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Tinquilius lauschte den Worten Kilijans genau. Der Unmut über manch Abneigung, die man den Al Shedimern hier entgegen brachte, war ihm bereits von mehreren Leuten zugetragen worden. Das mit den Händlern und Handwerkern war ihm neu, aber das Misstrauen innerhalb des Ordens war da etwas ganz anderes. Und es war nicht gut, dass mögliche Differenzen direkt in misstrauen ausgedrückt wurden.
„Ich kann dich verstehen. Manchen scheint unsere Anwesenheit nicht im Geringsten zu passen. Ich weiß nicht, wieso dem so ist“, außer diese stehen Oktavian nahe und vermuten vielleicht mehr hinter der Ankunft der Al Shedimer Gesandtschaft als sie erzählt hatten, „aber ich werde mich in den kommenden Tagen darum kümmern, dass ich daran etwas ändert.
Was deine Bedenken Oktavian gegenüber angehen, so muss ich schon sagen, dass wir mit Riordian verwöhnt waren und es noch immer sind. Auch wenn ich aufgrund seiner Krankheit die Geschäfte des Obersten Magiers übernommen habe, komme ich niemals an Riordians Weisheit und Fähigkeiten heran. Und genauso wenig wird es Oktavian schaffen, diese Bedingungen zu erfüllen.“
Wie viel kann ich ihm sagen, ohne dabei Hathons Plan zu gefährden? Kann ich ihm überhaupt trauen?
„Du hast schon Recht: Oktavian ist ein ganz anderer Typ. Vielleicht muss er dies hier auch sein? Schließlich lebt er nicht nur hier, sondern muss auch am Hof beteiligt sein und sich dort in Ränkespiele und Geplänkel verwickeln? Ich weiß nicht, wie es um den Hof Ethorns steht, aber die Geschichten über Intrigen am Hofe sind nichts Neues, weshalb ich sie hier nicht abschreiben möchte.“
Und ich bin inmitten einer dieser. Wie konnte ich mich nur jemals darauf einlassen?
„Hast du schon von den Hofmagiern gehört?“, wechselte er das Thema. „Sie werden von einem gewissen Hathon angeführt und unterstehen König Ethorn. Zwar gehören sie zum Kreis des Wassers und unterstehen dem Rat und somit auch Oktavian, zugleich jedoch sind sie unabhängiger davon. Vielleicht möchtest du dich einmal mehr mit ihnen befassen, auch wenn ich nicht glaube, dass sie einen Adepten in ihre Reihen aufnehmen. Sie klingen nach einem elitäreren Kreis, wenn ich dies mal so sagen darf.
Aber du bist kein Meuterer oder Verräter, ganz gewiss nicht. Ich schätze deine Ansicht und vor allem, dass du es mir so offen sagst. Vielleicht kann ich dich mit den Hofmagiern in Kontakt bringen? In den kommenden tagen findet ein Treffen statt.“
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Stille herrschte im Thronsaal, nachdem Lee fertig war. Moryn Miene war ebenso steinern wie seine Haltung, die er am Fuße des erhöht stehenden Throns zur Rechten des Königs eingenommen hatte. Amüsiert genoss Ethorn die Stille, wie alle auf seine Reaktion warteten. Doch missfiel ihm die Gleichgültigkeit mit der die beiden Begleiter dieses Generals ihn anblickten. Eine Respektlosigkeit, die einer unverschämten Anmaßung glich.
Schließlich schmunzelte er und verzog die Mundwinkel zu einem gönnerhaften Lächeln.
“Euer…König… will einen Lagebericht….“
Ein letztes Mal lachte er innerlich auf und stützte sich auf um sich aufrechter hinzusetzen.
“Seit Jahren schon besetzen seine Truppen meine Stadt, bestehlen mein Land und errichten vor meiner Nase Festungen und Wachtürme und entsenden Spione… Sie wagen es unsere Händler zu gängeln… Wie Ungeziefer breiten sie sich in meinem Reich aus… und ICH soll IHNEN Bericht erstatten?!
Der König wurde merklich ungehaltener, spuckte die Worte voller Zorn.
“Meint Rhobar etwa ich WÜSSTE NICHT, was er in Myrthana getan hat? Meint er ich SÄHE nicht, was er nun vor hat?!“
Wieder kehrte die Stille in den Thronsaal ein. Die Wut, die in ihm schäumte, beruhigte sich ein wenig. Der General schien relativ unbeeindruckt von seinen Worten. Man konnte ihm ansehen, dass er lediglich der Überbringer einer Nachricht war, scheinbar froh wenn er diese überbracht hatte und wieder zurückkehren konnte.
Ihr seht nicht aus wie einer von diesen Paladinen…“
Stellte er schließlich etwas nüchterner fest und blickte die Männer fragend an.
by Taeris
Geändert von König Ethorn VI (10.01.2011 um 21:38 Uhr)
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Tinquilius hatte tatsächlich eine von Kilijans wichtigsten Fragen vorweg genommen. Dennoch brauchte der Adept ein paar Momente, um seine Gedanken zu ordnen.
"Ich hatte einige Zeit, mich mit Marvet, dem zweiten Standartenträger der Hofmagier an Bord des Schiffes zu unterhalten. Ich weiß durch.. sagen wir mal .. gutes Raten, dass wir nicht nur aus Gründen des kulturellen Austauschs hier sind." Kilijan ließ diesen Satz etwas im Raum stehen, während er seinen Kopf etwas senkte, aber den Priester weiterhin scharf ansah. "...und so könnte einem schon der Gedanke an Verrat in den Kopf kommen. Die Tatsache, dass wir beide hier sind, vermittelt mir das leichte Gefühl, dass wir schon mitten in einer Sache stecken, die wir nicht mehr wirklich kontrollieren können." Wieder schwebten die Worte etliche Sekunden in der Luft, ohne dass einer Männer etwas sagte. Kilijan begann unterbewusst mit dem Holzlöffel auf der Schale herumzutrommeln.
"Der einzige Weg, den ich für mich hier sehe, ist der des Hofmagiers. Die Intrigen am Hofe sind zwar auch nicht unbedingt eine Decke aus Samt, aber ich tausche sie jeden Tag gegen die Gefährlichkeit, die von Oktavian ausgeht. Von dem, was ich bisher hörte, hat Hathon genug Macht, um Okativians Einfluss aus den eigenen Reihen heraus zu halten, auch wenn er ihm pro Forma unterstellt ist. Ich weiß zwar auch -", nahm Kilijan Tinquilius Aussage wieder auf, ", dass die Hofmagier keine Adepten aufnehmen, aber ich arbeite schon seit geraumer Zeit an einer Dissertation. Vielleicht war er einfach nur erfreut, dass ich Kuron mit dieser Arbeit seit langem das erste mal etwas gute Laune gemacht habe, aber Riordian hatte mir in Aussicht gestellt, dass ich bei Abschluss der Arbeit durchaus meine Magierweihe empfangen könnte." Ein leichter Kloß bildete sich in Kilijans Hals, denn erst jetzt trag ihn, wie weit Riordian war und wie sehr sich die Verhältnisse geändert hatten. Es kostete ihn einige Kraft, kleinlaut anzufügen: "...aber ich weiß natürlich nicht, inwiefern das alles jetzt noch zählt, wie die hiesigen Autoritäten das sehen - um genau zu sein, weiß ich nicht einmal, wer meine Magierweihe hier überhaupt beschließen kann..." Mit einem Kopfschütteln riss er sich aus seiner Grübelei und setzte mit einem abschließenden Tonfall an: "Ich werde jedenfalls alles tun, was ich kann, um zu den Hofmagiern zu kommen, deshalb würde ich dem erwähnten Treffen sehr gerne beiwohnen. Und wenn meine Hilfe bei irgendetwas -", Kilijan betonte dieses Wort unüberhörbar, "gebraucht wird, zögere nicht mich zu fragen, ich werde helfen, so gut ich kann."
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Intrigen, egal wo man hinschaute. Hier erzählte jemand etwas, dort wurde etwas anders dargestellt. Und niemand schien sich einen Deut um die moralische Verwerflichkeit zu scheren. Außer man betrachtete es mit Maris‘ Augen – und nur so kann ich dem Ganzen überhaupt zustimmen.
Kilijans Worte waren ruhig und klug gewählt. Niemand, der auch nur etwas Genaueres darüber wusste, würde ahnen können, worüber sie wirklich sprachen. Doch dem Priester entgingen die Spitzen und auch der Hauch eines Vorwurfs nicht. Vielleicht wäre Kilijan jemand, der ebenfalls eingeweiht gehört, offiziell.
„Eine Dissertation also fertigst du an. Davon wusste ich gar nichts. Das klingt sehr interessant. Wenn Riordian daran Interesse hatte, so würde ich mich freuen, diese zu lesen, sobald sie fertig ist. Auch wenn es eine etwas ungewöhnliche Art ist, in den Stand eines Magiers erhoben zu werden.“
Und wieso wurde ich in diesen erhoben? Ja, genau, um den Feuermagiern zu zeigen, dass sie mit uns nicht umspringen konnten, als wären wir gehasste und arme Stiefkinder – zumindest galt es einigen von ihnen. Da lob ich mir doch diesen Versuch.
„Ich kann dir aber leider auch nicht sagen, inwieweit diese belang hat. Wenn es nach mir geht, so kannst du dadurch die Magierweihe erhalten. Ich werde sie auch gerne an Riordian weiterschicken, sodass er auch seine Meinung kundtun kann. Aber er hat genauso wenig Befugnis hier wie ich. Und da bislang keine offizielle Unterhaltung mit Oktavian stattfand, konnte ich auch noch nicht klären, wie wir hier angesehen werden und welche Rechte wir haben.
Zu einem Magier Al Shedims können der rat und ich dich gerne erheben, aber ob es auch zu einem Setarrifs reicht, so weiß ich dies nicht.“
Vielleicht ja unter einem neuen Obersten Magier. Denn ich bin nicht nur hier, um Hathon zu helfen. Ich bin auch hier, um eine ständige Verbindung der beiden Adanoskulturen aufzubauen.
„Bislang sind wir nur Gäste, das mag sich aber durchaus ändern.
Gut, du kannst dem Treffen beiwohnen. Ich denke, dass jede helfende Hand gerne gesehen wird. Und deine Beteiligung, an diesem Treffen natürlich“, fügte er schnell an, „könnte dir auch bereits helfen, Fuß bei den Hofmagiern zu fassen. Und dort hat Oktavian tatsächlich wenig Einfluss, da gebe ich dir Recht.
An diesem Treffen wird auch ein gewisser Jaryvil teilnehmen, ein Novize, der ebenfalls Interesse an den Hofmagiern hegt. Er steht durch Rang natürlich noch weiter davon entfernt als ihr, aber möglicherweise könntet ihr euch helfen. Nur als ein Vorschlag.“
Er nahm den letzten Löffel Haferschleim in den Mund und spülte ihn m it etwas Wasser hinunter. Dann schaute er wieder zu Kilijan auf.
„Du kannst mir glauben, ich sehne mich nach Al Shedim und dem einfachen Leben dort zurück. Auch wenn es viel Kritik um Oktavian gibt: Der Obersten Magier in einer solchen Stadt möchte ich nur ungern sein.“
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Ptahs Schädel fühlte sich so an also ein Troll darauf gesessen wäre. Und wie er gestern auf die Al Shedimer getrunken hatte... sein Kopf dröhnte von all dem Fusel, den er in sich gestürzt hatte, während ihm der Wirt Münze um Münze aus der Tasche gezogen hatte, bis er schließlich nur noch Fussel in der Hand hielt, womit auch der Alkoholstrom versiegte und Ptah wenig schmeichelhaft vor die Tür befördert wurde. Dort wankte er an einer windschiefen Hausmauer entlang, als diese abrupt ein Ende und er sich auf dem Boden wieder fand.
Den halben Tag hatte er dort verschlafen und kein Schwein hatte Anstalten gemacht ihn zu wecken, weshalb die Sonne schon wieder dabei war unterzugehen, bis sein knurrender Magen nach einer ersten Mahlzeit verlangte.
Diese hatte er sich soeben in Form eines verschrumpelten Apfels, den ihn ein Händler gnädigerweise überlassen hatte, getätigt und war nun zwar nicht weniger verkatert, aber immer hin schon mal den Hunger los. Die Schmerzen nahmen zu und der Adept wurde das Gefühl nicht los, dass ihm jemand mit einem Hammer unentwegt auf den Schädel eindrosch. Schnelle Abhilfe gab es wohl nur im Haus der Magier, aber das war der letzte Ort an dem Ptah momentan sein wollte... außerdem war ihm nicht entgangen, dass die Dinge dort um einiges straffer gehandhabt wurden und auch wenn sie noch den Status von Besuchern innehatten, würde er wohl um eine Strafe nicht herumkommen.
Nein, fürs Erste blieb er an der frischen Luft, wenn er doch nur nicht so Kopfweh hätte...
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Mit einem lauten Klacken ließ Kilian seinen Löffel in seine ebenfalls leere Schale fallen. "Naja, wir kriegen nicht immer, was wir wollen, nicht wahr?"
Er zwinkerte dem Priester fast unmerklich zu, während das dezenteste Grinsen seine Lippen kräuselte. "Lass mich einfach wissen, wann das Treffen mit Hathon stattfindet. Das meiste Spekulieren bis dahin ist müßig, hängt doch recht viel davon ab, wie ich meine." Tinquilius nickte leicht, sein Blick an dem aufstehenden Kilijan etwas abwesend vorbei gehend. "Wie er zu uns steht und was für ein Mensch er ist, dürfte determinieren, wie Du hier weiter vorgehen kannst und wie viel Einfluss wir dadurch hier haben. Und bis dahin -," Klijian streckte sich, während seine Gesichtszüge nun endgültig jede Strenge wieder verloren, "bleibt nur abzuwarten und das, was uns geboten ist, mitzunehmen." Mit einem wohlwollenden Lächeln drehte Tinquilius seinen Kopf wieder zu Kilijan und nickte diesem nur wortlos zu. Dieser erwiderte diesen wortlosen Gruß und verließ den Gemeinschaftsraum in Richtung Innenhof.
Inzwischen war es dunkel draußen geworden. Kilijan überlegte kurz, ob er jetzt schon schlafen gehen sollte. Doch die Unterhaltung mit dem Priester hatte seinen Geist geweckt und dieser war nun unruhig und würde ihn sowieso nicht schlafen lassen. Schließlich drehte er sich kurzentschlossen nach rechts und nahm den Durchgang in die Bibliothek. Wenn Tinquilius schon gewillt war, sein seit geraumer Zeit sich in der Mache befindliches Dissertationspapier zu lesen und als Kriterium zur Weihe in Betracht zu ziehen, wollte er es wenigstens auch fertig haben, wann immer der Zeitpunkt günstig wäre.
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Rekhyt war nicht bei ihm. Und ohne ihn fühlte sich Calidor inzwischen wie ein halber Mensch.
*Das ist doch albern!*, mahnte er sich in Gedanken, schließlich war er ein Regent gewesen, ein Schlossbesitzer. Was konnte ihm schon ein Schmalspurdieb bieten?
*Denk nicht so über ihn!*
Calidor gab sich selbst eine Ohrfeige für diese gossenhafte Bemerkung. Rekhyt war ein wunderbarer Mann. Und ein ausgezeichneter Dieb. Schließlich hatte er es ja geschafft, ihn als Beute einzufangen, und das mochte etwas heißen.
*Das ist lächerlich!*
Calidor seufzte und brachte damit die Stimme in seinen Gedanken zum Schweigen. Aber nicht für lange. Es ließ sich nicht bestreiten - er machte sich Sorgen. Sein Dieb hatte ihm erklärt, er müsse etwas mit seinen Jungs machen und war auch nicht zurück gekehrt, sein Bett blieb unbenutzt. Er hatte ihm versprochen, vorsichtig zu sein, hoffentlich dachte Rekhyt auch daran.
Ohne Innos als Unterstützung und Rekhyt als Begleiter, kam sich der blonde Bube plötzlich so unbedeutend vor. Als würde er erst durch sein Gegenüber definiert werden können. Er war ein Graf, verdammt, zählte das denn gar nichts!?
*Das ist lange her ...*
Nur zu wahr, so lang schon, dass ihm Erinnerungen daran von Tag zu Tag schwerer fielen, wieviele Stufen die große Empfangstreppe im Erdgeschoss hatte, welche Zimmmer abgeschlossen waren, und bei welchen man nur leicht dagegen drücken musste, um sie auf zu bekommen. Alles so Kleinigkeiten, die ihm zeigten, dass er nicht mehr länger daran festhalten darf, sonst verlor er sich am Ende selbst und verblasste, so, wie seine Erinnerungen.
Calidor hatte die Kohlestifte und Kreiden nach dem Streit mit Rekhyt wieder aufgesammelt gehabt, einige waren derart zerbrochen, dass sie nicht mehr besonders gut zu verwenden waren, doch für den Großteil galt zum Glück, dass sie noch brauchbar waren.
Er schnappte sich also seinen Zeichenblock und schritt durch diese unbekannte Stadt, die den Namen Setarrif trug, so viel hatte Calidor durch Mithören von Thekengesprächen mitbekommen. Es sah in manchen Straßen sehr vornehm aus, fast schon aristokratisch angehaucht, in anderen war es nicht anders als in Vengard, wo man bei jedem Schritt, den man machte, über einen Bettler stolperte.
Und obwohl ihm das Zeichnen von Stillleben Spass bereitete, empfand er mehr Vergnügen an lebenden Objekten. Rekhyt hatte er vor Sehnsucht schon gezeichnet, sehr freizügig sogar, um nicht zu sagen, splitternackt, aber außer ihm würde es ja niemand sehen, von daher machte er sich über dieses kleine Detail keine Sorgen. Auch eine Zeichnung von Rekhyt und seinen *Kollegen* Illdor und Dennik war dabei, die er schon vor einigen Tagen fertig gestellt hatte. Sein geliebter Dieb hatte zwar noch nichts dazu gesagt, aber sicher gefiel ihm die Idee.
So in Gedanken vertieft, ein passendes Objekt für eine nächste Skizze zu erhalten, übersah er den Mann, der dort etwas unförmig ihm entgegen kam. Sie stießen zusammen, wobei Calidor sein Zeichenblock und seine Stifte hinunter fielen. Und dann auch noch auf die Seite mit dem Adamskostüm eines Diebes! Und natürlich fiel der Blick des unbekannten Kerls auch noch in diese Richtung. Was nun? Schnell griff Calidor nach dem Block, zog ihn zu sich, wodurch die Seite zurückrollerte und das Aktbild von dem Gruppenbildnis überdeckt wurde. Schwein gehabt!
"Entschuldigung, ich hab dich übersehen. Alles in Ordnung?", fragte Calidor, putzte sich seine Knie ab und bemerkte erst in diesem Augenblick, welch wohl geformte Kleidung der Mann vor him trug. Dezent in Blau gehalten, recht einfach, nicht pompös oder heraus geputzt. Damals, in Khorinis trugen die Mitglieder der Adanossekte ebenso blau gewirkte Roben und Mäntel. Ob dieser Typ auch diesem Zirkel angehörte, hier, in dieser Welt?
Er wollte es wissen, denn noch nie war ihm einer dieser Würdenträger des Adanos hier begegnet. Immer nur Innos, sein ganzes Leben. Es war bestimmt nicht schlecht oder falsch, auch mal von etwas anderem in Gottes- oder Magieangelegenheiten zu hören.
"Sagt, gehört ihr dem Orden an? Dem des Wasserzirkels? Oder nennt ihr es etwa auch die Adanossekte?"
Sein Gegenüber hob eine Augenbraue und musterte Calidor von oben bis unten. Was er wohl sah? Auch nicht mehr als alle anderen:
Ein Niemand, der einmal ein Jemand war, und diesen Zeiten nachtrauerte ...
Geändert von Calidor (09.01.2011 um 19:02 Uhr)
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Dennik als Lehrmeister? Das kann ja was werden, Dem Myrtaner gefiel die Idee etwas über das Stehlen lernen zu dürfen, aber mit Dennik? Dieser hat sicher eine gute Ausbildung bei Vryce abgeschlossen, aber Lehren und Lernen waren zwei völlig unterschiedliche Dinge gewesen. Außerdem, wie sollte der Dieb nun mit seinem „Lehrmeister umgehen? Ihn „Meister“ nennen? Nein, dafür war er zu stolz, aber ihn wie gewohnt als ein Freund mit einer großen Klappe zu behandeln war irgendwie auch undenkbar. Immerhin versuchte dieser ihm gerade etwas beizubringen…
Das Beste war einfach abwarten und zuschauen, ob sein Freund als Lehrmeister taugt.
„Das Haus ist ja mal ein Prachtexemplar Wieso sind wir nicht früher schon aus der Wüste in diese Goldgrube gezogen?“ Der Myrtaner sah sich kurz um und entdeckte im oberen Geschoß ein leicht geöffnetes Fenster. Kein Licht schien mehr zu brennen. Ein gutes Zeichen. „Wie Ich sehe ist nur oben das eine Fenster offen. Es kann jedoch sein, dass es direkt ins Schlafzimmer führt, wo unser feiner Besitzer vielleicht schon auf uns wartet. Wir sollten also vorsichtig sein. Ich schlage vor, dass ich kurz hinaufsteige und nachschaue, ob es auch ungefährlich ist, einfach hineinzusteigen.“
Dennik und Rekhyt nickten still, also machte sich der Myrtaner ans Werk. Mit leichtem Anlauf sprang er die Wand an, trat dann ab durchführte eine weiteren Sprung. Glücklicherweise bekam er die Dachkannte zu fassen und zog sich dann hinauf aufs Dach. Die schönen Ziegelsteine gaben unter seinen Füßen nicht wie bei anderen billigen Dächern nach, sondern hielten seinem Gewicht stand. Leise schlich er sich von einem Fenster zum anderen, bis er abrupt neben einem stehen blieb. Dort im Zimmer lag ein kleines Mädchen und schlief so friedlich wie ein Toter. Sie umklammerte eine Spielpuppe ganz fest mit ihren winzigen Händchen und lächelte. Sofort fiel dem Dieb sein Kind ein und wie gerne er es doch sehen würde, Es in den Armen halten und all die Liebe schenken, das es von der Mutter womöglich nie bekommen würde.
„Konzentriere dich…“, murmelte er zu sich selbst und ging vorsichtig weiter zum offenen Fenster. Er warf zögernd einen Blick hinein und merkte, dass sich dort niemand befand. Glücklich gab er seinen Freunden das Zeichen zum Hinaufklettern.
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"Ich bin mir nicht so sicher...", murmelte Ptah ein wenig abwesend, während sein Blick noch immer den Fremden striff, in einem Versuch sein Gegenüber, der eben noch hastig die Seite wechselte, irgendwie einzuschätzen, "in Al Shedim war ich noch Teil der Gemeinschaft des Wassers... momentan... aber wieso erzähle ich euch das überhaupt?"
Der Blonde war taktvoll genug gewesen nicht die Nase zu rümpfen, als sie zusammenstießen und hatte bisher auch sonst kein Wort über seine miserable Aufmachung verloren, wofür der Adept durchaus dankbar war... er wusste nicht, wie er sonst reagiert hätte, so elend wie er sich gerade fühlte. Ziellos klopfte er mit den Händen auf die Robe ein, in der Hoffnung einen Teil des Staubs wieder loszuwerden.
"Ich stehe heute ein wenig neben mir, sonst wäre diese Missgeschick nicht passiert. Was haltet ihr davon, wenn ich -", begann er seinen Vorschlag, als er nach raschem und möglichst unauffälligem Betasten seiner Taschen feststellte, dass diese noch immer leer waren, "... naja... da ich ohnehin nichts Besseres vorhabe, kann ich euch genauso gut ein wenig, über die Magierschaft des Wassers unterrichten. Setzen wir uns?", bot er mit einer Geste ein stilles Eckchen an, dass ob seiner Eigenschaft als Nische zwischen zwei Häusern, über einen ganz ansehnlichen Ausblick auf das Meer verfügte.
"Irgendwie schon witzig, dass ihr ausgerechnet an mich geratet...", bemerkte er mit aufgesetztem Lächeln, während sein Blick über die Fluten glitt und am Horizont nach dem Festland suchte, und eröffnete schließlich, wobei er sich einen Kommentar über den Begriff Adanossekte schenkte: "Adanos...", und aus den Augenwinkeln sah, er wie der Fremde sich den Papieren widemete, "hey, Moment mal, wenn ich mir hier schon Zeit nehme, könntet ihr wenigstens so freundlich sein und mir zuhör -- ah.", schlagartig setzten die Kopfschmerzen wegen der erhöhten Lautstärke dieser Unterbrechung wieder ein, weshalb er sich kurz auf die Zunge biss, um sich von dem Pochen in seinem Kopf anzulenken, dann begann er behutsam mit den Fingerkuppen seine Schläfen zu massieren, jedoch nicht ohne nachzuschieben: "Was habt ihr da überhaupt?"
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"Das sind nur Skizzen, nichts weiter. Ich zeichne gern."
Calidor ließ den Kohlestift über das Papier fliegen, besah sich immer wieder die Umgebung, ab und zu auch sein Gegenüber, lächelte ihn kurz an, und war einen Augenblick später schon wieder mit dem Kopf über seiner Zeichnung verschwunden.
"Der Orden, Freund ...", meinte der Blonde beiläufig und sprach es eher ins Papier, was vielleicht etwas unhöflich war, aber Calidor musste einfach zeichnen dabei, sich beschäftigen, denn es war sonst zu still, auch wenn er reden würde, es würde nicht ausreichen, um ihn komplett einzunehmen und abzulenken.
Als nach einer Weile immer noch keine Töne aufkamen, und er es bemerkte, dabei aber nicht einschätzen konnte, ob nun Augenblicke oder Tage vergangen waren, hob er seinen Kopf, um der Stille nachzugehen. Tatsächlich kam sie von dem Adanosanhänger, der in aller Stille ächzte und stöhnte, und sich seine Schläfen rieb.
"Alles in Ordnung mit euch?", schrie Calidor unerwartet laut, was zu von einem Schmerz verzerrten Gesichtsausdruck mehr führte. Das tat ihm leid, aber er entschuldigte sich nicht. Zu viele Worte ...
So blieb nur noch eins zu fragen:
"Krank?"
Es klang vielleicht wie das Gebrabbel eines senilen Alten, der nicht zu mehr Worten fähig war, etwas seltsam und befremdlich, doch es erschien Calidor die bessere Wahl, anstatt mit vielen Worten eine Erklärung zu verlangen. Scheinbar gings dem Kerl wirklich nicht so besonders. Und plötzlich schnüffelte er etwas, eine Note, die die Luft langsam durchzog.
"Riecht ihr das auch?", flüsterte Calidor, lehnte sich dabei zu ihm, doch als dieser den Mund aufmachte, um etwas zu antworten, lehnte er sich sofort wieder zurück.
Was war das denn für eine Art von Mann? War das hier in Setarrif so Sitte? Calidor sah darin nur etwas Unschickliches. Sich zu betrinken, ja glatt zu besaufen, bis zur Besinnungslosigkeit auch noch, wenn möglich.
Er schloss die Augen und schüttelte leicht mit dem Kopf, senkte seinen Blick und zeichnete weiter.
"Ihr wolltet etwas sagen, Herr?"
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Illdor war als erster nach oben geklettert um zu sehen, ob die Luft rein war und hatte ihnen auch schon wenig später das Zeichen gegeben nachzukommen. Für den Schweigsamen stellte dieser erste Schritt ebenso wenig ein Problem dar wie für Illdor, waren die beiden doch lange genug von Gilbert durch die Gegend gehetzt worden, doch ob Dennik da mithalten konnte, wusste er nicht. Vermutlich nicht, schließlich konnte er auch nicht alles können und sobald er einmal im Haus drinnen war, hätte er die besten Karten von den dreien und im Schwertkampf sowieso.
Mit einer Geste bot Rekhyt seinem Freund -denn Freund war er immer noch, auch wenn er jetzt sein Lehrmeister war, aber deswegen musste sich nichts ändern- an, ihm nach oben zu helfen, doch dieser lehnte ab. Entweder er hatte seinen eigenen Weg, oder er verstand die Geste einfach nicht. Wie dem auch sei, Rekhyt tat es Illdor gleich und erreichte mit ein paar gekonnten Sprüngen am Dach. Direkt ins Fenster zu springen hielt er für unklug, da sie sich von oben leiser hineingleiten lassen konnten.
Der Dieb warf einen Blick durch ein Fenster und erkannte ein Kind, in seinem Bett schlafen.
Umso besser, Kinder haben einen tiefen Schlaf!
Also würde zumindest aus dem Zimmer nicht so schnell Ärger kommen. Dann ließ sich der Einbrecher vorsichtig und leise auf das Fensterbrett des benachbarten Fenster herabsinken, das in ein leeres Zimmer führte. Im Inneren stand direkt vor ihm ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch, auf dem Rekhyt wie auf einer Treppe das Zimmer betreten konnte.
So weit, so gut, aber das Zimmer war sehr klein und es sah nicht so aus, als würden sich hier Wertsachen auftreiben lassen, also mussten sie weiter vordringen.
Dass die Besitzer des Hauses wohlhabend waren, bot einen weiteren Vorteil: Das Gebäude war in einem guten Zustand, teilweise sogar mit Teppichen ausgelegt, die das Schleichen noch weiter vereinfachten und mit knarrenden Dielen oder quietschenden Türen war eher nicht zu rechnen.
Schnell, wegen dem dicken Teppich aber lautlos durchschritt er das Zimmer und öffnete vorsichtig die Tür. Wie erwartet, kein Quietschen!
Leises Schnarchen zeigte den Weg zum Schlafzimmer der Eltern, ein Zimmer mit wesentlich höheren Erfolgschancen. Das Ziel war also gesetzt und Rekhyt machte sich auch gleich daran zu der Tür zu schleichen. Doch schon der erste Schritt war dann doch nicht so leise wie er erhofft hatte, nachdem er von dem Teppich verwöhnt gewesen war. Erschrocken blieb er auf der Stelle stehen, rührte sich nicht mehr und lauschte den nächtlichen Geräuschen. Das Schnarchen ging weiter, Dennik und Illdor warnten nicht vor dem Erwachen des Kindes, also schienen sie immer noch unentdeckt zu sein.
Also weiter.
Das Schlafzimmer war erreicht, betreten, das Risiko wieder größer, aber auch wieder ein Teppich vorhanden. Was für ein Glück, dass ihre Schleichtalente bei diesem Einsatz noch nicht so sehr gefragt waren, wie sie es hätten sein können. Dieses Talent würden sie ein anderes Mal noch verbessern müssen, aber das musste Dennik entscheiden wann, wo und wie.
Vorerst stieß Rekhyts mangelnde Diebeskunst aber auf ein anderes Problem. Eine verschlossene Truhe genau vor ihm, in der man sich Beute erhoffen durfte.
Geändert von Rekhyt (09.01.2011 um 20:20 Uhr)
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Die Flasche wurde ein weiteres Mal angesetzt. Der Mund schlürfte gierig nach dem Met, die Kehle freute sich über das kühle, wohltuende Getränk, das Hirn schaltete etwas mehr seiner Zellen ab und schickte sie in einen kurzzeitigen Urlaub. Heute wollte Gedyon sich betrinken, sich vollkommen dem Alkohol hingeben, wohl aus dem Grund, um sich seine Situation – und keine Frau – schön zu saufen.
„He, mach’ mal deine Augen auf beim Laufen!“, rief ein Mann in abgerissener Tracht. Alte Lumpen, Reste einer einstmals sicher gut sitzenden, bürgerlichen Kleidung. Gedyon – nicht viel besser gekleidet – blinzelte zu dem Kerl herab, musterte das halbe Hemd einen Moment verwirrt und brach in schallendes, vom Alkohol tatkräftig unterstütztes Lachen aus.
„Geh’ mir nicht auf die Nerven, du Lusche. Ich geh’, wohin ich will. Pass’ du lieber auf, wen du anrempelst und dumm von der Seite anquatscht!“, gab er ebenso streitlustig zurück, trank einen weiteren Schluck des Gesöffs, welches hier so spottbillig zu haben war, dass sie es in Flaschen abfüllten und verschacherten. Den guten Met gab es eh nur in Nordmar, nicht hier, am Arsch der Welt. „Was bist’n du eigentlich für einer?“, fragte er lallend, aber irgendwie versöhnlicheren Tones. „Penner? Bettler?“
„Bürger“, knurrte der Mann finster, „Die sehen hier leider aus wie die Armen.“
„Das ist bitter“, antwortete Gedyon mit ganzer Teilnahmslosigkeit. Was interessierte ihn das Schicksal der Leute hier? Gehörte er zu ihnen? Nein. Er war nur hier, weil die Söldner hier herab gezogen waren. Ihm hatte die ganze Sache nicht gefallen, dennoch hatte er sie begleitet. Als Arbeiter, als Packesel, als Mann im Hintergrund, der kocht, wäscht, näht und dafür sorgt, dass das Lagerfeuer brennt. „Wo ist’n hier die nächste Kneipe?“
„Sicherlich nicht im Armenviertel. Denn da stehst du gerade. Hier siehst du“ – der Bewohner lachte bitter – „die Pracht Setarrifs, den Wohlstand des Argaanischen Volkes. Scheiße, verdammte.“
„Kannst du auch was anderes außer wehklagen?“, fragte Gedyon fast schon beiläufig. Das Geseiere dieses Kerls ging ihm auf die Nerven, vermieste ihm gehörig den Rausch. „Wenn’s dir nicht gefällt, verzieh’ dich eben dort hin, wo’s dir gefällt. Ganz einfach.“
„Lass mich raten“, fing der Arme höhnisch grinsend an, „Myrtaner?“
„Nordmarer“, knurrte der Händler bedrohlich. „Schimpf’ mich nicht so wie diese Fleischwanzen aus’m Flachland.“
„Huch, ich dachte ihr wärt alle vom selben Holz.“
„Sag’ das noch mal, mein Freund, und du lernst das Holz der Haustür dort kennen. Verdammt, jetzt hast du mir die Lust auf’s Trinken vermiest. Wie heißt’n du eigentlich?“
„Hirayn“, kam es aus dem Munde des Abgerissenen. Er haderte einen Moment sichtlich, ehe er die Hand ausstreckte. Gedyon griff sie fest. Grinste kurz. Reichte dem Kerl dann den Met.
„Trink’ was, Hirayn. Und dann erzähl’ mir mal etwas über dieses Setarrif. Jetzt wo die Söldner hier sind und gleich wieder Politik betreiben, hab ich eh nichts zu tun.“
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Ein Künstler also im weitesten Sinn; soweit er sich entsinnen konnte, hatte er mit derlei Leuten bisher nicht das Vergnügen gehabt und bisher stellte sich dieses Treffen auch nicht gerade als selbiges heraus. Beachtlich war, wie vereinnahmt der Fremde von seiner Zeichnung war. Sie zog ihn so in den Bann, dass er dem Adepten kaum noch ein Ohr schenkte, was der Schlanke vermutlich selbst nicht einmal wahrnahm.
Um seine Kopfschmerzen nicht weiter zu verschlimmern, beschloss er von nun an betont ruhig zu sprechen: "Ja, ein wenig krank bin ich schon, denke ich."
Kaum hatte er das ausgesprochen, war die kurze Phase der Aufmerksamkeit des anderen schon wieder geschwunden, weshalb Ptah beschloss etwas auszuprobieren, "und ja ich rieche es auch. Dieser penetrante Gestank nach Schweiß und schlechtem Schnaps, das bin ich. Letzte Nacht habe ich aus Frust über all die Veränderungen, welche binnen kürzester Zeit in einem Leben eintraten, ordentlich getrunken und dabei kann ich Alkohol gar nicht ausstehen, dieser ganze Besuch hier in Setarrif ist doch ein Farce... alsob wir nach Al Shedim zurückkehren würden.... geflohen sind wir... feige... vor dem Blutdurst Rhobars...", der Zeichner zuckte nicht mal mit der Wimper, "Kennt ihr das Gefühl am selben Fleck zu verharren, während alles an einem vorbeizueilen scheint? Mich lässt es nicht mehr los, dass ich schon länger an ein- und demselben Ort stehe..."
Noch immer blieb ihm der Blondschopf eine Reaktion schuldig... wovon auch immer die eigentümliche Faszination seiner Zeichnung auszugehen schien, scheinbar war sie stark genug, um alle anderen Eindrücke komplett beiseite zu schieben.
"Hat euch gegenüber schon einmal jemand bemerkt, dass eure Nase unverhältnismäßig groß zwischen euren beiden Augen prangt?", probierte es der hagere Varanter letztlich mit einem provokativen Scherz.
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Ich höre euch zu, guter Mann", antwortete Calidor beiläufig, nahm sich eine der andersfarbigen Kreiden und machte mit seinem Kunstwerk weiter. Und sollte dieser Kerl versuchen, erneut zu kibitzen, er würde ja ohnehin nicht schnell genug sein, um etwas zu erkennen.
"Ihr findet euren Eigengeruch abartig, hasst euch für eure Feigheit und wollt euch am liebsten selbst umbringen, was ja anscheinend beinahe geklappt hätte, wie mir scheint. Wenn ihr nicht länger an einem Ort stehen wollt, wie wäre es, wenn ihr euch stattdessen einmal bewegt, einen Fuß vor den anderen setzt?"
Es war weder provokant noch beleidigend gemeint oder formuliert oder betont, sondern einfach eine feststellende Zusammenfassung dessen, was er zu Calidor gesagt hatte.
Der Blonde sah kurz auf, bemerkte keine Reaktion bei dem Kerl, und machte einfach weiter. Der Kohlestift kam wieder zum Einsatz. Inzwischen war er gut mit seinem Motiv voran gekommen. Ja, so mochte er es, und sein Gegenüber bestimmt auch.
"Und nein, das habe ich nicht bemerkt, ihr seid bis jetzt der Erste, der es mir sagt, dabei finde ich mein Gesicht sehr wohl proportioniert. Mir gefällt es. Vielleicht ist durch den Fusel ja eure Wahrnehmung beeinträchtigt, guter Mann. Was meint ihr?"
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Dennik staunte nicht schlecht, als er sah, wie Illdor und Rekhyt so einfach hinauf kletterten, ehe sie jedoch einstiegen, durch eines der Fenster, raunte er lächelnd:“Wie wäre es, wenn ihr bei Gelegenheit auch mal eure Tricks zeigt, die euch dieser Rottinghäm gezeigt hat, oder wie der hieß?“ während er sprach, suchte er einen Weg um ebenfalls zum Fenster hoch zu kommen. Er entschloss sich für den einfachsten Weg, der auch ohne Akrobatische Künste relativ einfach war. Er kletterte auf ein Fass, welches an der Hauswand stand und sprang nach oben. Da das Fass am Unteren Ende des dreckeckig geformten Daches stand, konnte er das Dach ohne Mühe erreichen. Jetzt jedoch kam der schwierige Teil, die Ziegeln hinauf nach weiter oben klettern. Als er die Stelle erreichte unter welcher das Fenster war, durch welches Rekhyt und Illdor eingestiegen waren, hielt er sich an der Dachrinne fest und schaukelte sich von oben herunter durchs offene Fenster. Seine Beiden „Lehrlinge“ warteten schon auf ihn.
Dennik sah sich um. Die Tür des kleinen Raumes war zu, so erlaubte er sich seinen Freunden etwas zu zuflüstern.
„Los weiter!“, zischte Dennik und Rekhyt öffnete die Tür. Sie schlichen über einen dicken Teppich, über welchen man vermutlich auch lautlos hüpfen hätte können, da erreichte Rekhyt die Stelle, an welcher der Teppich endete und verursachte ein leisen dumpfen Ton, als sein Schuh auf den Holzboden aufkam. Dennik erkannte, dass die Beiden nicht dieselben Schleichübungen durch gemacht hatten, wie er mit Vryce und so raunte er:“Zieht euch lieber die Schuhe aus!“.
Gesagt, getan. Rekhyt und Illdor in Socken, ging es weiter Richtung Raum der Eltern, denn wie alle wussten, war dort vermutlich das Geld der Familie aufbewahrt und sie fanden auch, was sie gesucht hatten. Eine Truhe, gegenüber dem Bett, in welchen die Eltern schliefen. Rekhyt und Illdor schaute ihn an und er wusste, dass sie vermutlich nicht gelernt hatten, Schlösser zu knacken, sie mussten also wirklich bei null anfangen… aber so hatte er ja auch angefangen.
Er überlegte kurz, doch er wusste, das knicken und knacken des Dietrichs im Schloss würde die Eltern sicher aufwecken und so trat er an die hölzerne Truhe und hob ein Ende leise an und deutete Illdor und Rekhyt ihn zu helfen. Gemeinsam schleppten sie die Truhe aus dem Tür losen Raum, zurück über den Teppich in den Arbeitsraum des Vaters, aus welchen sie gekommen waren. Dennik schloss die Tür und sagte: „Die Geräusche der Truhe hätten die Eltern sicher aufgeweckt. So ist es sicherer und sie werden eh merken, dass der Inhalt fehlt, also müssen wir uns nicht die Mühe machen, die Truhe zurück zu schleppen, oder was meint ihr?“. Er zog seinen Dietrich und machte sich daran die Truhe zu knacken, jetzt in der Dunkelheit, nur der Mond schien durch das Fenster und erhellte den Raum ein wenig, anzufangen jemanden das Schlösserknacken bei zu bringen, war wohl etwas schlecht und so öffnete er sie ohne Erklärungen. In der Truhe befanden sich zwei fette Lederbeutel, ein wunderschönes Kleid und ein Stück Pergament. Einen Beutel überreichte er Illdor den anderen behielt er. Rekhyt warf er das Kleid zu uns kicherte: „Das kannst du Calidor schenken!“. Auch das Pergament behielt er, es interessierte ihn wirklich belendend, was da drauf stand, auch wenn er es von jemand vorgelesen bekommen musste, er wollte es wissen.
„Also raus hier oder wollt ihr die Kiste zurück bringen?“
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"Oh", war das Erste, was Ptah daraufhin zu erwidern im Stande war, als Nächstes folgte eine ganze Weile lang Stille.
Da hatte dieser Kerl tatsächlich aufmerksam gelauscht und bis zum Ende gewartet, um ihm dann eine ordentliche Packung zu verpassen. Ein Schmunzeln trat auf Ptahs Gesicht. Er hatte sich ganz ordentlich in ihm getäuscht, soviel stand fest.
"Nichts für ungut. Ich dachte nur, dass ich eure Aufmerksamkeit gänzlich verloren hätte, weshalb mir diese zugegebenermaßen unnötige Bemerkung geeignet schien, um zu prüfen, ob meine Vermutung richtig war. Offensichtlich lag ich damit falsch.", meinte der Adept diplomatisch, "Allerdings liegt auch ihr falsch. Ich will mich nicht umbringen und glaubt mir, es gab genug Gelegenheit dazu in der Vergangenheit, aber letzlich bin ich zu der Einsicht gelangt, dass Selbstmord nicht der richtige Weg ist. Zumindest nicht für mich.", endete er mit einem nachdenklichen Ton, bevor ihm auffiel, dass er noch nicht mal den Namen des anderen in Erfahrung gebracht hatte.
"Da eure Aufmerksamkeitsspanne noch nicht erschöpft zu sein scheint, erlaubt mir mich vorzustellen, ehe ich auch noch meinen Namen vergesse.", fügte er, begleitet von einer versöhnlich angebotenen Hand, hinzu, "Ich werde Ptah genannt."
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"Calidor."
Das war alles, mehr gab der Zeichner nicht von sich, sah nur vorher kurz auf, ignorierte die ihm angebotene Hand völlig. Es war ihm nicht bewusst, wie lange die Hand des anderen da so in der Luft hing, doch als er nach einer Weile wieder aufsah war sie dorthin zurück gekehrt, wo sie vorher geruht hatte.
Ptah war also sein Name. Schön eingängig und leicht zu merken. Ja, den würde er nicht vergessen, allein schon wegen der Alkoholfahne.
"Hier. Was haltet ihr davon?"
Calidor schob ihm den Zeichenblock hin. Es zeigte Ptah, in seiner Robe, doch diese war um sehr viel mehr Stoff erweitert worden, prankte über die Beine bis zu den Füßen empor, hüllte ihn ein, doch war es sehr fein gehalten, sodass man den Körper des Mannes noch erahnen konnte.
Verglichen mit dem, wie er Ptah heute hier erlebt hatte, strotzte der Kerl auf dem Bildnis nur so vor Kraft und Willensstärke, war bereit, es mit allem und jedem aufzunehmen.
Und noch etwas war anders. Das Gesicht des verkaterten Mannes wirkte ausgezehrt, müde, als sehne es sich noch immer nach einer Mütze voll Schlaf.
Auf dem Bild hingegen beobachteten einen wache Augen, zeugten von Neugier und Interesse, eine Pose der Stärke. Nicht so zusammengefallen wie ein Häufchen Elend, was dort gerade Calidor gegenüber saß.
Das Auffallendste waren aber die Symbole, die Calidor ringsherum wie bei einer Texttafel geschrieben hatte. Es waren schwarze Zeichen, deren Bedeutung der Blonde nicht kannte, aber es ergab sich eine ausdrucksstarke Komposition. Calidor waren einige Narben oder Ritzungen auf Ptah aufgefallen, als er sich vorgebeugt hatte. Der Augenblick war nicht lang, aber ausreichend, um darauf einen Blick erhaschen zu können. Was mochten sie wohl bedeuten? Ob die Ansammlung der Glyphen einen Sinn ergab, oder war es nur grammatisches Kauderwesch?
Wie dem auch sei, während Ptah sich das Bild ansah, schweifte der Blick des Blonden empor zu den Dächern, seine Gedanken fort in eine Unendlichkeit. Was sein Dieb jetzt wohl gerade machte?
Geändert von Calidor (09.01.2011 um 21:12 Uhr)
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Ein Tag in Setarrif
Und so ging ein sehr ereignisreicher Tag zu Ende.
Die erste Hälfte des Tages hatte Nigel, der mit leichten Kopfschmerzen in einem Zimmer der Schenke, die er am Abend zuvor besucht hatte, aufgewacht war, damit verbracht, staunend durch die Gassen der Stadt Setarrif zu gehen.
Einfach nur Wahnsinn, die Bauten.
Es gab einen Adanostempel, einen Palast, in dem König Ethorn zu residieren schien und eine Akademie. Besonders letzteres interessierte Nigel sehr stark. In dieser Akademie sollte man die Geheimnisse des Kampfes lernen können. Sehr interessant!
Weiterhin erfuhr Nigel, dass man hier dem Gott des Wasser, Adanaos, angetan war. Auch sehr erfreulich, denn obwohl Nigel im Prinzip an keinen Gott hing, war ihm der ausgeglichene Adanos am liebsten und vor allem seine Anhänger. Es waren keine Fanatiker, wie die Paladine und die Anhänger des dunklen Gottes waren ihm einfach zu ... dunkel.
Alles in allem wahrlich sehr interessant, diese Stadt.
In der zweiten Tageshälfte suchte Nigel ein Geschäft für Bekleidung, um endlich diese dreckigen Lumpen loszuwerden.
Und tatsächlich wurde er fündig. In einem kleinen Laden gab es allerhand an Kleidnungsstücken. Nigel sah sich in Ruhe um und entschied sich letzten Endes für eine schöne, aber einfache Kleidung. Es waren helle Leinen mit blauem Faden zusammengenähnt. Viele Setarrifer waren in dieser Farbkombination herumgelaufen.
Anstatt sich gleich umzuziehen, suchte Nigel ein Badehaus. Fündig wurde er zwar nicht, aber durch die Fragerei bot ihm eine nette Frau an, ihren Badezunder zu benutzen.
Dankend nahm Nigel das Angebot an und heizte das Wasser in einem Kessel auf dem Feuer - alles bereitgestellt von der netten Dame - auf. Während sich das Wasser erhitzte entledigte er sich seinen alten Lumpen. Es war zum Teil richtig schwierig, da es an manchen Stellen schon fast an seine eigene Haut gewachsen war. Ekelhaft.
Entkleidet sah Nigel schließlich an sich herunter und musste mit Bedenken feststellen, dass er wirklich sehr abgemagert war. Außer Haut und Knochen formten nur noch wenige Muskeln seinen Körper. Traurige Gestalt.
Seufzend ließ er sich ins heiße Wasser, was vor allem in so manchen Schürfwunden unheimlich brannte.
Schnell verfärbte sich das Wasser braun und nur mit Mühe bekam Nigel jeglichen Schmutz von seinem Körper. Die Haare waren verfilzt und ließen sich nur schwer waschen, aber letztendlich, als das Wasser kaum noch lauwarm war, sah er fast schon wieder bürgerlich aus. Und fühlte sich tausend Mal besser.
Mit einem großen Leinentuch trocknete er sich schließlich ab und schlüpfte in die Kleidung.
Dann verabschiedete er sich mit den Worten
» Habt Dank. Ich werde Euch nicht vergessen und es bald wieder gutmachen. Oder habt Ihr schon jetzt einen Gefallen, den ich für euch erledigen könnte? «
Doch die recht junge Frau lächelte nur und schüttelte den Kopf. Sehr nett!
Beflügelt von dem unbeschreiblichen Gefühl der Sauberkeit suchte Nigel nach einem noblen Gasthaus und dort bestellte er sich ein halbes Festmahl.
Mit dem übrig gebliebenem Gold könnte er sich noch schöne zwei Tage machen und das reichte ihm auch. Wozu horten, wenn man sich was gönnen sollte, worauf man schon viel zu lange verzichtet hatte?
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„Die Kiste zurückbringen? Das würde ja einfach nur Krach machen. Wahrscheinlich werden wir am Ende sogar noch entdeckt. Ich schlage vor...wir verschwinden.“, lies der Myrtaner seinen beiden Freunden noch wissen, bevor er sich wieder zur Tür schlich. Viel von Denniks Diebeskünsten hatte er nun zwar gesehen, aber verstanden hatte er sie nicht wirklich. Er dachte, dass sein Freund sie das Schlösserknacken lehren würde, nachdem dieser doch schon sein Werkzeug herausnahm, aber da hatte sich der Myrtaner wohl zu früh gefreut…
„Hübsches Kleid.“, flüsterte er Rekhyt zu, als dieser neben ihn trat. Ein kleines Necken hatte noch niemand geschadet, auch nicht in einer solch „ernsten“ Situation. Vorsichtig öffnete der Dieb die Tür und warf einen Blick auf den Gang. Wie erwartet war keine Menschenseele zu sehen, also schlichen sich die Drei ganz leise aus dem Arbeitszimmer. Das war schon fast zu einfach…
Im Speisesaal stand ein fein dekorierter Tisch mit glänzendem Geschirr. Illdors Augen funkelten gierig, als er das silberne Besteck erblickte.
„Wenn sich so eine Möglichkeit schon bietet, hätte ich gerne einen Nachschlag…“, sprach er seinen Freunden zu begann Messer und Gabel in seinen Beutel zu stecken. Alles wäre gut gegangen, wenn er nicht eins der Esswerkzeuge fallen gelassen hätte. Der erzeugte Krach hätte die ganze Geistervilla aufwecken können.
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Ptahs Blick blieb an dieser Zeichnung hängen. Noch nie hatte jemand sich die Mühe gemacht ein Bild von ihm anzufertigen, vermutlich war es noch nie jemandem in den Sinn gekommen einen unbedeutenden Diener des Wassers mit Kohle und Papier festzuhalten. Doch sein Abbild konnte unmöglich den Tatsachen entsprechen. Er musste aussehen, wie ein Lump, doch der Mann auf dem Bild war von ganz anderer Qualität und doch unverkennbar er selbst. Es schien als hätte Calidor irgendwie erahnen können, was in dem Varanter stecken möge und diese Eigenschaften auf die Zeichnung übertragen. Das Resultat dessen lag nun in seiner Hand.
Zu seinem Missfallen entdeckte der Hagere auch die verfluchten Zeichen wieder, auch dem aufmerksamen Auge des Künstlers waren sie nicht entgangen. Kurzerhand beschloss er nicht weiter darauf einzugehen. Vielleicht ließ sich die Angelegenheit ja totschweigen.
Doch auch die Neugier ergriff von ihm Besitz und so schlug er alle Seiten bis zum Deckblatt des Blockes um, jedoch nicht ohne den Daumen auf dem Blatt mit seinem Abbild zu lassen, um bei Bedarf jederzeit wieder dorthin zurück zu finden. Die Gelegenheit war schließlich günstig, warum sie also nicht beim Schopfe packen? Ausschnitte aus dem Stadtbild Setarrifs folgten, Bilder von Häusern, stille Gässchen und geschäftige Plätze, bis er nach weiterem Umblättern bei einer Zeichnung von drei dunkel gekleideten Männern landete, die, obwohl sie zusammen abgebildet waren, irgendwie nicht so recht zusammengehören zu schienen.
"Sagt mal, Calidor.", konnte er sich schließlich nicht länger beherrschen, "Ich habe zwar keine Ahnung von... Kunst und dergleichen... aber eure Bilder sind durchaus hübsch... wer sind denn die Männer da? Scheinen ja nicht gerade die dicksten Freun-", jäh wurde ihm der Block aus der Hand gerissen und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, raste Calidor mit hochrotem Kopf davon. Das Ganze geschah so schnell, dass Ptah gar keine Möglichkeit hatte, in irgendeiner Form zu reagieren. Nicht mal den Griff um den Block konnte er noch lockern und so das Reißen der Blätter verhindern. Der Künstler war fort und ließ den verdutzt drein sehenden Adepten mit drei, recht mittig gerissenen Blättern zurück. Das Portrait von Ptah und die beiden Seiten davor, waren Opfer des raschen Abgangs Calidors geworden.
Geändert von Ptah (09.01.2011 um 21:50 Uhr)
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