[General Lee]

"Colodis!"

rief Lee, als ihn nurnoch wenige Schritte von dem Nordmarer trennten. Augenpaare richteten sich auf die beiden Männer, die sich mitten auf dem Platz vor der Taverne trafen. Immerhin waren sie die beiden großen "Verlierer der Arena", wie es mittlerweile im Volksmund hieß.

"Ich habe vorhin schon Taeris bescheid gegeben. Ich komme von einem Treffen mit diesem Moryn... dem Hauptmann der Schwerter und der Wacht...."

Colodis blickte ihn fragend an. Doch bevor er den Gesichtsausdruck noch mit der entsprechenden Frage ergänzen konnte, fuhr Lee fort.

"Ihm sind die Taugenichtse, die hier überall durch die Stadt schlurfen ein Dorn im Auge. Wir sollen jemanden - meinetwegen auch zwei fähige Leute bestimmen, die den Haufen organisieren und zusammen halten...dafür sorgen, dass die Leute nicht zu viel Unsinn anstellen... Und nebenebei soll das der Akademie wohl die Auswahl erleichtern... Also.. triff dich mit Taeris und kümmere dich darum. In Ordnung?"

Eigentlich erwartete er keine Wiederrede. Dennoch war er nicht mehr "der General und so befand er einen entsprechend ebfehlenden Ton mittlerweile als eher unnötig.

Taeris

[Selina]

Eigentlich hatte sich Selina nach draußen begeben wollen um sich auch in einer lauteren Umgebung konzentrieren zu können, aber dann hatte sie sich mit einem Adepten vertratscht, bis Ptah auf sie zu kam. Somit war das Gespräch beendet, sie verabschiedete sich von ihrem Gesprächspartner und wandte sich ihrem Lehrmeister zu.
"Adanos zum Gruß! Ich habe beide deiner Aufgaben gemacht, aber vor allem zu den Auren auch ein paar Fragen."
Wo sollte sie am besten beginnen? Sollte sie ihm zuerst erklären was sie gemacht hatte und was sie gespürt hatte, oder sollte sie ihn gleich mit den Fragen bombardieren? Ersteres war definitiv besser!
"Also ich habe es mit zwei Gegenständen probiert. Zuerst mit einem Apfel und dann mit einem Buch und es hat eigentlich ganz gut funktioniert. Ich konnte die Aura erkennen und dadurch die Umrisse erkennen, aber wenn ich nicht gewusst hätte was es ist, hätte ich nicht genau sagen können worum es sich handelt. Ich habe dann auch gleich versucht mein 'Sichtfeld' etwas zu erweitern und habe auch den Tisch auf dem der Apfel lag erkannt. Von der Form her waren sie natürlich anders und ich konnte sogar sehen, dass sie nicht eins waren, aber ansonst ist mir kein Unterschied aufgefallen. Zum Beispiel weil sie ja in Wirklichkeit andere Farben haben, aus einem anderen Material bestehen und so. Kann man da Unterschiede erkennen? Und welche Eigenschaften sind es die sie dann unterscheiden? Die Farbe ist ja etwas sehr optisches, bei der ich eher nicht glaube, dass man sie erkennen könnte. Und ja, mit dem Buch war es ähnlich. Es hatte eine andere Form wie der Apfel, war ansonst aber gleich", schloss sie schließlich ab.
Das war ohnehin schon eine regelrechte Flut an Informationen die da auf Ptah einging und ohne Pause aus ihr herausgesprudelt kam. Hoffentlich hatte er ihr folgen können, zukünftig sollte sie sich wohl bemühen, sich etwas zurück zu halten.
"Tut mir Leid, ich werde nächstes Mal versuchen etwas langsamer zu reden!"

[Abtrünnige Nomaden]

Khaled legte den Kopf ein wenig schief und streichelte dem kleinen Mann mit dem Zeigefinger seiner Rechten über die pausbackigen Wangen, während sein Blick auf die Tänzerin gerichtet war. „Schau ihn dir an, yinnesell. Das ist Sanchez, der kleine Mann. Mein Stammhalter. Ist er nicht ein Prachtkerl?“, fragte der Spitzbärtiger mit rauer Stimme und strich sich mit der Linken durch die wirren Haaren, die schon einige, graue Strähnen enthielten.

„Schau ihn dir genau an.“, wiederholte er und wandte den Blick dann von der Frau ab, hin zu seinem kleinen Sohn, „Sanchez, dies ist die Hure, die dich ausgetragen hat. Schau sie dir genau an. Irgendwann darfst du ihr einen Dolch zwischen die Rippen jagen, dafür, dass sie dich so feige verlassen hat, anstatt ihrer mütterlichen Aufgaben nachzukommen.“, sprach er zu dem kleinen Mann, ohne seine Stimme zu ändern. Er meinte das, was er sagte, ernst und glaubte, dass auch yinnesell dies nicht vergessen hatte. Er würde es vielleicht sogar selbst tun, wenn sie nicht in dieser Stadt wären und er mit dem Verlust seines Geschäftes rechnen müsste. Nein, das war sie nicht wert. Aber eines Tages, wenn der Samen der Rache, den er gesät hatte, zu einer stattlichen Pflanze in Sanchez herangewachsen war, würde sie sich im Blut windet am Boden wiederfinden und ihren letzten Atem mit dem Blick in das Gesicht ihres Sohnes tun. Dafür würde Khaled sorgen. Nicht, weil es ihm einen Gewinn brachte oder eine perfide Befriedigung. Nein. Er wusste, dass es einen Mann stärkte, wenn er alle Bande zu den Menschen kappt, die er als schwach erkannte, sich ihr Leben einverleibte, um sich an ihrer Schwäche zu stärken.

Raad

[Drakk]

Zufrieden Kontrollierte der Hüne die Ziele. Myra hatte gut gezielt und die Meisten der Ziele Mittig erwischt, nur ein Bruchteil der Bolzen war am Rande der Zielscheiben eingeschlagen. Sehr zur Verwunderung des Nordmannes hatte seine Schülerin keines der Ziele verpasst.
„Komm mal her...“ rief der Veteran und wartete darauf das Myra vom Baum herab kletterte.
Es dauerte einige Augenblicke ehe Myra vom Baum herab geklettert war und ihre Kleidung zu Recht zupfte ehe sie zu ihrem Lehrmeister ging. „Gratulation, die Treffer waren alle auf den Scheiben. Mal mehr, mal weniger Mittig, aber das ist eine Frage der Erfahrung.“ begann der Rotschopf zu sprechen.
Seine Schülerin blickte ein wenig verwundert drein, scheinbar hatte sie eher mit einem der üblichen Ansprachen Gerechnet die der Hüne häufiger von sich gab. „Das wars. Du hast alles gelernt was ich dir auch nur Ansatzweise beibringen konnte.““ führte Drakk weiter und musste kurz grinsen. „Aber komm nicht auf die Idee zu denken das währe es gewesen. Du wirst immer Trainieren müssen und irgendwann wirst du eine wirkliche Meisterin im Umgang mit der Armbrust sein, aber bis dahin wird noch eine lange Zeit vergehen.“ setzte der Rotschopf noch nach. „Ich denke mal unsere wege werden sich jetzt wieder trennen...ich geh zurück nach Setariff, pass auf dich auf...“ sprach Drakk schließlich, nickte seiner ehemaligen Schülerin noch zum Abschied zu und wandte sich in Richtung Stadt.

[Ptah]

Ein Glucksen entfloh Ptahs Kehle, bevor er sich sammelte, um nicht des Verdachts der Inkompetenz anheim zu fallen, aber die Wissbegierde Selinas war wirklich ziemlich amüsant.

"Schon in Ordnung. Neugier ist in aller Regel etwas ziemlich Gesundes, weshalb ich versuchen will deine Fragen zu beantworten, bevor du noch Gefahr läufst von all dem angestauten Wissenshunger zu platzen.", eröffnete Ptah augenzwinkernd, "Schön, dass alles geklappt zu haben scheint. Schon bald darfst du das dann auch unter Beweis stellen, aber erstmal zu deinen Fragen: Ja es ist möglich Unterschiede zu erkennen, aber glaub nicht, dass das etwas ist, was man sich von heute auf morgen aneignen könnte. Im Gegenteil die Schulung dieser Wahrnehmungsform ist sehr zeitintensiv und verlangt viel Hingabe vom Magieanwender, will man es soweit bringen, ähnliche Dinge genauer unterscheiden zu können oder gar die Farbe des Objekts zu erkennen. Für den Anfang solltest du dein Augenmerk auf einzelne Gegenstände legen, wählst du den Bereich deines geistigen Fokus zu groß, ist es nicht auszuschließen, dass die Unzahl an Eindrücken dich überwältigt und du das Bewusstsein verlierst. Sei also immer vorsichtig, was du damit anstellst.", belehrte er, jedoch ohne Anwendung eines tadelnden Tons, da die Novizin bisher wahrlich die Qualitäten einer Musterschülerin an den Tag legte.

"Eigentlich hatte ich mir heute ja vorgenommen dir die Theorie des ersten Zaubers näher zu bringen, aber als mir vorhin ein Missgeschick im Innenhof widerfahren ist, hab ich diese Pläne erstmal über den Haufen geworfen und beschlossen, dass wir ein bisschen improvisieren.", verkündete Ptah strahlend und bat sie dann ihn in den Innenhof zu begleiten, wo sie kurz vor der Laache halt machten. Es war wirklich bemerkenswert wie ähnlich der Rand der Pfütze dem Umriss dieser riesenhaften, menschenfressenden Insekten kam. Er ging daneben in die Hocke und tauchte den Finger in die Flüssigkeit, um daran zu riechen und schließlich zu schmecken.

"Es ist tatsächlich Wasser.", murmelte er ein wenig gedankenverloren, bis er bemerkte, dass er ja Selina im Schlepptau hatte, weshalb er sich wieder aufrichtete und sie keck aufforderte: "Na, was hälst du davon?"

[Colodis]

Colodis schlenderte auf den Königsplatz, in Richtung Taverne.
War es heute vielleicht Zeit der Kneipe wieder mal einen Besuch abzustatten?
Die Antwort folgte sogleich, als ein ganz bestimmter Jemand seinen Namen laut quer über den ganzen Platz brüllte.
Neugierige Augenpaare richteten sich auf ihn und auf den näher kommenden General.
Ein Tuscheln und Murmeln machte die Runde, er war sicher auch "Verlierer" irgendwo vernommen zu haben.
Der Tischler rieb sich die Augen und sah dann Lee an.

Sie sollten also den Haufen irgendwie organisieren, ja?
Wie konnte das denn funktionieren.
Er selbst hatte ganz sicher nicht den Nerv dazu oder die Übersicht, im Moment nicht nein.
Taeris würde das wohl auch kaum machen.

"Geht klar. Ich kümmer mich darum. Weisst du wo Taeris gerade steckt?"
General Lee deutete in die Richtung in der auch die Arena und die Brücken zum Händlerviertel.
Da tauchte dieser auch gleich auf und gesellte sich zu ihnen.
"Was für ein Zufall", bemerkte er treffend.
"Du kümmerst dich um einen Mann und ich?", schlug er dem Rauchenden vor.
Dieser zuckte nur die Schultern: "Von mir aus."
"Gut, wenn das geklärt ist."
Mit diesen Worten trennten sie sich wieder, wo zum Teufel sollte er denn jetzt jemanden finden.
Xorag war ja wohl kaum greifbar um ihm den Job aufzubürden.
Auf in die Taverne, da würde sich vielleicht jemand finden lassen.

[yinnesell]

Und es ward Nacht im Hirn der Dunkelhaarigen. Ein dunkles Pflaster. Scheinbar menschenleer und nur beleuchtet von dem Licht des Mondes. Sie,... die Hure, die den eisigen Strom eines eisigen Windes verspürte, wärend sie in das Anlitz des Spitzbärtigen sah, doch der Anblick des Sohnes, dem sie jetzt ihre Augenmerk schenkte, entzog für einen Augenblick der Atmosphere alles Lebensspendende, das die Hure nach Luft rang. Und wärend sie damit beschäftigt war, aufgrund der Atemnot nicht zu ersticken, tönte irgendwo aus der Ferne ein gleichmäßiges Schlagen. Ein Takt, der ihrem kräftigem Herzen entstammte, nun vermischt mit einer Melodie, die der Frau ein spottendes Lied brachte. Melodisch... wie der Klang einer Geige. Gehalten in den Händen des Todes, dessen schwarzer Umhang im eisigen Wind flatterte.

Ohne Wahrheit von Wahn unterschieden zu können, schritt die Dirne wie in Zeitlupe langsam rückwerts. Ließ ihren Blick lange an den kleinen, leuchtenden Augen haften, ehe ihr Blick schlagartig dem Boden entgegen fiel. Ein Boden, der unter den Füßen der dunkelhaarigen Frau wackelte und die sich umher schnellende Frau zum Stolpern brachte.

Die Menschen schwanden, doch das Bild der letzten Szenerie blieb.

[Abtrünnige Nomaden]

Khaled lachte finster, als seine Augen die zurückweichende Frau fassten, die versuchte, sich irgendwie vor dem Anblick, der sich ihr geboten hatte und schließlich schwankend auf dem Boden landete, wo sich ihr scheinbar alle Lichter verschlossen.

Geschwind griff der Spitzbärte nach dem Arm von Huanita, die mit bestürztem Gesichtsausdruck der am Boden liegenden Frau zu Hilfe eilen wollte. Sein Griff war fest und unnachgiebig, als sie versuchte, sich aus ihm zu winden, als sagten ihr alle Gefühle in ihr, dass sie yinnesell helfen musste. „Lass sie. Sie kommt alleine zurück. Sie ist zwar schwach, wie man sieht, aber es ist umso schöner, anzusehen, wie sie sich jedes Mal wieder aufrappelt, nur, um beim nächsten Mal wieder zu fallen.“, sprach Khaled genüsslich und zog die junge Dunkelhäutige näher zu sich. Ihr Gesichtsausdruck war trotzig und ihre Lippen bebten, als ihr Mund die folgenden Worte formte: „Aber sie liegt am Boden, sie braucht Hilfe.“

Dem Spitzbärtigen platzte der Kragen. Wütend begann er Huanita zu schütteln. „Ist dein Hirn für deinen Monsterschädel einfach zu klein oder ist euch Frauen einfach kein Verstand einzubläuen. Wenn ich sage, lass sie, dann lässt du sie gefälligst im Dreck der Gosse liegen, bis die Zeit ihren schändlichen Leib in Staub verwandelt hat.“, zischte der Braunhaarige, bis Huanita in Tränen ausbrach. Er ließ sie los und sie hockte sich auf den Boden. Das tat sie immer, wenn sie keinen weiteren Versuch mehr unternehmen würde, sich gegen ihn aufzulehnen. „Braves Mädchen.“, presste Khaled zwischen zusammengebissen Zähnen hervor, ehe er sich seinen Weinbecher schnappte und mit einem finsteren Lächeln zu trinken begann, dass ihm der herbe Wein aus den Mundwinkeln wieder herauslief. Jetzt konnte richtig gefeiert werden!

Raad

[Selina]

"Hmm... Es ist eine Lacke!" stellte die Novizin nüchtern fest, bevor sie sich zurückhalten hätte können um nachzudenken und dann etwas Intelligenteres zu sagen. Was konnte es damit auf sich haben? Eigentlich war es nur eine einfache Lacke, wie sie entstand wenn es regnete, aber warum könnte sie für die Schwarzhaarige wichtig werden? Es war Wasser hatte Ptah gemurmelt und er war ja Wassermagier, außerdem hatte er vor gehabt ihr den ersten Zauber zu lehren. Vielleicht würde er ihr jetzt anhand der Lacke etwas zeigen.
"Vielleicht soll ich die Aura davon erkennen? Ich hatte auch schon überlegt zu versuchen etwas Flüssiges 'anzuschauen', aber bin dann nicht dazu gekommen. Oder ich soll schon den ersten Zauber daran erlernen. Ich habe einmal gelesen Wasser erschaffen ist einer der eher frühen Zauber, aber das wird wohl nicht nötig sein. Und Wasser abkühlen kann man glaube ich auch."
Das fiel ihr dazu ein, aber eigentlich zweifelte sie, dass es schon zu so einer praktischen Anwendung kommen würde. Wahrscheinlicher kam ihr vor, dass sie einfach das Wasser magisch fühlen sollte, so wie es bei Ptahs Zauber und den Gegenständen gemacht hatte. Das war ja vermutlich auch die Voraussetzung für alles weitere.

[Xorag]

Schon wieder saß der Wegelagerer zusammen mit Carras in der Taverne. Nur diesmal waren sie weitaus zurückhaltender gewesen. Mit brummendem Schädel war das Saufen gar nicht so einfach. Aber ab und zu musste man ja auch mal langsam machen. Naja. Hin und wieder, ganz selten.
Statt dessen unterhielten sie sich leise über allen möglichen Scheiß, der ihnen einfiel und belauschten auch gerne mal andere, wenn sie glaubten etwas von Nessi zu hören. Scheinbar machten auch schon die ersten Gerüchte ihre Runde, was die Beiden zum schmunzeln brachte. Wenn das so weiterging, hätten sie ihr Ziel, möglichst großen Schabernack und möglichst effektiv, bald erreicht.

Gerade als Xorag wieder einen Kerl an der Theke beobachtete, wie er dem Wirt von dem Seeungeheuer, dass er angeblich im Hafen gesehen hatte berichtete - der diese Geschichte heute bestimmt schon zwanzig Mal gehört hatte und langsam aber sicher sehr gelangweilt aussah - betrat jemand die Taverne.

Normalgroß, vielleicht etwas größer wie der Durchschnitt. Rote Haare, roter Bart. Ein Gesicht, dass der Varanter nicht so schnell vergessen würde.
"Warte mal hier, Carras. Hab' was zu erledigen."
Dann ging er, zwar angetrunken, aber nicht betrunken, auf den Nordmann zu, der gerade in eine andere Richtung blickte.
"He, Colodis! Schön dich zu sehen."
Dieser drehte sich erschrocken um und starrte dem Varanter ins Gesicht.
"Xora-" weiter kam er nicht. Der Grund dafür war, dass Xorag ausgeholt und dem Nordmann, so wie er es sich in Al Shedim die ganze zeit selbst geschworen hatte, volle Wucht eine reingesemmelt hatte.
"Das ist für deine dumme Idee, mich zum Söldnerboss zu machen und vorher abzuhauen! Komm ja nicht noch mal auf so 'n Gedanken!"

[Colodis]

Was für eine äusserst seltsame Begegnung.
Wenn er sich recht erinnerte hatte er den Varanter tatsächlich schon lange nicht mehr gesehen.
Seit... Al-Shedim. In der Tat, das entsprach wohl der Wahrheit.
Was für eine Ironie wenn rauskam, dass Colodis das selbe nocheinmal plante.
Er richtete seinen Kopf wieder auf, den er für einen Moment in der Position belassen hatte.
"Du kannst es immer noch nicht", bemerkte der Krieger.
"Und du schlägst wie ein Weib", fügte er gelassen an.

Der Tischler wandte sich an die Bar und bestellte ein Bier, das sogleich um einen ordentlichen Teil des Inhalts erleichtert wurde. Schwappend knallte es auf die hölzerne Theke.
Obwohl es ihn zugegeben reizte gleich eine hinterher zu knallen, beschloss er doch zu warten.
Seine Rache würde kommen und sie würde fürchterlich sein, für den Moment liess er Xorag seinen Triumph. Allein deswegen weil etwas von ihm wollte.
"Da du ohnehin schon so glänzend das Thema angesprochen hast... wie wäre es wenn du nochmal den Söldnerboss markierst?
Ich brauche wieder jemanden."

[Myra]

Verwirrt stand die junge Schneiderin da und schaute ihrem nun ehemaligen Lehrmeister hinterher, nachdem sich dieser verabschiedet hatte. Das war ihr gerade zu schnell gegangen. Wie konnte Drakk einfach behaupten, dass er ihr nichts mehr beibringen könnte und sie von nun an selbst trainieren müsste? Eine Ungeheuerlichkeit war das! Schon automatisch spannte die Schönheit mit einem Ruck die Armbrust und wollte gerade einen Bolzen hineinlegen, als sie die Waffe wieder sinken ließ. Der Nordmann war keinen ihrer Bolzen wert. Aber wenn er ihr schon nichts mehr beibringen wollte, dann musste Myra eben selbst üben. Sie konnte sowieso wesentlich besser schießen als ihr sogenannter Lehrmeister.
Empört drehte sie sich auf dem Absatz um und warf ihre Haare über die Schulter. Ohne sich nocheinmal umzudrehen machte sie sich auf den Weg zurück nach Schwarzwasser. Prydi wartete sicherlich schon auf sie. Außerdem war Setariff keinen Besuch wert, schließlich hatte sich Drakk dort hinbegeben, nachdem er sie einfach fallen gelassen hatte. Eine wahre Unverschämtheit, aber nicht verwunderlich für einen Mann, der nur die Kälte des Nordens gewohnt war. Vor ihr lag nun wieder der Weg durch den Dschungel und das Küstengebirge. Wirkliche Lust verspürte Myra nicht diesen Weg zu gehen. Aber teleportieren konnte sie sich nicht.

[Ptah]

"Nein, das meinte ich nicht.", erwiderte Ptah ruhig, "Du denkst im Moment in starren Schemata. Zu kompliziert. Du gehst davon aus, dass der Inhalt einer Magieausbildung einzig in der Schulung im Umgang mit der Magie besteht, doch diese Annahme ist falsch. Ziel einer Magielehre darf nie nur das Erlernen neuer Sprüche sein. Weder für den Lehrer noch für die Schülerin. Versuche dich mal von dem starren Denken zu lösen."

Seine dunklen Augen forschten in Selinas Gegenstücken nach einem Anzeichen dafür, dass sie begriffen hatte, was er versucht hatte, ihr zu sagen.

"Schau dir die Pfütze noch mal. Was siehst du?", fragte er nochmals.

[Xorag]

Hmm. Schade.
Das hatte nicht so ganz den Effekt, den der Wegelagerer gehofft hatte, gehabt.
Aber gut, Colodis spielte die Sache eh wieder etwas herunter, wie es eben seine Art war. Als Nordmann war es vermutlich nötig, es sich nicht einzugestehen, dass man das, was man bekommt, auch verdient hat. Aber egal.
Viel eher interessierte ihn die Sache, dass der Tischler auch nachdem er eine reingesemmelt bekommen hatte, nichts besseres zu tun hatte, als ihm den selben, beschissenen Vorschlag von früher noch einmal zu machen.
Nein, die Zeit, die er mit der alten Gruppe verbracht hatte reichte dem Wegelagerer. Zumal er immer noch nicht wusste, was mit ihnen passiert ist und wo sie jetzt waren. Zumal er sie sowieso wochenlang im Stich gelassen hatte und dem armen Radolf die Führung aufs Auge gedrückt hatte. Nein, nochmal brauchte er das nicht.

"Du hast echt einen am Ast, oder? Und ich dachte ein Hieb wäre genug, um dir zu zeigen, was ich von solchen Ideen halte. Ich habe ja nicht mal ne Ahnung, wo die alte Truppe aus Al Shedim ist. Wenn der Sturm nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt auch dort, und nicht hier in diesem Drecksloch. Wenn du einen brauchst, der dir irgendwelche Anfänger rumscheucht, frag doch mal Carras." Dabei zeigte er auf den Templer.
"Der kennt sich damit aus. Und macht das sicherlich auch liebend gerne. Komm, ich stell euch mal vor."
Grinsend ging der Wegelagerer zurück zu dem Tisch, den Tischler sozusagen im Schlepptau.
"Hey Carras, das hier ist Colodis. Der kann deine Hilfe gebrauchen."
Damit setzte der Varanter sich, nahm einen Schluck vier und schaute, was passierte.

[Selina]

Was sollte man in einer Lacke schon sehen? Es war Wasser, darunter war Boden, Fische oder so was gab es natürlich nicht, also worauf sollte es ankommen? Sie sollte nicht so starr denken, nicht an Magier, aber gerade dann war sie ratlos, eine Lacke war ihr nie besonders vorgekommen und nur Magie hätte ihre Ansicht wirklich ändern können. Oder übersah sie etwas? Vermutlich etwas sehr offensichtliches. Enttäuschung würde sich bald in ihr breit machen, dass sie eine Frage, die Ptah als so einfach hinstellte nicht beantworten konnte, aber so schnell wollte sie sich nicht geschlagen geben.
Was könnte ihr Lehrmeister nur meinen? Ohne Magie! Schließlich hatte sie eine Idee, doch es war der Gedanke an die Auren, der sie darauf kommen ließ. Vielleicht die Form? Aber die Lacke wirkte einfach nur unförmig, erinnerte die Novizin an nichts Bestimmtes.
"Hmm... ich befürchte diesmal bin ich ziemlich ratlos. Vielleicht meinst du die Form der Lacke, aber die erinnert mich nicht wirklich an etwas. Ein Insekt oder so etwas eventuell? Aber mit ihren ganzen Beinen, Fühlern und sonstigen... Erscheinungen, sieht schnell etwas aus wie ein solches Vieh."

[Ptah]

"Scheinbar ist die Frage, die ich dir gestellt habe tatsächlich zu einfach. Es ist eine gewöhnliche Pfütze, im besten Fall fingertief, Wasser, das in einer kleinen Kuhle im Innenhof steht.", erklärte der Adept, "Indes scheint sie bei längerem Hinsehen auch wieder nicht so gewöhnlich. Den seltsamen Umriss habe ich auch schon bemerkt. Außerdem stellt sich die Frage, wie eine Wasserlache in den Innenhof gerät, wenn es seit Tagen nicht mehr geregnet hat. Sollte das Wasser nicht einfach versickern? Und welche Schlüsse können wir daraus ziehen, dass es das nicht längst getan hat? Das mag im ersten Moment alles nach Spekulationen klingen, aber wenn du dir einen Augenblick Zeit nimmst und überlegst, wirst du mir vielleicht beipflichten, dass der Umstand einer Pfütze hier im Innenhof gelinde gesagt merkwürdig ist und wenn du dich dann ein wenig umsiehst, dann kannst mit etwas Glück noch die Spur dort erkennen, wo die Erde des Innenhofs noch feucht ist, und dir könnte vielleicht auffallen, das sie in Richtung der Küche führt.", beendete seine Ausführungen für eine sichtlich irritierte Selina.

"Spätestens jetzt wirst du dich wohl fragen, was das Ganze soll. Warum erzählt mir der Spinner diesen ganzen Unsinn.", übte sich Ptah im Gedankenlesen, "Nun, eine wichtige Lehre während dieser Ausbildung sollte für dich auch sein, dass Magie ein hilfreiches Werkzeug ist, mächtig, vielseitig, aber sie wird nicht die Probleme dieser Welt lösen. In manchen Situationen ist ihr Einsatz gar überflüssig. Vor solch einem Rätsel stehen wir nun gerade. Es gibt Grenzen für die Anwendung von Magie, manche mögen so lapidar sein, wie diese Pfütze, andere, womöglich wichtigere, sind Aspekte wie... Moral. Verantwortung. Du solltest immer abwägen, wann und wo es Sinn macht auf die Magie zurück zu greifen. Schließlich hast du ja noch andere Mittel als deine Magie. Zum Beispiel praktisches Denken. Probier doch mal, ob du damit hier weiter kommst."

[Carras]

Okay, das war wirsch. Xorag stand auf, scheinbar um einen alten Freund zu begrüßen, scheuerte ihm eine und unterhielt sich wieder mit ihm. Und zu guter Letzt kannte Carras den Geschlagenen auch noch.
Carras lächelte mitleidig, mehr über sich selbst als über Colodis als Xorag ihn zu ihrem Tisch brachte. Das würde wohl ganz und garnicht so verlaufen wie Xorag das gerne hätte - was auch immer der Wegelagerer jetzt schon wieder vorhatte.
Der Hühne hatte Colodis neulich erst kurz kennenlernen dürfen als sein kleiner Witz mit der Seeschlange fehlschlug. Er hatte sich zwar halbwegs gerettet, aber... Carras glaubte nicht daran dass Colodis ihn wirklich für irgend etwas brauchte.
Nichts desto trotz schüttelte er dem Neuankömmling die Hand und bot ihm an sich zu setzen.
"Wir kennen uns ja schon. Was kann ich für dich tun...?"

Das könnte jetzt intressant werden. Für einen Moment hoffte Carras Colodis würde sich nicht weiter an ihn erinnern, aber die Chancen dass der Mann von den Clans aus dem Norden sich nicht an den über 2 Meter großen Schwertkämpfer erinnern würde der mit herabgelassener Hose im Meer gesessen hatte und seine Spielchen mit Frauen und Fischer getrieben hatte, waren doch eher gering. Wobei hier noch einmal ausdrücklich erwähnt werden muss: jeweils verschiedene Spielchen. Sonst klang das noch anrüchig..

[Selina]

Aufmerksam hatte Selina Ptah zugehört und auch verstanden was er sagte, aber selber darauf gekommen wäre sie nie. Die Tatsache, dass es nicht geregnet hatte, wäre ihr nicht aufgefallen, weil sie so oft drinnen war, dass es genauso gut hätte sein können, dass sie den Regen einfach nur nicht mitbekommen hatte und auch, dass das Wasser nicht schon versickert war, kam ihr nicht sonderlich merkwürdig vor. An manchen Stellen versickerte es halt schneller und an manchen langsamer. Der Boden war vielleicht etwas uneben und etwas anders beschaffen und schon dauerte es an einer Stelle länger. Als sie ihn schließlich auf die feuchte Stelle in Richtung Küche hinwies, fiel er ihr zwar auf, aber was dabei gedachte hätte sie sich dazu von alleine auch nicht. Hatte halt jemand etwas ausgeschüttet oder so.
Den Teil mit der Moral und wann man Magie anwenden sollte, verstand die Schwarzhaarige dann wieder und sie empfand ihn auch als durchaus sinnvoll und richtig es zu betonen, aber die Verbindung zur Lacke wollte ihr einfach nicht klar werden.
"Ich sehe ein, dass es wichtig ist zu wissen, wann man Magie einsetzen kann und soll und wann lieber nicht, aber muss ich gestehen den Zusammenhang zu der Wasserlacke hier am Boden nicht zu begreifen. Dass es nicht gut ist unnötig oft und viel Magie zu verwenden habe ich schon nach den zwei Schriftrollen in Al Shedim bemerkt. Ich war damals tot müde und so erschöpft wie schon lange nicht mehr. Auch dass Moral und Verantwortung eine große Rolle spielen ist klar, denn Macht, und wenn man sie beherrscht ist Magie mächtig, braucht immer Verantwortung. Und zu praktischem Denken würde mir einfallen, dass man kein Wasser erschaffen soll, wenn man es auch einfach normal holen kann, doch all das hat nichts mit der Lacke hier zu tun."

[Ptah]

"Du bist immer noch zu versteift auf die Magie, Selina.", erklärte Ptah ausdauernd, "Wenn die Magie schon jetzt nur noch dein Denken beherrscht, wie soll es dann erst nach der Ausbildung damit aussehen. Wie wäre es damit, wenn du für den Moment ins Auge fasst, die Magie aus deinem Denken zu bannen und der Möglichkeit Platz einräumst, dass diese Pfütze unter Umständen rein gar nichts mit Magie zu tun hat? Diese Situation verlangt, dass du deinen gesunden Menschenverstand einsetzt, nachdenkst, kombinierst, forschst. Dinge, die einen guten Magiewirkenden ebenso auszeichnen sollten, wie die Befähigung zum Wirken einzelner Sprüche. Vermutlich ist die Einfachheit des Problems noch immer zu abstrakt. Ich schlage vor wir gehen der Sache einfach auf den Grund, um die Bewandnis dieser Wasserlache zu entdecken.", probierte der Adept es letztlich diplomatisch.

"Lass uns mal in der Küche nachsehen."

[Candaal]

"Meister Stendar, vielen Dank für Ihre Zeit!", sprach Wendel Thoke zum Gruss als der Schwertmeister mit einigen seiner Schüler an diesem Nachmittag seiner Gruppe einen Besuch abstattete. "Herr Thoke hat mich auf die Möglichkeit hingewiesen, unsere beiden Lektionen in gewisser Weise zu verbinden", meinte der andere Lehrer. Sein Schwert hatte zweifelsohne noch nicht viele Kämpfe gesehen. Und wenn alles gut ging, dann würde es heute auch keine zusätzliche Scharte davontragen. Wendel erklärte den Schülern, worauf sie bei Schwertern besonders zu achten hatten. Bisher hatten sie mit Kurzschwertern und Dolchen geübt. Nun trug der Kontrahent zum ersten Mal ein Schwert beachtlicher Länge. "Dreh und Angelpunkte bleiben die Gelenke. Auch hier wollen wir stets gegen sein Handgelenk arbeiten, wenn wir denn einmal an ihm dran sind. Das wird jedoch einiges schwieriger. Meister Stendar wird mich nun angreifen" - "Gerne, Herr Thoke."

Der Lehrer durchtrennte die Luft vor Wendels Augen mit einem sauberen Schnitt. 'Uhh, er ist schnell'. Der Zweite Hieb hätte den Ganoven getroffen, wäre jener nicht zurückgewichen. Die Schüleransammlung begann bereits zu tuscheln, Wendel verstand jedoch kein Wort. Auf den dritten Schnitt, der wieder diagonal von oben auf seine Schulter zielte, fuhr er seine Hand aus. Noch im Fallen der Klinge warf er seine Abwehr gegen den Unterarm des Schwertmeisters und brach damit den Schwung des Angriffs. Schnell deutete er nun einen Faustschlag gegen Meister Stendars Nase an und zwang seinen Schwertarm dann mit einem Hebel gen Boden.

"Die Spielarten bleiben dieselben. Es gibt unzählige Möglichkeiten, soviel Druck auf seine Hand auszuüben, dass er den Griff lockern muss. Mir ist wichtig, dass ihr jeweils eine beherrscht. Viel wichtiger als die Entwaffnung ist, dass ihr den Angriff überlebt und ihm anständig eine reinhaut", erklärte Wendel und zeigte dann mithilfe von Meister Stendar noch einige weitere Abwehrtechniken. "Stichen mit Messern und Kurzschwertern könnt ihr entkommen. Bei Schwertern würd ich's nicht mehr versuchen. Und nun ran an die Arbeit." Meister Stendar instruierte seine Schüler, sich nicht einfach so entwaffnen zu lassen und hinterlistig zu sein.