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Kud Tuencen, der Finstere Kasper, wie er sich gerne selbst betitelte – finster, weil die Farbe seiner Haut derart dunkel war, dass jegliches Licht, was auf sie viel, an ihm wie der Wind an der Kante eines Hauses geteilt und um ihn herum gelenkt wurde, Kapser – weil es am besten seine Attitude beschrieb – war kein grausamer Dämon. Zumindest bedachte er seine Taten, wenn er sie mit menschlichen Worten erfassen musste, nicht mit einem solch, in den Augen der Sterblichen, negativen Wort. Er war er ein Dämon, dessen Neugierde der eines kleinen, menschlichen Kindes entsprach, dessen Fähigkeiten aber weit über die eines solchen Kindes hinausgingen und ihn somit in die Lage versetzte, mit Dingen so zu spielen, wie es ein Menschenkind niemals können würde.
Kudtu Encen stieß ein grollendes Schnauben auf, während sein Schwanz eine knappe Handbreit über den Schädel des Diebes, der glaubte, dass er Rekhyt war, baumelte, und zuckte mit den Krallen seiner Klaue an den silbernen, für Menschenaugen unsichtbaren Fäden einer Seele, wie ein Marionettenspieler.
Die Seele folgte ihm und schlüpfte in Rekhyt, gewann ihr Bewusstsein zurück und begann die natürliche Reaktion eines solch schwachen Wesens, wie es nur ein Mensch sein konnte. Es übte sich in Verwirrung, Furcht und dem natürlichen Instinkt, das, was sich um ihn herum befand, kontrollieren zu wollen. Nur hatte diese Seele, die Kud Tuencen in einem fast toten Körper in der Eingangshalle des Kastells gefunden und sich kurzzeitig ausgeliehen hatte, nicht die Kraft, um kontrollieren zu können. Besonders dann nicht, wenn die Fäden noch immer an seinen Krallen hingen.
Kud stieß ein weiteres Schnauben aus und beobachtete mit – wäre er kein Dämon, wäre dies wohl ein passender Ausdruck – freudig glänzenden Augen das Schauspiel dieses Seelenknäuls, was sich nun in Rekhyts Körper breit machte. Es zappelte, humpelte, lief und fiel, mit breit ausgestreckten Armen, direkt auf die Nase.
Dann zuckten die Krallen des Dämons und der Körper richtete sich wieder auf. Einer imaginären Melodie folgend bewegte sich die Klaue der Kreatur Beliars und der Körper begann zu tanzen, während der Dämon einen gruseligen Laut ausstieß, der entfernt an das Kichern eines Kindes erinnerte, nachdem es in einen Brunnen gefallen und mit zehn Eimer Schutt dem ersticken nahe gekommen war.
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Nachdem er ebenso willkürlich gestolpert war, wie er den einen Schritt vorhin getan hatte, richtete er sich wieder auf. Langsam bekam er wirklich das Gefühl, dass ein zweites Bewusstsein hier am Werke war und da gab es eigentlich nur eine Möglichkeit: ein Dämon! Nicht nur ihre Sprache konnten sie ohne Worte in seinen Kopf bringen, jetzt konnten sie ihn offenbar auch schon kontrollieren wie eine Marionette. Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht! Mit ganzer Konzentration versuchte er sich dagegen zu wehren, doch auch wie er auf seinen eigenen Befehl vorsichtig weiterging konnte er das Fremde in sich spüren.
Vorläufig griff dieses aber nicht ein und plötzlich war sogar ein Licht zu sehen. Wie hell es wirklich war wusste der Schweigsame nicht, aber nach der langen Zeit in der vollkommenen Dunkelheit blendete es ihn. So als hätte er direkt in die Sonne geschaut, schmerzten seine Augen und er brauchte einige Zeit bis er überhaupt wieder etwas erkennen konnte. Als es dann aber soweit war, stockte ihm der Atem.
Calidor!?
Das konnte doch nicht sein? Nein, deutlich konnte er immer noch nicht sehen und ihn zu sehen war wohl nur ein Wunschtraum. Doch seine Sehkraft wurde zunehmend besser und bald bestand kein Zweifel mehr, die Gestalt vor ihm war Calidor und ein Wunschtraum war es keinesfalls! Was machte er denn hier unten? Und dann erkannte Rekhyt die Verletzungen!
Blut, so viel Blut. Calidor und Blut, kurz erinnerte er sich an den Spiegel, doch dann wurde dieser wieder unwichtig.
"Bist du also endlich gekommen?! Willst du mich denn nicht zur Begrüßung umarmen?"
Wie konnte er so etwas nur sagen? Er war dabei zu verbluten! Nach allem was passiert war, war der Dieb geneigt, die Erscheinung für unecht zu halten, aber trotzdem konnte er nicht anders, als sich ihm zu nähern und diesmal hing es nicht mit dem anderen Bewusstsein zu tun.
Er hatte sich gewünscht Calidor wieder zu sehen, doch jetzt wollte er nichts lieber, als dass er nicht hier war. Es konnte nichts Gutes bedeuten, in den Katakomben, mit all den Verletzungen und den Dämonen.
Doch all seine Sinne widersprachen seinen Hoffnungen. Er konnte Calidor sehen, hören und auch berühren. Sogar sein Blut blieb an seinen Fingern haften. Das durfte doch nicht wahr sein! Unter diesen Umständen hatte der Blonde keine Chance zu überleben.
Der Dieb war kurz davor zu verzweifeln und Tränen drohten in seine Augen zu steigen, doch noch gelang es ihm dagegen anzukämpfen.
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Ein Licht?
Ein Licht!
Er sah ein Licht!
Das erste mal seit - äh ja, seit wann eigentlich? Seit wann war er denn in dieser Dunkelheit gefangen? Gath konnte sich beim besten willen nicht daran erinnern, aber das war auch egal: Er sah ein Licht, das erste mal, seit einer halben Ewigkeit!
Doch sah es wirklich er? Eigentich sahen es ja die Augen des Körpers, in dem er sich befand... Aber das war ihm erlichgesagt egal. Hauptsache, da war ein Licht, so hell, dass der Körper die Augen zusammenkniff, aus einem Schmerz heraus, den er selbst nur erahnen konnte, aber trotzdem irgendwie wahrnahm.
Und trotzdem zwang er diese fleißliche Hülle, in der er steckte, ins Licht zu schauen - und erblickte eine Gestalt. Zuerst verschwommen, und dann immer deutlicher. Es war ein Mensch - dunkel gekleidet mit blonden Haaren.
Irgendwo her kenn ich dieses Gesicht doch...
Gath dachte nach - oder versuchte es vielmehr, denn er wusste zwar, dass er jemand war, und hätte man ihm seinen Namen gesagt, hätte er wahrscheinlich 'ach ja, stimmt' oder soetwas in der Art gesagt, aber seine Erinnerungen waren vollkommen weg.
Und doch kannte er diesen Menschen.
Woher nur?
'Calidor'
Woher war nur diese Stimme gekommen? Was war das? Sie war nicht an die Ohren gedrungen, vielmehr hatte er sie gespürt und instinktiv begriffen. Aber Gath dachte nicht weiter über den Weg nach - vorerst nicht - sondern vielmehr über das Wort, das er vernommen hatte.
Calidor.
Das schien der Name des Menschen zu sein.
Ein Name...
Plötzlich kehrten seine Erinnerungen zurück, wo er war, wer er war, warum er da war.
Er war Gath und er hatte diesen Menschen da vorne hinauf zu einem Kastell voller Schwarzmagier überhalb der Wüstenstadt Bakaresh getragen.
Das beantwortete aber nicht alle Fragen: Warum war er nicht in seinem eigenen Körper? In wie bei Beliar kam dieser Mensch, der eigentlich schwer verletzt gewesen war, hier her? Er war doch nie hier gewesen, und der andere war nie selbstständig gelaufen!
Ich muss ihn was fragen.... Ich muss mich irgendwie äußern!
Sprechen...ich muss sprechen... dazu brauche ich - einen Mund
Das war die Idee! So konnte er sich bemerkbar machen! Wenn er den Beinen anweisungen geben konnten, konnte er auch die Lippen, die Stimmbänder und die Zunge bewegen.
Theoretisch, denn zuerst kam nur ein umbestimmter Laut aus der Kehle des Körpers, in dem er steckt. Nach und nach verdeutlichte sich dieser aber zu einem Satz: "Woher kommst du?"
Also Gath die Stimme hörte, erschrak er noch mehr.
Er kannte diese Stimme!
Er kannte den Menschen, in dessen Körper er war!
Er wusste nur nicht, wer das war, aber das würde er schon noch rausbekommen.
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Rekhyts Herausforderung; Calidors Prüfung; 1. Halluzination
"Was ist?", fragte Calidor spöttisch?
"Du müsstest doch wissen, wer ich bin und woher ich komme. Hast du mich schon vergessen? Oder gegen jemand anderen eingetauscht? Habe ich dir so wenig bedeutet? Ich hätte es wissen müssen. Deine gespielten Gesten, übertriebenen Bewegungen, das aufgesetzte Lächeln, alles nur Fassade, richtig? Und am Ende hast du erreicht, was du wolltest, denn ich bin tot, und du hast freie Bahn für deinen neuen Liebling, den du ins Verderben stürzen kannst. Naja, so gut wie. Dabei fühlte ich mich nie besser. Du solltest es auch probieren."
Calidor tanzte vor ihm, wog sich in einer gesummten Melodie hin und her und verlor sich bald darin. Rekhyt stand nur da und schaute.
"Nicht einmal eine Träne des Verlustes für mich hast du übrig. Kalt wie Eis. Vielleicht ist es nur gerecht. Ich bin schon ein Teil der Schatten. Und es ist herrlich hier. Man spürt den Schmerz nicht mehr, kein Leid, keine Trauer, keine Verletzungen. Was ist, schließ dich mir an. Was sagst du?"
Calidor reichte ihm erneut seine blutige Hand und wartete ab, was Rekhyt tun und sagen würde.
Geändert von Calidor (25.12.2010 um 23:07 Uhr)
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"Woher kommst du?"
Rekhyts Mund hatte diese Frage gestellt und sie an Calidor gerichtet, doch er selbst dachte sich etwas ganz anderes dabei. Woher kam dieses Bewusstsein? Das war die Frage, die ihn beschäftigte und Calidor war in den Hintergrund gerückt, doch dann sprach er wieder und meinte, dass er... dass er tot war?
Der Schweigsame wusste gar nicht mehr was er glauben sollte, was er denken sollte und mit wem er es hier zu tun hatte. Eigentlich hätte er um Calidor trauern sollen und er konnte die Trauer auch fühlen, doch dann mischten sich noch Verwirrung, Irritation durch seinen Kontrollmangel und das andere Bewusstsein dazu und somit gingen alle Gefühle in diesem Mischmach unter.
Die ganze Situation war zum Heulen und er hätte sich am liebsten in eine Ecke verkrochen und versucht alles auszublenden.
Werde ich wahnsinnig? Steigen mir die Katakomben zu Kopf
Plötzlich kreuzten auch noch diese Gedanken durch seinen Kopf, doch als er einmal kurz einen klaren Gedanken fassen konnte, beschloss er sich zusammen zu reißen.
"WARTE!"
Er schrie es sowohl in Gedanken als auch mit seiner Stimme aus und durch seine Verzweiflung, schrie er wirklich so laut, wie er seine Stimme nur selten, wenn überhaupt, gebraucht hatte. Es schien tatsächlich zu funktionieren, denn er schien wieder etwas klarer denken zu können.
Zuerst beschloss er sich seiner Psyche zuzuwenden.
Verschwinde! Wer auch immer du bist, lass meinen Geist in Ruhe!
Würde es funktionieren? Falls nicht, fügte er noch etwas hinzu.
Und wenn nicht, sag mir was du bist und was du willst!
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Kontrolle
Ich brauche Kontrolle!...
Doch sie schwand, Gath verlor immer mehr die Kontrolle über den Körper, wieder zurück an den eigentlich Besitzer
'Verschwinde! Wer auch immer du bist, lass meinen Geist in Ruhe!'
Er hörte Gedanken, die nicht seine eigenen waren und sie hatten eine Intensität, dass sich Gath am liebsten die Ohren zugehalten hätte und laut geschriehen hätte - hätte er dazu genung Kontrolle über den Körper gehabt, in dem er steckte.
'Und wenn nicht, sag mir was du bist und was du willst!'
Ein versöhnliches Angebot, aber dennoch, wie sollte er das anstellen?
Doch zuerst überlegte er sich etwas anderes: Wer war eigentlich der Typ da vorne? Er, Gath, hatte ihn ins Kastell getragen, aber er war ohnmächtig gewesen! Und wenn er hier war, wo war dann er selbst? Wo war sein Körper? Und woher verdammt nochmal kannte der Typ da vorne den Körper, in dem er steckte?
Ein guter Ansatz: Wer war er eigentlich?
Ich muss... einen Gedanken formulieren...artikulieren...
Letzteres war wohl die bessere Idee, denn er bezweifelte, dass er gerade mit der gleichen Intensität wie der eigentliche Bewohner des Körpers denken konnte, doch wie sollte er sprechen?
Ich habe es... doch... schon einmal geschaft. Auf... ein Neues...
Das Ergebniss war das Gleiche wie am Anfang, zuerst ein Röcheln, doch dann wurde es immer klarer, langsam, Stück für Stück.
Es beinhaltete nur ein einziges Wort: "Gath."
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Gath? Sollte das die Antwort auf seine Frage sein? Was hatte der Bootsbauer denn mit all dem zu tun? Andererseits von irgendwoher musste die Antwort ja kommen. Oder hatte ein Dämon einfach seine Gedanken durchforstet und war dabei zufällig auch den Namen Gath gestoßen war? In dem Fall würde ihm nicht übrig bleiben außer standhaft bleiben und versuchen nicht wahnsinnig zu werden, aber wenn -wie auch immer- Gath in seine Gedanken gekommen war, war das ja alles halb so schlimm. Er ist ein guter Freund. Zwar würde Rekhyt keinem noch so guten Freund erlauben in seine Gedanken einzudringen, doch jetzt wo es bereits so war, war Gath besser definitiv die bessere Option.
Und plötzlich schlugen seine Gedanken wieder um. Die Gefahr durch das zweite Bewusstsein, war durch die Tatsache, dass es Gath sein könnte, entschärft, Calidor stand aber immer noch da und blutete.
Eine Welle an Gefühlen überrollte ihn und er fühlte sich wie auf einer Achterbahnfahrt. Zuerst der Verlust seines Überlebenswillens, dann dessen Rückkehr und jetzt die Verwirrung durch Calidors Verletzung und Gaths Bewusstsein. Sosehr er sich vorhin auf letzteres konzentrieren konnte, sosehr vergaß er ihn jetzt und widmete sich dem Blonden.
Er war verletzt und musste unbedingt behandelt werden!
"Du darfst nicht sterben!"
Am liebsten wäre er Calidor um den Hals gefallen, doch er hatte Angst ihm damit zu schaden, der Gedanke, dass es sich um eine Halluzination handeln konnte, war dabei vergessen.
Seine Verwirrung, Verzweiflung, Trauer und Hilflosigkeit trieben ihm schließlich sogar eine Träne in die Augen, die über seine Wange kullerte, ehe er sie schnell wegwischte.
Und die ganze Zeit stand er einfach nur still da und kam sich lächerlich und erbärmlich vor. Das ganze war einfach zu viel.
Verflucht seinen Beliars Katakomben!
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Rekhyts Herausforderung; Calidors Prüfung; 1. Halluzination
Rekhyt sah ihn an und Calidor erkannte, dass Vertrauen aus ihm sprach. Damit hatte er sein Schicksal schon gesiegelt. Auch wenn er sich etwas seltsam verhielt, der Dieb war immer noch derjenige, der für die Erschaffung der Halluzination verantwortlich war.
"Gut so ...", flüsterte Calidor, der sich dem Dieb näherte und begann, den Dieb in Trance zu versetzen, allein durch seinen Blick. Hier unten in den Katakomben würde Rekhyt vergessen werden und langsam zu einem Teil des Kastells werden. Wie ein wildes Flüstern, ein tosendes Säuseln hypnotisierte er den Dieb, fesselte ihn in einen Kokon aus Kälte, Lähmung und Tod. Als wäre man zu einem Block aus Eis erstarrt.
Calidor lächelte. Genau so sollte es enden.
Doch plötzlich war etwas falsch. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
Ohne es zu merken hatte Calidor inzwischen mehr und mehr seiner schauderhaften Darstellung verloren. Anscheinend hatte Rekhyts Gedankenwelt oder seine Emotionen dafür Einfluß, Calidor konnte es nicht genau sagen. Auf jeden Fall war er plötzlich unverletzt, weder am Kopf noch am Bauch blieben Verletzungen zurück. Ein unerwartetes Lächeln huschte über Rekhyts Gesicht. Er war aus der kalten Lähmung entkommen!
"Was hast du getan!?" fauchte der falsche Adlat und drehte sich um sich selbst, als wäre es nur eine Täuschung.
"Wie kannst du es wagen, mir das anzutun? Dafür wirst du bezahlen. Stirb, und werde Teil der Schatten, so wie ich."
Calidor ließ einen Dolch erscheinen und stürmte auf Rekhyt zu. Sich ihm zu verweigern stand dem Dieb einfach nicht zu.
Geändert von Calidor (26.12.2010 um 00:16 Uhr)
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Der Druck ließ nach. Das Gefühl, mental gegen eine absolut undurchdringliche Wand gepresst zu werden - man könnte meinen, es wäre die Innenseite des Schädels - ließ langsam aber stetig nach.
Anscheinend hatte derjenige, der das Bewusstsein des jungen Bootsbauers gerade in sich trug, akzeptiert, dass er da war. Daraus konnte man jetzt einiges folgern...
Entweder die betreffende Person war grad so anders beschäftigt, dass ihm egal war, dass er da war, oder sie hatte ihm aus gutem Grund Raum gegeben.
Vieleicht kannte sie ihn?
Ja...
Ziemlich sicher kannte die Person ihn, denn er kannte die Stimme, die vorher etwas gesagt hatte, die er so mühsam bedient hatte. Er kannte sie, und doch konnte er noch nicht greifen, wer das war...
Aber er wusste, wer vor ihm stand. Doch derjenige wusste nicht, wer er war. Wie auch? Er hatte ihn den ganzen Weg zu diesem verfluchten Kastell immer Rekhyt genannt...
Rekhyt...
Rekhyt!
Jaaaaa!!!!
Jetzt wusste er, wessen Stimme er da gehört hatte.
Das war die Stimme seine schweigsamen Freundes gewesen. Nur wie in Innos Namen kam der in ein so absolut lichtlose Steingemäuer? Was hatte der Dieb dort zu suchen. Und woher bei Beliar kannte er den Typen, den er selbst Calidor genannt hatte.
Der Zettel
Wieder so eine plötzliche Eingebung: Calidor hatte ihm Zeichungen von Rekhyt gezeigt. Also kannten sie sich.
Und genau aus diesen beiden Gründen hatte er plötzlich Platz: Rekhyt räumte ihm Platz in seinem Kopf ein! Ein Gefühl der Dankbarkeit durchströmte Gath. Er hatte wirklich einen Freund in Rekhyt, denn so komisch die Situation auch war, dieser schien ihm zu helfen, auch wenn er nicht wusste, wie das zu ihrem Endzustand zurückführen sollte, in dem sie beide wieder einen Körper für sich alleine hatten...
Doch halt! Das Bewusstsein des Diebes, dass er mittlerweile relativ deutlich neben seinem spürte, wurde immer schwächer, wurde immer langsamer, immer kleiner, immer kälter.
Das muss einen Grund haben
Der junge Bootsbauer benutzte die Augen des Körpers, in dem steckte, um nach vorne zu blicken, geradewegs zu dem blutverschmierten Blonden, den er bis ins Kastell gebracht hatte. Mit ihm hatte sich etwas verändert! Und das war absolut nicht gut, denn plötzlich verspühte er eine Aura, die immer kälter wurde und sich irgendwie auf Rekhyt Geist auswirkte....
Nein! Rekhyt! Bleib da!
Gath blickte erneut nach vorne und erschrak: Das Blut war weg! Calidor sah wieder so aus, wie er wohl im Normalfall aussehen würde!
Das kann nicht sein!
"Hier...ist...was...falsch!"
Anscheinend hatten seine Gedanken so sehr Form angenommen, und sein Freund hatte so wenig Kontrolle über seinen eigenen Körper, dass das Bewusstsein des jungen Bootsbauer jetzt sogar schon ausversehen sprach!
Und plötzlich, wie als hätte er ihn aus seiner Starre erlöst, dehnte sich Rekhyts Bewusstsein wieder aus und er verlohr wieder die Kontrolle, was dieses Mal kein so wirkich schlimmes Gefühl war, denn es war immerhin sein Freund, der ihm nichts böses wollte.
"Was hast du getan!? Wie kannst du es wagen, mir das anzutun? Dafür wirst du bezahlen. Stirb, und werde Teil der Schatten, so wie ich."
Anscheind hatte Calidor - oder der oder das, was sich für ihn ausgab - erkannt, dass es nicht so klappte, wie er oder es es wollte.
"Du...bist...nicht hier! Du... bist... in einer Halle... im Kastell... und da... ist niemand... außer uns! Außer mir und dir!"
Diese Rede hatte Mühe gekostet... Gath sank zurück in einen Hinteren Winkel des Bewusstsein, aber sie hatte auch einen ordentlichen Effekt, auf das, was sich Calidor nannte.
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Die Achterbahnfahrt ging weiter!
Kalt wurde es und die Dunkelheit nahm wieder zu und er schien sich von seinem Körper zu entfernen. Seine Glieder wurden schwer und würden ihm nicht mehr gehorchen, das atmen fiel ihm schwer und sein Herzschlaf schien einzufrieren.
Und all das ging von Calidor aus, als wäre er das manifestierte Böse. Blutverschmiert und bösartig stand er da, doch plötzlich änderte sich etwas. Das Blut ging zurück. Calidor wurde geheilt. Betraf das auch seine verdorbene Seele?
"Hier...ist...was...falsch!"
Sein Mund sprach die Worte, ausgesprochen durch Gath und plötzlich wurden Rekhyts Eindrücke wieder intensiver. Als wäre in seinen Körper zurückgeschnalzt hatte er die Kontrolle wieder zurück. So gut wie es eben ging.
"Was hast du getan!? Wie kannst du es wagen, mir das anzutun? Dafür wirst du bezahlen. Stirb, und werde Teil der Schatten, so wie ich."
Calidor stieß die Drohung aus ehe er mit einem Dolch auf ihn zuschritt. Und wieder war es nicht er, der sich verteidigte.
"Du...bist...nicht hier! Du... bist... in einer Halle... im Kastell... und da... ist niemand... außer uns! Außer mir und dir!"
Gath schien mehr Schwierigkeiten zu haben diese Worte auszusprechen, jetzt wo der Schweigsame wieder ganz in seinem Körper war, doch sie waren wichtig.
Calidor zögerte und Rekhyt begann zu verstehen. Gath und Calidor mussten ins Kastell gekommen sein und dann hatte wohl das Gemäuer selbst bewirkt, dass er hier von ihnen heimgesucht wurde. Der Dieb begriff mittlerweile aber, dass das zweite Bewusstsein, wirklich Gath und definitiv sein Verbündeter war und als solcher gestattete er ihm ausnahmsweise mehr Kontrolle. Sie mussten zusammenarbeiten! Gath wusste möglicherweise mehr darüber was hier vor sich ging und wenn er sprechen wollte, sollte er die Möglichkeit haben seine Stimme zu benützen, sie war sowieso mit seinem Bewusstsein alleine noch nie ausgelastet gewesen.
"Außer Gath und dir!" besserte Rekhyt aber die Worte aus, damit Calidor sie besser verstehen konnte, schließlich konnte er nicht wissen, was sich innerhalb Rekhyts abspielte.
Was hast du mit Calidor zu tun? war die Frage die er still an Gath richtete.
Aufhalten konnte das den Blonden aber nicht und er setzte sogar zum Angriff an. Wie Gilbert es ihm gezeigt hatte, wich er aus, worauf bald neue Angriffe folgten, denen er weiter auswich. Auch den einen oder andern kleineren Treffen musste er einstecken, doch was auch immer los war mit Calidor, er konnte ihn ja nicht verletzten!
Aber etwas anderes blieb ihm nicht wirklich übrig, denn die Angriffswelle wollte nicht abreißen und so wandte er erneut Gilberts Trick an, trat einen Schritt zur Seite, sodass der Blonde daneben stach. Dann fasste er seinen Arm, zog daran um den Schwung des Angriffes zu verstärken und stellte ihm ein Bein um ihn zu Fall zu bringen.
Das Manöver gelang und in dem Moment an dem Calidor am Boden aufschlagen hätte müssen, war er verschwunden!
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In den Händen der Heiler; Fiebertraum
Wer war das dort vorn?
Alles verschwamm wie im Nebel, ein Dunst von blauen Wolken waberte über den schwarzen Boden, ober dem eben jener blasäuilicher Schleier hell schimmerten, als wären darin Lichtfunken verborgen. Calidor konnte es nicht genau erkennen. Wieso konnte er es denn nicht sehen? Was stimmte mit seinen Augen nicht? So sehr er sich auch anstrengte, es wollte und wollte nicht gelingen. Verflucht!
Der Adlat hatte schreien wollen, dochkein Laut drang aus seiner Kehle. Stumm wie ein Stein stand er da und vermochte es nicht, sich bemerkbar zu machen. War sein Körper inzwischen zu gar nichts mehr zu gebrauchen?
Der Nebel nahm an Stärke zu, stieg ihn inzwischen bis zum Bauch, sogar vereinzelt darüber hinaus. Aufgeregt und unsicher schlug er mit seinen Händen in den Dunst und verschlimmerte damit seine Lage noch, als es zu bessern. Denn obwohl sich es hätte lichten müssen, kleterte das blaue Etwas nun über seinen Kopf, ohne die Dichte zu verlieren. Nun sah er nichts mehr, außer dem schwachen Licht, welches nun umso mehr gedimmt über den Boden kroch.
Plötzlich stieß etwas an seine Schulter. Was es der Fremde? Dann noch jemand und sogar jemand Drittes. Stimmengewirr untermalte die Situation, ein Mischmasch aus Buchstaben, Tonlagen und Gefühlswelten. Kannte er diese Stimmen nicht? Doch ... nein ... es fiel ihm so schwer ...
Und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass er es wissen müsste. Wieso wusste er es denn nicht?
Schließlich dröhnten die Worte der anderen so sehr in seinem Kopf, dass er sich vor Schmerz die Ohren zuhalten musste. Knien stöhnend hoffte er auf Besserung, doch es wurde nicht weniger. Solange bis ... moment ...
Calidor öffnete seine Augen und da war der Nebel fort, das schwache Bodenlicht wurde nun von den dunklen Bodenbelägen abgegeben und verwandelte den Platz in ein Kabinett des Schreckens.
Vor ihm standen Callindor, Rekhyt und Vic, alle Drei grausam verstümmelt und zugerichtet. Sie lächelten ihn mit zerfestten Gesichtern an, hielten ihre teils massakrierten Hände in seine Richtung und baten ihn mit stummem Bitten, sich ihm anzuschließen. Was verbarg sich hinter dem blutroten Kimono, dem halb aufgerissenen Robe, unter der der aufgeschlitzte Oberkörper von Vic zum Vorschein kam? Rekhyts halb vergammelten Überreste sagten mit jeder Faser *Das bist du uns schuldig, und mir erst recht!*
Aber Calidor konnte es nicht. Er weinte um sie, innerlich, und verzog bekümmert das Gesicht. Im gleichen Moment waren die Emotionen und Blicke bei den anderen verschwunden.
*Dein Mitleid brauchen wir nicht!*
Und plötzlich sprengten sie auseinander, verspritzten sich selbst in alle Richtungen und überzogen auch Calidor mit dieser Krankheit, die sie dahingerafft hatte. Er spürte richtig, wie sie unter seine Haut kroch, um dort tumorartig zu wuchern.
Er konnte nur noch schreien unter Schmerzen, bis auch er zerplatzte.
***
Schreiend kam Calidor zu Bewusstsein, brüllte wie ein abgestochenes Schwein, konnte nicht aufhören und das Geträumte vergessen. Sie alle waren tot. Callindor, Vic und ... auch er war fort ...
Es tat so weh. Hier, in diesem Traum, der aber gar kein Traum war, fühlte er sich noch beschissener als vorher, denn sein Körper gehorchte ihm nicht überhaupt nicht. Sein Mund spie die lauten Worte aus, doch kein anderer Muskel an ihm schien zu funktionieren. Er sah nichts, spürte noch weniger und roch dann nur noch diesen seltsamen Duft, der ihn benommen und schläfrig machte. Mit einem Stöhnen schloss Calidor die Augen, um einen weiteren Albtraum zu durchleben, solange, bis er wieder aufschrie und einschlief. Wie oft dies inzwischen schon passiert war, seit er blind und bewegungsunfähig hier lag, konnte er gar nicht sagen. Ob zehn oder zehntausend Mal, wer weiß ...
Geändert von Calidor (26.12.2010 um 12:35 Uhr)
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Gath war platt, irgendwo ganz klein in Rekhyts Kopf, ohne die Macht, irgendetwas zutun.
Wer konnte auch wissen, dass reden so anstrengend sein konnte?
Aber seine Rede hatte definitv etwas gebracht: Sein Freund war wieder überwiegend Herr über sich selbst - das hieß er konnte nichts mehr machen - und das war auch zwingend Notwendig, denn das, was sich für Calidor ausgab, kam mit einem Dolch in der Hand auf den Dieb zugerannt.
Hätte das zweite Bewusstsein in dessen Kopf gerade irgendwie zugeschaut, wäre es überrascht gewesen, wie schnell sich dieser bewegt, wie gekonnt er auswich, wie geschickt er seinen Gegner schließlich zu Fall brachte. Aber so bekam er nichts von alledem mit, auch nicht, dass Calidor plötzlich weg war, als er eigentlich den Boden treffen sollte.
Nur eine Sache hatte er wahrgenommen:
'Was hast du mit Calidor zu tun?'
Eine stumme Frage Rekhyts an ihn, die ihn mit einer fast schmerzenden Intensität überrollte, sosehr konzentrierte sich Dieb gerade, auch wenn dieser wahrscheinlich behauptet hätte, sein tuen wären nur Reflexe gewesen. Nein, so kam es de oberen Schichten des Bewusstsein Rekhyts nur vor, in Wirklichkeit aberbeiteten da viele, viele Gehirnzellen auf hochtouren und waren hochkonzentriert.
antworten... dachte Gath schwach. Wie sollte er das anstellen? Um Stimmbänder, Lippen und Zuge gleichzeitig zu bewegen, hatte er nicht genug Kontrolle. Wie dann?
konzentriert...denken...
Das war vieleicht eine Lösung. Also, wie war die Frage nochmal gewesen?
'Was hast du mit Calidor zu tun?'
Wie war die Antwort dazu?
Er... war... verletzt... niedergestochen... und ich... habe... ihn... ins Kastell gebracht... zu Heilern... hoffentlich...
Und hoffentlich hatte Rekhyt das gehört. Doch wenn dieser Weg der Kommuniktation wirkich funktionierte, dann konnten er so noch etwas anderes in Erfahrung bringen, etwas viel wichtigere, als die ganzen Nebensächlichkeiten, die mit diesem komischen Calidor zu tun hatten:
Wo... bist du eigentich?
Geändert von Gath (26.12.2010 um 12:33 Uhr)
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Calidor blieb verschwunden. Zum Glück! Wer oder was auch immer er war, es war nicht mit rechten Dingen zugegangen! Zuerst die tödlichen Verletzungen, dann die plötzliche Heilung und der Versuch den Schweigsamen zu töten. Das passte einfach alles nicht und das plötzliche Verschwinden bestätigte nur, dass er nicht real gewesen war.
Rekhyt atmete tief durch, es war Zeit sich wieder etwas zu sammeln und konzentrierter zu werden. Bis jetzt war er mehr oder weniger planlos durch die Katakomben gestolpert, gelenkt durch Gath, Calidor, den Spiegel. Er hatte noch nicht einmal ernsthaft darüber nachgedacht, wie er hier hinauskommen würde oder versucht zu analysieren wo er war und was es hier gab. Ständig war da irgendetwas Wichtiges gewesen, dem er seine Konzentration widmen musste und jetzt war der erste Moment der Ruhe. Wie lange auch immer der halten würde.
Doch mit Gath hatte er noch nicht abgeschlossen, er hatte ihm eine Frage gestellt gehabt, doch mittlerweile wusste er, dass Calidor verletzt war, niedergestochen und er ihn ins Kastell gebracht hatte, zu Heilern. Aber nein, was dachte er da? Er konnte ihn unmöglich zum Kastell gebracht haben.
Nach einem kurzen Moment der Verwirrung begriff er: Gath hatte ihn zu den Heilern gebracht. Scheinbar vermischten sich ihre Gedanken, jetzt wo der Schweigsame nicht mehr so sehr gegen den Eindringling in seinen Kopf ankämpfte. Würde es soweit gehen, dass sie alle Gedanken teilen würden? Bis hin zu den Gefühlen des anderen? Das würde die Verwirrung perfekt machen und Rekhyt schätzte diesen Einding in die Privatsphäre seiner Gedanken gar nicht. Er überlegte sich ob er Gath wieder zurückdrängen sollte, doch das konnte er seinem Freund nicht antun. Es blieb ihm also nichts anderes übrig als hoffen, dass die Verbindung nicht noch enger wird und Gath sich zurückhält, so wie auch er selber nicht versuchen würde sich in Gaths Gedanken hineinzubohren und dort zu stöbern.
Welch eigenartiger Zufall, dass ausgerechnet Gath in seinem Kopf war, wo er schon immer der einzige war, der seine Gedanken scheinbar nur durch seine Blicke zu lesen vermochte.
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Rekhyts Herausforderung; Calidors Prüfung; 2. Halluzination
Er fühlte sich gut. In ihm ruhte eine Kraft, eine spirituelle Basis, und seine Gedanken waren klar und fließend. Und doch ... etwas störte ihn. Es war falsch. Das ganze Gefühl war ein Trugbild, die Emotion nur ein Zerrspiegel eines Gedankens. Als wäre es nichts weiter als eine Projektion eines Funkens.
Calidor sah sich um. Der Eingangsraum lag still und einsam vor ihm, ebenso eine Figur, die eine Schale in Händen hielt. Wofür war die wohl gut?
Er wusste es nicht, und konnte sich nicht erklären, weshalb nicht.
Seine Gedanken kreisten aber auch um etwas viel wichtigeres, nämlich um ihn, Rekhyt. Sobald er an ihn dachte, kochte ein Feuer in ihm auf. Ein Prickeln auf der Haut, ein Kitzel in den Lenden und ein Seufzen in seiner Stimme. Rekhyt ...
Ein Geräusch. Es kam von unten. Oder doch nicht? Er sah sich zwei Mal um, doch niemand war hier zu finden. Calidor war ganz allein. Aber nicht allein genug, um sich Sorgen machen zu müssen, denn wenn alles schief ging, gab es noch immer seinen Dieb, den er so liebte. Ja, er hatte sich beim ersten Hinsehen in diesen Dieb verschossen, damals auf dem Markt in Bakaresh.
Und gleich würde er hinauf kommen und sie würden sich wiedersehen. Er fuhr sich einmal durch die Haare, richtete seine Kleider und erwartete ihn mit pochendem Herzen. Sie würden gleich wieder vereint sein.
Geändert von Calidor (26.12.2010 um 16:37 Uhr)
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Das schwache Licht in dem er Calidors Halluzination gesehen hatte, bevor diese verschwunden war, leuchtete immer noch und gab ihm somit zum ersten Mal, seit seine Strafe begonnen hatte, die Möglichkeit sich umzuschauen wo er war. In den Katakomben natürlich, aber in einem Raum der diesmal sogar einen Ausweg zu haben schien. Einen kurzen Gang gab es, der in einer angelehnten Tür endete. Angelehnt, nicht geschlossen und damit auch nicht verschlossen! Das war entweder ein gutes Zeichen oder eine Falle. Aus Angst vor letzterem suchte er den ganzen Raum noch einmal genau ab, ging an der Wand entlang in der Hoffnung einen versteckten Geheimgang zu finden, doch nichts Derartiges war zu entdecken.
Also durch die Tür! Ein Schauer lief über seinen Rücken als er sie durchschritt, doch dann war er hindurch und fand sich in einem Raum wieder, den er sogar kannte. Die Eingangshalle! Konnte er es wirklich so schnell geschafft haben den Katakomben zu entkommen? Aber es sprach nichts dagegen, das Pentagramm im Boden, die Statue, der man den Tribut zahlen musste, das große Eingangstor, alles genauso wie er es in Erinnerung hatte. Und das ganze wurde sogar noch besser! Da stand Calidor. Der Blonde war unverletzt und scheinbar bereit das Gemäuer zu verlassen. Kurz hatte er Zweifel, denn Gath hatte ja behauptet, Calidor wäre sehr wohl verletzt gewesen, doch wahrscheinlich war er mittlerweile schon von einem Heiler behandelt worden und so waren die Zweifel genauso schnell vergessen, wie die Erinnerung an die Halluzination in den Katakomben, die ihn hätten warnen können.
Endlich stand er seinem Geliebten gegenüber und er schien sogar auf ihn zu warten. Die beiden hatten Differenzen gehabt, doch Rekhyt hatte sie ihm schon lange vergeben und auch Calidor sah nicht böse aus. Im Gegenteil, er schien über das Wiedersehen genauso froh zu sein, wie Rekhyt selbst, kam auf ihn zugeschritten und schloss ihn fest in eine Umarmung. Rekhyt hätte diesen Moment bis zum letzten Augenblick ausgekostet und genossen, doch so ganz wollte ihm die Situation dann doch nicht gefallen, auch wenn er keinen Grund für sein Unbehagen finden konnte.
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Die Fackeln an den Wänden der Eingangshalle flackerten in einem ungesehenen Wind und schickten von Zeit zu Zeit dünne schwarze Rauchfäden gen Decke. Melaine kam der Gedanken, dass die Wände, so schwarz wie sie waren, vielleicht ein wenig ihrer Schwärze verloren, wenn man mit dem Finger an ihnen entlang glitt. Doch wer sollte sich die Mühe gemacht haben, den Ruß so fein säuberlich in jeder Ecke zu verteilen?
Die Rothaarige schüttelte den Kopf und schob derlei Gedankengänge auf ihr derzeitiges Gemüt. Sie fühlte sich von einer tiefen Müdigkeit ergriffen, die sie, während sie noch in Cerons Geist spaziert war, nicht bemerkt hatte. Er hatte versucht, sie zu lindern, und sich konnte nicht abstreifen, dass das, was er getan hatte, seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Doch nur kurzzeitig und mit jedem Augenblick, der verging, hatte sie das Gefühl, jenes, was vergangen sein sollte, würde sich ihrer ein Stück mehr wieder bemächtigen.
Die Hände der Zauberin strichen unruhig über die die weiße Hose, nachdem ihre Augen über die sich ihnen bietende Szenerie gezuckt waren. Die Zweifel daran, dass das, was sie sah, nach ihrer Hilfe verlangte, blieben jedoch, obwohl der Anblick mit jedem dahinziehenden Moment dringender zu werden schien. Ceron konnte hier sicherlich mehr ausrichten, als eine müde Magierin, die sich nach nichts mehr als nach einem Bett und zwei, drei Tagen Schlaf sehnte.
Trotzdem setzte sie ihre Schritte fort und kniete sich schließlich zögernd neben die beiden am Boden liegenden Männer nieder. Einer von ihnen war blond und trug Kleidung von varantischen Schnitt, die nicht zu seinem äußeren passen wollte. Er schien nicht von hier zu kommen, so hell wie seine Haut war. Der andere hatte dunkleres Haar und trug eine helle Leinenhose und ein Hemd, das aussah, als bedurfte es einen Schneider.
„Sie sind bewusstlos. Beide.“, stellte die Zauberin knapp das offensichtliche fest und drehte den Dunkelhaarigen so, dass sie sein Gesicht sehen konnte. Vorsichtig berührte sie seine Wange. „Er scheint zu schlafen.“, murmelte sie für sich selbst vor sich hin und ließ ein dünnes Rinnsal ihrer Magie durch seine Stirn in den Körper eindringen. „Ruhig zwar aber… Sein Körper… ist gesund… obschon… irgendetwas fehlt.“, diese Worte kamen lauter über ihre Lippen, so dass Ceron sie hören musste. „Schaut es euch selbst an.“, bat die Wassermagierin den Hohepriester und wandte sich dem Blondhaarigen zu.
Auch an ihm legte sie Hand an. Zaghaft berührte sie seine Stirn. „Fieber.“, sprach sie aus, was sie gespürt hatte, und drückte die Hand schließlich stärker auf seine Stirn, während die Fäden ihrer Magie durch seinen Körper schossen. Es dauerte bloß einen kurzen Augenblick, dann zog sie sich zurück und riss die Hand von seiner Stirn. „Da…“, zischte sie und deutete auf einen dunklen Fleck an seinem Bauch, „Eine Stichwunde, die sich entzündet hat und so wohl für sein Fieber verantwortlich sein muss.“, erklärte sie das wichtigste. Das, was in diesem Augenblick genügen musste. Die Platzwunde an seinen Kopf war auch ohne Magie zu erkennen, das Fieber ebenso und darüber hinaus war sie nicht sonderlich scharf darauf, sich in einen von Fieber geplagten Kopf zu begeben. „Wie gefährlich kann Fieber für den Heiler sein, wenn er in dem Geist des Patienten forscht?“, fragte sie ihren Lehrmeister.
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Rekhyts Herausforderung; Calidors Prüfung; 2. Halluzination
Sie lösten sich voneinander.
Rekhyt sah ihn an, er sah zurück. Der Dieb lächelte, Calidor lächelte zurück. Rekhyt seufzte, das Trugbild tat dasselbe. Nie kam eine Aktion von ihm, immer nur eine Reaktion.
"Ich habe dich vermisst ...", gab der Dieb plötzlich offen zu und seine Augen wurden feucht. Da fühlte sich Calidor gleich bedrückt. "Was ist denn?", fragte er, seine Händen den Körper des Diebes einfühlsam streichelnd.
"Gath sagte, du seiest verletzt gewesen ..."
Calidor sah an sich herab, schaute hinter sich und dann wieder zu ihm.
"Sehe ich denn irgendwie verletzt aus? Ich fühle mich gerade etwas schlecht, aber wenn du lächelst, geht es mir gleich wieder besser. Versuch es mal."
Rekhyt tat ihm den Gefallen, lächelte erst schwach.
"Das kannst du doch besser!", forderte er ihn auf und jetzt strengte sich der Dieb tatsächlich an und lachte dann herzlich, dass auch Calidor lachen konnte, und sie fielen sich erneut in die Arme.
"Das habe ich mir immer gewünscht. Seit dem Tag auf dem Basar. Ich hoffe, du tust mir nicht weh?"
Calidor sah ihn an, Rekhyt blickte zurück, seltsam verstört, zweifelnd.
"Was hast du? Warum bist du so bedrückt? Ich bin doch hier, ist es nicht das, was du wolltest?"
Geändert von Calidor (26.12.2010 um 17:27 Uhr)
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„Sein Wille? So eine Missgeburt will nicht einmal Beliar in seinem Reich wissen!“, zischte der Hohepriester und wandte sich kurz wieder zu dem auf dem Altar liegenden Dieb um. Er atmete langsam, aber regelmäßig. Seine Lieder waren geschlossen und sein Körper entspannt, erschlafft von den Torturen, die ihm die Bewohner dieses Gemäuers zumuteten. „Selbst Beliar will keine Rattenplage in seinem Reich, selbst dann nicht, wenn er weiß, wie er mit ihnen umzugehen hat. Außerdem vermag so manches Glied einer Kette noch nützlich sein, wenn die Kette erst einmal gebrochen ist.“, fügte der Hüter bedeutungsschwanger an und drehte sich dann wieder seinen beiden Lehrlingen zu.
„Alles, was ihr gesagt habt, ist nicht falsch. Gleichsam ist es nicht die volle Wahrheit. Sie ist für einen einfachen Menschen nicht zu begreifen. Sie ist vollkommen und in ihrer Größe mit den Augen Sterblicher nicht einsehbar. Vielleicht werden selbst die Magier jene erst überblicken können, wenn sie längst schon tot sind und ihr Geist vor Beliar steht.“, begann Ardescion mit fester, ruhiger Stimme, die den Thronsaal erfüllte, doch nicht von den Wänden widerhallte, „Ein Magier jedoch wird sich Zeit seines Lebens immer wieder von Neuem mit dieser Frage auseinandersetzen müssen. Seine Gedanken dürfen nicht stehen bleiben, sein Geist darf nicht anfangen, zu akzeptieren, sein Verstand ihn nicht davon abhalten, immer weiter nach dem unberührten Land zu suchen. Erst, wer begreift, dass die Magie in ihrer reinsten Form, allgegenwärtig ist, und Beliar ebenso den Menschen auf Schritt und Tritt begleitet, wird erkennen, dass der Herr der Finsternis der einzige der Götter ist, dem das eigene Leben zu Opfern Sinn macht.“
Ardescion trat einige Schritte vor, auf Vryce, einstiger Straßenköter Bakareshs, zu und blickte ihm kalt in die Augen. „Sag mir, Hund, hast du Begriffen, was Demut und Gehorsam bedeuten? Hast du ihr Gewicht in der Gleichung begriffen? Erkläre mir, was du an diesem Ort noch willst.“
Der Hüter wandte sich ab und glitt mit frostigem Blick zu der Blondhaarigen. „Demut drückt die Haltung deines Körper aus, Loyalität ist die Haltung deines Geistes, Gehorsam der Rhythmus deines Handelns. Du bist weit gekommen, Lucia, seitdem du die ersten Schritte in diese von Innos verlassene Gegend gesetzt hast. Du hast viel gesehen, vielleicht mehr, als ein anderer Mensch in seinem ganzen Leben erreicht hätte, einzig, weil du diesen Ort betreten hast. Was bedeutet dir der dunkle Gott? Was verlangst du von ihm für deine Treue?“ Gefährliche Fragen, die gefährliche Antworten verlangten.
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Gefangen; (Zeitgefühl verloren)
Hecktisches Zucken, nichts ging mehr. Der Grufti versuchte sich zusammenzureißen, aber er kam nicht damit klar, jeden Tag dasselbe zu sehen: Nämlich nichts.
Seine Sicht war tot, er war gerade blind. Nein, er konnte sehen, dessen war er sich bewusst. Oder doch nicht? Der Gefangene schüttelte den Kopf, während er noch immer seine verwundete Hüfte umgriff. Er war nicht blind. Es war zu dunkel.
Reiß dich zusammen! rief ihm die innere Stimme zu.
Für einen Moment atmete er tief durch. Rethus wusste sich noch immer so zu beherrschen, dass er nicht völlig die Fassung verlor und wild um sich schlug. Er durfte nur seinem Druck in dieser Finsternis keinen Lauf lassen.
Wenn er das Elexir seines Urgroßvaters getrunken hätte, könnte er nun in der Dunkelheit sehen, aber sein Vater riet ihm davon ab, weil dies auch gleichzeitig den Tot seines Urgroßvaters hervorrief...
Dennoch, er wollte sehen, wollte wissen, ob es Tag oder Nacht war. Das Zeitgefühl hatte er verloren, nachdem er mit zwei Ratten auf dem Kopf aufgewacht war. Die eine warf er vor Zorn durch den Raum, die andere diente quasi als Frühstück.
Stand die Sonne am Himmel? War es draußen auch finster? Gab es einen herrlichen Sonnenuntergang zu beobachten?
Rethus packte die Hände an den Kopf, als hätte er Kopfschmerzen, die bei diesem Gestank in dem Raum gar nicht so unlogisch wären.
Er ließ sich langsam au die Seite sinken.
Versuch wieder einzuschlafen...
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Der Hohepriester der dunklen Mächte durchbohrte die Grafentochter förmlich mit seinen Fragen und es schien, als würden jene niemals ihr Ende finden. Aber vielleicht war das eines der Dinge, die er vorher ansprach. Sein Geist wollte auf ewig Antworten finden - weil es zu einem Magier dazugehört.
Doch diese Fragen waren anders. Sie erforderten viel höhere Gedankenarbeit als zuvor.
Wieder musste Ardescion auf seine Antwort warten, doch dieses Mal konnte man der Adligen das Denken wirklich ansehen. Lucia war vertieft in verschiedene Augenblicke der letzten Monate. Zum einen war da diese Sicht auf den Beliartempel und die Begegnung mit dem ersten Schwarzmagier, diese Erzählungen über das Kastell und dem dunklen Gott - zum anderen war es das Kastell an sich und die Magie, die sie faszinierte - immer und immer wieder. Dazu kam die Überfahrt aus Khorinis - Lucia wird niemals aufhören zu glauben das Beliar es war, der verhindert hatte das die Grafentochter vor ihm stehen musste. Lange hatte Lucia über die Dunkelheit gegrübelt, die sie erblicken konnte und dieser Entschluss würde wohl bleiben, bis sie ihn persönlich fragen könne. Außerdem waren da noch die Hohepriester im Kastell, die ihr viel erklärt hatten - aber woran man wirklich erkennen konnte das sie dem dunklen Gott und dem Kastell gehorchte war die Aktion mit den vermeindlichen Ratten aus Bakaresh. Aber welche Gegenleistung sollte sie für diese Treue erhoffen? Lucia antwortete aus dem Bauch heraus: "Ich habe dem Kastell und Beliar viel zu verdanken. Ich darf die Magie und viele andere Dinge in seinen heiligen Hallen studieren - mehr Verlangen habe ich nicht von Beliar.." erzählte sie dem Schwarzhaarigen schließlich und schaute ihm wieder in seine dunklen, nichtssagenden Augen...
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