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Ehrengarde
Nach dem, was der Wegelagerer über Setarrif gehört hatte, war er sich ziemlich sicher, dass er sich hier nicht sonderlich wohl fühlen würde. Das war nicht seine Welt. Einem König dienen, sich in irgendeine Akademiehierarchie einordnen und dazu noch eine derartig große Stadt. Eine Stadt, in der vermutlich noch mehr solches Gesocks wie der Dieb von gestern Abend rumrannte und in der trotzdem irgendwelche Wachen versuchten für so etwas wie Recht und Ordnung zu sorgen. Nein, so etwas brauchte er nicht. Das einzige Gute war die Taverne, aber dafür brauchte es keine Stadt. Sogar die in Al Shedim hatte eine deftige Kneipenschlägerei hergegeben. Und die besten Kneipen fand man sowieso da, wo nicht so viele Leute waren, und jeder auf sich selbst aufpassen musste. Die Harpiye auf Khorinis, die Taverne auf Onars Hof, die Hammerclantaverne. Ja, da konnte man Zechen und sich prügeln. Aber hier? Das würde nur in unnötigen ärger ausarten.
Nichts desto trotz saß der Wegelagerer wieder mit Carras in der Taverne. Viel mehr zu tun hatte er sowieso nicht und so lange er nicht den Dieb mit seinem Gold finden würde, konnte er auch nicht viel tun.
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Nachdem Colodis zustimmendes Gemurmel von sich gab, nickte San Daran zufrieden.
"Vielen Dank.", sagte er. "Wo kann ich dann die Felschmiede abholen?"
Doch der Nordmann gab keine Antwort, sonder hockte sich auf den Boden. Ob er wohl gemerkt hatte, dass er auf einem Rattenkopf saß?
Er schien gerade wieder in Gedanken versunken und depresiv, also störte San ihn nicht weiter sondern verließ die dunkle Gasse.
Hier auf der Straße schien es viel heller und einladender.
Jetzt eilte San wieder zurück zur Schmiede, um weiter an den Waffen zu arbeiten.
Er trat ein und sofort wurde ihm wieder viel wärmer. Er zog seine Schürze über und atmete den Geruch von brennender Kohle ein.
Rutfort trat auf ihn zu.
"Ich habe nochmal beide Schwerter geschärft und die Scheide von Damyens Schwert poliert."
San nickte. Bei dem Dolch und dem Messer waren die Griffe schon fertig, aber die Klingen fehlten noch. Die Scheide vom Messer war auch fertig.
Der Schmied ging zu Bereks Schwert, suchte dann ein Lederband und wickelte es um den Griff.
Er probierte es aus, doch es fühlte sich zu glatt an. Deshalb nahm ein ein anderes, wickelte es herum. Nun war er zufrieden und trug Rutfort auf, es gänzlich zu befestigen.
Dann ging er zu der Scheide von dem Schwert. Das lange Lederstück hatte er schon gefunden und es von der Größe her zu der vom Schwert angepasst.
Der Wolfskopf vorne war ganz schön schwer gewesen und nach mehreren Versuchen hatte er es schließlich respektabel geschafft.
er hatte ihn sogar schon vorne mit einem anderen Stück Leder befestigt, nur die Befestigung an der Parierstange fehlte.
Dann hörte er es am Türrahmen klopfen und schaute auf.
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Unter Taeris trainiert? Interessant, folglich war es wohl das Beste, erstmal herauszufinden, zu was Gedyon bereits imstande war. Besonders verheißungsvoll klang das, was er erzählt hatte, zwar nicht, aber Deloryyan hatte ja ohnehin keine Erwartungen gehabt, also konnten diese eigentlich nur übertroffen werden. Mit entschlossenem Blick führte er seine Hand an seine Waffe und zog das Schwert mit festem Griff heraus, woraufhin Gedyon ihn überrascht anblickte.
"Für den Anfang etwas ganz Einfaches, zieh deine Waffe und greif mich an, los!", sagte er bestimmt und bezog gegenüber seines Schülers Stellung. Dieser zögerte noch einen Moment lang, tat dann aber, wie ihm geheißen und zog ein relativ grobes Schwert aus dessen Scheide hervor. Zaghafte Angriffsversuche folgte, welche Deloryyan allerdings nichtmal an den Rand leichtester Bedrängnis brachte. Gedyon wirkte noch gehemmt und etwas ängstlich, was angesichts des Vergleichs auch kein allzu großes Wunder war.
"Los jetzt!", sprach er etwas lauter und ließ seine eigene Klinge einige Male in der Luft kreisen. "Greif mich an, egal wie, zögere nicht und nimm keine Rücksicht auf mich, verstanden?"
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„Hilf mir fegen“, sagte die alte Frau und reichte Fross mit säuerlichem Blick den Besen. Der Nordmann nahm ihn entgegen und begann zu fegen. Er hinterfragte nicht, wer die Alte war und warum sie ihn zum Fegen verdonnerte, er tat es einfach.
Und so war er im Armenviertel mit Fegen beschäftigt, schob hier und da etwas Dreck zusammen und die Stufen hinab zum nächsten armen Tropf, der dieser Aufgabe vermutlich bei Tageslicht nachkam. Er fegte, bis die ohnehin schweren Arme ihm abzufallen drohten. Dann kam die Alte, riss ihm den Feger aus der Hand und zeigte auf das Haus.
„Komm rein, es gibt Essen.“
Fross zuckte mit den Schultern und folgte ihr in die ärmliche Küche. Ein Süppchen köchelte in dem Topf über dem Feuer und um den Holztisch hatten sich drei Jungen verschiedenen Alters, aber nicht älter als zwölf, versammelt. Sie alle starrten mit großen Augen zu dem Hünen hinauf.
Die Alte, plötzlich hinter ihm, schob ihn weiter in den Raum und klopfte auf eine freie Stelle am Tisch, an die er sich setzte. Keiner sprach ein Wort, als das Essen aufgetragen wurde. Die Suppe roch nach Wasser, falls Wasser denn einen Geruch hatte, doch die Jungen löffelten rein und Fross, der vor Hunger beinahe umkam, tat es ihnen gleich; dabei war die Suppe wenig sättigend. Als Fross fertig war, wischte er sich den Mund ab und hielt die Schüssel hoch.
„Nochmal“, verlangte er, und die Alte kam der Anfrage nach, wenn auch widerstrebend. Auch die zweite Portion gab ihm nicht viel an Magenfüllung, doch als er erkannte, dass er der einzige war, der noch aß, und die anderen ihn mit einem Blick, den er nicht zu interpretieren wusste, anstarrten, ließ er es dabei bewenden.
„War gut“, sagte er, hob Bär, der sich inzwischen wieder an seinem Schuh festklammerte, auf den Tisch und ließ ihn seine Schüssel auslecken. Die verhutzelte Alte zog eine Augenbraue nach oben, tat aber nichts. Warum auch immer er hier war, offenbar ging es darum, ihn bei Laune und anwesend zu halten. Dennoch schwiegen sie ihn an. Bis einer der Jungen die Stille brach.
„Du hast keinen Schatten“, stellte er fest, der blonde Bursche, und Fross zuckte mit den Schultern: kommt vor. Bevor wieder eine Stille eintrat, setzte er nach: „Aber warum?“
„Vielleicht…“ – „Er ist verflucht“, antwortete die Alte, bevor Fross seine Worte – Vielleicht hat es ihm nicht mehr gefallen bei mir. – ganz aussprechen konnte. „Genau wie die Ratte.“
Da fiel es Fross zum ersten Mal auf: auch Bär hatte keinen Schatten mehr. Der Nager quiekte, als der Nordmann ihn aus der Schüssel hob und genauer betrachtete. Tatsache. Kein Schatten. Vielleicht fand das Kleinvieh ihn deshalb so anziehend.
Der rothaarige Hüne setzte das strampelnde Etwas wieder in die Schüssel.
„Verflucht“, sagte er nachdenklich, „das kann auch sein.“ Aber wer würde mich verfluchen wollen? Er kannte nur einen Magier – Kialar – und war der imstande, ihm soetwas anzutun? Sowohl was sein Können, als auch ihre Freundschaft betraf? Er würde nach Thorniara zurückkehren und ihn fragen müssen. Solche Fragen durften nicht unbeantwortet bleiben.
„Von einer Hexe“, sagte die Alte. Fross kannte keine Hexen, falls Kialar nicht zufällig eine war. Er passte nicht in das typische Bild der Hexe, das sein Großvater manchmal beim Lagerfeuer heraufbeschworen hatte: alt und verunzelt. Vielleicht war ein neues Zeitalter angebrochen? Nein. Er konnte Kialar nicht verurteilen, bevor er es nicht besser wusste. Er musste sich Gewissheit beschaffen – aber erstmal ging seine Ausbildung vor, mit der er sich so schwer tat, deren Erfolge er aber zu feiern wusste, auf seine ganz eigene Art. Heute mit Fegen und Wassersuppe und einem Gespräch über Hexen und Ratten ohne Schatten. Ratten, Schatten, das reimte sich. Er drückte Bär gerade einen Zeigefinger in den Nacken, als sich die Tür zu der Behausung öffnete und zwei Männer eintraten, begleitet von einer Fuhre frischen Winds. Die Hände an den Schäften ihrer Schwerter standen sie da und Fross musste sich zur Tür umdrehen, um einen genauen Blick auf sie zu bekommen. Und sie auf ihn.
Der Nordmann legte seine Hand an sein Schwert, bereit zu ziehen und zu verteidigen, was zu verteidigen war, auch wenn er woh auf verlorenem Posten stand.
„Du schuldest uns Geld“, sagte der eine Mann.
Für Fross ungewohnt beschwichtigend trat die Alte vor und ihre Worte waren kaum mehr als ein leises Betteln.
„Bitte, wir haben doch nichts. Noch nicht. Aber wir können unsere Schuld bald begleichen. Wenn ihr uns noch diesen einen Aufschub lasst.“
Die Männer starrten die Frau an, dann den kampfbereiten Fross, und sie schienen zu dem Entschluss zu gelangen, dass eine Konfrontation mit dem Hünen auch nachteilig enden könnte, also zogen sie Leine. Nicht, ohne noch ein paar Tonkrüge zu zerbrechen, die der Hüne der Mühe nicht wert hielt.
Deshalb war er also hier.
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"Guten Abend, San!"
Der Schwarzhaarige stand im Türrahmen zur Schmiede und hatte gerade geklopft. Er lächelte San entgegen, der direkt nach seinem Klopfen aufgeblickt hatte.
"Heute wohl 'ne bessere Reaktion als Gestern, was?", sagte Damyen lachend und klopfte dem Schmied auf den Rücken.
"Wie läuft das Handwerk? Denkst du, du wirst noch lange brauchen?"
Er ließ seinen Blick durch die Schmiede schweifen. Er sah ein paar Klingen, welche aufgrund des Schmiedefeuers in einem rötlichen Licht schimmerten. Außerdem sah er diverse größere Lederstücke, wohl für Schwertscheiden.
Er sah einen anderen Mann in der Schmiede geschäftig herumlaufen, der ein schönes Schwert mit einer seltsam geformten Klinge herumtrug.
Wow, das ist mein Schwert...es ist ja wirklich großartig geworden! Der Kerl hat echt was drauf...
Er blickte den Schmied voller Erwartung an. Dieser wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte zu einer Antwort an.
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„Verstanden“, knurrte der angehende Krieger und sprang vor, holte weit mit der Klinge aus und machte einen Hieb, von dem er hoffte und zu wissen schien, dass er mit ganzer Wucht treffen sollte. Pure Kraft, kein albernes Getue mit der Klinge, wie es die Klingen taten als auch die Menschen Varants, denen Gedyon schon beim Kämpfen hatte zugucken dürfen.
Deloryyan blockte ihn nicht, nein, er wich aus, jedoch auf eine Art und Weise, die derart spielerisch wirkte und mit einem solchen Grinsen unterlegt war, dass es dem Hünen so vorkam, dass es dem Schwertmeister nicht einmal großartig Mühe gekostet hat. Auch den nächsten Angriffen wich der Mann aus, als würde da kein Hüne mit Klinge stehen, sondern ein Jüngling mit Zahnlücke und Holzschwert.
„Bei Adanos!“, rief Gedyon letztendlich aus, als Deloryyan zwar nicht auswich, den Hieb aber derart gut blockte, dass der Angreifer keine zwei Sekunden später blutend am Boden gelegen hätte. „Lass’ dich endlich mal treffen!“
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Ausgeschlafen und erholft von gestern Abend gingen Rekhyt, Illdor und Dennik die Treppe der Taverne hinunter in den Schankraum. Sie wussten noch nicht, was sie heute machen wollten, Dennik war noch nicht dazu gekommen sich etwas einfallen zu lassen, doch vermutlich würden sie wo einbrechen und er würde seine Schüler dort ein, zwei Schlösser knacken lassen, doch ehe er weiter über dieses Thema nachdenken konnte, sah er ihn. Den fremden Wanderer, welcher ihm an die Gurgel wollte. Abrupt blieb Dennik stehen, offensichtlich hatte der Fremde nichts bemerkt, sie also noch nicht gesehen und das obwohl er, nicht wie sein Sitznachbar ihnen den Rücken zu gedreht hatte.
"Illdor, Rekhyt es gibt noch ein paar Sachen, die ihr als Dieb können müsst, auch wenn ihr das sicher seid, ich sags nur, weil es Vryce mir auch ständig eingetrichtert hat. Schätzt die Situation ein, ob im Kampf, beim Stehlen oder jetzt", mit diesen Worten holte Dennik einen Geldbeutel aus einer Tasche und schlich sich, so dass der Fremde, welcher zusammen mit Carras an einem der Tische saß, ihn nicht sehen konnte, an. Er warf den Geldbeutel auf den Tisch, welcher aufplatzte und ein paar Münzen auf den Tisch verteilte. "Das sind 50 Goldmünzen mehr, als du dabei hattest, nimm ihn...", sprach Dennik und schaute den Fremden ernst an. Wie würde er reagieren. Carras schaute er nicht an, er fixierte sich auf den Fremden, aus Angst ein Moment der Unachtsamkeit und der Fremde würde ihn wieder ein Messer an die Kehle setzten.
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Ehrengarde
Laut klirrend knallte ein Lederbeutel auf den Tisch zwischen ihm und Carras. Die Lederschnürung öffnete sich und die Münzen verteilten sich auf dem Tisch, eine rollte herunter und verschwand irgendwo im Schankraum. Als der Wegelagerer von seinem Bier hochschaute um herauszufinden, wer sich da zum Affen machte, erkannte er bereits die Stimme wieder. Der Typ von gestern Nacht. Der Dieb. Nerven hatte der Kerl.
Ruckartig stand Xorag auf und schmiss dabei seinen Stuhl um, der krachend den Boden berührte.
"Du verdammter Dieb!" sagte er und schon holte er aus. Der Schlag war kaum gezielt, dafür aber kräftig und zeigte gut, dass der Wegelagerer etwas vom Boxen verstand.Die Faust fuhr dem Dieb in die Magengrube, wodurch sich dieser krümmte. Sofort holte der Varanter nach und schmiss ihn zu Boden. Beendet wurde die Aktion damit, dass sich Xorags rechter Stiefel auf die Wange seines Opfers senkte.
"Bist du eigentlich bescheuert?! Für wen hältst du dich überhaupt? Erst beklaust du mich und dann tauchst du hier auf und glaubst einen auf Friedensbote und bester Kumpel machen zu können? Sag mir einen Grund warum ich dich nicht vor die Taverne schleifen, verprügeln und dann auf die Stadtmauer spießen sollte?!"
Wieder dieser Hass in ihm. Eigentlich wollte er gar keinen Grund hören, eigentlich wollte er genau das tun. Töten, Blut fließen lassen, dem wimmernden Haufen vor sich ein jähes Ende bereiten. Die Situation war mehr als nur angespannt, Xorags rechte Hand lag bereits auf dem Griff des Dolches, mit dem er den Dieb bereits gestern Nacht bedroht hatte.
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San Daran lächelte, als er Damyen sah.
"Hallo!", begrüßte er ihn.
"Die Arbeit läuft gut! Dein Schwert ist fertig."
San schaute mit seinem Blick suchend zu Rutfort.
"Hey, Lehrling!"
Rutfort drehte sich um.
"Zeig mal Damyen sein Schwert."
Der Jüngling ging zu Damyen, reichte ihm das Schwert und riss es ihm nach einigen Sekunden wieder aus den Fingern. Danach ging er wieder zum Schleifstein und begann zu schleifen.
"Wir werden es noch ein wenig schleifen und danach polieren, danach kannst du es abholen.", berichtete San Daran.
"Entschuldigung, dass Rutfort so...ungestüm war. Er will nur seine Arbeit gut ausführen. Dein Messer und der Dolch werden auch morgen fertig sein. Dann kannst du sie auch abholen. Die Scheiden sind alle auch schon ziemlich fertig. Wir wollen sie nurnoch einölen, damit sie Wasserdicht werden und nicht so matt aussehen. Wir haben da so ein spezielles Öl..."
San schaute sich um.
"Es steht irgendwo da drüben. Insgesamt ist die Arbeit gut gelaufen, nur das Schleifen kann wegen der Form des Schwertes schwer werden, aber mit ein wenig Übung hast du es raus. Ich habe es probiert und werde dir es morgen zeigen, bis dann müsste ich es auch gelernt haben.", lachte San.
"Und wie läuft es bei dir?", fragte er nun Damyen. "Und bei Berek? Ich habe ihn seit dem Kampf von diesem Colodis nicht mehr gesehen!"
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Dennik hustelte peinlich berührt, aber nicht, weil er hier im Staub lag, oder weil ihn alle Gäste an gafften, als wäre er ein vierarmiger Ork, nein, es war weil er gerade noch zu Rekhyt und Illdor gesagt hatte, dass man alle Situationen erst einmal einschätzen musste, bevor man etwas tat und jetzt lag er hier am Boden.
„Der Grund ist…“, begann Dennik, fand aber nicht die richtigen Worte, es war verdammt schwer nach zu denken, wenn ein Schuh einem die Wange eindrückte. „Ich bin nur zurück gekommen, weil ich gesehen habe, dass du ein Freund bist von Carras oder ihn jedenfalls gut kennst und Carras hat mir mehr oder weniger den Hals gerettet, deswegen fand ich es falsch, abzuhauen bevor du mich siehst“, keuchte Dennik. „Ich habe dir ein kein Friedensangebot geben wollen, sondern dir nur geben wollen, was ich dir weggenommen habe, und das weil ich keinen von Carras Männern bestehlen wollte, woher sollte ich auch wissen, dass du ihn kennst?“, fragte Dennik stotternd nach.
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"Eine Prachtklinge...ein Glück bist du nicht bei den Rotröcken, denn ich kenne niemanden der mit solch einem Eifer und mit so viel Liebe Waffen herstellt.", sagte der Wandersmann lachend.
"Berek? Den habe heute Mittag auf dem Markt getroffen. Er hat gesagt, er wolle heute Abend auch noch vorbeikommen. Vielleicht kommt er ja bald."
HOFFENTLICH kommt er bald...ich habe kein Geld mehr für das Hotel wenn ich die Waffen noch bezahlen will und andernfalls habe ich keinen Schlafplatz...so ein Scheiß!, dachte er sich.
"Und was ich so treibe? Nunja, ich war heute auf der Suche nach einem Gerber in der Stadt. Erfolglos...", sagte Damyen mit einem leicht enttäuschten Ton in der Stimme, "du kennst nicht zufällig jemanden hier, der die Kunst des Gerbens beherrscht?", fragte er den Schmied.
Geändert von Damyen (19.01.2011 um 20:39 Uhr)
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Noch einige Male ging es so hin und her. Entweder versandeten Gedyons Attacken im Nichts oder fanden an Deloryyans Klinge ihr vorzeitiges Ende. Diese recht kraftzehrende Weise des "Kampfes" war Gedyon auch relativ schnell ins Gesicht geschrieben, auch seine Kondition war wohl noch ausbaufähig.
"Gut, genug davon." Der Rastlose ließ die Waffe sinken und gab seinem Schüler ein paar Augenblicke, um zu verschnaufen. "Du schlägst kräftig zu, das ist gut, aber war auch nicht anders zu erwarten. Davon abgesehen fangen wir aber von vorn an." Für einen kurzen Augenblick ging Deloryyan in sich, um darüber zu sinnieren, was denn nun eigentlich das Richtige war. Gedyons wartender Blick löste ihn wieder von seinen Gedanken, eigentlich war völlig klar, welche Lektion nun zu folgen hatte.
"Leg dein Schwert beiseite", sagte er schließlich, Gedyon tat es diesmal sofort, hatte aber wieder diese bange Ungewissheit in seinem Blick. Daran musste er sich wohl gewöhnen, denn im gleichen Augenblick schnellte die Hand Deloryyans hervor, traf ihn an der Schulter, woraufhin er, chancenlos nach Halt suchend, zu Boden ging.
"Der Stand", sagte Deloryyan mit einem Anflug von Grinsen und reichte Gedyon die Hand, "der Stand ist das Wichtigste, verliere ihn niemals. Achte darauf, mit den Füßen fest am Boden zu bleiben, mache ruhige und bedachte Schritte. Geh ein wenig in die Knie, das hilft dir, das Gleichgewicht zu halten." Nachdem er all dies erzählt hatte, schob er seinen Schüler zurecht, bis dieser schließlich eine Position eingenommen hatte, die schon angemessener war, leicht in der Hocke, mit etwas mehr Gewicht auf dem hinteren Bein, den Oberkörper schräg zum Gegner gerichtet.
"Wollen wir mal sehen, ob du jetzt stehenbleibst", sagte er abschließend und lockter seine Finger ein wenig...
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War es Pech oder einfach nur schlichtweg Dummheit? War es göttliche Fügung und der Wettleiter brauchte das Geld viel dringender als er? Nein, das kann man definitiv ausschließen... Vielleicht war es aber auch ein Fluch? Jaryvil wollte es garnicht so genau wissen, denn nun war nicht das 'Warum?' wichtig sondern die Folge aus seinem leichtsinnigen Einsatz von ganzen 1030 Goldmünzen. Alles weg.. aus reiner Dummheit! Noch immer könnte sich der Novize selbst kritisieren, beleidigen und schlagen. Wie in Adanos' Namen bin ich auf so eine hirnrissige Idee gekommen? Kopfschütteln zeigte deutlich, dass er keine Ahnung hatte. Jetzt war er so gut wie arm und dazu kam: Er saß in einer Taverne und spielte mit dem Gedanken, nicht nur einen, sondern gleich mehrere Krüge über den Durst zu trinken.
Gerade, als er wiedereinmal die Wirtin rufen wollte, hörte er jemanden "Du verdammter Dieb!" rufen, ja fast brüllen. Ruckartig ging der Kopf des jungen Mannes in die Richtung und beobachtete eine Weile das Szenario, welches sich ganz in seiner Nähe abspielte und sogleich auch handgreiflich wurde. "Zeit hier zu verschwinden.." flüsterte er leise, sich ein Bild einer Kneipenschlägerei ausmalend. Ärger war das letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte und so machte er sich kurzerhand auf, das Gebäude zu verlassen. Bei Vollzug dieses Aktes war es jedoch nötig, an dem Tisch vorbeizukommen, an dem es so heiß her ging. Na los, einfach durch! Die Lederrüstung hält hoffentlich noch etwas aus, lange nicht mehr angehabt... Kurz schaute er an sich runter, ging dann aber mit gemischten Gefühlen auf die Gruppe zu. Geschafft! ging es ihm durch den Kopf, bevor er nocheinmal den Blick zurück schweifen lies.
Eine angespannte Atmosphäre herrschte vor, die Blicke der restlichen Besucher auf die zwei Männer gerichtet. Doch was Jary viel mehr in den Blick fiel war ein offener Beutel voll Goldmünzen auf dem Tisch, rundherum die funkelnden Münzen. Könnte ich...? Nocheinmal analysierte er die Situation und sah, dass jeder Blick auf den am Boden liegenden gerichtet waren und auch dieser Hüne am selben Tisch hatte sich erhoben um auf den Dieb herunter zu blicken. Das würde ein Blinder mit Krückstock schaffen! Lächelnd, fast grinsend ging er auf den Tisch zu und musste nicht einmal darauf achten, besonders leise zu sein. Ein schneller Handgriff zum Beutel und der gute gefüllte Lederbeutel war in seinem Besitz. Jetzt noch schnell raus hier, für die ganzen einzelnen Münzen am Tisch ist keine Zeit mehr und wäre auch sicher zu auffällig. Geschwind setzte er seine Schritte fort, zwei, drei Schritte in die Freiheit, die ihm ein bisschen Gelassenheit zurückschenkte. Seine Füße trugen ihn die Straße entlang, einfach nur weg von der Taverne, der angespannten Situation.
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Der Stand war von Wichtigkeit. Die falsche Stellung der Beine, kein sicherer Stand auf den Füßen und ein einfacher Stoß konnte ihn von den Socken hauen – oder zumindest kräftig aus dem Konzept bringen – und so seinen Tod bedeuten. Der Hüne nickte kurz, mehr zu sich selbst. Die Füße fest auf dem Boden, der Körper leicht in der Hocke, so, dass er sich, wenn nötig, abstoßen konnte. Das Hauptgewicht lag auf dem hinteren Bein. Es war die Stütze, sie trug den Krieger. Ebenfalls konnte er sich mit dem Bein problemlos abstoßen, entweder um der Klinge zu entgehen oder einen Angriff auf den Gegner zu wagen. Der Oberkörper war leicht schräg, um das Gleichgewicht zu halten.
„Bereit“
Die Hand stieß wieder vor, kräftig. So wie man es Deloryyan – wenn man ihn sich ansah – gar nicht zutraute. Gedyon schwankte leicht, blieb aber stehen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht.
„Geht doch. Wäre ja zu lächerlich gewesen, hättest du mich ein zweites Mal problemlos aus den Latschen gehauen …“
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Ehrengarde
Noch immer kochend vor Wut schaute der Wegelagerer zwischen Dennik und Carras hin und her. Carras irgendwelchen Fremden das Leben retten? Das passte gar nicht zu dem Hünen, normalerweise waren ihm die meisten Anderen egal. Fragen blickte er zu dem Hünen zurück, der auch aufgestanden war und die Szene beobachtet hatte.
"Stimmt das?"
Der Hüne nickte.
"Naja, hab' ihn vor ner Schlägerei gerettet. Dann hat er den Fehler gemacht, mir so viel Bier zu versprechen wie ich will."
Xorag grinste. So war das also. Bier spendieren. Na, das konnte er auch.
Er nahm den Stiefel von Denniks Wange und streckte dem Dieb die hand entgegen. Dieser nahm sie etwas verwirrt entgegen und stand auf.
"Dann solltest du dir das einfach mal eine lehre sein. Außerdem solltest du dir merken, dass ich niemandes 'Mann' bin. Ich bin mein eigener Herr und bleibe das auch. Aber wenn du schon Spendierhosen an hast und Carras so magst, kannst du seinem Freund hier" Dabei klopfte er sich mit der Rechten, die er inzwischen vom Dolchgriff genommen hatte, flach auf die Brust "auch gleich mal den ein oder anderen über den Durst spendieren." Damit drehte er sich um, stellte den Stuhl wieder auf und setzte sich. Die Situation war wieder ruhiger, die meisten wendeten sich vom geschehen ab.
Nur eines war Falsch. Der Tisch war noch voller Goldmünzen, nur der beutel in dem sich noch der Großteil befand, war weg. "Verdammt, was für eine Sau war das schon wieder?!" entfuhr es dem Varanter, der sich schnell umsah. Nichts zu sehen. Das konnte jeder gewesen sein. Scheiße.
"Leck mich, das ist nicht mein Tag. Auf, du sammelst die Münzen auf, dann holst du mir nen neues Bier. meins ist alle." sagte Xorag zu dem anderen und sorgte dann dafür, dass sein Bier auch wirklich leer war.
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San nickte.
"Ja, tatsächlich. Ich kenne einen. Er heißt...moment..."
Der Schmied dachte angestrengt nach.
"Irgend etwas mit Hol...Rutfort!"
Ein Gesicht erschien.
"Was los?"
"Wie heißt noch einmal der Gerber?"
"Was weiß ich?! Irgend etwas mit Hol!"
"Na toll.", meinte San. "Was für eine große Hilfe! Du kannst wieder tun...was du nun eben gerade tust."
Murrend verschwand der unnütze Lehrling wieder, als sich der ehemalige Pirat zu Damyen umwandte.
"Jetzt habe ich es! Holwin!"
Es schaute, ob Damyen der Name bekannt vorkam, doch anscheinend nicht.
"Er ist ein Gerber im Hafenviertel, er beliefert uns immer mit dem Leder für die Scheiden. Seine Gerberei heißt "Gerberei Wolfer". Wolfer ist anscheinend sein Nachname. Vielleicht kann er dir ja helfen!"
San zuckte mit den Schultern.
"Du müsstest mit ihm vielleicht einmal reden."
Dann grinste San.
"Hast du Lust auf ein Bier? Meister Eder hat oben ein Fass stehen!"
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Lernen eine Situation abzuschätzen war ja eine gute Sache, aber ob diese wirklich so verlaufen war, wie Dennik sie eingeschätzt hatte, war mehr als fraglich. Trotzdem beschloss der Schweigsame nicht schon wieder einzugreifen. Hier drinnen würde der Fremde sicherlich kein Blut vergießen und noch bestand für den Umgeworfenen die Chance sich herauszureden.
Anscheinend kannte er den anderen Mann an dem Tisch, Carras nannte er ihn. Der Blauäugige hatte den Namen noch nie gehört, aber wer konnte schon wissen, wen Dennik aller kannte? Vielleicht könnte der Name ja das Ruder noch herumreißen. Der Dieb würde also vorerst abwarten und die Reaktion des Fremden, Carras und Denniks beobachten. Doch plötzlich bemerkte er noch einen weiteren Mann, der seine Aufmerksamkeit erregte. Wie so viele anderen Schaulustigen auch, hatte er sich dem Tatort genähert, hatte das Spektakel angeschaut, doch sich nebenbei immer weiter an den Tisch herangewagt und schließlich nach dem Geldbeutel gegriffen. Einen Moment überlegte er den unbemerkten Dieb aufzuhalten, doch die Ironie dahinter erschien ihm zu komisch.
Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.
Innerlich musste er grinsen, ließ sich davon aber nichts anmerken. Es war nicht sein Gold, Dennik hatte es abgeben wollen und wenn der Aggressive noch einmal bestohlen wurde, war sein Pech bemitleidenswert, aber für Rekhyt nicht weiters schlimm.
Kurz danach beruhigte sich die Situation allerdings schlagartig wieder. Carras bestätigte die Bekanntschaft mit Dennik und der Fremde ließ von ihm ab. Scheinbar war Carras Teil Denniks Einschätzung gewesen und er hatte den Ausgang so erwartet, oder er hatte einfach nur verdammtes Glück gehabt. Der zweifach Bestohlene hingegen konnte das allerdings nicht behaupten und kommandierte Dennik herum wie einen Diener. Ein Wunder eigentlich, dass er sich das gefallen ließ! Rekhyt hingegen nahm sich einen Sessel und setzte sich ebenfalls an den Tisch, an einen möglichst unauffälligen Platz. Er konnte diese Situation nur zu gut einschätzen: Ein Treffen mit Denniks Freunden in einer Taverne, wie es sie schon so oft gegeben hatte und Rekhyt würde dabei so gesprächig sein wie eh und je.
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"Schon besser."
Deloryyan trat wieder ein paar Schritte zurück und sah sich die Haltung Gedyons nochmal aus gesunder Entfernung an. Sein Stand war nun in der Tat fester, wirkte dabei aber irgendwie immernoch verkrampft.
"Neige deinen Oberkörper nicht so weit nach vorn, trotz deines tiefen Standes musst du eine gerade Haltung bewahren." Nachdem er seine Ausführungen beendet hatte, griff Deloryyan nach dem Schwert Gedyons, welches noch immer neben ihm im Boden steckte und reichte es an diesen weiter.
"Gehen wir die Sache mal etwas weiter an. Ich werde dich nun mit weit ausgeholten Schlägen attackieren, schräg von der Seite, oder gerade von oben. Du kannst parieren oder ausweichen, aber denke an alles, was ich dir bisher gesagt habe. Und keine Gegenangriffe!"
Zunächst bewegte sich Deloryyan nur ein wenig um Gedyon herum und achtete darauf, wie dieser seine Anweisungen umsetzte, ehe er schließlich zum ersten Schlag ausholte...
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Die wenigen Tage der Ruhe hatte Nigel dringend gebraucht.
Er hatte lange und oft und viel im Bett gelegen und über alltägliche Dinge nachgedacht:
Wie geht's weiter? Woher bekomme ich Gold? wofür brauche ich überhaupt Gold? Womit verbringe ich meine Zeit? Woher bekomme ich eine ordentliche Waffe? Womit bezahle ich sie? Woher bekomme ich das Gold? Was will ich mit einer Waffe?
Eine Antwort hatte Nigel bei keiner dieser Fragen gefunden. Er hatte aber auch nicht wirklich danach gesucht. Er wollte einfach nur träumen und das gelang meist mit solchen Fragen.
Wenn er nicht im Bett lag, war er draußen und trainierte seinen Körper.
Es waren regelrecht warme Tage, wobei das Klima in Setarrif allgemein ungewohnt für Nigel war. Viel wärmer und trockener, als er es für diese Jahreszeit kannte.
Aber angenehm, er hatte keine Lust mehr auf ewignassen Schnee und bittere Kälte.
Allmählich machte sich das Training sogar ein wenig bemerkbar, bildete sich Nigel zumindest ein. Aber es fiel ihm auf jeden Fall immer leichter, die Treppenstufen empor zu steigen und das war keine Einbildung.
Doch schließlich hatte er auch davon genug, deshalb brach er ab und machte einen kleinen Spaziergang durch die dunklen Gassen der Stadt. Er kannte sie mittlerweile schon regelrecht auswendig, doch nach wie vor entspannten ihn die Spaziergänge und das war es, was Nigel wollte...
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Na, dachte sich der Hüne, jetzt geht’s ja langsam los.
Nun war also das Abwehren sowie Ausweichen an der Reihe. Nicht als breit gefächerte Lektion, nein, eher als ein kleiner Ausflug in den Bereich der Ausbildung, die sich intensiv mit der Defensive befassen würde. Der Mann lächelte kurz, nickte dann und gab seinem Lehrmeister damit das Zeichen, dass er bereit zum Angriff sei.
Deloryyan wartete auch nicht ab, tänzelte langsam um Gedyon herum und suchte sicherlich eine Lücke in dessen Haltung, etwas, das er gnadenlos ausnutzen konnte. Er fand es nicht. Oder er fand es, zeigte es dem angehenden Schwertschwinger jedoch nicht. Eine Art der Kriegsführung, den Feind in Sicherheit wiegen und dann vorstürzen, ihn dort treffen, wo er es nicht erwartet. Dann kam der erste Hieb von oben, recht kraftvoll und schnell. Gedyon überlegte einen Sekundenbruchteil und entschied sich, einen Schritt zurück zu springen.
Den Hieb hätte er sicherlich blocken können, keine Frage, Möglichkeiten dafür gab es, aber die würden ihn mehr Kraft kosten als Deloryyan. Da war ein guter Ausweichschritt gar nicht Fehl am Platz.
Der Lehrmeister ließ aber nicht viel Zeit verstreichen, folgte dem Hünen spielerisch schnell und schlug erneut zu, dieses Mal flink von der Seite.
Blocken!
Er hob die Klinge, hielt sie – wie er dachte – sicher und fest mit einer Hand und wunderte sich, als die Hand unter dem Angriff nachgab. Im echten Kampf hätte er jetzt schon eine formschöne Wunde in der Seite, die sein jähes Ende markieren würde.
„Verflucht!“, zischte der Schüler, „Ich hab das Ding doch richtig gehalten. Kräftig und fest. Und trotzdem geht dein Schlag da durch, als wär’s ’n Grashalm und nicht mehrere Zoll Stahl!“
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