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Weißaugengebirge #1
Wie lange waren sie nun schon unterwegs? Ein paar Tage? Länger?
Xen hatte sie mitten durch ein Gebirge, in ein tief verzweigtes Höhlensystem geführt. Als Septana damals in Setarrif von einem Pass gehört hatte, war ihr der Gedanke an einen überirdischen Weg näher gewesen. An steilen Schluchten, schneebedeckten Bergketten oder engen Wegen zwischen riesigen Felsen. Doch schon kurz nach Setarrif nahm der Weg an Höhe ab, anstatt nach oben, ging es immer tiefer, bis man kurz vor einer klaffenden Höhle stand. Septana verstand zunächst nicht, sie ging davon aus, dass irgendwo da ein kleiner Weg vorbei, nach oben, ging. Doch so kam es nicht.
Xen hatte sie schon erwartet, im Grunde ging er die ganze Zeit über voraus. Und wenn Septana so darüber nachdachte war ihr das auch lieber.
Ein Tag? Oder gar zwei Tage?
Septana wusste nicht mehr, wielange sie sich nun schon unter der Erde befand. Alles unter der Erde war bekanntlich Beliars Reich, Septana fühlte sich nicht wohl dabei, dass hier womöglich Kreaturen hausten, von denen sie nicht zu träumen wagte. Ein kalter Schauer ging ihr über den Rücken und sie musste sich sträuben vor Skrupel und Furcht, bei dem Gedanken wie aus dem Nichts von Untoten ermordet zu werden.
Immer wieder starrte Xen auf seine Karte und hielt seine Fackel gefährlich nah an das Pergament, immer wieder blickte er daraufhin auf um sich zu orientieren und immer wieder gingen an ihren Seiten Gänge ab, von denen Septana nicht wissen wollte, was darin war. Gesprochen hatte sie mit Xen bisher kaum, lediglich Warnungen wie, "Bleib ab jetzt dicht hinter mir!" oder "Ja nicht irgendwo anders abbiegen!" kamen aus seiner tiefen Kehle hervor.
Doch allmählich verfiel Septana der Hast. Sie sehnte sich nach Licht, Feuer und anderen Menschen. Sie hatten seit Ankunft in der Höhle nicht mehr geschlafen, zu groß war die Furcht zu sterben. Nun, eigentlich wäre man folglich allmählich schon längst aus dem Tunnel heraus, doch mehrfach hatte man sich verirrt. Septana hatte dennoch nicht wirklich etwas Furchterregendes bisher gesehen, denn bis jetzt hatte Xen sie immer sofort wieder in die richtige Bahn gelenkt, ehe sie einen Blick hätte erhaschen können.
So saß sie nun da, frierend aufgrund der Kälte und nervös wegen dem Adrenalin in ihrem Blut. Xen meinte, ein Tag wäre man wohl noch vom Ausgang entfernt. Morgen würde man ankommen, und Septana solle schlafen, sonst dreht sie noch durch.
Doch Septana hörte nicht hin, sie sehnte sich nach Wärme und Sonnenstrahlen... Einzig allein verwirrte sie dabei eines, waren dies nicht die Elemente Innos', wobei sie doch bisher stets Adanos Glaube geschenkt hatte...?
Vorsichtig nahm sie die Fackel, welche Xen einfach hingelegt hatte um den Schlafraum, welchen er vorher mit ein paar großen Steinen verbarrikadiert hatte, zu beleuchten, und starrte in die Flamme.
Das Feuer... mehrfach durchstreiften ihre Hand schnell und flüssig die Flamme, sie spürte wie ihre Hand dabei jedes Mal leicht anrußte... doch es tat gut.
Ihr fielen die Schriften der Magier Innos' von Khorinis wieder ein, "Dann schuf Innos den Mensch...".
Adanos erschuf einst die Welt.
Beliar das Tier.
Und Innos den Mensch.
Doch warum hatte sie da bis jetzt für Adanos gebetet? War es nicht Innos, der ihr Herr sein musste?
Urplötzlich durchfuhrt Septana ein seltsames Gefühl, von Reinheit, Kraft und Ordnung. Die Reinheit von Licht, die Kraft von Feuer und die Ordnung Innos' selbst. Alles würde eine Glut in ihrem Herzen beginnen zu lodern und sich zu entfachen. Sie sprach, auch wenn sie nicht wusste wieso, "Innos, meine Taten sollen in eurem Sinne sein.". Ihre Hände wurden warm, ihr Atem wieder heiß und ihre Angst vertrieben, langsam, aber sicher wog sie sich in den Schlaf, fernab von Angst gegenüber den Kreaturen Beliars.
War sie verrückt oder schenkte ihr Innos neuen Mut?
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Mirax irrte weiter durch das Gebirge. Na, großartig. Ob er nun hier irgendwo von wilden Tieren gefressen, verhungern, oder Septana einfach nie wiederfinden würde, es war alles sehr unangenehm. Corg hatte letztendlich wohl doch gewonnen. Doch Mirax gab nicht auf. Er wusste, dass Aufgeben garantiert nichts ändern würde und wenn er weiterging, würde er eventuell etwas finden. Die Chance, das der Weg zu ihm kam, war auf jeden Fall geringer also die, ihn zu finden. Also stapft Mirax weiter. Und tatsächlich fand er nach einiger Zeit einen kleinen Pfad, der ihn aus dem Gebirge herausführte. Doch die anfängliche Freude verflog bald, er war zwar im Freien aber nicht da, wo er herkam und auch in keiner Gegend, die er kannte.
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Neuling
Bämm fest entschloss seinen Mineneingang wieder freizuräumen, begab sich auf den Weg. "Bloß wohin, wo liegt dieser verdammte Ort noch gleich" brummte er in seinen Bart. Denn er mochte das wiederhallende Geräusch seines Brummens in den engen Gängen seines Stollens. Als ihm klar wurde, dass er wie so oft nicht richtig aufgepasst hatte, begab er sich zum früheren Lagerplatz der Wanderer. Um dort Hinweise zu finden, wohin er den gehen muss.
"Hm noch warm..." brummte er in seinen Bart.
Sein Blick fiel nicht etwa auf die Reste einer gemeinschaftlich genutzten Feuerstelle der Wanderer, sondern auf den bereits ausgenommenen Leib eines Huhns. Dieses hatte er in einer Felspalte am Wegesrand lautstark gackern gehört.
Es war ein besonders schönes Huhn, mit grün glänzenden Federn. Einem schwarzen Hals, in etwa so schwarz wie Bämms Füße als er noch Barfuß umherschlich. Aber das liegt nun schon lange zurück, schließlich gaben ihm die Wanderer ein Paar Sandalen. Er verschwendete keinen Gedanken daran, dass es sich bei dem Huhn vielleicht um ein wertvolles Zuchtexemplar handeln könnte
Im nächsten Moment sah Bämm sich nach allen Seiten um, streifte die Sandalen ab, und warf sie so weit er konnte von sich weg. "Diese blöden Dinger behindern nur meine Füße, Zivilisationsmüll. Die merken das eh nicht... so ist gleich viel angenehmer." grummelte er.
Seine Laune hob sich sogleich als er das knackende Geräusch vernahm, dass ein Huhn von sich gibt wenn man ihm den Hals umdrehte. Denn dieses Geräusch versprach ihm eine köstliche Mahlzeit.
Am Lagerplatz der Wanderer angekommen, bereitete er sich sein Huhn zu, indem er es schön knusprig schwarz brannte.Denn er mochte den Geschmack von verbranntem. Als die Sonne bereits unterging und er sein Huhn verspeist hatte, blendeten ihn die letzten Sonnenstrahlen, die an den schneebedeckten Gipfeln des Weißaugengebirges reflektiert wurden. Was seinen an Dunkelheit gewöhnten Augen überaus unangenehm war. Daher beschloss er immer in Richtung Sonnenaufgang zu wandern, damit ihm die Sonne wecke und er wärend des Wanderens nicht geblendet wurde. Ihm war damals nicht bewusst, das ein Gebirge auch mal ein Ende haben kann, und er seine geliebten Berge bald verlassen wird. So schlummerte er seelenruhig ein, nachdem er noch lange über die Geschichte mit dem reflektierenden Licht nachdachte.
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Wie gebannt blickte die junge Frau dem Himmel entgegen, suchte die Sterne und schien sie doch nicht zu finden. Schwärze lag über dem Land und beherbergte mit Feuchtigkeit geschwängerte Luft, die den Blick bis zu den Sternen nicht frei gab. Aber für yinnesell waren sie da, auch wenn sie nicht sichtbar waren. Sie schienen im Herzen der nachdenklich Gestimmten und sorgten dort für eine Art der Wärme, wie sie entstand, wenn der Geist sich seinen Sehnsüchten hingab.
Und jeder Stern erklang im Inneren der Frau und ließ Töne erkennen, die eine harmonische, aber auch melancholische Melodie anstimmten.
So schien für diesen Moment das Leid vergessen und platz für die Augenblicke zu sein, in dem der Mensch etwas empfand, wofür es die unterschiedlichsten Bezeichnungen gab. Hingabe, Sehnsucht, Erwartung, Freude und Hoffnung. Glaube! Augenblicke, die yinnesell nach vorne blicken ließen und ihr ein innerliches Nicken entlockten.
Den Blick vom Himmelszelt abgewandt und die Lippen in einem sanftem Lächeln geformt, suchte die Frau den Blickkontakt zu dem am Feuer sitzenden Lando. Doch stattdessen fixierten ihre Augen Calan.
„Habt ihr eine Familie, Calan?... Freunde, die irgendwo auf Eure Rückkehr warten?“.
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Die Frage – obwohl in gutem Willen gestellt – traf Calan. Er wusste nicht sofort zu antworten, obwohl die Antwort ebenso simpel wie kurz war: Nein. Er verhärmte sich, hasste den Gedanken daran, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Er presste die Lippen zusammen, als fürchtete er ein Schweigegelübde zu brechen und biss sich auf die Oberlippe. Es schmerzte, doch das gehörte zur Erinnerung. Doch es war Vergangenheit und dies hier war die Gegenwart, und außer Lando und Yinnesell hatte er derzeit niemanden.
Traurig schüttelte er den Kopf und wandte sich ab, wischte unsanft eine Träne ab, als ob es ihn nicht kümmern würde, ob er dabei ein ganzes Auge mitriss.
„Tschuldige, was im Auge“ log er und blickte wieder zu Yinne. „Sie sind alle gestorben, vor einiger Zeit. Wir waren eine Karawanserfamilie und wurden überfallen. Es haben nur ein paar Kamele überlegt. Und ich.“ ergänzte er, als ob er selbst unwichtig wäre.
Trauer um Angehörige, so hatte er einmal gehört, war nur eine Abart des Egoismus. Dass er nie mehr mit ihnen reden konnte, sie nie wieder sehen würde. Da war es nur rechtens, sich selbst als unwichtig anzusehen.
„Und du?“
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„Ich?...“, erwiederte die Dunkelhaarige irritiert, „... weiß es nicht“.
Die Frage nach ihrem Status klang an dieser Stelle unpassend in den Ohren. Unpassend auf sie zu antworten, wo sie einen Menschen vor sich sah, der ein schlimmes Schicksal erlitten hatte. Es war nicht unbedingt nur das Entsetzen, welches die Frau dazu trieb, mehr über den Tod der Erwähnten hören zu wollen, sondern auch ein großes Maß an Neugierde. Glücklicherweise besaß die junge Frau dennoch genug Feingefühl, auf weitere Fragen zu verzichten. Und so blickte sie unangenehm berührt zu dem Nordmann, ehe sie erneut in leisen Tönen das Wort ergriff.
„Was ich derzeit habe, sitzt hier mit mir am Feuer“, und damit endete das Bedürfnis sich zu erklären.
„Vor uns liegen die Berge, Lando. Wie geht's nun weiter?“. Eine Möglichkeit, den zum Rollen gebrachten Stein zum Stoppen zu zwingen. Eine sehr gute Möglichkeit.
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Der junge Nordmann stocherte im Feuer herum, während Calan und Yinnesell sich unterhielten. Auch er hatte keine Familie mehr. Und keine Heimat. Irgendwie fühlte er sich hier auf Argaan so verloren… es gab ein paar wenige Menschen, denen er gefolgt wäre… aber Redsonja war nicht hier, auch nicht Raad. Kein Colodis, kein Stylios. Er schnaubte kurz, ein nordmannisch, grimmiges Seufzen.
Kurz schielte er zu Yinnesell herüber. Hatte er es sich deshalb in den Kopf gesetzt auf sie aufzupassen? Um eine Aufgabe zu haben? Um nicht allein zu sein?
„Das kommt drauf an, wie fit ihr seid.“, meinte er schließlich, „Ich habe einen Pfad entdeckt, der weiter hinauf führt. Vielleicht zu einem kleinen Pass. Wir können versuchen hinüber zu kommen in einer möglichst direkten Linie… oder wir folgen den Ausläufern gen Süden, bis zum Ende und umrunden die Südspitze. Mir ist es gleich, aber ich glaube vom Gebirge aus hätte man einen interessanten Blick über die Insel, wenn wir Glück haben.“
Der Nordmann griff nach einem Stück Holz, das neben dem Feuer lag. Die Vorräte gingen zur Neige, einer der beiden Männer würde demnächst neues suchen müssen. Alleine wollte er Yinnesell nicht los schicken, aber sie alleine am Lagerfeuer zurück zu lassen kam auch nicht in Frage.
„Allerdings weiß ich nicht, ob Yinnesell nicht frieren wird.“, warf Lando ein mit Seitenblick auf sie, „Vielleicht lässt sich ein Fell organisieren… oder sie nimmt meinen Umhang, meine leichte Rüstung ist aus Nordmar und eigentlich ganz gut kältetauglich, wenn ich sie komplett anlege.“
Wieder wanderte sein Blick hinüber zu seiner weiblichen Begleitung. Irgendwie machte ihr Anwesenheit ihn wieder… unruhig. Er hatte nichts gegen sie, ganz und gar nicht. Aber es fiel ihm schwer ab und an sich zu konzentrieren, wenn sein Blick auf sie fiel. Er versuchte sich abzulenken, indem er zur Bogenpflege überging.
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Was wollte Mani jetzt schon wieder? Er hatte ja gar nichts getan! Und Scorps Antwort war auch nicht wirklich zufriedenstellend, doch Denniks Auftrag etwas herauszufinden stand immer noch und über seine Fähigkeit in der Wildnis zu überleben durfte Scorps sagen so viel er wollte, aber den Dieb einfach nur in allem und jedem schlecht zu machen, wollte er sich dann doch nicht gefallen lassen.
"Ich kann dir neues besorgen, wenn wir mal wieder in Zivilisation sind. Sonst hab ich dir aber nichts getan, also beruhig dich!", meinte er zuerst an Mani gewandt, bevor er zu Scorp sprach.
"Ohne Waffen kann ich kämpfen! Das kann in der Stadt nützlich sein, gegen Razor aber nicht. Dennik hat vorher seinen Instinkten vertraut, was aber falsch war, also nützt das auch nicht immer was und nichts davon hilft uns zu wissen, was man essen kann."
Ganz im Gegenteil, Instinkte mochten schnell dazu treiben eine schön aussehende Frucht zu essen, die in Wirklichkeit hoch giftig war.
Nur in Punkt in Scorps Vorwürfen machte vermutlich Sinn, auch wenn Rekhyt es nie ganz verstehen würde. Weniger denken! Gilbert hatte ihm das schon wieder und wieder gesagt, aber der Schweigsame sah keinen Fehler darin eine Sache zu durchdenken bevor man sich Hals über Kopf hineinstürzte.
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Mani wandte sich leicht genervt an Scorp:
» Pah. 2-3 Krautstängel am Tag hat noch keinen geschadet. Man sollte es auch nicht übertreiben.
Nichts getan? Er hat ihn nichts getan? Wegen ihm liegt ein Stängel im Dreck und muss leiden. Und Mani leidet mit. Der Nordmann erinnerte sich zurück als Taeris ihm in Faring zum ersten mal einen Stängel angeboten hat. Damals verabscheute er dieses Zeug, aber heute liebt er es. Ja so schnell ändern sich die Zeiten.
» Du willst kämpfen? Seit wann sind Diebe in der Lage zu kämpfen? Etwas anders als stehlen könnt ihr sowieso nicht « teilte er dem Schweigsamen mit einem arroganten Unterton mit.
» Geh lieber ein paar Leute ausrauben und somit sind alle glücklich « raunte er ihm zu. Scorp verzog wieder das Gesicht.
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Starr blickte der Varanter in das Feuer. Er war seltsam ruhig, nachdem Yinnesell ihn angesprochen hatte, hing seinen eigenen Gedanken nach, die in seinem Kopf tanzten wie die Flammen, die er so aufmerksam beobachtete. Wie oft hatten sie ein solches Feuer gemacht, damals. Hatten darum gesessen, hatten geredet, gegessen, gelauscht. Wie oft hatte er dann seine Flöte hervorgeholt und eine Weise gespielt, oder einfach gelauscht, wenn eine der alten Sagen der Wüsten erzählt wurde. Er würde ihnen wohl nie wieder lauschen.
Prompt stand er auf, streckte sich kurz und blickte die beiden an. „Ich muss mir die Beine vertreten“ sagte er, doch es steckte mehr dahinter. Er brauchte Zeit allein, musste nur die Ruhe hören, der Stimme der Wildnis lauschen.
Die Hitze des Feuers verklang in der Nacht, das Gefühl von Schwere fiel von ihm herab, als er die kalte Luft atmete. Es war befreiend, als die Kälte seine Lungen erreichte und er auch die Stimmen der beiden nicht mehr hörte. Weder ihre Stimmen noch das Prasseln des Feuers. Nur den Wind, das Raschelnd der wenigen übrig gebliebenen Blätter, das leise Quieken einer Maus, die sich tapfer durchs Leben schlug – tapferer als er, der doch die Möglichkeit hatte den Fuchs, der ihm nachstellte, zu erledigen.
Ihn erledigen. Eine Ausdrucksweise, die ihm nicht behagte, doch der Gedanke daran fühlte sich dennoch gut an. Er fragte sich, ob er sich danach wirklich besser fühlen würde, doch er wusste auch, dass er vorher nicht zur Ruhe kommen würde.
Ein hüfthohes Gebüsch erregte seine Aufmerksamkeit. Wie es so still verwurzelt dastand und allem trotzte. Kurzerhand trat der junge Mann näher, Schritt darum herum und blieb stehen. Das hatte er nicht erwartet, auch wenn es in dieser Gegend wohl nicht unbedingt etwas war, womit man nicht rechnen konnte.
„Lando!“ rief er. „Yinnesell! Kommt mal her!“
Er hoffte, dass sie nicht verärgert waren, wenn er sie nur deswegen rief, doch er hatte so etwas noch nie vorher gesehen. Er wollte wissen, was sie davon hielten.
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Der Hüne zog die Augenbraue hoch... das war ja mal ganz neu, dass der Typ kämpfen konnte... still genug um Hinterlistig zu sein war Rekhyt allerdings, es also unnötig herauszufordern war hier nicht zu raten, entweder zeigte er es im richtigen Moment oder eben nicht.
Mani warf er bloss einen vernichtenden Blick zu, wenn er die Kinderkacke wirklich zum Dampfen bringen wollte... bitte sehr, wenn Scorp mit etwas kein Problem hatte, dann war es Nervensägen loszuwerden und das konnte so brutal geschen wie es wollte.
"Die Antwort auf die meisten deiner Fragen liegen doch auf der Hand... scheinst ja doch nicht so viel zu denken wie es scheint." meinte der Hüne herablassend. "Was hat der Razor was du nicht hast? Ist das Tier mit dem Fluchtinstinkt ein Jäger oder eher Beute?" man konnte Scorps Meinung nach nicht einfach jemandem erklähren, wie er sich zu verhalten hatte. Wenn Dennik in Panik ausbrach, wenn er Razor sah, dann war er einfach nicht dazu geboren sich mit grossen Raubtieren anzulegen und schlichtweg geistig zu schwach dafür.
"Und was du essen kannst und was nicht... woher soll ich das wissen, iss was andere essen ohne umzufallen, koche oder brate, was dir unsicher erscheint... wenn du solches Zeug wirklich lernen willst frag einen erfahrenen Jäger. Ich bin ein Krieger kein Survivalspezialist."
Sie begannen nun den steilen Berpfad zu erklimmen und gewannen rasch an Höhe. Würde es nicht dunkeln so würde man wohl langsam etwas an Übersicht über das Umland gewinnen.
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Der Nordmann hörte Calans Stimme zuerst. Seine Ohren waren auf die Jagd und die Wildnis eingestimmt. Er hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die der Reisegefährte verschwunden war. Nun gut, es konnte nicht schaden, wenn er sich auch ein wenig die Beine vertrat.
„Komm bitte mit. Ich lasse dich ungern nachts alleine hier.“, bat er Yinnesell, die sich ebenfalls erhob und Lando folgte, wie er Calans Stimme folgend den Hang entlang stapfte.
Das Geröll war hier teilweise relativ locker, man musste darauf achten, wohin man trat.
Schließlich erreicht er Calan an einem Gebüsch, wie er scheinbar konzentriert und interessiert auf etwas herab blickte. Lando näherte sich und sah etwas Weißes in der Nacht blitzen. Er spähte neben Calans Schulter vorbei in das Gestrüpp. Ein Jäger. Oder Glücksritter. Oder Wanderer. Oder vor vielen Jahren vielleicht mal einer gewesen.
„Der hat seine besten Tage hinter sich…“, meinte Lando.
Die Knochen lagen bereits lange blank, waren vom Staub und Geröll bereits ergraut. Die Kleidung war zumindest noch teilweise erhalten, ein robuster Stoff mit Lederstücken. Der Nordmann legte den Kopf schief. Das Bein war in einer seltsamen Weise abgeknickt. Vielleicht hatte er sich das Bein gebrochen? War er abgestürzt? Der Hang war hier nicht besonders steil, erst viel weiter oben begannen die Felswände.
„Hmm…“, brummte Lando schlicht.
Am Gürtel des toten Burschen hing ein Langdolch… oder vielleicht auch ein Kurzschwert, der Übergang war da ja oft fließend. Ein Lederköcher, der noch halbwegs zusammen hielt. Allerdings schienen die Pfeile alle gebrochen und die Federn waren auch schon längst ausgegangen.
„Wir sollten ihn begraben… irgendwie… Steine auf ihn häufen oder so.“, schlug Lando vor, „Das gehört sich, finde ich. Sein Geist kann die Reise zu seinen Ahnen nicht antreten, wenn er nicht beerdigt wird.“
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Einmal dachte er zu viel, dann wieder zu wenig... Aber gut, immerhin sprach Scorp jetzt zumindest, über den genervten Ton sah Rekhyt einfach hinweg. Er selbst hielt ja nichts von Höflichkeit.
"Er ist ein Jäger, hat Zähne, Klauen und robuste Schuppen!"
Das wäre die Antwort auf Scorps Fragen, ob er sie noch haben wollte oder nicht, wusste der Dieb nicht, doch sagte er es einfach. Sicher war er sich bei all dem auch nicht, schließlich hatte er weder die noch irgendwelche anderen Viecher je studiert, aber das Biest hatte weder ängstlich noch zerbrechlich oder schwach ausgesehen, also würden die Aussagen hoffentlich stimmen. Scorp Unsicherheit hören zu lassen war dabei nicht nötig, entweder er hatte Recht und wirkte überzeugt oder er hatte unrecht.
Was das Essen anging gefiel dem Schweigsamen der Vorschlag des Kriegers. Mani würde sich sicher als so wichtig empfinden, dass er das Recht beanspruchen würde als erstes zu essen und dann würde man den Effekt sehen. Nur langsam wirkende Gifte wären dann ein Problem, aber so genau wollte er jetzt gar nicht ins Detail gehen. Die Sache mit dem Abkochen war hingegen hilfreich und durchführbar, selbst ohne Vorkoster.
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"Waffen und Rüstung, die er einzusetzen vermag." fügte der Hüne zum Razor an... so schwer war die Antwort jetzt auch nicht gewesen. "Die Antwort darauf, was du brauchst um in der Wildniss zu überleben, geben dir die Viecher die darin leben." schloss Scorp ergänzend ab... damit hatte es sich hoffentlich mit der Ausfragerei. Der Veteran mochte sowas nicht, schon gar nicht wenn er für etwas angehimmelt wurde, was er nichteinmal sonderlich gut konnte.
"Aber vieleicht teilst du mir noch mit, was dich gestochen hat, dass du plötzlich redest?" ja vieleicht konnte eine Frage ablenken und vieleicht konnte der Typ ja auch unterhaltend sein.
Es war eine klare Nacht und trotz der Dunkelheit bekam die kleine Gruppe je höher sie stiegen unter dem Sternenhimmel eine beeindruckende Aussicht zu Gesicht.
In der ferne erkannte man die tiefschwarze Fläche des Meeres. Unter ihnen breitete sich eine bizarre zackige Landschaft aus in welcher an einzelnen Stellen irgendetwas brannte oder glühte. Wie Lagerfeuer sah es aber nicht aus.
Im Süden lag ein besonders spitzer Berg oder vieleicht sogar ein Turm... irgendwie erinnerte die Szenerie an das Kastell von damals. Der Hüne hielt es zwar für unwahrscheinlich, aber nachdem er das Ding im Minental, auf Khorinis und dann auch noch in Bakaresh zu Gesicht bekommen hatte, hielt er alles für möglich.
Gegen Norden erkannte man das Blätterdach des Dschungels, der wie eine nächtliche Wiese wirkte, die im Wind wippte.
Geändert von Brosh dar Urkma (11.02.2011 um 15:23 Uhr)
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Es gab Leute in dieser fantastischen Welt, die waren der Ansicht, einen Toten zu erblicken wäre etwas Normales. Es gab Leute, die sich fasziniert damit brüsteten, zerlegte Körper und einen letzten irren Blick im Anlitz eines Verschiedenen gesehen zu haben. Ja – es gab in dieser Welt, in der Krieger und Magier sich behaupteten Menschen, in deren Augen ein Toter nicht mehr war, als die Überreste eines einst lebenden Wesens. Vielleicht sogar eine Trophäe in einer Sammlung von Morden, die sie begannen hatten.
Erneut unangenehm berührt blickte die junge Frau vorsichtig auf die Knochensammlung. Die Hand dabei fest auf den Mund gepresst, als könnte irgend etwas ekelerregendes von dieser Ansammlung noch ausgehen. Und obwohl yinnesell bemerkte, das dieses Skelett überhaupt nichts mehr verströmte, blieb die Hand immer noch fest auf den Mund gepresst, wärend aus ihren Augen die Emotionen sprachen.
Sie schüttelte den Kopf und nickte schließlich. Ein Begräbnis für das arme Schwein, das vielleicht bei einem ähnlichem Vorhaben wie das der Reisenden sein Leben lies.
Wärend Lando Klinge und Köcher begutachtete, bediente Calan sich an einem Bogen, der scheinbar einen gewissen Wert besaß. Wertvoll genug, um ihn den Gefährten mit wachem Blick zu presentieren. Und da yinne nicht einen Hauch von Waffenkenntnissen besaß, kommentierte sie diesen Fund einfach nur mit einem Grunzen.
Aber zurück zu dem Leichnahm... zurück zu den Emotionen der Frau, die sich im Laufe der Untätigkeit langsam wandelten. Weg der Hauch eines Trauergesangs. Hinfort die Klänge gefühlter Furcht bei der Begehung das gleiche Schicksal erleiden zu müssen...
„Wer sagt Euch, das dieser Mensch Erlösung verdient hat?...“, da war er wieder... der Gedanke an Khaled und all das, was er der Tänzerin angetan hatte.
„Vielleicht verdienen diese Überreste nicht mal mehr einen Funken von Aufmerksamkeit“.
Da nahm das Weib einen Stein und schlug ihn mit aller Wucht auf den Skelettschädel.
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Die Frage konnte man Scorp nicht verübeln, vor allem wo er bis dahin so gut wie gar nichts gesprochen hatte und wenn jemand versuchen würde Rekhyt so auszufragen wäre er auch genervt.
"Du Gruppe wird nicht ewig halten" Was hielt denn schon ewig? "bevor ich nachher keine Ahnung hab, frag ich lieber jetzt. Und du hast die meiste Ahnung hier."
Die meiste Ahnung hieß nicht, dass er ein Spezialist war, besonders wo er keine große Konkurrenz hatte, aber so wie es aussah, war er alles andere als ahnungslos.
Dass es Denniks Auftrag gewesen war etwas herauszufinden fügte er nicht hinzu, es würde sonst zu sehr danach klingen als wäre er Dennik unterstellt und das war er nicht. Dennik war ein guter Freund und deshalb brauchte es nicht viel, damit er seinen Aufträgen nachkam, aber etwas was gegen seinen Willen wäre würde er trotzdem nicht tun.
Auch auf Mani ging er nicht weiter ein, es hatte sowieso keinen Sinn. Er war Dennik angegangen wurde geschlagen und hatte er etwas gelernt? Nein! Jetzt ging er Rekhyt an, würde wieder geschlagen werden und wieder nichts lernen. Sobald ein Grund bestand seine Fähigkeiten zu zeigen, würde er dies tun, doch davor durften Mani und Scorp daran zweifeln, wenn sie unbedingt wollten.
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Calan schien im ersten Moment ebenso erschreckt wie Lando, als Yinnesell plötzlich in einem Anfall von Wut oder Hass oder Zorn oder was auch immer es war auf den Schädel einschlug. Der Schlag war nicht allzu stark, dennoch splitterte ein wenig des Knochens von der Schädeldecke ab.
„Yinne!“, Lando griff nach dem Arm der Frau, als sie ihn gerade wieder zum Schlag erhob, „Hör auf, du verletzt dich nur noch selbst!“
Yinnesell versuchte sich aus seinem Griff zu befreien und beinahe wäre es ihr gelungen. Immerhin war sie Tänzerin und verstand es scheinbar sich zu winden. Lando aber war nicht gewillt sie weiter auf den Toten eindreschen zu lassen. So legte er kurzer Hand beide Arme um sie, so, dass ihre Arme an ihrem Körper fixiert waren. Sie wand sich noch immer, aber Lando hielt sie fest.
Nicht zu fest, um ihr nicht weh zu tun, aber fest genug, dass sie ihm nicht wie ein nasser Fisch entwischen konnte. Er hoffte nur, dass sie nicht auf die Idee kam sich ruckartig zu strecken, ihrer Größe wegen hätte das schmerzhaft für sein Kinn werden können.
„Lass den Stein los…“, bat er sie mit ruhiger Stimme, „…lass los, bitte.“
Als sie zunächst nicht reagierte, wiederholte er noch einmal „Lass los“ leise, behutsam fast.
Und vielleicht steckte in seinen Worten mehr als nur die Bitte den Stein los zu lassen. Vielleicht wäre es gut für sie noch etwas anderes los zu lassen.
„Der hier hat dir nichts getan.“, murmelte er leise, „Ich weiß nicht, wie er sein Leben gelebt hat, daher steht es mir nicht zu über ihn zu richten. Aber ihn hier so liegen zu lassen, wenn wir uns schon an seiner Ausrüstung bedienen, ist kein feiner Zug. Egal ob er Erlösung verdient hatte oder Verdammnis.“
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„IHR... bedient Euch seiner Ausrüstung“, regte die Dunkelhäutige sich auf und lies den Stein fallen.
„ICH... bediene mich gleich ganz anderer Dinge, wenn Du...“, yinne biss sich auf die Zähne. In Gedanken hatte sie die Genitalien Landos schon im festen Griff, doch etwas an seiner Art... etwas in ihr... irgend Etwas hinderte sie daran, sich dem Mann gegenüber auf solch eine Art und Weise erwehren zu wollen.
Daher verstummte der Mund für den Augenblick, wärend ihr Leib immer noch unter Anspannung in der Umklammerung des Nordmanns lag. Ihre Augenlider flackerten und schlossen sich schließlich. Und dann murmelte die Dunkelhaarige ebenso...
„Nicht los lassen“.
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Der Nordmann erwiderte nichts, kam Yinnes Bitte schlicht nach. Calan blickte verunsichert zu den beiden, dann zum Skelett. Er murmelte etwas von „…morgen bei Tageslicht…“ und entschied sich scheinbar schon mal zum Lagerfeuer zurück zu kehren. Vielleicht war ihm die Situation irgendwie unangenehm.
„Yinne…“, murmelte Lando gegen das Haar der Tänzerin, „…ich mach mir Sorgen um dich.“
Das war die Wahrheit, auch wenn Lando nicht einmal wirklich sagen konnte warum. Er lockerte seinen Griff etwas, um ihr mehr Raum zum atmen zu lassen, hielt sie aber vorerst weiter fest, immerhin hatte sie ihn darum gebeten.
„Weil… weil ich dich gern hab.“, fügte er hinzu.
Irgendwie jedenfalls. Vielleicht nicht so verzweifelt und herzzerreißend wie er eine andere gern hatte… aber die Vorstellung, dass es Yinne schlecht gehen könnte, beschäftigte ihn. Und die Tatsache, dass er nicht wusste, wie er ihr helfen könnte. Scheinbar hatte es ja nicht gereicht sie aus der Stadt zu bringen, in der dieser ihr verhasste Mensch verweilte.
„Was mach ich nur mit dir?“, murmelte er mehr zu sich, doch konnte die Frau in seinen Armen das wohl genauso hören.
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Leg mich flach..., war die gedachte Antwort. Und bei dieser Art der Äußerung blieb es auch, nicht nur, weil yinnesell in ihrem Innersten nicht wirklich frei war, sondern weil im Bezug auf eine Bindung zu Lando zu viel auf dem Spiel stand.
Stattdessen schmiegte die Tänzerin ihren Leib an den des Nordmanns, wie Menschen es taten, die Zärtlichkeiten miteinander austauschen wollten. Bemerkend, wie das Zittern in ihrem Innersten sich verstärkte, jedoch auch die Barriere in ihrem Hirn.
Eine Mischung aus Erregung und Zurückhaltung stellte sich ein, die sich dadurch bemerkbar machte, das leise Seufzer ihrem Munde entwischten, wärend ihre Hände einer weiteren, möglichen Annäherung Einhalt geboten. Bereit vor dem männlichen Leib flüchten zu können... Bereit die Flucht zu beenden.
„Mir ist kalt“, war keine Antwort, aber eine Tatsache.
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