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  1. Beiträge anzeigen #1
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline

    Westliches Argaan #03

    Entsetzt blickte Barti auf seinen Wolf herab. Von den Hauern und dem Gewicht des Wildschweins verletzt lag er hielt, winselte vor Schmerzen und schaffte es nicht sich aufzurichten. Sein Fell war an einigen Stellen von seinem Blut verklebt, doch schienen die Inneren Verletzungen wesentlich schlimmer.
    Was sollte er nur tun? Er kannte sich nicht einmal bei der Heilung von Menschen aus und schon gar nicht bei Wölfen. Nicht einmal Ad war hier, doch befürchtete er, dass nicht einmal der Druide viel hätte ausrichten können.
    "Nein!" kam es aus Bartimäus' Kehle, als er das Unausweichliche erkannte. Nicht lauter als ein unheilvolles Flüstern, aber trotzdem trieb es ihm die Tränen ist Gesicht.
    Mittlerweile hatte Nero aufgegeben zu versuchen aufzustehen und lag nur noch regungslos am Boden. Verzweifelt legte er seine Hände um seinen langjährigen, tierischen Freund, doch schien im die Berührung mehr eine Qual.
    "Du darfst nicht sterben!" schluchzte der Wächter, dem diese Bezeichnung jetzt zuwider war. Was hatte er denn schon bewachen können? Nero war starb gerade in seinen Armen!
    Bei jedem anderen Tier hätte er gewusst was zu tun war: Er müsste es von seinen Schmerzen erlösen, doch wie sollte er seinen Wolf eigenhändig töten können? Sein Gewissen würde das nicht zulassen, doch gab es rationalistisch gesehen keine Alternativen. Zögernd zog er seinen Dolch, wandte sich dann aber zu Jengar.
    "Bitte... Ich kann nicht..."
    Seine Worte waren bei seinem Schluchzen kaum noch zu verstehen, doch Bartimäus hoffte, dass Jengar verstand.

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    Ritter Avatar von Jengar
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    Jengar ist offline
    Nun kniete er hier. Vor sich den schwer verletzten Wolf, der nur durch Jengars Unachtsamkeit in diese Situation gekommen war. Bartimäus hatte scheinbar ebenfalls erkannt, dass es keine Hoffnung für die Genesung seines Tieres gab. Den Kopf gesenkt und leise schluchzend beugte dieser sich über Nero und hielt ihn – wohl zum letzten mal.
    Und das alles war seine Schuld. Jengar fühlte sich schlecht. Nicht nur dass er das Tier mochte. Auch Bartimäus’ Trauer und Verzweiflung schlug ihm stark aufs Gemüt. Doch es ließ sich nichtmehr ändern. Jetzt ging es nurnoch darum Nero einen möglichst angenehmen Abschied zu bereiten.

    Er blickte Bartimäus an, der ihm seinen Dolch entgegenstreckte und ihn bittend ansah. Es war schwer das Kommende zu tun, doch für den Herr des Wolfes wäre es wohl noch schlimmer.
    Er nahm den Dolch. Ein letztes mal strich auch er dem Tier übers Fell. Dann stach er zu.
    Nero gab keinen Laut von sich. Scheinbar hatte es ihm nicht viel mehr Schmerzen bereitet, als er sowieso schon gehabt hatte. Man konnte nur daran, dass er nichtmehr atmete, erkennen, dass er gestorben war.
    Jengar zog den Dolch wieder aus dem leblosen Körper. Schweigend wischte er das Blut, das daran klebte, an seiner Hose ab. Er konnte nicht erahnen, ob es Bartimäus nun besser oder schlechter ging. Sein Gefährte starrte lediglich mit leerem Blick und Tränen in den Augen seinen Wolf an.
    Der Unglücksrabe beschloss, ihn ein wenig allein zu lassen und stand auf, um sich etwas weiter entfernt auf einen umgestürzten Baum zu setzen. Er wollte sich schon daran machen, das Wildschwein wegzuzerren, als ihm der Gedanke kam, dass das sehr taktlos erscheinen könnte, so kurz nachdem sie derart teuer für ihr Essen hatten zahlen müssen.

  3. Beiträge anzeigen #3
    Ranger Avatar von Bewohner Setarrifs
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    Bewohner Setarrifs ist offline
    Jener Mann, der mit der Lautfolge Edric bedacht worden war, hob den Kopf nicht, als der seltsame Typ ihn ansprach und von Not und Gebrauchtwerden faselte. Er grub seine Zähne stattdessen in das saftige, über dem Feuer gebrannte Fleisch, welches er sabbernd in seinem Mund lutschte und es wild zwischen seinen Zähnen zerrieb. Der Hunger trieb rein, was schlecht gewürzt und verbrannt war und dementsprechend recht bescheiden schmeckten.

    Eigentlich hatte er sich nicht setzen wollen. Er hasste Menschen, besonders jene, die sich in seinem Tal herumtrieben und sich wie trampelnde Banausen verhielten, die nicht verstanden, was diesen Ort und seine Schande ausmachte. Doch er hatte keine Wahl. Auch, wenn diese Männer nicht jene waren, denen er einst die Treue geschworen hatte, so war es doch der gleiche Schlag und längst vergessen geglaubte Verpflichtung ließ ihn ruhiger werden und an diesem Ort verharren.

    Er schmatzte genüsslich, während er langsam versuchte, das Wort, mit dem er bedacht worden war, auszusprechen. „Eee dick… Eee.. dick… Erdik… Edric…“, machte der grauhaariger Wanderer des Blutlandes und kaute in den Pausen lächelnd auf seinem Fleisch herum. Es war, als hätte er vergessen die gleiche Sprache wie jene Gesellen zu sprechen, die Wahrheit jedoch bedeutete ihm, dass er bloß das Wort vergessen hatte, welches ihn einst auszeichnete. Wie konnte er nur…

    „Was treibt‘a euch in meinem Land rum, Moryn?“, gab der Alte finster von sich und die Worte glitten zäh aus seinem Mund, wirkten fremd auf seiner Zunge und waren von all dem, was er noch im Munde hielt, undeutlich. Dann spuckte er einen Knorpel aus und blickte zu den beiden Männern, die ihn lauernd beobachteten. Zumindest einer von ihnen glaubte, dass Edric ihm gefährlich werden konnte. Er grinste sein braunes, lückenhaftes Grinsen und unterstrich so die Finsternis, welche sich bei dem Anblick der Schwerter über seine Augen gelegt hatte.

    Raad

  4. Beiträge anzeigen #4
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Ungeachtet des Bluts mit dem er sich vielleicht voll machte, hielt Bartimäus Nero in seinen Armen als wäre ein verstorbenes Familienmitglied und in gewisser Weise war er das ja auch. Seit Jahren hatte er ihn nun schon begleitet war ihm nie von der Seite gewichen und hatte neulich begonnen für ihn zu kämpfen und genau was der fatale Fehler gewesen! So lange waren sie zusammen gewesen, so viel hatten sie durchgemacht, waren nach Khorinis und zurück gereist, hatten fast ganz Myrtana gesehen, hatten die Pest überlebt und waren schließlich auf eine ferne Insel gekommen, von der man am Festland noch nie gehört hatte und jetzt, hier, in einem Wald wie sie ihn schon so lange durchwandert hatten, war ihre Reise beendet worden von einer Gefahr der sie überall hätten begegnen können. Es war keine unheilbare Pest ausgelöst durch einen Wyvern gewesen, nein, ein ganz gewöhnliches Wildschwein, von denen er schon welche erlegt und noch viel mehr gegessen hatte.
    Waren sie unvorsichtig gewesen? Hatten sie die Gefahr unterschätzt? Nein, weder noch, sie hatten einfach nur Pech gehabt. Oder doch nicht? Bartimäus hatte den Pfeil in der Hand gehabt, er hatte ihn sogar schon abgeschossen! Hätte nur besser getroffen, wäre es nicht so weit gekommen. Ja, er selber hätte es verhindern können, er war der einzige der etwas hätte ändern, er war 'der Wächter', aber er hatte versagt!

    Langsam löste er sich von dem Verstorbenen und erinnerte sich an die vielen Opfer aus Silden, wie sich ihre Seelen von ihren Körpern gelöst hatten und in die Natur eingegangen waren. Noch nie hatte er sich sehr mit irgendeinem Glauben auseinander gesetzt, doch das sollte sich jetzt ändern. Das änderte sich jetzt in diesem Moment, denn er betete! Er betete zur Natur, ohne zu wissen, ob man so allgemein zur Natur beten konnte, doch sonst hätte er nichts anbeten können.
    Möge deine Seele in die Natur übergehen!
    Das war es doch gewesen, was mit den Seelen bei der Bestattung passiert war. Aber eigentlich war es egal, ob andere so beteten oder nicht, er tat es und es fühlte sich für ihn nach einem Abschluss an und half ihm etwas, wenn auch nicht viel.
    Aber einfach so zurücklassen konnte er ihn nicht, also beschloss er ihn noch notdürftig zu begraben.

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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    Dein Land wird auf kurz oder Lang von Rhobar III dem neuen König der Myrthaner beansprucht werden. Das Einzige, was ihn davon abhält sind die Streitkräfte Setarrifs unter Ethorn VI. Das solltest du nicht vergessen Edric…“

    Antwortete Moryn und bot ihm den letzten Rest des Fleischs an, das der alte Mann ebenfalls förmlich verschlang. Er redete weiter geduldig auf ihn ein.

    “Ethorn hat mich beauftragt euch zu…bitten mit ihm zu sprechen. Das waren seine Worte. Du weißt noch, dass das etwas bedeutet, oder Edric?


    Taeris

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    Ranger Avatar von Bewohner Setarrifs
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    Bewohner Setarrifs ist offline
    Der Alte starrte in die Augen des Schwertes, grinsend und voller Genugtuung, dass sich jenes Schwert dazu herabließ, ihn zu bitten. Seine Brust schwellte vor Stolz an, seine Augen wurden feucht und eine einsame Träne drückte sich schwermütig auf dem Augenwinkel heraus und rann die Wange herab, ehe sie im Dreck auf seiner Haut versiegte.

    „Aber natürlich weiß ich, was es bedeutet, wenn der Herr mich ruft.“, Edric schnalzte mit der Zunge und blickte sich gierig um, doch es schien keiner mehr bereit, ihm ein weiteres Stück Fleisch anzubieten. „Er will amüsiert werden. Ist es nicht so? Sein Hofnarr ist wieder einmal am Galgen gelandet und die Legende besagt, es gibt nur einen, der ihn noch zum Lachen bringen kann.“, er kicherte und streckte dem Oberhaupt der Schwerter die Hand entgegen. „Führt mich, großer Krieger, führt mich zu unserem Herrn.“, sprach er und versucht sich an einem gebieterischen Gesichtsausdruck, der aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes vollkommen versagen musste. Er nahm es nicht wahr. Er war gebieterisch… nur mit Ethorn VI. konnte er im Augenblick noch nichts anfangen.

    Raad

  7. Beiträge anzeigen #7
    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    Moryn verstand den beißenden Zynismus, den Edric ihm entgegen brachte. Doch er ärgerte sich nicht darüber. Er empfand Mitleid für ihn. Die erste "Generation" der Schwerter war ein dunkles Kapitel in der Geschichte Setarrifs. Und zurecht fand sich dazu nur äußerst wenig in den Aufzeichnungen der Biliothek der Akademie. Er selbst war zu jenen Zeiten enger Vertrauter des Königs gewesen und hatte nach dem Vorfall das Kommando über die Schwerter übernommen. Nachdem niemand mehr von ihnen da gewesen war.

    "Dann ruh dich aus und wärme dich an unserem Feuer. Taeris und ich teilen uns die Wache, wir werden im Morgengrauen nach Setarrif aufbrechen."

    antwortete Moryn gefasst und ließ sich neben Edric nieder.

    "Ich nehm die erste..."

    kam es von Taeris schließlich, ehe dieser ein Öltuch und einen Wetzstein hervorkramte und sich mit seinem Schwert im Arm etwas abseits hinsetzte.
    Moryn konnte es kaum erwarten wieder im Palast zu sein...


    Taeris

  8. Beiträge anzeigen #8
    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina Suavis ist offline
    Es war die richtige Mischung aus bewusster und unbewusster Magie, die eine kontrolliert in den Samen fließend, die andere nur den Samen erspürend, durch die Lina schließlich in eine Welt des Rausches eintauchen konnte, in der sie glaubte, auf eine Weise zu verstehen, was der Samen war, was er ist, was er werden konnte, die nicht von ihrem Wissen abhing, eine Art, Zusammenhänge zu erfassen, die sich der Wahrnehmung mit den eigenen Sinnen ähnlich anfühlte - aus Sicht des Samens.
    Ihre Schritte trugen sie währenddessen eher unterbewusst. Lina sah oder hörte oder roch auch nicht wirklich, wohin sie ging, sie ging einfach hinterher, denn sie sann ja gerade mit fremden Sinnen.
    Bis Corax sie dieser Welt entriss.
    Sie blickte auf.
    „Hm?“
    Ihr Lehrer war stehen geblieben und blickte fragend in Linas Richtung.

    „Salbe?“, erbat sie eine Bestätigung des Halb-Gehörten und fuhr fort: „Die Kräuter dafür wachsen erst in der Jahreszeit.“ Sie fühlte sich noch immer nicht nach reden. Und was hatte sie schon zu sagen?
    Sie setzte zu sprechen an, als ihr Blick den Samen streifte, und verstummte.

    „Schon wieder aufgebrochen…“, verkündete sie traurig statt der eigentliche Frage nach dem Befinden ihres Begleiters.

  9. Beiträge anzeigen #9
    Schwertmeister Avatar von Snydex
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    Snydex ist offline
    Es war dunkel, doch er marschierte weiter und weiter, denn er hatte nun ein neues Ziel vor Augen. Seine Lehre war abgeschlossen und so hatte er sich von Idun getrennt, denn dieser brach in eine andere Richtung auf.
    In Freundschaft hatten sie sich verabschiedet aber wohin Idun ging, wusste er nicht.
    Snydex allerdings marschierte Richtung Norden, nach Thorniara, auch wenn er nicht genau wusste wo es lag.
    Mittlerweile befand er sich in einem Wald, es war nicht mehr der Sumpf von Tooshoo denn diesen hatte er, da war er sich sicher, vor einiger Zeit verlassen. Der Boden war nicht mehr so matschig, und die Luft war nun um einiges besser.

    Tief atmete er ein, es tat gut zur abwechslung mal Luft holen zu können, ohne einen Würgereiz zu bekommen. Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Der Schwertkämpfer war gespannt auf Thorniara und die dort lebenden Menschen und vielleicht würde er alte Bekannte treffen, wie Thara ben Nathan, der Mann der ihm den wunderschönen Bogen gemacht hatte, welchen er immernoch am Rücken trug, ihn aber schon lange nicht mehr benutzt hatte.
    Auch freute er sich auf ein kühles Bier und ein warmes Bett, ohja ein Bett, das wäre wunderbar. Wielang hatte Sny schon nichtmehr in einem Bett geschlafen? Auf jeden Fall zu lang.
    Er öffnete wieder seine Augen und blickte in den sternenklaren Himmel. Wie lange es wohl noch dauerte bis er sein Ziel erreichte?
    Plötzlich wurde er durch einen kalten Luftstoß aus seinen Gedanken gerissen. Mal noch stand er inmitten eines kalten Waldes, und es war noch lange kein Bett in Sicht. Frustriert setzte er wieder einen Fuß vor den anderen und ging weiter seinen Weg.

  10. Beiträge anzeigen #10
    Ritter Avatar von Jengar
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    Jengar ist offline
    Zusammen buddelten sie ein notdürftiges Loch, in welches bartimäus dann schließlich Neros Leiche legte. Es war ein trauriger Augenblick. Jengar erinnerte sich, wie oft der Wolf – obwohl er ihn erst seit kurzem gekannt hatte – zu ihm gekommen war um sich ein wenig kraulen zu lassen, oder wie er manchmal zwischen den Beinen der Pferde hindurchgejagt war. Ein lebensfrohes Tier, war er gewesen. Welches offensichtlich auch bereit gewesen war für seinen Herren zu kämpfen. Es war schade, dass es so geendet war. Wobei Jengar sagen musste, dass er für sich selbst ein solches Ende nicht schlecht heißen würde. Sicherlich gab es schöneres. Ein langes Leben war immer besser als ein kurzes, egal mit welcher Heldentat es zu Ende ging. Dennoch war es nicht das Schlechteste, für die zu kämpfen, die für einen da waren und mit dem Willen sie zu verteidigen zu fallen.
    Auch Bartimäus stand schweigend vor dem noch offenen Grab. Was er dachte konnte sein Begleiter noch immer nicht erahnen.

    Als sie den Leichnam schlussendlich verbuddelt hatten, hellte sich Bartimäus Miene etwas auf. Er wirkte noch immer traurig, doch es war etwas besser und er straffte die Schultern.
    Nun wagte jengar es, sich dem erlegten Wildschwein zu widmen. Er packte es bei den Hinterläufen und schleifte es über den mit dessen Blut bespritzten Waldboden. Nach ein paar Schritten kam der Waldläufer ihm schweigend zur Hilfe.
    Schließlich kamen sie wieder bei Adrastos und den Pferden an. Jengar übernahm es, Ad kurz zu berichten, was vorgefallen war. Dieser klopfte Bartimäus freundschaftlich auf die Schulter und bekundete ihm sein Beileid. Dann hatte er noch ein paar aufmunternde Worte für ihn, wonach Neros Seele befreit und nun wieder eins mit der Natur sei. Eine interessante Sichtweise, wie der Seemann fand.

    Bartimäus entschied sich, Feuerholz sammeln zu gehen und seine beiden Begleiter ließen ihn gehen, in der Annahme, dass er noch etwas allein mit seinen Gedanken sein wollte. Als er zurückkam hatte er die Sprache wiedergefunden.
    “Jengar, möchtest du es ausnehmen?“, fragte er und deutete auf ihre Beute.
    Da musste der ehemalige Pirat nicht lang überlegen: “Natürlich, gerne!“, meinte er und hoffte auf genaue Anweisungen des Jägers, damit sie nicht am Ende nurnoch zerfetzte Fleischlappen, statt anständiger Keulen, zu essen hatten. Doch das herausschneiden war, wenn auch die blutigste, nicht die schwerste Arbeit, hatte jengar mal erzählt bekommen. Das fachgerechte zerlegen eines Tieres war viel mehr als nur das: Man konnte das Fell abziehen, man konnte verschiedenste Innereien für verschiedenste Zwecke ausnehmen und man konnte Krallen, Zähne, Hörner und ähnliches entfernen. Was besoffene Jäger einem so alles verrieten! Für das alles brauchte man angeblich mehrere Werkzeuge und es erforderte eine Menge Geschick und auch etwas Kraft.
    Also sollte sich Jengar als Laie nun an seinen ersten Versuch machen. Sicherlich erwarteten Bartimäus und Adrastos keine Wunder von ihm, doch er wollte kein schlechtes Ergebnis erzielen, nur weil er ungestüm und ohne zuzuhören ans Werk ging.
    Zuerst, so erklärte ihm der immer noch ein wenig wortkarge Bartimäus, sollte er das Fell abziehen. Hierfür suchten sie sich zu allererst einen kleinen Fels, um den Kadaver nicht im Dreck herumzuwälzen.
    “Die Blutige Arbeit kommt nun zuerst.“, teilte ihm sein Lehrer mit. “Nimm ihm den Kopf ab und schneide einmal längs den Bauch auf, um die Innereien zu entfernen.“
    Und schon machte sich der Schüler daran, die Anweisungen auszuführen. Den Bauch aufgeschnitten hatte er schnell und auch die Innereien zu entfernen war zwar etwas eklig, aber nicht schwer. Den Kopf abzunehmen war dagegen schon eher eine sehr schweißtreibende Arbeit, doch mit großem Kraftaufwand war auch das schließlich erledigt.
    “Nun geht es an die eigentliche Arbeit. Hier geht es nicht um Kraft, sondern um Gefühl.“, erklärte ihm Bartimäus und holte ein Lederset hervor, in welchem sich ein Messer, eine kleine Säge und eine komische Zange befanden. “Nimm das Messer und zieh ihm das Fell ab. Zuerst musst du dafür einmal um die Läufe herum schneiden, etwa hier.“, sagte er und deutete auf die Stellen, die recht weit unten lagen, sodass sie am Ende auch viel von dem Fell an den Läufen würden abziehen können. Dann sollte Jengar auch eine Linie zwischen den Läufen einschneiden und tat es.
    Nun war es an der Zeit, das Fell abzuziehen. Laut Bartimäus sollte er sich mit dem Messer einen Ansatz freilegen und das Fell dann einfach herunterziehen. “Bei Wildschweinen ist das etwas schwerer.“, meinte er. “Wenn du also nicht voran kommst, kannst du auch mit dem Messer schaben.“
    Der Blonde tat wie ihm geheißen und musste feststellen, dass diese Arbeit weniger blutig war, als er erst angenommen hatte. Doch das viele Fett unter der Haut machte ihm zu schaffen. Bei Rehen ließ sich die Haut beinahe immer mit den bloßen Händen herunterziehen, erwähnte sein Lehrer. Hier allerdings musste Jengar sehr oft mit dem Messer nachhelfen.
    Es dämmerte bereits, als er fertig war und als Ergebnis ein borstiges Fell in den Händen hielt, an dem noch eine Menge Fett klebte. Laut Bartimäus machte das jedoch nichts. Das war das Problem von dem, der es weiterverarbeiten wollte.
    Plötzlich interessierte es Jengar, wie seine Arbeit denn schließlich weiterverwendet wurde. Irgendwie musste as diesem borstigen Lappen ja Leder werden! Doch Bartimäus meinte, dass er ihm das nicht beibringen könne. Er erklärte lediglich, dass das Fell noch mit Salz bearbeitet werden musste, um so haltbar gemacht zu werden.
    Wie der ehemalige Pirat feststellen musste, konnte man beim Fellabziehen gar nicht so viel falsch machen. Wenn man wusste wie es funktioniert, würde man es mit zunehmender Übung wohl nur ein wenig sauberer und deutlich schneller hinbekommen.

    Als Bartimäus bemerkte, dass Jengar endlich fertig war, stand er vom mittlerweile entfachten Lagerfeuer auf und kam zu ihm. “Das sieht doch für den Anfang gar nicht so schlecht aus.“, lobte er, fügte jedoch grinsend ein: “Vielleicht brauchst du ja das nächste mal keine ganze Woche dafür.“ hinzu.
    Das Folgende war da schneller erledigt: Bartimäus zeigte ihm ein Paar stellen, an denen viel Fleisch und weniger Fett zu finden war und ließ es ihn herausschneiden. Zwar sahen die erbeuteten Fleischstücke am Ende nicht gerade wie vom Metzger aus, doch essbar waren sie allemal! Während die beiden anderen sich schon einmal daran machten, das Abendessen zu grillen, übte sich der selbsternannte Schlachter am Rest des Fleisches. Als Adrastos ihn schließlich zum Essen rief, stand eins fest: Er sollte besser kein Metzger werden! Keines der Stücke war besonders sauber geraten. Irgendwie hatte er es noch nicht raus, wo ein Muskel begann, wo er endete und wo man am besten ansetzte. Naja, dafür war das Fell ganz anständig geworden!
    Hungrig setzte er sich zu seinen Gefährten. Nach dem Essen wäre noch genug Zeit für den Rest der Arbeit…

  11. Beiträge anzeigen #11
    Ehrengarde Avatar von Corax Erindar
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    Corax Erindar ist offline
    "Mh? Keine Reserven?", brummte er enttäuscht und setzte sich auf einen Stein am Wegesrand. Sie könnte sich wenigstens die Mühe machen mir zuzuhören, wenn ich schonmal etwas sage. "Nunja nicht allzu schlimm, es geht schon. Zeig mal her." Er hielt die Hand auf und ließ sich den aufgebrochenen Samen zeigen. Einen Moment lang betrachtete er ihn, dann fuhrt er mit seiner Hand über ihn und schloss ihn. Der Samen wanderte zurück in eine die Tasche, aus der er gekommen war. "Warum versuchst du es jetzt nicht einmal mit einer Pflanze die bereits ihrer Schale entwachsen ist? Sieh dich um, überall beginnt langsam das Leben zu sprießen, ob im kleinen Gras oder mächtigen Baum."

  12. Beiträge anzeigen #12
    Krieger Avatar von Faraday
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    Faraday ist offline

    Bluttal

    Bis zur Abenddämmerung schlug sich das Trio durch's dichte Unterholz. Für Charlotte waren das alles bekannte Wege und sie wäre wohl schon vor Stunden am Jägerlager angekommen, wenn Faraday und Radzinsky nicht immer wieder etwas Interessantes entdeckten und eine Diskussion ausbrach. Über Steine, Pflanzen, Tiere, ökologische Nischen, Toleranzbereiche und wenn es nach dem Mathematiker ging am liebsten auch noch über geometrische Verteilungen oder Statistik. Den Wandel der Landschaft anhand der wachsenden Pflanzen zu ermitteln; die Größe des Bluttals anhand der Länge des Weges als Radius eines Kreises vereinfacht zu bestimmen, es waren hochinteressante Gespräche. Charlotte hielt sich leider die meisten Zeit heraus und war oft auch gar nicht direkt bei ihnen, sondern einige hundert Meter voraus. Eine kurze Pause hatten sie am Nachmittag an einem kleinen Bach eingelegt, den Rest der Etappe wollten sie eigentlich in einem Ritt schaffen. Und so weit war die Jägersiedlung auch nicht mehr entfernt, Charlotte kam gerade zurück, als Faraday dem ehemaligen Studiosus nach seinen Plänen in Thorniara fragen wollte.

    "Ihr könntet wirklich mal einen Schritt schneller machen", beschwerte sich die rothaarige Reiterin.
    "Entschuldigung, wir haben zufällig kein Pferd dabei", maulte Radzinsky zurück. Er hasste es, unterbrochen zu werden.
    "Schon gut, ist... es ist nicht mehr weit oder?"
    "Ich war schon da und habe Entwarnung gegeben. Die großen Theoretiker sind auf dem Weg."

    "Wenn du dich nicht an dem Gespräch beteiligen möchtest", begann Radzinsky sauer aber da war Charlotte schon wieder davon geritten. Das wollte sie sich nicht bieten lassen, verständlich. Beide waren ziemliche Dickköpfe, Faraday war traurig darüber, dass sie nicht so richtig miteinander klar kamen. Aber dann besann er sich Charlottes Freunde und da nahm er es hin. Warum sollte er nicht auch mal Glück haben und jemanden kennenlernen, der mit ihm sachlich diskutierte? Das war mehr als gerecht, immerhin gab es genug naives Geschwätz in dieser Welt.

    "Das Geldwesen", meinte Radzinsky dann und Faraday horchte wieder auf, "Ich habe gehört, Rhobars Leute haben keine Ahnung, wie sie mit all dem Geld umgehen sollen, dass der raffgierige König hortet. Da sollte für einen raffinierten Denker bestimmt ein Platz frei sein."
    "Achso? Vergeben die solche Posten nicht nur an den Adel?"
    "Pff... das werden wir ja sehen. Warte mal."

    Er blieb stehen, um sich einen weiteren Stängel Kraut anzuzünden. Etwas erschreckend war, wie oft sie inzwischen pausierten, nur damit Radzinsky in Ruhe rauchen konnte.
    "Komm, die letzten Meter gehen wir noch."
    "Von mir aus..."

    Er nahm einen kräftigen Zug und sie liefen weiter.

    "Bist du denn innostreu?", fragte Faraday nach einer Weile vorsichtig.
    "Wenns sein muss, bin ich das. Immerhin krieg ich dafür dann ordentlich Geld."
    "Und einer inneren Überzeugung folgst du nicht? Nur dem Geld?"

    Radzinsky seufzte: "Geld überzeugt mich auch innerlich, mein Freund. Folgst du denn nicht dem Weg des meisten Geldes und des geringsten Widerstands?"
    "Nunja... mein Weg führt mich einfach weg von Thorniara, weg von den Feuermagiern. Setarrif scheint eine gute Alternative. Ein Offizier aus Stewark hat mich auf die Idee gebracht, mal bei den dortigen Magiern vorbei zu schauen."
    "Willst du denn die Magie studieren?"
    "Ich weiß es nicht",
    er zuckte die Schultern, "Zu allererst möchte ich mich und Charlotte in Sicherheit wissen. Vielleicht eröffne ich auch wieder eine Schule, wenn man mich lässt."
    "Da verschwendest du aber deine Zeit. Die wenigen schlauen Kinder landen doch ohnehin in den Fittichen der Magier."
    "In Thorniara, ja... Wer weiß, wie es dort ist."
    "Es wird nicht anders sein. Ein anderer Scheißhaufen, aber die Fliegen benehmen sich genauso."
    "Mh..."


    Sie erreichten das Lager und Faraday konnte sich wieder an Charlotte halten. Manchmal war es auch schwer, mit Radzinsky zu reden, vor allem wenn es um das Wesen der Menschen ging. In der Hinsicht war er ein ziemlicher Pessimist. Vielleicht hat ihn diese vorsichtige Einstellung aber auch durchs Leben gerettet. Es gab noch viel über diesen seltsamen Geist zu erfahren. Vielleicht konnte Faraday ihn auch überzeugen, doch mit nach Setarrif zu reisen.

  13. Beiträge anzeigen #13
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Als er das Holz gesammelt hatte, hatte Bartimäus realisiert, dass er das erste Mal seit Jahren wirklich alleine war. Oft war kein Mensch weit und breit gewesen, oft hatte er mit niemandem reden können, doch es hatte immer einen Begleiter gegeben, eine Konstante, die sich nie geändert hatte. Jetzt tapsten keine Pfoten mehr hinter ihm her, jetzt würde niemand bei einer nahenden Gefahr knurren und jetzt würde sich keiner abends zu ihm kuscheln um sein Fell gestreichelt zu bekommen.
    Vielleicht übertrieb er mit seiner Beziehung zu nichts weiter als einem Tier, doch für den Jäger hatte sie nun einmal Bedeutung gehabt und deshalb war es ihm egal was andere denken mochten. Es hatte deshalb gut getan eine Weile weg von Ad und Jengar zu sein, doch dann wünschte er sich doch wieder zurückzukehren um die Einsamkeit zu bekämpfen.
    Jengar gelang es sogar ihn etwas auf andere Gedanken zu bringen und zerlegte auf seine Anleitung hin die Bestie, die sie anschließend verzehrten. Oder zumindest alle außer Bartimäus. Das Wildschwein umsonst getötet zu haben, wollte er nicht, doch das war nicht der Fall, denn Jengar und Ad hatten einen Nutzen. Aber er selber konnte einfach nicht Neros 'Mörder' aufessen, schon gar nicht wenn es nicht unbedingt notwendig war und das war es nicht solange er sich auch vegetarisch ernähren konnte.
    "Tut mir Leid, ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten den Eber zu zerlegen, aber..."
    Hätte er es in Worte gefasst, hätte es vermutlich lächerlich geklungen, aber er würde schon wissen, was Bartimäus sagen wollte.

    Nach dem Essen brachte Jengar schließlich zu Ende was er angefangen hatte: Die Zerlegung des Wildschweins. Fell und Fleisch waren zwar entfernt und über die Innereien hatten sich vermutlich schon alle möglichen Insekten hergemacht, aber es gab noch die Zähne und Hauer. Für diese harten Teile benötigte man auch anderes Werkzeug, welches Barti dem ehemaligen Piraten zur Verfügung stellte. Die Zähne konnten mit einer Zange gezogen werden und für die Hauer gab es eine Säge, doch plötzlich machte Jengar noch einen anderen Fund.
    Etwas irritiert hielt er einen anderen harten Gegenstand hoch und der Neugierige kam näher, um das Ding zu begutachten.
    "Das...das ist ein Zahn. Ein Wolfszahn!"
    Neros Zahn!
    Bartimäus nahm ihn in die Hand und säuberte ihn um sicher zu gehen, doch es bestand kein Zweifel. Er hatte soeben das letzte Erinnerungsstück an seinen treuen Gefährten gefunden!
    Geändert von Bartimäus (29.03.2011 um 00:14 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #14
    Krieger Avatar von Faraday
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    Bluttal - Jägersiedlung

    Faraday schlug sich den Bauch voll. Es tat gut, mal das Essen einer anderen Küche auszuprobieren, wenngleich es mehr oder weniger dasselbe war. Das Omelett schmeckte köstlich, vielleicht lag es an der exotischen Würze, vielleicht war Faradays Gaumen auch nur durch Murdras lieblose Kochkunst für seinesgleichen abgehärtet. Jedenfalls genoss er es, unter guter Gesellschaft zu sein, zwar wieder nur unter Männern, aber besser als ganz allein.

    "Sag mal Charles, was ist eigentlich mit Charlotte los? Sie benimmt sich eigenartig", fragte Goodwyn, der zu Faradays rechter Seite saß.
    "Ja nun..."
    "Moment",
    unterbrach Radzinsky ihn und musterte Faraday eindringlich, "Charles?"
    "Ja, das ist mein zweiter Vorname",
    antwortete Daniel vorsichtig. Das verwunderte Goodwyn natürlich seinerseits.
    "Du hast dich mir immer nur mit Charles vorgestellt."
    "Ich heiße Daniel Charles Faraday. Tut mir leid, dass ich dir vorher nur die halbe Wahrheit erzählt habe, Goodwyn. Aber da, wo ich herkomme, kennt man den Namen als jenen eines Verrückten."
    "Mpf, mir scheinst du nicht verrückt zu sein. Nur etwas paranoid",
    Goodwyn begann, sich mit seinen fülligen Fingern zwischen den Zähnen herumzukratzen.
    "Tja so isser... unser Charles", rundete Radzinsky die Angelegenheit ab.
    "Also Charlotte", versuchte Faraday wieder auf die Frage zurück zu kommen, "Ich glaube, das mit ihrer Großmutter macht ihr immernoch zu schaffen. Sie redet nicht sonderlich viel mit uns."
    Faraday erwähnte mal nicht, dass auch Radzinsky mit seiner sturen Art dazu beitrug, dass sie sich von ihnen abwandte.
    "Weiber...", grunzte der Mathematiker neben ihm. Er tastete schon wieder nach seinem Kraut. Die drei hatten aufgegessen und was gab es schon besseres, als nach dem Essen erst einmal den guten Geschmack wegzuqualmen? Dummerweise war auch Goodwyn nicht von einem guten Zug an der Pfeife abgeneigt. Also verließen sie die Jagdschenke.

    Draußen war wieder herrliches Wetter. Sie sollten das eigentlich ausnutzen und sich langsam auf den Weg machen. Aber wo sollten sie übernachten? Nach Thorniara konnte Faraday nicht, da setzten sie nur Radzinsky ab. Er wollte Goodwyn gerade fragen, ob er noch irgendein Holzfällerlager im Norden kannte, aber der wollte erst einmal etwas ganz anderes wissen.
    "Wie geht es eigentlich Haug? Ist er durchgekommen?"
    "Achso... ja, sollte er. Wir haben ihn zu einem Heiler gebracht und jetzt sollte er wieder in Stewark sein."
    "Da hat er Glück gehabt."
    "Habt ihr denn noch was von Rico gehört?"

    Goodwyn nahm einen kräftigen Zug und zuckte nur die Schultern.
    "Hier war er nicht mehr."
    "Wir sollten langsam mal los, oder?",
    fragte Radzinsky, der schon ausgeraucht hatte.
    "Ja... sagt mal Goodwyn... ihr kennt wohl nicht zufällig noch ein Jägerlager weiter nörlich? Jenseits vom Bluttal?"
    "Hmm... da müsst ihr ja über den nördlichen Zipfel des Weißaugengebirges, was?"
    "Nach Thorniara kann ich nicht..."
    "Es gibt Wege an der Stadt vorbei... hmm... wie sieht es denn mit den nordöstlichen Höfen aus? Da solltet ihr sicher übernachten können."

    Von den Höfen hatte Faraday schon gehört. Einige Kinder, die er damals unterrichtet hatte, wurden jeden Tag den weiten Weg von dort gebracht.
    "Und ist der Pfad über das Gebirge gefährlich?"
    "Keine Ahnung... ich mache mir die Mühe nie, ich geh einfach durch die Stadt."

    Faraday seufzte.
    "Muss ich da auch mitkommen?", fragte Radzinsky skeptisch.
    "Wenn du nur nach Thorniara willst... nein."
    "Gut...",
    er grinste zufrieden.
    "Und ihr wollt wirklich heute schon wieder aufbrechen?", versuchte Goodwyn sie ein weiteres mal zum Bleiben zu überreden.
    "Ja... solange das Wetter noch mitspielt."
    "Ich habe meine Zeit auch nicht auf dem Jahrmarkt gewonnen",
    fügte der Mathematiker hinzu.
    "Schon gut... ihr habt mir den Kräuterschnaps mitgebracht. Wenn ihr wollt, begleiten meine Jungs und ich euch bis zum nördlichen Rand des Bluttals."
    "Klar doch",
    freute sich Radzinsky.
    "Wenn das keine Umstände macht..."
    "Iwo. Sagt mir nur bescheid, wenn's losgeht."
    "Dann lasst uns Charlotte suchen..."

  15. Beiträge anzeigen #15
    Ritter Avatar von Jengar
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    Jengar ist offline
    Ehrlich gesagt hätte Bartimäus durchaus an Jengars Fähigkeiten zweifeln dürfen, denn durch die etwas unsachgemäße Zerlegung würden die Fleischstücke beim Braten etwas trocken. Naja, das nächste mal würde es sicherlich besser klappen! Die Hoffnung stirbt zuletzt…

    Nachdem sie fertig gegessen hatten, wobei Bartimäus es vorgezogen hatte, sich von dem Wenigen zu ernähren, was sie noch als Reste bei sich geführt hatten, machte sich Jengar an den Rest seiner Arbeit.
    Zwar wunderte er sich über den Fund des Wolfszahns, doch Bartimäus schien mehr daraus zu machen, als es seiner Meinung nach war. Nun gut, es war eine Erinnerung, aber Jengar machte sich nicht allzu viel aus solchen Trophäen oder Souvenirs.
    Er machte sich also wieder an sie arbeit. Zuerst sollte er die Hauer so weit wie möglich mit dem Messer freilegen, da ein großer Teil deren Masse unter dem Zahnfleisch lag. Mit mehr Werkzeug, erzählte ihm sein Lehrer, konnte man die Hauer auch komplett entfernen. Dazu müsste man jedoch erstmal den ganzen Kiefer abnehmen und schließlich solange bearbeiten, bis der riesige Zahn komplett freilag, was eine ganze Menge Arbeit bedeutete. Natürlich wäre das Ergebnis beeindruckender, aber darüber, ob es die Mühe wert war, ließ sich wohl streiten.
    Also entfernte Jengar das Zahnfleisch so weit es ging und sägte den Hauer direkt am Kiefer ab. Dank der speziellen Säge, war diese Arbeit auch schnell erledigt und nachdem auch der zweite Hauer abgenommen war, konnte er auf sein erstes voll verwertetes Tier herabblicken.
    “Geschafft!“, sprach er schließlich das Wort zum Sonntag.
    Kurz danach war auch schon beschlossen, dass es Zeit zum schlafen sei und sie am nächsten Morgen früh weiterreisen würden.

  16. Beiträge anzeigen #16
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Diesen Morgen waren sie auch schon wieder aufgebrochen, hatten Neros Todesort hinter sich gelassen und machten sich weiter auf den Weg Richtung Tooshoo und allem was dazwischen lag. Bartimäus wollte die Strecke aber dazu nutzen mit dem reiten weitere Fortschritte zu machen.
    Also sattelte er Dschinn wie Ad es ihm beim ersten Mal gezeigt hatte, platzierte dabei den Sattel auf einer Decke auf dem Rücken des Pferdes, band die Riemen fest und stellte die Steigbügel auf die richtige Höhe ein.
    Beim Aufstieg blieb das Tier mittlerweile sogar ruhig stehen und schien nicht nervös zu sein. Trotzdem sprach Barti beruhigende Worte und hielt die Zügel fest in Händen um zu verhindern, dass Dschinn bereits los schritt. Diesmal wollte er mehr Kontrolle haben als das letzte Mal und so tat Dschinn seinen ersten Schritt auch wirklich erst dann, wie der Jäger es ihm mit einem Druck seiner Beine signalisierte. Ein regelmäßiges Klappern der Hufe war zu hören, als er die Straße entlang schritt. Recht schnell kam man auch in den Rhythmus hinein und konnte so mit den eigenen Beinen das Tempo steigern. So gelang es ihm schließlich Jengar, der schon voraus gegangen war, einzuholen. Noch schneller hätte beschleunigen können, aber zuerst wollte er lieber die Richtung ändern können und so zog er leicht an den Zügeln und verlagerte sein Gewicht etwas um Dschinn nach links zu bewegen. Dies funktionierte sogar und das Reittier schritt -oder besser, trabte nun über die Wiese und schien großen Gefallen daran zu finden. Zu großen Gefallen, denn er wurde immer schneller, man konnte es schon fast galoppieren nennen und Bartimäus hatte die Kontrolle darüber verloren.
    Er wurde zunehmend unruhig und ängstlich wie das ausgehen würde, doch er wusste nicht was er hätte tun können. Zuerst zog, dann zerrte er an den Zügeln, versuchte seine Stimme ruhig zu halten, während er Dschinn zurief und presste seine Schenkel in den Körper des kräftigen Tieres, doch dieses genoss die Freiheit der großen Weite.
    Irgendwann, nach schier endloser Zeit gelang es dem Jäger dann aber doch sich durchzusetzen und Dschinn zu bremsen und schließlich mit rasendem Herz abzusteigen. Er hoffte, dass das das nächste Mal besser funktionieren würde, doch im Moment musste er zurück zu Jengar, von dem er sich doch um einiges entfernt hatte.

  17. Beiträge anzeigen #17
    Ritter Avatar von Jengar
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    Jengar ist offline
    Wie geplant waren sie früh aufgebrochen, denn sie hatten vor heute eine größere Strecke hinter sich zu bringen als gestern. Immerhin war da auch schon mittags Schluss gewesen, wegen der unglücklichen, aber erforderlichen Jagd.
    Da die anderen beiden Reiten wollten, war Jengar im eigenen Tempo schoneinmal vorgegangen. Es machte keinen Sinn immer stehen zu bleiben und auf die eigentlich schnelleren zu warten, nur um dann anschließend hinter ihnen her zu rennen. Die ganze Zeit war er an der Spitze der Gruppe gewesen, bis schließlich Bartimäus, ein gutes Stück links von ihm vorbeischoss. Irgendwie sah das nicht allzu kontrolliert aus, was der Jäger da tat, aber Jengar machte sich keine großen Sorgen um ihn. Immerhin saß er noch ganz gut im Sattel und machte keine Anstalten abzuspringen. Als das Pferd schließlich stillstand, hatte der Blonde die zwei schon beinahe aus den Augen verloren. Dafür war Adrastos wieder bei ihm und ritt neben ihm her. Auch er schien sich keine Sorgen um seinen Reitschüler zu machen. Alles in Butter also!
    Wenig später trafen sie ihren Gefährten wieder, der weiter vorne an der Straße mit Dschinn auf sie wartete. “Na! Bist ja schon ganz flott unterwegs!“, frotzelte der ehemalige Pirat.

    Es war immer noch recht früh am Tage, als sie an einem Hof vorbeikamen, an dem sie jedoch nicht schon wieder rasteten. Stattdessen folgten sie weiter einer Reihe von Feldwegen, die grob geschätzt parallel zur Küste verliefen. Gegen Mittag führte sie dies schließlich vor einen Abhang. Sie würden einen Umweg darum herum gehen müssen, ab wenigstens hatten die Reisegefährten von hier oben einen guten Blick auf das, was vor ihnen lag: zu ihrer linken – also etwas im Landesinneren – war das Land leicht bewaldet, während sich zur Küste hin weite Wiesen befanden. Ein schöner Landstrich! In Küstennähe führte eine Straße an dem Abhang vorbei und weiter nach Süden, wo schließlich eine Brücke über einen Fluss führte. Dahinter konnte man nicht mehr viel weiter sehen, aber es ließ sich erahnen, dass die Landschaft ähnlich bleiben würde, wie auf dieser Seite des Flusses.
    Danach zu urteilen, was Ad und Barti ihm über den Osten Argaans erzählt hatten, war diese hier auf jeden Fall die reisefreundlichere Seite der Insel.

  18. Beiträge anzeigen #18
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Weiter ging die Reise, diesmal zu Fuß, weil es für Barti doch so etwas wie ein Schock gewesen war, unkontrolliert mit Dschinn die Landschaft zu rasen. Aber eigentlich fehlte es dem unerfahrenen Reiter nur an Sicherheit. Wenn er diese haben würde, könnte es sicher Spaß machen frei wie der Wind über die Felder zu galoppieren.
    Aber bevor er soweit war benötigte er noch mehr Übung und so blieb er bei Jengar. Als dann die Dunkelheit langsam über das Land hereinbrach, dachten sie schon daran ihr Nachtlager aufzuschlagen, als sie plötzlich Lichter in der Ferne erkennen konnten.
    "Meinst du wir schaffen es noch bis dort hin? Oder wollen wir es überhaupt dorthin schaffen? Ich frage mich, was ein Gebäude hier außerhalb von jeder Stadt macht."
    Vielleicht war es nur ein simpler Hof, deren Bewohner sie nicht für eine Nacht aufnehmen wollten, oder aber sogar der Stützpunkt von Banditen. Vielleicht konnte man dort aber sehrwohl eine Unterkunft finden. Die drei Gefährten beschlossen schließlich es noch herauszufinden und zwar noch heute, also marschierten sie weiter.
    Je mehr Zeit verging, desto mehr zweifelte Bartimäus an einem privaten Grundstück, dazu war zu lange Licht zu sehen und als sie das Gebäude, oder besser, den Gebäudekomplex erreicht hatten, stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um ein Gasthaus handelte. Ein wenig erinnerte es an die Tote Harpyie, die auch abseits der Zivilisation stand.
    "Ich denke hier werden wir wohl eine Unterkunft für uns und die Pferde für eine Nacht finden!"

  19. Beiträge anzeigen #19
    Held Avatar von Ceron
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    Ceron ist offline
    "Ich finde wir sollten weiterziehen, nicht dass wir noch auf die Idee kommen, hier wieder einen Turm zu akquirieren", erklärte Ceron als sie abends vom Strand her zum Turm zurückkehrten. Sie hatten lange am Wasser gespielt und in der Zeit, in der Jil sich etwas abseits mit ihrer Mutter herumgetobt hatte, hatte der Schwarzmagier sich ausgiebig mit der wieder entdeckten Schattenflamme beschäftigt.

    "Wenn ich die Struktur der Schattenflamme ganz weit spanne, als würde ich einen Teig breit ziehen... und dies in die Höhe, die Breite und in die Tiefe mache, dann kann ich ein ganzes Gebiet damit einhüllen. Ich schätze, ich könnte den Zauber sogar so weit alterieren, dass ich den 'Hauch Beliars' wieder erschaffen kann", erklärte er begeistert seiner Partnerin. Während der Erklärung hatte er euphorisch sein Fladenbrot lang gezogen, sodass er nun einige Fetzen in den Händen hielt. Schulterzuckend lud er die Fleischröllchen zwischen die Brotschichten und biss genüsslich rein. "Ich habe schon lange nicht mehr richtig gekocht. Wo man das wohl noch machen kann?"

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    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
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    Angelina del Rio ist offline
    Es war in Angelinas Augen etwas außergewöhnlich das Gebilde einer Schattenflamme mit einem Kuchenteig zu vergleichen. Aber jedem das Seine!, dachte sie. Sie wusste nur zu gut, das Ceron diesen Zauber immer sehr gern benutzt hatte als er noch funktionierte damals auf Khorinis. Sie selbst hielt sich lieber an Wasser und Eis.

    „Ja du hast recht. Ich könnte mich in diesem Turm schon wohl fühlen... Lass uns schnell gehen, bevor ich es mir anders überlege.“

    Sie hatten gegessen und Angelina packte den Proviant, der übrig war, ein. Viel war es nicht, also wäre es schon gut wenn sie wirklich einmal kochen könnten oder eine gute warme Mahlzeit zu sich nehmen könnten. „Lass uns nach Norden gehen. Wenn man genau hin schaut, kann man zwischen den Bäumen auf dem Hügel da eine Turmspitze erkennen. Erst jetzt fiel der Priesterin ein, das sie doch die Karte mitgenommen hatten. Sie faltete sie auseinander und konnte in verblassten Buchstaben „Silberseeburg“ erkennen. „Ha, hab recht gehabt!“, verkündete Angelina stolz. „Einen Turm haben die da auch, ob sie den wohl als Fremdenzimmer vermieten? Vielleicht sogar mit eingebauter Kochnische..“, scherzte sie und ging voran.

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