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Schweigen. Fast schon peinliche Stille hatte den Weg bis zum Tor zum Pass überdeckt. Und umso näher man dem Tor kam, umso mehr wünschte sich Septana, dass etwas in die Quere kommen würde oder der Pass zugeschüttet wäre... oder Hauptsache irgendetwas, was die Reise nach Thorniara verhindern würde.
Doch als Mhukkadin begann, "Also, jetzt heißt es Abschied nehmen, fürchte ich...", und das Tor zum Pass plötzlich direkt vor ihnen war, war klar, dass der Weg nach Thorniara nun unumstößlich war.
Septana überkam ein Gefühl, dass man schon als Sehnsucht vor dem Abschied nennen könnte. Währenddessen Xen, welcher wohl nicht vollständig sauber war, aber wohl dennoch eine sichere Eskorte nach Thorniara darstellte, bereits etwas zum Pass ging, schaute Mhukkadin nur betrübt auf den Boden und schob etwas Dreck mit seinen Füßen hin und her.
Diesmal brach Septana das Schweigen nach der Pause, "Mhukkadin... Wir werden uns wiedersehen... glaub mir...", auch, wenn sie nicht wusste, ob diese Zeit nicht ...recht lang werden konnte, "Tut mir Leid, dass ich dich bis hierhin begleitet hab und jetzt einfach, wo wir hier sind, gehe...", Mhukkadin schaute zwar auf und warf ihr zumindest einen verständnisvollen Blick zu, doch Septana fühlte sich noch immer etwas schuldig gegenüber Mhukkadin. "Hier.", Septana löste die Schnur ihrer Halskette und nahm das Amulett von ihrem Hals, ehe sie dieses in ihrer rechten Hand Mhukkadin präsentierte.
"Das ist die Glücksrune, meine Mutter schenkte es mir einst. Es bringt immer dann Glück, wenn es dringend erfoderlich ist.", eine kurze Pause trat ein, offenbar wusste Mhukkadin nicht, was damit anzufangen war, "Ich glaub, du brauchst es jetzt mehr als ich... Bewahre es auf, bis wir uns wiedersehen...", damit presste sie das Amulett auf Mhukkadins rechte Handinnenfläche.
Was folgte waren ungeduldige Rufe von Xen und eine letzte Umarmung von Mhukkadin, dann trennten sich die Wege von Septana und Mhukkadin - vorerst. Sie hörte noch Mhukkadin einen letzten Abschied sprechen, ehe sie sich umdrehte und Xen nach Thorniara folgte. Als sie wusste, dass sie nun aus dem Sichtfeld Mhukkadins war, wischte sie sich eine einsame Träne aus dem Gesicht und richtete ihre Augen nach vorn. Auf den Pass.
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Mhukkadin starrte Septana nach bis sie im Dunkel des Passes verschwand. Es erfüllte ihn mit Trauer sie gehen zu sehen, sie war im wirklich ans Herz gewachsen und natürlich hoffte er darauf ihr einmal diesen Anhänger wiederzugeben. Langsam öffnete der Händler die Hand und betrachtete die kleine Glücksrune und fuhr mit einem Finger darüber. Wenn sie wirklich Glück brachte, dann war das genau das Richtige für ihn, doch das Wichtigste war gegeben. Er würde sich so immer an Septana erinnern, egal wo er war und alles andere stand darunter.
Mit einem guten Gefühl ein Stück von ihr bei sich zu haben hängte er sich die Kette um und schob die Rune unter sein Gewand. Nun müsste er sich wieder seinem Leben widmen. Er durfte sein Geld nicht dahinschmelzen lassen, es musste arbeiten und wenn er nicht mit der Rute dahinter stand würde es das nicht tun. Also machte er sich ans Werk.
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Sarpedon schlich sich aus dem Haus, während Anne noch immer auf der Terrasse weilte, drehte eine Runde um die Häuser und kehrte mit äusserst wütender Mine auf dem Gesicht zurück. Er hielt direkt auf die Tür des Hauses zu, das er eben verlassen hatte. Dort polterte er wahrlich dagegen. Kein Geräusch war zu hören, sodass der Schurke nochmals kräftiger polterte. Darauf hin ging jemand die Treppe hinunter, er schien barfuss zu laufen, denn die Schritte waren nur schwer identifizierbar. Wenige Momente später, Sarpedon klopfte bereits erneut, erschien ein Herr mittleren Alters in der Tür, er schob sie vorsichtig auf.
"Dafür wirst du büssen." Brüllte Sarpedon in gespielter Rage.
"Wofür, mein Herr?" Stammelte der Hausbesitzer.
"Spielt mir nicht den Unschuldigen. Wo ist meine Frau?"
"Was?"
Er schien nicht zu verstehen, aber Sarpedon hatte bereits die Tür mit dem Fuss aufgestossen. Auf der Treppe sah er die verschlafene Ehefrau des Hausbesitzers im Morgenmantel, die ihn verwirrt anblickte.
"Wo ist meine Frau?" Wiederholte der Schurke, während er das Haus einfach betrat, jede Tür aufriss und schlussendlich zum Balkon kam.
"Da bist du also. Komm augenblicklich mit."Befahl er mit einer Stimme, die keine Widerrede zuliess. Dann leiser, gefährlicher. "Und Euch mein Herr fordere ich zum Duell. Kein Mann berührt meine Frau ungestraft."
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Vielleicht war der Plan Ravenne auf das Pferd zu bringen ein wenig verfrüht. Allerdings – so dachte der Nomade – passte es durchaus in das Stadium, in dem die Stumme und ihre Stute sich befanden. Schließlich ging es auch hier darum, den Willen des Gauls zu beugen und der Stute zu zeigen, daß es wundervoll sein konnte, seine Herrin über den Setarrifer Grund zu tragen.
Daher viel die Lektion in Sachen erzwungenes Satteln und Versorgt werden an diesem Tag ein wenig mager aus. Nicht jeden Schritt musste Bardasch verfolgen und so war Ravenne seiner Meinung nach selbst für ihre Fortschritte verantwortlich.
„Du machst heute Folgendes“, trug er der Stummen auf und lies sich von ihr das freie Ende der Laufleine reichen. Das andere Ende befand sich um den Hals der Stute. Eine reine Vorsichtsmaßnahme... eine Überflüssige eigentlich, da Ravenne den Befehl erhielt, das Tier mit Hilfe des Lederhalsbandes an einen Baum zu binden.
„Bring sie dazu, Dich aufsitzen zu lassen. Sei aber vorsichtig. Lob sie und belohn sie, wenn sie still hält und belohn sie, wenn sie auch dann noch still hält, wenn Du auf ihr sitzt“.
Wobei der Nomade bezweifelte, das Zweiteres sich so ohne Weiteres einstellte...
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Langsam machten sie sich auf in Richtung der in der Ferne liegenden Mauer, welche, wie Dennik hoffte, eine Stadt schützen sollte. Es war zwar nicht genau so warm hier, wie in Varant, doch merklich wärmer, als in Myrtana, seiner eigentlichen Heimat, oder eher gesagt seiner Heimat, als er noch ein Straßenjunge war, zurzeit hatte er keine Heimat, oder seine Heimat war dort, wo er, mit Illdor, Rekhyt und Scorp war. Sie blieben am Strand, wagten es nicht, näher an den Wald heran zu treten. Sicher, Scorp hätte sich hinein getraut, doch die Anderen blieben eher misstrauisch, auch aus dem Grund, dass sie am Strand eh viel schneller voran kamen, als wenn sie den Wald durch querten, so blieben die kleine Gruppe einfach wo sie war…
Die Sonne hatte den Horizont beinahe erreicht, da erreichten sie die Mauern und das Tor, welches sie angezielt hatten. Zwei Wachen standen dort. Sie ähnelten den Wachen von Vengard. Glänzende Rüstungen, ein Wappen auf dem Brustpanzer und eine Hellebarde gelangweilt haltend.
„HALT!“, befahl der eine Wachmann. Skeptisch musterte er die kleine Gruppe dann nickte er mit dem Kopf nach innen, in die Stadt. Das Zeichen, dass sie rein durften. Dennik hatte nicht erwartet, dass das so schnell gehen würde, so ohne Probleme, so dass er sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen konnte.
Sie liefen noch ein paar Meter, so dass sie einige Entfernung zum Tor und zu den lauschenden Wachen hatten, dann bildeten sie einen Kreis um zu beraten, was nun zu tun sei. „Also wir müssen eine Taverne finden, die genug Betten für uns hat“, meinte Dennik. „Und wir brauchen Essen und am besten noch eine Karte der Stadt!“, warf jemand ein. Dennik nickte zustimmenden.
„Ich würde sagen, wir teilen uns auf, suchen nach Schlafplätzen, Informationen über Stadt und Insel und nach Proviant! Wenn die Sonne untergegangen ist, treffen wir uns hier vor diesem Tor wieder und teilen uns mit was wir gefunden haben, ok?“, fragte Dennik.
Niemand schien etwas gegen die Idee des Diebes zu haben und so teilten sie sich auf. Es war klar, sie mussten nichts ausmachen. Er, Illdor und Rekhyt, blieben zusammen, merkwürdigerweise hängte sich auch der Fremde mit dem Rekhyt so viel zu tun hatte mit ein.
So schlenderten sie also los durch die Gassen…
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Es hatte funktioniert, die Stute an das Geräusch zu gewöhnen. Wenn Ravenne den Stein gegen die Tafel schlug, kam sie nun fast sofort. Anders sah es da mit dem Stillstehen aus. Wie einem kleinen Kind, das irgendwo stehen muss und sich langweilt, so fielen auch der Stute allerhand Mätzchen ein, dass sie kaum stillstand, wenn sie sich überhaupt dazu herabließ. Möglicherweise war das der Grund, dass Bardasch darauf bestand, Scáthach anzubinden beim ersten Aufsteigen.
So wirklich still hielt die Stute nicht, zu versuchen, aufzusteigen, wäre bedenklich. Ravenne legte ihr die Hand auf den Hals, versuchte so, sie zu beruhigen. Dann machte sie sich vorsichtig an das Satteln, hielt zwischendrin immer wieder inne, um die Stute ruhigzustellen. Als der Sattel endlich angelegt war, gab sie der Stute einen Rübenschnitz, dann zog sie den Bauchgurt noch einmal nach. Erst als sie sicher war, dass die Stute wenigstens für den Moment still war, setzte sie den ersten Fuß in den Steigbügel, griff nach dem Sattel und zog sich schnell hoch, um nicht zu lange in der Luft zu bleiben und der Stute so "Angriffsfläche" zu bieten und umso härter zu landen. Kaum war sie oben, begann Scáthach, zu tänzeln, dass es einige Mühe erforderte, auch oben zu bleiben. Vrosichtig, da sie dazu übergegangen war, sich panisch am Sattel festzuklammern, beugte Ravenne sich vor und berührte die Stute am Hals, um sie zu beruhigen, dann, als die Bewegungen der Stute nachließen, nahm sie einmal öfter Tafel und Stein, schlug beides aneinander. Anfangs wusste das Pferd nicht, wie ihm geschah, immerhin sollte es doch zu Ravenne kommen, kam aber nicht ran, weil diese doch auf ihr saß. Nach dieser Anfangsverwirrung dagegen schien es zu verstehen, dass es einfach stillhalten sollte, und nun erst reichte Ravenne dem Tier einen weiteren Rübenschnitz. Vielleicht hätte sie vorher auf eine solche Idee kommen sollen, immerhin war das Aufsteigen so unnötig gefährlich geworden.
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Die Stadt war erreicht! Dächer aus Gold hatten ihre Bauten, einen prächtigen Palast und einen ebenso prunkvollen Tempel gab es. Zumindest sahen diese Gebäude so aus, als hätten sie diese Zwecke und der Reichtum war unübersehbar. Ein Grinsen stahl sich auf Rekhyts Gesicht, diese Stadt gefiel ihm! Die Frage war nur, was taten all die reichen Leute hier um ihre Schätze zu beschützen? Aber wie auch immer, ein guter Start in ein fremdes Land war es alle mal!
Die Gruppe hatte sich mittlerweile auch aufgeteilt und er war nur noch mit seinen Freunden zusammen. Ein guter Moment eigentlich um das Mysterium um Calidor etwas klarer zu machen, dass die anderen vielleicht hatten.
Also wandte er sich an Dennik, der vermutlich noch nicht einmal den Namen kannte, nur mit welchen Worten sollte er es sagen?
"Das ist Calidor", begann er.
Aber was dann?
Ich liebe ihn?
Wir sind zusammen?
Wie sollte er es ausdrücken? Schließlich verwarf er die Idee der Worte, sondern erklärte sich durch Taten. Er drehte sich zu dem Blonden um und küsste ihn. Nicht lange und nicht inniglich, weil sowohl Calidor, wie auch er selbst, nervös war, aber lange genug um für die Zuschauer alle Unklarheiten zu beseitigen.
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Dennik machte einen Schritt zurück und zog aus Reflex sein edles Schwert. Er wusste nicht wieso, vielleicht einfach aus Angst, aus Panik… zu viele Gefühle drängten sich in ihm hoch.
Was zum Geier ging hier vor? Kurz packte ihn das verlangen diesen Neuling Calidor das Schwert in die Brust zu rammen, doch irgendwas hielt ihn zurück. Vielleicht Rekhyt, welcher noch nahe bei Calidor stand und ihn so den Weg versperrte, vielleicht der Geistesblitz, dass das auch nicht alles besser machen würde… aber er musste es doch versuchen… Calidor brachte alles durcheinander…
Er spürte förmlich, wie er rot wurde, er schaute gen Himmel, dann auf den sauberen Boden der so gepflegten exotisch wirkenden alten Stadt und dann wieder, nach einigen Minuten, auf Rekhyt. Ekel breitete sich in ihn auf. Verständnislosigkeit. Er hatte immer gedacht, dass er Rekhyt gekannt hatte, doch als er Rekhyt´s Blick sah, war er sich da nicht mehr so sicher. Rekhyt sah nervös, aber auch glücklich aus. Dennik schaute wieder weg, immer noch schockiert, jetzt fixierte er Illdor, dieser schien nicht so verwundert zu sein.
Wusste er es wohl schon? Hatte er es gewusst und Dennik nicht? Hatten sie ihm etwas verheimlicht und wieso?
Der Schatten der Straßen steckte sein Schwert weg und atmete tief durch.
Und wohl zum ersten Mal in der Weltgeschichte, schwieg er. Sagte nichts. Kein Kommentar. Nichts.
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„Du scheinst verwirrt. Bist Du mit dem Ergebnis nicht zufrieden?“, wollte Bardasch wissen. Er rief die Worte möglichst laut, damit Ravenne seinen Worten folgen konnte, doch auch gedämpft genug, um das Tier nicht aus der Ruhe zu bringen. Für ihn war es auch gut, wenn die Stute den Nomaden mit der Zeit einfach als etwas wahr nahm, was man zwar nicht lieben musste, aber dennoch akzeptieren. Nicht wirklich im Sinne des Ergrauten, aber er war nicht in der Lage, die Stute auch für sich selbst zugänglich zu machen. Daran hinderte ihn seine Behinderung.
„Es reicht, wenn die Stute das Geräusch der Tafel kennt. Ich hoffe doch, das der Einsatz Selbiger mit der Zeit sich wirklich nur noch darauf beschrenkt auf Dich aufmerksam zu machen, wenn nötig. Allein Deine Presenz sollte das Ziel sein und der ständige Einsatz der Tafel nicht verwirren.
Nun gut. Komm wieder runter. Und von vorn das Ganze. Es wird Dir vermutlich nicht gelingen, diese Übung unendlich oft zu wiederholen. Dafür ist Scáthach noch zu ungestüm. Nimm statt des Lederbandes jetzt die Laufleine. Bind sie so an den Baum, daß die Stute reichlich Bewegungsfreiheit hat“.
Möglicherweise schickte er Ravenne damit eine Runde abwerts, aber auch das Fallen sollte gekannt sein.
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Es war schon schlimm genug, womit sein Liebster ihn überrascht hatte, hier in aller Öffentlichkeit. Ohne Scham hatte er ihn zu einem Kuss aufgefordert, vor seinen Freunden, kurz nachdem er von ihm vorgestellt wurde. Aber viel weiter als bis zu seinem Namen war er nicht gekommen, da kam er schon ins Schwimmen. Und anstatt rumzueiern, machte er sowas. Es ging zu schnell, um es richtig genießen zu können, dauerte aber zu lang, um nicht das Gefühl der Peinlichkeit und Scham in dem blonden jungen Mann noch weiter voran zu treiben.
Inzwischen war er sich nicht mehr sicher, ob es so eine gute Idee war, Rekhyt das hier machen zu lassen, diese Offenbarung ihrer Beziehung. Aber nun war es geschehen, und prompt passierte etwas, womit Calidor niemals gerechnet hatte.
Dieser Kerl zog sein Schwert und richtete es auf ihn aus, wurde aber nur aufgrund von Rekhyts Körper daran gehindert, etwas Schlimmes damit anzustellen. Anscheinend war er nicht glücklich damit, was sein Diebesfreund hier platzen ließ. Hätten sie mal doch lieber gewartet. Irritiert und vielleicht auch verwirrt, überrascht, ja sogar angeekelt und voller Abscheu suchte er den Blick seines anderen Freundes, der nur einen Winkelzug eines Grinsens auf den Lippen hatte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? War das ein geheimes Zeichen, ein Signal, welches nur er nicht verstand?
Seufzend wandte er sich an Rekhyt, der mindestens genauso überrascht von der Aktion gewesen war, wie er selbst, tippte unter sein Kinn und schob es hinauf, bis sie Blickkontakt erreicht hatten. Ein warmes Lächeln, angefüllt mit Zuneigung, strahlte auf den Blonden herab und ließ den Zorn auf seinen Kumpanen verrauchen, zumindest hoffte Calidor dies.
"Ich möchte nicht, dass du wegen mir Schwierigkeiten mit deinen Jungs hast. Sie sind dir sehr wichtig, so wie du mir wichtig bist. Und bevor es hier noch zu Unfrieden wegen mir kommt, sollt ihr lieber ohne mich weiter gehen. Ich komm schon klar, keine Sorge."
Calidor lachte, lächelte ihn mit aller zur Verfügung stehenden Kraft an, sah über Rekhyts Schulter den Schwertschwinger, der nur zu gut mit diesem Vorschlag klar kam und eifrig nickte, zumindest nahm Calidor es wahr, auch wenn sich dessen Kopf nicht wirklich viel bewegte. Es war offenkundig, dass Calidor besser jetzt als später verschwinden sollte, als gehörte Rekhyt zu ihnen, wäre ihr Eigentum, und der blonde Vengarder habe kein Anspruch auf ihn.
Es war nun Rekhyts Entscheidung, doch innerlich weinte sein Herz bereits, wenn er sich für seine Freunde entschied, um Tumulte zu vermeiden. Aber Calidor würde es akzeptieren, und es wie ein Mann nehmen, der er auch war, es einfach wegstecken.
Wegstecken, sich irgendwo hin verkriechen, und über seine Einsamkeit wehklagen, oder Schlimmeres. Wieder erfleuchte ihm ein Seufzer und er hoffte, dass sein Liebster ihn nicht gehört hatte.
Geändert von Calidor (06.01.2011 um 19:34 Uhr)
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Denniks instinktive Reaktion erschreckte Rekhyt, doch der Schwertschwingende beruhigte sich kurze Zeit später wieder. Dafür war Calidor das ganze wohl nicht ganz so Recht und er sprach von einem Abschied, doch der war ganz gewiss nicht im Sinne des Diebes.
Schließlich richtete er sich wieder an Dennik.
"Ihr müsst es nicht verstehen, ihr sollte es nur akzeptieren!"
Und das würden sie hoffentlich tun, so wie auch Gath es getan hatte.
"Ihr müsst keine guten Freunde werden", sprach er weiter und meinte damit die Beziehung zwischen seinen Freunden und Calidor, "aber ich will niemanden von euch verlassen müssen und verspreche euch, dass sich an meinem Umgang mit euch nichts ändert!"
So schwierig konnte das doch nicht sein, oder? Zwischen ihm und Dennik oder ihm und Illdor würde sich nichts verändern, so wie Lucia auch nichts an der Freundschaft der drei geändert hatte und das obwohl sie Rekhyt mit Illdor betrogen hatte und zu Calidor würde er auch so sein wie bisher. Gestern war es so gut gelaufen, so kann es ja auch weiter gehen!
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Etwas verwirrter schaute Ravenne ihn an. Ob sie mit dem Ergebnis zufrieden war? Das war keine klare Ja-oder-Nein-Frage: Wenn sie den Kopf schüttelte konnte das bedeuten, sie war unzufrieden damit, oder aber sie wollte Bardasch widersprechen und bedeutete damit ein Doch. Die Stumme zog es vor, die Frage unbeantwortet zu lassen. Gehorsam stieg sie ab und verlängerte die Leine, vergrößerte den Spielraum der Stute.
Diesmal war die Stute noch unruhiger als zuvor. Ravenne legte die Hand auf den Hals der Stute, streichelte sie, bis sie einigermaßen ruhig war, dann ließ sie die Stute einen Moment ruhig ausharren und gab ihr einen Rübenschnitz, anschließend begann sie mit dem Aufsteigen, in der Hoffnung, Scáthach hatte begriffen, dass sie still stehen sollte. Kaum spürte das Pferd allerdings das Gewicht Ravennes im Steigbügel, wurde sie gleich wieder unruhig. Ein Schritt zur Seite, und Ravenne lag auf dem Boden, hatte sich nicht rechtzeitig festhalten können. Dadurch, dass sie nicht von einer Höhe senkrecht herabgefallen, sondern regelrecht weggeschleudert worden war, kam sie falsch auf, schmerzhaft auf der Schulter ohne Abrollmöglichkeit. Vielleicht hatte es eine Abrollmöglichkeit gegeben, aber wenn, dann war sie der Stummen im Eifer des Gefechts nicht eingefallen.Trotzdem rappelte sie sich auf, bevor Scáthach ihren Spielraum weiter ausnutzte und womöglich die Stumme niederstampfte. Sie näherte sich Scáthach nun eher frontal, brachte sie erstmal zum Stillstand, einmal wieder, wartete diesmal länger, bis sie die Stute für das Stillstehen belohnte. Dann wartete sie noch länger, streichelte die Stute wieder, nahm die Hand nicht vom Körper des Pferdes, ehe sie erneut versuchte, aufzusteigen. Diesmal klappte es besser, und wieder streichelte sie das Pferd am Hals, bevor es noch unruhiger werden konnte. Als sie daraufhin zu Bardasch schaute, bemerkte sie, dass ebenjener die Laufleine vom Baum losgemacht hatte. Möglicherweise hatte genau das dazu geführt, dass Ravenne gestürzt war. Genau wusste sie es nicht, die vorwurfsvollen Blicke konnte sie sich also sparen.
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„Glotz nicht!... Beschäftige sie“, war die Anweisung des Ergrauten, der das Ende der Leine nun in der Hand hielt. Wenn Ravenne nun zu lange zögerte und sich nicht vollends auf ihre Aufgabe konzentrierte, konnte das für beide Menschen übel enden. Einem wirklich davon stürmendem Pferd hätte der Nomade mit seinem Hinkebein wohl kaum etwas entgegen zu setzen.
„Nicht hadern. Denk an Deinen Ritt auf Simún. Ich habs Dich doch gelehrt“, sprach Bardasch weiter und achtete darauf, nicht im Blickfeld des Tieres zu sein.
Nun. In der Situation war es für die Stumme nicht einfach, sich direkt die Befehle wieder in Gedanken zu führen und die Art und Weise, wie man sie umsetzte. Und so half Bardasch dabei.
„Leichten und kurzen Druck mit den Beinen. Leine leicht durchhängen lassen. Antrieb mit den Schenkeln im Wechselspiel. Und lenk sie am Besten gleich im Kreis, auf das sie nicht auf die dumme Idee kommt, davon preschen zu wollen“.
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Dennik reagierte etwas unerwartet mit dem Ziehen seines Schwertes, welchen er anscheinend benutzte, um Calidor zu bedrohen. In gewissen Maßen kann Illdor seinen Freund fast verstehen, denn Rekhyt hatte die beiden mit dem Kuss wirklich überrumpelt. Zwar hatte der Myrtaner in mancher vermeidbaren Situation bereits gemerkt, dass zwischen Rekhyt und Calidor mehr als nur Freundschaft verband, aber von Liebe wagte er nicht zu träumen. Er war sich im Moment auch nicht sicher, wie er selbst darauf reagieren sollte. Genau wie Dennik sein Schwert auf die Brust des Blonden richten oder doch weiterhin schweigen?
Calidor kam ihm zuvor und schlug einen vorzeitigen Abschied vor, der von Rekhyt jedoch abgelehnt wurde. Und er hatte Recht, als er sagte, dass er nur nach der Akzeptanz suchte, die er auch verdiente. Jeder sollte sich so entwickeln, wie er es für richtig hielt. Doch…
Die Augen richteten sich auf dem Myrtaner, da er sich noch gar nicht dazu geäußert hatte, sondern nur still daneben stand. „Ich…“, begann er, stoppte jedoch wieder, da sich ein komisches Gefühl in ihm breit machte, die er für diese teilweise abstoßende Situation empfand. Er wollte nicht beleidigend werden, hatte es auch nie vor, aber er hätte sich gewünscht, dass er Rekhyt für einen Moment alleine sprechen dürfte…das mussten sie wohl später nachholen, denn der Schweigsame bestand auf die Anwesenheit von Calidor.
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Nach dieser Verwunderung ging sie wieder in das über, was sie mit Simùn gelernt hatte, wie angewiesen, bevor Scáthach wieder auf dumme Ideen kam. Leicht gab sie den Impuls zum losgehen mit den Schenkeln. Ihre Schulter schmerzte noch vom Aufsteigen, aber dadurch, dass sie sich auf Scáthach konzentrierte, verblasste es schließlich. Scáthach wollte mehr Bewegung, als Ravenne ihr zugestand, indem sie ihr die Schritte durch Schenkeldruck vorgab.
Die Stumme gab die Kreisbahn vor, indem sie die Zügel benutzte, eine Gewichtsverlagerung traute sie sich noch nicht zu, zu sprunghaft war Scáthachs Meinung. Sie spürte den Widerstand des Pferdes förmlich, wie es aus dem Kreis ausbrechen wollte, aber dem wirkte Ravenne durch den Schenkeldruck entgegen. Wieso genau das Pferd nun in der Kreisbahn blieb und nicht doch davonpreschte, vermochte die Stumme nicht anzugeben, aber sie war ziemlich dankbar dafür, auch wenn sich das Pferd widersetzte.
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Xerxo hatte beschlossen, Argaan zu erkunden. Dafür brauchte er eine Karte. Er wollte eine klauen. Aber irgendwie war der Drang etwas zu klauen weg. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher ob er es schaffen wird. Und das war er sonst nie. Deswegen kaufte er sich sie. er fand sich dabei sicherer. Warum auch immer.
"Was kostet hier eine Karte von Argaan?", fragte er einen Kartenhändler.
"50 Gold kostet eine Karte von ganz Argaan. Aber eine Karte von dem Westen Argaans kostet nur 25 Gold. Und weißt du was. Ich gebe dir diesen Rucksack wenn du die Karte kaufst für zehn Gold dazu. Ist das nicht ein Angebot?", fragte der aufdringliche Händler anschließend. Xerxo war genervt.
"Hier 60 Gold gib her", forderte Xerxo. Der Händler nahm das Geld und gab Xerxo die Ware.
Xerxo ging ohne weitere Worte weg. Er tauschte seinen alten, löchrigen Rucksack aus, und warf einen Blick auf die neu erworbene Karte.
Groß war die Insel auf der er nun war. Xerxo brauchte viel Proviant wie es aussah.
Xerxo hatte noch ein paar Essbare Gegenstände aufgehoben, die packte er in den Rucksack ein. Die Karte natürlich auch.
Xerxo machte sich auf dem Weg aus der Stadt zu gehen.
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Dennik überlegte lange. Sehr lange. Irgendwie sträubte er sich hier auf Rekhyt einzugehen und zuzusagen, doch Rekhyt war sein Freund und auch wenn das in Dennik`s Augen irgendwie gegen die Natur war ,Männer als Mann zu küssen, und auch wenn er wusste, dass so etwas, was Rekhyt da tat überall verpönt war, sprach er:" Rekhyt. Ich verstehe es nicht, doch wie du willst. Ich werde es akzeptieren", er machte eine Pause und Rekhyt wollte schon etwas erwidern, doch Dennik redete weiter, bevor der Schweigsame beginnen konnte, "Ich werde es akzeptieren, wenn du mir etwas versprichst... So lange wir uns verstehen. So lange wir Freunde sind. Solange wir Diebe sind. So lange wir eine Gruppe sind, wird nicht weg gerannt. Ich werde nichts gegen DAS sagen, wenn du mir versprichst, dass du trotzdem bei mir und Illdor bleibst und dass du das was wir machen, egal was, versuchst zu akzeptieren, wie ich das hier akzeptiere... bitte versuch bei uns zu bleiben und nicht immer alles so zu begrübeln, sondern bleib einfach...", Dennik schaute Rekhyt in die Augen, er kannte seinen Freund, auch wenn er heute etwas neues über Rekhyt erfahren hatte, kannte er ihn doch sehr gut und er wusste, wie Rekhyt tickte und sagte noch:"Rekhyt du bist mir wichtig und ich möchte nicht, dass sich unsre Wege wegen Sachen wie diese trennen".
Irgendwie fühlte sich der Dieb bei diesen Worten, wie in einer dieser kitschigen Theaterstücke, welche ab und an von Barden auf den Straßen von Vengard gespielt wurden waren.
Die Sonne ging unter und sie machten sich auf Richtung Stadttor. Dennik wartete immer noch auf Rekhyt`s Antwort und hoffte, dass sie nicht die baldige Trennung bedeutete.
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Gespannt hatte sich Rekhyt Denniks Antwort angehört und Schlimmeres befürchtet, als dann kam. Trotzdem war der Dieb erstaunt. Er sollte Dennik versprechen, nicht zu gehen. Aber genau so wollte es Rekhyt ja, dass er Dennik und Illdor nicht wegen Calidor verlassen musste. Überhaupt hatte er nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet die beiden verlassen zu wollen, warum war seinem Freund dieses Versprechen plötzlich so wichtig?
Er musste eine Zeit darüber nachdenken, bis ihm eine Idee kam. Immer wieder hatte sich Rekhyt gegen Denniks Ideen und Vorschläge ausgesprochen, glaubte er deshalb, er wollte nicht bei ihnen bleiben?
Eine andere Erklärung fiel ihm dazu nicht ein.
"Wir sind verschieden und waren oft nicht der gleichen Meinung", begann er seine kurze Rede und machte dann eine kurze Pause.
"Aber ich will trotzdem bei euch bleiben, hatte nie etwas anderes vor! Es tut mir Leid, wenn es so hinüber gekommen ist."
Es war offensichtlich, dass Dennik seine Gefühle keinesfalls nachvollziehen oder verstehen konnte, wahrscheinlich hieß er sie nicht einmal gut, aber er sagte nichts dazu und akzeptierte.
"Danke."
Entfuhr es dem Schweigsam bei dem Gedanken noch.
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Irgendwo miaute eine Katze.
Calidor öffnete das Fenster ein Stückchen weiter und schaute über die Dachrinne hinweg nach unten. Ein kurzes Fauchen war zu hören, und dann Katzengeschrei, als würde eine der beiden gevierteilt. Und dann war es still. Offenbar war der Wettstreit entschieden.
Wie gut es doch Katzen hatten ...
Mit gesenktem Haupt drehte sich der Blonde um und sah zu dem Bett hinüber, in dem Rekhyt seelig ruhte. Nur monotones Atmen drang aus seinem Mund, die Nasenflügel bebten regelmäßig und zeugten von der Lebenskraft seines geliebten Diebes. So sehr er es erwartet hatte, ja fast herbei gesehnt, um im Recht zu bleiben, so wurde er nun umso mehr davon überwältigt, wie schnell diese Umgangsweise zwischen Rekhyt und ihm zu Problemen führte. Dennik wollte ihn verletzen, oder gar umbringen, dafür, dass er ihnen ihren Dieb abspenstig gemacht hatte. Und das waren seine Freunde. Wie sollten dann erst Fremnde darauf reagieren, wenn Vertraute schon mit Waffen auf einen losgingen?
Mit Wehmut erinnerte sich der Ex-Innosler an die schönen Momente kurz vor dem zu Bett gehen. Die Gruppe hatte kurz Rücksprache gehalten, inwieweit ein Karthograf ausfindig gemacht werden konnte, wo man hier billig Nahrung und Kleidung erstehen konnte und den anderen Kram, von dem er vorher gesprochen hatte. Leider stellte sich heraus, dass sie nicht viel heraus bekommen konnten, denn irgendwie schienen die Einheimischen ihnen das Wort *fremd* an der Nasenspitze oder breiten Stirnfalte ablesen zu können, laut übereinstimmenden Aussagen verhielten sich die Bürger sehr reserviert, selbst die Händler preisten ihre Waren in ihrer Gegenwart nicht an.
Dennik ließ es unkommentiert, denn die Stimmung war ohnehin auf einem Tiefpunkt angekommen. Die Blicke, die Calidor regelmäßig tangierten, sprachen nicht von Freundlichkeit oder Herzenswärme. Sie sagten nur zu deutlich, dass er ein Fremdkörper in dieser Gemeinschaft war. Und auch, wenn Rekhyt ihnen ein Versprechen abringen konnte, blieben Zweifel bestehen. Besonders Dennik gab sich keine Mühe, sein Argwohn gegenüber Calidor mit Gesten zum Ausdruck zu bringen, wenn Rekhyt gerade nicht in der Nähe war.
Was sollte er gegen die spitzen Andeutungen und Handbewegungen schon groß machen? Zu Rekhyt eilen und petzen? Statt dessen verzog sich Calidor in die Herberge, die sie gefunden hatten, suchte sich ein Bett und machte sich schon fertig für die Nacht. Die anderen folgten ihm beinahe auf dem Fuße. Es war ein großer Raum mit vielen Schlafmöglichkeiten, einzelne Gemächer sogar durch Wände oder Pavellons abgetrennt. Dennik und Illdor unterhielten sich mit Rekhyt, doch sobald Calidor versuchte, sich mit einzuklinken, erstarb das Gespräch, eine unangenehme Pause entstand und erst der sonst so schweigsame Rekhyt brachte die Unterhaltung wieder in die Spur. Leider hatte er in diesen Momenten nicht mehr anzubieten als einen entschuldigenden Blick. Doch Calidor half das nicht weiter. Nach dem zweiten Mal, als es erneut so ablief, meinte der Blonde, er wäre müde und würde sich hinlegen. Das schien das Signal für Dennik zu sein, denn plötzlich stand er auf, rauschte förmlich um Rekhyt herum, zappelte aufgeregt und argumentierte, dass sie sich noch eine neue Taverne suchen müssten.
Das skeptisch heraus gebrachte *Jetzt?* seitens des verliebeten Diebes untermauerte Dennik nur mit umso deutlichem Kopfnicken.
Calidor wurde von ihnen nicht eingeladen. Erst Rekhyt ging zu ihm hin und fragte persönlich, ob er denn nicht mitkommen wolle, oder ob er lieber bei ihm bleiben sollte. Calidor war zwiegespalten, denn ein Teil von ihm wollte seinen Dieb bei sich haben, ihm durch das blonde Haar fahren, seine Nähe spüren, seine Lippen, seine Hände auf seinem Körper. Der andere Teil verwehrte sich dagegen, so etwas in Gegenwart von Rekhyts Freunden erneut zu tun. Er wollte sie nicht unnötig provozieren. Dennik war nicht zu trauen, sein Blick jedes Mal sagte alles: *Nimm die Finger von ihm!*
Und um Schwierigkeiten zu vermeiden, tat Calidor genau das, er vermied körperliche Nähe, Berührungen, Küsse oder Liebkosungen, ja selbst gesuchten Blicken seitens seines Diebes wich er aus.
So kam es, dass er Rekhyt praktisch aus der Herberge warf, natürlich freundlich formuliert, und am Ende ließ sich sein Dieb von Dennik mitziehen und sie machten einen drauf, irgendwo, hier in dieser noch unbekannten Stadt.
Calidor lag die ganze Zeit, in der er allein war, wach in seinem Bett und starrte zur Decke. Vieles ging ihm durch den Kopf. Callindors Verschwinden, die Sache mit Catrine und Morlon und nicht zuletzt das, was ihn mit Rekhyt verband. Er liebte ihn, hatte er ihm gesagt, sogar mehrfach. Doch heute hatte Dennik auf unangenehme Weise eindrucksvoll bewiesen, wohin diese *Liebe* führen konnte. Offenkundige Missgunst uund Verachtung, als sei man kein Mensch mehr, kein richtiger Mann, sondern etwas Verdorbenes, Unreines. Das Problem war, dass sich Calidor nach diesem Tag und den Erlebnissen und Ereignissen wirklich nicht mehr als richtiger Mann fühlte. Die Behandlung, die er seitens der anderen erfahren hatte, wirkte tatsächlich und er machte sich Vorwürfe, dass er es überhaupt so weit hatte kommen lassen. Aus dieser Verbindung konnte nichts Gutes erwachsen. Nicht, wenn es Menschen wie Dennik auf dieser Welt gab, die diese Art des Lebens so vehement und lautstark und eindrucksvoll verurteilten. Natürlich machte er das nicht in Rekhyts Beisein, denn Rekhyt war ja sein Freund, der nur durch den Schmarotzer Calidor infiziert wurde. Und wenn er ihn weggeekelt haben würde, würde sein Diebeskollege wieder normal werden. So dachte es sich der Blonde zumindest für sich. Dennik schätzte Rekhyt viel zu sehr, um sich offen mit ihm anzulegen. Stattdessen bearbeitete er das andere Glied, das vermeintlich schwächere. Und Calidor war das schwächere Glied dieser Kette. Es hatte heute schon nicht viel gefehlt, und er hätte Rekhyt alles erzählt, was Dennik getan hatte - dabei hatte er nicht wirklich etwas Handfestes, Greifbares getan - sondern nur Psychospielchen gespielt.
Aber Calidor entschied sich dagegen, steckte weiter die Sticheleien ein und gab lieber nach, suchte das Weite und die Einsamkeit. Heute hatte Dennik gewonnen. Und solche Tage würden jetzt immer wieder aufeinander folgen, endlos, so lange, bis Calidor daran zerbrochen ist, und es nicht länger hinter dem Rücken seines Liebsten austragen könnte.
Sie kamen irgendwann in der Nacht zurück, unterhielten sich leise, stießen irgendwo dagegen und ein gelalltes *pscht* erfüllte den Raum, gefolgt von betrunkenem Gegacker. Wer es war, der hier einen über den Durst getrunken hatte, konnte der Blonde nicht sagen. Er hatte sich zum Fenster hin gedreht und tat so, als würde er schlafen. Rekhyt rief einmal kurz seinen Namen, doch Calidor rührte sich nicht, wartete starr und stumm, bis sich die Geräusche gelegt hatten und schlief dann selber ein. Aber es ging nicht lange gut. Denn das Getöse der Katzen hatte ihn geweckt. Und nun stand er hier am Fenster, sah Rekhyt beim Schlafen zu und stand irgendwo zwischen den Stühlen, denn würde er Rekhyt von Denniks Spielchen erzählen, wäre er böse auf ihn, und damit gäbe es Streit in der Gruppe. Und das war etwas, was Calidor unbedingt vermeiden wollte, nämlich, dass er den Grund lieferte, für dicke Luft innnerhalb der Diebesgemeinschaft zu sorgen. Und ihm kam inzwischen der Gedanke, dass Dennik genau diese Matt-Situation ausnutzte, denn Calidor hatte keine Option, außer es stillschweigend durchzustehen.
Er hatte sich inzwischen wieder zum Fenster gedreht, schloss es so leise wie möglich wieder und besah sich den hellen Mond, die dunklen Wolken und das wenige finstere Treiben auf den Straßen. Es machte fast den Eindruck, als lebten die Katzen nachts allein in diesem Viertel. Eine Menschenseele hatte er in dieser Zeit hier nicht gesehen, oder sie so in Gedanken völlig ausgeblendet.
Plötzlich berührte etwas seine Hüfte, Finger und Arme schoben sich an seinen Seiten entlang und berührten ihn streichelnd in Hüfthöhe. Es war sein Dieb, der wohl durch das Fensterschlagen wach geworden war.
"Was machst du hier?", fragter er flüsternd in das vor ihm sichtbare Ohr und knabberte an seinem Läppchen. Doch Calidor konnte dabei nicht die Ruhe und Geborgenheit finden wie sonst. Es wirkte im Vergleich zu der vorherigen Harmonie der Stille und Katzenmusik fast störend.
"Katzen haben sich gestritten. Ich wollte nur nachsehen. Aber alles wieder in Ordnung."
Rekhyts Bewegungen wurden daraufhin drängender, deutlicher, und desto unangenehmer fühlte sich der Bedrängte.
"Dann komm wieder ins Bett!", hauchte der Taschenspieler mit verliebter Stimme, die mit jedem Tag in ihrer gemeinsamen Gegenwart rede- und sprechfreudiger wurde. Und als hätte er einen Schwarm Hummeln im Hintern, löste er sich beinahe panikartig von Rekhyt und ging zurück zu seinem Schlafdomizil. Der blonde Dieb stand einen Moment noch immer in der Nähe des Fensters. Offenbar hatte er mit *Bett* genauer *mein Bett* gemeint.
Doch der beobachtete Vengarder drehte sich zur Seite und damit war das wohl auch das Zeichen, dass es Rekhyt für heute sein lassen konnte.
So verging einige Zeit, in der Calidor zum Bett seines Liebsten starrte. Rekhyt schlief inzwischen schon wieder.
"Rekhyt?", fragte Calidor plötzlich, leise flüsternd, völlig unsicher, ob er gerade das richtige würde tun.
"Ja, was ist?", war die prompte Antwort. Anscheinend war Rekhyt doch noch wach, konnte wohl selbst nicht einschlafen. Einen Wimpernschlag war es still, dann sprach Calidor ein letztes Mal für diese Nacht:
"Ach ... nichts ... schlaf gut", meinte er daraufhin resignierend, seufzte innerlich, drehte sich zur anderen Seite seines Bettes und musste lange warten, bis ihn der Schlaf aufgrund von Erschöpfung und Müdigkeit endlich zur Ruhe kommen ließ. Sein geliebter Dieb sagte bis dahin kein weiteres Wort, obwohl man nicht länger sein monotones Atmen hören konnte, als würde er über Calidor wachen, oder vielleicht auf etwas warten, ein Zeichen oder eine Geste. Doch diese blieb aus.
Calidor hatte dank Denniks Spielchen heute von Zeichen und Gesten die Nase gestrichen voll, und das bis oben hin ...
Geändert von Calidor (07.01.2011 um 09:26 Uhr)
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Der warme, dunkle Dämmerzustand, den man auch Schlaf nannte, wurde langsam durch ebenso warme Helligkeit unterbrochen.
San Daran schlug die Augen auf und musste zuerst einmal blinzeln, da die Sonne ihm direkt in das Gesicht schien. Er drehte den Kopf weg und sah mehrere Betten in der Nähe, manche noch besetzt, manche bereits so leise verlassen, dass die anderen weiterschlafen konnten.
Er richtete sich auf. Auf einmal fiel etwas in seinen Schoß. Es war Sir Rufus, der auf seiner Brust geschlafen hatte und nun durch den Fall ebenfalls aufgeweckt wurde.
Dieser beschwerte sich laut fiebsend, woraufhin San den Finger vor den Mund legte.
"Leise, Rufus."
Sir Rufus fiebste nun leise weiter, aber es klang immer noch wütend. Der kleine Affe rieb sich mit den langen dünnen Finger nun ebenfalls den Schlaf aus den großen Augen.
San Daran dagegen war nun schon vollkommen wach. Er hatte ausschlafen können, was in den letzten Tagen überaus oft der Fall war. Vielleicht war das der Grund, weshalb er nicht mehr ganz so mürrisch war.
Oder eben am Rum, den er auf dem Schiff mehr als zur Genüge bekommen hatte.
Seit sie angelegt hatten war San Daran einfach mit der Gruppe mitgegangen, da er sie schon flüchtig gekannt hatte und sie noch mehr auf dem Schiff kennengelernt hatte.
Außerdem schienen sie keine auf die Ehre schwörenden Ritter sein, die er in Vengard gewohnt war.
Leise schlug er die dünne Lakendecke zurück, setzte sich auf und zog erst einmal seine warmen Lederstiefel an. Danach zog er sich Hemd und Lederwams drüber und seine Gürteltasche.
Danach setzte er in die Busttasche Sir Rufus und band sich danach das zu lange Haar auf seinem hinterkopf zu einem kleinen Zopf zusammen.
Er legte Schwert und Axt an und verließ den Bettenhort.
Eigentlich nahm er nicht an, dass er die Waffen und den Lederwams brauchen würde, aber er fühlte sich so einfach sicherer und wer wusste schon, welches Gesindel in dem Gasthaus umherlief.
Von San Daran ganz zu schweigen.
Er stieg die von unzähligen Füßen bereits abgenutzte Treppe hinab und kam in den Schankraum, in dem zur Zeit nur schlafende Gäste vom vorigen Tag und noch fast schlafende Leute, die wahrscheinlich hier übernachtet hatten.
San ging zu Theke und bestellte sich eine warme Suppe und setzte sich an einen Tisch ganz in der Nähe der Treppe und der Theke und wartete auf sein Essen.
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