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 nomina nuda tenemus
Langsam schritt der Schwarzmagier, nun wieder gekleidet in eine standesgemäße Robe, über die Planke, die vom Deck des Schiffes auf das Hafenkai führte. Mit lautem Krachen war der Laufsteg von der Besatzung der Rose von Myrtana ausgeworfen worden, hatte sich an der dafür vorgesehenen, niedrig gebauten Stelle der Reling verhakt und war scheppernd mit voller Wucht auf die Kaimauer gebrettert. Rücksicht nahm hier keiner auf irgend etwas. Schließlich mußte man Geld verdienen.
Rose von Myrtana? Der Kapitän hatte es erklärt: Ein ausländischer Name machte automatisch die Ware wertvoller, denn man kam offensichtlich von weit her. Warum also nicht etwas nachhelfen und den Schiffsnamen öfter mal anpassen? Außerdem machte es die Händler unvorsichtiger, dachten sie doch hin und wieder, einen fremdländischen Schiffer, der sich nicht mit den hiesigen Gewohnheiten auskenne, könne man einfacher übertölpeln und ihm seine Ware zu Spottpreisen abnehmen. Fragte sich, wer hier wen übervorteilte...
Doch für derlei finanzakrobatische Feinheiten hatte der Schwarzmagier keine Gedanken übrig. Gemessenen Schrittes ging er langsam - aber nicht zu langsam, sonst würde es trödelig und irgendwie unschlüssig (kurzum: weich und beeinflussbar) erscheinen und damit ein komplett falsches Bild eines Beliaranhängers vermitteln - den Hafen entlang und betrachtete das sich vor ihm ausbreitende Bakaresh.
›Dieser Ort hat wohl auch seine besten Tage hinter sich‹, dachte er ganz pragmatisch und seinem Sinn für Realismus folgend. ›Seit der Flut vor einem Jahr ist dies noch deutlicher: Aufgebaut ist nur ein Teil, der Rest liegt noch immer als Schutt in der Landschaft, im Hafen war auch schon einmal mehr los und nicht einmal von vorwitzigen Taschendieben wird man mehr behelligt.‹
Möglicherweise war es einfach an der Zeit, sich einen neuen Ort zu suchen. Doch leider blieb es Beliar vorbehalten, das Kastell mit seinen Anhängern, seinem Arm in Adanos' Sphäre, dorthin zu schicken, wo er es für am angebrachtesten hielt. Wie auch immer: ›Ein Schwarzmagier baut nichts auf, er nutzt Vorhandenes zu seinem Vorteil. Gibt es nichts Nutzbares mehr, sollte er sich ein anderes Ziel suchen: Denn die Anhänger Beliars sähen nicht, sie ernten. Denn auch Beliar ist kein Gott des Gebens, sondern des Nehmens.‹
Mit diesen befriedigenden Gedanken durchschritt Esteban die Stadt, um sich ins Kastell zu begeben, das hoch über dem Ort, gerade gegenüber der Kasba auf einem einst kahlen Berggipfel auf Befehl Beliars Platz genommen hatte, um den Magiern hier am Rande der Wüste als Heim zu dienen.
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Was Morlon fragte, bekam Calidor nicht mit, denn genau in diesem Moment erwachten seine Lebensgeister wieder zum Leben.
"Das war's also? Du gehst einfach? Einfach so?"
Der Adlat trat zu Rekhyt und sah ihn lange an, der Dieb schaute zurück, keiner zuckte, keiner blinzelte, niemand atmete. Totenstille. Richtig zum Fürchten.
"Wie kannst du jetzt gehen? Mir geht's echt beschissen und dir fällt nichts besseres ein, als einfach zu gehen. Was ich gesagt habe, das habe ich nicht so gemeint. Vorhin, da ... ich weiß auch nicht. Ich war nur so fertig. Ich wollte dir nicht wehtun und dich anschreien auch nicht, ich wusste mir nur nicht anders zu helfen. Der Grund ist, es ... ich ..."
Calidor sah Hilfe suchend zu Vic herüber und dieser nickte verstehend.
"Calidors Bruder Callindor wird seit einiger Zeit vermisst. Niemand weiß, wo er ist, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er inzwischen nicht mehr lebt. Er ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden, und das habe ich Calidor vorhin erzählt. Und danach haben wir uns zusammen gesetzt und nachgedacht."
Calidor spürte das Bedürfnis, hier ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten, denn dem Gesichtsausdruck Rekhyts nach sah er da nicht wirklich durch.
"Vic und Morlon sind beide eng mit meinem Zwillingsbruder Callindor befreundet. Sehr eng. Naja, also ... Vic ist Callindors ... ist ja auch egal. Deshalb geht es uns auch so nahe. Wir drei sind praktisch die ihm am nahesten stehenden Menschen. Vic wollte mich nur trösten. Denn es war ein Schock für mich. Callindor hat einmal mein Leben gerettet und nun war ich nicht dazu in der Lage, es ihm gleichzutun. Ich werde nie die Gelegenheit erhalten, es ihm zurückzuzahlen. Sein ganzes Leben hat er für das Gute gekämpft, hat für seine Liebe gekämpft, seine Freunde, seine Werte, Hoffnungen und Vorstellungen. Und am Ende wird er von seinem eigenen Fleisch und Blut getötet."
Calidor wandte sich zu Morlon um.
"Nero war's. Er hat das getan."
Der blonde Magier öffnete nur leicht seinen Unterkiefer sagte aber nichts. Calidor drehte sich wieder in Richtung des ungeduldigen Diebes und versuchte es erneut. Er nahm allen Mut zusammen, den er aufbringen konnte.
"Bitte ... ich möchte nicht das du gehst", sprach's und fasste seine rechte Hand und hielt sie in seiner.
"Bleib hier und genieß den Abend unter Freunden. Ich möchte dich bei mir haben. Heute brauche ich deine Nähe. Es hört sich seltsam an, aber ... du und ich ... ich weiß auch nicht."
Calidor senkte den Blick, schaute auf und erkannte, dass er nichts erkannte, denn Rekhyt blieb hart wie ein Fels.
"Aber wenn du gehen musst, dann geh. Ich könnte es verstehen, nach dem, was ich dir heute angetan habe."
Callindor versuchte zu lächeln, drückte die Hand, die er hielt, ganz fest, und schloss die Augen.
Seine ganze Haltung, seine Mimik und Gestik sprach das Offensichtliche aus:
Bitte, Rekhyt, geh nicht, ich brauche dich!
Geändert von Calidor (14.12.2010 um 20:37 Uhr)
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"Callindor hat einmal mein Leben gerettet und nun war ich nicht dazu in der Lage, es ihm gleichzutun. Ich werde nie die Gelegenheit erhalten, es ihm zurückzuzahlen. Sein ganzes Leben hat er für das Gute gekämpft, hat für seine Liebe gekämpft, seine Freunde, seine Werte, Hoffnungen und Vorstellungen. Und am Ende wird er von seinem eigenen Fleisch und Blut getötet."
"Getötet? Getötet... Getötet?!" dieses Wort hallte nach und nach in verschiedenen Stimmlagen und Betonungen duch Morlons Gedanken.
"Callindor getötet? Warum? Weshalb? Was zur Hölle ist hier eigentlich passiert?" fragte sich Morlon innerlich während sich seine Miene sichtlich verfinsterte auch wenn es niemandem aufzufallen schien. Fürchterliche Selbstvorwürfe machten sich im Innern des Feuermagiers breit.
"Warum konnte ich ihm nicht helfen? Warum... habe ich ihn wieder allein gelassen? Hätte ich überhaupt etwas tun können? Was ist überhaupt mit dieser Welt los? Warum wird jemand von seinem... Freund getötet?"
"Aber... hat er es andererseits nicht auch verdient so wie er mit den Gefühlen seiner Freunde spielte wie es ihm beliebte?" wollte Morlon mit lauter Stimme von sich geben, doch drang wiedermal kein Laut aus seiner Kehle. Er konnte sich gerade noch zügeln.
Einerseits verspürte Morlon unglaubliche Wut auf Callindor... auf Vic - der Überbringer schlechter Nachrichten gehört geköpft - und überhaupt auf die ganze Welt, doch herrschte andererseits das Gefühl schierer Hilflosigkeit in ihm. Obwohl er Feuermagier, ein Gesandter Innos ist, kann er nichts gegen das Leid das anderen widerfährt ausrichten noch nichtmal sich selbst kann er schützen vor seelischer Grausamkeit.
Das Geschehen zog vollkommen an ihm vorbei als er sich in seiner Gedankenwelt verlor und weiterhin nur stumm vor sich hinstarrte. Er konnte zwar sehen, was vor sich ging. Die Münder der Anwesenden bewegten sich, doch schien kein Laut an seine Ohren zu dringen. Als wäre er taub und blind starrte er hindurch ohne etwas Wahrzunehmen.
"Das kann so nicht weitergehen... Wie kann Vic in dieser Situation nur so ruhig bleiben? Es benimmt sich so als würde ihn die ganze Geschichte nichts angehen."
Die Wut die sich in Morlon angestaut hatte übertrug sich nun auf die flache Hand Morlons die er Vic mit voller Wucht an die Wange pfefferte.
Erschrocken fiel Vic zu Boden und sah völlig verdattert zu dem schwer atmenden Morlon.
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Rekhyt ließ sich nichts anmerken, dazu war er mittlerweile schon zu gut in seiner Rolle, doch innerlich traf ihn das gesagte heftig. Calidors Zwillingsbruder war tot? Das war immerhin ein guter Grund, warum er so außer sich war und der Dieb wurde von Mitgefühl ergriffen. Andererseits wurden seine Gedanken gleichzeitig auch bestätigt. Scheinbar war es ihm gekommen, dass man den scheinbar Emotionslosen auch für etwas Trost verwenden konnte und schon war er von totaler Ablehnung, zum Klammeraffen gewechselt.
Und so war der Schweigsame hin und hergerissen zwischen Wut und Mitleid, zwischen dableiben und weggehen und zwischen Calidor als Freund gewinnen oder verlieren. Ein wahrlicher Kampf spielte sich innerlich in ihm ab und drohte kein Ende zu finden, bis ein Satz den Sieger kürte.
"Bleib hier und genieß den Abend unter Freunden."
Mit Calidor alleine war er geblieben, hätte ihn getröstet und in seinen Armen gehalten, aber er war nicht alleine. Zwei andere waren ebenfalls hier, Wildfremde, die wahrscheinlich weder den Dieb sonderlich gut ausstehen konnten, noch er sie.
Jetzt war es an der Zeit Gefühle zu zeigen, ehrliche Gefühle: Bedrückte schaute er zuerst zum Boden und dann direkt in Calidors wunderschöne, durch Tränen glitzernde, blaue Augen.
"Es tut mir Leid! Ich möchte bei dir sein, bei dir alleine! Aber du und deine Freunde, haben einen schlimmen Verlust gemacht. Ihr solltet zusammenbleiben. Ich würde mich freuen dich wiederzusehen, aber im Moment bin ich hier fehl am Platz."
Damit umarmte er Calidor genauso inniglich wie er es gestern getan hatte und stand nicht nur da wie ein gefühlloses Brett, doch dann, nach einiger Zeit, musste er sich von ihm lösen und die Gruppe verlassen.
Er würde Dennik und Illdor suchen, sie hatten noch eine Diskussion offen, auch wenn Rekhyts Gedanken im Moment nicht sonderlich klar waren.
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Ein lautes Geheul weckte den Dieb aus dem Schlaf. Neben ihm lag die bezaubernde Adlige…minimal bedeckt mit Stoff und Kissen. Ihr Atem verlief leise und gleichmäßig, was darauf hindeutete, dass sie sich immer noch im Reich der Träume befand. Der Myrtaner wollte sie nicht aufwecken, denn sie hatte ihre Ruhe verdient. Fast ununterbrochen hatte sie sich die ganze Nacht lang um ihren Geliebten „gekümmert“.
Vorsichtig erhob er sich vom Bett und begann sich anzuziehen. Als er sein Hemd in die Luft streckte, um sich zu vergewissern, ob es immer noch vom Badewasser, das die beiden gestern beim Spiel ausversehen ausschütteten, nass war, fiel die kleine Muschel aus seiner Seitentausche heraus. Hätte der Dieb sich das kleine Ding nicht schnell genug geschnappt, läge es nun zersplittert auf dem Boden.
„Glück gehabt…“, sprach er leise zu sich selbst und ging zum Tisch. Dort lagen Stift und Papier zum Schreiben bereit. Konzentriert kritzelte er einige Sätze auf das Papier und legte dann die Muschel daneben.
Guten Morgen, meine Liebe. Ich bin für eine Weile weg. Solltest du mich suchen, so komme in die Taverne, die ich dir beschrieben habe. Sonst bin ich bald wieder da.
Illdor
Mit diesen Worten verließ er das noble Etablissement und suchte seine Freunde auf. Wahrscheinlich saßen sie wieder versammelt in der Taverne und diskutierten über das letzte Thema. Eigentlich hatte der Myrtaner nicht die Kraft gehabt, sich die Konversation anzuhören, aber es betraf seine Zukunft, also wollte er nicht fehlen.
In der Taverne angekommen nahm er an "dem" Tisch Platz.
Geändert von Illdor (14.12.2010 um 21:20 Uhr)
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Dennik hatte schlechte Laune, als er erwachte.
Er streckte sich, setzte sich auf, schaute verschlafen gen Tür und ließ sich wieder zurück fallen, auf das kratzige Bett der Taverne. Eine Weile lang blieb er liegen, versuchte seine Gedanken zu ordnen, heraus zu finden, wieso er schlecht drauf war,versuchte die komischen abstrusen Traum-Rest aus seinem Unterbewusstsein zu vertreiben und stand dann letzten Endes doch noch auf. Er zog seine Stoffhose an, dann die Bein und Oberschenkelschienen seiner Lederrüstung oben drüber, sein Stoffhemd, seine Armschienen und schließlich warf er sich auch noch seinen Kapuzenmantel über, der Schwarze Stoff des Mantels passte zwar nicht wirklich gut zu seinen ansonsten braunen Sachen und dem dunkelbraunen Lurkerleder seiner Rüstungsteile, doch er gefiel Dennik und war ein ständiger Begleiter, des kleinen Diebes. Wie jedes Mal vermisste er seinen Leder-Vamps, der beim Turnier zerrissen war. Er vermisste das Hauptstück Rheinold's Rüstung, doch ändern konnte er ja nichts... er musste sich wohl oder übel nach einer neuen vielleicht sogar besseren Rüstung umschauen.
Er hatte keinen seiner Freunde gefunden, gestern bei seiner Renn-Suche und er hegte auch nicht mehr die Hoffnung sie heute zu finden. Etwas schläfrig stieg er die Treppen hinunter und setzte sich unten im Erdgeschoss an die Bar. Er bestellte ein Glas Wasser, nippte ab und an daran und schaute verträumt aus dem Fenster. Entsetzt stellte er fest, dass es bereits wieder dunkel wurde... na toll... er hatte VERSCHLAFEN... war er so müde gewesen? Wenigstens hatte er sich nun vermutlich wieder ganz kuriert nach dem Turnier. Oder doch nicht... irgendwie fühlte er sich krank. Lange hatte er kein Fieber mehr gehabt, aber ja er fühlte sich irgendwie fiebrig.
Eines stand jedenfalls fest, heute Abend würde er nicht schlafen können, er ärgerte sich, dass sein Schlafrhythmus so aus dem Ruder geraten war. Er musste fit sein bei ihrem Einbruch im Kastell... und krank durfte er erst recht nicht werden.
Dennik schloss noch einmal die Augen und versuchte zu sich zu kommen. Doch es gelang ihm nicht wirklich. Demotiviert aufzustehen, stellte er fest, dass er in dieser verrauchten stickigen Bar wohl nie wirklich klar werden würde, so raffte er sich dann doch, nach einiger Überredungskunst auf und schlürfte nach draußen. Jetzt schätze Dennik den Fakt, dass er die Hitze des Tages verschlafen hatte, die kühle Luft war sehr schön und tat gut.
Tief atmete er die salzige Luft ein und schaute sich auf den Straßen um, er war noch einiger maßen Belebt, der Ort in der Wüste, Bakaresh. Groß war er, vergleichbar mit seiner Heimatstadt Vengard, doch keine der Beiden Städte war etwas für Dennik, dass wusste er. Er wollte nicht an eine Stadt gebunden sein...
Wieder gähnte er und drehte sich um, um wieder in den Laden zu treten, was sollte er hier draußen auch tun, außer sich die Beine in den Bauch zu stehen. Innen stellte er fest, dass ihn das kurze raus gehen, noch schlapper gemacht hatte, als er zuvor schon gewesen war. War er wirklich krank...
Er konnte nicht mehr weiter drüber nach grübeln, denn eine herein schleichende Gestalt erweckte seine volle Aufmerksamkeit. Es war Rekhyt.
Kurz nach ihm stoß auch Illdor zu ihnen. Der junge Schwarzhaarige schien ein Gespür zu haben, wo er gebraucht wurde... und Rekhyt auch.
"Hallo Leute, ich muss euch was beichten!", begann der junge Dieb sofort, als seine Kameraden und er sich zusammen an einen der Tische, weit weg von der Bar, gesetzt hatten.
"Also... ich bin in eine Sache hinein geraten, aus der ich so leicht nicht wieder raus komme... ich soll, ich muss ins Kastell der Schwarzmagier einbrechen und dort einen Kelch stehlen, doch alleine schaffe ich das nicht. Rethus, ein alter Freund von mir und ein guter Dieb denke ich, hilft mir, aber am liebsten wäre es mir, wenn ihr ebenfalls mit kommen würdet, bitte helft mir!", flehte Dennik etwas gefühllos. In seiner kleinen Ansprache steckte nur halb so viel Liebe wie sonst. Er war Todmüde...
Wie durch einen Schleier betrachtete er seine Freunde, sie wirkten irgendwie verständnislos, doch der Schwertkämpfer konnte sich nicht aufraffen detaillierter zu erzählen, deswegen beließ er es bei einem: "Bitte..."
Da er vermutete, dass sich Rekhyt mit seiner Antwort wieder etwas Zeit lassen würde, schaute er betont Illdor an. "Wäre doch ein kleines Abenteuer oder?", hakte er nach.
Doch seine Freunde schienen sich nicht wirklich zu begeistern und so, da er keine andere Möglichkeit sah, ihnen die Dringlichkeit zu erläutern, erzählte er die ganze Geschichte.
"Also in der Taverne hat mich so nen' Typ angesprochen. Er sprach mich also an und erzählte etwas von, "die Hälfte des Geldes jetzt, die andere Hälfte, bei Lieferung". Ich wusste natürlich nicht, was der Kerl von mir wollte, aber da ich es erfahren wollte habe ich so getan, als wäre ich die Person, die er suchte. Franzis hieß der Kerl, und er erzählte mir, dass ich für ihn in das Kastell der Magier einbrechen sollte und dort einen magischen Kelch stehlen sollte, oder so ähnlich. Dann kam der Komplize von Franzis, er meinte, ohne mich zu beachten zu Franzis, dass der Kerl, der ins Kastell einbrechen sollte, tot sei. So wurde ich dann von den Beiden entlarvt. Sie meinten sie müssen mich töten, da ich zu viel wusste, doch ich habe ihnen dann vorgeschlagen, ein zu brechen und ihnen den Kelch zu beschaffen, und ich meinte auch, da sie mir so etwas großes nicht zutrauten, dass der Rethus von der Arena und meine Diebes-Freude,also ihr Beide, ebenfalls Diebe, mit helfen würden, sie drohten mir, dass ihr Anführer ein Gewisser Elster, oder so ähnlich, mich töten lassen würde, wenn ich versuchen würde zu fliehen... sie gaben mir eine Woche von Gestern an und verschwanden...", nach der Zusammenfassung, die der ähnelte, die er Rethus gegeben hatte, schwieg er und wartete auf eine Antwort. Er war zu müde um weiter, als Ansprache, zu argumentieren, wieso sie ihm helfen sollten.
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Er ging.
Er wäre geblieben.
Bei ihm.
Allein.
Kurz dachte er darüber nach, Vic und Morlon fortzuschicken, und so Rekhyts Bitte zu erfüllen, doch das wurde dadurch verhindert, das Morlon Vic mit der Hand ins Gesicht schlug. Nur zu deutlich hörte man das Klatschen, das Atmen und Schlucken, und dann den *Platsch*, als Vic rückwärts ins Wasser stürzte.
Er wäre bei ihm geblieben. Verdammt. Aber wieso nur allein? Mochte er die anderen nicht? Hatte er Angst vor ihnen, war er misstrauisch? Zum Glück aber schien er ihm seinen Schnitzer verziehen zu haben. Rekhyt öffnete sich wider Erwarten auch heute etwas mehr, nannte ihm wahre, klare Gründe, zeigte seine Enttäuschung und den inneren Kampf mit seinen Worten. Aber am meisten zeigte es sich in ihrem Abschied. Der Impuls ging von ihm aus. Er umschloss Calidor, drückte ihn an sich, hielt ihn fest, streichelte ihn fürgsorglich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
*Ich denke an dich.*
Darüber hinaus hatte er völlig vergessen, dass sie nicht allein waren, dass sie Publikum mit ihrer Umarmung beglückten. Aber Calidor störte es nicht. Und den Dieb auch nicht. Ein letztes Mal sog er den Duft des Diebes in sich auf, und hätte ihn fast nicht gehen lassen, als doch die Vernunft siegte. Fort war er, bis zum nächsten Mal. Denn es würde ein nächstes Mal geben, das hatte Rekhyt ihm versprochen.
Indessen tauchte Vic völlig durchnässt und mit zornigem Blick um die Augen aus den Fluten wieder auf, belegte Morlon mit Flüchen und Beschimpfungen und schwamm und kroch dann das kurze Stück bis zum flacheren Wasser und dem Strand.
"Sag mal geht's noch? Wofür war das denn bitte?"
"Wie konntest du das zulassen? Er ... ich ... du ..."
Morlon verstummte, Vic schaute ihn noch einen Moment an, ehe er sich den Pullover vom Leib riss und auch die Schuhe auszog.
"Ich gehe erstmal zurück zur Herberge und werde mir trockene Sachen besorgen. Du solltest bis dahin mal runterkommen. Ich habe dir doch gar nichts getan. Ich bin nicht dein Feind, Morlon."
Grummelnd zog Vic ab und zurück blieben Calidor und Morlon, beide stumm und in Gedanken versunken. Es war der Adlat, der als erstes etwas sagte und damit die betäubende Stille beendete.
"Mit der Liebe ist das so eine Sache. Man kann sich nicht ewig dafür Zeit lassen, abwägen und abwarten. Ich habe das am eigenen Leib erfahren, wie einem die Liebe vor den Augen genommen wird. Morlon, es stimmt doch, oder? Du warst immer in Callindor verliebt ..."
Morlon sagte nichts, wandte sich nur zur See und folgte den Wellen, die im Dunkel fast ein tintenfarbiges Schwarz angenommen hatten.
"Nur eines frage ich mich dann. Wenn du Callindor immer geliebt hast, wieso hast du dann Vic den Vortritt gelassen? War Callindor der Grund? Hat er deine Liebe nicht erwidert?"
Geändert von Calidor (14.12.2010 um 21:30 Uhr)
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Illdor hatte seinen Freund stutzig angesehen, als dieser plötzlich mit dieser etwas seltsamen Geschichte ankam. Sie sollen ins Kastell einbrechen? Der Dieb hatte sicher nichts dagegen gehabt, würde nicht er nicht wissen, dass das Kastell so etwas wie ein zu Hause für seine Geliebte Lucia war…nun…mehr oder weniger. Er konnte doch nicht einfach dort einbrechen.
Doch anders betrachtet handelt es sich hier um einen Notfall… Würde er seinen Freund nicht, so musste er womöglich wirklich sterben… Außerdem reizte ihm eine kleine Reise ins Kastell. So könnte er endlich mit eigenen Augen sehen, in welchen Umständen seine Geliebte lebte.
Eigentlich wollte der Dieb heute Rekhyt darauf ansprechen, wo er gestern mit dem Kerl verschwunden ist, aber das musste jetzt warten.
„Eine Woche sagst du? Das ist nicht viel Zeit… So wie ich es von Lu...“ Er stoppte, da er den Namen vor Rekhyt nicht erwähnen wollte. „Ich habe gehört, dass sich dort seltsame Gestalten herumtreiben sollen. Damit meine ich nicht die Magier. Doch genaueres weiß ich nicht. Trotzdem geht es hier um eine Aufgabe, die wir erledigen müssen. Für Dennik.“
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Es war als könnte Calidor in den Gedanken Morlons lesen. Nachdem sich Vic wutschnaubend aus dem Staub gemacht hatte verspürte Morlon einerseits eine Erleichterung, dass er seinen Gefühlen irgendwie Luft gemacht hatte. Doch hatte er im gleichen Moment ein schlechtes Gewissen was Vic anging. Er tat ihm sicher unrecht. Dafür würde er sich später noch entschuldigen, dachte Morlon als sein Blick über das Meer schweifte, das sich inzwischen zu einer schwarzen Masse entwickelt zu haben schien. Der Moment kam dem Feuermagier ewig vor als Calidor das Wort ergriff. Warum konnte jeder sich so gut beherrschen? Warum war es nur Morlon der immer wieder über seine eigene Unfähigkeit zu stolpern drohte?
"Nur eines frage ich mich dann. Wenn du Callindor immer geliebt hast, wieso hast du dann Vic den Vortritt gelassen? War Callindor der Grund? Hat er deine Liebe nicht erwidert?" fragte Calidor die Frage die sich wie ein Pflock in Morlons Herz bohrte.
Langsam drehte sich der Feuermagier wieder zu dem sonderbaren Zwillingsbruder, den er immer noch nicht näher kannte oder richtig einzuschätzen vermochte. Doch war dieser in der Lage in Morlon wie in einem offenen Buch zu lesen.
Mit leicht tränenverquollenen Augen schaute er Calidor an und begann sich ihm zu nähern.
"Kennst du das? Du möchtest nur das Beste für jemanden? Denkst aber selbst nicht, dass du in der Lage wärst dieser Person das zu geben was sie verdient?"
Stumm erwiderte Calidor Morlons Blick darauf wartend, dass der Feuermagier mit seiner Erklärung fortfuhr.
Ein weiteres Mal wusste er selbst nicht wie ihm geschah... Warum vertraute er sich einem Fremden derart an? Glaubte er Callindor in ihm zu erkennen? Könnte er ihn möglicherweise ersetzen?
"Niemals!" schrie Morlon sich innerlich selbst an. "Niemals konnte ihn jemand ersetzen..."
"Weißt du... ich konnte auch nicht sagen was Vic ihm bieten können würde. Ich war mir sicher ich würde ihn nur weiter verletzen. Jedenfalls gab er mir das Gefühl als ich vor einem Jahr wieder in sein Leben getreten bin."
"Aber..." setzte Calidor an und wurde jäh von dem Feuermagier unterbrochen.
"Wie hättest du an meiner Stelle gehandelt?" wollte Morlon wissen.
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Dennik war immer für eine Überraschung gut. Zuerst wollte er weg und jetzt wollte er ins Kastell der Schwarzmagier einbrechen. Oder suchte er so verzweifelt nach einem Grund von hier weg zu gehen. Nachdem sie von den Magiern gesucht wurden, hätte sich die Frage ob sie weggehen wohl erübrigt. Aber nein, Dennik meinte es ernst, er hatte diesen Auftrag angenommen, war jetzt gezwungen ihn auszuführen und befürchtete seine Freunde wären dagegen.
"Wir kennen das Kastell nicht und wissen nicht was die Zauberer können. Mit Magie ist nicht zu spaßen."
Dabei dachte er an den Arenakampf.
"Es ist gefährlich und viel könnte schief gehen!"
Der Schweigsame erkannte, dass es Dennik gar nicht gefiel was er sagte, aber er war auch noch nicht fertig!
"Ich bin dafür! Wir dürfen nur nicht leichtsinnig sein."
Er sagte es in dem gleichen Tonfall wie alles andere was er gesagt hatte, wusste aber trotzdem, dass es genau das war was Dennik hören wollte und so konnte er ein Grinsen nicht verhindern.
"Lucia ist dort. Illdor, glaubst du könnte sie uns helfen?"
Sein Freund hatte versucht ihren Namen nicht auszusprechen. Wegen ihm? Das war sehr nett von ihm, aber Rekhyt hatte eine andere Person im Kopf als Lucia. Es bestand nur die Gefahr, dass Lucia herausfinden würde, was sie vor hatten und sie dann ihren Einbruch vielleicht eher verhindern würde als ihnen zu helfen. Das würde Illdor abschätzen müssen.
Das waren seine Ideen und dem Projekt stand scheinbar nichts mehr im Wege, sie bräuchten nur noch einen Plan wie so vorgingen, doch das überließ Rekhyt fürs erste den anderen. Er hatte genug gesagt.
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"Callindor hat mir in einem Gespräch mal von dieser Zeit erzählt. Damals, als er dein Schüler wurde, du ihm die Magie unseres Allvaters Innos näher gebracht hast und es zu diesen ... Unfällen gekommen ist. Das mus ich mir wohl ankreiden lassen. Doch der Calidor von damals ist nicht derselbe, der hier sitzt. Und das habe ich Callindor zu verdanken. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber er schafft etwas, dass sich Menschen in seiner Umgebung wohl bei ihm fühlen. Sind es seine Worte, seine Taten, seine Augen, ich weiß es nicht. Er hat mir auch davon erzählt, wie das mit euch beiden angefangen hat, diese Sache mit der Tür und der Verwechslung. Er gestand mir, dass er damals lange Zeit nicht wusste, ob er diese Sache mit dir angehen sollte. Schließlich warst du sein Lehrmeister, im Rang über ihm, angesehen und respektiert. Er glaubte, eine Beziehung zu ihm hätte dir mehr geschadet. Das war es ihm nicht wert. Doch er konnte nicht gegen seine Gefühle ankämpfen und immer mehr war er von deiner Gegenwart gefangen. Nur hast du es damals nicht wahr genommen, wie brach Callindor lag, offen und verletzbar. Das letzte Mal, dass er so etwas wie Liebe empfangen durfte, lag so viele Jahre zurück. Und dann trifft er auf so jemanden, dem er sein Herz schenken wollte, und dieser lehnt es ab. Das hat Callindor hart getroffen ... bis er Vic traf.
Es war fast so, als hätte Innos dich für Callindor geschaffen, um glücklich zu sein, doch warst du zu eigensinnig und hattest deinen eigenen Kopf. Also erschuf Innos Vic, der den Wünschen von Callindor in vollem Maße entsprach. Und sie verliebten sich. Kann man es Callindor vorwerfen? Nein. Kann man dir etwas vorwerfen? Nein.
Die Frage ist, gibt es bei deiner Frage eine Antwort, die alle zufrieden stellt. Vic hat sich dir anvertraut, sah in dir seinen Freund, Callindor war in dich verliebt, trotz allem, du hattest jedoch vorrangig sein Glück im Sinn, ohne zu erkennen, dass du sein Glück gewesen wärst. Hätttest du Vic nicht geholfen, Callindor nicht von Vics Gefühlen erzählt, dann wäre Vic unglücklich gewesen, Callindor ebenso. Nur wärst du dann glücklicher? Deiner eigenen Aussage zufolge na eben nicht. Weil Callindor nicht glücklich ist. In diesem Moment und bei dieser Konstellation gab es Verlierer, und du warst jedes Mal einer davon. Dennoch war deine Wahl richtig, wenn sie dir nicht in gleichem Maße das brachte, was sie Vic und Callindor bescherte. Deshalb frage ich dich:
Wenn du jetzt die Chance hättest, Callindor offen deine Gefühle für ihn zu äußern, würdest du es tun, oder noch immer davor fliehen? Denn das ist eben das Schlimme. Es kommt die Zeit, da ziehen Zweifel Konsequenzen nach sich, und in dem Moment, wo man seiner Sache klar ist, ist es längst zu spät.
Du hast nichts falsch gemacht. Denn Menschen sind eben so. Wir denken mit dem Herzen, und das ist nicht immer rational und perfekt. Wir dürfen Fehler machen. Nur manchmal müssen wir für diese Fehler und Entscheidungen teuer bezahlen. Wenn du jemandem die Schuld geben willst, dann deinem Herz, weil es so voller Gefühl und Wärme ist, und nicht Vic.
Ich würde alles dafür geben, so ein Herz wie du zu haben, Morlon, das kannst du mir glauben."
Geändert von Calidor (14.12.2010 um 22:24 Uhr)
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"Danke Leute!", meinte Dennik erleichtert.
"Ja Lucia wäre tatsächlich so etwas wie ein Freifahrtschein glaube ich, ich habe gehört, dass das Tor des Kastells von Untoten bewacht wird und sie mit einem Reden wollen, wenn man Einlass will... also meint Rethus!", begann Dennik müde, er zwang sich die Augen weiterhin offen zu lassen und redete weiter: "Illdor willst du dein Mädchen jetzt vielleicht suchen,sie ist doch in Bakaresh oder? Und Rekhyt lass uns zu unsrem Turm gehen, Rethus und seine Leute warten dort, wir sollten uns einmal kurz schließen!", meinte der junge Vengarder.
"Wir treffen uns dann da wieder, ok Illdor?", fragte Dennik noch abschließend und raufte sich gequält durchs Haar, am liebsten hätte er sich wieder in sein Bett geworfen...
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Mehrmals während Calidors ausschweifender Erklärungen versuchte Morlon etwas zu sagen. Doch wurden diese Versuche schon gleich im Keim erstickt.
Das Meiste was sein Gegenüber ihm erzählte wusste Morlon tief in seinem Innern schon... Nur wollte er es sich selbst nicht eingestehen.
"Wie erbärmlich... Dass es erst jemanden braucht der mir das erzählt damit ich es begreife..." brach es aus Morlon heraus als Calidor geendet hatte.
"Jeder hat also alles richtig gemacht?"
"So ist es."
"Aber dennoch gibt es immer jemanden der leidet... Es muss töricht anmuten sich dafür zu entscheiden selbst zu leiden statt sein Glück selbst in die Hand zu nehmen, oder?"
"Keineswegs Morlon... Ich schätze man wird es dir hoch anrechnen... Irgendwann... Doch was passiert ist ist passiert und lässt sich nicht umkehren."
"In der Tat. Es wäre dumm sich wegen dem Vergangenen Vorwürfe zu machen und nicht nach vorne zu blicken."
"Mag sein. Doch bist du mir immer noch eine Antwort schuldig. Würdest du?"
"Was spielt das jetzt noch für eine Rolle wo... wo Callindor fort ist?" stockte Morlon während eine Träne seine Wange hinablief. "Ich denke nicht. Ich möchte nichts zerstören. Wäre er noch am Leben würde ich nicht wieder einmal für sein Unglück verantwortlich sein wollen." erklärte Morlon und schaute zu Calidor rüber und erhoffte etwas aus seinem Gesicht lesen zu können. Eine Beurteilung, eine Bewertung. Doch kein Gesichtsmuskel regte sich.
"Also... Ich würde vorschlagen wir sollten uns jetzt etwas ausruhen. Die Aktion war sicher für jeden anstrengend." schlug Morlon vor.
"Also gut... Kommst du mit zur Herberge? Und möchtest du uns auch noch erklären was dich hierher führt?"
"Ich komme gerne mit" antwortete Morlon, immer noch mit dem Gedanken im Hinterkopf sich bei Vic entschuldigen zu wollen.
Langsam, aber nicht zu langsam bewegten sich beide Richtung Herberge.
"Nun?" fragte Calidor neugierig.
"Mir wurde eine Mission zu Teil einen Dieb zu finden der Artefakte des Ordens gestohlen haben soll. Hauptsächlich Kerzenständer und so ein Kram." entgegnete Morlon
"Und wie ich sehe nicht sonderlich erfolgreich..." warf Calidor ein.
"Exakt. Bisher weiß ich nur, dass Bakaresh wohl das Ziel des Diebes sein mochte. Stutzig macht mich aber die Tatsache, dass ich immer noch hier bin... So wichtig kann das Zeug doch nicht gewesen sein. Ich frage mich ob man mir irgendwas verschweigt. Und einfach aufgeben kann ich auch nicht. Wie stehe ich da vor dem Orden da?"
"Eine schwierige Situation..." gestand Calidor ein.
Während die beiden zur Herberge schritten bemerkte keiner der beiden, dass sich eine schemenhafte Gestalt im durch das Mondlicht verursachten Schatten bewegte und ihnen neugierig folgte.
"Wir sind wieder da!" rief Calidor als derselbe und Morlon das Zimer betraten.
"Großartig..." seufzte Vic.
"Vic... hör zu..."
"Was ist? Willst du mir wieder eine runterhauen?" schnaubte der immer noch angefressene Vic.
"Nein... Es tut mir Leid. Ich habe dir Unrecht getan." entschuldigte sich Morlon "Ich war nicht Herr meiner Sinne. Bitte verzeih mir." entschuldigte sich Morlon und wartete auf eine Reaktion Vics.
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Calidor begleitete Morlon, oder er ihn, zusammen empfand man die Dunkelheit der Nacht als gar nicht mehr so erschreckend.
*Was er wohl jetzt macht?*
Na was wohl. Sicher schläft er schon längst. Naja, bei Rekhyts Profession lag es näher, dass er jetzt erst so richtig aktiv wurde.
*Ob er wirkich an mich denkt?*
So ein Unsinn, rede dir das doch nicht ein. Was war schon so besonderes an ihm?
*Hoffentlich passiert ihm nichts!*
Der ist doch schon groß, der kann auf sich aufpassen. Du bist nicht seine Amme.
Calidor vertiefte sich noch weiter in seine Selbstgespräche, debattierte über das Für und Wider, überhaupt nur einen Gedanken an Rekhyt zu verschwenden. Vielleicht sahen sie sich ja doch nicht mehr wieder.
Aber er wollte es. Und wenn es nur dafür wäre, sich noch einmal bei ihm zu entschuldigen, es auszuräumen, wie er es auch tags zuvor bei ihm zugelassen hatte. Leider war der Dieb sehr verschlossen, öffnete sich ihm gegenübver nur langsam, sodass der Adlat nicht abschätzen konnte, was wirklich in ihm vorging.
Sie erreichten die Herberge, suchten sich ihre Betten, als Calidor merkte, wie Morlon eine Aussprache mit Vic erzwang. Er empfand dies als keinen günstigen Augenblick. Sie waren müde, viel war geschehen, die Gemüter waren gereizt und angespannt. Eine Mütze voll Schlaf würde das Müdchen abkühlen, die Lebensgeister aufladen.
Leider sah Morlon das etwas anders.
"Vic, ich ..."
"Was? Willst du mir jetzt sagen, dass du nicht gemeint hast, es wäre meine Schuld, dass Callindor tot ist?"
"Nein ... ja ... also ..."
"Ja was denn nun? Nein, ja? Du musst dich schon entscheiden. Aber das war ja schon immer dein Problem, richtig? Da staunst du, was? Callindor hat mir nämlich davon erzählt. Eines Abends, als wir abgekämpft und glücklich zusammen lagen, hat er mir seine Leidensgeschichte mit dir erzählt. Wie du ihn abgewiesen hast, deine Eiseskälte ihn beinahe zerstörte. Glaubst du, du hast uns einen Bärendienst erwiesen, indem du mir den Vortritt gelassen hast? Nach dem, was du dir geleistet hast, war das deine verdammte Pflicht, nichts anderes. Und jetzt kommst du an, heulst rum, weil du zu spät gekommen bist und besitzt die Dreistigkeit, mir etwas anzukreiden, wofür du den Grundstein gelegt hast. Du hattest deine Chance, hättest du in diesem einen Moment Herz über Vernunft siegen lassen. Er hätte dich glücklich gemacht, dir den Himmel auf Erden geschenkt, dich zu ungeahnten Höhen der Liebe hinaufgetragen. Stattdessen gibst du dich selbstlos, ziehst dich hinunter in eine Suhle aus Selbstzweifeln, und Callindor fast noch mit.
Du hast gespielt und verloren, ich hätte dir Callindor nie überlassen. Nur über meine Leiche. Das wir uns klar verstehen.
Denn ehrlich gesagt, seit ich die Wahrheit kenne und wie du mir den sorglosen Freund gemimt hast, obwohl du selber was von Callindor wolltest, habe ich nur noch Verachtung für dich übrig. Aber Callindor hatte mich gebeten, mich ruhig zu verhalten, weil es dir ja *ach so schlecht* geht. Also habe ich mich dran gehalten, war hübsch brav und habe wirklich versucht, mit dir auszukommen, um Callindors Willen. Und was machst du? Fährst mich an, attackierst mich und dabei hätte ich viel eher was sagen können. Du bist ein hinterfotziges Arschloch, Morlon. Nichts anderes. Deine selbstauferlegte Gerechtigkeitstour kauf ich dir nicht mehr ab."
"Fick dich, Morlon! Und fahr zur Hölle!"
Das war genug. Wie zwei Kampfhähne fielen sie übereinander her, warfen sich Schimpfwörter an den Kopf, prügelten sich und letztlich griff Calidor ein, zog den einen weg und langte mit der Faust einmal zu, da regte sich bei Vic nichts mehr.
"Und du verziehst dich in ein Bett, verstanden. Das reicht für heute. Ich sag es nicht nochmal. Du willst mich nicht böse erleben."
Das hörte sich schon fast wie Callindor an, als hätte sein Bruder ihm die Worte in den Mund gelegt. Es fühlte sich seltsam an, aber es war gut. Es wärmte sein Herz.
Als der Aufruhr sich legte, legte sich als letztes auch Calidor in eines der Betten, nicht ohne jedoch Vic notdürftig zu entkleiden und zuzudecken. Ein anerkennendes Nicken seitens der Feuermagierin war ihm Lohn genug. Er konnte beruhigt einschlafen, und hoffte, von einem jungen, in sich gekehrten Dieb zu träumen, der ihm seit dem gestrigen Tag seine Sinne geraubt hatte. Der heutige Tag mit der Aufdeckung all dieser Neuigkeiten machte ihm dies klar, und er wünschte sich, Rekhyt würde sie sicher behüten und bewahren, wie seinen größten Schatz.
Geändert von Calidor (14.12.2010 um 23:51 Uhr)
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Lucia hatte sich viel später als Illdor aus dem Bett erhoben und musste erschrocken feststellen das die andere Betthälfte leer war. Der Dieb war verschwunden und leichte Panik umgab die Grafentochter. Beruhigenderweise konnte sie den Zettel auf dem Tisch relativ schnell entdecken. Die Adlige hatte sich auf die Bettkante gesetzt, konzentrierte sich kurz und ließ den kleinen Brief zu ihr schweben.
Guten Morgen, meine Liebe. Ich bin für eine Weile weg. Solltest du mich suchen, so komme in die Taverne, die ich dir beschrieben habe. Sonst bin ich bald wieder da.
Illdor
Langsam hatte sie die Zeilen gelesen, entspannte sich schnell wieder und ließ den Brief auf den Tisch zurück schweben. Kurz darauf zog sie ihre Kleidung an und öffnete das Fenster in ihrem Zimmer. Großartige Gedanken machte sich Lucia nicht, Illdor würde sicherlich bei seinen Diebeskumpanen sein und irgendwelche Dummheiten planen - doch plötzlich musste sie an seine Wunden denken. Was, wenn er wieder an die falschen Personen geraten würde? Die Magierin verwarf den Gedanken ziemlich schnell, begab sich in den Gastraum, unter ihrem Zimmer und aß erstmal etwas Frühstück.
Den Rest des Tages irrte die Grafentochter durch Bakaresh. Die Taverne aufzusuchen war nicht ihr Ziel. Sie wollte ihren Geliebten nicht bei irgendwelchen Konferenzen stören, so spatzierte die Grafentochter durch den Marktplatz und schaute nach irgendwelchen, sowieso nichtsnützigen Dingen, die sie eventuell kaufen könnte.
Am Abend kehrte sie in die Taverne zurück und hoffte Illdor dort wieder zu treffen. In ihrem gemeinsamen Zimmer war jedoch niemand zu finden, so setzte sie sich wieder in den Gastraum, ließ den Tag mit einem Glas Wein ausklinken und wartete auf ihrem Geliebten...
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„Wisst ihr, was ihr dort von mir verlangt? Ich soll Lucia fragen, ob wir in ihr zu Hause einbrechen dürfen? Dazu müsste ich sie anlügen und ich weiß nicht…ob ich das kann…“, rief der Dieb zu seinen Kameraden. Wieder empfand er zwiespältige Gefühle. Auf der einen Seite war es Dennik gewesen, denn er unbedingt helfen wollte, denn nach seiner Deutung war die Lage ziemlich ernst. Der Myrtaner hatte nicht die Lust, dass Dennik aufgrund einer „List“ nun sterben muss… Er wusste nicht, wer dieser Franzis war und wie gefährlich dieser wirklich war, doch Denniks Ausdruck zu urteilen hatte dieser seinen Freund in der Tat in Angst und Frucht versetzt.
Auf der anderen Seite war da aber Lucia, der er gerade sein vollstes Vertrauen geschenkt hatte und nun sollte er sie wieder anlügen? Wie würde sie reagieren, wenn sie dies irgendwann herausfindet? Sicherlich wird die Adlige wieder ins Kastell zurückkehren müssen und spätestens dann wird sie merken, dass ihr Geliebter ihr erneut was verheimlicht hatte…
Doch, was wenn er gar keine Tricks brauchte? Was, wenn er einfach die Wahrheit sprach? Die Lage war immerhin relativ ernst gewesen und die Grafentochter war niemand, der kein Verständnis für so etwas besaß.
Illdor verabschiedete sich von Rekhyt und Dennik und stimmte zu, dass er seine Geliebte fragen würde. Innerlich hin- und hergerissen betrat er die exquisite Taverne, wo er und Lucia die letzte Nacht verbrachten. Er blieb zögernd vor der Tür stehen, denn er war sich nicht sicher, ob er die Adlige tatsächlich darauf ansprechen sollte. Schließlich überwindete er seine Zweifel und trat ein.
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"Ah! Da bist du ja endlich!" rief Lucia und lief auf Illdor zu, umarmte ihn stürmisch und zog ihn förmlich an den Tisch. Grinsend fragte sie ihn, was er denn gerne trinken würde. "Und das ich morgen ja nicht wieder alleine aufwachen muss..." lachte Lucia und grinste ihn wieder an. Es war wieder diese Gefühl von Freude ihn zu sehen, zu umarmen und bei sich haben zu können. Doch irgendwas stimmte nicht. Er wirkte nachdenklich und weniger gut gelaunt. Auch grinste er nicht wirklich, sondern schien tatsächlich mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
Eine Weile lang beobachtete sie den schweigendem Geliebten. Er schaute einfach nur so in eine Richtung und sagte gar nichts. "Hallo? Illdor? Ich...rede mit dir...stimmt irgendwas nicht?" fragte die Grafentochter schließlich und wartete eine Antwort ab. Erst jetzt schien er ihre Worte registriert zu haben und schaute sie fragend an...
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Illdor brachte nur ein kurzes, verzweifeltes Lächeln heraus und nahm leicht unruhig auf dem Sessel Platz. Gerne hätte er einen Schnaps verlangt, wenn es denn welchen gäbe, denn betäuben wollte er sich, bevor er seiner Geliebten die Frage stellen würde: Gestattest du mir und einigen anderen ins Kastell einzudringen?
„Hallo Lucia. Nein, danke. Ich möchte nichts trinken. Später vielleicht…“ Ja, später…wenn die Adlige ihn nach der Bitte mit einer Ohrfeige abserviert und verlassen hatte. Es war schwer seinen Mund in dieser Situation aufzumachen, doch er musste es tun. Denniks Leben stand auf dem Spiel.
Er sah mit leicht traurigem Blick in die Augen von der Grafenstochter und erhob sich dann von seinem Sitzplatz. Mit dem Rücken zu ihr gewandt, da er ihre Reaktion fürchtete, sprach er ernst zu ihr: „Lucia, du hast mir doch einmal gesagt, dass ich dir alles erzählen dürfte. Und…jetzt habe ich ein Anliegen, was mir wirklich am Herzen liegt. Du weißt, ich liebe dich, aber es geht hier wirklich um etwas sehr ernstes. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es eine andere Möglichkeit geben würde.“
„Um was geht…es denn?“
„Es geht um Dennik. Er ist auf irgendeine faule Angelegenheit reingefallen. Man hat ihn Befehl gegeben etwas zu stehlen…aus dem Kastell….“ Der Dieb traute sich nicht umzudrehen und in die Augen der Adligen zu schauen, tat es jedoch. „Wenn er es nicht bis Anfang nächster Woche schaffen sollte, wird man ihn jagen und wahrscheinlich töten…“
Geändert von Illdor (15.12.2010 um 01:00 Uhr)
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Lucia schaute verdutzt, als Illdor sie von den Plänen der Diebesgemeinschaft unterrichtete. In diesem Moment glaubte die Grafentochter zu träumen. Wollten diese Irren also tatsächlich im Kastell eindringen? Gerade im Kastell, wo ein Dämon über dem anderen hauste gefolgt von übermächtigen Schwarzmagierin, die natürlich nichts besseres zu tun hatten als irgendwelche Diebe aufzuspüren und in irgendwelche Folterkammern zu zerren um sie schließlich...
Lucia schüttelte den Kopf, schaute Illdor immer noch mit diesem verdutztem Blick an und fragte lediglich: "Wie bitte!?"
Der Tonfall war scharf und ungläubig, immer noch hatte sie das Gefühl in einem Traum gefangen zu sein. Hatte er sie also den ganzen Tag für einen solchen Plan alleine gelassen. Dann erst bemerkte sie den Namen, den er vorhin aussprach. Dennik. Er war einer der Leute, die mit ihnen gemeinsam nach Khorinis segelten. Lucia lag also richtig in der Annahme, dass sie allesamt zu einer Gruppe gehörten.
"Um Leben und Tod? Faule Angelegenheit? Was soll er denn stehlen?" fragte die Magiern, leicht skeptisch...
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Wie von dem Dieb erwartet reagierte die Adlige scharf und ungläubig. Vielleicht hätte er es doch lassen sollen, seine Geliebte nach Hilfe zu bitten. Die Gruppe hätte dann schließlich ihr Glück versucht, wären dort eingedrungen und dann…
Illdor wollte sich nicht ausmalen, was die Magier mit nervenden Insekten machten, wenn sie ungeladen in ihr Gemach eindrangen. Vielleicht die Glieder einzeln abschneiden? Nein, das wäre wahrscheinlich noch eine Erlösung gewesen. Womöglich würden die Gestalten dort zunächst ihre Haut abziehen, sie dann verbrennen und anschließend irgendwelchen Monstern als Futter vor die Füße werfen.
„Es handelt sich um einen Kelch, doch genaueres weiß nur Dennik. Er scheint wirklich verzweifelt zu sein und ich weiß, dass obwohl er ein Dieb ist, er trotzdem seine Grenzen kennt. Er würde nicht ohne Grund vorschlagen ins Kastell einzudringen.“
Auch Lucia hauste ihm Kastell, also waren dort vielleicht nicht alle so, wie Illdor es sich innerlich vorstellte. Güte kennzeichnete schließlich die Lucia, die er kannte, aber womöglich war sie im Kastell eine ganz andere Person gewesen…
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