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Als Liana auf ihn zugehechtet kam, ließ er das Essen und die Milch fallen. Das Glas zerschellte auf dem Boden und die Milch breitete sich auf dem Holzboden aus, floss zwischen die Ritzen. Katan machte nicht einmal Anstalten, nach seinem Schwert zu greifen. Irgendwie wusste er, dass sie ihm nichts antun würde. Vielleicht hoffte er es auch nur.
Mit der Klinge an der Kehle ließ es sich schwer schlucken, doch Katan ließ seine Augen nicht von den ihren ab.
„Du willst mich nicht töten“, sagte er sanft. „Ich habe es dir schon gesagt. Duria will mich in einen Sarg stecken. Und hast du es nicht gestern selbst gesehen? Die Nachricht, die sie an mich schickte? Ich bin ihr entflohen, habe ihr dabei vielleicht eine Tasche gestohlen, was macht es schon?“ Er musste über die Tatsache schmunzeln, dass sie ihn für eine Hexe hielt. Er fand, um Duria zu sein war er nicht zierlich genug, und sie würde es niemals wagen, seine Gestalt anzunehmen. Das war es schließlich nicht, das sie wollte.
Katan fasste Liana vorsichtig am Handgelenk und führte ihre Schwerthand langsam von sich weg. Sie schien ihm zu glauben, auch wenn er sich nicht sicher war, ob sie ihm vielleicht doch noch den Hals aufschlitzte. Bei einer so impulsiven Frau war das schwer vorherzusehen. Sie entließ ihn aus ihrem Griff, blieb allerdings weiterhin wachsam und beobachtete jeden Schritt, den er machte. Während er auf den Teil des Bodens zuging, der den seltsam berunten Stein beherbergte, hielt er seine Arme nach oben und sah ihr auch weiterhin in die blauen Augen. Dann bückte er sch und hob den Stein auf. Er nahm ihn so in die Hand, wie sie ihn in die Hand genommen hatte, und nichts geschah.
„Ich wusste nicht, ob der Stein überhaupt irgendwelche Auswirkungen haben würde. Duria hasst Männer. Natürlich würde sich sein Geheimnis mir nicht erschließen. Ich dachte mir, vielleicht dir, als Frau, ist es möglich, einen Einblick in die Macht des Steins zu erhaschen.“ Er sah sie einen Moment lang an, dann fügte er hinzu: „Machen wir nicht wieder.“
Er machte sich daran, das Zimmer aufzuräumen – fegte die Buchseiten und -deckel mit dem Fuß in eine Ecke, stellte den Tisch und die Stühle auf und setzte sich auf einen. Er bot Liana den zweiten Stuhl an, doch sie blieb stehen, das Schwert gezückt. Sie vertraute ihm nicht. Er hatte ihr auch keinen Grund gegeben, das zu tun.
„Ich sehe, wir haben einen gemeinsamen Feind“, sagte er dann, erhob sich abermals und nahm das Brot und den Schinken, den er gekauft hatte, vom Boden auf. Das konnte man noch essen. Er legte beides auf den Tisch, brach das Brot in der Mitte durch und begann zu Essen. Liana musste inzwischen auch Hunger haben.
„Wieso setzt du dich nicht zu mir und du erzählst mir, was Duria dir angetan hat?“
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Mit sanfter Gewalt drückte Katan das Schwert weg von seiner Kehle, ihr Handgelenkt umschlossen. Liana traute dem Frieden nicht, doch konnte sie sich abermals nicht dagegen wehren. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass sie ihm scheinbar nichts böses tun wollte? Irgendetwas in ihr war wie eine Blockade. Traute sie ihm tief in ihrem Inneren etwa doch?
Seelenruhig fing er an das Zimmer, welches sie demoliert hatte wieder aufzuräumen und ein schlechtes Gewissen machte sich in der jungen Kriegerin breit. Hatte sie vielleicht übertrieben? Katan hatte recht, als er ihr sagte, dass er schonmal in ihrer Gegenwart erwähnt hatte, dass Sie ihn in einen Sarg stecken wollte. Es dämmerte der jungen Kriegerin langsam von wem er die ganze Zeit geredet hatte. Sie schienen wirklich die selbe Person als Feind zu haben, doch wiederrum erschien es Liana als Lapalie, wenn sie ihren Schmerz den sie für wenige Wochen erlebt hatte mit dem verglich was Katan wiederfahren sein musste. Beschämt setzte sie sich neben ihn und sah ihm beim Essen zu.
"Wisst Ihr... ich war einst von einem weiblichen Dämon besessen. Es geschah kurz nachdem ich dieses Schwert fand." vorsichtig legte Liana den Einhänder auf den Tisch vor Katan, so dass er ihn genauer betrachten konnte. Die Runen waren unverkennbar.
"Es dauerte eine ganze Weile bis meine Schwestern, die Amazonen einen Weg gefunden hatten den Fluch zu brechen, der auf diesem Schwert lastete." vorsichtig deutete sie auf eine der Runen, welche vom Schwert runtergebrannt worden war und nurnoch durch einen schwarzen Fleck zu deuten war.
"Sie hat mir große Schmerzen zugefügt und ich war gefangen in meinem eigenen Körper. Sie suchte irgendetwas doch fand sie es nicht, was sie immer unbeherrschter werden ließ. Ich habe schreckliche Dinge getan."
Ihre blauen Augen blickten ins Leere, als würde sie mit ihren Gedanken weit weg sein und nicht in dem kleinen Zimmer der Taverne.
"Der Dämon sagte mir er hieße Duria. Mehr hat er nicht gesagt.. und ich weiß bis heute nicht was genau er von mir wollte..
Doch ich habe Rache geschworen für jede Sekunde, die sie mir geraubt hat."
Vorsichtig blickte sie zu ihrem Gegenüber und betrachtete ihn wieder nachdenklich.
"Doch dies scheint nichts im Vergleich zu dem zu sein, was sie euch angetan hat, nehme ich an." sagte sie schließlich etwas kleinlaut und rang sich eines traurigen Lächelns ab. Der Hunger war ihr seit dem gestrigen Abend vergangen und bis jetzt noch nicht wiedergekehrt, somit ließ sie Katan in Ruhe essen und erhob sich. Langsam ging sie ans Fenster des Zimmers und blickte hinaus auf die belebte Straße der Stadt und die wunderschönen, fast weißen Häuser mit den vergoldeten Kuppendächern.
Wieso holte sie ihre Vergangenheit unbedingt jetzt ein?
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„Duria ist kein Dämon“, sagte Katan im Kauen, „sie ist eine Hexe. Sie liebt mich auf perverse Art und Weise. Sie möchte meinen Tod, weil sie mich für immer behalten will. Ich habe mich damit abgefunden, aber dann … bin ich weggelaufen.“ Ja, er war gelaufen. Einfach gelaufen. Und dies zu gestehen, kam ihm nicht leicht über die Lippen. Er hielt sich nicht für einen Mann, der feige war, noch für einen, der seinen Problemen den Rücken kehrte. Auf der anderen Seite hielt er sich auch nicht für einen Idioten: Duria war eine geschulte Hexe, gegen die er nichts ausrichten konnte. Sie kannte ihn besser als er sich selbst. Wenn sie wollte, konnte sie hier sein und ihn holen. Wieso tat sie es nicht?
Die traurige Antwort war, sie spielte nur mit ihm. Es musste so sein. Er hatte ihre Macht kennen und fürchten gelernt und in den Monaten, die er bei ihr verbracht und auf den Tod gewartet hatte, hatte er noch mehr davon zu spüren bekommen, als ihm vorher schon lieb gewesen wäre. Daher konnte er Lianas Schmerz verstehen. Vermutlich hatte Duria überhaupt nichts gesucht – vielleicht war es nur eines ihrer kranken Spiele gewesen, etwas, das sie tat, um sich die Zeit zu vertreiben, eine kleine, für sie unmerkliche Grausamkeit. Doch, soweit er wusste, hatte sie bis jetzt noch keines der größeren Spiele gewonnen. Liana war in Freiheit. Und er auch.
„Lass dich von der Hexe nicht mehr heimsuchen“, sagte er zu Liana, die am Fenster stand und nach draußen sah. „Sie ist jetzt mein Problem.“
Katan ließ etwas von dem Essen übrig und gesellte sich zu Liara ans Fenster. Er nahm sie bei den Schultern, drehte sie zu sich und hob die Hand hoch, mit der sie den Stein gehalten hatte. Die Runen waren klar ersichtlich in ihr Fleisch gebrannt. Es tat ihm fast leid, das zu sehen; es musste schmerzhaft gewesen sein, den Stein zu halten.
„Es tut mir leid“, sagte er, „dass ich dich dem ausgesetzt habe.“ Entschuldigungen waren normalerweise nicht sein Ding, waren es auch heute nicht, aber Liana hatte sich eine verdient, nach allem, was sie für ihn auf sich genommen hatte. Außerdem hasste sie Duria, und das machte Liana schon fast zu einer Freundin, auf jeden Fall zu einer Leidensgenossin.
„Setarrif“, sagte er schließlich, um das Thema zu wechseln, „ist eine schöne Stadt. Ich habe gehört“ – und er verschwieg, dass er diese Information, wie eigentliche alle Informationen über Argaan, von Duria hatte – „der Widerstand ist hier zu finden. Ich habe gehört, General Lee ist hier.“ Er hatte einst den Jüngern des Lee angehört, damals, als die niederen Ränge seiner Truppe sich noch auf Onars Hof herumgetrieben hatten. Lee hatte es weit gebracht in den letzten Jahren, aber aus welchem Grund er nun für die Gegenseite des Königs arbeitete, war ihm schleierhaft. Wie auch immer der Grund, Katan hatte vor, sich ihm erneut anzuschließen – und wenn der Kampf gegen Rhobar III. ging, das kümmerte ihn wenig. Sollte der König doch fallen.
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Also hatte die junge Kriegerin doch recht behalten mit ihrer anfänglichen Annahme, dass diese Duris kein Dämon sondern eine Hexe war. Beruhigen tat sie dies aufjedenfall nicht. Hasserfüllt sah sie die Runen, welche sich nun für ewig in ihr Fleisch gebrannt hatten an und schüttelte langsam den Kopf. Wieso musste soetwas eigentlich immer ihr passieren? Ihr Leben war noch nie wirklich schön gewesen. Bis sie 16 war hatte man sie in einem Käfig gehalten wie ein wildes Tier, bis sie schließlich entkommen und direkt in die Barriere gelaufen war.
Bei den Amazonen hatte sie bis jetzt eigentlich die in ihren Augen schönste Zeit verbracht, doch dies war auch vorbei und die Amazonen gab es schon lange nichtmehr.
Diese Duria schien eine wirklich kranke Persönlichkeit zu sein, wenn Liana über die Worte Katan´s nachdachte. Was hatte diese Hexe bloß vor und vorallem was waren ihre Beweggründe Menschen solch ein Leid zuzufügen?
Als Katan sie schließlich auf Setarrif ansprach war sie froh endlich das Thema wechsel zu können, auch wenn sie selbst nicht wirklich viel mehr über die Stadt wusste.
"Ja.. es ist eine wunderschöne Stadt, allerdings die einzige die ich bis jetzt auf dieser Insel zu Gesicht bekommen habe." sagte sie schließlich und ein feines Lächeln erschien auf ihren Lippen.
"Soweit ich weiß ist General Lee hierher gekommen nachdem er sich gegen den König gestellt hatte um einen Wiederstand aufzubauen.
Der König möchte diese Insel unter seiner Kontrolle wissen, sie zu einem Teil seines Königreichs machen. Und dies versucht er mit allen Mitteln."
Traurigkeit schwang in ihren Worten mit und sie sah zu Katan, der neben ihr am Fenster stand.
"Doch für mich ist dies einerlei. Ich diene seit Jahren der Garde Innos´ und bin verflichtet meinem König zu folgen, wenn er es verlangt..."
Liana bemerkte, dass ihre Worte auch für sie selbst nicht sonderlich überzeugend klangen, was sie einwenig erschreckte. König Rhobar II war ein gütiger Herrscher gewesen. Sie hatte seine Befehle immer mit Eifer ausgeführt, wenn sie bis nach Khorinis drangen und hatte sie auch nie in Frage gestellt. Doch seinen Nachfolger kannte sie nicht und was sie bis jetzt von ihm gehört hatte ließ sie anfangen zu zweifeln.
"Man könnte sagen ich verstecke mich in dieser Stadt vor dem Unausweichlichen.." sagte sie traurig lächelnd und blickte wieder aus dem Fenster um das rege Treiben auf den Straßen zu beobachten.
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"Ich werde in zwei Tagen genau hier anzutreffen sein. Gegen Abend."
Daraufhin drehte er sich um und machte sich Richtung Stadttore. Er konnte sich in der Nähe von Affen nicht konzentrieren, außerdem ließ sich die Natur sicherlich als eine Werkstatt verwenden, wenn auch keine so qualitativ hochwertige.
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Lehrling
Es war eine kurze Nacht gewesen, und als der Nachmittag begann, merkte Sionnach es in jeder Faser seines Körpers. Seine Arme schmerzten vom Schleppen der massiven Holzbalken, und an den Innenseiten seiner Hände hatten sich Blasen gebildet. Dennoch, was sie an diesem Tag bisher geleistet hatten, erfüllte ihn mit einem unbekannten Stolz und ließ die körperliche Erschöpfung unbedeutend wirken. Die obere Etage war beinahe fertiggestellt, woran er selbst keinen unwesentlichen Anteil hatte. Die letzte Hürde, die es zu meistern galt, und die nun erklommen werden sollte, war die Konstruktion des Daches. Die komplizierte Mathematik, die hinter der Errichtung eines robusten und optisch ansprechenden Dachgeschosses steckte, musste Sion dabei zum Glück nicht interessieren - den Plan hatte man schon längst entworfen. Er allerdings graute sich davor, die ganzen Baumaterialien noch eine Etage höher schleppen zu müssen.
Als er einige Minuten Pause gemacht, etwas getrunken und ein Stück Brot zu sich genommen hatte, beobachtete Sionnach, wie sich eine kleine Menschentraube nahe des Kaserneneingangs bildete. In ihrer Mitte erkannte er Hyperius, den jungen Wassermagus, der das Bauunternehmen leitete. Auch befand sich Valion, Sions Bekanntschaft aus dem Wirtshaus am vergangenen Abend, unter den Anwesenden. Das weckte sein Interesse, und nachdem er sich schwerfällig erhoben hatte, lief er zu der Menge herüber.
"Es geht um die Konstruktion des Dachgeschosses", flüsterte ihm ein klein gewachsener Mann zu, der am Rand der Gruppe stand. Sionnach nickte und lauschte Hyperius' Worten, welche die nun anstehenden Arbeitsschritte verkündeten. Dann verteilten sich die Anwesenden in Zweier- und Dreiergruppen, um Material nach oben zu schleppen. Diejenigen, die das Dachgerüst zusammensetzten, gingen bereits hinauf und begannen mit ihren Vorbereitungen.
Der Zufall wollte es, dass Sionnach sich zu der Gruppe gesellte, in der auch Valion war. Er nickte dem jungen Mann zu und lächelte freundlich, ehe sie sich beinahe zeitgleich nach einem der Holzbalken bückten, der zum Dachstuhl gehörte. Auf Drei hob die kleine Gruppe das glatt geschliffene Holz in die Luft und verteilte sich. Einer trug vorn, einer in der Mitte und der Dritte hinten. Dann wurde der Balken geschultert, und es ging los, Richtung Kaserne, in deren Inneren Treppenstufen warteten, vor denen es Sions geschundenem Körper jetzt schon graute.
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Nach einer angenehmen Nacht, half Valion einen weiteren Tag beim Bau der Kaserne. Mittlerweile spürte er kaum mehr Schmerzen: Offensichtlich ist harte Arbeit die beste Kurierungsmethode gegen Schmerzen von harter Arbeit. Paradox - aber anscheinend wahr.
Als der junge Arbeiter gerade wieder einmal aus dem Haus trat, sah er wie sich ein Knäuel Arbeiter gebildet hatte. Verwirrt sah er hinüber, dachte sich nichts dabei und wollte bereits weiterarbeiten, als plötzlich Gath derkam, ihn am Arm packte und mitzog. Er meinte, es gehe um die Errichtung des Dachstuhls, damit die Kaserne endlich ein Dach bekommt. Als folgte er Gath.
Nachdem Gath und Hyperius den Arbeitern erklärt hatten, was zu tun ist, machte sich Valion dann an die Arbeit. Gerade wollte er sich bücken um einen der großen Holzbalken aufzuheben, die seiner Gruppe und ihm zugewiesen worden waren, als er bemerkte, dass fast Zeitgleich Sion, den er gestern in der Taverne kennen gelernt hatte, das selbe tat.
"Grüß dich! Schön dich zu sehen! Dann machen wir uns mal an die Arbeit!", grüßte Valion Sionnach und hob zusammen mit den anderen den Balken hoch.
Oben angekommen hörte er schon Gaths laute Stimme die Anweisungen gab wohin was hingehöre. "Ach! Gut das ihr kommt!", wandte er sich alsbald an Sions und Valions Gruppe und begann ihnen weitere instuktionen zu geben.
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Baustelle
Die Arbeiten an der Kaserne näherten sich langsam dem Ende, das erste Stockwerk war nun soweit fertig, dass mit der Dachkonstruktion begonnen werden konnte. Dafür hatte Hyperius am vorigen Tag noch einmal die Pläne durchgesehen und Kleinigkeiten korrigiert, damit auch alles zusammenpasste, da ein schlecht konzipiertes Dach im schlimmsten Fall eine schleichende Schwächung der Bausubstanz aufgrund von Nässe zur Folge hätte, die auf lange Sicht zum Einsturz führen könnte, aber auf jeden Fall eine große Gefährdung darstellte.
Die Instruktion für die Arbeit am Dachstuhl fand zusammen mit Gath statt, der für Hyperius, zumindest was das Holz anging, so etwas wie ein Assistent der Bauleitung geworden war. Dieser hatte zwar nicht die Pläne entworfen, verstand deren Komplexität jedoch bei Weitem schneller als die meisten anderen Arbeiter, sodass es sich förmlich angeboten hatte ihn als leitende Kraft auch bei den Arbeiten am letzten Teil des Gebäudes einzusetzen, nachdem er seine Qualitäten bislang auch so hervorragend bei der Verarbeitung und dem Einbau des Holzes unter Beweis gestellt hatte.
Nachdem Hyperius mit einer motivierenden, instruierenden und wie immer auch die bisherigen Erfolge lobenden Rede geendet hatte, fügte der Bootsbaumeister noch etwas hinzu, bevor sich die arbeitenden Gruppen zusammen fanden und loslegten. Hauptsächlich ließen sich zwei unterschiedliche Arbeitsschritte feststellen. Auf der einen Seite der Transport des Holzes nach Oben und das in die Position Hieven durch die Arbeiter, aber auf der anderen Seite auch die Befestigung und das Verbinden der unterschiedlichen Balken im Zuge des Errichtens der Dachkonstruktion, wobei die Baupläne des Magus auch dafür ausgelegt waren, optimal die Umgebung mit einzubeziehen.
Hierfür ließ sich zum Beispiel feststellen, dass die Stadtmauer als stabilisierenden Faktor genutzt wurde, weswegen der junge Kartenzeichner auch noch einmal ein paar Worte mit seinem inoffiziellen Assistenten sprach, woraufhin dieser auch noch einige Anweisungen gab und der Magus nun selbst hoch in den Dachstuhl stieg, um bei der Befestigung zu helfen, wohingegen Gath anscheinend Sionnach und Valion noch ein paar Anweisungen geben wollte.
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Heute herschte wahrhaft betrieb auf der Baustelle, denn es ging um ein Dach auf dem Gebäude und dafür brauchte man möglichst viele Leute und eine möglichst gut organisiert arbeitende Truppe, denn soetwas erforderte weit mehr Präzision, als beispielweise einfach nur eine Mauer hochziehen - Hyperius hätte vieleicht widersprochen, aber Gath kam es auf jeden Fall so vor. Im Prinzip konnte man es mit einem Schiff vergleichen, nur dass dort oben und unten sozusagen umgedreht waren: Wenn der Rumpf nichts taugte, konnte das Deck noch so schön sein, und das Boot sank.
Aber diese Arbeit hatte auch viel mit Logistik zu tun, denn bisher hatten sie alle Bretter im Erdgeschoss oder außerhalb des Gebäudes gesägt - auch die Dachbalken - und jetzt musste alles nach oben, in einer Anordnung, die Hyperius im wesentlichen anleiten würde, denn wenn man den jungen Bootsbauer da ranlassen würde, würde das Dach wahrscheinlich in sich zusammenkrachen.
Also sah die Arbeitsteilung ganz einfach wie folgt aus: Hyperius war auf das noch nicht existente Dach geklettert - also er turnte auf den paar Balken herum, die schon da waren - und Gath hatte sich in der nähe des Treppenaufgangs positioniert, um die Leute, die Bretter hochbrachten in die betreffenden Ecken zu dirigieren und ihnen aufzugeben, was dringend noch gebraucht wurde.
Gerade kam eine weitere Gruppe mit einem der Dachbalken an, die ersteinmal in die linke hintere Ecke des Gebäudes sollten - zumindest soweit sie nirgendwo anders gebraucht wurden - aus der ihm einer irgendwie bekannt vorkam...
Genau, das war Valion, der Typ, dem er so unerhört viel Arbeit mit dem Boot bereitet hatte und dem er noch Geld schuldete!
"Ach! Gut das ihr kommt!" begrüßte er die Gruppe.
"Erstens: Der Balken muss zu Abwechsung nach da hinten" er deutete schräg hinter sich, in die andere Ecke des Gebäudes, wo natürlich ebenfalls gearbeitet wurde
"Und zweitens: Valion, komm doch bitte nachher nochmal zu mir, ich schulde dir noch Geld wegen der Plackerei von vorgestern Abend. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer sein könnte... Tut mir leid."
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Lehrling
Sionnach musterte den Mann, der ihnen Anweisungen gab, nur kurz und oberflächlich, prägte sich aber dennoch sein Gesicht ein, da er in ihm einen der Bauleiter vermutete. Er lauschte aufmerksam den Anweisungen, die ihnen gegeben wurden, und trug dann den Balken in die gezeigte Ecke. Valion kehrte wie angeordnet zu dem Mann an der Treppe zurück, von diesem Augenblick an hatte Sion jedoch keine Zeit mehr, sie genauer zu beobachten. Ein großgewachsener Mann mit schütterem Haar um die vierzig nahm den Balken an, den er und sein verbliebener Kollege über eine Absenkung herabreichten und beorderte den jungen Mann dann zu sich. "Hast du Kraft?", fragte er, eher rhetorisch, denn im Vergleich zu den meisten anderen Arbeitern sah Sionnach aus wie ein Strich in der Landschaft. Dennoch bejahte er selbstbewusst. "Dann hilf mir mal, den Balken aufrecht zu halten. Ich will ihn mit den Stützbalken, die aus der ersten Etage heraufreichen, verbinden.".
Sionnach tat wie ihm geheißen und hielt mit einem weiteren Mann den schweren Holzbalken, der sich immer wieder nach links und rechts neigte, wenn der ältere Mann mit seinem großen Hammer massive Eisennägel durch das Holz trieb. Die Schläge vibrierten bis hinein in Sions Schädeldecke, und schon nach vier oder fünf Hieben bekam er Kopfschmerzen. Dennoch beschwerte er sich nicht, versuchte im Gegenteil, die Anstrengung, die ihm diese Aufgabe abverlangte, zu verbergen. Nachdem er insgesamt achtzehn Nägel durch den Balken bis hin zum Stumpf des Stützpfeilers gejagt hatte, wurde das Konstrukt mit ölgetränktem Tau umwickelt und mit zwei geschmiedeten Eisenringen verstärkt. Zur Probe, ob der Dachbalken hielt, machte einer der Männer einige Klimmzüge daran. "Sehr gut.", sagte der Mann mit dem Hammer schließlich zufrieden und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Dann sah er Sionnach an, der nun nicht so recht wusste, was er mit sich anfangen sollte, und unschlüssig zurückstarrte. "Was ist los Junge, bist du festgewachsen?", grunzte der Alte und lachte, "Auf, geh zurück zu deinen Kollegen und bringt mir den nächsten Balken. Eigentlich müsste jetzt eine Querstrebe zwischen diesem Balken und dem Stützpfeiler im Zentrum des Dachgerüsts angebracht werden. Geh und sieh nach, ob so etwas auf dem Weg ist. Wenn nicht, kümmer dich darum.". Sion nickte gehorsam und versuchte, sich vorzustellen, wie besagte Querstrebe überhaupt aussah.
Als er nach kurzem Umherirren eine Zweiergruppe mit einem nicht ganz so dicken, dafür doppelt so langen Balken schnaufend die Treppenstufen erklimmen sah, wusste er, dass er gefunden hatte, wonach der Mann gesucht hatte. Er wartete, bis die beiden von Gath tatsächlich in seine Richtung geschickt wurden, dann eilte er zu ihnen und bot seine Hilfe an. Der kleinere der beiden Männer ließ sich gern von Sionnach ablösen, und so manövrierte er das Holzteil genau in die Ecke, in der es gebraucht wurde. "Als wäre ich auch ein Baumeister", dachte Sionnach bei sich und grinste bei dieser, in seinen Augen belustigenden, Vorstellung.
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Scheiße...ich muss mich dringend irgendwo ausruhen....
Der Jüngling schritt humpelnd durch die Stadttore Setarrifs. Sein linker Fuß war unmenschlich weit verdreht - gebrochen, bei einem Sturz im dichten Wald - also nutzte er einen zurecht geschnitzten Ast als Krückstock.
Endlich wieder in der sicheren Stadt, sah er eine seltsame Gestalt mit großen Schritten in seine Richtung gehen. Es war Kratos, der seltsame Kerl, mit dem er plante, eine Handelsroute zu eröffnen.
Jedoch schien dieser eigentlich nur aus der Stadt zu wollen, denn sein Blick war durch die Tore in die Ferne gerichtet, sodass er Damyen nicht einmal wahr nahm.
"Hey, großer Mann, wohin geht's denn?", fragte der Gerber den Glatzkopf.
"Scheinst ja ziemlich in Eile zu sein. Ist irgendwas passiert?"
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"Spürst du die Magie, die hier gerade in der Luft liegt, Hyppo..? Nein, ich meine nicht Magie im eigentlichen Sinne, sondern eher das Zusammenarbeiten der vielen kleinen Teilen, die ein großes Ganzes schaffen. Mit der Kaserne an sich veränderst du zwar nur einen Teil der Großen Welt, mit der du dich nicht koordinierst, um wahrlich Großes zu vollbringen. In dem Mikrokosmos Kasernenbau jedoch hast du alle Teile, das Material und die Arbeiter so koordinierten, dass sie als ein Ganzes zusammenspielen können und nun der Kasernenbau bald ein Ende findet. Du siehst auch hier wieder, Hyppo, dass alles Große aus kleinen Teilen besteht, die bloß zusammen das Ganze effizient verändern können..", hallte die Stimme des Elementargeistes in dem Kopf des Magus wieder, woraufhin dieser wiederum nickte.
Er mochte zwar anfangs Satarorius misstraut haben, aber nachdem sich der Varanter um die Bestellung des Sands gekümmert hatte, meldete sich seine innere Stimme bloß von Zeit zu Zeit wieder und sprach dann meist bloß über den Aufbau alles Existentem und die Notwendige Kollaboration aller Einzelteile. Dies hatte Hyperius zwar anfangs ein wenig verwirrt doch nun sah er langsam auch in all diesen Äußerungen einen größeren Zusammenhang, der für ihn auch Sinn ergab und sich Stück für Stück in seinem Geiste aufbaute.
Genauso baute sich auch langsam das Dachgerüst auf, wofür Hyperius Anweisungen gab und auch selbst den Hammer schwang und Nagel für Nagel ins Holz hämmerte. Schritt für Schritt wurde so mehr Stabilität in die ganze Konstruktion gebracht, doch bis alle Balken an ihrem Platz waren und das Dach selbst gedeckt werden konnte, würde es wohl noch bis zum nächsten Abend dauern und für den Moment und den folgenden Tag einige Stunden in Anspruch nehmen.
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Katan sah Liana von der Seite an. Eine Dienerin des Königs in Setarrif? Das durfte keiner herausfinden, oder sie würde ein arges Problem bekommen. Ihre Stimme schwankte bei ihren Worten, aber er war sich sicher, dass sie ihr Versprechen halten würde. Für den König – was auch immer es sein sollte. Katan hatte sich dafür entschieden, auf eben diese Weise zu Lee zu halten; einfach, weil er der einzige war, dessen Name ihm auf dieser vermaledeiten Insel noch etwas bedeutete. Als er gehört hatte, dass Lee General im Namen des Königs war, wäre er ihm in Bakaresh gefolgt, hätte Duria ihn nicht aufgehalten. Dieses blinde Vertrauen war etwas, das nicht jeder Anführer bei ihm hervorrufen konnte. Nur dieser eine.
„Du solltest nicht hier sein“, sagte Katan zu Liana. „Wenn irgendjemand herausfindet, dass du königstreu bist, wirst du gelyncht. Lass uns aus der Stadt verschwinden und nach Thorniara gehen. Ich habe gehört, es gibt einen Pass entlang des Weißaugengebirges, den man benutzen kann.“ Wieder eine Information, die er Duria verdankte. Er hatte mehr von ihr gelernt, als er zugeben wollte und vor Liana zuzugeben gewillt war. Was interessierte es die junge Frau schon, vorher er wusste, was er wusste, solange er sie nur ans Ziel brachte.
Er nahm die Tasche, stopfte den Rest Essen hinein und warf einen Blick auf den Stein mit den Schriftzeichen. Den brauchten sie nicht. Aber sollten sie ihn hier lassen? Irgenein junges Ding würde ihn beim Aufräumen finden und was dann? Konnte er das verantworten?
Er entschied, dass er konnte. Hauptsache, dass Teil war weg von ihm und weg von Liana. Sie hatte offenbar schon genug auf Kosten Durias gelitten. Kein Grund, daraus ein sich wiederholendes Drama zu machen. Wenn jemand anderes den Stein fand und aufhob, war es nicht sein Problem.
Katan nahm Liana bei der Hand und führte sie aus der Taverne. Die Stände am Markt waren um diese Uhrzeit sicherlich bereits abgebaut, aber er fand noch einen Laden, in dem er etwas Essen und Wasser kaufen konnte. Auf diese Weise ausgestattet machten sie sich auf, die Stadt zu verlassen.
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Azil seufzte leise, als er die Vorhänge in dem doch für zwei Leute recht großem Zimmer aufzog, um nach draußen zu sehen. Dicke, schwere Tropfen schlugen auf die Pflastersteine, auf den harten Boden der Stadt Setarrif, zerplatzten in weitere winzige Tröpfchen, bis sie sich schließlich komplett in die Reihe ihrer Brüder einreihten - nicht mehr als Individuum erkennbar, nur noch als graue, breite Masse - auch der graue Schleier, der über der Stadt lag, machte das ganze weder besser, noch schlechter - nur ließen die Wassermassen weder Freude, noch Angst, noch etwas anderes zu - nur Melancholie, Trauer, Trägheit, ein gewisses Maß an Entspannung, ja. Calintz und er waren nass, man würde wohl sagen: Bis auf die Knochen nass in das Gasthaus eingelaufen, ohne sich allzu großen Stress darüber zu machen. Der Weißhaarige schien es nicht besonders schlimm zu finden, was ihn aber wohl am meisten freute, war, das Azil genauso nass wurde wie er - einmal mehr komplett durchnässt. Der Varanter gewöhnte sich einfach nicht daran, auch wenn er so eine Art Wetter oftmals sehr gern hatte. Es hatte etwas rauchiges, etwas, was seine Sinne etwas zur Ruhe kommen ließ - prasselnd, immer gleich, sich nie verändernd.
Ihr Weg war nicht mehr sonderlich weit gewesen von der Stelle mit dem gebrandmarkten Hashashin bis nach Setarrif. Nicht weit hieß im Sinne der beiden ehemaligen Orksöldner: eine Tagesreise, vielleicht. Höchstens. Nachdem der Regen angefangen hatte, sein Reich vom Himmel auf den Boden auszudehnen, hatten sie beschlossen, nicht mehr stehen zu bleiben, um sich beeilen zu können - sie wollte beide lebend durchkommen. Und nicht mit einer - oder zwei - Lungenentzündungen. Als sie schließlich mit Wasser in den Schuhen, etwas missmutig und vor allen Dingen nass - man konnte es überhaupt nicht oft genug erwähnen - in der Stadt angekommen waren, und lange genug umhergelatscht waren, hatten sie eine wirklich ansprechende Behausung gefunden. Eine Gaststätte, die sie sich gerade so leisten konnten - aber wofür war man Dieb, Betrüger, Mörder, Verräter, wenn nicht dafür, ständig an seinem Limit leben zu können? Genau das hieß es doch, einer der Bösen zu sein, oder? Ein Gauner. Ein Taugenichts. Ein Hallodri.
Azil schmunzelte, drehte sich zu Calintz um, der sich die Haare nur eben abgetrocknet hatte, während der Schwarzhaarige seine gleich noch auswringen müssen würde - sie waren länger, und auch dicker, als die Haare des Attentäters. Sie hatten sich letztendlich entschlossen, ein großes Zimmer zusammen zu nehmen - die Hashashin würde es nicht interessieren, ob sie nicht zusammen in einem Zimmer sein wollten. Alleine waren sie relativ hilflos. Auch wenn Azil irgendwie nicht erwartete, das der Orden noch wirklich angreifen würde - sie waren nicht dumm. Im Gegenteil. Sie würden das Gespräch suchen... und versuchen, sie in eine Falle zu locken. Oder echtes Interesse zeigen. Ihm war es gleich - Hauptsache, die Angriffe hörten auf. Obwohl es in gewisser Weise... Spaß gemacht hatte. Irgendwie.
Entspannt quetschte er jeden einzelnen Tropfen aus seinen Haaren, ließ sich dann in den einzigen Sessel des Zimmers fallen und hatte das seltsame - seltene - Bedürfnis nach einer Wasserpfeife. "Also... was machen wir jetzt? Warten, bis sich der Orden meldet? Weiterforschen? Die Wellen glätten lassen?"
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Colodis war Einlass gewährt worden, die Magierin hatte es zugelassen und vertraute ihm noch.
Er konnte sich vorstellen, dass die Situation für sie spezielle seltsam sein musste. Daher auch ihr Zögern, sie glaubte immernoch er wäre unbeherrscht und unberechenbar.
Er musste sich selber eingestehen, der Sog sich in der Weite der Berge hier verlieren zu wollen, war viel stärker als vorher.
Die Bestie knurrte in ihm, rüttelte an ihren Käfig. Doch die Gitterstäbe blieben bestehen, die wilden gelben Augen verschwanden wieder in der Dunkelheit. Drohend zogen sie sich zurück... äusserlich fröstelte es ihn nur kurz eine kaum merkliche Bewegung.
"Ich will in keinster Weise versuchen, gegen die Stärke eines Magiers anzutreten. Oder mir anmassen solche Wege gehen zu können", erwiderte er beherrscht.
"Ich bin Krieger, daran ändert sich nichts.
Aber ja, das war es was ich dir zeigen und beweisen wollte. Nicht nur dir, sondern auch mir. Ich hab meine Situation akzeptiert, es ist geschehen.
Und wenn es mich an eines erinnert hat, dann nicht aufzugeben. Obgleich die Zeichen davon, von ihm stammen", führte er weiter und zog die Linien seiner Tätowierung an seiner Schläfe entlang bis unter sein Auge.
Ironischerweise waren es die Züge Nordmars die in ihm aufloderten und doch tat es nicht länger weh wie eine kalte, peitschende Windböe.
Gerade in diesem Moment mehr den je bestärkt, wieder an etwas glauben zu können. Selbst wenn der Augenblick nicht von Dauer war, sondern für eine verblassende Zeitspanne.
Belustigt lächelte die Rothaarige, spät bemerkte Colodis seine Kleidung. Sie hatte sich verändert, nicht länger trug er eine Rüstung, seine Rüstung.
Sondern eine braune Hose und ein weisses Hemd. Einen Herzschlag lang dauerte es bis er kapierte was los war. Das hier war ihr Gebiet, die idylische Landschaft mit den Bergen die Heimat ihrer Seele. So unvorstellbar mächtig, dass sie alles umgestalten konnte.
Ähnlich wie die rapiden Witterungs und Landschaftswechsel. Aber es wies nichts von der willkür und der labilen Stimmungschwankung auf, wie die seine.
Ob er dem entgegen halten konnte, er war geneigt sich daran auszutesten.
Es war ein erster Schritt die erschaffene Wirklichkeit als solche zu erkennen, entgegen dem was die Augen glaubten wahrzunehmen, dass es nicht der Realität entsprach. Dass eine veränderbare Umgebung sich um sie gelegt hatte, wohl geformt von der Magierin, als Architektin des ganzen Konstrukts.
Es kostete ihn viel Kraft es nur zu versuchen, er musste klein anfangen.
Ein nur allzu kleiner Punkt auf seinem Hemd, welcher sich rot färbte. Und dann alsbald wie ein Virus den Rest infizierte, sich langsam und schleichend verteilend.
Kurz aber heftig stiess er verbrauchte Luft aus und brachte dann seine Atmung wieder in normalen Rhytmus.
Dann sah er Melaine wieder an und lächelte.
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In einem Haus nahe Baustelle
Dieser Tag war ein wirklich erfolgreicher für die junge Diebin gewesen. Da irgendein opulenter Adliger eher Augen für die hübsche Bedienung Johanna in der Taverne "Sturzkampfmöve" als für seinen Geldbeutel gehabt hatte. Sie hatte sich dann selbstverständlich der Aufgabe angenommen den sowieso, ob seines eigenen Gewichtes, schwer beladenen Mann von dieser zusätzlichen Last zu befreien.
Sie war sehr erfreut über diesen Glücksfang gewesen, denn so etwas passierte bloß hin und wieder zwischen der einen Ewigkeit und der anderen. Doch das Gold hatte sie zum großen Teil nicht selbst behalten. Einen Teil hatte sie den Kindern gegeben, die auf der Straße leben mussten, weil sie Waisen waren, oder ihre Familien kein Haus besaßen und mit dem Rest hatte sie eine Arznei von einem Heiler für Abigail gekauft. Mit jener fühlte sich Vivi seit der seltsamen Begegnung mitten in der Nacht in irgendeiner Weise verbunden, weshalb sie ihr auch helfen wollte.
Die Jugendliche befand sich auch just in diesem Moment bei der anderen Frau und hatte die Medizin in einer Tasse mit Wasser aufgelöst. "Wenn du das trinkst, wird es dir wieder etwas besser gehen, Abi, hoffe ich", sagte die Braunhaarige und lächelte dabei aufmunternd, während sie der anderen den Becher reichte.
Hyperius
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Lehrling
Abigail lächelte.
"Danke, Vivi. Danke vielmals"sagte die Brünette und nahm den Becher dankend an.
Sie beäugte die Flüssigkeit. Von Medinzin hatte sie noch nie viel gehalten, aber Vivi meinte es nur gut und schaden würde es bestimmt nicht,
wenn es von einem Heiler kam. Aber laut Abigails Erfahrung war die Zeit der Beste Heiler gegen alles.
Viele ihrer Verbände hatte sie in den letzten Tagen schon abnehmen können, und sie war froh drüber.
Sie hatte eigentlich schon lange mit dem Übungen zum Wiederherstellen von Muskeln und Bändern anfangen wollen,
aber alleine wagte sie es nicht.
Sie hatte Angst, dass etwas passieren konnte.
Vivi kam ab und an mal vorbei und sah nach ihr. Sie war Abigail eine sehr wichtige Freundin gewurden.
Wen Abeigail aber vermisste war Aniron. Sie wollte von ihr mehr über Adanos erfahren und zudem war in der kurzen Zeit wie die Diebin Vivi auch
Abigails Freundin gewurden.
"Wo bist du nur" fragte sie sich.
Da kam ihr eine Idee. Warum fragte sie nicht einfach Vivi ?
Diese kam als Diebin viel in der Stadt rum.
"Sag mal Vivi. Kennst du eine Magierin namens Aniron ? Sie hat mich verarztet und war schon lange nicht mehr hier. Ich vermisse sie.
Sie hat mir zu gehört und war für mich da als ich niemanden hatte.Weißt du vielleicht wo sie ist" fragte Abigail Vivi
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Die Lippen der Zauberin zeigten ein amüsiertes Lächeln, als sich das Hemd des Kriegers rot verfärbte. Erst war es nur ein kleiner Fleck, unbedeutend und nichtig, doch alsbald wurde das Gesamtbild der Szene durch das aufdringliche, drängende Rot gestört.
Das rot schien im Licht der strahlenden Sonne zu glänze, wie frisches Blut, welches durch eine aufgerissene Wunde den Stoff durchdrang. Doch die Farbe war gleichmäßig, eben, gewollt und doch gegen den Willen der Zauberin entstanden.
„Rot steht dir nicht.“, behauptete Melaine schmunzelnd und dachte an eine andere Farbe. Ein helles Grün, durchwirkt von dunkelgrünen Fäden, die einen verspielten Zierrat über Rücken und Brust legten, feine, goldene Stickereien an Kragen und Ärmeln. Das Bild verfestigte sich im Kopf der Rothaarigen und…
…Die Zauberin hob eine Augenbraue, als das Hemd sich weigerte, seine Farbe zu wechseln. Das Rot schien zu glucksen, als wüsste es, dass die Kraft, welche sie hineinlegte, wenn sie auch wenig war, nicht mehr ausreichte. Melaine kniff die Augen, blickte gespielt finster auf das Hemd und legte ein wenig mehr Kraft in den Gedanken.
Das Rote Hemd begann zu zerfließen, zähflüssig und langsam, als klammerte sich der Geist Colodis‘ noch immer an die von ihm erdachte Farbe. Und dann, von einem Augenblick auf den anderen, verblasste das Rot und um den Oberkörper legte sich das von Melaine erdachte Bild. „Entweder bist du ganz schön stur oder hast tatsächlich mehr Kontrolle über das, was du willst.“, die Worte klangen überrascht, obschon sie deren Gehalt zuvor nicht geleugnet hätte. Sie hatte es ihm zugetraut, es jedoch zu sehen überstieg ihre Vorstellung.
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"Hm.", antwortete der Weißhaarige geistesabwesend, während er sich intensiv seinem Spiegelbild widmete. Verbissen versuchte er seine Haare in eine halbwegs annehmbare Form zu bringen und fuhr sich dabei immer wieder mit den Händen durch die handtuchtrockenen Haare. Im Grunde genommen hatte der Hashashin ja nichts gegen den Regen. Schließlich vermittelte er ihm immer ein gewisses Gefühl der Ruhe und Gelassenheit. Der einzige Haken dabei war, dass bei sein Haar jeglichen Halt verlor, wenn der Himmel seine Pforten öffnete und die Welt in einen grauen Schleier tauchte. Ein schwerwiegendes Problem, wenn man bedachte, dass Calintz nicht nur Zorn und Habgier zu seinem Sündenrepertoire zählen durfte, sondern auch Eitelkeit. Allerdings wusste davon niemand. Nicht einmal Faren. Und das war auch gut so. Eitelkeit war wahrlich keine Eigenschaft, die man mit ihm, dem gefürchtesten Attentäter des myrtanischen Reiches, verbinden durfte.
Es dauerte eine Weile bis der einstige Veteran sich endlich von dem Spiegel zurückbeugte, noch einen letzten prüfenden Blick auf seine Haarpracht warf und sich schlussendlich von seinem eigenen Antlitz abwandte. Erst jetzt war er bereit sich mit der Frage des Schwarzhaarigen, der sich inzwischen das Haupt trocknete, auseinanderzusetzen. Glücklicherweise war Azil dieses Verhalten schon gewohnt und nervte ihn nicht immer und immer wieder mit sinnlosen Wiederholungen seiner Frage.
"Für den Anfang würde ich sagen, dass wir hier bleiben."
"Und warten?"
"Wäre wohl das Beste. Spätestens nach dem nächsten Besucher wissen wir ob unsere Nachricht angekommen ist und wie ihre Antwort ausgefallen ist."
"Was denkst du, dass sie tun werden? Noch mehr Attentäter oder eher ein Bote?"
"Schwer zu sagen. Das hängt ganz von der Person ab, der die Führung des Ordens obliegt. Handelt es sich dabei um einen fanatischen Irren, dürfen wir wohl so lange mit Angriffen rechnen, bis entweder sie ausgerottet oder wir tot sind. Ich persönlich hoffe jedoch, dass dem nicht so ist. Wäre schade um das verschenkte Potential..."
Es folgte eine kurze Zeit des Schweigens, bis der Harlekin seinen ehemaligen Meister fragte:
"Also sollen wir einfach nur so hier herumsitzen?"
"Das wäre zumindest in der Nacht die sicherste Lösung."
"Wie langweilig..."
"Geduld ist eine Tugend."
Seufzend ließ Azil den Kopf sinken.
"Fängst du schon wieder mit diesen Sprüchen an..."
"War der Letzte für heute."
"Und was kommt jetzt? Lehrreiche Geschichten aus deiner Jugend?"
"Nein..."
Cal legte eine Pause ein und durchschritt den Raum, bis er bei dem runden Holztisch angelangt war. Anschließend zog er einen der Stühle unter der Tischplatte hervor und ließ sich darauf fallen. Als er es sich bequem gemacht hatte, bedeutete er dem ehemaligen Söldner sich ihm gegenüber zu setzen. Mit leicht verwirrtem Blick, folgte Azil seiner Weisung. Als auch er Platz genommen hatte, setzte der Meisterdieb seinen Satz fort:
"...wir reden über deine Vergangenheit. Und über die Bindung, welche du zu deiner Knochenmaske aufgebaut hast. Aber beginnen wir mit deiner Geschichte. Was genau hast du über deinen Vater von den Hashashin erfahren?"
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Abigail schien sich über die mitgebrachte Medizin der jungen Diebin freuen, was diese wiederum freute. Sie konnte es nicht ertragen, wenn Leute leiden mussten und wenn es ihr selbst einmal schlecht ging, dann verbarg sie es meist recht gut, um niemanden zu unnötigen Sorgen zu verleiten, da es ja ihr Problem war und nicht das eines anderen.
Bei der Frage der geschwächten Frau, musste Vivi eine kurze Zeit lang nachdenken, ob sie den Namen überhaupt schon gehört hatte, dies musste sie jedoch verneinen, was darauf schließen ließ, dass Aniron wohl noch nicht so lange in der Stadt sein konnte. "Es tut mir wirklich Leid, Abi, aber Magier geben sich üblicherweise nicht gerade mit Personen wie mir ab. Die Schande des Lasters und des Verbrechens haftet mir an und in Setarrif, zumindest was die meisten alteingesessenen Magier angeht, ist so etwas in den Kreisen des Wassers nicht sonderlich gerne gesehen. Wobei ich mir denken könnte, dass der Magier da draußen sie vielleicht kennen könnte.", erklärte die Braunhaarige mit leichtem Bedauern, worauf sie ein fragendes Gesicht der anderen Frau wahrnahm und sich dann besann, woher das stammen musste.
Ja klar, dafür hätte sie sich glatt einen Schlag gegen den Kopf verpassen können, wie konnte sie auch nur so taktlos sein, denn Abigail konnte sicherlich nicht zum Fenster schlendern einen Blick nach draußen werfen und den Baumeister und seinen Arbeitern beim Schuften zusehen. "Also da draußen gibts so einen Magier mit abstehenden Haaren, sehr ruhigem Charakter, trinkt ständig Tee und kennt wohl ne ganze Menge Leute. Ich bin mir sicher, dass der diese Aniron kennen würde und nett oder zumindest unvorsichtig gut gläubig ist er auch, denn ich kann stets bei ihm ein paar Goldmünzen für meine Sammlung abstauben.", erklärte sie eifrig, bevor ihr noch eine Idee kam.
"Wir können mal gemeinsam mit ihm Reden, aber vielleicht sollten wir die Sache auch mit einer Übung für deinen Körper verbinden. Lass uns gemeinsam Versuchen zum Fenster zu gehen, der ist meist bis spät in der Nacht da. Ich stütze dich auch.", schlug die junge Diebin dann noch lächelnd vor.
Hyperius
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