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Der Hohepriester der dunklen Mächte legte den Kopf schief und blickte die faltige Alte an, als sie sprach und die Schuld von sich wies. Der Hüter wandte den Kopf nur leicht, um auch in die Augen des räudigen Straßenköters zu blicken, der leider keinerlei Reue empfang, als er die Schuld von sich wies. Der Magier beobachtete gar interessiert, wie der bald runzelige Fleischsack sich echauffierte und nickte verständnisvoll wie zum Zeichen seines Mitgefühls, dass er weder empfand noch verstand.
Dann endete die Flut der nutzlosen Worte so abrupt, dass Schweigen in den Raum eintrat und es einen Augenblick dauerte, bis jeder verstanden hatte, dass kein weiteres Wort über ihre Lippen dringen würde. Zu sehr waren sie damit beschäftigt, zu hoffen, dass es nicht sie selbst sein würden, die der Hüter erwählte, die Last der Schuld zu schultern und mit ihr vor aller Augen aus dieser Runde entfernt zu werden.
Für einen Augenblick überlegte Ardescion, ob der Tod nicht eine gerechte Strafe für derartiges Verhalten war, wissend, dass selbst Beliar nicht an Dienern interessiert war, die sein Heiligtum mit Füßen traten und gar drauf pinkelten, wenn es ihnen möglich gewesen wäre.
„Meine kleine Jahaaail…“, trällerte der Graublauäugige in einem abstrus fröhlichen Tonfall, den seine kalten, zu Gletschern erstarrten Augen Lüge straften, und schritt langsam auf die stinkende Parasitin zu, „Ich habe dir eine einfache Aufgabe geben, von der ich annahm, dass sie deinen mickrigen Verstand nicht überfordern würde. Ich gab dir gar in einem Anfall von Gutmütigkeit Essen und Trinken, weil mir einfiel, dass die flackernde Flamme deines Lebens derart klein ist, dass sie ohne Hirn und Rausch nicht zu überleben vermag.“, der Hüter erreichte Jail und seine Hand fuhr ruhig zu ihrer Wange, an der sein Zeigefinger sanft entlang glitt, ehe er am Kinn der kleineren Frau inne hielt und jenes leicht anhob, „Der dunkle Meister hat dir ein Dach und Heim dargeboten und nur deine Treue verlangt. Er schenkte dir Leben und hat nur deine Treue verlangt. Ist dies der Dank für sein Vertrauen in eine solch niedere Kreatur wie dir?
Wider besseren Wissens bist du in die Bibliothek mit einer Öllampe gegangen. Wider besseren Wissens hast du jene geworfen, vermutend eine Ratte zu sehen, die, selbst wenn sie existierte, als Kreatur Beliars für dich keine Gefahr darstellte. Wie viel Dummheit kann sich in einem einzelnen Menschen fokussieren? Du, kleine Jahaail, bist ein Beispiel dafür, dass es keine Grenze gibt…“, damit stieß der Schwarzmagier den Kopf der Alten zurück und wandte sich ohne ein weiteres Wort von ihr ab.
Seine Schritte glitten erhaben über den steinernen Boden auf den Köter zu. „Vryce!“, sprach der Hüter, „Auch euch gab ich eine beinahe lächerlich einfache Aufgabe, gar Zeit der Muße, euch mit dem Wissen dieses Ortes zu stärken, ehe ihr den Anblick dieser verdorrten Pflanze ein weiteres Mal genießen musstet. Freiheit und Pflicht, ein wesentlicher und einfacher Zusammenhang des Lebens.
Vryce… Vryce…“, säuselte der Hohepriester, „Vryce… dieser Name steht einem kleinen Kind nicht gut zu Gesicht. Dieser Name verspricht Stärke, Vernunft und Weisheit, die vielleicht, einst, in ihm gar begründet gewesen war. Gar in der Gestalt eures Vaters, der euch verließ, weil ihr weder euren Zorn, noch eure sonstigen Gefühle zu kontrollieren vermochtet und noch immer nicht vermögt? Was für eine Schande für einen vernunftbegabten Mann ein derart liederliches Kind in die Welt zu setzen, die ersten Jahre hoffend, dass Erziehung allein es ihm auszutreiben vermag. Am Ende jedoch scheint er resigniert geflohen zu sein, nicht ertragen könnend, jeden Tag den Schandfleck seines Lebens ins Auge blicken zu können. Habt ihr je darüber nachgedacht, dass es die eure Schuld ist? Vielleicht sollte die Rache gleichsam euch selbst gelten.“
Der Magus schlenderte geruhsam zu dem alten Mann hinüber und hockte sich neben die Gestalt, die noch immer auf dem Boden der Bibliothek saß, „Und ihr, Cephas, Prophet des Untergangs?“, fragte Ardescion kalt, „Was gelten euch eure Worte jenes Untergangs, wenn ihr ihm mit einem Lachen entgegen zu treten vermögt. Seid ihr dann nicht weiser, als jene, die Furcht und Scham ob ihres sündigen Lebens empfinden, gar weiser als jene, die sich jeden Tag bemühen, hoffend, dass das Ende für sie eine Erlösung darstellen wird, tief in ihrem inneren jedoch wissend, dass dies eine Lüge ist, doch zu feige, sich von jener zu lösen? Warum die Mühen der Worte? Warum die Zunge mit ihrer Schwere belasten, wenn einem noch die Leichtigkeit des Lachens inne wohnt? Ist es Dummheit oder Einfalt?“
Ardescion erhob sich geschmeidig und kehrte auf seine Ausgangsposition zurück. „Die Schuld liegt in euch allen begründet, in eurem Wesen, in eurem Charakter, in euren Worten. Dies ist bloß die Spitze eines Berges, den ihr mit eurem engen Blick kaum noch zu überblicken vermögt.“, erhob sich die tiefe Stimme des Hüters und schien erhaben, als sei es, wie es sein muss, das gesamte Umwelt zu erfüllen, „Dies ist die Spitze, die eine Wunde in das Herz des beliarschen Glaubens schlug. Ein Angriff auf die Freiheit und Weisheit, auf der diese Manifestation der Güte des dunklen Herrn gründete. Ein Angriff auf das Selbstverständnis des Zirkels und des Kastells. Ein Angriff gegen die Vernunft, die euch, die ihr euch im Angesicht des geglaubt Unmöglichen in eurem Kleinkrieg verloren habt, nicht inne wohnt. Gegen die Stärke des Geistes, die ihr, aus Neid und Missgunst vernachlässigend, nicht besitzt.“, die Stimme des Hüters des Kastells gewann an Kraft und seine Augen begannen zu funkeln, „Ein jeder von euch trägt diese Schuld. Doch euch sei ein letztes Mal die Gelegenheit gegeben, eure Strafe zu mindern, eine letzte Zäsur, ehe das Urteil gefällt wird, um die Gnade des Kastells zu ersuchen.“
Ardescion breitete die Arme aus und zu beiden Seiten des Hohepriesters schossen drei schwarze Flammen aus dem Boden, die drei geflügelte Dämonen mit seltsam verzerrten, ehrfurchtgebietenden Fratzen und einem glühenden Blick gebaren. „Es beginnt.“
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Die Schelte hatte gewirkt. Gut sogar. Die ruhige Stimme, die den Raum beherrscht hatte, derart, als hätte der Hüter sie zum Brüllen erhoben. Es war, als sei das Eis des Nordens über seine Lippen gekommen, Stück für Stück an den drei Schuldigen hinauf gekrochen und letztendlich ihren Geist erreicht, um ihn in eine kalte, erschreckende Klarheit zu treiben.
Buße
Das Wort kam dem Versehrten unwillkürlich in den Sinn, ließ keinen weiteren Gedanken zu. Als dann auf Fingerzeig des Hüters drei Dämonen vor den Schuldigen erschienen waren, hatte er ein Stoßgebet zu Beliar geschickt, gleichsam aber die Zwecklosigkeit dieser Geste erkannt. Was nutzte es, zu jenem Gott zu beten, dessen ‚Eigentum’ und ‚Werk’ sie gerade beschädigt hatten? Gerade der Dunkle Herr würde sie dafür zur Rechenschaft ziehen wollen, in Form des eisäugigen Schwarzmagiers und Hüter des Kastells. Als Vryces Dämon auf ihn zugeschwebt kam, musste er schwer schlucken. Sein Wunsch, sein Ziel wie auch sein Fluch der Rache … das alles verschwand in unglaublich weiter Ferne, war nur noch etwas, dass er nebenbei am Horizont seiner Gedanken ausmachte. Seine verkrüppelte Hand fing an zu schmerzen. Je näher der Dämon kam, umso kräftiger wurde es, bis die Kreatur Beliars sich genau vor ihm befand, vor ihm aufragte und aus rot glühenden Augen wie ein Seelenloser hinabblickte.
Ich bin am Ende
Während die Verkrüppelte derart schmerzte, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb, zitterte die Unversehrte geradezu wie Espenlaub, machte es nahezu unmöglich, sie auch nur zu bewegen, ohne das es lächerlich gewirkt hätte. Das Gesicht des Straßenköters zeigte erst ohnmächtige Verzweiflung, gepaart mit den Wellen des Schmerzes, dann einen kurzen Moment rasenden Zorn, dann wieder Verzweiflung, von der Art, die ein Mensch bekommt, wenn er unausweichlich dem Tode ins Auge blickt, sich gewahr wird, dass der Schöpfer nur noch einen Wimpernschlag entfernt ist. Und so war es für Vryce. Er sah dem Tod in seine roten Augen. Die Verzweiflung gründete nicht in der Unmöglichkeit einen Ausweg zu finden, sondern schlicht in der puren Angst, die der Hund vor dem Tod hatte, vor dem endgültigen Ende. Die Rache an Damien? Sein Weg hier im Kastell? Jail? Der Alte? Der Hüter? Unbedeutend und nebensächlich, im Angesicht der Ewigen Majestät des Jenseits. Machtlos, etwas dagegen tun zu können, ließ sich Vryce auf die Knie nieder. Nein, er wollte nicht betteln, nicht winseln und flehen.
Er wollte bereuen.
Das Haupt senkte sich herab, nicht mehr in der Lage, dem roten Blick standhalten zu können. Der Krüppel breitete die Arme wie zum Gebet aus, mehr jedoch eine Geste der Aufgabe vor dem unausweichlichen Tod.
„Ich …“, begann er mit einem heiseren Krächzen, „… bereue.“
Die Augen schlossen sich. Er wollte nicht die Klaue mit den rasiermesserscharfen und obsidianschwarzen Krallen auf seinen Kopf zurasen sehen. So ‚frei’ er in den Tod gehen wollte … dieser Anblick würde ihn mit wahnsinniger Furcht ins Jenseits treten lassen. Und das wollte er nicht.
Lieber von der Schwärze in die Schwärze …
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Dummkopf!... Jetzt werd ich auch noch dem Mitbringen einer Öllampe bezichtigt....
„Die Lampe stand hier einfach dumm rum“, rechtfertigte die Alte sich, doch es spielte keine Rolle mehr. Ardescion setzte etwas in Gang, was wohl mit bloßen Worten nicht mehr zu beenden war. Und selbst die Frage nach dem Ursprung des Leuchtmittels spielte hier wohl kaum eine Rolle.
„Was habt Ihr vor?“, kam es nun geängstigt geflüstert aus dem Munde der Alten, die wieder einmal Schutz hinter männlichen Schultern suchte, wobei es dieses Mal die Schulter des Hüters war. Recht agil für ein derart altes Weib schob sie ihren Leib hinter den des Großen.
„Ich trage Eure Frucht in mir. Ihr dürft mich nicht opfern“, regte Jail immer noch flüsternd an, doch eine einzige Bewegung des Hüters reichte aus, Jail wieder schutzlos im Raum stehen zu lassen.
Genau diesen Akt der Abwendung nahm das Weib jedoch nur noch aus den Augenwinkeln wahr, beobachtete Jail, wie einer der Dämonen auf Vryce zuschwebte. Langsam genug, daß die Alte sich ihren Eindrücken hin geben konnte und der Moment der vollen Ablenkung entstand. Vryce als ausgesuchtes Opfer unter den Dreien. Vryce der Jenige, der nichts besseres zu tun hatte, als beim Anblick der sich nähernden Kreatur zu schwächeln. Und als der Köter schließlich in die Knie ging, bildete sich auf dem Anlitz der Alten ein starr wirkendes Grinsen.
Langsam öffneten sich die Lippen der Alten und zeigten eine reihe brauner Zähne und in diesem Moment quitierte die Alte das plötzlich wahrgenommene Erscheinen des Dämonen Nummer zwei mit einem gellen Laut.
„Hurz!“.
Groß... majestetisch und in seiner finsteren Präsenz kaum zu übersehen, starrte die Alte in ein schier brennendes Dämonenaugenpaar, daß die nicht zu unterbindende Reaktion des Weibes ein zurück Weichen war. Mit einer Schulter vorran und dem krummen Rücken folgend, drückte die Alte geräucherte Bücher tiefer in die Regalreihe hinein und verschob sie dort in dem Maße, wie es ihr am Regal vorbei schleifender Körper forderte. Die Hand zuckte bei dem gedachten Befehl, sich schützend vor das Gesicht zu erheben und doch war das Schaudern in ihr Größer. Das lähmende Gefühl, welches aus ihren Lippen nur einen jämmerlichen Hauch trieb. Und so versuchte die Alte mit bebenden Lippen verständliche Laute zu formen.
„Ich schreib sie alle neu...“, Jail schluckte, „... die Bücher. Ääärhlich“.
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"Sieh dir mal diesen Touristen an"
"Kommt hier im Röckchen angetanzt... bestimmt ein schwuler Gardist."
"Gardist? Hah, weisst du wie lange das her ist, dass ein Gardist hier rein wollte? Gardisten kommen hier schon rein... aber nur mit den Füssen voran."
"Fragen wir ihn doch... Hey du da..."
"Ohh, jetzt ist er gekippt. Vielleicht hast du Recht. Gardisten kippen gerne mal wenn sie n bisschen durch den Sand watscheln müssen."
"Komm schon, Sportsfreund. Du schaffst es. Nur noch zwanzig Schritte bis zum sicheren Tod."
"Genau, siehst du? Wir haben's auch geschafft"
Die beiden Skelette reichten sich die Hände, schlugen einmal von oben, einmal von unten, zweimal seitlich ein, winkten dann viermal im Uhrzeigersinn und siebzehnmal im Gegenuhrzeigersinn und jubelten dann im Gleichgesang: "Steh auf, wenn du am Boden bist. Steh auf, bis du hier unten bist. Steh auf, wir woll'n dich hier vor uns knien seh'n."
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Was zum...", Kratos verschluckte seine restlichen Worte. Er hatte beim Laufen die Orentierung verloren und einfach einen Fuß vor den anderen gesetzt. Sein Wasser war alle, die Flaschen hatte er des Gewichtes wegen weggeschmissen.
Nun hörte er schon Stimmen. Es schien endgültig vorbei zu sein. Er kippte seitlich auf den warmen Wüstenboden, spürte wie sein Lebenswille schwank.
"Komm schon, Sportsfreund. Du schaffst es. Nur noch zwanzig Schritte bis zum sicheren Tod."
"Genau, siehst du? Wir haben's auch geschafft"
Der Wahnsinnige hob den Kopf, etwas dürres, bleiches schien einige Meter entfernt von ihm seltsame Handbewegungen zu vollführen. War es das? Hatte er es doch geschafft?
Die Zähne zusammenbeißend stand er auf und torkelte auf die seltsamen Gestalten zu. Selbst als er erkannte, das diese lustigen Gesellen zwei Skelette mit irrwitzigen Kronen auf dem nackten Schädel waren, hielt er nicht ein.
Bis der fliegende Sand ein großes Tor freigab, das sich geräuschlos öffnete. Der beinahe verdurstete blickte hinein und zögerte einen Augenblick.
Bevor er das Kastell betrat, blickte er die beiden untoten Geschöpfe an und schmunzelte.
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Ein Pentagram, gefolgt von einer Steinstaue schoben sich nun vor Kratos Augen. Ein Teller, der von der Statue gehalten wurde, wies scheinbar auf eine Spende hin. Doch der Wahnsinnige hatte nichts, außer zwei rostige Ketten an den Armen und seinen Lederrock. Den konnte er unmöglich abgeben und nackt durch das Kastell laufen.
Er kramte seine Beutel durch, so konnte noch ein kleines Stück Gold, einen Haufen Sand und zwei kaputte Dietriche ausfindig machen.
Er legte langsam, bis auf den Sand, Gabe für Gabe auf den steinernden Teller und verharrte einige Sekunden. Kurz bevor er sich lächerlich vorkam, spürte er eine Welle kurzer Wärme. Er war sich sicher, sein Angebot wurde angenohmen, er hoffte es jedenfalls.
Nun durchlief er staunend die ersten Räume und fand sich in einem Innenhof wieder. Die Temperaturen war hier recht angenehm, doch die seltsame Stille beunruhigte ihn.
"Hallo?", krächzte er, nun fiel ihm sein Durst wieder ein.
"Kann mir mall jemand helfen?", noch bevor das letzte Wort ausgesprochen war, schwebte eine mächtige Kreatur neben ihm. Ein Dämon.
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Lucia erwachte am Vormittag in ihrem Zimmer. Die letzten Tage vergingen schnell, Lucia hatte sich nichts größeres vorgenommen. Nach diesem kleinen Abenteuer mit Sinistro hatte sie freundlich abgelehnt, noch ein Gespräch mit ihm zu führen. Die Müdigkeit hatte sich an diesem Abend stark bemerkbar gemacht, so wollte sie auch den Hohepriester nicht weiter belästigen und ihn in aller Ruhe seinen Kastellwein trinken lassen.
Lucia schaute durch ihr Zimmer und betrachtete das Porträt. Die Sonne strahlte förmlich. Das Grün auf dem Gemälde war wunderschön und das Wasser klar. Es wurde Zeit nach Bakaresh zurück zu kehren. Sie hatte sich mit der Magie zwar vertraut gemacht, aber irgendwann müsste sie zum Grünäugigen zurück kehren und ihre Ausbildung fortführen. Lucia schnappte sich die zwei Bücher, die noch auf ihrem Pult lagen. Daraufhin sammelte sie ihre Gedanken, richtete ihre rötlich schimmernden Sterne auf die Eingangshalle und materialisierte schließlich mitten im Pentragramm, direkt vor dem versteinertem Vabun. Von dort aus lief sie in die Bibliothek, legte die Bücher auf das Lesepult und machte sie zum großen Tor des Kastells auf..
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Kataton.
Alle seine Muskeln verkrampften sich in dem Moment als die glühenden Feuerbälle in den Augenhöhlen der Höllenkreatur Cephas' Schweinsaugen fokussierten. Wie ein flammendes Schwert schien sich der sengende Blick des Dämons durch seinen Schädel zu treiben, tiefer zu dringen, und alles bare Fleisch mit dem schwarzen Feuer des dunklen Gottes zu versehren, bis nichts mehr übrig blieb außer verkohltem Gewebe.
Die Starre löste sich und der Alte sank mit weit aufgerissenen Augen und Mund auf die Knie. Ein kurzes Röcheln verließ seinen Mut, dann kippte er vorn über.
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Er stopfte sich alles in den Mund was er in den Griff bekam. Die Teller vor ihm waren gefüllt mit Speisen, die er noch nie in seinem Leben gesehen, geschweige denn gekostet hatte. Der Dämon hatte ihn kurz eingewiesen, auch wenn Kratos immer noch recht orentierungslos durch die Gegend watschelte, wusste er genau, wohin er gehen durfte und wohin er es zu unterlassen hatte.
Das seltsame an Trank und Speis' war das plötzliche auftauchen. Kaum war etwas leer gegessen, füllte es sich sofort wieder auf, kaum war sein Krug leer, schon füllte er sich innerhalb weniger Sekunden.
Der Wahnsinnige würde hier wohl nicht mehr lange verweilen, zwar gefiel ihm die Stille und Atmosphäre, doch fühlte er sich hier ein wenig fehl am Platz. Er hatte einige düstere Gestalten eilig durch die Gegend maschieren sehen, vertieft in Schriften oder ihre schwarzen Gedanken. Die Bilder an den Wänden hatten in Kratos ein seltsames Verlangen ausgelöst. Die grausamen Hingerichteten schienen in seinen Augen in jeweiliger Position attraktiver, als in ihrem lebendingem Zustand.
Außerdem hatte er etwas von einer gigantischen Biblothek gehört, brennend interessiert wollte er sofort dorthin aufbrechen, bis ihm eingefallen, dass er dem Lesen kaum Herr war.
Vielleicht würde sich einer dieser Männer doch noch zu ihm gesellen?
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Sehr interessantes Gemäuer. Hab noch nie etwas Vergleichbares gesehen...wobei ich aber auch noch nicht viel mehr, als die varantische Baukunst gesehen habe. Murmelte der Magier vor sich hin, während er durch die alten Flure des Kastells schlenderte und sich die fremde Architektur und Ausstattung zu Gemüte führte. Eine ganze Weile bewegte er sich schon Ziellos hier umher und hatte sich ein wenig umgesehen. Leider war er bei seinem Weitschweifendem Rundgang noch niemanden begegnet, der ihm bei seinem magischem Amulett hätte weiterhelfen können, geschweige denn überhaupt irgendjemandem begegnet.
Nachdem er noch ein, zwei Ecken hinter sich gelassen hatte, konnte er in einiger Meter Entfernung schon wieder die Eingangshalle sehen. Ein glücklicher Umstand, der in ihm den Gedanken reifen ließ, das Gebäude fürs Erste wieder zu verlassen und etwas frische Luft und Sonne zu tanken. Jedoch sollte ein weiterer noch glücklicherer Zufall ihn in den Speisesaal locken, denn aus eben jenem vernahm er Weithinhörbahre Ess- und Geschirrklirrgeräusche, die sein Interesse weckten.
Wenn ich mich nicht täusche, dürfte sich in diesem Raum ein Lebewesen befinden – ohne dieses jetzt schon genauer definieren zu wollen. Schlussfolgerte er anhand der Geräusche und betrat noch wenigen weiteren Schritten schließlich den Speisesaal, in dem sich - wie bereits vermutet – ein Lebewesen befand. Jenes Geschöpf machte, trotz aschfahler Haut, wilden, blutroten Tattoos und bemerkenswert kräftiger Statur einen recht menschlichen Eindruck.
Sieht mehr aus wie der Metzger des Kastells, als wie ein Schwarzmagier, aber vielleicht kennt er sich hier besser aus, als ich. Dachte der Rothaarige und näherte sich dem Unbekannten mit den Worten:
„Adanos zum Gruße! Darf man sich dazu gesellen?“
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"Mögen dir die Götter im Halse stecken bleiben!" maulte Kratos den Fremden an, der sich nun zu ihm gesellte.
Ihn beim Essen zu stören war keine gute Idee, außer man wollte gegessen werden. Doch der Magier, der einen Platz gegenüber genohmen hatte, schien ihm nicht viel Fleisch zum Kauen an sich zu besitzen, mehr ein Knochengestell.
Obwohl dem Wahnsinnigen anfangs die Interesse fehlte, fragte er ihn nun wieder gefasst:"Kannst du heilen, Magier?"
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Ein ungläubiger Metzgermeister im Kastell der berühmt berüchtigten Schwarzmagier und dazu noch einer, der sich auf ihre Kosten den Wanst voll schlägt. Schwirrte es dem Magier durch den Kopf und war sich seiner Gefühle in diesem Moment nicht sicher: sollte er seinen Gegenüber aufgrund eben Gedachtes belächeln, oder sich über die unfreundliche Erwiderung ärgern. Er wusste es nicht, runzelte deshalb vorläufig die Stirn und nahm sich vor später darüber nachzudenken, während er sich etwas nach vorne über den Tisch lehnte und mit der linken Hand seinen Kopf stützte.
„Nein, der Heilung bin ich nicht mächtig. Aber mir scheint, ihr habt ein feines Gespür, wenn es um die Erkennung von Magiern geht. Oder glaubt ihr einfach nur, dass jeder Gottgläubige mit magischen Kräften gesegnet sein muss?“ erwiderte er leicht schmunzelnd und fragte: „Aber könnt ihr mir vielleicht auch so sagen, ob und wo es hier noch Magier gibt?“
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Kratos hielt mit dem Essen ein. Sein Gegenüber war ein scharfsinniger Mann, er sollte vorsichtig sein, was er nun äußerte.
Anstatt mit Worten zu beschreiben, stand er auf und wies auf seine lange Narbe auf dem Bauch, dann auf seinen immer noch gebrochenen linken Unterarm.
"Der große Arenakampf in Bakaresh hat mir zugesetzt, wenn ihr versteht was ich meine. Entschuldigt mir mein unhöfliches Benehmen, ihr sollt wissen, dass ich seit Monaten keine richtige Nahrung zu mir genohmen habe.", meinte Kratos nun mit spitzer Zunge und verdrang die Frage der Magieahnung.
"Fleischwanzen, Ratten und Aaß.", sprach er seinem Gegnüber aus, nachdem er sein Gesprochenes für kurze Zeit verhallen ließ. "Das war meine Nahrung, die mich nun meine lange Reise am Leben gehalten hat."
Wieder verharrte er einen Moment, um seinem neuen Gesellen kurze Zeit zum Nachdenken zu überlassen.
"Man nennt mich Kratos, der Wahnsinnige.", mit diesen Worten stand er auf um seinem Gegenüber die saubere Hand zu reichen.
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„Aaras, Artefaktjäger Varants.“ Antwortete der Magier - aufgrund der plötzlichen Sinneswandlung - erstaunt und war kurz nach Kratos aufgestanden, um ihm die Hand zu reichen.
Der Wahnsinnige also…und auch noch stolz darauf. Naja, ich hörte ja bereits, dass im Kastell seltsame Gestalten umherwandeln. Dachte er und setzte sich, ebenso wie Kratos, wieder hin.
„Ja vom bakaresher Turnier habe ich gehört…also ich bin durch das Kastell geschlendert und hörte zufällig Klingengeklirr, als ich an einem Fenster vorbei kam. Normalerweise interessiere ich mich nicht für Arenakämpfe, aber als vor einiger Zeit noch das Kampfturnier in Al Shedim ausgetragen wurde, habe ich dem Spektakel auch ab und an zugeschaut. Mal ein wenig Abwechslung vom Alltag und so…“ plauderte der Rothaarige und dachte daran, dass er etwas zum Befeuchten der Kehle gebrauchen könnte. Keinen Augenblick später erschien, wie aus dem Nichts, ein Kelch mit schimmerndem Rotwein, an dem er überrascht nippte.
Ach so funktioniert das hier. Schlussfolgerte er mit einem Blick auf das Festessen Kratos. Hauptsache ich kann meine Gedanken und Wünsche im Zaum halten, obwohl ein wenig leicht bekleidete weibliche Gesellschaft nicht zu verachten wäre…
Kratos hatte nach der Kurzen Denkpause des Magiers wieder mit seinem Festschmaus begonnen, doch ansonsten geschah nichts.
Schade.
„Nun…“ nahm er das Gespräch wieder auf. „…was treibt euch eigentlich in das Kastell? Gab es in Bakaresh nichts, was euch gesättigt hätte?“
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Schallendes Gelächter belebte für einen kurzen Augenblick das tote Gemäuer.
"In Bakaresh? Ich war froh vom Erlös des Arenakampfes Wasser für meine Reise zum Kastell leisten zu können."
"Ich höre besser mit dem Essen auf", dachte der Wahnsinnige sich, sicherlich machte er einen faden Eindruck und das obwohl Eindruck eines seiner Spezialgebiete waren.
Beeindruckend fand er auch, dass sein Gegenüber, der Artefaktejäger, keinesweges durch sein Aussehen geschockt gewesen war, oder es sehr gefasst ausnahm. Ein seltsames Spektakel.
Kratos stellte das Essen nun ganz beiseite und musterte seinen Gegenüber mit seinen pigmentlosen, roten Augen. Er versuchte ihn zu durchleuchten und jegliche hinterhältige Absicht zu erkennen.
Doch vor ihm war nur ein Magier Adanos, scheinbar vollkommen friedlich gesinnt.
"Ich bin im Kastell um in der großen Biblothek zu lesen", log er. Dieser Wunsch war erst nach seiner Ankunft aufgekeimt, doch war er nicht in der Stimmung nun lange Geschichten zu erzählen.
"Doch leider beherrsche ich die Gabe des Entziffern dieser Bücher nicht. Ihr doch sicherlich. Ihr habt nicht ein wenig Zeit mir diese Kunst beizubringen?", schleimte Kratos.
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Aaras entging keineswegs der durchdringende Blick Kratos, aber erst jetzt waren ihm dessen rote Augen aufgefallen, die das eigenartige Bild des Wahnsinnigen auf erschreckend passende Art vervollständigten. Eine Anmerkung machte der Magier allerdings nicht und hielt sich auch mit körperlichen Äußerungen zurück – wer mit angesehen hatte, wie die erste positive Bezugsperson und Lehrmeister von mordlustigen Untoten in das Rech Beliars gezerrt wurde, störte sich weniger an solch Nebensächlichkeiten wie dem Aussehen anderer Leute. Zumal er selbst ab und an mal seltsame Blicke für seine Gesichtstätowierung kassierte.
„Lesen und Schreiben ist keine leichte Sache und will richtig gelernt sein. Ich weis ja nicht wie lange ihr zu brauchen glaubt, um diese Fähigkeit einigermaßen zu erlernen, aber mit einigen Monaten sollte man da schon rechnen.“ Gab Aaras zu bedenken und musste dabei unweigerlich an seine Zeit als Sklave der Assassinen zurückdenken, als er Lesen und Schreiben mit Stockschlägen eingeprügelt bekommen hatte. Zuerst natürlich die heutigen Schriftzeichen und später noch einige ältere varantische Sprachen, was sich über mehrere Jahre gezogen hatte, bis er sie einigermaßen beherrschte.
„Wenn ihr aber nur etwas Bestimmtes nachlesen möchtet, kann ich euch auch so ohne weiteres bei der Entzifferung behilflich sein.“ Meinte er und fand die Idee gar nicht so verkehrt mal in der Bibliothek nachzusehen, denn möglicherweise würden sie dort auf weitere Gesellschaft treffen.
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"Nun, euer Angebot ist verlockend, doch fehlt mir die Zeit dafür."
"Das Alphabet allein, sollte mir schon hilfreich sein.", antwortete Kratos auf seine Aussage kurze Zeit später.
Er stand auf um Richtung Biblothek loszumaschieren, für ihn konnte es nicht schnell genug losgehen. Er würde die wichtigsten Dinge lesen, die er benötigt, und sich dann nach Myrtana aufmachen. Zumindetens war das sein Plan.
Ein wenig verwundert über seiner Selbstverhalten, war er schon. Normalerweise sprach er kaum und wenn, bestand dies mehr aus Drohung und Tod. Doch der Wassermagier schien ihm recht sympatisch... Wenn er den Mund hielt.
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Und eben jenes Alphabet zu erlernen ist doch das, was am meisten Zeit benötigen wird. Kann er erst einmal die Buchstaben lesen, so wird es ihm auch leicht fallen die Worte unserer Sprache zu erkennen und mit etwas Übung auch immer schneller. Wenn es nach seinem bestreben geht, so könnte man fast meinen, dass er ein gebildeter Mann ist, doch der Weg den er dafür einschlägt ist eindeutig undurchdacht und naiv Kurzsichtig. Dachte Aaras bei den Worten des Muskelpaketes und ahnte, dass er noch einige Zeit mit diesem Kerl verbringen würde, wenn dieser nicht schon einige Kenntnisse vorzuweisen hätte.
Eiligen Schrittes folgte der Magier seinem lernwilligen Schüler in die Bibliothek und suchte sich mit ihm ein ruhiges Plätzchen. Wer da noch zwischen den Bücherregalen umherwanderte interessierte die Beiden im Moment herzlich wenig. Aaras winkte den Glatzköpfigen zu einem Lesepult, zückte ein leicht bekritzeltes Pergament aus einer Tasche und legte es auf die hölzerne Ablage. Mit geübter Hand schrieb er noch schnell und gut leserlich die Buchstaben des Alphabets nieder, bevor er sie seinem Schüler nacheinander mit nachdrücklicher Stimme deutlich vorlas und dabei inständig hoffte, dass davon etwas im Oberstübchen des Metzgers hängen blieb.
„Prägt euch die Aussprache der Buchstaben ein, sagt und denkt sie leise vor euch hin, während ihr die Zeichen nacheinander durchgeht.“, wies er Kratos an.
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Kratos sagte nichts, sondern legte die Feder an. Vorsichtig, und mit viel Feingefühl für seinen Körper, schrieb er die ersten Zeichen hin.
Viele konnte er bereits, wegen seinem Mord an dem Bandit in Khorinis. Es fiel ihm leicht sich die Zeichen einzuprägen, sie schienen bereits da zu sein. Nur ein wenig verstaubt.
Schon nach guten vierzig Minuten konnte er das Alphabet auswendig, sowie ihm jede Zugehörige Umlaute zuordnen. Ihm ging es durch den Sinn, wie wenig der Magier von einem wie ihm halten musste.
Nun bekam er die ersten Zeilen zum Vorlesen. Er hörte sich an, wie ein kleines Kind, das vor sich hin stottert. Dem Magier entfloh gerne mal ein kleines Kichern, wenn es besonders schlimm war. Die Verhöhung trieb den Wahnsinnigen zu Weißglut, wenn er nicht in den nächsten Stunden flüssig lesen konnte, würde er erst sich und dann den Magier erwürgen.
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Das Essen schmeckte gut, doch diesesmal wollte er ohne Bauchschmerzen üben können. Das Lese- und Schreibtraning mit Aaras hate sich als ein schnelles Unterfangen belegt. Kaum hatte Kratos begonnen, die ersten Zeilen flüssig zu lesen, saß er rund um die Uhr in der Biblothek und fraß Information in sich hinein.
"Zu schade, das man hier keine Bücher mitnehmen darf. Einige könnte ich sicherlich gebrauchen.", dachte der Wahnsinnige.
Diese Tiere sind ungefährlich und durch ihre Größe sehr beliebt bei Druiden. Diese können sich durch ihre Magie in diese kleine Form verwandeln um durch kleine Schlupflöcher zu kriechen. Außerdem lassen sich aus ihrem Fleisch leckere Köstlichkeiten zubereiten. Das Ragout ist hierbei wohl am bekanntesten.
Die Gier in ihm, ließ ihn ununterbrochen Skizzierungen sowie Eigenschaften und Beschreibungen von Wesen lesen, die er selbst bereits getroffen hate. Er wollte sich über die Moster bilden, die er besiegte. Das schien ihm als selbstverständlich.
Doch auch wenn seine Neugier noch so groß war, schweifte er gerne einige Augenblicke ab und dachte über seine Zukunft nach. Wie er sich sein Lebensunterhalt verdienen oder welches Land bzw. welche Stadt sein nächstes Ziel werden sollte. Immer wieder rutschte sein Blick auf die Skizzierung der Fleischwanze. Umso länger man diese zu betrachten schien, umso schneller verschwand der Ekel vor dem Tier. Er hatte diese Wesen sogar gegessen. Allerdings war ihm aufgefallen, dass die Schale extrem Feuerresistent war, man musste jedes Mal erst die Schale entfernen und das Fleisch braten zu können.
"Feuerresistent...", murmelte Kratos vor sich hin. Der Wassermagier hatte sich unweit seiner Selbst plaziert und studierte ebenfalls Schriften.
"Wieso tragt ihr eigentlich keine Kleidung? Bis auf diesen Rock, natürlich.", fragte der Gelehrte, der seinen Blick durch die Worte des Wahnsinnigen gehoben hatte.
"Kleidung... Rüstung... Feueresistent. Das ist es!", rief er, merkte sofort seinen Fehler, als er mit gehobener Stimme aufgesprungen war.
Nach einem kurzen Blick um sich, setzte er sich wieder auf seinen Platz und begann ein leeres Pergament mit seinem hoffentlich baldigen Goldverdienst zu füllen.
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