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Viel Zeit hatte Selina in der Bibliothek verbracht und sich besonders über Magie informiert. Insbesonders die weniger anspruchsvolle Magie, die einmal wahrscheinlich die erste sein würde, die sie erlernen konnte. So weit sie das mitbekommen hatte, hatte es bisher keine weiteren Ratsversammlungen gegeben oder die Setarriffer Magier hatten beschlossen keine fremde, angehende Novizin einzulassen. Doch selbst dann hätte Tinquilius sie wahrscheinlich benachrichtig und so hoffte die Schwarzhaarige einfach, dass sie bis jetzt noch nichts verpasst hatte.
Zu ihrer Überraschung, waren die Spruchrollen, die sie in Al Shedim bekommen hatte gar nicht so einfach selbst zu erlernen, sondern einfache und ziemlich allgemeine Zauber, wie ein Licht zu beschwören oder Telekinese standen eher am Anfang. Schließlich war sie aber gezwungen das Buch, dass sie gerade in Händen hielt wieder zurückzulegen und ins Haus der Magier zurückzukehren, weil weltliche Bedürfnisse ihre Wissbegier übertrafen. Mit anderen Worten, sie hatte Hunger!
Adanos sei Dank, hatten die Magier für diese Zwecke eine Küche in der Nähe ihrer Unterkünfte untergebracht.
Massenhaft hätte die Schwarzhaarige verschlingen können, doch das wäre vermessen gewesen, weil sie ja hier nur Gast war. Also begnügte sie sich mit einem ein paar Scheiben Brot, ein wenig Käse und einem Apfel... oder doch lieber zwei? Nein, sie konnte hier ja nicht allen alles wegfressen!
Zusätzlich nahm sie sich noch ein Glas Wasser und ging dann, voll bepackt mit den ganzen Lebensmittel, in den Gemeinschaftsraum.
Dort musste sie aber feststellen, dass sie zu der späten Stunde nicht alleine war, sondern dass der oberste Magier auch hier saß. Selina fühlte sich etwas ertappt. Glücklicherweise hatte sie nicht noch mehr genommen.
"Adanos zum Gruß!", begann sie zu sprechen, während sie das Glas Wasser, die Brote und den Apfel auf einem Tisch ablud.
"Willst du etwas?", fragte sie daraufhin und bot ihm eines der Brote oder auch den Apfel an, um nicht ganz so gefräßig zu wirken.
"Ich hoffe, ich habe in den letzten Tagen nichts Wichtiges verpasst, ich war oft in Büchern über Magie vertieft."
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Sich gegenseitig alles sagen ...
Calidor mochte diese Vorstellung, gleichzeitig machte sie ihm Angst. Was, wenn Rekhyt etwas wissen wollte, worüber er nicht gern sprechen wollte? Überhaupt hatten sie bisher nicht viel über sich als Mensch gesprochen, sondern meist nur ihre Körper agieren lassen.
Da kam ihm eine Idee, ein verrückter Gedanke ...
"Warte einen Moment", meinte Calidor vielsagend, grinste seinen Liebsten an und verschwand dann auch schon in der unteren Etage. Zurück kam er mit zwei Bechern und einer Falsche Wein. Rekhyt setzte einen fragenden Blick auf, nickte aber letztlich schwach, als Calidor ihm den Becher anbot, den er aber nicht mit sehr viel Inhalt gefüllt hatte.
"Du möchtest, dass wir reden, dann reden wir."
So begann Calidor von seiner Jugend zu erzählen, wie er auf Khorinis lebte, seinem Khorinis, wo Beliar gut und Innos böse war, wo der Glaube an das Gute ausgerottet war und selbst das Gleichgewicht des Adanos nicht mehr existierte, er begann von Rhobar zu erzählen, der die friedlichen Orkstämme rücksichtslos meuchelte, und sich einen Namen als finsterer Schlächter machte. Und er erzählte von seinem Elternhaus, seiner gestrengen Mutter, und dem unterwürfigen Vater. Auch davon, dass er in einem goldenen Käfig aufwuchs, eingeschlossen durch Prunk und Protz. Von Zeiten der Einsamkeit, dem Sehnen nach Zuneigung, dem Hoffen auf Liebe.
Danach verspürte er das dringende Bedürfnis sich seine Liebe erneut vor Augen zu führen und es folgte eine kurze, aber intensive Kussaktion zwischen den beiden, ehe sie atemlos zurück zum Thema fanden. Erneut tröpfelte etwas Wein in die Becher und nun war Rekhyt an der Reihe, zu erzählen.
Geändert von Calidor (08.01.2011 um 00:13 Uhr)
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Der Priester Adanos‘ saß an einem kleinen Tisch in dem Gemeinschaftsraum des Magierhauses in Setarriff und hatte ein dickes, in leder gebundenes Buch vor sich liegen, das bereits bessere Tage gesehen hatte. Der Einband war an allen vier Kanten vollkommen zerdrückt und auch der restliche Rand dessen war zerschlissen. Die Ränder der Seiten waren vergilbt und wellten sich mancherorts – und doch war die Schrift immer noch so gut lesbar wie sie es vor hundert Jahren gewesen wäre.
Ein Wunder, dass ich es überhaupt aus der Bibliothek mitnehmen durfte in diesem Zustand und überhaupt. Mit Kuron hätte dies nur Probleme bereitet. Aber Calamus ist da ganz anderer Natur – freundlich, warmherzig und nicht so arrogant.
Er blätterte die zweite Seite sorgsam um und las den nicht ganz eindeutigen Titel: „Werke aus vergangener Zeit – Jharkendar und Setarrif“. Es war eine Empfehlung Calamus‘, ob es ihm aber bei seiner Suche nach dem Baum der Zeit oder des Lebens weiterhelfen würde, war mehr als fraglich. Das Buch war viele Jahrhunderte alt, das Wissen aber müsste viele tausend Jahre alt sein, bedachte man den Untergang der Hochkultur Jharkendars durch Adanos‘ Zorn.
Gerade als er weiter blättern wollte, tauchte eine junge Frau auf. Sein Blick schweifte von den vergilbten Seiten hoch zum Gesicht des Neuankömmlings: Selina.
„Adanos zum Gruß“, antwortete er ihr und bat sie, sich zu setzen. Dies tat sie auch, nachdem sie das üppige Mahl, welches sie sich zusammengesucht hatte in der Küche, auf den Tisch abgeladen und dem Obersten Magier davon etwas angeboten hatte. „Sehr nett von dir. Ich würde gerne ein Brot nehmen. Danke.“
Er senkte zum Dank den Kopf und nahm das Bort an. Kurz darauf biss er kräftig in dieses und spülte es mit etwas Wasser hinunter, welches er sich bereits zuvor geholt hatte – auch wenn er wieder einmal so vertieft in seine Studie war, dass er noch nicht zum Trinken gekommen war.
„Keine Sorge, du hast nichts verpasst. Zumindest nichts Gravierendes. Hindrun hat mich lediglich aufgesucht und mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Hathon, Oberster Hofmagier Ethorn VI, den Rat sprechen möchte in den kommenden Tagen. Bislang aber ist dahingehend noch nichts weiter passiert. Ich bin aber vor einigen Tagen auf Jaryvil getroffen. Er würde sich gerne mit den Hofmagiern beschäftigen, weshalb er ebenfalls beim nächsten Treffen mit dabei ist. Er meint, er kenne dich auch und wolle, falls er dich vorher sehe, dir von dem Treffen berichten.
Ich kann deine Neugier verstehen. Ich habe die Bibliothek auch des Öfteren aufgesucht, sowohl, um Studien über die Magie anzustellen, als auch andere, privatere. Hast du neue Erkenntnisse erlangt? Und wie gefällt es dir überhaupt hier in Setarrif?
Aber möchtest du denn wieder an einem Treffen teilnehmen?“
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So fühlte man sich also, wenn Fragen auf einen nieder prasselten. Der Schwarzhaarigen machte es nichts aus, aber sie musste aufpassen, keine zu vergessen und alle ausreichend zu beantworten. Ohne lange zu zögern, äußerte sie sich zuerst zu der zuletzt gestellten Frage.
"Wenn ich darf, würde ich sehr gerne! Ich habe mich in Al Shedim extra noch mit Schreibmaterial eingedeckt, damit mir auch ja nicht das Papier ausgeht."
Von da ergriff sie den Themenwechsel zu Jaryvil.
"Ja, ich kenne Jaryvil, ziemlich gut sogar. Es freut mich, dass er dabei sein wird, ich aber ihm zuvor schon gesagt, dass ich bei den Ratssitzungen dabei war, aber dass ich ihm nicht erzählen durfte, was dort besprochen wurde. Ich mag ihn sehr gerne und wollte ihn nicht belügen, deshalb freut es mich wieder offen mit ihm reden zu können. Zumindest wenn sonst niemand da ist!"
Während ihrer Rede hatte sie immer mal wieder einen Bissen genommen, ohne unhöflich zu wirken oder mit vollem Mund zu reden. Immer schon hatte sie gerne geredet und gerne geredet und mit der Zeit Übung erlangt, beides mehr oder weniger gleichzeitig auszuführen.
"Ich habe mich vor allem über leichtere Magie informiert. Bestimmt nichts, was für dich neu ist, aber es wird wohl das sein, was ich -irgendwann einmal- als erstes lernen werde und ist deshalb für mich am relevantesten."
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Rekhyts Vorschlag mehr zu reden hatte bei Calidor wohl Anklang gefunden, doch war er sich noch nicht ganz sicher, ob das wirklich in seinem Interesse lag. Viel hatte der Blonde über seine Kindheit erzählt und sogar Wein geholt, den Rekhyt noch nicht angerührt hatte und auch nicht mehr anrühren würde. In Bakaresh hatte er teilweise schon nüchtern Probleme gehabt die Kontrolle zu behalten, da wollte er den Auswirkungen des Alkohols gar nicht erst eine Chance geben. Gilbert hatte immer schon beanstandet, dass Rekhyt zuviel nachdachte, doch so war es und um das weiter zu können, musste er einen klaren Kopf bewahren.
Jetzt wo Calidor seine Geschichte aber preisgegeben hatte, würde er selbiges wohl auch von dem Schweigsamen erwarten, also begann er die Informationen die sein Gegenüber bereits schon wusste noch etwas zu vertiefen.
"Du weißt ja schon, wie ich damals war. Meine Eltern haben sich immer gestritten und konnten sich nie einigen wo wir leben. Deshalb bin ich ziemlich viel herumgekommen. Schließlich bin ich weggegangen und im Endeffekt hier gelandet."
Die Geschichte war sehr unvollständig, aber der Dieb verspürte auch kein Bedürfnis über seine Vergangenheit zu reden. Das mit dem 'alles erzählen' war auch darauf ausgelegt, Probleme zu beseitigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, aber was sollte seine Kindheit schon für Probleme hervorrufen?
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„Sehr löblich von dir. Leute, die mitdenken, kann ich gut gebrauchen, vor allem bei solchen Anlässen. Vielen mangelt es nämlich daran – und ich fühle mich dann komplett aufgeschmissen. So kannst du gerne weiterhin als Schriftführerin arbeiten und irgendwann sicher auch aufsteigen.“
Er setzte sein beste Lächeln ein und nahm einen weiteren Bissen von dem Brot, welches gar nicht mal so schlecht schmeckte. Nichts im Vergleich zu khorinischer Küche. Wobei: Was kann man bei Brot schon so viel falsch machen?
„Er hat deine Geschichte auch bestätigt und auch wenn ich kurz gezweifelt habe, so glaube ich dir und ihm doch, dass du Stillschweigen gewahrt hast über die Inhalte der Sitzungen. Und ich kann verstehen, dass es schwierig ist, jemandem, den man mag und kennt, nicht alles erzählen zu dürfen. Anders erging es mir zu Anfang auch nicht und ich tue mich immer noch schwer damit, wie man vielleicht bei meiner kurzen Ansprache in Al Shedim gemerkt hat. Aber manchmal geht es nicht anders.“
Er nahm einen weiteren Schluck.
„Sag so etwas nicht. Ich beschäftige mich natürlich auch mit höheren Künsten, doch mich interessiert auch, was man in den niederen Rängen alles so lernt. Ganz früher habe ich sogar die Magie unterrichtet, das war aber noch zu Zeiten der Runenmagie. Damals war es wirklich anders…
Verzeih mir, manchmal schweife ich komplett ab und bin in einer anderen Zeit.“ In einer schöneren Zeit, beendete er in seinem Innern und lächelte zu Selina hinüber.
„Ich weiß noch genau, wie gerne ich die Magie lernen wollte und wie viel ich dafür getan hätte. Wenn du dich jetzt schon damit beschäftigst, sollte dir diese Möglichkeit nicht durch so Kleinigkeiten wie dein Rang genommen sein. Und du hast dich auch zu meiner und der vieler anderer Zufriedenheit für den Kreis des Wassers beschäftigt, nicht zuletzt durch deine Hilfe bei der Brandbekämpfung und natürlich in deinem Wirken als Schriftführerin. Ich denke, auch wenn mir nicht die Befugnis gegeben ist, dich zu einer Novizin Setarrifs zu ernennen, so sollst du stattdessen oder zumindest eine Novizin Al Shedims sein. Ja, das klingt gut.
Was meinst du? Angemessen?“
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Viel hatte sich seit der gestrigen Offenbarung von nicht mehr geändert. Sie waren immer noch Freunde und das werden sie auch immer bleiben. Es kümmerte dem Myrtaner nicht viel, ob der Schweigsame nun in einem Mann oder einer Frau verliebt war. Zwar fand es dies zunächst etwas abstoßend und unnatürlich, doch gegen seine Gefühle sollte man sich nicht wehren. Damals hatte der Dieb seine Emotionen für die Adlige verschwiegen, hatte sogar versucht diese zu verdrängen, obwohl er wusste, dass er nicht im Stande war, dies zu tun. Seine Verleugnung führte nur zu Schmerz und unnötiges Seelenleid. Seinem Freund sollte dies nicht passieren. Solange er die „Sache“ nicht wie letztes Mal öffentlich betrieb, könnte es dem Myrtaner mehr oder weniger egal sein.
Nun saß er mit zwei leicht bekleideten Damen auf dem Bett, hatte eine Goldmünze zwischen seinen Zähnen gelegt und übergab diese grinsend der einen blonden Frau, die ihm das Geld ebenso kichernd mit ihren Zähnen abnahm.
„Was ist…? Bekomm ich denn keine?“, fragte die andere Brünette enttäuscht. Sie sah ihn mit schauspielerischen Hundeaugen an, führte einen Finger langsam in ihren Mund und biss mit ihren Zähnen sanft auf die Fingerspitze.
„Oh…ich hab noch eine Menge davon…“, lachte der Dieb.
„Und wann gibst du mir die?“
„Lass mich überlegen…“ Er verdreckte nachdenklich seine Augen und stürzte sich dann auf sie.
Am nächsten Morgen erwachte der Myrtaner, als die Sonne den höchsten Punkt am Himmel bereits verlassen hatte. Er blickte kurz hinaus aus dem halboffenen Fenster, verdeckte dann rasch seine Augen, da ihn das Sonnenlicht stark blendete. Brummend wischte er sich den Schlaf aus den Augen und sah dann verwundert nach unten, wo zwei liebliche Gestalten lagen. Die Brünette hatte ihren Kopf auf seinen Bauch gelegt und schlief friedlich wie ein Kind. Die andere, die Blonde, kehrte dem Dieb den Rücken zu und befand sich anscheinend ebenso noch im Reich der Träume.
Der Dieb seufzte. Was hatte er nur getan? War es wegen der Wut? War es wegen der Trauer? War es wegen der Enttäuschung? Nie hätte er gedacht, dass er seiner Geliebten jemals untreu werden würde…Nun, das wurde auch nicht, denn ihre Beziehung war zu Grunde gegangen, als sie ihn verraten hatte. Er trug keinerlei Gefühle für sie mehr in sich…oder doch? Verdammt! Es war so schwer gewesen, um endlich zu erkennen, wonach sein Herz wirklich strebte. Gab es noch Hoffnung für seine Lucia? Er war sich nicht sicher…
Hustend erhob er sich vom Bett, weckte mit seinen Bewegungen die beiden Damen auf, die sich ebenfalls gähnend den Schlaf aus den Augen wischten. Der Dieb zog sich rasch an, vergab den Mädchen ihre „Belohnungen“ und schickte sie dann aus dem Zimmer. Niedergeschlagen setzte er sich auf die Bettkante.
„Was hab ich getan…“, murmelte der Myrtaner zu sich selbst.
„Jüngchen…Nichts…wofür…du dich schämen…müsstest…hehe“, erwiderte der Schädel.
„Wie konnte ich sie betrügen…“
„Sie? Du hast sie nicht betrogen…Ihr seid kein Paar mehr…oder wünschst du es dir …immer noch?“
„Ich…ich…weiß es nicht…“
„Es war außerdem…nicht du…sondern…die Wut in dir…die dich zu…dieser Tat…zwang…“
„Ich war zu schwach um meiner Wut zu wiederstehen…“
„Viele können es…nicht…doch was…macht es für einen…Unterschied…Du empfindest…nichts…außer Hass für sie…“
„Das stimmt nicht…“
„Was…dann?“
„Es ist nur…Es ist das Kind. Alleine bereits eine solche verräterische Mutter zu haben ist schon schlimm genug. Mein Kind soll keinen untreuen Vater haben…“
„Du siehst es als … dein Kind an?“
„Was dann?“
„Womöglich wirst du das Kind niemals zu…Gesicht bekommen…Warum…machst du dir…trotzdem solche Sorgen?“
„Weil…“
„Jüngchen…Weil?“
„Weil ich sie noch liebe…“, entkam es ihm aus tiefster Seele. „Doch Schluss mit diesen Gedanken. Ich sollte hinuntergehen und die anderen aufsuchen. Wahrscheinlich macht sich Rekhyt gerade Gedanken über gestern. Ich habe ihm noch keine wirkliche Antwort gegeben.“
Geändert von Illdor (08.01.2011 um 01:57 Uhr)
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Nun war also auch Illdor bei ihnen, Calidor hieß ihn willkommern, weil er ihm im Gegensatz zu Dennik sympathischer war. Und endlich konnte er mit seiner Idee loslegen.
"Was meint ihr, Lust auf ein kleines Spiel?"
Rekhyt und Illdor sahen sich an und zuckten dann mit den Schultern und stimmten zu.
"Ok, dann hier die Regeln. Die Flasche hier wird einer drehen, und da, wo die Öffnung hinzeigt, der muss etwas erfüllen."
"Erfüllen?", fragte Rekhyt und verzog eine Augenbraue.
"Ja, erfüllen, die Frage lautet nämlich immer: Tat oder Wahrheit? Fangen wir doch zur Einstimmuing gleich bei dir an, mein Süßer", meinte Calidor lächelnd. "Also, Tat oder Wahrheit?"
"Ähem ... Tat ...", sagte Rekhyt dann etwas unsicher und nickte zur Bekräftigung.
Calidor verstand die Antwort, wiederholte sie für Illdor noch einmal, und machte sich dann an die Fertigstellung der Aufgabe, die sein Freund zu erfüllen habe. Zielsicher griff er nach der Weinflasche, stellte Rekhyts noch immer unberührten Becher geräuschvoll vor ihn und ließ ganz langsam, um jeden Moment des Schocks auszukosten, den kompletten Inhalt hinein laufen.
Dann stellte Calidor die Flasche zur Seite, sie würden sie ja später noch brauchen und wandte sich an Rekhyt, dessen Blick mehr als zweifelnd war, ob er hier gerade verarscht werden würde.
"Trink den Inhalt des Bechers aus, in einem Zug, ohne Absetzen. Für jeden Tropfen, den du verschüttest oder für jedes Mal, den du den Becher absetzt, musst du ein Kleidungsstück deiner Wahl ausziehen, welches du trägst. So weit alles klar, na dann, wohl bekomm's ..."
Calidor grinste diebisch und auch Illdor hatte sich vorgelehnt, um seinem Freund dabei zuzusehen, wie er langsam den Becher anfasste und zu seinen Lippen führte. Sicher verwünschte er sich schon selbst dafür, Tat anstatt Wahrheit gewählt zu haben.
Geändert von Calidor (08.01.2011 um 01:49 Uhr)
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Selina hatte gar nicht so wirklich mitbekommen, was Tinquilius da eigentlich sagte. Natürlich hatte sie ihm zugehört und war seinen Worten gefolgt. Er hatte Zweifel gehabt, dann aber doch an Selinas Vertrauenswürdigkeit geglaubt. Er hatte erzählt, dass er sich auch mit niedriger Magie beschäftigte, dass er es guthieß, dass sie sich mit Magie beschäftigte, dass ein Rang ein Hindernis war und was sie alles getan hatte.
"Angemessen?"
Erst da realisierte sie, was er ihr anbot. Sie sollte zur Novizin ernannt werden. Novizin von Al Shedim zwar, aber das machte ihr nichts. Natürlich war es angemessen, was sollte sie denn sagen?
"Ähm... ja, klar. Vielen Dank! Das... hat mich jetzt überrascht. Ich fühle mich geehrt."
Doch nachdem ihre Überraschung und Verlegenheit sich etwas gelegt hatte, kam ihr auch bereits eine Frage. Mehrere um genau zu sein, doch eine die sie jetzt stellen wollte.
"Als Novizin, darf ich auch eine Robe tragen, nehme ich an, aber wo kann ich eine kaufen? Oder bei wem?"
Die nächste Frage war daraufhin, woher sie Geld nehmen würde, wo sie alles in Al Shedim ausgegeben hatte für ihre neue Kleidung. Doch mehr Gewand konnte nie schaden. Wobei... neue Schuhe konnten auch nicht schaden, oder vielleicht etwas Schmuck...
Schnell verdrängte sie diese Gedanken wieder. Bezahlen musste das ja auch irgendwer!
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„Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Deine Arbeit spricht für dich“, antwortete Tinquilius lächelnd und nahm das letzte Stück Brot in den Mund.
Sie hat es aber erst ganz schön spät realisiert. Vielleicht sollte ich so etwas das nächste Mal klarer sagen? Und nicht so… nebensächlich erwähnen?
„Genau, die Robe der Novizen steht dir zu. Ich kann dir leider nicht sagen, wo du hier eine her bekommst. Ich denke, dass es einen Schneider hier in Setarrif geben sollte, der solche Roben herstellt. Aber ob dieser zum Haus der Magier gehört oder eigenständig ist, weiß ich leider nicht. Vielleicht fragst du einmal herum? Cronos könnte auch noch welche mitgenommen haben. Er ist normalerweise sehr voraussichtig und hat vielleicht daran gedacht.
Ich glaube, es war sogar Brauch, die Roben der Novizen, wenn gewollt, ohne Kosten auszugeben. Aber ob dies heute noch immer gilt, schließlich liegt meine Zeit als Novize einige Jahre zurück“, und damals war dies auch noch ein weit höherer Rang und mehr angesehen als der Adept – langsam werd ich alt -, „weiß ich leider nicht. Ich denke aber, Cronos wäre der richtige Ansprechpartner dafür.“
Er setzte das Glas Wasser an und trank einen kräftigen Schluck, dann fuhr er sich mit der vierfingrigen Hand über den Mund, um letzte Tropfen zu entfernen und kurz darauf über das Erz in seinem Hals, welches sogleich zu kribbeln begann.
„Es wäre sehr praktisch, wenn du diese Robe bereits zu der Unterredung mit Hathon tragen würdest. Nicht, dass ich dich deswegen in den Rang einer Novizin erhoben habe, aber es ist ein netter Nebeneffekt, denn als solche geziemt es sich mehr, an Ratssitzungen als Schriftführerin teilzunehmen. Vor allem, wenn so viele unbekannte Magier anwesend sind wie hier.
Und was dein Magiestudium angeht, so würde ich auch einmal herumfragen. Es gibt sicher einige, die ihr Wissen weitergeben wollen.“
Geändert von Tinquilius (08.01.2011 um 01:53 Uhr)
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Illdor war zu den beiden dazugestoßen und Calidor hatte vorgeschlagen ein Spiel zu spielen. Rekhyt war skeptisch, wandte aber nichts dagegen ein, weil sein Geliebter es gesagt hatte und als... Strafe? durfte er auch gleich beginnen und wählte Tat, weil Wahrheit mit Worten verbunden war.
Und einen Augenblick später bereute er die Entscheidung!
Das ganze Weinglas sollte er austrinken. Noch nie in seinem Leben hatte er auch nur einen Tropfen Alkohol getrunken und auch noch nie ein Spiel gespielt. Keines von beidem war ihm wichtig und der Ruf des Spielverderbers würde ihm nicht all zu viel ausmachen. Trotzdem versuchte er zu tun, was Calidor von ihm wollte und das ohne einen Tropfen herunterzuschlucken. Er war Dieb, da musste doch unauffällig etwas zu machen sein und das eine oder andere Kleidungsstück fallen zu lassen, würde er in Kauf nehmen müssen.
Langsam führte er das Glas zu seinen Lippen und ließ die rote Flüssigkeit in seinen Mund fließen. Viel, sehr viel, so viel, dass nichts mehr Platz hatte in seinem Mund. Dann setzte er ab und machte sich daran das Kleidungsstück auszuziehen, sein Oberteil.
Ihm war bewusst, dass es ekelhaft war, aber als er das Kleidungsstück über seinen Kopf führte, spuckte er den gesamten Wein aus seinen Mund hinein. Er würde es unbedingt auswaschen müssen, bevor er es wieder anzog, doch das hatte jetzt sein müssen.
Den restlichen Wein, der noch im Glas war, leerte er mit einer 'ungeschickten' Bewegung über den Boden, die ihm beim Ausziehen passiert war.
"Hoppla!" entkam ihm. "Dafür... vier Kleidungsstücke!"
Seinen Vorschlag, den er als feste Aussage auffasste, setzte er auch gleich in die Tat um und legte sowohl beide Schuhe, als auch beide Socken ab, insgesamt 4.
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Die Chance die Robe gratis zu bekommen, gefiel der jungen Frau, dann konnte sie ihr Geld -was sie sich erst einmal verdienen müsste- für andere Sachen ausgeben.
Vielleicht sollte sie sich einen reichen setarriffer Bürger anlachen, der ihr dann ein paar Geschenke machen sollte, überlegte sie kurz, erkannte aber schnell, dass es überhaupt nicht zu ihr passte andere so auszunützen, egal wie groß die Verlockung neuer Kleider und Schmuck auch sein mochte.
"Dann werde ich demnächst einmal Cronos aufsuchen und auch bezüglich des Magiestudiums nachfragen. Für heute werde ich aber erst einmal schlafen gehen, wir sehen uns spätestens bei dem nächsten Ratstreffen, hoffe ich. Ich wünsche dir eine gute Nacht."
Damit nahm sie ihr Wasserglas und die Überreste des Apfels und verschwand Richtung Küche um beides aufzuräumen beziehungsweise zu entsorgen, ehe sie sich in die Novizenkammern zurückzog.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie bis jetzt dort eigentlich gar nichts verloren hatte, doch es hatte wohl niemanden gestört und jetzt hatte sie ja den erforderlichen Rang.
Erfreut darüber fand sie schnell einen tiefen, traumlosen Schlaf.
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Zur Verabschiedung der jungen Frau war der Priester aufgestanden und hatte eine kurze Verbeugung angedeutet, dann sank er wieder auf seinen Stuhl hinunter und zog das Werk zu sich heran, welches er aus der Bibliothek hatte. Kurz schaute er noch Selina hinterher, die Richtung Küche verschwand. Fleißige, junge Novizin. Wenn sie so weitermacht, wird sie eines Tages nicht nur Magierin.
Dann jedoch lenkte der Priester seinen Blick wieder auf das Buch vor ihm. Er öffnete vorsichtig den Ledereinband und blätterte vor zur Seite, wo er vorhin aufgehört hatte. Die ersten Seiten überblätterte er nach kurzem Überfliegen. Sie handelten von besonderen Persönlichkeiten und Geschichten, die diese verfasst hatten. Sicherlich interessant und eines Blickes würdig, jedoch nicht jetzt. Nicht, wenn er in Gedanken beim Baum der Zeit war.
Wenn ich dich nur einmal finden würde.
Er blätterte weiter, erst von der einen Seite des Buches zur anderen und dann umgekehrt. Zwar konnte er so keine Details finden, zugleich aber nach Zeichnungen oder Skizzen suchen. Bislang jedoch vergeblich. Nichts außer schönen Schriftzügen und Verzierungen zu erkennen. Etwas enttäuscht lehnte er sich kurz zurück und rieb sich die Augen. Es war bereits mitten in der Nacht und er könnte gut eine Mütze Schlaf gebrauchen.
Und hier finde ich ja sowieso nichts. Wenn das so weitergeht, brauche ich gar nicht mehr suchen. Weder in Jharkendar noch in Al Shedim war etwas über den Baum der Zeit – und doch diese Zeichnung und einzelne Notizen, wie die magisch verschlüsselten Schriften in Al Shedim. Aber nichts davon hat mich wirklich weitergebracht. Wenn ich zurück in die Vergangenheit reisen könnte, so wäre Jharkendar definitiv mein Ziel.
Noch einmal blätterte er durch das Buch und wollte es beinahe bei Seite legen, als er eine Zeichnung am Rand einer Geschichte erblickte und hastig stoppte. Ein kleiner Baum. Doch nicht irgendeiner: nein, er entsprach genau der Zeichnung, die er in den Historien Jharkendars entdeckt hatte. Dann schaute er sich die Seite genauer an und blätterte zwei Seiten zurück, um den Titel der Geschichte zu lesen: „Khadis Reise ins Nichts.“
Nicht gerade vielversprechend. Aber vielleicht gibt es ha Hinweise, nach denen ich weiter suchen kann.
Und schon war seine Neugier gepackt und der Gedanke an Schlaf verblasst. Es würde sicher wieder eine kurze Nacht.
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Was war das für eine doch Stadt! Setarrif war - irgendwie majestätisch: goldene Dächer, gepflasterte - nein, mit Steinplatten ausgelegte - Straße, die sogar halbwegs sauber waren, alles in hellem Stein gehalten - es muss eine gigantische Arbeit gewesen sein, diese Stadt zu erbauen - und trotzdem... Irgendetwas fehlte hier, irgendetwas - ja, wahrscheinlich irgendetwas vertrautes fehlte Gath, denn er kam aus Khorinis, einer relativ kleinen, verwinkelten Hafenstadt, die gerade im Hafen verdammt dreckig war, hatten in Vengard gelebt, das eigentlich keinen Deut besser, nur erheblich größer war, hatte in Bakaresh gelebt, eine Stadt, die er nie gemocht hatte, ja, vieleicht sogar gehasst hatte, mit ihren Zelten, Lehmhütten, ihrer roten Farbe... Und jetzt war er in einer Stadt, die irgendwie das Gegenteil zu allen drei war. Auch wenn Bakaresh die wichtigste Stadt der Wüste war, Khorinis die Inselhauptstadt und Vengard sogar die Hauptstadt des Königreiches, diese Städte waren alle nicht so... majestätisch, erhaben, gaben einem nicht so das Gefühl, nur ein Eindringling in einer uralten Welt zu sein. Apropos uralt: Wie alt mochte Setarrif eigentlich sein?
Doch das war eine Frage, über die sich der junge Bootsbauer, der zwar schon viel von der Welt gesehen hatte, aber dennoch nicht gerade zu den Gelehrten zählte, keine Gedanken machen wollte, denn er wusste, dass er keine Antwort finden würde. Vieleicht könnten ihn Ortsansässige Magier das ganze erzählen, aber im Prinzip war es auch egal.
Er war hier, zusammen mit seinen Freunden - auch wenn die sich gerade nicht so blendend vetrugen - und das war das wesentliche. Ansonsten wäre noch wesentlich, dass er irgendwo Arbeit herbekam, aber das war wahrscheinlich in einer Stadt ohne Hafen verdammt schwer...
Auch egal, ich habe noch Gold dachte er verschlafen, und drehte sich im Bett im Zimmer der Taverne - er hatte ein Einzelzimmer, zur Abwechslung mal wieder - nocheinmal um.
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Das war genau die Frage, auf welche Dennik keine Antwort fand.
„Was hatten sie jetzt vor?“.
Er wusste es nicht und er würde wohl oder übel mit den anderen darüber abstimmen müssen. Sie könnten hier in der Stadt bleiben, Diebe sein, wie früher, aber Dennik würde das nicht reichen, einfach nur Dieb sein. Was stand noch zur Frage? Er wusste es nicht. Eine andere Stadt suchen vielleicht, erst einmal die Insel und ihre Nachbarinseln besser kennenlernen…
„Wir wissen noch nicht was wir machen, aber wir werden kriminell bleiben, so viel steht fest!“, meinte Dennik lachend an San gewandt.
Gähnend saß er immer noch bei seinem Glas Wasser und hoffte, dass bald die anderen herein trotten würden, damit sie über die so offene Zukunft reden konnten. Aber eigentlich wusste der Dieb eh, wie es verlaufen würde.
Er brachte eine Idee und redete erst einmal eine halbe Stunde darüber, wie toll die Idee wäre, Illdor bleibt sachlich und unparteiisch und Rekhyt würde nur den Kopf schütteln und wäre nicht einverstanden, würde aber auch erst einmal eine Stunde brauchen, bis er dann begann zu schildenr, was ihn an der Idee störte. Scorpion`s Meinung oder San`s hingegen, kannte Dennik noch nicht gut genug um zu wissen, wie sie reagieren würden. Doch die Frage war, welche Idee er in den Raum werfen sollte, denn bis jetzt hatte er keine und das war ungewöhnlich für Dennik.
Er seufzte und meinte zu San:“ Du ich schnapp mal frische Kuft, wir sehen uns später sicher wieder hier!“, mit diesen Worten verließ er die Taverne und ging seinem kriminellen Hobbie nach.
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Buchstaben, Wörter, Seiten, Bücher. Alles war voll damit und füllte das Gehirn des jungen Mannes der dort in der Bibliothek an einem Tisch saß und den Inhalt der Bücher in sich aufsog. Die Themen variierten und es schien, als fände man kein Ende in der Vielfalt der magischen Beschreibungen. Über Anwendungsformen der Magie über Göttermagie und Magie im Allgemeinen bis hin zu Theorien zu dieser übernatürlichen Gabe. Das alles schien ziemlich lehrreich, doch Jaryvil fand nicht, was er suchte: Ein Buch über diese Fähigkeit, die Kephos angesprochen hatte. Nicht einmal Andeutungen waren zu finden, rein garnichts.
Enttäuscht schlug der Schütze ein Buch über die verschiedensten Arten von Magie zu, als plötzlich eine Stimme direkt hinter ihm erklang. "Suchst du etwas bestimmtes, junger Novize?" Kephos trat neben ihn, las den Titel seines Buches. "Aha, das Werk 'Magie - Das Geschenk der Götter'. Darin solltest du doch viele Informationen finden." Jary schüttelte den Kopf. "Nein, leider nicht. Du hast eine Fähigkeit angedeutet, die den Körper in Verbindung mit Adanos' Elementen verändern soll. Hier finde ich aber keinen einzigen Hinweis darauf." Ein Blick ins Gesicht des Hofmagiers offenbarte einen erstaunten Gesichtsausdruck, der sich dann jedoch zu einem nachdenklichen wandelte. "Ich weiß, welche Fähigkeit du meinst." Der Novize war schon drauf und dran, den Magier mit Fragen zu löchern, hielt jedoch inne als Kephos die Ansätze dazu mit einer Handbewegung unterbrach. "Aber hier wirst du nicht finden was du suchst. Diese Fähigkeit wurde meines Wissens nach nie zu Papier gebracht, sondern nur mündlich weitergegeben. Wenn du wirklich wissen willst, was es damit auf sich hat, dann finde dein Seelenelement." Seelenelement? Die Frage schoss ihm sofort durch den Kopf und er stellte sie auch eine Sekunde später, nur um eine weitere unbefriedigende Antwort zu erhalten. "Finde den Weg zu dir, zu deinem Innersten, dann findest du auch dein Seelenelement." Mit diesen Worten wandte sich der Hofmagier ab. Er ist ganz anders als das letzte Mal...
Verwirrung machte sich in dem jungen Mann breit, versuchte aber, ihrer Herr zu werden indem er sich Kephos' Sätze immer wieder durch den Kopf gehen lies. Mein Innerstes... Hilflos blickte Jaryvil auf den Bücherstapel der sich neben ihm angesammelt hatte. Irgendwo dort drin hatte er das schoneinmal gelesen. Nur wo? Da bleibt wohl nur eins.... nocheinmal.... Lustlos griff er nach dem obersten Buch und schlug es auf und nur der Gedanke, dadurch vielleich einen Fortschritt zu erzielen, heiterte ihn ein wenig auf.
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Es war pechschwarze Nacht, als die Sjadu schließlich am Ziel war und die Tore Setarrifs vor sich erblickte. Wie ein großer Schatten erhoben sich die riesigen Mauern gegen den wolkenverhangenen Himmel, als wollten sie nicht nur zu Lande, sondern auch in der Luft jedwenden Eindringling von dem fern halten, was zu schützen sie bestimmt waren. Unmisverständlich drückte die massive Befestigung aus, dass hier nur weiterkam, wer auch willkommen war. Nur, ob sie dazu gehörte, das wusste Shei nicht zu sagen.
Von Blicken geschützt durch einen beleibten Bauern, der mit seinem Karren undefinierbarem Inhalts gemächlich auf das Tor zusteuerte, gelang es Schattenlied sich der mauer zu nähern, ohne von etwaigen Wachen entdeckt zu werden. Sobald sie nah genug war um genaueres zu erkennen und dennoch in ausreichender Entfernung, die es ihr gestattete ungesehen zu bleiben, lies sie den Alten weiterzuckeln und huschte hinter einen der kleinen Felsbrocken. Alsbald lugte Shei aus ihrem Versteck hervor und beobachtete die Lage genauer.
Der flackernde Schein zweier großer Feuerkörbe und einiger Fackeln, die mittels eiserner Halterungen an der dicken Mauer befestigt waren, ließ drei dunkle Gestalten erkennen, die sich nie weiter als einige Meter vom Fleck rührten. Es mussten also drei Wachen sein, die direkt am Tor ihren Dienst versahen. Mit Sicherheit waren da noch weitere oben auf der Mauer und unter Umständen gab es da auch noch eine Wachstube, in der einige weitere Soldaten sich ihre Zeit beim Würfelspiel oder sonstigem vertrieben. Ungesehen kam da niemand rein.
Die Sjadu zog sich zurück und überlegte. Es war spät und schon seit längerem stockfinster. Sie kam offensichtlich als Fremde, bisher ohne nennbaren Grund für ihren Aufenthalt. Sie war bewaffnet und verhüllt.
Sie verzog den Mund und machte eine nachdenkliche Miene. Würde das nun sonderlich auffallen oder eher nicht? Eine Reise - ja, das war es vielleicht. Das würde so einiges erklären und war alles andere als unüblich. Shei verleierte die Augen, schon seltsam, dass sie sich wegen solcher Kleinigkeiten derartige gedanken machte.
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Die Gruppe marschierte gespannt durch die riesigen Mauern der Stadt. Mani fiel dabei fast die Kinnlade runter.
» Seht euch diese Kuppeln an. Die sind ja aus reinem Gold. « rief Mani.
Die Häuser waren zwar nicht im besten Zustand, aber Mani lenkte immer noch die goldenen Kuppeln ab. Die mussten ja ein Vermögen kosten. Der König, Ethorn oder so, musste also ziemlich viel Geld haben um sich das leisten zu können. In Vengard würde man sowas nicht finden.
» Ich schlage mal vor, dass wir eine Taverne aufsuchen. Ich bin ja schon fast am verdursten. Diese Reise war verdammt anstrengend. «
Die Söldner stimmten ihm zu. Lee allerdings, machte sich sofort zu Ethorn auf.
» Ich hoffe doch, dass du bei unsere kleinen Kneipentour auch mitmachst « sagte Mani zu Nigel.
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Wow!Einfach nur beeindruckend, vor allem im Lichtschein der Fackeln.
Nigel war von all dem so abgelenkt, dass er erst gar nicht bemerkte, wie die Ankömmlinge argwöhnisch betrachtet wurden. Aber immerhin gab es keinen Stress.
Lee musste mit den Wachen geredet haben und nach kurzer Konversation durfte man in die Stadt. Einfach atemberaubend. Nicht zu vergleichen mit Khorinis, selbst Vengard sah nicht so edel aus. Zumindest nicht in der Zeit, in der Nigel dort war, nicht mal ansatzweise.
Und trotzdem merkte man den Gebäuden an, dass es nicht ihre beste Zeit war.
Aber zurück zum Thema: Essen.
» Auf jeden Fall. Erstma was zwischen die Kiefer. Auf gehts. « antwortete Nigel immer noch fasziniert von dem Glanz der Dächer.
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"Wer? Woher? Und wohin des Wegs?", rief ihr eine kräftige Stimme entgegen, deren Ton vermuten lies, dass sie es gewohnt war Fragen zu stellen und Befehle zu erteilen.
Schattenlied blickte in das dunkle strenge Gesicht der Wache, deren Augen sie aufmerksam musterten und ihr das seltsame Gefühl vermittelten soeben auf einer Art Streckbank festgezurrt zu werden.
"Ich bin Reisende!", antwortete die Assassine ruhig und konzentrierte sich darauf dem Blick des Mannes standzuhalten, den er noch immer auf sie heftete wie eine Zwinge.
"Und woher? Doch sicher nicht aus Tooshoo, hr?" Er lachte grimmig und zeigte seine makellosen Zähne, die im Schein der Fackeln bedrohlich aufblitzen.
Während er sich noch über seinen eigen kleinen Witz amüsierte, den Sheila ohnehin nicht verstand, hatte sie das erste mal die Möglichkeit den Wachhabenden genauer zu betrachten. Die Erscheinung des Mannes war stattlich und er hatte die Statur des idealen Soldaten. Auf seinen breiten Schultern saß ein Kopf, dessen angegrautes Haar verriet, dass sie jemanden vor sich hatte, der vermutlich schon einige Zeit seinen Dienst für seinen Herrn versah.
"Nein, nicht Tooshoo!", antwortete die Sjadu, nachdem der letzte Gluckser ihres Gegenübers verklungen war. "Ich komme vom Festland!"
"Festland, so so! Da soll ja einiges los sein zur Zeit, hr?", kam die Antwort, in der sie eine Spur Mistrauen auszumachen glaubte. "Ihr seht mir so schön braungebrannt wie ein frisches Brot aus ..." Er zögerte. "Seid ihr etwa aus Varant!?" Die Stimme war nun leiser, das Mistrauen dafür aber inzwischen deutlich herauszuhören.
Die Wache packte ihre Hand. Ein Schreck durchfuhr die Assassine. Das Mal!, dachte sie schlagartig und etwas in ihrer Bauchgegend verkrampfte sich heftig. Was wenn der Kerl eine Ahnung davon hatte, wenn er den Bund kannte und möglicherweise schon schlechte Erfahrung mit ihm gemacht hatte? Sie musste reagieren!
"Das macht euch doch nicht etwas Angst!", erwiderte die Sjadu mit leichtem Spott in der Stimme und einem entwaffnenden Lächeln in den Augen.
Sie hatte nichts verlernt ...
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