwar abwechslungsreich, aber irgendwie hatte es so geklungen, als hätte sie etwas Gemeines vor, das dem Jäger wohl nicht gefallen würde.
    Na dann, dachte Thorwyn und legte den entscheidenden Pfeil an die Sehne.

  8. Beiträge anzeigen #168
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Lächelnd blickte sie ihm in die Augen, suchte nach dem letzten Funken, der inzwischen hell auflodern musste, weil der Wille groß in ihm war, zu treffen. Natürlich, sie hatte schließlich indirekt angekündigt, dass es wenig angenehm würde. Ihre Hand suchte den Saum ihres Hemdes und zog ihn bereits über den Bauchnabel, aller anderer Stoff war bereits in den Sand befördert worden. Dann der Wurf, etwas unelegant, aber machbar. Thorwyn wirkte fest entschlossen, seine Haltung war durch die zurückliegenden vier Treffer auch längst nicht mehr so unbequem, wie im Verlauf der Übung. Zielstrebig verließ der Pfeil die Sehne, suchte seinen Weg durch die Luft und traf...nicht. Haarscharf schnitt die Pfeilspitze an der fliegenden Zielscheibe vorbei, es hätte vermutlich kein ganzer Finger dazwischen gepasst.
    Der Jubelschrei, den Leyla bereits auf der Zunge gehabt hatte, verebbte in den Tiefen ihres Halses, der Schwung ihrer Hand beförderte das Hemd dennoch über den Kopf, unbekleidet trottete sie daher nun zu ihrem Geliebten.
    "Ohje...", gab sie traurig von sich, wie viel davon gespielt war, wusste sie in dem Moment selbst nicht. "Naja, zumindest entspannen kannst du dich jetzt...ganz kurz zumindest."
    Eine Handbewegung ließ die Ranke, die sich um seinen Oberkörper geschlungen hatte, zurück in den Boden weichen, das Wurzelwerk an seinen Beinen zog jedoch umso fester und beförderte den Geliebten nun unweigerlich auf den Boden, wo er der Länge nach zum Erliegen kam. Eine weitere Handbewegung fixierte die Beine nun in ihrer ausgestreckten Lage, das war allerdings keine wirkliche Strafe, sondern vermutlich eher eine Wohltat nach diesem anstrengenden Training war.
    "Mein Wunsch ist eigentlich ganz einfach.", eröffnete sie schließlich das Bevorstehende mit einem verführerischen Unterton. "Ich möchte, dass du dich nicht gegen das wehrst, was ich jetzt mit dir mache. Dementsprechend hast du sicherlich nichts dagegen, wenn ich dir dein Hemd ausziehe, nicht wahr?"
    Jede Abneigung hätte den Augenblick vermutlich zunichte gemacht, nun aber schwieg er einfach, vermutlich in der Ungewissheit, was sie vor hatte.
    "Du warst sehr gut heute.", fuhr Leyla fort, als das Hemd irgendwo in der Nähe ihrer Kleidungsstücke gelandet war. "Viele schöne Treffer, eine ungeheure Ausdauer, Perfektion fast bis ins größte Extrem."
    Mit einem Kuss lenkte sie nun auch das letzte bisschen Aufmerksamkeit des Schülers auf sich, sie hatte längst auf ihm Platz genommen, die Beine rechts und links des Körpers, einen Teil des Gewichts auf seinem Unterleib, der Rest auf den Händen, die soeben seine Arme nach rechts und links in den Sand beförderten.
    "Langsam gehen mir wirklich die Ideen aus. Eine sehr schöne habe ich noch. Morgen ist also dein großer Tag."
    Noch ein Kuss, zugleich erweckte sie erneut das Wurzelwerk im Erdreich, das sich nun um seine Handgelenke schlang und eben diese ebenfalls am Boden fixierte. Er sagte nichts dazu, aber sein Blick verriet seinen Gedanken.
    "Nur zur Vorsicht, damit du dich wirklich nicht wehrst."
    Augenzwinkern, dann rutschte sie ein Stück hinab, sodass sie seinen nackten Bauch vor sich hatte.
    "Erinnerst du dich an meine missliche Lage, als ich unter dem Sandhaufen steckte? Du hast sie schamlos ausgenutzt!"
    Langsam fuhr sie nun mit den Fingern um seinen Bauchnabel herum, malte verspielt kleine Kreise und suchte erneut den Blickkontakt zu ihrem Geliebten.
    "Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, hast du mich gekitzelt. Mein Wunsch ist es, dass du dieses unbeschreibliche Gefühl ebenfalls kennen lernst."
    Nun kam die zweite Hand dazu und fuhr zusammen mit der ersten wild über seinen nackten Bauch, beide folgten sie gewundenen Pfaden, mal schneller, mal langsamer, mal mit mehr Druck, mal mit weniger. Einen Anlass zum Aufhören fanden sie jedoch nicht. Und so machten sie immer und immer weiter.

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    Kialar ist offline

    Küstenstraße Thorniara - Setarrif

    „Hey, stehengeblieben, Sie…äh…du, sofort raus mit deinem Geld, sonst greife ich an!“, schallte eine Stimme aus dem Wald. Kialar runzelte die Stirn und wurde langsamer.
    „…und jetzt Augen zu, du Wicht!“, kam es hinterher, als der Wüstensohn stehen blieb.
    „Wicht?“, wunderte sich der Wüstensohn und drehte sich einfach zu dem Angreifer um.
    „Verdammt, jetzt hast du mich erkannt und ich muss dich wohl tatsächlich angreifen…“, meldete sich der vermeintliche Räuber und es klang regelrecht enttäuscht. Der zerlumpte junge Mann, der aus dem Wald getreten war, trug einen verschlissenen grünen Mantel, eine abgerissene Hose und merkwürdig unpassendes Schuhwerk für den Wald. Sein Dolch war mehr ein Brotmesser, denn eine bedrohliche Waffe und in seinen Augen lag eher nervöse Erwartung, statt wirkliche Angriffslust. Der Novize war zwar kein todesmutiger Krieger und unterschätzte seine Gegner selten, aber von diesem Mann ging keine Gefahr aus, das sah er sofort.
    „Hörst du schlecht?!“, meinte der Räuber nochmals und seine Stimmlage schlitterte eine Tonlage höher.
    „Du willst mich doch gar nicht angreifen oder?“, fragte Kialar.
    „Will ich nicht?“, gab der Widersacher verwirrt zurück.
    Nun gab der Wüstensohn einen Hauch Magie hinzu, borgte sich etwas von der Macht Innos’ und sagte mit gekräftigter Stimme. „Nein, du willst mich gar nicht angreifen. Was ist los mit dir, du siehst nicht aus wie ein Räuber…?“
    „Ich, hm…eigentlich bin ich ein Barde.“, sprach nun sein Gegenüber und so schnell wie der Dolch wieder weg war, hatte der Mann auch seine Selbstsicherheit zurück gewonnen, stand mit durchgebogenem Rücken stolz da und gebärdete sich plötzlich wie ein Pfau. Kialar machte große Augen, als sich der junge Mann mit der Hand durch seine blonden schulterlangen Locken fuhr und sich vorstellte. „Mein Name ist Arev nyd Feran, Spielmann und Mann der Theaterkunst, Reisender und Meister der Harfe und Flöte, fahrender Unterhalter und bekannt bei Hof und Welt…nur zurzeit habe ich eine kleine Pechsträhne.“
    „Aha, wie darf ich das verstehen?“, erwiderte Kialar verdutzt.
    Arev seufzte theatralisch. „Ach, diese Setarrifer haben keinen Sinn für Kunst, die reinsten Banausen. Eines frühen Frühlingstages kam ich in diese golden Stadt der höchsten Blüte und labte mich an den Schönheiten der goldenen Kuppeln, der jungfräulichen Maiden und der schönsten aller schönen Künste…doch, ach…weh…“ und er fing an zu rezitieren.

    Wie schwerlich mir’s doch fiel, Das Glück mir keiner schenkte
    Mein zauberhaftes Spiel, Die Muse mich nicht lenkte
    Es wurde ach so graus, Es flogen die Getränke
    So warf man mich hinaus, Aus jeder guten Schänke

    Verdammt zu Bettelei, ich jammerte und klagte
    Mein pausenlos’ Geschrei, an allen Ohren nagte
    So kamen bald die Wachen, und rissen mich vom Boden
    Mit fürchterlichem Lachen, folgt ein Tritt in meine…

    Arev schickte ein schelmisches Lächeln an Kialar, der die Augen rollte, dann lachte der Spielmann auf und fuhr mit einem listigen Gesichtsausdruck fort, während er das nächste Wort betonte.

    …Loden-
    Hose und ich keuchte, die Tore waren versperrt
    Ich rannte und entfleuchte, die Welt war ganz verkehrt
    Ein Spielmann ward Bandit, ein Dolch nun seine Waffe
    So sang er zwar manch’ Lied, welch lächerlicher Affe


    Als Arev fertig war, ließ er den Kopf hängen und seufzte. Der Wüstensohn wusste nicht genau, ob er lachen oder diesen seltsamen Gesellen bemitleiden solle. Schließlich meinte er „Vielleicht läuft es in Thorniara besser?“
    Sein Gegenüber sah hoffnungsvoll auf „Meinst du?“
    „Klar, wieso nicht.“, erwiderte Kialar und zuckte mit den Achseln.
    „Wunderbar, dann ist es abgemacht!“, sprach Arev enthusiastisch und streckte die Hand aus.
    „Was ist abgemacht?“
    „Wir reisen nach Thorniara und für einen kleinen Obolus, werde ich dir meine Künste jederzeit zur Verfügung stellen…du könntest mir die Stadt zeigen und…“
    „Moment, moment!“, unterbrach Kialar den eifrigen Spielmann. „Ich bin auf dem Weg nach Setarrif und habe keine Zeit für so etwas, es tut mir Leid.“
    „Dann muss ich dich wohl überfallen!“
    „Wie bitte? Nein, ich bin dagegen.“
    „Naja…einen Versuch war es wert.“, sagte Arev kleinlaut und ließ erneut den Kopf hängen.
    Die Sonne war schon untergegangen und da noch immer der Schreck des Nachmittags in Kialars Gliedern lag, überraschte er sich selbst, als er fragte „Hättest du noch einen Platz in deinem Lager frei?“
    „Oh-o, welch forsches Anliegen!“, erwiderte der Spielmann in betont empörten Tonfall.
    „Wie…?“, wunderte sich Kialar.
    „Ich bin schon einem Weib verschrieben, musst du wissen. Sie ist der Funke meiner Leidenschaft, der Dorn meines Rosenbusches, der Saft meiner…“
    „Bei Innos!“, fuhr Kialar dazwischen. „Ich möchte nicht MIT dir lagern, sondern nur bei dir…an anderen Dingen habe ich kein Interesse.“
    „Soso, tatsächlich ist gerade ein Platz frei geworden. Die Kakerlake der letzten Nacht ist wohl verschwunden und der Käfer von der Nacht zuvor hat…“ …und so plapperte Arev fort, während er voraus in den Wald schritt. Kialar folgte ihm in sicherem Abstand und fragte sich unterdessen, was er sich dabei gedacht hatte.

  10. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #170
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Daneben. Verdammt, daneben! So nah war er dran gewesen, einen einzigen Treffer hätte er noch gebraucht, aber er hatte es vermasselt. Erschöpft blickte Thorwyn Leyla an, die sich ihm nun langsam näherte und nichtsdestotrotz sein Herz in der Brust hämmern ließ, auch wenn aus dem Wunsch jetzt nichts wurde – höchstens aus ihrem, der für den Jäger anscheinend wenig angenehm werden sollte.
    Der Beginn jedoch war eigentlich recht vielversprechend, endlich erlaubten die Wurzeln ihm eine bequemere Position, auch wenn sie ihn danach durch kurzes Zerren an seinen Füßen recht unsanft zu Boden beförderten. Und dann war da noch Leyla, die ihm kurzerhand das Hemd über den Kopf zog und ihm noch einen Kuss spendierte. Eben wollte Thorwyn sich fragen, ob ihre Pläne nicht vielleicht doch auch ihm zugute kamen, doch dann spürte er auf einmal die Wurzeln, die plötzlich aus dem Erdboden brachen, sich um seine Handgelenke schlangen und sie dort festhielten, wo sie waren, genau wie die Füße.
    Oh, dachte er mit einem unguten Gefühl, das nur noch verstärkt wurde durch die Worte, die die Geliebte, der das Ganze offenbar ziemlich viel Spaß machte, an ihn richtete. Und durch die Tatsache, dass sie nun begann, spielerisch kleine Kreise auf seinem Bauch zu malen. Oh. Jetzt wusste er, worauf das alles hinauslaufen sollte, doch Zeit für Protest war nicht mehr. Was hätte er auch sagen sollen? Leyla so zu ärgern, war ja tatsächlich eine angenehme Abwechslung gewesen, der er sich rein aus Vergnügen hingegeben hatte. Und nun bekam er einen weiteren Teil der Rechnung präsentiert.
    „Ichaah!“, rief er erschrocken aus, als die sanften Finger begannen, seinen empfindlichen Bauch zu piesacken. „Na-ha, na-ha, nein“, lachte er, von Krämpfen geschüttelt, die einfach nicht besser wurden, die ihm ständiges Kichern und Lachen entlockten, mal laut und dröhnend, mal leise und quietschend, mal vollkommen erstickt, wenn ihm die Luft ausging und er nur unter Mühe neuen Atem schöpfen konnte, der sogleich wieder ausgestoßen wurde in einer weiteren Lachsalve. „Na-ha, bi, na-haha, bitte, nein“, brachte Thorwyn angestrengt inmitten all der glucksenden, japsenden und anderen Geräusche hervor, während sein Körper verzweifelt an den hölzernen Fesseln zerrte, ohne sie auch nur einen Fingerbreit bewegen zu können.
    Und auch Leyla ließ sich natürlich nicht erweichen, ging höchstens vom Bauch zu den Füßen über, die der Jäger ebenso wenig schützen konnte. „Go…Go-haha, bitte“, keuchte er atemlos. So lange hatte er sie nie gekitzelt! „Biiiiihaha, bitte, iii…ch, ch, ch, bitte!“ Sinnvolle Sätze waren das nicht gerade, aber dennoch alles, was er in diesen Momenten der Wehrlosigkeit schaffte. Irgendwann musste sie einfach aufhören, musste dieses quälende, schmerzende Lachen beenden, das ihn schüttelte und vollkommen unfähig machte, irgendetwas anderes zu tun als den Kopf von einer Seite auf die andere zu werfen, während die Hände sich streckten und zu Fäusten ballten und die Füße hin und her schwankten. Sie musste doch aufhören!

  11. Beiträge anzeigen #171
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Ja, genauso fürchterlich war es gewesen, kaum ein Wort hatte sie vernünftig über die Lippen bekommen, gefleht hatte sie, dass er aufhören solle, doch selbst als sie sich ihm quasi schon unterworfen hatte und flehend um Befreiung rang, hatte er noch Zeit für solch eine Gemeinheit gehabt und ihre hoffnungslose Lage ausgenutzt. Das bekam er nun alles zurück und noch ein klein wenig mehr, damit er vielleicht doch noch mal ähnlich kreativ wurde. Denn wenn sie ganz ehrlich war, hatte dieses ausgeliefert sein einen gewissen Reiz. Den zu spüren war Thorwyn noch bestimmt, zuerst zog sie noch etwas an seiner Hose, um ein wenig mehr, als nur den Bauch zu entblößen. Und auch dort noch ganz kurz zu kitzeln, sodass er auf die anstehenden Zärtlichkeiten vorbereitet war.
    "Nun gut, wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören." meinte sie lächelnd, krabbelte linksseitig um ihn herum, bis sie jenseits seines Kopfes saß und strich über die schweißnasse Stirn. "Denn ich liebe dich doch, Thorwyn.", flüsterte die Blonde und küsste ihn sanft auf die linke Wange. "Und ich möchte, dass es so bleibt." Nun küsste sie die rechte Wange. "Dass wir zwei genau auf die Art weitermachen können, wie während der letzten Tage." Nun war der Mund dran, genüsslich beugte sie sich über sein Gesicht, kopfüber hatten sie sich wohl noch nie geküsst. "Mit all den kleinen und großen Späßen, Gemeinheiten und Zärtlichkeiten." Um sich jeden Tag nur noch mehr zu lieben, zu vertrauen und zu genießen.
    Nun strich sie sanft mit den Fingern über seine Brust, hielt immer wieder für einen Kuss inne, wanderte weiter zum Bauch, küsste auch dort und massierte schließlich die letzten Krämpfe aus der erregten Muskulatur, ehe sie den Saum der Hose noch weiter nach unten schob und auch das empfindlichste seiner Körperteile mit der einen oder anderen neugierigen Geste bedachte.

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    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline

    Nordküste

    Nach seiner Geschichte ließ Rethus die beiden allein in dem Gasthaus zurück und begab sich auf den Weg zur Küste, wo er sofort auf Ashim und seine drei Handlanger traf. Ohne große Umschweife besorgten sie sich schnell ein Schiff, um nach Argaan überzusetzen. Während der Überreise erzählte der Glatzkopf detailliert, was er erlebt hatte… besser gesagt spann er irgendetwas zu recht. Der Teil von der Ankunft in Khorinis bis zu dem Magier entsprach der Wahrheit. Doch dann erzählte er etwas davon, dass sie die Beute im Minental bergen wollten und dass der Große dabei drauf gegangen war, als sie einer größeren Gruppe Orks begegneten. Anschließend floh Rethus nach Drakia. Aber im Großen und Ganzen konnte er nichts Brauchbares oder Konkretes über Dennik erfahren.
    „Du kennst doch unsere Spione?“ setzte Ashim daraufhin an.
    Der Glatzkopf nickte.
    „Kurz nachdem wir die Nachricht erhalten hatten, dass Thorniara sauber ist, erfuhren wir, dass Dennik jemand in Setarrif gesehen haben will.“
    Der Mantelträger schaute auf. „Wie sicher ist die Quelle?“
    „Es handelt sich um dieselbe Quelle, die uns schon die restlichen Informationen über Dennik geliefert hatte.“
    „Nur dass es davon bisher noch nicht viele gab.“
    „Schweig besser, der Hinweis ist so ziemlich das Brauchbarste, das wir je bekommen hatten. Wenn der Kerl Dennik in Setarrif entdeckt hatte, dann wird er definitiv nicht der Einzige gewesen sein. Das war im Grunde die wichtigste Information, die ich direkt von Elster überbringen sollte.“
    Rethus hielt mittlerweile nichts mehr von vagen Informationen, aber vielleicht brachte genau diese endlich mal den Durchbruch. Sie war bisher die konkreteste. Sollte sie wahr sein, dann würde Rethus Dennik von nun an schnell finden können.

    Um Setarrif diskret zu erreichen, schwammen sie zur Küste hinüber in die Botanik, um ihren Weg zu Fuß fortzusetzen. Außerdem wollte das Schiff nicht in Setarrif halten. Die Stadt verfügte nicht über einen derartigen Hafen, wie man ihn aus Thorniara kannte. Es würde sozusagen aufsetzen.
    „Wir bleiben vor der Stadt“, meinte Ashim noch. „Falls du etwas herausfindest, gib mir bescheid, ich schicke einen Boten zu Elster.“

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    Ritter Avatar von Leyla
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    Neugierig schlug sie die Augen auf und blickte dem strahlend blauen Himmel entgegen. Etwas entfernt tosten die Wellen auf immer gleiche Weise an den Strand, noch weiter entfernt sangen Vögel ihre Lieder, andere Tiere markierten ihr Revier durch ihrerseits charakteristische Laute. Ein ganz normaler Tag schien also zu beginnen, ganz ohne Überraschungen, keine sofortige Rache des Geliebten für den einen oder anderen Kitzler zu viel, keine Revanche für den Schrecken, den sie ihm wohl als Säbelzahntiger kurzzeitig eingejagt hatte. Stattdessen lag er, wie sie kurz darauf beim Umsehen feststellte, genauso friedlich neben ihr, wie sie sich am Abend niedergelassen hatten. Natürlich hatte sie ihn noch befreit, natürlich waren sie sich danach in die Arme gefallen, hatten unzählige Küsse füreinander übrig gehabt, es war pure Glückseligkeit gewesen, die von ihm ausgegangen war, verständlich nach diesem Abschluss. Der machte wohl alles wieder vergessen, was zuvor unangenehm gewirkt hatte.
    Lächelnd drehte Leyla sich zurück auf den Rücken, stellte die Beine angewinkelt in den Sand und ging in aller Ruhe ihren Plan für den heutigen Tag durch. Sie wollte einen kleinen Parcours aufbauen, verschiedene Stationen, an dem er diverse Schusstechniken und Distanzen noch einmal üben konnte. Ganz ohne von ihr herauf beschworene Hindernisse, stattdessen würde sie in der Zeit eine weitere kleine Überraschung vorbereiten, wenn man es denn so nennen wollte. Eine letzte Herausforderung, ein letzter Vertrauensbeweis, was seine Fertigkeiten mit dem Bogen anging, extremer ging es danach vermutlich nicht mehr. Und anschließend? Das kam darauf an, wie erfolgreich er sein würde. Bis zu dem Zeitpunkt würde der Tag dann ohnehin schon absolut unnormal verlaufen sein, es würde also keinen Grund mehr geben, danach auf etwas ganz Normales zu pochen. Eher hoffte die Blonde, dass dieses friedliche Antlitz dort neben ihr bereits kreative Gedanken hegte. Egal in welche Richtung die gingen.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Mit der üblichen Schläfrigkeit erwachte Thorwyn, blinzelte kurz herum, rollte sich auf die Seite und schloss die Augen dann wieder, um noch ein wenig zu dösen. Alles sah nach einem ganz normalen Morgen aus, und auch Leyla drängte ihn nicht dazu, schnell aufzustehen und mit dem Üben anzufangen. Also konnte er sicher ausschlafen und dabei ein bisschen nachdenken oder sich den Erinnerungen an den vergangenen Tag hingeben, der letztendlich doch ein angenehmes Ende gefunden hatte. Was dem Jäger wohl heute bevorstand?
    Schließlich gähnte er noch ein paar mal, streckte sich ausgiebig und schlug die Augen auf, um nach irgendeinem Stück Fleisch oder etwas anderem zu tasten, das er noch im Liegen frühstücken konnte. „M-mn“, murmelte er dabei Leyla zu, die er nun erblickt hatte. Gähnen. „Morgen“, wiederholte er, jetzt deutlicher, und lächelte. „Lass mich raten, ich darf heute wieder schießen. Aber erst essen, ja?“
    Am Ende hatte er etwas kaltes Hirschfleisch vom Vorabend ausfindig gemacht und biss hinein, während die Geliebte kurz erzählte, was sie schon vorbereitet hatte. Nachdenklich stemmte Thorwyn sich ein wenig in die Höhe und sah sich um. Viel war in der Umgebung nicht zu erkennen, aber hier und da sah er doch verschiedene Stationen, die von Leyla aufgebaut worden waren, als der Jäger noch geschlafen hatte.
    „Mhm“, urteilte er und schluckte den nächsten Bissen hinunter. „Soso. Na gut. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass das nicht alles ist und du noch die ein oder andere Überraschung hast, aber ich glaube nicht, dass du die verraten wirst. Aber was immer du vorhast: Ich werde es dir nicht leicht machen!“, schloss Thorwyn nach Beendigung der Mahlzeit theatralisch und sprang dann grinsend auf, um Leyla endlich einen Kuss zu geben und anschließend zu ihrem Bogen zu greifen, mit dem er all die Übungen absolvierte. „Also, wo fange ich an?“

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    Ritter Avatar von Leyla
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    "Am Anfang natürlich!", erwiderte sie scherzend und spitzte erneut die Lippen, um jedoch nicht mehr, als einen funkelnden Blick zu ernten. "Nagut." Lächeln. "Dort drüben am in den Sand gemalten Kreis. In drei Richtungen habe ich Ziele markiert, die unterschiedlich weit weg sind. Du hast zwanzig Pfeile zur Verfügung, ich erwarte mindestens fünf Treffer pro Ziel."
    Nun mühte auch Leyla sich auf die Beine, das lange Herumliegen war aber auch anstrengend. Doch was blieb im Angesicht dieser Aussichten, die dieser prächtige Strand bot, schon anderes übrig? Sie deutete hinauf zum Grün, an dem sie den vergangenen Abend verlebt hatten.
    "Danach rennst du bitte so schnell du kannst zum Waldrand, dort liegen an mehreren Positionen jeweils einige Pfeile, mit denen du auf dieselben drei Ziele schießt. Schön gleichmäßig verteilen und natürlich auch so viele Treffer, wie möglich. Achte wieder darauf, dich beim Schießen so gut es geht zu verstecken. Ich werde heute aber keine Gegenangriffe vornehmen. Danach geht es ans bewegliche Ziel, aber dazu später mehr. Mach erstmal das, dann sehen wir weiter."
    Sie wollte schon zu ihrer nächsten Position aufbrechen, doch dann fiel ihr noch etwas ganz Wichtiges ein.
    "Achja, Thorwyn!" Die Blicke der beiden Jäger trafen sich, einen Moment lang vergaß sie ihre lehrende Strenge. "Ich liebe dich!"
    Dann griff sie eine der großen Früchte sowie die mobile Zielscheibe und schlenderte weiter, ohne ihn eines weiteren Blickes zu bedenken. In ihrem Kopf drehten sich nämlich bereits die nächsten Gedanken für den Rest des Tages. Zeit, um ihn zu kontrollieren, hatte Leyla dabei nicht. Das wollte sie jedoch auch nicht, denn er machte das schließlich für sich. Und wenn er meinte, sich selbst betrügen zu müssen, dann sollte er das tun. Insgeheim wusste sie aber natürlich, dass er niemals auf solche Ideen kommen würde. Jedenfalls nicht in ihrer Gegenwart.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Ich liebe dich auch, erwiderte Thorwyn stumm und blickte Leyla noch eine Weile hinterher. Ich liebe dich. Oh ja. Beschwingt und mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, das diese wenigen Worte dort hingezaubert hatten, setzte der Jäger sich nun in Bewegung und steuerte die erste Position an, von der aus er schießen sollte.
    Ein Kreis markierte den Bereich, in dem er dabei stehen sollte, um ihn herum lagen drei Ziele, und im Sand zu seinen Füßen steckten zwanzig Pfeile. Selbstbewusst legte Thorwyn sogleich den ersten an die Sehne und wandte sich dem Ziel zu, das ihm am nächsten war. Es war zwar recht klein, aber ein großes Problem sollte das dennoch nicht werden. Routiniert kontrollierte der Jäger seinen Atem, spannte, zielte und schoss. Gleich darauf nahm er den zweiten Pfeil zur Hand, wiederholte die Übung und schickte danach drei weitere Pfeile hinterher. Fünf Schüsse, fünf Treffer, das war ein guter Anfang.
    Weiter. Das zweite Ziel war noch weiter entfernt, nun wurde Thorwyn ernst. Sichere Treffer waren auf diese Distanz keine Selbstverständlichkeit mehr, dementsprechend konzentriert wollte er die Sache angehen, ohne sich dabei gar zu viel Zeit zu lassen. Denn außerhalb derartiger Übungen war die allzu oft stark begrenzt. Noch einmal durchatmen, die Stellung der Füße leicht korrigieren, den ersten Pfeil anlegen, schießen. Treffer, jetzt wollte er dranbleiben, einfach immer wieder dieselben Bewegungsabläufe abspulen, ohne aus der Ruhe zu kommen. Treffer. Treffer. Treffer. Fehlschuss. Treffer.
    Der Jäger biss sich auf die Unterlippe, dieser Fehlschlag wäre nicht nötig gewesen, aber Erfolg würde er bestimmt trotzdem noch haben. Nächstes Ziel, ein ziemlich weit entfernter Sandhügel, in dem Thorwyns Spieß steckte. Der erste Schuss traf, ebenso der zweite. Der dritte jedoch war etwas zu hoch, flog knapp über den Hügel hinweg und landete dadurch ein paar Schritte dahinter. Dabei hat nur ein Fingerbreit gefehlt. Naja. Zum Ärger des Jägers ging auch der nächste Schuss daneben, der er nun zu tief gezielt hatte, aber mit drei weiteren Treffern konnte er das wieder wettmachen.
    Was kommt jetzt? Ach so, losrennen. Also rannte Thorwyn, schnell trugen ihn seine Füße hinüber zum Waldrand, wo ihn die nächsten Geschosse bereits erwarteten.

  17. Beiträge anzeigen #177
    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    In der Nähe einer Gruppe Palmen war sie schließlich belustigt in den Sand gefallen, belustigt deshalb, weil sie sich auf das Bevorstehende freute. Erstmal aber legte sie die Frucht zur einen Seite und die Zielscheibe zur anderen Seite ab, lehnte den Rücken an den Stamm und schloss die Augen. Entspannen, solange es noch ging, denn wer weiß, was Thorwyn letztlich aus der Situation machte, die sie ihm vorsetzen würde. Die paar Distanzschüsse, die er da nun machen musste, waren eine Kleinigkeit dagegen, wenngleich sie selbst unsicher darüber war, ob sie die alle so sicher ins Ziel bringen würde, wie er es derzeit tat. Mit der Zeit wurde man einfach faul, suchte den Weg des geringsten Widerstandes und erlegte die Tiere auf der Jagd möglichst bequem. Wozu heroische Distanzschüsse und tödliche Treffer auf fliehende Tiere, wenn es deutlich einfacher ging? Ein bisschen Nachdenken war meist deutlich praktikabler. Und im Kampf Schütze gegen Schütze oder Schütze gegen Angreifer war sowieso alles anders, das ließ sich kaum üben. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen beiden aber in naher Zukunft mit solch einer Lage konfrontiert wurde, war doch äußerst gering, diese Insel erschien einfach zu friedlich, dieser Strand zu abgelegen. Zwar würden sie wohl bald weiter gen Thorniara reisen, aber letztlich ja auch nur, um eine Möglichkeit zu finden, nach Khorinis überzusetzen. Und dort war eh alles anders...
    Ein Kitzeln in ihrem Gesicht ließ Leyla die Augen aufschlagen. Wir lange war sie weggetreten gewesen? Die Frage blieb unbeantwortet, stattdessen wurde sie in diesem Moment mit den Lippen des Besitzers dieser Haare konfrontiert, die sie soeben geweckt hatten, genüsslich erwiderte sie die Zuwendung und quälte sich dann wieder auf die Beine.
    "Du bist gut dabei heute.", lobte sie Thorwyns zurückliegende Erfolge, auch wenn sie quasi keinen davon mit eigenen Augen gesehen hatte. Er würde das schon gut und richtig gemacht haben. "Also nun ein paar Schüsse auf die fliegende Zielscheibe, wieder ganz ohne Hindernisse, sondern einfach nur auf verschiedene Entfernungen. Danach sammelst du alle Pfeile wieder ein, die über den Strand verteilt sind, bringst sie zum Lager und kommst hier her zurück. Mit Bogen."
    Lächeln. Von dieser fliegenden Zielscheibe hatte er sicherlich langsam genug, damit hatten sie aber auch sehr viel geübt. Allerdings fiel der Ovates nun mal keine andere Möglichkeit ein, ein bewegtes Ziel zu simulieren.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Die Schüsse aus der Deckung heraus waren ähnlich reibungslos verlaufen wie die am offenen Strand. Die Trefferquote war zwar nicht perfekt, aber dennoch sehr hoch, und Thorwyn hatte wieder einmal Spaß damit, sich hinter Bäumen und Sträuchern zu verstecken, dabei immer wieder seine Pfeile auf die Reise schickend. Als er fertig war, stand er etwas ratlos herum. Leyla ließ sich nicht blicken, aber er hatte alles getan, was sie ihm aufgetragen hatte. Und so suchte er eine Weile, um die Geliebte schließlich irgendwo im Sand zu finden, wo sie faul herumlag.
    „Aufwachen“, sagte er leise und beugte sich zu ihr herunter, um sie sanft wachzuküssen. Eine liebevolle Begrüßung später ging es dann wieder daran, die fliegenden Ziele zu treffen. Die Aufgabe wurde allmählich eintönig, aber Thorwyn wusste, dass nur ständige Übungen und Wiederholungen es schaffen konnten, seine Fähigkeiten wirklich zu verbessern. Also schoss er.
    Eins, zählte er in Gedanken mit, als der erste Pfeil sein Ziel getroffen hatte. Die Entfernung war noch ziemlich gering, würde sich aber bald steigern. Zwei. Ein Pfeil nach dem anderen sauste durch die Luft, die meisten trafen die Schale, allerdings nicht alle. Dann musste der Jäger erst einmal loslaufen und die verschossenen wieder einsammeln, denn nach den letzten Übungen hatte er kaum noch welche gehabt. Zehn.
    Keine schlechte Quote, dann allerdings entfernte Leyla sich noch ein Stück, was die Sache schon schwieriger machte. Dennoch brachte Thorwyn weitere zehn Treffer zustande, denen nur zwei Fehlschüsse gegenüberstanden. Und noch weiter weg. Wenn ich hier fertig bin, schieße ich wahrscheinlich eine Mücke in der Luft ab, dachte der Jäger schmunzelnd und legte wieder an. In hohem Bogen flog die Schale durch die Luft und wurde sogleich von einem Pfeil heruntergeholt. Fängt ja gut an. Geht das Ding eigentlich nie kaputt? Er konnte ja mal Leyla fragen, ob das immer noch dieselbe Schale war, aber erst mussten noch einige Schüsse absolviert werden. Und Nummer zwei …

  19. Beiträge anzeigen #179
    Ritter Avatar von Leyla
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    Jetzt war aber wirklich genug, sonst bekam sie vom ständigen Werfen bald dicke Arme. Der letzte Schuss hatte sein Ziel gefunden, jetzt war es an Thorwyn, einmal quer über den Strand zu laufen und alles einzusammeln, was nach Pfeil aussah. Bis auf einen einzigen, den hatte sie zuvor schon unbemerkt aufgehoben, nun ging sie damit hinüber zu den Palmen und legte ihn einige Schritte davor in den Sand. Sie selbst entledigte sich daraufhin ihrer wenigen Kleidung, die sie heute überhaupt angezogen hatte, begleitet von einem viel versprechenden Lächeln landeten sie ebenfalls im Sand, ehe die Blonde nach der Frucht griff, mit der in den Händen sie sich an eine der Palmen lehnte. Nein, es war kein wirkliches Lehnen, dazu war ihre Körperspannung viel zu groß, das Pochen ihres Herzens für eine entspannte Haltung zu schnell.
    Tief durchatmen, die Augen schließen, den Ruf der Natur erhöhen und die eigene Magie entfesseln. Aus den Tiefen des Erdreichs bahnte sich eine kräftige Wurzel einen Weg an die Oberfläche, direkt hinter dem Stamm, an dem sie stand, trat sie hervor. Leyla ließ drei Ranken daraus hervor wachsen, eine wand sich um ihre Waden, die zweite kletterte den Stamm empor, hielt jedoch noch einen Moment lang inne. Denn zuerst richtete sie vorsichtig die Frucht auf ihrem Kopf aus, sodass sie dort liegen blieb und zugleich an den Stamm der Palme lehnte. Dann erst bildete die Ranke eine Schlinge um ihren Oberkörper, sodass die Brüste frei blieben. Und schließlich war der dritte Wurzelspross an der Reihe, der sich um ihren Körper mitsamt ihrer Arme legte. Sie wollte sich damit nicht gänzlich wehrlos ihrem Geliebten hingeben, damit er ihren gestrigen Spaß revanchieren konnte, dafür musste er sich schon selbst etwas überlegen. Eher war eine Maßnahme zum Selbstschutz, damit sie nicht zucken konnte, keine reflexartigen Bewegungen machte, wenn selbige vollkommen unangebracht waren. Denn ihre Folgen waren wohl so fatal, wie die keiner anderen Übung, die sie Thorwyn hatte bestreiten lassen. War das überhaupt noch eine Übung? Die Ovates schluckte. Im Grunde genommen war es bitterer Ernst - für sie beide. Doch ihr lag sehr viel daran, dass er diese Übung absolvierte. Nicht nur dem gegenseitigen Vertrauen wegen, das war inzwischen eigentlich groß genug. Eine Situation dieser Tragweite konnte zu einem späteren Zeitpunkt aber deutlich dramatischer werden, als sie jetzt je sein konnte. Für ein wirkliches Lächeln fand Leyla dennoch keine Kraft mehr.

  20. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #180
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Jetzt noch die Pfeile einsammeln. Mit den ziemlich erfolgreichen Schüssen auf die fliegenden Schalen hatte Thorwyn wohl den Großteil der Übungen dieses Tages hinter sich gebracht, nun konnte nicht mehr allzu viel auf ihn zukommen. Schnell flitzte er über den Strand, hielt Ausschau nach dunklen Flecken und holte sich all die Pfeile, die nicht ihr Ziel getroffen hatten. Sehr viele waren das zum Glück nicht.
    Als der Jäger sie zurück zum Lager gebracht hatte, hielt er wieder nach Leyla Ausschau. Und erblickte sie unbekleidet an einem Baum, eine große Frucht auf dem Kopf, während Wurzeln sich ihren Körper emporschlängelten. Stirnrunzelnd und natürlich mit dem üblichen Herzklopfen trat er etwas näher heran. „Äh … was machst du da?“, fragte er.
    „Ich warte darauf, dass du die letzte Übung absolvierst.“
    Kurzes Schweigen und ein weiterer Schritt in ihre Richtung. „Und … wie sieht die aus?“
    „Du triffst mit dem einen Pfeil dort im Sand die Frucht hier auf meinem Kopf. Und zwar genau von dort, wo der Pfeil liegt.“
    Mit einem unguten Gefühl sah Thorwyn zu dem Pfeil hinüber, der in einiger Entfernung herumlag. Dann wieder zu Leyla. Und wieder zu dem Pfeil. Zögerlich ging er dorthin, hob das Geschoss auf und blickte von seiner neuen Position zu der Geliebten. Das Ziel zu treffen, war auf keinen Fall unmöglich, es war sogar ziemlich wahrscheinlich, dass der Jäger das schaffen konnte. In seinem Inneren blieb allerdings dennoch diese Anspannung, die sich ihn ihm gebildet hatte, als Leyla ihm die Aufgabe offenbart hatte. Das alles war auch ein Beweis ihres Vertrauens, das erkannte Thorwyn, aber wollte er es tatsächlich auf die Probe stellen? Die Konsequenzen im Fall eines zu tiefen Schusses wären verheerend, unfassbar, katastrophal … nicht in Worte zu fassen. Wollte er es wirklich versuchen?

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