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  1. Beiträge anzeigen #221
    General Avatar von olirie
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    an einem Antimaterie-Schnittpunkt
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    olirie ist offline
    Ein durchdringender Blick, kein Anzeichen eines Lächelns und auch keine Regung im Gesicht, dachte olirie beim Betrachten des Bildes. Auf dem Weg zum Refektorium hatte er nicht den direkten Weg von der Eingangshalle aus gewählt, sondern einen anderen Korridor. In diesem war er vor einem ihm bisher unbekannten Bild gestoppt. Dieses Bild war ein Portrait eines Magiers. Eines Mannes, der offensichtlich jegliche Freude, jeglichen Ärger, einfach jegliche Form von Emotionen aus seinem Leben verbannt hatte. Zumindest laut der Bildunterschrift: Edward der Emotionslose. Leider war nicht mit angegeben, aus welcher Zeit er stammte. Doch die Robe, welche er trug ließ auf eine ferne Vergangenheit schließen. Sowohl ihr Schnitt, als auch ihre Farbgebung waren alles andere als modern. Auch die Verzierungen an Ärmeln und Kragen erinnerten eher an ein Relikt aus alter Zeit als an die zeitgemäßen Praktikablen varianten. Vielleicht würde er ja in der Bibliothek weitere Informationen über den unbekannten Magier finden können.

    Doch zuvor war eine kleine Stärkung im Refektorium angesagt. Hier ging olirie wieder zu seinem alten Stammplatz, von welchem aus er durch die Fenster den Mond beobachten konnte. Laika setzte er neben dem Tisch ab und erklärte ihr, „Was auch immer du hier essen willst. Du musst es dir einfach nur vorstellen, und es wird vor dir erscheinen. Probier es mal.“ Der Welpe sah ihm jedoch nur kurz leicht verwirrt in die Augen, gähnte und legte sich auf den kalten Marmorboden. Es würde wohl doch ein wenig länger dauern, bis sie das Funktionsprinzip des Refektoriums verstünde. Also übernahm olirie die Bestellung für sie und es erschienen vor ihr ein Napf mit Hundefutter und ein weiterer mit etwas Wasser. Leicht erschreckt über das plötzlich erschienene Essen schnüffelte der Welpe erst einmal vorsichtig, ob es denn überhaupt genießbar war. Das Essen wurde jedoch schnell für gut befunden und regelrecht verschlungen. Für sich selbst bestellte olirie lediglich ein paar Brote und etwas aufschnitt. Mit einem zu üppigen Mahl wollte er seinen Magen diesen Abend nicht belasten.

  2. Beiträge anzeigen #222
    Schwertmeister Avatar von Illdor
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    Illdor ist offline
    Der Myrtaner wehrte sich gegen den Dämon, konnte sich jedoch nicht aus ihren Fängen befreien. Als die dunkle Kreatur ihn zum Hüter des Kastells flog hätte er am liebsten in sein arrogantes Gesicht gespuckt, doch das wäre ein Zeichen von Schwäche und ein Sieg für den Hüter gewesen. Diesen Sieg gönnte der Dieb ihm nicht...
    Ein letztes Mal sah er zu Lucia, bevor er dann wehrlos von der geflügelten Bestie davongetragen wurde. Was war bloß aus ihr geworden? Eine dunkle... boshafte Kreatur, die aus dem tiefsten Abgrund der Hölle entsprungen war. Eine verführerische Sukkubus, die ihre perversen Spielchen mit ihren ahnungslosen Opfern trieb. Eine hinterhältige Natter, die feige mit ihren giftigen Zähnen nach ihrer Beute stach...
    Hätte der Myrtaner dies am Tage ihrer Begegnung gewusst, so hätte er Lucia von der Berg längst eigenhändig erwürgt.
    Die Halle verblasste langsam in seinen Augen. Nur schwach sah er ein letztes Mal die Umrisse von Rethus, Dennik und Rekhyt bis diese schließlich auch allmählich schemenhaft verschwanden. Was zurück blieb war Schwärze…und ewige Finsternis.

    Im nächsten Augenblick fand er sich vor dem Tor des Kastells wieder, welches sich merkwürdiger Weise verändert hatte. Es war nicht mehr glatt und schwarz, sondern voller schönen Verzierungen, die auf perfekte Handarbeit hindeuteten. Die Skelette jedoch hingen immer noch regungslos an den Torflügeln, grinsten den Myrtaner mit ihren leeren Augen an. Die Nacht war still…zu still. Fast wie in einer seelenlosen Gruft. Selbst die Tiere schien dem jungen Dieb eine Schweigeminute zu leisten.
    Illdor richtete sich rasch auf und lief zornig auf das Tor zu. Wie besessen schlug und schrie er gegen das Metall. „Lasst mich rein, ihr verdammten Hunde! Macht das Tor auf!“ Doch nichts rührte sich. „Verdammt! Macht die Tür auf!“
    Verschwinde...! dröhnte etwas in seinem Kopf, verlieh ihm unvorstellbare Kopfschmerzen, bevor er dann von einer unsichtbaren Energie davon geschleudert wurde. Unsanft landete er im harten Untergrund und stieß mit dem Kopf gegen einen Felsen. Das warme Blut strömte aus der Platzwunde und färbte sein halbes Gesicht blutrot.

    „Verpiss dich kleiner! Komm später wieder!“, sprach das eine Skelett.
    „Ja, anscheinend möchte dich hier niemand sehen, ne?“, lachte das andere Skelett.

    Dem Myrtaner kümmerten die Worte vom Gebein jedoch nicht. Er erhob sich und lief geradewegs wieder auf das Tor zu, doch irgendetwas hielt ihn davon ab, die kalte Metalltür zu berühren.

    „Die Dämonen werden schon wissen, warum sie dich nicht hineinlassen. Und jetzt verschwinde oder wir hacken dir den Kopf ab, ne?“

    „Bitte, lasst mich rein!“, rief der Dieb

    „Bengel, hast du nicht gehört? Du kannst da nicht mehr rein! Und jetzt verschwinde endlich!“

    „Ja…Jüngchen… Hör auf diese Hohlköpfe und lass…uns gehen…du kannst jetzt nichts mehr für…sie tun…“, meldete sich eine Stimme aus seiner Tasche zu Wort. Es war der Schädel gewesen, denn er aus den tiefen Katakomben mitgenommen hatte. Das Ding klapperte mit den Unterkiefern und schien sich herzlich über irgendetwas zu amüsieren.

    „He? Was haben wir da gehört? Du bist genauso hohl wie wir auch, du Dummkopf!“, erwiderte das eine Skelett.
    „Und überhaupt hast du Dummkopf auch nur noch deinen Kopf, Haha!“, lachte das andere Skelett.

    Der Myrtaner packte den Schädel und sah ihn mit tränengefüllten, aber auch erwartungsvollen Augen an. „Du…Du kannst doch bestimmt was machen, oder? Bitte! Ich flehe dich an!“ Nach jedem Satz ran er nach Luft.
    „Nein, Jüngchen. Die Magie ist… zu stark, als dass ich da …irgendetwas dagegen machen könnte…So leid es…mir auch tut… ich kann nichts für…dich tun…“

    Tränen der Wut und Trauer liefen seinen Wangen hinunter, sickerten leise in den staubigen Boden. Der Dieb legte sich vor dem Kastell fast kniend auf seine Beine und stieß einen grotesken Schrei von sich.

  3. Beiträge anzeigen #223
    Dr. Hüter des Kastells  Avatar von Ardescion
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    Ardescion ist offline
    Auf ihrem Weg zurück in das Kastell des Zirkels brannte keine Fackel mehr an den schwarzen Wänden der Katakomben. Einzig das Licht des Hüters, welches direkt hinter ihnen schwebte, warf einen kleinen Schein auf den vor ihnen liegenden Weg.
    In der Ferne war ein tiefes Grollen zu vernehmen und ein Schrei zerriss mit einer Vehemenz die Stille dieses Ortes, dass selbst der Hohepriester sich in einen unbeobachteten Augenblick ein unscheinbares, inneres Zusammenzucken gönnte, als nährte er sich an dem Adrenalin, welches sein Leib dem folgend ausstieß.

    Selbst der junge Dieb schien in diesem Augenblick keine Kraft mehr zu haben, noch das Wort gegen seine Peiniger zu richten. Er schwieg, wie auch die Magier schwiegen, als sie die schwarzen Treppen zurück in die Eingangshalle hinauf stiegen, in welcher sie einen kurzen Augenblick verharrten.

    Der Hohepriester betrachtete das im Boden eingelassene Pentagramm einen Augenblick eingehend, als suchte er nach etwas, dessen Antwort nur in dem magischen Symbol liegen könnte. „Etwas kommt.“, murmelte er leise vor sich hin, unwissend, um was es sich handelte, unwissend darüber, was diese beiden Worte bedeuten mochten. Nur das Gefühl, dass sich etwas ändern würde, ließ ihn nicht los. Etwas Großes…

    Ardescion wandte sich vom Anblick der Eingangshalle ab und trat ohne ein weiteres Wort auf das Tor zum Thronsaal, welches sich geräuschlos vor dem Hüter öffnete, zu.

    Mit kaltem Blick erfasste der Magus die Szene jenes Raumes, während seine Schritte auf dem roten Läufer im Gang zwischen den Holzbänken zum Altar strebten. Lucia und der Dämon, welcher noch immer die kleine Ratte hielt, folgten ihm, nachdem der Dämon neben dem Altar flackernd verschwunden war.

    „Seid ihr so schwach, Vryce?“, fragte der Hohepriester mit gleichgültiger Stimme, als seine Augen über den Leib des Straßenköters geglitten und an den Wunden in seiner verkrüppelten Hand haften geblieben waren. „Ehrlich? So schwach?“, wiederholte Ardescion, während er mit einem einzelnen gezielten Schlag in das Gesicht des anderen Mannes den einstigen Dieb aus seinen Dämmerzustand riss.

  4. Beiträge anzeigen #224
    Ritter
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    Vryce ist offline
    „Es ist kalt“, murmelte der Krüppel, fuhr sich mit der blutenden Hand übers Gesicht, an der Stelle, wo der Schlag des Hüters – und er konnte überraschend gut zuschlagen – getroffen hatte. „Darüber hinaus ist es hier derart trist geworden, dass ich dachte, Ihr kehrt nicht mehr zurück, Hüter, und wollt mich hier verkommen lassen. Da schadet ein wenig schmerzhafte Ablenkung nicht wirklich.“
    Er richtete sich leicht auf, stützte sich auf den Ellenbogen und musterte die Truppe, die dem Hüter gefolgt war. Eine blonde, junge und ausgesprochen gut aussehende Frau, jedoch mit einem Gesichtsausdruck, der zwanghafte Teilnahmslosigkeit auszudrücken versuchte. Erst jetzt erkannte Vryce, dass es sich um jenes Mädchen handelte, dass damals mit der Rattenbande gen Khorinis gesegelt war. Luca? Lucya? Lucia? Irgendetwas in die Richtung.
    Die Gestalt jedoch, die vom Dämon gehalten wurde, überraschte den ehemaligen Meisterdieb noch mehr. Es war die Oberratte, der Herr der Gosse, der Graf des Hinterhofs höchstpersönlich: Dennik.
    Ein kehliges, heiseres Lachen entwich der Kehle des Krüppels und es dauerte einige Augenblicke, bis er sich hustend gefangen hatte. Die Augen tränten ihm immer noch, als er mit der gesunden Hand auf den Straßenjungen zeigte.
    „Bei Beliar, was für ein Zufall. Alle Wege führen wohl ins Kastell, vor allem in die Arme der Dämonen“ Erneut lachte er auf, ehe er den vernichtend kalten Blick des Hüters traf, zu dem im Vergleich der Lucias wie verdammt schlechte Schauspielkunst wirkte.
    Sofort und ohne eine Regung verstummte der ehemalige Schurke, neigte nur das Haupt. Er hatte es wieder zu weit getrieben.
    „Ich habe mich Eurer Aufgabe gewidmet, Hüter. Ich habe … jenen Menschen gedacht. Wie Ihr es verlangtet.“

  5. Beiträge anzeigen #225
    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Dennik ist offline
    In den Armen eines Dämons zu sein, gehalten von den mächtigen Pranken, leicht über den Boden schwebend, das Schnauben der unheimlichen Kreatur im Rücken… das war kein schönes Gefühl, aber entfliehen konnte er dem Wesen nicht. Er konnte sich nicht mal ansatzweise bewegen, so fest hatte das Monstrum ihn in Gewahrsam. Doch noch schlimmer, als in der Nähe dieses Dämons‘ zu sein, war die Anwesenheit der Hexe Lucia. Wie er diese Göre hasste. Und noch bevor Rethus sein Versprechen, Dennik zu töten, welches der Dieb komischer Weise nicht wirklich ernst nahm, erfüllen könnte, würde er Lucia töten. Wie er das anstellen würde, war ihm jetzt schon klar. Immer würde sie nicht im Kastell bleiben, erst neulich war sie ja in Bakaresh gewesen und wenn er von so einem Bummel Lucia’s erfuhr, würde er das anwenden, was sein Meister der Diebeskunst ihn gelehrt hatte. Das Meucheln. Er würde es einsetzten, nicht weil er musste, nein weil er es wollte. Wahrscheinlich war es ungerecht, den Hass auf dass, was ihnen hier widerfuhr, allein auf Lucia zu schieben, doch das war Dennik egal. Er würde sich Rächen und wahrscheinlich musste er es nicht einmal alleine machen. Auch Rekhyt und Illdor würden sich Rächen wollen, da war sich der junge Schatten der Straßen sicher.

    Den Kopf gen Boden gerichtet, schlaff, wie ans Kreuz genagelt, schwebte er, getragen von dem Dämon noch immer in diesem Thronsaal. Dann hörte er plötzlich Stimmen und erkannte sie, es war der Hüter, dieser Schwarzmagier und was er sagte, ließ Dennik irritiert aufhorchen und sich im Raum umschauen. Er zuckte zusammen, auf einem Altar lag eine Gestalt, wo kam die plötzlich her?

    „So schwach bist du Vryce?“, fragte dieser Schwarzmagier. Und da erkannte Dennik SEINEN Meisterdieb. Seinen Lehrmeister. Der Meuchler. Der sich nur um sich kümmerte, welcher in Khorinis einfach abgezischt war, ohne etwas zu sagen.

    Vryce lachte und riss einen Witz über ihr wiedersehen, doch Dennik war nicht gerade in der Laune zu lachen oder nur zu grinsen. Todernst schaute er seinen Meister ins Gesicht und Abscheu zeichnete sich auf den Zügen des angehenden Meisterdiebes ab.
    „Tja wie tief man sinken kann Vryce… früher hättest du dich von niemanden schlagen lassen und jetzt, trollst du dich wie ein räudiger Köter… und du nanntest uns Ratten!“, Dennik spuckte vor Vryce’s Füße um seine Verachtung noch zu unterstreichen.

    „Reist mir ruhig mein Herz raus ihr verdammten Kannibalen! Macht mich fertig! Ich werde den Schwanz nicht einziehen, wie dieser Dreck da!“, schrie Dennik und versuchte sich erneut aus dem Griff des Dämonen zu winden, doch es half nichts.
    Geändert von Dennik (23.12.2010 um 21:23 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #226
    Dr. Hüter des Kastells  Avatar von Ardescion
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    Ardescion ist offline
    Der Hohepriester richtete seinen kalten Blick einen kurzen Augenblick lang auf die quakende Ratte und fragte sich, ob niemand jemals dieser jämmerlichen Kreatur Manieren beigebracht hatte, sodass er schweigen konnte, wenn es am Klügsten war.

    „Seid ihr so erpicht darauf, zu sterben, Dennik? Oder warum verlangt ihr es so vehement?“, fragte Ardescion ruhig und wandte sich dann wieder dem Straßenköter zu, der sich halb auf dem Altar aufgerichtet hatte und in dessen Augen Belustigung ob der kleinen Ratte glänzte.

    „Über das, was ihr erfahren habt, reden wir später. Es scheint euch jedoch nicht davon abgehalten zu haben, euch selbst Schaden zuzufügen. Das mag gut sein, wenn ihr euer Leben unter von Innos‘ beseelten Menschen verbringen wollt. Was wahrhaft zählt, ist jedoch, zu lernen, was wahrhaft zu bereuen ist und was irrelevant für die eigene Existenz ist. Wozu soll man den Tod eines einem unbekannten Menschen bereuen, wenn es einen nur innerlich zerstört? Wozu sollte man bereuen, eine Ratte den Kopf abgeschlagen zu haben, wenn man weiß, dass ihre Existenz die eigene bedroht?“, fragte der Hüter des Kastells drohend und umgriff schließlich mit seiner Rechten die verkrüppelte Hand des Diebes.

    Blaues Leuchten zwischen Hand und Arm zeugten von dem Wirken von Magie und die Wunden schlossen sich langsam, aber stetig, bis von ihnen nichts mehr bis auf die Narben blieb. „Ich könnte euch auch jene Male nehmen, doch ihr sollt euch daran erinnern, wozu ihr fähig seid.“, erklärte sich der Hohepriester und deutete schließlich auf Dennik, „Habt ihr gehört, was jener verlangt? Er will, dass man ihm das Herz, für das, was er getan hat, herausreißt. Es wäre euch sicherlich eine Freude, dies zu tun, oder, Vryce?“, fragte Ardescion ruhig, während ein schwaches Grinsen über seine Lippen huschte und seine Augen kurzweilig amüsiert funkelten.

  7. Beiträge anzeigen #227
    Ritter
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    Vryce ist offline
    Der Blick glitt langsam – unglaublich langsam – vom Hüter zur Ratte hinüber, die dort in den Armen des Dämons hing, halb aufgerichtet, dennoch deutlich von der Kraft des Kreatur niedergedrückt. In seinen Augen stand etwas wie Enttäuschung und Verachtung, gewürzt mit der Abscheu, die ein Schüler ob seines Meisters empfand, wenn er ihn als das wieder fand, was er stets verachtet hatte.
    Der Ritualdolch lag noch immer auf dem Altar. Die Linke schloss sich erst zaghaft, dann entschlossen um das Heft. Geschickt hielt er es in der gesunden Hand, ließ die Klinge locker gen Boden pendeln. Mit einem widerwärtigen Lächeln erhob sich der ehemalige Dieb und sah nun von seinem einstigen Schüler zu seinem – und das wusste er nun – jetzigen Meister.
    „Es wird mir eine wahre Freude sein“, sprach Vryce, „Denn wisst Ihr, diesen Bengel habe ich ausgebildet. Ich habe ihm gesagt, was ein richtiger Dieb zu beherrschen hat, wie er sich zu verhalten hat. Und ich sehe leider, dass das alles nicht gefruchtet hat. Der Einfluss dieses Hohlkopfes aus dem Norden, mit dem er herumgezogen ist. Das muss wohl in ihm die Denkweise geweckt haben, er könne alles ungestraft tun.“
    Der Blick ging wieder zu Dennik. Jetzt war da nichts Amüsiertes mehr im Gesichtsausdruck des Krüppels. Ihm stand die gleiche Maske ins Gesicht geschrieben, die er so oft an Tenebricus gesehen hatte. Die Maske eines Toten, regungslos und kalt.
    „Du hast es verdient, Dennik. Eine der ersten Regeln des Diebeskodex, die ich dir beibrachte, war: Lass dich nicht erwischen. Du warst derart dumm, dass du dich hast erwischen lassen. Trage die Konsequenzen dafür. Wer … den Dunklen Herrn bestiehlt, verdient keine geringere Bestrafung.“
    Zwei schnelle Schritte und er stand vor dem Dieb. Blitzschnell sammelte dieser Spucke im Mund und spie sie Vryce zielsicher ins Gesicht. Dieser machte sich nicht die Mühe, den Rotz abzuwischen.
    „Ich sage dir, Dennik“, sprach er leise, „Dein Leben endet, wie es begann … mit einem Schrei.“

  8. Beiträge anzeigen #228
    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Dennik ist offline
    Dennik machte große Augen, der Trotz den er noch vor wenigen Minuten eingesetzt hatte um sich zu wehren, welchen er als Schutzschild gegen die Angst benutzt hatte, die Verachtung, welche er für Vryce empfunden hatte, der Hass auf Lucia, all diese rebellischen Gefühle gegen die Magier verschwanden kleinlaut in der hintersten Ecke von Dennik`s Bewusstsein.
    Diese Kerle, die Menschenfresser-Beliar-Kultisten meinten es wirklich ernst. Sie würden ihn also tatsächlich das Herz bei vollem Bewusstsein rausreißen, ihn langsam qualvoll töten. Er würde sterben, weil er sich in eine Sache hinein hatte ziehen lassen, welche ihm eigentlich völlig egal hätte sein können. Zum Glück war er der einzige der sterben würde, Rethus war zwar gefangen, und Rekhyt musste erst einmal fliehen, doch er war sicher sie würden hier irgendwann raus kommen. Ganz im Gegensatz zu ihm.
    Vryce stand auf, alles schien für Dennik in Zeitlupe zu passieren. Alles dauerte lange, länger als es wirklich war. Er sah es, wie der ehemalige Meister das Ritualmesser auflas, wie er Dennik entgegen schaute, wie er dem Schwarzmagier, dem Hüter versprach, es würde ihm eine Freude sein Dennik zu töten, wie er es als Bestrafung sah, weil Dennik kein guter Dieb gewesen war… er sah es. Die Verwirrung, den Wahn in Vryce’s Augen. Er sah einen Sklaven vor sich, nicht besser als der Dämon, welcher ihn noch immer festhielt, seine Brust lag frei, frei für die blutrünstigen brutalen Werke dieser Verrückten und schon geschah es…


    Wie war es wenn man starb? Wie war es zu sterben? Nun wusste es Dennik. Nun wusste es der noch so junge Dieb. Der Straßenjunge. Es war ein Moment völliger Klarheit. Man sah die Sachen, wie sie waren und nicht wie sie zu seien schienen. Man sah sie nicht durch sich selbst, nein alles schien objektiv, wahr, Recht zu sein. Er sah seine Eltern beide beugten sie sich überhin und strahlten ihn fröhlich und stolz an. Jemand gurgelte. Das war Dennik. Die Mutter lächelte und küsste ihn. Der Vater umarmte seine Mutter und streichelte sie liebevoll. Er wurde hochgenommen und sachte, beinahe wie auf einem Boot hin und her geschaukelt, bis er schließlich einschlief.
    Er hörte die Schreie von Soldaten des Königs. „Halt stehen bleiben“, „Haltet den Dieb!“, er hörte seinen gehetzten Atem. Er hörte den Lärm der Straßen.
    Und wieder schaukelte es. Er war auf einem Boot. Neben ihm stand der dicke Paladin Rheinold, welcher ihn das Leben gerettet hatte, er hörte sie reden über das Leben und über die Welt. Er fühlte sich geborgen und frei, wie vor ach so vielen Jahren nicht mehr.

    Er sah sich in der Wüste, er sah Scrop, er sah wie er zu Scorpion hinauf sah. Wieder sah er seinen Vater, wie er ihn stolz zu lächelte. Auch Scorp lächelte ihn nun stolz zu, es war der Tag nach seinem Arenakampf. Er sah Rekhyt, wie er grübelnd am Tisch der Taverne sah, wie ach so oft, er sah Illdor welcher Gedankenverloren da saß und mit vollem Eifer mitplante, wie Dennik selbst. Er sah sie auf dem Schiff gen Khorinis, er sah sie im Turm. Er sah sie zusammen, Scorp, Rekhyt und Illdor, wie sie ihm alle, auf ihre Art treuherzig anlächelten. Stolz auf das was er geleistet hatte, stolz auf das, was sie zusammen erlebt hatten, stolz auf ihn, Dennik. Den Straßenjungen. Nun sah er sich.
    Nur sich. Die wichtigen Personen seines Lebens wurden immer kleiner und kleiner, bis sie ganz verschwanden, zuerst seine ach so bezaubernde Mutter, sein stolzer Vater, dann Scrop sein Idol, sein Vorbild, seine Freunde, zurück blieb nur er.


    Zuerst als Baby, als verdreckter Straßenjunge, dann als wachsender Recke mit einem Schwert in der Hand. Er trug nun schon die Ansätze eines Bartes, auf Khorinis, lange Haare, ein grimmiger Blick, doch hell strahlende, leicht erregbare Augen und immer bereit zum Lachen. Er sah sich schleichen und hieben, sah sich kämpfen und lachen, er sah sich wie er war… Doch dann verschwand auch er und nur eine neue Person, ein Schatten in seiner Geschichte eine eigentlich vertraute Person blieb zurück, doch nicht so, wie Dennik sie kannte. Es war Vryce.


    Dann sah er nichts mehr. Ihm wurde schwarz vor Augen und er schrie und wand sich im Griffe des Dämonen, sein ganzer Körper spannte sich, Krämpfe schmerzten an seinen Beinen und Armen, als ein Ruck nach dem anderen durch sie jagten, doch wären es doch nur die Krämpfe gewesen, welche ihn nun so plagten, wäre es nur die Angst gewesen, der Verlust seines Bewusstseins. Denn all das war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, welches er verspürte. Zuerst das brennen, dann das unglaubliche Gefühl der Verzweiflung und des unbändigen Schmerzes. Sofort reagierte sein Körper und er wurde Bewusstlos, eine Schutzmaßnahme gegen den Schmerz, doch es half nichts, der Schmerz, das Grauen holte ihn ein. Es war so gewaltig so unglaublich intensiv dieses Gefühl des Leidens, es umklammerte ihn, raubte ihn den Atem.
    Er war umspült von dem Gefühl vor welchem er sich am meisten fürchtete. Dann eine vollkommende Leere. Es fehlte etwas. Es fehlte sein Damm Damm Damm Damm. Es war weg. Ihm schwindelte, er drehte sich, hoch runter, er fiel, er flog, ihm wurde schlagartig ganz warm, all der Schmerz war plötzlich weg, zurück blieb nichts. Er röchelte. Blut quoll ihm aus dem Mund und aus der Nase. Doch es war ihm egal. Er legte ein Lächeln auf. Sah Vryce. Sah ihn und spuckte noch mehr Blut, dann war der letzte Moment der Klarheit vorrüber. Er war weg, hinweg…. Für immer… für alle Zeit weg.


    In Liebe Dennik…

  9. Beiträge anzeigen #229
    Ritter
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    Vryce ist offline
    Vryce konnte nicht anders. Er musste einen Moment schlucken. Vielleicht war es das ekelhafte Gefühl des warmen Blutes, welches ihm über die linke Hand floss. Vielleicht war es der letzte, fast triumphierend wirkende Blick samt des Lächelns auf dem Gesicht des Diebes gewesen. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur eine trockene Kehle gehabt, die es zu befeuchten galt.
    Da hing er nun tot in den Armen des Dämons. Sein Schüler, Dennik, der Straßenjunge, den er in der Gosse Bakareshs aufgelesen hatte. Diesen Jungspund, dessen Lebenslust ihn mehr als einmal zur Weißglut getrieben hatte. War er für ihn wie ein kleiner Bruder gewesen? Vielleicht. Die Art Bruder, die man triezt und ärgert, jedoch insgeheim doch leiden kann. War es falsch gewesen? Hatte er wahrlich im Wahn gehandelt? Bereute er es nun?
    „Nein“, sprach Vryce ruhig zu dem Toten, „ich bereue es nicht und werde es nie bereuen. Die Zeit des Büßen, des Bereuens und Gedenkens ist vorbei. Du starbst, weil das dein Schicksal gewesen ist. Und das Schicksal hat meine Hand gelenkt. Du“ – die Klinge drehte sich im Herzen – „hast es verdient. Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Kein Opfer einer Intrige, nein, einfach ein Opfer deiner eigenen Dummheit und Naivität“ – erneut drehte sich der Dolch – „Sag das dem Dunklen Schnitter, wenn du vor ihm stehst und gerichtet wirst. Du bist für deinen Tod durch meine Hand selbst verantwortlich.“
    Auf die blutige Prozedur musste nicht weiter eingegangen werden. Alsbald stand der ‚Diener’ vor dem ‚Meister’ und präsentierte das Herz, welches er bar jeden Stoffes in den blutverschmierten Händen hielt.
    „Er ist tot. Die Entscheidung scheint gefallen. Ich habe meine Arbeit getan, wie Ihr befiehlt. Es war richtig.“

  10. Beiträge anzeigen #230
    Held Avatar von Ceron
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    Ceron ist offline
    Vorsichtig liess Ceron die Zügel seiner Magie gleiten und legte seine Hände auf jene Melaines, um ihr zu signalisieren, dass es an der Zeit war, seine Körperwelt zu verlassen. Wie ein Kletterer löste sie auf ihrem Rückweg eine Verankerung nach der anderen, bis ihre Präsenz schliesslich über ihre Hände wieder aus seinem Geiste glitt. Amüsiert spürte Ceron, wie die Hände, welche er umfasste, bei dem Prozess ganz warm wurden. "Melaine", richtete er schliesslich das Wort an sie. "Adepten dieser Form von Magie verausgaben sich für gewöhnlich schwer bei ihren ersten Schritten. Deshalb habe ich unsere Sitzung beendet. Macht euch keine Gedanken um eure momentane Schwäche. Ihr werdet lernen, eure Kräfte zu dosieren, eure Präsenz zu verschmälern.

    Just als er weiterfahren wollte, erschien eine Gestalt aus Beliars Reich und stellte sich zwischen die beiden sprechenden Magier. "Oh... das muss dringend sein", folgerte der Hohepriester und schaute dabei am Korpus des Dämonen vorbei auf seine Schülerin. 'Zwei Ohnmächtige in der Eingangshalle', teilte ihm das hohe Wesen mit. "Wir verschieben die Diskussion von 'Die Gedanken meines Patienten und ich', Melaine", murmelte der Heiler. "Nicht dass du mir noch umkippst..." Dann legte er ungefragt seine Hand auf ihre Stirn, schickte einen kräftigen Impuls, welcher sich ihrer Hülle mühelos anpasste und fragte sie dann, ob sie sich bereit fühle, aufzustehen. Sie erhob sich ohne grössere Probleme und ging auch in einer geraden Linie in Richtung Türe, was Ceron das Gefühl gab, dass sie wirklich voll einsatzfähig war.

    In der Eingangshalle angekommen, liess Ceron der Wassermagierin den Vortritt. Sie musste selbst lernen, wie man Patienten sondierte. "Sagt mir, was ich machen soll."

  11. Beiträge anzeigen #231
    Dr. Hüter des Kastells  Avatar von Ardescion
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    Ardescion ist offline
    Ardescion betrachtete den schlaffen Muskel, das Herz des Diebes, einen langen, stillen Augenblick lang, ehe er dem Dämon in Gedanken bedeutete, den Dieb auf den Altar zu legen, an dem noch die übriggeblieben Flecken von Vryces Blut klebten.

    „Ob er wohl ebenso laut nach dem Tod geschrien hätte, wenn er gewusst hätte, dass mein Wort selbst im stärksten Sturm durch das eines Kindes nicht gebrochen werden kann?“, sinnierte der Hüter und nahm dem Köter das Herz aus der Hand.
    „Du wirst irgendwann erkennen, dass dem Tod eines Menschen dein Bedauern gebührt. Spätestens dann, wenn du gesehen hast, zu was unsere Zunft fähig ist. Das Leiden eines Menschen im Tode ist grenzenlos. Es gibt keinen sicheren Ort nach dem Leben. Das Leben ist ein Geschenk, erfüllt von Frieden, und doch streben wir nach Macht, um uns, unbewusst, am Leben zu erhalten. Wer behauptet, den Tod nicht zu fürchten, ohne das Wissen darum, dass einem die Gunst des dunklen Gottes zur Seite steht, ist ein Narr.“, erklärte der Magus kalt und trat näher an den Altar mit dem leblosen Körper des Jungen heran.

    „Die Weisheit des dunklen Gottes gründet sich auf dem Wissen darum, wie es um die Menschheit am Ende ihrer Zeit bestellt ist. Aus den Leben eines Menschen lässt sich vieles erkennen. Manches, das vermeintlich ewig währt, dauert angesichts der Größe, die im Leben zu erkennen ist, bloß einen Augenblick. Die höchsten Güter, welche die Menschheit besitzt, sind ihre Dummheit und ihre Arroganz, dies nicht zu verstehen. Doch Beliar ist nicht nur der Gott der Freiheit, des Todes oder des Chaos. Er ist gleichsam der Gott der Erkenntnis.“, fuhr der Meister fort und drückte das Herz zurück in den noch warmen Körper Denniks.

    Dann hob sich der Blick Ardescions. Seine Augen starrten in die tiefe Schwärze, die sich um den Thron hinter dem Altar zusammengeballt hatte. Zwei funkelnde, blutrote Augen schienen darin erkennbar zu sein. „Ist er jener Erkenntnis würdig, dunkler Herr?“, fragte der Magus und begann innerlich zu lachen.

    Seine Hände pressten sich auf den Brustkorb des Jungen, als seine Magie zu wirken begann. Goldene Fäden, Würmern gleich, stießen aus seiner Hand hervor und umgaben den gesamten Torso des Diebes. Ein helles, glühendes Strahlen erfüllte den Raum und sprach von dem Wert des Lebens, den es um der Erkenntnis willen zu erhalten galt.

    Ein dünner, schwarzer Faden stieß wie ein Pfeil aus der Finsternis des Thrones in das güldene Licht hinein, durchstieß es und bohrte sich in Denniks Herz.
    Der Körper des Diebes bäumte sich unter den Händen des Graublauäugigen auf, dann öffnete sich sein Mund, seine Lieder und seine Arme begannen zu zittern. Grelles Licht strahlte aus Augen und Mund und ein spitzer, grausamer und von Schmerz erfüllter Schrei stieß in den Raum hinein, zerriss den magischen Moment und hallte von den Wänden des Thronsaals wieder.

    Dann sackte der Leib des Diebes wieder auf den Altar und Ardescion stützte sich mit beiden Händen am Rand desselben ab. Hätte er sich nun aufgerichtet, hätte er getaumelt. Er schloss die Augen, damit keiner das kurzweilige Zittern darin erkannte und um sich selbst einen kurzen Augenblick der Ruhe zu gönnen, in dem er alles um sich herum verdrängen konnte.

    Als er die Augen wieder öffnete, stach dieselbe, altbekannte Kälte aus ihnen hervor und musterte den schlafenden, doch lebenden Dennik. Hat er das wirklich verdient?, murmelte der Schwarzmagier in Gedanken vor sich hin und richtete sich schließlich auf, um noch einen Augenblick der verschwindenden Finsternis nachzuschauen.

    „Vryce, Lucia!“, donnerte Ardescion, als er sich zu den beiden umwandte. „Wer ist Beliar?“

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    Ritter
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    Vryce ist offline
    Wie ein überraschter Bauerntölpel stand Vryce da, als er gesehen hatte, was der Hüter beherrschte. Wie aus dem Schatten am Thron der schwarze Faden geschossen kam, wie er sich in das goldene, helle Licht bohrte, welches Dennik entsprang. Wie dessen Kehle ein derart unmenschlicher Schrei entwichen war, dass dem Krüppel einen Moment der Atem gestockt hatte.
    „Vryce, Lucia!“, donnerte der Schwarzmagier, „Wer ist Beliar?“
    Die Frage – in ihrer Einfachheit – stand zwischen den drei Menschen im Raum. Die Magierin überlegte scheinbar, blickte hinab. Vryce hingegen starrte zum Thron, zur schwindenden Finsternis (oder war das nur Illusion?). Was war Beliar? Die Schwärze, die dort beim Thron lauert? Die Macht, die dem Hüter entsprungen ist? Der Dämon, der Dennik gehalten hatte? Die Nacht, die draußen, außerhalb der Mauern des Kastells, herrschte? Oder die Leiche der Frau, die irgendwo in einem unbemerkten Grab bei Geldern vor sich hinrottet?
    Wer ist Beliar?
    „Wie soll ein Sterblicher dies beschreiben?“, murmelte der Versehrte. Mehr zu sich, denn zu Lucia oder dem Hüter. „Diese Macht. Aber Ihr wollt wissen, wer Beliar ist? Ich denke, er ist jener Gott, der mehr noch als seine Brüder die Menschen beeinflusst. Die Angst vor dem Tod, der unausweichlich ist, der selbst nach einem erfüllten Leben wartet. Das Wissen, egal was man tut, irgendwann in den Armen Beliars zu landen. Ja, Priester predigen Innos’ Güte, Pazifisten Adanos’ Gleichgewicht … und die Angst der Menschen huldigt ganz und gar der Endgültigkeit, die dem Leben nachfolgt.“
    Nachdenklich rieb sich Vryce das Kinn. „Ja. Das ist Beliar. Die Macht, der wir alle irgendwann das Knie beugen und das Haupt senken werden. Die Kehrseite der Medaille, die man Leben nennt …“

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    Schwertmeister Avatar von Rekhyt
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    Rekhyt ist offline
    Dunkelheit! Finsternis! Schwärze!
    Das war alles was er sehen konnte. Bewegungslos stand Rekhyt da und die ganze Situation kam ihm unwirklich vor. Nachdem die Klauen des Dämons ihn losgelassen hatten und das letzte Licht in der Ferne verschwunden war, hatte er jedes Gefühl für Realität verloren. Er war hier ohne hergekommen zu sein. Der Dämon hatte ihn hergebracht, doch das kam ihm nicht so vor. Er hätte in einem Raum, so groß wie ein Sarg stehen können oder auf einer freien Fläche mit der Unendlichkeit des Meeres, das sich bis zum Horizont hinzog und es würde keinen Unterschied für ihn machen. Die Luft war still, geruchlos und außer dem Boden auf dem seine Füße standen konnte er nichts spüren.
    Der Schweigsame überlegte sich hinzulegen und einzuschlafen, in der Welt der Träume zu versinken und nie wieder aufzutauchen. Dieser Weg schien so einfach. Einfach nichts tun und alles an sich vorüber ziehen lassen, bis es weg war. Vergangen, vergessen, unwichtig.
    Hier passierte sowieso nichts und mit der Blindheit würde sich nicht viel anfangen lassen. Was sprach also dagegen sich erst einmal hinzulegen und die Einsamkeit, die Ruhe und den Frieden zu genießen? Der Boden ist wahrscheinlich unbequem! Vielleicht stand hier irgendwo ein Bett das er etasten könnte. Das würde das Problem lösen!
    Ein warmes, weiches, gemütliches Bett, guter, tiefer, erholsamer Schlaf und die Welt wäre heil! Alles wäre gut, es gab keine Sorgen, keine Bedenken, keine Entscheidungen zu fällen. Schlaf konnte ja so erlösend sein!
    Diese Gedanken schienen dem Dieb sehr überzeugend, so verständlich sogar, dass er nicht einmal mehr das Bedürfnis verspürte ein Bett zu suchen, sondern sich einfach auf den Boden legte, ohne wirklich zu wissen was er tat.

    So gemütlich wie möglich versuchte er sich auf den Boden zu 'kuscheln', bis ihn plötzlich ein harter Gegendtand drückte. Genervt fuhr er mit der Hand in seine Tasche und wollte das störende Ding weg hauen, damit es sich nicht länger zwischen ihn und seinen Schlaf stellen konnte. Doch in dem Moment als seine Finger den kühlen Bilderrahmen des Spiegels berührten, durchfuhr ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. Bilder kehrten in sein Gedächtnis zurück. Blut. Calidor. Rethus. Dennik. Illdor. Sobald eines da war, kamen auch die andern und schlagartig sprang er auf. Die Einsamkeit und die Ruhe machten ihm plötzlich zu schaffen. Er durfte nicht einfach hier bleiben! Wie hatte er nur so etwas denken können? Die Gleichgültigkeit die er gegenüber seiner Situation gehabt hatte, war verfolgen. Es gab nur ein Ziel: Er musste hier hinaus!
    Als wäre er der einzige Mensch auf der Welt hatte er sich benommen und keinen Gedanken daran verschwendet was mit den anderen war. Dennik musste Schmerzen erleiden, starb womöglich, Rethus war gefangen und Calidor... mit Calidor hatte er sich gestritten und trotzdem kreisten seine Gedanken um ihn mehr als um die anderen. Aber wie auch immer, sie alle mussten überleben und würden auch wollen, dass er das tat und er hätte beinahe aufgegeben!? Der Schweigsame war von sich selbst entsetzt!
    Auch die Worte des Hüters kehrten in sein Bewusstensein zurück.
    "Dies wird eine Prüfung sein, die euren Willen, zu leben, fordert..."
    Genau das war passiert und genau daran wäre er beinahe gescheitert. Beinahe! Sein Wille war wieder geweckt!
    Illdor war nicht bestraft worden, aber hatte seine Liebe verloren, er durfte nicht auch noch einen Freund verlieren. Dennik musste überleben und wenn er dies schaffen sollte, hatte er es verdient, nicht Schuld an dem Tod eines Gefährten zu sein. Und Calidor war von ihm verlassen worden, doch alleine die Tatsache, dass er immer und immer wieder in seine Gedanken zurückkehrte, egal wie die Situation war, bestätigte dem Schweigsamen, dass er sich mit dem Anhänger Innos wieder versöhnen musste. Alles würde er dafür tun und selbst der Verrat war von einem noch schlimmeren Verrat übertrumpft worden. Calidor hatte zugelassen, dass sie Catrine und Vic ihn gefangen hielten und hatte sich dann dazu entschieden zu ihm zu halten. Lucia hingegen hatte zugelassen, dass er sich dem Kastell aussetzte, hatte ihre Meinung dann aber immer noch nicht geändert. Mit bestem Gewissen und Genugtuung hatte sie die Strafen verteilt, ja, es hatte ihr sogar Spaß gemacht. Wie hatte er da nur so hart zu Calidor sein können? Er würde um Verzeihung bitten! Doch bevor das möglich war, musste er hier raus und dem widmete er jetzt all seine Konzentration. Vielleicht würde es in dieser Welt der Gedankenmanipulation ja sogar helfen, dass er so sehr an einem Innosanhänger hing und Innos stand doch für Licht und genau das konnte er jetzt gut gebrauchen!

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    Burgherrin Avatar von Lucia von der Berg
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Lucia von der Berg ist offline
    Die Strafe die Dennik bekommen hatte war überaus belustigend für die Grafentochter. Erst hatte er ihr jämmerliche Morddrohungen gemacht und nun bettelte er um den Tod mit seinen Provokationen, wie es die kleine beschworene Ratte von Ardescion tat, als sie an ihren Klamotten zerrte. In diesem Moment fand es die Adlige ärgerlich das nicht sie ihm den Todestoß geben konnte, als er so seelenruhig auf dem Altar lag...

    Wer ist Beliar? Hatte Ardescion wirklich diese Frage in den Raum geworfen? Gefolgt von einem lauten Grollen in seiner Stimme, welche die Namen von Vryce und Lucia enthielten stellte er den beiden Magiern diese, alles andere als leicht zu beantwortende Frage. Wer war Beliar? Was war Beliar? Ein Gott - oder doch viel mehr? Lucia hatte vielerlei Antworten auf seine Frage, doch innerlich wusste sie das dem Hüter keine einzige davon ausreichen würde - er würde immer Gegenargumente auf all ihre Worte finden, wenn er es nur gewollt hätte...

    "Beliar ist der Gott des Todes, der Finsternis und nicht zuletzt jener, der Zerstörung. Er ist der einzige Gott, von dem ich mir sicher bin was wir ihm begegnen werden. Innos' und Adanos...ich werde wohl niemals ihr Antlitz erblicken - doch dem Gott der Finsternis müssen wir uns alle irgendwann stellen...die einen Früher - und die anderen später." Kurz pausierte Lucia, dachte dabei sehr stark an ihren verstorbenen Vater denken, der ihn wohl viel früher begegnet ist als Lucia. "Außerdem...ist es Beliar, der über den Tod entscheidet...". Ihr Blickwinkel ging dabei zu Dennik, der immernoch so leblos auf dem Altar lag. "...ist es wirklich sein Wille...diese Ratte...heute, hier und jetzt....zu ihm zu lassen?" fragte Lucia schließlich und schaute Ardescion mit einem nachdenklichen Blick an...

  15. Beiträge anzeigen #235
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline

    Gefangen, 2. Tag

    Dennik nahm seine Drohung gar nicht wirklich wahr. Der kleine hatte sich viel zu sehr von dieser Lucia in rage versetzen lassen. Dennoch hatte der Grufti das ernst gemeint, auch wenn Denniks Strafe gerade der eigene Tot war, Rethus wollte sicherstellen, dass dieser auch eintrat. Noch nie hatte er für den kleinen einen solchen Hass entwickelt, wie in seiner jetzigen Situation: Gefangen in einem dunklen Raum, ohne Fenster, ohne Tür, ohne jegliche Kleidung oder sonstigem Gebrauchsmittel, ohne möglichen Ausweg für einen Dieb. Einzig Ratten übersäten den Boden, manche tot, manche am Leben. Ein fauler Gestank der Verwesung, der vermutlich von den toten Ratten stammte, kratzte dem Nackten in der Nase und widerte ihn so sehr an, dass er im ersten Moment nur mit Ratten um sich warf. Die meisten davon waren tot, da die lebenden seinen Händen entglitten. Die, die noch lebten, quiekten auf und krabbelten irgendwo in eine andere Ecke der Kammer, die für seine umstände viel zu klein war.
    Die Ratten schnüffelten Neugierig nach ihm, krabbelten über seine Beine, seinen Rücken, bis auf die Schulter. Der Grufti schleuderte die Mistviecher vor Zorn durch die Gegend. Manche bissen ihn sogar, wahrscheinlich betrachteten sie ihn als alternative Futterquelle, denn außer weitere tote Ratten, gab es hier ja nichts.

    Lucia hatte ihm diese Schande antun wollen, doch die Schande des Ganzen ging von Dennik aus. Rethus wünschte sich, dass dieser kleine litt. Er betrachtete die Ratten auf naive Weise als eben diesen jungen Dieb, während er sie kreuz und quer durch die Raum schleuderte.
    Rethus erinnerte sich noch, als er von dem Dämon weggetragen wurde, nackt, aber völlig ohne Schamgefühl. Das letzte Gesicht, das er in diesem Moment gesehen hatte, war das von diesem Hund. Es hatte sich jetzt so in sein Gedächtnis eingenistet, dass er es nicht vergessen konnte…

    Irgendwann ließen Rethus die Ratten in Ruhe. Sie hatten sich irgendwohin verkrochen, fürs erste fernab des Gruftis. Der Gefangene sackte zusammen, rollte sich zur Seite. Geradezu ausgepowert stierte er, mit dem Kopf auf dem harten Boden verweilend, in die absolute Dunkelheit. Er musste sich beruhigen… und vor allem etwas essen.

    - Sechs Tage noch -

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    Gath ist offline
    Dunkelheit...
    Dunkelheit, und doch, da war doch etwas oder?
    Irgendein feiner Schimmer, irgendeine Nuance des Schwarz - wobei, war das eigentlich Schwarz? Es war dunkel, aber was ist schwarz? Ist restlose Dunkelheit eine Farbe?
    Egal. Es gab etwas und des verstörte Bewusstsein des jungen Bootsbauers, der in der Eingangshalle lag, versuchte danach zu greifen, nach dieser Form, nach dieser Farbe, nach diesem - etwas.
    Zuerst ganz langsam, denn dieses etwas war viel zu vage, um da irgendwie hinzukommen, danach etwas bestimmter. Immer weiter streckte es sich danach aus, bis es es fast erreicht hatte, ganz deutlich - äh sehen, spüren, fühlen, riechen, hören... nein, das traf es alles nicht - am ehesten wohl einfach wahrnehmen konnte, dass da etwas war, ein Ausweg aus der Schwärze.
    Und plötzlich...
    Wieder nur Dunkelheit, einfach nichts.
    Doch Moment, da waren Geräusche, ganz leise Geräusche, die irgendwie Konturen annehmen konnten. Und da war ein Raum, um ihn herum, der vorher irgendwie gefehlt hatte, auch wenn das eigentilch nicht möglich war.
    Und er hatte soetwas wie einen Körper! Er war wieder ein Mensch! Er war wieder Gath!
    Aber irgendwie fühlte sich der Körper falsch an...
    Nein, er war nicht Gath, er war irgendwer anders, der in einem komplett dunklen Raum war - zuerst stand, dann lag, und dann schließlich wieder aufstand - aber er hatte keine Kontrolle über diesen Körper! Er hatte keinen Zugang zu dessen Bewusstsein, das augenscheinlich da war, sonst wäre er nicht aufgestanden.
    Also bestand das Ziel, irgendwie Kontrolle zu bekommen.
    Es muss irgendein Bewusstsein hier geben, ich muss es nur finden!
    Jetzt war er wirklich Gath. Er hatte es geschaft, bewusst zu denken, und plötzlich hatte die Welt viel mehr Konturen, denn er wusste genau, wo er war: In einem Körper, der in einem schwarzen Raum stand, und der gerade irgendwie mit seinen Gedanken - seinen eigenen Gedanken - kämpfte, um eine Entscheidung zu treffen.
    Lauf!
    Nichts änderte sich.
    Lauf!
    Immernoch nichts. Das körpereigene Bewusstsein hatte ihn nicht gehört.
    Verzweiflung keimte in Gath auf: War er dazu verdammt, hier, irgendwo im Hinerstübchen irgendeines Körpers sein weiteres Dasein zu fristen?
    Nein! Gehorche mir! Lauf!
    Und tatsächlich, er machte einen Schritt.
    Geändert von Gath (25.12.2010 um 20:54 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #237
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline

    Gefangen, 3. Tag

    Ungewöhnlich, wie schnell sich die Augen an diese totale Finsternis gewöhnten. Mit Bedauern musste er aber feststellen, dass dies trotzdem nicht ausreichte, um etwas sehen zu können. Er drehte seinen Kopf hin und her, schaute zur wohl möglichen Decke hinauf…
    So musste sich ein Blinder fühlen: Finsternis lag um einen; eine nicht wollende Finsternis, die ihn umschlang, als kämen die Wände seines Gefängnisses immer näher. Statt den Augen wurde jedoch sein Gehör immer besser. Dennoch waren seine Ohren völlig unbrauchbar, denn sie vernahmen nur das Kratzen und Quieken der Ratten, die überall umherirrten. Sie schnüffelten noch immer herum und hin und wieder versuchten sie das Frischfleisch, das unter ihnen gelandet war, zu erschmecken. Rethus störte das Beißen mittlerweile nicht mehr. Auch die Wunde, die er an seiner Hüfte hatte, blutete nicht mehr. Nichtsdestotrotz verdeckte er sie, damit die Ratten nicht an seinem Blut lecken konnten…

    Momentan musste der dritte Tag angebrochen sein. Das bedeutete, er musste nur noch vier Tage und ein paar Stunden abwarten – wenn man es aufrunden wollte, fünf Tage. Noch hatte der Grufti das Zeitgefühl behalten. Wenn er es verlor, würde er wahrscheinlich wahnsinnig werden.
    Ob es Rekhyt genauso erging? Schließlich musste er ebenso mit dieser Dunkelheit klarkommen. Einzig Illdor hatte es bei seiner Strafe nicht mit der Finsternis des Kastells zu tun bekommen: Ihm wurde eine psychische Last auferlegt, die ihn Jederzeit eine seine Möchtegernfreundin erinnerte, die seinen Freunden diese krassen Strafen auferlegt hatte und nicht ihm…

    Rethus legte sich wieder auf die Seite. Er durfte nicht zu viel nachdenken, sonst wurde er noch früher als gedacht wahnsinnig. Und Hunger bekam er noch dazu.
    „Ach, was soll’s“, entgegnete Rethus mit Ekel. Er wartete ein paar Sekunden ab, bis eine Ratte an seinem Bein vorbeihuschte. Diese packte er sofort. Sie quiekte laut, doch die Kameraden schien es nicht besonders zu interessieren. „Scheiß drauf, was rein muss, muss rein.“ Der Gefangene brach der Ratte das Genick und riss anschließend den kompletten Kopf ab. Kurz darauf warf er diesen mit Abscheu durch den Raum. Seine Finger pulten sich in den Hals hinein. Sie rissen dabei den Bauch auf, sodass sich das warme Blut über seine Finger ergoss. Als er die oberste Schichte des Fleisches weit genug geöffnet hatte, packte er noch mit der anderen Hand zu, um den Brustkorb auf zu reißen. Ein widerwärtiges Knacken der vielen brechenden Knochen zerriss die Stille der Finsternis. Sofort grub der Kurzhaarige seine Finger in den Körper der stinkenden Ratte hinein, sodass die Organe herausrissen und auf den Boden platschten.
    Rethus führte das rohe Fleisch unter die Nase, sodass ihm der ekelerregende Gestank der Ratte entgegen flog. Allerdings empfand Rethus diesen noch angenehmer als den Gestank der Verwesung, der sonst im Raum herumflog.
    „Der Hunger treibt es rein.“ Schließlich riss er mit seinen Zähnen ein Stück Fleisch aus der Ratte heraus. Das Blut klebte an seinen Lippen. Auch wenn das Fleisch völlig zäh und ungenießbar war, brachte es ihm Stück für Stück den lang ersehnten Frieden in seinem Magen.

    - Gute vier Tage noch -

  18. Beiträge anzeigen #238
    Schwertmeister Avatar von Rekhyt
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    Rekhyt ist offline
    Rekhyt trat einen Schritt nach vorne und blieb augenblicklich erschrocken stehen. Aber erschreckt war er nicht, weil er etwas gesehen hatte, nein das konnte er gar nicht, dazu war es zu finster, auch gehört hatte nichts und spüren konnte er nichts Außergewöhnliches. Keiner seiner Sinne war Schuld daran, dass er stehen blieb, als hätte er einen Geist gesehen, nein die Tatsache, dass er einen Schritt gemacht hatte, behagte ihm nicht.
    Denn eigentlich hatte er gar keinen Schritt machen wollen, nicht im Entferntesten hatte er daran gedacht und trotzdem war es geschehen. Zuerst hätte er beinahe seinen Überlebenswillen verloren und jetzt gehorchte ihm sein Körper nicht mehr und das wo er so viel auf Kontrolle setzte. Nicht einmal bei seinem ersten Treffen mit Calidor hatte er so sehr verrückt gespielt.

    Leider war der eine Schritt aber nicht ein einzelner Zwischenfall! Ganz im Gegenteil, seine Kontrolle schien ihm immer weiter verloren zu gehen, denn ein Teil von ihm schien sich über diesen einen Schritt irrsinnig zu freuen und wollte am liebsten losrennen. Laufen, sprinten, der Dunkelheit entkommen! Und so schön dieser Gedanke war, in der Finsternis loszulaufen, würde vermutlich mit einer blutigen Nase enden, wenn er gegen die nächste Wand lief. Allerdings hatte er die Wand noch gar nicht entdeckt. Vielleicht war es also gar nicht so schlecht, einmal darauf zuzugehen und sie nach einem möglichen Weg abzutasten.
    Diesmal schritt er also aus freien Stücken vorwärts, die Hände aber nach vorne ausgestreckt um nirgends dagegen zu laufen und nur mit einem langsamen Tempo.

  19. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #239
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    Gath ist offline
    Er lief! Er hatte einen Schritt gemacht! Oder besser gesagt: Er hatte dem Körper, in dem er sich befand, befohlen, einen Schritt zu machen und er hatte es getan!
    Völlig verwirrt und einigermaßen zufrieden blieb Gath mit dem Körper, der um ihn herum war, wieder stehen.
    Einen Schritt weiter in der Suche, wo ich eigentilch bin...
    Doch noch während sich das eingedrungene Bewusstsein über den Sieg über das bisher vorhandene freute - an die Kehrseite wollte Gath nicht denken, dass er gerade dabei war, einen anderen komplett verrückt zu machen, indem er ihm die Kontrolle über sich selbst entzog - während er über den nächsten Schritt nachdachte, hatte das andere Bewusstsein seine Entscheidung schon getroffen: Es lief los, un zwar nicht nut mit einem Schritt, sondern mit ganz vielen!
    Hey, hey hey! Stehen bleiben!
    Aber das funktionierte genausowenig, wie der Befehl zum Laufen vorhin.
    Und plötzlich streckte er sogar noch die Hände aus! Bisher hatte das Bewusstsein des jungen Bootsbauers noch gar nicht gespürt, dass sie überhaupt da waren.
    Ich sollte mal gucken, in was für einem Körper ich eigentlich bin.
    Langsam aber sicher versuchte er zu fühlen, was alles da war. Es gab Beine, er gab Arme, es gab eine Nase, die riechen konnte, es gab Ohren die hörten - Schritte, die wohl vom Körper selbst stammten, auf einem Steinboden - es gab ein Sinnesorgan, dass ihm - oder besser gesagt, ihnen - sagte, dass sie standen. Das war das, was er vorher schon gewusst hatte, doch jetzt begann er tiefer zu graben: Es gab ein Herz, das schlug - nicht wirklich langsam, vieleicht, was durchaus eine Folge seiner Entscheidung, einen Schritt zu machen, sein konnte - es gab einen Magen, der nicht mehr besonders gut gefüllt war, und es gab noch einen Haufen weitere Organe, die ihre Arbeit taten.
    Er steckte also in einem voll funktionsfähigen Körper.
    Tja, und was half ihm das jetzt?
    Vieleicht sollte ich irgendwie versuchen, mit dem eigentlichen Bewusstsein Kontakt aufzunehmen... Aber wie?
    Auf alle Fälle nicht im Laufen, also versuchte Gath, den Körper zum Stehen zu bringen - mit dem Ergebniss, dass dieser über seine eignen Füße stolperte auf auf den Boden viel. Harter steinboden übrigens, relativ glatt und verdammt kalt.
    Geändert von Gath (26.12.2010 um 12:21 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #240
    Waldläufer Avatar von Calidor
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    Calidor ist offline

    Rekhyts Herausforderung; Calidors Prüfung; 1. Halluzination

    Wie dunkel es hier war. Ganz anders als er erwartet hatte. Hier war er nun und wartete. Wartete auf den einen, wegen dem er überhaupt hier in der Schwärze war. Denn ohne ihn, gab es diesen Calidor gar nicht. Etwas in ihm machte ihm dies bewusst. Er war nicht der echte Calidor Caruso, sondern nur ein Gedanke oder ein Bild dessen, woran sein Opfer dachte, oder wonach sich dieser Mensch sehnte.
    Es roch ein wenig nach verwesenden Körpern, nach halb verdauten Kadavern, als hätte eine Katze ihren Leckerbissen vorzeitig wieder herausgewürgt. Calidor mochte den Geruch irgendwie. Er hatte etwas morbides und endgültiges an sich. Denn so fühlte er sich inzwischen auch. Wie ein halb verdautes Rattenaas. Er hatte zwar eine Hülle, aber innen, da war er hohl, oder unvollständig, ohne wirkliche Präsenz.
    Und dann war da ja noch das Blut. Ja, er liebte den schmackhaften Duft des Blutes, das von seiner Stirn hinab lief. Obwohl er nicht wusste, woher es kam. Auch sein Bauch schien verletzt und tränkte das helle Hemd mit einem dunklen, weinroten Fleck. Wie war das nur gekommen?

    Und dann endlich hörte er Schritte. War es also so weit. Samtweich mit den Pfoten einer toten Katze trat er aus dem schwarzen Schatten in das punktuell vorhandene Licht, welches sich wie auf ein Fingerschnippen hin zeigte. Rekhyt wurde davon fast geblendet.

    "Bist du also endlich gekommen?! Willst du mich denn nicht zur Begrüßung umarmen?"

    Calidor öffnete die Arme weit und einladend, mit blutroten Händen und Armen, an denen die Tropfen des Blutes von seinem Kinn drauf gelandet waren. Es sah fast wie ein rituelles Muster aus. Oder ein Insignium des dunklen Gottes. Rekhyt bewegte sich keinen Schritt auf ihn zu, schien wie erstarrt. Calidor erstarrte ebenso, also wäre er sein Spiegelbild.
    Geändert von Calidor (25.12.2010 um 21:43 Uhr)

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