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    Veteran Avatar von Lando
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    Lando ist offline

    Bluttal

    „Ich würde vermuten wir sind im… ehm… wie hieß es…“, Lando runzelte grübelnd die Stirn, „Im Bluttal, wenn ich die Beschriftung der Karte richtig in Erinnerung habe. Es muss hier eine kleine Siedlung geben und einen Hauptweg nach Stewark, sowie in den Norden nach Thorniara.“
    Der junge Nordmann blickte ein wenig düsterer. Thorniara war nicht unbedingt ein Ort, an dem er so unglaublich gerne gehen würde. Viel mehr interessierte ihn da schon Stewark, oder die Gegend an der westlichen Küste, wo es eine Taverne und eine Fischersiedlung geben sollte.

    Sein Blick fiel auf eine Stelle am Boden, die für seine Augen verdächtig wirkten. Er beugte sich hinunter, um die Spuren zu lesen. Die Abdrücke im weichen Waldboden und die aufgeworfene Erde, ließen auf Wildschweine schließen.
    „Es scheint hier Schwarzwild zu geben… sicher auch etwas Rotwild und kleinere Tiere. Aber vor den Wildschweinen würd' ich einen Bogen machen, wenn es geht.“, meinte Lando und wandte sich zu seinen Reisegefährten um, „Wir sollten uns auf den Weg machen zu dieser kleinen Siedlung. Von da aus sehen wir weiter. Ich für meinen Teil würde gerne gen Westküste gehen.“
    So setzte er sich bereits wieder in Bewegung. Der Bogen war zwar ungespannt in einem Futteral auf seinem Rücken, aber den Speer, der sich auch als Jagdspieß eignen würde, hielt er wie schon die ganze Zeit wie einen Wanderstab in der Hand. Sollten sie doch auf einen wütenden wilden Eber treffen, so konnte er ihm wenigstens etwas entgegen setzen, auch wenn Lando nicht darauf hoffte. Seine Seite schmerzte noch immer leicht und erschwerte ihm das Atmen und Schlafen.

  2. Beiträge anzeigen #262
    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    Bluttal... der Name wurde diesem Ort nicht gerecht. Er zeugte von Gewalt, von Tod, von Krieg, von Waffen. Wie anders es doch aber hier aussah! Nach Leben, nach Natürlichkeit, Friedlichkeit, nach Ruhe.
    Und nach Wehrhaftigkeit? Es schien so, trug Lando doch seinen Speer griffbereit in der Hand. Und die Warnung einen Bogen um Schwarzwild zu machen. Der Nordmann hatte gut reden, wusste Calan doch mal wieder nicht, was Schwarzwild überhaupt war. Er schätzte mal, es war dasselbe wie Rotwild – nur eben mit einem anderen Fell und wohl auch irgendwie angriffslustiger. So irgendwie musste es wohl sein. Es wäre doch alles viel einfacher, gäbe es hier auch Dromedare und Schakale und Wüstenhasen!

    Gen Westküste, so meinte der Rotschopf, wolle er reisen und mit ihm wohl Yinnesell. Es schien nicht so, als hätten sie ein Ziel, sondern eher einem Weg, dem sie folgten – einfach um zu sehen, wo er enden würde und was sie dort erwartet. Und Calan? Er war mit der Absicht aufgebrochen, von Setarrif wegzukommen. Das war er, zweifellos, und doch war er noch immer auf Reisen. Wohin? Weshalb? Es waren Fragen, die sich ihm stellten, ohne, dass er eine Antwort wusste. Nur, dass er irgendwo ankommen wollte
    „Ich weiß selbst nicht, wohin ich will.“ sagte er wahrheitsgemäß. „Ich... komme einfach noch ein Stück mit. Eine Weile.“ Wie lang wusste er selbst nicht, doch er hoffte bald wieder einen Ort zum bleiben zu finden. Ihm hatte das Gefühl in Al Shedim gefallen. Das Gefühl eine Heimat zu haben.
    „Schau, ist das diese Siedlung, die du gemeint hast?“ fragte er plötzlich und deutete mit der Hand zu einigen Häusern, die von einer Palisade umringt inmitten des Waldes standen.

  3. Beiträge anzeigen #263
    Veteran Avatar von Lando
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    Lando ist offline

    Bluttal

    „Dann begleite uns noch ein Stück.“, sagte Lando und lächelte, „Der Weg ist das Ziel, habe ich jemandem mal sagen hören.“
    Sein Blick folgte dem ausgestreckten Finger des Gefährten und musterte schließlich die kleine Ansammlung von Häusern inmitten des Waldes und die Palisade, als Schutzmaßnahme gegen Angriffe. Er nickte.
    „Das wird sie sein.“, erwiderte er, „Wartet kurz.“
    Er nahm ein kurzes Seilstück und band damit seinen Speer auf den Rücken, so dass er über Kreuz mit dem Bogen lag. So zeigte er zumindest, dass er nicht gleich eine Waffe zur Hand hätte, denn das hätte vielleicht dazu geführt, dass man sie nicht mehr herein ließ.

    Ein grimmig aussehender Wächter stand an dem Durchgang der Palisade. Er musterte die Reisegruppe, eine Frau, ein Bursche mit nur einem Bogen bewaffnet und Lando, der da deutlich mehr gerüstet war, auch wenn er keine der Waffen in der Hand trug.
    „Eure Angelegenheiten hier?“, fragte er.
    „Wir sind Reisende. Wir wollen Rast einlegen und unsere Vorräte auffrischen.“, erklärte Lando.
    „Wohin seid Ihr unterwegs?“, fragte der Wächter nach.
    „In Richtung Westküste. Stewark und dann südlich weiter.“, erwiderte Lando.
    „Hmm…“, der Wächter brummte, „…Ihr lasst die Waffen wo sie sind. Solltet ihr uns zu aggressiv wirken, werden wir eingreifen.“
    Die drei nickten artig und wurden daraufhin hinein gelassen in die kleine Siedlung. In ihrer Mitte befand sich ein Wegkreuz mit einem Wegweise, der die Richtungen nach Stewark, Thorniara und zurück zur Burg Silbersee kennzeichnete. Lando wies auf das Schild gen Stewark.
    „Das wäre dann unser nächstes Ziel vorerst.“, meinte er.

  4. Beiträge anzeigen #264
    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline

    Vom Bluttal gen Stewark

    Und wie so oft im Leben gab es eine Abzweigung. Ein Scheideweg, an dem sich entschied welchen Weg man weiterhin einschlug. Wenn man eine Entscheidung fällte und damit sein ganzes nachfolgendes Leben beeinflusste. Würde er sich hier von seinen Begleitern trennen – vielleicht würde er auf Banditen treffen, die kurzen Prozess mit ihm machten. Oder er fand einen Schatz und wurde reich. Würde er mit den beiden weitergehen würde vermutlich nichts davon eintreffen. Doch er hatte Gesellschaft, einen Weg und dies war ihm wichtiger als irgendwelche vagen Eventualitäten. Eine Entscheidung wurde getroffen, als ihr Blick auf den Wegweiser fiel und sie den Pfad einschlugen, der sie nach Stewark brachte.
    Obwohl sie noch beäugt wurden, schienen die Bewohner dieser Siedlung im Bluttal nicht zu glauben, dass von ihnen eine Gefahr ausging. Calans und Landos Bögen waren ungespannt, den Speer hatte der Nordmann auch aus den Händen, sie waren also unbewaffnet, wenn man es so sagen wollte. Trotzdem war Calan das hiesige Volk unsympathisch. Die Art, wie sie sie anherrschten, das nervige Brummen des Wächters, all das tat seinen Dienst, dass Calan nicht in dieser Häuseransammlung bleiben wollte. Dem Schild nach, also. Zur Westküste, dem Meer entgegen und dort... spätestens dort würde er sehen müssen, wo er blieb.
    Sie ließen die Palisaden hinter sich und wanderten weiter nach Westen. Zu ihrem Ziel – vorerst.
    „Warum seid ihr auf Reisen, wenn ihr kein Ziel habt?“
    fragte der junge Varanter unbescholten und neugierig, während er den Kopf drehte und unter der hell strahlenden Sonne blinzelte.

  5. Beiträge anzeigen #265
    Veteran Avatar von Lando
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    Lando ist offline
    Also wurde es nichts aus der Rast und dem Auffrischen des Proviants, Calan schien so bald wie möglich weiter zu wollen. Lando war es recht, er konnte auch in der Wildnis Nahrung finden, doch hätte Yinnesell vielleicht ein wenig verweilen wollen. Wein fand man nun einmal selten inmitten der Wildnis. Aber dem Nordmann war es auch recht, wenn sie weiter marschierten.

    „Ich bin ein Wanderer…“, erwiderte Lando, „…immer schon gewesen. Mich hielt es früher nicht sehr lange in der Gesellschaft anderer Menschen, also zog ich hinaus in die wilde Schönheit der Nordmarischen Natur.“
    Der Blick des Nordmannes verklärte sich für einen Augenblick. Wie er es vermisste, sein Nordmar. Die schneebedeckten Gipfel, die Täler, die Hänge, die Hochplateaus, die Waldstücke. Das Rauschen des Schmelzwassers im späten Frühling, das Knirschen des Schnees unter den Sohlen im Winter. Er seufzte leise.
    „Mittlerweile finde ich menschliche Gesellschaft ganz angenehm. Zumindest die Gesellschaft einiger bestimmter Personen.“, erklärte er, „Aber ich bin noch immer ein Wanderer. Ich halte es selten länger als ein paar Tage in einer Stadt aus. Die Mauern machen mich nervös, die vielen fremden Menschen ebenso. Städte riechen auch nicht besonders angenehm und sind meist schmutziger als jedes Schlammloch in der freien Natur.“

    Er zuckte ein wenig mit den Schultern. Was Yinnesell anging, für sie konnte er nicht sprechen, aber sie schien in Gedanken versunken. Er wusste nicht, ob ihr das Wandern überhaupt Spaß machte, aber nach allem, was er gehört hatte, dachte er eher nicht. Wer weiß wo sie hin wollte. Vielleicht war sie einfach nur froh jemanden zu haben.
    „Außerdem interessiert mich die Insel. Wie sie aussieht, was für Pflanzen hier wachsen, welche Tiere hier leben. Und am besten schaut man sich so etwas immer selbst an, weißt du?“, fügte er noch an.

  6. Beiträge anzeigen #266
    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    Das Wort Nordmar ließ ihn stocken. Er hatte es bisher nur in alten Geschichten gehört. Das Reich, das der Wüste vollkommen entgegengesetzt war. Kälte, noch bitterer als die Kühle der Varanter Nächte soll dort das ganze Jahr herrschen und alles soll bedeckt sein von kaltem, weißem Pulver, das den Tod brachte. Alles dort sollte den Tod bringen. Die Kälte, die Bestien, die Dämonen. Kein normales Leben herrscht dort, so hatte er gehört. Wer dorthin kam wurde von den ansässigen Dämonen gefangen, zu ihrem König gebracht und gefoltert. Er konnte sich nicht an die Einzelheiten der Geschichten erinnern, wollte es auch garnicht. War sie etwa falsch, wenn Lando dort her kam? Schließlich war er kein Dämon und sprach sogar von Nordmar, als wäre es schön. Er würde später fragen.
    „Ich versteh was du meinst. Ich war mein ganzes Leben immer nur unterwegs, aber in Varant. Das ist das erste Mal, dass ich nicht in Varant bin. Es ist unheimlich. So viele neue Sachen und all die Tiere und die Pflanzen und das viele Wasser und...“
    Der Südländer hielt inne. Für Lando war das hier vermutlich alles genauso neu, auch wenn er wohl weiter herumgekommen ist als Calan.
    „Ja, ich versteh dich.“ wiederholte er. „Aber manchmal wünsch ich mir es gäbe einen Ort an dem ich bleiben und mich wohl fühlen kann.“

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    Veteran Avatar von Lando
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    Lando ist offline
    „Bleiben und wohl fühlen können sich die Handwerker leisten. Die Bauern, die ihre Felder bestellen müssen.“, meinte Lando, „Aber ich habe keine Felder. Ich hätte ein Handwerk, aber das wird mich auch nicht sesshaft machen. Denn wie gesagt, Städte halte ich nicht lange aus. Aber mitten in der Wildnis ist es auch egal, ob man ein Handwerk beherrscht, es sei denn man beherrscht es so gut, dass man überall bekannt ist und die Leute auch die Reise in die Wildnis auf sich nehmen, um etwas zu kaufen.“
    Lando band den Speer wieder los, sobald sie die kleine Siedlung ein Stück hinter sich gelassen hatten. Zur Sicherheit, man wusste nie, ob nicht plötzlich ein Wildschwein aus dem Dickicht gestürzt kam. Oder eines dieser kleinen grünen Viecher, vielleicht lebten die ja gar nicht nur in Höhlen. Oder Räuber, auch auf Argaan gab es sicher so etwas, denn auch auf Argaan gab es sicher Dinge, die es für manche wert waren sie sich zu holen, wenn man nicht genug Geld dafür aufbringen konnte.

    „Ich war nur ein oder zwei Mal in Varant.“, meinte der Rothaarige schließlich, „Glaube ich. Es war schrecklich warm, vor allem, wenn man kältere Temperaturen gewohnt ist, so wie ich es bin. Oh, und ich tanzte in einem seltsamen Kastell auf einem Ball mit einer… guten Freundin.“
    Der Nordmann hielt sich am Schaft des Speeres fest und hing kurz daran wie ein alter Mann an einem sehr langen Wanderstab. Er blickte in die Ferne, seine Gedanken schweiften kurz ab. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    „Calan, weißt du denn nicht, dass Helden immer unterwegs sein müssen?“, meinte er schließlich grinsend, sich an die alten Geschichten erinnernd, die seine Mutter ihm vor so langer Zeit erzählt hatte, „Helden sitzen nicht still. Sie suchen das Abenteuer. Sie fürchten nicht das Unbekannte.“
    Lando lachte und klopfte kurz auf Calans Schulter, bevor er seinen Weg wieder fortsetzte.

  8. Beiträge anzeigen #268
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    Kialar ist offline

    Stewark

    Kialar hatte ja mit viel gerechnet, als er gestern zur späten Stunde noch mit dem Holzwagen in die Stadt Stewark marschiert kam. Wachen, die ihn aufhielten oder mit blöden Sprüchen belästigten, zwielichtige Gestalten, die seinen Beutel, den er in Ermangelung einer passenden Tasche ganz offen sichtbar am Gürtel getragen hatte, stehlen wollten oder Leute, die ihn ob seines leeren Karrens verspotteten. Nunja, letzteres war passiert aber dass Worgan einfach nicht daheim sein würde und er verloren mit einem Wagen eine weitere Nacht in dieser Stadt ausharren musste…das hätte er nicht geglaubt und passte überhaupt nicht in seine Planung.
    Somit hatte er wohl oder übel noch mehr seines ohnehin schon knappen Goldes für eine weitere Übernachtung in Stewark hergeben müssen und stand nun erst endlich kurz davor, den Auftrag von Faraday auszuführen oder besser gesagt, den gerechten Dienst der Rückgabe durchzuführen. So in etwa versuchte es sich der Novize nämlich ein wenig schönzureden und zu hoffen, dass er hier nicht ungeahnt eigentlich zwielichtige Geschäfte für den undurchschaubaren Mann Faraday abwickelte.
    Gespannt klopfte er an die Tür des Ortsansässigen Alchemisten.

    „Neue Kundschaft? Nur herein…“, drang es ein wenig hektisch nach außen.
    Also trat der Wüstensohn ein und störte Worgan wohl gerade beim Zusammenmischen irgendwelcher Zutaten in einem seltsam geformten Gefäß.
    „Keine Sorge, ihr stört nicht.“, klärte ihn der Alchemist sofort auf und drehte sich erst jetzt um. Sobald die beiden den ersten Blick austauschten wurde dem alten Händler wohl klar, dass er Kialar schon kannte, denn er runzelte kurz die Stirn, als ob er sich zu erinnern versuchte.
    Der Novize wusste unterdessen auch nichts anderes zu sagen als „Äh…Innos zum Gruße.“
    Es vergingen einige Augenblicke des Schweigens, dann erst sprach Worgan los
    „Ja, ja…natürlich, seid gegrüßt. Ich, verzeiht, wir sind uns schon Mal begegnet oder?“
    „Tatsächlich, ja. Ihr wart damals mit Faraday unterwegs, so viel ich noch weiß.“, versuchte Kialar ihm auf die Sprünge zu helfen, doch sobald dieser Name zu Worgan drang, verdüsterte sich dessen Miene und er sprach drohend. „Wer seid Ihr? ...und wehe, Ihr seid hier, um Informationen über den armen Jungen von mir einzuholen!“
    „Oh, nicht doch. Ganz im Gegenteil, ich habe Informationen für Euch!“, erwiderte Kialar mit einem Grinsen.
    „Seid Ihr ihm etwa begegnet?“, fragte der Alchemist nun mit einer Spur von Freude in seinen Augen, aber immer noch etwas misstrauisch.
    „Ja, er bat mich Euch einen schönen Gruß auszurichten und er entschuldigt sich für das Durcheinander, das er angerichtet hat, oder so ähnlich.“, gab der Novize die Worte Faraday bestmöglich wider.
    „Entschuldigen, pah…dieser Junge.“, sagte sein Gegenüber mit gespielter Empörung, aber gleichzeitig zeigte sich ein Lächeln auf dessen Lippen und tatsächlich schien er sich über die Botschaft zu freuen. „Also ist er wohlauf, das ist gut.“ Der alte Mann nickte und bevor Kialar es vergaß, überreichte er Worgan den Goldbeutel mit den Worten. „Außerdem soll ich Euch das von ihm geben und Euer Wagen steht auch wieder vor dem Haus.“
    Überrascht und mit so etwas wie stolz nahm es Worgan entgegen. „Ein Jammer, dass der Junge nicht länger hiergeblieben ist.“, meinte der Alchemist mit einem traurigen Lächeln und murmelte kurz daraufhin mit geballter Faust. „Diese verfluchten Geier in der Stadt…“
    Kialar wusste nun nichts mehr zu sagen und machte Anstalten zu gehen, immerhin wollte er endlich einmal raus aus Stewark, doch Worgan hielt ihn auf. „Moment, Ihr wollt schon gehen? Das war sehr freundlich von Euch, das zu tun…ich hab hier doch irgendwo…“, und er fing an in den Regalen umherzuwuseln und nach etwas zu suchen. „Hier!“, sprach er irgendwann triumphierend und hielt ein zusammengerolltes Paket in Händen.
    Kialar nahm es zögernd aber dankend entgegen.
    „Ihr werdet schon sehen.“, sagte Worgan mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    Dann steuerte der Novize schon wieder auf den Ausgang zu.
    „…und grüßt ihn von mir, wenn er Euch wieder über den Weg laufen sollte.“, hörte er noch Worgan sagen, dann war er schon in der frischen Luft und eilte zum Stadttor.
    „Heute lass ich mich nicht aufhalten!“, versprach er sich selbst und legte noch einen Zahn zu.

  9. Beiträge anzeigen #269
    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    Calan schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Lando es gut meinte, doch er konnte einfach nicht zustimmen. Er war unterwegs, ja, aber er war kein Held. Er war ein Nichts. Wäre er ein Held, wären viele Dinge anders gekommen. Besser. Er hätte öfters eingegriffen, seine Meinung vertreten, sich gewehrt. Er lachte nicht.
    „Ich bin aber kein Held.“
    antwortete er ernst. „Ich bin nur ein einfacher Mensch, ich kann kein Held sein. Helden sind stark und tun immer das richtige. Und jetzt schau mich an, komm ich dir stark vor? Tu ich immer das richtige?“
    Nein, er war sicher kein Held. Leute in strahlenden Rüstungen konnten von sich selbst sagen, dass sie Helden waren. Leute von rechtschaffenem Gemüt, die immer das richtige Taten. Er selbst dagegen fühlte sich egoistisch und rachsüchtig in seiner Wut auf den Bakaresher Händler, in seinem blinden Hass. Das war kein Held. Vielmehr war er das, gegen das alle klassischen Helden ankämpften.
    „Ne, Heldengeschichten sind schön anzuhören, aber scheiße umzusetzen. Ich bleib lieber einfach und lass mich irgendwo nieder. Irgendwann. Irgendwie.“

  10. Beiträge anzeigen #270
    Ritter Avatar von Thara ben Nathan
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    Thara ben Nathan ist offline

    Stewark

    Das wohlbekannte Knistern erklang, als Thara wieder einen Blitz beschwor und ihn in seiner Hand zu einer Kugel formte. Etwa zwanzig Schritt vor dem Magier stand eine stark lädierte Zielscheibe, die viele, nicht wenig verkohlte, Stellen aufwies. Diese Stellen waren die Treffer, die das Ziel hatte einstecken müssen, nur zwei oder drei waren daneben gegangen - worauf der Novize stolz war, wobei andere Schüler aus der gleichen Entfernung auch zu Anfang immer getroffen hatten, dass wusste er aber nicht und so wurden die Übungen enthusiastisch weitergeführt.
    Ein schneller Schritte nach vorne, die Hände befreiten den Kugelblitz und nur Augenblicke später traf das Geschoss genau in der Mitte der Zielscheibe ein. Zuerst tat sich nichts, außer dass nun eine große Lücke zu sehen war, dann zerfiel das Stroh langsam und die Halme regneten am Turm hinab. Thara streckte seine Magie aus und hängte die nächste Zielscheibe mit seiner Telekinese auf - dann stellte er sich einer neuen Herausforderung:
    Dem Werfen eines stärkeren Blitzes.

    Seine Hände bildeten wieder eine hohle Kugel, der Blitz entstand, doch diesmal ließ der Bogner seine Magie weiter in einem großen Strom fließen, löste seine Hände voneinander und hielt den Kugelblitz so in einer runden Sphäre gefangen - durch die das Mehr an Energie, dass ihm nun zugeführt worden war, toste in der Sphäre geradezu ein Blitzsturm, jetzt sah es wirklich aus wie eine Kugel aus reinem Blitz. Mit fest zusammengebissenen Zähnen trat der Novize nach vorne und fixierte genau die Zielscheibe, dann warf er den Zauber.

    Schnell hin und herzuckend, mal drei Schritt weiter links, dann einen Schritt weiter rechts und im nächsten Moment wieder vier Schritte rechts auftauchend raste die Kugel auf die Zielscheibe zu, dann bohrte sie sich in das Heu und explodierte danach förmlich. Eine Wolke aus Stroh segelte langsam nach unten, wurde von dem Wind langsam hin und her gewirbelt, während der Bogner sich auf den Boden der Mauer setzte und an die Zinnen lehnte. Während die Pfeife gestopft wurde und von einem kleinen Feuerpfeil entzündet wurde, besah sich der angehende Magier die Wand hinter dem Ziel, die zwar keine Schäden, aber dafür jede Menge Ruß aufwies.

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    Thorben Solares ist offline
    Es war ein guter Tag gewesen. Ein anstrengender aber guter Tag. Thorben stand neben dem kleinen Hof, auf dem er den Tag über gearbeitet hat und ließ den Tag, den er hinter sich hatte, Revue passieren.

    Er hatte gestern Abend, nach seiner Flucht vor der ihm bekannten Frau, nicht lange ein Nachtlager suchen müssen. Eine Straßenkreuzung, nicht weit von dem Hof gab es einen kleinen Unterstand, der für schlechtes Wetter gedacht war und nicht benutzt schien. Thorben war langsam darauf zugegangen, hatte sich aufmerksam umgeschaut und war dann in den Unterstand hinein. Es roch nach altem Stroh, das auf dem Boden ausgelegt war damit sich müde Wanderer hinlegen konnten und kam ihm sehr gelegen. Er legte sich nieder, ächzte leicht und legte den Beutel mit Kleinigkeiten vor sich. Als er ein Knistern im Stroh bemerkte, spannte er kurz all seine Muskeln, sah dann jedoch nur ein kleines Nagetier, wohlgenährt sah es aus. Er entspannte sich wieder, öffnete den Beutel der gutmütigen Bäuerin und trank erst mal einen großen Schluck aus dem Wasserschlauch. Nach einem kleinen Happen, fiel er in einen langen traumlosen Schlaf. Als er erwachte war es bereits hell, er wollte sich nicht allzu lang aufhalten und stand schnell auf. Er genoss die frische Luft, nach der muffigen im Unterstand. Seine Beine trugen ihn wie von selbst Richtung Thorniara. Nach ein paar Kreuzungen sah er einen der vielen Bauernhöfe am Wegesrand. Er wollte noch einmal versuchen Arbeit zu finden. Er ging die kleine Anhöhe zu dem Hof hinaus, die Knechte auf dem Feld beobachteten ihn misstrauisch. Es war ihm etwas unangenehm aber er ging direkt auf den Bauern zu. Als er ihm gegenüberstand musterte er ihn kurz. Seine Haut war braun gebrannt, seine grünen Augen blickten ihn ebenfalls misstrauisch an. Bevor Thorben den Mund aufmachen konnte fragte ihn der Bauer mit dunkel klingender Stimme.
    "Wer bist du, was willst du hier?" Thorben bemerkte unglücklich wie die Knechte auf den Feldern ihre Arbeit unterbrochen hatten und jetzt ihn und den Bauern musterten.
    "Sprich schnell oder ich prügel dir die Wahrheit aus dir raus!" Der Bauer war unruhig, seine Hand glitt zu dem Stock den er am Gürtel befestigt hatte. Auch die Knechte zogen den Kreis um sie enger und jeder von ihnen hatte eine Forke in der Hand. Thorben schluckte, das sah nicht gut für ihn aus, er musste schnell etwas sagen um die Situation zu beruhigen.
    "Mein Name ist Thorben, ich bin auf der Durchreise nach Thorniara. Ich suche Arbeit, die ich für ein paar Münzen verrichte und ein Nachtlager mein Herr." Thorben bemühte sich möglichst freundlich zu sein und hob die Hände zu einer friedlichen Geste. Der Bauer musterte ihn abschätzend und einer der Knechte rief: "Der sieht wahrlich nicht aus wie einer von den Banditen, vor dem brauchen wir keine Angst zu haben" Die anderen lachten, was Thorben beschämte jedoch versuchte er nicht auf den unverhohlenen Spott zu achten und wartete geduldig auf die Reaktion des Bauern. Dieser schien lange zu überlegen, man sah wie es in seinem Gesicht arbeitete, scheinbar konnte er sich jedoch überwinden.
    "So wie du aussiehst brauchst du wahrlich etwas Geld. Ein bisschen Arbeit habe ich für einen ungelernten schon. Meine Knechte *er deutete auf die sich zerstreuenden Leute* sind sich zu fein um das Unkraut zu jäten." Er ließ ein leichtes Lächeln aufblitzen, das jedoch wieder sofort von seinem Gesicht verschwand.
    "Aber ein Nachtlager kann ich dir nicht anbieten, tut mir leid. Aber bis Thorniara ist es ja nicht mehr weit. Also hör zu. Du jätest auf dem Feld da hinten das Unkraut und ich sage meiner Frau sie soll dir was Leckeres kochen und geb dir ein paar Münzen. Im Stall dort hinten steht dein Werkzeug. Auf gehts."
    Thorben nickte, dankbar für die Aufgabe, ging unter dem Gelächel der Knechte zum Stall und holte sich das Werkzeug.

    Mehrere Stunden später war er fertig. Er hatte, seines Erachtens, die Aufgabe ganz gut gemeistert. Er war schweißüberströmt und seine Hände taten ihm weh doch er trat tapfer lächelnd wieder vor den Bauern, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte.
    "Nicht schlecht Junge, scheinst du schon mal gemacht zu haben." Er hat keine Ahnung dachte Thorben und musste sich ein Lächeln verkneifen. "Wie gesagt, hier dein Lohn und etwas Essen und nun verschwinde." Das gutmütige Lächeln des Bauern nahmen den Worten ihre Schärfe und Thorben drehte sich dankbar nickend um. Er war guter Laune, blieb kurz stehen. Es dämmerte schon ein wenig aber er wollte Thorniara heute noch erreichen deswegen machte er sich wieder auf den Weg.

  12. Beiträge anzeigen #272
    Ritter Avatar von Thara ben Nathan
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    Thara ben Nathan ist offline

    Stewark

    Die Dunkelheit war in die Straßen Stewarks eingekehrt, Fackeln und Lampen erhellten die Häuserfassaden, in den dunklen Ecken saßen ein paar Obdachlose, die noch keinen Platz für die Nacht gefunden hatten, die Arbeiter wanderten zu ihren Stammkneipen und die Wachen durchstreiften die verwinkelten Gassen.
    Der Novize Thara hatte bis eben noch seine Fähigkeiten mit dem Blitz weiter trainiert, doch nun, nachdem auch die zehnte Zielscheibe vollends auseinandergefallen war, schritt er langsam, mit einer entzündeten Pfeife im Mund, die Treppe herunter und machte sich auf den Weg zur Klippenschenke, um dort ein Abendbrot zu essen und dazu vielleicht ein oder zwei Biere zu trinken.

    Seine dunkelblaue Kleidung umflatterte seinen kleinen, kräften Körper, während die Rauchschwaden davongeweht wurden, von dem reißenden Meereswind erfasst, der durch die großen, mächtigen Mauern der Inselstadt abgeschwächt wurde. Coryl, sein Vogel, kreiste nur wenige Meter über ihm und landete ab und zu auf seiner Schulter, um sich ein wenig Abendbrot abzuholen.

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    Burgherrin Avatar von yinnesell
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    yinnesell ist offline
    „Scheiße?... Das habe ich ja schon ewig nicht mehr gehört“.
    Es war nach langer Zeit die erste deutliche und anteilnehmende Äußerung aus dem Munde der Frau, deren Laune sich mit jedem Stück ihres weiteren Vorankommens besserte.
    Sie sprachen vom Wandern. Und das Wandern würde bald ein Ende haben. Und das war gut.
    „Hättest Du nicht gesagt, daß Du aus Varant stammtest, hätte ich Dich aus Khorinis kommend vermutet. Oder auch aus Vengard“.
    Der Gedankengang war vielleicht nicht leicht nachzuvollziehen, aber bei dem Ausdruck 'Scheiße' handelte es sich schließlich um eine Art des Dialektes, ein Bestandteil eines Solchen, den man vornehmlich in der Gosse sprach. Manche Menschen nannten diese Sprache auch Gossensprache. Eine Sprache aus einem Gebietsbereich, den yinnesell wie ihren eigenen Körper kannte.
    „Schon daran gedacht, wieder zum Festland zurück zu kehren?“, diese Frage galt nicht nur Calan, sondern auch Lando. Und irgendwo galt sie auch ihr selbst.

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    Kialar ist offline

    Nördliche Baronie Stewark

    Bis zum Hof war er nicht gekommen, ja noch nicht einmal in das Bluttal, aber das machte dem Wüstensohn nichts aus, denn wie es der Zufall sooft einfädelte, landete er beim Haus des Schafhirten - dem Vater von Esil - und es war eine freudige Überraschung auf beiden Seiten.
    Kialar wurde sofort eingeladen, bei den netten Bauersleuten zu übernachten.
    Schon als er in die gemütliche Stube eintrat, freute er sich darüber, die Nacht nicht im Freien verbringen zu müssen. Ein kleines Feuer loderte im Ofen des Zimmers und versorgte den ganzen Raum mit wohliger Wärme und dem angenehmen Geräusch, knisternden Holzes. Alles roch nach Wald, kleine Schafsfelle zierten Boden und Wände und der Novize fragte sich, ob es im Land, wo Fross herkam, auch so aussah.
    „Ihr seid also wieder einmal in dieser Gegend unterwegs, wie kommt’s? Wie geht es Euch und vor allem, wie geht es Esil und den Schafen?“, überhäufte man den Wüstensohn schon bald mit Fragen, der sich indes an dem herzhaft zubereiteten Mahl gütlich tat. Mit halb vollem Mund – er brachte es nicht fertig, gänzlich von den Speisen abzulassen – erklärte er „Ach, ich war ein Weilchen in Stewark beschäftigt, eine bescheidene Mission Innos, hehe. Ansonsten geht es mir gut und auch Esil ist wohlauf und stellt sich gut bei den Holzfällern an!“
    „Bei den Holzfällern?“, wunderte sich der Vater.
    „Ja, aber keine Sorge, er hat auch genug Zeit für die Schafe. Der Hof ist nicht allzu weitläufig und die Tiere sind zufrieden…naja, nichts Großartiges.“ Er konnte nicht genau sagen, warum er das hinzufügte, aber die Eltern lächelten und Kialar fragte sogleich, wie es ihnen ginge, seit Esil weg war.
    „Hachja…es hat ein wenig gedauert, bis Else sich daran gewöhnt hat, dass der Junge fort ist. Ihr wisst ja, Muttergefühle…“, begann der Vater.
    „Pff, Muttergefühle! Ihr hättet den alten Schlosshund neben mir sehen sollen, kurz nachdem Esil fort war.“, unterbrach Else kopfschüttelnd und verpasste ihrem Mann einen liebevollen Klaps, woraufhin Kialar lachen musste.
    „Aber das ist doch…du kannst doch nicht…“, verteidigte sich der Schafhirte nur schwach.
    „Ach, jetzt reiß dich zusammen.“, antwortete seine Gattin, bis sich endlich der Mann räusperte und weiter sprach „Wie auch immer…jedenfalls mussten wir erst einmal ohne Schafe zu recht kommen…“ und er erzählte davon, wie sie langsam in Stewark Fuß fassten und schon bald zum Nahversorger des Bäckers Hirbo wurden.
    „Ah, ich habe dort ein Brot mit Körnern gekauft!“, warf der Novize enthusiastischer ein, als es eigentlich notwendig war und das Gespräch nahm weiter seinen lauf ohne aufregende Themen anzukratzen.
    In dieser Weise klang der Abend aus und Kialar fand sich schon bald in einem gemütlichen Bett wieder.
    Das Leben konnte so angenehm sein.

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    Krieger Avatar von Faraday
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    Faraday ist offline

    Bluttal, Jägersiedlung

    Die Sterne hatten schon die Kontrolle am Firmament übernommen, da erreichte Faraday endlich das von Charlotte beschriebene Lager ganz im Herzen des Bluttals. Von Palisaden und Zäunen umsäumt und hier und da mit Jägertürmen ausgestattet, bot es Unterschlupf und Schutz für Reisende und Landbevölkerung aus allen Winkeln der Insel.

    Faraday war ein wenig nervös, als er auf eine der Wachen zu sprechen kam, immerhin war er nun aus zwei Städten vertrieben worden. Was, wenn sich das längst hier herum gesprochen hatte? Vielleicht nicht bei den Wachmännern, aber doch sicher beim Wirt der örtlichen Jagdschenke. Er musste sich so unauffällig wie möglich verhalten.
    "Bist ganz schön spät noch unterwegs mein Freund", sprach ihn ein breit gebauter Mann mit Schnauzer und Schiebermütze an. Mit einer Pfeife im Mund und einer breiten Axt am Gürtel saß er auf der Bank und war aufgestanden, als Faraday durch ein großes Tor eingetreten kam.
    "Ich habe mich im Wald verlaufen", meinte der Barbier und dabei log er nicht einmal. Sonst wäre er gewiss schon eher hier gewesen.
    "Mhm... bist du bewaffnet?"
    "Ich...",
    er kramte aus seinem Beutelchen das Buttermesser heraus, da schnaubte sein Gegenüber nur belustigt aus.
    "Dann hast du ja ganz schönes Glück gehabt. Wir haben neulich ein Rudel Wölfe in der Nähe gesehen, das hätte dir schnell den Garaus machen können, das sag ich dir."
    "Oh...",
    Faraday drehte sich um und schaute zum offenen Tor, "Da kann ich ja von Glück reden, dass ihr mich noch rein gelassen habt."
    "Ja. Die Nachtschicht macht es nachher zu, ich warte hier noch auf meine Ablösung."
    "Ist heute noch jemand gekommen?", fragte Faraday und versuchte, das so beiläufig wie möglich auszusprechen.
    "Nur die üblichen Verdächtigen. Ein paar reisende Händler, Jäger aus Stewark und Thorniara. Und ihr, wie heißt ihr?"
    "Charles."
    "Freut mich Charles. Ich bin Goodwyn."
    Faraday nickte. Dann war er tatsächlich noch eher da als Charlotte. Das beunruhigte ihn, immerhin war sie geritten. Ob es Schwierigkeiten in Thorniara gegeben hatte?
    "Dann hoffe ich mal, dass die Ablösung nicht mehr zu lange auf sich warten lässt. Ich werde mal beim Wirt nach einem Schlafplatz fragen."
    "Wenn du drinnen bist, frag mal nach einem Kerl namens Haug und sag ihm, er soll den Arsch hier raus bewegen, ich frier mir meinen langsam ab, ja?"
    Haug? DER Haug? Das durfte nicht wahr sein.
    "Ein Kerl mit Glatze oder?"
    "Ja. Dann kennst du ihn ja wie mir scheint."
    "Und ob...",
    Faradays Herz rutschte ihm gerade in die Kniekehlen. Anstatt eine ruhige Nacht zu haben, musste er jetzt befürchten, von Rico und seinem Kumpel für seine "Befreiungsaktion" in Stewark eins ausgewischt zu bekommen.

    Unruhig huschte er nun über das Gelände und schaute sich nach seinen beiden Verfolgern um. Lief er ihnen nun tatsächlich selbst in die Arme? Und was würden sie mit Charlotte anstellen, wenn sie sie fanden? Nicht einmal hier waren sie sicher, da waren einem ja die Wölfe noch lieber.
    Als er gerade um eine Ecke bog, um zur Taverne zu kommen, lief er beinahe in jemanden herein. Und als ob das Glück ihnen zugespielz hatte, handelte es sich hierbei um seine rothaarige Kameradin, die ebenso eilig durch die Jägersiedlung streifte.
    "Charlotte!", flüsterte Faraday vor Freude und wollte sie schon fast in den Arm nehmen, doch sie bremste seine Euphorie.
    "Sie sind hier", zischte Charlotte.
    "Ich weiß..."
    "Du bist spät, wir müssen verschwinden; hier sind wir nicht sicher."
    Sie wollte an ihm vorbei und in Richtung Tor gehen, doch er stellte sich ihr in den Weg.
    "Nein, nicht raus. Das... das ist viel zu gefährlich. Jetzt um die Zeit und... da draußen lauern Wölfe."
    Sie seufzte und lief einfach an ihm vorbei, er ihr direkt hinterher.
    "Komm einfach mit!", befahl sie und führte ihn zu einer Treppe unterhalb eines Wachturms, die wohl in einen Keller führte.
    "Wie lang bist du schon hier?"
    "Seit fast zwei Tagen. Ja, ich hab alles gekriegt."

    Sie öffnete eine Falltür und schickte ihn herein. Von drinnen verbarrikadierten sie die Tür.

    "Was ist das hier?", fragte Daniel erstaunt, als Charlotte eine Kerze entzündete, die einen kleinen Raum mit Trockenproviant, Waffen und Munition enthüllte.
    "Ein Bunker. Ich hab da so meine Beziehungen. Wenn die Orks morgen nicht auftauchen, sind wir hier sicher, normalerweise schauen die Leute vielleicht einmal die Woche hier nach dem Rechten. Es sollen sich wohl Ratten eingenistet haben."
    Während Charlotte sich auf ein paar Laken legte, setzte sich Faraday an einen Tisch und beobachtete sie für einen Moment nur. Sie war trotz der vielen Hektik und all dieser widerlichen Umstände noch wunderschön anzusehen. Wie gern würde er sie einmal zeichnen...

    "Hast du denn alles geschafft?", fragte sie nach einer Weile gelassen.
    "Ähm... ja. Der Karren ist weg, das Geld auch. Ich hoffe, Worgan hat die Sachen bekommen. Ich habe sie Kialar mitgegeben..."
    Sie zuckte die Schultern.
    "Der Novize vom Hof."
    "Ah..."

    Dann drehte sie sich um und wollte schlafen. Aber er blieb sicher noch die halbe Nacht auf. Weil er nervös war, weil die Ratten fiepten und weil er sie einfach nicht unbewacht hier liegen lassen wollte.

  16. Beiträge anzeigen #276
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    Kialar ist offline

    Bluttal; Hof

    Der Vater von Esil entschied sich seinem Sohn einen Besuch abzustatten und begleitet darob Kialar in Richtung Bluttal. Sie brachen relativ spät auf, kamen aber doch sehr schnell voran. Dabei redeten sie über dies und jenes und der Novize fand einen äußerst gläubigen Mann in dem Schafhirten. Überrascht musste er feststellen, dass selbst seine eigene Beziehung zu Innos nicht so tief verankert war wie jene vom Schafsmann, wie er ihn nannte.
    Beispielsweise glaubte Harlod – Der Schafhirte hatte auch einen Namen – daran, die Seele würde von Innos bei Geburt eingehaucht und nach dem Tod in das Reich des Lichts hinüber geführt, während Kialar…noch nie darüber nachgedacht hatte. Er sah sich schon bald stutzen ob der vielen Vorstellungen, wo er sich doch selbst kaum dem Kopf darüber zerbrach. Der Wüstensohn hatte eher die einfache Vorstellung von Innos dem Schicksalslenker und Gerechtigkeitsgott, doch das war wohl simpler gestrickt, als er geglaubt hatte. Nichtsdestotrotz behielt er diesen Glauben und ließ den Rest, sowie auch den Tod auf ihn zukommen. Varantische Philosophie.
    Die Zeit verging wie im Fluge und so erreichten die beiden Wanderer schon bald den Wald des Bluttales. Winterliche Feuchtigkeit lag in der Luft, aber es war keine Kälte, der man nicht trotzen konnte. Die Gespräche waren versiegt und nur die spärlichen Vogelrufe des Morgens drangen durch das Dickicht, wohl den nahenden Frühling verheißend, zu ihnen. Der unter den Baumschatten liegende, immer noch gefrorene Boden knirschte unter den Schritten Harlod und Kialars, während sie den Pfad zum Innos-Hof einschlugen und die Landschaft mehr und mehr an Vertrautheit gewann. Bald schon erkannte der Novize die seltsam geformte einsame Eiche am Wegesrand, die einfache Holzbank und den merkwürdigen Steinkreis, der unmöglich natürlichen Ursprungs war, bis die ersten Arbeitsgeräusche zu vernehmen waren.

    „Ah, Kialar, schön dich zu sehen!“, wurde er von Gunther freundlich begrüßt.
    Kialar erwiderte den Gruß sprach gleich „Darf ich vorstellen: Harlod, Esils Vater!“
    Es wurden Begrüßungen ausgetauscht, Hände gedrückt und bald schon marschierten die beiden in Richtung Holzfällerlager, wo Esil steckte, ab, während Gunther auf den Haupthof verwies, wo der Stellvertreter des Novizen seinen Platz eingenommen hatte.
    Ohne viel Aufheben übernahm Kialar wieder den Posten. In der Zwischenzeit war nichts Großartiges passiert. Ein paar Feldkrabbler waren wieder aufgetaucht, die Nahrungsvorräte ein wenig knapp geworden und ein paar andere Kleinigkeiten, doch ansonsten schien der Hof so, als hätte ihn der Wüstensohn nie verlassen.
    Es dauerte nicht lange, bis er wieder auf seiner Bank saß und die Arbeiten beobachtete, während immer wieder überraschte Höfler vorbeischauten und ihn grüßten.
    „Achja, hier ist die Welt noch in Ordnung.“, sagte Kialar zu sich und gähnte.

  17. Beiträge anzeigen #277
    Veteran Avatar von Lando
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    Lando ist offline
    Lando schmunzelte immer noch. Die Sache mit den Helden war natürlich ein Scherz. Er fuhr sich kurz durch die roten Haare, die mittlerweile vielleicht mal wieder ein wenig gekürzt werden könnten; ständig fielen sie ihm in die Stirn.
    „Wer wird schon freiwillig zum Helden?“, meinte er, „Diejenigen, die sich als Helden aufspielen wollen, haben doch meist nur eine große Klappe und nix dahinter. Die wahren Helden werden in ihre Heldentaten hinein geworfen.“
    Er blieb kurz stehen, um sich ein wenig umzusehen in der unbekannten Umgebung. Tatsächlich, von hier herunter konnte man in der Ferne vereinzeltes Funkeln auf einer großen blauen Fläche ausmachen. Das Meer scheinbar. Und dahinter irgendwo Myrtana.

    „Wenn ich ehrlich bin, würde ich liebend gern wieder zurückkehren nach Nordmar.“, meinte er und rezitierte eine alte Strophe aus einer Geschichte, die er einst gehört hatte, „’Ich bin geschmiedet auf dem Amboss der Berge. Mein Blut ist geschmolzenes Metall. Meine Tränen geschmolzenes Eis. Mein Atem ist der Wind, der über die Gipfel weht. Und wenn ich einst sterbe, wird mein Körper zurückkehren in den Berg, aus dem er stammt, mein Blut zu Metall, meine Tränen zu Eis und mein Atem reiht sich ein in die Winde, die aufsteigen werden. Mein Geist jedoch wird unsterblich und sich gesellen zu denen, die vor mir kamen.’ Oder so ähnlich.“
    Der junge Nordmann stieß den Speer in den Boden und streckte sich. Hier und da schien kurz ein Gelenk zu knacken. Dort in der Ferne meinte er eine Stadt erkennen zu können. Sie war wie auf einer Insel errichtet. Das musste Stewark sein.
    „Ich weiß nicht, ob die anderen Clansmänner uns, die wir mit Lee gezogen sind, noch willkommen heißen würden.“, murmelte er bedauernd.

  18. Beiträge anzeigen #278
    Burgherrin Avatar von yinnesell
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    yinnesell ist offline
    Sekunden vergingen, in denen yinnesell nicht nur die Sonnenstrahlen, sondern auch die Worte Landos auf sich wirken lies. Sekunden, in denen ihr Blick die Ferne suchte, aber doch nicht in der Lage war zu fassen, was sich dort vor ihren Augen auftat. Denn der Blick verschwamm im Nichts und versank schließlich im Innersten des Weibes, die sich ihren Erinnerungen hingab.

    „Ich wüßte gerne, was aus meinen damaligen Gefährten geworden ist“, tat die Tänzerin kund, wärend der Blick immer noch in die Ferne gelenkt war. Ihre Augen begannen zu leuchten und sie begann zu erzählen.
    „Sie begleiteten mich für eine Weile auf meinen Reisen. Manch einem Abend hätte es an der entsprechenden Würze gefehlt, wären sie nicht gewesen. Denn sie machten Musik und sangen zu meinen Tänzen. Eine schöne Zeit... die irgendwann ein Ende fand“.
    Yinnesell versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was genau damals die Gefährten trennte und sie erinnerte sich schmerzlich an den Tod des Jüngsten. Ein Gedanke, der yinnes leeren Blick aus der Ferne löste und sie blinzelnd in das Anlitz des Nordmanns sah.
    „Ich würde sie gerne wieder sehen. Und ich weiß, das die Möglichkeit dazu wohl nur bestünde, wenn ich sie suche. Und ich wohl auch nur fündig werden würde, wenn ich den Ort aufsuche, an dem sich ihre Spur verlor. Vengard“.
    Noch bevor im Hirn des Weibes weitere Erinnerungen aufsteigen konnten, bildete sich ein neues Bild vor dem geistigen Auge der Tänzerin, die gedanklich Vergleiche zu damals und dem Heute aufstellte. Im Grunde genommen war es ähnlich... hätte es ähnlich sein können, wäre Lando dazu in der Lage, seine poetischen Anwandlungen mit denen der Tänzerin zu vereinbaren.
    „Nun... schwierig auf all die Fragen in unseren Gedanken eine Antwort zu finden. Manchmal bedarf es dazu eben ein gewisses Maß an Handlung. Mut. Ja auch Mut. Ein wenig Hilfe der Götter vielleicht. Die Hand, die praktisch aus dem Nichts kommt und uns lenkt. Wäre ein an der Küste ankerndes Schiff mit dem Ziel der Heimat nicht vielleicht solch ein Wink der Götter?“.

  19. Beiträge anzeigen #279
    Ehrengarde Avatar von Corax Erindar
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    Corax Erindar ist offline
    "Mhh wenn ich mich recht entsinne...", murmelte Corax und betrachtete die Grobe Skizze die er von einer der Karten, welche die vorigen Bewohner des Baumes zurückgelassen hatten, abgezeichnet hatte. "Mhh wir müssten südlich von Stewark sein, wenn wir dem Weg also nach Norden folgen müssen wir nur dort angekommen nach Osten und dann wieder nach Norden." Er hoffte einfach das die Karte halbwegs akkurat war. Sie hatten den seltsamen Wald hinter sich gelassen und folgten nun einem Weg, der im Westen durch die Küste und im Osten durch einen Wald hinter dessen Hügelketten der Silbersee lag abgegrenzt wurde. Es war hier kälter als im Sumpf Tooshoos und es erinnerte ihn daran das in Myrtana der Frühling gerade erst im kommen war. Doch immerhin schien die Sonne und bedachte ihn so mit einigen warmen Strahlen auf seiner Haut, welche ihm halfen dem barschen Wind zu trotzen. Er mochte diese Art von Wetter.

    "Lass uns eine Pause machen, es ist bereits lange nach Mittag.", sagte er schließlich und dachte dabei vorallem an die wahrscheinlich schmerzenden Füße seiner Begleiterin. Er hatte nichts gegen lange Märsche einzuwenden und war sie gewohnt, doch selbst er konnte dem Gedanken kurz zu rasten einiges abgewinnen. Sie verließen den Weg um zu den Ausläufern der Wälder zu wandern. Dort setzten sie sich an einem Stamm in einer halbwegs windgeschützten Kuhle. Der Druide blinzelte kurz gegen die belndende Sonne an, dann kramte er in seinem Rucksack und brachte etwas Dörrfleisch zum Forschein. Er hielt ihr ein Stück hin und nahm sich dann selbst etwas. Es war nicht gerade ein abwechslungsreicher Speiseplan, doch praktisch auf Reisen. Wenn sie bei Stewark einen der Bauern aufsuchten könnten sie vielleicht einmal etwas anderes für ein paar Goldmünzen erwerben, bis dahin musste es so reichen.

    "Es wird langsam Frühling.", sagte er schließlich. "Noch ruht die Natur ein wenig, doch spätestens zu Beltane wird sie wieder richtig erwachen. Langsam werden die Bäume ihre Blätter wieder anlegen und das Gras reckt sich jetzt schon." Er strich sanft über die schlaffen Halme am Boden. Es war nicht so offensichtlich wie bei Tieren, doch auch in den Pflanzen konnte er das Pulsieren des Lebens fühlen. "Erinnerst du dich noch daran wie es war mit der Dohle in Kontakt zu kommen? Wenn du gut zuhörst kannst du es auch mit Pflanzen. Sie sind allerdings deutlich weniger ... aktiv als Tiere. Wenn Tiere wie ein Feuer sind, so könnte man sagen Pflanzen sind wie ein Gewässer. Manche tiefer als andere."

  20. Beiträge anzeigen #280
    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina Suavis ist offline
    Dankbar für die angebotene Pause, saß Lina schwerfällig niedergeplumpst an der Seite ihres Lehrers und lauschte dem vorüberziehenden Wind. Nah und fern sah sie ihm beim Biegen der Baumwipfel zu, die sich ihm so friedlich anschmiegten wie das Mädchen dem Freund. Gedankenlos kaute sie auf den winzigen Dörrfleischstücken herum, die sie immer wieder abbiss. Lina musste lächeln, als ihr auffiel, dass sich ihre Schultern und arme berührten und jede Bewegung ein wenig miteinander teilten. Wie der Baum war sie, der mit jedem Stoß des Windes etwas mehr verformt wurde. Doch nur kurz, denn beim Nachlassen wippte er gleichmütig zurück. Lina aber blieb gebogen, ein wenig. Ein Teil von ihr würde ihr immer bleiben.
    Ein langer Seitenblick ließ sie Corax‘ Lippenbewegungen wahrnehmen, während er sprach, während er sie erneut anleitete, in die Geheimnisse der Druiden einzutauchen. Lina fühlte es ganz deutlich, dies war der Ursprung des Lebens, wenn sie mit der Handfläche die Spitzen des erst sprießenden Grases berührte. Sie hinterließen ein prickelndes Gefühl, das sich einte mit dem ihres Herzens.
    Nun sah sie richtig zu ihm, eine glühendkalte Leere in jedem langsamen Atemzug spürend.

    „Sprechen sie?“
    Worte weckten es auf, als hätte es vorher nur geschlafen, wollten Tränen in die schnell zugekniffenen Augen treiben. Urplötzlich war Lina unglaublich glücklich. Am liebsten wollte sie aufstehen und rennen und tanzen. Doch sie blieb sitzen, spürte nur das schnelle, liebende Herz, das ausbrechen wollte, und zwang den rasenden Atem in eine beißende Tiefe, die von der wachen Frühlingsluft erfüllt wurde.
    Die Augen sanft geschlossen, spürte sie auf den geröteten Wangen die frische Kälte des endenden Winters, und versuchte das Wesen des Baumes zu spüren, an dem sie lehnten, indem sie über seine rauen, wuchtigen Wurzeln strich.

    „Wie fühlt es sich an?“, fragte sie und legte den Kopf zur Seite, „Grad fühl ich…
    Kennst du Frühlingsgefühle?“, unterbrach sich die junge Frau und suchte den Blick ihres Meisters. Erst viel später sollte sie ihren Fehler bemerken. Sie spürte schon im Verborgenen, dass etwas nicht stimmte.

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