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Kilijan nahm einen langen Schluck von dem dunkelen Landbier, das malzig und brotig seine Kehle herab ronn und an dem er wirklich Geschmack fand. Die Finger seine Linken trommelten erwartungsvoll auf dem Tresen herum, während er den Bierkrug in seiner Rechten wog.
"Die Händler hier .. scheinen nicht unbedingt Konkurrenz zu suchen." warf Kilijan in den Raum. "- und die Handwerker noch weniger."
Kilijan nahm einen weiteren Zug aus seinem Humpen und entschied, direkt zur Sache zu kommen. "Ich brauche Räume für eine Schmiede. Wenn Du mir dazu was Braubares sagen kannst -", Kilijan hob seinen Humpen leicht zu einem angedeuteten Prosten und erntete ein zahnschiefes Grinsen, "- soll es dein Schaden nicht sein. Für ein funktionierendes Paar Ohren und Augen ist immer Bedarf.." Erwartungsvoll reckte der Schmied das Kinn und betrachtete sein Gegenüber. Abgerissen wie er war, schien er doch nicht zu beschränkt. Von Kilijans inzwischen völlig vergangenen Anfall von Streitlustigkeit hatte er sich zumindest nicht beeindrucken lassen, eine Feuerprobe, die nicht ohne Nachhall in dem Adepten geblieben war - der seinen Krug in diesem Moment mit einem großen Schluck leerte, wobei er den Herumtreiber nicht aus den Augen ließ. Dieser hatte seinerseits gerade seinen Krug geleert und blickte Kilijan nun nicht ohne Selbstzufriedenheit an. "Ich denke -", setzte er an und drehte dabei, während er sich die Kunstpause dehnend mit der Zunge etwas aus den Zähnen zu lutschen vorgab, erneut an seinem leicht maroden Ring, "-, dass wir da eine Möglichkeit finden könnten."
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"Nette Geschichte, wir haben den Gebäudeexpress genommen", antwortete der Tischler trocken.
Taeris musterte ihn ungläubig und setzte ein fragendes Gesicht auf.
Colodis seuftze einmal und begann zu erzählen.
"Also nach dem Vorfall..."
"Du meinst nach deiner Niederlage", korrigierte er ihn nur um danach unverschämt zu grinsen.
Er wechselte einen Blick mit Redsonja und wandete sich dann wieder ihm zu:
"Was sagtest du?"
"Is ja gut... das hab ich dann wohl verdient."
Er nahm nicht an, dass es besser wurde wenn er erklärte, dass er von drei Leuten den Berg hochgetragen werden musste.
Diese Vorlage würde er ihm nicht bieten.
"Sei es wie es sei. Die Reise mit dem Schiff hätte ich wohl kaum überstanden. Deswegen sind wir ins Kastell zu den Schwarzmagiern. Das hat dann seinen Platz wechseln wollen wie es scheint. Bevor wir uns umsehen konnten stand es auf dieser Insel. Klingt verrückt, ist aber so."
Damit schloss er die kurze Erklärung ab und leerte seinen Humpen.
"Noch eine Runde?"
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Taeris runzelte irritiert die Stirn. Das ganze Kastell? Das erklärte natürlich auch, wieso in Bakaresh auch so ein Ding gestanden hatte wie jenes, das er auf Khorinis einmal besucht hatte. Es war....immer das selbe Gebäude gewesen?! Das amchte zwar immernoch keinen Sinn, aber es gab wohl ohnehin nur eine Möglichkeit das zu verstehen. Ebenso wie den Grund des Kampfes zwischen Colodis und Sonja. Und die Tatsache dass sie nach der "Wanderung" des Kastells trotzdem ausgerechnet hier gelandet waren. Und nicht zum Beispiel bei den Paladinen in Thorniara. Und diese Möglichkeit war...
"Noch ´ne Runde."
bestätigte Taeris und legte einen Beutel Gold auf den Tisch um dies zu untermauern.
"Die geht auf mich." verkündigte er fast feierlich.
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„Ein Haus… ein Haus… lass mich kurz überlegen. Gibt ein paar halb abgerissene Bruchbuden in der Nähe der Stadtmauer“, er schielte zu Kilijan hinüber, der die Stirn in Falten legte, „doch die sind für eine Schmiede wohl nicht passende Ort. Händlerviertel wohl eher, nich?“
Henk trommelte mit seinen Fingern deutlich hörbar auf dem Tresen und schaute mit wechselndem Blick von dem Fremden, zum Wirt und wieder zurück. Münzen wechselten den Besitzer und Henk, Schmarotzer ersten Grades und Mister Avaritia höchstpersönlich, nippte an dem neuen Bier und missachtete die paar Tropfen, die sich in seinem ungestutzten Bart verfangen hatten und nun ungebremst ihren Weg auf seine Hose fanden.
„Händlerviertel ist ne schöne Ecke für dich, mein Freund. Kenne da so einen alten Herrn, der ist mir noch was schuldig, weil ich dem mal seine Leben gerettet habe. Is ne lange Geschichte. Hat so nen Kramsladen, wo du jeden Mist kaufen kannst. Ist sein Ein und Alles. Verkauft von rostigen Schwertern bis über Kräutern und Wäscheleinen jeden Plunder den du brauchst. Kommt vielleicht einmal die Woche nen Kunde zu ihm, aber er sitzt jeden verdammten Tach mit seinem klapprigen Holzstuhl an der Straße und grüßt jeden der vorbeikommt. Das ist auch der Grund warum den mal jemand fast totgeprügelt hätte. Fühlte sich verarscht… tsss… alter, dummer Erwin. Frau ist tot, Kinder hatter nicht. Aber seine Arme ham nicht mal mehr die Kraft, die ollen Kisten an die Straße zu stellen. Hab ich schon oft genug für den gemacht.“ Der Monolog wäre noch länger so weiter gegangen, hätte Kilijan ihn nicht unterbrochen.
„Erwin? Ein alter Mann?“
„Korrektomondo. Ich zeign dir morgen, wenn du Lust hast. Is im Süden des Händlerviertels, Richtung Tempelplatz. An sich ne schöne Lage. Musst den Typen nur überzeugen, die Bude abzugeben und sich endlich zur Ruhe zu setzen.“ Henk lachte, bei dem nächsten Gedanken hustend auf, „Kannst ihm ja ne kleine Ecke lassen, wo er seine Kräuter weiter verkaufen kann.“
„Das wird sich herausstellen“, meinte Kilijan, der nun deutlich entspannter wirkte. Ein Mann, der sein Abendziel erreicht hatte.
Cotton Gray
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Raad betrachtete den leeren Humpen und wollte sich schon fragen, ob er sich einen weiteren besorgen sollte, doch Taeris war deutlich schneller und hatte überdies das nötige Kleingeld, um zu bezahlen. Sogar für alle, wie es schien, genug, um nicht nur eine Runde zu bestellen. Verdiente man so gut, wenn man eine Stadt eine Grund nieder macht, nur, weil man nicht sicher sein kann, ob sie sich dem Willen des Königs beugen würde?
Doch der Schwarzhaarige sprach dieses Thema nicht an, hob stattdessen den vollen Krug und deutete damit auf Colodis. „Da habt ihr aber einen großen Teil der Geschichte unterschlagen.“, begann der ehemalige Assassine, „Ihr wart nicht nur nicht mehr stark genug, eine Schiffsreise zu überstehen, sondern konntet nicht mal einen Schritt setzen, ohne gleich wieder auf den Knien zu landen. Wir haben euch den gesamten Weg zum Kastell beinahe tragen müssen, zu dritt!“, erzählte der Jüngling ausschweifend, betonte die nötigen Stellen und unterstrich diese mit der Hand, „In der Eingangshalle seid ihr dann zusammengebrochen, habt gewinselt wie ein verletzter Hund, ehe euch die Ohnmacht erlöst hat. Wahrlich. DAS war ein Anblick.“, der Schwarzhaarige lachte in seinen Humpen herein und nahm noch einen Zug. Ihm war nach Schnaps.
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Wieso hatte er das nur kommen sehen?
Das war ja wohl ein Griff in die schmutzigste Kiste die er zu bieten hatte. Einfach unglaublich, der Schwarzhaarige riskierte da ja eine wirklich dicke Lippe.
Bei Gelegenheit musste sich jemand diesem Problem annehmen, soviel war sicher.
Im Moment allerdings war das vielleicht nicht so klug. Der kleine Gauner hatte ihm ja dummerweise auch geholfen. Ganz zu schweigen davon, dass zwischen Redsonja und Raad...
Nunja, was immer da war, irgendwie konnte es nicht gesund sein wenn er einen Schüler und vielleicht noch mehr von ihr zurechtstuzte.
Da war Dankbarkeit und etwas Respekt durchaus im Spiel. Einerseits hatte er den Kampf, wenn auch durch gewisse Umstände, verloren.
Andererseits hatte sie ihm ohne zu Zögern geholfen und ihn ins Kastell gebracht, alle drei.
Colodis hatte sich also entschlossen sich nicht provozieren zu lassen. Unter normalen Umständen wäre er sicher ausgetickt und hätte Raad gleich mal in die Schranken verwiesen.
Aber Erstens fühlte er den Zorn nicht, wusste zwar dass er ohne Ende rot anlaufen hätte müssen, aber da war nichts.
Und Zweitens, wer nahm so einen kleinen Wichtigtuer schon ernst?
"Als wär ich der einzige der hier belastendes Material zu bieten hätte", antwortete der Tischler kühl.
"Die Tiere letzte Nacht haben... wie drück ich das jetzt aus?"
Er strich sich gekünstelt nachdenklich durch den Bart und hielt einen Moment inne bevor er fortfuhr.
"...komische Geräusche gemacht würd ich fast sagen."
Dann nahm er einen Schluck von seinem Bier und wartete.
"Eine rote Katze und ein schwarzer Wolf haben ihr Unwesen getrieben, weisst du?"
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Dem Schwarzhaarigen gefror seins selbstgefälliges Grinsen und er versuchte es eilig im Bier zu ertränken. Eigentlich hätte ihn das nicht derart treffen sollen. Eigentlich hätte er darüber genauso lachen können, wie über das, was er zuvor Colodis an den Kopf geworfen hatte. Eigentlich… war gerade nicht am Zug und so stieg dem Jüngling die Röte ins Gesicht, speiste Scham und Zorn und ließ ihn den Blick senken.
Seine Augen blickten in den Humpen und der Moment, an dem er sie wieder hätte heben können, das keiner etwas bemerkte, es gar ignoriert hätte, war längst verstrichen, als er sich dann doch dazu aufraffte. Sein Grinsen hatte etwas gezwungen, als er sich zurücklehnte und den Nordmann musterte. „Ja, seltsame Zeiten sind das.“, murrte er vor sich hin und wagte es nicht, die rothaarige Kriegerin anzublicken, die es besser wusste und lediglich schwieg. So schloss er sich ihr an. Eigentlich war der Hass auf den Krieger seit ihrem Aufenthalt im Kastell verflogen gewesen, seit den wenigen Worten, welche Redsonja als Erklärung gereicht hatten und die er, obschon er sie nicht vollständig verstanden hatte, so doch geglaubt hatte. In diesem Augenblick hingegen war er wieder da und Raad fiel nichts ein, was er tun konnte, um ihn verrauchen zu lassen, außer einen weiteren Schluck Bier zu sich zu nehmen.
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„Tochter. Verzeih mir, aber Du bist heute nicht an der Reihe“.
Ein Satz den Bardasch schon seid etwa acht Tagen sprach. Jeden Tag einmal. Nämlich in dem Momenten, in denen er sich eines neuen Tages bewußt wurde, was meist dann der Fall war, wenn der erwachte und zu neuen Impulsen gekommene Körper spürte, daß er neuen Alkohol brauchte, um zu funktionieren. Irgendwo zwischen dem Erwachen und dem Drang der Sucht nachzugeben lag der Zeitpunkt, in dem Bardasch auffiel, wie nutzlos und verloren er an diesem Ort war und wie wenig Vertrautheit er aus Diesem ziehen konnte. Und so stellte sich die Frage nach einer möglichen Änderung auch nur an einem winzigen Teil eines vierundzwanzig stündigen Tages. Nicht genug Zeit, etwas zu verändern. Ein Grund dafür, warum der Ergraute seid Tagen untätig blieb.
Das Betäuben mit Alkohol der Grund, eine wichtige Aufgabe, die in der Ausbildung der Tochter lag, ein jedes Mal von sich zu schieben.
Doch seid dem gestrigen Abend war etwas anders, als sonst. Trotz des fließenden Todbringers hatte der Nomade die Anwesenheit einer Dame vernommen, die Bardasch aus seiner allmählich eintretenden Verdammnis heraus geholt hatte. Ein Impuls, der einen bisher Anderen störte. Als wäre Jemand gekommen, der den Nomaden von einem Gleis auf ein Anderes stieß.
Nein. Es war nicht die dunkelhäutige Tänzerin, die dem Ergrauten durchaus recht bekannt war.
Ihr Name war Estefania und ihr Anlitz immer noch so schön, wie beim letzten Anblick... und die Gefühle scheinbar immer noch in höherem Maße vorhanden, als von Bardasch erwünscht.
Der Krüppel reagierte auf den Emotionsstoß mit der Flucht, im Glauben, sich so dem Einfluss der Schönen entziehen zu können und doch war das Weib allgegenwertig. In seinen Gedanken und den letzten, wie wahrhaftig gesehenen Bildern eines vergangenen Traumes.
Bardasch war verwirrt. Bardaschs Geist lebte wieder und so begab er sich auf die frühmorgendliche Suche nach der Tochter.
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Rekhyts Euphorie über ihr Wiedersehen hielt sich stark in Grenzen, optimistisch gesehen, doch Selina würde deswegen nicht verzagen! Ihr Bruder war noch nie gesprächig gewesen, er hatte noch nie den Kontakt zu anderen Personen gesucht, doch jetzt wo er der einzige Verbliebene Teil ihrer Familie war, würde sie versuchen zu ihm durchdringen zu können.
Und offenbar gab es Leute die dem Schweigsamen etwas bedeuteten, denn er brachte diesen betrunkenen Blonden persönlich ins Bett und deckte ihn dort sogar noch zu. Wer der Fremde sein konnte? Seine Worten hatten eher nach einem Beziehungsdrama geklungen, als nach etwas, was man zu einem Bekannten sagte, aber diese Frage würde sie erst beantwortet bekommen können, wenn sie auch eine Bindung zu dem Blauäugigen hatte.
Als der Betrunkene dann friedlich in seinem Bett schlief, gingen die beiden Geschwister hinunter in den Schankraum, wo Rekhyt sie einlud. Sie dürfe alles nehmen was sie wollte, hatte er gemeint. War er jetzt zum Gentleman geworden?
Auf jeden Fall war es ein gutes Zeichen und anscheinend wollte er sie nicht sofort wieder loswerden.
"Es tut mir Leid, wenn ich dich vorher etwas überfallen habe, ich weiß, dass wir uns nie so richtig nah waren, aber du gehörst trotzdem zur Familie und dich soweit von unserer Heimat zu treffen, hat mich total überrascht."
Was genau sie als Heimat bezeichnete, wusste sie selber nicht, aber es lag auf jeden Fall auf dem Festland und nicht hier.
"Und um ehrlich zu sein, hatte es auch etwas Gutes, dass du damals gegangen bist, denn wärst du nicht gegangen, hätte sich vermutlich nie etwas geändert und so bin auch ich schließlich fortgegangen, nach Al Shedim gekommen und habe dort bei den Wassermagiern gelebt. Mittlerweile bin ich Novizin und werde hoffentlich bald damit beginnen selbst Magie zu lernen."
Ihr begeisterter Gesichtsausdruck verriet wie sehr sich darauf freute und wie zufrieden sie mit ihrem Leben war, dass sie gehabt hätte, wäre sie bei ihren Eltern geblieben.
"Aber auch wenn du nicht gerne redest, würde ich auch gerne etwas über dich hören. Zumindest ein bisschen."
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Rekhyt war erstaunt wie selbstverständlich Selina von seinen Eigenschaften sprach, von ihrer Beziehung früher und seiner Schweigsamkeit. Man merkte, dass sie ihn gut kannte, doch auch Rekhyt kannte seine Schwester. So zurückhaltend wie sie sich gab -und das spielte sie wirklich gut- wusste er doch, dass sie innerlich von Neugier gequält wurde. Wahrscheinlich zeigte sie es nur nicht, um ihn dadurch nicht zu verärgern. Aber wie konnte man einer so fröhlichen Person, die nur ihrem Bruder näher kommen wollte, böse sein? Eigentlich war er sogar wirklich froh darüber, dass ihn seine Schwester mit offenen Armen empfing, obwohl er es absolut nicht verdient gehabt hätte.
"Ich freue mich auch dich zu sehen. Ich war nur überrascht zuerst. Du hast Recht, es ist schön seine Familie wieder zu sehen!"
Der Unterschied zwischen den beiden war bei diesen Worten nicht zu übersehen. Während Selina gestrahlt hatte, ihm übereifrig um den Hals gefallen war und eine solche Freude ausstrahlte, waren Rekhyts Worte sachlich und kaum emotional, aber wahr waren sie trotzdem.
Doch was sollte er weiter erzählen? Bakaresh hatte er schon erwähnt. Sollte er noch von Vengard und Lucia erzählen? Oder von der Diebesbande? Und von Calidor, den sie sogar schon kennen gelernt hatte.
"Ich bin damals zuerst nach Vengard gegangen und von dort dann mit einem Boot nach Bakaresh gefahren. Und dann... habe ich die Diebesbande getroffen und mich ihr angeschlossen."
Rekhyt wartete auf eine spontane Reaktion von Seiten der Schwarzhaarigen, doch die hörte ihm weiter zu.
"Schließlich bin ich dann mit einem Schiff hier her gekommen, nachdem die Leute des Königs Bakaresh überrannt hatten."
Die Geschichten von Lucia, Khorinis, Calidor oder dem Kastell waren zu lang um sich jetzt auf die schnelle zu erzählen. Selina hätte Dennik treffen sollen, dann würde sofort alles wissen, was es zu wissen gab und dagegen hatte der Schweigsame ja nicht einmal etwas. Er wollte es nur nicht selber alles sagen müssen.
Das einzige was dem Dieb an den Worten seiner Schwester gar nicht gefallen hatte, war, dass sie Magierin werden wollte. Magie war ihm einfach nicht geheuer! Wobei das galt hauptsächlich, wenn Magie gegen ihn gerichtet wurde und das war bei seiner Schwester ja nicht der Fall. Besonders gut gefiel es ihm trotzdem nicht, aber er ließ es erst einmal unkommentiert.
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Dennik hatte die letzte Nacht gut geschlafen und bereute sein Handeln gegen Calidor immer noch nicht, doch er musste nun dringend mit Rekhyt über seinen Freund reden. Dennik verabscheute diesen Verrückten und das sollte der Schweigsame wissen. Außerdem war Dennik gewillt, gerade weil Calidor dagegen war, dass sie heute mal wieder stehlen gingen und auch das musste ja Illdor und Rekhyt gesagt werden. Der Dieb hoffte wirklich, dass seine Freunde Zeit hatten.
So steuerte er den Schankraum an und sah Rekhyt schon von weiten. Er saß dort an einen der Tische zusammen mit einer jungen Frau. Sie war hübsch und passte beeindruckend gut zu dem Schweigsamen. Dennik machte kehrt, er wollte warten, bis die Frau weg war, dann konnte er mit dem Diebeskumpanen reden. Er setzte sich an einen der anderen Tische und da hörte er plötzlich Calidors Stimme in seinem Kopf. "Wenn du meinen Platz bei Rekhyt einnehmen willst, dann sag ihm, was du empfindest"... "nein ich bin nicht schwul!", murmelte Dennik und biss sich auf die Zähne. Er stand auf und ging zu Rekhyt und der Dame hin.
"Hallo Rekhyt... guten Tag, kann ich mich zu euch setzten?", fragte Dennik schüchterner, als er es sonst war.
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"Ja klar, setz dich!", sprach die Schwarzhaarige für ihren Bruder.
"Ich bin Selina, Rekhyts Schwester." stellte sie sich dann vor, reichte ihm freundlich lächelnd die Hand und ahnte schon, dass er gar nicht gewusst hatte, dass Rekhyt eine Schwester hatte.
Doch was sollte sie jetzt zu dem sagen, was ihr Bruder ihr anvertraut hatte? Es hatte sie nicht sonderlich verwundert, wie er meinte, er hätte sich der 'Diebesbande' angeschlossen. Zwar war sie früher nie auf die Idee gekommen, er könnte ein Dieb sein, dafür war sie wahrscheinlich zu jung und zu naiv, doch ein zwielichtiges Aussehen hatte er schon immer gehabt, wenn sie es sich Recht überlegte und dass er sich einem Boss unterstellte konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Was sie hingegen schon verwunderte, war wie viele Leute er kannte. Schon in so kurzer Zeit hatte sie zwei getroffen und dabei hatte er die 18 Jahre davor nie mit irgendwem besonderen Kontakt gehabt. Folglich interessierte die Novizin, wer die beiden waren.
"Und wer bist du? Ich habe schon gehört, er kam von Bakaresh, warst du auch dort?"
Vielleicht war er ja auch ein Mitglied der Diebesbande, doch wie sollte sie danach fragen? Wüsste er nichts davon, wäre das nicht gut für Rekhyt und sie konnte ja nicht wissen wie viel er erzählt hatte. Wenig vermutlich.
"Und wenn, was habt ihr dort gemacht. Rekhyt ist nicht ins Detail gegangen."
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Verstört schüttelte Dennik die dargebotene Hand. So etwas war er weder gewöhnt, noch hatte er es erwartet und dass Selina, welche sich als Rekhyts`Schwester ausgegeben hatte, genau so eine Quasselstrippe war, wie Dennik selbst, also das genaue Gegenteil von Rekhyt, hatte er ebenfalls nicht erwartet.
"Ich bin Dennik", stellte er sich etwas benommen vor und wusste nicht, wie er fortfahren sollte. Selina wusste offensichtlich nichts von Rekhyt`s Machenschaften und der Dieb wiederum wusste nicht, was er ihr erzählen durfte. Wusste sie das er Männer liebte? , schoss es Dennik durch den Kopf und, wenn ja, was hielt sie davon, durfte er hier schlecht über Calidor reden? Nein, beschloss er, das gehörte hier nicht her, also würde er sich darauf beschränken mit ihr und Rekhyt zu plaudern über Sachen, die Dennik eigentlich momentan egal waren oder ihn nicht sonderlich interessierten zurzeit und wenn sie dann weg war, würde er das eigentliche Thema ansprechen.
Fragend schaute er nun den Schweigsamen an. Dieser bedeutete ihn mit einem aufmunternden Kopf nicken, dass er alles sagen durfte, jedenfalls las Dennik die Mimik und Gestik des Freundes so.
"Also ich bin auch einer von Rekhyt speziellen Freunden und ja ich war auch zusammen mit ihm auf Bakaresh und auch in Khorinis", meinte er und traute sich nicht hier in dieser Taverne, wo offenkundig immer jemand lauschte, das Wort Dieb zu benutzen.
Dann wand sich Dennik spielerisch anklagend an Rkehyt, um so zu tun, als würde es ihn sonderlich wundern, dass er nicht von Rekhyt`s Schwester gewusste hatte und fragte: "Warum hast du nicht gesagt, dass du in dieser Stadt Famlilie hast?"
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Na bitte, da hatten sich die beiden richtigen getroffen. Noch war Dennik wohl durch die unerwartete Bekanntschaft mit Rekhyts Verwandter überrascht, aber wenn er sich daran erst einmal gewohnt hatte, wollte sich der Schweigsame gar nicht vorstellen, wie lange ein Gespräch der beiden dauern könnte.
"Ich habe meine Familie in Nordmar verlassen und wusste nicht, dass sie hier ist!"
Ein Problem war allerdings, dass beide nicht wussten, was sie gegenüber dem anderen sagen durften, also musste der Dieb die Situation aufklären.
"Selina weiß... was wir machen und darf auch sonst alles wissen!"
Eigentlich eigenartig wie schnell er der jungen Frau vertraute, obwohl er nie wirklich viel mit ihr zu tun gehabt hatte, außer, dass sie im gleichen Haus gewohnt und die gleichen Eltern hatten. Trotzdem wusste er, dass seine Schwester vertrauenswürdig war und dass sie zu ihrer Familie halten würde. Schließlich hatte sie auch darüber hinweggesehen, dass Rekhyt sie ein ganzes Leben lang mehr oder weniger ignoriert hatte und hatte sich trotzdem so gefreut. Erstaunlich wie optimistisch ein Mensch sein konnte und diesmal hatte es ja sogar funktioniert. Der Schweigsame war offener geworden.
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16.01.2011 13:33
#395
Dies war also Setarrif, eine große Stadt voll mit den verschiedensten Leuten. Die Gebäude sahen prächtig aus und waren reich verziert, nur ein paar kleinere in manchen Gassen sahen etwas mitgenommen aus. Dies hier war komplett anders als das verschneite Nordmar oder das kriegerische Faring. Etwas orientierungslos lief er durch die Straßen. Es gab ein paar Händler die ihre Waren an der Straße preisgaben, diverse Wachen und Suri meinte auch ein paar Nordmänner ausmachen zu können. Jedoch war er sich diesbezüglich nicht so sicher, generell schien es hier sehr idyllisch, aber er war ein Fremder und wusste nicht wohin. Der junge Schütze seufzte, seinen letzten Rest Schnaps hatte er schon auf der Überfahrt getrunken und außerdem knurrte ihm der Magen. Bei einer älteren Dame, die ihn zuerst kritisch musterte bevor sie ihm Auskunft gab, erfuhr er den Weg zu einer der Tavernen.
Es war stickig und voll, ein lautes Gemurmel brach ihm entgegen. Die Tavernen in den Städten unterschieden sich wirklich gänzlich von der im Hammerclan. Natürlich gab es hier auch Verzierungen und die typische Einrichtung, jedoch war hier alles aus hartem Stein und nicht aus Holz. Durch einen kleinen Durchgang der wohl zu einer Küche führte zogen Rauchschwaden die nach Fett rochen herein. An einer Stelle der Taverne spielten ein paar Gaukler Musik und davor tanzten wohl schon ziemlich betrunkene Gäste auf einem Tisch. Suri ging zum Tresen, bestellte sich einen Eintopf und setzte sich dann an einen Tisch in einer etwas dunkleren Ecke der Taverne die noch frei war, zündete sich eine Pfeife an und beobachtete während dem warten auf seine Bestellung die Leute.
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Die letzten Tage hatte Manuele damit verbracht, ein altes Lagerhaus oder Gut zu finden, dass er und Gath benutzen könnten um ihr Geschäft zu eröffnen.
Es war kein einfaches mit den Einheimischen zu verhandeln. Manuele kannte das noch von den Zeiten in denen er im Hammerclan ein Neuling gewesen war. Die Nordmänner waren nämlich auch ziemlich misstrauische Gestalten im Bezug auf Fremdlinge, es war eine Art Überlebenstrieb von ihnen. Doch im Gegensatz zu Nordmar, konnte man sich hier, das Vertrauen der Leute auch kaufen.
Die Händler ähnelten denen in der Varantischen Wüste, etwas musste nur genügend glänzen und sie bissen an wie Fische.
Nach einigen Verhandlungen, hatte der Navigator es geschafft, ein altes, verrottetes Lagerhaus zu pachten. Es war zwar ziemlich renovierungsbedürftig, doch schliesslich hatte er ja Kameraden zur Seite, die eh nichts besseres zu tun hatten.
Selbstzufrieden schlenderte Manuele durch Setariffs Strassen, er musste unbedingt mit Gath reden.
Der Bootsbauer würde sich bestimmt darüber freuen, schliesslich, gemäss seinen Erzählungen, wartete er seit langem auf eine Gelegenheit endlich mal sein Handwerk auszuüben.
Vermutlich würde er den Khoriner in der Taverne antreffen, sie war Der Treffpunkt der Stadt, zumindest wenn man neu hier war.
Mit einem breiten lächeln auf dem Gesicht betrat er die Spelunke.
Wie vermutet befand sich der Grossteil der Nordmänner hier und warteten auf Befehle Lees.
Der junge Nordmann, schnappte sich ein Krug Bier von einem der Krieger und hielt Ausschau nach Gath. „Hee! Was soll das?“ Mürrisch drehte sich der beklaute Clanler zu ihm um. „Komm schon Snorre, ich hab dir schliesslich gestern Abend so einiges spendiert. Nicht wahr mein lieber!“
Manuele liebte es, seinen Verstand gegen die meist ziemlich bescheiden Gebildeten Männer auszunutzen.
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16.01.2011 14:15
#397
Endlich kam die Schankfrau mit dem Essen und einem kühlen Bier! Suri wandte sich von den Leuten ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Köstlichkeiten. Es tat gut mal wieder etwas Richtiges zwischen die Zähne zu bekommen, auf dem Schiff gab es nur trocken Brot mit etwas Wurst und manchmal auch Käse. An einem Tag hatte wohl einer der Matrosen Geburtstag da gab es dann sogar gegrilltes wobei er davon nicht viel hatte. Er musste von den Gedanken an die Vergangenheit loslassen, dies erinnerte ihn nur an die Schlacht von Faring in der er 2 Freunde verlor… wer wusste schon ob Manuele noch lebte?! Suri schüttelte den Kopf, leerte seine Gedanken und nahm einen großen Schluck des Bieres. Es schmeckte unerwartet gut, sehr kräftig und rau, nicht so ein Frauenzeugs wie man es in Varant getrunken hatte. Er lachte in sich hinein.
Auf einmal wurde es lauter in einem Teil der Taverne, da wurde wohl einem das Bier geklaut, doch der Beklaute lachte plötzlich und bestellte sich ein Neues. Suri blickte sich gelangweilt nach dem vermeintlichen Dieb um und erstarrte kurz vor Schreck. War das tatsächlich… er legte etwas Geld neben den Teller das wohl ausreichen sollte, nahm sich sein Bier und lief in Richtung des Mannes.
Desto näher er ihm kam desto sicherer war er sich,
„Manuele? Bist du das?“, fragte er mit einem erstaunten Tonfall.
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"Also ihr seid Geschwister...", begann Dennik noch einmal von vorne, denn irgendwie hatte er noch nicht richtig begriffen... schlagartig wurde ihm klar, dass er gar nicht so viel über seine Beiden Freunde wusste, wie er immer dachte. Nordmar... bis jetzt hatte er nicht mal im entferntesten daran gedacht, dass Rekhyt aus Nordmar kommen könnte.
"Also... wie ist es denn da, wo ihr herkommt? Ich war noch nie in Nordmar... aber auf Khorinis, in der nähe des Eisdrachen...", Dennik machte eine kurze Pause und meinte zu Selina: "Da ist Rekhyt schon wieder in Bakaresh gewesen, den Eisdrachen hat er nicht mehr gesehen, hat aber wirklich was verpasst, der Kampf- Drachenjäger-Eisdrache, den ich und Scorp bestaunt haben, das war echt etwas einzigartiges...", erklärte er der Schwester seines Freundes und fuhr fort. "Dort war es auf jeden Fall auch Schweine kalt, also ich kann mir grob vorstellen, wie es bei euch, "dort oben", aussehen muss, aber wie ist es denn, dort zu leben, wo du Orks herkommen?"
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Die Langeweile und eine gewisse Antriebslosigkeit bewegten Gedyon dazu, sich ohne wirkliches Ziel durch die Straßen Setarrifs zu bewegen. Einen Vorteil hatte dies zumindest: Er lernte die Stadt kennen. Und was das für eine Stadt war! Der Nordmann war immer mehr der Mensch vom Dorfe gewesen, kein Freund von Großstädten und Metropolen. Aber Setarrif war anders, ganz anders. Vielleicht lag es an der Pracht und Erhabenheit der Bauten. Es waren nicht einfach die Gebäude nach myrtanischem Baustil, die grau, dreckig und fast schon zweckmäßig wirken, sondern nach einer Architektur, die etwas Altes hatte, jedoch immer noch so aussah, als wäre sie erst vor wenigen Monden fertig gestellt worden.
So befand sich der Hüne auf dem Weg zur Akademie, von der er zwar nichts gehört hatte (im höchsten Norden war das aber auch nicht weiter verwunderlich), die aber dennoch über die Grenzen Argaans hinaus einen guten Ruf zu genießen schien.
„Nicht schlecht“, murmelte er, als er das Gebäude erblickte. So fixiert war er darauf, dass er gar nicht merkte, dass er jemanden anrempelte. Sogleich trat er einen Schritt zurück, kehrte in das Hier und Jetzt zurück und sah sich den Mann an, der sich die Schulter mit einer recht schlecht gelaunt wirkten Miene rieb. Die Narbe über dem rechten Auge verstärkte den Eindruck.
„Entschuldige“, sprach Gedyon, lächelte verlegen, „Einen Moment nicht aufgepasst. Kommt schon mal vor“ Dann ging sein Blick zu dem Breitschwert, das dem Mann am Gürtel baumelte. Er schluckte kurz, blickte zur Akademie hin und zählte eins und eins auf recht weit hergeholte Weise zusammen. „Sag’ mal, kommst du aus der Akademie? Bist du einer der Meister dort? Nehmt ihr dort noch welche für den Schwertkampf?“, ergoss sich der Wortschwall aus dem Munde des Nordmannes, den Bewaffneten vollkommen überumpelnd.
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„Manuele? Bist du das?“ Der Nordmann war gerade daran gewesen sich noch ein Bier zu bestellen, als ihm ein kalter Schauer über den Nacken lief. Diese Stimme war ihm sehr Vertraut, doch es konnte nicht sein, es hatte zu vieles dagegen gesprochen und er hatte sich endlich damit abgefunden. Doch jetzt kam alles wieder auf, die Trauer, die Schmerzen.
Klirr... Manuele liess seinen Krug fallen, aus lauter Nervosität zitterte seine Hand, am liebsten hätte er dem Mann den ihn an Suri erinnert hatte eine runter gehauen.
Langsam drehte sich der junge Mann um. Schockiert blickte er in die Augen seines ehemaligen Waffengefährten.
„Du Bastard!“ Brüllte Manuele los, er konnte es nicht fassen. Ungewohnt, drückte er den alten Freund fest an seine Lederrüstung. Es konnte einfach nicht wahr sein, Suri lebte. „Wo hast du gesteckt? Als ich in Vengard ankam wusste keiner wo du warst? Ich dachte...“ Er verstummte für einen Moment, doch dann erschien wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Lassen wir das, Hauptsache du bist hier, Ich muss dir so vieles erzählen! Wirt bring uns am besten ein ganzes Fass von dem feinsten Bier das du auftreiben kannst! Leute macht Platz, Suri ist von den Ahnen zurückgekehrt!“ Jubelnd schoben die Männer ihnen zwei Stühle hin.
Seit langem, die erste wirklich gute Nachricht.
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